Ausgabe 2/15 oper tanz Zeitschrift für Opernchor und Bühnentanz

Starker Räuber-Tobak Antwort oder Sackgasse? Sphärische Tanz-Ästhetik „I Masnadieri“ in Weimar Latchinian und Rostock Dresdens „Tristan + Isolde“ „Joseph Süss“ in Münster titelbild Das Libretto beruht auf einem schmerzlichen historischen Hinter- „I Masnadieri“ nach Schillers „Räu- grund: Lion Feuchtwanger schrieb den Roman „Jud Süß“, den die Na- bern“ ist eine von Verdis frühen Opern. zis in einen propagandistischen Hetzfilm umdrehten. Detlev Glanert Martin Hoff, der erste Kapellmeister hat aus dem Stoff eine Oper komponiert, die nun in Münster von Guy der Staatskapelle Weimar und die fa- Montavon sensibel inszeniert wurde. Auf unserem Bild: Henrike Jacob belhafte Sängercrew setzen voll auf den als Magdalena, Helge Salnikau als Henker, Gary Martin als Joseph Süß musikalischen Schwung dieser schnell Oppenheimer, Youn-Seong Shim als Weissensee und der Opernchor. geschnittenen Folge von zum Teil kur- Ein packender Opernstoff – vorzüglich umgesetzt. zen Szenen.

Foto: berg-studios, Oliver Berg Seite 22 Foto: Matthias Horn Seite 27 Inhalt

04 Editorial

05 schlagzeilen

06 Brennpunkte Protest gegen Meck-Pomm-Fusionen Mit einer Lichterkette in Stralsund und einer Demonstration in Neustrelitz formiert 06 sich der Protest weiter gegen die absurde Streichpolitik von Kulturminister Mathias Brodkorb. Den Rüffel für solche Barbarei von Parteifreund Wolfgang Thierse finden Sie auf der Rückseite dieses Heftes. In Annaberg-Buchholz wurde immerhin ein absichern- der Haustarifvertrag abgeschlossen. Bei allem: Das Dichter- und Denker-Land blutet. 07 kulturpolitik Rostock: Tote auf Urlaub 07 Am 25. Februar hat die Rostocker Bürgerschaft mehrheitlich für das von Minister Brodkorb und Bürgermeister Methling eingebrachte sogenannte, höchst fata- le Kooperationsmodell gestimmt. Dazu ein Gespräch mit dem Intendanten des Volkstheaters, Sewan Latchinian, dem Kaufmännischen Geschäftsführer, Stefan Rosinski, und dem stellvertretenden Geschäftsführer der VdO, Gerrit Wedel. 11 hintergrund Operetten-Diskussion an Berlins Komischer Oper 11 Die Wiederbelebung der Berliner Operette gehört zu den erklärten Zielen Barrie Koskys. Der Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin bekennt sich damit zu den Traditionen seines Hauses. Eingebettet in ein Operettenfestival mit der „Schönen Helena“, mit „Ball im Savoy“, „Eine Frau, die weiß, was sie will“, „Clivia“ und der „Fledermaus“ suchte ein Symposium zusätzlich zur historischen Legitima- tion des Hauses nach weiteren Erklärungen für die Renaissance dieser Kunstform. 15 Portrait 1 Am Kap der guten Stimmen Der Chor der Cape Town Opera (CTO) wirkt wie ein kleines Märchen - oder die 15 Geschichte einer wundersamen Entdeckung - und ist doch Normalität in Südafri- ka. Der Gesang ist am Kap der guten Hoffnung ein Teil des Alltags, von der Geburt bis zum Tod. 17 portrait 2 Aus der eigenen Krise lernen 17 Dass Alexandra von der Weth heute ein florierendes Stimmbildungs-Institut un- terhält, kann man im eigentlichen Sinn als Resultat einer Niederlage ansehen. Zehn Jahre ist es nun her, dass sie bei der Züricher Aufführung einer Oper ihre Stimme verlor. Ein Nullpunkt, den zu überwinden sie Jahre gekostet hat, der zum Neustart führte. 19 Namen & Fakten 22 Pressespiegel berichte Unsere Autorinnen und Autoren besuchten aktuelle und größtenteils vielversprechen- 25 de Inszenierungen in Rostock, Weimar, Dresden, Regensburg („Dr. Schiwago“ - unser Bild), Oldenburg und Frankfurt am Main.

