Denkmal und Farbe

Werterhaltung ▶ Schutz ▶ Gestaltung Liebe Leserin, lieber Leser,

in Deutschlands Denkmalbehörden sind rund In den mehr als 100 Jahren, in denen der Denkmal­ 750.000 Baudenkmale aus allen Epochen registriert. schutz als gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen Bei eigentlich allen historischen Gebäuden ist die wird, hat die Lack- und Farbenindustrie am Erhalt farbige Außengestaltung Ausdruck ihrer Individu­ unserer historischen Bausubstanz und damit unseres alität und zugleich gebautes Zeugnis der gesell­ kulturellen Erbes mitgewirkt. Der Einsatz für den schaftlichen Strömungen der Entstehungsepoche. Denkmalschutz ist ein gutes Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit. Denn letztlich trägt eine sorgfältige Farbe spielt bei der Gestaltung von Häusern im und langfristig orientierte Denkmalpflege zur städtischen und ländlichen Bereich seit Jahrhunder­ Schonung von Ressourcen bei. Zudem stellt der ten eine wichtige Rolle. Sie ist häufig Ausdruck Denkmalschutz einen Wirtschaftsfaktor dar, nicht wirtschaftlicher und politischer Macht, sozialen An- nur für die Förderung des Bau- und Restauratoren- sehens oder architektonischen bzw. künstlerischen Handwerks vor Ort. Stilvoll erhaltene Baudenkmäler Strebens. Damit stellt die Farbigkeit von Baudenk- beleben den Städte-Tourismus und die Ansiedlung malen einen maßgeblichen Faktor zur Einordnung von Unternehmen. Und nicht zuletzt trägt die der Gebäude in historische Zusammenhänge dar. Atmosphäre einer authentisch restaurierten Altstadt Dies allein wäre schon Grund genug, sich mit den zur Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger bei. vielfältigen Aspekten des Themas Denkmal und Dass Denkmale im Rahmen der Gestaltung des Farbe aus­führlicher zu beschäftigen. öffentlichen Raums sowie im Bewusstsein der Anwohner eine bedeutende Rolle spielen, zeigt das Doch wir wollen auch zeigen, dass eine befriedigen­ stets große öffentliche Interesse, wenn es um die de Lösung der Daueraufgaben Denkmalschutz und Restaurierung eines Denkmals geht. Denkmalpflege ohne die Forschungs- und Entwick­ lungsarbeit der Hersteller von Lacken, Farben und Entdecken Sie in diesem Magazin die Vielfalt und die Putzen kaum möglich wäre. Farben, Lacke und Putze Bedeutung von Farbe in der Architekturgeschichte spielen als wesentliche Elemente im Denkmalschutz anhand zahlreicher Denkmale aus unterschiedlichen und in der Denkmalpflege eine entscheidende Rolle. Epochen und Regionen. Ich wünsche Ihnen eine Sie erhalten nicht nur die Substanz historischer anregende Lektüre.

Herausgeber: Gebäude und sorgen für ein schönes Erscheinungs­ Deutsches Lackinstitut GmbH Mainzer Landstraße 55 bild. Sie vermitteln uns auch einen Eindruck von den Michael Bross 60329 Frankfurt/Main viel­fältigen Gestaltungsmöglichkeiten, die in den Geschäftsführer Deutsches Lackinstitut GmbH www.lacke-und-farben.de verschiedenen Epochen der Architektur­geschichte Idee und Konzept: Shining Public Relations GmbH, Bergheim Redaktion: Matthias Beiderbeck aus ganz unterschiedlichen Gründen zur Anwendung Wissenschaftliche Beratung und redaktionelle Mitarbeit: Dr. Anja Schmid-Engbrodt Gestaltung: Langen-Design, Köln kamen. Druck: Sieprath GmbH, Aachen

Denkmal und Farbe 5 Inhaltsverzeichnis

Farbe in der Architektur:

Farbanstriche und Bemalungen Farbe in der Architektur: Farbanstriche und Bemalungen von Fassaden ...... 5 Die Farbe Blau in der Architektur ...... 13 von Fassaden „Für die Ästhetik sensibilisieren.“ Interview mit Karl-Eberhard Feußner ...... 18 Die blaue Kirche von Clausthal ...... 20 Historische Farbigkeit im Fachwerkbau ...... 24 Schwarz-Weiß-Grün: Der „Bergische Dreiklang“ ...... 30 Keine graue Maus! Das Alte Rathaus von Celle ...... 32 Farbe im Stadtbild: Aufbruch zur neuen Farbigkeit im 20. Jahrhundert ...... 36 Die farbige Siedlung „Italienischer Garten“ in Celle ...... 38 Die wohl bunteste Straße Deutschlands: Die Otto-Richter-Straße in ...... 40 „Denkmäler sind kein Feld für Experimente.“ Interview mit Dr. Klaus Rupp ...... 44 Farbe als architektonisches Konzept: Die Gartenstadt Falkenberg ...... 48 Farbiger Siedlungsbau in den 1920er Jahren in Magdeburg ...... 54 Eine expressionistische Farbkomposition: Der Behrens-Bau in Frankfurt ...... 60 Betrachtungen zur historischen Farbigkeit in der Architektur und deren Folgen im 19. Jahrhundert ...... 68 Die Farbe Weiß in der Architektur ...... 72 Die Welt durch Farbe überwinden: Farbkonzepte in der Gegenwartsarchitektur ...... 76

Literaturverzeichnis ...... 80 Bildnachweise ...... 81

Auf den ersten Blick kaum zu erkennen: Architektonische Scheinfassade mit aufgemalten Steinquadern in Limburg (Rütsche 5). ▶

6 Denkmal und Farbe 1 Farbe in der Architektur: Farbanstriche und Bemalungen von Fassaden

In der allgemeinen Wahrnehmung wird der Charakter eines Gebäudes neben seinen gliedernden Elementen wesentlich durch seine materialbedingte Farbigkeit geprägt. Für einen Großteil historischer Gebäude lassen sich jedoch bauzeitliche und mehrere spätere Farbanstriche auf den Fassaden nach­ weisen. Farben – häufig polychrome Anstriche und Malereien – sind nicht nur bestimmende Teile der Architektur, sondern immer auch prägende städtebauliche Elemente.

Kriterien für die Veränderung farbintensiv. Für witterungsbeständige Illusionismus: Wie Farbe in der Farbgebung Anstriche wurden bleiweißhaltige Ölfar- Architektur verändert benanstriche gewählt. Im Wesentlichen Die Farbgebungen am Außenbau sind lassen sich für kalkgebundene Malereien Ein wesentliches Merkmal zahlreicher ephemere, d. h. nur tem­poräre, Ober­ zwei Techniken unterscheiden. Der Farb- farbiger Fassadengestaltungen ist die flächengestaltungen. Sie verschmutzen, auftrag „al fresco“ erfolgt auf den noch Erzielung einer Illusion. In diese Richtung wittern ab, sind in vielen Fällen Schutz- feuchten Putz, mit dem dieser abbindet. weisen bereits Anstriche auf Natursteinen, und Verschleißschicht gleichermaßen. Der Auftrag „al secco“ erfolgt auf trocke- die unerwünschte Farbvarianzen des Wandgestaltungen, die Träger religiöser nem, abgebundenem Putz und ist gegen- natür­lichen Steins ausgleichen sollten. Die oder politischer Botschaften sind, laufen über der Malerei „al fresco“ von geringerer Farbwahl orientierte sich hier an der idea- zudem Gefahr, in Zeiten veränderter Haltbarkeit. Für das Ein- bzw. Durchfärben len Farbigkeit des jeweiligen Natursteins. politischer oder religiöser Leitgedanken historischer Kalkputze lassen sich unter Den Farben konnte zu diesem Zweck auch nicht nur überstrichen, sondern im Zuge anderem die Zugaben von Ziegelmehl, Steinmehl des jeweiligen Natursteines einer Bilderstürmerei vollständig zerstört Holzkohle und grünem Vitriol nachweisen. beigefügt werden. Insbesondere weniger zu werden. Hinzu kommen „Moden“, die Die Verwendung von Farbe im und am witterungsbeständige Steine wie Sand- zu umfänglichen Gestaltungswechseln Haus anstelle einer Materialsichtigkeit ist stein sollten durch einen Anstrich zudem führen. In Innenräumen etwa 500 Jahre seit spätestens Mitte des 16. Jahrhunderts vor schädlichen äußeren Einflüssen ge- alter Bauten sind bis zu 400 Farbschichten, für weite Teile Mitteleuropas zur Selbst- schützt werden. Historische Kalkfarben­ die sich zu einer Stärke von etwa 3 cm verständlichkeit geworden. Dies gilt nicht anstriche ließen sich unter anderem am Auch wenn sich für die karolingische, Grau und Schwarz ebenfalls nachweisbar. ▲ aufgebaut haben, nachweisbar. Zeitlich nur für Kirchen, Gebäude des Adels und Görlitzer Rathaus und der Würzburger also noch vorromanische Zeit (Mitte 8. Eine Weißfassung des Äußeren, wie sie Farbenfrohes Rokoko: Das chinesische Teehaus im Park Sanssouci in Potsdam schuf Johann Gottfried aufeinander folgende Farbfassungen am reicher Bürger, sondern auch für den länd- Residenz nachweisen. bis Anfang 10. Jahrhundert) Befunde zur um 600 die Kathedrale von Verdun gehabt Büring in den Jahren 1755 bis 1764. Außenbau können – wenn überhaupt – lichen Hausbau. Architektur­farbigkeit nur fragmentarisch haben soll, scheint eher die Ausnahme meist nur mikroskopisch nachgewiesen Für die Überfassung des Gotland-Sand- und in der Regel im Inneren erhalten ha- gewesen zu sein. Die Verwendung von werden. In vielen Fällen gingen sie bei steines auf der Renaissancefassade ben, lässt sich eine stark abweichende Be- blauer Farbe bleibt den Decken- und Ge- Erneuerungsmaßnahmen zusammen mit des Lübecker Rathauses konnte zudem handlung zwischen innen und außen als wölbeflächen in ihrer Symbolhaftigkeit als historischen Putzen vollständig verloren. ein ursprünglicher Ölanstrich ermittelt gestalte­risches Prinzip erkennen. Im Inne- himmlische Sphäre vorbehalten. Dennoch lassen sich heute durch schriftli- werden. ren karolingischer Bauten – ausschließlich che Quellen und Farbbefunde die wesent- imperiale Steinarchitekturen – sind vor Mit den Farben Rot, Ockergelb, Schwarz lichen Entwicklungslinien und Merkmale Das Aufbringen einer deckenden äußeren allem illusionistisch gemalte Architektur- sowie Grau und Weiß sind bereits jene farbiger Außenarchitektur nachvollziehen. oder inneren Farbschicht ist jedoch auch glieder nachweisbar. Aufgemalte Brüs- Farben genannt, die von da an in verschie- Neben durchgefärbten und farbig gefass- dazu angetan, sich von den farbigen Ei- tungssockel, Konsolfriese, Säulen und Ka- denen Nuancen bis in das 19. Jahrhundert ten Putzen liegen Anstriche und Bemalun- genschaften des Trägermaterials zu lösen. pitelle sowie Bänderstreifendekorationen in der Architekturfarbigkeit die Hauptrolle gen auf Natur- und Ziegelsteinen sowie Während auf der einen Seite durch An­ erzielen häufig die eigentliche architekto- spielen werden. Erst im 18. Jahrhundert Holz vor. striche die architektonisch-konstruktiven nische Durchformung dieser Bauten. Rot- treten vermehrt blaue und grüne Farben Elemente betont oder unterstützt werden töne herrschen bei den Wandgestaltun- in hell- sowie starktoniger Verwendung Als historische Bindemittel für Pigmente können, bieten sich auf der anderen Seite gen vor. Für den Zentralbau des Aachener für die Fassung von Putzen hinzu. sind Kalk sowie das organische Kasein und schier unendliche Möglichkeiten, der Münsters ist eine flächige rote Fassung Öl, vor allem Leinöl, nachweisbar. Erst im Architektur einen völlig anderen Charakter der Außenwände nachgewiesen. Der ehe- 19. Jahrhundert kommt Wasserglas, eine zu geben. Unter dem Stichwort des Illu­ malige rheinland-pfälzische Landeskon- Silikat-Technik, als besonders haltbares sionismus lassen sich in der Architektur- servator Werner Bornheim, genannt Schil- Bindemittel hinzu. Alle Bindemittel lassen geschichte eine Fülle von Gestaltungs­ ling, erkannte in der Verwendung der sich bei historischen Außenanstrichen auf formen nachweisen, die eine Verwendung roten Farbe vor allem die damals geltende Holz und Putz nachweisen. Ölanstriche wertvollen Materials, hochwertige „Purpuridealität“ der irdischen, imperialen wirken gegenüber den eher matt erschei- Bearbeitung­ und eine gehobene architek­ Bauherren. Die umfangreiche Verwen- ▲ nenden Kalk- und Silikatfarben besonders Anstriche zum Ausgleich unerwünschter Farb­ tonische Gestaltung vortäuschen. dung von Ocker als Goldton ist neben varianzen des Natursteins ließen sich auch auf der Fassade des Görlitzer Rathauses nachweisen.

8 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 9 1 Farbe in der Architektur: Farbanstriche und Bemalungen von Fassaden

Das Rote Haus in Monschau: Durch das Aufbringen durchgefärbter Schlämme konnte auf das Nachzeichnen der Fugen verzichtet werden. ▼

Dazu zählten vor allem Mauerziegel. Fugennetze auf Natursteinmauer­ Die entstehenden Ziegelbauten erhielten werk, Putzflächen und Holz an den Straßenfassaden zumeist Gliede- rungen von „Zementstuck“, nur bei hoch- Auch das Aufmalen eines Quaderfugen- wertigen Einzelbauten kamen zu diesem netzes auf naturtonig gefassten Natur- Zweck Natursteinelemente zum Einsatz. steinfassaden ist über viele Jahrhunderte Die in verschiedenen Regionen wie dem bis weit in das 19. Jahrhundert hinein Niederrhein noch lange Zeit handgestri- nachweisbar. Insbesondere im Sakralbau chenen und im Feldbrandverfahren herge- bleibt diese Behandlung der Steinober­ stellten Mauerziegel mit unregelmäßigem fläche nicht auf den Außenbau beschränkt. In romanischer Zeit änderte sich das Ar- Farbbild, unebenen Oberflächen und In Verbindung mit Putzen ist eine Quader- chitekturverständnis. Innere und äußere Kanten erfuhren im Mauerverband eine malerei aber häufig auch in Wohnhäusern, Wandgestaltung kommunizieren innerhalb nachträgliche Überarbeitung. Häufig wur- ja selbst in Nebengebäuden und in Ver- eines tektonisch wirkenden Gestaltungs- de der Fugenmörtel über die Ränder der bindung mit Sichtfachwerk auch auf den prinzips. Ein neues Gestaltungselement Ziegel hinüber gestrichen. Das Ziegelmau- Gefachen nachweisbar. ist erstmals für das 11. Jahrhundert nach- erwerk wurde rot oder auch ockerfarben weisbar und wird in Folge die farbig ge- gestrichen, die Fugen mit hellem oder fasste Architektur in unterschiedlichen dunklem Farbstrich gleichmäßig nach­ Ausformungen am nachhaltigsten prägen: gezogen. Selbst an Bauten der Zeit um aufgemalte Fugennetze. 1900 sind derartige Farbbefunde oft nur in Resten erhalten und werden bei Fassa- Aufgemalte Fugennetze auf densanierungen, die zu Neuausfugungen Ziegelmauerwerk und Ziegelsichtigkeit tendieren, nicht beachtet. Die Gliederungselemente aus Bereits im 12. Jahrhundert lässt sich eine „Zementstuck“ erhielten ebenfalls auf- umfängliche Ausführung von roten An- wertende natursteinfarbene Anstriche. strichen auf Ziegelmauerwerk nachwei- Eine beabsichtigte Ziegelsichtigkeit in sen, die einen optischen Ausgleich der der Architektur entwickelt sich vor allem verschiedenfar­bigen Ziegel brachten. Die mit den technischen Fortschritten im Fugen wurden in der Regel mit weißem Ziegeleiwesen.­ Moderne Tonaufbereitungs­ ­­­ ▲ Strich aufgemalt, wobei das aufgemalte anlagen, Strangpressen und permanent Scheinfassaden mit plastischer Illusionistische Wirkung: das aufgemalte Quader- Fugennetz sich auch idealisierend von arbeitende Öfen mit gleichmäßigen Brenn­ Wirkung fugennetz auf dem Putzsockel des Amtshauses aus dem durch den Mauerwerksverband vor- temperaturen ermöglichten die massen- Obernbreit aus dem 16. Jahrhundert. gegebenen Fugenverlauf lösen konnte. hafte Herstellung in Form und Farbe Eine verstärkte illusionistische Wirkung Für die Barockzeit ist diese Form der Über- gleichmäßiger Mauer- oder Ver­blend­ziegel. erzielen Malereien, die das Licht- und fassung von Ziegelmauerwerk besonders Schattenspiel plastisch erscheinenden häufig erkennbar. In anderen Fällen wurden Mauerwerks auf die ebene Fassadenfläche durchgefärbte Schlämmen auf­gebracht. übertragen. Vorbild für entsprechende Dabei konnte auf ein farbiges Nachzeich- Fassungen sind von Steinmetzen verzierte, nen der Fugen auch verzichtet werden. diamantartige Mauersteine. Dies zeigt sich sehr deutlich auf dem verputzten Der nach der Schleifung städtischer Be­ Natursteinsockel des im Obergeschoss in festigungsanlagen einsetzende Bauboom Fachwerkbauweise zwischen 1554 bis 1572 für die Stadterweiterungen des 19. Jahr- errichteten ehemaligen Amtshauses aus hunderts steht in enger Abhängigkeit zur Obernbreit, das 2002 im Fränkischen Produktion preiswerten, massenhaft und Freilichtmuseum Bad Windsheim wieder- industriell herzustellenden Baumaterials. aufgebaut wurde.

10 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 11 1 Farbe in der Architektur: Farbanstriche und Bemalungen von Fassaden

▲ Zur Erzeugung eines illusionistischen Am Beispiel der 1697 durch den Maler H. J. Besonders vielfältige illusionistische Fas­ Die „Alte Post“ in Landshut mit der Darstellung Effekts konnten auch die Hölzer des Sicht- Süersen in Grisaille-Technik3 ausgeführten sadenmalereien sind für das Nürnberger der vornehmsten Persönlichkeiten aus dem Hause fachwerks mit aufgemalten Scheinquadern Fassadenmalerei am alten Celler Rathaus, Rathaus sowie einige Nürnberger Patrizier- Wittelsbach (1599). versehen werden. die 2008 bis 2009 rekonstruiert wurde, häuser in der Zeit vom 15. bis 18. Jahrhundert lässt sich ein weiterer Schritt hin zur nachgewiesen worden. Der Entwurf der räumlich-malerischen Auflösung der Fas- Rathausfassade im ersten Viertel des 16. sadenfläche darlegen. Das hohe Erdge- Jahrhunderts wird keinem Geringeren als schoss ist mit Diamantquadermauerwerk Albrecht Dürer zugeschrieben. Seine farbig bemalt, welches im Obergeschoss eine angelegten Entwürfe, die in der Wiener illusionistische Eckquaderung ausbildet. Albertina aufbewahrt werden, zeigen die Die Wandflächen werden durch aufge- Absicht, die Fassadenfläche durch räum- ▲ malte rundbogige Nischen aufgelöst, die lich-perspektivische Architekturen aufzu­ Illusionistische Malerei mit 3D-Effekt auf der von barocken Zierelementen wie Muscheln brechen. Dürer bereicherte diese architek- Fassade des Alten Rathauses in Bamberg. und Blumengirlanden eingenommen tonischen Scheinwelten mit Standfiguren werden (siehe auch Seite 32). Diese Fassa- und der Einbindung szenischer Bilder. denmalereien waren nicht mehr Aufgabe Zu den Elementen architektonischer eines „Tünchers“ – eines Anstreichers –, Diese frühen, auf profanen Bauten ausge- Scheinfassaden zählen zudem aufgemalte sondern die eines „Malers“, der seit dem führten Nürnberger Fassadenmalereien Eckquaderungen, die Vortäuschung von 16. Jahrhundert nach Vorlageblättern mit Szenen aus antiken Sagen, der römi- plastischen Wandvorlagen wie Lisenen1 und arbeitete, die auf Holz, Putz oder Stein schen Geschichte, des Alten Testamentes 2 1 Lisenen: Pilastern oder das Aufmalen von Schein- übertragen werden konnten. Die formale bis hin zu Darstellungen der im Haus aus- Mauerblenden, die eine schmale und leicht fenstern. In der Regel stellten diese auf­ Gestaltung tritt gegenüber den Material- geübten Berufe sind jedoch nicht mehr hervortretende Verstärkung der Wand darstellen. gemalten Fenster die Gleichmäßigkeit eigenschaften in den Vordergrund. erhalten. Die zahlreichen Vorlagenblätter Sie sind ein Element der Scheinarchitektur und dienen meist der Verzierung glatter Wände und der oder Symmetrie einer Fassade wieder her, sowie Reisebeschreibungen lassen aber Betonung von Gebäudekanten die sich rein baulich nicht ergab. erkennen, dass diese Malereien noch im 18. Jahrhundert üblich bzw. geschätzt 2 Pilaster: In den Mauerverbund eingearbeiteter Teilpfeiler waren. Vergleichbare Fassadenmalereien an Rathäusern und Patrizierhäusern 3 Grisaille-Technik: lassen sich auch für andere süddeutsche Eine Malerei, die ausschließlich in Grau, Weiß und Schwarz ausgeführt ist und mit Schatteneffekten Städte wie Ulm, Augsburg, München, arbeitet Regensburg und Landshut nachweisen.

12 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 13 1 Farbe in der Architektur: Farbanstriche und Bemalungen von Fassaden

Die Farbe Blau

◀ Das Pilatushaus in Oberammergau, von Franz in der Architektur Seraph Zwinck um 1780 mit der Darstellung christlicher Tugenden und religiöser Motive geschmückt.

Lokale Besonderheit: Lüftlmalerei

Zu den Fassadenmalereien, die Außen- wände als Flächen zur Darstellung von Figuren und Szenen nutzten, zählt auch die im ländlichen Oberbayern im 18. Jahr- hundert um sich greifende und bis in das 20. Jahrhundert tradierte so genannte Lüftlmalerei. Namensgebend für diese Fassadenmalereien war vermutlich der Hausname „Zum Lüftl“ des Oberammer- gauer Fassadenmalers Franz Seraph Zwinck. Voraussetzung für diese Fassadengestal- tungen war die durch Wohlstand im 18. Jahrhundert beförderte so genannte „Versteinerung“ der ehemaligen Holzbau- ten. Erstmals standen für ein wachsendes Repräsentationsbedürfnis geeignete Putz- flächen zur Verfügung, auf denen meist religiös-figürliche Szenen neben architek- tonischen Elementen ausgeführt wurden. Insbesondere die Fenster wurden durch reiche aufgemalte Ornamentik wie baro- ckes Balkenwerk oder Rokoko-Muschel- werk betont. Auch im ländlichen Bereich wurde auf bekannte Vorlagen zurückge- griffen, so zeigt das „Pilatushaus“ in Ober- ammergau eine Malerei von Franz Seraph Zwinck aus dem Jahre 1784, die vermutlich auf einen Stich von Peter Paul Rubens zurückgeht.

