•Impulse •THEMA: Qualität im Museum – Was ist ein gutes Museum? •Vorwort •Klar Schiff zum Gefecht. Anmerkungen Oktober zum Kampf am internationalen Museumsmarkt •Qualitätsstandards im Museum •Das EFQM-Modell •Naturkundemuseen 2007 und deren Sammlungsmanagement •THEMA: Geschult fürs Museum – Museumsausbildung in Österreich •Qualifizierung im Kulturmanagement •Die Museumsakademie Joanneum •Schwer vermittelbar? – Ausbildung für Kunst- und Kulturvermittlung 07/3 •Museumsausbildung in Niederösterreich •Der oberösterreichische Kustodenlehrgang •Module nach Maß. Bedarfsorientierte Fortbildung (Steiermark) •Schauplätze: Ohne Wenn und Aber. Die Schenkung BOGNER (MUMOK) • Das Kriminalmuseum in Graz •Serie Bibliotheken: Die Bibliothek des Landesmuseums Kärnten •(Un)Geschützter Leihverkehr?
Geplant: Orientalische Außenstelle des Louvre/Paris – „Louvre Abu Dhabi“
Was òòòòò ist ein THEMA: QUALITÄT im gutes MUSEUM òòòòò Museum?
Herausgegeben vom Museumsbund Österreich ISSN 1015-6720 € 8,80 Claude Monet, Seerosenteich, um 1919;Albertina Wien – Dauerleihgabe der Sammlung Batliner Sponsor Albertina Partner der Ab 14. September präsentiert die Albertina eine Ausstellung, in deren Ab 14. September präsentiert europäischen Privatsammlungen Blickpunkt eine der bedeutendsten „Monet bis Picasso. Die Sammlung Batliner”. der Klassischen Moderne steht: Batliner haben der Albertina ihre Die beiden Stifter Rita und Herbert Dauerleihgabe übergeben. Privatsammlung als unbefristete Täglich 10 bis 18 Uhr, Mi 10 bis 21 Uhr Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien, www.albertina.at Editorial Geschätzte Leserinnen und Leser!
as ist ein gutes Österreich und den Oberösterreichischen Lan- Museum? Diese desmuseen veranstaltet wurde. WFrage beschäftigt Sie haben übrigens richtig gelesen: Museums- wohl jeden Menschen, der an bund Österreich! Denn nach langen Diskussio- einem Museum arbeitet, tag- nen im Zusammenhang mit der Neugestaltung täglich und lässt sich auch keinesfalls mit ein- der Informationsmaterialien unserer Museums- fachen Worten beantworten. So reichhaltig die vereinigung hat sich der Vorstand zu dieser be- Aufgaben eines Museums gegenwärtig sind, so hutsamen Umbenennung entschlossen. vielfältig sind auch die Qualitätsparameter, die noch dazu in den wenigsten Fällen quantitativ Der Museumsbund Österreich reiht sich mit messbar sind. Das quantitativ Messbare ist zu- dieser Qualitätsdiskussion wie mit seinen weite- meist das Naheliegende. In unserem Fall kommt ren und unterschiedlichsten Aktivitäten einmal man dabei automatisch zu den Besucherzahlen, mehr in die Reihe der engagiertesten interna- die zwar sicherlich einen Parameter der Qualität tionalen Museumsvereinigungen einzelnen darstellen aber selbst wieder von vielen Fakto- Länder ein, die sich übrigens kürzlich in Wien ren abhängig sind. Es steht außer Frage, dass im Zusammenhang mit der ICOM-Generalkon- die Qualität eines Museums nicht allein an ferenz 2007 getroffen haben und Möglichkeiten den Besucherzahlen gemessen werden kann. einer forcierten Zusammenarbeit diskutierten. Zu viel an Hintergrundarbeit, an kultureller Die Frage nach der Qualität musealer Arbeit Langzeitarbeit wird mit diesem Qualitätskriteri- wird auch der Grundtenor des 19. Österreichi- um in keiner Weise erfasst. schen Museumstags 2007 sein, der vom 17. bis Es ist also eine sehr differenzierte Diskussion, 20. Oktober im neu gestalteten Salzburg Muse- zu der das ‚neue museum‘ verschiedenste Beiträ- um stattfinden wird. Wir freuen uns schon auf ge liefert, ausgehend von einem höchst interes- spannende Begegnungen bei diesem österreichi- santen und international besetzten Seminar zu schen Museumstreffen. diesem Thema, das von der Museumsakademie Joanneum gemeinsam mit dem Museumsbund
Mag. Dr. Peter Assmann Präsident des Museumsbundes Österreich Herausgeber und Redaktion bedanken sich bei folgenden Institutionen für Ihre Unterstützung:
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Albertina, Wien | Belvedere, Wien | Heeresgeschichtliches Museum Wien | Inatura, Erlebnis Naturschau Dornbirn Kunsthistorisches Museum, Wien | Landesmuseum Burgenland Landesmuseum Joanneum |Landesmuseum Kärnten Landesmuseum Niederösterreich | Liechtenstein Museum, Wien Museen der Stadt Linz | MuseumsCenter – Kunsthalle Leoben Museum Moderner Kunst, Wien | Oberösterreichische Landesmuseen Österreichisches Museum für Volkskunde, Wien Salzburg Museum | Südtiroler Landesmuseen Technisches Museum, Wien | Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Vorarlberger Landesmuseum | Wien Museum
Impressum
Verleger und Herausgeber: Museumsbund Österreich (ZVR 964764225) Präsident: Mag. Dr. Peter Assmann, Museumstraße 14, A-4010 Linz [email protected]
Geschäftsführung MÖ & Redaktion ‚neues museum‘: Welserstraße 20, A-4060 Leonding Mag. Stefan Traxler, [email protected] Mag. Claudia Kiesenhofer, [email protected]
Produktion & Layout: Mag. Elisabeth Fischnaller, Mag. Claudia Kiesenhofer Druck: Landesverlag Denkmayr, Linz
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über aktuelle Fragen des Museumswesens, Ausstellungen, Museologie, Wissenschaft, Architektur, Restaurierung, Didaktik, Öffentlichkeitsarbeit und Mitteilungen des Museumsbundes Österreich
Die von den Autorinnen und Autoren gezeichneten Texte müssen nicht der Meinung der Redaktion der Zeitschrift ‚neues museum‘ entsprechen.
Gedruckt mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Wien
Cover: „Louvre Abu Dhabi“ (Entwurf); © Ateliers Jean Nouvel kleines Bild: Peggy Guggenheim Museum Venedig (wikipedia.org) n e u es museum 07/3 Ok tob e r 2007 Inhalt Heft 07/3
IMPULSE
4 witzig – skurril – anders
THEMA – Qualität im Museum Schauplatz – sammeln
6 Was ist ein gutes Museum? – Vorwort 68 Ohne Wenn und Aber. Die Gottfried Fliedl & Bettina Habsburg-Lothringen Schenkung Bogner (MUMOK) Eva Badura-Triska 10 Klar Schiff zum Gefecht! Anmerkungen zum Kampf am internationalen Museumsmarkt Peter Jandl Schauplatz – präsentieren 18 Qualitätsstandards im Museum Rainer Hofmann 74 Das Kriminalmuseum in Graz 31 Das EFQM-Modell als Grundlage für ein Christa Höller Qualitätsmanagement in Museen Anja Dauschek 35 Naturkundemuseen und deren SERIE – Museumsbibliotheken Sammlungsmanagement – Bericht aus dem Projekt SYNTHESYS Ernst Vitek 80 Die Bibliothek des Landesmuseums Kärnten und ihre Bestände Michael Janik
THEMA – Geschult fürs Museum Schauplatz –Spezial
38 Qualifizierung im Kulturmanagement – 87 (Un)Geschützter Leihverkehr? Chancen und Hürden Kostenkontrolle für Versicherungs- Karin Wolf aufwendungen Peter Kleisinger 42 Die Museumsakademie Joanneum Gottfried Fliedl & Bettina Habsburg-Lothringen 48 Schwer vermittelbar? JOURNAL Die Ausbildung für Kunst- und Kulturvermittlung in Österreich Elisabeth Ihrenberger 90 Tipps, kurz und bündig 54 Museumsausbildung in Niederösterreich 96 Museen & Ausstellumgen Ulrike Vitovec 59 Der oberösterreichische Kustodenlehrgang Susanne Hawlik 63 Module nach Maß. Bedarfsorientierte Vorschau Heft 07/4 Fortbildung in den Regionen Thema: Sammlungsstrategien der Museen Evelyn Kaindl-Ranzinger (Museumstag in Salzburg) 3 IMPUL witzig ... skurril ... anders IMPULSE
Geheimnisvolle Zeichen an der Wand: Gaunerzinken
Unter Gaunerzinken versteht man eine codierte Zeichensprache, derer man sich im „kriminellen Umfeld“ bedient. Es gibt Vermutungen, dass das Wort Dieb, Foto: „Zinken“ mit dem lateinischen Kriminalmuseum „signum“ in Zusammenhang steht. Graz Weiberzinken aus der Freista¨dter Handschrift 1588
(Christian Bachhiesl und Jürgen Tremer)
... wer an seiner Wohnungstu¨r derartige Zeichen sieht, sollte besser die 4 Polizei versta¨ndigen ...
Christa Ho¨ller, Beitrag Kriminalmuseum Graz, ab S. 74 SE
Wa¨hrend in den USA und in Grossbritannien Qualifizierung und Akkreditierung bereits la¨ngst eingefu¨hrt sind und zu beachtlichen Erfolgen in der Museumsarbeit fu¨hrten, beginnt die Diskussion in anderen La¨ndern Europas, z.B. in Deutschland und O¨sterreich, erst allma¨hlich.
Rainer Hofmann, ab S. 18
…was das Museum auch immer schon war: eine Durchgangsstation der Dinge, ein dynamischer Ort der Zirkulation, an dem sich Werte, Einscha¨tzungen und Ideen manifestieren und wandeln ko¨nnen.
Paul Jandl, ab S. 10
Heimo Zobernig, Ohne Titel, 1989 © VBK Wien, 2007, Foto: Rastl/ neue Kultur des Deinhardstein Schenkens Kunstwerke wechseln den Besitzer
ls kulturpolitisch wesentliches Zeichen sieht das AEhepaar Bogner die Schenkung ihrer Sammlung an das MUMOK und zwar deshalb, weil sie an keinerlei Bedingungen und Auflagen geknu¨pft ist!
Ohne Wenn und Aber. Eva Badura-Triska, ab S. 68 5 „Was ist ein gutes Museum? Qualität im Museum“ Tagung und Workshop in Linz, 3.-5. Mai 2007, Landesmuseum Joanneum – Museumsakademie in Kooperation mit den OÖ. Landesmuseen und dem Museumsbund Österreich
Was ist ein gutes Museum?