Ausgabe 02/2015 34 Vdo aktuell

35 VdO-Aktuell, Impressum oper 36 oper & tanz im tv & Tanz

37 Vakanzen ConBrio Verlagsgesellschaft

3 editorial

Schützenswertes Kulturerbe oder aussterbende Gattung?

Ende 2014 wurden erstmals 27 Traditionen und und einer unsinnigen Zwangs- Wissensformen in das bundesweite Verzeichnis fusion der Standorte Greifs- des immateriellen Kulturerbes aufgenommen, da- wald, Stralsund und Putbus mit runter die Deutsche Theater- und Orchesterland- Neustrelitz und Neubranden- schaft. Am 16. März 2015 wurden die betroffenen burg zu nötigen versucht. Kul- Vereine und Initiativen in der Berliner Landesver- turabbau par Excellence! tretung Schleswig-Holsteins ausgezeichnet. Immerhin bangt nun schon die Anlässlich der Verleihung der Urkunden betonte Bundes-SPD, vertreten durch die Staatsministerin für Kultur und Medien Mo- Wolfgang Thierse als Vorsitzen- nika Grütters die Bedeutung des Verzeichnisses: dem des Kulturforums der SPD, Dieses sorge „für Wertschätzung, indem es uns in einem Brandbrief an den bewusst macht, dass unser Reichtum nicht allein Minister (abgedruckt auf der in unserem Wohlstand begründet liegt, sondern Rückseite diese Heftes) um die auch in der Vielfalt unserer Kultur“. sozialdemokratische Glaubwür- digkeit und das Ansehen der Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat des UN- Sozialdemokratie, denn wie die Foto: Johannes List ESCO-Übereinkommens zum immateriellen SPD auf Bundesebene program- Kulturerbe. Die Konvention sieht vor, dass jedes matisch ausführt, sei unter anderem die Kultur Beitrittsland zunächst ein nationales Verzeichnis als öffentliches Gut Pflichtaufgabe, die Sanierung erstellt. Zum immateriellen Kulturerbe zählen von Haushalten dürfe nicht zu Lasten der Kultur lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, gehen, Kultur sei Investition in die Zukunft und Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Na- besonders die ostdeutsche Theaterlandschaft sei turwissen und Handwerkstechniken. Wichtig ist, ein einzigartiges schützenswertes Juwel. dass die Tradition oder der Brauch bereits über Generationen betrieben werden und in ihrer Aus- Das lässt hoffen, möglicherweise bekommen die übung auch in Zukunft gesichert sind. Über die Parteien langsam mit, dass die Politik nicht an Deutsche UNESCO-Kommission läuft das Be- den Bürgern, die sich massiv um der Sache willen werbungsverfahren, die einzelnen Bundesländer einsetzen, vorbei gemacht werden kann. wirken hierbei über die Kultusministerkonferenz So ist es denn auch nicht erstaunlich, dass gerade mit, ein unabhängiges Expertenkomitee bewertet in der Stichwahl zum Oberbürgermeisteramt in die Bewerbungen und gibt Empfehlungen ab. Neubrandenburg der freie Kandidat Silvio Witt, Man sollte meinen, dass gerade die jüngst erfolg- der sich im Übrigen eindeutig zum Erhalt des ei- te Wertschätzung der Theater- und Orchester- genständigen Theaterstandortes NBB/NStr posi- landschaft auch einen politischen Widerhall in tioniert hat, mit überwältigender Mehrheit von der jeweiligen Kulturpolitik fände, die gewählten knapp 70 Prozent der Stimmen (!) ins Amt ge- Vertretungen der Bürger also verantwortungs- wählt worden ist. Vielleicht gibt das den tradier- voll mit diesem Erbe umgingen.Die Realität sieht ten Parteien doch endlich mal zu denken... aber ganz anders aus, spätestens wenn es um die „Das immaterielle Kulturerbe muss in den Köpfen Finanzierung dieses erhaltungswürdigen Erbes und Herzen fortbestehen, um erhalten zu bleiben“, geht. So handelte zunächst Sachsen-Anhalt den sagte Grütters. „Die jetzt ausgezeichneten Tradi- Empfehlungen des extra einberufenen Kultur- tionen stehen für die Kreativität der Menschen konvents zur Erhöhung der Kulturmittel diame- in den Regionen und sind Ausdruck ihres sozia- tral entgegen und strich diese um mehrere Millio- len Zusammenhalts.“ Vielleicht schaffen wir es ja nen empfindlich zusammen und bescherte damit in Deutschland allen (Brod)-“Körben“ zum Trotz den Standorten Dessau und Halle grundsätzliche doch noch, die Theater- und Orchesterlandschaft Existenzprobleme. als Teil des lebendigen kulturellen Erbes so lange Mit dem denkbar schlechtesten Beispiel geht aber zu erhalten, bis sie auch für „die Repräsentative nach wie vor Mecklenburg-Vorpommern voran, Liste des immateriellen Kulturerbes der Mensch- heit“ nominiert werden kann, und nicht soweit zu- Ausgabe 01/13 Ausgabe an erster Stelle vertreten durch den Kulturmi-