14 Denkmal und Farbe 2 Die Farbe Blau in der Architektur

Das außerordentlich teure Pigment des Lapislazulis sorgte vor allem in der Kunst für eine leuchtend blaue und lichtbeständige Farbe. ▶

Smalte Synthetisches Ultramarin Das schiefe Haus, ehemals Leinenweberhaus, in Tecklenburg aus dem Jahre 1693 mit blauem Gefache beherbergt heute eine Töpferei. Zu den wie Lapislazuli und Azurit bereits Die Entdeckung des künstlichen Ultrama- ▼ von den Ägyptern benutzten blauen Pig- rins gelang 1828 verschiedenen Chemikern menten zählt die so genannte Smalte. unabhängig voneinander, nachdem in Die Farbgebung von Fassaden Dieses Pigment wurde aus blauem, kobalt­ Gegenüber den weit verbreiteten roten, Frankreich ein Preis zur Entwicklung die- und Innenräumen ist verschiede­ haltigem Glas hergestellt, welches fein- gelben und schwarzen Farbfassungen von ses künstlichen Farbpigments ausgelobt nen Faktoren unterworfen. Je gemahlen wurde. Um 1540 gelang es dem Stein- und Putzfassaden oder Fachwerk, worden war. Das in großen Mengen preis- nach Verwendung der Farbpig­ Glasmacher Christoph Schürer, dieses vor allem aus gelbem und rotem Ocker wert herzustellende synthetische Ultra- mente und Bindemittel können verhältnismäßig grobkörnige Pigment oder Holzkohle, blieb nach Beobachtung marin wurde ab Mitte des 19. und noch im Schutzfunktion,­­ Hygiene, politi­ her­zustellen, welches bevorzugt in Leinöl der Bau- und Hausforscher die blaupig- 20. Jahrhundert nicht nur als Farbpigment sche oder religiöse Botschaft, gebunden wurde. Smalte oder Schmalte menthaltige Fassung von Fachwerk bis für Maler vertrieben, es wurde zur Herstel- Mode oder Reprä­sentation in wurde vor allem im 16. und 17. Jahrhundert ins 18. Jahrhundert wohlhabenden Haus­ lung von Tinten, im Buch- und Textildruck, den Vordergrund treten. Die in der niederländischen Tafelmalerei ver- eigentümern vorbehalten. Erst die Erfin- als Farbstoff in der Kunststeinindustrie Farbe Blau wird vorrangig mit wendet. Blaue und blaugraue Fassungen dung preiswerter synthetischer Blaupig- und als optischer Aufheller sogar in der dem Himmel assoziiert. Als eine von Fachwerk dieser Zeit lassen jedoch mente ermöglichte im 18. Jahrhundert Zuckerherstellung eingesetzt. Gründer der der Hauptfarben, die in der ebenfalls auf die Verwendung von Smalte weiteren Bevölkerungsschichten die An- ersten Ultramarinfabrik von 1834 war der christlichen Kunst der Mutter­ schließen. Belegt ist der Anstrich von wendung blauer Farbe für die Gestaltung promovierte Chemiker Carl Leverkus in gottes zugeordnet wird, gilt Blau Fachwerk mit Smalte im Jahr 1607 in ihrer Wohnräume, einer Zeit, in der blau Wermelskirchen – Namens­geber der spä- als himmlische, göttliche und St. Gallen. Das erste dort so gefasste Haus gefasste Wände noch gleichbedeutend teren Siedlung und Stadt Leverkusen so- somit reine Farbe. In spätgoti­ erhielt als Reaktion auf die Smaltefassung mit zur Schau getragenem Reichtum wie Grundsteinleger für die Bayer AG. schen Altären tritt uns Maria den Namen „Blaues Haus“ und wurde vor- waren. in blauem Kleid oder blauem bildlich für drei weitere St. Gallener Fach- Obwohl wenige Jahre später weitere Mantel entgegen – eine sym­ werkhäuser. Im Fachwerkbau blieb die Berliner Blau Ultramarinwerke vor allem in Thüringen bolische Darstellung, die in der Verwendung von Smalte jedoch in der und Franken gegründet wurden, blieb religiösen Kunst unserer Gegen­ Regel auf gestalterische Details in der Zunächst entdeckte um 1704 der Berliner die Produktionsmenge von Ultramarin wart fortlebt. Gefachmalerei beschränkt. Nachweisbar Farbenmacher Diesbach ein erstes synthe- trotz „weltweiten“ Exports bis Mitte des war die Verwendung von Smalte zudem tisches Blaupigment, welches vor allem 19. Jahrhunderts noch verhältnismäßig Die Gleichsetzung von Himmlischem und hohe Aufwand für den Reinigungsprozess im Zuge eines 1785/86 durchgeführten als Berliner Blau, Preußisch Blau oder auch gering, eine Tatsache, die unter anderem Göttlichem vermitteln auch blau gefasste des Lapislazulis aus. Die blaue Farbigkeit Umbaus im Gewölbe des nörd­lichen Tor- Pariser Blau auf den Markt kam. Um 1740 auf das für Preußen für zehn Jahre gelten- Kirchengewölbe und in einem besonders erhält Lapislazuli aus dem Bestandteil baus am Japanischen Palais in Dresden. wurde das Berliner Blau in großgewerbli- de Monopol zurückzuführen ist, welches erwähnenswerten Fall auch die evangeli- des Minerals Lasurit, von dem auch die Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde Smal- chem Maßstab produziert und vertrieben. sich Carl Leverkus 1838 gesichert hatte. sche Marktkirche Zum Heiligen Geist in alternative Bezeichnung Lasurblau abge- te vor allem im Erzgebirge, im Thüringer Für diese Zeit ist dieses Blau vor allem im Danach führte die nun in zahlreichen Clausthal-Zellerfeld, eine Holzkirche des leitet wird. Wald und im Spessart produziert. Zusammenhang mit Innenwand- und konkurrierenden Ultramarinfabriken 17. Jahrhunderts, deren äußerer Dielen­ Deckenfassungen nachweisbar. In Leinöl einsetzende massenhafte Produktion beschlag ursprünglich blau gefasst war Azurit Indigo oder in Mischung mit Bleiweiß geht das schnell zu einem Preisverfall des blauen und somit vorbildlich für die jüngst abge- Berliner Blau in einen Grünton über. Auch Pigments. Während im Jahre 1849 im schlossene Sanierung wurde (siehe auch Umfänglichere Verwendung hat bis zur Neben den mineralischen Blaupigmenten seine Kalkempfindlichkeit macht das Bereich des späteren Deutschen Reiches Seite 20). Entwicklung synthetischer Blaupigmente erlangte das organische, aus Färberwaid ge­ Berliner oder Preußisch Blau für Außen­ noch sieben Produktionsstätten betrieben das Kupferpigment Azurit in der bildenden wonnene Indigo im Bauwesen keine größe- anstriche eher ungeeignet. wurden, war diese Zahl auf 23 im Jahre ▲ Die Azurit-Fassung der Clausthaler Marktkirche Lapislazuli Kunst und Architektur gefunden. Häufig re Bedeutung. Wie die Bezeichnung Färber- 1873 an­gestiegen. Die ehemals nahezu zum Heiligen Geist aus dem 17. Jahrhundert wurde bildeten Azuritfarben die Grundierung für waid andeutet, wurde dieser Farbstoff vor unerschwingliche Farbe Ultramarin aus im Rahmen der Sanierung 2013 rekonstruiert. Bis zur industriellen Herstellung blauer Farbfassungen mit Lapislazuli. Auch die allem zum Färben von Tuchen verwandt. In Lapis­lazuli war nun als synthetisch herzu- Farbpigmente, die als Kalk- oder Ölfarbe Außenfassung der Marktkirche in Claus­ Ausnahmefällen, wie im Waidanbaugebiet stellendes Produkt für „alle Welt“ bezahlbar eine hohe Lichtechtheit garantierten, thal-Zellerfeld war mit einer azurithaltigen um Erfurt, konnten jedoch für den Zeitraum und zur Modefarbe im kleinbürgerlichen waren blaue Pigmente nur für Kirche und Leinölfarbe ausgeführt worden. Nachteilig des 16. bis 18. Jahrhunderts auch vereinzelt und ländlichen Bauwesen geworden. Von Adel als Auftraggeber erschwinglich. Der wirkt sich bei Azurit die durch Feuchtigkeit Wandfassungen mit Pigmenten aus Färber­ 1862 bis 1872 hatte sich die Produktion von Edelstein Lapislazuli lieferte das wertvollste­ begünstigte Vergrünung des Pigmentes waid nachgewiesen werden. Ultramarin im Deutschen Reich auf eine natürliche ultramarinblaue Farbpigment aus, wie sie bei zahlreichen Wandmalereien Jahresproduktion von rund 6.500 Tonnen und war besonders wegen seiner Licht- zu beobachten ist. verdoppelt. Die umfängliche Verwendung echtheit bevorzugt. Nicht unwesentlich von blauen Farbanstrichen kam einer für den Wert des Pigmentes wirkte sich der wahren Euphorie gleich.

16 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 17 2 Die Farbe Blau in der Architektur Blau zur Abwehr von Fliegen?

In Verbindung mit dem ländlichen Haus- bau wird immer wieder eine Regel ins Feld geführt, nach der die blaue Farbe zur Ab- wehr von Fliegen gedient hätte, da Fliegen angeblich kein Blau mögen. Noch 1926 wurden die hölzernen Einbaumöbel der berühmten „Frankfurter Küche“, die von der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky Taut selber setzte Ultramarin in großzügi- „Es ist ein ungreifbares Nichts zur Rationalisierung der Arbeitsabläufe gem Maße für die Fassadengestaltung und doch gegenwärtig wie die Für den Architekten spielte die Farbe Blau eine wichtige Rolle, wie hier auf den Fassaden auf kleinem Wohnraum entwickelt worden in Berlin ein: in einer Wohnanlage am durchsichtige Atmosphäre. (…) der Siedlung Falkenberg. ▶ waren, aus diesem Grunde blau gestrichen. Prenzlauer Berg – Paul-Heyse-Straße –, in Blau zieht unseren Geist auf Tatsächlich ist diese These, die seinerzeit einem Wohnblock an der Trierer Straße den Schwingungen des Glaubens Blau – die Modefarbe im wissenschaftlich durch Untersuchungen und zur Akzentuierung von Fassaden in in die Ferne der Unendlichkeit 19. Jahrhundert der Universität Frankfurt belegt worden der Gartenstadt Falkenberg. Für sein eige- des Geistes.“ sein soll, nicht haltbar. So ist zu beobach- nes Wohnhaus in Berlin-Dahlewitz, für das Johannes Itten Heute ist kaum noch nachvollziehbar, dass ten, dass zahlreiche blaue Blüten Fliegen Taut die Farben für innen und außen nach die Farbe Blau seinerzeit allgegenwärtig anziehen, statt sie abzuwehren. Nutzung und Ausrichtung der Räume war. Blau getünchte Decken und Wände wählte, fand ein kräftiges Blau ebenfalls im Inneren von ländlichen Wohnhäusern, Farbige Städte – eine kurze als Wand-, Decken- und Heizkörperfarbe blaue Fassungen der verputzten Außen- Renaissance von Blau Verwendung. Für eine Polychromie im wände oder Gefache beim Fachwerkbau Stadtbild war hiermit ein Höhepunkt prägten das Wohnumfeld sowie die Orts- Das politisch motivierte architektonische erreicht, der in den letzten Jahrzehnten und Dorfbilder. Insbesondere am Außen- Schaffen Bruno Tauts brachte in den lediglich in von Künstlern wie Otto Piene bau haben wir uns die ursprünglichen 1920er Jahren eine intensivfarbige Poly- (Selb, 1973), Friedensreich Hundertwasser Blaufassungen oft farbintensiver vor­ chromie an die Außenwände verputzter oder James Rizzi geschaffenen Solitär­ zustellen, als sie uns heute in Resten Siedlungsbauten. Eine expressive Farbig- bauten eine Fortsetzung erfuhr. über­liefert sind, denn insbesondere das keit im Stadtbild diente Taut nicht nur zur Ultramarin der Frühzeit war besonders gestalterischen Betonung von gestaffel- säure­empfindlich, was in saurem Klima ten Fassadenebenen und einer Rhythmi- (durch entsprechende Luftschadstoffe) sierung von reihenförmig angelegten zu Ausbleichungen führte. Im Inneren Siedlungsbauten. Unterschiedliche Farben beschränkte sich die Verwendung von und Gestaltungsvarianten sollten den Ultramarin nicht nur auf die Stuben, auch Gebäudeeinheiten Individualität verleihen die Dielen, also die Wirtschaftsbereiche, und die Bewohner in emotionale Bezie- waren blau gefasst. Der schwedische hung zu ihrem Wohnraum und Wohn­ Genremaler Anders Montan hatte wäh- umfeld setzen. An die Primärfarben ange- rend seiner Aufenthalte in Lippe um lehnte Mischfarben spielten dabei eine In der bildenden Kunst war es der franzö­ „Wie wir einen angenehmen 1900 zahlreiche bäuerliche Interieurs wichtige Rolle. Taut soll sich 1921 während sische Künstler Yves Klein (1928–1962), Gegenstand, der vor uns flieht, durch Ölgemälde in ihrer damaligen einer Reise in Litauen von kräftig blau der beindruckt von den Fresken in San gern verfolgen, so sehen wir Farbigkeit erfasst, die das Vorherrschen gefassten ländlichen Wohnhäusern be­ Francesco in Assisi zum Experimentieren das Blaue gern an, nicht weil blauer Innenfassungen eindrucksvoll eindruckt gezeigt haben. Er erkannte in mit monochromen Bildern und Reliefs es auf uns dringt, sondern weil belegen. In zahlreichen historischen diesem Blau ein typisches Element bäuer- überging, von denen insbesondere die ult- es uns nach sich zieht.“ Gebäuden lassen sich für die Zeitspanne licher Kultur. Sein „Aufruf zum farbigen ramarinblauen Bilder berühmt wurden, in J. W. Goethe, Zur Farbenlehre, 1808–1810 der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Bauen“ soll auch im ländlichen Bereich denen er die Leuchtkraft des reinen Pig- unzählige blaue Kalkfarbenfassungen zu einem Wiederaufleben kräftig blauer ments synthe­tischen Ultramarins durch übereinander nachweisen. Außenfarbigkeit geführt haben – eine den Verzicht gängiger Bindemittel beibe- These, die es jedoch noch umfänglicher hielt und Polyvinylacetat als Haftmittel Bereits in den 1890er Jahren ebbte die zu belegen gälte. verwendete. Das von ihm entwickelte ult- Begeisterung für die blaue Farbe im Bau- ramarinblaue Pigment ließ Klein sich 1960 wesen wieder ab. Erste Stimmen wurden unter der Bezeichnung International Klein laut, die blaue Hausanstriche als Ge- Blue (I.K.B.) patentieren. Einen Einfluss auf schmacklosigkeit bezeichneten. Dass die die moderne Architektur erhielt das Blau Vorliebe für das blaue Wohnumfeld An- durch Yves Kleins großformatige Arbeiten fang des 20. Jahrhunderts verschwand, ist zwischen 1957 und 1959. Für den Neubau nachvollziehbar, weil mit der Allgegen- des Musiktheaters im Revier, Gelsenkir- wärtigkeit der Farbe auch ihre repräsenta- chen, erarbeitete er in enger Kooperation tive Funktion verloren ging. Blaufassungen mit dem Architekten Werner Ruhnau werden nun vor allem durch weiße oder wand­hohe, ultramarinblaue Schwamm­ hellbeigefarbige Fassungen abgelöst. reliefs.

18 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 19 3 „Für die Ästhetik sensibilisieren.“

Interview mit Karl-Eberhard Feußner

Karl-Eberhard Feußner ist Leiter „Herr Feußner, welche Rolle „Welche Kriterien sind bei Aspekten im Zusammenhang mit der Sa- maßgeblichen Fragestellungen muss sich Wir wollen unsere Teilnehmer für die Er- der Denkmalakademie der spielen Farben und Oberflächen­ der Sanierung von Denkmalen nierung von Denkmalen sich immer mit letztlich die Farbgestaltung bei der Sanie- fordernisse einer den Vorgaben des Denk- Deutschen Stiftung Denkmal­ gestaltungen im Denkmal­ für die Auswahl der Farben der Frage auseinandersetzen müssen, ob rung von Denkmalen orientieren, nämlich malschutzes entsprechenden Ästhetik schutz. Die Akademie ist das schutz?“ maßgeblich?“­ sie möglicherweise etwas Unwiederbring- zwischen der Wertigkeit des Objekts als sensibilisieren. Dazu gehören beispiels- Bildungsinstitut der Stiftung und liches zerstören? Im Fall von Schloss Bieb- Einzeldenkmal und seiner Einbindung in weise Seminare über die Farbvorlieben in widmet sich der beruflichen und „Farbigkeit ist für die Außenwirkung von „Unabhängig von der Wahl des Farbtons rich fiel die Wahl am Ende leicht, denn die die Umgebung. Das heißt, die Wahl der bestimmten Epochen, die sich an Laien, allgemeinen Weiterbildung. Denkmalen natürlich sehr wichtig. Sie geht es vor allem darum, ein Produkt aus- Farbsubstanz der Kassettierung war so Farbe ist am Ende immer auch vom Stand- aber auch an Profis richten. Und wir geben Dazu veranstaltet sie Seminare, repräsentiert und prägt das Gebäude, gibt zuwählen, das gegebenenfalls auch wie- stark beschädigt, dass sie nicht erhalten ort des Objekts abhängig. auch fachliche Unterstützung, beispiels- Tagungen und Workshops für ihm einen bestimmten Charakter und der zurückgenommen werden kann, und werden konnte. weise bei der Frage, welche Eigenschaften Experten wie Architekten, Stadt­ vermittelt darüber hinaus auch historische zwar ohne die Originalsubstanz zu zerstö- Damit ist auch klar, dass die persönlichen eine Farbe oder ein Putz haben muss, um planer, Dorfentwickler, Mitarbei­ Bezüge. Dies lässt sich am Beispiel des ren. Das heißt, es gilt zunächst immer das Das besondere Charakteristikum von Farbvorlieben der Eigentümer hinter den bestimmte bautechnische Anforderungen ter von Baubehörden und andere Limburger Doms gut zeigen. Die ehemals Prinzip der Reversibilität, denn die Origi- Denkmalen besteht nun einmal darin, Forderungen der Allgemeinheit, vertreten zu erfüllen. Um nur ein Beispiel zu nen- Berufe, die für den Erhalt des polychrome Außenbemalung ersetzte man nalsubstanz soll soweit irgend möglich dass sie im Laufe der Jahrhunderte häufi- durch den Denkmalschutz, zurückstehen nen: dass man keine nichtdampfdurchläs- baulichen Erbes wichtig sind. im Rahmen einer Restaurierung in den erhalten bleiben. Das gilt nicht nur für die ger überarbeitet wurden. Dabei haben die müssen. Aber die Realität zeigt auch, dass sige Beschichtung auf Fachwerk aufbringt. Darüber hinaus informiert sie Jahren 1872/73 durch ein Steingrau, was Farbe, sondern auch für den Putz. Der architektonischen und Farbvorlieben der gerade das Thema Farbe zu intensiven auch Ehrenamtliche, Eigentümer den Eindruck vermittelte, er sei aus dem soll, wo möglich, eben nicht abgeschlagen jeweiligen Epochen, in der diese Arbeiten Diskussionen zwischen Eigentümer und Wir wollen vor allem eine durchgängig und Bewohner zu Fragen des Fels gewachsen. Eine typische Entschei- werden, sondern erhalten bleiben. Die stattfanden, meist ihre Spuren an und Denkmalbehörde führen kann. Die Wahl hohe Qualität bei der Denkmalsanierung Denkmalschutzes und fördert dung für die damalige Zeit. Erst Anfang Erhaltung der originalen Substanz ist bei in den Gebäuden hinterlassen. Deshalb der Farbe bzw. des Farbtons an denkmal- sicherstellen. Das hilft dann auch dabei, damit deren Möglichkeiten zur der siebziger Jahre des letzten Jahrhun- allen Maßnahmen von ganz zentraler besteht bei einer Sanierung heute die be- geschützten Gebäuden ist jedoch zu wich- dass finanzielle Hilfen wie beispielsweise aktiven Teilhabe im Bereich der derts erhielt er seine ursprüngliche Farbig- Bedeutung.“ sondere Herausforderung darin, zu ent- tig, als dass sie allein dem Gusto der Ei- Mittel der Deutschen Stiftung Denkmal- Denkmalpflege. keit zurück, die auf Grund von Farbresten scheiden, welche historische Fassung ge- gentümer überlassen werden kann. Denn schutz sinnvoll für den langfristigen Erhalt an der Fassade rekonstruiert werden „Was geschieht, wenn die zeigt werden soll und wie die anderen die Denkmalpflege und -sanierung dient der historischen Bausubstanz eingesetzt konnte. Heute ist der Dom durch diese Originalsubstanz nicht mehr zu Zeitschichten trotzdem erhalten werden neben dem Erhalt des historischen Erbes werden und somit unser kulturelles Erbe Farbigkeit bekannt, die wiederum für den retten ist?“ können.“ eben nicht zuletzt auch wirtschaftlichen bewahren.“ zeittypischen Wunsch nach einer wissen- Interessen, wenn wir zum Beispiel an die schaftlich fundierten Restaurierung steht. „Da kann es in Einzelfällen zu einer „Was ist bei der Farbigkeit Bedeutung von Denkmalen für den Touris- schwierigen Abwägung führen. So wurde von Denkmalen noch zu berück­ mus denken. “ Grundsätzlich ist das Erscheinungsbild beispielsweise bei der Sanierung der sichtigen?“ historischer Gebäude an den Außenfassa- Rotunde von Schloss Biebrich in Wiesba- „Wie können Eigentümer den und im Inneren entscheidend von den unter der bis dahin sichtbaren aufge- „Neben der Forderung der Reversibilität für dieses Thema sensibilisiert der originalen Oberflächengestaltung malten klassizistischen Kassettierung ein gibt es zwei weitere Aspekte, die ich werden?“ geprägt. Daher sind die Beschaffenheit farbenprächtiges barockes Deckenfresko für die farbige Außengestaltung von unterschiedlicher Putze und Farben sowie freigelegt, das Anfang des 19. Jahrhun- Denkmalen für entscheidend halte und „Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde die Techniken ihrer Verarbeitung bei einer derts übermalt worden war. Bei der Sanie- zwischen denen es abzuwägen gilt. die Denkmalakademie im Jahre 2001 denkmalgerechten Sanierung so wichtig. rung stellte sich nun die Frage, für welche Entspricht die Wahl der Farbe des histori- gegründet. Es ist unsere Aufgabe, sowohl Hinzu kommt, dass jede Form von Be- „Version“ man sich entscheiden sollte. Ein schen Wahrheit und – und dies gilt natür- Architekten, Planer und Mitarbeiter in den schichtung neben ihrer Farbgebung und Dilemma, denn die Entscheidung musste lich besonders für historische Straßenzüge Behörden als auch Eigentümer von Denk- Oberflächenstruktur auch entscheidend zum Verlust einer der beiden historischen und Stadtviertel – wie fügt sich das in malen in die Lage zu versetzen, fundierte dazu beiträgt, das Denkmal langfristig Bemalungen führen. Dieses Beispiel eine harmonische farbigen Gestaltung Entscheidungen bei der Sanierung treffen zu schützen und zu erhalten.“ zeigt, dass die Verantwortlichen bei allen eines Ensembles ein? An diesen zwei zu können. Das betrifft auch die Farbwahl.