Vorwort: Gottfried Fliedl & Bettina Habsburg- Die scheinbar einfachen Kinderfragen sind nicht allein deswegen so Lothringen schwer zu beantworten, weil es die Erwachsenen ja selber auch nicht wissen, sondern weil sie auf Grundsätzliches zielen, auf Werte und Normen. Kinderfragen stellen diese infrage.
ie Kinderfrage nach dem „guten Muse- Standardisierte Kriterien, die sich am um“ tut dies auch. Deswegen ist sie so „Messbaren“ orientieren, sind aber nicht nur Dgut wie tabu und sowohl in der öffent- ein Effekt der Ökonomisierung der Kultur, lich-medialen Wahrnehmung von Museen, wie sondern arbeiten ihr zu. Plötzlich wird der „Ei- weithin auch in der museologischen Literatur un- gendeckungsgrad“ oder der „Jahresbesucher/in- bekannt. nenumsatz“ zur raison d’être des Museums. Dabei ist das Organisatorische am Museum nur die Warum sie nun dennoch auftaucht, hat einen, funktionelle Basis für dessen gesellschaftliche wie uns scheint, recht gut einschätzbaren Grund. Aufgabe und Verantwortung. Museen sind zivi- Da Museen vermehrt an ihrer Wirtschaftlichkeit lisatorische Rituale, Orte der Repräsentation des – etwa nach der Formel Besucher/innenquote Eigenen und des Anderen, in ihnen zirkulieren dividiert durch staatliche Subvention – gemessen kollektive Phantasmen von Herkunft und Zu- werden, wird die Effizienz des Museums als Orga- kunft, von Identität und Alterität. Sie sind nisation wichtig. nicht bloß „öffentlich zugänglich“, sondern Daran orientieren sich beispielsweise Qua- selbst Teil diskursiver Öffentlichkeit, innerhalb litätsmanagement oder Qualitätszertifizierungen. der das Museum Werte, Normen, Ideologien, Doch es zeigt sich schon jetzt, am Beginn dieser „Bilder“ produziert und kommuniziert. Entwicklung in unseren Breiten, dass beidem ein Anders als es die Museumsverantwortlichen stark eingeschränkter Qualitätsbegriff zugrunde und das Publikum häufig selbst sehen, sind Mu- gelegt wird. So unbestritten sinnvoll die Ent- seen also nicht einfach Orte der Bewahrung und wicklung rationeller Verwaltung und effizienter des Zeigens eines kulturellen Erbes. Diese Organisation auch für Museen sind – solche Stan- Scheinneutralität des Museums, seine „narrative dards gelten gleichermaßen für viele Arten von Unschuld“, immunisiert es gegen jede Art von Organisationen. Was das Besondere und Einma- Kritik. Und tatsächlich existiert das Genre der lige am Museum ist, lässt sich damit aber kaum Ausstellungskritik – die über Inhaltsangaben messen und quantifizieren. 6 THEMA: WAS IST EIN GUTES MUSEUM?
»Museen sind zivilisatorische Rituale, Orte der Repräsentation des Eigenen und des Anderen, ...«
oder (Künst- cher Zeitung in Wien (s. Beitrag S 10), und Peter van ler) Biografik hin- Mensch, Professor für Heritage Studies und Dozent an ausgeht – kaum, und eine der Reinwardt Academie Amsterdam, eröffneten die Museumskritik schon überhaupt nicht. Tagung und leisteten mit ihren Skizzen zum interna- tionalen Museumsgeschehen eine thematische Wer da die Kinderfrage stellt, „Und was bitte soll Annäherung. Anja Dauschek, Leiterin des Planungs- gut am Museum sein?“ oder „Wozu braucht es denn stabs Stadtmuseum Stuttgart und vormalige Leiterin Museen?“, wird unter den Eingeborenen des Mu- des Lord Cultural Resources-Büros Berlin, präsentier- seumslandes bald unbeliebt sein und vielleicht am te im anschließenden ersten Beitrag das EFQM-Mo- Marterpfahl landen. Denn zwangsläufig wäre die An- dell als mögliche Grundlage für Qualitätsmanage- wendung der Frage praktische Museumskritik, also ei- ment in Museen (s. Beitrag S 31). Rainer Hofmann, ner Unterscheidung, bei der es „gut“, aber eben auch Leiter des Fränkische Schweiz-Museums und Vor- „schlecht“ (unerwünscht, misslungen …) geben darf. standsmitglied von ICOM Deutschland stellte darauf So lange diese Kritik nicht entwickelt wird, so lan- hin die Qualitätsbegriffe und die Bedeutung von Mu- ge nicht auch am konkreten Beispiel des bestimmten seums-Auszeichnungen, Gütesiegel und Akkreditie- Museums diese Frage gestellt werden kann, wird in rungen zur Qualitätssicherung, auch im internationa- der Museumslandschaft nicht einmal jene Orientie- len Vergleich, zur Diskussion (s. Beitrag S 18). Einen rung möglich sein, die es seit Jahren in der Gastrono- weiteren Blick über die Grenzen des deutschspra- mie gibt, zwischen „Fünf Hauben“ und „Keinen chigen Raums hinaus ermöglichten Mirva Mattila, Umweg wert“. Koordinatorin im National Board of Antiquities of Finland und erneut Peter van Mensch von der Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen und auf Amsterdamer Reinwardt Academie: Mirva Matti- Einladung von Direktor Peter Assmann organi- la stellte das in Finnland aktuell erprobte und sierte die Museumsakademie Joanneum vom 3.-5. vielversprechende Self-Assessment Model zur März 2007 eine Tagung mit anschließendem Work- Qualitätsentwicklung vor, Peter van Mensch folgte shop unter dem Titel „Was ist ein gutes Museum? mit einem Beitrag über aktuelle Debatten und Ent- Qualität im Museum“ in Linz. In Kooperation mit den wicklungen zum Thema in den Niederlanden. Ernst Oberösterreichischen Landesmuseen und dem Mu- Vitek, Leiter der Botanischen Abteilung im Natur- seumsbund Österreich haben wir elf Expertinnen und historischen Museum Wien ermöglichte Einblicke Experten eingeladen, ihre unterschiedlichen Qua- in SYNTHESYS, ein Projekt zur Qualitätssicherung litätsbegriffe vorzustellen und aus ihren unterschiedli- von (Naturkunde-)Museen und deren Sammlungs- chen Perspektiven über einzelne Aspekte des Themas management (s. Beitrag S 35). Der Wiener Unter- Qualität und Museum zu sprechen. nehmensberater Stefan Mackowski schloss die Paul Jandl, Kulturkorrespondent der Neuen Zür- Vortragsreihe schließlich mit einem Beitrag zu den 7 »Da Museen vermehrt an ihrer Wirtschaftlichkeit – etwa nach der Formel Besucher/innenquote dividiert durch staatliche Subvention – gemessen werden, wird die Effizienz des Museums als Organisation wichtig.«
unterschiedlichen Qualitätsvorstellungen der Stakeholder Prokurist und Departmentleiter Interne Dienste Landesmu- eines Museums. seum Joanneum Graz, versuchte mit den Teilnehmenden un- In der die Tagung abschließenden Podiumsdiskussion ter dem Titel „Benchmarking – Lernen von den Besten“ präsentierten und diskutierten Peter Assmann, Direktor des Kriterien zu entwickeln, die es erlauben, Museen sinnvoll zu Oberösterreichischen Landesmuseums, Reinhard Kanno- vergleichen. Anja Dauschek schloss schließlich mit einem nier, Rektor der Universität für künstlerische und industri- experimentellen Erproben von „Kollegialer Beratung als elle Gestaltung Linz, Stella Rollig, Direktorin des Lentos Methode zur Weiter-Entwicklung von Qualität“. Kunstmuseum Linz und Erich Watzl, Vizebürgermeister und Kulturreferent der Stadt Linz den Plan zur strategischen Aus- Die folgenden, ausgewählten Beiträge sollen es Ihnen richtung der Museen der Stadt Linz. ermöglichen, die zentralen Inhalte der Veranstaltung nach- zuvollziehen. Der im Anschluss an die Tagung stattgefundene zweitägi- ge Workshop stand im Zeichen der Vertiefung ausgewählter Tagungs-Inhalte. So erarbeitete Rainer Hofmann mit den Text: Dr. Gottfried Fliedl, Teilnehmenden einen Kriterienkatalog für ein Gütesiegel. Leiter der Museumsakademie Joanneum Stefan Mackowski widmete seinen Beitrag „Moments of Dr. Bettina Habsburg-Lothringen, truth“ den Phasen des Museumserlebnisses und seinem Wissenschaftliche Mitarbeiterin Museumsakademie Modell zur wahrgenommenen Qualität. Markus Enzinger,
8 tizian Der späte Tizian und die Sinnlichkeit der Malerei | 18. 10. 2007 – 6. 1. 2008 In Zusammenarbeit mit der Soprintendenza Speciale per il Polo Museale Veneziano
kunst historisches khm
TIZIAN, Danae und die Kupplerin, Museo Nacional del Prado, Madrid museum
MARIA THERESIEN-PLATZ | 1010 WIEN | Di – So 10.00 – 18.00, Do bis 21.00 | www.khm.at
Anmerkungen zum Kampf am internationalen Museumsmarkt
Klar Schiff zum Gefecht Paul Jandl
Wenn dem Feuilletonisten die Ferne ganz nah ist, dann wird er poe- tisch. So schwärmt „Die Zeit“ vom Glanz eines Hotels in Abu Dhabi: „Ein Labyrinth aus menschenleeren Fluren, Foyers und Zimmerfluch- ten, gebaut aus tausenden Tonnen poliertem Granit und Marmor, die Decken vergoldet, Teppiche weich wie Neuschnee, Wasserbassins, Goldmosaike und Palmenhaine.“ So also wohnt sich’s im Hotel „Emirates Palace“ in Abu Dhabi, und dort lässt sich’s auch trefflich repräsentieren. Der märchenhafte Reichtum der Scheichs ist am 6. März dieses Jahres schlagend geworden, denn da haben Mohammed Bin Zayed Al Nahyan und Sultan Bin Tahnoon Al Nahyan gemeinsam mit dem französischen Kulturminister Renaud Donnedieu de Vabres einen Vertrag unterzeichnet, der es in sich hat. Mehr als eine Milliarde Euro wird Abu Dhabi in den nächsten Jahren für eine Wüsten- Dependance des Pariser Louvre auf den Tisch legen.
llein für die Rechte zur Verwendung des am internationalen Museumsmarkt ein. Auch in Pa- Namens „Louvre“ werden 400 Millionen ris geben sich die arabischen Potentaten spendabel AEuro ausgegeben. Da sind die 84 Millio- und gründen auf eigene Kosten ganz nebenbei noch nen, die das von Jean Nouvel geplante Kunstmuseum ein Kunst-Forschungsinstitut. Und sie lassen einen kosten wird, beinahe schon vernachlässigbar. 190 Flügel des Pavillon de Flore im Louvre restaurieren. Millionen Euro wird das Scheichtum noch einmal als Nur eine offizielle Bitte hätten die Geldgeber: Der in Leihgebühr für die zwei- bis dreihundert Kunstwerke neuem Glanz erstehende Teil des Hauses soll künftig bezahlen, die dort ab 2012 zu sehen sein sollen. Ge- nach dem Gründer Abu Dhabis benannt sein, nach nauso viel werden für Wechselausstellungen fällig, Scheich Zayed bin Sultan al-Nahayan. die vom Pariser Louvre und anderen französischen Nicht wenige französische Repräsentanten des Instituten ähnlicher Güte organisiert werden. Kulturbetriebs haben sich angesichts der offen peku- Nicht umsonst bedeutet der Name des Emirats niären Angelegenheit indigniert gezeigt. Vor dem Abu Dhabi „Vater der Gazelle“. Mit zielstrebiger Ele- Abschluss des Megadeals wurden hitzige und lange ganz und hohem Tempo kauft sich das Scheichtum Debatten geführt. Dabei war vielleicht der Maßstab 10 THEMA: WAS IST EIN GUTES MUSEUM?