nister Brodkorb, der an seiner völlig verfehlten sammengespart ist, dass sie nur noch auf die Liste Kulturreform festhält und dadurch zu einer un- der vom Aussterben bedrohten Gattungen gehört. & Tanz verantwortlichen Spartenamputation in Rostock Gerrit Wedel oper

4 schlagzeilen

Konzertsaaldebatte in München Die Entscheidung des Bayerischen Mi- nisterpräsidenten Horst Seehofer und des Münchner Oberbürgermeisters Die- ter Reiter, keinen neuen Konzertsaal in München zu bauen, hat bundesweit für Furore gesorgt. Statt eines Neubaus soll der Konzertsaal im Veranstaltungszen- trum Gasteig entkernt und neu gebaut, die Akustik entscheidend verbessert werden. Damit setzten die beiden Poli- tiker einer jahrelangen Diskussion über den Bau eines dritten Konzertsaals in der Landeshauptstadt ein Ende. Wo die Münchner Weltklasse-Orchester wäh- rend der mehrjährigen Sanierungsphase spielen sollen, ist unklar. Christoph Eschenbach. Foto: Ernst von Siemens Musikstiftung/Manu Theobald Die Entscheidung löste zahlreiche Pro- teste aus, unter anderem gab es Kritik Ernst von Siemens Musikpreis für Christoph Eschenbach von Stargeigerin Anne-Sophie Mut- Der internationale Ernst von Siemens eine künstlerische Ausnahmeerschei- ter, die Seehofer „Wortbruch“ vorwarf, Musikpreis geht 2015 an den deut- nung aus, die es – nicht nur vom Diri- vom Chefdirigenten des BR-Sympho- schen Dirigenten Christoph Eschen- gentenpult herab – immer wieder aufs nieorchester Mariss Jansons sowie bach. Die Auszeichnung, die auch als Neue vermöge, Orchester, Solisten und von den privaten Münchner Konzert- „Nobelpreis der Musik“ bezeichnet das Publikum in ihren Bann zu zie- veranstaltern. Der Deutsche Musikrat wird, ist mit 250.000 Euro dotiert. Ins- hen, heißt es in der Begründung für die bezeichnete die Umbaupläne als „die gesamt vergibt die Ernst von Siemens Wahl des Preisträgers. „Er ist ein hoch- schlechteste aller denkbaren Lösungen“. Musikstiftung drei Millionen Euro an vitaler Dirigent und beeindruckender Der renommierte Akustiker Karlheinz Preis- und Fördergeldern, darunter drei Orchestererzieher, dessen Größe in ei- Müller erklärte, die Akustik des Gasteig Komponisten-Förderpreise, über die ner Art natürlicher Autorität liegt, die werde zu Unrecht schlecht geredet. Der sich in diesem Jahr Mark Barden, Bir- Machtgesten und alles Übertriebene, Konzertsaal sei „der beste Mehrzweck- ke Bertelsmeier und Christian Mason allzu Plakative scheut. Dabei überzeugt saal“ der Welt. Gleichzeitig warnte Mül- freuen dürfen. Das Stiftungskuratori- Christoph Eschenbach als Dirigent ge- ler vor einem Debakel beim geplanten um zeichne mit Christoph Eschenbach nauso wie als Pianist und Pädagoge.