20 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 21 Die blaue Kirche von Clausthal

Die Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal-Zellerfeld ist auf ihre Art ein einzigartiges Baudenkmal. Deutschlands größte Holz­ kirche beeindruckt den Besucher nicht nur mit einem Innenraum von 1.400 Quadratmetern, der 2.000 Besuchern Platz bietet, sondern setzt mit ihrer blauen Holzverschalung einen auffälligen und beeindruckenden Farbakzent in der Bergbaustadt Clausthal. 4 Zum Abschluss der Sanierungsarbeiten Leinölfarbe für dauerhaften erhielt das bedeutendste Baudenkmal des Schutz norddeutschen Barock im Jahr 2013 auch seine ursprüngliche kobaltblaue Farbfas- Die Holzfassade wurde mit einer ent­ sung zurück. Zuvor hatte das Gebäude einen sprechend pigmentierten Leinölfarbe ge- steingrauen Anstrich und gliederte sich strichen. Sie sorgt mit ihren besonderen damit recht unauffällig in das Stadtbild Eigenschaften für einen optimalen ein. Für die Bewohner Clausthals war diese und langlebigen Holzschutz. Denn Leinöl für sie neue, farbintensive Beschichtung als Bindemittel ist wasserabweisend, zu Anfang wohl gewöhnungsbedürftig. trotzdem dampfdiffusionsoffen, bleibt elastisch, blättert demzufolge nicht Alte Rechnungen geben ab und kann tief in das Holz eindringen, Hinweis auf den Farbton sich mit ihm verbinden und seine kon­servierende Wirkung entfalten. Doch die historischen Bauakten, die im Rahmen eines Forschungsprojekts, das die Das heißt, selbst wenn Feuchtigkeit in das Sanierungsarbeiten begleitete, untersucht Holz eindringt, kann sie ebenso schnell wurden, belegen, welche Farbfassung wieder ausdunsten. Leinölfarben wurden für die Kirche in den Jahren 1655 bis 1736 bereits vor Jahrhunderten für den Holz- tatsächlich maßgeblich war. „Sie war in schutz von Fachwerkbauten, Holzfassaden einem kräftigen Blau mit weiß abgesetzten sowie für Türen und Fenster eingesetzt. Fenstern und Profilen gestrichen“, wie In Verbindung mit Eisen(III)-oxid (Eisen- Restaurierungsleiter Bernd Gisevius auf mennige) sorgt Leinölfarbe auch für einen den Internetseiten des Fördervereins für den effektiven Korrosionsschutz. Erhalt der Clausthaler Holzkirche schreibt. Leinölfarben erfreuen sich heute besonders „Das Wort ‚Blau‘ erscheint in der Kirchen- bei der Restaurierung von Denkmälern und rechnung von 1695/96 auf Seite 54: ‚be- auch von Oldtimern wieder zunehmender huffs Anstreichung der Marcktkirche‘ wird Beliebtheit. Leinöl wird aus Leinsamen, eine Lieferung von gut 5 Zentnern Kreide, den Früchten des Flachses, gewonnen. Als zwei Zentnern Leinöl, 1,1 Zentnern Bleiweiß Bindemittel für Farben findet es bereits und einem Zentner ‚blaue Bercke‘ bezahlt. seit dem 12. Jahrhundert Verwendung. Unter dieser Bezeichnung ist Azurit zu verstehen, ein intensiv blaues Mineral, das auch ‚Bergblau‘ genannt wurde.“

Die Verwendung von Azurit, einem Mineral, das bereits die alten Ägypter vor mehr als 4.500 Jahren in pulverisierter Form als Pig- ment für Lidschatten und Wandmalereien nutzten, war im wahren Sinne des Wortes ▲ Erst bei der letzten Sanierung, die 2013 abgeschlos­ naheliegend, denn der Harz war eine der Mitten in den Wirren und der wirtschaftlichen Not des Dreißig­ sen wurde, bekam die Kirche ihren ursprünglichen, Hauptfundstätten dieses Kupfer­erzes in kobaltblauen Anstrich wieder. jährigen Krieges setzten die Bewohner Clausthals mit dem Bau Deutschland.

ihrer prachtvollen Kirche ein Zeichen. In den Jahren 1636 bis 1642 Aus Azurit gewonnene Farbpigmente entstand dieses imposante Bauwerk, das im Laufe der Jahrhunderte zeichnen sich durch ihre intensive, tiefblaue erweitert und umgebaut wurde. Von 2001 bis 2013 dauerten Farbe aus, waren aber auch sehr teuer. Auf Aus den Originalrechnungen zum Bau der Kirche am Basis der Kirchenrechnung­ ließ sich auf ver­ die umfangreichen Sanierungsarbeiten an dem 57 Meter langen, Ende des 17. Jahrhunderts konnte die ursprüngliche Farbfassung rekonstruiert werden. schiedene Anstriche schließen, und dar- vollständig aus Holz errichteten und zu Beginn dieses Jahrtausends ▼ aus konnte der Farbton mit den Original- zum Teil einsturzgefährdeten Sakralbau. Pigmenten experimentell „präzise rekonstruiert werden“, wie Gisevius aus- führt. Für den Blauton der Fassade wurde in Abstimmung mit der Denkmalpflege jedoch ein etwas hellerer und gedeckterer Farbton gewählt als der ursprüngliche, intensiv leuchtende Azurit-Ton. Die Farbe Blau symbolisiert übrigens in der Kirchen- geschichte den Heiligen Geist, dem die evangelische Kirche in Clausthal geweiht ist.

24 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 25 5 Historische Farbigkeit im Fachwerkbau

Die Oberflächenbehandlung von Hölzern, Lehm- oder Kalkputzen am Außenbau kann von unterschied­lichen Faktoren abhängig sein. Zu den wichtigsten Aufgaben zählen hier die Gestalt­ gebung und der Wetterschutz, die abhängig von Klima, Lage und Trägermaterial geringere oder verstärkte Bedeutung erhalten können. Würden wir uns in die Zeit zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückversetzen, erhielten wir einen von unserem heutigen Bild historischer Fachwerkbauten völlig abweichenden Eindruck, denn die „Fachwerkstädte“ hielten seinerzeit ihr Fachwerk meist unter Putzen verborgen.

Die im Zuge der Industrialisierung einsetzenden gesellschaftlichen und städtebaulichen Veränderungen, die sich im Umfeld der wachsenden Städte auch auf die ländlich geprägten Kulturland- schaften auswirkten, lieferten den Anlass für ein bürgerschaft­ liches Engagement, welches erstmals den Wert ländlicher Baukultur­­ und die Bedeutung der handwerklich geprägten Fach­werkbauten­ des Spätmittelalters und der Renaissance erkannte. Die meisten dieser Fachwerkbauten zeigten sich Ende des 19. Jahrhunderts von Erkern und anderen Wandvorsprüngen nachträglich befreit, monochrom übertüncht oder häufig vollständig verputzt. Die Ursachen für diesen Zustand waren verschiedenster Natur.

Fotografie prägt Eindruck von schwarz-weißem Fachwerk

Bereits im 17. Jahrhundert entwickelten sich die gestalterischen Absichten im Bauwesen verstärkt hin zu klarer, häufig die inne- ren Strukturen bewusst verschleiernder Fassadengliederung und Symmetrie der Schauseiten. Diese Ästhetik war am leichtes- ten mit Naturstein- oder Putzfassaden umzusetzen. Nachträglich auf Fachwerk aufgebrachte Putze können aber auch als Brand- schutzmaßnahme gewertet werden. In vielen Fällen dienten nachträgliche Verputzungen einer gestalterischen Vereinheitli- chung der Fassaden nach tiefgreifenden Umbaumaßnahmen, von denen häufig die Erdgeschosse betroffen waren, zu denen aber auch bauliche Erweiterungen wie Aufstockungen zählen. Eine euphorisch gefeierte Welle von Fachwerkfreilegungen erleb- te in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre zunächst die Altstadt von Hildesheim, die für zahllose Fachwerkstädte zum Vorbild wurde. Viele der Fachwerkstädte veränderten um 1900 und/oder im Zuge eines erneuten Aufblühens der Freilegungswelle in den 1920er Jahren ihr Gesicht. Die Spuren dieser „Entputzungen“ sind auch heute noch recht gut an den sichtbaren Hackspuren, den eingeschlagenen Kerben, im Fachwerk erkennbar.

26 Denkmal und Farbe 5 Historische Farbigkeit im Fachwerkbau Die Gebäude am Marktplatz von Bad Camberg sind Beispiele für schwarzes und rotes Fachwerk in ein gutes Beispiel für die Umsetzung historischer Marburg, wobei sich dort ab etwa 1570 verstärkt die Farbigkeit im Fachwerkbau. rote Farbigkeit stärker durchsetzte. ▼ ▼

Die Zeit des Übergangs zum farbigen Fachwerk ist nicht für alle Regionen exakt fassbar. Gerade in ländlichen Gegenden, in denen Geldmittel nur in geringem Umfang zur Ver­fügung standen, musste der Bauherr auf Pigmente verzichten, insbesondere wenn diese nicht in unmittelbarer Nähe zur Verfügung standen. Hier blieb Fachwerk häufig bis ins 19. Jahrhundert hinein farblos.

Regionale Unterschiede in der Farbigkeit

Die Betonung des Fachwerks durch kontrastreiche Absetzung der Hölzer von den Gefachen stellt das Fachwerk nicht nur in seiner konstruktiven, sondern auch in einer ornamentalen Funktion dar. Die Anstriche wurden nicht nur zur Hervorhebung der unter- schiedlichen Materialien von Fachwerk und Gefach genutzt; sie Verfügbarkeit der Pigmente entscheidet über dienten gleichermaßen zum Kaschieren von Unregelmäßigkeiten Farbigkeit der Hölzer und zu deren optischer Verbreiterung. Zu diesem Zweck wurde die Balkenfarbe als so genannter Randstreifen bis Nicht unbedeutend für das farbige Erscheinungsbild einer histo- zu 5 cm breit in die Gefache überstrichen. Auch die Ausführung rischen Kulturlandschaft dürfte die Verfügbarkeit bestimmter von aufgemaltem Scheinfachwerk auf Verputzungen zählte zum Pigmente gewesen sein, deren Verkauf zu einem günstigen Preis Kanon der Trickkiste historischer Tüncher. Weitere gestalterische vor allem in der Nähe von Gewinnungsgebieten möglich war. Elemente sind die auf den Gefachen ausgeführten, das Holzwerk Entsprechend lässt sich die große Bedeutung eisenoxidhaltiger begleitende Linien, die insbesondere in den Eckbereichen eine roter Farbe im fränkischen Raum vom Abbau des Eisenoxids im fantasievolle ornamentale Ausgestaltung erhalten konnten. Un- Zusammenhang mit dem fränkisch-oberpfälzischen Bergbau terschieden werden hier so genannte anliegende Begleiter, die nicht trennen. Hier wurde Farbe früh auch im ländlichen Bau­ von einem weiteren Begleiter im Feld des Gefachs ergänzt sein wesen zur Gestaltung der Hauptfassaden und Innenräume können. In der Regel werden die Begleiter in einer weiteren, genutzt. Auch die freie Reichsstadt Nürnberg besaß Gruben, in akzentuierenden Farbe ausgeführt. Eine grundsätzliche Unter- denen rote und gelbe Erden gewonnen und weithin vertrieben Die seinerzeit bereits häufig fotografisch dokumentierten vor­ scheidung zwischen Innenräumen und Fassadengestaltungen wurden. Zu den frühen Farbfassungen des Fachwerks zählen gefundenen Zustände, auf denen das Fachwerk nahezu schwarz ist dabei nicht zu erkennen. auch gelbe bzw. ockerfarbene Anstriche, die im Fall von Nürn- und die Gefache hell bzw. weiß erschienen, haben über viele berg und Marburg ebenfalls bereits um 1500 belegt sind und im Jahrzehnte das Bild eines schwarz-weißen Fachwerkbaus ge- Für farbiges Fachwerk zeigen die Befunde vor allem die Verwen- süddeutschen Raum des 17. Jahrhunderts an Fachwerkbauten prägt, obwohl die seinerzeit unter dem Verputz vorgefundenen dung der Farben Gelb, Rot und Grau sowie Schwarz, die vor allem am häufigsten anzutreffen waren. Grau abgesetztes Fachwerk, Befunde deutlich voneinander abweichende Ergebnisse zur Far- auf die Pigmentverwendung von gelbem Ocker, gebranntem das bei der Befunderhebung nicht immer eindeutig von schwar- bigkeit von Fachwerk lieferten. In den letzten Jahrzehnten haben Ocker und Holzkohle zurückgehen. Diese Pigmente zeichneten zen oder graublauen Fassungen zu unterscheiden ist, scheint neuere farbrestauratorische Erhebungen im Rahmen von Fach- sich neben einer hohen Leuchtkraft vor allem durch ihren günsti- zumindest im gesamten fränkischen Raum vor allem in der werk- und Stadtsanierungen wieder vermehrt zur Umsetzung gen Preis aus. Im süddeutschen Raum, für den Farbbefunde auf zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert im Inneren und historischer Farbigkeit im Fachwerk geführt, wie die Bebauung Fachwerk in besonders umfänglichem Maße vorliegen, zählen Äußeren beliebt gewesen zu sein. am Marktplatz von Bad Camberg zeigt. neben schwer abzusichernden schwarzen Fassungen, den so genannten Glanzruß- bzw. Bisterlasuren, vor allem rote Anstriche Für den ländlichen Raum sind die rekonstruktiven Farbgebungen zu den vielleicht schon im 14., sicher aber schließlich im 15. Jahr- der Gebäude im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim hundert erkennbaren Farbgebungen. wichtige Zeugnisse für farbiges Fachwerk im ländlichen Stil, die offenbar vorrangig auf der Besonderheit fränkischer Farbenge- Schwarzes Fachwerk ließ sich auch in Marburg als erste Fach- winnung beruhen. werkfarbigkeit nachweisen, auch wenn sich hier um 1570 eben- falls verstärkt die rote Farbigkeit für das Fachwerk durchsetzte. Farbigkeit als Kostenfaktor Rotes Fachwerk zeigt sich in Süddeutschland bis in das 20. Jahr- hundert hinein, auch wenn die Farbwerte stark schwanken und Gemeinhin gilt die farbige Fassung von Fachwerk als Erscheinung insbesondere in jüngerer Zeit bräunliche Rottöne bzw. Brauntöne der Neuzeit, während für das Mittelalter ungefasste Kalkputze vorherrschen. In Nord- und Mittelhessen wurde das rote Fach- in den Gefachen und unbehandelte oder zumindest pigmentfreie werk im Laufe des 17. Jahrhunderts wesentlich deutlicher von Anstriche auf dem Holzwerk gesehen werden. Entsprechend lie- Graufassungen des Fachwerks abgelöst. Im ostwestfälisch-süd- ßen sich in Marburg mit einem reichen Bestand an Befunden zur niedersächsischen Raum gelten Rotfassungen von städtischem historischen Fachwerkfarbigkeit für das ausgehende 15. Jahrhun- Fachwerk noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis dert Fassungen von farbig unbehandeltem Kalkputz in den Ge­ ▲ Mitte des 18. Jahrhunderts als typisch. Die Ergebnisse der hohen ▲ Die Farbigkeit des Fachwerks ist durchaus vielfältig Grau abgesetztes Fachwerk scheint laut entsprechender fachen und unbehandeltem oder mit Kalkschlämme überstriche- und war meist abhängig von der Verfügbarkeit Befunddichte einer bestimmten Region lassen sich also nicht Befunde vor allem im fränkischen Raum ab 1650 zuneh­ nem Fachwerk ohne beabsichtigte Kontrastwirkung festhalten. bezahlbarer Pigmente in der jeweiligen Region. unmittelbar auf Fachwerkgebäude anderer Gebiete übertragen. mend beliebt gewesen zu sein.

28 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 29 5 Historische Farbigkeit im Fachwerkbau Ein leuchtendes Beispiel für die zahlreichen polychromen Fassadengestaltungen in der nieder­ sächsischen Renaissance-Fachwerkstadt Einbeck. ▼

Dass die verstärkt ab Mitte des 16. Jahrhunderts nachweisbare aber die rein konstruktiven Rasterfachwerkfassaden des 18. und Farbfassung von Fachwerk repräsentativ zu verstehen ist, zeigen 19. Jahrhunderts haben wir uns bauzeitlich mit monochromen Beobachtungen, nach denen reine Wirtschaftsbauten sowie un- Farbfassungen vorzustellen. tergeordnete Gebäudeseiten unbehandelt blieben. Fachwerk des 17. Jahrhunderts zeigt erstmals auch bauzeitliche Blaufassungen, Mit Farben den Anschein von Steinhäusern geben die jedoch in der Regel auf die Gestaltung im Inneren der Gebäu- de beschränkt blieben. Als Pigment kam hier Smalte zur Anwen- Doch auch aufwändiges Zierfachwerk konnte schon bauzeitlich dung, ein Blaupigment aus kobalthaltigem Glas. Preiswerter als einen monochromen Anstrich erhalten, wie es vor allem für Lapislazuli und Azurit, blieb Smalte verglichen mit den Pigmen- Fachwerkgebäude im Nürnberger Raum nachgewiesen ist. Unter ten Rot oder Gelb jedoch ein wertvolles Material. Ab etwa Mitte den Farben für diese monochromen Anstriche sind vor allem des 19. Jahrhunderts wurde blaue Farbe am Außenbau ländlicher Gelb, Rot und Grau sowie Weiß erkennbar. In ihrer farbigen Be- Gebäude beliebt. Das preiswerte synthetische Ultramarin wurde handlung folgen diese Gebäude den Stein- und Putzbauten. Der zur großflächigen Überfassung von Putzflächen, aber auch zur Philosoph Friedrich Christian Schmidt liefert 1790 entsprechende Betonung des Fachwerks genutzt. Ratschläge. Denn „… sucht man ja jedem Gebäude auch äußerlich den Schein von Festigkeit zu geben, und diesem Bestreben wird am ehsten eine Genüge geleistet, wenn man auch den hölzern Häu- sern so viel als möglich das Ansehen zu geben sucht, als wären sie von guten gehauenen Steinen erbaut.“ Zu wählen war nach Schmidt eine helle, sanft wirkende Grundfarbe, von der vorste- hende Bauteile heller abgesetzt sein sollten. Die grundlegende Farbpalette enthielt natürliche Farbvarianzen von gelblichen, grünlichen, grautonigen und rötlichen Sandsteinen sowie vor allem grautonigem und graublauem Kalkstein.

Im 19. Jahrhundert – Zeit der ersten industriellen Fertigung syn- thetischer Pigmente – wurden schließlich neben vermehrt grü- nen auch blaue Farben für monochrome Anstriche verwendet.

Die Gefache sind in der Regel weiß gefasst, doch lassen sich seit Für die äußere farbige Fassung von Fachwerkwänden wurden all- Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass bereits seinerzeit po- noch 1968 die Grundlage für einen „bunten“ Neuanstrich geliefert dem 17. Jahrhundert auch ockerfarbene und altrosa Gefachfas- gemein Kalkfarben, aber auch Kalkkaseinfarben, Kaseinfarben oder lychrome Fassungen auf geschnitzten Ornamenten und Figuren hatte, aufzugeben und sich im Erscheinungsbild der monochro- sungen nachweisen. Im Inneren wurden die Gefache auch mit Ölfarben verwendet. In der Regel wurde für die gesamte Überfas- dokumentiert worden waren, und vor dem Hintergrund der in men Fassung von 1888 bis 1894 anzulehnen. Damit wollte man großflächigen ornamentalen, seltener auch figürlichen Verzie- sung von Holzwerk nur eine dieser Farbrezepturen verwendet. Le- Hildesheim zu jener Zeit bereits durchgeführten mehrfarbigen sich dem ursprünglichen Erscheinungsbild des 17. Jahrhunderts, rungen gestaltet. In anderen Fällen sind vor allem für das 16. diglich für die Anwendung ölgebundener Pigmente zeigt sich eine Neufassungen der Renaissance-Fachwerkhäuser ist die damalige für das ein bernsteinfarbener Leinöl-Wachs-Firnis angenommen Jahrhundert auf Putzgefachen auch Aufmalungen eines Stein-, differenziertere Anwendung. Da die Farbpigmente in Öl gebunden Entscheidung für ein Dunkelbraun merkwürdig. wird, erneut anlehnen. Gleichermaßen sollte der nun pigmenthal- häufiger eines Ziegelmauerwerks in Anlehnung an repräsentativ reiner und leuchtender erscheinen, wurden insbesondere schwar- tig ausgeführte Anstrich über den unterschiedlich alten Hölzern gemeinte Ziegelausmauerungen des 15. und 16. Jahrhunderts ze Begleitlinien in Öl ausgeführt. Darüber hinaus bleibt die Ver- In Hildesheim war zunächst das Knochenhauer Amtshaus von der Fassade vereinheitlichend wirken. Die Entscheidung für diese nachweisbar. Die farbige Fassung von Fachwerk bleibt vom 15. wendung von Ölfarbe in der Regel auf das Holzwerk beschränkt. 1529, welches uns heute lediglich als Rekonstruktion der Nach- Fassung traf in empfindlicher Weise den Nerv all derer, denen die bis ins 20. Jahrhundert hinein geläufig, auch wenn Fachwerk in kriegszeit erhalten ist, mit einem polychromen Anstrich restauriert Vielfarbigkeit ihrer Renaissance-Fachwerkstadt zur liebgeworde- den Städten seit dem 18. Jahrhundert verstärkt verputzt wurde. Vielfarbiges Fachwerk worden. Derartig ausgeführte Farbfassungen prägten den Begriff nen Gewohnheit geworden war. der „Hildesheimer Manier“, die insbesondere für die geschnitzten Zierfunktion des Fachwerks nicht mehr gewünscht Interessant ist der Blick auf mehrfarbige historische Farb­ Fassaden der Renaissancebauten in den südniedersächsischen fassungen, die vor allem auf Zierschnitzereien von Fachwerk Fachwerkstädten seinerzeit vorbildlich wurde. Auch beim Eicke- Etwa zeitgleich mit dieser Entwicklung, über dem Fachwerk de- des 17. Jahrhunderts nachgewiesen worden sind. schen Haus wurde wenige Jahre nach dessen erster grundlegen- ckende Putze auszuführen, lassen sich auch monochrome Anstri- der Restaurierung eine polychrome Fassung des Fach- und Schnitz- che bei gleichzeitiger Fachwerksichtigkeit nachweisen. Seit Ende Im Zuge der Sanierung des so genannten Eickeschen Hauses in werks durchgeführt, die auf rotbraunem Grund basierte, von des 17. Jahrhunderts bis ins 19. Jahrhundert wurden monochrome Einbeck – ein 1612 bis 1614 errichteter Fachwerkbau, dessen äuße- dem die bildlichen Darstellungen in naturalistischen Farbtönen Anstriche und Putze nicht nur bei Neubauten ausgeführt; auch res Erscheinungsbild von reichen Schnitzereien in den Bereichen abgesetzt waren. Diese Farbgebung beruhte nicht auf restaurato- älteren Gebäuden wurde damit eine „modische Haut“ verliehen. der Ständer, Knaggen und Brüstungsfelder mit Darstellungen der rischen Befunden, sondern folgte dem Entwurf des hannover- Insbesondere in den Städten setzte sich dieser Wandel, der die personifizierten Tugenden und Musen geprägt ist – entbrannte schen Kirchenmalers Ebeling, der im Übrigen zwei Farbfassungs- zuvor geschätzte Zierfunktion des Fachwerks vollständig aufgibt, die vorläufig jüngste Diskussion um die Frage von Polychromie varianten vorgelegt hatte. Die mehrfarbigen Fassungen der Zeit in prägender Weise durch. In der Regel sind für die monochro- am Fachwerkbau. Im Zuge der Freilegung von Putzen des 18. Jahr- um 1900 sind aus diesem Grunde mit gewisser Vorsicht zu be- men Wandfassungen einheitlich über Holz und Gefache geführ- hunderts und einer Restaurierung des Eickeschen Hauses in den trachten. Entwickelten sie sich doch mehr zu einer modischen Er- te Kalktünchen zu vermuten. Bedingt durch ihr differenziertes Jahren 1888 bis 1894 war für die Bauzeit keine Farbigkeit auf den scheinung als zu einer Restaurierung auf Grundlage von wissen- Witterungsverhalten auf den unterschiedlichen Trägern – Putz Hölzern nachgewiesen worden, weshalb man sich seinerzeit in schaftlichen Befunden. Im Rahmen der jüngsten Restaurierung ▲ Die Gestaltung des Knochenhauer Amtshauses und Holz –, sind diese ehemals monochromen Farbfassungen Anlehnung an den vermuteten ursprünglichen Zustand für eine des Eickeschen Hauses von 2003 bis 2006 entschieden sich Res- in Hildesheim ist heute lediglich als rekonstruierte heute im Befund nicht immer leicht zu erkennen. Insbesondere vereinheitlichende dunkelbraune Farbgebung entschieden hatte. tauratoren und Denkmalpfleger, die Mehrfarbigkeit von 1902, die Fassung aus der Nachkriegszeit erhalten.

