Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung

Gerhard Kabierske

Das Haus der Badischen Heimat zeigt sich seit kurzem in einem ungewohnten Kleid. Die an- nähernde Wiederherstellung der ursprünglichen Farbigkeit, wie sie der Architekt Carl Anton Meckel Mitte der Zwanziger Jahre als konstitutiven Bestandteil seiner Architektur verstanden hatte, war ein wichtiges Anliegen der gegenwärtig noch laufenden Sanierungsmaßnahmen, die der Landesverein mit beträchtlichem Aufwand betreibt. Der Beitrag beleuchtet den his- torischen Hintergrund dieser Farbgebung und den Kontext der damaligen Diskussionen, die bereits nach wenigen Jahren zu einem Umstreichen führten.

Jedem Passanten in der Freiburger Hansja- die Putzfl ächen sind in dieser satten dun- kobstraße muss es auff allen: In den letzten kelroten Farbe gestrichen, sondern auch die Monaten hat sich das Erscheinungsbild des Fenstergewände. Dagegen erscheinen abge- Hauses der Badischen Heimat stark verändert. setzt in einem kontrastierenden kühlen Hell- Im Rahmen verschiedener Renovierungs- grau der Haussockel, der repräsentative säu- maßnahmen an diesem Gebäude – Münster- lenfl ankierte Portalvorbau sowie vor allem baumeisterin Yvonne Faller hat als verant- die rekonstruierten Klappläden der Fenster- wortliche Architektin bereits im letzten Heft reihe im Obergeschoss und an den einzelnen darüber berichtet – wurde auch am Äußeren Öff nungen der Giebelseiten. Die Haustüren, gearbeitet, das Dach neu gedeckt und die Fas- bislang die einzigen farbigen Akzente in ge- sade saniert.1 Dabei hat sich der Anstrich des decktem Blaugrün gehalten, greifen jetzt das Hauses auf geradezu kühne Weise in sein Ge- Fassadenrot in einer noch dunkleren Variante genteil verkehrt: Bisher kam der Bau in einem auf. zurückhaltenden grün-gelblichen Ton daher, Was hat die Badische Heimat bewogen, so der fast wie ein Tarnanstrich wirkte und das tief in den Farbeimer zu greifen? Das wird Haus trotz seiner größeren Dimensionen und sich mancher Freiburger fragen, und mit Si- aufwändigeren Bauformen in die gartenstadt- cherheit gibt es einige, die irritiert sind oder artige Wohnbebauung der Nachbarschaft ein- sich sogar ärgern, denn über Farbe lässt sich passte. Nun aber präsentiert er sich unter sei- bekanntlich nicht – oder eigentlich besser ge- nem hohen, mit dunkelbraun engobierten sagt – endlos diskutieren. Für die Beteiligten Bieberschwanzziegeln gedeckten Satteldach innerhalb des Landesvereins war die Ent- in violettem Rot, sich selbstbewusst abhebend scheidung der künft igen Außengestaltung in- von den Gebäuden der Umgebung. Nicht nur des keineswegs von persönlichem, subjektiven

278 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 278 04.06.2018 17:08:44 Das Haus der Badischen Heimat nach Wiederherstellung der ursprünglichen Farbigkeit 2018. (Foto: Gerhard Kabierske)

… und wie man es in den letzten Jahrzehnten kannte. (Foto: Gerhard Kabierske)

Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 279

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 279 04.06.2018 17:08:45 Farbempfi nden oder heutiger Mode bestimmt, müssen. In der Geschäft sstelle, einem von der sondern schlichtweg davon, ob man die origi- Stadt Freiburg zur Verfügung gestellten Raum nale Farbigkeit der Erbauungszeit des Hauses im Augustinermuseum, herrschte bei zusätz- soweit als möglich wiederherstellen sollte oder lich eingestelltem Personal bald drangvolle nicht. Seit den Archivforschungen für einen Enge. An Abhilfe konnte aber in den Jahren Beitrag in der Festschrift zum 100-jährigen der Infl ation nicht gedacht werden. Als sich ab Bestehen des Landesvereins 2009 war näm- 1924 die wirtschaft liche Situation stabilisierte lich wieder ins Bewusstsein gerückt, dass das und die immer reichlicher fl ießenden Beiträge Haus der Badischen Heimat bei seiner Erbau- ein Finanzpolster schufen, zögerte der Vor- ung Mitte der 1920er-Jahre auff ällig rot ge- stand nicht, den Bau eines eigenen Hauses ins strichen war und sein Architekt darauf gro- Auge zu fassen. Dieses sollte nicht nur ein Ob- ßen Wert gelegt hatte, dieser aber keine zehn dach für eine funktionierende, auf eine weitere Jahre später entgegen seiner Überzeugung ge- Vergrößerung angelegte Geschäft sstelle bieten, zwungen wurde, einem Umstreichen des Ge- sondern in seiner Architektur auch einen pro- bäudes zuzustimmen.2 grammatischen Anspruch für Gegenwart und Zukunft demonstrieren: »Ein Wahrzeichen soll es sein für unsere Arbeit!«, schrieb Eugen Die Entstehungsgeschichte Fischer in der Emphase jener Zeit.3 des Hauses Was den Bauplatz anging, so kam die Stadt- verwaltung, die den Verein unbedingt in Frei- Die Farbgestaltung des Hauses ist eng mit des- burg halten wollte, dem Vorstand entgegen. sen Geschichte und seinem Architekten ver- Er lag zwar eher am damaligen Stadtrand, bunden, rekapitulieren wir deshalb genauer war aber mit der Straßenbahn gut zu errei- den historischen Hintergrund. Es waren die chen und bot an einer Ausfallstraße in den gesellschaft lich von Zerrissenheit, Unsicher- Schwarzwald zwischen der lockeren, durch- heit und Not bestimmten Jahre nach dem Ende grünten Wohnbebauung der Umgebung auch des Ersten Weltkriegs, die dem 1909 gegrün- die Chance, sich architektonisch in Szene deten Landesverein Badische Heimat mit sei- setzen zu können. Die Finanzierung des an- nem Eintreten für regionale Kulturgeschichte, spruchsvollen Projekts schien zunächst un- Denkmal- und Naturschutz in den südwest- problematisch. Ein erster Kostenvoranschlag deutschen Landschaft en zwischen Bodensee ging 1925 von 82 000 Mark an Baukosten aus, und Main einen ungeahnten Zulauf bescher- und man hatte innerhalb eines Jahres be- ten. Die rastlosen Aktivitäten des Landesver- reits 35 000 Mark an Eigenmitteln angespart. eins unter ihrem Geschäft sführer und zweiten Die Stadtsparkasse stellte einen Kredit über Vorsitzenden Hermann Eris Busse und dem 45 000 Mark in Aussicht, den Rest wollte man Vorsitzenden Eugen Fischer kamen den Be- über eine Umlage von einer Mark pro Mit- dürfnissen einer breiten bildungsbürgerlichen glied und den Verkauf von typografi sch an- Öff entlichkeit entgegen, die, erschrocken von sprechend gestalteten »Baustein-Scheinen« zu den Umbrüchen in Gesellschaft , Politik und je zwei Mark zusammenbekommen. Im Mai Technik, nach Kontinuität und Besinnung auf 1925 stimmte die Mitgliederversammlung traditionelle kulturelle Werte setzte, ohne sich ohne jede Gegenstimme dem ambitionierten dabei einer politischen Partei anschließen zu Projekt zu.