Erinnert an die Form eines Schiffes: Guggenheim-Museum in Bilbao
„Louvre Abu Dhabi“: Wüsten-Dependance des berühmten Pariser Museums (ab 2012)
Kunstmuseum der Superlative: Allein für die Rechte zur Verwendung des Namens
„Louvre“ werden 400 Millionen Euro bezahlt! © Ateliers Jean Nouvel dieses Geschäfts neu, nicht aber seine Form. Die Petersbur- engste verbunden scheint. Der Louvre als das Museum ger Eremitage hat Filialen in London, Amsterdam und Las schlechthin, als Anfang aller bürgerlichen Traditionen des Vegas. Guggenheim expandiert weltweit, und selbst in Sammelns und Ausstellens, spielt in dieser Form der Inter- Frankreich wird man schnell fündig. Das Centre Pompidou nationalisierung nicht nur eine markttechnische sondern wird in Shanghai eine Zweigstelle eröffnen, das Musée Ro- auch eine hoch symbolische Rolle. Das Signum „Louvre Abu din ist bis nach Brasilien gegangen und hat in Hongkong und Dhabi“ beinhaltet auf verdichtete Weise wohl alle Chan- Tokio gute Geschäfte gemacht. Der Louvre hat auch bisher cen und Konfliktstoffe, die es in der heutigen Museums- schon Verbindungen ins Ausland gehabt, und plant eine Ko- landschaft gibt. operation mit dem High Museum von Atlanta. Und doch: Seit Guggenheim mit seiner expansiven Strategie den Die bei den Diskussionen ins Treffen geführten Argumente Markt entfesselt hat, geht es um große Summen. Wie auf ei- haben mit Traditionsbewusstsein zu tun und mit National- ner Auktion ist der Wert des Namens „Louvre“ jetzt festge- stolz. Oder mit einer ersehnten Aura, die nicht nur das pa- legt worden und es werden, neben den üblichen Verdächti- triotische Gefühl selbst des Durchschnittsfranzosen gen, andere Häuser folgen, die ihren Wert bestimmt und berühren muss, sondern die mit dem Begriff „Museum“ aufs auch bezahlt wissen wollen. Das Geschäft mit der Ware 11
»Der weltweite Kunsttourismus schafft heute nicht nur das Publikum von einer Stadt zur anderen, sondern auch die Kunst.«
Kunst brummt nicht nur im Kleinen, bei Sotheby’s oder als der Bann dieses Brauchtums gebrochen war, die erste En- Christie’s, sondern auch im Großen. Klar Schiff also zum kelin einer Generationskette von Frauen im heiratsfähigen Alter Gefecht! die vererbte Morgengabe ausschlagen konnte.“ Die im Museum aufbewahrten Dinge sind des Ortes, wenn Museum, das bedeutet Krieg sie ihn denn je hatten, verlustig gegangen. Doch heute ist es Wer wüsste das besser als ausgerechnet die Franzosen. Die offenkundig auch das Museum selbst, das keinen Ort mehr Anfänge des Louvre verdanken sie dem blutigen aber erfolg- braucht. Das mag vor allem jene betrüben, die die Aura des reichen Kampf gegen den Absolutismus und schließlich der Originals zu schätzen wissen, und die sich nicht mit standar- republikanischen Idee, dass die Kunst dem Volk gehört. Na- disierten Exportartikeln abgeben wollen. Das ubiquitäre poleon hat Kriege geführt und dabei reiche Beute gemacht. Guggenheim ist vielleicht nur der deutlichste Ausdruck des- Seine Ägyptenexpedition hat zum Grundstock eines Hauses sen, was das Museum auch immer schon war: eine Durch- beigetragen, das dann im Laufe des neunzehnten Jahrhun- gangsstation der Dinge, ein dynamischer Ort der Zirkula- derts durchaus zu einem modernen und friedlichen Weg des tion, an dem sich Werte, Einschätzungen und Ideen Sammelns gefunden hat. Wenn Beat Wyss, so wie kürzlich manifestieren und wandeln können. Wenn die Objekte zu- in der Süddeutschen Zeitung, eine Kulturgeschichte des erst aus den Kunstkammern in die Säulenhallen öffentlicher Museums erzählt, dann ist dort von einem Hauen und Ste- Museen gelangt sind, dann haben sie dort auch ideell keinen chen die Rede, gegen das der gegenwärtige Kampf um den angestammten Platz mit Ewigkeitsgarantie. Sie sind in einem Markt wie ein müdes Geplänkel aussieht. Vor allem vor symbolischen Sinn unterwegs und in einem tatsächlichen. falscher Scham warnt der Schweizer Kunstwissenschafter in Sie sind so wenig „museal“ wie mittlerweile Guggenheim ort- seiner saftigen Polemik. Museen waren schon immer Stätten los. Der weltweite Kunsttourismus schafft heute nicht nur kultureller Kannibalisierung, meint Wyss und fährt fort: das Publikum von einer Stadt zur anderen, sondern auch die Kunst. Man kann nur hoffen, dass es gegenläufige Zyklen „Dem Louvre Abu Dhabi ist mit Bildungsbürgerlichkeit nicht sind, die beide um die Welt treiben. Sonst begegnet der neu- beizukommen. Die moralische Entrüstung über Profitstreben und gierig zu fernen Kontinenten aufbrechende Schöngeist im- willkürliche Verschiebung von Kulturgütern verdrängt, dass das mer nur der Kunst von seinesgleichen. Museum als Institution selbst ein Produkt dieser Prozesse ist. Es gibt keine Sammlung von Artefakten, die den Genius loci ei- Kampf um Wien ner Gegend sanft und naturwüchsig verträte. Noch das kleinste Heimatmuseum ist ein Asyl von Dingen, die Spuren von Willkür Und wo steht Wien, wenn sich alles immer schneller und Gewalt aufweisen. Das Banner einer Bürgermiliz liegt in dreht und die internationalen Kooperationen und Projek- der Vitrine als unfreiwilliger Zeuge eines politischen Wandels, te immer zahlreicher werden? Wien erlebt das, was sich denn seine Träger gibt es nicht mehr; die Mostpresse reiht sich un- weltweit tut, in verkleinertem Maßstab. Immer unschärfer ist ter die technisch und wirtschaftlich veralteten Geräte; der Korb die Abgrenzung der einzelnen Häuser gegeneinander, man mit kunstvoll bestickter Weißwäsche ist übrig geblieben vom Un- kann sich in einem Ausstellungsfuror aufreiben, der nur glück eines Mädchens, das bei einer klug arrangierten Ehe unter noch wenig mit den eigenen Sammlungen zu tun hat. Oder die Haube kam. Der Korb konnte erst in ein Museum gelangen, man glaubt an eine ganzheitliche Idee des eigenen Museums
12 THEMA: WAS IST EIN GUTES MUSEUM?
»Erst hat sich Europa für die Kunst des Orients interessiert, jetzt interessiert sich der Orient für die Kunst Europas.«
und macht sich auf die Suche nach der Essenz des Vorhan- Meistern des 15. bis 17. Jahrhunderts, von der Ägyptisch- denen. Auch auf die Gefahr hin, dass das, was dabei heraus- Orientalischen Sammlung bis zu Guggenheims Minimal- und kommt, eben nicht spektakulär ist. An ihren Direktoren Conceptual Art – rund vier Millionen Exponate sind in die- wird man die einzelnen Wiener Häuser erkennen, an ihrem sem Joint Venture miteinander verbunden. Thomas Krens dezentem Phlegma, dem juvenilen Eigensinn oder einer fast zeigte damals in Wien Dias des Guggenheim-Erfolgs, vom schon wieder künstlich wirkenden Dynamik. Die Albertina, projektierten Großbau am New Yorker East River bis zum be- die nach Kräften versucht, sich international als Marke zu schaulichen Quartier der venezianischen Peggy Guggenheim etablieren und die dabei auch den geschäftshinderlichen Ap- Collection im Palazzo Venier dei Leoni. Venedig? Auch in pendix „grafische Sammlung“ entsorgt hat, passt sich den Las Vegas spiegeln die Kanäle das Sonnenlicht, die Morbi- Erfordernissen des Marktes an. Fast ausschließlich monogra- dezza des italienischen Vorbilds ist in einen geschäftsför- fisch sind die Ausstellungen, die, wie man weiß, keinen klin- dernden Maßstab verkleinert und das Freizeitareal in der genden Namen auslassen. „Eigendeckungsgrad 143%“, in Glücksspielstadt wird immerhin auch von einem Hotel- Klammer: „Eigenerlöse im Verhältnis zur Basisabgeltung“. So Campanile überragt. Hierher setzte Guggenheim die nüch- steht es in den Unterlagen des Jahres 2005, in dem die Al- terne Architektur von Rem Koolhaas und legt damit jenes bertina einen Überschuss von 1,864 Millionen Euro erwirt- Bekenntnis ab, das den Gegnern von „McGuggenheim“ schaftete. Das ist für ein staatliches Museum beileibe kein ähnliche Argumente liefert wie den Befürwortern einer wirt- schlechter Wert. schaftlich und künstlerisch profitablen Idee. Und sonst? Es ist sechs Jahre her, dass das Kunst- historische Museum in einer großen Inszenierung © Ateliers Jean Nouvel die Zusammenarbeit zwischen der Sankt Petersbur- ger Eremitage, Guggenheim und dem Wiener KHM präsentierte. Für das 21. Jahrhundert wollte man mit diesem Joint Venture gewappnet sein. Endgültig rechnete man auch in der Kultur mit jenem Konkur- renzkampf, der es nötig macht, sich für das glückli- che Überleben im gemeinsamen Markt Allianzen zu suchen. „Eine Art EU“ nannte Thomas Krens von Guggenheim damals das neue Bündnis. „Kein Mu- seums-Trust zur Geldbeschaffung“ sei die Kooperati- on. So sehen die Revolutionen von gestern aus: Gemeinsam gestaltete Ausstellungen sollten die Möglichkeit schaffen, Kunstwerke nebeneinander zu präsentieren, zwischen denen sonst (geographische) Welten liegen. Von der berühmten Sammlung west- europäischer Kunst der Eremitage mit Raffael, Tizi- an, da Vinci oder Giorgione über die Bestände des Kunsthistorischen Museums mit den flämischen 13
Berlin, Museumsinsel: Eingangsbereich des Pergamonmuseums © St. Traxler, 2006
Architektonische Selbstverwirklichung
Bei aller Beschleunigung, der der Ausstellungsmarkt un- Museen vielleicht nur noch durch die der Weingüter über- terliegt, gibt es dennoch eine gegenläufige Bewegung. Eine troffen wird? Der nachgeborene Betrachter wird die Ausstel- Manifestation der Idee des Museums als Form. Auch dafür ist lungshäuser sozusagen blind erkennen. Und nicht nur bei das ehrgeizige Projekt einer Museumsinsel Abu Dhabi ein Guggenheim gilt: wer zahlt, schafft an. Hier kommt neben Beispiel. Noch nie wurden weltweit so viele neue Ausstel- der zunehmenden Ortlosigkeit der Museen und der neuen lungshäuser gebaut wie in den letzten Jahren. Was hier ent- Museumsarchitektur ein dritter Faktor ins Spiel, der mit den steht, sind architektonische Landmarks, die nicht ohne anderen beiden in direktem Zusammenhang steht: der Grund dort errichtet werden, wo sich die Touristenströme Mäzen. Mäzene sind eitel und kapriziös. Sie wollen, dass das, kreuzen. In strukturschwachen Gegenden können Mu- was sie an Geld oder Kunst oder eben beidem gesammelt ha- seumsbauten sich als ökonomischer Segen erweisen. Frank ben, den Rahmen bekommt, den es verdient. Sie wollen mit- Gehrys 1997 fertig gestelltes Guggenheim-Museum in Bil- reden oder bauen sich selbst ein Monument ihres Kunstver- bao ist längst das Vorzeigeobjekt, dem alles nacheifert. Das stands. Das kann so gut funktionieren wie bei der Riehener Skulpturale dieser Architektur überwindet die stolze Demut Fondation Beyeler oder der Sammlung Rosengart in Luzern, früher Museumsbauten. Es ist eine Verdoppelung der ausge- muss aber nicht. Was die Mäzene, wenn sie denn kein eige- stellten Kunst, wenn Gehry seine expressiven Schleifen in nes Haus bauen, den Museen geben, muss dort zu sehen sein. die baskische Landschaft setzt. Überhaupt ist das Expressive Das kann mitunter sperrige Werkgruppen ergeben, die sich ein Merkmal der neuen Museumsarchitektur. Und nicht im- nicht eben leicht in die sonstige Museumsdramaturgie ein- mer ist es so wohlbegründet wie bei Daniel Libeskinds Jüdi- fügen lassen. Geben sie keine Kunst, sondern Geld, dann schem Museum in Berlin. Was wird bleiben von einer Epo- kann das die Sache vereinfachen. Ein besonders schönes Bei- che, in der die architektonische Selbstverwirklichung der spiel, bei dem sich Hausherr und Mäzenaten gleichzeitig ver- 14 THEMA: WAS IST EIN GUTES MUSEUM?