30 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 31 6 Schwarz-Weiß-Grün: Der „Bergische Dreiklang“

Viele Fachwerkhäuser im Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen sind in ihrer Farbigkeit nach dem so genannten Bergischen Dreiklang in Schwarz-Weiß-Grün gestaltet. Dabei kommt vor allem dem so genannten „Bergisch Grün“ eine zentrale Bedeutung zu. Dieser spezielle Farbton spielt für die Charakteristik des bergischen Fachwerkbaus eine so große Rolle, dass viele Denkmalbehörden, beispiels­ Die drei Farben Schwarz – Weiß – Grün sind typisch weise für die Erneuerung des Anstrichs von denkmalgeschützten Gebäuden, konkrete RAL-Farbtöne für die Fassaden im Bergischen Land, wobei der Grün­ für dieses Grün vorgeben, die sich allerdings von Ort zu Ort leicht unterscheiden können. ton von Gemeinde zu Gemeinde variieren kann. ▶

Regionale Farbnuancen

Wie genau das Bergisch-Grün auszusehen hat, wird von den Denkmalbehörden der verschiedenen Orte durchaus unterschied­ lich vorgegeben. Mancherorts finden sich sogar Häuser, bei denen jeder Fensterladen eine andere Grünnuance aufweist. Laut der Denkmalbereichssatzung für den Ortskern Remscheid-Lüttringhausen ist das Bergisch-Grün in Remscheid durch den RAL-Farbton 6005 festgelegt, dazu gibt es eine helle (RAL 6024) sowie eine dunkle Variante (RAL 6004). Diese Farb­ Typische bergische varianten sind notwendig, da die Türen Fachwerkhäuser meist in einem dunkleren Ton gestrichen werden als die Fensterläden. Die Farbig- Das typische und damit für die Region keit kann von Region zu Region jedoch Bergisches Land geradezu identitätsstif- schwanken. Insgesamt reicht die Grün- tende Fachwerkhaus hat schwarze Balken Palette im Bergischen Land von dunkleren sowie weiße Gefache und Fensterrahmen. Blaugrün- bis zu helleren Gelbgrüntönen. Hinzu kommen in diesem regenreichen Landstrich an der Wetterseite oder am Gie- bel oftmals noch Abdeckungen aus eben- falls schwarzem Schiefer. Je nach Stand und Vermögenslage des Hausbesitzers können die Häuser auch komplett mit Schiefer eingekleidet sein. Aber erst durch den speziellen Grünton der Fensterläden, die im Bergischen als Schlagläden bezeich- net werden, und der Türen unterscheiden sich die bergischen Fachwerkhäuser von vielen anderen Fachwerk­­bauten in Deutschland. Wie und warum sich diese tradierte Farbgebung in der Region ent­ wickelt hat, ist nicht eindeutig geklärt. Die schwarze Fassung der Fachwerkbalken und die weißen Gefache sind im Fach- werkbau in Deutschland nicht unüblich. Doch die Vorliebe für einen bestimmten Grünton entzieht sich einer hinreichenden Erklärung. Es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um eine Vorliebe handelt, die sich vielleicht auf Grund des charakteristischen satten Grüns der Umgebung im Laufe der Zeit als verbindlich im Bergischen Land etabliert hat.

32 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 33 7 Keine graue Maus! Das Alte Rathaus von Celle

Die Altstadt von Celle mit ihren rund 400 Fachwerkbauten ist einer der großen Anziehungspunkte für Touristen aus aller Welt. Das Alte Rathaus im Stadtzentrum nimmt in dieser mittelalterlichen Umgebung mit bunten Fachwerkhäusern eine Sonderstellung ein, denn das aufwändig restaurierte Gebäude präsentiert sich dem Besucher durch seine Fassadenmalereien als massiver Steinbau.

Mit Baubeginn um das Jahr 1300 ist das Alte Rathaus eines der Grau in Grau – alles andere als langweilig ältesten erhaltenen Gebäude der Stadt Celle. Die bauliche Fas- sung, in der es sich dem heutigen Besucher präsentiert, stammt Das gesamte Erdgeschoss des Nordflügels war mit einer Dia- aus verschiedenen Epochen. Der reich verzierte Nordflügel mantquaderung in Grautönen überzogen. Im Obergeschoss prä- mit Ratskeller stammt aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert, der we- sentierten sich in gemalten Nischen Fruchtgehänge, Löwenköpfe sentlich schlichtere Südflügel aus dem späten 18. Jahrhundert. und Muscheln, die auf Grund der gemalten Schlagschatten sehr plastisch wirkten und damit den Eindruck eines massiven Stein- Über 300 Jahre alte Illusionsmalerei entdeckt hauses vermittelten. Das Gebäude hob sich dadurch deutlich von den Fachwerkhäusern in der Umgebung ab. Dies kann als Die Fassade insgesamt zeigte sich bis in die 1980er Jahre recht Demonstration des Machtbewusstseins des Rates im 17. Jahr­ schmucklos. Seit den späten 1930er Jahren war sie immer wieder hundert gegenüber Fürsten und Bürgern interpretiert werden. mit einem monochromen Anstrich in Ockertönen versehen worden. Das sollte sich jedoch entscheidend ändern, als 1984 Also regte die Denkmalbehörde 1984 an, die Fassadenmalereien ein Neuanstrich der Fassade in Angriff genommen wurde. freizulegen und zu restaurieren. Leider zeigten sich jedoch in den folgenden Jahren zunehmend schwere Schäden an der Fassade, Dabei wurden über 300 Jahre alte Wandmalereien freigelegt: die, wie man heute weiß, durch falsch durchgeführte frühere eine nur noch fragmentarisch erhaltene Bemalung aus der Re- Restaurierungen entstanden waren. Insbesondere die restaurier- naissancezeit, die wohl im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts ten Ölmalereien vertrugen sich nicht mit dem historischen Putz- entstanden ist, sowie umfangreiche Malereien aus der Barock- untergrund. Ab dem Jahr 2007 wurde deshalb eine umfassende zeit, die auf Grund von gefundenen Rechnungsbelegen auf Grundsanierung durchgeführt. Bei den vorausgehenden Unter- das Jahr 1697 zu datieren sind. Diese kulturgeschichtlich bedeu- suchungen stellte sich heraus, dass der Putz mit den Barockma- tenden Illusionsmalereien sollten erhalten werden und dem lereien zu einem großen Teil so schwer beschädigt war, dass eine Rathaus sein reich verziertes, originales Aussehen wiedergeben. Erhaltung auf der Fassade nicht mehr möglich war. Sie wurden Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg, der nur mit Hilfe deshalb inklusive Putz von der Wand abgelöst und anschließend ausgewiesener Spezialisten erfolgreich beschritten werden konserviert. Die Originale – sofern sie erhalten werden konnten konnte. – können im Innenbereich des Rathauses bewundert werden.

Illusionistische Gestaltung der Fassadenfläche: Das hohe Erdgeschoss des Celler Rathauses ist mit Diamantquadermauerwerk bemalt, welches im Obergeschoss eine illusionistische Eckquaderung ausbildet. ▶

34 Denkmal und Farbe Putzsysteme und Dispersionssilikatfarbe

Für die Nachstellung der Fassadenbemalung nach den Original- vorlagen und die fachgerechte Restaurierung des Untergrundes waren langwierige und intensive Vorarbeiten notwendig. Schon im Jahr 2005 wurden Putzmuster angelegt und ein Konzept für das Anstrichsystem und die Farbtöne entwickelt. Nach ausgie­ bigen Tests entschied man sich schließlich für den Einsatz eines Sanierputzes, der den Vorgaben der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege entspricht. Da der Putz mit der Originalbemalung nach der Abnahme an vielen Stellen nicht mehr vorhanden war, wurden auch die restlichen Putzflächen entfernt und die gesamte Fläche anschließend komplett neu verputzt. Für die Nachstellung der Malereien wurde eigens eine Dispersionssilikatfarbe entwickelt, bei der Zink-Weiß als Weißpigment statt des heute üblichen Titandioxids zum Einsatz kam, mit der die Malereien in Lasur­ technik, zum Teil mehrschichtig, ausgeführt wurden. 2009 konnte dann die Nachstellung der Fassadenbemalung abgeschlossen werden, die nun auf Grund der aufeinander abgestimmten Putz- und Anstrichsysteme für einen langfristigen Schutz der Fassade sorgt.

Überregionale Bedeutung

Das Alte Rathaus von Celle bezieht seine kunst- und kultur­ geschichtliche Bedeutung nicht zuletzt daraus, dass im ge­ samten norddeutschen Raum keine vergleichbaren Beispiele für diese Art der Fassadengestaltung mehr existieren. Deshalb war die Restaurierung der Fassade mit ihrer authentischen Nach- stellung der barocken Farbfassung eine wichtige Entscheidung für die Erhaltung dieses repräsentativen Bauwerks. Grundlage für das Gelingen dieser umfassenden Restaurierung war die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Experten, die mit ihren Untersuchungen zur Baugeschichte, den verwendeten Materialien und Farben sowie den Schadensbildern die Grund­ lage für ein den Anforderungen der Denkmalpflege entsprechen- des Sanierungskonzept geschaffen und damit ein Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung erhalten haben.

Denkmal und Farbe 37 8 Farbe im Stadtbild: Aufbruch zur neuen Farbigkeit im 20. Jahrhundert

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollzieht sich im modernen, „avantgardistischen“ Bauen die Loslösung von materialgebundenen Farbanstrichen und illusionistischen Fassadenbildern, die seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar sind. Wichtige Voraussetzung für eine umfängliche „neue“ Farbigkeit in der Architektur waren industriell hergestellte, gut haltbare und lichtbeständige Farben.

Expressionistische Farbigkeit und der Farbenindustrie. Entsprechend wurde auch die Erlan- gung farbiger Gestaltungskonzepte für Plätze und Straßenzüge Vorreiter einer expressiven Polychromie in der zeitgenössischen in den Altstädten (im Sinne einer Baupflege) in der monatlich Architektur war der vor allem in Magdeburg und Berlin wirkende veröffentlichten Vereins-Zeitschrift „Die farbige Stadt“ als Architekt Bruno Taut (1880–1838). Im Bau neuer Siedlungen setzte zentrales Themenfeld behandelt. Die Zeit des Zweiten Weltkriegs er sein Ideal vielfarbiger Architektur durch, begleitet von Zeitungs­ setzte dem Streben nach farbenfrohen Städten ein Ende. kampagnen, wie seinem „Aufruf zum farbigen Bauen“ 1919. Einen Höhepunkt erreichte Tauts Kampagne jedoch 1921. Ge- Probleme für den Denkmalschutz meinsam mit dem gelernten Architekturzeichner Carl Krayl (1890–1947) setzte er ein buntfarbiges Straßenfassadenkonzept Die ehemals konzeptionell und gestalterisch durchgebildeten für die bereits 1904 bis 1916 ausgeführte Bebauung des Mieter- Siedlungen entstanden in der Regel unter der Führung von ge- Bau- und Sparvereins in der heutigen Otto-Richter-Straße in meinnützig arbeitenden Wohnungsbaugenossenschaften, deren Magdeburg um. Ziel die Bereitstellung von preiswertem Wohnraum vor allem für Arbeiter und kleine Angestellte war. Zahlreiche Privatisierungs- Der Schriftsteller und Künstler Paul Scheerbart (1863–1915), der maßnahmen führten im Siedlungsbau zu einer sukzessiven Ab- Taut in seinem architektonischen und künstlerischen Schaffen kehr einer ganzheitlichen Gestaltung und Farbgebung. Das Be- stark beeinflusste, hatte diese Entwicklung zu verstärkter Farbig- dürfnis nach Individualität, welches sich besonders bei der Wahl keit in der Architektur bereits 1892 angedeutet. „Bald wird man von Haustüren, Briefkästen und dem Farbanstrich der Häuser nicht mehr leben dürfen, ohne Farbe zu bekennen. Man wird seine äußert, gefährdet häufig den Denkmalwert geschützter Sied­ Lieblingsfarben bekennen müssen – nicht nur an Rock und Weste lungen. Beachtenswert sind deshalb jene Projekte zur Rekonst- – nein auch an Haus und Hof, Giebel und Dach, Thor und Flur, ruktion bauzeitlicher Farbfassungen, denen es gelingt, das indi­ Erker und Schornstein etc.“, äußerte Scheerbart seine Auffassung viduelle Gestaltungsbedürfnis zu Gunsten einer historischen, in „Berlins Archetektonische Plastik“. gesamtheitlichen Farbgestaltung zu überwinden.

Die regelrechte farbige „Überblendung“ der architektonischen Form erweckte erneut eine lebhafte Diskussion über Möglichkei- ten und Grenzen von Farbe im Stadtbild, die als „Magdeburger Farbenstreit“ in die Architekturgeschichte einging. Die farbigen Gestaltungen der als „Tuschkastensiedlung“ bekannten Garten- stadt Falkenberg, der ebenfalls in Berlin realisierten Siedlungen Onkel Toms Hütte und Britz (Hufeisensiedlung) bildeten demge- genüber eine deutlicher wahrnehmbare stilistische Einheit von Farbe und Architektursprache. Auch Bruno Tauts Kollege Otto Haesler (1880–1962) setzte das Modell farbig gefasster Putzfas- saden nach einem Farbkonzept des Dekorationsmalers Karl Adolf Völker (1889–1962) für die kubischen Siedlungsbauten „Italieni- scher Garten“ im niedersächsischen Celle um (siehe Seite 38).

Die Anwendung der Primärfarben lässt insbesondere die damali- ge Beeinflussung durch die niederländische Künstlergruppe „De Stijl“ erkennen, in der die bekannten Künstler Piet Mondrian und Theo van Doesburg maßgeblich wirkten. Die Siedlung „Italieni- scher Garten“ war auch Ziel der Exkursion, die 1926 im Rahmen ▲ ▲ ▲ Die Otto-Richter-Straße in Magdeburg ist ein beson­ Die Siedlung Onkel Toms Hütte von Bruno Taut in der Fachtagung des kurz zuvor in Hamburg gegründeten „Bun- Die Hufeisensiedlung in Berlin-Britz von Bruno Taut ist ders eindrucksvolles Beispiel für die Umsetzung des Berlin-Zehlendorf besticht durch ihre klare Gestaltung des zur Förderung der Farbe im Stadtbild“ in Hannover stattfand. eines der ersten Projekte des sozialen Wohnungsbaus farbigen Bauens, wie es Bruno Taut favorisierte. und ist ein gutes Beispiel für das „Neue Bauen“. In dieser Vereinigung fanden sich Vertreter der Heimatschutzbe- und gehört seit 2008 zum UNESCO-Welterbe. wegung, der Denkmalpflege, aber auch des Malerhandwerks

38 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 39 9 Die farbige Siedlung „Italienischer Garten“ in Celle

Eigentlich ist die niedersächsische Stadt Celle für ihre über 400 Fachwerkbauten berühmt, doch nicht weit vom historischen Stadtkern mit seiner pittoresken Altstadt findet man in einer Seitenstraße die Siedlung „Italienischer Garten“ des Architekten Otto Haesler, die in ihrer modernen Architektur und Farbigkeit einen spannenden Gegenpol zum historischen Fachwerk bildet.

▲ In der gleichnamigen Straße „Italienischer Eindruck, der durch die Farbgebung noch nannten „Neuen Bauens“. Dieser Begriff, und Materialien eingesetzt wurden, wohl- dämmverbundsystem auch ihre ursprüng- Trotz Strenge und Klarheit der Gliederung und Garten“ stehen sich acht aus verschieden- betont wird. Dennoch verströmen diese der sich aus dem Titel eines 1919 erschie- fühlen. Mit der Farbigkeit seiner Siedlung liche Farbigkeit wieder. Die Häuser waren Farbgebung vermittelt die Siedlung eine freundliche farbigen Kuben zusammengesetzte Häu- Gebäude eine freundliche und aufgelo- nenen Fachbuchs des Architekten Erwin „Italienischer Garten“, die die erste farbige in den Jahren zuvor mit Anstrichen in zu- Atmosphäre und ein angenehmes Umfeld. ser mit Flachdächern gegenüber. Dabei ckerte Atmosphäre. Dazu trägt auch das Anton Gutkind ableitet, bezeichnet eine Siedlung nach den Maßgaben des Neuen rückhaltenden, pastelligen Farbtönen ge- werden die vier rot abgesetzten, mittleren Grün der großzügig bemessenen Garten- Architekturbewegung im Bereich des Bauens in der Weimarer Republik war, ent- strichen worden, womit den Häusern viel Häuser mit Vier-Zimmer-Wohnungen von flächen vor und hinter den Häusern bei. Städte- und vor allem des Siedlungsbaus, sprach Haesler auch dem „Aufruf zum far- von ihrer originalen Charakteristik genom- jeweils zwei blau abgesetzten Häusern die sich zeitgleich mit den Bewegungen bigen Bauen“ des Architekten und damali- men wurde. Ebenso wurden auch die mit Fünf-Zimmer-Wohnungen am Anfang Die Bedeutung von Farbe in der des Bauhaus und der neuen Sachlichkeit gen Stadtbaurates in Magdeburg, Bruno Holzfenster wieder in die ursprüngliche und am Ende der kleinen Straße einge- Architektur entwickelt. Das Neue Bauen war in der Taut, der ihm auch den Maler Karl Völker Farbigkeit versetzt. In Celle, wo man Haes- rahmt. Die einzelnen Häuser bestehen aus Zeit der 1910er Jahre bis in die späte Wei- vermittelte, der für die farbige Gestaltung lers Wirken noch in einer Reihe von Bau- einem in Grau gefassten, höheren Mittel- Mit diesem Siedlungsbau aus dem Jahr marer Republik hinein maßgeblich für den der Fassaden verantwortlich war. werken nachvollziehen kann, gibt es auch teil mit dem Eingangsbereich und roten 1924 betonte der von 1906 bis 1934 in Celle Siedlungsbau. Als Gegenentwurf zu den ein Dokumentationszentrum, das an den Fensterrahmen, in die an beiden Seiten lebende und arbeitende Architekt Otto engen Mietskasernen in den Städten wur- Denkmal mit Wärmedämm­ Architekten erinnert. die roten oder blauen Seitenbereiche mit Haesler nachdrücklich die Bedeutung von den lebensfreundliche, luftige und trotz- verbundsystem weißen Fensterrahmen sozusagen zum Farbe in der Architektur. Gleichzeitig ver- dem günstige Siedlungen geplant und Teil wie in diesen Mittelteil hineingescho- schaffte ihm dieser Bau internationale An- gebaut. Darin konnten sich die Bewohner Im Rahmen der umfassenden Sanierung ben wirken. Insgesamt macht diese Sied- erkennung und machte Haesler zu einem bei aller Sachlichkeit und Schlichtheit der der Gebäude im Jahr 2006 erhielten die lung einen strengen und klar gegliederten führenden Repräsentanten des so ge- Architektur, bei der auch neue Werkstoffe Fassaden neben einem modernen Wärme-

40 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 41 Die wohl bunteste Straße Deutschlands: Die Otto-Richter-Straße in Magdeburg

Wer in Magdeburg zum ersten Mal durch „Blitzfassade“ von Carl Krayl, deren Wieder­ suchte. Denn er war der Meinung: „Die die Otto-Richter-Straße fährt, kann dort herstellung 2006 abgeschlossen werden vergangenen Jahrzehnte haben durch ihre im wahrsten Sinne des Wortes sein blaues konnte. Daneben beeindruckt der gesam- rein technische und wissenschaftliche Be- Wunder erleben. Denn unvermutet säu- te Straßenzug durch seine abwechslungs- tonung die optische Sinnenfreude getö- men außerordentlich farbenfrohe Haus- reiche individuelle „kreischend bunte“ Far- tet.“ Graue Steinkästen waren ihm ein fassaden, darunter auch zahlreiche blaue, bigkeit. Auch die Putzoberflächen wurden Gräuel, und so forderte er, dass es nun da- auf beiden Seiten die Straße, die damit zum Teil mit in die Gestaltung einbezogen. rum gehen müsse, „neben der Form das zu den buntesten Straßen Deutschlands So ist in den rotbraunen Putz der Haus- wesentlichste Kunstmittel im Bauen, zählt. nummer 40b ein welliges Muster eingear- nämlich die Farbe, anzuwenden“. beitet, was dem Haus eine geradezu ori- Insgesamt handelt es sich um elf Häuser, entalische Anmutung verleiht. Taut hatte sich in Bezug auf das farbige die zwischen 1904 und 1916 erbaut und Bauen bereits mit dem Bau der Garten- Anfang der 1920er Jahre nach Entwürfen „Wir wollen keine farblosen stadt Falkenberg in Berlin einen Namen Bruno Tauts vom Architekten und Künstler Häuser mehr bauen“ gemacht, die wegen ihrer expressiven Carl Krayl umgesetzt wurden. Ende des Farbigkeit schon damals im Volksmund vergangenen Jahrhunderts wurde mit der Kein anderer Architekt hat das Thema Far- „Tuschkastensiedlung“ genannt wurde. In Sanierung dieses Straßenzugs und der Re- be und Stadt so radikal und so erfolgreich den nur knapp 36 Monaten seiner Amts- konstruktion der Fassadengestaltungen besetzt wie der Architekt Bruno Taut, der zeit in Magdeburg ging er noch einen begonnen, die heute wieder in der ur- 1921 zum Magdeburger Stadtbaurat beru- Schritt weiter: Er trieb neue Siedlungs- sprünglichen Farbgebung leuchten, viel- fen wurde. Kurz darauf machte er Carl Konzepte für den sozialen Wohnungsbau leicht sogar ein wenig intensiver, als dies Krayl zum Leiter des Entwurfsbüros im voran. Daneben galt sein Hauptanliegen in den 1920er Jahren mit den damaligen Hochbauamt der Stadt. Mit seinem „Auf- in Magdeburg vor allem der Gestaltung Fassadenfarben möglich war. ruf zum farbigen Bauen“ hatte Taut be- des Stadtbildes durch den Einsatz von Far- reits 1919 ein Konzept für mehr Farbigkeit be, von sehr viel Farbe! Dies brachte Mag- Am eindrucksvollsten innerhalb dieses in den Städten vorgelegt, das er in seiner deburg den Titel „Die farbige Stadt“ bzw. Ensembles ist wohl die expressionistische Amtszeit in Magdeburg umzusetzen ver- „Stadt des neuen Bauwillens“ ein. Unter