280 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 280 04.06.2018 17:08:46 Die Realisierung schritt ungemein rasch Ortsgruppen, badische Städte und einzelne voran. Die Pläne für das Baugesuch sind im Mitglieder bewirkten obendrein, dass sich Juni 1925 datiert und wurden in der Folge Geldgeber für die als besonderer Bauschmuck nicht mehr abgeändert. Schon am 24. Novem- gedachten schmiedeeisernen Gitter vor den ber desselben Jahres konnte Richtfest gefeiert Fenstern der Geschäft sstelle fanden. Künstle- werden, und im Juli 1926 war der Bau bereits risch gestaltete und vergoldete Initialen oder vollendet, obwohl während der Bauarbeiten Wappen erinnern noch heute an ihre Stift er. unvorhergesehene Kostensteigerungen zu be- wältigen waren und die tatsächlichen Baukos- ten sich bis zur Fertigstellung auf fast 134 000 Der Architekt Carl Anton Meckel Mark summierten. Wiederum halfen die gu- ten Kontakte zur Freiburger Stadtverwaltung. Mit der Planung und dem Bau des Hauses Sie steuerte 3000 Mark als direkte Bauhilfe hatte der Vorstand im Frühjahr 1925 den bei und genehmigte kurzfristig noch ein grö- damals 50-jährigen Architekten Carl Anton ßeres Hypothekenbaudarlehen. Appelle an Meckel beauft ragt. Eine Alternative war zu-

Das Haus bei der Fertigstellung 1926 noch ohne die seitlichen Pappelpflanzungen (Die Farbige Stadt 1928, H. 2, S. 48)

Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 281

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 281 04.06.2018 17:08:46 vor nicht im Gespräch, schon gar nicht die tiv Weise auf den jeweiligen historischen und Ausschreibung eines Wettbewerbs. Meckel städtebaulichen Kontext reagierte. Schon bei konnte in Freiburg von allen Beteiligten als Friedrich von Th iersch in München hatte er der richtige Kandidat für die Aufgabe akzep- gelernt, Architektur des 18. Jahrhunderts auf tiert werden, galt er doch schon seit der Jahr- eigenständige Weise zu rezipieren. Nach 1900 hundertwende als einer der bekanntesten un- sollte seine Art der Auseinandersetzung mit ter den in der Stadt ansässigen freien Archi- anonymer Architektur des Spätbarock und tekten. Außerdem sprach für ihn, dass er über sein Festhalten an einem handwerklich ver- seine Schwester familiär mit der in Freiburg standenen Bauen zu einem wichtigen Aus- angesehenen Bankiersfamilie Krebs verbun- gangspunkt für eine zunehmend schlich- den war und Eugen Krebs als Schatzmeister tere Heimatschutzarchitektur werden, die des Vereins fungierte. Darüber hinaus hatte sich bewusst von den modischen und kurz- sich Meckel seit seiner Rückkehr als Offi zier lebigen Formspielereien des Jugendstils ab- aus dem Ersten Weltkrieg als besonders en- grenzte. Viele Schäfer-Schüler schlugen die- gagiertes Mitglied der Badischen Heimat her- sen Weg ein, in Baden gleichzeitig mit C. A. vorgetan, dem man für sein ehrenamtliches Meckel beispielsweise der bereits 1907 gestor- Eintreten für die Sache des Heimatschutzes bene Karlsruher Architekturprofessor Fried- dankbar war. rich Ratzel und schließlich ab 1907 der nach 1875 als Sohn des bedeutenden Neogotikers Karlsruhe berufene Friedrich Ostendorf, der Max Meckel in Frankfurt geboren, hatte C. A. ebenfalls als Neugotiker begann, um dann Meckel Mitte der 1890er-Jahre in Karlsruhe kurz vor dem Ersten Weltkrieg als wichtigster bei Carl Schäfer und in München bei Fried- Th eoretiker der »Um-1800-Bewegung« in sei- rich von Th iersch studiert, um sehr schnell nen Schrift en die Architektur zwischen Spät- im Büro seines Vaters tätig zu werden, der barock und Klassizismus als Orientierung zur damals von Freiburg aus als erzbischöfl icher Entwicklung einer Formensprache der Zu- Baumeister für viele bedeutende Kirchen- kunft zu empfehlen. projekte in Baden verantwortlich zeichnete.4 Der jüngere Meckel konnte sein Talent im- Nachdem es mit dem Ordinariat immer häu- mer dann am besten einsetzen, wenn er bei fi ger zu Konfl ikten gekommen war, machte Auft rägen eigene Erfi ndung mit alter Bau- sich Max 1900 gemeinsam mit Carl Anton in substanz oder einer historisch bedeutenden Freiburg selbstständig. Schon längere Zeit vor Nachbarschaft zu verbinden hatte. Quali- dem Tod Max Meckels 1910 übernahm der tätvolle Beispiele sind in Freiburg dafür noch Sohn mehr und mehr die fl orierenden Ge- heute das Bankhaus Krebs am Münsterplatz schäft e des Büros, das zwar schwerpunktmä- aus dem Jahr 1905, die Fassadengestaltun- ßig im Breisgau tätig war, aber mit Bauten und gen des Großen und Kleinen Meyerhofs von Wettbewerbsprojekten bis nach Ulm, Frank- 1906–1908 oder Umbau und Erweiterung furt, Dresden, Leipzig und Danzig reüssierte. des Hauses zum Walfi sch für die Stadtspar- Entwarf C. A. Meckel zunächst auch in kasse von 1911. Sein markantester Freiburger der für den Vater charakteristischen mittel- Bau der Zeit vor 1914 ist freilich das Herder- alterlichen Formensprache, so legte er sich Gebäude in der Habsburger Straße, das Verlag bald eine barockisierende Handschrift zu, und Druckerei in einem riesigen palazzoarti- mit der er undogmatisch und überaus krea- gen Bauwerk zusammenfasst.

