€ 2,– 21. April 2012 · 177. Jahrgang · Heft 8 A 4342 LÜ B E C K I S C H E B L Ä T T E R

b Hanse trifft Humboldt in Moisling 113

b „Lübeck ist weltoffen“ 114

b Meldungen 116

b Aus der Gemeinnützigen 117

b Chronik März 2012 118

b Der stressfreie Übergang von der KITA zur Grundschule 119

b „Das Salz in der Suppe“ 120

b 1937: Das Ende des Lübecker Staats 121

b Die Brahms-Statue an der Obertrave 124

b Thomas-Mann-Preis für Jan Assmann 126

b Der Staatsfeind 127

b Die Exklave Behlendorf 128

ZEITSCHRIFT DER GESELLSCHAFT ZUR BEFÖRDERUNG GEMEINNÜTZIGER TÄTIGKEIT

##6812_US6812_US HL-BlaHL-Blätter̈tter 8-12.indd8-12.indd 1 117.04.127.04.12 13:5913:59 L Ü B E C K I S C H E B L Ä T T E R 21. April 2012 · Heft 8 · 177. Jahrgang · Zeitschrift der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit

„Hanse trifft Humboldt“ in Moisling Riesenwippe findet großen Anklang Von Burkhard Zarnack

Die stählerne Wippe, die auf Veran- der Grundstücksgesellschaft Trave und, lassung des Wissenschaftsmanagements als besondere Entdeckung der Feier, des im Rahmen von „Hanse trifft Humboldt“ Rap-Paares Kallsen & Bassarth mit einem im Stadtteil Moisling installiert wurde, hat temperamentvoll vorgetragenen selbst wahrhaft ungewöhnliche Ausmaße und ist getexteten Lübeck-Song zum Wissen- ein Musterbeispiel für Stabilität, Solidität schaftsjahr der Hansestadt. und Größe. Trotzdem: Sie bewegt sich doch, träge in ihrer Auf- und Abbewe- Archimedes für Anwender gung, aber gut gelagert! Unermüdlich zeigten sich auch andere Ein Betonfundament von zwei Metern Einrichtungen, z. B. die OzD (wie auch Tiefe musste gegossen werden, damit die schon in St. Lorenz und in St. Gertrud), die zwölf Meter lange Wippe tragfest einge- mit Oberstufenschülern unter der Leitung baut werden konnte. Apropos tragfest: von Studiendirektor Andreas Matthiae Bis zu 100 Kinder können (theoretisch) kleine Versuche und mathematische Spie- Platz nehmen (Tragfähigkeit: 200 kg pro lereien auf der Basis des archimedischen Meter); auch eine Anzahl von gewichti- Hebelgesetzes anschaulich vorstellte. Prof. Dr. Hans Hellbrück (Fachhochschu- gen Erwachsenen bilden für die Statik der Ganz anders, aber auch mit dem Ziel, le Lübeck) bei der Demonstration seines Wippe also kein Problem. den mathematisch-naturwissenschaftlichen Rechengleichgewichtmodells Dank der unermüdlichen Initiative Hintergrund zu verdeutlichen (Abakus- (Fotos: B. Zarnack) des Ehepaars Stach-Ambrosius wurde Modell), versuchte Horst Hellbrück von die Einweihung zu einem kleinen Stadt- der Fachhochschule Lübeck das Prinzip des Auf diese Weise könne Wissenschaft, teilfest mit dem Auftritt der Spielmanns- Gleichgewichts auf analoge und anschauli- und das ist schließlich das zentrale Ziel züge von Rot-Weiß-Moisling, der Frei- che Weise zu zeigen. Zu diesem Zweck hat- von „Hanse trifft Humboldt“, als „Beglei- willigen Feuerwehr (Wasserspiele), der te er eine kleine Waage mit den Ziffern 1-4 tung des täglichen Lebens“ veranschau- Cheerleader, des Blasorchesters Lübeck, (jeweils rechts und links vom Drehpunkt) licht, verstanden und begriffen werden. des Klima- und Lärmschutzes Lübeck, auf seinem Rednerpult aufgebaut. Mit ein- „Wir sind Stadt der Wissenschaft“ erin- fachen Rechenbeispielen nerte Antje Peters-Hirt in ihrer kurzen demonstrierte er, unter engagierten Rede an den Beweggrund der Zuhilfenahme von kleinen Einweihungsfeier. Stahlkugeln als Gewichte, Ganz anders, aber durchaus themen- wie Rechnen auch nach bezogen, näherte sich Pastor Christian dem Prinzip des Gleichge- Gauer dem Thema Wippe. Er bezog seine wichts bildhaft dargestellt Beispiele aus der Lebenserfahrung, z. B. werden kann. Es gelang auf das Ziel, das eigene Leben in der Ba- ihm also, wie Bürger- lance zu halten. „Soll und Haben“ auszu- meister Saxe formulierte, gleichen, sei auch ein Gedanke, den man naturwissenschaftliche symbolisch auf den Stadtteil übertragen Zusammenhänge so zu könnte. veranschaulichen, dass Der Tag fand seinen Abschluss mit „selbst er (Saxe) es ver- einem Tanzvergnügen für Jedermann im Die stählerne Wippe wird begeistert angenommen stehen würde“. Vereinshaus von Moisling.

Abbildung auf der Titelseite: Brahmsfigur des Bildhauers Claus Görtz im Endzustand auf dem Hof der Gießerei (Beitrag auf Seite 124) (Foto: Arndt Voß)

Lübeckische Blätter 2012/8 113 Sozialstaatdiskussionen „Lübeck ist weltoffen“ Von Hagen Scheffler

Der lübsche Doppeladler hat, so möch- te man meinen, seine Sache am 31. März 2012 gut gemacht. Unter seinem Banner haben sich die Bürger in der Abwehr als erfolgreich erwiesen: Stadtluft macht frei und bleibt frei – von ungebetenen Gästen. Anderseits haben sich Bürger in ihrer Ver- antwortung auf den Weg zu einer neuen Gedenkkultur gemacht, der viele ange- sprochen hat. Gemeinsame Andacht Um 9 Uhr ist St. Marien, die Bürgerkir- che, bis auf den letzten Platz besetzt. Das Angebot zu einer ökumenischen Andacht Lübecks Bürgermeister eröffnet die „historischen Spaziergänge“ am 31. März um unter Mitwirkung von Kirsten Fehrs, Bi- 13:00 Uhr auf dem Rathausmarkt schöfin für Hamburg und Lübeck, Erzbi- schof Werner Thissen aus Hamburg und Weg hat konsequent das neue Bündnis ziergängen“ zugrunde liegt: Versöhnung Canon David Porter, Leiter des Versöh- „Lübeck ist weltoffen“ eingeschlagen, in- ist ohne Erinnerung nicht möglich, die auf nungszentrums der Kathedrale von Co- dem es ein Forum von Bürgern für Bürger Wissen basiert. Für das Verständnis und ventry, ist für viele Besucher so etwas wie sein und mit neuen Ideen zur Gestaltung die erfolgreiche Gestaltung von Gegen- der Beginn für eine neue Gedenkkultur im der Erinnerungskultur beitragen möchte. wart und Zukunft sei das „Wissen um die Zusammenhang mit den Ereignissen um eigene Geschichte“ unverzichtbar. Vor al- Palmarum 1942. Deshalb spricht Erzbi- Neue Wege lem für die Jüngeren und Nachgeborenen schof Werner Thissen so vielen aus dem Der Auftakt dafür findet wieder auf dem seien die sechs „Historischen Spaziergän- Herzen, als er sagt: „Es ist gut, dass wir Rathaus-Markt statt, dieses Mal gegen ge“ durch die Altstadt Lübecks konzipiert zusammenhalten.“ Und: Wenn Kirche 13 Uhr: Als Vertreter der Stadt, der Kir- mit Schwerpunkten wie „Gedenken: Orte in den 30er Jahren „politischer“ und der che und der ehemaligen Kriegsgegner der Mahnung“, „Verfolgung“, „Kunst und Staat „kirchlicher“ gewesen wäre, dann sprechen Bürgermeister Bernd Saxe, Bi- Erinnerung“, „Vertreibung und Ermor- hätte man die „braune Flut“ damals ein- schöfin Kirsten Fehrs und Canon David dung“, „Bauen und Zerstörung“ und „In- dämmen können. Daher überrascht seine Porter als Leiter des Versöhnungszen- formieren und Aufklärung“. Botschaft für Kirche und Gemeinde nicht: trums der Kathedrale von Coventry kur- Diese Spaziergänge, die um 14 Uhr „Kirche muss politisch sein, weil das ze Grußworte. Antje Peters-Hirt, stellv. beginnen und um 16 Uhr wiederholt Evangelium politisch ist.“ Direktorin der Gemeinnützigen und eine Diese Haltung muss nicht notgedrun- der Initiatorinnen von „Lübeck ist weltof- gen nur in einem „Gegen“ münden, son- fen“, erläutert so dann den Sinn, der den dern hat auch Chancen im „Für“. Diesen vorbereiteten sechs „Historischen Spa-

Lesemarathon auf dem Marklatz: Johan- Spaziergang VI: Ausstellung von Schülern über Juden im Dritten Reich, Hanse-Schule, na Wildenauer liest eigene Texte zu Ras- Klaus Senkbeil erzählt sismus und Verfolgung

114 Lübeckische Blätter 2012/8 Erinnerungstag Palmarum

Spaziergang II: Propst Franz Mecklenfeld berichtet vor dem Ver- Spaziergang VI : Ausstellung Rathaus, Von Liebe und Tod. Jung sorgungsamt (Volksgerichtshof) über die Prozesse in der Nazi-Zeit Sein in der Diktatur, im Bild Knut Winkmann werden, finden großen Zuspruch. Durch- schnittlich 20 bis 50 Teilnehmer nehmen pro Spaziergang teil, erfahren an den vor- gesehenen Stationen fachkundige Infor- mation und werden so zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Vergangen- heit angeregt. Ein in großer Anzahl ver- teiltes farbiges Faltblatt bietet eine sehr gute Übersicht über die einzelnen Routen, Schwerpunkte und Pausenorte, wo man bei Tee/Kaffee zu dem gerade Erlebten ins Gespräch kommen kann. Gespräche im Hoghehus Das Hoghehus am , Veranstal- tungszentrum der IHK zu Lübeck, erweist sich so z. B. als erholsamer Treffpunkt, wo Hauptgeschäftsführer der IHK, Matthias Schulz-Kleinfeldt, seine Gäste begrüßt und bewirtet. Er nutzt dabei die Gelegen- Spaziergang VI: Zwei Schülerinnen der Hanse-Schule vor einer Ausstellungsvitrine heit, nicht nur an die Gleichschaltung der Kammern 1937 zu erinnern, sondern auch auf die aktuelle Situation der Industrie- und Handelskammer Lübeck hinzuweisen, der bereits fünf Prozent aller angeschlossener Betriebe angehören, die von Menschen mit Migrationshintergrund geführt würden. Anwesend sind drei junge Deutsche, die im Ausland, z. B. als Kurden im Nordirak, geboren, als Kleinkinder mit ihren Famili- en nach Deutschland Eltern geflohen sind. Die junge Frau Kebat Ibrahim, die gerade ihre Ausbildung als Erzieherin abgeschlos- sen hat und ihrer ersten Beschäftigung bei „Sprungtuch e. V.“ entgegensieht, spricht in perfektem Deutsch über ihre persönlichen Schwierigkeiten in den ersten Jahren, aber auch über die große Hilfe, die sie von ein- zelnen Deutschen bei ihrer Integration er- fahren hat. Ein beredtes und beeindrucken- des Beispiel für das heutige Deutschland Kebat Ibrahim berichtet im Hoghehus über ihre Aufnahme in Deutschland und ihre und für „Lübeck ist weltoffen“! bisherige berufliche Karriere (Foto: Liane Dommermuth)