So soll das Pergamonmuseum nach dem Umbau aussehen (www.museumsinsel-berlin.de)
ewigen, ist die Wiener Albertina. Vom Soravia-Wing über die Donald-Kahn-Halle bis zum Batliner-Saal reicht hier die Beschilderung eines privaten Kunstförderungssytems, das Die Magie der läuft wie geschmiert. Anderswo gibt es mehr Probleme. In Bern etwa hat der Medizinalgeräteunternehmer und Milliar- (Besucher)Zahlen där Hansjörg Wyss gerade seine Zusage über 20 Millionen Franken für das dortige Kunstmuseum zurückgezogen, weil er In einer Zeit in der die Besucherzahlen zum Fetisch der mit der Architektur des geplanten Anbaus nicht einverstan- freien Museumsmarktwirtschaft geworden sind, kommt den ist. Das Denkmalamt sträubt sich gegen die vom Mäzen das Publikum in Scharen. Es muss eine Magie der Zahl ge- geäußerten Wünsche und so wird der sich möglicherweise ben. Selbst kunstinteressierte Menschen wollen heute dort anderswo ein Denkmal setzen. sein, wo schon viele sind. Der Im kleinen wie im großen: Ausstellungsbesuch ist zum Anders als im demokratiefernen kollektiven Ausdruck der In- Abu Dhabi kann in Europa die dividualität geworden. Die architektonische Verwirklichung MoMA-Ausstellung in Berlin von Museen Millimeterarbeit (Foto links) im letzten Jahr mit sein. Das erlebt Deutschland aus- ihren endlosen Warteschlangen gerechnet bei jenem Projekt, das war ein Beispiel dafür, wie Mu- dem Land auch international je- seums- und Ausstellungspolitik nen Ruf eintragen könnte, den eben auch funktionieren kann. die internationalen Mitstreiter Das mediale Interesse an sol- schon haben. Auch wenn es wie chen Dingen folgt dann auf den ein deutsches Fatum anmutet, Fuß. Apropos Publikum und dass das dortige Renommierhaus „Stiftung Preußischer Kul- medial: In Graz ist vor kurzem beides aufs Schönste inein- turbesitz“ heißt. Das ist nicht ganz so elegant wie Guggen- ander gefallen. Ein Schmock der Grazer Lokalpresse hat heim, Prado oder eben Louvre. sich in der zugegeben nicht gerade gemütlichen Ausstellung In schönem, frisch restauriertem Berliner Glanz stehen die des britischen Konzeptkünstlers Cerith Wyn Evans nicht sehr Alte Nationalgalerie und das Bode-Museum da. Das schwer wohl gefühlt und ist gleich über das Kunsthaus hergezogen. kriegsbeschädigte Neue Museum ist ebenso Stein des An- Er habe sich angesichts der Installationen an Heidegger er- stoßes wie die Arbeit am Pergamonmuseum und das von Da- innert, bei dem bekanntlich „das Nichts nichtet“. Die Roll- vid Chipperfield geplante Eingangsbauwerk. Die erregten Be- treppen des Hauses hätten nicht so gut funktioniert wie die wahrer des Vorhandenen wollen aus der Museumsinsel ein im Warenhaus Kastner & Öhler und überhaupt empfehle er Denkmal machen und zu einem Zustand zurück, den es vor statt eines Ausstellungsbesuchs den Branntweiner. Kongeni- dem Krieg gegeben hat. Die Spuren der Vergangenheit sollen al vermischt der eher halblustige Text auf den Kulturseiten getilgt werden und Zerstörtes originalgetreu wieder hergestellt ein höchst privates Bedürfnis mit dem öffentlichen. Dass der werden. Neues soll überhaupt verboten werden. Das neu zu unvermutete Kontakt mit der Volksseele gleich die wichtig- bauende Entrée zwischen Pergamonmuseum und Kupfergra- sten Museumsdirektoren und Ausstellungsmacher Europas, ben lehnt ein bildungsbürgerliches Milieu ab, das mit publi- wenn nicht gar der ganzen Welt auf den Plan gerufen hat, ist kumswirksamen Signalen wenig anfangen kann. Da ist sie, die schön und war wohl auch nicht gänzlich umsonst. Nicht dass engagierte Öffentlichkeit. Und sie bleibt weiterhin unbere- der Autor des Textes in sich gegangen wäre – die Welt der chenbar. Kunstverantwortlichen sah sich genötigt, mit der Solida- 15
Guggenheim Museen:
Guggenheim New York (links); Peggy Guggenheim Collection, Venedig; Guggenheim Bilbao (rechts) (wikipedia.org)
»…was das Museum auch immer schon war: eine Durchgangsstation der Dinge, ein dynamischer Ort der Zirkulation, an dem sich Werte, Einschätzungen und Ideen manifestieren und wandeln können.«
ritätsadresse für das Grazer Kunsthaus auch eine Er- Was jetzt in Sachen Louvre passiert, ist nicht ohne klärung abzugeben. Für das Sperrige in der Kunst wurde Ironie. Die Besiedelung Abu Dhabis, des Landes der Be- unterschrieben und unterstrichen, dass künstlerische duinen, geht ungefähr auf jene Zeit zurück, in der auch Arbeit vom Rezipienten Mühe verlangt. Das musste das französische Nationalmuseum entstanden ist. Die auch einmal gesagt sein. In Graz zumal, wo das Kunst- Zeit seit dem Beginn des neunzehnten Jahrhunderts hat haus die lokale Variante der neuen Museumsarchitektur man gewissermaßen in uneingestandener verwandt- ist. Vielleicht nicht ganz so groß triumphal wie anderswo schaftlicher Nähe durchschritten. Erst hat sich Europa und eben auch nicht so kulinarisch. für die Kunst des Orients interessiert, jetzt interessiert Graz ist nicht Abu Dhabi und die Mur keine son- sich der Orient für die Kunst Europas. Dass Abu Dha- nengewärmte Lagune. bi mit einem Museum von solch abendländischer Di- mension wie es der Louvre nun einmal ist, zu reüssieren Zurück nach Abu Dhabi. Auf einer siebenundzwanzig versucht, gehört vielleicht zum Interessantesten am Pro- Quadratkilometer großen Insel, auf der sich bisher nur jekt „Louvre Abu Dhabi“. ein paar Schildkröten getummelt haben, wird bis 2012 8,3 Millionen Besucher hat der Louvre heute jähr- der gewaltige neue arabische Kulturkomplex entstehen. lich. Er ist damit weltweit das erfolgreichste Museum. Frank Gehry wird neben Jean Nouvels aus ineinander Und es wäre gelacht, wenn man diese Quoten nicht verschachtelten Würfeln bestehenden Louvre-Bau eine auch anderswo produktiv machen könnte. weitere Guggenheim-Dependance bauen, Zaha Hadid stellt ein Theater- und Musikgebäude auf das kleine Ei- land, das den schönen Namen Saadiyat, „Insel des Text: Glücks“ trägt. Dann kommt noch ein Meeresmuseum Paul Jandl, Kulturkorrespondent der Neuen Zürcher Zeitung von Tadao Ando dazu. An der Erstellung des Master- in Wien plans des gigantischen Projekts war, wie selbstverständ- lich, Guggenheim-Chef Thomas Krens beteiligt.
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Was ist ein Wett Günther R. Foto: gutes Museum?
Qualitätsstandards im Museum – ein Ländervergleich
Rainer Hofmann
Museen haftet in der Öffentlichkeit zu Unrecht oftmals immer noch der Ruf an, sie seien langweilig und altbacken. Vielfach hält sich im Bewusstsein die Erinnerung an einen von Langeweile geprägten Besuch in einem verstaubten, schon damals antiquiert erscheinenden Museum während der eigenen Schulzeit, der möglicher- weise noch von einer nachfolgenden benoteten schriftlichen Abfrage „gekrönt“ wurde. Tatsächlich finden sich auch heute hier und da noch entsprechende Einrich- tungen – wie geschaffen zur Bestätigung des eigenen Vorurteils. Wie können Mu- seen nun darlegen, dass sie in der Mehrzahl heute durchaus bestrebt sind, in einen Dialog mit den Besuchern zu treten und auf deren Bedürfnisse einzugehen?
18 THEMA: WAS IST EIN GUTES MUSEUM?
»Wie können Museen der Öffentlichkeit ver- deutlichen, dass sie nicht belehrend, sondern gleichfalls entspannend und unterhaltend sind?«
ndererseits haftet dem henden Mittel darlegen, dass es die be- Museumsarbeit führten, beginnt die Wort „Museum“ der Ethos antragten Gelder auch gut geplant und Diskussion in anderen Ländern Euro- Ades Edlen, Schönen, Wert- publikumsorientiert einsetzt? pas, z.B. in Deutschland und Öster- vollen an, ausgerichtet nach humani- Die drastische Kürzung der Mittel reich (in beiden Ländern ist noch stischen Idealen. Deshalb sind etliche für die Museen führte dazu, dass Son- nicht einmal der Begriff Museum ein- Sammlungen von meist nur durch- derausstellung oder sonstige öffentlich- deutig festgelegt), erst allmählich. keitswirksame Aktionen oftmals ohne schnittlicher Qualität, aber auch kom- Das Internationale Komitee der Re- Sponsoring gar nicht mehr möglich merzielle Unternehmungen bestrebt, gionalmuseen (ICR) innerhalb des In- sind. Aber auch die Wirtschaft schaut sich mit dem Prädikat Museum zu ternationalen Museumsrates (ICOM) heute genauer hin, wem sie für was adeln. Wie kann nun aber die Öffent- widmete sich in einem vierjährigen Gelder zuwendet. Wie kann ein Muse- lichkeit die Spreu vom Weizen tren- Projekt dem Themenkreis Qualität und um darlegen, dass die angefragten Mit- nen? Standards in der Museumsarbeit in- tel auch zielgerichtet eingesetzt und Nicht zuletzt buhlen heute auch ei- tensiv. Zunächst erfolgte 1999 auf der damit der seitens des potentiellen ne Vielzahl kommerzieller Freizeitein- Jahrestagung in Athen eine Bestands- Sponsors erhoffte Effekt erzielt wird? richtungen um die Gunst des Publi- aufnahme der seinerzeitigen Modelle kums. Fun- und Freizeitparks bieten International wird in der Museums- und Projekte. Die Beiträge dieser Ta- zum Teil Unterhaltung auf hohem Ni- welt seit etlichen Jahren diskutiert, gung wurden in der Schrift „Museum veau und befriedigen die Bedürfnisse wie Museen ihren neuen Stellenwert Accreditation. A Quality Proof for Mu- ihrer Kunden mit einer Mischung von verdeutlichen können. Im Mittelpunkt seums“ vorgelegt (MANNEBY/ Entspannung und Unterhaltung, ver- der Diskussion steht hierbei vor allem HADJINICOLAOU 2000). In den mitteln dabei aber auch Wissen (z.B. die Frage nach der Qualität der einzel- beiden folgenden Jahren wurden in Schmetterlingsfarmen, Themenparks nen Häuser. Wie können den Idealen Workshops einzelne Bereiche der Mu- etc.). Wie können Museen der Öffent- des Museums verpflichtete, publikums- seumsarbeit (wie z.B. Besucherservice, lichkeit verdeutlichen, dass sie nicht orientierte, wissenschaftlich arbeiten- Sammlungen, Vermittlung, Manage- belehrend, sondern gleichfalls ent- de Museen sich von Einrichtungen, die ment) aufgegriffen und von den Teil- spannend und unterhaltend sind? den guten Leumund der Institution nehmern aus aller Welt mit ihren je- Die speziell in den 1980er und den Museum nur für Geschäftemacherei weiligen völlig unterschiedlichen frühen 1990er Jahre schier explodie- missbrauchen wollen, klar und deut- Hintergründen und Erfahrungen disku- rende Anzahl an Museen führte dazu, lich abheben, wie von Museen, die tiert. Die Ergebnisse dieser intensiven dass um die nicht in diesem Maße mit weiterhin einem Dornröschenschlaf in Diskussionen flossen dann in eine wei- gewachsenen – im Gegenteil immer ihrem Elfenbeinturm frönen (wollen), tere Publikation (MANNEBY ET AL. mehr eingeengten – Kulturetats der öf- die nicht besucherorientiert sind? 2003) ein, die seitdem in Deutsch fentlichen Hand regelrecht Vertei- Während in den USA und in Groß- (MANNEBY ET AL. 2005), spanisch, lungskämpfe ausgebrochen sind. Wie britannien Qualifizierung und Akkre- koreanisch und chinesisch übersetzt kann ein Museum in Zeiten dramati- ditierung bereits längst eingeführt sind wurde. scher Kürzungen der zur Verfügung ste- und zu beachtlichen Erfolgen in der 19