“ Umbau, der zahlreiche Unwägbarkeiten mit sich bringen könne. Er warnte vor ei- ner „Elbphilharmonie auf Raten“. Musik-Gordi für Mathias Brodkorb? Seit 2013 wird der „Musik-Gordi – der steht, findet sich auch Mecklenburg- Neuer Konzertsaal in Paris gordische Knoten des Musiklebens“ vom Vorpommerns Kulturminister Mathias Und es geht doch: Neue Konzerthäuser Musikforum des Deutschen Musikrates Brodkorb auf der Vorschlagsliste. Über können geplant, finanziert, gebaut und und der neuen musikzeitung im Rah- dessen desaströse Theatersparpolitik eröffnet werden. So geschehen in Paris, men der Internationalen Musikmesse erfahren Sie in diesem Heft mehr im wo das neue Konzerthaus vom franzö- Frankfurt verliehen. „Ausgezeichnet“ Interview mit Rostocks Theaterleitung sischen Architekten Jean Nouvel ent- werden Personen des deutschen Musik- (S. 7-10). Jeder, der in dieser Auswahl worfen und im Januar 2015 eröffnet lebens, die durch kulturpolitische Fehl- einen Favoriten hat, darf also mitstim- wurde. Auch hier gab es eine Zeitverzö- entscheidungen in besonderer Weise auf men: www.musik-gordi.de. Der Preis gerung: Bereits für 2013 war die Eröff- sich aufmerksam gemacht haben. Neu wurde bisher an Harald Augter, Rund- nung geplant gewesen. Die verspätete in diesem Jahr: Es gibt drei Nominierte, funkratsvorsitzender des SWR, und Fertigstellung ließ die Kosten von etwa und das Publikum kann abstimmen, wer Winfried Kretschmann, Ministerpräsi-

200 auf 380 Millionen ansteigen. Und es die Trophäe am Ende erhält. Neben der dent von Baden-Württemberg, vergeben. Ausgabe 02/2015 gibt noch einen Wehrmutstropfen: Ar- Berliner Senatorin für Bildung, Jugend Beide Persönlichkeiten haben wesent- chitekt Nouvel verklagte die städtischen und Wissenschaft, Sandra Scheeres, die liche kulturpolitische Missstände und Bauherren wegen zahlreicher von ihm die katastrophale Situation der Berliner Fehlentscheidungen unter anderem die nicht genehmigter und nicht gewünsch- Musikschulen wesentlich mitverant- Fusion der beiden Klangkörper Radio- oper

ter Eingriffe in seine Pläne. Im April soll wortet, und Jean-Claude Juncker, der Sinfonieorchester Stuttgart und Sinfo- & Tanz in diesem Fall das Urteil gesprochen wer- wegen der kultur- und demokratiefer- nieorchester Baden-Baden / Freiburg mit den. nen TTIP-Verhandlungen in der Kritik zu verantworten.

