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Beilage zur Selbstbeschreibung: Institut für Philosophie, GEWI Fakultät, KFU Graz

Inhalt I. Einleitung ...... 3 A. Geschichte des Instituts ...... 3 B. Stand heute ...... 4 1. Theoretische Philosophie ...... 4 2. Geschichte der Philosophie ...... 5 3. Praktische Philosophie ...... 5 4. Fachdidaktiker ...... 5 5. Gastforscher ...... 6 6. Raumsituation und Raumbedarf ...... 6 C. Personalentwicklung seit der Emeritierung von Professor Haller, Zahl der Studierenden und Personalbedarf ...... 7 1. Verlust von wissenschaftlichem Personal am Institut für Philosophie im Zeitraum von 1997 – 2008 und Entwicklung ab 2009 ...... 7 2. Zahl der prüfungsaktiven Studierenden ...... 8 3. Personalbedarf ...... 9 II. Forschungsbereich Theoretische Philosophie ...... 10 A. Vom Institut betraute Disziplinen der theoretischen Philosophie ...... 10 1. Logik, Philosophie der Logik und Begriffsanalyse...... 10 2. Ontologie und Metaphysik ...... 11 3. Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie...... 12 4. Drittmittelprojekte und gemeinsame Organisation wissenschaftlicher Veranstaltungen mit Schwerpunkt „Theoretische Philosophie― ...... 13 B. Arbeitsbereich Österreichische Philosophie ...... 14 C. Einzelleistungen der Professoren in der Theoretischen Philosophie ...... 19 1. Einzelleistungen: Reinhard Kamitz, Berichtszeitraum 2005-2009 ...... 19 2. Einzelleistungen: Heiner Rutte, Berichtszeitraum: 1.1.2005-31.12.2009 ...... 21 3. Einzelleistungen: Johann Christian Marek, Berichtszeitraum 2005-2009 ...... 23 4. Einzelleistungen: Peter Payer, Berichtszeitraum 1.1.2005 - 30.09.2005 ...... 26 III. Forschungsbereich Geschichte der Philosophie ...... 30 A. Geschichte der Philosophie im Berichtszeitraum bis zum 1.10.2009 ...... 31 B. Professur Geschichte der Philosophie (Udo Thiel) Berichtszeitraum: 1.10.2009- 31.12.2009...... 32 2

1. Schwerpunkte in Forschung und Lehre...... 32 2. Einzelleistungen: Udo Thiel, Berichtszeitraum 1.10.2009- 31.12.2009 ...... 34 3. Einzelleistungen: Wolfgang L. Gombocz, Berichtszeitraum 2005-2009 ...... 35 4. Schlussbibliographie: Philosophiehistorisch relevante Publikationen von Institutsmitgliedern ...... 41 IV. Forschungsbereich Praktische Philosophie ...... 43 A. Professur Praktische Philosophie (Lukas H. Meyer) Berichtszeitraum: 1.3.2009- 31.12.2009 ...... 43 1. Arbeitsbereich Praktische Philosophie ...... 43 2. Einzelleistungen: Lukas H. Meyer, Berichtszeitraum: 1.3.2009-31.12.2009 ...... 47 B. Phänomenologie und Praktische Philosophie (Sonja Rinofner-Kreidl) Berichtszeitraum 2005-2009 ...... 55 1. Phänomenologische Forschung am Grazer Institut für Philosophie (Sonja Rinofner- Kreidl, Elisabeth List, Johann Marek) Berichtszeitraum 2005-2009 ...... 55 2. Praktische Philosophie und Phänomenologie (Sonja Rinofner-Kreidl) Berichtszeitraum 2005-2009 ...... 59 3. Einzelleistungen: Sonja Rinofner-Kreidl, Berichtszeitraum 2005-2009 ...... 62 C. Sozialphilosophie und Praktische Philosophie (Elisabeth List), Berichtszeitraum: 2005-2009 ...... 70 1. Traditionen sozialphilosophischen Denkens am Institut für Philosophie ...... 70 2. Aktuelle sozialphilosophische Forschung ...... 71 D. Kulturphilosophie (Elisabeth List) Berichtszeitraum: 1.1.2005-31.12.2009 ...... 73 1. Arbeitsfelder ...... 73 2. Einzelleistungen: Elisabeth List, Berichtszeitraum 2005-2009 ...... 756 E. Sozialphilosophie, Weltanschauungsanalyse, Ideologie- und Fundamentalismuskritik sowie Jaspers- und Popper-Forschung (Kurt Salamun, Peter Payer) ...... 82 1. Arbeitsfelder ...... 82 2. Einzelleistungen: Kurt Salamun, Berichtszeitraum, 1.1.2005 - 30.09.2005 und seitdem ...... 82 3. Einzelleistungen: Peter Payer, Berichtszeitraum 1.1.2005 - 30.09.2005 ...... 89 V. In Planung für das Institut für Philosophie insgesamt: Zentrum für philosophische und interdisziplinäre Grundlagen-forschung ...... 90 A. Vorbemerkungen ...... 90 B. Gliederung ...... 91 C. Beitragende Institutionen ...... 92 VI. Forschungsbereiche und Projekte des vorgeschlagenen Zentrums ...... 93 A. Forschungsbereich: Praktische Philosophie u.b.B. von Gerechtigkeit und Verantwortung in Raum und Zeit ...... 93 1. Allgemein ...... 93 3

2. Speziell ...... 94 3. Themen ...... 96 4. Intra- und Interdisziplinarität ...... 96 5. Projekte ...... 97 B. Forschungsbereich: Phänomenologie...... 999 1. Allgemein ...... 99 2. Projekte ...... 99 C. Forschungsbereich: Philosophische Ideengeschichte ...... 101 1. Allgemein ...... 101 2. Projekte ...... 102 VII. Anhang ...... 104 A. Bericht der Studierenden ...... 104

I. Einleitung A. Geschichte des Instituts Seit Gründung der Universität Graz (1585/1586) wird innerhalb der Philosophischen Fakultät Philosophie in Forschung und Lehre in Graz betreut, zunächst in der verbreiteten Form der Zweiten Scholastik der Jesuiten, welcher Orden bereits seit 1573 in Graz auch in der Philoso- phielehre tätig ist. Dieser Betrieb kommt durch die Josephinische Universitätsschließung (1773 Aufhebung des Jesuitenordens; 1780-1782 Degradierung der Universität zum Lyzeum) zu einem Zeitpunkt zum Erliegen, zu welchem der Philosoph und Physiker Leopold Biwald hier Rang und Namen hat. Nach der Wiedererrichtung der Universität (ab 1826/1827) lassen sich die Namen von Josef Wilhelm Nahlowsky (Professor 1862-1878) und Alois Riehl (Professor 1870-1882; dann Frei- burg i.Br., Kiel, Halle, Berlin) nennen. Nahlowsky entstammt der Herbartschen Schule, die im Österreich des 19. Jahrhunderts längere Zeit dominiert, während Riehl dem Kantianismus, den er in einer realistisch-positivistischen Version vertritt, beizuzählen ist. Mit Riehls Nach- folger Alexius Meinong (1853-1920), der 1882 aus Wien nach Graz berufen wird, entwickelt sich eine eigenständige Grazer Schule der Gegenstandstheorie und Gestaltpsychologie, die auch international stark in Erscheinung tritt, wozu vor allem die Kontroverse mit Bertrand Russell in Mind beiträgt. Der Rechtsvorgänger des heutigen Instituts für Philosophie an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät wird als Philosophisches Seminar an der Philosophischen Fakultät der Universität Graz zu Beginn des Studienjahres 1897/1898 von Meinong gegründet, der schon 1894 ein Psychologisches Laboratorium einrichtet. In der Grazer Schule treten neben Meinong u.a. hervor: In der Frühphase Alois Höfler und Christian von Ehrenfels, später Stephan Witasek, Vittorio Benussi, Ernst Mally (verstorben 1944), welch letzterer als Lehrstuhlnachfolger von Meinong die Gegenstandstheorie ontologisch und danach sogar lebensphilosophisch modifi- ziert. Weiters seien genannt Rudolf Ameseder, Ernst Schwarz, Auguste Fischer, Wilhelm M. Frankl, Wilhelmine Liel-Benussi und Franz Weber sowie der Psychologe Fritz Heider. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind die ersten Lehrstuhlinhaber Konstantin Rada- ković (als Philosophiehistoriker tätig bis 1965) und Amadeo Silva-Tarouca, der die syste- 4 matische Philosophie in Form eines eigenen Systems, der so genannten Ontophänomenologie, vertritt. Daneben besteht schon seit den frühen Fünfzigerjahren Interesse an der logisch- analytischen Philosophie, was neben der Pflege des Neopositivismus und Wittgensteins auch eine Wiederaufnahme der ähnlich ausgerichteten meinongschen Tradition bedeutet und sich in der Folge in der Lehrstuhlpolitik seit den Sechzigerjahren manifestiert: Für diese Entwick- lung stehen Rudolf Freundlich (seit 1949 in Graz tätig; er wird Ende 1965 aus Hannover nach Graz zurück berufen) und Rudolf Haller (Dr.phil. 1953, Habilitation 1961 in Graz), der 1967 einen neu errichteten Lehrstuhl für philosophische Grundlagenforschung erlangt. Ebenso ist hier zum Teil Ernst Topitsch einzuordnen, der 1969 aus Heidelberg nach Graz gerufen wird und eine eigenständige Weltanschauungsanalyse und Ideologiekritik auf empiristischer Grundlage entwickelt. Haller gelingt es, in Graz ein internationales Zentrum für analytische und empiristische Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Österreichischen Philo- sophie zu schaffen. Hier sind vorrangig Namen von Gastprofessoren wie Roderick Chisholm, der partiell an Meinong anknüpft, Stephan Körner und Keith Lehrer zu nennen, dazu eine ganze Reihe international renommierter Denker, die im Einzelnen hier nicht angeführt werden können. Als Freundlich-Nachfolger kommt Reinhard Kamitz 1984 aus Berlin nach Graz, der hauptsächlich die Logik betreut, während 1991 Malte Hossenfelder auf Ernst Topitsch folgt und Philosophiegeschichte und Ethik vertritt. In den Achtziger- und Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts erlangt der wissenschaftliche Nachwuchs drei außerordentliche Professuren; andere Mitglieder werden habilitiert und in ein dauerndes Dienstverhältnis übergeführt, so dass zum Stichtag 1.1.1996 drei plus drei Professoren und acht habilitierte Assistenten in For- schung und Lehre tätig sind, wobei das jüngste Mitglied, Gerhard Streminger, auf Grund schwerer Erkrankung 1998 aus dem aktiven Dienst ausscheidet. Mit den Emeritierungen von Rudolf Haller (1997) und Malte Hossenfelder (2003), die zunächst ohne Nachfolger bleiben, tritt eine Zäsur ein.

B. Stand heute Hier im Überblick die Forschenden und Lehrenden des Instituts im Evaluierungszeitraum 2005-09. Die Evaluierung berücksichtigt nur die Leistungen der fix Angestellten.

1. Theoretische Philosophie Arsenijevic, Milos, Prof. Dr., Gastprof. im SS 05 (Universität Belgrad) Bregant, Janez, Dr., Gastprof. im SS 06 (Universität Maribor) Fürst, Martina, Mag. Dr., Lehrbeauftr./Wiss. Mitarbeiterin Götschl, Johann, Univ.-Prof.i.R. Kamitz, Reinhard, Em.Univ.-Prof. Kotnik, Rudi, Dr., Gastprof.im SS 05 (Universität Maribor) Lehrer, Keith, Gastprof., Honorarprof. der KFU im WS 2005 (University of Arizona) Marek, Johann C., ao.Univ.-Prof. (von 5.10.2005 bis 30.09.2007 auch Leiter des Alexius- Meinong-Instituts, Univ. Graz) Munz, Volker, Dr. Lehrbeauftr./Projektselbstantragtssteller Payer, Peter, ao.Univ.-Prof. i.R. Pihlar, Tanja, Dr., Lehrbeauftr. im SS 07 Puhl, Klaus, Univ.-Doz., Lehrbeauftr. (seit 2009 an der Universität Wien) Radler Jan, Dr., Lehrbeauftr. (auch im Rahmen der Erasmus Dozentenmobilität) Reicher, Maria Elisabeth, Univ.-Doz., Lehrbeauftr./Projektselbstantragstellerin (seit 02/2009 Univ.-Prof. an der RWTH Aachen) Rutte, Heiner, ao.Univ.-Prof.i.R. Salice, Alessandro, Dr., Lehrbeauftr./Projektselbstantragsteller 5

Schramm, Alfred, ao.Univ.-Prof. (seit WS 09 i.R.) (dienstszugeordn.: Resowi-Fak. sowie bis 30.09.2005 und seit 01.10.2007 Leiter des Alexius-Meinong-Instituts, Univ. Graz) Schurz, Gerhard, Prof. Dr., Gastprof. im WS 09 (Universität Düsseldorf) Wiltsche, Harald, Dr., Lehrbeauftr./Projektmitarbeiter

2. Geschichte der Philosophie Albertini, Francesca, Dr.,Gastprof., über Einladung des Zentrums für Jüd. Studien im SS 06 Antonelli, Mauro, Univ.-Doz., Lehrbeauftr. (Università degli Studi di Milano – Bcocca) Berger, Harald, Mag.Dr., Lehrbeauftr./Projektselbstantragsteller/Wiss. Mitarbeiter Gombocz, Wolfgang, ao.Univ.-Prof. Grabner-Haider, Anton, Univ.-Doz., Lehrbeauftr. Hossenfelder, Malte, Em.Univ.-Prof. Jacobson, Eric, PhD., Gastprof.über Einladg.des Zentrums für Jüd. Studien im SS 08 Luft, Sebastian, Dr., Gastprof. im SS 07 (Marquette University, Milwaukee, Wisconsin) Osmancevic, Samir, Dr., Lehrbeauftr. Pihlar, Tanja, Dr., Lehrbeauftr. im SS 07 (Lise-Meitner-Stipendium, Universität Ljubljana) Sauer, Werner, ao.Univ.-Prof. i.R. (seit SS 06) Stepina, Clemens, Univ.-Doz., Lehrbeauftr. im SS 09 (Universität Wien) Stepina, Clemens, Univ.-Doz., Lehrbeauftr. im SS09 Thiel, Udo, Univ.-Prof. (seit WS 09)

3. Praktische Philosophie Camhy, Daniela, Dr. Lehrbeauftr. Fiala, Erwin, Dr., Lehrbeauftr. Hofmann, Richard, Mag., Univ,-Ass., seit WS 09 Holtman, Sarah, Prof. Dr., Lehrbeauftr. im SS 07 (im Rahmen der Universitätspartnerschaft mit der University of Minnesota) Kager, Reinhard, Dr., Lehrbeauftr. Klampfer, Friderik, Prof. Dr., Gastprof. im SS 07 (Universität Maribor) Lapinski, Dariusz, Dr. Gastprof. im SS 05 (Universität Frankfurt/Oder) List, Elisabeth, ao.Univ.-Prof. Meyer, Lukas H., Univ.-Prof. (seit SS 09) Moser, Susanne, Dr., Lehrbeauftr. im SS 08 Reibenschuh, Gernot, ao.Univ.-Prof. i.R. Rinofner, Sonja, ao.Univ.-Prof. Salamun, Kurt, Univ.-Prof. i.R. Sanklecha, Pranay, MA, Univ.-Ass., seit WS 09 (seit 05/2010 auch Projektmitarb.) Stelzer, Harald, Dr., Lehrbeauftr./Projektselbstantragsteller, seit WS 09 Univ.-Ass. Strasser, Peter, ao.Univ.-Prof. (dienstzugeordn.: Resowi-Fak.) Walters, Gregory, Prof. Dr., Gastprof. im SS 06 (Saint Paul University, Ottawa, Canada) Weinke, Kurt, Univ.-Prof. i.R. Weiss, Martin, Dr., Lehrbeauftr. im SS 08 Zellentin, Alexa, MA, Dr., Univ.-Ass., seit WS 09 (seit 05/2010 auch Projektmitarb.)

4. Fachdidaktiker Camhy, Daniela, Dr. Dr.h.c. Grasenick, Helga, Mag. Hirschmann, Claudia, Mag. Kindig, Robert, Dr. Zeder, Franz, PD Dr. 6

5. Gastforscher Pal Bakonyi, ELTE-Universität Budapest (Ungarn), 01.03.2009-31.03.2009 Drazen Crnomat, University of Banja Luka (Bosnia and Herzegovina), 01.10.2008- 31.10.2008 Katalin Neumer, Ungarische Akademie der Wissenschaften (Budapest, Ungarn), 16.06.2009- 26.06.2009 MSc. Peter Andras Varga, ELTE-Universität Budapest (Ungarn), 01.09.2007-31.12.2007 Aleksa Vucen, University of Banja Luka (Bosnia and Herzegovina), 01.10.2008-31.10.2008 Siehe auch: http://www.uni-graz.at/phth1www/content.phth1www- mitarb/phth1www_gaeste_archiv.htm

6. Raumsituation und Raumbedarf Die Raumsituation am Institut ist sehr problematisch und unzureichend. Erstens benötigt das Institut mehr Arbeitsräume: Drei zu 100% angestellte Univ.-Ass./FWF-Forscher und ein zu 50% angestellter Univ.-Ass. im Arbeitsbereich Praktische Philosophie teilen sich zwei kleine Büros. Mit der für 2012 erwarteten Besetzung der Professur Theoretische Philosophie werden weitere Räume benötigt. Zweitens sind in den Sommermonaten die Arbeitsräume des Instituts, insbesondere im Dach- geschoss unzumutbar warm. Nach Messungen, die im Auftrag des Instituts von Frau Inge Röllig (Institutssekretariat) durchgeführt wurden, lagen die Temperatuten in den Monaten Juni, Juli und August 2009 bereits um 13:00 Uhr regelmäßig bei über 25 Grad Celsius im Schatten und erreichten um 13:00 Uhr häufig bereits weit höhere Temperaturen und nicht selten über 30 Grad Celsius. Im Ergebnis können die Räume im Dachgeschoss während der Sommermonate nicht als Arbeitsräume genutzt werden oder doch nur äußerst eingeschränkt, nämlich in den Morgenstunden. Für viele Wochen können die Büros im Dachgeschoss nicht in der Kernarbeitszeit genutzt werden. Aufgrund des Klimawandels ist auch im Land Steier- mark mit steigenden Temperaturen zu rechnen, gerade im Sommer. Siehe die Studie von Glo- bal 2000 aus dem Jahr 2008 zu den Konsequenzen des Klimawandels für das Land Steiermark (http://www.global2000.at/module/media/data/global2000.at_archive/6367.pdf). Betroffen von diesen unzumutbaren Temperaturen in den Büros während der Sommermonate ist die überwiegende Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen, da die Räume im 5. Stock für die Bibliothek und als Seminarräume genutzt werden. Die folgenden Kolleginnen und Kolle- gen im aktiven Dienst sind betroffen: Elisabeth List, Johann Marek, Nora Kreft, Lukas Meyer, Sonja Rinofner-Kreidl, Inge Röllig, Pranay Sanklecha, Harald Stelzer, Udo Thiel und Christi- ne Wilhelm. Außerdem sind betroffen die Projektmitarbeiter und Lehrbeauftragten: Harald Berger, Erwin Fiala, Volker Munz, Philippe Streit und Harald Wiltsche. Ferner sind betroffen die emeritierten/ pensionierten Kollegen: Malte Hossenfelder, Reinhard Kamitz, Heiner Rutte und Werner Sauer. Schließlich ist betroffen der EU Stipendiat Jann Schlimme. Wegen der Hitze in den Büros im Dach- geschoss sind vom Institut schon häufig 34

Anträge auf eine Klimatisierung gestellt, 32 aber immer abgelehnt worden. Deshalb 30 ist das Institut der Auffassung, dass neue 604, 08:00 28 Räumlichkeiten für das Institut insgesamt 604, 13:00 613, 08:00 zu finden sind. 26 613, 13:00

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25.06.2009 02.07.2009 09.07.2009 16.07.2009 23.07.2009 30.07.2009 06.08.2009 13.08.2009 C. Personalentwicklung seit der Emeritierung von Professor Haller, Zahl der Studierenden und Personalbedarf

1. Verlust von wissenschaftlichem Personal am Institut für Philosophie im Zeitraum von 1997 – 2008 und Entwicklung ab 2009 Das wissenschaftliche Personal des Instituts für Philosophie bestand zum Beginn des Studien- jahres 1996/97 aus  3 „ordentlichen― Professoren (Haller, Hossenfelder, Kamitz),  3 „außerordentlichen― Professoren (Götschl, Salamun, Weinke) (später Professoren) und  8 habilitierten Assistenten (später a.o. Univ.-Professoren). Davon wurden im Zeitraum von 1997 – 2007 durch Emeritierungen bzw. Pensionierungen alle sechs Professuren vakant:  Haller (Emeritierung 1997)  Weinke (Pensionierung 2002)  Hossenfelder (Emeritierung 2003)  Götschl (Pensionierung 2004)  Salamun (Pensionierung 2005)  Kamitz (Emeritierung 2007) Dem Ersuchen des Instituts um möglichst baldige Nachbesetzung dieser Professuren wurde im o.g. Zeitraum nicht entsprochen. Im Rahmen der Assistentenstellen bzw. a.o. Univ-Professuren kam es in diesem Zeitraum zu folgenden Pensionierungen:  a.o. Univ.-Prof. Streminger (1998, aufgrund von schwerer Krankheit, wurde mit Frau Kollegin a.O Univ.-Prof. Rinofner-Kreidl nachbesetzt)  a.o. Univ.-Prof. Reibenschuh (2003, noch nicht nachbesetzt)  a.o. Univ.-Prof. Payer (2005, noch nicht nachbesetzt)  a.o. Univ.-Prof. Sauer (2006, noch nicht nachbesetzt)  a.o. Univ.-Prof. Rutte (2009, noch nicht nachbesetzt) In Pension gehen:  a.o. Univ.-Prof. List (30.9. 2011)  a.o. Univ.-Prof. Gombocz (30.9. 2011)  a.o. Univ.-Prof. Marek (30.9. 2013) Erst im Jahr 2009 kommt es durch die Berufungen von Prof. Meyer für Praktische Philoso- phie und Prof. Thiel für Geschichte der Philosophie (Nachfolge Hossenfelder) zu einer Ver- besserung der Lage. Ausgeschrieben wurden im Bereich der Praktischen Philosophie (Meyer):  Universitätsassistenz mit Doktorat (eine zu 100% oder zwei zu je 50%), zu besetzen ab 01. 09. 2009, Fluktuationsstelle für 4 Jahre  Universitätsassistenz ohne Doktorat (50%), zu besetzen ab 01. 09. 2009, Fluktuations- stelle für 4 Jahre  Universitätsassistenz (50%, Forschungsassistenz), zu besetzen ab 01. 09. 2009, einma- lig für zwei Jahre Ausgeschrieben wird im Bereich der Geschichte der Philosophie (Thiel): 8

 Universitätsassistenz ohne Doktorat (eine zu 100%), zu besetzen ab 11. 01. 2010), Fluktuationsstelle für 4 Jahre Die im Jahr 2005 zugesagte Professur für theoretische Philosophie ist nach wie vor unbesetzt. Die Besetzung ist im Entwicklungsplan für 2012 vorgesehen.

2. Zahl der prüfungsaktiven Studierenden Das Leistungs- und Qualitätsmanagement der KFU übermittelt die folgenden Angaben über die „prüfungsaktiven Studierenden―1 in der Philosophie. a) Prüfungsaktive Studierende, die in Philosophie eingeschrieben sind:2 Bachelor 56 Master 1 Diplom 145 Lehramt 181 (davon 50% auf Psychologie gerechnet). Das ergibt die 200 Fachstudierende und etwa 100 Lehramt.― b) Prüfungsaktive Studierende anderer Fächer, sowie jene der Philosophie:3 Studierende anderer Fächer gesamt = 49% davon ~ 9% von der NAWI davon ~ 11% von der SOWI davon ~ 33% von der GEWI davon ~ 43% von der URBI davon ~ 4% von der REWI Studierende der Philosophie: gesamt = 51% Das Institut für Philosophie betreut demnach etwa 300 prüfungsaktive Studierende, die im Fach Philosophie eingeschrieben sind, und etwa ebenso viele prüfungsaktive Studierende, die nicht im Fach eingeschrieben sind, insgesamt also etwa 600 prüfungsaktive Studierende. c) Zum Vergleich: Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte4 Prüfungsaktive Studierende anderer Fächer sowie jene der Germanistik:

1 Für die internen Berechnungen werden bei allen Fachbereichen die sogenannten "prüfungsaktiven" Studieren- den gezählt. Das sind die, die zumindest 4 Stunden im vorigen Semester kolloquiert haben (unabhängig vom Erfolg) oder einen Studienabschnitt/Studium abgeschlossen haben. 2 Angaben von Herrn Raggautz, Universität Graz, Leiter des Leistungs- und Qualitätsmanagement, email vom 06.05.09 an Lukas H. Meyer und auf dessen Bitte. 3 Angaben von Frau Leeb im Auftrag von Herrn Raggautz, Universität Graz, Leistungs- und Qualitätsmanage- ment (email vom 31. 08. 09 an Lukas H. Meyer und auf dessen Bitte. Anerkennungen und Doktorate wurden in der Auswertung ausgeschlossen und sind nicht mit berücksichtigt. Seit dem WS06 stehen die Daten über die Prüfungsverwaltung des Campusonline Systems in durchgehender Datenqualität zur Verfügung. Die Daten aus den Vorsystemen wurden in der nachfolgenden Auswertung (04WS bis 09SS) mit berücksichtigt. 4 Was den Vergleich mit anderen Fächern der GEWI Fakultät angeht, ist die Erhebung beschränkt auf einige von Lukas H. Meyer vorgeschlagene weitere Fächer. Auf Grund von Ressourcenengpässen war es dem Leistungs- und Qualitätsmanagement zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, die Daten für alle Fächer der GEWI aufzuberei- ten, da diese Daten noch nicht standardmäßig zur Verfügung stehen und ein qualitätsgesicherte Aufbereitung noch sehr zeitaufwändig ist: Als Zeitraum wurden die Daten der letzten 5 Studienjahre (04WS bis 09SS) heran- gezogen. Im SS09 standen noch keine endgültigen Datenbestände zur Verfügung; die zur Verfügung stehenden, vorläufigen Datenbestände wurden in der Auswertung mit berücksichtigt (Stichtag 05.08.09). 9

Studierende anderer Fächer gesamt = 4,6% davon ~ 76% von der GEWI Studierende der Germanistik: gesamt = 95,4% Prüfungsaktive Studierende anderer Fächer sowie jene der Geschichte: Studierende anderer Fächer gesamt = 28,4% davon ~ 76% von der GEWI Studierende der Geschichte: gesamt = 71,6% Prüfungsaktive Studierende anderer Fächer sowie jene der Kunstgeschichte: Studierende anderer Fächer gesamt = 6,7% davon ~ 86% von der GEWI Studierende der Kunstgeschichte: gesamt = 93,3% Die Philosophie betreut also eine ungewöhnlich hohe Zahl von Studierenden, die nicht im Fach eingeschrieben sind.

3. Personalbedarf Wir haben also heute die Situation, dass die sechs Lehrenden am Institut für Philosophie (de- finitiv angestellte habilitierte): Profs. Gombocz, List, Marek, Meyer (seit 01. 03. 09), Rinof- ner-Kreidl und Thiel (seit 01.10.09) etwa 300 prüfungsaktive Studierende betreuen, die im Fach Philosophie eingeschrieben sind, und etwa ebenso viele prüfungsaktive Studierende, die nicht im Fach eingeschrieben sind, insgesamt also etwa 600. Auch wenn das Fach Philosophie durch die nicht in Philosophie eingeschriebenen prüfungs- aktiven Studierenden nicht gleichermaßen belastet ist, hat das Fach aufgrund der ungewöhn- lich hohen Zahl auch dieser Studierenden eine erhebliche Mehrbelastung und erhöhten Perso- nalbedarf. Aus den Zahlen ergibt sich ein Verhältnis von Lehrenden zu prüfungsaktiven Studierenden von 1:100 (6:600). Wenn Profs. List, Gombocz und Marek in Pension gehen, ohne dass diese Dozentenstellen wiederbesetzt werden, ergibt sich ein Verhältnis von 1:200 (3:600). Wenn nur die Stelle Theoretische Philosophie besetzt wird, haben wir nach der Pensionierung der genannten Kollegen/in ein Verhältnis von 1:150 (4:600). Die Philosophie an der KFU ist personell äußerst schlecht ausgestattet. Das Fach gehört zu den am schlechtesten ausgestatteten Fächern innerhalb der GEWI Fakultät der Universität Graz. Dramatisch weiter verschlechtern würde sich die Lage, sollten die Stellen von Prof. List, Gombocz und Marek nicht wiederbesetzt werden. Jedenfalls dann wäre die Philosophie, müssen wir annehmen, das am schlechtesten ausgestattete Fach in der GEWI Fakultät der Universität Graz, gemessen am Verhältnis Lehrende zu Studierende. Das Institut vertritt daher in der Fakultät, gegenüber dem Herrn Dekan und der Leitung der KFU Graz die Auffassung, dass die Professur Theoretische Philosophie, wie im Entwick- lungsplan vorgesehen, bald möglichst, jedenfalls 2010, auszuschreiben und zügig zu besetzen ist, und dass die Stellen von Profs. Gombocz (bis 30.9. 2011), List (bis 30.9. 2011) und Marek (bis 30.9. 2013) wieder besetzt werden sollen. Sofern zur Wiederbesetzung der Stellen keine Definitiv-Anstellungen möglich sein sollten, sollen Vertragsprofessuren eingerichtet werden, die aber dauerhaft wiederbesetzt werden können. 10

II. Forschungsbereich Theoretische Philosophie

Sowohl in der Lehre als auch in der Forschung nimmt die Theoretische Philosophie am Insti- tut eine zentrale Stelle ein. Einerseits werden theoretisch-philosophische Themen innerhalb der theoretischen Grunddisziplinen bearbeitet, andererseits werden diese Themen in Zusam- menhang mit philosophiehistorischen und praktisch philosophischen Fragestellungen unter- sucht, etwa in Verbindung mit im weitesten Sinne phänomenologisch ausgerichteten Philoso- phien (etwa dem deskriptiv psychologischen Ansatz Brentanos, der Phänomenologie Husserls und der Meinong‘schen Gegenstandstheorie). In der Auseinandersetzung mit der sog. öster- reichischen Philosophie als wesentlichen Ursprung der zeitgenössischen analytischen Philo- sophie entstanden Studien, die nicht nur von historischem Interesse, sondern auch in hohem Maße von systematischer, insbesondere theoretischer Relevanz sind. Da Meinong, der hier in Graz lehrte und forschte, vor allem über seine Gegenstandstheorie auf die moderne analyti- sche Ontologie eingewirkt hat und über diese Probleme auch für die im Rahmen der analyti- schen Philosophie betriebene Sprachphilosophie und die Philosophie des Geistes von Interes- se ist, hat an unserem Institut die schon erwähnte Verbindung von analytischer Philosophie und Forschungen zur österreichischen Philosophie zu einem Meinong-Forschungs- schwerpunkt geführt, über den das Institut mit mehreren namhaften Forschern aus dem Aus- land in enge Kooperation getreten ist. Aber auch der Empirismus (etwa „Der Wiener Kreis und die Folgen―) und der Kritische Rationalismus, die schon seit jeher stark die systematische Beschäftigung mit Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie in Graz bestimmt haben, sind wei- terhin in Forschung und Lehre wirksam. Beiträge in der Lehre und insbesondere in der Forschung wurden von nahezu allen Mitglie- dern des Instituts erbracht. Die Theoretische Philosophie ist am Institut vor allem durch die Logik/Philosophie der Logik, Ontologie und Metaphysik, Philosophie des Geistes, Erkennt- nistheorie, Sprachphilosophie sowie Wissenschaftstheorie vertreten und wird im Evaluations- zeitraum von folgenden Mitgliedern des Instituts getragen: Wolfgang Gombocz, Reinhard Kamitz (emer. Okt. 2007), Elisabeth List, Johann Marek, Peter Payer (pens. Okt. 2005), Sonja Rinofner, Heiner Rutte (pens. März 2009), Kurt Salamun (pens. Okt. 2005), Werner Sauer (pens. Dez. 2005). Besonders festzuhalten ist, dass auf dem Gebiet der Theoretischen Philosophie (1.) seit der Emeritierung von Prof. Kamitz mit 01.10.2007 alle Planposten für Universitätsprofessoren vakant sind und (2.) ohne die Mitarbeit von ProjektmitarbeiterInnen und der in Ruhestand getretenen Personen gravierende Defizite in der Forschung und insbesondere in der Lehre und Betreuung von akademischen Abschlussarbeiten bestehen würden.

A. Vom Institut betraute Disziplinen der theoretischen Philosophie

1. Logik, Philosophie der Logik und Begriffsanalyse Forschungen am Institut über Logik bzw. Philosophie der Logik finden sich in Verbindung mit Sprachphilosophie, Ontologie und Wissenschafts- und Erkenntnistheorie, aber auch mit Dis- ziplinen der praktischen Philosophie. Des Weiteren ist Logik und Philosophie der Logik am Institut für Philosophie der Karl-Franzens-Universität Graz eng mit der Lehre verbunden: Dazu gehören Einführungen in die Logik (I und II, Junktoren- und Quantorenlogik) und dar- auf aufbauend Anwendungen der in der Einführung besprochenen Methoden auf die Analyse philosophischer Probleme und Theorien (etwa ontologischer Gottesbeweis, Kants Antinomien der reinen Vernunft und Poppers Theorie der Wahrheitsnähe). Dabei erweist es sich als not- wendig, auch Systeme der erweiterten Logik (vor allem Modallogik und Normenlogik) und der nicht-klassischen Logik (hauptsächlich mehrwertige Logik und parakonsistente Logik, 11 gelegentlich auch intuitionistische Logik und die sog. „fuzzy logic―) zu beschreiben und zur Anwendung zu bringen. Einen regelmäßigen Bestandteil der Lehre in diesem Gebiet bilden auch logisch und philosophisch bedeutsame Resultate der modernen klassischen Logik (ins- besondere Gödels Unvollständigkeitstheoreme, das Unentscheidbarkeitstheorem von Church und Tarskis Analysen des Begriffs der Wahrheit und der logischen Folgerung). Als Grundlage für die Lehre über diese Themen hat Kamitz ein zweibändiges Logik- Lehrbuch verfasst. Über diesen Themenbereich wurden von ihm auch zahlreiche Diplomar- beiten und Dissertationen betreut. (Siehe unten „Einzelleistungen―-Kamitz.)

2. Ontologie und Metaphysik Sowohl in historischer als auch in systematischer Hinsicht werden am hiesigen Institut For- schung und Lehre auf dem Gebiet der Ontologie durchgeführt, wobei es auch in diesem Be- reich zahlreiche nationale und internationale Kontakte und Kooperationen gibt. Auf historischem Gebiet arbeiten u.a. Werner Sauer (Aristoteles, Leibniz, Brentano, Frege u.a.) sowie Wolfgang Gombocz und Harald Berger5 (mittelalterliche Philosophie). Sonja Rin- ofner-Kreidl wiederum befasst sich im Rahmen ihrer phänomenologischen Forschung mit historischen und vor allem systematischen Fragestellungen (siehe Forschungsbereich Phäno- menologie). Ein weiterer historisch-systematischer Schwerpunkt ist die Grazer Schule der Gegenstandstheorie (Meinong, Mally, Weber; siehe unten Arbeitsbereich Österreichische Philosophie). Weitere systematische Forschung auf dem Gebiet der Ontologie wurden u. a. von Reinhard Kamitz, Johann C. Marek, Maria E. Reicher6, Martina Fürst7 und Alessandro Salice8 geleistet.

5 Berger, Harald, 2005a: „Der Codex Wien, ÖNB, Cod. 5461, mit logischen Werken und einer Ars dictandi des 14. Jahrhunderts (Albertus de Saxonia, Henricus Totting de Oyta, Richardus Kilvington, Nicolaus de Dybin, Anonymi)―, Codices Manuscripti 50/51, 17–33. Berger, Harald, 2005b: „Logic―. In: Thomas Glick u. a. (Hgg.): Medieval Science, Technology, and Medicine. An Encyclopedia (= The Routledge Encyclopedias of the Middle Ages 11). New York u. London: Routledge 2005, 311–315. Berger, Harald, 2006: Die „Logica― des Albert von Sachsen. Ungedruckte Dissertation, Geisteswissenschaftliche Fakultät, Karl-Franzens-Universität Graz 2006, 463 S. Berger, Harald, 2008: „Der Substanzbegriff im spätmittelalterlichen Nominalismus―, in: H. Gutschmidt, A. Lang-Balestra, G. Segalerba (Hgg.): Substantia – Sic et Non. Eine Geschichte des Substanzbegriffs von der Anti- ke bis zur Gegenwart in Einzelbeiträgen. Frankfurt u. a.: ontos (= Philosophische Analyse 27), 235–255. 6 Reicher, Maria E., (Hg. mit A. Fruhwirth und P. Wilhelmer), 2005: Markt – Wert – Gefühle. Positionen und Perspektiven einer multidisziplinären Wertdebatte, Passagen Verlag. [Darin ihr Aufsatz „Wertgefühle―, 25-40.] Reicher, Maria E., 2005: Einführung in die philosophische Ästhetik, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesell- schaft. Reicher, Maria E., 2005: Referenz, Quantifikation und ontologische Festlegung, Frankfurt–London: Ontos. Reicher, Maria E. 2006: „Nonexistent Objects‖, The Stanford Encyclopedia of , Edward N. Zal- ta (ed.), URL = . Reicher, Maria E., (Hg.) 2007: Fiktion, Wahrheit, Wirklichkeit. Philosophische Grundlagen der Literaturtheorie (= KunstPhilosophie 8), Paderborn: Mentis. Reicher, Maria E., (Hg.) 2009: States of Affairs, Frankfurt u.a.: Ontos Verlag. 7 Fürst, Martina, 2009a: „Phenomenal Concepts and the Hard Problem‖, in: V. Munz, K. Puhl, J. Wang (Hg.), Language and World. Proceedings of the 32. International Wittgenstein Symposium, 145-147. Fürst, Martina, 2009b: „The Dilemma of Papineau‘s Account of Phenomenal Concepts‖, in: Michael Gabbay (Ed.), Proceedings of the 13th Annual Conference of the British Postgraduate Philosophy Association, 37-47. 12

Schwerpunkte sind dabei u.a. Ontologie und Philosophie des Geistes (ontologische Probleme der Intentionalität und des Bewusstseins, ontologische Probleme in Zusammenhang mit dem Leib-Seele-Problem), die Ontologie der Werte, die Ontologie sozialer Entitäten, die Ontologie der Kunst und kultureller Gegenstände im Allgemeinen, sowie formale Ontologie (Probleme des Existenzbegriffs und des Gegenstandsbegriffs, ontologische Kategorien und die Bezie- hung zwischen Individuen und Universalien). In der Lehre werden sowohl grundlegende Veranstaltungen (VO von Marek bzw. Reicher zu Grundfragen der Ontologie) als auch spezielle Arbeitsgemeinschaften und Seminare über On- tologie und Logik (Kamitz, Marek, Reicher) und über Ontologie und Philosophie des Geistes unter dem Motto „Geist und Gegenstand― (Marek) angeboten. Dabei werden auch Fragen der (Re-)Konstruktion sozialer Entitäten angeschnitten (Marek, dazu auch LVs von Salice). Hinzu kommen noch Lehrveranstaltungen zur Philosophie des Geistes, welche sich insbesondere mit dem Leib-Seele-Problem, Fragen der Intentionalität, dem Problem des Selbst und dem Wil- lensfreiheitsproblem beschäftigen (Fürst, List, Marek, Rinofner-Kreidl, Rutte, Strasser).

3. Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie Auch die Gebiete Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie sind weiterhin Gegenstand systematischer Forschung und Lehre, so bei Götschl9, List, Payer, Rut-

Fürst, Martina, 2009c, „Why Mary‘s Qualia Are not just a Cognitive Mode of Presentation‖, in: M. Fürst, W. Gombocz, C. Hiebaum (Hg.), Gehirne und Personen, Frankfurt: Ontos, 193-202. Fürst, Martina 2008a, „Why the Phenomenal Concept Strategy Cannot Save Physicalism‖, in: A. Hieke, H. Leit- geb (Hg.), Reduction and Elimination in Philosophy and the Sciences, Proceedings of the 31. International Witt- genstein Symposium, 106-108. Fürst, Martina, 2008b, „The Qualia of Conscious Intentionality―, in: H. Bohse, S. Walter (Hg.), Ausgewählte Beiträge zu den Sektionen der GAP.6, Sechster Internationaler Kongress der Gesellschaft für Analytische Phi- losophie, / Selected Papers Contributed to the Sections of GAP.6, Sixth International Congress of the German Society for Analytical Philosophy, (CD-ROM) Paderborn: Mentis, 374-385. Fürst, Martina, 2008c: Qualia als Grundlagen des Bewusstseins. Eine eigenschaftsdualistische Theorie, Disserta- tion an der Universität Graz (Begutachter: J.C. Marek, Nenad Miscevic). Fürst, Martina 2006, Book Review: „There is Something about Mary. Essays on Phenomenal Consciousness and Frank Jackson‘s Knowledge Argument‖ by Peter Ludlow, Yujin Nagasawa, and Daniel Stoljar―, in: Croatian Journal of Philosophy, Vol. VI, 145-149. 8 Salice, Alessandro, 2009: Urteile und Sachverhalte. Ein Vergleich zwischen Alexius Meinong und Adolf Rei- nach: München: Philosophia. Salice, Alessandro, (Hg. gem. mit S. Besoli), 2008: Adolf Reinach. La visione delle idee. Il metodo del realismo fenomenologico. Macerata: Quodlibet. Salice, Alessandro, 2008a: „Stati di Cose―, in: M. Ferraris (Hg.): Storia dell‘ontologia. Milano: Bompiani, 187- 209. Salice, Alessandro, 2008b: Deskriptive und ontologische Aspekte des intentionalen Handelns. In: M. Fürst, W. Gombocz, C. Hiebaum (Hg.): Analysen, Argumente, Ansätze. Beiträge zum VII. Internationalen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie. Band 2. Frankfurt/Lancaster: Ontos Verlag, 213–221. Salice, Alessandro, 2007: „Ontologia degli oggetti culturali‖, Rivista di Estetica (Torino), ns. 36 (3/2007), 181– 198. 9 Götschl, Johann: „Selbstorganisation: Neue Grundlagen zu einem einheitlicheren Realitätsverständnis―, in: Vec/ M., Hütt/M.-Th./Freund, A. M. (Hrsg.), Selbstorganisation. Ein Denksystem für Natur und Gesellschaft, Sammelband der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Wien, Köln, Weimar: Böhlau Ver- lag, 2006. 13 te, Salamun, Schramm10, Wiltsche11 wobei sich die diesbezügliche Arbeit zumeist im Span- nungsfeld von empiristischen, kritisch-rationalistischen und anti-empiristischen Positionen bewegt. Mit der von Thomas S. Kuhn ausgelösten Wende zu Fragen der Wissenschaftsgeschichte hat Elisabeth List in Hinblick auf eine kulturtheoretische Wende der Wissenschaftsbetrachtung, genauer in Hinblick auf einer Kulturgeschichte der Naturwissenschaften, Forschungen ange- stellt. Siehe dazu insbesondere ihr Buch Vom Darstellen zum Herstellen (Weiteres dazu siehe in diesem Bericht unter: IV/D/1b) Eine enge Verbindung zur Erkenntniskritik stellt der am Institut für Philosophie bestehende Forschungszweig „Weltanschauungsanalyse, Ideologietheorie, Ideologie- und Fundamenta- lismuskritik― dar, der auf Ernst Topitsch zurückgeht und vor allem durch Kurt Salamun und Peter Payer betreut wurde. Im Rahmen dieses Forschungszweiges wurden wiederholt interdis- ziplinäre Symposien veranstaltet und die Ergebnisse meist in Buchform herausgegeben. (Sie- he dazu. IV/E/1a)

4. Drittmittelprojekte und gemeinsame Organisation wissenschaftlicher Veranstal- tungen mit Schwerpunkt „Theoretische Philosophie“ a) Drittmittelforschung Drittmittelprojekte zur Theoretischen Philosophie am Institut für Philosophie wurden insbe- sondere von Maria E. Reicher eingebracht, und zwar: 1. „Werke, Texte und Interpretationen― (01.10.2004– 30.09.2006, Projektnr.: P16981, ) 2. „Aktualer Realismus― (2007–09; Projekt-Nr.: P19471 mit berufsbedingten Unterbre- chungen wie Vertretungsprofessur im Sommersemester 2008 in Bern, ), 3. „Bedeutung und Interpretation. Zur Ontologie des literarischen Werkes― (01.10.2008– 30.09.2009; mit berufsbedingten Unterbrechungen wie Fellow am Krupp- Wissenschaftskolleg, Greifswald). b) Gastvorträge Zahlreiche Gastvorträge wurden organisiert in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Phi- losophie (List, Rinofner-Kreidl, Salamun, Stelzer) und der Vereinigung für wissenschaftliche Grundlagenforschung (Gombocz, Marek, Reicher, Rutte, Schramm), in diesem Rahmen seit 2005 auch internationale Kolloquien über Ästhetik: Zur Ontologie und Ästhetik (Organisation Marek)

Götschl, Johann: „Wege zur Integration? Dynamische Zusammenhänge zwischen Disziplinarität und Interdis- ziplinarität―, in: Petzold, H.G/Leitner, A. (Hrsg.): Integrative Therapie. Zeitschrift für vergleichende Psychothe- rapie und Methodenintegration, 2008. 10 Schramm, Alfred: ―Methodological Objectivism and Critical Rationalist 'Induction'‖, in: I. Jarvie, K. Milford, D. Miller (Eds.), New York 2006, 245–263. 11 Wiltsche, Harald A,. 2005: „‚...wie es eigentlich geworden ist.‗ Ein wissenschaftsphilosophischer Blick auf den Methodenstreit um Karl Lamprechts Kulturgeschichte―, in: Archiv für Kulturgeschichte 87, Band 2, 251– 284. Wiltsche, Harald A,. 2008: „Überlegungen zum wissenschaftsphilosophischen ‚Subtext‗ in ‘ ‚All- gemeine Psychopathologie‗―, in: Rinofner-Kreidl, S./Wiltsche, H.A. (Hg.): Karl Jaspers‘ ‚Allgemeine Psychopa- thologie‗ zwischen Wissenschaft, Philosophie und Praxis, Würzburg, 53–74. 14

Internationale Kolloquien am Institut für Philosophie seit 2005: 2005: Was macht die Kunst? / What Does Art Do?, mit Keith Lehrer (Tucson und Graz), Otto Neumaier (Salzburg), Maria Reicher, (Graz); 2006: Richtig oder Falsch – Über Wertungen in der Kunst und Ästhetik―, mit Axel Bühler (Düsseldorf), Andreas Dorschel (Graz), Niko Strobach (Rostock); 2007: Ästhetische Erfahrung und Kunstrezeption, mit Christian Allesch (Salzburg), Armin Berger (Innsbruck), Richard Parncutt und Michaela Marin (Graz). Kontakte bestehen mit Franz Josef Czernin (Schriftsteller, Rettenegg) und Thomas Eder (Germanistik, Wien) Vorträge Reicher: „Literarische Werke, lyrische Rede und Bezugnahme―. Lyrik und Bezugnahme. Mürzer Ge- spräche zur Dichtung, Neuberg/Mürz, 1. Dez. 2006; „Kommentar zu Franz Josef Czernins ‚Katachresen und andere Metaphern‗―. Zur Metapher. Die Metapher in Philosophie, Wissenschaft und Literatur. Alte Schmiede. Literarisches Quar- tier, Wien, 24. Okt. 2007. Vorträge von Marek („Propositionales und Nicht-Propositionales in Erlebnis und Ausdruck―) und Reicher („Propositionale und nicht-propositionale Erfahrung in der Literaturrezeption―) im Rahmen des Symposions „Dichtung und Erkenntnis. Das Propositionale und das Nicht- Propositionale in der Literatur―, 18.–21. Sept. 2008 in Altaussee. Publikation geplant. Zur Philosophie des Geistes (Organisation Fürst und Melchior): Internationaler Workshop Intentionality am Institut für Philosophie 20./21. 11. 2009, Organi- sation Dr. Martina Fürst und Mag. Guido Melchior, mit Johannes Brandl (Salzburg), Martina Fürst, (Graz), Nenad Miscevic (Maribor/Budapest), Keith Lehrer (Tucson und Graz), Johann Marek (Graz), Guido Melchior (Graz), Danilo Suster (Maribor), Dale Jacquette (Bern). Intentionality as a Conceptually Primitive Relation Dieser Workshop ist der erste der 2009 am Institut für Philosophie initiierten Workshopreihe Mind Knowledge! Im Rahmen dieser Reihe wird jährlich ein Workshop zu einem Thema an der Schnittstelle von Erkenntnistheorie und Philosophie des Geistes stattfinden.