Die Akkreditierung wurde einge- Die folgende Einführung soll einen Lettland führt, um groben Überblick über die Situation in • einen grundlegenden Überblick Europa vermitteln. Dieser kann auf- Anfang der 90er Jahre erlangte Lett- über die lettischen Museen und de- grund des Zeitrahmens nur grob skiz- land – ebenso wie die anderen balti- ren Stärken/Schwächen zu erstellen; ziert ausfallen. In Folge werden nur ei- schen Staaten – seine Unabhängig- • Anforderungen und Standards zu nige ausgewählte Länder (Lettland, keit. Die sich hieraus ergebende definieren, die auf Museen anwend- Frankreich, Niederlande, Belgien, vollständige Veränderung der politi- bar sind; Spanien, Kroatien, Slowenien) vorge- schen, wirtschaftlichen und sozialen • die Institution Museum von Institu- stellt. Einen Überblick über weitere Situation hatte auch folgenschwere tionen abzugrenzen, die nicht den Landessysteme vermittelt die Publika- Auswirkungen auf die Museen. international anerkannten Definitio- tion des Instituts für Museumskunde Im Jahre 1997 erließ das lettische nen entsprechen. „A Guide to European Museum Parlament auf Initiative von Mitar- Statistics“(HAGEDORN-SAUPE/ beitern diverser Museen ein Mu- Die Akkreditierung umfasst als ERMERT 2004), die zwar unter dem seumsgesetz, in welchem die Verant- Selbstanalyse eine Situationsbe- Blickwinkel der statistischen Auswer- wortlichkeiten für die Museen auf schreibung, wobei insbesondere tungen der jeweiligen Museumsland- den verschiedenen Ebenen geregelt • Sammlung, schaften verfasst wurde, jedoch finden werden. Hierin finden sich Bestim- • wissenschaftliche Arbeit, sich in den Erläuterungen zu den ein- mungen über Gründung und Reorga- • Ausstellungen und andere zelnen Ländern Hinweise auf beste- nisation, aber auch Schließung von Kommunikationsformen mit der hende Akkreditierungs- und Evalua- Museen. Festgelegt ist auch, dass Öffentlichkeit genauer darzulegen tions-Systeme. Museen, welche staatliche Zuwen- sind. dungen für die Erfüllung ihrer Aufga- ben erhalten wollen, akkreditiert Des Weiteren muss dargelegt sein müssen. Diese Akkreditierung werden: erfolgt immer nur auf Zeit. • der rechtliche (gesicherte) Status Das Gesetz legt fest, dass Museen des Museums, »Vernünftig erscheint als wesentliche Verpflichtung den • seine (ordnungsgemäße) Verwal- es mir auch, den Begriff Nachweis führen müssen, dass sie tungs- und Finanzstruktur, professionell und allgemeinen Stan- • seine (für die Erfüllung der Aufga- Museum für diejenigen dards entsprechend geführt werden. ben angemessene) Infrastruktur. Die hierfür nötige Evaluierung wird Einrichtungen zu als Akkreditierung bezeichnet. Eine Hierbei ist nicht nur die aktuelle Regelung, wie diese durchzuführen Situation offen zu legen, auch die schützen, die diesen ist, wird nicht vom Gesetz vorge- zurückliegenden drei Jahre werden Anforderungen entspre- schrieben. berücksichtigt. Am Ende jeder Kate- In der Praxis wird der Akkreditie- gorie steht im Erhebungsbogen die chen, und diese somit rungsprozess von einer 1998 neu be- Frage, was am derzeitigen Status gründeten staatlichen Museums- quo als unbefriedigend empfunden klar von gewerblichen behörde durchgeführt. Deren erste wird und deshalb demnächst geän- Unternehmungen Aufgabe war es zunächst, Regelungen dert werden sollte. Gefordert ist so- hierfür aufzustellen. Hierzu wurden mit eine Bewusstseinsbildung über abzugrenzen.« die bestehenden Systeme in Großbri- vorhandene Schwächen; gleichfalls tannien, den USA und den Niederlan- soll auf diese Weise die Weiterent- den studiert. Die daraufhin erstellten wicklung gefördert werden. Akkreditierungsformulare wurden Zusammen mit dem ausgefüllten dann erfahrenen Museumsleuten zur Akkreditierungsformular sind Unter- Beurteilung vorgelegt, ehe sie vom lagen wie Kopien der Gründungsur- Lettischen Museumsrat beraten und kunde, der Statuten, der Dienstord- beschlossen wurden. nungen etc. einzureichen, anhand 20 THEMA: WAS IST EIN GUTES MUSEUM?
deren die Aussagen in dem Formular Ziele verfehlen, wird die Akkreditie- • Erstmals konnten konkrete, überprüft und gewertet werden rung um ein Jahr zurückgestellt. In verlässliche Zahlen über die Situati- können. dieser Zeit besteht für das Museum on der Museen erhoben werden. Die oben dargelegten Informationen die Möglichkeit, hier nachzubessern. • Erstmals wurden auch Schwach- sind rein quantitativ; sie sagen Sollte ein zweiter Akkreditierungs- punkte identifiziert. Hieraus konnten nichts aus über die Qualität. Deshalb versuch dennoch erneut fehlschla- Anhaltspunkte für sinnvolle Förder- ist als wichtiger Bestandteil zusätz- gen, hat dies erhebliche Auswirkun- maßnahmen gewonnen werden, die lich ein Fortentwicklungskonzept für gen: Das Museum ist von der letztlich wiederum den Museen zu- die kommenden fünf Jahre – dem öffentlichen Finanzierung ausge- gute kamen. Zeitpunkt bis zur Erneuerung der schlossen; in bestimmten Fällen kann befristeten Akkreditierung – einzu- sogar die Schließung des Museums Bei der nach fünf Jahren erforderli- reichen. Hierdurch soll sichergestellt verfügt werden. chen erneuten Zertifizierung konn- werden, dass die Museen nicht auf ten bei der ersten Akkreditierungs- dem Status quo stehen bleiben, Bei der Bewertung wird insbesonde- welle erkannte Defizite aufgegriffen sondern sich aktiv fortentwickeln. re auf folgende Fragen eingegangen: und in der Praxis als unzulänglich er- • Erfüllt das Museum seine satzungs- kannte Teilabschnitte verbessert Hilfestellung für diesen letzten Teil gemäße Zielsetzung? werden. So wurde deshalb beispiels- bietet ein Leitfaden, dem Anregun- • Sind die Bestände des Museums weise festgeschrieben, dass Museen gen zu entnehmen sind. vollständig inventarmäßig erfasst, die Verwaltung und Konservierung Die Akkreditierung schließt – ähnlich wie vom Gesetz vorgeschrieben? ihrer Sammlungen priorisieren, d.h. dem amerikanischen System – die (Der Besitz staatlicher und kommu- vor allen anderen für den laufenden Visitation durch eine Kommission naler Museen bildet dem Wortlaut Betrieb eines Museums notwendigen ein. Diese besteht aus jeweils sechs des Gesetzes nach das kulturelle Er- Tätigkeiten betreiben sollen. Museumsfachleuten und einem be, das als nationaler Bestand unter Repräsentanten der staatlichen staatlichem Schutz steht.) Museumsbehörde. Die Hälfte der • Verfügt das Museum über ange- Mitglieder der Kommission wird von messene Räumlichkeiten? der Museumsbehörde benannt, die • Ist das Museum durchgängig für andere seitens des zu akkreditieren- die Öffentlichkeit zugänglich? Frankreich den Museums. Alle in Frage kom- • Leistet es wissenschaftliche Arbeit Ein eigenes Akkreditierungssystem menden Kommissionsmitglieder sind und bildet es aus? existiert in Frankreich nicht. in einem Verzeichnis gelistet; die Liste umfasst ca. 60 Namen. Die bisherigen Erfahrungen waren Nach der ursprünglichen Einteilung überwiegend positiver Natur: differenzierte man zwischen: Die das Museum letztlich besuchen- • Die Museen empfanden die Akkre- • Nationalmuseen (20 an der Zahl); de Kommission untergliedert sich in ditierung als exzellente Möglichkeit der Staat ist somit Eigentümer der drei Arbeitsgruppen, bestehend aus zur Selbsterfahrung; in diesen Pro- Sammlungen. je zwei Museumsfachleuten. zess waren alle Mitarbeiter invol- • Klassifizierten Museen (30 an der Diese evaluieren dann: viert. Zahl); diese stehen im Eigentum der • Leitung, Finanzen, Infrastruktur • Die Museen empfanden das Ver- Départements oder der Kommunen, und Organisation, fahren als Stimulus für ihre eigene aber ihre Sammlungen gelten als • die Arbeit mit den Beständen, Arbeit. von nationalem Interesse. • die Anwendung wissenschaftlicher • Für viele Museen gab das Verfah- • So genannte „kontrollierte“ Prinzipien bei der Arbeit mit den Be- ren den ersten Anstoß für eine stra- Museen (ca. 1.000 an der Zahl). ständen bzw. bei der Organisation tegische Planung überhaupt. von Ausstellungen. Diese Liste wurde 1945 erstellt, Die Kommission erstellt hierauf ei- Aus Sicht der Staatlichen Museums- berücksichtigte deshalb die mittler- nen schriftlichen Bericht. Sollte das behörde ergaben sich gleichfalls Vor- weile eingetretenen zahlreichen Museum in einem der Bereiche die teile: 21
Änderungen nicht. Manche geliste- kratisierung betont. Teilen) veräußert werden können. ten Museen entsprachen nicht ein- Der Gesetzestext präzisiert aus- Insbesondere dürfen keine Geschen- mal mehr der ICOM-Definition: Sie drücklich den Erhalt der Sammlun- ke und Vermächtnisse an das Muse- hatten kein Fachpersonal, waren gen von öffentlichem Interesse als um sowie keine mit öffentlichen Mit- nicht regulär geöffnet, wiesen eine Mission der Museen; diese sollen der teln erworbenen Objekte veräußert antiquierte Präsentation auf Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Sollten Objekte aus den und/oder hatten keine vollständigen werden entweder durch die Dienst- Sammlungen ausgesondert werden, Inventare. leistungen der Museen oder aber für so ist hierzu die Zustimmung einer Daneben existierten de facto zahlrei- die Öffentlichkeit sonst von Nutzen entsprechenden Kommission not- che neue Museen von hervorragen- sein. Die Demokratisierung der Mu- wendig. Bei Gefährdungen ist ein der Qualität und mit ausgezeichne- seen ist dabei festgeschrieben, in- sofortiger Transfer der Sammlungen ten Angeboten für die Besucher; dem den Museen zum einen die oder von Teilen hiervon an ein ande- diese waren aber nicht in der Liste Pflicht einer größtmöglichen und res Museum mit dem Titel Musée de eingetragen. gleichberechtigten Zugänglichkeit France vorzunehmen. Festgeschrie- Gravierend wirkten sich auch die auferlegt wird, zum anderen durch ben ist zudem die Unverpfändbar- 1981 von der Direction des Musées die Festschreibung, dass Museen keit, die Unverjährbarkeit und die des France erstellten Regularien aus, Aufgaben der Bildung und der Wis- Unveräußerlichkeit von Sammlungs- welche die Aufnahme kleinerer und sensverbreitung zukommen. Darüber objekten im Besitz juristischer Perso- neuer Museen in die Liste erheblich hinaus haben sie ihre Tarifpolitik im nen des Privatrechts (dies betrifft erschwerten. Rahmen der allgemeinen Kulturpoli- z.B. Museen von Wirtschaftsunter- Um diesen Missständen abzuhelfen, tik auszurichten. nehmen). Museen erhalten zudem wurde am 5. Januar 2002 ein neues ein (allgemeines) Vorkaufsrecht zu- Museumsgesetz veröffentlicht. Darin 2. Es vereinheitlicht den anerkann- gesprochen, von dem sie zur Erwei- verankert findet sich ein neuer Titel ten Status der Museen unter Beibe- terung und Arrondierung ihrer „Musée de France“, den Museen auf haltung von deren Besonderheiten. Sammlungen Gebrauch machen Antrag erhalten können. Die Antrag- In der Tat ist es das erste zwischen können. stellung erfolgt auf rein freiwilliger verschiedenen Ministerien erarbeite- Basis: Nur Museen, die auf Antrag te Gesetz, welches alle Arten von 4. Es regelt erstmalig genau das den Titel verliehen bekommen, ste- Museen auf den verschiedensten Verhältnis zwischen Staat und loka- hen (weiterhin) unter staatlicher Verwaltungsebenen betrifft. Es defi- len Sammlungen. Kontrolle, alle anderen handeln in al- niert hinsichtlich der Statuten und Absicht des Gesetzes ist eine Dezen- len Bereichen vollständig autark und der Sammlungen ein Minimum an tralisierung. Die staatliche Kontrolle unkontrolliert. Auf der anderen Seite Anforderungen (z.B. Schutz der über die Museen wird auf diejenigen erhalten diese dann aber auch keine Sammlungen, Zugänglichkeit). Hier- beschränkt, die sich dieser Kontrolle direkte finanzielle Unterstützung durch sollen ungerechtfertigte Un- unterwerfen wollen, d.h., die aktiv durch die öffentliche Hand. Diese terscheidungen zwischen von der den Status eines „Musée de France“ setzt unbedingt den Titel voraus. öffentlichen Hand und von privaten beantragt und erhalten haben. Hier- Verbunden mit dem Titel ist aber Trägern unterhaltenen Museen be- bei kommt dem Staat weniger die auch die Teilhabe an den steuerli- seitigt werden. Ein neu begründeter wissenschaftliche und technische chen Anreizprogrammen zur Förde- Hoher Rat der Museen soll in seiner Kontrolle zu; er hat vielmehr Bera- rung der Kultur (s.u.). gemischten Zusammensetzung alle tungsaufgaben. Wichtiger Bestand- Ausrichtungen von Museen reflek- teil ist auch die Regelung, dass Ob- Das neue Gesetz hat vier Stoßrich- tieren. jekte, die vor 1910 in den Besitz des tungen: Staates gelangt sind, in das Eigen- 1. Es definiert die Stellung der Mu- 3. Es verbessert den Schutz der tum von Gebietskörperschaften seen im Bezug auf die Öffentlichkeit, Sammlungen. übergehen. Dies betrifft mehr als wobei es deren aktive Rolle bei der Im Gesetz wird klar geregelt, dass 12.000 Objekte! Gleichfalls geregelt kulturellen Entwicklung und Demo- die Sammlungen nicht (auch nicht in ist der Transfer von Sammlungen