Denkmal und Farbe 43 10 Die wohl bunteste Straße Deutschlands: Die Otto-Richter-Straße in Magdeburg

„Wer die Farbe flieht, nichts vom Weltall sieht.“

(Paul Scheerbart)

Die überbordende, expressionistische Farbigkeit der Fassaden macht einen Gang durch die Otto- Richter-Straße zu einem aufregenden Erlebnis. ▼

Stadtmarketing-Gesichtspunkten war das die breite Bevölkerung die zunehmend in den nächsten Jahren weiterverfolgt. Giebelwänden am Ende der Straße finden Taut’sche Konzept erfolgreich, denn die farbige Gestaltung von Privathäusern, Nicht zuletzt diesen visionären Stadtge- sich zaghafte Versuche. farbige Verwandlung der Stadt in Verbin- Kaufhäusern und öffentlichen Gebäuden, staltern ist es zu verdanken, dass Magde- dung mit der Umsetzung neuer Konzepte aber auch Kiosken und Uhren begrüßte, so burg in den Folgejahren einen beträchtli- Taut und die Farbigkeit von für den sozialen Wohnungsbau erfuhr sperrten sich viele Hausbesitzer gegen die chen Aufschwung erlebte. Heute sind die Denkmälern eine große positive Resonanz in Fachkrei- neue Farbigkeit. Neben seinen „verordne- Errungenschaften des Taut’schen Farbkon- sen und den Medien. Taut musste seine ten“ Gestaltungen stellte Taut doch schon zepts an vielen Stellen in Magdeburg wie- Taut hatte aber auch zum Denkmalgedan- Vorstellungen jedoch in der Stadt selbst bald fest, dass „abseits davon – und das der deutlich sichtbar, wenn auch nicht im- ken eine Meinung, die die heutigen Behör- gegen erheblichen Widerstand durch- ist das Erfreulichste – es nun schon einige mer so auffällig und außergewöhnlich wie den wohl nicht teilen würden. „Färbt man setzen. selbständige Versuche von Malern und in der Otto-Richter-Straße. Viele Architek- also heute, dann muss solche neue Farbig- Besitzern gibt, mit der furchtbaren Grau- ten haben dieses besondere Zusammen- keit schon in dem Sinne der räumlich ver- Der Magdeburger Farbenstreit pinselei zu brechen. Zwar leibt manches spiel von Architektur und Farbe, das für änderten Sachlage geschehen, die mit noch in angstvollen Brechtönen …“, doch Magdeburgs Entwicklung im ersten Drit- dem heutigen Auge und nicht mit zeitlich Sein Aufruf zum farbigen Bauen, mit dem insgesamt schien der Stadtbaurat mit tel des vergangenen Jahrhunderts charak- zurückversetzten zu betrachten ist. Far- Außergewöhnliche, plastische, beinahe orientalisch anmutende Putzstrukturen verleihen den farbigen er die Magdeburger Hausbesitzer über die dem Fortgang des farbigen Bauens zufrie- teristisch ist, in den vergangenen Jahr- benarchäologie ist so gesehen ein unnüt- Häusern eine zusätzliche, künstlerische Dimension. Lokalpresse aufforderte, gemeinsam mit den, denn schließlich war es „ganz einfach zehnten immer wieder aufgegriffen, so zes Bemühen. Unsere gotischen Dome in ▼ dem Stadtrat Farbkonzepte zu entwickeln, die Absicht, die guten Straßenzüge in Er- dass Magdeburg sich heute als bunte alter Art farbig rekonstruieren zu wollen, rief ebenso heftige Zu- wie Abstimmung scheinung zu bringen“. Stadt präsentiert. hieße gleichzeitig ihre wundervolle Patina hervor und führte zu hitzigen Debatten in vernichten.“ der Stadtverordneten-Versammlung. Den- Sprayer mit Respekt vor Respekt vor dieser historischen und künst- noch gelang es Taut, seine Vorstellungen Fassadengestaltung lerischen Farbgestaltung in der Otto- bei zahlreichen Projekten durchzusetzen. Richter-Straße scheinen auch die Graffiti- Schon 1922 waren rund 80 Fassaden in der Auch wenn Taut Magdeburg 1924 schon Sprayer zu haben. Kein Tag oder Graffiti Innenstadt nach seinen Entwürfen farbig wieder verließ, um nach Berlin zurückzu- verunstaltet die seit ihrer Restaurierung in gestaltet worden, darunter auch die Häu- kehren, wurden seine Konzepte und Pläne den späten 1990er Jahren intensiv farbi- ser in der Otto-Richter-Straße. Auch wenn von seinem Nachfolger Johannes Göderitz gen Wände. Nur auf den weiß verputzten

44 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 45 11 „Denkmäler sind kein Feld für Experimente.“

Interview mit Dr. Klaus Rupp, Bereichsleiter Technologie bei der Keimfarben GmbH

„Welche Anforderungen stellt angepasst sein, der örtlichen Exposition Mit der Entwicklung von Kunststoff- „Wie weit wird Ihr Unternehmen „Was ist an den Farben, Lacken die Sanierung von Denkmälern Rechnung tragen und einen entsprechen- Bindemitteln, speziell nach dem Zweiten in die Planung von Sanierungs­ und Putzen, die in der Denkmal­ bzw. der Denkmalschutz den Witterungs- und Oberflächenschutz Weltkrieg, verändert sich die Technologie maßnahmen mit einbezogen pflege zum Einsatz kommen, an einen Farbenhersteller?“ geben. Darüber hinaus soll ihr Erschei- von Wandbeschichtungen erstmals mehr- und welche Arbeitsschritte müs­ anders als bei den modernen, nungsbild die ursprüngliche, vom Planer heitlich zu organischen Bindemitteln. sen in diesem Rahmen erledigt handelsüblichen Produkten?“ „Baudenkmäler sind einzigartig und in und Bauherrn der Entstehungszeit ge- Heute ist die Verwendung von möglichst werden?“ ihrer Substanz unwiederbringlich. Witte- wollte Struktur und Farbigkeit bestmög- der Bauepoche angepassten Materialien, „Wie bereits erklärt, beruhen historische rung, Nutzung und Veränderung des lich wiedergeben, sofern die originalen und damit wieder auf mineralischer Basis, „Seriöse Arbeit an Baudenkmälern setzt Fassaden- und Wandbeschichtungen, bei Umfeldes greifen jedoch die Baustoffe Baumaterialien nicht mehr vorhanden weltweit die Regel. Dazu gibt es sehr wohl jahrzehntelange Erfahrung als Basis so- denen wir angesprochen werden, auf permanent an. Erhaltungs- bzw. Sanie- sind, bzw. sich dem gegebenen Rest­ standardisierte, vielfach bewährte Produk- wohl der Produktentwicklung als auch der mineralischen Bindemitteln und Inhalts- rungsmaßnahmen an Denkmälern sind bestand entsprechend dem denkmal­ te aus industrieller Produktion, die einer Beratungsleistung zur Unterstützung der stoffen. Beschichtungen, die für moderne, daher unvermeidbar, um weitere, be- pflegerischen Konzept bestmöglich an- modernen und intensiven Qualitätsprü- Planer, Restauratoren und ausführenden industriell optimierte Baustoffe herge- schleunigte Schädigung, im schlimmsten gleichen.“ fung unterliegen.“ Handwerker voraus. Die Zusammenarbeit stellt werden, basieren meist auf organi- Fall Zerstörung der Bausubstanz, zu ver- beginnt bei der Objektbegehung und schen Bindemitteln, die eine möglichst hindern. Diese Maßnahmen stellen aber „Wie viel Entwicklungsarbeit ist „Wie nah kommen die Beschich­ Auswertung der vorhandenen Informatio- einfache, einheitliche Verarbeitung er- in jedem Fall einen Eingriff, eine Verände- notwendig, um im Einzelfall ein tungen in ihrer Zusammen­- nen (Gutachten etc.), setzt sich fort bei möglichen. Weder Zusammensetzung rung dar. Für den kompetenten Hersteller passendes Produkt herzustellen?“ setzung an die historischen eigenen Laboruntersuchungen, gegebe- noch Funktion dieser Beschichtungsstoffe von Putzen und Farben zur Sanierung von Originalsubstanzen heran?“ nenfalls Musterlegungen, der Unterstüt- entsprechen den spezifischen Anforde- Baudenkmälern ist die möglichst scho- „Die als Standard verwendeten Produkte zung im Ausschreibungsverfahren bis hin rungen, wie sie Denkmäler bei der Sanie- nende, erhaltende, gleichzeitig aber nach- sind bei uns über einen Zeitraum von „Natürlich können diese Produkte der zum Vorortservice für den ausführenden rung stellen.“ haltig wirksame Sanierung das Ziel der mehr als 130 Jahren entwickelt, optimiert historischen Originalsubstanz nur ange- Handwerker.“ Produktentwicklung, der Beratung und der und durch jahrzehntelange Objekterfah- nähert entsprechen, sofern sie nicht noch „Können Sie etwas zu den unter­ sachgerechten Anwendung am Objekt.“ rung qualifiziert. Neuerungen sind evolu- als Originale verfügbar sind. Die Anglei- „Bei welchen Fragestellungen schiedlichen Anforderungen an tionär zu entwickeln, durch langjährige chung, zum Beispiel an die vor Jahrhun- benötigen die ausführenden die Beschichtungen bei der Sa­ „Wo liegen die besonderen Beobachtung zu prüfen und erst nach derten regional verfügbaren Rohstoffe, ist Betriebe am meisten Unter­ nierung von Gebäuden aus un­ Herausforderungen beim entsprechender Bewährung in ein breite- meist mit vertretbarem Aufwand nicht stützung?“ terschiedlichen Epochen sagen, Einsatz von Farben und Putzen res Anwendungsfeld einzuführen. Der möglich. Entscheidend ist vor diesem Hin- „Welche Untergründe stellen bei z. B. Mittelalter, Barock, Moderne im Denkmalbereich? Können entsprechende Aufwand ist enorm, da tergrund, dass die Beschichtungen ,von „Selbst bei sorgfältiger Vorbereitung erge- der Sanierung von Denkmalen eine und Nachkriegszeit?“ Sie Beispiele nennen, wo die übliche Labor- und Technikumsmethoden der Stange' in ihren Eigenschaften dem ben sich an Denkmälern oftmals veränder- besondere Herausforderung dar?“ Auswahl bzw. Entwicklung im Denkmalbereich nur unterstützend zu Original, sofern konzeptionell gefordert, te Verhältnisse, die erst bei Vorarbeiten „Grundsätzlich stellt jedes Denkmal von Produkten besondere Auf­ den entscheidenden Objektergebnissen in Zusammensetzung, physikalischen und oder gar bei der Ausführung der Hauptar- „Die größten Herausforderungen stellen in die Anforderung, individuell betrachtet merksamkeit erfordert?“ sein können. Denkmäler sind in der Regel chemischen Eigenschaften, Körnungen beiten offenkundig werden. Hier kann ein aller Regel die oft über Jahrhunderte ein- zu werden. Neben der ursprünglichen kein Feld für ,wilde' Experimente!.“ etc. möglichst nahekommen. In unseren erfahrener Lieferant in Zusammenarbeit getragenen Schadstoffe dar, die entweder Substanz der Entstehungsepoche spielen „Putze und Farben stellen die sicht- und Fällen spielt eine natürliche, mineralische mit den Fachleuten am Objekt wertvolle das Baumaterial selbst oder die Beschich- auch die Ergänzungen und Umbauten greifbare Hülle dar, gleichzeitig die physi- „Gibt es im Denkmalbereich Pigmentierung eine ganz wesentliche Unterstützung leisten, anwendungstech- tungen schwächen oder gar zerstören der Folgezeit und die bereits erfolgten kalische und chemische Übergangszone Produkte ,von der Stange', Rolle. In Bezug auf die bauphysikalischen nische Hinweise geben oder zusätzliche können. Stellvertretend sind hier die, bau­ Sanierungsmaßnahmen eine große Rolle. vom Baustoff zur Umwelt. Putze und beispielsweise für bestimmte Eigenschaften sind es in der Regel hydro- bzw. veränderte Produkte anbieten.“ schädlichen Salze zu nennen die, durch Auch die zukünftig geplante Nutzung ist Farben müssen daher bautechnisch dem Epochen?“ phile und hoch dampfdurchlässige Anfor- Wasser oder Feuchte unterstützt, eingetra- wesentlich für die Konzeption der Sanie- gegebenen historischen Baumaterial derungen, die erfüllt werden müssen.“ gen werden. Ihre Herkunft kann durch die rung. Im Fazit ergibt sich keine vereinfach- „Die Geschichte der Baustoffe ist über Nutzung (zum Beispiel Nitrate aus Tierhal- te Kategorisierung nach unterschiedlichen Jahrtausende von natürlichen, minerali- tung, Fäkalien), durch Umwelteinflüsse Epochen, ausgenommen die Tatsache, schen Materialien geprägt. Dies gilt auch (Sulfate aus Verbrennungsprozessen) oder dass die unmittelbar hinter uns liegenden für die Oberfläche: Putze und Farben, spe- aus den Rohstoffquellen der historischen Epochen allein wegen der besseren Ver- ziell im anspruchsvollen Außenbereich, Baustoffe selbst erklärt werden.“ fügbarkeit von Informationen einfacher zu sind bis zum Zweiten Weltkrieg überwie- bearbeiten sind als die weiter entfernten gend mineralisch gebunden, organische Epochen.“ Zusätze sind nur als Hilfsstoffe bekannt.

46 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 47 11 „Denkmäler sind kein Feld für Experimente.“

„Können Sie etwas zu den Fassa­ Bruno Taut gestaltete seine Architektur in denfarben zu Beginn des letzten revolutionärer Weise mit intensiver, fast Jahrhunderts sagen, mit denen expressiver Farbgebung. Die Flächen, an- beispielsweise Bruno Taut fangs mit eingefärbten Putzen und Kalk- versucht hat, Magdeburg mehr farben ausgeführt, verblassten allerdings Farbigkeit zu verpassen? Womit schon nach relativ kurzer Zeit – zur Genug- hatten die Hersteller am Beginn tuung der Kritiker von Taut. Mit den der industriellen Farbenpro­ ,modernen' Farben konnte dieses Problem duktion z. B. für Fassadenfarben überwunden werden, so dass sich Taut am meisten Probleme?“ 1923 als Stadtbaumeister von Magdeburg in einem persönlichen Schreiben sehr ▲ „Die Entwicklung der Silikatfarben war Die Haltbarkeit und Beständigkeit von Fassadenfar­ anerkennend ,zur Schönheit und Haltbar- ursprünglich durch die Herausforderung ben gegenüber Umwelteinflüssen war zu Beginn keit' der mit Keimfarben gestalteten getrieben, für die in der zweiten Hälfte des des 20. Jahrhunderts noch ein Problem. Fassadenanstriche äußerte.“ 19. Jahrhunderts weit verbreiteten Wand- malereien dauerhafte Putz- und Farbmate- „Gibt es einen Unterschied in rialien herzustellen. Die Wandgemälde Bezug auf die Produkteigen­ wurden beispielsweise in München durch schaften bei der Sanierung von König Ludwig I. und seine Nachfolger be- Denkmalen im ländlichen und auftragt, um der historistischen Architek- im städtischen Bereich?“ tur dieser Zeit Dekorationselemente zu geben. Erst später entwickelte sich daraus „Grundsätzlich gilt auch hier, dass die auf der gleichen technischen Grundlage spezifische Situation das Sanierungs­ ein ,gewöhnlicher' Fassadenanstrich, der konzept bestimmt, Lage und Umgebung ab 1919 unter anderem von den ,Industrie- des Denkmals natürlich zu bedenken sind, werken Lohwald' in der Nachfolge von aber keine entscheidende Rolle bei der A. W. Keim nach – für damalige Verhältnis- Produktwahl spielen.“ se – industriellen Maßstäben hergestellt und vertrieben wurde. Vergleichbare Pro- dukte wurden vor allem mit Kalkbindemit- teln überwiegend im regionalen Vertrieb hergestellt und oftmals erst durch die Ver- arbeiter mit Zusätzen vermischt.

▲ Mit den heute verfügbaren Fassadenfarben sind ein langfristiger Schutz und eine gleichbleibende Farbigkeit für restaurierte Fassaden von Denkmalen gewährleistet.

48 Denkmal und Farbe 12 Farbe als architektonisches Konzept: Die Gartenstadt Falkenberg

„Nicht allein die grüne Sommerlandschaft, sondern gerade Farbe – provozierend und identitätsstiftend die Schneelandschaft des Winters verlangt dringend nach der Farbe. An Stelle des schmutzig-grauen Hauses trete endlich Mit der Gartenstadt Falkenberg verfolgte Taut gleich in mehrfa- wieder das blaue, rote, gelbe, grüne, schwarze, weiße Haus in cher Hinsicht neue Architekturkonzepte. Der heutige Besucher unge­brochener leuchtender Tönung.“ von Akazienhof und Gartenstadtweg, den beiden realisierten (Bruno Taut, Aufruf zum farbigen Bauen, 1919) Bauabschnitten der Siedlung, ist natürlich als Erstes von der Viel- farbigkeit der Fassaden überrascht. Bei der Gestaltung der Haus- Etwas abseits vom Trubel der Metropole findet fronten wurde die gesamte Farbpalette ausgenutzt, von Schwarz sich im Südosten Berlins eine der ersten Garten­ über ein knackiges Blau bis hin zu satten Ocker- und Rottönen. stadt-Siedlungen in Deutschland. Die vom Archi­ Auch wenn jedes Haus unterschiedlich gestaltet ist, so wirkt das tekten Bruno Taut in den Jahren 1913 – 1915 reali­ gesamte Ensemble der Häuser trotz der oftmals starken Kontras- sierten Bauabschnitte der Gartenstadt Falkenberg te farblich harmonisch aufeinander abgestimmt. Diese muntere zeichnen sich vor allem durch ihre intensive farbi­ Farbigkeit wurde jedoch von vielen, die eine eher zurückhaltende ge Gestaltung aus. Hier setzte Taut in der von Farbgebung bei Hausfassaden gewohnt waren, als Provokation Stuck und Ornamentik dominierten wilhelmini­ empfunden, weshalb die Siedlung in der Presse alsbald und we- schen Zeit zum ersten Mal Farbe als entscheiden­ nig schmeichelhaft „Tuschkastensiedlung“ getauft wurde. Bei des Gestaltungsmittel in der Architektur ein. Das Künstlern, der Expressionismus erreichte gerade seinen Höhe- erregt zu seiner Zeit zwar die Gemüter, hat aber punkt, kam die Vielfarbigkeit jedoch gut an, und für die Bewoh- langfristig dazu geführt, dass das farbenprächtige ner selbst ist die Farbe ihrer Häuser bis heute ein identitätsstif- Ensemble im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick tendes Merkmal. seit 2008 zum UNESCO-Welterbe gehört. Die Gartenstadt-Bewegung als Gegenentwurf

Doch das Thema Farbe war nur ein neuer Aspekt bei dem archi- tektonischen Entwurf der Gartenstadt. In erster Linie ging es dar- um, im Sinne des genossenschaftlichen Bauens die Gartenstadt- Idee umzusetzen. Das Gartenstadt-Konzept, das der Engländer Ebenezer Howard Ende des 19. Jahrhunderts propagierte, war der Gegenentwurf zum Leben in den Mietskasernen der Metropolen, wo viele Menschen auf engstem Raum und zum Teil unter un- würdigen Bedingungen hausen mussten. Die Landflucht von Ar- beitern und verarmten Kleinbauern, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Städte strömten, hatte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu einem explosionsartigen Wachstum der Großstädte geführt. Nach Howards Vorstellung sollten um die Großstädte herum genossenschaftlich organisierte Gartenstädte entstehen, wo sich eine Symbiose aus städtischen und ländlichen Elementen bilden konnte. Auch das Gedankengut der zahlreichen Reformbewegungen auf der Suche nach alternativen Lebens­ formen, die den Anfang des 20. Jahrhunderts prägten, findet sich im Gartenstadt-Konzept wieder.

▲ Gedenktafel am Gartenstadtweg: „Die Gartenstadt Falkenberg entstand in den Jahren 1913–1915 nach den Entwürfen von Architekt Professor Bruno Taut.“

50 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 51 12 Farbe als architektonisches Konzept: Die Gartenstadt Falkenberg

Variable Gestaltungselemente

Auf der Basis gemeinschaftlicher Lebensmodelle und des genos- senschaftlichen Wohnens sollten in der Gartenstadt Falkenberg ursprünglich 1.500 Wohnungen für rund 7.500 Bewohner ent­ stehen. Typisierte Haus- und Wohnungsformen mit variablen Gestaltungsmitteln und kostensparendes Bauen sollten für nied- rige Mieten sorgen und gleichzeitig eine Siedlung für alle Bevöl- kerungsschichten ermöglichen. Von der Kleinstwohnung mit Küche, Stube und Kammer bis hin zum Bürgerhaus mit fünf Zimmern reichte die Spannbreite des Taut'schen Bebauungsplans. Ergänzt wurde das Konzept durch zahlreiche Grünflächen und die Zuordnung eines Kleingartens für jede Wohneinheit, mit dem sich die Bewohner zum Teil selbst versorgen konnten. Auf Grund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wurden jedoch im Akazien- ▲ hof und am Gartenstadtweg insgesamt nur 128 Wohnungen Auch nach mehr als 100 Jahren ist die Architektur und fertiggestellt. Farbigkeit der Gartenstadt-Siedlung „Am Falkenberg“ immer noch überraschend und einzigartig. Farbe als wichtigstes Gestaltungsmittel

Um kostengünstig bauen zu können, entwarf Taut architekto- Eine farbig harmonische Gliederung der Fassaden gibt einigen Gebäuden am Gartenstadtweg einen nisch recht schlichte Häuser, bei denen er auch auf jede Orna- äußerst individuellen Charakter. mentik und Stuckarbeit verzichtete, wie sie in den 1910er Jahren ▼ üblich waren. Dafür verfügten sie über viel Licht, separate Bäder und Balkone. Annehmlichkeiten, von denen die Bewohner der Berliner Mietskasernen nur träumen konnten. Er setzte zudem Farbe als wichtigstes Gestaltungsmittel ein. Ein für die damalige Zeit revolutionäres Konzept, das Hans Poelzig, Architekt und Zeit- genosse Tauts, rückblickend einordnete: „Die Farbe reinigte die Architektur von falschem Ornament und übernahm selbst dessen Rolle.“ Mit Hilfe von Farbe konnte Taut Fensterrahmen und -läden, Brüstungen und andere Elemente betonen und hervorhe- ben. Durch die Kontraste zu den Fassadenfarben und im Zusam- menspiel mit den Farben der Pflanzen in den Vorgärten und im Winter mit dem Weiß des Schnees entstand ein einzigartiges Farbenspiel, das heute unverändert den Reiz dieser Siedlung ausmacht.