B. Arbeitsbereich Österreichische Philosophie Einen Forschungsschwerpunkt des Instituts stellt die Auseinandersetzung mit der Geschichte der österreichischen Philosophie dar, insbesondere jener Strömungen innerhalb der österrei- chischen Philosophie, die die Entwicklung der empiristischen, analytischen und phänomeno- logischen Traditionen hauptsächlich beeinflusst haben. Im Wesentlichen wurden bzw. werden folgende Traditionen der österreichischen Philosophie berücksichtigt: 1. Die Brentano- und Meinong-Schule sowie die phänomenologische Tradition im Anschluss an Husserl und seine Schule, sowie die Wirkungsgeschichte die- ser Richtungen (Antonelli, Binder, Gombocz, Höfer, Kamitz, List, Marek, Rei- cher, Rinofner-Kreidl, Rutte, Salice, Sauer, Schramm, Wiltsche u.a.) 2. Logischer Empirismus (Neopositivismus, Wiener Kreis und seine Vorge- schichte und Folgen) (Friedl, Reicher, Rutte, Sauer, Schramm u.a.) 3. Wittgenstein und sein Einfluss auf die Philosophie der Gegenwart (Marek, Munz, Puhl, Strasser u.a.) 15

4. Popper und der Kritische Rationalismus (Kamitz, Radler, Rutte, Salamun, Schramm, Stelzer u.a.) 5. Philosophie in Österreich: Spätmittelalter und frühneuzeitliche Jesuitenuniver- sitäten (Berger) Die systematische Auseinandersetzung mit Problemstellungen dieser Traditionen betrifft nicht nur den Bereich der theoretischen Philosophie, sondern auch den der praktischen philosophi- schen Disziplinen. Wie man sieht, waren und sind mit dem Forschungsschwerpunkt Österreichische Philosophie nahezu alle Mitglieder des Instituts befasst. (Das betrifft nicht nur den Staff im engeren Sinne, also Gombocz, Kamitz, List, Marek, Rinofner-Kreidl, Salamun, Rutte, Sauer, sondern auch Mitarbeiter und Dozenten wie z.B. Antonelli, Berger, Puhl, Radler, Reicher, Schramm, Stel- zer, Strasser). Zahlreiche Studierende und Forscher aus dem Ausland kommen nach Graz, um über die ös- terreichische Philosophie zu arbeiten. Eine beträchtliche Anzahl von Studierenden und jungen WissenschaftlerInnen aus dem In- wie auch dem Ausland hat an Projekten mitgearbeitet, so dass dieses Unterfangen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses einen großen Anteil an Projekten (FWF, ÖAD etc.) gehabt hat. Von den Projekten im Evaluationszeitraum seien erwähnt: 1. SFB-Moderne Munz (bis 2005) 2. Zur Schlick-Gesamtausgabe (FWF, Mitarbeiter Friedl, Rutte, seit 2005) 3. Zur Brentano-Schule (ÖAD, Roman Gromov, Ernst-Mach-Stipendium, Be- treuer Marek 2005/06) 4. Zu Franz Weber (Dr. Tanja Pihlar (u.a. Lise-MeitnerStipendium), 2003-2006, mit Gombocz 5. Zu Poppers praktischer Philosophie im Licht des Kommunitarismus (FWF, Dr. Harald Stelzer) 6. Zur Universitätsphilosophie des Spätmittelalters (FWF, P20203-G15, Leiter Dr. H. Berger, 2007–2010). Kooperationen a) Kooperationen in Graz 1. Mit der Forschungsstelle und dem Dokumentationszentrum für österreichische Philosophie (FDÖP) (Leitung: Alfred Schramm). Diese Kooperation soll durch eine Vereinbarung zwischen FDÖP und der Universität effektiver gemacht werden, wobei das bereits an der KF-Uni Graz bestehende Alexius-Meinong Institut als vermittelnde Forschungsinstitution in Betracht kommt. Die FDÖP (Schramm) gibt u.a. auch die Meinong-Studien/Meinong-Studies im Ontos- Verlag heraus; dzt 3 Bde. 2. Mit der Universitätsbibliothek der KF-Universität Graz (Abteilung Sonder- sammlungen, u.a. Nachlässe der beiden einflussreichsten Grazer Philosophen, Alexius Meinong und Ernst Mally). 3. Mit dem Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich auf Grund sei- ner auch für die Philosophie relevanten Sammlungen und Datensätze (Ch. Fleck, R. Müller). 16

4. Mit dem am Institut für Soziologie an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaft- lichen Fakultät bestehenden Forschungsschwerpunkt Geschichte der österrei- chischen Human- und Sozialwissenschaften und der Arbeitsgruppe Ideenge- schichte, soziale Institutionen und Gegenwartsdiagnose (IIG) unter Leitung von K. Acham. 5. Mit der Vereinigung für wissenschaftliche Grundlagenforschung an der KF- Universität Graz (Ausrichtung von Symposien, Vorträgen und Workshops; Gombocz, Kamitz, Marek, Reicher, Rutte, Sauer, Schramm). 6. Mit der Gesellschaft für Philosophie an der Universität Graz (Ausrichtung von Vorträgen und Symposien; List, Rinofner-Kreidl, Salamun, Stelzer). 7. Mit der 1997 am Institut im Kontext der Popper-Forschung gegründeten Öster- reichischen Karl R. Popper-Forschungsgemeinschaft. Die Hauptaktivität ist die Herausgabe der weltweit einzigen kontinuierlichen „Schriftenreihe zur Phi- losophie Karl R. Poppers und des Kritischen Rationalismus― (Series in the Phi- losophy of Karl R. Popper and Critical Rationalism). Diese Reihe ist bisher in 18 Bänden erschienen. Die Verfasser oder Herausgeber einzelner Bände sind neben ehemaligen Studierenden und Assistenten von Popper an der LSU (Jo- seph Agassi, Alan Musgrave, Ian Jarvie, Mahasweta Chaudhury, Jeremy Shearmur) auch jüngere Vertreter dieser Denkrichtung (Volker Gadenne, Dari- usz Aleksandrowicz, John Wettersten, Bernward Gesang, Jan Böhm). (Zu die- ser Reihe vgl. die Website: www.karlpopper.info). Der Hauptvertreter des Kri- tischen Rationalismus im deutschen Sprachraum, Hans Albert, ist der perma- nente, externe wissenschaftliche Berater bei der Herausgabe dieser Reihe. b) Kooperationen in Österreich (außer Graz) 1. Mit dem Fachbereich Philosophie an der Kultur- und Gesellschaftswissen- schaftlichen Fakultät der Universität Salzburg (J. Brandl, A. Chrudzimski E. Morscher, R. Rollinger). 2. Mit dem Institut Wiener Kreis, Wien (F. Stadler ist u.a. Projektleiter der Kriti- schen Gesamtausgabe der Werke von Moritz Schlick: Friedl, Rutte). 3. Mit der Österreichischen Gesellschaft, ÖLWG, (Sympo- sien samt Proceedings; Marek, Munz, Puhl, Reicher. Puhl und Munz sind die wissenschaftlichen Leiter des 32. Internationalen L.-Wittgenstein-Symposiums 2009 in Kirchberg, Generalthema: Sprache und Welt. Munz ist auch General- sekretär der ÖLWG). 4. Mit der Karl Popper-Foundation an der Universität Klagenfurt, wo ein Pop- per-Archiv mit der Korrespondenz von Popper besteht, das mit dem Popper- Archiv an der Stanford University vernetzt ist. Mit dem Präsidenten dieser Foundation, dem Nationalökonomen Prof. Reinhard Neck, wird von Zeit zu Zeit ein gemeinsames interuniversitäres Popper-Kolloquium organisiert, so auch im Jahr 2008. (Publikation darüber ist im Druck) (Salamun, Stelzer). 5. Mit der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie (Ausrichtung von Sym- posien und Workshops; Gombocz, Marek, Fürst; Juni 2007: Gesamtösterreichi- scher Philosophiekongress in Graz). Publikation von 2 Kongressbänden 2008/9 (Hg.: Fürst, Gombocz, Hiebaum). c) Internationale Kooperationen (Auswahl) 1. Deutschland 17

• Hans Jürgen Wendel (Rostock); Schlick-Editionsprojekt mit Friedrich Stadler (Wien); Kooperation in Graz mit Mag. Friedl und Rutte (siehe oben). • Mit der Universität Frankfurt an der Oder:  Jan Radler, 2005–07 Dissertationsprojekt über Victor Kraft, Betreuer Rutte; Herr Radler ist nun schon seit drei Jahren als Lektor an unserem Institut tätig (Erasmus-Austausch).  Dariusz Aleksandrowicz (Weltanschauungsanalyse, Popper; mit Sala- mun).  Dariusz Lapinski (Kelsen- und Topitsch-Forschung). • Mit Wilhelm Baumgartner, Franz-Brentano-Forschungsstelle, Institut für Philosophie an der Universität Würzburg, Brentano-Edition mit der For- schungsstelle (FDÖP); (Grazer Kontaktpersonen: Marek, Schramm). • Mit W. Künne, Hamburg (Bolzano, Philosophie der Logik); Kontakt mit Reicher; • Mit Hans Albert, Mannheim (seit 2007 Ehrendoktor an der Karl-Franzens- Universität Graz; Kritischer Rationalismus – Popper). Eine Vernetzung mit dem Forschungszweig „Karl R. Popper und der Kritische Rationalis- mus― besteht insofern, als ein Schwerpunkt auf die Erforschung der Rele- vanz der Philosophie Poppers für die Ideologie- und Fundamentalismuskri- tik gelegt wird. Neuerdings stehen auch die Relationen zwischen Poppers Ethik und Sozialphilosophie und zwischen der Denkströmung des Komm- unitarismus im Mittelpunkt des Forschungsinteresses, sowie auch die Re- konstruktion der zentralen ethischen Grundgedanken von Popper und im Kritischen Rationalismus (dazu läuft beim FWF ein international evaluier- tes Forschungsprojekt). An den Diskussionen und Publikationen dieses Forschungszweiges beteiligten sich unter anderem: Hans Albert (Mann- heim), der einmal auch Gastprofessor am Institut war, Hans Lenk (Karls- ruhe), Herbert Keuth (Heidelberg), Michael Schmid (München), Dariusz Aleksandrowicz (Frankfurt/O.). 2. Italien • Dissertationsprojekt von Alessandro Salice zur Sachverhaltstheorie (2003– 2005 Bertha von Suttner-Stipendiat) zur Sachverhaltstheorie bei Meinong und Reinach, abgeschlossen im Dezember 2005. • Mit Mauro Antonelli, Universität Mailand (seit 2008 Herausgeber der Stu- dien zur Österreichischen Philosophie, Rodopi; Benussi-Nachlass; Marty- Edition von dessen Vorlesungen zur Deskriptiven Psychologie gemeinsam mit Marek). • Mit Liliana Albertazzi, Universität Trient, zu Brentano, Meinong und Be- nussi (mit Marek). • Mit Maurizio Ferraris, Universität Turin, Centre for Theoretical and Ap- plied Ontology (Salice). 3. Slowenien • Mit der Lise-Meitner Stipendiatin Dr. Tanja Pihlar (2003-2005), mit Gom- bocz. 18

• Akademie der Wissenschaften und Künste in Ljubljana, Slowenien (Kor- respondierendes Mitglied Gombocz). • Kongress 19.–21. Sept. 2005 an der Slovenian Academy of Sciences and Arts, Ljubljana. Mit Vorträgen von: Gombocz: Eröffnungsvortrag; Marek: „Russells Kritik an Meinongs Begriff des psychologischen Inhalts―; Sali- ce: „Das Prinzip der Unabhängigkeit in Meinongs Gegenstandstheorie―. 4. USA • Mit Edward Zalta, Stanford University, bezüglich seines The Metaphysics Research Lab am Center for the Study of Language and Information, und des von ihm herausgegebenen Online-Nachschlagewerks Stanford Encyclo- pedia of Philosophy (insbesondere zu Meinong und seiner Schule; Beiträge von Marek über Meinong und Reicher über Nonexistent Objects). • Mit der University of Minnesota at Minneapolis, Department of Philosophy (William Hanson, Jasper Hopkins, Sarah Holtman), des Weiteren mit dem Center for Austrian Studies (Director G. Cohen) – insbes. mit Marek, Rei- cher, Schramm, Stelzer –, sowie mit dem Minnesota Center for Philosophy of Science (Materialien zu Feigl, Carnap, Feyerabend u.a., Kontaktperson: Schramm). • Mit der University of Notre Dame: M. David und L. Stubenberg (diese bei- den geben mit J. Brandl (Salzburg) und M. Reicher die Zeitschrift Grazer Philosophische Studien heraus. Das Büro der geschäftsführenden Editorin, Frau Martina Fürst, ist in unserem Institut untergebracht). • Mit der University of Arizona at Tucson (Terence Horgan und Keith Lehrer; Lehrer ist Honorarprofessor und Ehrendoktor unserer Universität). • Mit Barry Smith, University at Buffalo State University of New York, (On- tologie österreichische Philosophie; Kontakte mit Reicher, Marek). • mit Dale Jacquette, The Pennsylvania State University, nun Bern (Meinong, Ontologie, Intentionalität; Kontakte mit Fürst, Marek, Reicher). 5. Großbritannien • Peter Simons Leeds (bis 2009 University of Leeds, seit 2009 Chair of Moral Philosophy at Trinity College Dublin): Logik, Metaphysik, österreichische Philosophie (Kontakte insbes. mit Marek, Reicher Schramm). • BrianMcGuinness, University of Oxford (Queens College) und Università degli Studi di Siena. Er ist auch Honorarprofessor an unserem Institut (Wittgenstein und österreichische Philosophie; Kontakte mit Marek, Munz, Schramm). 6. Russland • Doz. Roman Gromov (Rostow am Don): Ernst Mach Stipendium für Gradu- ierte, Betreuer Marek: „Die Kontroverse über den Psychologismus in der Brentano-Schule. Zur Begründung der wissenschaftlichen Philosophie― (2005). 7. Kanada • Mit dem The Bertrand Russell Research Centre, McMaster University, Ha- milton, Ontario, Canada, Leiter: Prof. Nicholas Griffin. (Marek) 19

8. Schweiz • Universität Genf, K. Mulligan (österreichische Werttheorien; Kontakte mit Reicher). 9. Japan • Mit Yasunari Ueda (Bühler-Nachlass); Kontaktpersonen: Schramm und Dr. Daniela Camhy. 10. Ungarn • Mit Katalin Neumer, Budapest (Wittgenstein und österreichische Philoso- phie). 11. Serbien • Mit Prof. Milos Arsenijevic und Vojislav Bozickovic (Sauer, Reicher, Gombocz).

C. Einzelleistungen der Professoren in der Theoretischen Philosophie Anmerkung Weitere Informationen über Veröffentlichungen etc., die von den anderen zu evaluierenden Mitarbeitern über Theoretische Philosophie inklusive Österreichische Philosophie geleistet wurden, liefern die jeweiligen „Einzelleistungen― innerhalb der beiden anderen Forschungs- bereiche.

1. Einzelleistungen: Reinhard Kamitz, Berichtszeitraum 2005-2009 (im Ruhestand seit 1.10.2007) a) Veröffentlichungen Logik. Faszination der Klarheit. Eine Einführung für Philosophinnen und Philosophen mit zahlreichen Anwendungsbeispielen, 2 Bde., Wien, Münster, Berlin: LIT–Verlag, 2007. b) Lehre WS 2004/05  Elementare Logik (I) 2 VK  Der Nutzen formaler Methoden in der philosophischen Analyse 2 VK  Fundamentale Ergebnisse in der Modelltheorie der Klassischen Logik: Endlichkeit, Kompaktheit, Vollständigkeit, Lindenbaums Lemma 2 VO  Übung zur Elementaren Logik I 1 UE SS 05  Der Satz von Alonzo Church über die Unentscheidbarkeit der Quantorenlogik 2 VO  Elementare Logik (II) 2 VK  Logische Formen. Ein Seminar über das gleichnamige Buch von M. Sainsbury 2 SE  Übung zur Elementaren Logik (II) 1 UE WS 05/06  Elementare Logik (I) 2 VK  Der Nutzen formaler Methoden in der philosophischen Analyse 2 VK  Kurt Gödel, Logikgenie des 20. Jhdts.: das 1. Gödelsche Unvollständigkeitstheorem 2 VK  Übung zur Elementaren Logik I 1 UE 20

SS 06  Grundprobleme und Anwendungen der Modallogik 2 VU  Elementare Logik (II) 2 VK  Eigennamen 2 SE  Übung zur Elementaren Logik (II) 1 UE WS 06/07  Vage Begriffe als ein Problem der Logik: der Sorites 2 VK  Elementare Logik (I) 2 VK  Der Nutzen formaler Methoden in der philosophischen Analyse 2 VK  Übung zur Elementaren Logik I 1 UE SS 07  Wenn P, dann Q: Logische Probleme in der Analyse von Konditionalsätzen 2 VK  Grundprobleme der Normenlogik und Chisholms Paradoxon 2 VK  Elementare Logik (II) 2 VK  Übung zur Elementaren Logik (II) 1 UE WS 07/08  Grundprobleme der Argumentationstheorie 2 VK  Philosophische Wurzeln der Logik 2 VK  Elementare Logik (I) 2 VK  Übung zur Elementaren Logik I 1 UE SS 08  Der ontologische Gottesbeweis aus der Sicht der modernen Logik 2 VK  Traditionelle und moderne Definitionslehre 2 VK  Elementare Logik (II) 2 VK  Übung zur Elementaren Logik (II) 1 UE WS 08/09  Widerspruchsfreiheit, Vollständigkeit und Axiomatisierbarkeit elementarer Theorien 2 VO  Elementare Logik I 2 VO  Der Nutzen formaler Methoden in der philosophischen Analyse 2 VO  Übung zur Elementaren Logik I 1 UE SS 09  Tarskis semantische Wahrheitskonzeption 2 VO  Russells Theorie der singulären Kennzeichnungen 2 VO  Elementare Logik II 2 VO  Übung zur Elementaren Logik II 1 UE WS 09  Der Lügner. Logische und sprachphilosophische Theorien zu einer berühmten Parado- xie 2 VU  Einführung in die Argumentationstheorie (mit zahlr. Beispielen aus der Philosophie und dem Alltag) 2 VU  Elementare Logik I 2 VO  Übung zur Elementaren Logik I 1 UE c) Gutachten Diplomarbeiten: 1. Swoboda, Paul, 10.01.2005 2. Friedrich, Georg, 07.06.2005 21

3. Platzer, Johann, 27.06.2005 4. Veit, Marcus, 19.09.2005 5. Rissner, Ferdinand, 08.05.2006 6. Bulic, Stela, 22.05.2006 7. Hauser, Andreas D.I., 07.02.2007 8. Brunnsteiner, Bernhard, 24.04.2007 9. Loinig, Markus, 13.11.2007 10. Ganser, Michael, 28.04.2008 11. Jury, Elisabeth Katharina, 28.04.2008 12. Plötz, Matthias, 13.06.2008 13. Pobaschnig, Gerd, 15.09.2008 14. Krickler, Bernhard, 20.10.2008 15. Jordan, Bernhard, 14.11.2009 16. Matzer, Michael, 25.11.2009 17. Steiner, Matthias Christian, 1.12.2009 Dissertationen: 1. Brunnsteiner, Bernhard: Logisch-philosophische Analyse von Paradoxien mit Selbst- bezug, 30.09.2008 2. Hauser, Andreas: Epistemische Logik in der KI-Forschung, 24.03.2009 d) Vorträge und Referate 1. Vortrag an der Uni Salzburg (18.4.2007) zum Thema "Was ist zirkuläres Schließen? Argumentationstheoretische Probleme mit der petitio principii." 2. Vortrag an der Uni Salzburg (19.4.2007) zum Thema "Probleme des logischen Forma- lisierens. Castanedas Prinzip der hierarchischen Struktur der logischen Form" e) Philosophie und Öffentlichkeit Von der UNI for LIFE -SeminarveranstaltungsGmbH der Karl-Franzens-Universität Graz wurde im Studienjahr 2009/10 der Lehrgang "Universitätskurs Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen" abgehalten. Im Rahmen dieses Kurses wurde von Kamitz (zusammen mit Herrn Mag. Weikmann und Herrn Matzer) am Philosophischen Institut in Graz am 11. und 12. Dezember 2009 ein Modul über "Argumentationstheorie" durchgeführt. Im März oder April 2010 folgt im Rahmen desselben Kurses ein (ebenfalls knapp zweitägiges) Modul über "Logik" (ebenfalls zusammen mit Weikmann und Matzer).

2. Einzelleistungen: Heiner Rutte, Berichtszeitraum: 1.1.2005-31.12.2009 (seit 1.3.2009 im Ruhestand) a) Veröffentlichungen 1. „Zur Begriffsanalyse des Unbewusst-Psychischen―, in: Reicher/Marek 2005, 209–219. 2. „Über „ernst― und „unernst― gemeinte Sprechakte―, in: J. Hödl, K. Posch, P. Wilhelmer, Sprache und Gesellschaft. Gedenkschrift für Hans Georg Zilian, Verlag Österreich, Wien 2007, 25–41. 3. Moritz Schlick, Die Wiener Zeit. Aufsätze, Beiträge, Rezensionen 1926-1936, Herausge- geben, eingeleitet und kommentiert von J. Friedl und H. Rutte (= Bd. I/6 der Moritz Schlick Gesamtausgabe), Wien und New York 2008, Springer, 913 S. 22

4. Moritz Schlick, Erkenntnistheoretische Schriften 1926-1936, in: Moritz Schlick, Kritische Gesamtausgabe, Abt. II: Nachgelassene Schriften, Bd. 3.2. Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Johannes Friedl und Heiner Rutte. Springer Verlag, Wien und New York. Erscheint 2010. b) Drittmittelforschung Heiner Rutte hat im Berichtszeitraum an folgendem Drittmittelprojekt als unbezahlter Mitar- beiter mitgewirkt: Kritische Gesamtausgabe Moritz Schlick, Leiter Friedrich Stadler, weiterer Mitarbeiter J. Friedl, Projekt des FWF, D 3857, bewilligt am 29.01.2007. c) Lehre WS 2004/05:  Probleme der Erkenntnistheorie, VK  John Locke, Versuch über den menschlichen Verstand, PS (mit H. Berger) SS 2005:  Zur Kritik von Religion und Moral, VO  George Berkeley, Drei Dialoge zwischen Hylas und Philonous, PS (mit H. Berger) WS 2005/06:  Probleme der Erkenntnistheorie, VK  David Humes Erkenntnistheorie, PS (mit H. Berger) SS 2006:  Subjekt, Bewußtsein, Erfahrung, VK  Leibniz, Monadologie, PS (mit H. Berger) WS 2006/07:  Probleme der Erkenntnistheorie, VK  Humes Erkenntnistheorie und die Folgen, PS (mit H. Berger) SS 2007:  Subjekt, Erfahrung, Erkenntnis, VK  Hume, Dialoge über natürliche Religion, PS (mit H. Berger) WS 2007/08:  Zur Kritik von Religion und Moral, VO  Probleme der Erkenntnistheorie, VK  Descartes, Meditationen, PS (mit H. Berger) SS 2008:  Subjekt, Erfahrung, Erkenntnis, VK  Berkeley, Eine Abhandlung über die Prinzipien der Erkenntnis, PS (mit H. Berger) WS 2008/09:  Probleme der Erkenntnistheorie, VO  Hume, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand, PS (mit H. Berger) SS 2009:  Hume, Dialoge über natürliche Religion, AG WS 2009/10:  Probleme der Erkenntnistheorie, VO d) Gutachten 23.1.2006, Gutachten zur Doktordissertation von Jan Radler: Konstruktion und Logischer Empirismus. Eine historische und philosophische Studie zur Wissenschafts- und Erkenntnis- theorie Victor Krafts. 23

3. Einzelleistungen: Johann Christian Marek, Berichtszeitraum 2005-2009 Schwerpunkte und Inhalte in Forschung und Lehre: • Philosophische Psychologie, Sprachphilosophie und Erkenntnistheorie • Ontologie und Metaphysik • Metaphilosophie • Philosophie des 19. und 20. Jh., insbesondere österreichische Philosophie (Brentano, Marty, Meinong, Wittgenstein) und Gegenwartsphilosophie (analytische Philosophie) Philosophieren wird im Anschluss an Roderick M. Chisholm vor allem als das Stellen sog. sokratischer Fragen gedeutet. Die Philosophie reflektiert dabei die Voraussetzungen unserer Begriffs- und Theoriensysteme des Alltags wie auch der Wissenschaften und sie ist bestrebt, die Grundlagen für eine allumfassende und ganzheitliche Welt- und Lebensanschauung zu untersuchen. Eine zentrale Rolle nimmt hier die Analyse unserer Geistestätigkeit selbst ein, wobei den psychischen Phänomenen ein Primat der Erklärung gegenüber sprachlichen und sozialen Tatsachen zugesprochen wird. Verbunden ist damit auch die Verteidigung des Men- talismus in der philosophischen Psychologie und Handlungstheorie. Gemäß dieser Auffassung sind psychische Eigenschaften bzw. Vorkommnisse nicht auf physische zurückführbar. Der Mentalismus ist verträglich mit dem sog. Substanzdualismus eines Descartes, aber auch mit gewissen nicht-reduktiven materialistischen Positionen. Im Aufbau einer Kategorienlehre wird von den existierenden Dingen ausgegangen. Kategorien werden als die höchsten Gattun- gen, wie etwas existiert, aufgefasst, wobei die Ansicht, Existenz sei eine höchst allgemeine, wenn auch nicht konstitutorische Eigenschaft, verteidigt wird. Auf dem Gebiet der Wertlehre wird ein modifizierter Emotivismus/Präskriptivismus vertreten: Werte werden letztlich durch gemeinschaftliche (kollektive) Emotionen, Präskriptionen und Überzeugungen geschaffen, stellen somit eine soziale Tatsache dar, wobei individuelle, persönliche Werte (also Werte, die durch individuelle emotive und präskriptive Haltungen und Überzeugungen konstituiert wer- den) einen Grenzfall darstellen. Werturteile sind nicht deskriptiver Natur, vielmehr drücken sie primär die emotiv-präskriptive kollektive Haltung aus und sind streng von empirischen sowie begriffsanalytischen Urteilen über Werte zu unterscheiden. a) Veröffentlichungen 1. 2005a: „Zur Ontologie von Werten. Wertsubjektivismus versus Wertobjektivismus―, in: Markt – Wert – Gefühle. Positionen und Perspektiven einer multidisziplinären Wertdebatte, hg. von A. Fruhwirth, M. E. Reicher, P. Wilhelmer, Wien: Passagen Ver- lag, 57–75. 2. 2005b: Hg. gem mit Reicher, Maria E.: Experience and Analysis. Proceedings of the 27th International Wittgenstein Symposium. /Erfahrung und Analyse. Akten des 27. In- ternationalen Wittgenstein Symposiums. 8. – 14. August 2004, Kirchberg am Wechsel, Wien: öbv&hpt. 3. 2008a ―Alexius Meinong‖, The Stanford Encyclopedia of Philosophy, Edward N. Zalta (ed.), URL = http://plato.stanford.edu/entries/meinong/ 4. 2008b: ―Meinongs Außersein als Seinsunbestimmtheit?‖, in: M. Fürst, W. Gombocz, C. Hiebaum (Hg.), Analysen, Argumente, Ansätze. Beiträge zum 8. Internationalen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie in Graz, Band 2, Frank- furt/Paris/Lancaster/New Brunswick: Ontos Verlag, 2008, 45–53. 5. 2009a: ―Psychological Content and Indeterminacy with Respect to Being: Two Notes on the Russell-Meinong Debate‖, in: Nicholas Griffin und Dale Jacquette (Hgs.), Rus- 24

sell vs. Meinong. The Legacy of ―On Denoting‖, New York und London: Routledge, 144–168. 6. 2009b: „Alexius Meinong―, in: Philosophenlexikon, hg. von Stefan Jordan und Burk- hard Mojsisch, Stuttgart, Reclam, 2009, 358–360. b) Drittmittel Ernst-Mach-Stipendium von Dr. Roman Gromov, Rostow am Don, Russland: „Die Kontroverse über den Psychologismus in der Brentano Schule. Zur Begründung der wissenschaftlichen Philosophie― 01.10.2005–31.03.2006. c) Lehre WS 2004/05:  Grundlagen der Philosophie des Geistes, 2st., VK  Alexius Meinong – 100 Jahre Gegenstandstheorie, 2st., SE  Analytische und phänomenologische Philosophie, 2st., PV SS 2005:  Erkenntnistheorie, 2st., VK  Erkennen und Werten. Proseminar zu Erkenntnistheorie, 2st., PS WS 2005/06:  Grundlagen der Philosophie des Geistes, 2st., VK  Grundfragen der Ontologie, 2st., VK  Analytische und phänomenologische Philosophie. Wittgenstein, 2st., PV SS 2006:  Erkennen und Werten: Proseminar zur Erkenntnis- und Werttheorie, 2st., PS  Geist und Gegenstand - Untersuchungen zur Ontologie und Philosophie des Geistes, 2st., SE  Analytische und phänomenologische Philosophie, 2st., PV WS 2006/07:  Metaphilosophie – Über Philosophie philosophieren, 2st., VK  Grundfragen der Ontologie, 2st., VK  Analytische und phänomenologische Philosophie, 2st., PV SS 2007:  Grundlagen der Philosophie des Geistes, 2st., VK  Erkennen und Werten: Proseminar zur Erkenntnis- und Werttheorie, 2st., PS  Analytische und phänomenologische Philosophie, 2st., PV WS 2007/08:  Grundlagen der Philosophie des Geistes und der Sprache (Intentionalität und Bedeu- tung), 2st., VK  Untersuchungen zur deskriptiven Psychologie und Metaphysik, 2st., SE  Ausgewählte Themen zur Philosophie, 2st., PV SS 2008:  Grundfragen der Ontologie, 2st., VK  Erkennen und Werten: Proseminar zur Erkenntnis- und Werttheorie, 2st., PS  Analytische und phänomenologische Philosophie, 2st., PV

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WS 2008/09:  Grundlagen der Philosophie des Geistes, 2st., VO  Metaphilosophie - Über Philosophie philosophieren, 2st., VU  Ausgewählte Themen zur Philosophie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE SS 2009:  Grundfragen der Ontologie, 2st., VO  Untersuchungen zur Ontologie und Logik, 2st., SE  Analytische und phänomenologische Philosophie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE WS 2009/10:  Grundlagen der Philosophie des Geistes, 2st., VO  Geist und Gegenstand – Untersuchungen zur Ontologie und Philosophie des Geistes, 2st., SE  Ausgewählte Themen zur Philosophie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE  Philosophisches Kolloquium, 2st., DQ (SE, zs. mit W. Gombocz, E. List, L. H. Meyer, S. Rinofner, U. Thiel) d) Gutachten 1. Kaidisch, Gerhard: Diplomarbeit: Emergenzbegriffe in der Philosophie des Geistes, 02.02.2005. 2. Gole, Markus: Diplomarbeit: Das Argument des unvollständigen Wissens: Physika- lismus versus Dualismus, 28.02.2008. 3. Maier, Harald: Diplomarbeit: Person, Selbst, personale Identität. Untersuchungen zur transtemporalen Identität, 31.03.2009. 4. Fürst, Martina: Dissertation: Qualia als Grundlagen des Bewusstseins. Eine eigen- schaftsdualistische Theorie, 30.07.2008. e) Vorträge und Referate 1. Schlussvortrag in Hamilton, Ontario, Canada am 18.05.2005: ―Notes on the Russell- Meinong Debate‖ im Rahmen der Konferenz ―Russell versus Meinong: 100 Years Af- ter ‗On Denoting‘‖, 14.–18. Mai 2005, The Bertrand Russell Research Centre, McMaster University, Hamilton, Ontario, Canada. 2. Vortrag in Ljubljana am 19.09.2005: Vortrag ―Russells Kritik an Meinongs Begriff des psychologischen Inhalts‖ im Rahmen des Europäischen Kontexts der sloweni- schen Philosophie – Franz Weber (1890–1975), 19. – 21. September 2005 an der Slovenian Academy of Sciences and Arts, Novi trg 5 (Prešern's hall). 3. Organisation und Eröffnungsstatement für das internationale Kolloquium Was macht die Kunst? / What Does Art Do?, 21.10.2005, Institut für Philosophie, Universität Graz. 4. Organisation und Eröffnungsstatement: Internationales Kolloquium Richtig oder Falsch — Über Wertungen in der Kunst und Ästhetik, 17.11.2006, Institut für Philoso- phie, Universität Graz. 26

5. Vortrag in Graz am 08.06.2007: ―Meinongs Außersein als Seinsunbestimmtheit?‖ im Rahmen des 8. Kongresses der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie ―Gehirne und Personen. Mit einem Schwerpunkt zur Österreichischen Philosophie‖, 7. bis 9. Ju- ni 2007 in Graz. 6. Organisation und Eröffnungsstatement: Kolloquium Ästhetische Erfahrung und Kunstrezeption, 9.11.2007, Institut für Philosophie, Universität Graz. 7. Vortrag in Altaussee am 20.09.2008: „Propositionales und Nicht-Propositionales in Erlebnis und Ausdruck―, im Rahmen des Symposions Dichtung und Erkenntnis. Das Propositionale und das Nicht-Propositionale in der Literatur, 18.–21. Sept. 2008 in Altaussee. 8. Vortrag in Kirchberg am Wechsel am 11.09.2009: ―Showing and Self-Presentation of Experiences — A Philosophical Case‖ im Rahmen von: Sprache und Welt / Language and World (32. Internationales Wittgenstein-Symposium): 9.–15. August 2009. 9. Vortrag in Graz am 21.11.2009: „Expressives und Deskriptives bei Erlebnissen. An- merkungen zum Moore'schen Paradoxon― im Rahmen des internationalen Workshops Intentionality, Institut für Philosophie, Universität Graz, 20./21. 11. 2009. f) Leitende Tätigkeit mit Relevanz für Lehre und Forschung 1. Leiter des Alexius-Meinong-Instituts der Universität Graz. 2. Vorsitzender der Curriculakommission Philosophie seit 19.12.2005. In dieser Tätigkeit Konzeption und hauptverantwortliche Erstellung der Curricula für das Bachelorstudium Philosophie (fertig gestellt 2008) und für das Masterstudium Philosophie (fertig gestellt 2008), sowie mitverantwortliche Erstellung an dem von Lukas H. Meyer konzipierten Curriculum für das Masterstudium Political, Economic and Legal Philosophy (2009, Fertigstellung 2010). 3. Präsident der Vereinigung für wissenschaftliche Grundlagenforschung (Graz). In diesem Rahmen Organisation von 3 Tagungen und (Mit-)Organisation von 15 Vor- trägen.