22 THEMA: WAS IST EIN GUTES MUSEUM?
oder Teilen hiervon von einer Institu- zen, dass möglichst alle Zugang zur bekommen haben, ist dies nicht oh- tion an eine andere. Kultur haben und so zum Fortschritt ne die Zustimmung des Hohen Rats der Erkenntnisse und der Forschung der Museen möglich. Die Aberken- Letztlich weist das Gesetz auch ei- sowie zur Verbreitung deren Ergeb- nung erfolgt, sobald die Sammlung nen für die Museen sehr wesentli- nisse beitragen. gemäß den Regelungen in anderen chen fiskalischen Aspekt auf: Paragraphen dieses Gesetzes an eine Körperschaftspflichtige Institutionen Der Titel wird auf Antrag einer öf- andere Institution mit dem Titel können 90% ihrer Aufwendungen für fentlichen Institution, welche im „Musée de France“ abgetreten den Ankauf von Objekten für ein Besitz des Museums ist, durch Be- wurde. Musée de France direkt von ihrer schluss des zuständigen Ministeri- Steuerschuld abziehen (limitiert auf ums und aufgrund einer entspre- Die mit dem Titel „Musée de France“ 50% der geschuldeten Steuer), wenn chenden Stellungnahme des Hohen ausgezeichneten Museen profitieren es sich bei dem Erwerb um ein Ob- Rats der Museen verliehen. bei ihren Aktivitäten von der Bera- jekt handelt, welches zum Schutz des Ist eine juristische Person des Pri- tertätigkeit und dem Fachwissen der nationalen Kulturerbes nicht ausge- vatrechts Eigentümer der Sammlung, staatlichen Einrichtungen. Sie unter- führt werden darf. muss sie liegen einer Kontrolle durch den Institutionen und Privatpersonen • ein Inventar der Sammlung vorle- Staat im Bezug auf Wissenschaftlich- können beim Ankauf nicht von einem gen, keit und Technik. Der Staat kann Exportverbot betroffener Objekte • einen Nachweis erbringen, dass die diese durchführen, um festzustellen, für ein Museum immerhin noch 40% Objekte keiner dinglichen Sicherheit dass die Museen ihren gesetzlichen ihrer Aufwendungen hierfür direkt unterworfen sind, Aufgaben gerecht werden. Sind die von ihrer Körperschafts- bzw. Ein- • in ihren Statuten eine Klausel ent- mit dem Titel „Musée de France“ kommenssteuer abziehen. halten haben, die eine uneinge- ausgezeichneten Museen nicht im schränkte Zuweisung ohne jede Ver- staatlichen Besitz, sind vertragliche Welche Voraussetzungen sind nun äußerungsmöglichkeit von Objekten Vereinbarungen zur Sicherstellung aber mit der Verleihung des Prädi- im Wege einer Schenkung, einer der in Artikel 2 des Gesetzes festge- kats „Musée de France“ verbunden? Überlassung oder einer Erwerbung legten Bedingungen zu treffen. • Das Museum muss im Besitz einer mit (Co-)Finanzierung durch die öf- Geschieht dies nicht innerhalb von juristischen Person des öffentlichen fentliche Hand sichert. vier Jahren ab Verleihung des Titels, Rechts oder einer juristischen Person kann dieser mit den oben genannten des Privatrechts ohne Gewinnstre- Die Entscheidung über die Verlei- Folgen entzogen werden. ben sein. hung des Titels sowie das damit ge- • Als Museum im Sinne dieses Geset- schützte Inventar unterliegen einer Bemerkenswert sind auch die Be- zes wird jede auf Dauer angelegte Veröffentlichungspflicht. stimmungen in Paragraph 7: Hier ist Sammlung von Objekten angesehen, Verliert der Zustand der Sammlung festgehalten, dass die Eintrittsge- deren Erhalt und Präsentation im öf- oder deren Präsentation das öffentli- bühren so zu bemessen sind, dass fentlichen Interesse liegt und die der che Interesse, kann der Titel durch möglichst breite Schichten Zutritt Verbreitung von Wissen, Bildung und den zuständigen Minister aufgrund haben. Jugendliche unter 18 Jahren dem öffentlichen Vergnügen dient. einer entsprechenden Beurteilung haben prinzipiell freien Eintritt in die • Gemäß Paragraph 2 des Gesetzes durch den Hohen Rat der Museen Dauerausstellungen. Dieser Para- muss das Museum seine Sammlun- entzogen werden. graph 7 regelt auch, dass ein gen erhalten, restaurieren, erfor- Nach Ablauf von vier Jahren ab dem „Musée de France“ Einrichtungen schen und bereichern. Zeitpunkt der Verleihung des Titels des Besucherservices sowie der • Das Museum ist im größtmögli- kann der Eigentümer selbst die Ab- Vermittlung aufweisen muss – und chen Umfang der Öffentlichkeit zu- erkennung des Titels beantragen. zwar mit qualifiziertem Personal. gänglich zu machen. Dies geschieht dann durch den zu- Mehrere Museen können gemeinsam • Es muss Pläne zur (allgemeinen) ständigen Minister. Sollte das Muse- entsprechende Einrichtungen und Bildung konzipieren und so umset- um Zuschüsse der öffentlichen Hand personelle Kapazitäten durch
23 Qualitätsstandards im Museum – ein Ländervergleich
Übereinkommen nutzen. ICOM aufbaut. Museen beurteilen te Museen damit verantwortlich um- Außerdem ist hier noch Paragraph 10 hierbei auf freiwilliger Basis mit Hil- gehen: Der Status eines registrierten hervorzuheben. Dieser regelt, dass fe eines differenzierten Fragebogens Museums flößt bei Sponsoren und jegliche Erwerbung zur Bereicherung ihr eigenes Erscheinungsbild. Zuwendungsgebern Vertrauen ein. der Sammlung der Zustimmung eines Museen, die am oder über dem Mini- Museen werben deshalb auch mit wissenschaftlichen Beirats bedarf, malstandard agieren, werden in das der erteilten Registrierung. dessen Zusammensetzung per Register uneingeschränkt aufgenom- Zum Antrag auf Registrierung be- Dekret geregelt wird. men. rechtigt sind zunächst alle Institutio- Letztlich ist noch zu erwähnen, dass Museen, welche die Standards nicht nen, die sich Museum nennen. Diese das Gesetz bei fälschlicher Verwen- erreichen aber die Absicht bekun- bekommen von den staatlichen Mu- dung des Titels „Musée de France“ den, binnen drei Jahren diese zu seumsberatern dann Unterlagen zu- eine Geldstrafe in Höhe von 15.000 erreichen, werden zunächst vorläufig geschickt. Beim Ausfüllen der Papie- Euro vorsieht. Darüber hinaus kann registriert. re sind die Berater auf Verlangen auch eine strafrechtliche Verfolgung Sollten keine Aussichten bestehen, gleichfalls behilflich. Auch überprü- erfolgen. dass ein Museum innerhalb dieses fen diese die Unterlagen auf Voll- Zeitraums den Minimalanforderun- ständigkeit, bevor sie diese an das gen entsprechen wird, kann die Auf- Registrierungskomitee weiterleiten. nahme auch abgelehnt werden. In Dieses begutachtet auf kollegiale der Praxis geschah dies bislang vor Art und Weise die Unterlagen und allem bei privat geführten Museen, gibt eine Stellungnahme ab. Auf de- bei denen keine ausreichende Si- ren Grundlage fällt dann die Ent- Niederlande cherstellung einer Kontinuität scheidung; eine Einspruchsmöglich- Die Museumsregistrierung in den bestand. keit hiergegen besteht nicht. Niederlanden basiert auf der Nach- Die Registrierung erfolgt jeweils auf frage nach Standards als einem In- In den Niederlanden sind Systeme Zeit: Nach fünf Jahren ist eine erneu- strument der Qualitätskontrolle und der Selbsteinschätzung in vielen Be- te Überprüfung von Nöten. -verbesserung seitens der Museen reichen verbreitet. Deshalb waren selbst. Da es für die niederländi- auch die Museen überwiegend posi- Das niederländische System ist eng schen Museen kein entsprechendes tiv gegenüber einem Registrierungs- an das englische Registrierungs- Regelwerk gab, legten der Nieder- system eingestellt. system angelehnt. Insgesamt neun ländische Museumsverband und die Forderungen müssen erfüllt werden: Niederländische Stiftung Museums- Die Vorteile für die Museen liegen 1. Eine gesicherte institutionelle beratung als Repräsentanten der auf der Hand: Mit der Registrierung Basis. Träger kann die öffentliche Museen eine Reihe grundsätzlicher weist das Museum öffentlich nach, Hand sein oder eine legale Körper- Forderungen fest, die von jedem Mu- dass es seine Verantwortung als Ver- schaft, die jedoch nicht auf Gewinn seum gleich welcher Art und Größe walter des kulturellen Erbes ernst ausgerichtet sein darf. erfüllt werden müssen. Diese Festle- nimmt. Besucher können erwarten, 2. Die Nutzung der Sammlung muss gungen wurden dann 1997 in einer dass in registrierten Museen minde- gewährleistet sein. Die Objekte dar- Verordnung für die Museumsregi- stens grundlegende Serviceangebote in müssen deshalb entweder Eigen- strierung festgeschrieben. Die Um- für sie sichergestellt sind. Für das tum des Museums oder zumindest setzung und Verwaltung des Regi- Museum selbst ist die Eintragung in Dauerleihgaben sein. sters wurde der Niederländischen das Museumsregister eine Bestäti- 3. Eine stabile finanzielle Basis für Stiftung für das Museumsregister gung seiner Qualifikation. Sie stimu- die Gewährleistung einer kontinuier- übertragen. liert Kooperationen und Leihverkehr, lichen Arbeit muss gewährleistet auch auf internationaler Basis. sein. Das entwickelte System versteht sich Privatpersonen, die Objekte stiften, 4. Leitlinien, in denen die Ziele und als ein System der Selbstregulierung, hinterlassen oder ausleihen wollen, das Publikum klar definiert werden, das auf dem Code of Ethics von können sichergehen, dass registrier- müssen in schriftlich fixierter Form 24 THEMA: WAS IST EIN GUTES MUSEUM?