5 kulturpolitik Brennpunkte

Zur Situation deutscher Theater und Orchester

HTV Annaberg-Buchholz Rostock gemeinsam vor dem Neustrelit- aber war den Mitgliedern des Aufsichts- Am 22.01. und am 02.03.2015 wurden zer Theater für den Erhalt ihrer Theater. rates zu wenig. Nun gibt es eine zweite die Verhandlungen für die Erzgebirgi- Brodkorb soll von ihnen „rote Karten“ Ausschreibungsrunde. Gleichzeitig wur- sche Theater- und Orchester GmbH in erhalten. Der Minister war zur Veran- de bekannt, dass der Geschäftsführer Annaberg-Buchholz fortgesetzt. Nach staltung eingeladen worden, sagte sei- der Kultur GmbH Rolf Stiska das Haus einigen Anlaufschwierigkeiten konnte ne Teilnahme aber ab. Drei Tage später zum 1. August 2016 verlässt. Ein Ver- nun doch noch in zwei weiteren Ver- stand die Entscheidung in der Bürger- tragsverlängerungsangebot für lediglich handlungsrunden eine Einigung gefun- schaft Stralsund an. Dort bildeten die ein Jahr lehnte er ab. Stiska hatte zuletzt den werden. Danach konnte zunächst Fusionsgegner eine Menschenkette. „Die mit fragwürdigen Mitteln versucht, den bei entsprechendem Freizeitausgleich von der Landesregierung geplante Fu- Chor dazu zu bewegen, der in den ande- ein gegenüber der Vergangenheit leicht sion findet große Ablehnung in weiten ren Bereichen des Hauses bereits prakti- geringerer Verzicht für die nächste Lauf- Teilen der Bevölkerung, die sich in die- zierten, rechtlich allerdings höchst frag- zeit vereinbart werden, der zum Ende der ser Aktion manifestieren soll“, schrieb würdigen Teilzeitlösung zuzustimmen. Laufzeit 2017 für das letzte halbe Jahr das „Netzwerk TheaterLeben!“, das die- Die VdO hatte für den Chor ein tarifli- noch einmal verringert werden wird. Um se Menschenkette organisierte. Die Ab- ches Angebot unterbreitet, das von Stis- für die Zukunft die Perspektive zur Rück- stimmung selbst zeigte kein eindeutiges ka allerdings ohne nähere Angabe von kehr in das tarifliche Flächen-Niveau zu Ergebnis, sondern eher ein „Sowohl – Als Gründen abgelehnt worden war. erreichen, soll nun auf tariflich verpflich- auch“. Stralsunds Oberbürgermeister Rostock tender Basis gemeinsam mit den Rechts- Alexander Badrow wurde beauftragt, die Nicht zuletzt wohl auch aufgrund der In- trägern, Vertretern des Kulturraums Fusionsverhandlungen aufzunehmen, tervention der Bundes-SPD (s. den Brief sowie unter Beteiligung der Betriebsräte parallel dazu aber die Chancen für den von Wolfgang Thierse auf der Rückseite und der Gewerkschaften bis zum Ende Erhalt der Eigenständigkeit