282 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 282 04.06.2018 17:08:46 Wenn Meckel auch allen modernen Form- Vorkämpfer der Bewegung für mehr Farbe tendenzen vom Jugendstil bis zum Neuen im Stadtbild zu engagieren, die sich seit der Bauen äußerst kritisch gegenüberstand,5 so Jahrhundertwende etabliert hatte, um im Ex- konnte er sich doch für innovative Bautech- pressionismus der Zwanziger Jahre ihren Hö- niken erwärmen. Ausgerechnet dem Beton hepunkt zu fi nden. Und Meckel tat dies nicht galt sein besonderes Interesse, und schon nur dadurch, dass seine Bauten in Freiburg früh fand dieser Werkstoff Eingang in sein und anderswo durch besondere Farbigkeit Bauen, und das nicht nur bei konstruktiven auffi elen, sondern dass er sich intensiv mit der Teilen, sondern gerade auch beim Baudekor. Frage der Dauerhaft igkeit von farbigen An- Hier war vor allem die enge Zusammenar- strichen beschäft igte, Vorträge hielt, an Ta- beit mit Heinrich Brenzinger fruchtbar, nach gungen des fi nanziell stark von der deutschen 1900 Inhaber des 1876 vom Vater gegründe- Farbenindustrie geförderten »Bundes zur För- ten Freiburger Bauunternehmens Brenzinger derung der Farbe im Stadtbild« teilnahm und & Cie., der die Firma zu einer der führenden für dessen Organ »Die farbige Stadt« Zeit- deutschen Firmen für künstlerisch gestalteten schrift enartikel verfasste.7 Dabei scheute er Betonwerkstein machte, der aber in Freiburg sich auch nicht, Verbündete zu suchen, die auch als Kunstmäzen und zudem als Förderer dem ihm eigentlich entgegengesetzten Lager der Badischen Heimat auft rat.6 Zeigte Meckel der deutschen Architekturavantgardisten an- Beton off en als Gliederungselement an Fas- gehörten. Leider ist die Quellenlage schlecht, saden seiner Neubauten, so nahm die Ober- und man kann Meckels Kontakte heute nicht fl äche allerdings immer durch Zuschlagstoff e, mehr im Einzelnen nachvollziehen. Durch Einfärbung sowie steinmetzartige Überar- Zufall dokumentiert ist aber, dass er einen beitung die Wirkung von Naturstein an. Erst Text »Zur Technik der Fassadenmalerei«, der spät, 1928–1930, und als Ausnahmeerschei- Anfang der Zwanziger Jahre entstanden sein nung in seinem Werk, wagte er bei der Kir- muss, an keinen geringeren als an che St. Konrad im Freiburger Norden, nahe sandte, 1922–1924 Stadtbaurat in seinen gleichzeitig entstehenden barockisie- und berühmt-berüchtigt wegen seiner ex- renden Sozialwohnungsbauten, einen reinen pressionistischen Farbexperimente im dorti- Sichtbetonbau mit unbehandeltem Äußeren, gen Stadtbild, die deutschlandweit für Auf- an dem sich die Schalungsbretter roh abzeich- sehen sorgten. »Sehr geehrter Herr Kollege«, nen. Mit diesem Bau, im Inneren von unver- diente Meckel sich im Anschreiben Taut an: kennbar expressionistischer Raumwirkung, »Anbei einige Ausführungen über die Tech- übersprang er überraschenderweise leichtfü- nik der Fassadenmalerei, wie ich sie in lang- ßig den langen Schatten des Historismus, dem jähriger Erfahrung kennen gelernt habe. Hof- sonst sein gesamtes Schaff en verhaft et blieb. fentlich gewinnen Sie der Farbe in der Archi- tektur dort recht viele Freunde und es würde mich sehr freuen, wenn ich hier einmal von C. A. Meckel Ihnen Ausführungen hören könnte.«8 Ob der und die farbige Architektur Austausch intensiver geworden ist, wissen wir nicht, aber man darf in Carl Krayl, der 1912– Carl Anton Meckels Hang zum Konservati- 1914 im Büro Meckel in Freiburg beschäft igt ven hielt ihn auch nicht davon ab, sich als ein war und später zum Mitarbeiterstab von Taut

Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 283

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 283 04.06.2018 17:08:46 in Magdeburg gehörte und selbst zu einem noch irgendwie hinzugefügt werde, sondern der Hauptvertreter des architektonischen Ex- sie ihm in der allerersten Entwurfsstufe be- pressionismus avancierte, eine wichtige Ver- reits vor Augen stünde.11 Meckels detaillierte bindungsperson vermuten.9 Beschreibungen der Farbe seines Bankhauses Wie in seiner Architektur, so fußte auch Krebs, der beiden Meyerhöfe, der Sparkasse Meckels Beschäft igung mit der Farbe freilich und der Herder’schen Verlagsanstalt machen nicht in der individualistischen Kunst des Ju- deutlich, dass diese glücklicherweise erhalten gendstils oder gar im Expressionismus, son- gebliebenen und auch farbig gefassten Bau- dern in der späthistoristischen Architektur ten heute, nach den vielen Renovierungen der 1890er-Jahre. Nachdem in den Gründer- des vergangenen Jahrhunderts, nur noch un- jahren in der damals vorherrschenden Neo- gefähr die ehemalige Polychromie zeigen. So renaissance italienischer Prägung Naturstein überliefert das heutige Grün des Bankhauses als einzig wahres Fassadenmaterial erachtet Krebs keineswegs den von Meckel gewollten wurde und Putz allenfalls mit Anstrichen in originalen Zustand, der sehr viel diff eren- Natursteintönen denkbar war, kam mit der zierter war. Zweifellos war aber ein dunkles Rezeption der sogenannten Deutschrenais- Rot die von Meckel bevorzugte und in Bezug sance auch wieder die Kunst der Fassaden- auf Freiburg von ihm auch historisch herge- fassung und -bemalung ins Blickfeld, wie sie leitete Farbe. Dieser Farbton, vor dem Ersten im 16. Jahrhundert nördlich der Alpen ihren Weltkrieg auch anderswo in Mode gekom- Höhepunkt hatte. In einem Vortrag, den Me- men, wurde off ensichtlich derart mit seiner ckel im Februar 1927 vor dem Freiburger Ge- Person in Verbindung gebracht, dass der Ar- werbeverein über »Die Farbe in der Architek- chitekt von einer Mannheimer Zeitung 1919 tur« hielt und der in einem 25-seitigen Typo- sogar als der »Urheber der Rotseuche« erklärt skript im Wortlaut erhalten ist, zeichnet der wurde, was auf seinen vehementesten Wider- Architekt seine Sicht der Anfänge der Farb- spruch stieß.12 Dass nach dem Krieg die Farbe bewegung nach.10 Off enbar war er in seinen in der Stadt zu einer allgemeinen Erscheinung Studienzeiten geprägt worden vom Wettbe- geworden sei, zu seinem Leidwesen »vielfach werbsentwurf eines Kunstmalers Martin für in eine grelle Buntheit ausartend«, begrün- die Fassade des Frankfurter Römers, von Carl dete er psychologisch: »Nach all’ dem Elend, Schäfers viel diskutierter Farbfassung von das der Krieg und die Nachkriegszeit über Jung-St.-Peter in Straßburg, den polychromen uns gebracht hat, entstand wohl das Bedürfnis Neubauten seines Münchner Lehrers Gabriel nach Farbigkeit doppelt aus dem Gefühl der von Seidl und nicht zuletzt in Freiburg vom Lebensbejahung und des Wiederaufb aus her- Neuanstrich der Franziskanerkirche nach aus.«13 Den gleichen Zeitgeist sah er am Werk dem Entwurf seines Vaters Max Meckel so- für die neue Farbigkeit in der Mode. Bewun- wie den Fassadenbemalungen von Basler Hof derte er auch die vermeintlich farbige Stadt und Altem Rathaus durch Fritz Geiges. des Mittelalters und der frühen deutschen Selbst Architekt geworden, gehörten außer- Neuzeit, so wollte er aus dem Blickwinkel von gewöhnliche Farbfassungen immer zu einem 1927 diese überraschenderweise keineswegs festen Bestandteil seiner Bauten. Ausdrücklich rekonstruiert wissen: »Wir haben heutzutage betonte er im Vortrag, dass Farbe für ihn nicht aber mit ganz anderen Verhältnissen zu rech- etwas sei, was nach Fertigstellung eines Baues nen wie in alter Zeit. Der gesteigerte Verkehr