vorhanden sein. Dies gilt auch für seen gibt es derzeit (noch) nicht. Im- Als Resultat dieser Bestrebungen die Aquisitionspolitik. merhin stellt das Dekret eine sub- entwickelte man das „Dekret der Re- 5. Ein Bestandsverzeichnis muss als stanzielle Verbesserung dar: Es er- gierung von Flandern zur Anerken- Minimalanforderung vorhanden sein. setzt das in das Jahr 1958 nung und finanziellen Förderung von 6. Das Museum muss Verantwor- zurückreichende Museumsgesetz, Museen“, welches 1996 verabschie- tungsbewusstsein für die Sammlung welches weder die spezifischen det und in den Folgejahren mehrfach nachweisen (Schutz der Sammlung: Funktionen noch eine bestimmte De- ergänzt wurde. Das Dekret regelt die Klima, Licht, Schmutz, Sicherheit finition eines Museums beinhaltete Anerkennung von Museen und die etc.). und deshalb die wahren Bedürfnisse Gestaltung des gesamten Sektors 7. Das Museum muss entweder der Museen weitgehend bei den Ar- durch eine Klassifizierung der aner- selbst Forschung betreiben oder ten der Zuwendung außer Acht ließ. kannten Museen. Je nach Einordnung aber zumindest seine Sammlungen erfolgt dann die finanzielle Subven- der Forschung zur Verfügung stellen. Im Gebiet der flämischen Gemein- tion des Museumsbetriebes. 8. Zugänglichkeit muss gewährlei- schaft wurde bereits in den Jahren stet sein: an mindestens 104 Vor- 1993 bis 1998 eine neue Museums- Die eigentliche Umsetzung dieses bzw. Nachmittagen im Jahr muss das politik eingeführt. Grundlage hierfür Dekrets erfolgte erst zwei Jahre spä- Museum geöffnet haben. Je nach bildete die wohl auf alle Länder zu- ter. Die dazwischen liegende Zeit Größe der Institution müssen zudem treffende Erkenntnis, dass Museen sollte genutzt werden, um die Mu- Besucherserviceeinrichtungen vor- unterschiedlich sind hinsichtlich seen mit den Einzelheiten vertraut handen sein. ihrer Art und Größe (kunst- und zu machen. 9. Das Museum muss qualifiziertes kunsthandwerkliche, historische, Personal aufweisen. Als qualifiziert folkloristische, völkerkundliche, wis- Wichtigstes Instrumentarium zur gelten auch ehrenamtliche Mitarbei- senschaftliche und technische, the- Umsetzung der im Dekret genannten ter, die entsprechende Seminare ab- matische Museen), im Hinblick auf Ziele ist die Anerkennung nach er- solviert haben. die Bedeutung der Sammlungen (in- folgter Museumsbeurteilung. Im Grundsätzlich muss das Museum ternational, national, regional, lokal) Gesetz werden hierfür acht Anerken- seiner Arbeit vollständig den Code und ihrer Ausstattung. Eine Aufga- nungskriterien genannt: of Conduct for Museum Professional benteilung zwischen Trägern und 1. Die Erfüllung der Definitionskrite- Standards zugrunde legen. Mseumsverwaltung fand in der Re- rien für Museen nach ICOM. gel nicht statt; Museen „laufen“, oh- 2. Die Festlegung von kulturellen ne dass kurz-, mittel- oder langfristi- und wissenschaftlichen Zielen in der ge Pläne für Weiterentwicklung oder Museumspolitik in einem Leitlinien- ein Projektmanagement existieren. papier; eine Weiterentwicklung muss dabei als Ziel festgelegt sein. Belgien Ziel der neuen Museumspolitik war: 3. Die Erfüllung der vier Basisfunk- In Belgien ist zwischen den Gebieten • Die Entwicklung einer auf Qualität tionen eines Museums: Sammeln, Be- der Französischen, der Flämischen aufbauenden Struktur für den Mu- wahren, Dokumentieren, Vermitteln. und der Deutschsprachigen Gemein- seumssektor zu schaffen und die Mu- 4. Das Erbringen eines Nachweises, schaften zu unterscheiden. seen zu klassifizieren. dass die Sammlungen von musealem Im französischsprachigem Gebiet • Eine höhere Qualität der Museums- Wert sind. trat am 1.1.2003 ein Dekret für die arbeit gezielt zu fördern. 5. Der Nachweis, dass das Museum Museen in Kraft. Einem eigens ein- • Kooperationen zwischen den Mu- genügend Garantien besitzt, um gerichteten Hohen Rat der Museen seen selbst sowie zwischen Museen auch in der Zukunft Bestand zu ha- kommt demgemäss die durchaus am- und Schulen, Tourismus- und Kultu- ben: eine gesicherte Trägerschaft, bivalente Aufgabe zu, Regierung und reinrichtungen anzuregen. der Besitz eines geeigneten Gebäu- Verwaltung in Museumsfragen zu be- • Die wechselseitigen Beziehungen des oder Raumes, eine geeignete In- raten. Spezielle Regelungen hinsicht- zwischen Museen und Öffentlichkeit frastruktur, ausreichende Mittel etc. lich Qualität und Bewertung von Mu- zu verstärken. 6. Der Nachweis, dass das Museum 25
über eine angemessene Belegschaft rung des Museumsangebotes und Anerkennung nachgewiesen, dass sie mit einem ausreichenden Ausbil- auf eine stärkere Professionalisie- hohe Qualität bieten. Die Einteilung dungsgrad verfügt (Anforderung an rung hinaus. bezieht sich lediglich auf die kultur- Museen von nationaler Bedeutung: Die geforderten Kriterien zielen zum historische Bedeutung der Sammlun- von einer qualifizierten Person in einen auf eine Verbesserung der we- gen sowie auf die Art, wie dieser Be- Vollzeit geleitet und mindestens vier sentlichen kulturellen Qualität eines deutung Rechnung getragen wird. in Vollzeit beschäftigte Belegschafts- Museums ab, d.h. was es anbietet Damit verbunden ist auch das Anse- mitarbeiter). und was es leistet. hen des Museums. 7. Der Nachweis, dass das Museum Des weiteren beziehen sich einige Die Anerkennung wird im Prinzip auf publikumsorientiert ist, d.h. an min- Anerkennungskriterien auf die Orga- unbegrenzte Zeit erteilt. Dennoch destens 150 Tagen im Jahr zugäng- nisation und das Management des muss das anerkannte Museum alle lich ist, und zwar an mindestens ei- Museums. fünf Jahre erneut eine komplette nem Wochentag und mindestens Grundprinzip des Anerkennungsver- Darstellung der Museumspolitik ein- einem Tag am Wochenende. fahrens ist es, dass das darum ersu- reichen. Zudem muss jährlich ein Be- 8. Der Nachweis, dass der allgemein chende Museum selbst in einem Be- richt über erzielte Fortschritte sowie akzeptierte Ehrenkodex für Mu- richt aufzeigen muss, dass und wie ein inhaltlicher und ein finanzieller seumsberufe respektiert wird, wobei es die Kriterien erfüllt. Es wird er- Jahresbericht erstellt werden. dieser Punkt auch satzungsmäßig wartet, dass ein tragfähiges Konzept festgeschrieben sein muss. mit Visionen und Zielen vorgelegt Was haben nun die Museen von der wird sowie ein Strategiepapier, wel- Anerkennung? Das Gesetz sieht auch vor, dass die ches aufzeigt, wie diese Ziele schritt- • Anerkannte Museen auf nationaler Anerkennung auch bei einer Koope- weise auch erreicht werden können. Ebene erhalten von der flämischen ration von Museen erfolgen kann, Ohne diese Basis kann das Verfahren Gemeinschaft, anerkannte Museen wenn die strukturelle Zusammenar- nicht eingeleitet werden. auf regionaler Ebene von den einge- beit als Ganzes auf mindestens fünf Zwingend notwendig ist auch, dass bundenen Provinzen Betriebsmittel- Jahre angelegt ist. Ziel hierbei ist die seitens der Museumsleitung klare zuschüsse für einen Kern der Beleg- Förderung eines Zusammenschlusses Vorstellungen von der Sammlungs- schaftsmitglieder. Hierfür steht eine kleinerer Museen zu einer auf Dauer politik, den Zukunftsperspektiven feste Summe zur Verfügung, die funktionsfähigen Institution oder de- und der Organisation entwickelt gemäß den Haushaltsmitteln und der ren Zusammenarbeit mit einer funk- werden. Dies gibt der Museumslei- Anzahl der anerkannten Museen ver- tionalen, auf Dauer ausgerichteten tung eine einzigartige Gelegenheit, teilt wird. In der Regel beträgt die- Institution. die zurückliegende Entwicklung zu ser Zuschuss aber weniger als 5% Des Weiteren sind die Museen analysieren und zu überdenken. In der Arbeitskosten eines Museums. gleichfalls eingebunden in das staat- diesem Punkt überschneidet sich das • Zusätzlich können anerkannte liche, im Grundgesetz der Flämischen Modell komplett mit dem Grundprin- Museen Projektmittelzuschüsse be- Gemeinschaft verankerte Qualitäts- zip der Qualitätssicherung, welches antragen, die bevorzugt für Maßnah- sicherungsprogramm für flämische ebenfalls auf einer Selbstbewertung men der Qualitätssicherung bewilligt Behörden. Servicequalität wird dabei beruht. werden. als „das harmonische Erfüllen oder • Letztlich profitieren anerkannte Übertreffen der Erwartungen der Entspricht das um die Anerkennung Museen auch von dem gegenüber Kunden/Zielgruppen, der politischen ersuchende Museum den oben ge- der Öffentlichkeit und privaten Geld- Entscheidungsträger, der Kundenor- nannten acht Kriterien, erfolgt die gebern erworbenen Image. Die Aner- ganisationen, der Mitarbeiter und Klassifizierung in eine von drei Ebe- kennung bildet einen deutlichen der Gesellschaft“ definiert. Für den nen: die Basisebene, die regionale Nachweis ihrer Qualität; sie hebt das Museumssektor gibt es hier bislang Ebene oder die nationale Ebene. Ansehen und erleichtert die Einwer- noch keine festgelegte Definition Hierbei handelt es sich nicht um eine bung von Drittmitteln. der Qualität; die Diskussionen hierü- Hierarchie, denn auch Museen der ber laufen jedoch auf eine Verbesse- Basisebene haben durch die erfolgte 26 THEMA: WAS IST EIN GUTES MUSEUM?