des Theaters des Heftes) hält auch nach der umstritte- des Jahres 2016 ein Konzept zur schritt- Vorpommern zu prüfen. Abstimmungen nen Entscheidung der Bürgerschaft zum weisen Rückkehr zur Fläche bei gleich- zur Theaterfusion an den anderen Stand- Spartenabbau die Diskussion um die Zu- zeitigem Erhalt der kulturellen Substanz orten folgen Ende März und im April. kunft des Theaters an. und damit der Sparten des Hauses ent- Mathias Brodkorb erklärte unterdessen, wickelt werden. Die ersten verbindlichen er werde am Fusionsmodell festhalten. Inzwischen ist die Prüfung, ob gegen Gespräche hierzu sollen noch vor der Die diskutierten Alternativmodelle für die Entscheidung zum Spartenabbau ein Sommerpause in 2015 erfolgen. die Weiterentwicklung der Theater- und Bürgerbegehren möglich ist, positiv ver- Orchesterstrukturen im Osten des Lan- laufen. Allerdings sei dieses aus Sicht der Staatstheater Nordost des stellten für die Landesregierung kei- Initiatoren zum jetzigen Zeitpunkt weder Nach wie vor steht Mecklenburg-Vor- ne ernstzunehmenden Alternativen dar rechtlich erforderlich noch politisch sinn- pommerns Kulturminister Brodkorb und seien finanziell unrealistisch. voll, da der Beschluss der Bürgerschaft im hinter seinen Plänen einer Fusion der Wortlaut weder betriebswirtschaftlich Theater im Ostteil des Landes: Die Häuser Personalkarussell in Halle noch arbeitsrechtlich umsetzbar sei, so Neubrandenburg-Neustrelitz und Greifs- Aus Protest gegen die Mittelkürzungen Sybille Bachmann, Mitglied der Rostocker wald-Stralsund (Theater Vorpommern) in der Theaterlandschaft Sachsen-An- Bürgerschaft und eine der Initiatoren des sollen zum „Staatstheater Nordost“ ver- halts, die auch für die Bühnen Halle ent- Bürgerbegehrens. Man müsse erst das einigt werden – mit zu erwartenden Ein- scheidende Einschnitte mit sich bringen konkrete Verhandlungsergebnis zwi- schnitten an den einzelnen Standorten. hatte Halles Operndirektor Axel Köhler schen Oberbürgermeister und Bildungs- So sehen die Pläne für Neustrelitz eine eine Vertragsverlängerung abgelehnt. minister abwarten. Schließlich solle auch Sparte „Musikalisches Schauspiel“ vor Die Suche nach einem Nachfolger stellt die Bürgerschaft nicht vorzeitig aus ihrer – was auch immer damit gemeint ist. sich nun als schwierig heraus. Offenbar Verantwortung gelassen werden. Oper einschließlich Opernchor hätten schreckt die theaterferne Kulturpolitik dort dann keine Heimat mehr. Gegen die des Landes geeignete Kandidaten ab. Je- Dennoch werden parallel auch alle weite-