4. Einzelleistungen: Peter Payer, Berichtszeitraum 1.1.2005 - 30.09.2005 Statement Payer über Theoretische Philosophie Vor allem in der Lehre und damit auch in der Erschließung der Wissenschaften wurden neben der funktionalen Tätigkeit als Vorsitzender der Curriculakommission für das Unterrichtsfach PP (LA) und das Diplomstudium Philosophie sowie in der vielfältigen Tätigkeit im Studien- berechtigungswesen (Hochschulzugang ohne Matura) folgende Leistungen erbracht: Logik In der Lehramtssausbildung im Unterrichtsfach Philosophie, Psychologie wird bei der Ausbil- dung der AHS-Lehrer das Ziel verfolgt, ein Denkgerüst aufzubauen, dass es dem angehenden Lehrer ermöglicht, in seiner Unterrichtstätigkeit auf den Aufbau eines rational fundierten Problemlösungsverhalten beim Schüler hinzuwirken. Auf der Basis der Elementaren Logik (Aussagenlogik und Prädikatenlogik mit Einschluss der klassischen Syllogistik) wird dazu ein formal unterstütztes Denkgerüst aufgebaut, dass es er- möglicht, die Regelbindung geistiger Operationen herauszuheben, zu unterstützen und zu re- konstruieren und diese bei Notwendigkeit auch erweitern zu können. Die Anbindung an phi- losophische Disziplinen (Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Sprachphilosophie, Ideolo- 27 giekritik, u.a.) aber auch an tragende Unterrichtsfächer wie z.B. Mathematik, Naturwissen- schaften und Sprachfächer wird dabei offen gehalten. Insbesonders wurden und werden im Rahmen der philosophisch-strukturwissenschaftlichen Ausbildung am Institut auch Dissertationen durchgeführt, deren Thema die Bedeutung der Philosophie der Strukturwissenschaften bzw. überhaupt philosophischer Horizonte für die Didaktik der Mathematik und anderer Strukturwissenschaften abschätzen. Dazu werden auch sprachphilosophische und argumentationsbezogene Felder eingebunden. Sprachphilosophie Metatheoretische Betrachtungen sprachtheoretischer Bemühungen auf der Basis von Metho- dologie, Begriffsanalyse und integrativer interdisziplinärer Syntheseleistung. Dazu ergänzend erfolgt auch die kritische Würdigung der Bedeutung philosophischer Be- trachtungen für heuristische, vorparadigmatische und noch nicht einzelwissenschaftlich- me- thodisierte Erschießungsleistung sprachlicher Phänomene und Probleme. Im engeren Bereich der Philosophie wird die philosophische Klärungstätigkeit (auch im Rah- men der linguistischen Wende) in deren ideal- und normalsprachlichen Ausformungen, sowie deren Einbettung in eine wissenschaftlich abgestützte sprachtheoretische Begrifflichkeit the- matisiert. Planung: Publikation: Der strukturwissenschaftliche Gehalt der Sprache. Beiträge zu einer universalen Grammatik. Wissenschaftstheorie Methodologische Reflexionen und Analysen von theoretischen Erschließungsleistungen (vor allem des Sozialen) auch im Sinne einer erweiterten Logik der Sozialwissenschaften. Gleich- namiger Sammelband: E. Topitsch/P. Payer (Hrsg): Logik der Sozialwissenschaft (14 Aufla- gen). Diese Erörterungen werden in wichtige und tragende wissenschaftstheoretischen Positionen eingebettet: Satzauffassung (deduktiv-nomologisches Modell), Strukturauffassung (Sneed, Stegmüller) sowie die Erweiterung der Wissenschaftstheorie auch zu einer historisch, sozio- logisch und psychologisch fundierten Wissenschaftsforschung (z.B. Kuhn). Insbesonders werden dabei auch theoretische Instrumente entwickelt und Voraussetzungen thematisiert, um wissenschaftliche Rahmenwerke in vielseitiger Weise analysieren zu können. Damit im Zusammenhang stehen auch wissenschaftspropädeutische, theorie- und praxisge- stützte Überlegungen im Rahmen des Hochschulzugangs ohne Matura, in der Absicht, das Berufs- und Bildungssystem in vielen Dimensionen in Berührung zu bringen. (Dazu: Fernsehsendung in der Antenne Steiermark im September 2005) Insbesonders sind diese Bemühungen und Untersuchungen aus der Wissenschaftstheorie, der Sprachphilosophie der Theoretischen Philosophie, besonders auch den Bedürfnissen anderer Fächer im Sinne einer philosophischen Vertiefung und wissenschaftstheoretischer Erfassung entgegenkommen. In vielseitiger Weise hat die Philosophie auch die wichtige Aufgabe erfüllt im Sinne einer „Induktiven Metaphysik― theoretische Syntheseleistungen vorzubereiten und zu unterstützen. Dieser Aufgabe sind Mitglieder des Instituts (z.B. Götschl, Salamun, Payer) in vieldimensio- nierten Problemfeld der Friedens- und Konfliktforschung als Mitglieder der Senatskommissi- on und früher schon im Rahmen des Instituts für Philosophie (Abteilung für Philosophische Soziologie) federführend nachgekommen. In diesem Zusammenhang wurden auch richtung- weisende Vorschläge zu einer Methodologie des interdisziplinären Arbeitens eingebracht. 28 a) Veröffentlichungen Payer, Peter: Kurzgeschichte der Logik, in: A. Grabner-Haider (Hrsg.): Philosophie der Welt- kulturen, Wiesbaden 2006S. 378 – 386 b) Lehre WS 2004/05:  Einführung in die Logik, 1st., VO  Sozialphilosophie: Zur Ideologiekritik und Weltanschauungsanalyse, 2st., PS  Praktische Philosophie, 2st, RE  Theoretische Philosophie, 2st., RE  Einführung in die Logik, 1st., KO  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie für Dipl. und Diss., 2st., PV SS 2005:  Grundzüge der Sprachphilosophie, 1st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie, 2st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie: Zur Logik der Sozialwissenschaften, 2st., PS  Praktische Philosophie, 2st., RE  Grundzüge der Sprachphilosophie, 1st., KO  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie für Dipl. und Diss., 2st., PV WS 2005/06:  Einführung in die Logik, 1st., VO  Sozialphilosophie: Zur Ideologiekritik und Weltanschauungsanalyse, 2st., PS  Praktische Philosophie, 2st, RE  Theoretische Philosophie, 2st., RE  Einführung in die Logik, 1st., KO  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie für Dipl. und Diss., 2st., PV SS 2006:  Grundzüge der Sprachphilosophie, 1st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie, 2st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie: Zur Logik der Sozialwissenschaften, 2st., PS  Praktische Philosophie, 2st., RE  Grundzüge der Sprachphilosophie, 1st., KO  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie für Dipl. und Diss., 2st., PV WS 2006/07:  Einführung in die Logik, 1st., VO  Sozialphilosophie: Zur Ideologiekritik und Weltanschauungsanalyse, 2st., PS  Praktische Philosophie, 2st, RE  Theoretische Philosophie, 2st., RE  Einführung in die Logik, 1st., KO  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie für Dipl. und Diss., 2st., PV SS 2007:  Grundzüge der Sprachphilosophie, 1st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie, 2st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie: Zur Logik der Sozialwissenschaften, 2st., PS  Praktische Philosophie, 2st., RE 29

 Grundzüge der Sprachphilosophie, 1st., KO  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie für Dipl. und Diss., 2st., PV WS 2007/08:  Einführung in die Logik, 1st., VO  Sozialphilosophie: Zur Ideologiekritik und Weltanschauungsanalyse, 2st., PS  Repetitorium zur Praktischen Philosophie, 2st., RE  Repetitorium zur Theoretischen Philosophie, 2st., RE  Einführung in die Logik, 1st., KO  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie für Dipl. und Diss., 2st., PV SS 2008:  Einführung in die Sozialphilosophie, 2st., VO  Grundzüge der Sprachphilosophie, 2st., VK  Einführung in die Sozialphilosophie: Zur Logik der Sozialwissenschaften, 2st., PS  Repetitorium zur Praktischen Philosophie, 2st., RE  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie für Dipl. und Diss., 2st., PV WS 2008/09:  Theoretische Philosophie mit bes. Berücksichtigung der Erkenntnistheorie, 2st., VO  Praktische Philosophie mit bes. Berücksichtigung der Ethik, 2st., VO  Einführung in die Logik, 1st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie: Zur Ideologiekritik und Weltanschauungsanaly- se, 2 PS  Einführung in die Logik, 1st., KO  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE SS 2009:  Praktische Philosophie mit bes. Berücksichtigung der Ethik, 2st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie, 2st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie: Zur Logik der Sozialwissenschaften, 2st., PS  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE WS 2009/10:  Einführung in die Logik, 2st., VO  Philosophie in systematologischer Betrachtung, 2st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie: Zur Ideologiekritik und Weltanschauungsanaly- se, 2, PS  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE SS 2010:  Grundzüge der Sprachphilosophie, 2st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie, 2st., VO  Einführung in die Sozialphilosophie: Zur Logik der Sozialwissenschaften, 2st., PS  Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE 30

c) Gutachten Diplomarbeiten: 1. Gross, Philomena, 13.08.2007 2. Vasiljevic, Nikolaus, 04.09.2007 3. Gräser, Heidi, 12.06.2007 4. Conrad, Bodo-Bernd, 20.10.2008 5. Bohr, Günther, 20.10.2008 6. Brugger, Diana, 27.08.2008 7. Herster, Carina-Maria, 07.02.2008 8. Stregar, Herbert, 09.03.2009 9. Weis, Ingolf, Mag.phil., 28.01.2009 Dissertationen: 1. Friedl, Armin: Die Vertretbarkeit von Ethnotourismus am Beispiel der Tuareg der Re- gion Agadez, Republik Niger (Westafrika). Eine Evaluation aus Sicht der angewand- ten Tourismusethik, 21.02.2005 2. Becker, Robert, Die Bedeutung der Philosphie der Mathematik für die Didaktik der Mathematik, 28.04.2006 3. Withalm, Gregor, Der falsche Himmel — Der Mensch gefangen und geborgen in Ori- entierungssystemen, 25.10.2007 d) Leitende Tätigkeit mit Relevanz für Lehre und Forschung 1. Vorsitzender der Curriculumskommission Philosophie bis 30.September 2005. 2. Vorsitzender der Curriculumskomission für das Unterrichtsfach Psychologie / Philo- sophie bis 30.September 2005 3. Leitung des Studienberechtigungslehrgangs der Karl-Franzens-Universität Graz und Koordination des Studienberechtigungswesens der KF-Universität Graz jeweils bis 2009. III. Forschungsbereich Geschichte der Philosophie

Von Seiten des Staff wurde der Forschungsschwerpunkt Geschichte der Philosophie (unter Einbeziehung der Österreichischen Philosophie) im Evaluierungszeitraum von folgenden Per- sonen in Forschung, Lehre und durch Publikationen getragen: Wolfgang Gombocz (gesamte Periode), insbesondere für Geschichte der Antike und des Mittelalters sowie Österreichische Philosophie, Werner Sauer (in Ruhestand seit 1.12.2005) zur Antike, insbesondere zu Aristo- teles, dann im Weiteren zu Thomas von Aquin sowie über ausgewählte Themen der Neuesten Zeit. Dazu treten die Leistungen zur Neuzeit und zur Moderne des mit 1.3.2009 in den Ruhe- stand übergetretenen Heiner Rutte (regelmäßig gemeinsam mit Harald Berger) sowie von Jo- hann C. Marek (dieser im gesamten Berichtszeitraum in Forschung und Lehre) zur Gegen- wartsphilosophie einschließlich Österreichischer Philosophie. Der seit 01.10.2003 emeritierte Malte Hossenfelder sowie die Kollegen Peter Payer (im Ruhestand seit 1.10.2005) und Kurt Salamun (im Ruhestand seit 1.10.2005) waren neben vereinzelten Publikationen 2005-2009 auch in der Lehre im Fach Geschichte der Philosophie tätig. Die Professur Geschichte der Philosophie ist seit 1.10.2009 mit Udo Thiel besetzt, der - unterstützt durch eine seit Jänner 2010 besetzte Assistentenstelle (100%) - die Bereiche Geschichte der Philosophie und Öster- reichische Philosophie abdeckende Aktivitäten mit Schwerpunktsetzungen in Forschung, in- 31 terdisziplinären Forschungs- und Lehrkooperationen teils bereits ankündigte (und auch seit 1.10.2009 verwirklicht) sowie nach dem Vorgange z.B. des schon existierenden KFUG-Dok- toratsprogrammes zum 18. Jahrhundert „Sammeln, Ordnen und Vermitteln― ausführlicher projektiert. Dass neben dem Betreuen des Regelstudiums (BA und MA, Curr. 2008) besonde- re Beachtung findende Lehramtsstudium wird zuallererst die Lehr- aber auch Forschungs- vorhaben beeinflussen. Sowohl in der Forschung wie auch in der Lehre nahm vor 2005 und nimmt auch im Berichts- zeitraum die Geschichte der Philosophie am Institut eine wichtige Stelle ein, obschon es meh- rere Jahre keinen Professor für das Fach im Institut gab, ja der gesamte Berichtszeitraum 2005-2009 ist, abgesehen von den letzten drei Monaten, eine derartige professorenlose Zeit gewesen. Dennoch konnten alle Perioden der Geschichte der Philosophie wie auch die im Hause traditionellen Schwerpunkte, wenn letztere auch in der Lehre stark reduziert, weitge- hend abgedeckt werden. Die bisherigen Forschungen (und Publikationen) wurden fortgesetzt bzw. sind weiterhin in Arbeit. In der Auseinandersetzung mit der so genannten Österreichi- schen Philosophie als eine der anerkannten Ursprünge der zeitgenössischen Analytischen Phi- losophie entstanden Studien, die über die systematischen (meist theoretischen) Gesichtspunk- te hinaus von größter historischer Relevanz sind. Man vergleiche hiezu die Ausführungen ad Österreichische Philosophie innerhalb des Forschungsbereichs Theoretische Philosophie.

A. Geschichte der Philosophie im Berichtszeitraum bis zum 1.10.2009 Seit der Emeritierung von Professor Malte Hossenfelder bereits am 1.10.2003 ist mit Datum vom 1.10.2009 durch Udo Thiel (hierher berufen von der Australian National University in Canberra) eine Lehrkanzel für Geschichte der Philosophie wieder besetzt, womit der Be- richtszeitraum 2005/I bis 2009/XII in den genau drei letzten Berichtsmonaten wieder einen Professor im Fachbereich ausweist. Schon zu Beginn der Evaluationsperiode (2005) sind For- schungs- und Lehrtätigkeit der schon vor dem Jahre 2005 in den Ruhestand übergetretenen Professoren Kurt Weinke und Johann Götschl größeren Teils zum Stillstand gekommen. Werner Sauer, Ruhestand seit 1. Dezember 2005, hat seine Lehr- und Forschungsarbeiten reduziert fortgeführt, sie aber im Gebiet der Geschichte der Philosophie, hier auch Seminare, weitgehend beibehalten können. Von den aktiven Mitgliedern sind insbesondere die For- schungsarbeiten von Harald Berger sowie seine Lehrtätigkeit (teilweise gemeinsam mit Wolf- gang Gombocz bzw. mit Heiner Rutte, dieser seit 1. März 2009 im Ruhestand) zu erwähnen, bevor abschließend auf die regelmäßige Lehrtätigkeit im Fach von Wolfgang Gombocz hin- gewiesen wird, der seit nunmehr vier Jahren an der 2. Auflage seines Bandes („Geschichte der Philosophie IV―; 1. Auflage von 1997 umfasste 513 Seiten) bei Beck in München arbeitet. Schwerpunkte: Zunächst sei der Bereich der Österreichischen Philosophie12 (Brentano- Meinong-Schulen, Wiener Kreis bzw. Neopositivismus) genannt, wo intensive Zusammen- arbeit mit der Forschungsstelle und dem Dokumentationszentrum für Österreichische Philo- sophie, welche eine Gründung des Emeritus Rudolf Haller und stets mit der Universität eng vernetzt gewesen ist, sowie mit dem KFU-Meinong-Institut gepflegt wird. Im Berichtszeit- raum wurde auch die Forschung zu Franz Brentano, näherhin zu seiner wichtigen und ein- flussreichen Intentionalitätsthese fortgesetzt (Sauer). Im selben Rahmen ist die Aufarbeitung des Werks einiger Schüler und Enkelschüler MEINONGs ein Anliegen von Gombocz, der neben eigenen Publikationen und Konferenzbeiträgen auch drei thematisch einschlägige Dis- sertationen (genannt seien die zu: Auguste Fischer und Wilhelmine Liel-Benussi) betreut und ein zweijähriges Lise-Meitner-Stipendium zum Meinongschüler Franz Weber (Leitung: Tanja Pihlar) 2006/2007 abgeschlossen hat. Und last not least zu erwähnen sind auch die Forschun-

12 Vgl. II.B 32 gen (und Publikationen) von Maria Reicher, die seit dem Sommersemester 2009 an der Uni- versität Aachen eine Professur innehat. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Philosophie des Altertums (samt Spätantike) sowie des Mittelalters bis hin zum Nominalismus des Spätmittelalters, wo die Editionsarbeit der Perutilis Logica des Albert de Saxonia (Harald Berger), die seit Kurzem druckreif beim Ver- lag Meiner (Hamburg) liegt, eine monumentale Errungenschaft in der Mediävistik darstellt. Der Emeritus Hossenfelder hat im Berichtszeitraum seine Forschungen zur Philosophie des Hellenismus, besonders zu Epikur und seiner Schule, weiter vorangetrieben, was sich in sei- ner regelmäßigen Lehre und noch mehr in Publikationen niederschlägt, z.B. „Der Epikure- ismus – eine Wissenschaft der Lebenskunst― (2007). Ein weiteres Anliegen (Sauer) auf die- sem Gebiet ist es auch gewesen, die klassische Metaphysik, wie sie von Aristoteles begründet und von Thomas von Aquin in eigentümlicher Weise fortgeführt wurde, in neueren Kontext zu stellen, wobei sich insbesondere mannigfache Ansätze bei Gottlob Frege (über den nicht zuletzt auch in dieser Absicht intensive Seminare durchgeführt wurden) als fruchtbare Deu- tungsmittel erwiesen. Ein FWF-Projekt (Leitung Gombocz) zum Aristotelismus im 14. Jahr- hundert ist z.B. 2005/2006 zu Ende gebracht worden. Die Lehre von Gombocz fußte auch auf seinen Forschungen (siehe das im ersten Absatz genannte Werk) zum Platonismus, Aristote- lismus und Pythagorismus in der Spätantike und zum Neuplatonismus in seinen hervor- ragenden Repräsentant(inn)en Plotin, Jamblich, Hypatia und Proklos.

B. Professur Geschichte der Philosophie (Udo Thiel) Berichtszeitraum: 1.10.2009- 31.12.2009. Die Neubesetzung der Professur ―Geschichte der Philosophie‖ durch Udo Thiel zum 1. Okto- ber 2009 ermöglicht für diesen Arbeitsbereich einen Neuanfang, der angesichts der bereits erfolgten und bevorstehenden Pensionierungen am Institut dringend nötig ist. Trotz zahlrei- cher distinguierter Einzelleistungen gibt es bislang mit Ausnahme des speziellen Bereichs der österreichischen Philosophie (vgl. Selbstbeschreibung, Theoretische Philosophie) keine Tradi- tion philosophiehistorischer Arbeit am Grazer Institut. Es wird angestrebt, die Neubesetzung der Professur ―Geschichte der Philosophie‖ dazu zu nutzen, das Institut für Philosophie als nationalen und internationalen Angelpunkt philosophiehistorischer Arbeit zu entwickeln. Die- se Entwicklung steht naturgemäß noch am Anfang, zumal im Berichtszeitraum für die Profes- sur kein/e Assistent/in zur Verfügung stand. Mit der Besetzung der einen bislang bewilligten Univ.Ass. Stelle durch Frau Mag. Nora Kreft zum 11.01.2010 wird sich diese Situation verbessern. Nationale und Internationale Kooperationen, die in diesem Zusammenhang ange- strebt sind bzw bereits existieren, betreffen beispielsweise das Sussex Centre for Intellectual History (UK), das Leibniz-Preis-Projekt ―Transformationen des Geistes. Philosophische Psy- chologie 1250-1650‖ (Humboldt Universität, Berlin), die Österreichische Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, sowie die Forschungsstelle und das Dokumentationszent- rum für Österreichische Philosophie (FDÖP).

1. Schwerpunkte in Forschung und Lehre Es gilt einerseits, Philosophiegeschichte breitgefächert in Lehre und Forschung zu vertreten, andererseits aber gezielt Schwerpunkte zu setzen, die zur Identität und Sichtbarkeit des Insti- tuts in philosophiehistorischer Hinsicht beitragen. Die Schwerpunkte ergeben sich aus in der internationalen Diskussion vorherrschenden Themen, schließen aber auch an bestehende Ar- beitsbereiche an. Die Geschichte der Philosophie wird dabei vor allem problemgeschichtlich aufgefasst, allerdings mit dem Bewusstsein, dass für das Verständnis der problemgeschicht- lich relevanten Konstellationen kontextuelle und ideengeschichtliche Perspektiven einbezogen werden müssen. Darüber hinaus werden bei den unten aufgeführten einzelnen Schwerpunk- 33 ten immer auch methodologische Fragen berücksichtigt werden, so dass der problemge- schichtliche Ansatz nicht als Dogma vorausgesetzt wird. a) Philosophie des Geistes in der frühen Neuzeit Als hauptsächlicher Schwerpunkt kann gegenwärtig dieser Bereich genannt werden. Udo Thiels Buchmanuskript Self-consciousness and Personal Identity in Eighteenth-Century Philosophy steht bei Oxford University Press unter Vertrag. Dieser Schwerpunkt soll weiterverfolgt werden, und zwar einerseits mit Bezug auf seine Be- deutung für systematische Konzeptionen in der praktischen und theoretischen Philosophie, andererseits mit Bezug auf die Vorgeschichte zentraler Begriffe wie Bewusstsein, Selbstsorge etc. in der Antike. b) Ästhetik Diese Disziplin, die systematisch gesehen lange ein Schattendasein geführt hat, ist in den ver- gangenen Jahrzehnten gerade im Rahmen der analytischen Philosophie stark in den Vorder- grund getreten. Historisch sind diese Diskussionen auf das 18. Jahrhundert und die Antike zu beziehen. Hier wird eine Zusammenarbeit zu einem Projekt Interdisziplinäre Ästhetik mit der Kunstuniversität Graz angestrebt (siehe auch unten: Einladungen im Berichtszeitraum für 2010) c) Die Empiristische Tradition und ihre Kritik Empiristische Ansätze stehen seit dem 17. Jahrhundert bis heute im Zentrum erkenntnistheo- retischer Diskussionen, wobei immer wieder auf frühneuzeitliche und antike Positionen zu- rückgegriffen wird. Die Bedeutung dieses Schwerpunktes steht außer Frage. Da empiristische Ansätze auch ein Charakteristikum der österreichischen Philosophie darstellen, bietet sich insbesondere hier eine Zusammenarbeit mit der erwähnten bereits Forschungsstelle an. d) Rezeption der Antike in der frühen Neuzeit Aus der Darstellung der drei genannten thematischen Schwerpunkte ergibt sich als übergrei- fendes Forschungsgebiet die Antikenrezeption der frühen Neuzeit. Obwohl die frühneuzeitli- che Philosophie ihrem Selbstverständnis nach einen Neuanfang darstellt und sich durch Zu- rückweisung der Tradition auszeichnet, ist sie offensichtlich durch signifikante Kontinuitäten mit vormodernem Denken charakterisiert. Dabei geht es hier nicht um die Bestätigung dieser allgemeinen These, sondern um die Erforschung konkreter Themenkomplexe. Ziel ist es, das Denken der frühen Neuzeit mit Bezug auf die Antike aus problemgeschichtlicher Perspektive zu erklären und kritisch zu würdigen. Mit der Einstellung von Frau Mag. Nora Kreft als Assistentin für den Arbeitsbereich Ge- schichte der Philosophie zum 11. Jänner 2010 wird dieser übergreifende Schwerpunkt signifi- kante Verstärkung erfahren, zumal Frau Krefts Arbeitsgebiet vor allem in der Philosophie der Antike angesiedelt ist. Siehe hierzu auch unten den Abschnitt „Planung für das Institut für Philosophie insgesamt―. Intra- und Interdisziplinarität Es liegt nach dem Dargestellten auf der Hand, dass alle vier Schwerpunkte nur in Zusammen- arbeit mit Kollegen und Kolleginnen aus anderen Bereichen innerhalb der Philosophie (Theo- retische Philosophie, Praktische Philosophie) und anderen historisch orientierten Disziplinen (insbesondere Klassische Philologie, Wissenschaftsgeschichte, Theologie) möglich sind. 34

2. Einzelleistungen: Udo Thiel, Berichtszeitraum 1.10.2009- 31.12.2009 Hier sind auch Leistungen aus anderen Bereichen zu berücksichtigen, die philosophiehisto- risch relevant sind. Vgl. etwa die Arbeiten von Elisabeth List, Sonja Rinofner-Kreidl, Johann Marek und Kurt Salamun. Siehe auch unter IV. die „Schlussbibliographie―. a) Lehre WS 2009/2010  Geschichte der Philosophie der Neuzeit. Von Descartes bis Kant 2st.,VO  Lockes Essay über den menschlichen Verstand, 2st.,SE  Theorie der Person, 2st., AG  Ausgewählte Themen zur Geschichte der Philosophie und zur Österreichischen Philo- sophie. SE für Masterarb. und Diss., 2st., SE, zs. mit Wolfgang Gombocz  Philosophisches Kolloquium, 2st.,DQ, zs. mit W. Gombocz, E. List, J. Marek, L. H. Meyer, S. Rinofner-Kreidl b) Konzeption von besonderen Lehrangeboten Gründungsmitglied des interdisziplinären Doktoratsprogramms zum 18. Jahrhundert Sam- meln, Ordnen und Vermitteln (Leitung: Prof. Heppner, Geschichte). Seit Oktober 2009. c) Leitende Tätigkeit mit Relevanz für Lehre und Forschung Habilitationskommission Dr. Berger (Philosophie) – Vorsitz seit Oktober 2009. Habilitationskommission Dr. Zeder (Philosophie) – Mitglied, November 2009. Curricula-Kommission Philosophie BA,MA - Mitglied und Schriftführer seit Dezember 2009. Curricula-Kommission Lehramtsstudium Philosophie und Psychologie - Mitglied seit De- zember 2009. d) Funktion in einer Buchreihe Mitherausgeber (zs. mit Kurt Salamun) Schriftenreihe zur Philosophie Karl R. Poppers und des Kritischen Rationalismus, Amsterdam und New York: Rodopi. Seit November 2009. e) Funktionen in wissenschaftlichen Gesellschaften Mitglied des Organisationskomitees des Grazer Grosskongresses 13. Internationaler Kon- gress zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, Graz, 25.-29. Juli 2011. (Vorsitz Prof. Heppner, Geschichte). Seit Oktober 2009. Vorstandsmitglied der Österreichischen Humanistischen Gesellschaft für die Steiermark. (Vorsitz Prof. E. Krummen, Klassische Philologie). Seit Dezember 2009. f) Kooperationen 1. Prof. Dominik Perler (Humboldt Universität zu Berlin) 2. Prof. Knud Haakonssen (University of Sussex) 3. Prof. Lothar Kreimendahl (Univesität Mannheim) 4. Prof. Galen Strawson (University of Reading) 5. Prof. Johannes Haag (Universität Potsdam) 6. Prof. Andreas Dorschel (Universität für Musik und Darstellende Kunst, Graz) 35 g) In Planung für 2010 (1) Publikationen Endredaktion des Buchmanuskripts Self-consciousness and Personal Identity in Eighteenth- Century Philosophy, unter Vertrag bei Oxford University Press. Endredaktion von Aufsätzen, insbesondere: 1. ‚Sulzer über Bewußtsein im Kontext‗ 2. ‚Religion and Materialist Metaphysics: Some Aspects of the Debate about the Resur- rection of the Body in Eighteenth-Century Britain‘, in R. Savage (ed), Festschrift for M. A. Stewart, Oxford University Press. Im Druck: 1. ‗Johann Georg Heinrich Feder‘, in Heiner Klemme and Manfred Kuehn (Hrsg.), Dic- tionary of 18th Century German , Bristol: Thoemmes Continuum, 2010. 2. ‗Samuel Christian Hollmann‘, in Heiner Klemme and Manfred Kuehn (Hrsg.), Dictio- nary of 18th Century German Philosophers, Bristol: Thoemmes Continuum, 2010. 3. ‗Johann Christian Lossius‘, in Heiner Klemme and Manfred Kuehn (Hrsg.), Dictio- nary of 18th Century German Philosophers, Bristol: Thoemmes Continuum, 2010. 4. ‗Johann Bernhard Merian‘ in Heiner Klemme and Manfred Kuehn (Hrsg.), Dictionary of 18th Century German Philosophers, Bristol: Thoemmes Continuum, 2010. 5. ‗Personal Identity‘, in S.J. Savonius, P. Schuurman, J.C. Walmsley (eds.) The Contin- uum Encyclopedia of Locke and His Times, Bristol: Thoemmes Continuum 2010. (2) Forschungsprojekte/Drittmittelanträge 1. Projekt Rezeption der Antike in der Frühen Neuzeit, siehe oben unter Schwerpunkte in Forschung und Lehre. 2. Projekt Interdisziplinäre Ästhetik, in Zusammenarbeit mit der Kunstuniversität Graz. Siehe oben unter Schwerpunkte in Forschung und Lehre. (3) Einladungen im Berichtszeitraum für 2010 1. Keynote Speaker, Tagung Mind in Nature (European Society for Early Modern Philo- sophy), Humboldt Universität zu Berlin (Februar 2010). 2. Keynote Speaker, Tagung Thomas Reid. From His Time to Ours, Universities of Ab- erdeen & Glasgow (März 2010). 3. Leibniz Symposium – Intellectual Biography, Sussex Centre for Intellectual History (Mai 2010). 4. Locke Workshop, mit Prof. Galen Strawson, University of St. Andrews (September 2010) 5. Symposium über Musik und Sprache, Institut für Musikästhetik, Universität für Musik und Darstellende Kunst, Graz (Oktober 2010)

3. Einzelleistungen: Wolfgang L. Gombocz, Berichtszeitraum 2005-2009 a) Schwerpunkte und Inhalte in Forschung und Lehre • Einführung in die Philosophie/Hinführung zur Philosophie • Geschichte der Philosophie 36

• Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere Österreichische Philo- sophie & Gegenwartsphilosophie (Brentano, Husserl, Adolf Reinach, Edith Stein, Meinong, Benussi, France Veber) • Lehramtsausbildung im Unterrichtsfach Psychologie & Philosophie (299) • Fachdidaktik der Philosophie Während Lehre und Schrifttum (also auch die wissenschaftliche Verschriftlichung) in der Geschichte der Philosophie einem erweiterten Methodenkanon verpflichtet sind, der sich beim Berichterstatter u.a. durch die Nennung seiner philosophiehistorischen Lehrer Wolfgang Wie- land, Günther Patzig, Olaf Welding (alle in Göttingen 1970/1971; et passim), Desmond P. Henry (Manchester 1977; et passim) und in Österreich Wolfgang Röd, Amadeo Silva- Tarouca, Rudolf Haller, J.B. Bauer (1927-2008) und Karl Amon eingrenzen lässt, wird die Tätigkeit des Philosophierens selbst, also in meinem Verständnisse die theoretische Philoso- phie, im Anschluss an Roderick M. Chisholm, der hier einen Traditionsstrang der Grazer ge- genstandstheoretischen Schule als einer selbstständigen „Sekte― („secta― wie im Hellenismus; mein Ausdruck) der Phänomenologischen Bewegung innerhalb des deutschen Sprachraums aufnimmt, als das Stellen so genannter sokratischer Fragen - insbesondere von Was-Ist- Fragen - gedeutet. Der Philosophierende reflektiert dabei – in der Regel in Gegenwart ande- rer Denkender (so genannte „Pluraltätigkeit―) – die Voraussetzungen alltäglicher und philoso- phischer Begriffs-, Axiomen- und Theoriensysteme wie auch die Voraussetzungen gewisser ihm vertrauter oder nahe stehender Wissenschaften. Diese methodische Auffassung - ohne Berührungsängste z.B. zur Pädagogik oder Didaktik oder auch zur Psychologie in ihrem For- schungszustand von etwa 1880-1930 bzw auch zur Theologie - versuchte der Berichterstatter im Zeitraum 2005-2009 auch in mehreren Dissertationen und Diplomarbeiten über Österrei- chische Philosophinn(!)en, in Sonderheit über Mitglieder der Grazer Schule zu erproben, ja zu exemplifizieren. Fallstudien, so könnte man es formulieren, führen regelmäßig zu verallge- meinerungsfähigen Konklusionen. Dieserlei „weiter― ausgreifende Tätigkeit des Philosophie- renden bzw. des Philosophierens (in Sinne der „Pluraltätigkeit―) geht u.a. im Streben auf, Grundlagen für eine allgemeine Welt- und Lebensanschauung zu analysieren bzw. sogar kri- tisch zu entwickeln. Die zentrale Rolle spielt dabei die Analyse unserer Geistestätigkeit selbst. Beim Sich-Zurückhinwenden auf das eigene Denken kommt – sowohl im Objekt als auch im Metabereich – bei jeder Erklärung stets den psychischen Phänomenen gegenüber sprachlichen und sozialen Tatsachen der Primat zu. Damit konveniert das moderate Vertreten eines Menta- lismus. Gegentandstheoretisch bzw. kategorial wird vom Seienden, i.e. von existierenden Dingen selbst, ausgegangen. Kategorien werden als höchste Gattungen, wie etwas existieren kann, aufgefasst, wobei die Position, Existenz sei eine höchst allgemeine, wenn auch nicht konstitutorische (weil höchst parasitäre) Eigenschaft, vertreten wird. b) Veröffentlichungen 1. Martina Fürst, Wolfgang Gombocz, Christian Hiebaum (Hg.): Analysen, Argumente, Ansätze. Beiträge zum 8. Internationalen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie in Graz. Band 2. Frankfurt am Main, Paris, Lancaster, New Brun- swick: Ontos 2008, 513. 2. Martina Fürst, Wolfgang Gombocz, Christian Hiebaum (Hg.): Gehirne und Personen. Beiträge zum 8. Internationalen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Phi- losophie in Graz. Band 1. Frankfurt am Main, Paris, Lancaster, New Brunswick: On- tos 2009, 408. 3. Martina Fürst, Wolfgang Gombocz, Christian Hiebaum: Vorwort. In: Martina Fürst, Wolfgang Gombocz, Christian Hiebaum: (Hg.): Gehirne und Personen. Beiträge zum 37

8. Internationalen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie in Graz. Band 1. Frankfurt am Main, Paris, Lancaster, New Brunswick: Ontos 2009, I-II. 4. Wer war der erste Philosoph auf dem Gebiete Pannoniens? Oder: Historiographia Phi- losophiae Pannoniae I: Der „Philosophen-Kaiser― Marcus Aurelius (121-180 nach Christus). In: Pannonisches Jahrbuch/Panonski ljetopis/Pannon Évkönyv/Panonski Letopis [Wien: Literas; Güttenbach/Pinkovac; ISBN 3854292058] 2005, 20-31. 5. Vor 30 Jahren starb der pannonisch-slowenische Philosoph France V/Weber (1890- 1975). In: Pannonisches Jahrbuch/Panonski ljetopis/Pannon Évkönyv/Panonski Leto- pis [Wien: Literas; Güttenbach/Pinkovac; ISBN 3854292058] 2005, 136-143. 6. Sind wir alle windische Veneter? Kurze Anmerkungen zu einem pannonisch- wissenschaftstheoretischen Desiderat nicht nur der Slowenen (oder Wenden). In: Pan- nonisches Jahrbuch/Panonski ljetopis/Pannon Évkönyv/Panonski Letopis [Wien: Lite- ras; Güttenbach/Pinkovac; ISBN 3854292058] 2005, 208-212. 7. Die pannonisch-oststeirische Bäuerin und Schriftstellerin Margareta Gombócz ist 80 Jahre alt. In: Pannonisches Jahrbuch/Panonski ljetopis/Pannon Évkönyv/Panonski Le- topis [Wien: Literas; Güttenbach/Pinkovac; ISBN 3854292058] 2005, 435-439. 8. Die Gottscheer in Globoko, Kreis Rann, 1942: Ein Gespräch über die national- sozialistische Siedlungspolitik mit einer Augenzeugin. In: Pannonisches Jahr- buch/Panonski ljetopis/Pannon Évkönyv/Panonski Letopis [Wien: Literas; Gütten- bach/Pinkovac; ISBN 3854292058] 2005, 154-158. 9. Rezension zu: Dean Komel (Hg.): Kunst und Sein. Beiträge zur Phänomenologischen Ästhetik und Aletheiologie. Würzburg: Königshausen und Neumann 2004 (Orbis Phaenomenologicus 4), 248 S. In: Pannonisches Jahrbuch/Panonski ljetopis/Pannon Évkönyv/Panonski Letopis [Wien: Literas; Güttenbach/Pinkovac; ISBN 3854292058] 2005, 421-427. 10. Rezension zu: Bernhard Pelzl (Hg.): Die Römer 2004: Leibnitz / Seggauberg / Wagna. Interessantus est. Bilder einer Ausstellung. Schloss Seggau. Schloss Retzhof. Im Auf- trag des Kulturreferates der Steiermärkischen Landesregierung […]. Graz: Manumedia Schnider Verlag 2004, 182 S. In: Pannonisches Jahrbuch/ Panonski ljetopis/Pannon Évkönyv/Panonski Letopis [Wien: Literas; Güttenbach/Pinkovac; ISBN 3854292058] 2005, 402-408. 11. Rezension zu: Dean Komel (Hg.): Kunst und Sein. Beiträge zur Phänomenologischen Ästhetik und Aletheiologie. Würzburg: Königshausen und Neumann 2004 (Orbis Phaenomenologicus 4), 248 S. In: Philotheos. International Journal for Philosophy and Theology [Beograd – Nikšić – Trebinje; ISSN 1451-3455] 5(2005), 452-455. 12. Rezension zu: Franz Weber: Die Natur des Sollens… Erstdruck der mit dem Wartin- ger-Preis ausgezeichneten Dissertation… Graz: Artikel-VII-Kulturverein für Steier- mark 2004 (Wissenschaftliche Schriftenreihe des Pavelhauses 4), VIII & 181 Seiten. In: Philotheos. International Journal for Philosophy and Theology [Beograd – Nikšić – Trebinje; ISSN 1451-3455] 5(2005), 449-451. 13. (Gemeinsam mit Alessandro Salice): Edith Steins soziale Ontologie auf Grund ihrer Staatsschrift. In: Aufgang. Jahrbuch für Dichten, Denken, Musik [Stuttgart; ISSN 1613-5709] 3(2006),436-456. 14. (Gemeinsam mit Alessandro Salice): Review (in English language) of: Mark Textor (Hg.): The Austrian Contribution to Analytic Philosophy. London, New York: Rout- 38

ledge 2006 (London Studies in the History of Philosophy), 336 pages. In: Logical Analysis and History of Philosophy (Paderborn; ISSN 1617-3473) 11(2008), 234-237. c) Drittmittel 1. (Projektanten: Harald Berger, Krist Shtufi u.a.): Anfang 2006 beendetes FWF- Forschungsprojekt zum Aristotelismus im 14. Jahrhundert 2. (Gemeinsam mit Martina Fürst und Christian Hiebaum:) Achter Gesamtösterreichi- scher Kongress für Philosophie in Graz, 7. bis 9. Juni 2007; Subventionsgesamt- aufbringung von über 11.000,-- Euro. d) Lehre WS 2004/05  Einführung in die Philosophie (mit Einschluss des wissenschaftlichen Arbeitens), 2st., PS  Die Philosophie des Albert von Sachsen, 2st., SE (zusammen mit H. Berger)  Ausgewählte philosophische Autorinnen I: Makrina die Jüngere (*vor329; +19.7.379 n.Chr.) und Roswitha von Gandersheim (c935-1000 n.Chr.), 2st., SE  Privatissimum für Doktorats- und Gaststud. zur Geschichte der Philosophie unter Ein- schluss der Österreichischen Philosophie, 2st., PV SS 2005  Einführung in die Philosophie (mit Einschluss des wissenschaftlichen Arbeitens), 2st., PS  Proseminar zur Geschichte der Philosophie (Textinterpretation): Peter Abälard (1079- 1142), 2st., PS (zusammen mit H. Berger)  Seminar zur Neuesten Geschichte der Philosophie [zur Philosophischen Anthropolo- gie]: Edith Stein: Eine Untersuchung über den Staat (1925, Reprint 1970), 2st., SE  Zur Geschichte der Philosophie unter Einschluss der Österreichischen Philosophie: Privatissimum für Doktorats- und Gaststud., 2st., PV WS 2005/06  Einführung in die Philosophie (mit Einschluss des wissenschaftlichen Arbeitens), 2st., PS  Realität(en) und Gegenstand/Gegenstände bei Meinong, Husserl, Reinach und W/Veber, 2st. SE  Occasionalismus im Islam, Christentum und Judentum, 8.-17. Jahrhundert. Seminar zur Geschichte der Philosophie, 2st., SE (zusammen mit H. Berger)  Geschichte der Philosophie unter Einschluß der Österreichischen Philosophie. Priva- tissimum für Doktorats- und Gaststud., 2st., PV SS 2006  Von Sokrates bis Peter Abälard: Geschichte der Philosophie der Antike und des Früh- mittelalters, 2st., VO  Einführung in die Philosophie (mit Einschluss des wissenschaftlichen Arbeitens), 2st., PS  Die Philosophie Wilhelms von Ockham (PS mit Textinterpretation), 2st., PS (zusam- men mit H. Berger)  Zur Geschichte der Philosophie unter Einschluss der Österreichischen Philosophie: Privatissimum für Doktorats- und Gaststud., 2st., PV 39

WS 2006/07  Einführung in die Geschichte der Philosophie I. Von Sokrates bis Abälard: Geschichte der Philosophie der Antike und des Frühmittelalters, 2st., VO  Einführung in die Philosophie (mit Einschluss des wissenschaftlichen Arbeitens), 2st., PS  Seminar zur Geschichte der Philosophie: Das Evidenzproblem im Spätmittelalter (die Diskussion um Nikolaus von Autrecourt), 2st., SE (zusammen mit H. Berger)  Philo von Alexandrien (20 v. Chr. bis 45 n. Chr.), 2st., SE  Seminar für Dipl. und Gaststud. zur Geschichte der Philosophie, 2st., PV SS 2007  Einführung in die Philosophie (mit einer Einführung in das wissenschaftliche Arbei- ten), 2st., PS  Praktische Philosophie: Handlung und Sachverhalt, 2st., SE  Privatissimum für Doktorats- und Gaststud. zur Österreichischen Philosophie, 2st., PV  Seminar für Dipl. und Gaststud. zur Geschichte der Philosophie, 2st., PV WS 2007/08  Einführung in die Philosophie (mit einer Einführung in das wissenschaftliche Arbei- ten), 2st., PS  Privatissimum für Doktorats- und Gaststud. zur österreichischen Philosophie, 2st., PV  Oberseminar für Dipl. und Gaststud. zur Geschichte der Philosophie, 2st., PV SS 2008  Einführung in die Philosophie (mit einer Einführung in das wissenschaftliche Arbei- ten), 2st., PS  Adolf Reinach und die deutsche Phänomenologie (Seminarserie: Ausgewählte jüdi- sche Denker), 2st., SE (zusammen mit A. Salice)  Privatissimum für Doktorats- und Gaststud. zur Österreichischen Philosophie, 2st., PV  Oberseminar für Dipl. und Gaststud. zur Geschichte der Philosophie, 2st., PV WS 2008/09  Einführung in die Geschichte der Philosophie I: Von Sokrates & Plato bis Eudor & Philo von Alexandrien, 2st., VO  Einführung in die Philosophie (mit einer Einführung in das wissenschaftliche Arbei- ten), 2st., PS  Ausgewählte Themen zur Geschichte der Philosophie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE  Oberseminar zur Geschichte der Philosophie für eigene Dipl., Master- und Gaststud., 2st., PV SS 2009  Einführung in die Geschichte der Philosophie II (100 bis 1100 n. Chr.): Anfänge der Philosophie bei den Christen in Ost & West bis Lanfrank & Anselm von Canterbury, 2st., VO  Einführung in die Philosophie (mit einer Einführung in das wissenschaftliche Arbei- ten), 2st., PS  Antonio Gramsci (1891-1937): Hegemonie und soziale Wirklichkeit, 2st., PS (zusam- men mit Dr. Alessandro Salice)  Ausgewählte Themen zur Geschichte der Philosophie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE  Oberseminar zur Österreichischen Philosophie für eigene Dipl., Master- und Gaststud. (Begleitung der Diplomarbeit), 2st., PV 40

WS 2009/10  Einführung in die Philosophie (mit einer Einführung in das wissenschaftliche Arbei- ten), 2st., PS  Einführung in die Philosophie (mit einer Einführung in das wissenschaftliche Arbei- ten), 2st., PS (zusammen mit A. Salice und C. Hirschmann) – Zusatzseminar in Block- form  Oberseminar zur Österreichischen Philosophie für eigene Lehramtskandidaten, Dipl., Master- und Gaststud. (Begleitung der Diplomarbeit), 2st., SE  Ausgewählte Themen zur Geschichte der Philosophie und zur Österreichischen Philo- sophie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE (zusammen mit U. Thiel)  Philosophisches Kolloquium, 2st., DQ (zusammen mit E. List, J. Marek, L. H. Meyer, S. Rinofner und U. Thiel) SS 2010  Geschichte der Philosophie II: Von den Anfängen der Philosophie bei den Christen (2. Jh. n.Chr.) bis zum Beginn der Scholastik (11. Jh. n. Chr.), 2st., VO  Einführung in die Philosophie (mit einer Einführung in das wissenschaftliche Arbei- ten), 2st., PS  Oberseminar zur Österreichischen Philosophie für eigene Lehramtskandidaten, Dipl., Master- und Gaststud. (Begleitung der Diplomarbeit), 2st., SE  Ausgewählte Themen zur Geschichte der Philosophie und zur Österreichischen Philo- sophie. Seminar für Masterarb. und Diss., 2st., SE (zusammen mit U. Thiel)  Philosophisches Kolloquium, 2st., DQ (zusammen mit E. List, J. Marek, L. H. Meyer, S. Rinofner und U. Thiel) e) Gutachten Zwei inländische (Franz Zeder 2009; Harald Berger: in Arbeit) und zwei ausländische Habili- tationsgutachten ( Slowenien; Ungarn). Mehr als drei Dissertationsgutachten, davon zwei wissenschaftlich sehr beachtliche Arbei- ten: Alessandro Salice (inzwischen beim Verlag Philosophia München 2009 publiziert) und Harald Berger (erscheint überarbeitet bei Meiner, Hamburg). Etwa zehn Gutachten zu Diplomarbeiten (einschließlich eines für die Theologische Fakul- tät), wovon die von Sandra Klein (Fortsetzung als Dissertation geplant) besonders hervorzu- heben ist. 2008-2009: 11 (elf) Gutachten für den Forschungsfonds des Wissenschaftsministers der Re- publik Slowenien unter der Kennung ARRS-MR-ZV-JR-Prijava_2008-I_8740, hauptsächlich Fachbereich Philosophie, aber auch Didaktik der Philosophie, Pädagogik und Theologie wäh- rend der Phase 1 (Sommer-Herbst 2008): Antragstellung und erste Durchsicht, sowie dann als Mitglied des Entscheidungsgremiums in Ljubljana im Februar 2009 mit weiteren schriftlichen und mündlichen Gutachten. f) Leitende Tätigkeit mit Relevanz für Lehre und Forschung Mitglied der Gesamtuniversitären KFUG-Lehramtsreformkommission unter Leitung von Vi- zerektor Martin Polaschek von 2006 bis heute, Vorsitzender der Curriculakommission Unterrichtsfach Psychologie & Philosophie (PuP 299) 2005 bis heute: In diesen unter 2) und 1) genannten Tätigkeiten Konzeption und hauptverant- wortliche Verschriftlichungsarbeit des Curriculums 2008 (fertig gestellt im Juni 2008) in ei- nem Gesamtumfang von fast 100 Buchseiten. 41

Vorsitzender der Berufungskommission „Geschichte der Philosophie― (2006-2008); Berufung auf die Professur aus dem Dreiervorschlag (Position 1) erfolgte am 1.10.2009. Vorstandsmitglied der Berufungskommission „Praktische Philosophie― (2006-2008): Beru- fung auf die Professur aus dem Dreiervorschlag (Position 2) erfolgte am 1.3.2009.