▲ Die individuelle Gestaltung der Häuser am Gartenstadtweg zeichnet sich durch eine vielfältige und abwechslungsreiche Formensprache und Farbigkeit aus.

Das Einzelhaus des Architekten Heinrich Tessenow am Akazienweg fügt sich harmonisch in das differenzierte Farbkonzept ein, das die Gartenstadt charakterisiert. ▶

52 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 53 12 Farbe als architektonisches Konzept: Die Gartenstadt Falkenberg

Und das war von Taut auch so geplant, denn er wollte mittels der Bruno Taut Farbigkeit den Wohnraum ins Freie erweitern. Sogar die Wahl der Bepflanzung ordnete sich in dieses Farbkonzept ein. Zudem wur- ▶ Der Architekt und Stadtplaner Bruno Taut wurde den die Fassadeoberflächen in Form von gebürstetem Glattputz am 4. Mai 1880 in Königsberg geboren. Nach ausgeführt, was ebenfalls zur Lebendigkeit der Fassaden beitrug. seiner Arbeit in verschiedenen Archi­tek­tur­­büros Taut selbst brachte sein Falkenberg-Konzept folgendermaßen studierte er ab 1908 Kunstgeschichte und Städte- auf den Punkt: „Ein heiterer Wechsel in Hausgröße und Form, zu- bau in Berlin. sammengehalten durch die Einheit der Dachlinie und des Materi- als und belebt durch eine äußerst lebhafte und zum Teil intensive ▶ Die ersten großen Projekte für den selbstständigen Architekten Taut Farbgebung.“ Damit vermied er auch die Eintönigkeit der Häuser- bestanden in der Planung und Umsetzung von so genannten Garten­ zeilen, wie sie beispielsweise in englischen Arbeitersiedlungen siedlungen in Berlin und Magdeburg im Jahr 1913. Dabei wandte er neue anzutreffen ist. Baumethoden an und setzte Farbgestaltungen ein, die auch für seine weiteren Arbeiten maßgeblich bleiben sollten. Während des Ersten Restaurierung und Denkmalschutz Weltkriegs beschäftigte er sich vorrangig mit theoretischen Fragen zum „Neuen Bauen“. 1921 wurde Taut Stadtbaurat in Magdeburg und entwarf Im Zweiten Weltkrieg wurden die Häuser nur wenig beschädigt. einen Generalsiedlungsplan, der auch für die nächsten Jahrzehnte die Danach stand die Siedlung im Ostteil Berlins unter DDR-Verwal- Stadt prägen sollte. Mit seinem „Aufruf zum farbigen Bauen“ gab er der tung, die die architektonische Bedeutung im Sinne einer „prole- Farbgestaltung von Hausfassaden entscheidende Impulse, so dass be­ tarischen Kulturtradition“ durchaus zu schätzen wusste. Sie legte reits ein Jahr nach seinem Dienstantritt 80 Hausfassaden in der Magde­ fest, dass Gärten und Häuser von den Mietern instand zu halten burger Innenstadt nach seinen Entwürfen farbig gestaltet worden wa­ seien und auch die Farbigkeit erhalten bleiben solle. 1977 wurde ren. Dafür erntete er zwar zum Teil heftige Kritik, dem Image der Stadt die Gartenstadt in die Denkmalliste der DDR aufgenommen. war der Titel „Bunte Stadt Magdeburg“ jedoch durchaus förderlich. 1924 Zwischenzeitliche Neuanstriche und Probleme bei der Instand- kehrte er nach Berlin zurück, wo er bis 1931 mehrere Wohnsiedlungen haltung sorgten im Laufe der Jahrzehnte dafür, dass das Wissen baute, wie die Siedlung Schillerpark, die „Hufeisensiedlung“, die um die Original-Farbigkeit verloren ging. Als zu Beginn der „Wohnstadt Carl Legien“ und die Waldsiedlung „Onkel Toms Hütte“. 1990er Jahre mit der Sanierung begonnen wurde, stießen die Re- stauratoren jedoch auf eine Fülle von Originalsubstanzen. Zwar ▶ Nach der Machtübernahme entzogen ihm die Nationalsozialisten war zu diesem Zeitpunkt von der ursprünglichen Farbigkeit kaum seine Professur für Siedlungs- und Wohnungswesen an der TH Berlin noch etwas sichtbar und die Siedlung insgesamt stark sanie- sowie seine Mitgliedschaft in der Preußischen Akademie der Künste, rungsbedürftig, doch konnten Reste der originalen Farben häufig woraufhin Taut Deutschland in Richtung Japan verließ. Dort konnte er insbesondere in den Fensterstürzen nachgewiesen werden. Die in den folgenden drei Jahren nur einen einzigen Bauauftrag ausführen sich an den Originalbefunden orientierende Sanierung dauerte und widmete sich deshalb verstärkt seinen theoretischen Schriften bis in das Jahr 2002. Bei der Restaurierung der Dächer, Fenster zum „Neuen Bauen“. 1936 bot ihm die Türkei die Professur für Architek­ und Gärten bis hin zur Bepflanzung orientierte man sich unter tur an der Akademie der Künste in Istanbul an. Neben seiner Lehrtätig­ anderem an alten Fotografien. keit plante er unter anderem den Bau der Universität Ankara. 1938 erhielt er seinen letzten Bauauftrag: die Gestaltung des Katafalks für Berliner Siedlungsbauten als Welterbe den verstorbenen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk. Taut starb am 24. Dezember 1938 in Istanbul nach einem Asthmaanfall. Er wurde als Insgesamt gehören heute sechs Berliner Siedlungen zum bislang einziger Ausländer und Nicht-Muslim auf dem Ehrenfriedhof UNESCO-Welterbe. Die Einzigartigkeit des architektonischen des türkischen Staates in Istanbul bestattet. Schaffens von Bruno Taut zeigt sich darin, dass allein vier dieser Siedlungen auf sein Konto gehen: Neben der Gartenstadt Falken- ▶ Die architektonischen Leistungen Tauts erfuhren ihre nachträgliche berg sind dies die Siedlung Schillerpark, die Hufeisensiedlung Würdigung durch die Aufnahme der von ihm entworfenen Berliner Britz und die Wohnstadt Carl Legien. An der Planung der beiden Siedlungen in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO im Jahre anderen Siedlungen, der Siedlung Schillerpromenade, auch 2008. Taut habe mit diesen Siedlungen in der Zeit der Moderne einen Weiße Stadt oder Schweizer Viertel genannt, und der Großsied- neuen Typ des sozialen Wohnungsbaus geschaffen, der einen beträcht­ lung Siemensstadt, waren so bekannte Architekten wie Hans lichen Einfluss auf die Entwicklung von Architektur und Städtebau Scharoun oder beteiligt. ausgeübt habe.

54 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 55 13 Farbiger Siedlungsbau in den 1920er Jahren in Magdeburg

Die Hermann-Beims-Siedlung Wohnungsbau ästhetisch keit in der Architektur bereits einen ist auf Grund ihrer Größe und gestalten Namen gemacht. In Magdeburg konnte Geschlossenheit ein herausra­ er seine Vorstellungen von einer farbigen gendes Zeugnis des sozialen Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs Stadt, wie er sie in seinem „Aufruf zum Wohnungsbaus der 1920er Jahre erforderte das Wohnungselend insbeson- farbigen Bauen“ 1919 niedergelegt hat, in Deutschland. Mit rund 2.000 dere in der Magdeburger Altstadt, die dann in größerem Maßstab umsetzen. Mietwohnungen in 48 Häuser­ damals die höchste Einwohnerdichte pro Auch wenn der Bau der Hermann-Beims- blocks mit etwa 350 Hauseingän­ Quadratmeter in Deutschland zu ver- Siedlung in die Zeit nach Taut fällt, so ist gen auf einer Fläche von 730 mal zeichnen hatte, durchgreifende und lang- die Farbgebung sicher ganz in seinem Sin- 610 Metern ist die vollständig fristige Maßnahmen. Bruno Taut, einer ne. Sie gliedert die Siedlung und ermög- unter Denkmalschutz stehende der großen deutschen Architekten in der licht eine einfache Orientierung. Es waren Siedlung in den Jahren 1926 bis ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ent- zwar hauptsächlich Fenster und Türen 1931 entstanden. warf als Magdeburger Stadtbaurat in sei- farbig gestaltet, diese jedoch mit sehr ner Amtszeit von 1921 bis 1924 einen Ge- intensiven Farbtönen, die zudem äußerst neralsiedlungsplan für die Elbestadt und abwechslungsreich eingesetzt wurden. legte damit die Basis für die langfristige In der Zeit der DDR ist die ursprüngliche Gestaltung der Stadt. Taut konnte in sei- Farbigkeit dann fast vollständig verloren ner recht kurzen Amtszeit viel bewegen, gegangen. Sie sollte im Zuge der Sanierung auch wenn die Umsetzung seiner Pläne in in den späten 1990er Jahren als maßgeb­ vielen Fällen den Architekten und Stadt- liches Mittel für das Erscheinungsbild der planern vorbehalten blieb, die er für seine Siedlung originalgetreu wiederhergestellt Pläne gewinnen konnte und um sich werden. versammelt hatte. Zu nennen sind hier Johannes Göderitz, Carl Krayl, Konrad Reichhaltige Farben- und ▲ „Raddeldaddel“ wurde die besondere Putztechnik Rühl, Georg Gauger, Willy Zabel und Paul Formenvielfalt von den Maurern genannt, die den Fassaden Wahlmann. Berufen hatte ihn Hermann der Hermann-Beims-Siedlung in Magdeburg ihre Beims, der von 1919 bis 1931 Oberbürger- Als 1996 mit der umfassenden Sanierung typische Struktur gibt. meister der Stadt war und nach dem die begonnen wurde, war noch ein großer Teil Siedlung im Jahr 1931 benannt wurde. der Originalsubstanz erhalten. Bei Beginn Tauts Ziel war es, den Wohnungsbau der Untersuchungen zur ursprünglichen in einer Arbeiterstadt wie Magdeburg Farbgebung wurde festgestellt, dass mehr ästhetisch anspruchsvoll zu gestalten. als 90 Prozent der originalen Haustüren Dabei spielte unter anderem das Thema und Treppenhausfenster noch erhalten Farbe eine zentrale Rolle. In der Hermann-­ waren. Um beispielsweise eine Tür in ihrer Beims-Siedlung wurden diese Vorgaben ursprünglichen Farbgebung eindeutig de- verwirklicht und setzten dabei gestalte- finieren zu können, mussten mindestens risch und funktionell neue Maßstäbe im fünf Proben entsprechend ihrem Schicht- sozialen Wohnungsbau. aufbau untersucht werden, und zwar an Blendrahmen, Türblatt, Glasleiste, Fenster- Farbe als Teil des Siedlungs­ gitter und Sockelbrett. Dabei galt es zu konzepts beachten, dass der unterste Farbauftrag auch eine Grundierung sein konnte oder Maßgeblich waren für Taut die Vorgaben Glasleiste und Gitter erst nach dem Strei- des Neuen Bauens, die er trotz wirtschaft- chen des Türblatts oder des Rahmens licher Zwänge in Magdeburg durchsetzen farblich abgesetzt worden sein konnten. konnte. Die Hauptkomponenten dieses Während ihrer Arbeit suchten die Restau- Konzepts bestanden in einer einfachen ratoren nach einer uniformen, gleichmä- Gestaltung mit einer klaren Gliederung, ßigen Farbgebung. Es ergab sich jedoch, ausreichend Licht und Luft für die Bewoh- dass an den Häusern mehrere unter- ner, angenehmen Proportionen und vor schiedliche Farbvarianten existiert hatten. allem im Einsatz einer intensiven Farbge- Während der Untersuchungen wurde eine bung. Taut hatte sich mit der Gartenstadt äußerst reichhaltige Farben- und Formen- Falken­berg in Berlin in Bezug auf Farbig- vielfalt entdeckt. Das könnte unter anderem

56 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 57 13 Farbiger Siedlungsbau in den 1920er Jahren in Magdeburg

▲ Jede Tür ist anders: Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass jede Außentür in Bezug auf ihre Farbigkeit, die Anordnung von Fenstern und Sprossen unterschiedlich gestaltet ist.

beweisen, dass die end­gültige Gestaltung Putztechnik „Raddeldaddel“ eine abwechslungs­reiche und lebendige schließen. Das gilt übrigens – bis auf die stand, nahm die farbige Gestaltung jedoch Künste in Dresden analysiert. Das Ergebnis spontan während der Bauausf­ührung vor- Oberfläche erzeugte, die die Strenge und Berliner Bauten von Bruno Taut – für die nach den ersten zwei Jahren wieder ab. war eine klare, eindeutig definierte Farb- genommen wurde. Auch für den Putz gab es ein typisches Er- Kantigkeit der Fassaden etwas milderte. farbige Architektur der 1920er Jahre insge- gebung mit organisch auf Schwerspat scheinungsbild: Der in warmen Farbtönen samt. Es war zwar die Hochzeit des farbi- Die Farbigkeit von Fenstern und verlackten, technischen Anstrichfarben. Dafür spricht auch, dass in den Archiven eingefärbte Putz mit einer Variationsbrei- Die Problematik fehlender gen Bauens, doch wie die Farbkonzepte Türen Es konnte festgestellt werden, dass dort keine Anweisungen an die ausführenden te von hellen Gelb- bis hin zu verschiede- Aufzeichnungen entstanden sind und umgesetzt wurden, sehr kräftige und leuchtende Farben ver- Handwerker gefunden werden konnten. nen Gelbgrün-Tönen war gut geglättet, ist so gut wie nicht bekannt. Man kann Neben den Haustüren sind es vor allem wendet worden waren. Sie setzten somit Insgesamt ergaben die Untersuchungen, mit groben Kiesbrocken durchsetzt und Für die Hermann-Beims-Siedlung gibt vermuten, dass die entsprechenden Hand- die Fenster, die durch ihre kräftige farbige einen erfrischenden Akzent gegenüber dass es sich um eine vielfältige, aber vor- anschließend vertikal verrieben. Von den es so gut wie keine Aufzeichnungen, aus werker zumeist mündlich instruiert wor- Gestaltung und ihre unterschiedlichen den recht einheitlichen grauen bis gelben wiegend auf Rottönen basierende Farbge- Maurern wurde diese Putztechnik übri- denen sich ein Konzept für die Farbge- den sind, möglicherweise direkt vor Ort Größen sowie Sprossen und Flügel we- Putzfassadenflächen. Nach den monoto- bung handelte. Dabei wurde vor allem bei gens „Raddeldaddel“ genannt. Für die da- bung ableiten ließe. Es gibt auch keine An- auf der Baustelle. sentlich zur Unterscheidung der einzelnen nen, kühlen, grauen Anstrichen der Nach- den Haus­türen großer Wert auf eine indi- malige Zeit stellt die Verwendung eines weisungen für die Verwendung bestimm- Siedlungsgebäude beigetragen haben. Bei kriegszeit mussten sich die Bewohner der viduelle Gestaltung gelegt, die man zum eingefärbten Putzes durchaus eine techni- ter Farben an die Handwerker. Dadurch Bei den Untersuchungen fanden sich über- Beginn der Untersuchungen war von der Beims-Siedlung nach der farbigen Rekons- Teil auch heute noch sehr gut nachvollzie- sche Neuerung dar. Der Originalputz wur- gestaltete sich die Befundnahme entspre- wiegend Rottöne, aber auch die Magde- ursprünglichen Farbigkeit nichts mehr truktion erst wieder an diese intensive hen kann, denn es scheint keine Tür der de in mehreren Schichten aufgetragen, chend aufwändig, denn man konnte nach burger Farben Rot und Grün sowie die vorhanden. Anhand von Proben wurden und ungewohnte Farbgebung gewöhnen. anderen zu gleichen, wenn es oft auch nur wobei der letzten Schicht grober Kies bei- der Ermittlung der Farbgebung nicht von Deutschland-Farben Schwarz-Rot-Gelb. In die Farb- und Bindemittel im Restaurie- marginale Unterschiede sind. gemischt wurde, der beim Glätten dann einem Gebäude auf den Rest der Siedlung den fünf Jahren, in denen die Siedlung ent- rungslabor der Hochschule für Bildende

58 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 59 13 Farbiger Siedlungsbau in den 1920er Jahren in Magdeburg

Die Angersiedlung: Die Farben Stilepochen mit ihrer je­weiligen Formen- Gelb – sowie die Magdeburger Farben Rot der Weimarer Republik und Farbensprache in unterschiedlicher und Grün an. Je weiter die Zeit fortschritt, Ausprägung wieder. Trotz der unterschied- desto schwächer ausgeprägt war die farbi- Anders als die Herrmann-Beims-Siedlung lichen Baustile war die Farbgebung der ge Gestaltung der einzelnen­ Bauabschnitte. entstand die Angersiedlung in Magdeburg Fassaden offenbar harmonisch aufeinan- Der erste Abschnitt von 1913 bis 1922 ist in nicht als im Ganzen geplanter Komplex, der abgestimmt, wie Untersuchungen im seiner Farbgebung besonders vielfältig. sondern ist im Laufe mehrerer Jahrzehnte Zuge der Sanierung ergaben. So wurde bei Doch erst in den 1920er Jahren, in denen in verschiedenen Bauabschnitten gewach- der Farbigkeit immer auf die benachbarten Bruno Taut als Stadtbaurat verantwortlich sen. Von Beginn ihrer Planung an ging es Gebäude Bezug genommen. Damit ergibt war, scheinen die Bauten auch einem vor allem darum, arbeitenden Menschen sich über Straßenzüge hinweg ein farblich stilistischen Konzept zu folgen. Auch die schnell schönen, hellen und praktischen harmonischer Gesamteindruck, der aller- Häuser des zweiten Bauabschnitts ab Wohnraum zur Verfügung zu stellen. dings erst im Zuge der umfassenden 1926 gehen stilistisch noch auf die Planun- Sanierung in den 1990er Jahren die meist gen Tauts zurück. Erst bei den Neubauten ▲ ▲ Von den ersten Häusern im Gründerzeit- grauen Anstriche aus der Nachkriegszeit der 1930er Jahre spielte die farbliche Ge- Allein durch die Farbigkeit der verschiedenen Bei den Häusern aus den späteren Bauabschnitten stil zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis hin ablöste. Vereinzelt lehnt sich der Fassaden- staltung keine große Rolle mehr. Bauteile, wie Türen und Fensterrahmen, wirken die in den 1930er Jahren spielt die Farbigkeit keine zum Ende der 1930er Jahre finden sich anstrich der Gebäude an die Farben der Siedlungsbauten offen, freundlich und heiter. maßgebliche und differenzierende Rolle mehr. in der Angersiedlung die verschiedenen Weimarer Republik – Schwarz, Rot und

60 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 61

Immer noch ein Wahrzeichen für den 14 Eine expressionistische Farbkomposition: Industrie­park Höchst: die Uhr am Turm des Der Behrens-Bau in Frankfurt Behrens-Baus. ▶

Architektonisches Detail der charakteristischen Brücke am Behrens-Bau, die mit dem Turm zum bekannten Logo der Hoechst AG wurde. ▼ „Die Epoche, in der er [Behrens] das Verwaltungsgebäude entwirft und baut, ist von dem vermutlich bezeichnenden immanenten Widerspruch sozialer Armut und großem Einfallsreichtum gekenn- zeichnet. Deshalb bleibt vieles Skizze, Entwurf, Utopie. Die Architektonik des Denkens schlägt sich kaum nieder in Architektur. Das verleiht Behrens' Gebäu- de einen einmaligen Wert: es ist ein Ge- samtkunstwerk der Moderne in der wohl dauerhaftesten künstlerischen Form, der Architektur“, so Bernhard Buderath in sei- nem Aufsatz zum Behrens-Bau „Ein Ge- samtkunstwerk der Moderne“. Es war eine Kuppelhalle im Eingangsbereich schlag­ kreative Wunschvorstellung der Zeit, die artig. Hier regieren Licht und Farbe. unterschiedlichen Ausprägungen der Durch drei kristallförmige Glaskuppeln fällt Kunst wie Malerei, Theater, Musik und das Licht in die 15 Meter hohe Haupthalle­ Bildhauerei in der Architektur zu vereinen. und bringt die Farben auf den Ziegeln zum Leuchten, die den Eindruck vermitteln, als In seinem Konzept für den massigen, ob das Licht in seine prisma­ ­tischen Bestand- dreigeschossigen und 150 Meter langen teile zerlegt würde. Wie in einer gotischen Ziegelbau vereint Behrens Aspekte unter- Kathedrale streben die nach oben massiger schiedlicher Kunst- und Architektur­ werdenden Pfeiler dem Licht entgegen. epochen, die zusammen ein stimmiges Die zunehmende Masse der nach oben Gesamtbild ergeben: die Außenge­- strebenden Pfeiler wird durch die umge- staltung mit dem markanten Turm und kehrt heller werdenden Farben aufgehoben. der Brücke, die an mittelalterliche Herr- Sie steigen von dunklen Blau- und Grün­ schaftsbauten erinnern, die expressio­ tönen über Rot bis zum hellen Gelb unter- nistische Farbgestaltung in der Kuppel- halb der Glaskuppel auf. Gemäß Bruno und Ausstellungshalle, die sich auf Tauts „Aufruf zum farbigen Bauen“ setzt Das Technische Verwaltungsgebäude der Hoechst AG, das Architekt Gemälde der Künstlergruppe De Stijl Behrens in dem Verwaltungsbau diese Far- Peter Behrens im Juni 1924 fertigstellt, ist das architektonisch wohl beziehenden Buntglasfenster sowie die bigkeit auch ein, um Freude in den Alltag in Handarbeit gefertigten Türgriffe und bzw. in die nüchterne Arbeitswelt eines eindrucksvollste Beispiel für eine expressionistische Farbgestaltung Handläufe, die Einflüsse von Jugendstil Chemiewerks zu bringen. Und nicht zuletzt eines Industriegebäudes in Deutschland. Und nicht nur deshalb und Art déco aufweisen. zeigt er damit auch, was den Arbeitsalltag ist dieses Bauwerk so bemerkenswert. Denn der Behrens-Bau ist bei Hoechst dominierte: nämlich die Her- Wo Licht und Farbe regieren stellung von Farbstoffen. eines von vielen ambitionierten künstlerischen Architekturprojekten in der Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg, das auch tatsächlich Behrens führt in seinem Verwaltungsge- Ein durchdachtes Farbkonzept realisiert wird. bäude Kunst und Ingenieurswelt zusam- men. Dabei setzt er jedoch nicht auf die In der Farbpalette der Kuppelhalle finden modernen Baumittel wie Beton, Eisen und sich alle Primär- und Sekundärfarben wie- Glas, wie er sie bei seinen Arbeiten für die der, wie sie in der Farbenlehre Goethes an- AEG mehr als 15 Jahre zuvor noch einge- gelegt sind. Danach können durch die Mi- setzt hatte, sondern auf eine mit Ziegel- schung der Grundfarben Rot, Gelb und stein verblendete Betonkonstruktion. Blau alle weiteren Farben entstehen. So Wirkt das rote Gebäude nach heutigen ergibt die Mischung von zwei Primärfar- Maßstäben von außen recht unauffällig, ben eine der drei Sekundärfarben. Dieser so ändert sich dies mit dem Betreten der Ansatz wurde allerdings in den 1950er