Lübeckische Blätter 2012/8 115 Meldungen

Geschichtsverein Lübecker Tanz- und Eingang Kleingärtnerverein: Konzerthaus Rotenhauser Feld (Abzweig von der Zie- 3. Mai, 15 Uhr, St.-Annen-Museum gelstr. – Nähe Shell-Tankstelle) – durch Dem Künstler über die Forum für Neue Musik den Eingang geradeaus, 2. Weg rechts: Schulter geschaut 15. Mai, 19 Uhr, Fackenburger Allee 78a Tannenweg 77-79 Monika Schedel, Lübeck, Klasse im Konzert Restauratorin Schüler aus Lübeck, Bad Oldesloe, Bad Geschichtswerkstatt Rundgang durch die mittelalterliche Schwartau und Hamburg Sammlung. An ausgewählten Exponaten Sogar die Pausenklingel der eigenen 4. Mai bis 7. Oktober, Kokerstraße 1-3 wird die Herstellung, Erhaltung und re- Schule wird hier zum Konzertinstrument: Eröffnung 4. Mai, 19.30 Uhr stauratorische Behandlung erläutert. Es Unter dem Titel „Klasse im Konzert“ wer- 100 Jahre Strandbahnhof Travemünde werden ausschließlich Kunstwerke aus den Schüler ganz eigene, vom Alltag ge- Am 1. Mai 1912 wurde der Neubau des Holz besprochen. Besondere Beachtung prägte Klänge präsentieren. Strandbahnhofes in Travemünde eröffnet. finden werden die Farbfassungen auf den In einer mehrere Monate umfassenden Die Strecke Lübeck–Travemünde war von geschnitzten Bildwerken und die techni- Arbeitsphase, „Reise 21“ genannt, haben der Lübeck-Büchener Eisenbahn am 1. schen Details der Malerei um 1400. Au- zuvor zwei Schulklassen mit dem Musiker August 1882 in Betrieb genommen wor- ßerdem werden einige Werkzeuge und und Komponisten Jonathan Shapiro expe- den. Die Ausstellung zeigt neben der Ent- Materialien gezeigt, die auch bei der Her- stehung der Strecke und des Bahnhofsge- stellung verwendet wurden. bäudes vor allem auch die Auswirkungen Begrenzte Teilnehmerzahl, max. 20 Per- des Bahnverkehrs auf die Entwicklung sonen Travemündes als Seebad. Anmeldung über die Geschäftsstelle des Eintritt 2, 50 Euro, Ermäßigt, auch für Vereins (1224152) erforderlich! Kinder, 1Euro Ein Eintritt wird erhoben werden! Dauer: ca. 1 Stunde Universität Audimax

Natur und Heimat 26. April, 19 Uhr rimentelle und zeitgenössische Musik im In Zeiten des abneh- 22. April, Treffen: Bahnhofshalle Unterricht erarbeitet und ein eigenes Werk menden Lichts 8.50 Uhr, Zug 9.10 Uhr komponiert. Dabei wurden Klänge des Eugen Ruge Hellbachtal Schulalltags – vom morgendlichen Wec- In dem Familienepos Tageswanderung, ca. 18 km, ker bis zum Sportunterricht – zur Inspira- entwirft Eugen Ruge Rucksackverpflegung, Gruppen- tion und normale Tagesabläufe zum mu- die wechselvolle Geschichte einer deut- fahrschein sikalischen Prozess. Ihre Aufführungen schen Familie von den Jahren des Exils Kontakt: Christa Neubeck/Tel. 495741 werden an diesem Abend ergänzt durch bis ins Wendejahr 89 und darüber hinaus. Beiträge von Schülerinnen und Schülern Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in 28. April, Treffen: Bahnhofshalle 9 Uhr, des Lübecker Johanneums, der Musik- die neu gegründete DDR, führt über die Zug 9.21 Uhr schulen Lübeck und Bad Oldesloe und Gipfel und durch die Abgründe des 20. Rapsfelder in Ostholstein des Leibniz-Gymnasiums Bad Schwartau. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Pan- Tageswanderung, ca. 16 km, Eintritt: 10 Euro, erm: 5 Euro orama, ein großer Deutschlandroman, der, Rucksackverpflegung, Gruppen- Konzertkasse Weiland, Abendkasse oder ungeheuer menschlich und komisch, Ge- fahrschein telefonische Vorbestellung schichte als Familiengeschichte erlebbar Kontakt: Gudrun Meßfeldt,Tel. 493844 Tel.: 0451/2962331 macht. Die Lesung ist der Auftakt für das Lübec- 29. April, Treffen: 8 Uhr, Fahrtgemein- Grüner Kreis ker Literarische Colloquium unter dem schaften Titel „Familienbande − Romandebüts der Stepenitzniederung bei Dassow 25. April, 14.30 Uhr, Kleingärtnerverein Gegenwartsliteratur“ unter der Leitung Vormittagsexkursion, gemeinsam Buntekuh e.V. von Dr. Dieter Stolz. Die Textgrundlage mit dem NABU „Tag des Baumes“ bilden Auszüge aus Romandebüts von Tel. Anmeldung bis 27. April bei Karin Mit unseren ersten Spaten- Julia Blesken, Larissa Boehning, Sabri- Saager/Tel. 892205 stichen in den Interkulturel- na Janesch, Helene Hegemann, Patrick len Bielefeldt-Gärten pflanzen wir vier Hofmann, Eva Menasse, Arno Orzessek, 5. Mai, Treffen: Bahnhofshalle 8.50 Uhr, fruchttragende Gehölze aus ursprünglich Eugen Ruge, Thomas von Steinaecker, Zug 9.07 Uhr unterschiedlichen Herkunftsländern. Thomas Weiss u.a. Bad Oldesloe „Wir“ Kooperationspartner sind: Grüner Das Seminar findet jeweils mittwochs, Tagesfahrt, Besichtigung der Kreis Lübeck e.V., Haus der Kulturen, am 2.5., 9.5., 16.5., 23.5., 30.5. und 6.6., Deckenmalereien von Wenzel Sprungtuch e.V., Kleingärtnerverein jeweils von 19 Uhr bis 20.30 Uhr im Hablik (Führung), anschließend Stadtfüh- Buntekuh e.V., Gemeinnütziger Kreis- Seminarraum des Günter Grass-Hauses rung. Kosten ca. 4 bis 5 Euro. verband Lübeck der Gartenfreunde e.V.. statt. Der Besuch der Veranstaltungen ist Begrenzte Teilnehmerzahl. Alle engagierten Unterstützenden freu- kostenlos, um Anmeldung wird jedoch Anmeldung ab sofort bei Christa Neu- en sich auf Ihr zahlreiches Kommen und gebeten (Telefon 0451 / 5004057 oder via beck/Tel. 495741 Dabeisein. E-mail an [email protected]).

116 Lübeckische Blätter 2012/8 Aus der Gemeinnützigen Aus der Gemeinnützigen Aus der Gemeinnützigen Aus der Gemeinnützigen

Kolosseum mittwochsBILDUNG 25. April, 19.30 Uhr, Kronsforder Allee 25 25. April, 19.30 Uhr, Königstr. 5, Großer Saal, Eintritt frei Trio Christian-von Gutzeit-Achkar Mehr Männer in Kitas, aber Beethoven: Trio op. 70,1 „Geistertrio“ warum? Kodaly: Duo für Violine und Violon- Dr. Tim Rohrmann, cello op. 7 Diplompsychologe, Berlin Ligeti: Sonate für Violoncello solo „Kinder brauchen Männer!“ – Nicht (1948/1953) nur in der Familie, sondern auch in Dvorak: Klaviertrio e-Moll op. 90 „Dumky Trio“ Bildungseinrichtungen wird seit einigen Jahren über die Be- Eine Veranstaltung der Lübecker Musikfreunde deutung männlicher Bezugspersonen debattiert. Vor dem Hin- tergrund von Diskussionen über Bildungsprobleme von Jungen 5. Mai 20 Uhr, Kronsforder Allee 25 hat die Forderung nach mehr Männern inzwischen auch die Benjamin Stark Politik erreicht. So finanziert das Bundesfamilienministerium Benjamin Stark, Herrenausstatter aus einem re- Modellprojekte, mit denen mehr Männer für Kindertagesein- nommierten Lübecker Kaufhaus auf dem Weg zum richtungen gewonnen werden sollen, unter anderem auch in Comedy Newcomer Rekord. Von einem Lübecker Lübeck. Aber sind männliche Pädagogen wirklich schon im Restaurant über eine Kieler Mensa hinein in das Kindergarten wichtig für Kinder, und wenn ja, warum? Brau- Kolosseum. In seinem Programm „Als Herrenaus- chen insbesondere Jungen Männer, oder sind sie für Mädchen statter bedient man eigentlich nur Frauen“ geht es um den ganz gleichermaßen bedeutsam? Sind die Erwartungen an männliche „normalen“ Einkauf zwischen Mann und Frau. Warum betreten Kollegen manchmal vielleicht zu hoch geschraubt? Frauen immer zu erst die Herrenabteilung, was passiert, wenn Männer alleine einkaufen gehen und wieso werden Kleidungs- stücke zum Spaß angezogen? Am Montag, 30. April 2012, ist die Geschäftsstelle geschlossen 11. Mai, 20 Uhr, Kronsforder Allee 25 Michy Reincke Sein neues Album ist großartige, deutsch- sprachige Erwachsenen-Musik und trägt Bücherei den Titel „Der Name kommt mir nicht 26. April, 19. 30 Uhr, Königstr. 5, Bildersaal, Eintritt frei bekannt vor“ „Komm, lieber Mai und mache“ – Christian Adolph Overbeck (1755–1821) Overbeck-Gesellschaft und der Göttinger Hainbund 13. Mai bis 24. Juni, Di–So 10–17 Uhr, Königstraße 11, Eingang Dr. Jürgen Schwalm, Lübeck Behnhaus, Eröffnung: 13. Mai, 17 Uhr Overbeck, promovierter Jurist und Mitbegrün- der der Gemeinnützigen, war unermüdlich für Lübeck tätig, als Senator und Bürgermeister sowie in diplomatischen Missionen. Während seines Studi- ums wurde er auf den Göttinger Dichterkreis aufmerksam. Der Hainbund hat dann auch Overbecks Schaffen nachhaltig beeinflusst und ausgerichtet. Seine Verse, von den Zeitgenossen sehr geschätzt, sind ver- gessen, nur ein Gedicht ist geblieben: „Komm, lieber May, und mache“. Borgo/ Romanità Johanna Diehl, Fotografien Johanna Diehls Fotografien von Räumen und Orten zeichnen Musikschule der Gemeinnützigen sich durch die besondere Präzision aus, mit der Schärfe, Licht 1. Mai, 11 Uhr, Im Rosengarten 14–16, Saal, Eintritt frei und Perspektive eingesetzt werden. In ihren Serien thematisiert Das OHRkester von Page Woodworth stellt sein aktuelles die Künstlerin politisch bedingte Veränderungen oder ethnische Programm vor Separierungen, die sich architektonisch manifestiert haben. In der Serie „Borgo“ befasst sich die Künstlerin mit der Struktur von Ide- 5. Mai, 11 Uhr, Im Rosengarten 14–16, Saal, Eintritt frei alsiedlungen, die zwischen 1926 und 1943 unter Benito Mussolini Vorspiel der Klavierklasse Sabine Lueg-Krüger im Hinterland von Sizilien erbaut wurden, um im Zusammenhang mit den faschistischen Agrarreformen eine Erschließung des länd- Theaterring lichen Sizilien zu bewirken. Einige wenige Orte wurden von der 4. Mai, 20 Uhr, Kammerspiele, GT I Bevölkerung angenommen, doch die meisten wurden entweder Jean Baptiste Molière, Tartuffe nie bezogen oder nach kurzer Zeit wieder verlassen. Es bleiben 20. Mai, 18.30 Uhr, Kammerspiele, GT II Plätze ohne Stadtleben, verlorene Kulissen in renaissancehafter Jean Baptiste Molière, Tartuffe Vollkommenheit und von geisterhafter Schönheit.

