Das Haus Der Badischen Heimat in Freiburg Und Seine Farbgebung

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Das Haus Der Badischen Heimat in Freiburg Und Seine Farbgebung Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung Gerhard Kabierske Das Haus der Badischen Heimat zeigt sich seit kurzem in einem ungewohnten Kleid. Die an- nähernde Wiederherstellung der ursprünglichen Farbigkeit, wie sie der Architekt Carl Anton Meckel Mitte der Zwanziger Jahre als konstitutiven Bestandteil seiner Architektur verstanden hatte, war ein wichtiges Anliegen der gegenwärtig noch laufenden Sanierungsmaßnahmen, die der Landesverein mit beträchtlichem Aufwand betreibt. Der Beitrag beleuchtet den his- torischen Hintergrund dieser Farbgebung und den Kontext der damaligen Diskussionen, die bereits nach wenigen Jahren zu einem Umstreichen führten. Jedem Passanten in der Freiburger Hansja- die Putzfl ächen sind in dieser satten dun- kobstraße muss es auff allen: In den letzten kelroten Farbe gestrichen, sondern auch die Monaten hat sich das Erscheinungsbild des Fenstergewände. Dagegen erscheinen abge- Hauses der Badischen Heimat stark verändert. setzt in einem kontrastierenden kühlen Hell- Im Rahmen verschiedener Renovierungs- grau der Haussockel, der repräsentative säu- maßnahmen an diesem Gebäude – Münster- lenfl ankierte Portalvorbau sowie vor allem baumeisterin Yvonne Faller hat als verant- die rekonstruierten Klappläden der Fenster- wortliche Architektin bereits im letzten Heft reihe im Obergeschoss und an den einzelnen darüber berichtet – wurde auch am Äußeren Öff nungen der Giebelseiten. Die Haustüren, gearbeitet, das Dach neu gedeckt und die Fas- bislang die einzigen farbigen Akzente in ge- sade saniert.1 Dabei hat sich der Anstrich des decktem Blaugrün gehalten, greifen jetzt das Hauses auf geradezu kühne Weise in sein Ge- Fassadenrot in einer noch dunkleren Variante genteil verkehrt: Bisher kam der Bau in einem auf. zurückhaltenden grün-gelblichen Ton daher, Was hat die Badische Heimat bewogen, so der fast wie ein Tarnanstrich wirkte und das tief in den Farbeimer zu greifen? Das wird Haus trotz seiner größeren Dimensionen und sich mancher Freiburger fragen, und mit Si- aufwändigeren Bauformen in die gartenstadt- cherheit gibt es einige, die irritiert sind oder artige Wohnbebauung der Nachbarschaft ein- sich sogar ärgern, denn über Farbe lässt sich passte. Nun aber präsentiert er sich unter sei- bekanntlich nicht – oder eigentlich besser ge- nem hohen, mit dunkelbraun engobierten sagt – endlos diskutieren. Für die Beteiligten Bieberschwanzziegeln gedeckten Satteldach innerhalb des Landesvereins war die Ent- in violettem Rot, sich selbstbewusst abhebend scheidung der künft igen Außengestaltung in- von den Gebäuden der Umgebung. Nicht nur des keineswegs von persönlichem, subjektiven 278 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018 278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 278 04.06.2018 17:08:44 Das Haus der Badischen Heimat nach Wiederherstellung der ursprünglichen Farbigkeit 2018. (Foto: Gerhard Kabierske) … und wie man es in den letzten Jahrzehnten kannte. (Foto: Gerhard Kabierske) Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 279 278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 279 04.06.2018 17:08:45 Farbempfi nden oder heutiger Mode bestimmt, müssen. In der Geschäft sstelle, einem von der sondern schlichtweg davon, ob man die origi- Stadt Freiburg zur Verfügung gestellten Raum nale Farbigkeit der Erbauungszeit des Hauses im Augustinermuseum, herrschte bei zusätz- soweit als möglich wiederherstellen sollte oder lich eingestelltem Personal bald drangvolle nicht. Seit den Archivforschungen für einen Enge. An Abhilfe konnte aber in den Jahren Beitrag in der Festschrift zum 100-jährigen der Infl ation nicht gedacht werden. Als sich ab Bestehen des Landesvereins 2009 war näm- 1924 die wirtschaft liche Situation stabilisierte lich wieder ins Bewusstsein gerückt, dass das und die immer reichlicher fl ießenden Beiträge Haus der Badischen Heimat bei seiner Erbau- ein Finanzpolster schufen, zögerte der Vor- ung Mitte der 1920er-Jahre auff ällig rot ge- stand nicht, den Bau eines eigenen Hauses ins strichen war und sein Architekt darauf gro- Auge zu fassen. Dieses sollte nicht nur ein Ob- ßen Wert gelegt hatte, dieser aber keine zehn dach für eine funktionierende, auf eine weitere Jahre später entgegen seiner Überzeugung ge- Vergrößerung angelegte Geschäft sstelle bieten, zwungen wurde, einem Umstreichen des Ge- sondern in seiner Architektur auch einen pro- bäudes zuzustimmen.2 grammatischen Anspruch für Gegenwart und Zukunft demonstrieren: »Ein Wahrzeichen soll es sein für unsere Arbeit!