64 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 65 14 Eine expressionistische Farbkomposition: Der Behrens-Bau in Frankfurt Peter Behrens

▶ Peter Behrens wurde am 14. April 1868 ▶ 1921 folgte Behrens dem Ruf an die Kunst­ in Hamburg geboren. Er arbeitete als akademie Düsseldorf und wurde zudem Architekt, Maler, Designer und Typograf. bis 1927 Leiter der Meisterschule für Archi­ tektur an der Wiener Akademie der bilden­ ▶ Nach seinem Studium der Malerei von 1885 den Künste. In diesen Jahren entwarf er auch bis 1891 begann er ab 1892 in München die Pläne für das Verwaltungsgebäude selbstständig zu arbeiten. Dort war er Mit­ der Farbwerke Hoechst AG (1920–1924) in begründer der Münchener Secession. Ge­ Frankfurt. In den 1930er Jahren konzent­ gen Ende des Jahrhunderts wendete er rierte er sich vor allem auf städtebauliche sich stärker dem Kunsthandwerk zu und Fragen, insbesondere in Berlin, wo ange­ wurde 1899 an die Darmstädter Künstler­ sichts der rasanten Ent­wicklung der Stadt kolonie berufen, wo er anfing, sich als Au­ und des Verkehrs neue Ideen gefragt waren. todidakt mit Architektur zu beschäftigen. So gestaltete er unter anderem den Alexan­ Dort stellte er auch mit dem Haus Behrens derplatz neu und übernahm 1936 die Leitung sein erstes architektonisches Projekt vor. der Meisterschule für Architektur an der Preußischen Akademie der Künste. Am 27. ▶ 1903 wird er Direktor der Kunstgewerbe­ Februar 1940 starb Peter Behrens in Berlin. schule Düsseldorf, bevor er sich ab 1907 als selbstständiger Architekt niederlässt, wo ▶ Stilistisch entwickelte sich Behrens vom Jahren, unter anderem durch Johannes Pfeilers in der nächsthöheren Ebene am kräftigen Farbigkeit­ leuchtet, zeigt sich die er bald darauf zum „Künst­lerischen Beirat“ ornamentalen Jugendstil immer mehr hin Itten, durch neue Theorien ergänzt, die Pfeilerrand. Dadurch ergibt sich für den Kuppelhalle auf Grund eines anderen denk- der Allgemeinen Electricitätswerke AEG zu sachlichen, streng gegliederten und unter anderem eine Gleichheit von Pri- Betrachter der Eindruck, als strebe der malpflegerischen Ansatzes sehr viel ernannt wird, für die er in allen gestalteri­ komplexen Strukturen. Indem er zuneh­ mär- und Sekundärfarben postulieren. gesamte Raum dem Licht der als Kristalle zurückhaltender­ in der Farbigkeit. Heute schen Bereichen ein stimmiges Corporate mend den reinen Nutzbau in den Mittel­ Diese Ansätze nimmt Behrens durch die geformten Glaskuppeln entgegen. präsentiert sich das Gebäude damit wie- Design ent­wickelte, von grafischen Arbei­ punkt stellte, hat sich Behrens den Ruf Anordnung der Farben in der Kuppelhalle der in der Form, wie sie in der Planung von ten wie Logoentwürfen, Briefpapier und als führender Industriearchitekt seiner Zeit gleichsam vorweg. Denn er kombiniert die Umfassende Sanierungsarbeiten Peter Behrens vorgesehen war. Das bis in Werbe­prospekten über Produktentwürfe erarbeitet. Farben nicht nach einem hierarchischen den letzten Winkel durchkomponierte von Haushaltsgeräten bis hin zu den Fab­ Prinzip, sondern setzt Primär- und Sekun- In einer Flucht mit der Kuppelhalle hatte Gebäude verliert jedoch schon kurz nach rik- und Ver­waltungsbauten. därfarben abwechselnd miteinander in Behrens eine Ausstellungshalle gebaut, de- seiner Fertigstellung seine eigentliche Be- Beziehung. Dabei hält er sich jedoch an ren Gestaltung einem identischen Farbkon- deutung. 1925 schließen sich die Hoechster ▶ Neben verschiedenen architektonischen die Grundsätze der Farbenlehre Goethes. zept folgte. Dieser Bereich wurde jedoch in Farbwerke mit anderen Chemieunter­ Projekten und seiner Tätigkeit im Deut­ ▲ „Das heißt, es folgt auf eine Primärfarbe den 1930er Jahren zu einer Telefon­zentrale An der farbigen Beschichtung der rund 50.000 nehmen zur I.G. Farbenindustrie zu­sam- schen Werkbund entwarf Behrens 1911 un­ jeweils eine Sekundärfarbe, die sich aus umgebaut und dabei räumlich von der Steine hatte der Zahn der Zeit bis zum Beginn men und ver­legen bald darauf die Verwal- ter anderem den Bau der Kaiserlichen der Sanierungsarbeiten im Jahre 2009 zum Teil der Mischung mit der sich anschließen- Kuppelhalle abgetrennt. Erst 70 Jahre spä- tung in das I.G.-Farben-Haus im Frank- Deutschen Botschaft in Sankt Petersburg. deutliche Spuren hinterlassen. Allein ihre Reinigung den Primärfarbe ergeben hätte“, so ter, im Jahr 2012, wurde der ursprüngliche nahm die Hälfte der gesamten Restaurierungszeit furter Westend. Heute ist das Gebäude im Sein Architekturbüro ist heute vor allem Buderath. Liest man die Farben der Halle Zustand der Ausstellungshalle im Rahmen von fünf Monaten in Anspruch. Denn es ging Industriepark Höchst der Sitz der Unter- deshalb bekannt, weil dort einige später nicht um einen Neuanstrich, sondern der gealterte von oben nach unten, ergibt sich die Rei- aufwändiger Sanierungsarbeiten wieder- nehmensleitung der Infraserv GmbH & berühmt ge­wordene Architekten gearbei­ Charakter der Kuppelhalle sollte erhalten bleiben. henfolge: Gelb, Orange, Rot, Blauviolett, hergestellt, die jetzt wieder eine Einheit Co. Höchst KG und der Pensionskasse der tet haben, wie Walter Gropius, Ludwig Blau und Grün. Zudem setzt er jeweils mit der Kuppelhalle bildet. Die Restaurie- Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe VVaG. Mies van der Rohe und Le Corbusier. zwei Primär- und Sekundärfarben horizon- rung der Kuppelhalle fand im Jahr 2010 ih- Interessierte können den Behrens-Bau tal zueinander in Beziehung und wieder- ren Abschluss. Während die Ausstellungs- an den viermal jährlich stattfindenden Be- holt jeden Farbwert in der Mitte eines halle (Bild oben) wieder in einer sehr suchstagen kostenlos besichtigen.

66 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 67 14 Vom „Bluten“ und „Kreiden“: Die Restaurierung der Kuppelhalle

Als im August 2009 die Restau­ „Die Ziegelsteine wurden damals direkt, Hoechsts eigene Farbmittel Hinsichtlich der verwendeten Bindemittel Sämtliche violetten Farben hatten sich Es entsprach dem Wunsch von Infraserv rierungsarbeiten im Lichthof des ohne Grundierung, mit den Farben bestri- ließen sich über die naturwissenschaft­ nahezu vollständig abgebaut und zeigen Höchst und auch der Denkmalpflege, die Peter-Behrens-Baus beginnen, chen“, erklärt Eike Dehn, Inhaber der Res- „Vermutlich wurden für die Gestaltung Farb­ lichen Analysen der FH Erfurt eindeutige heute ein helles Blau als Mischung aus Halle sehr zurückhaltend zu restaurieren, finden die Restauratoren die taurierungswerkstätte Onnen in Hirsch­aid mittel aus dem Hause Hoechst verwendet“, Aussagen treffen. Es waren sowohl Protei- dem stabilen Blauanteil und dem weißen so dass der gealterte Charakter der Kuppel­ Flächen der 1924 fertiggestellten bei Bamberg, die mit den Arbeiten beauf- sagt Dehn. „Hoechst entwickelte und pro- ne (Milcheiweiß als Kasein) als auch Leinöl Lackträger des instabilen violetten Farb- halle in jedem Fall erhalten bleibt. Halle in nahezu unberührtem tragt worden war. „Dieser Umstand ist unter duzierte seit Mitte des 19. Jahrhunderts identifizierbar. „Überraschenderweise stoffs. Dabei sind die violetten Farbanteile Original­zustand vor. Aber der anderem für die verschiedenen Schadens- künstlich hergestellte Farbmittel, die aller- findet sich neben den genannten Kompo- in tieferliegende Schichten eingewandert Wieder Produkte aus dem Zahn der Zeit hatte in den mehr bilder verantwortlich, die sich uns bei der dings vor allem für das Färben von Textili- nenten in den analysierten Proben auch und liegen häufig unterhalb der eigentli- Industriepark als 80 Jahren deutliche Spuren Bestandsaufnahme präsentierten.“ Große en eingesetzt wurden. Eigene Produkte ein Nachweis von Alkydharz“, sagt Dehn. chen Malschicht direkt auf dem Ziegel“, an der farbigen Beschichtung der Teile der originalen Pigmente und insbe- des Unternehmens bei der Gestaltung „Dies kann darauf hindeuten, dass es sich beschreibt Dehn den Ausgangszustand. Ursprünglich sollten bei der Retusche die rund 50.000 Backsteine hinter­ sondere rote und violette Anilinfarbstoffe einzusetzen, entsprach durchaus dem Ziel, bei den Bindemitteln um Eigenmischun- Einigermaßen stabil stellten sich dagegen original verwendeten Farbmittel verwen- lassen. haben sich nach 90 Jahren im Tageslicht das Peter Behrens mit dem Bau des Ver- gen handelt, bei denen damals innovative die gelben, blauen, schwarzen und grünen det werden. „Da es jedoch in den meisten reduziert oder sind nahezu vollständig ab­ waltungsgebäudes verfolgte: Denn es Materialien Verwendung fanden.“ Farbflächen dar. „Allerdings haben sich die Fällen keine eindeutigen Analysen gab, gebaut. Durch Bindemittelreduktion gab es sollte hauptsächlich der Reputation des Bindemittel an den blauen Flächen stark haben wir auf bewährte und vor allem zudem großflächige Adhäsionsprobleme Unternehmens dienen und die Qualität Bestandsaufnahmen – reduziert, was zu Farbverlusten durch beständige Farbmittel zurückgegriffen“, mit ablösenden Farbschichten. seiner Produkte widerspiegeln.“ Veränderungen der Farbigkeit kreidende Pigmente geführt hat“, führt erklärt Dehn. „Nur in Einzelfällen wurden Dehn weiter aus. Farbmittel verwendet, die von Unterneh- Auf den verschiedenfarbigen Farbfeldern men des Industriepark Höchst gestellt fanden sich typische Schadensbilder, die Aufwändige Maßnahmen für wurden.“ auf die Anwendung von Farbstoffen zu- eine langfristige Farbwirkung rückzuführen sind. So zeigten insbesondere So wie Peter Behrens für die ursprüng­liche alle mit Rot oder Violett abgemischten Far- Insgesamt waren die Wände durch Staub Farbgebung des Gebäudes nur Pigmente ben starke Ausbleichungen und Verände- stark verschmutzt. Nach einer behutsamen aus dem Standort nutzte, leisteten auch rungen. „Dieses Phänomen nennt man Reinigung wurden alle Flächen durch für die Restaurierung gleich mehrere ‚Bluten‘ und ist hauptsächlich bei roten Aufsprühen konserviert und niedergelegt. Unternehmen des Industrieparks Höchst Farbstoffen zu beobachten. Dabei wandern In Absprache mit dem Hessischen Landes- einen Beitrag. Auf Anregung des Landes- die feinen Farbstoffpartikel durch auf- oder amt für Denkmalpflege wurde ein Konzept amtes für Denkmalpflege lieferten die unterliegende Farbschichten und lagern für die Retusche von Fehlstellen erarbeitet. Kuraray Europe GmbH und Celanese einen sich an einer natürlichen Barriere an.“ Gleichzeitig wurden die originalen Farb­ Teil der für die Konservierung der beste- töne abgenommen und schriftlich sowie henden Farben notwendigen Bindemittel. Aus diesem Grund ließ sich die originale anhand von archivbeständigen Farbauf- Clariant unterstützte bei den Pigment­ Farbigkeit der roten Felder nur noch an strichen dokumentiert. An manchen Stel- analysen und steuerte einen Teil der für den lichtabgewandten Seiten finden. len waren die Farben nur noch zu erahnen. die Retuschen notwendigen Pigmente bei. „Die Übergänge zwischen den gelben und Damit spiegelt der Peter-Behrens-Bau nun roten Feldern sind heute vollständig ver­ Allein die Reinigung der Ansichtsflächen erneut die Produkte des Standortes wider. loren gegangen. Die ehemals leuchtend nahm etwa die Hälfte der gesamten orangen Felder zeigten entweder gelbe Restaurierungszeit von fünf Monaten in Oberflächen oder waren komplett ver­ Anspruch. „Wir haben hier in Abstimmung loren gegangen. Ähnlich verhielt es sich mit dem Landesamt für Denkmalpflege auch mit dem Übergang von Rot zu Blau. Hessen eine konservierende Restaurierung vorgenommen“, erklärt Dehn. „Im Gegen- satz zur Renovierung dürfen wir dabei die vorhandenen Farben nicht verändern, son- dern nur dort neue Schichten auftragen, wo wirklich nichts Altes mehr vorhanden ist.“

68 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 69 15 Betrachtungen zur historischen Farbigkeit in der Architektur und deren Folgen im 19. Jahrhundert

1790 erschien „Der bürgerliche Baumeis- äußerte sich Schinkel 1829 eindeutig zur ter, oder Versuch eines Unterrichts für geschmacklichen Fragestellung in der Ar- Baulustige“ des Herzoglich Gothaischen chitekturfarbigkeit. Nach dem englischen Hofverwalters Friedrich Christian Schmidt. Kunstgelehrten und Philosophen Ruskin Schmidt widmete sich in diesem Werk waren die allein „rechtmäßigen Farben der umfänglich der äußeren Farbgebung von Architektur“ die der natürlichen Steine. Gebäuden. Mit Hilfe beigefügter, farbig aquarellierter Farbkarten und dezidierter Historische Farbgebung als Angaben für Farbmischungen und deren Streitpunkt Anwendung auf die verschiedenen Fassa- denelemente verfolgte Schmidt erziehe- In den 1820er Jahren rüttelte ein Gelehr- risch-geschmacksbildende Ziele. tenstreit an dem bis dahin wenig disku- tierten Thema historischer Farbigkeit in „Die Farbe des Anstrichs der Gebäude kann der Architektur. An antiken griechischen dem Wohlgefallen des Bauherrn überlassen Bauwerken waren Farbspuren entdeckt Bis ins 18. Jahrhundert hinein bleiben, und es ist keine Uniform für eine worden, die das Bild der „marmor-weißen spielt die Außenfarbigkeit von ganze Gasse zu deren Schönheit erforder- Antike“ in Frage stellten. Die sich an die- Gebäuden in der historischen lich, bey dem Auffinden der Häuser sogar sen Befunden entzündende Diskussion Architekturliteratur kaum eine nachtheilig; nur muß der Bauherr in Anse- fand als „Polychromiestreit“ Eingang in die Rolle. Dies ist vermutlich auf die hung der Zusammensetzung mehrerer Far- Kunstgeschichte. Die Bandbreite der Über- eng begrenzten Zuständigkeits­ ben guten Rath annehmen, schreiende und zeugungen reichte dabei von einer voll- bereiche von Handwerkern und reine Farben, dergleichen kein natürlicher ständig polychromen Farbgebung antiker Architekten zurückzuführen. Erst Baustoff hat, ingleichen zu dunkle Farben Tempel, wie sie u. a. Gottfried Semper ver- dann zeigt sich ein vermehrtes bleiben (…) ausgeschlossen (…).“ trat, über eine gemäßigte, partielle Farbig- Interesse der Architekten an der (Friedrich Christian Schmidt, 1799). keit, wie von Leo von Klenze propagiert, Farbgestaltung ihrer Bauten. Die bis hin zum Antikenbild Johann Wolfgang Formulierung von Farbvorgaben Im Übrigen spiegeln seine Vorgaben und von Goethes, das auf der Antikenrezeption und das Anlegen von Farbproben Farbmuster jenes Bild farbiger Architektur des Archäologen Johann Joachim Winckel- lassen sich für Johann Lucas von wider, das heute von barocker Architektur- mann fußte und maßgeblich zum Bild Hildebrandt für die Deutschor­ farbigkeit bekannt ist. Holzbauten sollten eines „weißen Klassizismus“ im 19. Jahr- denskirche in Linz (1721) und für mit Farben, die den natürlich vorkommen- hundert beitrug. Während für die Gestal- den Baumeister der Würzburger den Steinen entlehnt sein sollten, einen tung von Innenräumen um 1850 die Residenz, Balthasar Neumann, Anschein von Festigkeit erhalten. archäologischen Befunde zur pompejani- nachweisen. schen Wandmalerei einflussgebend wa- Die für äußere Farbanstriche propagierte ren und zur Verwendung von Primär- und Orientierung an natürlichen Steinen fin- Sekundärfarben führten, die meist kom- det sich in zahlreichen Äußerungen ein- plementär gegeneinander gesetzt wurden, flussreicher Architekten und Architektur- hielt sich an den Fassaden städtischer gelehrter des 19. Jahrhunderts, wie Karl Wohnhäuser meist ein weißer klassizisti- Friedrich Schinkel oder John Ruskin. „Jede scher Anstrich. Allein Solitärbauten wie Farbe, die bei gewöhnlicher Architektur Schlösser und Villen erhielten seinerzeit nicht an irgendein Baumaterial erinnert, auch zartfarbige Fassadenanstriche. wird schon etwas Anstößiges haben“,

Die Kopie oder Nachempfindung antiker Vorbilder im 19. Jahrhundert. Das Pompejanum (1840–1848) in Aschaffenburg von Friedrich von Gärtner im Auftrag König Ludwigs I. ▶

70 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 71 15 Betrachtungen zur historischen Farbigkeit in der Architektur und deren Folgen im 19. Jahrhundert

Im Gegensatz zu seiner polychrom gestalteten Fachwerk-Umgebung wurden die Farbbefunde bei der Restaurierung des Eickeschen Hauses neu bewertet. ▶

Neubewertung von Farben in terfragten oder frei interpretierten Farb- verschiedenen Epochen befunde führten zu Neufassungen nach vermeintlich historischem Vorbild, die Als sich nach 1865 das stilistisch-histori- heute oftmals neu bewertet werden sche Interesse der Epoche der Renaissance müssen, wie es die jüngste Sanierung des zuwandte, kehrten sich diese „Farbmoden“ Eickeschen Hauses in Einbeck belegt regelrecht um. Das bis dahin als schmutzig (siehe auch Seite 29). empfundene Braun erfährt eine Neube- wertung, als Inbegriff des Natürlichen wird Verlust historischer Farbbefunde nun der warme und wohltuende Farbton vor allem für die Dekorationen von Innen- Eine regelrechte Farbfeindlichkeit führte räumen verwandt. Der „altdeutsche Stil“ Ende des 19. Jahrhunderts dazu, dass selbst mit holzvertäfelten Stuben und hölzerne unter der Aufsicht von Denkmalpflegern Maserungen imitierenden Anstrichen hält historische Putze mit bedeutenden Farb- in repräsentative Wohnungen Einzug. An befunden verloren gingen, um dem Ziel der Fassade bringt diese Umkehr ebenfalls der Materialsichtigkeit gerecht zu werden. eine Hinwendung zur natürlichen Farbig- So widerfuhr es dem spätromanischen keit mit sich. Das Überstreichen von Natur- Limburger Dom in den 1870er Jahren. Nach steinelementen wird häufig aufgegeben, Entfernung der Außenputze wurde die In- lediglich reine Putzfassaden erhalten kunabel spätromanischen Kirchenbaus durch zweifarbige Anstriche noch eine „steinfarben“ gestrichen. Erst in den 1970er ▲ Die ehemals polychrome Außenbemalung des illusionistische Farbhaut, die sich an zwei- Jahren erfolgte die Rekonstruktion der Limburger Doms wurde bei der Restaurierung farbige Natursteinfassaden anlehnte. historischen Farbigkeit mit weißen Wand- 1872/73 durch ein Steingrau ersetzt, was den flächen, überwiegend rot gefassten Glie- Eindruck vermittelte, er sei aus dem Fels gewach­ sen. Erst Anfang der 1970er Jahre erhielt er seine Bedeutung historischer Farbigkeit derungselementen sowie weiteren Akzen- ursprüngliche Farbigkeit zurück, die auf Grund tuierungen in Ocker, Schwarz und Grün. von Farbresten an der Fassade rekonstruiert Die Farbigkeit in der Architektur bleibt je- werden konnte. doch auch Ende des 19. Jahrhunderts ein Heute sind sich Kunsthistoriker und Denk- strittiges Thema unter Architekten und malpfleger einig, dass unser Bild von his- Gelehrten. Die Tendenz zur „natürlichen torischer Architektur wesentlich durch die Farbigkeit“ kritisierte unter anderem der Möglichkeiten und vor allem die Grenzen Gründer der Hamburger Kunsthalle Alfred der Bilddarstellungen geprägt wurde. We- Lichtwark Ende des 19. Jahrhunderts mit der die gebräuchliche SW-Grafik noch die Blick auf die mit Dielen beschlagenen für Dokumentationen lange befürwortete Fachwerkhäuser des Oberharzes. Er er- SW-Fotografie konnten bis in jüngere Zeit kannte die Qualität der ehemals koloristi- Informationen zur Farbigkeit von Architek- schen Wirkung vor allem grüner und tur auch nur ansatzweise genügend gelber Fassadenanstriche, die nun durch wiedergeben. Ähnlich verhält es sich mit brauntonige Anstriche verdrängt würden. Gipsabgüssen antiker Skulpturen und Ar- Zum Ende des 19. Jahrhunderts führen zu- chitekturelemente, die als Studienobjekte dem vermehrt wissenschaftliche Erkennt- in Sammlungen der Museen eine Ästhetik nisse zu einem neuen, belegbaren Bild der reinen Form vermitteln. Entsprechend historischer Farbigkeit. Die seinerzeit zu- ist die in der Vergangenheit häufig nicht nehmend erstarkende Denkmalpflege lie- erfolgte Bewertung der gestalterischen ferte farbrestauratorische Befunde, die im und ästhetischen Qualität historischer Zuge von Gebäudesanierungen rekonstru- farbiger Anstriche als wesentlicher Man- iert wurden. Die häufig wenig kritisch hin- gel zu bewerten.