Lübeckische Blätter 2012/8 117 Lübecker Ereignisse im März

te. ••• Die Zahl der von der Polizei erfass- 28. Im Alter von 59 Jahren wird der aus Chronik März 2012 ten Straftaten ging 2011 um 1,1 Prozent Lübeck stammende Vizeadmiral Wolfram Von Hans-Jürgen Wolter auf 26.238 zurück, vor allem Körperver- Kühn in den Ruhestand verabschiedet. letzungsdelikte und Sachbeschädigung. 1. Das Theater kehrt in den Tarifbund Zugenommen haben Einbrüche und Raub. 29. Die Bürgerschaft beschließt, sich zurück, die Stadt erhöht den Zuschuss um Die Aufklärungsquote ging von 50,6 Pro- am Schuldenfonds des Landes zu betei- 362.000 Euro jährlich, die Ticketpreise zent auf 48,4 Prozent zurück. ••• Im Alter ligen, sie wird bis 2021 jährliche 24,3 werden ab August erhöht. von 90 Jahren verstirbt die Apothekerin Mio. Euro vom Land erhalten, wenn sie Margot Blücher-Schering. jährlich 4,8 Mio. Euro einspart. ••• Die 2. Auch in Lübeck beteiligen sich 550 Bürger für Lübeck trennen sich, ihr Vor- städtische Mitarbeiter an den Warnstreiks 16. Bürgermeister und Innensenator ver- sitzender Rechtsanwalt Oliver Dedow ist der Gewerkschaft Ver.di. bieten die für den 31. März 2012 geplante jetzt bei den „Piraten“, Bruno Böhm, Tho- Neonazi-Demonstration. (Das Verwal- mas Misch und Sigrid Bockholdt gründen 3. Im Alter von 69 Jahren verstirbt die tungsgericht und das Oberverwaltungsge- eine eigene Fraktion, zurück bleiben As- Musiklehrerin und Dirigentin Britta von der richt heben das Verbot auf, beschränken trid Stadthaus-Panissié und Volker Krau- Lippe. (Lübeckische Blätter, Heft 6, S. 96) jedoch die zulässige Demonstration auf se. ••• Der Seniorenbeirat beklagt den einen geringen Aktionsraum.) Wegfall der Direktwahl und wegen der 7. Sozialminister Heiner Garg zeichnet Besetzungssperre den zeitweiligen Verlust die Unternehmer Andreas Harms und An- 17. Im Radisson treffen sich zum 58. einer Sekretärin. ••• Die Zahl der Arbeits- dreas Henkel mit dem LN-Existenzgrün- Presseball 850 Gäste. ••• Auf dem Verlags- losen sinkt um 0,1 Prozent auf 11.972. Die derpreis aus (5.000 Euro) ••• 60 Prozent gelände der LN findet die „Immomeile“ ca. Arbeitslosenquote blieb bei 11,4 Prozent, der Berechtigten haben Anträge auf Leis- 3.000 Besucher. ••• Das Casino wird von beim Jobcenter sind 9.653 Personen ge- tungen aus dem Bildungs- und Teilhaber- Travemünde ins Park Inn Hotel (früher meldet. paket gestellt, Kosten 1,6 Mio. Euro pro Mövenpick) am Holstentor verlegt. Jahr, die vom Bund erstattet werden. 30. Die DAK-Schwesternschaft bestä- 19. Der Geigenbauer Rudolf Masurat tigt einstimmig Martina Egen als Oberin. 8. Neue Operndirektorin wird beim Aus- feiert sein 50-jähriges Firmenjubiläum. ••• Im Alter von 93 Jahren verstirbt Dr. scheiden von Roman Brogli-Sacher die (Lübeckische Blätter, Heft 7, Seite 104) med. Wolfgang von Romatowoski. Musikdramaturgin Dr. Katharina Kost- Tolmein (38). 20. Mit einem Empfang im Audienzsaal 31. Mit einer Großdemonstration geden- feiert Charlotte Harnack (SPD) ihren 90. ken rund 3.000 Lübecker und prominente 9. In der Fackenburger Allee neben der Geburtstag, sie war 33 Jahre Mitglied der Gäste, darunter Ministerpräsident Peter IHK plant ein Investor den Bau eines Bürgerschaft und viele Jahre stellvertre- Harry Carstensen, Minister Heiner Garg, Zwei-Sterne-Hotels mit 95 Zimmern, In- tende Stadtpräsidentin. der Kieler Oberbürgermeister Torsten vestitionsvolumen 5 Mio. Euro. ••• Auf Albig, die stellvertretende Bundesvorsit- dem Jahresempfang des Weißen Ringes 21. Wegen des Verdachts der Beitrags- zende der SPD, Manuela Schwesig, und fordert Innenminister Klaus Schlie dazu vorenthaltung findet bei der Firmengrup- die Parteivorsitzende der Linken Gesine auf, Billigung, Verherrlichung und Recht- pe Bockholdt eine Großrazzia statt. Lötzsch, dem Bombenangriff auf Lübeck fertigung nationalsozialistischer Gewalt vor 60 Jahren. ••• Der von den Neonazis und Willkürherrschaft zu unterbinden. 23. Dräger-Stiftung und St.-Petri-Bau- organisierte Trauermarsch findet nur rund ••• Die Kantorin der Bodelschwingh- verein stiften einen Konzertflügel für die 120 Teilnehmer und darf nur eine kurze Gemeinde Bärbel Barschkies-Miura geht Kirche (27.000 Euro). ••• An St. Lorenz in Strecke begehen. 1.800 Polizeibeamte nach 35-jähriger Tätigkeit in den Ruhe- Travemünde tritt Pastor Stefan Link (32) sind im Einsatz. Weiter werden an diesem stand. ••• Der Inner-Wheel-Club spendet seinen Dienst an, er ist auch als Notfall- Tage Stadtspaziergänge zum Thema Na- für das Autonome Frauenhaus 7.510 Euro. seelsorger tätig. tionalsozialismus durchgeführt.

13. Der Schauspieler Jonas Nay wird 24. Auf einem Kreisparteitag der SPD Besondere Fördermaßnahmen der für den Film „Homevideo“ mit einem wird Peter Thieß mit 84 Prozent der Stim- Gemeinnützigen Sparkassenstiftung im Grimme-Preis ausgezeichnet. ••• Der Kul- men zum Kreisvorsitzenden wiederge- März turstaatsminister Bernd Neumann (CDU) wählt, ebenso als Stellvertreterin Gabri- Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck- besucht in Lübeck das Grass-Haus, das ele Hiller-Ohm mit 88,3 Prozent und als /Aktionstag 31.3. anlässlich Willy-Brandt-Haus und das Budden- Schatzmeister Jan Lindenau mit 94,6 Pro- 70. Jahrestages der Zerstörung Lübecks brookhaus. zent. In den Kreisvorstand werden viele (1.500 Euro); Gemeinnütziger Verein junge Mitglieder gewählt. Lübeck-Schlutup e. V./Umgestaltung 14. Der Jahresüberschuss der Dräger- Marktplatz (42.477,81 Euro); GEDOK werk AG wuchs 2011 um 19,3 Prozent auf 27. Durch den Wechsel des Werbepart- Schleswig-Holstein / Konzert im Rathaus 125. Mio. Euro, der Umsatz stieg von 2,18 ners werden die öffentlichen Uhren abge- und Veranstaltung im Verein Defacto Art Mrd. Euro auf 2,26 Mrd. Euro. Die Divi- schaltet und abgebaut, auch die denkmal- (3.550 Euro); Lübecker Segler-Verein von denden sollen gekürzt werden, die Firma geschützte „Persiluhr“ im Godewindpark 1885 e. V./Regattaboot (2.500 Euro); Ca- will ihre Eigenkapitalquote erhöhen. ••• in Travemünde. ••• Im Alter von 77 Jahren ritasverband Lübeck e. V./Stadtranderho- Durch die Insolvenz der Schlecker-Grup- verstirbt der frühere Rektor der Waldschu- lungen für Rollstuhlfahrer (1.000 Euro); pe schließen in Lübeck 6 der 10 Geschäf- le Groß Grönau, Joachim Moßner. März 2012 Johanna Rohwer

118 Lübeckische Blätter 2012/8 „Mittwochsbildung“ Der stressfreie Übergang von der Kita zur Grundschule Verschiedene Modelle in der „mittwochsBILDUNG“ Von Hagen Scheffler