4. Schlussbibliographie: Philosophiehistorisch relevante Publikationen von Insti- tutsmitgliedern a) Wolfgang L. Gombocz Martina Fürst, Wolfgang Gombocz, Christian Hiebaum (Hg.): Analysen, Argumente, Ansätze. Beiträge zum 8. Internationalen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie in Graz. Band 2. Frankfurt am Main, Paris, Lancaster, New Brunswick: Ontos 2008, 513. Martina Fürst, Wolfgang Gombocz, Christian Hiebaum (Hg.): Gehirne und Personen. Beiträ- ge zum 8. Internationalen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie in Graz. Band 1. Frankfurt am Main, Paris, Lancaster, New Brunswick: Ontos 2009, 408. Wer war der erste Philosoph auf dem Gebiete Pannoniens? Oder: Historiographia Philosophi- ae Pannoniae I: Der „Philosophen-Kaiser― Marcus Aurelius (121-180 nach Christus). In: Pannonisches Jahrbuch/Panonski ljetopis/Pannon Évkönyv/Panonski Letopis [Wien: Literas; Güttenbach/Pinkovac; ISBN 3854292058] 2005, 20-31. Vor 30 Jahren starb der pannonisch-slowenische Philosoph France V/Weber (1890-1975). In: Pannonisches Jahrbuch/Panonski ljetopis/Pannon Évkönyv/Panonski Letopis [Wien: Literas; Güttenbach/Pinkovac; ISBN 3854292058] 2005, 136-143. Rezension zu: Dean Komel (Hg.): Kunst und Sein. Beiträge zur Phänomenologischen Ästhetik und Aletheiologie. Würzburg: Königshausen und Neumann 2004 (Orbis Phaenomenologicus 4), 248 S. In: Philotheos. International Journal for Philosophy and Theology [Beograd – Nikšić – Trebinje; ISSN 1451-3455] 5(2005), 452-455. Rezension zu: Franz Weber: Die Natur des Sollens… Erstdruck der mit dem Wartinger-Preis ausgezeichneten Dissertation… Graz: Artikel-VII-Kulturverein für Steiermark 2004 (Wissen- schaftliche Schriftenreihe des Pavelhauses 4), VIII & 181 Seiten. In: Philotheos. International Journal for Philosophy and Theology [Beograd – Nikšić – Trebinje; ISSN 1451-3455] 5(2005), 449-451. Rezension zu: Dean Komel (Hg.): Kunst und Sein. Beiträge zur Phänomenologischen Ästhetik und Aletheiologie. Würzburg: Königshausen und Neumann 2004 (Orbis Phaenomenologicus 4), 248 S. In: Pannonisches Jahrbuch/Panonski ljetopis/Pannon Évkönyv/Panonski Letopis [Wien: Literas; Güttenbach/Pinkovac; ISBN 3854292058] 2005, 421-427. (Gemeinsam mit Alessandro Salice): Edith Steins soziale Ontologie auf Grund ihrer Staats- schrift. In: Aufgang. Jahrbuch für Dichten, Denken, Musik [Stuttgart; ISSN 1613-5709] 3(2006),436-456. (Gemeinsam mit Alessandro Salice): Review (in English language) of: Mark Textor (Hg.): The Contribution to Analytic Philosophy. London, New York: Routledge 2006 (Lon- don Studies in the History of Philosophy), 336 pages. In: Logical Analysis and History of Phi- losophy (Paderborn; ISSN 1617-3473) 11(2008), 234-237. b) Elisabeth List Vom Darstellen zum Herstellen. Eine Kulturgeschichte der Naturwissenschaften. Weilerwist 2007. 42

Edition eines Bandes der Werkausgabe von Alfred Schütz, 2004. c) Johann Marek ‚Alexius Meinong‘, The Stanford Encyclopedia of Philosophy, Edward N. Zalta (ed.), 2008. URL = http://plato.stanford.edu/entries/meinong/ ‚Meinongs Außersein als Seinsunbestimmtheit?‘, in: M. Fürst, W. Gombocz, C. Hiebaum (Hg.), Analysen, Argumente, Ansätze. Beiträge zum 8. Internationalen Kongress der Österrei- chischen Gesellschaft für Philosophie in Graz, Band 2, Frankfurt/Paris/Lancaster/New Brun- swick: Ontos Verlag, 2008, 45–53. ‚Alexius Meinong‘, in: Philosophenlexikon, hg. von Stefan Jordan und Burkhard Mojsisch, Stuttgart, Reclam, 2009, 358–360. d) Sonja Rinofner-Kreidl ‚Krisis und Gnosis. Grundlinien einer ‚Archäologie des Sinnes‘ (Husserl und Freud)‗, in: Psy- cho-Logik. Jahrbuch für Psychotherapie, Philosophie und Kultur 1/2006 (= Praxis und Me- thode), 48-76. ‚Husserls transzendentale Phänomenologie von der Mitte der Zwanziger Jahre bis zum ‚Kri- sis‗-Werk, in: Verdrängter Humanismus – Verzögerte Aufklärung‗. Hg. v. Michael Benedikt, Reinhold Knoll, Cornelius Zehetner. Bd. V: Im Schatten der Totalitarismen. Vom philosophi- schen Empirismus zur kritischen Anthropologie. Philosophie in Österreich 1920-1951. WUV Wien 2005, 535-549. Metaphysik, Weltanschauung und Moral: Friedrich Jodl, Heinrich Gomperz, Robert Reinin- ger, in: Geschichte der östereichischen Humanwissenschaften. Hg. v. Karl Acham. Bd. 6, Teil 2: Philosophie und Religion: Gott, Sein und Sollen. Passagen Verlag Wien 2006, 373-418. Husserl‘s Categorical Imperative and his Relating Critique of Kant, in: Pol VandeVelde, Se- bastian Luft (eds.), Phenomenology, Archeology, Ethics: Current Investigations of Husserl‘s Corpus. Continuum Press 2010 (Issues in Phenomenology and Hermeneutics, Vol. 1) (im Druck). e) Heiner Rutte Moritz Schlick, Die Wiener Zeit. Aufsätze, Beiträge, Rezensionen 1926-1936, Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von J. Friedl und H. Rutte (= Bd. I/6 der Moritz Schlick Gesamt- ausgabe), Wien und New Wien und New York 2008, Springer 2001, 913 S. f) Kurt Salamun (Publikationen nach dem 30.9.2005 nicht berücksichtigt) ‚Karl R. Popper, Aufklärungsethos und kritische Rationalität‘ (in dem Band: J. Hennigfeld/H. Jansohn (Hrsg.), Philosophen der Gegenwart. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2005. 18 Seiten). Dieser Artikel wurde 2007 auch als CD (im Hörbuch-Verlag Argon, Berlin) publiziert. g) Udo Thiel ‚Johann Georg Heinrich Feder‘, in Heiner Klemme and Manfred Kuehn (Hrsg.), Dictionary of 18th Century German Philosophers, Bristol: Thoemmes Continuum, I (im Druck), 2010. ‚Samuel Christian Hollmann‘, in Heiner Klemme and Manfred Kuehn (Hrsg.), Dictionary of 18th Century German Philosophers, Bristol: Thoemmes Continuum (im Druck), 2010. 43

‗Johann Christian Lossius‘, in Heiner Klemme and Manfred Kuehn (Hrsg.), Dictionary of 18th Century German Philosophers, Bristol: Thoemmes Continuum (im Druck), 2010. ‗Johann Bernhard Merian‘ in Heiner Klemme and Manfred Kuehn (Hrsg.), Dictionary of 18th Century German Philosophers, Bristol: Thoemmes Continuum (im Druck), 2010. ‗Personal Identity‘, in S-J. Savonius, P. Schuurman, J.C. Walmsley (eds.) The Continuum Encyclopedia of Locke and His Times, Bristol: Thoemmes Continuum (im Druck), 2010. IV. Forschungsbereich Praktische Philosophie

Von Seiten des Staff wurde der Forschungsschwerpunkt Praktische Philosophie (Ethik, Sozi- alphilosophie, Kulturphilosophie, Politische Philosophie) im Evaluierungszeitraum von fol- genden Personen getragen: Elisabeth List, Lukas H. Meyer, Peter Payer, Sonja Rinofner- Kreidl und Kurt Salamun. Mit Peter Strasser, Institut für Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie und Rechtsinformatik, besteht eine langjährige und fortdauernde Kooperation in der Ethik- Lehre. Unter den pensionierten Kollegen waren 2005-2009 in der Lehre im Bereich der Prak- tischen Philosophie aktiv: Peter Payer (im aktiven Dienst bis September 2005), Gernot Rei- benschuh, Kurt Salamun (im aktiven Dienst bis September 2005), Kurt Weinke. Die Univ.- Professur Praktische Philosophie ist seit 1.3.2009 ist mit Meyer besetzt. Die folgende Auflistung von speziellen Forschungsorientierungen, Tätigkeiten und Projekten nennt jeweils die Person, die die betreffenden Aktivitäten initiiert und/oder betreut und zu verantworten hat. A. Professur Praktische Philosophie (Meyer in Zusammenarbeit mit den Univ.Assistenten/in: Dr. Alexa Zellentin, DPhil (Oxon); Dr. Harald Stelzer; Mag. Ri- chard Hofmann; Mag. Pranay Sanklecha, MA (Oxon)) B. Phänomenologie und Praktische Philosophie (Sonja Rinofner-Kreidl in Zusammenar- beit mit Elisabeth List; Johann Marek; Dr. Eva Schwarz; Dr. Harald A. Wiltsche; Dr. Allessandro Salice) C. Sozialphilosophie und Praktische Philosophie (Elisabeth List) D. Kulturphilosophie (Elisabeth List) E. Sozialphilosophie, Weltanschauungsanalyse, Ideologie- und Fundamentalismuskritik (Peter Payer und Kurt Salamun) sowie Jaspers- und Popper-Forschung (Kurt Salamun)

A. Professur Praktische Philosophie (Lukas H. Meyer) Berichtszeit- raum: 1.3.2009-31.12.2009

1. Arbeitsbereich Praktische Philosophie Zu Fragen und Problemen der Praktischen Philosophie wird an der Universität Graz an we- nigstens drei Instituten und in drei Fakultäten geforscht und gelehrt: in erster Linie und durch die neu geschaffene Professur für Praktische Philosophie am Institut für Philosophie der Geis- teswissenschaftlichen Fakultät (GEWI Fakultät), aber auch am Institut für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät und am Institut für Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie und Rechts-Informatik. Besonders stark ist an der Universität Graz die Rechtsphilosophie (Profs. Koller, Hiebaum, Strasser und der unterdessen pensionierte Schramm), mit dem das Institut für Philosophie nicht zuletzt im von Lukas H. Meyer initiierten Masterstudium „Poli- tical, Economic and Legal Philosophy (PEL-Philosophie)― zusammenarbeiten wird. 44

Am Institut der Philosophie der GEWI Fakultät gibt es einen Arbeitsbereichs Praktische Phi- losophie,13 den Meyer aus dem Mitteln der Professur Praktische Philosophie eingerichtet hat. Dem Arbeitsbereich gehören Meyer und die Universitäts-Assistenten/ in Frau Dr. Alexa Zel- lentin (seit 11/09) und die Herren Richard Hofmann, M.A. (seit 09/09), Pranay Sanklecha, M.A. (seit 09/09) und Dr. Harald Stelzer (seit 11/09) an. Dazu kommen wird (ab 02/10) als Wiss. Mitarbeiter Philippe Streit (derzeit Bern), der aus Mitteln des FWF Projekts „Kritischer Rationalismus und Kommunitarismus― (Projektleiter: Dr. Stelzer) finanziert wird. Durch von Meyer geleitete Projekte des Schweizer Nationalfonds sind mit dem Arbeitsbereich verbun- den: Sarah Kenehan (derzeit Philadelphia, USA) und Sandra Matteotti (derzeit Bern). Im Arbeitsbereich Praktische Philosophie wird geforscht zu Fragen der analytischen Ethik, normativen politischen Philosophie, Sozialphilosophie und Rechtsphilosophie. Die Forschun- gen wollen beitragen zum Verständnis von Problemen der philosophisch-liberalen Tradition Praktischer Philosophie, in ihrer utilitaristisch-konsequentialistischen, vertragstheoretischen und kontraktualistischen (insbesondere Kantischen) Interpretationen und in Auseinanderset- zung mit ihren gegenwärtigen Rekonstruktionen insbesondere durch anglo-amerikanische Fachkollegen/innen. Die Interessenschwerpunkte von Lukas H. Meyer liegen im Schnittfeld von Hauptthemen der Ethik, Sozialphilosophie, Politischen Philosophie und Rechtsphilosophie: Gerechtigkeit und normative Autorität bzw. Legitimität. Die besonderen Forschungsgebiete verbindet das Inte- resse, die Fragen und Probleme zu untersuchen, die sich ergeben, wenn wir den tradierten Gegenstand der Ethik (gutes Leben in wohlgeordneten einzelstaatliche Gemeinwesen) exten- dieren, nämlich in Raum und Zeit und unter Berücksichtigung bestehender nicht-idealer Be- dingungen. Dabei geht es einerseits um Grundlagenfragen: - die Möglichkeit der Zuschreibung von Rechten an erst zukünftig Lebende und ob wir unter Pflichten gegenüber Verstorbenen stehen können oder unter Pflichten aufgrund des Handelns früher lebender Menschen;14 dazu fördert der Schweizer Nationalfonds ein Forschungsprojekt „Moral und Recht. Zur Leugnung von Genoziden― (Projektmi- tarbeiterin: Sandra Matteotti);15 - die Interpretation des Rückwirkungsverbot;16 - sowie, ob es Gründe für eine hybride Auffassung der sozialen Gerechtigkeit gibt: be- nötigen wir für die inter- und transnationalen sowie intergenerationellen Beziehungen eigene Gerechtigkeitsprinzipien (und Kriterien der Legitimität), die von denen ver-

13 Zu diesem siehe die stets aktualisierte Website des Arbeitsbereichs: http://www.uni-graz.at/lukas.meyer und insbesondere die Unterseite „Praktische Philosophie― 14 Siehe dazu z.B. Lukas H. Meyer (2008): „Intergenerational Justice―, Stanford Encyclopedia of Philosophy (http://www.plato.stanford.edu) 15 Im interdisziplinären Promotionszentrum der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern leitete Lukas H. Meyer mit der Historikerin Prof. Marina Cattaruzza die Forschungsgruppe „Historische Gerechtigkeit und historische Wahrheit― (bis März 2009). Zu Fragen des angemessenen Umgangs mit historischem Unrecht, siehe z.B. Meyer (Hg.) (2009) (mit Jörg Chet Tremmel): „Historical Injustice‖, Intergenerational Justice Review 9 (Heft 1); Meyer und Dominic Roser (2010): „Climate Justice and Historical Emissions‖, in: Meyer, (Hg.) (mit Matthew Matravers), Themenheft ―Justice, Equality and Democracy‖, Critical Review of International Social and Political Philosophy, Heft 1, 229-253. 16 Dazu siehe z.B. Lukas H. Meyer (2005): Historische Gerechtigkeit (de Gruyter: Berlin und New York), Kap. VI. 45

schieden sind, die für die Beziehungen zwischen Zeitgenossen in Einzelstaaten Gel- tung haben.17 Andererseits geht es um die Beantwortung von Fragen „angewandter― Praktischer Philoso- phie. - Ein konkretes Forschungsprojekt, für dessen Förderung ein Gesuch gestellt wurde (im Rahmen eines Verbundprojekts mit Kollegen Schweizer Universitäten und als Einzel- projekt beim FWF), dient der Beantwortung der Frage: wie sollen Emissionsrechte un- ter gegenwärtig Lebenden aufgeteilt werden, wenn die Achtung der Rechte zukünftig Lebender die Beschränkung von Emissionen heute verlangt, und unter Berücksichti- gung historischer Emissionen?18 - Abgeschlossen wurde im September ein Forschungsprojekt „Klimawandel und Ge- rechtigkeit―, das vom Schweizer Nationalfonds gefördert wurde und dass vornehmlich der Untersuchung diente, ob auf der Grundlage der Rawlsschen Gerechtigkeitstheorie Fragen des normativ angemessenen Umgangs mit dem Klimawandel und dessen Kon- sequenzen angemessen beantwortet werden können.19 In Zukunft soll der Arbeitsbereich Praktische Philosophie sich vornehmlich mit Fragen der Extension von Gerechtigkeit in Raum und Zeit unter besonderer Berücksichtigung von Fragen der „Klimagerechtigkeit― befassen. Die Forschung soll in interdisziplinären Projekten durch- geführt werden insbesondere im Zusammenhang des inter-universitären Schwerpunkts „Um- welt und globaler Wandel―, dem der Arbeitsbereich Praktische Philosophie seit Dezember 2009 als Arbeitsgruppe angehört, und dem „Wegener Center for Climate and Global Change―, dem das Institut vertreten durch den Arbeitsbereich ab Januar 2010 als Stamminstitut ange- hört. Für Herbst 2010 planen Alexa Zellentin und Lukas H. Meyer eine internationale Konfe- renz zu „Responsibility in International Political Philosophy―, auf der Experten/innen (u.a. David Miller, Daniel Butt, Simon Caney) zu Fragen der Verantwortung von Klimapolitik, dem Umgang mit historischem Unrecht und globaler Migration Forschungsergebnisse vorstel- len werden. Für Sommersemester 2010 hat Meyer, unterstützt von Mag. Hofmann eine inter- disziplinäre Ringvorlesung „Legitimität, internationale Gerechtigkeit und Völkerrecht― u.b.B. der Probleme des Umgangs mit dem globalen Klimawandel geplant, zu der Grazer Kolle- gen/innen aus dem Institut für Philosophie der GEWI beitragen, aus den Rechtswissenschaf-

17 Dazu siehe z.B. Lukas H. Meyer und Axel Gosseries (2009): „Intergenerational Justice and Its Challenges―, in: Meyer (Hg.) (2009) (mit Axel Gosseries): Intergenerational Justice (Oxford: Oxford University Press), 1-21; Meyer und Dominic Roser (2009): „Enough for the Future‖, in: ibid., 219-248; Meyer (2009): „Intergeneratio- nelle Suffizienzgerechtigkeit―, Generationengerechtigkeit. Ordnungsökonomische Konzepte, Nils Goldschmidt (Hg.) (Tübingen: Mohr, Siebeck), 281-322; Meyer (2009): „Sufficientarianism Both International and Intergene- rational?―, Absolute Poverty and Global Justice. Empirical Data - Moral Theories, Elke Mack u.a. (Hg.) (London et al.: Ashgate), 302-325. 18 Dazu siehe Lukas H. Meyer und Dominic Roser (2010): „Climate Justice and Historical Emissions‖, in: Meyer (Hg.) (2010) (mit Matthew Matravers), Themenheft ―Justice, Equality and Democracy‖, Critical Review of In- ternational Social and Political Philosophy, Heft 1, 229-253. 19 Die Projektmitarbeiterin Sarah Kenehan ist underdessen Doktorandin von Lukas H. Meyer an der Universität Graz und wird in Kürze ihre Doktorarbeit „John Rawls and Climate Change― einreichen. Siehe dazu Meyer und Dominic Roser (i.E.): „Klimaökonomische Studien und intergenerationelle Gerechtigkeit‖, in: Werner Bucholz (Hg.), Wirtschaftsethische Perspektiven IX (Berlin: Duncker & Humblot); Meyer (i.E.): „Rechte zukünftiger Menschen‖, Hans Jörg Sandkühler u.a. (Hrsg.): Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften (Hamburg: Meiner, 2. Auflage); Meyer (2009): „Klimawandel und Gerechtigkeit‖, Klimawandel und globale Armut, Johannes Wallacher und Karoline Scharpenseel (Hg.) (Stuttgart: Kohlhammer), 71-98; Meyer (2009): „Diskussion, Antworten auf Fragen zu `Klimawandel und Gerechtigkeit‗‖, in: ibid., 99-107; Meyer (2009): „Klimawandel und Gerechtigkeit―, Transit 36, 80-107. 46 ten und der Klimaforschung sowie auswärtige Referenten auch aus der Praktischen Philoso- phie und Umweltökonomie (Arthur Applbaum, Ottmar Edenhofer, Richard Noorgard). Meyer wird sich verstärkt auch mit den methodischen Probleme der Beantwortung von Fra- gen angewandter Praktischer Philosophie befassen, nämlich in einem Projekt zum Verhältnis idealer und nicht-idealer Theorien der Gerechtigkeit, das in Vorbereitung ist.20 Meyer plant in dieses Projekt auch seine Forschungsinteressen aus der griechischen Moralphilosophie und Politischen Philosophie einzubringen. Hier geht es ihm darum, das Verhältnis von Platons Dialogen Politeia, Politikos und den Nomoi (rekonstruktiv, analytisch und kritisch) zu unter- suchen. Für Spätsommer 2010 planen Mag. Sanklecha einen internationalen Workshop zu „Ideal and Non-ideal Theorizing―, zu dem u.a. Adam Swift, Andrew Williams und David Estlund beitragen werden. Die Univ.-Assistenten/in im Arbeitsbereich arbeiten aktuell zu den folgenden Themen: - zu Fragen der Willensschwäche und moralischen Motivation (Mag. Hofmann) - zur Bedeutung der Mitgliedschaft in Gruppen für die Ansprüche von Individuen (Dr. Stelzer) - zur Begründung von ethisch-strategischem Handeln (Dr. Stelzer) u.b.B. der internatio- nalen Klimapolitik - zum Begriff und zu Konzeptionen normativer Autorität und insbesondere politisch- normativer Autorität u.b.B. von Fragen der Legitimität internationaler Institutionen (Mag. Sanklecha) - zur Idee der weltanschaulichen Neutralität von liberalen staatlichen Gemeinwesen (Dr. Zellentin) - zu Fragen der globalen Migration u.b.B. von Migration, die sich den Konsequenzen des Klimawandels verdankt (in Vorbereitung, Dr. Zellentin) Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Praktische Philosophie― sind überzeugt, dass länger- und langfristig sehr gute Forschung nur in Verbindung mit herausragend guter Ausbildung der Nachwuchswissenschaftler/innen am Institut für Philosophie im BA und Masterstudium so- wie Doktorats-Studien möglich sein wird. Der Arbeitsbereich vertritt ein integratives Konzept von Lehre und Forschung. Entsprechend - werden die Mitglieder/innen des Arbeitsbereichs regelmäßig Lehrveranstaltungen zu den zentralen systematischen Problemen der Praktischen Philosophie und zu den zent- ralen Traditionen des normativen Überlegens anbieten; - hat sich Meyer beteiligt an der Konzeption des überfakultären Masterstudiums Ange- wandte Ethik, der vornehmlich der Ausbildung von Ethiklehrer/innen dienen wird (genehmigt, Beginn: Wintersemester 2010-11) - hat Meyer das forschungsorientierte und interdisziplinäre Masterstudium „Political, Economic and Legal Philosophy (PEL-Philosophie)― initiiert und konzipiert, dessen Umsetzung er in Zusammenarbeit insbesondere mit Dr. Stelzer und Prof. Johann Ma- rek verfolgt (genehmigt, Beginn: Wintersemester 2010-11) (1) beteiligt sich Meyer im Rahmen des inter-universitären Schwerpunkts „Umwelt und globaler Wandel― an der Konzeption eines interdisziplinären Doktorats-Studiums und ist Gründungsmitglied des neu begründeten interfakultären Doktorats-Programm

20 Dazu siehe z.B. Dazu siehe z.B. Lukas H. Meyer (2005): Historische Gerechtigkeit (de Gruyter: Berlin und New York), Kap. VII. 47

„Menschenrechte und Demokratie― (Beginn: Wintersemester 2010-11) und ist Meyer Mitglied des laufenden Doktoratkollegs „Kategorien und Typologien in den Kultur- wissenschaften― an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät (seit Juni 2009) (Leitung: Prof. Dr. Bernhard Hurch, Prof. Dr. Susanne Knaller) -

2. Einzelleistungen: Lukas H. Meyer, Berichtszeitraum: 1.3.2009-31.12.2009 Meyer hat sich seit seinem Dienstantritt (01/03/09) in Kooperation mit den Kollegen/innen am Institut für Philosophie und den anderen Instituten für Philosophie sowie Kollegen/innen anderer Fächer um eine Stärkung der Praktischen Philosophie der GEWI Fakultät und ihrer Beteiligung an kooperativen interdisziplinären Forschungszusammenhängen und Studienpro- grammen bemüht. Wie im Folgenden detailliert dokumentiert (siehe 2.2, 2.5) ist die Prakti- sche Philosophie der GEWI durch diese Bemühungen unterdessen in interdisziplinäre For- schungs- und Lehrzusammenhänge an der Universität Graz und in einen inter-universitären Forschungsschwerpunkt in Österreich integriert und wird ein eigenes forschungsorientiertes und interdisziplinäres philosophisches Masterstudium anbieten. a) Veröffentlichungen Im Berichtszeitraum 1.3.2009-31.12.2009 sind von Lukas H. Meyer (1) 13 zumeist englischsprachige Aufsätze, Artikel und Beiträge sowie zwei Kurzbeiträge zu Aspekten der genannten Forschungsthemen veröffentlicht worden oder wurden zur Veröffentlichung angenommen. (2) bei Oxford University Press, Cambridge University Press, Routledge (i.E., zugleich der Zeitschrift Critical Review of International Social and Political Philosophy) sowie der Zeitschrift Intergenerational Justice Review Sammelbände und Hefte herausgege- ben (oder mit hrsg.) worden zu den Themen: Intergenerational Justice; Legitimacy, Justice, and Public International Law; Justice, Democracy, and Equality; Historical In- justice. Publikationsliste 1. Meyer, Lukas H. (Hg.) (2009): Legitimacy, Justice and Public International Law (Cam- bridge: Cambridge University Press). 2. Meyer, Lukas H. (Hg.) (2009) (mit Axel Gosseries): Intergenerational Justice (Oxford: Oxford University Press). 3. Meyer, Lukas H. (Hg.) (2010.) (mit Matthew Matravers), Justice, Equality and Democ- racy, Critical Review of International Social and Political Philosophy, Heft 1; zugleich als Buch bei London: Routledge. 4. Meyer, Lukas H. (Hg.) (2009) (mit Jörg Chet Tremmel): „Historical Injustice‖, Interge- nerational Justice Review 9 (Heft 1). 5. Meyer, Lukas H. und Axel Gosseries (2009): „Intergenerational Justice and Its Chal- lenges―, in: 2., 1-21. 6. Meyer, Lukas H. und Dominic Roser (2009): „Enough for the Future‖, in: 2., 219-248. 7. Meyer, Lukas H. und Pranay Sanklecha (2009), „Legitimacy, Justice, and Public Inter- national Law: Three Perspectives on the Debate‖, in: 1. 48

8. Meyer, Lukas H. und Dominic Roser (i.E.): „Climate Justice: Past Emissions and the Present Allocation of Emission Rights‖, Paul Cobben, Philippe Coppens, Axel Gosse- ries, Urs Marti (Hg.), Distributive Justice (Berlin, Heidelberg, New York: Springer). 9. Meyer, Lukas H. und Dominic Roser (i.E.): „Klimaökonomische Studien und intergene- rationelle Gerechtigkeit‖, in: Werner Bucholz (Hg.), Wirtschaftsethische Perspektiven IX (Berlin: Duncker & Humblot). 10. Meyer, Lukas H. und Dominic Roser (2010.): „Climate Justice and Historical Emis- sions‖, in: 3., 229-253. 11. Meyer, Lukas H. (i.E.): „Rechte zukünftiger Menschen‖, Hans Jörg Sandkühler u.a. (Hrsg.): Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften (Hamburg: Meiner, 2. Auflage). 12. Meyer, Lukas H. (2009): „Sufficientarianism Both International and Intergeneration- al?―, Absolute Poverty and Global Justice. Empirical Data - Moral Theories, Elke Mack u.a. (Hg.) (London et al.: Ashgate), 302-325. 13. Meyer, Lukas H. (2009): „Klimawandel und Gerechtigkeit‖, Klimawandel und globale Armut, Johannes Wallacher und Karoline Scharpenseel (Hg.) (Stuttgart: Kohlhammer), 71-98. (Längere Fassung von 16.) 14. Meyer, Lukas H. (2009): „Diskussion, Antworten auf Fragen zu `Klimawandel und Ge- rechtigkeit‗‖, Klimawandel und globale Armut, Johannes Wallacher und Karoline Scharpenseel (Hg.) (Stuttgart: Kohlhammer), 99-107. 15. Meyer, Lukas H. (2009): „Intergenerationelle Suffizienzgerechtigkeit―, Generationenge- rechtigkeit. Ordnungsökonomische Konzepte, Nils Goldschmidt (Hg.) (Tübingen: Mohr, Siebeck), 281-322. 16. Meyer, Lukas H. (2009): „Klimawandel und Gerechtigkeit―, Transit 36, 80-107. (Wie- derabgedruckt in: Global Warming: Ethische und technologische Perspektiven des Kli- mawandels, hg. von Philipp Wolf und Dietmar Herdt, Leipzig: Akademischer Verlag, 2009). 17. Meyer, Lukas H. und Jörg Tremmel (2009): „Historical Injustice. Editorial―, in: 4., 3. 18. Meyer, Lukas H. und Matthew Matravers (2010): „Democracy, Equality and Justice‖, in:; 3., 1-15. 19. Meyer Lukas H. und Matthew Matravers (2010). „Brian Barry―, in 3., 255-257. b) Drittmittelforschung Lukas H. Meyer hat im Berichtszeitraum die folgenden Drittmittelprojekte geleitet: (1) er hat zwei Forschungsprojekte des Schweizer Nationalfonds zu Fragen von „Klima- wandel und Gerechtigkeit― und „Moral und Recht der Leugnung von Genoziden― ge- leitet; beide Projekte waren weiterhin an der Universität Bern angesiedelt, (2) eine internationale Fachtagung konzipiert und durchgeführt (an der Universität Bern) zu „Climate Change: A Conference on Policy, Politics, and Justice― (gefördert von Schweizer Nationalfonds und dem Beer-Brawand Fonds). 49 c) Universitäre und inter-universitäre interdisziplinäre Integration der Forschun- gen Die Forschung von Lukas H. Meyer und den Universitäts-Assistenten/ in im Arbeitsbereich Praktische Philosophie zu Fragen der internationalen Legitimität und Gerechtigkeit und der Klimagerechtigkeit ist unterdessen integriert in interdisziplinäre Forschungszusammenhänge: (1) Der Universitätsrat der Universität Graz hat auf seiner Sitzung vom 06. November die Einrichtung des inter-universitären UniGraz Schwerpunkts "Umwelt und Globaler Wandel (UGW) -- Environment and Global Change (EGC)" beschlossen. Meyer war an der Konzeption des Forschungsschwerpunkts beteiligt, dessen Leitung bei Prof. Gottfried Kirchengast, Leiter des Wegener Center for Global and Climate Change der Universität Graz. Eine Arbeitsgruppe des Schwerpunkts ist: „Ethik und Gerechtigkeit in Klima-, Umwelt- und globalem Wandel―. Zu ihr gehören die Mitglieder des Ar- beitsbereichs Praktische Philosophie des Instituts für Philosophie der GEWI als I-Phil Umweltethik: Meyer, Zellentin, Stelzer, Sanklecha, Hofmann. (2) Das Institut für Philosophie ist ab 1. 1. 2010 Stamminstitut des Wegener Centers for Climate and Global Change der Universität Graz und „Philosophy and Climate Justice and Ethics Research Partner― dieses Forschungszentrums (Partnerkoordinator: Meyer; stellv. Partnerkoordinatorin: Alexa Zellentin) (3) Meyer ist ab 1. 1. 2010 Mitglied des Boards des Wegener Centers als (ständiger) Ver- treter des Dekans der GEWI Fakultät. d) Lehre Lukas H. Meyer hat im Berichtszeitraum 1.3.2009-31.12.2009 (1) an der Universität Graz Lehrveranstaltungen durchgeführt zu Utilitarismus und Kon- sequentialismus, Vertragstheorien, Intergenerationelle Gerechtigkeit, Normativer Au- torität und Politischer Legitimität, und eine Vorlesung zu Liberaler Politischer Philo- sophie gehalten, mit Frau Rinofner-Kreidl ein Kolloquium/ Privatissimum angeboten, sowie ein Kolloquium für Doktoranden/innen gemeinsam mit allen habil. Dozenten/ innen des Instituts (2) an der Universität Bern hat Meyer 4 Masterthesen des Masterprogramms „Political and Economic Philosophy― des Jahrgangs 2009 zu Ende betreut und begutachtet sowie eine interdisziplinäre Lehrveranstaltung zu Fragen des gerechten Umwelthandelns mit konzipiert und durchgeführt. e) Konzeption von besonderen Lehrangeboten Lukas H. Meyer ist im Berichtszeitraum verantwortlich für: (2) Konzeption des forschungsorientierten und interdisziplinären Masterstudiums „Politi- cal, Economic and Legal Philosophy― (unter Beteiligung von u.a. Prof. DDr. Peter Koller, Rechtsphilosophie; Prof. Dr. Richard Sturn, Finanzwissenschaften) und Ent- wicklung des Curriculums-Entwurfs (mit Prof. Johann Marek und Dr. Harald Stelzer) (genehmigt, Beginn: Wintersemester 2010-11). (3) Konzeption der Ringvorlesung „Legitimität, internationale Gerechtigkeit und Völker- recht―, Sommersemester 2010 (gefördert von den Vizerektoraten Lehre und Internati- onale Beziehungen, den Dekanen der Geites- und Rechtswissenschaftlichen Fakultäten sowie der Stadt Graz und dem Land Steiermark; geplant und durchgeführt mit Mag. Richard Hofmann). 50

(4) Konzeption des Seminars „Wissenschaftsethik―, UNISTART - wiss. Ausbildungspro- gramm (Wissenschaftliches Universitätspersonal), obligatorisch für alle Universitäts- Assistenten/ innen ohne Doktorat, die aus dem Globalbudget der Universität finanziert werden und mit einer Vertragsdauer von mindestens 3 Jahren; erstmalige Durchfüh- rung im Dezember 2010. (5) Konzeption von zwei Seminaren im Bereich Praktische Philosophie für den neu be- gründeten Universitätskurs „Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen – Certified Programme― an der Karl-Franzens-Universität Graz (Leitung: Dr. Dr. h.c. Daniela Camhy), erstmalige Durchführung ab November 2009. Außerdem ist Lukas H. Meyer (6) beteiligt an der Konzeption des überfakultären Masterstudium Angewandte Ethik, auf Initiative der Theologischen Fakultät (Koordination: Ass.-Prof. Mag. Dr. theol. Hans- Walter Ruckenbauer) (genehmigt, Beginn, Wintersemester 2010-11). (7) Gründungsmitglied des interfakultären Doktoratsprogramms „Menschenrechte und Demokratie― (DPMD) an der Karl-Franzens-Universität Graz (Juli 2009) (Leitung: Prof. Dr. Wolfgang Bendek) (genehmigt, Beginn: Wintersemester 2010-11). (8) Mitglied des Doktoratskollegs „Kategorien und Typologien in den Kulturwissen- schaften― an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät (seit Juni 2009) (Leitung: Prof. Dr. Bernhard Hurch, Prof. Dr. Susanne Knaller) f) Gutachten Lukas H. Meyer war im Berichtszeitraum 1.3.2009-31.12.2009 als Gutachter tätig für: (1) Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG):  1 Forschergruppe, Gesamtantrag  Einzelprojekte der Forschergruppe sowie Beratung und Beschlussfassung auf Gutachtersitzung in Bonn  1 Forschergruppe, Antragsskizze  2 Einzelprojektanträge  1 Antrag auf Förderung einer internationalen Fachtagung. (2) Deutsches Bundesministerium für Bildung und Forschung, Förderinitiative „Soziale Dimensionen von Klimaschutz und Klimawandel―  12 Einzelprojektanträge sowie Beratung und Beschlussfassung auf Gutachter- sitzung in Bonn. (3) Canadian Research Council in the Humanities  1 Einzelprojektantrag (4) Editorial Board, Mitglied  Ethical Perspectives (seit 12/09)  Intergenerational Justice Review (5) Zeitschriften/Journals  1 Journal of Social Philosophy 51

 1 Res Publica  1 Living Reviews in Democracy  1 Ethical Perspectives  1 Climate Policy (6) Fachverlage: Walter de Gruyter  Peer Review von 1 Monographie für die Reihe ―Ideen und Argumente― (7) Wissenschaftspreis der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften  Peer-Review von 1 Monographie. (8) World University Service Austria, im Auftrag des Österreichischen Außenministe- riums  3 Lehrveranstaltungsevaluationen Lukas H. Meyer hat außerdem im Berichtszeitraum 1.3.2009-31.12.2009 die folgenden Quali- fikationsarbeiten im begutachtet: (1) Master- und Lizentiatsarbeiten an der Universität Bern, Erstgutachter  Thomas Distel: Gerechtigkeit in der Altersvorsorge: Theoretische Konzeptio- nen und ihre Anwendbarkeit auf das institutionelle System in der Schweiz  Sarah Heiligtag: On the Wrongness of Killing Nonhuman Animals  Johan Rochel: Self-Determination for Peoples: A Model of Non-Domination  Pranay Sanklecha: Legitimate Authority and Obligation (2) Dissertation an der Universität Bern, Erstgutachter  Jenny Tillmanns: Historische Verantwortung (3) Dissertation an der Universität Zürich, Zweitgutachter  Dominic Roser: Ethical Perspectives on Climate Politics and Climate Econom- ics g) Vortragstätigkeit Lukas H. Meyer hat im Berichtszeitraum 1.3.2009-31.12.2009 Fachvorträge und öffentliche Vorträge gehalten zu Fragen der internationalen und intergenerationellen Gerechtigkeit sowie der historischen Gerechtigkeit und der normativen Autorität: (1) 3 in Österreich (2) 5 in Deutschland (3) 4 in der Schweiz (4) 1 in Israel (5) Teilnahme am sog. Scoping Meeting für den 5th Assessment Report des IPPC in Venedig als eingeladener Experte Liste der Vorträge und Referate: 52

 LM Universität München, Münchner Kompetenzzentrum Ethik,: „Klimawandel und Gerechtigkeit―, Vortrag und Disputant Lukas H. Meyer (08.12.2009), Studenti- sche Kommentare von Katharina Schulze und Till Dechéne

 Hochschule für Philosophie, München, Institut für Gesellschaftspolitik (IGP), Dis- kussion zu 'Climate Change and Historical Justice: The Normative Significance of Historical Emissions for the Distribution of Emission Rights Today', Inputreferat: Lukas H. Meyer (08.12.2009): Kommentar zu Kowarsch, Gösele, IGP, „Triangle Concept of Justice―

 Tagung der Interuniversitäre Arbeitsgruppe der Schweizerischen Gesellschaft für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft zu „Autorität und Modernität― an der Universität Fribourg, Schweiz, Referat Lukas H. Meyer (28.11.2009): Zwei Modelle normativer Autorität

 The Philosophy Students' Association at the University of Geneva (PhilEAs), Con- ference-Circle, Universität Genf, Schweiz, Introduction for undergraduate students and Public Lecture: Lukas H. Meyer (27.11.2009): „Climate Change and Justice. Intergenerational and International Dimensions‖

 Ringvorlesung „Ethik der Globalisierung―, Universität Kassel, Institut für Philoso- phie, Öffentlicher Vortrag: Lukas H. Meyer (18.11.2009): „Klimawandel und Ge- rechtigkeit. Zum Verhältnis von Generationengerechtigkeit und globaler Gerechtig- keit―

 Veranstaltung des Migros-Magazin zum Thema "Alles sind grün?!" (28.10.2009), Zürich, Inputreferat: Lukas H. Meyer, Podiumsdiskussion: Herbert Bolliger (Präsi- dent Generaldirektion Migros-Genossenschafts-Bund), Hans-Peter Fricker (CEO WWF Schweiz) und Lukas Meyer

 Internationaler Kongress für Kinderphilosophie „Kreativität, Denken, Philosophie―, Karl-Franzens-Universität Graz, 15.-18. Oktober 2009, Vortrag Lukas H. Meyer (17.10.09.): „Ein neu entdecktes Problem: das Nicht-Identitätsproblem―

 Tagung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft "Politik im Klima- wandel", Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 21.-25. 09. 2009, Vortrag: Lukas H. Meyer (22.09.09.): „Environment and Historical Justice―

 Werkstattgespräch „Internationale soziale Gerechtigkeit―, Berner Fachhochschule Soziale Arbeit, Bern (17.09.09.), Referat/Disputant: Lukas H. Meyer

 1. Sommerakademie Stift Rein „Katastrophe und Neuanfang. Von der NS-Diktatur zur Kultur der Demokratie―, Vortrag: Lukas H. Meyer (28.08.09), „Neuorientierung der Praktischen Philosophie―

 Tagung „Vertrauen― des Europäischen Forum Alpbach von 25.-27.08.09, Referat: Lukas H. Meyer (25.08.09), „Die Ethik des Klimawandels und das IPCC (Internati- onal Panel on Climate Cange)―, Podium: „Öffentliche Ethik und Wissenschaft―

 AR5 Scoping Meeting des International Panel of Climate Change, Venedig (13.- 17.07.09), Teilnahme von Lukas H. Meyer als eingeladener Experte; Inputrefrate 53

 Kolloquium des Instituts für Philosophie „Ethik und Geschichte―, Technische Uni- versität Dresden, Vortrag: Lukas H. Meyer (24.06.09.): „Gerechtigkeit in der Zeit. Ausgewählte Problemme―

 Internationale Konferenz „Extensions of Justice‖, The Hebrew University of Jeru- salem, (03.-04.06.09), Vortrag: Lukas H. Meyer (03.06.09.): „The Significance of Historical Emissions‖, Kommentar: Prof. Dr. Daniel Statman, University of Haifa, Israel h) Philosophie und Öffentlichkeit Lukas H. Meyer hat im Berichtszeitraum 1.3.2009-31.12.2009 beigetragen zu Veranstaltun- gen für Nicht-Fachphilosophen/ innen: (1) „Das philosophische Radio―, Westdeutscher Rundfunk 5, Philosophischer Salon, zusammen mit dem Philosophie-Leistungskurs eines Bochumer Gymnasiums zum Thema: Klimawandel/persönliche Verantwortung/gesellschaftliche Moral. (2) Migros-Medien und Migros-Magazin, Podiumsdiskussion zum Thema „Alle sind grün!?― i) In Planung für 2010 (1) Drittmittelprojekte Lukas H. Meyer hat im Berichtszeitraum folgende Drittmittelprojekte eingereicht: 1. Verbundforschungsprojekt „The Importance of Concepts of Justice for Sustainable Environmental Policy: Theoretical and Empirical Analyses― mit den Profs. Peter Bur- ger (Universität Basel), Gebhard Kirchgässner (Universität St. Gallen) und Anton Leist (Universität Zürich) das beim Schweizer Nationalfonds (SNF Sinergia Förde- rung) (nicht bewilligt) 2. beim FWF als Einzelprojekt „Climate Justice. The Significance of Historic Emissions‖ (überarbeitete Fassung des Teilprojekts für das Verbundforschungsprojekt) (bewilligt) 3. Antrag beim ESF Research Networking Programme für ein „European Network on: `Rights to a Green Future´, Uncertainty, Intergenerational Human Rights and Path- ways to Realization‖ (Leitung: Profs. Marcus Düwell, Roger Brownsword, Ottmar Edenhofer). In Planung sind folgende Drittmittelprojekte: 1. Ideal and non-ideal theory 2. Authority, Coercion and Paternalism 3. Verbundforschungsprojekt „Responding to the challenges for international and Euro- pean climate policy after Copenhagen‖ mit Prof. Karl Steininger, Wegener Center for Climate and Global Change, University of Graz, Prof. Günther Maihold, Stiftung Wis- senschaft und Politik, SWP, Berlin (German Institute for International and Security Affairs), Prof. Simon Caney, Department of Politics and International Relations, Uni- versity of Oxford, Prof. Barbara K. Buchner, Climate Policy Initiative, CPI, Venice Office, eingereicht: Climate and Energy Fund of the Federal State of Austria (2) Doktoratskolleg Lukas H. Meyer hat im Berichtszeitraum folgendes Doktoratskolleg mit konzipiert: 54

Interdisziplinäres und überfakultäres Doktoratskolleg zu „Climate and Global Change― im Rahmen des inter-universitären UniGraz Schwerpunkts „Umwelt und Globaler Wandel (UGW) - Environment and Global Change (EGC)― (3) Masterstudium Lukas H. Meyer hat im Berichtszeitraum für das spezialisierte Masterstudium im Bereich Praktische Philosophie: 1. den forschungsorientierten und interdisziplinären Masterstudiengang „Political, Eco- nomic and Legal Philosophy― konzipiert (genehmigt, Beginn: Wintersemester 2010- 11) 2. den überfakultären Masterstudiengang Angewandte Ethik mit mitkonzipiert, Planungs- leitung und Initiative: Institut für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakul- tät (genehmigt, Beginn: Wintersemester 2010-11). (4) Internationale Fachkonferenzen Der Arbeitsbereich Praktische Philosophie der GEWI Fakultät hat internationale Fachkonfe- renzen konzipiert und vorbereitet: 1. Mag. Pranay Sanklecha und Meyer einen internationalen Workshop „Ideal and Noni- deal Theory― (gefördert von, Stadt Graz, Land Steiermark, Wissenschaftsministerium, , Dekan Geisteswissenschaftliche Fakultät) (wird im Spätsommer 2010 durchgeführt) 2. Dr. Alexa Zellentin (mit Meyer) eine internationale Fachtagung „Responsibility in In- ternational Political Philosophy― (gefördert von Stadt Graz, Land Steiermark, Wissen- schaftsministerium, Vizerektorat Forschung sowie Dekan Geisteswissenschaftliche Fakultät) (wird im Herbst 2010 durchgeführt).