72 Denkmal und Farbe Die Farbe Weiß in der Architektur

Ob nun Weiß als das Fehlen jeglicher Farbe oder als Vereinigung aller Farben angesehen wird: Im Architekturschaffen gilt Weiß in seiner „Reinheit“ als stilistisches Mittel einer allein auf die Form konzentrierten Architektursprache. Architekten und Gelehrte wie Andrea Palladio 1570, Giovanni Pietro Bellori 1672 oder Johann Wolfgang von Goethe sprachen sich für eine weiße Architektur als Träger geistiger Reinheit und Erhabenheit aus. Dieses Ideal war getragen von den Zeugnissen der Antike, die unter dem deutschen Archäologen und Kunstwissenschaftler Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) zur Begründung des Klassizismus führten. Winckelmanns ästhetisches Ideal von „edler Einfalt und stiller Größe“ leitete sich dabei wesentlich auch von der vermeintlich weißen Farbigkeit antiker Architektur und Plastik ab. Das 1788–1793 von Carl Gotthard Langhans nach antiken Vorbildern aus Elbsandstein errichtete Brandenburger Tor in Berlin wurde entsprechend ursprünglich mit einer weißen, Marmor imitierenden Kalkfarbe gefasst. 16 Die Farbe Weiß in der Architektur

Mit typisierten Bauteilen variable Baukörper Der niederländische Architekt Jacobus Johannes Pieter Das mit weiß emaillierten Stahlplatten verkleidete gestalten: Das Einfamilienhaus der Weissenhof- Oud, Mitglied der Künstlergruppe De Stijl, entwarf die Kunstmuseum Frieder Burda in Baden-Baden wurde siedlung in im Hölzelweg wurde nach typischen funktionalen Reihenhäuser der Weissenhof- nach den Entwürfen von Richard Meier gebaut und den Entwürfen von Hans Scharoun 1927 gebaut. siedlung im Pankokweg im Jahre 1927. im Oktober 2004 eröffnet. ▼ ▼ ▼

▲ In dem von Le Corbusier und Pierre Jeanneret entworfenen Doppelhaus in der Rathenaustraße ist heute das Weissenhofmuseum für Architektur­ geschichte untergebracht.

Für oder gegen Weiß? Die vom Klassizismus geprägten Architekten hatten sich zudem Im Werkschaffen Le Corbusiers umfasste die weiße Periode je- ten Gebäuden. „Weiß erzeugt eine neutrale Oberfläche, auf der in der Frage einer wissenschaftlich korrekten Farbgebung der doch nur die 1920er und 30er Jahre. Für die Weissenhofsiedlung sich das Erlebnis eines Raumes aufbaut. Es verstärkt die Wahrneh- Auch in der klassizistischen Architektur des 19. Jahrhunderts, antiken Vorbilder zu positionieren. Archäologische Befunde zur in Stuttgart, 1927 vom Deutschen Werkbund unter der Leitung mung von Organisation und Ordnung der räumlichen Prinzipien. zu deren Vertretern maßgeblich der oberste preußische Archi- Polychromie antiker Tempel und Plastiken im ersten Viertel des von Ludwig Mies van der Rohe als Ausstellung initiiert und von Es erlaubt dem mächtigen Spiel von Licht und Schatten überzeu- tekt Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) zählte, spiegelt sich die- 19. Jahrhunderts hatten zu dem das gesamte 19. Jahrhundert namhaften Vertretern des Neuen Bauens umgesetzt, spielte gend zum Ausdruck zu kommen. Es erlaubt dem Licht die Architek- ses Ideal wider. Unter dem Einfluss zahlreicher klassizistischer prägenden „Polychromiestreit“ geführt, in dem sich Vertreter die Farbe Weiß am Außenbau eine prägende Rolle, auch wenn tur zu durchfluten, das Licht durchdringt sie, das Licht ist überall Architekten wurden jedoch vermehrt auch helle Anstriche ver- einer „weißen Antike“ denen einer „polychromen Antike“ gegen- einzelne Fassadenflächen und Einzelelemente andersfarbig ak- und kann daher in höchst unverfälschter und fundamentaler wendet, die dem Ideal der Materialfarbigkeit edler Natursteine überstanden. zentuiert wurden. Als 1932 eine Postkarte veröffentlicht wurde, Weise erlebt werden.“ (Richard Meier, Die Farbe Weiß, 2003) folgten. Der klassizistische Architekt Friedrich Weinbrenner die mittels Collage die Weissenhofsiedlung als „Araberdorf“ mit (1766–1826) sprach sich in seinem architektonischen Lehrbuch Weiß wird zur Stilfrage Kamelen verunglimpfte, wurde jedoch nicht vorrangig die weiße Die Verfallsproblematik, die sich bei den weiß verputzten Beton- von 1810 sogar gegen die weiße Farbigkeit aus, da sie zu sehr Farbigkeit kritisiert, sondern vielmehr die durchgehende Ver­ bauten Le Corbusiers zeigte, überwand der von ihm inspirierte blende und Nachbargebäude belästige. Auch der Münchner Das reine Kalkweiß charakterisierte schließlich Le Corbusier 1925 wirklichung von Flachdachbauten. Die Postkarte offenbarte nach Richard Meier in den 1970er Jahren mit der Anwendung elasti- Oberbaurat Leo von Klenze legte für die Bebauung der Mün- als absolute, ehrliche und verlässliche Farbe. „Wenn ein Haus dem Polychromiestreit einen weiteren Architekturstreit: den scher, weiß emaillierter Stahlplatten zur Bildung der äußeren chener Ludwigstraße 1829 eine Farbmusterkarte von acht in vollkommen weiß ist, hebt sich der Umriss der Dinge ohne die sich 1928 entzündenden Dächerstreit um die Frage der zeitge­ Verkleidung. verschiedenen warmen und kühlen Nuancen abgestimmten Gefahr eines Fehlers davon ab; die Volumina zeigen sich deutlich; mäßen Dachform: Flachdach oder Spitzdach? hellen Grautönen vor. Auf dem weißen Anstrich des Branden- die Farben sind eindeutig. Der weiße Anstrich ist absolut, alles Bis heute ist das jährliche „Weißeln“ von Innenräumen Ausdruck burger Tors konnten im Zuge der Beseitigung aller Farbschich- hebt sich deutlichst davon ab, wie schwarz auf weiß, ehrlich und Weiß mit Absolutheitsanspruch von Reinheit. Weiße Innenräume sind im Sinne einer architek­ ten in den 1920er Jahren sieben weitere Fassungen nachgewie- verlässlich.“ (Le Corbusier, L´Art décoratif d´aujourd´hui, 1925) tonischen Klarheit aber auch zur Stilfrage geworden. Dies gilt sen werden, zu denen bräunliche, sandsteinfarbene, hell- und Der aus diesen Worten sprechende Wunsch und das Streben In der zeitgenössischen Architektur steht der amerikanische Ar- insbesondere für eine Zeit, in der die Wahl von Farben nicht mehr dunkelgraue sowie bronzefarbene Farben neben einer Vergol- nach architektonischer Klarheit können als wesentliches Merk- chitekt Richard Meier für die allumfassende und ausschließliche vom Preis der verwendeten Pigmente abhängig ist. dung zählten. mal der Moderne bezeichnet werden. Verwendung der Farbe Weiß in seinen Entwürfen und realisier-

76 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 77 17 Die Welt durch Farbe überwinden: Farbkonzepte in der Gegenwartsarchitektur

„Die vorgegebene Welt soll durch Farbe Kunst am Bau überwunden werden, weil Farbe uns schneller und unmittelbarer anspricht In der jüngeren deutschen Architekturge- als Materialien, Konstruktionen und schichte fallen auch solitäre Künstler­bauten­ plastische Form eines Gebäudes.“ auf, die sich „kreischend bunter“ Farbgestal­ (Günter Behnisch, Über das Farbliche, 1993) tungen von Fassaden bedienen. Der ZERO- Künstler Otto Piene (1928–2014) gestaltete Maßgeblich für die Entwicklung und 1973 die 195 m langen und 18 m hohen Fas- Umsetzung innovativer Farbkonzepte in sadenflächen von Fabrikationsgebäuden der modernen Architektur ist häufig die der Rosenthal AG in Selb mit einem Regen- fruchtbare Zusammenarbeit zwischen bogenmotiv, das sich auf unterschied­ lichen­ vorausdenkenden Architekten und künst- Fondfarben wiederholend­ fortsetzt. lerischen Partnern. So erinnert der Archi- tekt Otto Steidle (Steidle und Partner, Der österreichische Künstler Friedensreich München) mit seinen am Lerchenberg in Hundertwasser (1928–2000) kombinierte Mainz (1994) und in München Johannes- farbig glasierte Keramiken und in Farb­ kirchen (2001) verwirklichten Siedlungs- feldern aufgeteilte Putzflächen an Fassa- bauten an die 1920er Jahre, in denen Bru- den von Neubauten oder überformten no Taut und Otto Haesler gemeinsam mit Altbauten. Malerkollegen individuelle Farbkonzepte für die Fassaden von „Einheitssiedlungen“ In der zeitgenössischen Architektur entwickelten. Auch bei Steidle basiert die kommen vermehrt Techniken zur äußeren Realisierung der Siedlungen auf einer Farbgestaltung auf, die Richard Meier mit engen Zusammenarbeit mit einem künst- seinen emaillierten Stahlplatten bereits lerischen Partner: dem Berliner Künstler vorgezeichnet hatte: einbrennlackierte Erich Wiesner, der durch Kooperationen Stahlbekleidungen oder die bei 650–700 °C mit dem Stuttgarter Architekturbüro in Wärmeschutzisolierglas eingebrannten Behnisch und Partner Furore machte. Am Acrylfarben für die Vorhangfassade des von Behnisch & Partner 2002 verwirklich- „Colorium“ am Düsseldorfer Hafen (Bild ten Klinikbau der Deutschen Krebshilfe, links). Der englische Architekt William „Will“ dem Erweiterungsbau des Mildred-Scheel- Allen Alsop (Alsop Architects, London) Hauses in Dresden (Bild oben rechts), wur- hatte für die verwendeten Glaspaneele den die Farbvorstellungen des Architekten aus acht Farben 17 verschiedene Mo­dule Günter Behnisch durch Erich Wiesener in entwickelt, die vorab mit maximal vier kongenialer Weise umgesetzt. Die Ergeb- Farbflächen im Siebdruckverfahren nisse dieser Kooperationen sind unkonven­ bedruckt wurden. Das moderne mosaik­ tionell gestaltete Farb-Architekturen mit artige Erscheinungsbild erinnert ein wei- starkem identitätsstiftendem Charakter. teres Mal an die Werke Piet Mondrians.

78 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 79 17 Die Welt durch Farbe überwinden: Farbkonzepte in der Gegenwartsarchitektur

Neuartige Farbigkeit als Attraktion Innovative Technologien Beschichtungstechniken­ Insbesondere die „buntfarbigen“ Solitär- Die Frage nach der Witterungsbestän- Eine weitere moderne Technik zur Farbge- bauten, die im historischen Kontext ver- digkeit moderner Technologien zur bung am Außenbau nutzte das Berliner wirklicht werden, wie das Rizzi-Haus im Farbgebung am Außenbau, wie bei dem Architekturbüro J. Mayer H. bei dem Bau historischen Zentrum Braunschweigs oder „PU-Coating“, wird sich erst zukünftig be- der Mensa Moltke des Studentenwerks in gar die Überformung des denkmalge- antworten lassen. Für den kubischen, Karlsruhe. Die Architekten des Metropol schützten Bahnhofs im niedersächsischen 2012 von Carpus + Partner AG, Aachen, Parasol in Sevilla realisierten auch in Karls- Uelzen (1999– 2000 im Rahmen der EXPO fertiggestellten Neubau des „Center for ruhe 2005 bis 2007 ein Holztragwerk aus 2000) durch Hundertwasser spalten die High Performance Fiber Materials“ – kurz Furnierschichtholz. Der Schutz und die Gemüter. CFM – am Institut für Textiltechnik der Farbgebung dieser Konstruktion erfolgten RWTH Aachen stellt sich diese Frage nicht. durch ein so genanntes PU-Coating. Ein Vielleicht wird aber das Rizzi-Haus in Der Bau enthüllt seine „Farbigkeit“ nur in hellgelb gefärbtes, elastisches und at- unmittelbarer Nachbarschaft zur 2007 der Dunkelheit. Die Betonplatten der Vor- mungsaktives Polyurethan wurde hier als rekonstruierten Fassade des im Zweiten hangfassade enthalten lichtleitende Fa- Folie auf das Tragwerk aufgespritzt. Weltkrieg zerstörten Braunschweiger sern und machen das Material lichtdurch- Schlosses, die neben städtischen Verwal- lässig. Hinter diesen Platten liegende 1999 bis 2001 ließ der Künstler James Rizzi tungsräumen ein modernes Einkaufscen- LED-Paneele ermöglichen ein wechseln- (1950–2011) für das „Happy Rizzi House“ in ter verhüllt, als ein bereits einige Jahre des Farbspiel einer Leuchtfassade von bis Braunschweig seine künstlerischen Ver- vorher vorweggenommener ironischer zu 16 Millionen Farben. satzstücke durch den ausführenden Archi- Kommentar gewertet. Der Uelzener Bahn- tekten Konrad Kloster auf die Fassaden hof heißt heute „Hundertwasser-Bahn- Gleichermaßen erinnert diese Technologie des Wohnhauses übertragen. Die Fassade hof“ und ist zur Touristenattraktion des an farbige Kirchenfenster, durch die in des Rizzi-Hauses wurde zu großen Teilen niedersächsischen Städtchens geworden. Umkehr farbiges Licht auf die Wände des als Außenhülle aus siebbedruckter, gläser- Sicher ist, dass die Akzeptanz von „kunter- Kircheninneren geworfen wird. ner Membran gebildet, die das Gebäude bunter“ Farbigkeit im Stadtbild den Ein- „zum Leuchten“ bringen soll. wohnern gerade am Anfang eines solchen künstlerischen Farben-Projekts intellektu- ell oftmals nur schwer zu vermitteln ist und erst die Gewohnheit allmählich die Wogen manch hitzig geführter Architek- turdebatten langfristig zu glätten vermag.

80 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 81 Literaturverzeichnis Bildnachweise

Back, Michael: Kobler, Friedrich / Koller, Manfred: Shining PR: Die Farbe Blau. Chemische Grundlagen, Hersteller und Beispiele ihrer Verwen­ Farbigkeit in der Architektur. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte 7, Seiten 5, 10 (oben rechts / Mitte), 13–17, 20–23, 26 (oben), dung im Fränkischen Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Winds­ München 1981 30, 32–34, 36, 38–43, 47–52, 54–59, 68–71, 78 und 79 heim. In: Herbert May, Georg Waldemer, Ariane Weidlich (Hrsg.): Farbe und Dekor am historischen Haus. Beiträge zur gleichnamigen Tagung im Fränkischen May, Herbert: Seite 6: TobiKL / Fotolia.com Freilandmuseum in Bad Windsheim vom 26. bis 28. Juni 2008 Nürnberger Bürgerhäuser und ihre Farbigkeit vom späten Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert – ein Überblick. In: Herbert May, Georg Waldemer, Ariane Weidlich Seite 7: Sean Pavone / Shutterstock.com Baur-Heinhold, Margarete: (Hrsg.): Farbe und Dekor am historischen Haus. Bad Windsheim 2010 Bemalte Fassaden. Geschichte, Vorbild, Technik, Erneuerung. 3. Aufl., Seite 8: Christian Müller / Fotolia.com – Uolir / Fotolia.com München 1981 Meier, Richard: Die Farbe Weiß. In: Philipp, Klaus Jan / Stemshorn, Max (Hrsg.): Die Farbe Weiß. Seite 9 / 10: Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim Baus, Ursula: Farbenrausch und Farbverzicht in der Architektur. Berlin 2003 Farbe in der Gegenwartsarchitektur – vier von vielen Konzepten. In: Philipp, Seite 11: (oben) ArTono / Shutterstock.com, (unten) sehbaer_nrw / Fotolia.com Klaus Jan / Stemshorn, Max (Hrsg.): Die Farbe Weiß. Farbenrausch und Farbver­ Oelker, Simone: zicht in der Architektur. Berlin 2003 Otto Haesler. Eine Architekturkarriere in der Weimarer Republik. Seite 12: Hans und Christa Ede / Fotolia.com Hamburg / München 2002 Bedal, Konrad: Seite 18: Eberhard Feußner Das farbige Haus. Vielfalt dekorativer und farbiger Wand- und Deckenge­ Philipp, Klaus Jan: staltung in Franken vom 14. bis ins 19. Jahrhundert, vorwiegend anhand von Farbe, Raum, Fläche: Farbkonzepte in der Architektur. In: Philipp, Klaus Seite 24: mije shots / Fotolia.com Befunden des Fränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim. In: Herbert Jan / Stemshorn, Max (Hrsg.): Die Farbe Weiß. Farbenrausch und Farbverzicht in May, Georg Waldemer, Ariane Weidlich (Hrsg.): Farbe und Dekor am historischen der Architektur. Berlin 2003 Seite 26: (unten) Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim Haus. Bad Windsheim 2010 Reimers, Holger: Seite 27: (oben) sinuswelle / Fotolia.com, (unten) horstschunk / Fotolia.com Betz, Gabriele: Muss es immer bunt sein? Zum Wandel der Fassadengestaltung am Eickeschen Farbe als Gestaltungsmittel im Schaffen von Bruno Taut. Haus im Laufe von 400 Jahren. In: Einbecker Jahrbuch, Bd. 50, hrsg. im Auftrag Seite 28: Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim (Erhalten & Gestalten 1) Hrsg.: Keim-Farben GmbH, Augsburg 2001 des Einbecker Geschichtsvereins von Delia Ehrenheim-Schmidt, Susanne Gerde, Elke Heege u.a., Einbeck 2007 Seite 29: (oben) acanthurus666 / Fotolia.com, (unten) Waldteufel / Fotolia.com Bornheim, Werner (gen. Schilling): Bemalte und gemalte karolingische Architektur. In: Deutsche Kunst und Denk­ Rieger, Hans Jörg: Seite 31: Natalie Wurth / Fotolia.com malpflege, H. 1, 36. Jg., München / Berlin 1978 Die farbige Stadt. Beiträge zur Geschichte der farbigen Architektur in Deutsch­ land und der Schweiz 1910–1930. Diss. Zürich 1976 Seite 36: (unten Mitte und rechts) Keimfarben GmbH Brönner, Wolfgang: Farbige Architektur und Architekturdekoration des Historismus. In: Deutsche Schmidt, Friedrich Christian: Seite 37: oqopo / Fotolia.com Kunst und Denkmalpflege, H. 1, 36. Jg., München / Berlin 1978 Der bürgerliche Baumeister, oder Versuch eines Unterrichts für Baulustige: welcher sie durch eine große Anzahl ganz verschiedener Plane in den Stand Seite 45: Jürgen Felchle / Fotolia.com Buderath, Bernhard (Hrsg.): setzt, die Einrichtung ihrer Wohngebäude selbst zu entwerfen, und ihnen alles Umbautes Licht. Das Verwaltungsgebäude der Hoechst AG, München 1990 lehrt, was sie vor, während und nach einem Bau zu wissen nöthig haben, Seite 46: tektur / Fotolia.com Bd. 1, Gotha 1790 Cramer, Johannes: Seite 53: Architekturmuseum TU Berlin, Inv. Nr. 19936 Farbigkeit im Fachwerkbau. Befunde aus dem süddeutschen Raum. Stadtplanungsamt Magdeburg: München 1990 Die Anger-Siedlung in Magdeburg, hrsg. vom Stadtplanungsamt Seite 60–67: Infraserv GmbH & Co. Höchst KG Magdeburg 1994 Haupt, Isabel: Seite 73 / 74: hal pand / Shutterstock.com „Farbe ist indes nicht ohne Gefahr für das Stadtbild“: Farbige Altstadterneu­ Stadtplanungsamt Magdeburg: erung der Zwischenkriegszeit. In: Koldewey-Gesellschaft, Bericht über die 44. Hermann-Beims-Siedlung, hrsg. Vom Stadtplanungsamt Magdeburg 1994 Seite 75: hal_pand_108 / Fotolia.com Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 24. bis 28. Mai 2006 in Breslau. Bonn 2008 Stern, Ralph: Seite 76: Claudio Diviza / Shutterstock.com (links), globetrotter1 / Fotolia.com Defining Shades: weiße und moderne Architektur. In: Philipp, Klaus Herm, Christoph: Jan / Stemshorn, Max (Hrsg.): Die Farbe Weiß. Farbenrausch und Farbverzicht Seite 77: hans engbers / Shutterstock.com Die Farbigkeit der Fassade in der Restaurierung. In: Restauro-Extra. Pigmente an in der Architektur. Berlin 2003 der historischen Fassade. Heft März, München 2007 Seite 78: (oben) Paulae / CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), Stevens, Ulrich: (mitte) charly_lippert / Fotolia.com, Itten, Johannes: Architektur und Farbigkeit. In: Julian Jachmann / Astrid Lang (Hrsg.): Aufmaß (unten) toriu / Shutterstock.com Kunst der Farbe. Subjektives Erleben und objektives Erkennen als Wege zur und Diskurs. Festschrift für Norbert Nußbaum zum 60. Geburtstag. Berlin 2013 Kunst. Studienausgabe. Ravensburg 1987 Seite 79: (oben) ITA – RWTH Aachen Stiewe, Heinrich: Klein, Ulrich: „Ich fühle mir sehr wohl hier in fremden Lande …“ Gemälde des schwedischen Farbiges Fachwerk in Hessen – ein Überblick. In: Herbert May, Georg Waldemer, Malers Anders Montan als Quellen zur Raumfarbigkeit von Bürger- und Bauern­ Ariane Weidlich (Hrsg.): Farbe und Dekor am historischen Haus. Beiträge zur häusern in Lippe. In: Menschen – Ideen – Migration. Neue Blicke auf Baukultur gleichnamigen Tagung im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim vom im Rheinland und in Westfalen-Lippe. (Schriften des LWL-Freilichtmuseums 26. bis 28. Juni 2008 Detmold – Westfälisches Landesmuseum für Volkskunde 30), Essen 2010

Knoth, Karoline: Wenderoth, Thomas: Anmerkungen zur Verwendung von Schablonen und blauen Pigmenten in der Monochrome Anstriche von Fachwerkfassaden in Mittelfranken. In: Herbert Dekorationsmalerei Süddeutschlands. In: Geerd Dahms (Hrsg.): Stein auf Stein. May, Georg Waldemer, Ariane Weidlich (Hrsg.): Farbe und Dekor am historischen Ländliches Bauen zwischen 1870 und 1930. Rosengarten-Ehestorf 1999 Haus. Bad Windsheim 2010

82 Denkmal und Farbe Denkmal und Farbe 83 Innovative Lacke und Sicher Farben beleben, erhalten unser persönliches Schön Lebensumfeld, unsere Häuser, Fahrzeuge und Nachhaltig die Infrastruktur.

Die ganze Welt der Lacke und Farben: www.lacke-und-farben.de

DLI_Anzeige_A4 2hw2.indd 1 23.03.16 15:21 Deutsches Lackinstitut GmbH Mainzer Landstraße 55 60329 Frankfurt/Main www.lacke-und-farben.de