Übergänge können im Prozess des le- und unterstützt das „TransferZentrum“ die bedürftigen Familien bezahlen nichts). benslangen Lernens für manch einen mit 32 Modellprojekte und betreut sie wissen- Während zu Sowjetzeiten etwa 80 Prozent größeren Schwierigkeiten, auch mit Miss- schaftlich. Ziel ist es, die Auswirkungen aller Kinder einen Kindergarten besuch- erfolgen belastet sein. Dagegen gibt es der besonderen Kooperation auf Kinder, ten, sind es heute nur noch ca. 60 Prozent. inzwischen – z. B. beim Übergang Kita/ Eltern, pädagogische Fachkräfte und die Denn freie Plätze sind nach dem Zusam- Grundschule – Erfolg versprechende Stra- Einrichtungen zu erforschen. Erste umfas- menbruch der Sowjetunion ein riesiges tegien. In Lübeck wird eine bessere Ko- sende wissenschaftliche Ergebnisse liegen Problem. Im Kindergarten, der von 7 bis operation in vier Schwerpunkten mit dem noch nicht vor. Weitere Informationen: 19 Uhr geöffnet ist, steht die geistige und Projekt „gemeinsam ankommen“ erprobt, www.znl-bildungshaus.de soziale Entwicklung der Kinder im Mit- unterstützt durch die Possehl-Stiftung. telpunkt. Der lange Kindergartentag, der 2. Die russische Lösung durch gemeinsame Mahl- und Ruhezeiten 1. Das „Bildungshaus 3-10“ In den Veranstaltungen der „Mitt- (Mittagsschlaf) strukturiert ist, enthält In Baden-Württemberg ist das „Bil- wochsbildung“ kommen zu entsprechen- neben Spielphasen auch ein klares Unter- dungshaus 3-10“ entwickelt worden. Die den Themen auch immer europäische richtsprogramm (stark mathematisch und junge Erziehungswissenschaftlerin Nicole (Nachbar-) Länder mit ihren pädagogi- naturwissenschaftlich ausgerichtet). Sturmhöfel (*1983) aus Ulm erläuterte am schen Wegen und Lösungen zu Wort. Als 29. Februar das Modellprojekt sehr kom- bewährtes Veranstaltungstandem erweist Der Übergang petent. Mit dem „Bildungshaus“ wird das sich da seit Jahren die Zusammenarbeit Durch das Bildungsprogramm des Ziel verfolgt, dass alle Kinder von drei bis mit der Deutschen Auslandsgesellschaft Kindergartens werden die russischen Kin- zehn Jahren unter einem Dach aufwach- Lübeck. Am 28. März sprach Denis Ro- der gründlich und umfassend auf die an- sen, erzogen und unterrichtet werden. Das chev (*1976), Deutschlehrer am Gymna- schließende Primarstufe vorbereitet. ist wichtig, da die Kinder, die Auffällig- sium in Gatchina in Russland. Kindergarten und Grundschule befin- keiten aufweisen, dramatisch zunehmen. den sich unter einem Dach, Erzieherinnen Das Ziel ist aber bisher nur in einem der 32 Russisches Schulsystem in Kurzform und Lehrkräfte arbeiten eng zusammen. Standorte verwirklicht, an anderen Stand- In Russland gibt es ein zentralisti- Bereits im Kindergarten lernen alle Kin- orten sind sogar Schulbusse zur Überbrüc- sches Schulsystem, das von allen Schü- der ihre zukünftigen Primarlehrerinnen kung der Entfernungen im Einsatz, d. h., lern gemeinsam durchlaufen wird, und kennen. Durch die besondere Verzahnung die Unterschiede zwischen den einzelnen zwar in der vierjährigen Primarstufe (mit von Kindergarten und Schule werden Pro- Bildungshäusern sind groß, so z. B. auch vier Profilen) und in der anschließenden bleme des Übergangs minimalisiert. Dazu der für institutionsübergreifende Aktionen fünfjährigen Hauptstufe (mit zwei Profi- trägt auch bei, dass jeder Kindergarten vorgesehene Stundenpool. len). Nach Beendigung der neunjährigen einen Psychologen besitzt, der die Kinder Der pädagogische Verbund von Kin- Schulpflicht besuchen die Schüler entwe- betreut und die Eltern entsprechend unter- dergarten und Grundschule soll einerseits der die Berufsschule oder die zweijährige richtet. Für die „Schulreife“ der Kinder ist dazu führen, dass Kinder aus beiden Ein- Oberstufe mit abschließendem Zentralabi- ein erforderliches Maß an geistiger und richtungen „im Miteinander voneinander tur. Etwa 90 Prozent gehen danach auf die körperlicher Entwicklung, an sprachlicher lernen“. Andererseits werden durch den Universität. Neben dem staatlichen blüht Kompetenz, an persönlicher Aufgeschlos- persönlichen Kontakt und dem fachli- zusehends ein Privatschulsystem auf. senheit und Motivation Voraussetzung. chen Austausch zwischen ErzieherInnen Der Unterricht (vorwiegend noch Der Abschied aus dem Kindergarten und und LehrerInnen neue Möglichkeiten der frontal) findet an sechs Tagen in der Wo- die Einschulung am 1. Sept. werden je- Zusammenarbeit entwickelt und wichtige che statt vom 1. September bis zum 25. weils mit einem großen Fest begangen. Erkenntnisse für die institutionsübergrei- Mai, es folgen drei Monate Sommerfe- Denis Rochev vermittelte einen gu- fende Ausbildung gewonnen. rien. Die Klassenstärke beträgt 25–30 ten Überblick über die heutige russische Die Bildungsbiographie der Kinder Schüler. Größter Wert wird auf Disziplin Bildungslandschaft, wünschenswerte Ver- im Alter von drei bis zehn Jahren wird gelegt. Der Lehrerberuf besitzt ein gutes tiefungen zu bestimmten Aspekten waren in alters- und institutionsübergreifenden Ansehen, wird aber schlecht bezahlt (in leider in der Kürze der Zeit nicht möglich. Spiel- und Lerngruppen von den Pädago- der Provinz etwa 2–300 Euro). Männliche gen beider beteiligter Institutionen beglei- Lehrkräfte gibt es nur sehr wenige. Seit tet, beobachtet, geprägt. fünf Jahren findet eine Modernisierung Literatur im Gespräch Für die wissenschaftliche Begleitung des russischen Bildungssystems statt un- des Modellprojekts ist eine Arbeitsgrup- ter dem Motto „Unsere neue Schule“. 25. April, 19:00 Uhr, Buddenbrookhaus, pe von 13 Personen verantwortlich, das Mengstr. 4 sog. „Transfer Zentrum für Neurowissen- Der Kindergarten Golo Mann: Konrad Adenauer – ein schaften und Lernen“ (ZNL) in Ulm. Ne- Der Besuch eines russischen Kinder- Staatsmann der Sorge ben den 32 Modellstandorten nehmen 42 gartens im Alter von drei bis sechs Jah- Moderation: Holger Pils Vergleichsstandorte zur Kontrolle an der ren ist freiwillig und kostet ca. 30 bis 40 Lesetexte erhalten Sie an der Kasse im Evaluationsstudie teil. Seit 2008 begleitet Euro (behinderte Kinder und Kinder aus Buddenbrookhaus

Lübeckische Blätter 2012/8 119 Erinnerungskultur Das Salz in der Suppe Günter Grass auf Tour für Willy Brandt Von Jürgen-Wolfgang Goette

Im Theater Lübeck diskutierten Gün- sei „zu begabt“ für Politik. Wohin es führt, ter Grass und Frank-Walter Steinmeier, der wenn die Leute sich nicht engagieren, lässt Chef der SPD-Fraktion im Bundestag, über sich in Ost-Deutschland gut beobachten. die Rolle der Intellektuellen in der Poli- Vielerorts gibt es, sagte Steinmeier sorgen- tik und die Zukunft der Sozialdemokratie. voll, nicht genügend Kandidaten für politi- Anlass zu dem Gespräch war die Neuer- sche Ämter. Für Grass ist es Pflicht, sich zu scheinung eines Buches über die „legen- engagieren. Grass versteht den Bürger nicht däre Wahlkampfreise“ von Günter Grass als Bourgeois, der nur seine egoistischen 1969. Kai Schlüter, der Herausgeber, druckt Vorteile sieht, sondern als Citoyen, der sich hauptsächlich die seinerzeit entstandenen, für andere einsetzt, der also sozial denkt. aber damals nicht gedruckten Texte ab. „Demokratie muss engagiert getragen wer- Christoph Links, der Verleger des Buches, den.“ Grass forderte eine enge Nachbar- moderierte die Veranstaltung. Es ging um schaft zwischen Politik und Kunst. Litera- Politik und Kunst. In den 60er-Jahren grün- ten wie er sollten sich beteiligen, aber auch dete Günter Grass eine sozialdemokratische die Parteien sollten sich öffnen für Sympa- Das hätte wohl das Verfassungsgericht auch Wählerinitiative. Das Ziel war, neue Wäh- thisanten. Es wurde in der Diskussion auf so gesehen. lerschichten anzusprechen, Leute jenseits Frankreich verwiesen, wo vor Kurzem der Grass hat Sorge, dass Politik zu „schläf- der Parteilinie. Grass tourte durch Deutsch- sozialistische Kandidat für die Präsident- rig“ wird. Er, der selber kein Parteimitglied land, er fuhr ca. 30.000 Kilometer, erreichte schaftswahlen bestimmt wurde. An der ist, will die Partei-Grenzen überwinden, will über 60.000 Zuhörer. Wahl nahmen nicht nur die Mitglieder teil, über den Tellerrand gucken, will sich öffnen Was das mitunter auch bedeutete, zeig- sondern auch Anhänger über die Partei- für andere. Kritisch sprach er von der „Ka- te ein Mitschnitt einer Wahlkampfrede im grenze hinweg. Und Grass führte die erfolg- derängstlichkeit“ der SPD. Er will das „Salz „schwarzen“ Cloppenburg. Massiv wurde reiche Wahl des SPD-Spitzenkandidaten in in der Suppe“ sein. In dem Punkt könne man versucht, Grass durch Krawall am Reden Schleswig-Holstein an, an der immerhin von den Grünen lernen. Deutschland will zu hindern. Grass hielt erfolgreich stand. alle SPD-Mitglieder teilnehmen konnten. aus der Atomenergie aussteigen. Das hat Die Wählerinitiative sollte nach Grass Er hätte da wohl auch gern mit abgestimmt. jetzt die konservativ-liberale Regierung be- das „Salz in der Suppe“ sein. Es gab auch Grass überraschte durch sein Plädoyer schlossen. Welch ein Erfolg für die Grünen! Ängste in der Partei, ob der Schuss nicht für die Wehrpflicht. Er will den „Bürger Am Schluss stand noch die Frage im Raum, nach hinten losginge. Aber selbst Herbert in Uniform“, nicht die „Söldnerarmee“. Er wie das Auftreten der Piraten zu bewerten Wehner, der damalige Fraktionsvorsitzende spricht von einer „Zeitbombe“, „einer Kata- sei. Salz sind sie, vielleicht ein bisschen zu der SPD, stimmte dem Konzept zu. Immer- strophe“. Er hat Angst, dass die Bundeswehr viel? Kann man sich einen Piraten als Bun- hin wurde das zentrale Ziel erreicht, Willy sich verselbstständigt und zu einem „Staat desfinanzminister vorstellen? Aber bei den Brandt wurde Bundeskanzler. Inwieweit im Staate“ wird. Er will aber auch den Zi- Grünen hat man das früher ähnlich kritisch Grass dazu beigetragen hat, lässt sich si- vildienstleistenden, der soziale Arbeit ken- gesagt, heute hätte man keine Schwierig- cherlich nicht genau beziffern, dass er die nenlernt und der jetzt vielfach in sozialen keiten, sich einen Grünen als Bundesfi- Atmosphäre verändert hat, ist unstrittig. In- Einrichtungen fehlt. Hier gab es einen Dis- nanzminister vorzustellen. Steinmeier ist sofern hat er Geschichte (geschrieben oder sens zu Steinmeier, der darauf hinwies, dass ein freundlicher Herr, er stimmte mit Grass gemacht). die Abschaffung der Wehrpflicht schon seit weitgehend überein. Deutlich aber wurde: Entscheidend für Günter Grass ist der längerer Zeit Parteiprogramm der SPD, also Er ist kein Meister des Salzens. Gedanke, dass eine Demokratie nur funk- nicht allein von Guttenberg zu verantworten tioniert, wenn die Bürger sich engagieren. ist. Entscheidendes Motiv für die Abschaf- Lesehinweis In Deutschland gibt es eine lange Traditi- fung sei die Frage der Gleichheit. Wenn nur Kai Schlüter: Günter Grass auf Tour für Willy Brandt. Die legendäre Wahlkampfreise 1969. 240 on der Ablehnung von Politik. Politik ist ein geringer Teil eingezogen werden könne, Seiten, 53 Abbildungen, 24,90 €. ein „schmutziges Geschäft“. Auch sein sei Wehrpflicht eben Schriftstellerkollege Hans-Werner Richter nicht mehr überzeu- Jetzt beraten wir Sie auch in Lübeck sagte zu ihm, er solle sich da raushalten, er gend begründbar.