284 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 284 04.06.2018 17:08:46 mit seinen mannigfachen Aeußerungen, die Weise erfolgt, aber ohne alles Überfl üssige.« Reklame […] stellen an Platz- und Strassen- Und im Hinblick auf die besonderen formalen wände andere Anforderungen wie früher. Es Ansprüche bei diesem Auft rag äußert er: »Das geht deshalb nicht an, die Vorbilder alter Zeit Äußere und Innere des Hauses trägt den For- ohne Prüfung zu kopieren. Selbst die Denk- derungen Rechnung, die man an ein muster- malpfl ege darf das nicht bei der Wiederher- gültiges Beispiel deutscher heimatlicher Bau- stellung alter Bauten. Das sich in der Straße weise stellen kann.«15 abspielende moderne Leben muss in den In Wirklichkeit stellt sich der Bau über Platz- und Strassenwänden seine Resonanz kompaktem querrechteckigem Grundriss fi nden, soll es nicht ohne Beziehung zu die- dem Betrachter damals wie heute viel kom- sem bleiben und wie ein Schattenspiel auf ei- plexer dar: Schon in seiner Höhe, mit seinem ner weissen Wand wirken. […] Darin liegt ein ungewöhnlich steilen Dach und den beiden Hauptproblem der Gestaltung des Stadtbildes ebenso steilen, von Kaminen bekrönten seit- und es ist klar, dass an diese Lösung nur der lichen Giebeln dominiert es über die Wohn- Baukünstler und Städtebauer, der das Ganze häuser entlang der Hansjakobstraße. Gemah- überblickt und der die Funktion der Farbe nen Dach und Giebel an anonyme Architektur kennt und Farbensinn hat, herantreten kann. des späten Mittelalters, wie man sie im alten […] Es kann […] dem Einzelnen nicht nach Freiburg selbst fand und in wenigen Beispie- Gutdünken überlassen bleiben, wie er sein len noch fi ndet, so orientiert sich die streng Haus anstreichen will. Eine Einheitlichkeit symmetrische siebenachsige Hauptfront mit des Wollens, Fühlen und Denkens ist bei der dem repräsentativen, von toskanischen Säulen Anwendung der Farbe im Stadt- und Land- fl ankierten und von einem Balkon bekrönten schaft sbild unbedingt erforderlich.«14 Portal am barocken Schlossbau. Gleich einem Herrenhaus des 18. Jahrhundert manifestiert das Bauwerk seinen höheren Rang über die Das Haus in seiner Zeit daneben wie Domestiken- oder Wirtschaft s- gebäude einer Gutsanlage wirkende Nachbar- In ungemein sachlichen Worten äußert sich bebauung. Eine gewisse Verwandtschaft mit Meckel nach Fertigstellung selbst über sei- heimatlichen Adelssitzen des 18. Jahrhun- nen Neubau für die Badische Heimat: Er re- derts im Breisgau und im Markgräfl erland ist feriert trocken über Grundfl ächenmaße, augenscheinlich, etwa zum nahen Schloss Eb- Stockwerkshöhen, Erschließung und Zent- net, zu Schloss Rimsingen oder Bürgeln, wo- ralheizung, Funktionen der einzelnen Stock- bei freilich keines dieser Beispiele direkt zi- werke und ihrer Räume sowie die eingeplante tiert wird. Raffi niert wird der schlossartige Möglichkeit, bei weiterem Bedarf die große Charakter durch die architektonische und Wohnung im Obergeschoss auch für die Ge- gärtnerische Gestaltung des Umfeldes gestei- schäft sstelle zu nutzen oder im entgegenge- gert. So begrenzt das Grundstück von nur gut setzten Fall, wenn der Verein in Zukunft nicht fünfh undert Quadratmetern auch ist, bei dem reüssieren sollte, die Erdgeschossräume ohne rund um das Haus nicht viel mehr als übliche große Umbauten einer Wohnnutzung zuzu- Vorgartenstreifen bleiben, es wird doch als führen. Lapidar vermeldet er: »Die Ausfüh- barocke Bühne inszeniert: Den Vorplatz, der rung ist in durchaus solider und sorgfältiger zum Portal führt, fl ankieren am Straßenrand

Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 285

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 285 04.06.2018 17:08:46 zwei mächtige Steinkugeln. Zwei prächtige den und gleichermaßen sichernden Fenster- schmiedeeiserne Tore zwischen obeliskenge- gitter suggerieren. Einlass erhält man durch schmückten Pfeilern begrenzen die Parzelle das neugierig machende, aber auch Distanz zur Rechten und Linken. Sie geben den Weg wahrende Portal. Die Fassadenzone darüber frei in Zufahrten, die an den Giebelseiten ent- ist durch die geringere Höhe als untergeord- lang hinter das Haus führen. Viertelkreisför- netes Geschoss zu erkennen. Das schmiede- mig gebogene Mauern verbinden die seitli- eiserne Geländer des Mittelbalkons erscheint chen Tore mit dem zurückliegenden Haus, eher als Krone dem darunter liegenden Portal so dass sich der Vorplatz wie ein kleiner Eh- zugehörig denn als besonderer Schmuck des renhof präsentiert. Auch die Baumpfl anzun- Obergeschosses. »Profane« Klappläden, die gen sollten Raum in barockem Sinn defi nie- es unten nicht gibt, verweisen auf die Wohn- ren: Schlanke, hohe Pappeln, symmetrisch nutzung. Sie füllen die gesamten Wandfelder entlang den Grundstücksgrenzen rechts und zwischen den Fenstern und lassen mit diesen links gereiht, unterstützten bis in die 1990er- zusammen die erste Etage auf gestalterisch ei- Jahre die architektonische Wirkung des Hau- genwillige Weise als horizontal durchgehen- ses mit ihrer seitlich in die Tiefe führenden des Band wirken – ein Motiv, wie wir es – frei- Grünkulisse. Von Hecken unterschiedlicher lich in anderer Form und Materialität – aus Höhe begrenzt, war selbst der Nutzgarten auf der gleichzeitigen Avantgardearchitektur der der Rückseite geometrisch gestaltet, wenn- Zwanziger Jahre kennen. gleich in der additiven Reihung einzelner Be- Wie es das geschilderte Engagement Me- reiche hier eher ein Echo der zeitgenössischen ckels für die Farbe in der Architektur nicht Gartenarchitektur Max Laeugers zu spüren anders erwarten lässt, so sollte sie auch bei gewesen sein dürft e.16 diesem Auft rag eine zentrale Rolle spielen. Gibt sich das Haus auch traditionell, histo- In der Zeitschrift »Die farbige Stadt« veröf- ristisch in einem akademisch-dogmatischen fentlichte er zwei Jahre nach der Fertigstel- Sinn ist es nicht, wie schon die sehr eigene lung einen ausführlichen Text, der seine Mischung von spätbarockem Gebäudetyp Absicht, den Bau im komplementären Kon- und eher mittelalterlichem Dach zeigt. Me- trast zum Grün der Natur zu sehen, erken- ckel war nicht daran gelegen, ein Schlöss- nen lässt: »Den Hintergrund [des Hauses] chen des 18. Jahrhunderts zu kopieren, um bilden die bewaldeten Hänge des Bromberg- dann mehr schlecht als recht eine moderne kopfes, gegenüber dehnen sich umfangreiche Funktion hineinzupressen. Die Nutzung des Gärten, den Blick schließen die bewaldeten Hauses zeichnet sich durchaus an der Fas- Hänge des Hirtzberges und des Roßkop- sade ab: Nicht das Obergeschoss ist die »Bel- fes. Mit Rücksicht auf diese Umgebung und etage« wie bei einem Schloss, sondern das auch meiner Gepfl ogenheit gemäß habe ich Erdgeschoss, dort wo die Geschäft sstelle der das Haus stark farbig entworfen. Die Flächen Badischen Heimat untergebracht ist. Die im sind leuchtend violettrot gestrichen. Sockel, Unterschied zum ersten Stockwerk deutlich Portalumrahmung, Einfriedigungsmauern, höheren Fenster zeigen, dass sich unten die Torpfeiler, Läden, Dachgauben, das Holz- Hauptfunktion abspielt. Dort erwartet den werk der Fenster, Dachkanäle und Abfall- Besucher etwas Besonderes, etwas Wertvol- rohre in weichem Silbergrau. Ich bin, wie ich les und Schützenswertes, wie die schmücken- das für richtig halte und mir zur Gewohn-