Regierung (Generalidad) werden nur Spanien registrierten Museen gewährt; die Kroatien Sammlungen werden nur im Rahmen In Spanien ist auf nationaler Ebene der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Derzeit ist bislang in Kroatien noch eine Generaldirektion der Museen in Als Kriterien für die Registrierung kein Akkreditierungssystem eta- Madrid angesiedelt. Diese steht je- sind geregelte permanente Öff- bliert. Dennoch ist festzustellen, doch nicht unmittelbar mit den Mu- nungszeiten, aber auch qualifizierte dass die Museen dort einen beach- seen vor Ort in Kontakt. Mitarbeiter, die Qualität der Doku- tenswert hohen Standard erreicht Darüber hinaus gibt es eine „Organi- mentation und des Services gegenü- haben. Speziell die Kollegen in den sation der spanischer Museen“, eine ber Besuchern zu nennen. Regional- oder Lokalmuseen sind in- Organisation auf freiwilliger Basis, 1993 waren nur 43 Museen regi- tensiv bemüht, das Bestmögliche aus nicht unähnlich der American Asso- striert, 1999 bereits 130. Das Regi- ihren Institutionen zu machen. ciation of Museums. Zu dieser Orga- ster wird permanent überprüft; die Dies geschieht allerdings nicht von nisation mit ca. 100 Mitgliedern ha- registrierten Museen werden jährlich ungefähr: Auf Verordnungsbasis sind ben sich die wichtigsten Museen inspiziert. in Kroatien alle Museen angehalten, zusammengeschlossen. Will ein Mu- Da alle Institutionen bestrebt sind, gewisse Anforderungen zu erfüllen. seum hierin aufgenommen werden, in das Register eingetragen zu wer- Diese beziehen sich in erster Linie bedarf es der Zustimmung der Gene- den bzw. die Kriterien zu erfüllen, auf geeignete Arbeitsbedingungen: raldirektion der Museen. um die Einschreibung beibehalten Zahl und Qualifikation der Mitarbei- Das Kultusministerium in Spanien zu können, hat sich auf regionaler ter in Bezug auf Bedeutung und Auf- bereitet ebenfalls ein Gesetz zum Ebene quasi durch die Hintertür ein gaben des Museums, Ausstattung, Schutz des kulturellen Erbes vor. Akkreditierungssystem etabliert. Räumlichkeiten, Finanzierung. Allein Vertreter der autonomen Regionen schon vor diesem Hintergrund haben können hierbei Empfehlungen abge- In der Region Aragon wird gleichfalls die Museen genügend Argumentati- ben; sie sind deshalb mittelbar im ein Museumsgesetz angestrebt. Dort onsgründe, um seitens der Träger ei- Meinungsbildungsprozess integriert. gibt es neben einem größeren, eine ne entsprechende Ausstattung einzu- Diese Bestrebungen auf nationaler Vielzahl von Aspekten abdeckenden fordern. Ebene gaben gleichfalls Anstöße für Museum in Zaragossa nur eine Viel- Alljährlich findet zudem in Dubrov- entsprechende Initiativen in den zahl kleinerer, zumeist erst in jünge- nik die Tagung „The best in Herita- autonomen Regionen. rer Zeit gegründete oder noch in ge“ statt (vgl. www.thebestinherita- Gründung befindlicher Museen. Sie ge.com). Dort werden erfolgreiche, Die autonome Region Katalonien hat sind - Dank dem Enthusiasmus ihrer ausgezeichnete Beispiele von Mu- 1990 ein eigenes Museumsgesetz zumeist ehrenamtlichen Betreuer seumsarbeit vorgestellt und von den erlassen. Hierin wird ein Register der und Trägervereine – nahezu alle auf „Erfindern“ erläutert. Teilnehmern Museen festgeschrieben. Dieses Re- neuem Stand. Aber viele haben dieser Tagung steht es frei, die dort gister ist gleichzeitig ein Instrument große Schwierigkeiten, überhaupt zu erläuterten „best practice“-Beispiele der Akkreditierung. Museen, welche überleben oder regelmäßige Öff- auf die eigene Situation anzupassen die im Gesetz festgelegten Kriterien nungszeiten anzubieten; ihnen allen und für die eigene Arbeit umzuset- erfüllen, werden in das Register ein- ist ein Mangel an finanziellen Mit- zen. geschrieben. Institutionen, die den teln und qualifizierten Mitarbeitern Kriterien nicht entsprechen, werden gemeinsam. Viele haben auch nur ei- „museografische Sammlungen“ ge- ne sehr begrenzte Sammlung - ein nannt, dürfen sich aber nicht mehr weiterer bei einer Akkreditierung zu mit dem Titel Museum bezeichnen**. berücksichtigender Faktor. Es bleibt Die Zahl dieser museografischen abzuwarten, welche Wege dort künf- Sammlungen beträgt derzeit ca. 250. tig beschritten werden. Mittelzuwendungen der Autonomen
27 Qualitätsstandards im Museum – ein Ländervergleich
lichkeit zugängliche Einrichtung, im Jüngst wurde auch in Niedersachsen Slowenien Dienste der Gesellschaft und ihrer und Bremen ein erster Versuch einer Entwicklung, die zu Studien-, Bil- Registrierung gestartet Auch in Slowenien etabliert sich ein dungs- und Unterhaltungszwecken (www.museumsregistrierung.de). Qualifizierungssystem für Museen. materielle Zeugnisse von Menschen Als Ausgangsbasis dienen hier die Nach langen Diskussionen trat dort und ihrer Umwelt beschafft, be- Standards für Museen. Die Registrie- 2004 ein Gesetz in Kraft, welches wahrt, erforscht, bekannt macht und rung bietet nun den Museen an, sich grundsätzliche Anforderungen, Stan- ausstellt“ zurückgreifen. In der Pra- die Erfüllung der Standards von dards und Normen gewährleisten xis wird weiterhin nicht zwischen unabhängiger Seite bestätigen zu soll. Derzeit ist die Umsetzung noch Museum und Sammlung unterschie- lassen. in der Diskussion. Dennoch besteht den. Einigkeit dahingehend, dass den Mu- Schon frühzeitig strebten aber be- Sinn und Zweck dieses Unterfanges seen eine klare Aufgabenstellung reits einige Häuser Maßnahmen der ist es, die Museen bei ihrer weiteren (mission statement) und eine ein- Qualitätssicherung für sich an. Die Entwicklung zu stützen und ihnen deutig ausformulierte Sammlungs- meisten reflektierten hierbei auf die transparente, allgemein anerkannte strategie in schriftlicher Form zu Industrienormen ISO 9000ff., z.B. das Kriterien für ihre Qualitätsarbeit zu Grunde liegen muss. Bergbaumuseum Bochum. Diese Nor- bieten. Neben der Förderung einer men fordern aber nur die Einführung Zusammenarbeit und einem Aus- eines Organisationsrahmens und da- tausch zwischen den einzelnen Häu- mit verbunden eine Standardisierung sern bietet das Programm aber auch Deutschland der Arbeitsläufe, also Organigramme eine qualifizierte Beratung, Weiter- und Festlegung von Zuständigkeiten. bildungsmöglichkeiten für die Mitar- Auch in Deutschland ist mittlerweile Für größere Häuser mag dies auch beiter sowie Handreichungen für die die Erkenntnis gewachsen, dass Qua- durchaus sehr sinnvoll sein. Für die praktische Arbeit. Ganz nebenbei fin- litätsstandards für Museen durchaus meisten Museen jedoch, eben gera- den die registrierten Museen auch in hilfreich bei der Arbeit sein können. de die Vielzahl der kleineren, er- der Öffentlichkeit verstärkte Beach- Tagungen des Deutschen Museums- scheint mir dieses Verfahren aber tung. bundes und regionaler Museumsäm- eher ungeeignet, da es lediglich zu ter zu dem Thema haben das Be- einer totalen Bürokratisierung führt Die Registrierung der Museen wird wusstsein geschärft, führten bislang und an den eigentlichen Bedürfnis- hier als kontinuierlicher Prozess, als aber noch nicht zu konkreten Ergeb- sen vorbeigeht. ständige Aufgabe zur Wahrung und nissen. Zwar veröffentlichten ICOM Steigerung der Qualität der Mu- Deutschland und der Deutsche In der Bundesrepublik bildete Rhein- seumsarbeit gesehen, wobei die be- Museumsbund 2006 gemeinsam land-Pfalz den Vorreiter bei der Ein- teiligten Museen in eine Art Kreis- Standards für Museen (online unter: führung von Museumsstandards. lauf der kontinuierlichen www.icom-deutschland.de/docs/ 2004 wurden dort erstmals Kriterien Qualitätssteigerung und -sicherung Standards_fuer_Museen_2006.pdf), für Qualitätsstandards in Museen als eintreten. Die teilnehmenden Häuser jedoch sind diese nicht allgemein Basis für ein erstes, auf drei Jahre werden fachlich mit einem abge- verbindlich und haben bislang auch angelegtes Registrierungsverfahren stimmten Fortbildungsprogramm be- noch nicht zu einem entsprechenden formuliert. Beim Start 2005 nahmen gleitet und können spezielle Bera- Registrierungsverfahren geführt. zwölf Museen teil. Diese durchliefen tungsangebote hierzu nutzen. Ziel ist Schwierigkeiten liegen allein schon mit Unterstützung des Museumsver- eine langfristige Qualifikation und in der Tatsache begründet, dass es in bands eine Phase der Selbstevalua - Vertiefung der Kontakte zwischen Deutschland keine verbindliche Defi- tion. Die abschließende Beurteilung den Teilnehmern, sowie die Förde- nition von Museen gibt. So mussten erfolgte durch ein Gremium aus den rung der Zusammenarbeit und des auch diese Standards auf die Mini- Vorstandsmitgliedern des Verbandes Austausches untereinander. maldefinition „[Ein Museum ist eine] und externen Experten. gemeinnützige, ständige, der Öffent-
28 THEMA: WAS IST EIN GUTES MUSEUM?
Warum ist ein Akkreditierungspro- sen Anforderungen entsprechen, und Text: Dir. Rainer Hofmann M.A., Fränkische gramm sinnvoll? diese somit klar von gewerblichen Schweiz-Museum, Vorstandsmitglied ICOM Unternehmungen abzugrenzen. Deutschland seit 2005 Ein Akkreditierungsprogramm gibt Institutionen, die den ICOM-Anforde- Literatur: dem Museum einen Anstoß, rungen (noch) nicht entsprechen, HAGEDORN-SAUPE, M., ERMERT, A. (Hg.), • seinen aktuellen Status quo zu er- aber dennoch keine Gewinnabsicht A Guide to European Museum Statistics. fassen; verfolgen, kann in Anerkenntnis Materialien aus dem Institut für Museums- • eventuelle Schwachstellen in ihrer Bemühungen der Status einer kunde – Sonderheft 3 (Berlin 2004); Sammlung, Verwaltung, Management musealen Sammlung verliehen wer- online: www.culturaincifre.istat.it/sito/ etc. zu erkennen und zu beseitigen den. musei/Guide_to_European_Museum.pdf. • sich bietende Chancen wahrzuneh- MANNEBY, H., HADJINICOLAOU, T. (Ed.), men; Sinnvoll erscheint mir auch die Über- Museums accreditation. A quality proof for • eine gesicherte Datenbasis für nahme von Elementen des neuen Museums. Proceedings of the Annual Mee- anfallende Entscheidungen zu ge- Museumsgesetzes in Frankreich zu ting of ICR in Athens 1999 (Bayreuth 2000). winnen; sein, z.B. die steuerlichen Regelun- • Überlegungen anzustellen, in gen. MANNEBY, H., PRASCH, H., HOFMANN, R. welche Richtung man sich fortent- (Ed.), Guidelines to improve museum quali- ty and standards. Proceedings of an ICR wickeln möchte. Es liegt aber auch an den Museen Project 1999-2002 (Bayreuth 2003). Des weiteren bietet es den Museen selbst, hier ein auf die jeweiligen die Chance, eine solide, publikums- Verhältnisse in ihrem Land/ihrer Re- MANNEBY, H., PRASCH, H., HOFMANN, R. orientierte Arbeit und damit ord- gion abgestimmtes Modell zu ent- (Hg.), Leitfaden zur Verbesserung von Qua- nungsgemäße Verwendung der zur wickeln und zu erproben! lität und Standards in Museen (Bayreuth Verfügung gestellten Mittel sowohl 2005). der Öffentlichkeit als auch politi- *Meiner Meinung nach wäre es auch www.icom-deutschland.de/docs/ schen Entscheidungsträgern, poten- andernorts, z.B. in Deutschland oder Standards_fuer_Museen_2006.pdf tiellen Förderern und Sponsoren ge- in Österreich, eine Überlegung wert, genüber nachzuweisen. zwischen und öffentlich zugänglicher Sammlung zu unterscheiden. Auf die Frage, welches Modell wohl für die jeweilige Situation das beste wäre, gibt es keine allgemein ver- bindliche Antwort. Aus den oben »Während in den USA und in vorgestellten Systemen käme meiner Einschätzung am ehesten eine Syn- Großbritannien Qualifizierung these in Frage, die Elemente aus den unterschiedlichen Ansätzen in sich und Akkreditierung bereits vereint. längst eingeführt sind und zu Auf jeden Fall sollte aber die Regi- strierung auf freiwilliger Basis erfol- beachtlichen Erfolgen in der gen, eine Selbstevaluation voraus- setzen und Anregungen geben, für Museumsarbeit führten, beginnt das teilnehmende Museum einen speziellen Entwicklungsprozess in die Diskussion in anderen Ländern Gang zu setzen. Europas, z.B. in Deutschland und Vernünftig erscheint es mir auch, Österreich, erst allmählich.« den Begriff Museum für diejenigen Einrichtungen zu schützen, die die-
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