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120 Lübeckische Blätter 2012/8 Erinnerungskultur 1937: Das Ende des eigenständigen Lübecker Staats? Öffentliche Tagung mit acht Vorträgen anlässlich der Auflösung des Landes Lübeck vor 75 Jahren Von Bernd Dohrendorf, Lübeck

Am Abend des 31. März 1937 hielt der Akte der dem Führerprinzip und des Na- Beamten verfasste Arbeit bezeichnete. Senat der Freien und Hansestadt Lübeck tionalismus verpflichteten Kräfte 1933 Dies war wohl als Kritik zu verstehen, seine „feierliche Schlusssitzung“ ab – als und 1934 zu sehen. die kein Wohlwollen verriet; Einzelheiten die Senatoren am folgenden Tag mittags Die Veranstalter der jetzt am 31. März aber nannte er den Zuhörern nicht. Auch zum „staatlichen Festakt“ in den Audi- durchgeführten öffentlichen Tagung im Archivdirektor Jan Lokers wandte sich enzsaal des Rathauses schritten, hatte Audienzsaal des Rathauses anlässlich des im Rahmen seines Vortrags kurz Gerhard das Reich zwischenzeitlich die Lübecker Endes des eigenständigen Lübecker Staa- Schneider zu und meinte, dass die Vita zu Preußen gemacht: Durch das „Gesetz tes – vermeintlich 1937, also dann vor 75 dieses „starken Mannes“, der 1941 Stadt- über Groß-Hamburg und andere Gebiets- Jahren – sind bei der Bestimmung des rat und auch mit der Führung der Geschäf- bereinigungen“ war das Land Lü­beck Tagungsthemas im Irrtum dieser Undif- te des Oberbürgermeisters der Hansestadt auf das Land Preußen übergegangen; die ferenziertheit erlegen. Allein die Vielzahl Lübeck betraut wurde, noch nicht ausrei- Stadt Lübeck wurde zu einem einfachen der sachlich und zeitlich spezifizierten chend genug dargestellt sei. Stadtkreis im Regierungsbezirk Schles- Vorträge überdeckte das Ungeschick. Die Reihe der acht Vorträge eröffnete wig herabge­stuft. Auch der von Vielen als „Nestor“ der Michael Hundt, Vorsitzender des Vereins Allerdings hatten das, was da überging, Lübecker Eigenstaatlichkeitsfrage gese- für Lübeckische Geschichte und Alter- und das, was da empfing, nur noch dem hene 1988 gestorbene Gerhard Schneider tumskunde. Sein Thema „Groß-Lübeck Namen nach die Eigenschaft eines Lan- – „dass außer mir in Lübeck keiner mehr oder Hamburg-Land? Konzepte und ver- des. Denn schon drei Jahre zuvor waren ist, der die Lübeck erfassenden Ereignisse passte Chancen zwischen 1918 und 1933“ mit dem „Gesetz über den Neuaufbau des der Jahre 1937 ff. aus eigenem Erleben zur zielte in die Zeit der ersten deutschen Re- Reichs“ vom 30. Januar 1934 die Volks- Darstellung bringen könnte“ – hatte sich publik mit den Reichsreformbestrebungen vertretungen der Länder aufgehoben, die in einen Widerspruch verwickelt. In sei- unter der Weimarer Verfassung. Über- Hoheitsrechte der Länder auf das Reich ner letzten umfangreichen Arbeit mit dem legungen zu einer Gebietserweiterung übergeleitet, die aber weiter bestehenden langen Titel „Gefährdung und Verlust der Lübecks nach Norden oder nach Osten Landesregierungen nun der Reichsregie- Eigenstaatlichkeit der Freien und Hanse- fanden keine Verwirklichung. Das galt ge- rung und die ein Jahr zuvor für die Länder stadt Lübeck und seine Folgen“ wird in nauso für Pläne eines Zusammenschlusses ernannten Reichsstatthalter der Dienst- dem vorangestellten skizzenhaften Über- der Hansestädte Lübeck und Hamburg so- aufsicht des Reichsminis­ters des Innern blick über die Geschichte Lübecks zum wie – auch vorgeschlagen – Bremen. unterstellt worden; zwei Wochen später Jahr 1934 richtigerweise festgestellt, dass „Von der Planlosigkeit des Groß- wurden auch der Reichsrat, durch den die die Länder ihrer Hoheitsrechte entkleidet Hamburg-Gesetzes: Hamburgs Interessen Länder bei der Rechtsetzung und Verwal- wurden, jedoch „es über den Verlust der und die Folgen für Schleswig-Holstein tung des Reichs mitwirkten, aufgehoben Eigenstaatlichkeit kaum zu Äußerungen“ und Lübeck“ berichtete Holger Martens und die Vertretungen der Länder beim gekommen sei. Aber auch in der erst nach aus Hamburg. Schon ab 1915 seien in Reich aufgelöst. Die föderale Staatsstruk­ dem Abschluss des Manuskripts hinzu- der Hansestadt an der Elbe Vorstellungen tur in Deutschland sollte zerstört werden. gefügten Nachlese wird in Hinblick auf für einen Großraum Hamburg entwickelt Das Reich bekam die Form eines Einheits- das Jahr 1937 und das sogenannte Groß- worden. staats. Den Ländern wurde ihre Staatlich- Hamburg-Gesetz wieder – jetzt unrichti- Ebenfalls aus Hamburg kommend be- keit genommen, sie waren fortan jeweils gerweise – der Begriff „Eigenstaatlich- fasste sich Ortwin Pelc mit dem Thema nur noch reichsunmittelbare Verwaltungs- keit“ verwendet, wenn im Schlussabsatz „Hamburg und Lübeck als freie Städte bezirke. So fand auch der eigenständige als Schlussfolgerung eine Antwort auf die 1866 bis 1937 – Zusammenwirken und Lübecker Staat als solcher sein Ende – im Frage gegeben wird, „wem die Freie und Trennendes“. Nach der Jahrhunderte dau- Jahr 1934 noch ohne Festakt – und lebte Hansestadt Lübeck es verdankt, dass sie ernden gemeinsamen Verwaltung von dann als Land bei fehlenden staatlichen … ihre Eigenstaat- Hoheitsrechten weiter. lichkeit verloren Dr. W. Drücke · Dr. B. Klemt · Prof. Dr. B. Melsen · Dr. C. Peters Da das in das Jahr 1937 fallende Ende hat“. des Landes Lübeck und das Ende des ei- Auf dieses Ei- genständigen Lübecker Staates im Jahr genstaatlichkeits- moderne 1934 nicht unmittelbar miteinander zu- Werk von Schneider sammenhängen, birgt eine undifferenzier- ging Bürgermei- Zahnmedizin te Verzahnung beider Vorgänge – in der ster Bernd Saxe in Lübecker Geschichtsschreibung durchaus seinem vor dem seriös, kompetent, fortschrittlich immer noch verbreitet – die Gefahr in Abendvortrag der sich, den Blick in erster Linie auf das au- öffentlichen Tagung genfälligere Ereignis des Verschwindens an die Teilnehmer Praxis Adolfstraße · Adolfstraße 1 · 23568 Lübeck des Landes Lübeck von der Landkarte gerichteten Gruß- Telefon 0451 - 61 16-00 · Fax 0451 - 3 68 78 1937 zu richten als das Zerstören des de- wort ein, als er es www.praxis-adolfstrasse.de mokratischen Staats durch diktatorische als eine von einem

Lübeckische Blätter 2012/8 121 Erinnerungskultur

sche Provinz Schleswig-Holstein Hinrich Lohse. Unter dem Titel „Waffen schaffen für den Krieg – Rüstungswirtschaft und Militär in Lübeck von 1933 bis 1945“ berichtete Wolfgang Muth, Leiter der Ge- schichtswerkstatt Herrenwyk, über die Errichtung von neuen Rüstungsbetrieben und Kasernenanlagen im Stadtgebiet wäh- rend der nationalsozialistischen Zeit. Sein besonderes Augenmerk galt den in der Zeit des Zweiten Weltkriegs für die Mu- nitionsherstellung eingesetzten ausländi- schen Zwangsarbeitern. Was sollte nach dem Verlust der Reichsunmittelbarkeit werden? Manfred Eickhölter, freiberuflich arbeitender Kul- turwissenschaftler in Lübeck, sprach in seinem Tagungsbeitrag „Vom Stadtstaat zur ausgestellten Stadt (1937 bis 1987) – Erinnerungskultur zwischen Wiederbe- lebung und Marginalisierung“ von einer Transformation der reichsunmittelbaren Stadt in die Stadt mit einer besonderen Altstadt. In seiner fünfzig Jahre abdec- kenden Betrachtung wies er zunächst auf Paul Brockhaus, Schriftleiter der „Lübec- kischen Blätter“ und Herausgeber des Lübecker Jahrbuchs „Der Wagen“ von der vornationalsozialistischen bis in die nach- nationalsozialistische Zeit – hin, der 1936 geäußert habe, man brauche sich vor dem Verlust der Reichsfreiheit nicht fürchten, und die Zukunft Lübecks im Bereich der Kultur und der Kunst gesehen habe. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten für die „ausgestellte Stadt“ die Archäologie, die Denkmalpflege, das „Rettet Lübeck“, Bergedorf bis zum Verkauf des Lübecker nalsozialismus an. Direkt zum Thema der der Erwerb des Status einer Welterbestadt Anteils an Hamburg zum Ablauf des Jahrs Tagung brachte Antjekathrin Graßmann, 1987 gestanden. 1867 gab es mehrere gemeinsam getra- frühere Direktorin des Archivs der Han- Der Abendvortrag sollte Gelegenheit gene Einrichtungen auf den Gebieten des sestadt Lübeck und frühere Vorsitzende geben, auf die Anfänge der Reichsun- Justizwesens und des Sozialwesens – die des Vereins für Lübeckische Geschichte mittelbarkeit für Lübeck zu sehen und Hafeninteressen hingegen waren in den und Altertumskunde, die Zuhörer. Auf die weitere Wirkung dieses Rechts der so beiden Hansestädten unterschiedlich aus- die Frage „Was ging Lübeck 1937 mit bevorzugten Stadt zu erkennen. „Vergan- geprägt. dem Mantel der Reichsunmittelbarkeit gene Größe? Die Bedeutung der Reichs- In die Zeit des sogenannten Dritten wirklich verloren?“ gab sie insbesondere freiheit in der Geschichte Lübecks“ hatte Reichs führte Jan Lokers, Direktor des eine differenzierte Darstellung der Ent- Rolf Hammel-Kiesow, stellvertretender Archivs der Hansestadt Lübeck. Sein Vor- wicklung des Landes Lübeck von 1933 Leiter des Archivs der Hansestadt Lübeck, trag „Lübeck 1933 bis 1945: Was wissen bis 1937. Eine Entkleidung fand 1934 seine Ausführungen dazu überschrieben. wir, was nicht? Stand und Perspektiven statt, als die Länder zu einfachen Gebiets- Ausgangspunkt war für die „Kaiserliche der Forschung“ zeigte einige Aktivitäten körperschaften herabgestuft wurden und und des Römischen Reichs Stadt“ der so- einer Beschäftigung mit dem Nationalso- so keine Staaten mehr waren. Der letzte genannte Reichsfreiheitsbrief von 1226. zialismus auf. Insgesamt aber fühlte sich Schritt zum Verlust der Reichsunmittel- Jedoch bereits 1181 – Herzog Heinrich Lokers eher in einem Nebel. Es würde an barkeit sei dann 1937 mit dem Anschluss der Löwe verlor seine beiden Herzogtü- einer umfassenden Literatur über die na- Lübecks an Preußen getan worden. Hier mer Sachsen und Bayern – sei das bis- tionalsozialistische Zeit in Lübeck fehlen; ging Graßmann auch auf die beiden vom lang sächsische Lübeck eine kaiserliche es mangele an einer Gesamtdarstellung Geschehen betroffenen Partei-Gauleiter Stadt geworden. In diesem Jahr und nur für diese Stadt wie es sie für Hamburg ein: den Reichsstatthalter für Mecklen- noch einmal 1375 wären aber Kaiser zu und Bremen geben würde. Er mahnte eine burg und Lübeck Friedrich Hildebrandt Besuch in der Stadt gewesen. Ununterbro- bessere Aufarbeitung der Zeit des Natio- und den Oberpräsidenten für die preußi- chen hätte die Reichsunmittelbarkeit dann