(5) Ringvorlesung Lukas H. Meyer hat (mit Mag. Richard Hofmann) eine interdisziplinäre Ringvorlesung ge- plant: „Legitimität, internationale Gerechtigkeit und Völkerrecht― für das Sommersemester 2010 (gefördert von den Vizerektoraten Lehre sowie Internationale Beziehungen, den Dekanen der Geites- und Rechtswissenschaftlichen Fakultäten, Stadt Graz sowie Land Steiermark) (wird im Sommersemester 2010 durchgeführt). j) Kooperationen 1. Arthur Applbaum, Harvard University, USA 2. Peter Burger, Universität Basel, Schweiz 3. Simon Caney, University of Oxford, England 4. Marcus Düwell, University of Utrecht, Niederland 5. Ottmar Edenhofer, TU Berlin und Potsdam Institut für Klimaforschung 6. David Estlund, Brown University, USA 7. Chaim Gans, Tel Aviv University, Israel 8. Stephen Gardiner, University of Washington, USA 9. Axel Gosseries, Louvain University, Belgium 10. David Heyd, Hebrew University, Israel 11. Gebhard Kirchgässner, Universität St. Gallen, Schweiz 12. Anton Leist, Universität Zürich, Schweiz 13. Matthew Matravers, University of York, England 55

14. Corinna Mieth, Universität Bonn, Deutschland 15. David Miller, University of Oxford, England 16. Andrew Williams, University of Barcelona, Spanien, und University of Warwick, England

B. Phänomenologie und Praktische Philosophie (Sonja Rinofner-Kreidl) Berichtszeitraum 2005-2009

1. Phänomenologische Forschung am Grazer Institut für Philosophie (Sonja Rinof- ner-Kreidl, Elisabeth List, Johann Marek) Berichtszeitraum 2005-2009 Der Ausdruck „Phänomenologie― wird in verschiedenen Kontexten und Bedeutungen ver- wendet. Allgemein benennt er die denkerische Auseinandersetzung mit dem, was erscheint (phainomenon). Sofern das Erscheinende irgendjemandem erscheint bzw. gegeben ist, ver- weist das Phänomen auf eine entsprechende intentio. Das Grundthema der modernen Phäno- menologie ist die Intentionalität als ein Wesensmerkmal von Bewusstsein, d. i. die Fähigkeit, sich auf etwas (in verschiedenen Weisen der Zuwendung und Thematisierung) zu beziehen. Dabei umfasst das sinnlich Erscheinende lediglich einen Teil der in diesem Sinn relevanten Phänomene. Der philosophische Common sense versteht unter „Phänomenologie― ein Den- ken, das bei der unmittelbaren Erfahrung ansetzt statt sich (primär) in begrifflichen und theo- retischen Konstruktionen zu bewegen. Phänomenologie in ihrer prägnanten Gestalt als Erforschung des logos – der Vernunft, d. i. der Struktur, Ordnung, Gestalt oder Idee – gegebener Phänomene wurde in der jüngeren Epo- che der Philosophiegeschichte im Anschluss an Franz Brentanos frühe Arbeiten von Edmund Husserl (1859-1938) begründet. „Phänomenologie― bezeichnet eine Forschungsrichtung, die sich in Auseinandersetzung mit dem klassischen (und logischen) Empirismus einerseits und dem Kritizismus Kants andererseits im Umfeld der Brentano-Schule gebildet hat. Von dieser historischen Herkunft, speziell von dem Verhältnis zur Brentano-Schule und von dem Bezug auf die Gründerfigur Husserl, ist die am Grazer philosophischen Institut etablierte phänome- nologische Forschung geprägt. Das unterscheidet sie von andernorts anzutreffenden phäno- menologischen Orientierungen, die entweder die für Husserls philosophische Entwicklung maßgebliche Auseinandersetzung mit dem Kritizismus zugunsten einer vollständigen Integra- tion der Phänomenologie in die Tradition der analytischen Philosophie ignoriert oder das Vorhaben einer Psychologismus- und Naturalismuskritik auf Basis einer Philosophie als strenger Wissenschaft (Husserl) zugunsten eines rein hermeneutischen oder dekon- struktivistischen Philosophierens verabschiedet. Dem gegenüber zeichnet sich die Grazer Phä- nomenologie durch eine transzendentalphilosophische Schwerpunktsetzung aus, ohne damit die historische Diversifikation der Phänomenologie – insbesondere die verschiedenen Varian- ten einer realistischen Phänomenologie – aus dem Blickfeld verdrängen zu wollen. Die am Grazer Institut betriebene phänomenologische Forschung profitiert nach ihrem Selbstver- ständnis von der Auseinandersetzung zwischen transzendentaler und realistisch-ontologischer Phänomenologie ebenso wie von der Auseinandersetzung mit einem sprachphilosophisch ge- prägten Denken.21

21 Vgl. Johann Marek, Zur Ontologie von Werten. Wertsubjektivismus versus Wertobjektivismus, in: A. Fruh- wirth, M.E. Reicher, P. Wilhelmer (Hg.), Markt – Wert – Gefühle. Positionen und Perspektiven einer multidiszi- plinären Wertdebatte. Wien: Passagen Verlag 2005, 319-332; ders., Alexius Meinong, in: The Stanford Encyclo- pedia of Philosophy. Ed. Edward N. Zalta [http://plato.stanford.edu/entries/meinong/]; Alessandro Salice, Urteile und Sachverhalte. Ein Vergleich zwischen Alexius Meinong und Adolf Reinach. München: Philosophia Verlag 2009; ders., Adolf Reinach; Ernst Mally, in: H. Burkhardt, J. Seibt, G. Imaguire (eds.), Handbook of Mereology. München: Philosophia Verlag (im Erscheinen). 56

Auch im Lehrangebot unseres Instituts spiegeln sich verschiedene Schwerpunktsetzungen bzw. verschiedene Auffassungen von Phänomenologie. Es finden sich u. a. Veranstaltungen zu Husserls Logischen Untersuchungen und zu Adolf Reinachs Sozialontologie (Alessandro Salice), zur deskriptiven Psychologie und Intentionalitätstheorie Brentanos (Johann Marek) und zu sozialphilosophischen Fragestellungen im Umfeld der Schütz-Forschung (Elisabeth List).22 Regelmäßig wird eine Vorlesung zur Problemgeschichte der klassischen Phänomeno- logie angeboten, welche das Werk Edmund Husserls, Martin Heideggers, Jean-Paul Sartres, Maurice Merleau-Pontys, Alfred Schütz‘ und Max Schelers im Hinblick auf gemeinsame Grundanliegen wie auch methodische und sachliche Differenzen darstellt (Sonja Rinofner- Kreidl). Das letztgenannte Vorhaben versteht sich aus der Rückbindung an Husserls Projekt einer transzendentalen Phänomenologie. a) Phänomenologische Forschung im Anschluss an die transzendentale Phäno- menologie Husserls (Sonja Rinofner-Kreidl, Elisabeth List), Berichtszeitraum 2005-2009 Die transzendentale Phänomenologie Husserls in kritischer Weise fortzuführen, erfordert u. a. eine Auseinandersetzung mit folgenden systematischen Problemen:  das Verhältnis von präreflexivem Erleben und reflexiver Bewusstseinsanalyse;23  die Evaluierung der Husserlschen Methoden der Epoche und der Eidetik auf Basis ge- genwärtiger philosophischer Diskussionen (z. B. in der philosophy of mind und in der Erkenntnistheorie);24  die subjekt- und handlungstheoretischen Implikationen einer phänomenologischen (Bewusstseins-)Philosophie;25  der Zusammenhang von Zeiterleben und Selbstmodell, wie er sich in konkreten Phä- nomenen manifestiert;26  das Vernunftkonzept der transzendentalen Phänomenologie, speziell mit Blick auf das Verhältnis von kognitiven, affektiven und evaluativen Komponenten intentionaler Be- ziehungen;27

22 Vgl. Elisabeth List, Das Selbstverständliche. Grenzen der Lebenswelt, in: Michael Staudigl (Hg.), Schütz und die Hermeneutik. Wien 2008 [im Druck]. (Elisabeth List ist seit 2008 Mitglied des Editorial Board von Schutzi- an Research.) 23 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, The Limits of Representationalism. A Phenomenological Critique of Thomas Metzinger‘s Self-Model Theory in: Synthesis Philosophica vol. 20, fasc. 2 (2005), 355-371; dies., ‚das Leben sich selbst sagen lassen‘: das Berliner Modell einer lebensphänomenologisch fundierten Psychotherapie, in: Phä- nomenologische Forschungen 2007, 193-217. 24 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, Apriorisierung des Erfahrungsgegenstandes. Zur wissenschaftlichen Transforma- tion der natürlichen Erfahrung, in: Josef Hödl, Klaus Posch, Peter Wilhelmer (Hg.), Sprache und Gesellschaft. Gedenkschrift für Hans Georg Zilian. Wien: Verlag Österreich 2007, 43-73. 25 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, Naturalizing Free Will, in: Luciano Boi, Pierre Kerszberg, Frédéric Patras (eds.), Rediscovering Phenomenology. Phenomenological Essays on Mathematical Beings, Physical Reality, Perception and Consciousness, Springer 2007, 125-164 (Phaenomenologica Vol. 182); Eva Schwarz, Selfhood and Self- Esteem. A phenomenological critique of an educational and psychological concept, in: Topos 1 (2010)(to be published). 26 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, Scham und Schuld. Zur Phänomenologie selbstbezüglicher Gefühle, in: Phänome- nologische Forschungen 2009, 165-201. 27 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, Self-Deception: Theoretical Puzzles and Moral Implications in: Dieter Loh- mar/Jagna Brudzinska (eds.), Founding Psychoanalysis. Phenomenological Theory of Subjectivity and the Psy- choanalytical Experience (im Druck). 57

 die Konfrontation phänomenologischer und nicht-phänomenologischer Bewusstseins- konzeptionen und Theorien des Selbst;28  die Methodenpluralität innerhalb der Phänomenologie, welche im 20. Jahrhundert als transzendentale Phänomenologie, als realistische Ontologie, als existentielle Phäno- menologie, als Hermeneutik des Daseins u. a. vertreten wurde;29  die Positionierung der Phänomenologie in rezenten Methoden- und Paradigmendis- kussionen;30  der Umgang mit dem Problem der Kontingenz und, generell, das Verhältnis einer phä- nomenologischen Apriori-Forschung zu empirischen Forschungen;31  die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Deskriptivität und Normativität, ei- nerseits mit Blick auf eine Selbstkritik der phänomenologischen Methode, andererseits in speziellen (z. B. sozial- und moral)philosophischen Kontexten wie auch in An- wendungskontexten.

Ein spezielles Anliegen der Grazer Phänomenologie ist, die Bedeutung phänomenologischer Untersuchungen im Zusammenhang aktueller Problemlagen herauszustellen, z. B. mit Bezug auf:  die Diskussion um Erste- und Dritte-Person-Perspektive und die Naturalisierung des Subjektiven in der philosophy of mind (vgl. das FWF-Projekt Die Lücke des Subjekts. Eine neue Sicht der Erste-Person-Perspektive);32  die Erörterung der Idee der Wissenschaft, welche Husserls Phänomenologie zugrunde liegt und die Frage, was eine phänomenologische Wissenschaftsphilosophie vom main stream gegenwärtiger Wissenschaftstheorie unterscheidet (vgl. das FWF-Projekt Eine phänomenologisch begründete Wissenschaftssystematik);33

28 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, Krisis und Gnosis. Grundlinien einer ‚Archäologie des Sinnes‘ (Husserl und Freud), in: Psycho-Logik. Jahrbuch für Psychotherapie, Philosophie und Kultur 1/2006 (= Praxis und Methode), 48-76; dies., Phänomenologie und Psychoanalyse. Annäherungen und Abgrenzungen, in: Matthias Flatscher, Sophie Loidolt (Hg.), Das Fremde im Selbst. Das Andere im Selben. Transformationen der Phänomenologie. Würzburg: Königshausen & Neumann 2010, 644-82)(im Druck). 29 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, Zur Idee des Methodenpartikularismus in Jaspers‘ Psychopathologie, in: dies., Harald A. Wiltsche (Hg.), Karl Jaspers‘ ‚Allgemeine Psychopathologie‘ zwischen Wissenschaft, Philosophie und Praxis. Würzburg: Königshausen & Neumann 2008,75-93. 30 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, Exploding the Myth of the Given. On Phenomenology‘s basic discord with Empi- ricism, in: Johann C. Marek, Maria E. Reicher (Hg.), Erfahrung und Analyse. Beiträge des 27. Internationalen Wittgenstein-Symposions (8.-14. August 2004). Kirchberg a. W. 2005, 309-311; dies., Exklusion/Inklusion des Beobachters. Einheit der Differenz als gemeinsamer Problemgrund von Philosophie und Religion, in: J. Brejdak, R. Esterbauer, S. Rinofner-Kreidl, H.-R. Sepp (Hg.), Phänomenologie und Systemtheorie. Würzburg: Königs- hausen & Neumann 2006, 16-36; Harald A. Wiltsche, Von der sogenannten Überwindung des Alteuropäischen. Einige Bemerkungen zum Verhältnis zwischen der Systemtheorie Niklas Luhmanns und der Phänomenologie Edmund Husserls, in: ebd., 51-71. 31 Vgl. Harald A. Wiltsche, Towards an Intercultural Phenomenology – The Problem of Interculturality from a Methodological Perspective, in: G. Gasser, K. Kanzian, E. Runggaldier (Hg.), Cultures: Conflict – Analysis – Dialogue. Papers of the 29th International Wittgenstein Symposium. Kirchberg a. W. 2006, 373-375. 32 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, The Limits of Representationalism. A Phenomenological Critique of Thomas Me- tzinger‘s Self-Model Theory in: Synthesis Philosophica vol. 20, fasc. 2 (2005), 355-371; Eva Schwarz, Mein Subpersonales Repräsentationssystem und ich. Erste-Person-Perspektive und Kognitionswissenschaft, in: Mi- chael Blamauer, Wolfgang Fasching, Matthias Flatscher (eds.), Phänomenologische Aufbrüche. Frankfurt a. M.: Peter Lang 2005, 48-62. 33 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, Apriorisierung des Erfahrungsgegenstandes. Zur wissenschaftlichen Transforma- tion der natürlichen Erfahrung, in: Josef Hödl, Klaus Posch, Peter Wilhelmer (Hg.), Sprache und Gesellschaft. 58

 das Verhältnis von philosophischer und medizinischer Anthropologie bzw. anthropo- logischer Medizin;34  die Kontroverse zwischen Tugendethik und Deontologie und die Positionierung einer phänomenologischen Ethik in diesem Spannungsfeld.35

Die transzendentale Phänomenologie nicht nur als ein historisches Quellen- und Werkstudium zu betreiben, sondern sie als ein Werkzeug zur Analyse aktuell relevanter Probleme zu ver- stehen, erfordert auch, die konstruktive Auseinandersetzung der Phänomenologie mit anderen philosophischen Richtungen zu forcieren (vgl. das mission statement der Husserl Studies). b) Institutionelle Vernetzungen, Forschungsprojekte und sonstige Aktivitäten der Phänomenologie (Sonja Rinofner-Kreidl, Elisabeth List) Berichtszeitraum 2005- 2009 Von Seiten des staff wird der Arbeitsbereich Phänomenologie schwerpunktmäßig von zwei Personen getragen (Elisabeth List, Sonja Rinofner-Kreidl). Im Folgenden werden Tätigkeiten und Projekte genannt, die von Sonja Rinofner-Kreidl initiiert und ausgeführt bzw. als Mento- rin betreut wurden. Zu Elisabeth Lists diesbezüglichen Aktivitäten, die vornehmlich sozial- philosophische Anknüpfungspunkte haben, siehe deren Selbstdarstellung. Zu Betreuungsleis- tungen im Zusammenhang von Abschlussarbeiten vgl. den Eintrag angemeldete bzw. abge- schlossene Diplomarbeiten und Dissertationen. Tätigkeiten und Projekte von Sonja Rinofner-Kreidl Die institutionelle Verankerung der phänomenologischen Forschung dokumentiert sich darin, dass seit dem 1.1.2008 die Husserl Studies am Grazer Institut editorisch betreut werden (American Editor: Steven G. Crowell; European Editor: Sonja Rinofner-Kreidl). http://www.springer.com/philosophy/phenomenology/journal/10743 Seit Jahresbeginn 2009 ist der Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Phänomenolo- gie am Grazer Institut beheimatet (Präsidentin: Sonja Rinofner-Kreidl; Generalsekretär: Ha- rald A. Wiltsche). Konzeption und Leitung des FWF-Projekts Die Lücke des Subjekts. Eine neue Sicht der Erste- Person-Perspektive/How to Bridge a Non-Existing Gap? A New Prospect of First-Person- Perspective, 1.10.2003-31.3.2006, Mitarbeiterin: Eva Schwarz Konzeption und Leitung des FWF-Projekts Eine phänomenologisch begründete Wissen- schaftssystematik/A Phenomenologically Based System of Science, 1.10.2005-31.12.2007, Mitarbeiter: Harald A. Wiltsche Mitantragstellerin des Lise-Meitner-Projekts Phänomenologie als praktische Philosophie: Ge- nese, kritische Rezeption, gegenwärtige Konstellationen, Antragsteller: Andrej Laurukhin (Minsk), Einreichung: April 2006; abgelehnt.

Gedenkschrift für Hans Georg Zilian. Wien: Verlag Österreich 2007, 43-73; Harald A. Wiltsche, Überlegungen zum wissenschaftsphilosophischen ‚Subtext‘ in Karl Jaspers‘ ‚Allgemeine Psychopathologie‘, in: Sonja Rinof- ner-Kreidl, Harald A. Wiltsche (Hg.), Karl Jaspers‘ ‚Allgemeine Psychopathologie‘ zwischen Wissenschaft, Phi- losophie und Praxis. Würzburg: Königshausen & Neumann 2008, 53-74. 34 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, Phänomenologie und Medizin. Entwurf eines Forschungsprogrammes, in: Phäno- menologische Forschungen 2005, 285-307. 35 Vgl. Sonja Rinofner-Kreidl, Husserl‘s Categorical Imperative and his Relating Critique of Kant, in: Pol Van- deVelde, Sebastian Luft (eds.), Phenomenology, Archeology, Ethics: Current Investigations of Husserl‘s Corpus. Continuum Press 2010 (im Druck). 59

Mitantragstellerin des Marie-Curie-Antrags Subjectivity and Self-effectivity. Investigating Self-Determination in Mentally Ill Persons from the First-Person-Perspective, Antragsteller: Jann Schlimme (Hannover), Einreichung: Oktober 2008; abgelehnt; redress: Jänner 2009; abgelehnt; Neueinreichung: August 2009; bewilligt: Dezember 2009; Laufzeit: 1.5.2010- 30.4.2012 Mitantragstellerin des Lise-Meitner-Projekts Categories of the Sensousness, Antragsteller: Vittorio de Palma (Köln), Einreichung: März 2009; abgelehnt. Kooperation mit der NOSP (Nordic Society for Phenomenology)  Konzeption eines Panels (Selfhood and Rationality) und Panel-Beitrag („Does Self- Deception Rule Out First-Person-Authority?―) im Rahmen der 7. Jahrestagung der NOSP (25.-27. April 2008, Kaunas/Lithuania), zs. mit Dr. Eva Schwarz u. Dr. Harald A. Wiltsche;  Key note speech („Methodological Reductions and Moral Attitudes. On some Neglec- ted Aspects of Husserl‘s Phenomenological Reduction‖) und Beitrag Panel I: Reduc- tion (―Reduction and the Notion of Subject: Ontological Versus Methodological Inter- pretations‖) im Rahmen der 8. Jahrestagung der NOSP (23.-25. April 2009, Tampe- re/Finland). Sonja Rinofner-Kreidls Expertise in der Phänomenologie wurde u. a. in Anspruch genommen als  external referee der Academy of Finland, Research Council for Culture and Society (Begutachtung von general research grants und grants for post-doctoral researchers in philosophy): April-Mai 2009;  externe Kooperationspartnerin des interdisziplinären Forschungsprojektes Das Gehirn als soziales, kulturelles und geschichtliches Organ (Volkswagenstiftung): Evaluie- rungsworkshop Heidelberg, Juli 2007;  Leitung der Sektion Phänomenologie und Hermeneutik beim 8. Kongress der Österrei- chischen Gesellschaft für Philosophie: Gehirne und Personen, Univ. Graz, 7.-9. Juni 2007.

2. Praktische Philosophie und Phänomenologie (Sonja Rinofner-Kreidl) Berichts- zeitraum 2005-2009 Unter diesem Titel wurden seit 2005 auf verschiedenen Ebenen (Lehre, Forschung, wissen- schaftliche Veranstaltungen, Beratung) Aktivitäten entwickelt, welche im Wesentlichen zwei Zielsetzungen verfolgten. Zum einen sollte der Forschungsschwerpunkt Phänomenologie spe- ziell in Richtung einer Zusammenführung phänomenologischer, sozialphilosophischer und ethischer Thematiken ausgebaut werden. Zum anderen wurde zusammen mit KollegInnen vor Ort sowie an anderen österreichischen Universitäten Ethik in der Medizin als ein interdiszi- plinärer Arbeitsschwerpunkt formuliert und implementiert. a) Zusammenführung von Phänomenologie, Sozialphilosophie und Ethik Mit Bezug auf die Zusammenführung von Phänomenologie, Sozialphilosophie und Ethik wurden 2005-2009 folgende Themenschwerpunkte/Aktivitäten gesetzt (vgl. auch die Dar- stellung des Forschungsschwerpunktes Phänomenologie): 1) Konzeption, Planung und Durchführung von fünf internationalen Workshops, die sich u. a. mit Fragestellungen der Praktischen Philosophie befassten: a) Erfahrung und Reflexion. Was ist der Ort des phänomenologischen Denkens in der ge- genwärtigen Philosophie? (Univ. Graz, 6.-7.12.2006, zs. mit Eva Schwarz u. Harald 60

A. Wiltsche); externe Referenten: Thomas Fuchs (Heidelberg), Matthias Flatscher (Wien); b) Handeln in Situationen (Univ. Graz, 29.11.2007, mit Harald A. Wiltsche); externe Re- ferenten: Karl Mertens (Würzburg), Neil Roughley (Münster); c) Emotionen im Spannungsfeld von Phänomenologie und Wissenschaften (Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Phänomenologie, Univ. Graz, Mai 2007, Leitung und Organisation der Tagung sowie Edition des Tagungsbandes, zs. mit Reinhold Es- terbauer); externe ReferentInnen u. a.: Christoph Demmerling, Heiner Hastedt, Micha- el Großheim, Alice Holzhey-Kunz; d) Selfhood and Rationality (Panel for Phenomenology and Human Sciences, VIth annual conference of the Nordic Society for Phenomenology (NOSP), Kaunas/Litauen, April, 25-27, 2008, zs. mit Eva Schwarz u. Harald A. Wiltsche); e) Husserl‘s Transcendental Phenomenology. A Debate on Crucial Issues with Steven G. Crowell (Univ. Graz, 12.10.2009, zs. mit Harald A. Wiltsche, Judith Wiener u. Mar- kus Schalek); externer Referent: Steven G. Crowell (Houston). 2) Konzeption, institutionelle Anbahnung & verantwortliche Leitung (speaker) des inter- disziplinären Sonderforschungsbereiches Grenzen der Selbstbestimmung/Limits of Self- Determination, Einreichung des Erstantrages: Oktober 2008 (abgelehnt). Im Kontext die- ses Forschungsprojektes sollen u. a. folgende Themen erörtert werden: Autonomie; Hand- lungs- und Willensfreiheit; Werte und Selbstbindung/Commitment; irrationales Verhalten (Selbsttäuschung und Willensschwäche); Autorität und Paternalismus. 3) Lehre zu Problemen der praktischen Philosophie, u. a.: Hegels Rechtsphilosophie; der Begriff der Person; das konkrete Subjekt: Leib, Seele, Geist, Person (E. Husserl: Ideen II); Freiheit und Autonomie; Einführung in die Ethik; Nikolai Hartmanns materiale Wertethik; Phänomenologische Ethik und Werttheorie; Selbsttäuschung und Willensschwäche; Tu- gendethik; Autonomie und Abhängigkeit; Absichten, Zwecke, Motive und Gründe (Hand- lungstheorie). 4) Vorträge im In- und Ausland zu folgenden Themen: die Freiheit des Willens und die Illu- sionsthese der Gehirnforschung; ethischer Internalismus/Externalismus; Husserls Ethik als eine Brücke zwischen Deontologie und Tugendethik? Husserls kategorischer Imperativ im Lichte seiner Kant-Kritik; Scham und Autonomie; Scham und Schuld: zur Phänomenolo- gie selbstbezüglicher Gefühle; handlungstheoretische und ethische Aspekte der Verant- wortung; Grundlagen einer phänomenologischen Handlungstheorie; Phänomenologie und Medizin; Sterbehilfe. b) Ethik in der Medizin Mit Bezug auf den Schwerpunkt Ethik in der Medizin wurden im Berichtszeitraum folgende Aktivitäten entwickelt: 1) 2004 wurde von Josef Egger (Forschungseinheit für Verhaltensmedizin, Gesundheits- psychologie und Empirische Psychosomatik, Medizin Univ. Graz), Walter Pieringer (In- stitut für Klinische Psychologie, Medizin Univ. Graz) und Sonja Rinofner-Kreidl eine Ar- beitsgruppe „Subjektivitätsforschung in der Medizin― gegründet, die bis Ende 2006 aktiv war.36 In deren Rahmen wurden methodische Probleme und Schlüsselthemen im Schnitt- feld Philosophie und Medizin diskutiert, um eine Zusammenarbeit der KF Universität und

36 Zentrum für Subjektivitätsforschung in der Medizin. Ein Forschungsprojekt mit internationaler Beteiligung (Sonja Rinofner-Kreidl, Walter Pieringer, Josef W. Egger), in: Psychologische Medizin 16. Jg. 1/2005, 3-11. 61

der Medizin Universität im Zuge der Reform des Medizinstudiums anzubahnen. In diesem Kontext wurden folgende Veranstaltungen geplant und durchgeführt: a) Ethik und Subjektivitätsforschung in der Medizin (18.-19.7.2005, Univ. Graz); b) Subjectivity Research in Medicine (23.-24.6.2006, Univ. Graz/Medizin Univ. Graz). 2) Die Studienreform an der Grazer Medizin Universität definierte ein neues humanwissen- schaftliches Curriculum, als dessen Bestandteil seit dem SS 2005 ein obligatorischer Ethikunterricht für MedizinstudentInnen angeboten wird. Für die Erarbeitung der Lehrin- halte dieses Ethikkurses, welcher Teil des sogenannten KSR-Track („Kommunikation – Supervision – Reflexion―) ist, waren (und sind gegenwärtig) von Seiten der KF Uni ver- antwortlich: Walter Schaupp, Hans-Walter Ruckenbauer (Theologische Fakultät) und Sonja Rinofner-Kreidl. Die Lehre erfolgt unter Beteiligung eigener DiplomandInnen und DissertantInnen. Ergebnisse und strukturelle Probleme, speziell im Hinblick auf die Inte- ressen und Fragestellungen, welche von philosophischer Seite involviert sind, wurden von Sonja Rinofner-Kreidl präsentiert anlässlich des a) Workshops Bioethics in the Medical Curriculum? (20.9.2008, Medizin Universität Graz; Planung und Durchführung: Gabriele Werner-Felmayer, Hans Tritthart u. Sonja Rinofner-Kreidl); b) Vortrags „DNR (Do Not Resuscitate) oder AND (Allow Natural Death)? Zur Rolle der Sprache im Aufbau einer ethischen Kultur in medizinischen Kontexten― (Workshop Therapiebegrenzung und DNR-Vermerk, Veranstaltung des Ethik-Komitées der Gra- zer Universitätsklinik, 21.10.2009, Klinikum Graz, Hörsaalzentrum); c) Vortrags „Ethikunterricht in der Medizin. Zwischenbericht über ein Sisyphusprojekt― (Symposion Biopsychosoziale Medizin in Lehre und Forschung, Festveranstaltung zu Ehren von Univ.-Prof. Dr. Josef W. Egger (Forschungseinheit für Verhaltensmedizin, Gesundheitspsychologie und Empirische Psychosomatik), 7.11.2009, Klinikum Graz). 3) Seit Anfang 2005 bemühte sich eine Gruppe von KlinikerInnen um den Aufbau eines Ethikkomitees am Grazer Universitätsklinikums. In diesem Gremium, das sich im selben Jahr konstituierte, kooperieren ÄrztInnen, VertreterInnen des Pflegepersonals, ein Jurist, ein Theologe und eine Philosophin (Sonja Rinofner-Kreidl). Die zentralen Zielsetzungen sind: a) Leitlinien für ethische Problematiken im klinischen Kontext zu erarbeiten (vgl. die im Oktober 2009 präsentierten Empfehlungen für den Umgang mit dem Verzicht auf kar- diopulmonale Wiederbelebung (DNR Vermerk) am LKH-Universitätsklinikum Graz); b) eine diesbezügliche interne Fortbildung am Klinikum zu initiieren und zu fördern; c) bei schwierigen ethischen Konfliktfällen Beratung anzubieten und im Rahmen von Ethikkonsilen auf Station zusammen mit den Betroffenen Lösungsvorschläge zu erar- beiten. 4) Aufbau eines nationalen Netzwerkes zu Fragen der Medizinethik: Gründung der Ös- terreichischen Niederlassung des Internationalen Netzwerkes von Instituten für Medi- zinethische Ausbildung (NIMED), UNESCO Lehrstuhl für Bioethik (IL), September 2007 (Gründungsmitglied: Sonja Rinofner-Kreidl). 5) Abhaltung eines Seminars Anthropologie in Medizin und Philosophie an der KF Uni Graz (WS 2005/06). 6) Mitarbeit in der AG Gesundheit zur Vorbereitung des von der Theologischen Fakultät initiierten überfakultären Masterstudienganges Ethik (Start: Herbst 2010). 62

7) Im wissenschaftlichen Beirat von: Psycho-logik. Jahrbuch für Psychotherapie, Philo- sophie und Kultur (seit 2006); Journal for Philosophy und Psychiatry (seit 2007). 8) Mehrere Veröffentlichungen in Psychologische Medizin. Österreichische Fachzeitschrift für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie. Diese Beiträge befas- sen sich mit dem Verhältnis von Philosophie und Medizin im Allgemeinen bzw. mit spe- ziellen Anwendungsproblemen (z. B. DNR(„Do Not Resuscitate―)-Vermerk). 9) In Planung befindlich: ein Lehrbuch „Ethik in der Medizin― (auf Basis der Konzeption des Ethik-Curriculums an der Medizin Universität und des Vorlesungsmanuskriptes von Sonja Rinofner-Kreidl). Für dieses Publikationsprojekt soll um Unterstützung beim Land Stei- ermark angesucht werden.

3. Einzelleistungen: Sonja Rinofner-Kreidl, Berichtszeitraum 2005-2009 a) Veröffentlichungen Editionen 1) Phänomenologie und Systemtheorie. Königshausen & Neumann Würzburg 2006 (zs. mit Jaromir Brejdak, Reinhold Esterbauer, Hans-Reiner Sepp)(= Orbis Phaenome- nologicus Perspektiven N.F. 8) 2) Karl Jaspers‘ ‚Allgemeine Psychopathologie‘ zwischen Wissenschaft, Philosophie und Praxis. Königshausen & Neumann Würzburg 2008 (zs. mit Harald A. Wiltsche) 3) Emotionen – im Spannungsfeld von Phänomenologie und Wissenschaften. Peter Lang Frankfurt a. M. 2009 (zs. mit Reinhold Esterbauer)(= Reihe der Österreichischen Ge- sellschaft für Phänomenologie Bd. 16) 4) Husserl Studies (Springer, European Editor: SR, American Editor: Steven G. Cro- well), laufend seit 1.1.2008 Journal-Beiträge 1) The Limits of Representationalism. A Phenomenological Critique of Thomas Metzin- ger‘s Self-Model Theory, in: Synthesis Philosophica vol. 20, fasc. 2 (2005), 355-371; kroatische Übersetzung: „Granice reprezentacionalizma. Fenomenološka kritika teo- rije samo-modela Thomasa Metzingera, in: Filozofska Istrazivanja 102, Vol. 26 (2006), 373-388 [= Gekürzte Fassungen von: Representationalism and Beyond. A phe- nomenological Critique of Thomas Metzinger‘s Self-model Theory, in: Journal of Consciousness Studies vol. 11, no. 10-11 (2004), 88-108] 2) Anleitung zur Selbstsorge. Über den ursprünglich ethischen Charakter von Medizin und Philosophie, in: Psychologische Medizin 16. Jg. (2005), Nr. 4, 17-24 (in sloweni- scher Übersetzung in: Kakovostna starost [good quality of old age], in Vorbereitung) 3) Phänomenologie und Medizin. Entwurf eines Forschungsprogrammes, in: Phänome- nologische Forschungen 2005, 285-307 4) Zentrum für Subjektivitätsforschung in der Medizin. Ein Forschungsprojekt mit inter- nationaler Beteiligung (zs. mit Walter Pieringer und Josef W. Egger), in: Psycholo- gische Medizin 16. Jg. 1/2005, 3-11 5) Krisis und Gnosis. Grundlinien einer ‚Archäologie des Sinnes‘ (Husserl und Freud), in: Psycho-Logik. Jahrbuch für Psychotherapie, Philosophie und Kultur 1/2006 (= Praxis und Methode), 48-76 6) ‚das Leben sich selbst sagen lassen‘: das Berliner Modell einer lebensphänomenolo- gisch fundierten Psychotherapie, in: Phänomenologische Forschungen 2007, 193-217 7) Compatibilistic Visions. A Response to Michael Pauen‘s Self-Determination. Free Will, Responsibility, and Determinism, in: Synthesis Philosophica vol. 22, fasc. 2 (2007), 477-481 63

8) Scham und Schuld. Zur Phänomenologie selbstbezüglicher Gefühle, in: Phänomeno- logische Forschungen 2009, 165-201 Beiträge in Sammelbänden 1) Exploding the Myth of the Given. On Phenomenology‘s basic discord with Empiri- cism, in: Johann C. Marek/Maria E. Reicher (Hg.), Erfahrung und Analyse. Beiträge des 27. Internationalen Wittgenstein-Symposions (8.-14. August 2004). Kirchberg a. W. 2005, 309-311 2) Exklusion/Inklusion des Beobachters. Einheit der Differenz als gemeinsamer Prob- lemgrund von Philosophie und Religion, in: J. Brejdak, R. Esterbauer, S. Rinofner- Kreidl, H.-R. Sepp (Hg.), Phänomenologie und Systemtheorie. Königshausen & Neu- mann Würzburg 2006, 16-36 (= Orbis Phaenomenologicus Perspektiven N.F. 8) 3) Husserls transzendentale Phänomenologie von der Mitte der Zwanziger Jahre bis zum ‚Krisis‗-Werk, in: Verdrängter Humanismus – Verzögerte Aufklärung. Hg. v. Michael Benedikt, Reinhold Knoll, Cornelius Zehetner. Bd. V: Im Schatten der Totalitarismen. Vom philosophischen Empirismus zur kritischen Anthropologie. Philosophie in Öster- reich 1920-1951. WUV Wien 2005, 535-549 4) Metaphysik, Weltanschauung und Moral: Friedrich Jodl, Heinrich Gomperz, Robert Reininger, in: Geschichte der östereichischen Humanwissenschaften. Hg. v. Karl Acham. Bd. 6, Teil 2: Philosophie und Religion: Gott, Sein und Sollen. Passagen Ver- lag Wien 2006, 373-418 5) Apriorisierung des Erfahrungsgegenstandes. Zur wissenschaftlichen Transformation der natürlichen Erfahrung, in: Josef Hödl, Klaus Posch, Peter Wilhelmer (Hg.), Spra- che und Gesellschaft. Gedenkschrift für Hans Georg Zilian. Verlag Österreich: Wien 2007, 43-73 6) Naturalizing Free Will, in: Luciano Boi, Pierre Kerszberg, Frédéric Patras (eds.), Re- discovering Phenomenology. Phenomenological Essays on Mathematical Beings, Phy- sical Reality, Perception and Consciousness. Springer 2007, 125-164 (Phaenomeno- logica Vol. 182) 7) Zur Idee des Methodenpartikularismus in Jaspers‘ Psychopathologie, in: S.R., Harald A. Wiltsche (Hg.), Karl Jaspers‘ ‚Allgemeine Psychopathologie‘ zwischen Wissen- schaft, Philosophie und Praxis. Königshausen & Neumann Würzburg 2008, 75-93 8) Phänomenologie und Psychoanalyse. Annäherungen und Abgrenzungen, in: Matthias Flatscher, Sophie Loidolt (Hg.), Das Fremde im Selbst. Das Andere im Selben. Trans- formationen der Phänomenologie. Königshausen & Neumann Würzburg 2010, 64-82 (Reihe Orbis Phaenomenologicus, Abt. Perspektiven, Nr. 19) (im Druck) 9) Self-Deception: Theoretical Puzzles and Moral Implications in: Dieter Lohmar, Jagna Brudzinska (eds.), Founding Psychoanalysis. Phenomenological Theory of Subjectivi- ty and the Psychoanalytical Experience (im Druck) 10) Husserl‘s Categorical Imperative and his Relating Critique of Kant, in: Pol Van- deVelde, Sebastian Luft (eds.), Phenomenology, Archeology, Ethics: Current Inves- tigations of Husserl‘s Corpus. Continuum Press 2010 (Issues in Phenomenology and Hermeneutics, Vol. 1)(im Druck) Online-Publikationen 1) The Future of Phenomenology: Issues in Practical Philosophy (Persons, Values, Mo- tives), in: James Dodd (ed.), On the Future of Husserlian Phenomenology. New York 2006; http://www.newschool.edu/gf/phil/husserl/Future/Future_Main.html Rezensionen und Besprechungsaufsätze 64

1) Viktor von Weizsäcker, Pathosophie. Bearbeitet v. W. Schindler, D. Janz, P. Achilles. Suhrkamp Frankfurt a. M. 2005 (= GW Bd. 10), in: psycho-logik. Jahrbuch für Psy- chotherapie, Philosophie und Kultur 1 (2006), 345-350 b) Drittmittelforschung 1. Die Lücke des Subjekts. Eine neue Sicht der Erste-Person-Perspektive/How to Bridge a Non-Existing Gap? A New Prospect of First-Person Perspective (FWF, 1.10.2003- 31.3.2006, Mitarbeiterin: Mag. Eva Schwarz) 2. Eine phänomenologisch begründete Wissenschaftssystematik/A Phenomenologically Based System of Science (FWF, 1.10.2005-31.12.2007, Mitarbeiter: Mag. Harald A. Wiltsche) 3. Phänomenologie als praktische Philosophie: Genese, kritische Rezeption, gegenwärti- ge Konstellationen (FWF, Lise-Meitner-Programm, Antragsteller: Dr. Andrej Laurukhin (Minsk), Mitantragstellerin als Vertreterin der gastgebenden Institution: SR, eingereicht: April 2006; abgelehnt) 4. Subjectivity and Self-Effectivity. Investigating Self-Determination in Mentally Ill Per- sons from the First-Person Perspective (EU, People Marie Curie Actions: Intra- European Fellowship (IEF), Call: FP7-People-IEF-2008; „SEMIP‖, Antragsteller: Jann E. Schlimme (Hannover); Mit Mitantragstellerin als Vertreterin der gastgebenden Institution: SR, eingereicht: August 2008; abgelehnt; redress: Jänner 2009; abgelehnt; Neueinreichung: August 2009; bewilligt: Dezember 2009; Laufzeit: 1.5.2010- 30.4.2012. 5. Categories of the Sensousness (FWF, Lise-Meitner-Programm, Antragsteller: Dr. Vit- torio de Palma (Köln); Mitantragstellerin als Vertreterin der gastgebenden Institution: SR, eingereicht: März 2009; abgelehnt) 6. Limits of Self-Determination (FWF, SFB unter Beteiligung von sieben Disziplinen aus sieben Fakultäten der KFU Graz; Initiatorin und Sprecherin: SR; eingereicht: Oktober 2008; abgelehnt. c) Lehre An der Karl-Franzens-Universität: WS 2004/05  Phänomenologie. Historische und systematische Einführung II: Merleau-Ponty, Sche- ler, Schütz (VO, 2 St.)  Der Begriff der Situation und seine Bedeutung für eine philosophische Theorie des Erkennens und Handelns (SE, 2 St.) SS 2005  Einführung in die Ethik (VK, 2 St.)  Nikolai Hartmanns materiale Wertethik (SE, 2 St.) WS 2005/06  Einführung in die Phänomenologie I: Husserl, Heidegger, Sartre (VO, 2 St.)  Anthropologie in Medizin und Philosophie (SE, 2 St.) SS 2006  Einführung in die Phänomenologie II: Merleau-Ponty, Scheler, Schütz (VO, 2 St.)  Phänomenologische Ethik und Werttheorie (SE, 2 St.) WS 2006/07  Grundprobleme der Phänomenologie I: Husserl, Heidegger, Sartre (VO, 2 St.) 65

 Philosophie und Psychotherapie (SE, 2 St.)  Phänomenologie und Praktische Philosophie (Privatissimum, 2 St.) SS 2007  Grundprobleme der Phänomenologie II: Merleau-Ponty, Scheler, Schütz (VO, 2 St.)  Der Begriff der Lebenswelt im Spannungsfeld von Philosophie und Wissenschaft (SE, 2 St.)  Phänomenologie und Praktische Philosophie (Privatissimum, 2 St.) WS 2007/08  Grundprobleme der Phänomenologie II: Merleau-Ponty, Scheler, Schütz (VO, 2 St.)  Selbsttäuschung und Willensschwäche (SE, 2 St.)  Phänomenologie und Praktische Philosophie (Privatissimum, 2 St.) SS 2008  Grundprobleme der Phänomenologie II: Merleau-Ponty, Scheler, Schütz (VO, 2 St.)  Tugendethik (SE, 2 St.)  Phänomenologie und Praktische Philosophie (Privatissimum, 2 St.)  Basismodullehre für HörerInnen aller Fakultäten: Verantwortung in Wissenschaft und Beruf (Ring-VO, 1 St.) WS 2008/09  Grundprobleme der Phänomenologie II: Merleau-Ponty, Scheler, Schütz (VO, 2 St.)  Autonomie und Abhängigkeit (SE)  Phänomenologie und Praktische Philosophie (Privatissimum, 2 St.) SS 2009  Grundprobleme der Phänomenologie II: Merleau-Ponty, Scheler, Schütz (VO, 2 St.)  Phänomenologie und Praktische Philosophie (SE für Masterarb. u. Diss., 2 St., zs. mit L. H. Meyer)  Basismodullehre für HörerInnen aller Fakultäten: Verantwortung in Wissenschaft und Beruf (Ring-VO, 1 St.) WS 2009/10  Grundprobleme der Phänomenologie II: Merleau-Ponty, Scheler, Schütz (VO, 2 St.)  Absichten, Zwecke, Motive und Gründe (Handlungstheorie) (SE, 2 St.)  Phänomenologie und Praktische Philosophie. SE für Masterarb. u. Diss. (SE, 2 St., zs. mit L. H. Meyer)  Philosophisches Kolloquium (SE, zs. mit W. Gombocz, E. List, J. Marek, L. H. Mey- er, U. Thiel)  Kolloquium für Doktorandinnen und Doktoranden (SE, 2 St., zs. mit W. Hofmeister, B. Hurch, S. Knaller, K. Rieser, M. Walter, W. Wolf, A. Ziegler)

An der Medizin-Universität Graz: seit SS 2005 jeweils im Sommersemester:  Ethik in der Medizin (SE, 1 St.) d) Gutachten Interne (Diplom- und Dissertationsgutachten)37: 1. Gutachten zur Diplomarbeit von Michael Wallner: „Edmund Husserls und Martin Heideggers transzendentale Phänomenologie als Alternative zum metaphysischen Realismus und Idealismus― (28.8.2006); Diplomprüfung: 28.9.2006

37 Kürzere Gutachten im Rahmen von Empfehlungsschreiben wurden nicht berücksichtigt. 66

2. Gutachten zur Dissertation von Mag. Eva Schwarz: „Subjektivität und Erste-Person- Perspektive― (5.4.2007); Rigorosen: 24.4.2007 3. Gutachten zur Diplomarbeit von Daniel Biro: „Die Dialektik von Existenz und Ideal. Sartres existentialistische Ethik― (2.5.2007); Diplomprüfung: 23.5.2007 4. Gutachten zur Dissertation von Mag. Harald A. Wiltsche: „Voraussetzung, Welt und Wissenschaft. Untersuchungen zur wissenschaftsphilosophischen Relevanz der Trans- zendentalphänomenologie Edmund Husserls― (25.1.2008); Rigorosen: 8.2.2008 5. Gutachten zur Diplomarbeit von Oskar Freund: „Philosophisch-phänomenologische Grundlagen für eine integrative Therapie― (Plagiatsnachweis; Sachverhaltsdarstellung gegenüber dem Studiendekan; negative Beurteilung: 27.10.2008, keine Diplomprü- fung) 6. Gutachten zur Diplomarbeit von Richard Hofmann: „Hannah Arendt über Handeln und Wollen. Eine Untersuchung ihres philosophischen Denkens― (7.12.2008); Dip- lomprüfung: 14.12.2008 7. Gutachten zur Diplomarbeit von Karl Gaulhofer: „Nichts ist am intelligiblen Himmel. Die Auseinandersetzung mit Kant in der Moralbegründung Jean-Paul Sartres― (18.4.2008); Diplomprüfung: 30.4.2008 8. Gutachten zur Dissertation (Zweitgutachten) Mag. Claudia Gerdenitsch: „Erst kommt die Ästhetik, dann kommt die Moral― (15.4.2009); Rigorosen: 25.6.2009 9. Gutachten zur Diplomarbeit von Judith Wiener: „Sexualität, Perversion und Krank- heit. Eine philosophische Untersuchung im Anschluss an Krafft-Ebings Psychopathia Sexualis― (12.8.2009); Diplomprüfung: 16.9.2009 10. Gutachten zur Diplomarbeit von Harald Koberg: „Zwischen Lust und Selbstbeherr- schung. Zur Rolle von Emotionalität und Rationalität im Kontext moralischen Den- kens― (17.8.2009); Diplomprüfung: 21.9.2009 11. Gutachten zur Diplomarbeit von Angelika Purkathofer: „Hirnforschung und Willens- freiheit in der zeitgenössischen Diskussion ausgehend von Gerhard Roth― (13.11.2009); Diplomprüfung: 20.11.2009 Externe (im Rahmen von Forschungsevaluierungen, Bewerbungsverfahren etc.): 1. Gutachten für Publikation in „Synthesis Philosophica― (26.9.2005) 2. Gutachten für Publikation in „Moderne. Kulturwissenschaftliches Jahrbuch― (20.4.2007) 3. Gutachten bzw. Gutachternominierung im Zusammenhang meiner Tätigkeit als Refe- rentin des FWF (Wien) für die Fachbereiche Philosophie und Theologie (1.10.2005- 30.9.2008) 4. Gutachten für Publikation in „Synthesis Philosophica― (11.2.2008) 5. Gutachten für einen Forschungspreis im Auftrag der Balzan-Stiftung (Ital.) zur Nomi- nierung eines Preisträgers im Bereich „Moral Philosophy― (21.2.2008) 6. Gutachten in einem Bewerbungsverfahren auf Anfrage der National University of Ire- land, Galway (19.12.2008) 7. External referee für die Academy of Finland, Research Council for Culture and Soci- ety (Begutachtung von general research grants und grants for post-doctoral researchers im Bereich Philosophie); Teilnahme am panel meeting: 27.5.2009, Helsinki 67