«, schrieb Eugen Die Entstehungsgeschichte Fischer in der Emphase jener Zeit.3 des Hauses Was den Bauplatz anging, so kam die Stadt- verwaltung, die den Verein unbedingt in Frei- Die Farbgestaltung des Hauses ist eng mit des- burg halten wollte, dem Vorstand entgegen. sen Geschichte und seinem Architekten ver- Er lag zwar eher am damaligen Stadtrand, bunden, rekapitulieren wir deshalb genauer war aber mit der Straßenbahn gut zu errei- den historischen Hintergrund. Es waren die chen und bot an einer Ausfallstraße in den gesellschaft lich von Zerrissenheit, Unsicher- Schwarzwald zwischen der lockeren, durch- heit und Not bestimmten Jahre nach dem Ende grünten Wohnbebauung der Umgebung auch des Ersten Weltkriegs, die dem 1909 gegrün- die Chance, sich architektonisch in Szene deten Landesverein Badische Heimat mit sei- setzen zu können. Die Finanzierung des an- nem Eintreten für regionale Kulturgeschichte, spruchsvollen Projekts schien zunächst un- Denkmal- und Naturschutz in den südwest- problematisch. Ein erster Kostenvoranschlag deutschen Landschaft en zwischen Bodensee ging 1925 von 82 000 Mark an Baukosten aus, und Main einen ungeahnten Zulauf bescher- und man hatte innerhalb eines Jahres be- ten. Die rastlosen Aktivitäten des Landesver- reits 35 000 Mark an Eigenmitteln angespart. eins unter ihrem Geschäft sführer und zweiten Die Stadtsparkasse stellte einen Kredit über Vorsitzenden Hermann Eris Busse und dem 45 000 Mark in Aussicht, den Rest wollte man Vorsitzenden Eugen Fischer kamen den Be- über eine Umlage von einer Mark pro Mit- dürfnissen einer breiten bildungsbürgerlichen glied und den Verkauf von typografi sch an- Öff entlichkeit entgegen, die, erschrocken von sprechend gestalteten »Baustein-Scheinen« zu den Umbrüchen in Gesellschaft , Politik und je zwei Mark zusammenbekommen. Im Mai Technik, nach Kontinuität und Besinnung auf 1925 stimmte die Mitgliederversammlung traditionelle kulturelle Werte setzte, ohne sich ohne jede Gegenstimme dem ambitionierten dabei einer politischen Partei anschließen zu Projekt zu. 280 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018 278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 280 04.06.2018 17:08:46 Die Realisierung schritt ungemein rasch Ortsgruppen, badische Städte und einzelne voran. Die Pläne für das Baugesuch sind im Mitglieder bewirkten obendrein, dass sich Juni 1925 datiert und wurden in der Folge Geldgeber für die als besonderer Bauschmuck nicht mehr abgeändert. Schon am 24. Novem- gedachten schmiedeeisernen Gitter vor den ber desselben Jahres konnte Richtfest gefeiert Fenstern der Geschäft sstelle fanden. Künstle- werden, und im Juli 1926 war der Bau bereits risch gestaltete und vergoldete Initialen oder vollendet, obwohl während der Bauarbeiten Wappen erinnern noch heute an ihre Stift er. unvorhergesehene Kostensteigerungen zu be- wältigen waren und die tatsächlichen Baukos- ten sich bis zur Fertigstellung auf fast 134 000 Der Architekt Carl Anton Meckel Mark summierten. Wiederum halfen die gu- ten Kontakte zur Freiburger Stadtverwaltung. Mit der Planung und dem Bau des Hauses Sie steuerte 3000 Mark als direkte Bauhilfe hatte der Vorstand im Frühjahr 1925 den bei und genehmigte kurzfristig noch ein grö- damals 50-jährigen Architekten Carl Anton ßeres Hypothekenbaudarlehen. Appelle an Meckel beauft ragt. Eine Alternative war zu- Das Haus bei der Fertigstellung 1926 noch ohne die seitlichen Pappelpflanzungen (Die Farbige Stadt 1928, H. 2, S. 48) Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 281 278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 281 04.06.2018 17:08:46 vor nicht im Gespräch, schon gar nicht die tiv Weise auf den jeweiligen historischen und Ausschreibung eines Wettbewerbs. Meckel städtebaulichen Kontext reagierte. Schon bei konnte in Freiburg von allen Beteiligten als Friedrich von Th iersch in München hatte er der richtige Kandidat für die Aufgabe akzep- gelernt, Architektur des 18. Jahrhunderts auf tiert werden, galt er doch schon seit der Jahr- eigenständige Weise zu rezipieren. Nach 1900 hundertwende als einer der bekanntesten un- sollte seine Art der Auseinandersetzung mit ter den in der Stadt ansässigen freien Archi- anonymer Architektur des Spätbarock und tekten. Außerdem sprach für ihn, dass er über sein Festhalten an einem handwerklich ver- seine Schwester familiär mit der in Freiburg standenen Bauen zu einem wichtigen Aus- angesehenen Bankiersfamilie Krebs verbun- gangspunkt für eine zunehmend schlich- den war und Eugen Krebs als Schatzmeister tere Heimatschutzarchitektur werden, die des Vereins fungierte. Darüber hinaus hatte sich bewusst von den modischen und kurz- sich Meckel seit seiner Rückkehr als Offi zier lebigen Formspielereien des Jugendstils ab- aus dem Ersten Weltkrieg als besonders en- grenzte. Viele Schäfer-Schüler schlugen die- gagiertes Mitglied der Badischen Heimat her- sen Weg ein, in Baden gleichzeitig mit C. A. vorgetan, dem man für sein ehrenamtliches Meckel beispielsweise der bereits 1907 gestor- Eintreten für die Sache des Heimatschutzes
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