122 Lübeckische Blätter 2012/8 Erinnerungskultur von 1226 bis 1806, dem Ende des Reichs, gedauert. Das Römische Reich, also das erste deutsche Reich, bezeichnete der Vortragende als eine Machtakkumulation, die freien Reichsstädte darin als eine Aus- nahme von den fürstlichen Territorialherr- schaften. Auf eine besondere Bedeutung der Reichsunmittelbarkeit – der Freiheit von Fürstenherrschaft – wies Hammel- Kiesow hin: Die freien Reichsstädte sei- en nämlich andererseits seit 1487 in die Gestaltung der Reichspolitik einbezogen und seit 1495 regelmäßig geladen worden sowie seit 1648 endgültig Teilnehmer des Reichstags gewesen, der in drei getrenn- ten Kollegien zusammentrat, dem Kurfür- stenrat, dem Fürstenrat und seit 1648 dem Reichsstädtekollegium, darin Lübeck. So wie das Ende der Eigenstaatlich- keit Lübecks und das Ende der Reichsun- mittelbarkeit dieser Stadt in der hiesigen Geschichtsschreibung häufig zu ungenau dargestellt wurden, wird auch noch oft der Anfang der Reichsunmittelbarkeit mit den Ereignissen von 1181 und 1226 zu undif- ferenziert behandelt. Mit dem „Reichsfreiheitsbrief“, der Ur- kunde von Friedrich II. aus dem Jahr 1226, wurde die Reichsfreiheit nicht verliehen, sie wurde nur bestätigt. Denn die Reichs- unmittelbarkeit bestand bereits ab 1181, wenn auch schon nach zwanzig Jahren erst einmal durch die hereinbrechende dänische Herrschaft über den gesamten Ostseeraum und so auch über Lübeck unterbrochen. Eine Urkunde des die Stadt in Besitz neh- menden Friedrich I. von 1181 ist nicht be- Intrige im Rahmen von Auseinanderset- ten Vermutungen nicht zu halten oder kannt; sie kann auch eigentlich nicht erwar- zungen führender Nationalsozialisten un- nicht richtig und manche erforderlichen tet werden, darf man doch einem Kaiser, der tereinander oder ein Verbot der Abhaltung Fragestellungen zu kurz gehalten oder eine Stadt belagert, dann einnimmt und sie einer Großkundgebung der Nationalso- gar nicht angestellt wurden. Dazu zählt behält, wohl nicht unbedingt abverlangen, zialistischen Deutschen Arbeiterpartei mit die Tatsache, dass alle großen Reichsre- ein Dokument mit Rechtsverbriefungen Hitler als Redner kurz vor der Machtüber- formvorschläge und alle Bestrebungen zu auszustellen. Aber der Geschichtsschreiber nahme wären die Hintergründe für die sogenannten kleinen Flurbereinigungen, Arnold hat als Zeitzeuge glaubwürdig die Angliederung des Landes Lübeck an das von denen es mehrere gab, immer wie- Vorgänge dieses Jahrs festgehalten: Im 4. Land Preußen gewesen. der an Hitler gescheitert sind; er wollte, Kapitel des 3. Buchs seiner Fortsetzung der Nun hatte allerdings schon Gerhard dass auch am Bestand der kleinen Länder vom Geschichtsschreiber Helmold begon- Schneider in seinem Eigenstaatlichkeits- nicht gerüttelt werden sollte. Allein das nenen sogenannten Slawen-Chronik ist von Werk mit fast kriminalistischem Spürsinn Land Lübeck ist in der nationalsozialisti- ihm beschrieben, dass der Kaiser die Stadt die Frage zweifelsfrei gelöst haben wol- schen Zeit aufgelöst worden. Hat das nur Lübeck wegen des Steuerertrags oder weil len, wer Schuld daran hätte, dass die Freie die rein sachlichen Gründe gehabt, die sie an der Grenze des Reichs liege, für sich und Hansestadt Lübeck im Zusammen- Schneider in seiner Arbeit genannt hatte? behielt, jedoch dem zunächst berechtigten hang mit der Bildung von Groß-Hamburg Oder haben doch sachfremde parteiinter- neuen Herzog Bernhard dafür – als Ersatz ihre Reichsunmittelbarkeit verloren hatte: ne oder gar persönliche Gesichtspunkte – Hitzacker und zwanzig sehr gute Hufen „Es war das Land Preußen“, das durch die eine größere Bedeutung gehabt als sonst überwies. Abgabe von an Hamburg angrenzenden im politischen Geschehen ohnehin üb- Keine besondere Beachtung fanden in Städten an die Elbestadt zu Kompensati- lich? Eine letzte zweifelsfreie Antwort auf den Tagungsvorträgen die mit dem Groß- onszwecken die Eingliederung Lübecks diese Frage ist wohl nicht mehr möglich. Hamburg-Gesetz und dem sich daraus er- nach Preußen gefordert hätte. So nahe- Die meisten Akten des Reichsinnenmini- gebenden Verlust der Reichsunmittelbar- liegend und einleuchtend die Feststellung steriums lagern immer noch in Russland. keit Lübecks aufgekommenen und später von Schneider auch erscheinen mag, so Ein „Führerbefehl“ zum Auslöschen des bis in das Bundesverfassungsgericht ge- muss andererseits bedacht werden, dass Landes Lübeck – wie immer wieder be- tragenen Gerüchte, eine parteipolitische manche der in seiner Arbeit aufgestell- hauptet – ist aber auszuschließen.

Lübeckische Blätter 2012/8 123 Musikkultur

der impulsiven Versunkenheit, wird das Brahms im Feuer des Schaffens Standbild fragen lassen, was Brahms denn Zur neuen Brahms-Statue an der Obertrave bitte mit Lübeck zu tun habe. Sie können er- fahren, dass die nahe Hochschule seit 1992 Von Arndt Voß beim jährlichen Brahms-Festival sich ihm eindringlich künstlerisch widmet, dass sie Greifswald schuf er jüngst ein Caspar-Da- im Besitz unschätzbarer Brahms-Quellen vid-Friedrich-Denkmal, auch in Lübeck ist und über ihn im Brahms-Institut nach- ist er schon mit einigen Akzenten vertre- haltig geforscht wird. Das macht Lübeck ten. Zu seiner neuen Arbeit inspirierte ihn zu einem Zentrum der Brahms-Pflege. Und eine Textstelle aus der Brahms-Biografie jetzt ist der Komponist eben auch im Stadt- Max Kalbecks. Der nahezu 30 Jahre jün- bild „ständig“ präsent. gere Zeitzeuge und Weggefährte berich- Claus Görtz begann seine Arbeit 2010 tet aus Bad Ischl, wo Brahms wiederholt mit einem kleinen Gips-Entwurf. Er über- sommers residierte und wo mancherlei zeugte viele, die Hochschulleitung und entstand, „Ungarische Tänze“ z. B., das die des Brahms-Instituts, vor allem aber F-Dur-Quintett oder die Lieder „Guten die Possehl-Stiftung, die sich u. a. sat- Abend, gut Nacht“ und „Feldeinsamkeit“. zungsgemäß für Stadtbild und Förderung Morgens beim Ausgang erlebte er ihn: der Künste einsetzt und die Gelder be- „Aber in welchem Zustand befand er sich, reitstellte, die der Förderverein der Mu- und wie sah er aus! Barhäuptig und in sikhochschule einwarb. So konnte der Hemdsärmeln … schwenkte er den Hut in Auftrag 2011 an Görtz vergeben werden, der einen Hand, schleppte mit der anderen der die Bildgießerei Michael Wittkamp in den ausgezogenen Rock im Grase nach ... Elmenhorst als Partner hatte. Dort wurde Schon von weitem hörte ich ihn schnau- sie im Wachsausschmelzverfahren herge- fen und ächzen. Beim Näherkommen sah stellt und, solide grundiert, während des ich, wie ihm von den Haaren, die ihm ins Festivals offiziell übergeben. Der Bildhauer Claus Görtz Aug in Aug mit Gesicht hingen, der Schweiß stromweise seinem Brahms beim Auftrag der Patina über die erhitzten Wangen herunterfloss. Seine Augen starrten geradeaus ins Leere Ab Anfang Mai wird eine markante und leuchteten wie die eines Raubtieres, Brahms-Statue den Weg zwischen dem … er glühte vom Feuer des Schaffens“ zentralen Hochschulgebäude und der (Band III, 244f). Auch ein weiterer Satz, Holstentorhalle betonen. Damit rückt Jo- auf einer kleinen Tafel neben der Statue hannes Brahms noch mehr ins öffentliche angebracht, passt zur Situation und wird Bewusstsein, wenn er unmittelbar vor der Kontext und Erklärung bieten. Brahms „Professorenbrücke“ auf dem leicht ab- schrieb 1887 an Elisabeth von Herzogen- schüssigen Wiesenstück an der Obertrave berg, talentierte Sängerin, Pianistin, viel- aufgestellt ist. Dieser Ort mit dem lichten leicht Komponistin: „Ich halte es übrigens Baumbewuchs passt wunderbar zum Aus- auch für besonders pfiffig von mir, dass druck der Skulptur, die den Komponisten ich mir beim Spazierengehen Melodien beim morgendlichen Ausgang in einem einfallen und wachsen lasse.“ Moment schöpferischer Vertiefung zeigt. Nicht auf einem gloriosen Sockel, son- Den rechten Arm ausgestreckt, den Hut dern erdgebunden wird er den Passanten in der Hand, scheint er einer Eingebung begegnen, den Professoren und den Stu- Klang zu geben. Selbstvergessen zieht er dierenden, den Besuchern der Hochschu- Michael Wittkamp befreit den Kopf nach seine Jacke in der anderen Hand hinterher. le oder der Holstentorhalle, wenn sie die dem Guss aus der Form (Fotos: A. Voß) Geschaffen hat die Bronzestatue frequentierte Brücke Claus Görtz. 1963 in Neumünster gebo- nutzen, die dort die ren, in Lübeck aufgewachsen, gehört er Trave quert. Andere, DR. BUSCHMANN der „Gemeinschaft Lübecker Maler und beeindruckt von der PRAXIS FÜR ZAHNHEILKUNDE Bildhauer“ an und ist jetzt u. a. Dozent mit kraftvollen Aussage, Kursen für Stein- und Holzbildhauerei an dem rauschebärtigen Referenzpraxis für MDI Miniimplantate der Kunstschule der Gemeinnützigen. Für Charakterkopf und in Norddeutschland

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geworden, als die Denkmäler oder Büsten in der Villa Eschenburg, die von Reinhold Felderhoff oder Ilse Conrad oder Milan Knobloch. Aber sie erfüllt auch dieses: Wer die Hochschule betritt, um zu hören, muss auch schauen. So wie keiner an den wirkungsstarken Bildern vor den Zugän- gen zum Großen Saal vorbei kommt, wird jetzt niemand mehr über die Brücke die Hochschule erreichen, der nicht Brahms auch optisch in sich aufgenommen hat. Wachsausschmelz- verfahren Die beständige Bronzeform nach dem Wachsausschmelzverfahren zu erstellen, ist ein aufwendiger Prozess, bei dem ein Gipsmodell im Atelier von Claus Görtz lebensgroßes Modell, wie im Falle der Brahms-Statue aus Gips, zunächst in hand- Claus Görtz hat im Außenbereich eine liche Teile getrennt wird. Von ihnen wer- Arbeit geschaffen, die ein plastischer den negative Silikonabdrücke gefertigt, Brahms wird eingeheizt/Auftrag der Kontrapunkt zu der Bild-Galerie ist, die außen durch eine Gipsschicht gestützt. So Patina die Musikhochschule im Innern verwahrt. ergeben sich Schalen, die dann mit einer Friedhelm Döhl, Komponist und ehemali- ca. 5 mm dicken Wachsschicht bestrichen und die Teile wieder zusammengefügt. Die ger Professor für Komposition und Rektor werden. Nach dem Erkalten dient dieses als Oberfläche wird nachgearbeitet (ziseliert). des Instituts, wollte mit ihr einen „inter- positives Modell, in das eine flüssige Zie- Beim letzten Akt erhält die Figur ihre Pa- mediären Kontext zur Bildenden Kunst … gelmehlpampe gefüllt wird, hinterher der tina. Sie wird zunächst erwärmt, dann wer- entwickeln“, weil man „durch die Brille Kern der Figur, der zusätzlich durch Bron- den verschiedene Sulfatverbindungen auf- der einen Kunst die andere besser“ sähe. zestifte fixiert wird. Ein sinnreiches Kanal- getragen, die auf der Bronzehaut chemisch Es entstand seine einzigartige Sammlung system aus Wachs wird angebracht, durch reagieren und die vom Künstler gewünsch- von bisher neun Bildern. Was nicht in die- das später die Luft und das verflüssigte te Farbe ermöglichen. se sehr persönliche Sammlung passt, ist Wachs ausweichen Bildhauerisches. Ihm fehlt zudem in der und durch das die Enge des Treppenfoyers der Raum. So gab Bronze eingegossen Döhl indirekt Anlass, eine neu zu schaf- werden kann. Modell fende Skulptur außerhalb des Gebäudes und Kanalsystem zu platzieren. Dies ist nun mit der Arbeit werden mit einem von Claus Görtz geschehen. Sie ist anders Mantel umgeben, wieder aus der Zie- gelmehlpampe, und alles wird sechs Tage lang bei ca. 600 Grad im Ofen gebacken. Das Wachs fließt aus und verbrennt. Übrig bleibt das er- härtete Ziegelmehl, das Negativ. Durch einen Trichter fließt die 1.100 Grad hei- ße Bronze ein. Nach dem Abkühlen wird die Bronze mit Spitz- hacke, Drahtbürste und Wasserdruck- Dr. WeckWerth & Partner strahl von der festen Mo. - Fr. 7:00 bis 20:00 · Sa. 7:00 bis 13:00 Masse befreit. Das ganzjährig geöffnet Kanalsystem und die Bronzestifte werden St. Hubertus 4 · 23627 Groß Grönau entfernt, entstande- Tel. 04509 / 1558 · www.dr-weckwerth.de Kopf nach dem Guss noch ohne Patina ne Löcher zugelötet

