Preprint Heft 9
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PREPRINT 9 Elisabeth Kraus Repräsentation – Renommee – Rekrutierung Mäzenatentum für das Deutsche Museum Preprint 9 Elisabeth Kraus Repräsentation - Renommee – Rekrutierung Mäzenatentum für das Deutsche Museum 2013 Inhalt Abstract 5 1. Einleitung 7 1.1 Bedeutung des Themas und seiner Erforschung 7 1.2 Begrifflichkeit 8 1.3 Fragestellungen 12 1.4 Stand der Forschung und Quellenlage 14 1.5 Auswahlgesichtspunkte und Vorgehen 20 2. Die Gründungsphase (1903–1923) 23 2.1 Das fürstlich-aristokratische Mäzenatentum 23 2.2 Zuwendungen von Deutschem Reich, Königreich Bayern, München und anderen Städten 26 2.3 Das bürgerliche Mäzenatentum 28 2.3.1 Industrie, Verbände, Vereinigungen 28 2.3.2 Privatpersonen 33 2.4 Die Reisestipendienstiftung von 1911 43 2.5 Netzwerke, Spendenakquisition, Gegengaben – eine erste Bilanz des Mäzenatentums 52 3. Die Auf- und Ausbauphase (1923/25–1933) 56 3.1 Zuwendungen nach der Hyperinflation – die 1000-Mark-Spende 56 3.2 Die Reisestipendienstiftung 58 3.3 Die Oskar-von-Miller-Stiftung der Reichsregierung (1925) 60 3.4 Die Krupp-Stiftung für Büchergaben (1928) 66 3.5 Die Frauenspende für die Bibliothek des Deutschen Museums (1928) 68 3.6 Die Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Museumsangestellte (1930) 73 3.7 Die St. Ansgar-Stiftung (1933) 77 3.8 Stiftungen, Spenden, Ehrungen – die »Goldenen Zwanziger Jahre« des Mäzenatentums? 81 4. Die NS- und Kriegszeit (1933–1945) 89 4.1 Die Finanzierung zwischen Gründungsauftrag und Anpassungserfordernis 93 4.2 Die »Entjudung« des Museumsausschusses 102 4.3 Die »Entjudung«, »Nazifizierung« und Entwicklung der (Zu-) Stiftungen 107 4.4 Das Mäzenatentum in »brauner« Zeit 118 3 5. Revitalisierung und Konsolidierung (1945/48–1958/60) 122 5.1 Neustart 122 5.2 Spendenwesen und Fundraising-Strategien 124 5.3 Entwicklung und Zusammenlegung der Zustiftungen 130 5.4 Mäzenatentum in Bronze? 133 6. Ausblick und Resümee 135 7. Dank 140 8. Literatur 141 9. Abbildungen 147 4 Abstract In its own estimation the »Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik« served three major aims: Representing the most important industrial branches, preserving their national as well as international reputation, und recruiting graduates, educated in technology and science. This triad of motives continuously promoted industrial philanthropy, i.e. foundations, grants and donations in favour of the »Deutsches Museum«. During the years from 1903 to 1923 the Museum thrived greatly by means of this philanthropic engagement; however, the latter decreased in the years from 1924 to 1933 and still further during the Nazi period. After the Second World War, this philantropic engagement could not regain its former reach and quality. The »Deutsches Museum« was and still is Germany's outstanding museum of science, technology, trade and industry. The philanthropy of industrial companies, trades and industrialists, associations and chambers of commerce as well as technicians, engineers and scientists contributed to the benefit of the museum, and it was not at all purely unselfish. The donors' main interests were driven by their need to represent und secure the representation of contemporary national and international technological development and recruit brilliant graduates. This was most successfully achieved by giving scholarships to students in order to continue their studies at the Museum, the so-called »Reisestipendienstiftung«. For over fifty years, industrial companies, as well as the Museum's management, regarded all philanthropic initiatives as an investment. Also, both parties, donors and recipients, favoured this idea, and most of the industrial companies benefited from it to a large extent. Philanthropic engagement proved to be a business model with many winners and, even during the Nazi period, no losers. 5 1. Einleitung 1.1 Bedeutung des Themas und seiner Erforschung Stiftungs-, Schenkungs- und Spendentätigkeit sind neben der Zurverfügungstellung von Zeit, Sachverstand, Netzwerken und Empathie, etwa im Ehrenamt, zusammengefasst im Begriff Mäzenatentum, heute ebenso wie in der Vergangenheit, vermutlich sogar mehr als je zuvor, von hoher gesellschaftspolitischer wie auch volkswirtschaftlicher Bedeutung. Sie waren und sind traditionsreiche Instrumente bürgerschaftlichen Handelns und privaten Engagements für das Gemeinwohl. Ehrenamt, Stiftungs- und Spendenwesen bilden wichtige Faktoren einer zukunfts- fähigen Gesellschaftsordnung und Elemente einer freiheitlichen und solidarischen Bürger- gesellschaft. In all ihren Varianten können sie entweder die staatliche Daseinsvorsorge ergänzen, wissenschaftlichen Fortschritt, Erziehung und Bildung oder auch kulturelles Verständnis fördern.1 Beinahe schon sind sie »anthropologische Konstanten entwickelter Gesellschaften […], mit denen Stifter ihren Namen verewigen, ihrem Gemeinwesen Gutes tun oder eine bestimmte soziale Aufgabe erledigt sehen wollten«.2 Selbst hervorgegangen aus langfristig konzipierter, umsichtig angelegter und nachhaltig verfolgter privater Initiative, war das Deutsche Museum schon in der Gründungs- und Aufbauphase sowohl Produkt wie Produzent eines breit gefächerten, quantitativ wie qualitativ imponierenden Mäzenatentums. Stiftungen, Dotationen und (Geld-)Spenden von Ein- zelpersonen aus Industrie, Wissenschaft, Handwerk, Kunst und Politik, aber auch von Unternehmen, Vereinen und Verbänden bildeten von Anfang an eine wichtige finanzielle Grundlage für die Museumstätigkeit. Das Vorhaben will nach Auswertung der einschlägigen Aktenbestände aus dem Archiv des Deutschen Museums anhand ausgewählter Perspektiven, Beispiele und Schwerpunktsetzungen sowohl Formen wie Ausmaß, Motivlage und Zweck- bestimmung, Akzeptanz und Gegengabe, Wirkungsmacht und Konjunktur des Mäzenatentums für das Deutsche Museum in Form von Stiftungen, Dotationen, (Leih-) Gaben, Legaten und Spenden von der Gründungsphase bis zu den 1960er Jahren erforschen. Dabei werden Blütephasen des Mäzenatentums zugunsten des Deutschen Museums, etwa im Vorfeld der Gründung und bis zum Ersten Weltkrieg, ebenso eingehend betrachtet wie Perioden tiefen Einbruchs, beispielsweise infolge der Hyperinflation 1922/23. Für die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft ist beispielsweise der Umgang mit Juden und den von ihnen getätigten Stiftungen, Schenkungen oder Spenden zu schildern. Hierbei ist zu prüfen, ob und inwieweit aus den Mitgliederlisten und Spendenverzeichnissen jüdische Stifternamen, ähnlich wie Entdeckungen und Erfindungen jüdischer Wissenschaftler3 bei Ausstellungen und in den Sammlungen des Museums, getilgt wurden, oder aber sich das Begünstigtenprofil änderte und etwa nur noch »arische« Personen in den Genuss von Stiftungen kamen. Wie sich im Zuge der Stabilisierung der Bundesrepublik und der Ausprägung des »Wirt- schaftswunders« das Mäzenatentum zugunsten des Deutschen Museums neu oder anders definierte, entfaltete und modifizierte, welche Akzente und Prioritäten gesetzt wurden, aber auch wie die begünstigte Institution ihrerseits reagierte, all dies soll bis in die zweite Hälfte 1 Vgl. neuerdings Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 63, 2012, Schwerpunkt: Stiftungen in der Geschichte. 2 Ebd., Editorial von Winfried Schulze, S. 4. 3 Wie etwa die »Taube« Edmund Rumplers; vgl. Holzer/Trischler, Zuschreibungen, S. 452 f. 7 Elisabeth Kraus des 20. Jahrhunderts hinein untersucht werden. Parallel zur Konjunktur gilt es zudem, die Tektonik der Unterstützung des Deutschen Museums für die Zeitspanne von etwa 60 Jahren im Blick zu behalten, markante Verschiebungen zwischen staatlichen und städtischen Zuschüssen zum einen, Mäzenatentum in Gestalt von Industriespenden und von Zuwendungen Privater als einer weiteren tragenden Säule zum anderen darzustellen und die Gründe dafür aufzuspüren. 1.2 Begrifflichkeit Die ältere Forschung bevorzugte eine enge Definition des Mäzenatentums, in der unter Rückgriff auf die historische Gestalt des Römers Maecenas4 mehr oder minder ausschließlich die Förderung von Kunst und Künstlern, gelegentlich auch Wissenschaftlern, durch solvente Einzelpersönlichkeiten oder Familien verstanden wurde. Als weitere Kriterien galten »ein persönliches Verhältnis zwischen dem fördernden Gönner und dem geförderten Künstler oder Wissenschaftler«, ferner, zumindest beim Mäzen, der »Vorrang reiner Begeisterung für Kunst und Wissenschaft vor irgendwelchem Kosten-Nutzen-Kalkül« sowie die »selbstverständliche Zugehörigkeit des Mäzens zur wie auch immer gearteten gesellschaftlichen Elite«.5 Im Zuge der Entwicklung der Bürgertumsgeschichtsschreibung6 in Deutschland rückte neben dem seit jeher von Geistlichkeit und Adel, Regenten und Herrscherhäusern betriebenen nunmehr auch das bürgerliche Mäzenatentum in den Blick der Forschung. Dies führte zu einer Darstellung aller mäzenatischen Anliegen, also nicht nur der kunst-, kultur-, ausbildungs- und wissenschaftsbezogenen, sondern darüber hinaus auch der sozial-karitativen und Wohl- fahrtzwecken gewidmeten Bestrebungen. Der geschärfte Blick auf die Funktion ließ zudem eine präzisere Analyse der Intention geraten erscheinen, womit neben der Wirkungsweise des Mäzenatentums auch dessen Motivstruktur und damit die Wechselwirkungen zwischen Gestaltungswille und Gestaltungskraft einer genaueren Prüfung unterzogen wurde. Die gerne und über Jahrhunderte konstruierte Gleichung von Mäzenatentum und Selbstlosigkeit beziehungsweise Humanität brach in der Folge auf. In der Sicht der modernen Forschung, die sich seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts der Thematik annimmt, fördern auch Mäzene »[…] in der Regel nicht aus