8. Gutachten über ein geplantes Habilitationsvorhaben im Auftrag des Rektorates der Medizin-Universität Graz, Univ.-Prof. Dr. Josef Smolle (10.12.2009) Reviews für folgende journals:  Phenomenology and Cognitive Science  Journal of Consciousness Studies  Husserl Studies  synthesis philosophica  Grazer Philosophische Studien e) Vortragstätigkeit Invited 1. Die Phänomenologie und der Mensch als Subjekt (Symposion Der Mensch als Subjekt in Forschung und Praxis der Medizin, Klinikum Graz, 25.-26.2.2005) 2. Subjektivität in der Medizin: zur philosophischen Bedeutung von Tod und Sterben (Workshop Ethik und Subjektivitätsforschung in der Medizin, Graz, 18.-19.7.2005) 3. Phenomenological Contextualism and Its Impact on Ethical Internalism/Externalism (Symposion Mind, World and Intentionality: New Perspectives on the Internalism- Externalism Debate, Copenhagen, May, 27-29, 2005) 4. Self-Deception: A Paradigmatic Case of Unconscious Intentions? (Symposion Philo- sophy, Psychiatry and the Unconscious Colloquium, Bioethics Center, Dunedin School of Medicine, Dunedin/New Zealand, February, 8-10, 2006; paper presented and discussed in absence of the author) 5. Sterbehilfe (Ethik-Komitée des Grazer Klinikums, Graz, 9.5.2006) 6. What kind of ethics do we need in medicine? (Workshop Subjectivity-Research in Me- dicine, Universitätsklinikum Graz, June, 23-24, 2006) 7. Der/die/das Fremde in mir. Zum Verhältnis von Phänomenologie und Psychoanalyse (Tagung Das Fremde im Selbst. Transformationen der Phänomenologie. Intersubjek- tivität, Alterität, Politik, Institut für Philosophie, Universität Wien, 13.-15.9.2006) 8. Zur Idee des Methodenpartikularismus im Anschluss an Jaspers‘ Psychopathologie (Symposion Das Werk von Karl Jaspers im Kontext der europäischen Philosophie und Psychopathologie, Klingenthal/Elsass, 19.-21.9.2006) 9. Sprachanalyse, Existenzialanalyse, Intentionalanalyse. Was ist der Ort der Phäno- menologie im gegenwärtigen Denken? (Workshop Erfahrung und Reflexion, ver- anstaltet von der AG Phänomenologie und Praktische Philosophie, Institut für Phi- losophie, Universität Graz, Meerscheinschloss, 6.-7.12.2006) 10. Phänomenologie und Medizin (Vortrag mit anschließendem Werkstattgespräch, Reihe Sozialphilosophie und Ethik, Institut für Philosophie, Universität Würzburg, 30.1.2007) 11. Macht Religion (un-)glücklich? Über salutogene und pathogene Effekte religiöser Pra- xis (Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie. Ein interdisziplinärer Kongress. Psychiatrie, Psychologie, Psychotherapie im Dialog mit Religionswissenschaft, Philo- sophie & Theologie, Universität Graz, 11.-13.10.2007) 68

12. Selbsttäuschungen. Zur Sozialität (pseudo-)reflexiver Handlungen (Workshop Hand- lungen in Situationen, veranstaltet von der AG Phänomenologie und Praktische Philo- sophie, Institut für Philosophie, Universität Graz, Wallgebäude, 29.11.2007) 13. What Philosophers May (Not) Contribute to a Medical Curriculum (Workshop Bio- ethics in the Medical Curriculum?, gestaltet von Gabriele Werner-Felmayer, Hans Tritthart u. Sonja Rinofner-Kreidl, im Rahmen der 12. Grazer Konferenz – Qualität der Lehre 2008/12th Graz Conference – Skills and Attitudes, veranstaltet von der ÖGHD, Graz, 18.-20. September 2008) 14. Handlungstheoretische und ethische Aspekte der Verantwortung (Symposion  - Aufbruch zur Verantwortung: Ethik im Forschungsalltag, veranstaltet von Joanneum Research, Graz (Alte Universität), 30.9.2008) 15. Husserls kategorischer Imperativ im Lichte seiner Kant-Kritik (Workshop Phänome- nologische Handlungstheorie, Universität Köln, 24.11.2008) 16. Selbstbestimmung: ein Stufenmodell zur Klärung eines fundamentalen Begriffs (An- thropologie, Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Phänomenologie, Uni- versität Wien, 11.-13.12.2008) 17. Scham und Schuld. Zur Phänomenologie selbstbezüglicher Gefühle (Ringvorlesung Philosophie und Psychiatrie, organisiert vom Philosophie-Verein Delta, Universität Heidelberg, in Zusammenarbeit mit der Allgemeinen Klinik für Psychiatrie, 28.1.2009) 18. Methodological Reductions and Moral Attitudes. On Some Neglected Aspects of Husserl‘s Phenomenological Reduction (Husserl 150, VIIth annual conference of the Nordic Society for Phenomenology (NOSP), Tampere/Finland, April, 23-25, 2009; invited as a keynote speaker) 19. Reduction and the Notion of the Subject: Ontological vs. Methodological Interpre- tations (Husserl 150, VIIth annual conference of the Nordic Society for Pheno- menology (NOSP), Tampere/Finland, April, 23-25, 2009; invited roundtable contribu- tion, panel 1: Reduction) 20. ‚Lehre mich das Gute zu tun‘: Medizin-Ethik zwischen Anspruch und Realität (13. Wissenschaftliche Sitzung der Ärztegesellschaft der Steiermark, Universitätsklinikum Graz, 7.5.2009) 21. Phänomenale Komplexität, Artikulation und ‚thick concepts‘: Zu Christoph Demmer- lings Entwurf einer Phänomenologie der Gefühle (Phänomenologie im Wettstreit der Methoden. Internationale Tagung der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologische Forschung in Kooperation mit dem Institut für Philosophie der Universität Würzburg, 1.-3.10.2009) 22. Husserl und die Handlungstheorie (Die Aktualität Husserls, Internationale Tagung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, 8.-10. Oktober 2009) 23. ‘Moving within a normative space‘: On how transcendental phenomenology reshapes our attitude towards first-person authority, agency, and value (Husserl‘s Transcenden- tal Phenomenology. A Debate on Crucial Issues with Steven G. Crowell, Workshop, Department of Philosophy, Karl-Franzens University Graz, October, 13, 2009) 24. DNR (Do Not Resuscitate) oder AND (Allow Natural Death)? Zur Rolle der Sprache im Aufbau einer ethischen Kultur in medizinischen Kontexten (Therapiebegrenzung und DNR-Vermerk, Veranstaltung des Ethik-Komitées der Grazer Universitätsklinik, Klinikum Graz, Hörsaalzentrum, 21.10.2009) 69

25. „Ethikunterricht in der Medizin. Zwischenbericht über ein Sisyphusprojekt― (Referat und Podiumsdiskussion im Rahmen des Symposions Biopsychosoziale Medizin in Lehre und Forschung, Festveranstaltung zu Ehren von Univ.-Prof. Dr. Josef W. Egger (Forschungseinheit für Verhaltensmedizin, Gesundheitspsychologie und Empirische Psychosomatik), 7.11.2009, Klinikum Graz) Submitted 1. Sartre und Davidson über Selbsttäuschung (8. Kongress der Österreichischen Gesell- schaft für Philosophie: Gehirne und Personen. Mit einem Schwerpunkt zur Öster- reichischen Philosophie, Graz, 7.-9.6.2007) 2. Does Self-Deception Rule Out First-Person-Authority? (Phenomenology and Human Sciences, VIth annual conference of the Nordic Society for Phenomenology (NOSP), Kaunas/Litauen, April, 25-27, 2008) 3. Detachment or Involvement? On Whether Husserlian Ethics Succeeds in Bridging the Gap Between Kantianism and Virtue Ethics (38th International Husserl Circle Confe- rence, University of Marquette, Milwaukee, Wisc., USA, June, 26-29, 2008) 4. Scham und Autonomie (Lebenswelt und Wissenschaft. XXI. Deutscher Kongress für Philosophie, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, 15.-19. September 2008) f) Philosophie und Öffentlichkeit 1. Kommentare in: Denken + Glauben. Zeitschrift der katholischen Hochschulgemeinde für die Grazer Universitäten: „Weltbank―, Nr. 138/139, Oktober/November 2005, 9; „Identität―, Nr. 140, Dezember 2005/Jänner 2006, 5; „Prinzip Zufall―, Nr. 141, März/April 2006, 6; „In Between―, Nr. 142, Juni/Juli 2006, 3; „Lebenskunst―, Nr. 143, Herbst 2006, 3. 2. Christian Eigner: Das Comeback der Philosophie als „Methoden-Coach―, in: Der Stan- dard 24/2006 (Bericht über das FWF-Projekt Eine phänomenologisch begründete Wis- senschaftssystematik) 3. Norbert Swoboda: Brücken bauen zwischen den Wissenschaften, in: Kleine Zeitung Uni Beilage 6/2006 (Bericht über NAKU, das Vorläuferprojekt zum SFB Limits of Self-Determination) 4. Moralfreier Zugang zum Leben?, in: Kleine Zeitung, 19.4.2007, 64 5. Macht Religion psychisch krank? Podiumsdiskussion mit Univ.-Doz. Dr. Raphael M. Bonelli (Univ.klinik für Psychiatrie, Graz), Univ.-Doz. Dr. Andreas Laun (Weih- bischof von Salzburg), Univ.-Prof. Dr. Walter Pieringer (Univ.klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Graz), Ao.Univ.-Prof. Dr. Sonja Rinofner-Kreidl (Institut für Philosophie, Karl-Franzens Univ. Graz), 13.6.2007, Karl-Franzens-Uni- versität Graz (mit Kurzreferat) 6. Verlorene Kunst des Heilens (Kurzreferat und eingeladene Diskussionsteilnehmerin (Podium); in der Veranstaltungsreihe: Die Würde der Krankheit. Eine kritische Refle- xion unserer Heilungskultur, Akademie Graz, 3.10.2007) 7. Mitglied der Steuerungsgruppe Gewi zur Vorbereitung des „Tages der Geisteswissen- schaften― am 6.11.2008 (Sitzungen u. a.: 27.11.2007, 7.1.2008) 8. Philosophisches über die Liebe (Kurzreferat und Diskussionsteilnehmerin (Podium) im Rahmen der Veranstaltungsreihe Philosophicum der Katholischen Hochschulge- meinde, Graz, 23.1.2008) 70

9. Die Stellungnahme der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt vom 16. März 2009: Darstellung, Analyse, Kommentar (Referat mit anschließender Podiumsdiskus- sion zur Forschung an humanen embryonalen Stammzellen; Veranstaltung im Rahmen der Basismodul-Lehrveranstaltung Verantwortung in Wissenschaft und Beruf, Univer- sität Graz, 18.5.2009) 10. Peter Moser: Gewaltprävention durch Ethik-Unterricht? Die Debatte über den Ethik- Unterricht in Österreich, in: Information Philosophie 3/2008 (Bericht über die von Sonja Rinofner-Kreidl initiierte Stellungnahme Ethikunterricht an österreichischen Schulen, die am 14.5.2008 mit einer Unterschriftenliste an die politischen Funktions- träger und an die Presse erging; an dieser Initiative beteiligten sich bundesweit ca. 40 HochschulkollegInnen) g) Kooperationen 1. Steven Galt Crowell, Rice University/Houston, USA 2. Dan Zahavi, University of Copenhagen; Center for Subjectivity Research/Copen- hagen, Denmark 3. Dieter Lohmar, Husserl-Archiv Köln, Deutschland 4. Karl Mertens, Universität Würzburg, Deutschland 5. Thomas Fuchs, Psychiatrische Universitätsklinik, Heidelberg, Deutschland 6. Sara Heinämaa, Uppsala University, Sweden; University of Helsinki, Finland 7. Sebastian Luft, Marquette University, Milwaukee, USA

C. Sozialphilosophie und Praktische Philosophie (Elisabeth List), Be- richtszeitraum: 2005-2009

1. Traditionen sozialphilosophischen Denkens am Institut für Philosophie a) Die Tradition des Kritischen Rationalismus Die erste Tradition sozialphilosophischen Denkens am Institut für Philosophie an der KFUG ist seit den Sechzigerjahren durch das Wirken von Ernst Topitsch, sowie durch enge Kontakte mit Hans Albert, dem deutschsprachigen Repräsentanten des von Karl Popper inspirierten Kritischen Rationalismus bestimmt gewesen. Bei den jüngeren Vertretern dieser Tradition ging es um die Ausarbeitung der sozialphilosophischen Hintergrundannahmen der Philoso- phie Poppers. Im Mittelpunkt steht dabei gegenwärtig Poppers Beziehung zum Liberalismus, besonders im Hinblick auf die kommunitaristische Liberalismuskritik (H. Stelzer). Einzelne Begriffe, wie jener der Autonomie, wurden in einem von Elisabeth List organisierten interna- tionalen Symposium aufgegriffen. Die Publikation der Ergebnisse steht bevor: im Band Gren- zen der Autonomie herausgegeben von Elisabeth List und Harald Stelzer. In historischer Per- spektive wurden in der Lehre vor allem Fragen der Philosophie der Politik anhand der Schrif- ten von Thomas Hobbes, Karl Marx, Hannah Arendt, aber auch von jüngeren Positionen wie die von Giorgio Agamben, Pierre Bourdieu und Michel Foucault behandelt. Die Gegenwarts- situation legt nahe, die Marxistische Position als Antwort auf politische Probleme neu zu be- denken. Nach einer Konferenz des Inkrit (Institut für Kritische Theorie in Berlin), bei dem E. List einen Beitrag zur Situation des Kritischen Intellektuellen im akademischen Feld vortrug, wurde sie eingeladen, dem  Institut für Kritische Theorie der Gesellschaft in Berlin als Fellow beizutreten und am Historischen Wörterbuch des Marxismus mitzuarbeiten. Es handelt sich um ein theore- tisch umfassendes und höchst seriöses Unternehmen, und E. List wird einen Artikel zu diesem Wörterbuch zum Stichwort „Schmerz― liefern. 71

Eine einführende Vorlesung in die Sozialphilosophie mit dem Titel „Sozialität und Gesell- schaft― versucht einen Überblick über die leitenden Theoriepositionen zeitgenössischer Sozi- altheorien zu geben. b) Phänomenologie und phänomenologische Soziologie Eine weitere Linie sozialphilosophischen Denkens mit Elisabeth List präsent durch die Rezep- tion und Bearbeitung der phänomenologischen Soziologie und Sozialphilosophie. Hierbei geht es vor allem um die Position von Alfred Schütz und dessen Konzept lebensweltlichen Wissens von der sozialen Wirklichkeit.  Edition eines Bandes der Werkausgabe von Alfred Schütz. (ediert von E. List), der 2004 erschienen ist. Einzelpublikationen zu Schütz und zur Beziehung seines Werkes zu anderen Theoretikern:  Phänomenologie und Sozialontologie. Werk und Wirkung von Alfred Schütz. In: Karl Acham (Hg) Geschichte der österreichischen Sozialwissenschaften, Band 6.1 Wien (Passagen) 2004, 91-110  Das Selbstverständliche, Grenzen der Lebenswelt, in Staudigl, Schütz und die Herme- neutik, Wien 2008

2. Aktuelle sozialphilosophische Forschung a) Ethik des Lebendigen – Eine Antwort auf die Konzeption der Bioethik In Auseinandersetzung mit den rezenten Biotechnologien wurde eine philosophische Ausei- nandersetzung um die Grundlagen der Biowissenschaften virulent. In der Tradition der konti- nentalen Philosophie der Biologie entwickelte Elisabeth List das Konzept einer Theorie des Lebendigen als Grundlage für die Klärung der ethischen und anthropologischen Fragen, die die modernen Biowissenschaften aufwerfen. Dieser Versuch ist in der Monographie „Grenzen der Verfügbarkeit― dokumentiert. Die Technik, das Subjekt und das Lebendige (Wien 2001), ebenso in einer Reihe von Vorträgen, die in schriftlicher Form dokumentiert sind: Weiters sind dazu verschiedene Beiträge erschienen:  „Kulturwissenschaften und Naturwissenschaften. Aktuelle und kommende Schwierig- keiten einer Beziehung―.  „Grenzen der Erkennbarkeit―, in: Brigitte Doetsch (Hrsg.), Philosophinnen im dritten Jahrtausend, Bielefeld (Klein Verlag) 2004, 175-184.  „Grenzen des Lebens, Grenzen der Technik. Die Wiederentdeckung des Lebendigen―, in: Gen-ethischer Informationsdienst, GID Spezial Nr. 3, Dez. 2002, 26-33.  „Vom Lebendigen zum ‚Biotischen‗ als Produktivkraft. Die Perspektive einer Theorie des Lebendigen und der Standpunkt der Politischen Ökonomie―, in: Argument 244, 2002, 103-112.  „Eingriffe, Transformationen, Überschreitungen. Die Frage nach dem Menschen in der Biotechnologie―, in: Abel Günter: Kreativität. XX. Deutscher Kongress für Philoso- phie, Berlin 2005, 389-394.  „Grenzen des Lebens―, in: Sigrid Grauman (Hg.): Grenzen des Lebens, Münster 2007, 13-27 72

 „Die Freiheit, Nein zu sagen―, in: Peskoller, Helga, Ralser, Michaela, Wolf, Maria M. (Hrsg.): Texturen von Freiheit. Beiträge für Bernhard Rathmayr, Innsbruck 2007, 245-259 Der wissenschaftshistorische und -theoretische Hintergrund dieser Frage wird in dem Buch „Vom Darstellen zum Herstellen. Eine Kulturgeschichte der Naturwissenschaften― ausführ- lich dargestellt, das die Epochen des Technischwerdens der Biowissenschaften beleuchtet. Die Auseinandersetzung mit den Biowissenschaften, speziell die Theorien des Geistes und Bewusstseins, ist für die Philosophie von grundlegender Bedeutung. Als Mitglied der INGE (Initiative Gehirnforschung Steiermark) habe ich angeregt, die Philosophie in die Diskussion um die Neurowissenschaften, speziell die Neuropsychologie, einzubeziehen. Seit Mai 2009 ist Elisabeth List Mitglied des Vorstands der Initiative Gehirnforschung Steiermark. Es ist zu hoffen, dass Interessierte des Instituts die Möglichkeit einer Kooperation ergreifen. b) Behinderung als Thema der Praktischen Philosophie Aus eigener Erfahrung und Betroffenheit empfindet Elisabeth List die Ethik des Lebendigen als ein spezielles Problemfeld, insbesondere das Thema der Behinderung. Seit 2003 ist Elisabeth List Mitglied des IMEW (Institut Mensch-Ethik-Wissenschaft in Ber- lin). Dies ist eine Tätigkeit, die weitere wissenschaftliche Aktivitäten wie die Teilnahme an internationalen Konferenzen und wissenschaftliche Publikationen nach sich zog, beispielswei- se das im Herbst 2009 erscheinende Buch Ethik des Lebendigen (Velbrück Verlag,Weilerwist 2009) Dazu Einzelpublikationen:  „Leben, eine Kunst―, in: Wolfgang Temmel, Evelyn Kraus (Hrsg.) Sinnlos. Wider die Methoden der Behinderung, Wien/New York 2004, 90-214 (gekürzt abgedruckt in: Musculus, September 2007, 22-28)  „Behinderung als Lebensform und als soziale Barriere―, in: Sigrid Graumann, Katrin Grüber u.a.(Hrsg), Ethik und Behinderung. Ein Perspektivenwechsel. Frankfurt am Main 2004, 36-45.  „Was ist Behinderung? Theoretische Modelle und praktische Standpunkte―, in: Anita Prettenthaler-Ziegerhofer (Hg.) Menschen mit Behinderung. Leben wie andere auch? Graz 2006.  „Wider die ‚Normalität‗ oder das befreiende Moment der Kontingenz. Ein Gespräch mit Eli- sabeth List―, in: Die Philosophie, Forum für feministische Theorie und Philosophie. Heft 25, Juni 2002, 83-94. c) Behinderung als Kontingenzerfahrung – ein Arbeitsprojekt Das Ergebnis des Buchs „Ethik des Lebendigen― ist die Zuspitzung des Themas Behinderung aus philosophischer Sicht auf den Begriff Kontingenz. Dazu hat Elisabeth List eine interdisziplinäre Gruppe von Disability-Studies und verschiede- nen Sozial- und Kulturwissenschaftlichen Disziplinen initiiert, die sich der Thematisierung von Behinderung als Kontingenz widmen werden. Sie ist Mitbegründerin der Arbeitsgruppe Disability Studies Österreich. Für Herbst 2010 ist vorerst eine größere Tagung mit dem Arbeitstitel „Kulturen der Kontin- genz― geplant – ein Thema, das für die gesamte Abteilung „Praktische Philosophie― von gro- ßem Interesse ist. 73

D. Kulturphilosophie (Elisabeth List) Berichtszeitraum: 1.1.2005- 31.12.2009

1. Arbeitsfelder a) Curriculum für einen Studienschwerpunkt Kulturwissenschaften Im Bereich der Kulturphilosophie waren Mitglieder des Instituts maßgeblich an der Entwick- lung des Studienschwerpunkts „Interdisziplinäre Kulturstudien― beteiligt, der leider aus finan- ziellen Gründen nicht realisiert wurde. Aufgrund eines Fakultätsbeschlusses zur Einrichtung des Schwerpunkts Kulturwissenschaften hat eine Arbeitsgruppe nach Ideen von Elisabeth List das Konzept eines Studiums „Interdiszi- plinäre Kulturwissenschaft― entwickelt. Dieses war auf leitenden Ideen der geisteswissen- schaftlichen Tradition aufgebaut, seine Kernelemente waren die Konzepte „Wissen―, „Gesell- schaft― und „Mensch―. Es war in 6 Modulen gegliedert, alle strikt transdisziplinär besetzt. Zuletzt ist hierzu von Elisabeth List erschienen:  „Leiblichkeit, Realität und Virtualität in semiotischer Perspektive―, in: Jeff, Bernard, Fikfak Jurij, Grzybek, Peter: Text & Reality/Text&Realität. Ljubljana/Wien/Graz 2005, 157-164.38 b) Wissenschaft, Technik und Kultur Naturgemäß spielt die Auseinandersetzung mit der Wissenschaftstheorie in ihrer klassischen Form, aber auch in ihrer gegenwärtigen Entwicklung eine wichtige Rolle. Die von Thomas S. Kuhn ausgelöste Wende zu Fragen der Wissenschaftsgeschichte ist systematisch weiterge- dacht worden in Richtung auf eine kulturtheoretische Wende der Wissenschaftsbetrachtung im Sinne einer Kulturgeschichte der Naturwissenschaften. Dazu die folgenden Beiträge von Elisabeth List: 1. Vom Darstellen zum Herstellen. Weilerwist 2007. Kulturwissenschaften 2. „Naturwissenschaften und Kulturwissenschaften. Aktuelle und kommende Schwierig- keiten einer Beziehung―, in: Benedikter, Roland (Hrsg): Kultur, Bildung oder Geist? Skizzen zur Gestalt der europäischen Humanwissenschaften im 21. Jahrhundert. Inns- bruck-Wien- München Bozen (Studienverlag) 2004, 57-68. Schwerpunkte der Arbeit innerhalb der Kulturphilosophie sind die Fragen einer Kulturtheorie der Technik, Fragen der Theorie des Körpers und der Theorie des organisch Lebendigen, ins- besondere im Blick auf die Biotechnologien. Als in Graz das Interfakultäre Forschungszent- rum für Technik, Arbeit und Kultur ein Interdisziplinäres Kolleg für Wissenschafts- und

38 Zum Konzept des Studienkonzepts siehe: „Einleitung―, in: Elisabeth List, Erwin Fiala (Hg.) Grundlagen der Kulturwissenschaften. Interdisziplinäre Kulturstudien, Tübingen-Basel 2004, 3-12. Weiterführende Einzelpublikationen: Benedikter, Roland (Hrsg): Kultur, Bildung oder Geist? Skizzen zur Gestalt der europäischen Humanwissenschaften im 21. Jahrhundert. Innsbruck- Wien-München Bozen (Studienverlag) 2004, 57-68; List, „Die gesellschaftliche Orientierung der Kulturwissenschaften―, in: Friedrich und Jürgen Straub (Hrsg.) Handbuch der Kulturwissenschaften, Band 2: Paradigmen und Disziplinen, Stuttgart/Weimar 2004, 34-49; List, „Institutionen des Wis- sens―, in: Grundlagen der Kulturforschung (List/ Fiala 2004), 13-38; List, „Feministische For- schung im Kontext der Kulturwissenschaften―, in: ebda, 385-400; List, „Conditio humana – anthropologische Dimensionen des kulturwissenschaftlichen Diskurses, ebda., 443-456. 74

Technikforschung einrichtete, wurde Elisabeth List gebeten, im Beirat bei der Auswahl der Fellows für das Kolleg mitzuwirken. Fragen der Technologie des Lebendigen:  „Grenzen der Erkennbarkeit―, in: Brigitte Doetsch (Hrsg.) Philosophinnen im dritten Jahrtausend, Bielefeld (Klein Verlag) 2004, 175-184.  „Grenzen des Lebens, Grenzen der Technik. Die Wiederentdeckung des Lebendigen―, in: Gen-ethischer Informationsdienst, GID Spezial Nr. 3, Dez. 2002, 26-33.  „Vom Lebendigen zum ‚Biotischen‗ als Produktivkraft. Die Perspektive einer Theorie des Lebendigen und der Standpunkt der Politischen Ökonomie―, in: Argument 244, 2002 103-112.  „Eingriffe, Transformationen, Überschreitungen. Die Frage nach dem Menschen in der Biotechnologie―, in: Abel, Günter: Kreativität. XX. Deutscher Kongress für Philoso- phie. Berlin 2005, 389-394.  „Die Techniken des Lebendigen und ihre Produkte. Das Konzept des Biofakts und seine Deutung bei Nicole Karafyllis―, in: Erwägen Wissen Ethik. Streitforum für Er- wägungs-Kultur, Jag. 17/2006 Heft 4, 589-561. c) Theorie und Ethik des Lebendigen Eine Philosophie des Lebendigen ist konfrontiert mit den essentiellen Merkmalen des Leben- digen, seiner Endlichkeit und Kontingenz. So sind die drängenden Fragen einer Ethik des Le- bendigen gleichzeitig Fragen einer Ethik der Grenzsituationen von Sterben, Krankheit und Behinderung. Zu diesen Fragen ist das Projekt „Kulturen der Kontingenz― in Vorbereitung. Siehe dazu:  „Wider die ‚Normalität‗ oder das befreiende Moment der Kontingenz. Ein Gespräch mit Elisabeth List―, in: Die Philosophie, Forum für feministische Theorie und Philo- sophie. Heft 25, Juni 2002, 83-94. In der Arbeit mit dem Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft in Berlin sind die ethischen Fragen im Zusammenhang mit Behinderung in den Vordergrund gerückt. Der theoretischen Analyse von Theorien der Lebendigen folgt eine Ethik des Lebendigen, die im September 2009 in einem Buch dieses Titels veröffentlicht wurde (Velbrück Verlag 2009). In dieser Ar- beit steht einerseits der Begriff des Lebendigen im Zentrum, der in der Philosophie bislang wenig beachtet wurde, und davon ausgehend die Frage nach einem angemessenen ethischen Umgang mit dem Lebendigen. Die Positionen der rezenten Bioethik und ihrer ontologischen Prämissen werden kritisch diskutiert. Diese Arbeiten verbinden klassische Fragen der Prakti- schen Philosophie mit der Analyse zur Rolle von Wissenschaft und Technik in den spätindus- triellen Gesellschaften. Die Themen Technik und Körper bilden den Schwerpunkt der kulturphilosophischen Arbeit von Elisabeth List, die regelmäßig auch Gegenstand der Lehre auf Seminarebene waren. d) Körper und Raum Aus Vortragstätigkeiten an der Technischen Universität Graz ergab sich ein neuer Themen- schwerpunkt einer Anthropologie des Raums im Umfeld der Architektur. Dazu ein gehört ein Vortrag an der British Columbia University in Vancouver: ―Places and Spaces. Towards a Political Ecology of Body and Space‖ (dt. Die gesellschaftliche Konstruk- tion des Raumes) im April 2008 75

Ebenfalls im Bereich der Architekturtheorie entstand ein Beitrag zum Thema Kreativität, aus- gehend von einer Theorie des Lebendigen:  „Die Kreativität des Lebendigen und die Entstehung des Neuen―, in: Daniel Gethmann, Susanne Hauser (Hrsg.): Kulturtechnik Entwerfen. Praktiken, Konzepte und Medien in Architektur und Design Science, Bielefeld 2009, 319-333. Seit 2007 ist Elisabeth List Mitglied des Grazer Stadtforums, eines Beratungsgremiums der Planungsamts der Stadt Graz. e) Kulturphilosophie des Körpers, der Behinderung und des Schmerzes Auf das Thema Körper und Behinderung ist eine Reihe von Publikationen der letzten Jahre eingegangen:  „Leben, eine Kunst―, in: Wolfgang Temmel, Evelyn Kraus. Sinnlos. Wider die Me- thoden der Behinderung, Wien/New York 2004, 90-214. (gekürzt abgedruckt in: Mus- culus, September 2007, 22-28)  „Behinderung als Lebensform und als soziale Barriere―, in: Sigrid Graumann, Katrin Grüber u. a. (Hrsg.), Ethik und Behinderung. Ein Perspektivenwechsel. Frankfurt am Main 2004, 36-45.  „Was ist Behinderung? Theoretische Modelle und praktische Standpunkte―, in: Anita Prettenthaler-Ziegerhofer (Hg.) Menschen mit Behinderung. Leben wie andere auch? Graz 2006 Das Thema Behinderung insgesamt ist nicht ein Thema der Kulturphilosophie, sondern der Praktischen Philosophie. Es fällt unter das Thema „Grenzerfahrung―. Eine andere Form von Grenzerfahrung, die den Körper aus der Sicht der Kulturphilosophie betrifft, ist Schmerz. Elisabeth List hat dazu ein Themenheft bei der Deutschen Zeitschrift für Philosophie herausgegeben und auch einen eigenen Publikationsbeitrag geleistet. Im März 2009 hat sie auf der Tagung der Krankenhausseelsorger zwei Vorträge gehalten und einen Workshop zum Thema Schmerz gestaltet. Dem Thema Schmerz ist Kapitel 3 in E. Lists „Ethik des Lebendigen― gewidmet. f) Interdisziplinäre Koordinationsfunktionen im Bereich der Kulturphilosophie Die Kulturphilosophie hat eine wesentliche Rolle als Initatiorin von Interdisziplinarität, do- kumentiert in einer Reihe von Beiratsfunktionen interdisziplinärer Studiengänge.  Masterstudium Genderstudies (als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Koor- dinationsstelle für Geschlechterstudien, Frauenforschung und Frauenförderung.  Mitarbeit an der Planung des Master-Studiums Global Studies  Beiratsmitglied des Zentrums für Kulturwissenschaften  Beiratsmitglied und Gutachterin für das interdisziplinäre Kolleg für Wissenschafts- und Technikforschung 76

2. Einzelleistungen: Elisabeth List, Berichtszeitraum 2005-2009 a) Veröffentlichungen Monographien 1. Vom Darstellen zum Herstellen. Eine Kulturgeschichte der Naturwissenschaften. Wei- lerwist 2007 2. Ethik des Lebendigen. Weilerwist 2009 Beiträge in Sammelwerken und Zeitschriften 1. „Leben, eine Kunst―, in: Wolfgang Temmel, Evelyn Kraus (Hrsg.) Sinnlos. Wider die Methoden der Behinderung, Wien/New York 2004, 90-214 (gekürzt abgedruckt in: Musculus, September 2007, 22-28). 2. „Leiblichkeit, Realität und Virtualität in semiotischer Perspektive―, in: Bernard Jeff, Jurij Fikfak, Peter Grzybek Peter (Hrsg.) Text & Reality/Text & Realität. Ljublja- na/Wien/Graz 2005, 157-164. 3. „Eingriffe, Transformationen, Überschreitungen. Die Frage nach dem Menschen in der Biotechnologie―, in: Abel, Günter: Kreativität. XX. Deutscher Kongress für Philoso- phie. Berlin 2005, 389-394. 4. „Was kann die Philosophie zur Lösung des Problems der Armut in der Weltgesell- schaft beitragen?―, in: Magdalena Holztratter (Hg.) Eine vorrangige Option für die Armen im 21. Jahrhundert? Innsbruck-Wien 2005, 221-233. 5. „Was ist Behinderung? Theoretische Modelle und praktische Standpunkte―, in: Anita Prettenthaler-Ziegerhofer (Hg.) Menschen mit Behinderung. Leben wie andere auch? Graz 2006, 31-41. 6. List, Elisabeth: „Die Techniken des Lebendigen und ihre Produkte. Das Konzept des Biofakts und seine Deutung bei Nicole Karafyllis―, in: Ethik und Sozialwissenschaften 17,4 (2006), 589-561. 7. List, Elisabeth: „Die Unauffälligkeit des Guten―, in: Kursiv: Journal für politische Bildung (2006), 27 - 31. 8. „Die Techniken des Lebendigen und ihre Produkte. Das Konzept des Biofakts und seine Deutung bei Nicole Karafyllis―, in: Erwägen Wissen Ethik. Streitforum für Er- wägungs-Kultur, Jag. 17/2006 Heft 4, 589-561. 9. „Grenzen des Lebens―, in: Sigrid Graumann, Katrin Grüber(Hrsg.) Grenzen des Le- bens, Berlin 2007, 13-26. 10. „Praxis der Philosophie. Theoretische Grundlagen und ein Exempel ihrer Anwen- dung―, in: Ute Gahlings, Doris Croome und Robert Josef Kunsjalic, Praxis der Philo- sophie, III.: Jahrbuch für Lebensphilosophie, München 2007, 47-64. 11. „Optimierung des Lebens? Die Biotechnologien und die Frage nach der Verfassung des Menschlichen―, in: Jörn Ahrens, Mirjam Biermann, Georg Töpfer (Hrsg.) Die Dif- fusion des Humanen, Frankfurt/Berlin/Bern u.a. 2007, 91–106. 12. „Die Freiheit, Nein zu sagen―, in: Helga, Peskoller, Ralser Ralser, Maria M. Wolf (Hrsg.): Texturen von Freiheit. Beiträge für Bernhard Rathmayr, Innsbruck 2007, 245–259. 77

13. „Die Kreativität des Lebendigen und die Entstehung des Neuen―, in: Daniel Gethmann, Susanne Hauser (Hrsg.) Kulturtechnik Entwerfen. Praktiken, Konzepte und Medien in Architektur und Design Science, Bielefeld 2009, 319-333. 14. „Das Selbstverständliche, Grenzen der Lebenswelt―, in: Michael Staudigl: Schütz und die Hermeneutik, Wien 2008. 15. List, Elisabeth: „Darum Leib! Leibsein und Selbstsein―, in: Integrative Therapie: Zeit- schrift für vergleichende Psychotherapie und Methodenintegration 34,4 (2009), 409- 418. b) Interuniversitäre und interdisziplinäre Integration Elisabeth List ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Technikkollegs am Inter- fakultären Zentrum für Technik, Arbeit und Kultur: Jährliche Gutachtertätigkeit bei der Aus- wahl von Fellows und Stipendiaten c) Lehre WS 2004/05  Sozialphilosophie: Theorien der Sozialität, 2 VU  Geschichte der Philosophie: Thomas Hobbes, 2 PS SS 05  Feministische Wissenschaftskritik, 2 PS  Körper und Selbst, 2 SE WS 05/06  Theorien der Sozialität: Vorlesung zur Sozialphilosophie, 2 VO  René Descartes: Proseminar zur Geschichte der Philosophie, 2 PS  Philosophische Anthropologie: Subjekt, Körper und Kultur, 2 PV SS 06  Wissenschaftstheorie: Wissenschaft und Kultur, 2 VO  Die 'kulturelle Wende' der Sozialwissenschaften: Seminar zur Sozialphilosophie (spe- ziell Wissenschaftstheorie), 2 SE  Philosophische Anthropologie: Subjekt, Körper und Kultur, 2 PV WS 06/07  Sozialphilosophie. Theorien der Sozialität, 2 VK  Philosophie des Liberalismus von John Locke bis Armatya Sen, 2 SE  Philosophische Anthropologie: Subjekt, Körper und Kultur, 2 PV SS 07  Ethik des Lebendigen, 2 VK  Kultur und Geschlecht im Prozess der Globalisierung, 2 SE  Philosophische Anthropologie: Subjekt, Körper und Kultur, 2 PV WS 07/08  Sozialphilosophie. Theorien der Sozialität, 2 VK  Person und Identität in der Spätmoderne, 2 SE SS 08  Wissenschaft und Kultur, 2 SE  Theorien der Spätmoderne: Technik, Kultur und Ökonomie, 2 PV WS 08/09  Einführung in die Sozialphilosophie (Sozialität und Gesellschaft), 2 VO SS 09  Was ist Leben? Philosophische Konzepte, theoretische Modelle, 2 SE 78

 Kritische Theorie der Kultur und Gesellschaft. Seminar für Masterarb. und Diss., 2 SE WS 09  Sozialphilosophie: Sozialität und Gesellschaft, 2 VO  Geschichte der Philosophie: Thomas Hobbes (Die politische Philosophie in Hobbes' Leviathan), 2 PS  Philosophisches Kolloquium, 2 DQ d) Konzeption besonderer Lehrangebote Elisabeth List ist aktiv beteiligt an der Integration von Themen der Globalisierung an der Universität Graz,  als Gründungsmitglied des Studienschwerpunkts Global Studies,  durch Mitarbeit an der Lehre in diesem Studienschwerpunkt und  als Mitglied der Curriculumskommission des neuen Masterprogramms „Global Stu- dies― Des Weiteren ist sie an der Entwicklung des Curriculums Frauen- und Geschlechterforschung beteiligt:  Sie ist Beiratsmitglied der Koordinationsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Graz, Hauptaufgabe: jährliche Auswahl der Lehraufträge für den neuen Master „Gender Studies― e) Gutachten Diplomarbeiten 1. Kurbos, Irene, 21.06.2005 2. Mirtl, Jörg, 13.09.2006 3. Sattelkow, Uwe, 29.09.2006 4. Muhrer, Rita, 05.02.2007 5. Köchel, Stefan, 06.06.2007 6. Lakitsch, Maximilian, 22.08.2007 7. Reiter, Anna-Christina, 03.06.2007 8. Supancic, Monika, 19.02.2008 9. Burgsteiner, Gabriele, 13.11.2009

Dissertationen 1. Gutachten zur Dissertation von Theo Steiner: "Nicht das letzte Wort. Marcels Experi- mente zwischen Wissenschaft und Kunst" (Universität Graz), 2005 Habilitationen 1. Habil-Gutachten über die Habilitationsschrift von Frau Dr. Bettina Rabelhofer: "Sym- ptom, Sexualität, Trauma. Kohärenzlinien des Ästhetischen um 1900" (Universität Graz), 2006 Externe Gutachten 2005 Buchveröffentlichung: Begutachtung von Manuskripten für "Moderne. Kulturwissenschaftli- ches Jahrbuch" (Universität Graz) 79

Gutachten für: Gabriele Possanner-Staatspreis – Nomination (BM für Bildg., Wiss. und Kul- tur (Österreich)) 23 Gutachten für die Bewerbung um die Professur für Geschlechterforschung an der sozial und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz 2006 Gutachten zum Artikel: "Was ist Schmerz?" DOC Gutachten für Mag. Esther Hutfless, (Doktorand(inn)enprogramm der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) 2007 Gutachten von Bewerbungen für die Stipendiengesellschaft (Stipendiengesellschaft der Uni- versität Graz – jährlich durchgeführt 2005 - 2009 Buchveröffentlichung: Gutachten zu Giovanni Legissa/ Michael Staudigl (Hg.) „Lebenswelt und Politik. Perspektiven der Phänomenologie nach Husserl" (Österr. Forschungsgesellschaft (Österreich)) Buchveröffentlichung: Gutachten zu "Stimmung – eine kulturwissenschaftliche Kategorie?" Institut für Germanistik (Uni Graz (Österreich)) 2008 Gutachten für Berufung: Bewerbung Dr. Theo Steiner in Stuttgart Bewerbung für eine Professur Kulturtheorie an der Hochschule für Gestaltung in Stuttgart (Juni 2008) 2009 Gutachten für Berufung: Gutachten 12 Bewerbungen für eine Professur für Sozialphilosophie und politische Philosophie an der Universität Wien (Universität Wien (Österreich) f) Vorträge bei wissenschaftlichen Veranstaltungen 1. Wohnen, Freizeit, Behinderung in kulturanthropologischer und philosophischer Per- spektive, Hauptbeitrag Alpha-Nova- Symposion Graz 22.10.2009. 2. Die Kreativität des Lebendigen, Hauptbeitrag beim Kongress für Kinderphilosophie, Universität Graz, 17.10.2009. 3. Kontingenzen der Lebenswelt, Hauptbeitrag , Universität Erlangen, 09.10.2009. 4. Behinderung als Kontingenzerfahrung. Ein philosophischer Zugang zum Thema Be- hinderung, Vortrag am Institut Mensch-Ethik-Wissenschaft, Berlin, 05.10.2009. 5. Behinderung als Kontingenzerfahrung. Ein Ansatz für Disability Studies, Vortrag bei der Tagung der Arbeitsgruppe Disability Studies Österreich, 03.07.2009. 6. Der Kritische Intellektuelle im akademischen Feld - eine Gratwanderung, Hauptbei- trag zur Tagung des InkriT, Berlin, 01.05.2009. 7. Verkörperte Normalität, Hauptbeitrag bei der Tagung „Geschlechterwissen & soziale Praxis―, Institut für Soziologie (Österreich), Graz, 24.03.2009. 8. Schmerz- Manifestation des Lebendigen, Hauptbeitrag bei der Tagung der österreichi- schen Krankenhausseelsorger (Keynote), für: Schmerz-LOS, 03.03.2009. 9. Schmerz als Weise des Zur-Weltseins und als Weg zur Selbstfindung, Hauptbeitrag (Keynote), 03.03.2009. 80