286 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 286 04.06.2018 17:08:46 Rest der starken Farbigkeit auch im Hausinneren: ursprünglich zitronengelbe Decken im Vorraum und Flur der Geschäftsstelle sowie im Treppenhaus (Foto: Gerhard Kabierske)

hergestellt worden – kommt er nochmals auf den grünen Naturkontext zu sprechen: »Für die Erscheinung des Baues sind […] Pappel- reihen, die links und rechts neben den seitli- chen Mauern hinter den Einfahrtstoren das Fassadendetail (Foto: Hans-Christian Pauly) Haus fl ankieren, von Wichtigkeit.«17 Der Artikel überliefert aber auch, dass Me- ckel nicht nur die Fassade kräft ig anstrich, heit gemacht habe, mit sehr wenigen Farben sondern das Haus insgesamt im Hinblick ausgekommen, denn neben den angeführten auf Farbigkeit als künstlerische Einheit sah: zwei Haupttönen sind nur noch für das Ei- »Wie das Äußere, so ist auch das Innere far- senwerk ein leicht ins Grünliche spielendes big gehalten. Wände und Decken der Flure Schwarz und einige Vergoldungen verwen- und des Treppenhauses in einem starken det. Die Anstriche waren gleich bei der Pla- Zitronengelb, das Holzwerk in Silbergrau. Die nung festgelegt worden. Die bündig mit den Zimmer haben z. T. ebenfalls farbige Anstri- Putzfl ächen versetzten Fensterumrahmun- che in verschiedenen Tönen erhalten.«18 Von gen und die Fensterbänke wurden daher in dieser Fassung hat sich sichtbar nichts überlie- rötlich eingefärbten Betonwerkstein ausge- fert, die Farbbefunde dürft en allerdings unter führt, der Sockel und die Portalarchitektu- späteren Farbschichten und Rauhfasertapeten ren sowie die Werksteine der Einfriedigung noch detailliert nachweisbar sein. Original- in grauem Betonwerksteinen. Das Dach ist reste, die durch das Auswechseln von Decken- mit dunklen graubraunen Biberschwanzzie- lampen im Vorraum und im Flur des Erdge- geln unter Verwendung von Haarkalkmör- schosses zutage getreten sind, erstaunen den tel gedeckt.« Nach der genauen Schilderung aufmerksamen Betrachter im Hinblick auf von Putz und Anstrichqualität – die Farbe die Intensität des erwähnten Zitronengelbs war von den Industriewerken Lohwald eigens und lassen ahnen, wie expressiv die Räume

Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 287

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 287 04.06.2018 17:08:46 der Geschäft sstelle auf die Besucher gewirkt ihrem Schaff en durchaus unterschieden und haben müssen. sich über die Jahrzehnte auch weiterentwi- Meckels Architektur und speziell das Haus ckelten. Das Haus der Badischen Heimat war der Badischen Heimat als für die Erbauungs- für Meckel beispielsweise keineswegs End- zeit veraltet zu abzutun und sie im Vergleich punkt seiner stilistischen Entwicklung. Die mit gleichzeitig entstandenen Bauten, etwa barocke Schmuckfreude, die sich hier noch ’ Bauhaus in Dessau, als rück- ausdrückte, sollte im Spätwerk bis zu seinem ständig entlarven zu wollen, wäre auch in Tod 1938 schlichteren Formen weichen. Er soll anderer Hinsicht zu kurz gegriff en. Abseits das Haus in der Hansjakobstraße wegen des der schmalen Speerspitze einer revolutionä- opulenten Portals, der Tore und Gitter später ren Avantgarde, die sich Mitte der Zwanziger selbst als »eine etwas zu fette Kost« charakte- Jahre in der Adaption von Formen aus dem risiert haben.19 Industriebau und einem Th eoriegebäude des Funktionalismus auf die Suche nach einer neuen Ästhetik der von der Heimatschutz- Der Streit um die Farbe bewegung bekämpft en Massengesellschaft machte, verliefen die zeitgenössischen Ent- Die Pressevertreter, denen man den gerade wicklungstendenzen äußerst komplex. Durch bezogenen Neubau am 30. August 1926 vor- den Vater und das eigene Studium noch im gestellt hatte, reagierten weitgehend positiv.20 Historismus wurzelnd, versuchte C. A. Me- Einzig der Anstrich der Fassade, jene »kardi- ckel wie viele andere Vertreter seiner Gene- nalrote Bemalung« schien trotz aller vom Ar- ration der Lebensreformbewegungen des chitekten gemachten Verweise auf die lokale frühen 20. Jahrhunderts zu einem Bauen zu Freiburger Tradition farbig gefasster Bauten fi nden, das in bewusster Abkehr von schnell- für manche Zeitgenossen problematisch. Die lebigen Moden über kreativen Umgang und Freiburger Tagespost wurde in dieser Hin- Neuinterpretation von Traditionen dauer- sicht deutlich und meldete: »Es soll allerdings haft e Qualität in Gestalt und Ausführung schon Leute gegeben haben, auf die der rote garantieren sollte. Dass Freiburg heute allge- Anstrich des Hauses gewirkt hat wie ein rotes mein als schöne Stadt gilt, in der es sich le- Tuch auf einen wilden Stier. Und der Schreiber ben lässt, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass dieses hat selbst schon Leute gesehen, die ih- hier über alle gesellschaft lichen Brüche, alle ren Kopf geschüttelt haben beim Anblick des technischen und funktionalen Wandlungen roten Giebels, der so scharf und feingliedrig und selbst über die Zerstörungen des Zwei- in den Himmel ragt.«21 Im Vereinsorgan gab ten Weltkriegs hinweg das Gemeinwesen bau- Eugen Fischer zu, dass das Gebäude »eigen- lich über das gesamte 20. Jahrhundert hinweg artig, für viele auff ällig in seinem satten roten von Architekten geprägt wurde, die nicht Ton« dastehe und versuchte, dies mit der be- auf radikalen Bruch, sondern auf Weiterent- sonderen Künstlerschaft des »Meisters« Me- wicklung und Besinnung auf lokale Identität ckel zu begründen.22 setzten. In Freiburg sind dafür in der ersten Dass das Haus in seiner farbigen Erschei- Jahrhunderthälft e vor allem Namen wie Karl nung für Künstler interessant sein konnte, do- Gruber und Joseph Schlippe, aber eben auch kumentiert ein Gemälde des Karlsruher Ma- C. A. Meckel synonym, auch wenn sie sich in lers Karl Brutzer,23 das sich noch heute im Be-