Lübeckische Blätter 2012/8 125 Preisverleihung

Die erste Position entspricht in dem Werk Die Inklination des Joseph zu dieser Thomas-Mann- der ägyptischen Religion und die zweite der Welt offenbart sich in der Szene mit dem mosaisch-jüdischen Theologie. (vgl. S. 20) bunten Kleid der Mutter, das er seinem Va- Preis für Assmann kann zeigen, dass Mythos und ter abschwatzt. Es zeigt unter anderem den Logos nicht zwingend als Gegensätze auf- Gilgamesch-Mythos. Dieses Kleid wird Jan Assmann gefasst werden müssen. Für Thomas Mann ihm zum Verhängnis, weil er darin vor den Von Günter Kohfeldt sei der „Mythos eine Form des Logos“. (S. Brüdern eitel posiert; seine Selbstüberhe- 38). Das lasse sich an der Figur des Joseph bung führt zu seinem Sturz in die Grube, Im Dezember 2011 wurde Jan Assmann gut erkennen. aus der heraus sein Weg ihn nach Ägypten in München der Thomas-Mann-Preis verlie- Joseph nämlich lebt im Mythos, sein bringt. hen aufgrund seines Buches „Thomas Mann In-Spur-Gehen ist etwas völlig anderes als Jan Assmann zeigt den inneren und äu- und Ägypten – Mythos und Monotheismus die Übernahme einer sozialen Rolle. (vgl. S. ßeren Weg Josephs nach Ägypten als eine in den Josephsromanen“, das 2006 erschie- 49) Das zeigt sich zum Beispiel bei seinem Abnabelung von der Welt seiner Väter. nen ist. Dieses Ereignis fand in den Lübec- Todeserlebnis in der Grube. Joseph deutet Doch bei aller Integration bewahrt Joseph ker Medien nur ein schwaches Echo. Das seine Erfahrung als Nachfolge von Tammuz eine kritische Distanz. ist bedauerlich, weil gerade dieses Werk und Adonis, deren Tod und Auferstehung er Diese offenbart sich in seinem Ringen, Assmanns in den Kontext des Lübecker seelisch nachvollzieht. Zugleich ist damit der Versuchung der Frau Potiphars, Mut- Wagner-Mann-Projekts hervorragend passt, eine Präfigurierung für Christi Auferste- em-enet, zu widerstehen. Assmann erläutert, zumal in der laufenden Spielzeit „Joseph hung gegeben. Diese „Einweihung“ führt dass der Einfluss seines Vaters auf Joseph und seine Brüder“ in einer Dramatisierung zu einer Persönlichkeitsreifung, die Joseph so stark sei, dass er es schafft, gesetzestreu John von Düffels zu sehen war. zu bleiben. Die Vaterbindung vertiefe sich Jan Assmann ist ein sehr bekannter ständig, in höchster Bedrängnis erscheine Ägyptologe. Er lehrt an der Universität ihm das Bild des Vaters, das seine Bindung Heidelberg. Die Forschungsergebnisse Ass- an Gott darstellt. Die Keuschheit als Abtö- manns zum Werk Thomas Manns haben in tung des Fleisches bezeuge: Gott ist Geist. Lübeck insofern eine große Aktualität, als Damit steht er im Gegensatz zum Poly- sie auch ein Verständnis für die hiesige In- theismus Ägyptens, der die Welt der Sinne szenierung ermöglichen. Der geistige Kon- positiv in sein Wirklichkeitsbild einbezieht. text, in dem dieses Buch steht, ergibt sich Allerdings weist Assmann darauf hin, dass vor allem aus dem schon 1997 in Harvard in den biblischen Vorstellungen nicht die erschienenen Werk „Moses the Egyptian“ Keuschheit das Zentrale sei, sondern die sowie dem 2003 nachfolgenden Band „Die Gesetzestreue und Gottesfurcht. Erst im mosaische Unterscheidung“. Dieser Titel Christentum sei die Triebwelt abgewertet ist das Stichwort auch zum Verständnis der worden zugunsten der asketischen Reinheit Josephsromane. Unter „mosaischer Unter- des Menschen. scheidung“ versteht Assmann „die Unter- Das wesentliche Kapitel in Assmanns scheidung zwischen wahr und unwahr im Buch behandelt den Monotheismus bei Bereich der Religion ... (,die) die Tradition Echnaton und Abraham. Thomas Mann mit Moses verbindet.“ (Moses der Ägypter, selbst habe die Begegnung von Echnaton Frankfurt a. M. 2000, S. 17) „Den antiken und Joseph als einen Höhepunkt des Ro- Polytheismen war der Begriff einer unwah- mans und als eigentliches Ziel der „Höllen- ren Religion vollkommen fremd. Die Götter fahrt“ konzipiert. (vgl. S. 151) fremder Religionen galten nicht als falsch Jan Assmann, 2007 Im Gespräch zwischen beiden sehe es und fiktiv, sondern in vielen Fällen als die (Foto: Rama/Wikipedia) so aus, als deckten sich ihre Gottesvorstel- eigenen Götter unter anderen Namen.“(a. a. lungen. Der wahre Gott sei nicht die Son- O., S.19f.) auf Ägypten, das polytheistische Land, vor- ne, sondern er sei der Herr Atons, der im Diese grundlegende Einsicht Assmanns bereitet. Er steht an der Schwelle zwischen Himmel, nicht am Himmel weile. Die Rede spiegelt sich auch in Thomas Manns Ro- zwei Kulturen. Echnatons hat Thomas Mann unter ande- man. Assmanns betont, dass er als Ägyp- In der Gestalt des Jaakob nimmt Tho- rem durchwirkt mit Formulierungen aus tologe, nicht als Literaturwissenschaftler mas Mann die mosaische Unterscheidung dem Johannes-Evangelium, zum Beispiel: schreibe. Thomas Manns Werk sei ein anachronistisch vorweg. Assmann charak- „Denn meine Worte sind nicht mein, son- „durchaus philosophische(r) Text, der um terisiert das typisch abrahamitische Denken dern meines Vaters, der mich gesandt hat, die Frage kreist, in welcher Weise uns die Jaakobs so: „... diese Menschen erfüllen damit alle eins werden im Lichte und in der Vergangenheit gegeben ist ... Für das Thema nicht den Mythos, sondern die Schrift ... Le- Liebe, so wie ich und der Vater eins sind.“ des kulturellen Gedächtnisses kann man es ben ist Schrifterfüllung.“ (S. 50) Die Welt (S. 166) Assmann zeigt nun, dass der Gott nur als einen ganz einzigartigen Glücksfall des ägyptischen Polytheismus ist dagegen Abrahams durchaus den entscheidenden bezeichnen, dass sich ein Dichter, ein Mei- letztlich eine Welt zeitloser Vergegenwärti- Gedanken Thomas Manns entspricht, wenn ster der Sprache seiner angenommen hat.“ gung: „Das Mythische ist das Zeitlose. Die dieser sagt: „Die Geburt des Ich aus dem (S.17) Thomas Mann verbinde das Prinzip Zeit fließt dahin ohne Wesen und Wirklich- mythischen Kollektiv“ folge aus dem An- des Mythos mit beiden: mit der „weltim- keit. Was ihr beides verleiht, ist die Wieder- spruch, dass der Mensch nur dem Höchsten manent-polytheistischen“ und der „welt- kehr der geprägten Muster, der Urbilder des dienen dürfe. „Der Anspruch des mensch- transzendent-monotheistischen“ Religion. Mythos.“ (S. 67) lichen Ich auf zentrale Wichtigkeit ist die