10. Nicht autonom und doch Person. Geistige Behinderung als Problem der Moralphilo- sophie, Beitrag, für: Symposion Illusion Autonomie, 18.04.2008. 11. Biotechnischer Perfektionismus. Anthropologische und ethische Konsequenzen der Biotechnologien, Hauptbeitrag, für: Ringvorlesung Disability Studies, Institut für Er- ziehungswissenschaften Universität Innsbruck (Österreich), Innsbruck, 30.05.2008. 12. Vom Darstellen zum Herstellen, Einleitungsvortrag, für: Wissenschaftsgespräche bei den Minoriten, Kulturzentrum Minoriten (Österreich), Graz, 01.04.2008. 13. Leben machen? Die Verantwortung der Biowissenschaften heute, Beitrag, für: IGLD Jahressymposion, Interdisziplinäre Gruppe für Labor und Durchflußzytograsphie (Ös- terreich), Wien, 13.01.2008. 14. Darum Leiblichkeit! - Die Bedeutung von Leiblichkeit für das Verstehen von Men- schen und für therapeutisches Handeln, Beitrag, Jubiläumstagung der Europäischen Akademie für Integrative Therapie, Hückeswagen, 03.11.2007 15. Women´s place in Global Space, IAPh Conference, Seoul 26. July 2007 16. Embodiment and Space, Keynote, Division of Biochemical and Developmental Paedi- atrics, Vancouver, 22.5.2007 17. Das Selbstverständliche. Grenze der Lebenswelt, Beitrag zu: „Alfred Schütz und die Hermeneutik―. Internationale Tagung, Institut für die Wissenschaften vom Menschen (Österreich), Wien, 20.09.2007. 18. Die Kreativität des Lebendigen und die Entstehung des Neuen, Hauptbeitrag zur Ta- gung „Kulturtechnik Entwerfen―, Technische Universität Graz, 09.06.2006. 19. Leben und Weiterleben mit Behinderung, Beitrag (Presenter) für: Vortragsreihe Über- lebensstrategien, Kulturzentrum Minoriten Graz 31.05.2006. 20. Was ist Behinderung? Theoretische Modelle und praktische Standpunkte, Universität Graz, Hauptbeitrag, Einführungsvortrag zur Ringvorlesung „Leben wie andere auch― (Keynote), 07.03.2006. 21. Die Ethik und das Lebendige. Die Frage nach der Normativität des Leibes aus der Sicht einer Theorie des Lebendigen, Universität Flensburg, Hauptbeitrag (Keynote), 03.02.2006. 22. Geschlechterverhältnisse in modernen Gesellschaften, Beitrag (Presenter) für: Kon- fliktlinien der Gegenwartsgesellschaft, Institut für Soziologie, Universität Graz (Öster- reich), 16.06.2005. 23. Eingriffe, Transformationen, Überschreitungen. Die Frage nach dem Menschen In der Biotechnologie, XX. Deutscher Kongress für Philosophie. Berlin Oktober 2005, Sekti- onsvortrag 24. Technik und Subjekt. Grenzsetzungen der Anthropologie, Humboldt-Universität zu Berlin, Tagung „Leben und Kulturen. Diffusion des Humanen―, 16.7. 2005 25. Als Cyborg auf den Weg in die Informationsgesellschaft?, Hauptbeitrag― für: „Ohne Barrieren? Körper - Technologien – Behinderungen―, ORF Wien (Österreich), 08.04.2005. g) Philosophie und Öffentlichkeit (1) Seit 2005 ist Elisabeth List im Leitungsgremium der Wissenschaftsgespräche im Kulturzentrum Minoriten in Graz. 81

 Planung der Themenschwerpunkte  3 Vorträge im Rahmen der jeweils im Sommersemester stattfindenden Vorlesungen: Puzzle Leben im Jahr 2004 Überlebensstrategien. Leben und Weiterleben mit Behinderung, März 2006  Wissenschaften, Machenschaften. Einleitungsvortrag: Vom Darstellen zum Herstellen. Zur Genese der neuzeitlichen Wissenschaften. April 2008 (2) Seit 2004 im wissenschaftlichen Beirat des Instituts Mensch, Ethik, Wissen- schaft (IMEW) in Berlin zur Beratung in der philosophischen Orientierung der Öffentlichkeitsarbeit und der Forschung  Vortragstätigkeit am IMEW in den Publikationen des Instituts doku- mentiert: 2004: Behinderung als Lebensform und Barriere 2008: Grenzen des Lebens (3) Mitbegründung einer Arbeitsgruppe „Disability Studies Österreich― Wien, Dez. 2008:  Tagung und Vortrag: Behinderung als Kontingenzerfahrung. Wien, Juli 2009-11-13 (4) Einzelveranstaltungen:  Wohnen, Freizeit, Behinderung in kulturanthropologischer und philo- sophischer Perspektive: Hauptbeitrag Alpha-Nova- Symposion Graz (Keynote), 22.10.2009.  Tagung „Schmerz-Los―, Tagung der Österreichischen Krankenhaus- seelsorger in Seggauberg bei Graz, zwei Vorträge und Workshop zum Thema Schmerz: Schmerz und Lust als Manifestation des Lebendigen Schmerz als Weise des Zur-Weltseins und als Selbstfindung  Teilnahme am Podiumsgespräch beim Blog-Festival, Schauspielhaus Graz, 22.5. 2008  Selig die Armen. Was uns Behinderte, Besitzlose und andere Habe- nichtse zu geben haben: Beitrag beim Schwarzmarkt nützlichen Wis- sens, Steirischer Herbst. Graz, 30.9. 2007  Performance Relocation I: Sanatorium, Schauspielhaus Zürich Beitrag: Theorie-Therapie Alles Leben ist Bewegung, im Mai 2006 82

E. Sozialphilosophie, Weltanschauungsanalyse, Ideologie- und Funda- mentalismuskritik sowie Jaspers- und Popper-Forschung (Kurt Sa- lamun, Peter Payer)

1. Arbeitsfelder a) Weltanschauungsanalyse, Ideologietheorie, Ideologie- und Fundamentalismus- kritik: Peter Payer/ Kurt Salamun (Berichtszeitraum 1.1. 2005 - 30.09. 2005) Am Institut für Philosophie gibt es in Lehre und Forschung eine Tradition im Forschungs- zweig „Weltanschauungsanalyse, Ideologietheorie, Ideologie- und Fundamentalismuskritik―, die auf die Berufung von Ernst Topitsch aus Heidelberg nach Graz zurückgeht (1968) und am Institut vor allem durch Kurt Salamun und Peter Payer vertreten wurde und wird. In dieser Ausrichtung werden Orientierungssysteme als plurifunktionale Führungssysteme in ihrer In- formationsfunktion und in ihrer verhaltenssteuernden aber auch emotiv-entlastenden Funktion untersucht. Auf breiter Basis (mit Einbezug der Geistesgeschichte) werden in wissenssoziolo- gischer Betrachtung auch soziale und wirtschaftliche Randbedingungen einbezogen, wenn derartige geistige Gebilde (Weltanschauungen, Ideologien, Mythen, Utopien…) sowohl gene- tisch: in ihrer Entstehung, als auch strukturell: in ihrer Darstellungs- und Erscheinungsform und schließlich funktional: was ihre gesellschaftlichen und politischen Wirkungen betrifft, betrachtet werden. Selbstverständlich werden diese Aspekte auch in wechselseitiger Abhän- gigkeit gesehen und bei theoretischen Tiefenerörterungen kombiniert. Im Rahmen dieses Forschungszweiges wurden wiederholt interdisziplinäre Symposien veran- staltet und die Ergebnisse meist in Buchform herausgegeben. b) Jaspers- und Popper-Forschung (Kurt Salamun) Berichtszeitraum 1.1.2005 - 30.09.2005 Eine Vernetzung mit dem Forschungszweig „Karl R. Popper und der Kritische Rationalis- mus― wurde insofern vorgenommen, als ein Schwerpunkt auf die Erforschung der Relevanz der Philosophie Karl Poppers für die Ideologie- und Fundamentalismuskritik gelegt wurde. An den Diskussionen und Publikationen des Forschungszweiges beteiligten sich unter ande- rem: Hans Albert (Mannheim), der einmal auch Gastprofessor am Institut war und auf Vor- schlag des Instituts 2007 zum Ehrendoktor an der Universität Graz ernannt wurde, Hans Lenk (Karlsruhe), Herbert Keuth (Heidelberg), Michael Schmid (München), Dariusz Aleksandro- wicz (Oldenburg).

2. Einzelleistungen: Kurt Salamun, Berichtszeitraum, 1.1.2005 - 30.09.2005 und seitdem Als Kurt Salamun mit Ende September 2005 in den Ruhestand ging, setzte er seine For- schungsaktivitäten auf jenen drei Gebieten fort, auf denen er schon früher lange tätig war: die Ideologiekritik und Weltanschauungsanalyse (im Gefolge seines Lehrers Ernst Topitsch), sowie die Erforschung des Denkens von Karl Jaspers und Karl R. Popper. a) Veröffentlichungen Zu Ideologiekritik und Weltanschauungsanalyse Neben dem Versuch einer Klärung des Fundamentalismusbegriffs vertritt Kurt Salamun die These, dass sich kritische Gesichtspunkte aus der traditionellen Ideologie- und Totalitarismus- Forschung auf die Analyse von Weltanschauungen übertragen lassen, die gegenwärtig unter dem Begriff des Fundamentalismus diskutiert werden. 83

1. Salamun, Kurt (2010): „Ideologie―. In: Neues Handbuch philosophischer Grundbegrif- fe. Hg. A. Wildfeuer, P. Kolmer. (Freiburg: Karl Alber Verlag), erscheint demnächst. 2. Salamun, Kurt (2009): „Ernst Topitsch―. In: K. Acham (Hg.), Kunst und Geisteswis- senschaften aus Graz. Werk und Wirken überregional bedeutender Künstler und Ge- lehrter vom 15. Jh. bis zur Jahrtausendwende. (Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag). 227- 238. 3. Salamun, Kurt (2006): „Aufklärung und Ideologiekritik―. In: H. Reinalter (Hg.), Auf- klärungsprozesse seit dem 18. Jahrhundert. (Würzburg: Königshausen&Neumann), 259-270. 4. Salamun, Kurt (2005): Hg: Fundamentalismus – „interdisziplinär„. (Münster/Wien: LIT-Verlag). 5. Salamun, Kurt (2005): „Zum Begriff des Fundamentalismus - Versuch einer Begriffs- klärung und Begriffsbestimmung―. Ebda, 211-46. Zur Popper-Forschung In den Beiträgen zur Popper-Forschung geht es ihm hauptsächlich um eine differenzierte Ex- plikation des Vernunftbegriffes von Popper und den ethischen und ideologiekritischen Impli- kationen dieses Begriffs. 1. Salamun, Kurt (Hg.) (2008): Schriftenreihe zur Philosophie Karl R. Poppers und des Kritischen Rationalismus, Bd. XVIII: Joseph Agassi/ Ian Jarvie, A Critical Rationalist Aesthetics. (Amsterdam/New York: Rodopi). 2. Salamun, Kurt (2008) (Hg.): Schriftenreihe zur Philosophie Karl R. Poppers und des Kritischen Rationalismus, Bd. VIII: Joseph Agassi, A ´s Apprentice. In Karl Popper´s Workshop. Revised, Extended and Annotated Edition. (Amster- dam/New York: Rodopi). 3. Salamun, Kurt (2007): CD-Version des Artikels „Karl R. Popper. Aufklärungsethos und kritische Rationalität―. (Berlin: Hörbuch-Verlag Argon). 4. Salamun, Kurt (2007): „Karl Popper―. In: A. Pelinka, D. Wineroiter (Hg.): Politische Ideen und Gesellschaftstheorien im 20. Jahrhundert. (Wien: Braumüller-Verlag), 183 - 203. 5. Salamun, Kurt (2006): „Karl Poppers Aktualität für die Kritik an fundamentalistischen Weltanschauungen―. In: I. Jarvie, K. Milford, D. Miller (Eds.), Karl Popper. A Cen- tenary Assessment Vol. II: Metaphysics and . (London: Ashgate Pub- lishing Company), 45-57. 6. Salamun, Kurt (2005): „Karl R. Popper. Aufklärungsethos und kritische Rationalität―. In: (Hg.), J. Hennigfeld/H. Jansohn: Philosophen der Gegenwart. (Darmstadt: Wissen- schaftliche Buchgesellschaft), 49-67. Zur Jaspers-Forschung In den Forschungen über die vielfältigen Dimensionen von Karl Jaspers´ Denken (Religions- philosophie, Bildungsphilosophie, Existenzphilosophie, politische Philosophie usw.) wird nachgewiesen, dass neben der Tradition der spekulativen Seinsmetaphysik (Plotin, Hegel u.a.) in Jaspers‘ Philosophie eine liberale Denktradition (unter Einfluss von Kant u. Max Weber) eine grundlegende Rolle spielt. 84

1. Salamun, Kurt (2009): „Karl Jaspers―. In: The History of Western Philosophy of Re- ligion. Vol.5: Twentieth-Century Philosophy of Religion. Eds. G. Oppy and N. Traka- kis. (Durham: Acumen Publishing), 119-132. 2. Salamun, Kurt (2009): „Sinnideale in der Existenzphilosophie und bei Karl Jaspers―. In: Existenz und Sinn. Karl Jaspers im Kontext. Festschrift für Reiner Wiehl. Hg. A. Hügli, D. Kaegi, B. Weidmann. (Heidelberg: Universitätsverlag Winter), 135-158. 3. Salamun, Kurt (2009): „Karl Jaspers―. In: Philosopenlexikon. Hg. S. Jordan/B. Moj- sisch. (Stuttgart: Phillipp Reclam jun.) 282-284. 4. Salamun, Kurt (2009): „Karl Jaspers und Karl R. Popper – maßgebende Philosophen einer liberal-aufklärerischen Denkungsart―. In: ―Wahrheit ist, was uns verbindet―. Karl Jaspers´ Kunst zu Philosophieren. Hg. R. Schulz, G. Bonanni, M. Bormuth. (Göttin- gen: Wallstein Verlag), 273-288. 5. Salamun, Kurt (2008): ―Der philosophische Glaube als zentrale Komponente von Karl Jaspers´ Menschenbild―. In: A. Hügli/C. Chiesa/S. Wagner (Hg.), Glaube und Wissen. Zum 125. Geburtstag von Karl Jaspers. (Basel: Schwabe Verlag), 165-178. 6. Salamun, Kurt und G. J. Walters (Eds.), (2008): Karl Jaspers´s Philosophy: Exposi- tions and Interpretations. (Amherst, New York: Humanity Press (Prometheus Books)). 7. Salamun, Kurt (2008): ―Karl Jaspers on Human Self-Realisation: Existenz in Bound- ary Situations and Communication‖. In: Ebda, 243-257. 8. Salamun, Kurt (2008): Bericht über die internationale Jaspers-Forschung im Jahr 2007―. In: Jahrbuch der Österreichischen Karl-Jaspers-Gesellschaft, Jg. 21 (2008), 223-229. 9. Salamun, Kurt (2007): „Karl Jaspers's Conceptions of the Meaning of Life‖. In: onli- ne-Zeitschrift ―Existenz‖ der Karl Jaspers Society of North America. account: http: www.bu.edu/paideia/ existenz/ contents.html 10. Salamun, Kurt (2007): Karl Jaspers. 2. erw. Aufl. (Würzburg: Königshau- sen&Neumann). 11. Salamun, Kurt (2006): „Aspekte von Karl Jaspers‘ Vernunftphilosophie―. In: Ver- nunft der Aufklärung – Aufklärung der Vernunft. Hrsg. v. K. Broese, A. Hütig, O. Immel, R. Reschke. (Berlin: Akademie Verlag), 279-287. 12. Hg. mit Elisabeth Salamun-Hybasek (seit Jg. 20 unter Mitarbeit von Harald Stelzer): Jahrbuch der Österreichischen Karl-Jaspers-Gesellschaft, Jg. 18 (2005) – Jg. 22 (2009). Studienverlag Innsbruck, Wien. b) Drittmittelforschung 1. FWF-Forschungsprojekt P 14694: „Die politische Philosophie von Karl Jaspers und Karl Popper―. Endbericht vom 17. 02. 2005. Projektbearbeiter: MMag. Harald Stelzer. 2. FWF-Forschungsprojekt P 18848: „Poppers praktische Philosophie im Lichte des Kommunitarismus―, von 1. 02. 2006 - 30. 04. 2008. Projektbearbeiter: MMag. Dr. Ha- rald Stelzer, Lehrbeauftragter am Institut. 3. Amt d. Steiermärkischen Landesregierung, Abt. f. Wissenschaft und Forschung und Kulturamt der Stadt Graz: Teilfinanzierung über die Österreichische Karl-Jaspers- Gesellschaft des Internationalen Jaspers-Symposiums "Das Werk von Karl Jaspers im Kontext der europäischen Philosophie und Psychopathologie"; Planung und Organisa- 85

tion in Zusammenarbeit mit der Karl Jaspers-Stiftung Basel und der Johann Wolfgang v. Goethe-Stiftung Basel in Klingenthal/Elsass (19. – 20. 9. 2006). 4. Amt d. Steiermärkischen Landesregierung, Abt. f. Wissenschaft und Forschung und Kulturamt der Stadt Graz: Teilfinanzierung über die Österreichische Karl-Jaspers- Gesellschaft des 4. Internationales Karl Jaspers-Symposiums zum Thema „Das Den- ken von Karl Jaspers im Kontext der europäischen Kultur―; Planung und Organisation in Zusammenarbeit mit der Karl Jaspers-Stiftung Basel und der Johann Wolfgang v. Goethe-Stiftung Basel in Klingenthal/Elsass (8. – 10. 9. 2008). 5. Thyssen-Stiftung: Finanzierung des Workshops zu Karl Jaspers´ „Weltphilosophie― im Rahmen des Karl Jaspers Jahres 2008 an der Universität Oldenburg (30./31. Mai 2008). Planung und Leitung zusammen mit Anton Hügli (Basel). c) Lehre SS 2005  Einführung in die Philosophie und in philosophische Grundfragen wissenschaftlichen Denkens, VO  Philosophische Anthropologie, SE  Einführung in die Philosophie, PS  Philosophische Anthropologie und politische Philosophie, PV WS 2005/06  Einführung in die Philosophie und in philosophische Grundfragen wissenschaftlichen Denkens, VO  Philosophie und Soziologie des Sports, VO  Philosophische Anthropologie und politische Philosophie, PV Seither jedes WS u. SS bis SS 2010  Einführung in die Philosophie und in philosophische Grundfragen wissenschaftlichen Denkens, Pflichtlehrveranstaltung für Philosophie-Studierende, Teil des Basismoduls der GeWi-Fakultät, VO Jedes WS: ab WS 2004/05 bis WS 2009/10  Philosophie und Soziologie des Sports. Pflichtlehrveranstaltung für alle Studienrich- tungen am Institut für Sportwissenschaft, freies Wahlfach für Philosophiestudieren- de,VO d) Gutachten 1. 28. 01. 2005: Erstgutachten über die Dissertation von Mag. Maria Luise Weinhofer „Ideale eines ´höheren´ und ´eigentlichen´ Menschseins bei Friedrich Nietzsche und Karl Jaspers―. 2. 12. 04. 2006: Gutachten über die Diplomarbeit von Thomas Pölzer „Die Logik des Absurden bei Albert Camus―. 3. 19. 06. 2006: Gutachten zur Begründung des Antrags der GeWi-Fakultät auf Verlei- hung des Ehrendoktorats der Karl-Franzens-Universität Graz an em. Univ.-Prof. Dr. Hans Albert (Mannheim/Heidelberg). 4. 13. 07. 2006: Gutachten über die Diplomarbeit von Frau Elisabeth Katharina Hirn „Über das Menschsein in einer Welt ohne Sinn und Gott. Anthropologische Konzepti- onen bei Friedrich Nietzsche und Albert Camus―. 86

5. 12. 03. 2007: Gutachten über die Diplomarbeit von Frau Ulrike Elisabeth Kirchengast „Das Sein des Menschen ist Frei-sein. Zur philosophischen Anthropologie in Jean Paul Sartres „Das Sein und das Nichts―. 6. 19. 02. und 23. 02. 2007: Zwei Gutachten über Förderungsanträge beim Forschungs- fonds der Österr. Nationalbank: Projekt Nr. 9149 u. 10055. 7. 23. 02. 2007: Gutachten über Prof. Gregory P. Walters zwecks Hebung zum Full Pro- fessor an der Saint Paul University, Ottawa. 8. 23. 03. 2007: Erstgutachten über die Dissertation von Herrn Mag. Norbert Adam „Herbert Marcuses Technikkritik im Vergleich zu neueren Aspekten der Technikphi- losophie―. 9. 13. 06. 2007: Gutachten über Herrn PD Dr. Norbert Kapferer bzgl. der Verleihung des Titels „außerplanmäßiger Professor― am Fachbereich Politik- und Sozialwissen- schaften der FU Berlin. 10. 23. 06. 2007: Gutachten über Herrn PD Dr. Hardy Bouillon bzgl. der Verleihung des Titels „außerplanmäßiger Professor― an der Universität Trier. 11. 10. 09. 2007: Gutachten über die Diplomarbeit von Frau Mag. Dr. Sonja Maria Bach- hiesl „Zum Verständnis von Verbrechen und von Grenzsituation bei Karl Jaspers―. 12. 26. 09. 2007: Gutachten über die Diplomarbeit von Herrn Daniel Pajank „Distributive Gerechtigkeit als Paradigma einer modernen Wirtschaftsethik. Rawls´ praktische Phi- losophie als Ausgangspunkt für eine Konzeption der Unternehmensverantwortung―. 13. 02. 05. 2008: Gutachten über die Diplomarbeit von Herrn Reinhard Bacher „Gesichts- punkte von Karl Jaspers´ Denken und deren Relevanz für die Bildungsphilosophie―. 14. 26. 08. 2008: Gutachten über die Diplomarbeit von Herrn Klaus Kalcher Philosophi- sche Anthropologie: „Ein vergessliches Wesen – der Mensch―. 15. 29. 09. 2008: Gutachten für die ÖFG bezüglich der Publikation einer Habilitations- schrift (Dr. Alois Halbmayr) 16. 13. 01. 2009: Erstgutachten über die Dissertation von Frau Mag. Elisabeth Hirn „Die menschliche Existenz zwischen Hedonismus und Pessimismus. Über die Wurzeln des lebensphilosophischen Denkens von Friedrich Nietzsche―. 17. 23. 02. 2009: Gutachten für die Humboldt-Stiftung bezüglich eines Forschungsstipen- diums für Prof. Priganica (Universität Sarajevo). 18. 02. 04. 2009: Begutachtung von Bewerbungsunterlagen in der Berufungskommission für „Ethik und Philosophische Methodologie― an der Universität Innsbruck. 19. 16. 06. 2009: Begutachtung des Kursprogramms „Inclusive Education― für das Course Development Program des World University Service, Austrian Committee. e) Vortragstätigkeit 1. „Zur gesellschaftlichen Relevanz von Karl Jaspers´ Vernunftbegriff―. Russisch- Deutsches Symposium: „Philosophie und Psychopathologie – das wissenschaftliche Erbe von Karl Jaspers―. Russische Staatliche Sozialwissenschaftliche Universität Moskau. Moskau, 1. Juni 2005. 2. „Ideale des wahren Menschseins in der Philosophie von Karl Jaspers―. Philosophische Gesellschaft an der Universität Basel. Basel, 8. November 2005. 87

3. „Die Konzeption des philosophischen Glaubens als Basis von Jaspers‘ liberalem Ethos der Humanität―. Karl-Jaspers- Symposium "Begegnungen mit Karl Jaspers". Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Mainz, 7. Juni 2006. 4. Kurzvortrag über „Konfliktverschärfende Tendenzen von Weltanschauungen― im Rahmen des Symposiums „Multikulturalität – Gewalt – Religion― und anschließen- dem Streitgespräch mit Jószef Niewiadomski. Fachtagung der ARGE „Politik, Religi- on, Gewalt― der ÖFG. Theologische Fakultät der Universität Innsbruck. Innsbruck, 24. 11. 2006. 5. Laudatio für Prof. Hans Albert anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorats der Karl-Franzens-Universität. Graz, 10. 1. 2007. 6. „Der philosophische Glaube als zentrale Komponente von Jaspers´ Menschenbild―. In- ternationales Symposion „Karl Jaspers: Glaube und Wissen―. Università degli Studi di Napoli Federico II. Dipartimento di Filosofia „A. Aliotta―. Neapel, 7. 11. 2007. 7. Laudatio anlässlich der Verleihung des Jaspers-Förderpreises der Universität Olden- burg an Suzanne Kirkbright (Birmingham). Oldenburg, 23. 5. 2008. 8. „Reflexion zum Thema ´Weltphilosophie´―. Workshop im Rahmen des Jaspers-Jahres 2008 „Die politische Aktualität von Jaspers` WELTPHILOSOPHIE― an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Oldenburg, 30. 5. 2008. 9. „Karl Jaspers und Karl Popper – maßgebende Philosophen einer liberal- aufklärerischen Denkungsart―. Öffentlicher Abendvortrag anlässlich des Jaspers- Jahrers 2008 an der Universität Oldenburg. Oldenburg, 30. 5. 2008. 10. „Der Fundamentalismus im Lichte von Karl Jaspers‘ Philosophie‖. Internationales Karl Jaspers-Symposium zum Thema „Das Denken von Karl Jaspers im Kontext der europäischen Kultur‖ im Schloss Klingenthal der Johann Wolfgang von Goethe – Stif- tung Basel. Klingenthal (Elsass), 9. 9. 2008. f) Philosophie und Öffentlichkeit 1. Interview über die Aktualität von Karl Jaspers in: The Leuven Philosophy Newsletter, A Newsletter for the Alumni of the Institute of Philosophy, Vol. 13 (2005), S.31-35. 2. Hörbuch: Popper. Eine kurze Einführung. CD-Argon Hörbuch. Berlin: Argon Verlag 2007. 54:57 Minuten. 3. Vortrag: „Karl Jaspers‘ Ideale zur Verwirklichung des ‚wahren Menschseins‘‖. Bo- densee-Kolleg: Mit Sinn und Werten leben. Bregenz, 26. Oktober 2007. 4. Vortrag: „Grenzsituationen – Kommunikation – Vernunft‖. Bodensee-Kolleg: Mit Sinn und Werten leben. Bregenz, 27. Oktober 2007. 5. Interview mit dem Generationenforscher und Soziologen Prof. Leopold Rosenmayr „My Re-Generation‖. In: Konzeptionen des Wünschenswerten. Hg. Asset One. Wien: Czernin-Verlag 2007. S.107-109. 6. 3 Vorträge „Karl Jaspers. Arzt, Philosoph, politischer Denker‖ anlässlich des Workshops zum 125. Geburtsjahr von Karl Jaspers. Österreichische Urania für Stei- ermark. Graz, 09., 16. und 23.04.2008. 7. Besprechung des Buches von: Fliliz Peach: „Death, Deathlesness & Existenz in Karl Jaspers‘ Philosophy. Edinburgh: Edinburgh University Press, 2008. In: Philosophy Now. A Magazin of Ideas, issue 72 March/April (2009), p. 35-36. 88

8. Artikel: „Es wird schon einen Sinn haben‖. Der Glaube als Kulturtechnik zur Bewälti- gung von Leiderfahrungen. In: DIE NORDELBISCHE. Wochenzeitung für Gemeinde und Gesellschaft. Hg. Evangelischer Presseverband Nord e. V. Hamburg, Nr. 28/12. Juli 2009. S. 3. 9. Interview für die UNIZEIT über „Philosophie, die verbindet. Karl Jaspers sah gelun- gene Kommunikation als Basis für Krisenbewältigung― In: UNIZEIT, Juni 2/2009. S. 14. 10. Gründer und Präsident der Österreichischen Karl Jaspers-Gesellschaft, Vizepräsident der Österreichischen Karl Popper-Forschungsgemeinschaft, Mitglied des Stiftungsra- tes der Karl Jaspers-Stiftung Basel/Heidelberg g) In Planung 1. Wissenschaftliche Planung und Organisation des 5. Internationalen Jaspers- Symposiums in Klingenthal (Elsass) (20.-25. September 2010) in Zusammenarbeit mit der Karl Jaspers-Stiftung Basel und der Johann Wolfgang von Goethe-Stiftung Basel. 2. Überarbeitung und Aktualisierung eines englischsprachigen Jaspers-Artikels für die 2. Aufl. von „A Blackwell Companion to Continental Philosophy― (Ed. S. Critchley) (bis 30. 6. 2010). 3. Vorarbeiten für die Edition des Buches ―Vom Ursprung und Ziel der Geschichte‖ von Jaspers für die Gesamtausgabe seiner Werke beim Schwabe-Verlag in Basel. Ich bin einer der fünf Hauptherausgeber der Gesamtausgabe. 4. Fortsetzung der Edition des ―Jahrbuchs der Österreichischen Karl-Jaspers- Gesellschaft―, das bis 2009 in 22. Bänden erschienen ist und in dem bisher Jaspers- Forscher(Innen) auch Nachwuchskräfte wie Dissertanten aus 4 Kontinenten und 21 verschiedenen Ländern publiziert haben. (Der 23. Band ist in Vorbereitung, ich bin Mitherausgeber des Jahrbuchs). 5. Fortsetzung der „Schriftenreihe zur Philosophie Karl R. Poppers und des Kritischen Rationalismus― (Series in the Philosophy of Karl R. Popper and Critical Rationalism). Diese Schriftenreihe ist bisher in 18 Bänden im Rodopi-Verlag, Amsterdam/New York, erschienen. Da es sich um die weltweit einzige Schriftenreihe zu Popper han- delt, haben darin auch unmittelbare Schüler von Popper publiziert, wie Hans Albert, Alan Musgrave, Joseph Agassi, Ian Jarvie, Mahasweta Chaudhury und Jeremy Shear- mur. Ab Dezember 2009 ist Udo Thiel Mitherausgeber der Reihe. h) Kooperationen 1. Hans Albert, Universität Mannheim 2. Giandomenico Bonanni, Universitá „La Sapienza―, Rom 3. Andreas Cesana, Universität Mainz 4. Kazuteru Fukui, Kamakura Women‘s University,Tokio 5. Sawaku Hanyu, Ochanomizu University, Tokyo 6. Anton Hügli, Universität Basel 7. Suzanne Kirkbright, Queen Mary College, London 8. Gerhard Knauss, Universität Saarbrücken 9. Alan M. Olson, Boston University, U. S. A. 10. Czeslawa Piecuch, Pädagogischen Akademie, Krakau 11. Hans Saner, Basel 12. Reinhard Schulz, Universität Oldenburg 13. Indu Sarin, Panjab University, Chandigarh, Indien 89

14. Gregory J. Walters, St. Paul University, Ottawa 15. Helmut Wautischer, Sonoma State University, California 16. Rainer Wiehl, Universität Heidelberg i) Externe Funktionen 1. Präsident der Österreichischen Karl-Jaspers-Gesellschaft 2. Mitglied des Stiftungsrats der Karl Jaspers-Stiftung Basel 3. Mitglied des Editorial Board der online-Zeitschrift „Existenz― (Hrsg. von der Karl Jaspers Society of North America an der Boston University, MA) 4. Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Karl R. Popper Foundation Klagenfurt (Universität Klagenfurt) 5. Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von „Totalitarismus und Demokratie. Zeit- schrift für Diktatur- und Freiheitsforschung― (Hrsg. vom Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden)

3. Einzelleistungen: Peter Payer, Berichtszeitraum 1.1.2005 - 30.09.2005 a) Veröffentlichungen Eingebettet (und unterstützt) werden die Bemühungen, Orientierungssysteme zu analysieren und modellhaft zu erfassen, durch die schon vor Topitsch gelegte analytische Tradition des Grazer Philosophischen Institutes, die vor allem auf die Initiativen von Franz Kröner (Syste- matologie), Rudolf Freundlich (Logik, Sprachtheorie, Ethik, Ontologie), Georg Janoska (Geistesgeschichte, Wissenssoziologie), und Rudolf Haller (Linguistische Philosophie) auf- bauten. Zu diesem Zweck werden auch die Ergebnisse der modernen pragmatischen Sprachphiloso- phie, aber auch der erweiterten Logik (Vgl. Payer: Kurzgeschichte der Logik, in A. Grabner- Haider (Hrsg.): Philosophie der Weltkulturen, Wiesbaden 2006 S. 378-386), insbesondere die Konversationsanalyse und Sprechakttheorie, in die Analysen einbezogen, sodass das Anlie- gen, eine Modelltheorie von Orientierungssystemen zu konzipieren, wertvolle und breite theo- retische Unterstützung erhält. Dadurch können auch Fundierungsprobleme relativ neutral und wertfrei erörtert werden. Diese Betrachtungsweise wird und kann auch auf alle ziel- und wertbezogenen Gebilde ausgedehnt werden, die im gesellschaftlichen Bereich orientierend und verhaltenssteuernd wirken. b) Lehre Die o.a. Bemühungen, Orientierungssysteme zu analysieren und modellhaft zu erfassen, wur- den vor allem in der Lehre und der Erschließung der Wissenschaft geleistet. Besonders in der Lehre wurden diese offenen und einzelwissenschaftlich fundierten und vor allem auch weiter angelegten Untersuchungen und Veranstaltungen als wertneutrale und unterstützende Anre- gungen zur philosophischen Vertiefung von Studienrichtungen aber auch als erweiternde freie Wahlfächer sehr geschätzt und von Hörern aller Fakultäten aber auch anderer Hochschulen, wie Prüfungsstatistiken zeigen, gut besucht.

WS 2004/05  Proseminar: Sozialphilosophie: Zur Ideologiekritik und Weltanschauungsanalyse  Repetitorium: Praktische Philosophie  Privatissimum: Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie für Dipl. und Diss. SS 2005  Vorlesung: Einführung in die Sozialphilosophie 90

 Proseminar: Einführung in die Sozialphilosophie: Zur Logik der Sozialwissenschaften  Repetitorium: Praktische Philosophie  Privatissimum: Sozialphilosophie und Wissenschaftstheorie für Dipl. und Diss. c) Konzeption besonderer Lehrangebote und Koordinationen Peter Payer war Zeit seiner beruflichen Tätigkeit in der Konzeption und Betreuung besonderer Lehrangebote und besonders in der Erschließung der Wissenschaft tätig: 1. Peter Payers 20 jähriges Engagement und seine Verdienste um den Hochschulzugang ohne Matura (als Koordinater des Hochschulzugangs ohne Matura sowie als Leiter des vorbereitenden Studienberechtigungslehrgangs) wurden am 16.11.2009 vom Senat mit der Pro-Meritis-Medaille in Silber ausgezeichnet. 2. Vorsitz der Curriculumskommission zum Diplomstudiengang Philosophie. 3. Vorsitz der Curriculumskommission zum Lehramtsstudiengang Philosophie und Psy- chologie. 4. Eingeflossen sind in die Ausbildung aus Praktischer Philosophie auch Überlegungen und Vorarbeiten, die Peter Payer als Vorsitzenden der Studienkommission Lehramt Philosophie und Psychologie in Kooperation mit Dr. Fink, dem Leiter der Arbeitsge- meinschaft der Philosophielehrer an Höheren Schulen, über einen längeren Zeitraum zu einem Ethikunterricht anstelle oder als Ergänzung des Religionsunterrichts ange- stellt wurden. Diese Konzepte konnten aber durch den allzu frühen Tod des Fachdi- daktikers Dr. Fink trotz hoffnungsvoller Anfänge nicht institutionell-ergebniswirksam an das Schulsystem angebunden werden und die kapazitätsmäßige Ausdünnung des Instituts verhinderte auch die weitere Finalisierung. d) In Planung Modelltheorie von Orientierungssystemen Was den weiteren größeren Bereich der Sozialphilosophie betrifft, werden diese Bemühungen durch die Behandlung und Analyse wichtiger Strömungen (u.a. Kritischer Rationalismus, Lo- gischer Empirismus, Kritische Theorie) und von tragenden Themen der Sozialphilosophie und Sozialtheorie (wie Wertfreiheit, Wertrelativismus, Objektivität, Parteilichkeit) unterstützt und erweitert. Zusätzlich wird durch die Thematisierung und Zusammenschau wichtiger sozialtheoretischer Rahmen (Systemtheorien, Handlungstheorien, Marxistische Positionen, Konflikttheorien, metatheoretische Positionen) der theoretische Blick für den sozialen Hintergrund auch ge- schärft und zusammenschauend ergänzt. (Vergleiche dazu auch: Topitsch/Payer (Hrsg.) Logik der Sozialwissenschaften) V. In Planung für das Institut für Philosophie insgesamt: Zentrum für philosophische und interdisziplinäre Grundlagen- forschung A. Vorbemerkungen Der vorliegende Entwurf wurde unter Bedachtnahme auf die „Analysen und Empfehlungen zur Entwicklung des österreichischen Hochschul- und Wissenschaftssystems― des österreichi- schen Wissenschaftsrates vom November 2009 (idF „AuE/WR2009―) entwickelt, um die Möglichkeit der Einrichtung eines fakultätsübergreifenden Zentrums für philosophische und 91 interdisziplinäre Grundlagenforschung zu prüfen. Demgemäß ist der Entwurf erst nach einer prinzipiellen Befürwortung der Gründung eines solchen Zentrums näher zu spezifizieren. Der allgemeine rechtlich-organisatorische Rahmen (Leitungsstruktur, Scientific Board, Pro- jektorganisation und -verantwortung) kann sich bei entsprechenden Adaptionen am Vorbild bereits an der Universität Graz bestehender Zentren orientieren, sodass im Folgenden ledig- lich verschiedene für die Idee eines solchen Zentrums relevante Einzelheiten Erwähnung fin- den. Die 2009 erfolgten Besetzungen der Professuren für Praktische Philosophie und Geschichte der Philosophie, die in Aussicht stehende Besetzung der Professur für Theoretische Philoso- phie, alle am Institut für Philosophie, sowie die räumliche Zusammenführung des Alexius Meinong-Instituts und der Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für österreichische Philosophie (FDÖP) legen es nahe, durch Gründung eines Zentrums  das Potenzial der bislang verstreuten einschlägigen inner- und außeruniversitären Insti- tutionen am Standort Graz zu bündeln in der Hoffnung, bereits bestehender Ressour- cen effizienter zu nutzen,  Forschungsmöglichkeiten für den wissenschaftlichen Nachwuchs am Standort Graz und den internationalen Austausch zu verbessern,  österreichweite und internationale Kooperationen einzurichten bzw. zu vertiefen (s.u.),  durch entsprechende nationale und internationale Positionierung die Forschungsleis- tung der Universität Graz im Gebiet der philosophischen Grundlagenforschung zu stärken und ihr in der internationalen Scientific Community einen sichtbaren Rang zu verschaffen. Das Zentrum soll den beiden Fachinstituten des Wissenschaftszweiges Philosophie der Geis- teswissenschaftlichen Fakultät (Institut für Philosophie und Alexius Meinong- Institut) einen geeigneten institutionellen Rahmen für den Betrieb des von ihnen definierten gemeinsamen Forschungsschwerpunktes „Philosophische und Interdisziplinäre Grundlagenforschung― bie- ten, und zugleich als Plattform für die im Zusammenhang damit jedenfalls zu verfolgenden Kooperationen und Vernetzungen mit anderen inner- und außeruniversitären Institutionen und Forschungsschwerpunkten dienen.

B. Gliederung Zur Abdeckung des Forschungsschwerpunktes gliedert sich das Zentrum in koordinierte For- schungsbereiche, auf deren Ebene konkrete Forschungsvorhaben (vorzüglich in Projektform) konzipiert und voranzutreiben sind, zumal die Forschungsvorhaben idR wesentliche inter- und intradisziplinäre Bezüge aufweisen werden. Die inhaltliche Beschreibung der Forschungsbe- reiche ist nicht auf Dauer festgeschrieben, sie kann nach Maßgabe des wissenschaftlichen Interesses und mit Blick auf die jeweiligen Forschungsvorhaben und deren Evaluierungser- folg geändert und ergänzt werden. Auch Teilnahmen an (intra-/außer-/inter-)universitären und internationalen Projekten können und sollen als Forschungsvorhaben der Forschungsbereiche definiert werden. Die Forschungsbereiche und zugehörige Forschungsvorhaben, welche in den nächsten Jahren realisiert werden sollen, werden im Anhang dargestellt. Beim heutigen Stand der Überlegun- gen der beteiligten ForscherInnen und bezug nehmend auf die vorliegenden Forschungsberei- che und Projektskizzen können die (englischen) Begriffe Person, Responsibility, Responses (to experience, tradition, and problems) als Schlüsselbegriffe der Integration genannt werden. Diese Begriffe zielen auf jene Fragen, die auf der Ebene der konkreten Forschungsprojekte eine Kooperation zwischen den Forschungsbereichen philosophische Ideengeschichte, Prakti- 92 sche Philosophie und Phänomenologie ermöglichen und zum gegenseitigen Nutzen erforder- lich machen. Die verschiedenen Forschungsinteressen, welche im Rahmen der genannten For- schungsbereiche eingebracht werden, enger aneinander binden zu wollen als über eine prob- lem- und projektbezogen motivierte Kooperation und Arbeitsteilung erscheint nicht sinnvoll. Die Konzeption des Zentrums für Philosophische und Interdisziplinäre Grundlagenforschung setzt bewusst nicht auf (scheinbare) Homogenisierung, sondern auf die Bündelung und Koor- dination teilweise überlappender Forschungsinteressen. Gerade von dieser nicht programma- tisch vereinheitlichten, sondern beweglichen (und insofern auch im Hinblick auf die momen- tan vakante Professur für Theoretische Philosophie ausbaufähigen) Struktur versprechen sich die beteiligten ForscherInnen wichtige Impulse für ihre jeweiligen Projekte und Aktivitäten.

C. Beitragende Institutionen a) Inneruniversitär Institut für Philosophie der Geisteswissenschaftlichen Fakultät (primärer Träger der philoso- phischen Forschung an der Universität Graz); Alexius Meinong-Institut der Geisteswissenschaftlichen Fakultät (nunmehr in Kohabitation mit FDÖP, s.u.; betreibt vorwiegend philosophiehistorische Forschung). Wegener Center for Climate and Global Change (das Institut für Philosophie ist seit Januar 2010 eines der Stamminstitute des Wegener Center) Als weitere inneruniversitäre Einrichtungen kommen alle Institute, Zentren und Forschungs- schwerpunkte der KFU in Frage. Ihr Kooperationsstatus ist allerdings in Bezug auf den jewei- ligen Forschungsbereich bzw. einzelne Forschungsvorhaben abzuklären. b) Außeruniversitär Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für Österreichische Philosophie und Franz Brentano-Archiv Beide Einrichtungen werden vom durch das BMWF subventionierten Verein „Forschungsstel- le und Dokumentationszentrum für Österreichische Philosophie (FDÖP)― betrieben. Sie ver- fügen über in der einschlägigen internationalen Forschung renommierte Archive und eine Arbeitsbibliothek zur österreichischen Philosophie. Weitere außeruniversitäre Forschungsstätten sollen in Form von Kooperationsvereinbarungen eingebunden werden, so z.B. (1) österreichweit Österreichische Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte, Wiener Arbeitskreis für Universitätsgeschichte (Institut für Österreichische Geschichtsfor- schung, Archiv der Universität Wien), Institut Wiener Kreis, u.a. (2) international International Hume Society, Sussex Centre for Intellectual History, International Society for Eighteenth-Century Studies, British Society for the History of Philosophy, Herzog August Bibliothek (Zentrum für die Erforschung der frühen Neuzeit), Max-Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin, Center for Austrian Studies, (Minneapolis/USA) 93

Edmund J. Safra Foundation Center, Harvard University, USA (Arthur Applbaum; Matthias Risse), Centre for the Study of Social Justice, Oxford University, England (Simon Caney, David Miller, Adam Swift), Philosophisches Seminar und Center for Sustainable Development, Universität Basel (Paul Burger) Ethik-Zentrum, Universität Zürich (Anton Leist) Center for Ethics, University of Utrecht, Netherlands (Marcus Düwell) Potsdam Institut für Klimaforschung (PIK) (Ottmar Edenhofer) Minerva Center for Human Rights, Tel Aviv University (Chaim Gans) Simpson Center for the Humanities; University of Washington (Michael Blake; Stephen Gar- diner) MacMillan Center, Yale University (Thomas Pogge) University Center for Human Values, Princeton University (Peter Singer) Law and Philosophy Forum, Hebrew University of Jerusalem (David Enoch; David Heyd) Catalan Institution for Research and Advanced Studies (Paula Casal; Andrew Williams), u.a. Yale University, New Haven, Connecticut, USA (Tamar Szabó Gendler) Rice University, Houston, Texas, USA (Steven Galt Crowell) Marquette University, Milwaukee, Wisconsin, USA (Sebastian Luft) Fordham University, New York City, New York, USA (John Drummond) Emory University, Druids Hill, Georgia, USA (David Carr) University of Toronto, Ontario, Kanada (James Robert Brown) University of Copenhagen, Dänemark (Dan Zahavi) Uppsala University, Finnland (Sara Heinämaa) Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Deutschland (Karl Mertens) Ludwig-Maximilians Universität München, Deutschland (Verena Mayer) Bergische Universität Wuppertal, Deutschland (Laszlo Tengelyi) Universität zu Köln, Deutschland (Dieter Lohmar)

VI. Forschungsbereiche und Projekte des vorgeschlagenen Zentrums A. Forschungsbereich: Praktische Philosophie u.b.B. von Gerechtigkeit und Verantwortung in Raum und Zeit Koordinator: Lukas H. Meyer

1. Allgemein Gegenstand normativer und ethischer Reflexion sind traditionell die Beziehungen von Zeitge- nossen als Mitglieder (staatlich gefasster) Einzelgesellschaften. So verstanden kommen weder die globalen Ungleichheiten von Lebenschancen noch die globalen Veränderungen der Um- welt in den Blick. Der Gegenstand ist zu extendieren in Raum und Zeit um sowohl globale (trans- und internationale) Beziehungen von Menschen, die verschiedenen Gesellschaften angehören, als auch intergenerationelle Beziehungen von (früher, heute und zukünftig leben- den) Nicht-Zeitgenossen. Die für den traditionellen Gegenstand erarbeiteten Konzeptionen insbesondere der Gerechtigkeit und Verantwortung erweisen sich allerdings als nicht ohne weiteres geeignet für die Interpretation und normative Bewertung von sowohl globalen als 94 auch intergenerationeller Beziehungen.39 Zudem sind diese Beziehungen empirisch häufig sehr komplex, ihre Erklärung wie auch ihre normative Deutung sind weithin umstritten.40 So verlangt die Analyse und Erklärung des Klimawandels eine Untersuchung der dem Problem unterliegenden, empirisch komplexen und interdependenten globalen und intergenerationellen Beziehungen.41 Erst dann kann aus der Perspektive einer normativen Theorie globaler und intergenerationeller Gerechtigkeit die Zuschreibung von Verantwortung für die Übernahme der Kosten sowohl der Adaptation an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandels als auch der Mitigation des vermeidbaren künftigen Klimawandels normativ begründet werden.42

2. Speziell Sollen globale und intergenerationelle Beziehungen unter normativen Gesichtspunkten unter- sucht werden, stellen sich analytisch unterscheidbare besondere Probleme. Die spezifischen Merkmale globaler und intergenerationeller Beziehungen (z.B. Art und Möglichkeit der Re- ziprozität, epistemische Unsicherheit, Machtverhältnisse) sind daraufhin zu untersuchen, in- wiefern sie für die Beurteilung gemäss Konzeptionen distributiver oder kompensatorischer Gerechtigkeit normativ relevant sind. Eine Hypothese sei beispielhaft genannt: einige Theore- tiker halten (die Möglichkeit der) Reziprozität der Beziehung zwischen Menschen für eine Bedingung der Geltung von Prinzipien egalitärer distributiver Gerechtigkeit;43 Reziprozität ist aber wohl nicht Bedingung der Geltung des Nicht-Schädigungsprinzips, das der Idee der kompensatorischen Gerechtigkeit zugrunde liegt, und auch nicht einer Suffizienzkonzeption der distributiven Gerechtigkeit.44 Wird aus Perspektive einer Theorie der Gerechtigkeit von Personen und anderen Entitäten behauptet, dass sie gerechtfertigte Ansprüche oder Rechte haben, verlangt dies nicht nur den

39 Für die globalen Beziehungen siehe z.B. Michael Blake (2002). Distributive Justice, State Coercion, and Au- tonomy, Philosophy & Public Affairs 30, 257–296 und Thomas Nagel (2005). The Problem of Global Justice, Philosophy & Public Affairs 33, 113–147; für die intergenerationellen Beziehungen siehe Derek Parfit (1984). Reasons and Persons, Oxford: Clarendon Press, Teil IV; Lukas H. Meyer (2008), Intergenerational Justice, in: Edward N. Zalta (ed.). The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Spring 2008 Edition), URL = http://plato.stanford.edu/ archives/spr2008/entries/justice-intergenerational/.