288 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 288 04.06.2018 17:08:46 sitz der Badischen Heimat befi ndet. Es muss bald nach der Fertigstellung entstanden sein, da es das Haus in einigem Abstand noch ohne die bald darauf errichtete Nachbarbebau- ung zeigt. Hinter einer dichten Reihe dunk- ler Tannen lugt in der Komplementärfarbe Rot das Gebäude mit seinem hohen brau- nen Dach hervor, das sich wiederum vor dem grünen Umriss der Bergsilhouette im Hinter- grund abzeichnet – geradezu ein Idealbild der Meckel’schen Maximen vom farbigen Haus in seiner Umgebung. Die dennoch latenten Vorbehalte gegen das Rot ihres Hauses sollten nachträglich zu ei- ner besonderen Belastungsprobe für die Ba- dische Heimat werden. Schon 1931, nur fünf Jahre nach Fertigstellung, machte C. A. Me- ckel darauf aufmerksam, dass der Anstrich in manchen, der Sonne besonders ausge- setzten Bereichen schon sehr verblichen sei Das Haus in seiner Umgebung unmittelbar und deshalb dringend einer Auff rischung nach Errichtung. Ölgemälde von Karl Brutzer bedürfe.24 Off enbar hatte man 1926 keines- (Landesverein Badische Heimat) wegs – wie der Architekt in seiner Publika- tion in der Zeitschrift »Die Farbige Stadt« behauptet hatte25 – die dauerhaft e Keim’sche änderung zu untermauern. In eigens einge- Mineralfarbe verwendet, sondern aus Kos- holten Gutachten plädierten Joseph Schlippe tengründen eine billigere Alternative, die als Vorstand des Freiburger Hochbauamts sich schnell als nicht lichtecht erwies26. Her- und Hermann Esch aus Mannheim, pikan- mann Eris Busse und der neue Vorsitzende terweise Meckels Kollege im Sachverständi- Paul Schwörer störten sich genauso an den genausschuss für Heimatpfl ege und Denk- off enbar äußerst schäbig wirkenden Verfär- malschutz der Badischen Heimat, dringend bungen ins Hellrosa, waren indes unter der für eine zurückhaltendere Fassung. Zudem Hand der Meinung, dass man nun die Gele- holte Busse ein Angebot einer Malerfi rma genheit beim Schopf packen könne, um das ein, um zu beweisen, dass ein Anstrich in ungeliebte Violettrot endlich loszuwerden. Grau bei insgesamt 1700 Mark um 100 Mark Als sich Meckel – kein Wunder angesichts günstiger zu haben sei. Auch äußerte sich die seines Engagements für eine polychrome Ar- Firma wie gewünscht, »dass es unsinnig wäre, chitektur – einer Veränderung verweigerte das gleiche Rot wieder zu verwenden, denn es und auf sein Urheberrecht verwies, wurde sei in Handwerkskreisen durchaus bekannt, die Angelegenheit heikel. Busse versuchte dass dieses Rot nicht haltbar sei und keinerlei nun über die Einholung von verschiedenen Garantie gegeben werden könne.«27 Schwörer Meinungen seine Forderung nach einer Ver- sorgte sich wegen Meckels Widerstand, erin-

Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 289

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 289 04.06.2018 17:08:46 Max Laeugers Kritik an Freiburger Farbgestaltung. Gegenüberstellung von positiver zurückhaltender und negativer farbiger Fassung der Häuser auf dem Münsterplatz in den Kunsthandbüchern (Max Laeuger, Kunsthandbücher Bd. 1, 1937, S. 54/55)

nerte sich an einen Berliner Urheberrechts- hen, an dessen Ende aber auf jeden Fall ein prozess und ließ sich darüber vom Freiburger veränderter Neuanstrich stehen sollte. Stadtsyndikus Auskünft e zukommen. Dieser Den Hintergrund für all die Aufgeregt- gab obendrein gute Ratschläge, wie man sich heit darf man in einem sich zu dieser Zeit als Bauherr rechtlich gegenüber dem Archi- allgemein durchsetzenden, neoklassizistisch tekten durchsetzen könne, was wiederum beeinfl ussten kühlen Farbideal der 1930er- Schlippe kommentierte, nachdem auch noch Jahre und in der damals wachsenden Kritik Werner Noak, der Direktor des Augustiner- an Verunstaltungen durch expressive »Farbe museums, zurate gezogen worden war. Der in der Stadt« sehen.29 In Baden war es Max »radikal moderne Noack«, so Schlippe im Laeuger, der international anerkannte badi- Juni 1932 an Busse, »hält Meckel trotz seiner sche Keramiker, Gartengestalter und Archi- ›historischen Richtung‹ wie ich für den ein- tekt, der schon seit den Zwanziger Jahren als zigen namhaft en hiesigen, wenn nicht sogar vehementer Kritiker gegen die »farbige Stadt« badischen Baukünstler! Soll man den elenden aufgetreten war und dies in Publikationen Kreaturen und Stümpern den Spass machen, und seiner Lehre an der Architekturfakul- dass man ihm diesen Tort antut?« »Er ist von tät der Technischen Hochschule mit didak- allen hiesigen Kollegen der Einzige, den ich tisch eindringlichen Schautafeln von Beispiel in künstlerischer Hinsicht unbedingt hoch- und Gegenbeispiel zu vermitteln suchte.30 Im achten muss und vor dessen erstaunlichem Band 1 seiner »Kunsthandbücher« ist auch Wissen ich einen aufrichtigen Respekt habe. ein Freiburger Beispiel zu fi nden. Angesichts […] Wenn Sie ohnehin befürchten, dass man des Münsterplatzes führte er mit Zeichenstift , über den Neuanstrich nach erst 7 Jahren in Aquarellfarbe und suggestivem Text vor, dass der Stadt viel reden wird, so wird man darü- er von der Rotfassung des Kaufh auses und ber erst recht reden, wenn er Veranlassung zu der bunten Vielfalt der Häuserfronten, zu de- einem Prozess gäbe.«28 Der Freiburger Ober- nen Meckel mit dem Bankhaus Krebs 1905 baurat riet zu einem diplomatischen Vorge- den Auft akt gegeben hatte, überhaupt nichts

290 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 290 04.06.2018 17:08:46 hielt. »Was ist farbig die Hauptsache?« fragt lungen« von Fritz Hirsch forderte. Es sollte er rhetorisch im Bildkommentar. »Das Müns- 1933 schließlich auch auf abrupte Weise dazu ter oder die Häuser? Was ist berechtigt, farbig kommen, da Hirsch als Jude nach der Macht- Melodie zu spielen? Was hat sich unterzuord- übernahme der Nationalsozialisten in soforti- nen? (Begleitung zu spielen?)«31 gen Ruhestand versetzt wurde. Die Badische Laeuger spielte in der Freiburger Diskus- Heimat konnte sich schwerlich im Land gegen sion auch eine unmittelbare Rolle. Schlippe laute Farbigkeit an historischen Bauten wen- traf sich mit ihm und bekam von ihm ver- den, wenn sie selbst am eigenen Haus wiede- schiedene Materialien zum Th ema zuge- rum kräft ig den Farbpinsel rühren sollte, und schickt. In seinem erhalten gebliebenen Dan- dies auch noch historisch begründete. kesbrief schrieb Schlippe im Oktober 1935: Vier Jahre lang schwelte intern der Kon- »Es ist ja ein Hauptfehler, dass wir viel zu sel- fl ikt mit Meckel, bis dieser seine zunehmend ten auf die Grundgesetze des künstlerischen unhaltbar gewordene Position einsah und Schaff ens hingewiesen werden. Gerade auf zwar widerstrebend, aber einlenkend zu er- dem neulich besprochenen Gebiet der ›Farbe kennen gab, dass er nicht vor Gericht zie- im Stadtbild‹ fehlt ja zumeist eine klare und hen werde. Ebenfalls auf Entgegenkommen gesunde Einstellung. Eben erst hat sich eine gestimmt, nahm ihn die Geschäft sführung führende Farbenfabrik beschwerdeführend mit ins Boot und betraute ihn im Gegenzug an mich gewandt, weil ich die bunten Häuser- mit dem Neuanstrich, für den er vier ähnli- anstriche hier in Freiburg nicht zuliesse. Ge- che Varianten in hellem Grau für die Fassa- rade als ob der höhere Absatz möglichst bun- den und zurückhaltend ein grün, grau, blau ter Farben und der entsprechend größere Ge- oder braun gefasstes Holzwerk an Klapplä- winn der Farbenfabriken wichtiger wäre als den und Haustür entwickelte.34 1935 wurde die Harmonie des Stadtbildes!«32 schließlich umgestrichen. Zudem beauft ragte Auch der genau gleichzeitig mit hoch- man Meckel mit der Pfl asterung des Vorplat- gepeitschten Emotionen diskutierte »Fall zes vor dem Portal und mit der Realisierung Hirsch« dürft e direkt bis Freiburg gewirkt einer Garage hinter dem Haus, die 1925 be- haben.33 Fritz Hirsch war als Leiter der Staat- reits geplant, aber damals aus Kostengründen lichen Bauverwaltung Badens in die Kritik zurückgestellt worden war. geraten, weil er bei Renovierungen von Bau- denkmalen wie den Schlössern in Schwetzin- gen und Karlsruhe, vor allem aber an Fried- Das weitere Schicksal des Hauses rich Weinbrenners klassizistischem Gebäude der Karlsruher Münze, kräft ige Farben ver- Finanziell waren diese Baumaßnahmen nur wendet und diese Verwendung historisch be- neun Jahre nach der Einweihung unproble- gründet hatte, was wiederum von den sich matisch, konnte der Landesvorsitzende doch formierenden Gegnern heft ig in Frage ge- in seinem Rechenschaft sbericht 1935 mittei- stellt wurde. Neben Laeuger, vielen namhaf- len, dass bereits 1934 alle Hypotheken bei der ten Organisationen, Institutionen und Fach- Stadt und der Sparkasse Freiburg abgegolten leuten hatte auch die Badische Heimat ihren und das Haus nunmehr schuldenfrei sei.35 Im Namen unter die Petition an die Landesregie- Nachhinein zeigte sich, dass die Verantwort- rung gesetzt, die ein Ende der »Verschande- lichen mit der Entscheidung zum Hausbau

Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 291

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 291 04.06.2018 17:08:47 Max Meckel, Studien für Varianten einer Neufassung der Fassade 1935 (Archiv Landesverein Badische Heimat, A LaBH 1–22)

Mitte der Zwanziger Jahre genau den richtigen der erschwerte, hätte der Verein ein solches Zeitpunkt in der kurzen Phase der wirtschaft - Projekt schultern können. lichen Erholung der Weimarer Republik ge- Die Badische Heimat sollte auch weiter- troff en hatten. Weder früher noch später, als hin Glück mit ihrem Haus haben. Von den die Weltwirtschaft skrise ab 1929 Bauen wie- Bomben des Zweiten Weltkriegs, die Frei-

292 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 292 04.06.2018 17:08:47 burg großfl ächig verwüsteten, blieb es ver- lässigte Garten erfordert noch eine Neugestal- schont, und die Beschlagnahme zwang zwar tung im ursprünglichen Sinn, um das ambiti- zur zeitweiligen Räumung, führte aber nicht onierte Bauwerk wieder als Gesamtkunstwerk zu erheblichen Verlusten oder Schäden an der erlebbar zu machen. verbliebenen Möblierung.36 Die Vermietung der Wohnungen in den oberen Stockwerken sowie die Verpachtung einzelner, nach Neu- Anmerkungen gründung des Vereins 1949 nicht mehr ge- nutzter Büroräume der Geschäft sstelle brach- 1 Yvonne Faller: Haus der Badischen Heimat in ten Einnahmen, mit denen laufende Instand- neuem alten Glanz, in: Badische Heimat, Heft 1, März 2018, S. 132–134. setzungsmaßnahmen bewerkstelligt werden 2 Vgl. den Aufsatz des Autors »Ein Wahrzeichen konnten. Dabei ging man glücklicherweise soll es sein für unsere Arbeit«. Das Haus der Ba- schonend mit der Bausubstanz um, die bis dischen Heimat in Freiburg, in: 100 Jahre für Ba- hin zu den originalen Einrichtungen erhal- den. Chronik des Landesvereins Badische Heimat 1909–2009, hg. von Sven von Ungern-Sternberg ten blieb. Zu beklagen war einzig der Verlust und Kurt Hochstuhl (Bd. 1 der Schrift enreihe sämtlicher Holzklappläden anlässlich einer der Badischen Heimat). Leinfelden-Echterdingen Fassadenrenovierung 1974, weil ihr Neuan- 2009, S. 453–467. Auf dieser Publikation basiert strich als zu teuer erachtet worden war.37 Das auch der vorliegende Text. 3 Mein Heimatland 13. Jg. 1926, H. 7, S. 176. von Meckel bis ins Detail durchdachte Er- 4 Archivalien zum Werk C. A. Meckels vor allem scheinungsbild wurde dabei entschieden in im Südwestdeutschen Archiv für Architektur Mitleidenschaft gezogen. Einerseits wirkten und Ingenieurbau an der Universität Karlsruhe die Fensteröff nungen an den Giebelseiten un- sowie im Nachlass von Joseph Schlippe im Stadt- archiv Freiburg (K1/44-186, K1/44-1092). – Li- proportioniert klein, andererseits verloren da- teratur: Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt mit die Obergeschossfenster der Traufseiten Max Meckel (1847–1910). Studien zur Archi- die gestalterisch wichtigen Zwischenelemente. tektur und zum Kirchenbau des Historismus in Die 1993 erfolgte Ausweisung des Hauses als Deutschland (Institut für Baugeschichte der Uni- Kulturdenkmal kam zu spät, um diesen Ein- versität Karlsruhe und Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau. Materialien griff zu verhindern. Umso erfreulicher ist zu Bauforschung und Baugeschichte, 10). Lin- es nun, dass in der laufenden Sanierung die denberg 2000, S. 253–334. – Eine Abrechnung Klappläden rekonstruiert werden konnten mit der Persönlichkeit seines Großvaters fi ndet und das historische Gebäude auch wieder in sich in den Erinnerungen des Enkels: Christoph Meckel: Suchbild. Über meinen Vater. Frankfurt seiner ursprünglichen Farbigkeit, die dem Ar- a. M. 1983, S. 17/18. chitekten so sehr am Herzen lag, erstrahlt.38 5 Zusammen mit dem Vater protestierte Meckel Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten frei- 1907 in einem Brief an den Freiburger Oberbür- lich noch nicht. Die barock vorschwingenden, germeister Winterer, als der Avantgardist Her- mann Billing den Auft rag für die Errichtung des den Vorgarten rahmenden Mauern und die Kollegiengebäudes der Universität übertragen be- von Obelisken bekrönten Pfeiler der beiden kam. Dessen modernistische Architektur hielt er fl ankierenden schmiedeeisernen Tore warten für völlig verfehlt im mittelalterlichen Freiburg. noch auf ihren silbergrauen Anstrich, ebenso Vgl. Gerhard Kabierske: Der Architekt Hermann Billing 1867–1946, Leben und Werk, Karlsruhe das Hausinnere, bei dem bislang nur das 1997, S. 237. In einem Text »Das fl ache Dach«, Treppenhaus erneut eine kräft ige Farbe be- entstanden wahrscheinlich 1926, nimmt Meckel kommen hat. Auch der lange Jahre vernach- kritisch Stellung zum damals heiß diskutierten

Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 293

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 293 04.06.2018 17:08:47 »Markenzeichen« des Neuen Bauens. Vgl. StA 18 Ebd., S. 48. Freiburg K1/44-1092. 19 Zitiert nach Wolf-Holzäpfel 2001 (wie Anm. 4), 6 Vgl. Betonwerkstein und künstlerische Behand- S. 257. lung des Betons. Entwicklung von den ersten An- 20 Artikel in: Breisgauer Zeitung Nr. 201, 31.8.1926. fängen der deutschen Kunststein-Industrie bis – Freiburger Tagespost Nr. 199, 31.8.1926 –, Frei- zur werksteinmäßigen Bearbeitung des Betons. burger Zeitung Nr. 236, 31.8.1926. – Oberrheini- Im Auft rage des Deutschen Beton Vereins (e. V.) scher Beobachter Nr. 209, 1.9.1926. – Volkswacht bearbeitet von Regierungsbaumeister Dr. Ing. Nr. 202, 1.9.1926. – Karlsruher Tagblatt Nr. 284, Petry, Direktor des Deutschen Beton-Vereins. 4.9.1926. – Mannheimer Tagblatt 21.9.1928. München 1913. 21 Freiburger Tagespost Nr. 199, 31.8.1926. 7 Zu dieser interessanten, von 1925–39 bestehen- 22 Mein Heimatland 13. Jg. 1926, H. 7, S. 175. den Vereinigung vgl. Hans Jörg Rieger: Die Far- 23 Karl Brutzer, geb. 1894 in Weingarten/Baden, bige Stadt. Beiträge zur Geschichte der farbigen gest. 1964 in Karlsruhe. Vor 1914 Studium an der Architektur in Deutschland und der Schweiz. Kunstgewerbeschule Karlsruhe, 1918–27 an der Diss. Universität Zürich 1976. Nachzuweisen ist, Landeskunstschule Karlsruhe, Schüler von Hans dass Meckel an der zweiten Tagung des Bundes Adolf Bühler und Albert Haueisen. Maler von im September 1927 in Augsburg teilnahm, vgl. spätimpressionistischen Landschaft en, Stillleben Die farbige Stadt 1928, H. 1, S. 24. – Beiträge in und Porträts. Nach 1933, als seine Malweise ab- der Zeitschrift 1928, H. 2, S. 47/48 und 1932/33, gelehnt wurde und angeblich bis zum Malverbot H. 2/3. Ein Manuskript Meckels zu einem Vortrag führte, Tätigkeit am Kunsthaus Schubert-Locke über »Die Farbe in der Architektur« sowie ein in . Nach 1945 entstanden Bilder mit Zü- Typoskript mit dem Titel »Mein Weg und meine gen des expressiven Realismus. Arbeit auf dem Gebiet der farbigen Architektur« 24 Der Vorgang dokumentiert in der Akte A LaBH im StA Freiburg K1/44-1092. 1-22 – im Archiv des Landesvereins Badische 8 Ebd. Heimat. 9 Zu Max Taut (1880–1938) und Carl Krayl (1890– 25 Das Haus »Badische Heimat«, in: Die Farbige 1947) und die Magdeburger Aktivitäten vgl. Rie- Stadt 1928, H. 2, S. 48. ger 1976 (wie Anm. 7). 26 Ebenso hatte er in diesem Artikel behauptet, dass 10 Das Typoskript und ein Bericht über den Vortrag hinter dem Haus eine Garage realisiert worden in einer nicht identifi zierbaren Freiburger Ta- sei. Sie war zwar geplant, wurde aber aus Kosten- geszeitung vom 4.2.1927 im StA Freiburg K1/44- gründen zurückgestellt und erst 1936 errichtet. 1092. 27 StA Freiburg, K1/44-186, Brief von Busse an 11 Ebd., S. 12. Schlippe vom 1.6.1932. 12 Ebd., S. 3. 28 StA Freiburg, K1/44-186, Brief von Schlippe an 13 Ebd., S. 4. Busse vom 2.6.1932. 14 Ebd,. S. 9/10. 29 1933 unterstützte der Landesverein eine Eingabe 15 Mein Heimatland 13. Jg. 1926, H. 7, S. 178. des Schwäbischen Bundes für Heimatschutz an Be- 16 Leider ist dieser Gartenteil nicht mehr vorhanden, hörden und die Presse, welche die Entstellung der und nur noch durch Reste der Bepfl anzung lässt »einheitlichen Dorf- und Stadtbilder« durch häss- sich nachweisen, dass der überlieferte Entwurf liche, aufdringliche Hausanstriche anprangert. Vgl. tatsächlich ausgeführt war. Auch sonst ist die Mein Heimatland 20. Jg. 1933, H. 9/10, S. 331. Wirkung der Gartenanlage heute durch Verände- 30 Nach seiner Emeritierung 1935 fasste Laeuger rungen beeinträchtigt. Die zu groß gewordenen seine jahrzehntelange Lehre an der TH Karls- Pappeln mussten aus Sicherheitsgründen gefällt ruhe in drei Bänden seiner »Kunsthandbücher« werden. Ihr Fehlen bedeutet eine Einbuße für zusammen, die 1937–1939 erschienen. Zu die- die Gebäudewirkung. Dafür ist die früher sehr sen Publikationen vgl. Ulrich Maximilian Schu- niedrig gehaltene Ligusterhecke als Begleitung mann: Max Laeuger und seine Kunsthandbücher. der Vorgarteneinfassung zu stark herangewach- In: Scholion Bulletin 3 der Stift ung Bibliothek sen und verschleiert die ursprünglich intendierte Werner Oechslin. Einsiedeln 2004. streng architektonische Fassung des Vorplatzes. 31 Max Laeuger: Kunsthandbücher, Erster Band, 17 Das Haus »Badische Heimat« in: Die Farbige Farbe und Form in der Bau- und Raumkunst. Stadt 1928, H. 2, S. 47/48. Pinneberg 1937, S. 54/55.

294 Gerhard Kabierske Badische Heimat 2 / 2018

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 294 04.06.2018 17:08:47 32 StA Freiburg, K1/44-167, Brief von Schlippe an Rot der Türen am Haus gestrichen. Ebenso wur- Laeuger vom 21.10.1935. den bei der jüngsten Sanierung die Dachgauben 33 Zum »Fall Hirsch« vgl. Fritz Hirsch: Der Fall mit Kupfer verkleidet, während ihr Holzwerk ur- Leonelli und einige baukünstlerische Gegen- sprünglich silbergrau gestrichen war. Die Dach- stände. Karlsruhe o. J. (1931). – Der Fall Hirsch gaubenfenster hatten zudem graue Klappläden und die badische Denkmalpfl ege. Zusammenge- entsprechend den sonstigen Fenstern. Im geöff - stellt und herausgegeben vom Landesbezirk Ba- neten Zustand standen sie markant vor den dun- den des Bundes Deutscher Architekten. Karls- kelbraunen Dachfl ächen und ließen das Dachge- ruhe o. J. (1931). – Wolfgang E. Stopfel: Quellen schoss stärker der verputzen Fassade zugehörig und Querelen. Zur Architekturfarbe der Wein- erscheinen als dem hohen Dach, wie es heute der brenner-Zeit. In: Von Farbe und Farben. Al- Fall ist. bert Knoepfl i zum 70. Geburtstag. Zürich 1980, S. 165–170. 34 Die Farbskizzen in der Akte A LaBH 1-22 – Im Archiv des Landesvereins Badische Heimat. 35 Vgl. Mein Heimatland 22. Jg. 1935, H. 11/12, S. 409. 36 Zur Beschlagnahme vgl. Landesverein Badische Heimat, Akte A LaBH 1-23. Anschrift des Autors: 37 Vgl. die Akte A LaBH 1-26. Damals wurde auch Dr. Gerhard Kabierske der Putz erneuert, der heute etwas dünner aufge- Karlsruher Institut für Techno- tragen ist als ursprünglich, und der die Fensterge- logie (KIT) wände, früher völlig bündig mit der Fläche, heute saai | Südwestdeutsches Archiv etwas erhaben erscheinen lässt. für Architektur und Ingenieur- 38 Nicht dem ursprünglichen Zustand entspre- bau, Kaiserstraße 8, Gebäude chend ist die graue Farbgebung des Holzwerks 10.32, 76131 Karlsruhe der Dachtraufen. Sie waren im gleichen dunklen

Badische Heimat 2 / 2018 Das Haus der Badischen Heimat in Freiburg und seine Farbgebung 295

278_Kabierske - Das Haus der Badischen Heimat.indd 295 04.06.2018 17:08:47