126 Lübeckische Blätter 2012/8 Dienstagsvortrag

Voraussetzung für die Entdeckung Gottes. als der „Ich bin der ich bin“. Dieser persön- Bericht erzählte er die Geschichte seines ... Monotheismus ist emphatischer Indivi- liche Gott wird insbesondere im Johannes- Lebens und warf dabei ein erbarmungs- dualismus.“ (S. 177) Evangelium in den sieben „Ich bin“-Worten loses Licht auf eines der dunkelsten Ka- Die Entscheidung, ob Abraham Gott ge- offenbar. pitel deutsch-deutscher Vergangenheit. funden oder erfunden habe, lasse Thomas Es ist sehr auffällig, dass im Josephs- Seine Vortragsthemen an diesem Mann in der Schwebe. roman diese Formel des „Ich bin“ an prä- Abend waren Repression gegen Anders- Für die abendländische Religiosität, gnanten Stellen erscheint. So gibt sich Jo- denkende in der DDR, widerständiges also für „den von Abraham hervorgedach- seph seinen Brüdern zu erkennen mit den Verhalten durch versuchte Flucht am Bei- ten Gott“ sei es entscheidend, „daß er den Worten: „Ich bins“; das ist eben die Formu- spiel des Autors, Misshandlungen und Menschen braucht, um sich in ihm zu ver- lierung, mit der Christus sich den Häschern Folter durch die Stasi, posttraumatische wirklichen und zu entwickeln, das heißt zu ausliefert. Joseph wird hier in eine Christus- Belastungsstörungen, vielfältiger Wider- ‚heiligen‘“, wie es bei Thomas Mann heiße. Analogie gerückt. stand gegen die SED-Diktatur aus dem (S. 178) Für Thomas Mann ist der Monotheis- Westen, Mordoperationen der Stasi ge- Assmann arbeitet klar heraus, dass der mus ein „Fortschritt in der Geistigkeit“. Er gen politische Gegner im Westen und der Begriff der Sünde dadurch möglich gewor- lässt Jaakob vor seinem Tode weissagen, Stand der Aufarbeitung. den sei, dass der israelische Gott selbst die und der Gott, den der Sterbende schaut, „ist Wolfgang Welsch, geboren 1944 in Gerechtigkeit verkörpere. Der menschliche Christus-Dionysos, der ‚kommende Gott’ Berlin, besuchte die Schauspielschule, Verstoß gegen sein Gesetz werde damit zur der Romantik“. (S. 205) bis er 1964 vom Ministerium für Staats- Sünde qualifiziert. Jan Assmann fasst zusammen: „Seinen sicherheit verhaftet wurde. Nach seinem Abweichend von Thomas Mann präzi- (T. Manns) Versuch, Mythos und Mono- Freikauf 1971 studierte er in Gießen So- siert Assmann: Der historische Echnaton theismus zusammenzudenken, als Seele ziologie und promovierte 1977 in Eng- habe einen radikalen Heliomorphismus und Geist, Segen von unten und Segen von land. Weil ihn auch nach dem Mauerfall vertreten im Gegensatz zu seinen Vorgän- oben, und dennoch die Unterscheidung von noch Morddrohungen erreichten, ging er gern und Nachfolgern: „Die Sonne scheint wahr und falsch in der Religion nicht aufzu- für einige Jahre ins Ausland. Heute ist er nun einmal über Gut und Böse und macht geben, kann man nur bewundern.“ (S. 208) als freier Autor und Publizist tätig. jenen entscheidenden Unterschied nicht, Für mich ist es auch bewunderungswür- Wolfgang Welsch erhielt schließlich der die moralische Welt konstituiert.“ dig, wie großartig es John von Düffel ge- für seinen auch wegen der vielen Dias an- (S. 186 f.) Sünde gibt es hier also nicht. Fol- lungen ist, das umfangreiche Werk Thomas schaulichen, lebendigen, detaillierten und gerichtig habe Echnaton auch das Konzept Manns in eine dramatische Form zu brin- informativen „Dienstagsvortrag“ nach ei- vom Totengericht gestrichen. Assmann be- gen, die dessen Leitgedanken überzeugend ner regen Diskussion sehr viel Beifall. merkt dazu, dass der historische Echnaton akzentuiert. Lutz Gallinat bereits auf dem Wege der Aufklärer und Und nicht minder beeindruckend ist es, Entgötterer gewesen sei. (S.172) wie der Regisseur Andreas Nathusius für Im letzten Kapitel widmet sich Jan den anspruchsvollen Text packende Sze- Redaktionsschluss Assmann außer den Josephsromanen noch nenbilder konzipierte, die nicht nur das Pu- für das am 05. Mai erscheinende Sigmund Freuds Werk „Der Mann Moses“ blikum faszinierten, sondern den Gehalt des Heft 9 der Lübeckischen Blätter ist am und Arnold Schönbergs Oper „Moses und Werkes aufscheinen ließen. Mittwoch, 25. April. Aaron“. Diese Werke stehen in einem Kontext Der Staatsfeind mit Gedanken des deutschen Idealismus, Am 4. April sprach Dr. Wolfgang Exclusiver Innenausbau vor allem mit Schillers Schrift „Die Sen- Welsch, Sinsheim/Baden, im gut gefüllten Möbel aller Stilrichtungen dung Moses’“, in der im Anschluss an War- Großen Saal der „Gemeinnützigen“ zum burton und Reinhold die These vertreten Thema „Widerstand in der DDR – Wert nach fremden wird, dass Moses ein Eingeweihter der Isis- und Bedeutung von Freiheit“. und eigenen Entwürfen aus allen Jahrhunderten. Mysterien von Heliopolis war und dass auf Zwanzig Jahre alt ist Wolfgang einer Pyramide zu Sais die ihr zugeschrie- Welsch, als er 1964 bei einem Flucht- Planung · Beratung · Entwurf bene Inschrift zu lesen war: „Ich bin alles, versuch in den Westen von der Staats- Reproduktionen · Restaurierungen handwerkliche Fertigung was ist, was war und was sein wird. Kein sicherheit verhaftet wird. Es folgen Sterblicher hat meinen Schleier aufgeho- Verhöre, die Verurteilung wegen Repu- ben.“ Über diesen Zusammenhang schreibt blikflucht und schließlich mehrere Jah- Assmann in seinen beiden früheren Werken. re Zuchthaus wegen staatsgefährdender Dort wird klar, dass die Isis zugeschriebe- Hetze. 1971 wird er durch die Regie- nen Wesensmerkmale dazu führen, sie als rung Brandt freigekauft und geht in den Göttin Natura zu bezeichnen. Für die Auf- Westen. Dort macht ihn sein Hass zu klärung und die Goethezeit wird diese Mut- einem der erfolgreichsten Fluchthel- Arps ter Natur pantheistisch gedeutet im Sinne fer: Mehr als zweihundert Ostdeutsche Möbelwerkstätten Spinozas als „Gott gleich Natur“ (deus sive werden von seiner Organisation aus der Kronsforder Hauptstaße 12 natura). Dem gegenüber steht die jüdisch- DDR geschleust – und Welsch wird un- 23560 Lübeck-Kronsforde christliche Strömung. Nach Schiller hat ter dem Decknamen des operativen Vor- Tel. 0 45 08/74 81 + 18 25 · Fax 7 91 20 nämlich Moses den Gedanken des „Ich bin“ gangs „Skorpion“ zum gejagten Staats- [email protected] auf den jüdischen Gott übertragen. Im bren- feind Nr.1. In einem authentischen, www.arps-moebel.de nenden Dornbusch offenbart sich ihm Gott atmosphärisch dichten und packenden

Lübeckische Blätter 2012/8 127 Aus Lübecks Geschichte vor 1937 Lübecks territoriale Entwicklung – Teil 3: Die Exklave Behlendorf Von Hans Rathje Reimers

bis der Hof 1772 abbrannte und danach auf den jetzigen Platz ver­legt wurde. Eine alte Karte aus dem Jahre 1731 lässt noch die Konturen des Berg­frieds und des Ho- fes erkennen. Während sich das Amt Behlendorf insgesamt in relativ ruhigen Bahnen über Jahrhunderte hinweg entwickelte, wurde das Dorf zum Spielball wider- streitender Interessen. Es wurde nieder- gelegt, das heißt, die Bauern wurden aus ihren Besitzungen herausgedrängt und zu einem Meierhof des Gutes Behlendorf; dann sollte es wieder parzelliert und zu ei- nem Erb­pacht­bauerndorf werden. Auffor- stungspläne existierten zwischenzeitlich auch. Letztlich ergab sich daraus ab 1789 ein Konglomerat all dieser Bestrebungen. Die Albsfelder Heide und einige weitere Ackerstücke wurden aufgeforstet, einige Gutshaus Behlendorf Parzellisten bekamen ihr Land zu Eigen und ein stark verkleinertes Gut blieb als Die ehemalige gut 20 Quadratkilo- ist; Klein Behlendorf wurde in die Dorf- städtischer Pachthof bestehen. meter große lübsche Exklave Behlendorf schaft Behlendorf integriert. Neben dem Behlendorfer Hof liegt ein (zeitweise auch Amt Behlendorf genannt) Die ritterschaftliche Familie von nur wenige Hektar großes Waldstück mit bestand aus fünf Dorfschaften: Harms- Parkenthyn hat um ihren Zentralort Ber- dem ungewöhnlichen Namen „Bosquet“. dorf, , Albsfelde, Behlendorf kenthin herum weite Teile des Landes dem Der Name entstammt einer Zeit, als es als und . Die ersten vier Dörfer „Deutschtum“ erschlossen und hatte hier schicklich galt, französisch zu sprechen. stammen aus dem Besitze der Familie dementsprechend größere Besit­zungen. (Boskett bedeutet Lustwäldchen.) Eine von Grönau, die diese zwischen 1380 und Ein Seitenzweig dieser Familie hatte als Forstbeschreibung aus dem Jahre 1809 1392 erworben hatte. Geldschwie­rig­keiten „von Behlendorf“ längere Zeit seinen Sitz verdeutlicht die Entstehung dieses Na- zwangen die Grönaus zum Verkauf an die in dem namensgebenden Ort und schuf mens: Dieses Bosquet „gränzet unmittel- reiche Stadt Lübeck. 3.000 Mark lübsch hier die Burg und den Hof Behlendorf. bar an den Garten des Behlendorfer Ho- kos­tete der Stadt 1424 diese Erwerbung. Diese lagen direkt am Behlendorfer See, fes, und ist … von der wohlgedachten Bür- Noch einmal 2.000 Mark musste sie dem Lauen­burg­ischen Herzog zahlen, damit er die Dörfer aus seiner Lehnshoheit entließ. Als Zugabe überließ­ er den Behlendorfer See der Stadt. Hollenbek war 1380 im Besitze des Lübecker Patriziers Thomas Murkerke. Von ihm oder seinen Erben dürfte dieses Dorf dann ebenfalls an die Stadt gekommen sein. Alle fünf Dörfer dieser Exklave tra- gen deutsche Namen. Sie wurden also als deutsche Koloni­stendörfer auf ehemals slawischem Siedlungsboden errichtet; wahrscheinlich alle in der Zeit zwischen 1150 und 1200. Es gab aber auch zwei sla- wische Reservatsdörfer, in die die verblie­ bene slawische Restbevölkerung abge- drängt wurde: slawisch Mancere (später Klein Anker) und slawisch Behlendorf. Beide Dörfer sind untergegangen; Klein Anker wurde zu einem Hof, der dann spä- ter in dem Behlendorfer Hof aufgegangen

128 Lübeckische Blätter 2012/8 Aus Lübecks Geschichte vor 1937

Staat Lübeck wurde in Preußen eingeglie- dert, die Exklaven gingen verloren; aber Preußen zeigte sich großmütig und beließ der Stadt ihre lauenburgischen Besitzungen. So besitzt Lübeck heute noch in dieser ehemaligen Exklave rund 450 Hektar Wald, die mit den anderen im lauenburgischen Ge- biet liegenden Forsten zu den ertragreich- sten des Bereiches Lübecker Stadtwald gehören. Seit einigen Jahren werden alle im Lauenburgischen gelegenen Forsten der Stadt (mit Ausnahme der auf Groß Grönau- er Gebiet gelegenen) von der Försterei in Behlendorf aus bewirtschaftet. Das futuri- stisch anmutende Forsthaus (Architekt Ingo Baumann) wurde im Jahre 1996 als Nied- rigenergiehaus gebaut. Das Heiligen-Geist- Hospital nennt seit 1935 die Güter Behlen- dorf (rund 259 ha) und Albsfelde (rund 123 ha) und dazu den Behlendorfer See (70 ha) germeisterin Madam Böhme, mit Consens des bis dato stadteigenen Güter Albsfelde und sein Eigen und finanziert daraus zum Teil hochlöblichen Wald-Officium, mit mehreren Behlendorf (mit dem See) aus. 1937 bestä- die Ausgaben für das Altenpflegeheim des Lustgängen versehen; in dem kleinen Eller- tigten sich die lübschen Befürchtungen. Der Hospitals. bruch hat der jetzige Herr Amtmann Böhme dieser seiner wohlgedachten Mutter ein Mo- nument errichtet, mit einer Aufschrift zum An- dencken einer verehrungswürdigen Mutter“. Mit dem Jahre 1933 begann die un- glückselige Zeit des Nationalsozialismus und damit kam die seit Beginn der Wei- marer Republik geforderte Reichsreform in ein akuteres Stadium. Zu erwarten war die Auflösung des Zwergstaates Lübeck. Es war seit langem staatsrechtlich strittig, ob Lübecks Domänenbesitz (Güter und For- sten) als Eigentum der Stadt Lübeck oder als Staatseigentum anzusehen sei. Wäre er Staatsbesitz, würden die Domänen an den aufnehmenden Staat fallen und für die Stadt verloren sein. Die von den Nazis dominier- te Stadtver wal tung versuchte für Lübeck zu retten, was nur möglich war. So tauschte man mit der Stiftung Heiligen-Geist-Hospi- tal deren in Lübecker Rumpfgebiet liegende Güter Mönkhof und Fal kenhusen gegen die

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