40 Zur Auseinandersetzung über die Erklärung von globalen Ungleichheiten und Armut, siehe z.B. Mathias Risse, How Does the Global Order Harm the Poor?, Philosophy and Public Affairs 33 (2005), 349-376; für alter- native normative Deutungen siehe z.B. Thomas Pogge (2002), World Poverty and Human Rights. Cosmopolitan Responsibilities and Reforms (Cambridge: Blackwell); Wilfried Hinsch und Markus Stepanians (2005), Severe Poverty as a Human Rights Violation – Weak and Strong, in Andreas Føllesdal und Pogge (Hg.), Real World Justice: Grounds, Principles, Human Rights, and Social Institutions, Heidelberg und New York: Springer, 295- 315; David Miller (2005), Against Global Egalitarianism, The Journal of Ethics 9, 55–79; Onora O‘Neill (1986), Faces of Hunger: An Essay on Poverty Justice and Development, London: Allen and Unwin; John Rawls (1999), The Law of Peoples (Cambridge: Harvard University Press); Peter Singer, Famine, Affluence, and Morality, Philosophy and Public Affairs 1 (1972), 229-243. 41 Siehe z.B. Stephen Gardiner (2002), The Real Tragedy of Commons, Philosophy & Public Affairs 30, 387– 416. 42 Siehe z.B. Simon Caney (2006), Cosmopolitan Justice, Rights and Global Climate Change, The Canadian Journal of Law & Jurisprudence 19, 255–278; Axel Gosseries (2007), Cosmopolitan Luck Egalitarianism and Climate Change, Canadian Journal of Philosophy Supplementary Volume 31, 279–309; Lukas H. Meyer (2009), Klimawandel und Gerechtigkeit, Transit 36, 80-107. 43 Siehe Thomas Scanlon (2000), The Diversity of Objections to Inequality, in M. Clayton and A. Williams (Hg.), The Ideal of Equality (Houndsmill: Macmillan), 41-59. 44 Siehe Lukas H. Meyer und Dominic Roser (2009), Enough for the Future, in Meyer und Axel Gosseries (Hg.), Intergenerational Justice (Oxford: Oxford University Press), 219-248. 95

Nachweis, dass es rechtfertigbar ist, die korrelierenden Pflichten Personen und anderen Enti- täten zuzuschreiben, sondern auch den Nachweis, dass ihnen die Erfüllung nicht nur möglich, sondern auch zumutbar ist.45 Dann sind diese Personen für die Erfüllung der Pflichten ver- antwortlich. Hierbei sind verschiedene Konzeptionen von Verantwortung, insbesondere sol- che der Verantwortung aufgrund von Urheberschaft und solche aufgrund sozialer Rollen zu unterscheiden.46 Diese Konzeptionen von Verantwortung erweisen sich als unterschiedlich relevant für die Zuschreibung von Verantwortlichkeiten, wenn es um die Erfüllung globaler sowie intergenerationeller (einschliesslich historischer) Pflichten der Gerechtigkeit geht. Hier nur drei Beispiele: erstens dürfte die globale Ungleichheit der Lebenschancen auch Resultat kausal komplexer Beziehungen zwischen vielen Menschen sein; die Zuschreibung von Ver- antwortung für die schlimme Armut vieler Menschen im Sinne einer Urheberschaft ist des- halb schwierig. Zweitens: Wenn Verstorbene aufgrund der von ihnen verursachten Emissio- nen als verantwortlich für Schädigungen an heute oder zukünftig Lebenden im Sinne der Ur- heberschaft gelten können, ist zu prüfen, erstens, ob und in welchem Sinne ihnen dies vor- werfbar ist, wenn sie weder die Absicht hatten noch um diese Wirkung ihres Handels wissen konnten, und, zweitens, inwiefern heute Lebende Verantwortung für deren Handeln ererbt haben können.47 Drittens: Für die Beziehung zu zukünftig lebenden Nicht-Zeitgenossen, mit denen heute Lebende nicht kooperieren können und die sie nicht als Individuen kennen kön- nen, ist zu untersuchen, inwiefern heute Lebende Verantwortung ihnen gegenüber im Sinne der Verpflichtung aus einer sozialen Rolle haben können, und was es heisst Verantwortung für die Erfüllung der Gerechtigkeitsansprüche von Menschen qua Menschen zu haben.48 Für die Forschung auch zu den Fragen dieses Forschungsbereich ist aus Sicht der Praktischen Phillosophie – und insbesondere für die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Sozial- und Rechtswissenschaften – zu klären, inwiefern Praktische Philosophie beanspruchen kann, die empirisch gegebenen, historisch gewachsenen Zustände normativ zu berücksichtigen und für identifizierbare Akteure handlungsanleitende Normen auszuweisen.49 In der heute gängi- gen Rawlsschen Unterscheidung ist das Verhältnis zwischen idealer und nicht-idealer Theorie zu klären.50 Hier ein Beispiel aus dem Themengebiet Klimawandel und Gerechtigkeit: Zu den

45 Siehe Onora O‘Neill (1996), Towards Justice and Virtue. A Constructive Account of Practical Reasoning, Cambridge: Cambridge University Press, insb. Kap. 5 und 6. 46 Statt vieler siehe David Miller, 2007, National Responsibility and Global Justice, New York: Oxford Univer- sity Press, Kap. 4-6. 47 Siehe z.B. Simon Caney (2006), Environmental Degradation, Reparations, and the Moral Significance of His- tory, Journal of Social Philosophy 37, 464–482; Axel Gosseries (2004), Historical Emissions and Free Riding, Ethical Perspectives 11, 36–60; Lukas H. Meyer und Dominic Roser (2010): Climate Justice and Historical Emissions, in Meyer und Matthew Matravers (Hg.), Justice, Equality and Democracy, Themenheft von Critical Review of International Social and Political Philosophy, 229-253; David Miller (2004), Holding Nations Re- sponsible, Ethics 114, 240–268. 48 Siehe z.B. Brian Barry (1995), Justice as Impartiality, Oxford: Clarendon Press, 200-209; David Heyd (2009), A Value or an Obligation. John Rawls on Justice to Future Generations, in Axel Gosseries und Lukas H. Meyer (Hg.), Intergenerational Justice, Oxford: Oxford University Press, 167-188. 49 Siehe z.B. James Griffin (1996), Value Judgement. Improving Our Ethical Beliefs, Oxford: Oxford University Press; Onora O‘Neill (2007), Experts, Practitioners, and Practical Judgement, Journal of Moral Philosophy 4, 154-166; O‘Neill (2007), Normativity and Practical Judgement, Journal of Moral Philosophy4, 393-405; Adam Swift (2008), The Value of Philosophy in Nonideal Circumstances, Social Theory and Practice 34, 363-87; David Miller 2008, Political Philosophy for Earthlings, in: David Leopold und Marc Stears (Hg.), Political Theory: Methods and Approaches, Oxford: Oxford University Press, 29-48. 50 John Rawls (1971 und überarbeitet 1999), A Theory of Justice, Cambridge: Harvard University Press; John Rawls (1999), The Law of Peoples, Cambridge: Harvard University Press; für Kritik an Rawls und alternative Auffassungen idealer und nicht-idealer Theorie (und ihres Verhältnisses) siehe z.B: R. E. Goodin (1995), Politi- cal Ideals and Political Practice, British Journal of Political Science, 25 (1995), 37–56; Joshua. Cohen (2002), 96 nicht-idealen, empirisch gegebenen Ausgangsbedingungen für den heutigen Umgang mit dem Klimawandel und seinen Konsequenzen zählt, dass frühere und jetzige Generationen vor- nehmlich der OECD Länder ihren Anteil an Emissionen, der ihnen gerechterweise zustehen würde, überschritten haben und heute (und zukünftig) Lebende hinsichtlich der positiven als auch der negativen Effekte von vergangenen Emissionen stark ungleich betroffen sind. Aus- serdem ist die Durchsetzung eines global gerechten Regimes der Aufteilung der Kosten für Klimamitigation und Adaptation an den Klimawandel nicht absehbar. Zu klären ist, inwiefern bei dieser Ausgangslage praktisch-philosophische Forschung beanspruchen, klimapolitische Strategien kann z.B. für die Europäische Union als relevanter Akteur normativ zu begründen.

3. Themen Einige der Grundlagenfragen des Forschungsbereichs sind schon in den Abschnitten 1. und 2. skizziert worden. Mit diesen sind u.a. die folgenden Themen verknüpft: - die Analyse der Bedingungen der Geltung von Konzeptionen distributiver und kompensato- rischer Gerechtigkeit sowie von Konzeptionen der (individuellen und kollektiven) Verantwor- tung und die Prüfung der Relevanz solcher Konzeptionen für das normative Verständnis glo- baler und intergenerationeller Beziehungen; - die soziale und normative Geltung von Normen in Abhängigkeit von sich ändernden Um- welt-, sozio-kulturellen und ökonomischen Bedingungen sowie individuellen als auch insbe- sondere kollektiven Entscheidungen; - die Untersuchung des ontologischen und normativen Status von Personen in trans- und in- tergenerationellen Beziehungen, also insbesondere von Verstorbenen, zukünftigen Personen, möglichen zukünftigen Personen sowie Vorfahren und Nachfahren; - die Begründung von Gerechtigkeitspflichten und anderen moralischen Pflichten mit Blick auf zukünftig Lebende, insbesondere mit Blick auf Nicht-Zeitgenossen, und die Begründung solcher Pflichten aufgrund von Mitgliedschaft in transgenerationellen Gruppen; - der ethisch angemessene oder gerechte Umgang mit historischem Unrecht und dessen Kon- sequenzen; - die Analyse von Konzeptionen der Zukunft und der Geschichte und die Prüfung ihrer Rele- vanz und Angemessenheit für die Interpretation und Begründung trans- und intergenerationel- ler (einschliesslich historischer) Verantwortung; - die Untersuchung von Klimawandel und seinen Konsequenzen unter den normativen Ge- sichtspunkten globaler und intergenerationeller (einschliesslich historischer) Gerechtigkeit und Verantwortung; - die Untersuchung des Übergangs von vor-rechtsstaatlichen zu rechtsstaatlichen Regimen unter den normativen Geschichtspunkten globaler und transgenerationeller Gerechtigkeit und Verantwortung.

4. Intra- und Interdisziplinarität Zahlreiche der genannten Grundlagenthemen des skizzierte Forschungsbereichs können in Kooperation mit den Kollegen und Kolleginnen aus der Geschichte der Philosophie (insbe- sondere: Konzeptionen von Zukunft und Geschichte; Personenbegriff; Konzeptionen von Ge- rechtigkeit und Verantwortung) und der Theoretischen Philosophie (insbesondere: Personen-

Taking People as They Are?, Philosophy and Public Affairs 30, 363-86; Amartya Sen (2006), What Do We Want From a Theory of Justice?, Journal of Philosophy 103, 215-238; G. A. Cohen (2008), Rescuing Justice and Equality, Cambridge: Harvard University Press. 97 begriff; komplexe kausale Interdependenz; epistemische Unsicherheit; mögliche Welten) ver- folgt werden. Die Grundlagenforschung des skizzierten Forschungsbereichs kann, so ist zu hoffen, zur Un- tersuchung von Aspekten angewandter und interdisziplinär zu bearbeitender Themen beitra- gen, mit denen sich Kollegen und Kolleginnen anderer Fächer an der KF-Universität Graz (innerhalb universitärer und inter-universitärer Forschungsschwerpunkte) befassen:  Identitätspolitik: Wie ist die identitätsstiftende Bedeutung transgenerationeller Projek- te und des Umgangs mit ihnen zu verstehen? Welche Bedeutung hat die normative Bezugnahme insbesondere auf das historische Unrecht der Vorfahren und deren Kon- sequenzen für die kollektive Identität, hier besonders die europäische Identität? Wie sind aus normativ-ethischer Perspektive multiple sozialen Identitäten und die Indivi- dualisierung von Identität zu interpretieren und bewerten? (Thema der niversitären Forschungsschwerpunkte „Kultur- und Deutungsgeschichte Europas― sowie „Hetero- genität und Kohäsion―).  Klimaethik und Klimapolitik: Insbesondere zu der Frage, wie mit historischen Emissi- onen und ihren Konsequenzen aus der Perspektive der distributiven und kompensato- rischen Gerechtigkeit und in globaler Perspektive umgegangen werden kann und soll. (Thema des interuniversitären Forschungsschwerpunkts „Umwelt und globaler Wan- del― sowie des universitären Forschungsschwerpunkts „Kultur- und Deutungsge- schichte Europas―)  Rechtspolitik: Wie kann die strafrechtliche Verfolgung von und die zivilrechtliche Haftung für Handlungen, die in einem vorrechtsstaatlichen Regime zur Tatzeit positiv- rechtlich erlaubt waren nach der Transition zu einem Rechtsstaat bewertet oder ge- rechtfertigt werden? Welches Regime hat sich in Europa ausgebildet und inwiefern ist dies verschieden von den Entwicklungen in anderen Regionen? (Thema der universi- tären Forschungsschwerpunkte „Heterogenität und Kohäsion― und „Kultur- und Deu- tungsgeschichte Europas―)

5. Projekte a) Zum Verhältnis idealer und nicht-idealer Theorie Die Frage nach dem Verhältnis zwischen empirischen Fakten und normativen Prinzipien ist von grundlegender systematischer Bedeutung für die normative Ethik und ist auch historisch eine der dieses Fach konstituierenden Fragen. Das Interesse für dieses Verhältnis hat in letzter Zeit wieder stark zugenommen gerade auch mit Blick auf normativ-theoretische Untersu- chungen im skizzierten Forschungsgebiet „Gerechtigkeit und Verantwortung in Raum und Zeit―. Die mit dem Thema verbundenen Probleme werden heute vornehmlich in der von Rawls geprägten Unterscheidung zwischen idealer und nicht-idealer Theorie verhandelt und in Auseinandersetzung mit seinem Vorschlag einer Vermittlung idealen und nicht-idealen Theoretisierens – der Rawlsschen „realistischen Utopie―. Sehr grob lassen sich Vertre- ter/innen idealer Theorie von Vertretern nicht-idealer Theorie unterscheiden. Einerseits argu- mentieren letztere, dass Prinzipien der Gerechtigkeit ihre handlungsleitende Funktion nicht erfüllen können, sofern sie sich nicht an den bestehenden Verhältnissen orientieren und Hand- lungsempfehlungen ausweisen, die hier und jetzt für uns (politisch) praktikabel sind. Einige nicht-ideale Theoretikerinnen sind auch der Auffassung, dass ideale Theorien nicht notwendig sind für den Ausweis von Prinzipien der Gerechtigkeit. Andererseits weisen ideale Theoreti- kerInnen darauf hin: Bedingt der Ist-Zustand die normative Geltung von Normen, wird wo- möglich zu viel von der Welt, wie sie derzeit ist, normativ gut geheißen, statt die bestehenden Zustände an idealen Normen zu messen und für deren Durchsetzung einzutreten. Die Debatte 98 um ideale und nicht-ideale Theorie wirft demnach eine Reihe von Fragen auf: Erstens, was genau sind ‗ideale‘ Umstände, und was ist unter idealer Theorie zu verstehen? Zweitens, was heißt, ‗nicht-ideale‘ Umstände normativ zu berücksichtigen, und was ist unter nicht-idealer Theorie zu verstehen? Drittens, wie ist das Verhältnis zwischen idealem und nicht-idealem Theoretisierens zu verstehen? Das Projekt zielt darauf, zur Klärung dieser Fragen insbesonde- re für das skizzierte Forschungsgebiet „Gerechtigkeit und Verantwortung in Raum und Zeit― beizutragen und damit für normativ-theoretische Projekte in diesem Forschungsgebiet die methodischen Voraussetzungen zu klären. b) Klimagerechtigkeit. Die Signifikanz historischer Emissionen (FWF Projekt, Laufzeit 05/2010-04/2013) Fragen der Gerechtigkeit und der Gleichheit werden in internationalen Klimaverhandlungen zunehmend als wichtig erachtet. Zu den maßgeblichen Prinzipien der Gerechtigkeit, welche die Debatte um Klimapolitik dominieren, gehören sowohl Prinzipien der ausgleichenden Ge- rechtigkeit wie solche der Verteilungsgerechtigkeit, insbesondere das Verursacherprinzip und ein egalitäres Verteilungsprinzip, das die gleiche Anzahl an Emissionsrechten für jeden der- zeit lebenden Einwohner vorsieht. Die heutige Situation ist nicht-ideal: Frühere und jetzige Generationen vornehmlich des Nordens haben ihren Anteil an Emissionen, der ihnen gerech- terweise zustehen würde, überschritten; zusätzlich sind heute (und zukünftig) Lebende hin- sichtlich der positiven als auch der negativen Effekte von vergangenen Emissionen stark un- gleich betroffen. Eine wichtige Debatte zwischen Ländern des Südens und des Nordens be- trifft daher die Interpretation der Implikationen von Prinzipien der ausgleichenden Gerechtig- keit wie solchen der Verteilungsgerechtigkeit bezüglich der Frage, wie historische Emissionen und deren Konsequenzen in Betracht gezogen werden können und auch sollten: Wer der der- zeit Lebenden ist verantwortlich für Emissionen der Vorfahren und deren jetzige wie zukünf- tige negativen Konsequenzen, und wie sollten wir die positiven Effekte vergangener Emissio- nen für die gegenwärtige Verteilung von Emissionsrechten in Rechnung stellen? Das Projekt zielt auf die Reduktion von Dissens zwischen den Parteien in den laufenden internationalen Verhandlungen über die normative Gültigkeit und die Implikationen der zentralen kompensa- torischen wie distributiven Dimensionen des Umgangs mit dem Klimawandel. Dieses Projekt ist zugleich ein Beitrag von Lukas Meyer (mit Dr. Alexa Zellentin und Mag. Pranay Sanklecha) zum Forschungsbereich „Historische und transitorische Gerechtigkeit― im Forschungsschwerpunkt „Kultur- und Deutungsgeschichte Europas― der Geisteswissenschaft- lichen Fakultät der KFU Graz. Am Forschungsbereich beteiligt sind von den Geisteswissen- schaften: Helmut Konrad (Institut für Geschichte), Lukas Meyer, Alexa Zellentin (Institut für Philosophie); von den Rechtswissenschaften: Wolfgang Bendek (Institut für Völkerrecht und Internationale Beziehungen), Peter Koller (Institut für Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie und Rechtsinformatik), Josef Marko (Institut für Österreichisches, Europäisches und Verglei- chendes Öffentliches Recht, Politikwissenschaft und Verwaltungslehre), Martin Polaschek (Institut für Österreichische Rechtsgeschichte und Europäische Rechtsentwicklung); von den Sozialwissenschaften: Christian Fleck (Institut für Soziologie) und Richard Sturn (Finanzwis- senschaften). Lukas Meyer ist Sprecher dieses Forschungsbereichs „Historische und transito- rische Gerechtigkeit―. 99

B. Forschungsbereich: Phänomenologie Koordinatorin: Sonja Rinofner-Kreidl

1. Allgemein Siehe IV, B.1 Phänomenologische Forschung am Grazer Institut für Philosophie: Projekte

2. Projekte a) Phänomenologische Ethik und Handlungstheorie Sofern im Rahmen phänomenologischer Philosophien Ethiken konzipiert werden, finden wir diese Entwürfe explizit rückbezogen auf bzw. hergeleitet von einer Theorie der Intentionalität und/oder einer Theorie des Subjekts/der Person, einschließlich einer Theorie der Intersubjek- tivität/Interpersonalität. Ethik wird dem entsprechend nicht als ein eng gefasstes Begrün- dungsunternehmen verstanden, in dessen Fokus verallgemeinerungsfähige Prinzipien oder Regeln stehen, sondern als ein breit angelegtes Aufklärungsunternehmen im Hinblick auf die praktischen Implikationen der kognitiven und nicht-kognitiven Fähigkeiten bewusster und immer schon sozial eingebetteter Akteure. Ethik ist in einer Beschreibung und Analyse des fühlenden, wertenden und urteilenden Weltbezuges von Personen fundiert. Einer so angeleg- ten Ethik kann es nicht um die isolierte Prüfung von Objektivitätsansprüchen mit Bezug auf normative Orientierungen gehen wie ebenso wenig allein um die Suche nach diesbezüglichen Prüfungskriterien. Sofern derartige Prüfungen vorgenommen werden, sind sie der primären Frage nach der Konstitution des intentionalen Bewusstseins/des Subjekts/der Person nachge- ordnet, zu welcher auch die Konstitution der Intersubjektivität/Interpersonalität gehört. Eine Ethik auszuführen, setzt voraus, dass wir über eine Idee der Person, über eine zumindest ru- dimentäre Handlungstheorie und eine Vorstellung darüber verfügen, wodurch soziale Interak- tion ermöglicht wird. Die gegenwärtige Forschung zur phänomenologischen Ethik zeichnet sich durch zwei irritie- rende Merkmale aus. Zum einen stellen sich die systematischen Zugänge zu ethischen Fragen bzw. die systematischen Ansätze zu einer Ethik im Rahmen phänomenologischer Philoso- phien nicht annähernd als einheitliches Konzept dar. Dies ist etwa ohne Weiteres deutlich, wenn wir die Ethikentwürfe Edmund Husserls, Max Schelers und Jean-Paul Sartres verglei- chen. Zum anderen zeichnet sich die diesbezügliche Forschung durch eine stark immanente Orientierung an Text- und Werkexegesen aus. Dies hat zur Folge, dass ein zentrales Desiderat der Auseinandersetzung mit phänomenologischen Ethiken und Handlungstheorien – welche eine Überschreitung einzelner Werke und einzelner Autoren mit Blick auf ein mehr oder we- niger prägnant artikuliertes und artikulierbares gemeinsames Forschungsparadigma erfordert – offen und dringlich ist: Was leistet ein phänomenologischer Zugang im Kontext aktueller Debatten in Ethik und Handlungstheorie (z. B. über impartiality, shared responsibility, soft paternalism oder moral luck)? Können phänomenologische Beiträge in diese Debatten in einer konstruktiven und innovativen Weise eingreifen? Die Vermutung, dass die letztgenannte Fra- ge positiv zu beantworten ist, kann sich auf die eingangs genannte Forschungshypothese stüt- zen: Die Art der Fragestellungen, mit denen phänomenologische EthikerInnen an die Analyse konkreter sittlicher Phänomene und theoretischer Probleme herantreten, weicht von dem ge- genwärtig gängigen Selbstverständnis ethischer Reflexion und ethischer Theoriebildung ab. Das geplante Projekt soll die oben skizzierte Problematik einer phänomenologischen Ethik in folgender Forschungsstruktur umsetzen. Diese beruht darauf, jeweils einer umfassenderen Leitthematik speziellere Forschungsfragen unterzuordnen, welche es erlauben, einerseits den spezifisch phänomenologischen Zugang erkennbar zu machen und andererseits in aktuelle Diskussionen einzugreifen. 100

(1) Kausalität und/oder Intentionalität  Grundlegung einer phänomenologischen Theorie der (moralischen) Motivation  Konzepte der (kollektiven) Intentionalität und ihre Relevanz für die Ethik (2) Werttheorie zwischen Ontologie und transzendentaler Reflexion  Der Streit zwischen Wertrealismus und Wertvoluntarismus  Klärung des Konzepts moralischer Anschauung (moral intuition) und moralischer Wahrnehmung  Autonomie und Authentizität als Probleme der Wertbindung (value commitment) (3) Universalismus vs. Partikularismus  Zum Stellenwert und zur Analyse kategorischer und hypothetischer Imperative  Die Bedeutung von Affekten und Gefühlen im Kontext phänomenologischer Ethiken mit spezieller Berücksichtigung moralischer Gefühle (Scham, Schuld, Reue u. ä.) b) Gedankenexperimente Gedankenexperimente gehören zum methodischen Standardrepertoire verschiedener Einzel- wissenschaften wie der Physik, der Geschichte oder der Cognitive Sciences. Speziell im 20. Jahrhundert sind sie auch als ein zentrales Methodenwerkzeug der philosophischen Analyse in den Blickpunkt gerückt, wiewohl auch die vormoderne Geschichte der Philosophie eine Fülle von Gedankenexperimenten enthält. Für so unterschiedliche Bereiche wie die Ethik, die poli- tische Philosophie, die Erkenntnistheorie, die Philosophy of Mind oder die Sprachphilosophie ist die Verwendung von Gedankenexperimenten charakteristisch. Obwohl dieser Umstand in den letzten Jahren verstärkt diskutiert wurde,51 ist nach wie vor unklar, was Gedankenexperi- mente eigentlich sind, welcher Status ihnen im Ensemble menschlicher Erkenntnismethoden zukommt und von welchen kontextabhängigen Grenzen ihrer Anwendung auszugehen ist. Fragen wie diese werfen nicht nur weitreichende erkenntnistheoretische, methodologische und meta-philosophische Probleme auf. Sie sind auch für das Selbstverständnis der jeweils zu untersuchenden philosophischen wie einzelwissenschaftlichen (Sub-)Disziplinen von eminen- ter Bedeutung. Da das geplante Forschungsprojekt die Verwendung von Gedankenexperimenten nicht in al- len relevanten Bereichen reflektieren kann, wird das Hauptaugenmerk auf einige Bereiche gelegt, die in besonders augenscheinlicher Weise von der Methode des Gedankenexperiments abhängig zu sein scheinen. Hinter den auf konkrete Anwendungsbereiche bezogenen Analy- sen steht jedoch die allgemeine Hypothese, dass Gedankenexperimenten der Status einer ei- genständigen Erkenntnismethode zugesprochen werden muss und dass eben dies von großer erkenntnistheoretischer und methodologischer Relevanz ist. Um diese Hypothese zu bestäti- gen, soll ein phänomenologisches Analyseframework ausgearbeitet werden, das es einerseits erlaubt, eine Typologie unterschiedlicher Gedankenexperimente zu entwickeln und das ande- rerseits imstande ist, die durch die Verwendung von Gedankenexperimenten aufgeworfenen (z. B. erkenntnistheoretischen) Fragen hinreichend zu beantworten.

51 Vgl. z.B.: Kathleen V. Wilkes, Real People. Personal Identity without Thought Experiments, Oxford 1988; Roy A. Soren- sen, Thought Experiments, New York & Oxford 1992; Sören Häggqvist, Thought Experiments in Philosophy, Stockholm 1996; Tamar Szabó Gendler, Thought Experiment. On the Powers and Limits of Imaginary Cases, New York & London 2000; Nicholas Rescher, What if? Thought Experimentation in Philosophy, New Brunswick 2005. 101

Angesichts des oben Gesagten ist offensichtlich, dass das geplante Forschungsprojekt sowohl starke Berührungspunkte mit der theoretischen und der praktischen Philosophie hat, als auch auf eine Kooperation mit dem Fachbereich Geschichte der Philosophie angewiesen ist.52 Zwei Themenkreise seien an dieser Stelle exemplarisch hervorgehoben: (1) In der Ethik werden Gedankenexperimente meist dazu benützt, die Plausibilität scheinbar unstrittiger moralischer Intuitionen durch die Herbeiführung imaginärer Situationen zu über- prüfen und gegebenenfalls zurückzuweisen. So simuliert etwa Judith Jarvis Thomsons Violi- nistenexperiment ein Abtreibungsszenario, das den Fötus durch einen erwachsenen Menschen ersetzt. Dieser kann, so die Annahme, nur durch eine Operation gerettet werden, die ihn für neun Monate physisch an eine an sich unbeteiligte Person kettet.53 Zur Debatte steht nun, ob diese unbeteiligte Person moralisch verpflichtet ist, diese Operation über sich ergehen zu las- sen. Derartige Gedankenexperimente werfen eine Reihe von Fragen auf. Z.B.: Was sind und was leisten moralische Intuitionen? Welcher Status kommt (imaginären) Beispielen in der Ethik zu? Wie sind Idee und Anspruch einer Kasuistik zu bewerten? Inwiefern ist die Fokus- sierung auf Grenzfälle sowie Dilemmata und pathologische Fälle ein legitimes oder gar un- verzichtbares Mittel, um einerseits den Anwendungsbereich moralischer Theorie und anderer- seits das Verhältnis moralischer Wahrnehmung, moralischer Intuition und ethischer Theorie präzise zu formulieren? (2) Die Wissenschaftsgeschichte beinhaltet einige der beeindruckendsten Beispiele erfolg- reich durchgeführter Gedankenexperimente, wie etwa das Turmexperiment Galileo Galileis oder das Flächenexperiment Simon Stevins. Aus erkenntnistheoretischer Perspektive stellt sich diesbezüglich die Frage, ob Gedankenexperimente der empiristischen Grundannahme, dass neues, informatives Wissen über die empirische Realität nur auf dem Wege der Sinneser- fahrung gewonnen werden kann, widersprechen. Um diesem Verdacht entgegenzuwirken, haben empiristisch orientierte WissenschaftstheoretikerInnen vorgeschlagen, Gedankenexpe- rimente als verbildlichte Argumentationsketten zu rekonstruieren. Die wissenschaftstheoreti- sche Debatte dreht sich dementsprechend u. a. um die Frage, ob ein derartiger Eliminativis- mus durchführbar ist oder ob Gedankenexperimente das ursprüngliche Programm des Empi- rismus tatsächlich in Frage stellen.

C. Forschungsbereich: Philosophische Ideengeschichte Koordinatoren: Alfred Schramm/Udo Thiel

1. Allgemein Integration von philosophiehistorischer Arbeit in Österreich und philosophiegeschichtlichen Studien im Ausland: hierzu gehört nicht nur die Einbindung individueller Wissenschaftler, sondern auch internationaler Gesellschaften, Institutionen, Zeitschriften und anderer Publika- tionsorgane;

52 Beispielhaft sei hinsichtlich des letzteren Aspekts auf die These hingewiesen, dass die vorsokratische Philosophie durch die Methode des Gedankenexperiments geradezu gekennzeichnet sei. Vgl. Nicholas Rescher, „Thought Ex- perimentation in Presocratic Philosophy“, in: Tamara Horowitz, Gerald J. Massey (eds.), Thought Experiments in Science and Philosophy, Savage 1991, 31-41. Relevant ist die Methode des Gedankenexperiments auch und besonders für die neuzeitliche Philosophie, etwa für John Locke. Dies betrifft nicht nur dessen Erörterung des Problems der persona- len Identität, sondern auch seine Reaktion auf das für die Philosophie der Wahrnehmung wichtige Molyneux- Problem. Vgl. z. B. Alessandra Jacomuzzi et al., „Molyneux’ question redux“, in: Phenomenology and the Cognitive Sciences 2 (2003), 255-280. 53 Vgl. Judith Jarvis Thomson, „A Defense of Abortion“, in: Philosophy and Public Affairs, 1/1 (Fall), 47-66. 102

Sichtbarmachen der Bedeutung philosophiehistorischer Arbeit in inner- und außerphilosophi- schen Kontexten: die Bezeichnung „Ideengeschichte― verweist auf den Einschluss interdiszi- plinärer Aspekte, insbesondere in Hinblick auf die historische und weiterhin bestehende Rolle der Philosophie in Grundlagendebatten der Einzelwissenschaften; Archivarische und konservierende Befassung mit Dokumenten von philosophiehistorischer Bedeutung unter Anwendung informationstechnischer Methoden (Digitalisierung, elektroni- scher Dokumentendienst, etc.).

2. Projekte a) Philosophie des Mittelalters und die Rolle philosophischer Ideen in der Frühge- schichte der Universitäten Ab dem Hochmittelalter waren die Universitäten Paris und Oxford die Zentren für philosophi- sche (und theologische) Forschung und Lehre im lateinischen Abendland, die spätmittelalter- lichen Universitätsgründungen Prag (1348), Krakau (1364), Wien (1365) u. a. orientierten sich an diesen Institutionen. Insbesondere der Pariser Nominalismus im Anschluss an Johan- nes Buridan wurde für Mittel- und Osteuropa prägend, sowohl durch Personen (Albert von Sachsen in Wien, Marsilius von Inghen in Heidelberg, Pariser Schüler von diesen in Prag und anderswo) als auch durch Schriften (die handschriftliche Überlieferung der Pariser Philoso- phie in Prag, Erfurt, Krakau, Wien usw. ist bemerkenswert). Daraus bzw. auch in Absetzung davon haben sich dann durchaus eigenständige Traditionen entwickelt, welche ob der Überlie- ferungsfülle personen-, text- und ideengeschichtlich bei weitem noch nicht vollständig er- forscht sind. (Schon Otto Neurath hat in seiner Studie über die Entwicklung des Wiener Krei- ses (frz. 1936) u. a. den Pariser Einfluss auf die Universität Wien im Mittelalter hervorgeho- ben und auch die scholastischen Vorläufer anerkannt.) b) Rezeption der Antike in der Philosophie der Frühen Neuzeit Obwohl die frühneuzeitliche Philosophie ihrem Selbstverständnis nach einen Neuanfang dar- stellt und sich durch Zurückweisung der Tradition auszeichnet, ist sie offensichtlich durch signifikante Kontinuitäten mit vormodernem Denken charakterisiert.54 Die Rolle des Epiku- reismus beispielsweise im Bereich der frühneuzeitlichen naturwissenschaftlichen Theoriebil- dung ist vielfach belegt. Allgemein lässt sich feststellen, dass das neuzeitliche europäische Denken wesentlich durch die Antikenrezeption geprägt ist. Die Nachwirkungen der Antike sind aber nicht immer auf den ersten oder zweiten Blick eindeutig identifizierbar. Oft ist un- klar, worin genau die erwähnten Kontinuitäten bestehen und welche Rolle sie konkret spielen. Denn auch dort, wo Traditionen abgelehnt werden (Aristotelismus), gibt es bis hin zur Termi- nologie Anknüpfungspunkte. Es handelt sich bei der Antikenrezeption in der frühen Neuzeit also um ein komplexes Geflecht, das es aufzulösen gilt. Bei diesem Projekt geht es nicht um die Bestätigung der allgemeinen und bekannten These, dass die Antike in der frühen Neuzeit wirksam sei, sondern um die Erforschung konkreter Themenkomplexe. Ziel ist es, das Denken der frühen Neuzeit mit Bezug auf die Antike aus problemgeschichtlicher Perspektive zu erklä- ren und kritisch zu würdigen (also nicht bloß doxographisch nachzuzeichnen). Dabei kann es durchaus auch darum gehen, kritisch mit Thesen über (angebliche) Antizipationen frühneu- zeitlicher Gedanken in der Antike umzugehen. Es gibt nicht nur eine Tendenz, die Philoso- phie der frühen Neuzeit unkritisch an gegenwärtige Diskussionen anzugleichen, sondern auch die, das uns fremdere vormoderne Denken durch die Brille des uns vertrauteren neuzeitlichen

54 Vgl. die Literatur der vergangenen Jahrzehnte von Stephen Gaukroger (Hrsg.), The Uses of Antiquity, (Dordrecht 1991) bis D. Hedley and S. Hutton (Hrsg.), Platonism at the Origins of Modernity (Dordrecht 2008). 103

Denkens zu lesen.55 Zur Erforschung der Antikenrezeption in der Philosophie der frühen Neu- zeit muss vielmehr auch der Kontext des 17. und 18. Jahrhunderts berücksichtigt werden. zu- mal dieser von Bedeutung dafür ist, wie antikes Gedankengut aufgenommen und möglicher- weise modifiziert wurde. c) Philosophie des Geistes im 18. Jahrhundert Die gegenwärtige Philosophie des Geistes kann als Weiterentwicklung von Themen angese- hen werden, die charakteristisch für die Philosophie der Aufklärung sind. Aus der Vielfalt der zu erforschenden Themen sei der Begriff der Person als Beispiel herausgegriffen – ein The- ma, das Verbindungen sowohl zur theoretischen Philosophie als auch zur praktischen Philo- sophie aufweist. Als Grundbegriff menschlicher Selbstverständigung verweist der Begriff der Person auf einen weitgefassten Problemkomplex. Zu diesem gehören beispielsweise Themen wie Selbstbezüglichkeit, der ontologische Status von Personen, Individuation, Identität einer Person über die Zeit hinweg, Selbstbestimmung im Handeln und die Person als Träger von Rechten und Pflichten. Diese Vernetzung des Personenbegriffs macht deutlich, dass er sich an der Schnittstelle von theoretischer und praktischer Philosophie befindet. Sie verweist ebenso auf die philosophiehistorische und ideengeschichtliche Dimension des Themenkomplexes. Die Bedeutung, die der Personenbegriff nicht nur in der Philosophie, sondern auch in der öf- fentlichen Diskussion etwa über Fragen der angewandten Ethik gewonnen hat, ist Resultat einer langen und komplexen Entwicklung in der europäischen Geistesgeschichte, die für diese in besonderer Weise charakteristisch ist. Dazu gehören moralische, rechtliche und vor allem theologische Perspektiven (Christologie, Trinitätsdogma, Unsterblichkeitslehre), die in der heutigen Diskussion explizit nicht gegenwärtig sind, aber hier dennoch nachwirken und für ein Verständnis neuzeitlicher Individualisierungskonzepte unbedingt berücksichtigt werden müssen. d) Österreichische Philosophie als deutschsprachiger Sonderweg Als Gegenstand „Österreichische Philosophie― gilt eine wirkmächtige Tradition empirisch- empiristischen Philosophierens mit wissenschaftlicher Einstellung, sprachkritischer Tendenz und antiidealistischer bzw. antimetaphysischer Haltung. Die Wurzeln dieser philosophischen Tradition liegen in der Donaumonarchie des 19. Jahrhunderts und reichen zurück bis zu Ber- nard Bolzano. Die zwei Hauptrichtungen der österreichischen Philosophie sind die Schule der deskriptiven Psychologie von Franz Brentano (zu der auch die von Alexius Meinong begrün- dete Grazer Schule der Gegenstandstheorie und Psychologie zählt), und die positivistisch- wissenschaftstheoretisch ausgerichtete naturalistische Philosophie von Ernst Mach, die später im Logischen Empirismus des Wiener Kreises ihre Fortsetzung und ihren Höhepunkt fand. Dieser philosophische Sonderweg innerhalb der deutschsprachigen Philosophie wirkt in den heute international dominierenden philosophischen Strömungen nach und stellt – von seinen Wurzeln bis zu seinen gegenwärtigen Nachwirkungen – ein reiches und international beachte- tes Forschungsfeld dar. e) Beitrag zum Cluster „Wirkungsgeschichte philosophischer Ideen in der europäi- schen Entwicklung der Einzelwissenschaften“ Vorgesehen ist eine Studie (Monographie) zur Rationalitätstheorie, in welcher ein formaler Zugang zum erkenntnis- bzw. wissenschaftstheoretischen Problem der Erkenntnisbegründung vorgestellt, und dadurch ein Zugang zur Betrachtung innertheoretischer Begründungsepisoden in der Wissenschaftsgeschichte geschaffen wird.

55 Vgl. etwa Julia E. Annas’ Behauptung, die stoischen Gedanken zum Selbstbewusstsein seien mit denen Kants zu diesem Thema identisch (Annas, Hellenistic Philosophy of Mind, Berkeley, Los Angeles, London 1992). 104

VII. Anhang A. Bericht der Studierenden

In dem zu evaluierenden Zeitraum wurden von Seiten der Studierenden diverse Veranstaltun- gen organisiert und zahlreiche Kooperationen initiiert, welche inhaltlich zu einem großen Teil auf dem am Institut für Philosophie gelehrten Stoff basieren. Darunter befinden sich zahlrei- che sogenannte Lesekreise (u. a. zu speziellen Themen oder Autoren der Phänomenologie, des deutschen Idealismus, der Analytischen Philosophie und der Existenzphilosophie), die oftmals als Ergänzung zu den gehaltenen Lehrveranstaltungen gegründet wurden. Sie sind meist frei zugänglich und sollen Studierenden die Möglichkeit geben, sich ohne Druck in für sie interes- sante Materie vertiefen zu können, und Raum für freie, zeitlich unbegrenzte Diskussionen bieten. Darüber hinaus hatte sich eine Interessensgemeinschaft Philosophie gebildet, welche regel- mäßige Treffen der Studierenden der Philosophie sowie aller anderen Interessierten organi- sierte, und welche ebenfalls – in Ergänzung zu einer Homepage – die Weitergabe von Infor- mationen und den Austausch der Studierenden untereinander fördern sollte. Für die Erstellung neuer Studien zeigen sich Studierende in der Curricula-Kommission mit- verantwortlich und konnten somit bisher sicherstellen, dass ihre Wünsche und Vorstellungen mit einbezogen wurden. Es wurden zwei neue Studienpläne (BA/MA Philosophie) erstellt, die bereits in Kraft getreten sind, sowie ein Master-Studiengang (PELP – Political Economic and Legal Philosophy), welcher in naher Zukunft in Kraft treten wird. Im Evaluierungszeitraum fanden am Institut für Philosophie zwei Habilitationen statt. Die dafür eingerichteten Kommissionen waren bzw. sind unter anderem auch mit Studierenden besetzt. Zu den Aufgaben der Studierenden in der Habilitationskommission zählt in erster Linie die Erstellung eines Gutachtens über die didaktische Eignung des Habilitationswerbers, aber auch die Mitarbeit und Diskussion betreffend der endgültigen Habilitation während der Treffen jeweiligen Kommissionen. In Kooperation mit Lehrenden organisieren Studierende eine Lehrveranstaltung, welche für das Wintersemester 2010/11 geplant ist und eine zusätzliche Option zum bereits bestehenden Lehrveranstaltungsangebot darstellen soll. In weiterer Folge sollen von Studierenden Vorträge zu gesellschaftspolitischen Themen sowie weiteren Themen aus der praktischen Philosophie organisiert werden, um Interessierten die Chance zu geben, sich mit aktuellen Themen auf philosophischem Niveau auseinanderzusetzen. Außerdem wurde der Essay-Wettbewerb GraPhEss (Grazer Philosophischer Essaywett- bewerb) initiiert, der jungen Studierenden eine Möglichkeit bieten soll, ihre eigenen wissen- schaftlichen Arbeiten einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und von einer fachein- schlägigen Jury beurteilen zu lassen. Für die Zukunft sind weitere periodisch erfolgende Aus- schreibungen verschiedenster Themen geplant.