Ausgabe 02/2015 Ausgabe Pläne gibt es weiterhin massiven Wider- denfalls, so meldet es die Mitteldeutsche ren Vorbereitungen für ein Bürgerbegeh-

stand – auch auf Seiten der Bevölkerung. Zeitung, habe sich unter 23 Bewerbern ren gegen den umstrittenen Entscheid Am 9. März demonstrierten Theater- der Bürgerschaft getroffen, für das dann

& Tanz nur ein einziger gefunden, der die nö- freunde aus Stralsund, Greifswald und tigen Qualifikationen mitbrachte. Das 4.000 Unterschriften zu sammeln sind. oper

6 kulturpolitik Tote auf Urlaub Ein Gespräch über die Situation des Theaters Rostock Von Barbara Haack Am 25. Februar hat die Rostocker Bür- gerschaft mehrheitlich für das von Minister Brodkorb und Bürgermeister Methling eingebrachte sogenannte Kooperationsmodell gestimmt. Das bedeutet: Orchester und Schauspiel bleiben eigenständig, bei den Sparten Musiktheater und Tanz soll mit ande- ren Häusern „zusammengearbeitet“ werden. Das als Theater-Kompromiss bezeichnete Modell beinhaltet den Verzicht auf 81 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vornehmlich im künstle- rischen Bereich: der gesamte Chor, alle Tanztheater- und Sängersolisten sowie zwölf weitere Mitarbeiter. Mit dem In- tendanten des Volkstheaters, Sewan Latchinian, dem Kaufmännischen Ge- schäftsführer, Stefan Rosinski, sowie dem stellvertretenden Geschäftsführer der VdO, Gerrit Wedel, führte Barbara Haack zwei Tage nach der Beschlussfas- Sewan Latchinian (li.) und Stefan Rosinski. Foto: Gerrit Wedel sung ein Interview für „Oper & Tanz“. Die komplette Fassung des Gesprächs Sewan Latchinian: Wichtig ist, dass wir tentheater gibt es noch nirgendwo, wir finden Sie im Netz (www.vdoper.de). als Theater diese bittere Enttäuschung können es miterfinden. Hoffentlich eini- über diese verheerende Entscheidung ei- gen wir uns zum Schluss auf das, was wir Oper & Tanz: Zwei Tage nach dem Bür- ner offensichtlich überforderten Bürger- schon immer wollten: auf ein funktionie- gerschafts-Beschluss: Gibt es noch Spiel- schaft erst einmal verarbeiten. Viele Kol- rendes Vierspartentheater. räume? Geht der Kampf weiter? Oder legen und Freunde haben uns geraten, sagen Sie: Das war’s jetzt? Rosinski: In Erfüllung unserer Dienst- unseren Job aus Protest niederzulegen. verträge, die uns anhalten, für das Wohl Stefan Rosinski: Der Bürgerschafts- Das haben wir beide für uns erst einmal der Gesellschaft zu wirken, reagieren beschluss enthält einen Terminplan: anders entschieden. Wir kämpfen an der wir auf eine Beschlusslage, von der wir Kulturminister und Oberbürgermeister Seite unserer Belegschaft weiter. Wir der Meinung sind, dass sie mittelfristig koordinieren zunächst den Finanzrah- werden jetzt versuchen, die Überschrift nicht haltbar ist. Wir glauben, dass sie men, der für die nächsten Jahre gelten über der Beschlussvorlage, die nämlich sogar letztlich zum massiven Schaden soll. Der Beschluss selbst verweist auf zynischerweise „Bürgerbeteiligung am sowohl für die Hansestadt Rostock als das Szenario 3 des actori-Gutachtens. Volkstheater Rostock“ hieß, mit Leben auch für die Gesellschaft führt, und zwar Darin ist genau abgebildet, wie und zu füllen und auf alle möglichen For- betriebswirtschaftlich wie künstlerisch. in welcher Größenordnung der Perso- men der Bürgerbeteiligung abzuheben. Es gibt einen alternativen Weg. Der Weg, nalabbau Jahr für Jahr zu erfolgen hat. Wir finden es sehr sympathisch, dass der dagegen hier eingeschlagen werden Wenn das Fine-Tuning von Ministerium eine Initiative ein Bürgerbegehren er- soll, wird unter Umständen am Ende in und Stadt vorliegt, wird die Theater-Ge- wägt. Wir werden weiter mit unserem den totalen Exit führen und nicht in ein schäftsführung aufgefordert, ein Umset- wichtigsten Argument guter Kunst zu

„Funktionshaus“. Ausgabe 02/2015 zungs-Szenario zu erarbeiten. Dieses soll punkten versuchen, um die Akzeptanz der Bürgerschaft zum 9. September vor- des Volkstheaters zu erhöhen. Mit dem Gerrit Wedel: Ich teile die Meinung, gelegt werden. Dann erst kann und muss Dilettantismus der Beschlussvorlage dass in diesem Begriff auch eine Chan- der so genannte Unternehmer-Beschluss ist auch so manche Chance verbunden. ce besteht. Nach meinem Eindruck hat oper gefasst werden, der die Rechtsgrundlage Der Begriff des „funktionellen Vierspar- in der Bürgerschaft der Gedanke vor- darstellt für unser Handeln in Bezug auf tentheaters“ ist vielleicht ein Glück im geherrscht, man würde hier tatsächlich & Tanz Personalabbau. Unglück. Ein funktionelles Vierspar- vier Sparten eigenständig erhalten.

7 kulturpolitik

O&T: Allerdings ist doch im Vorfeld bereits sehr viel passiert. 25 Jahren fortsetzen. Stefan Rosinski hat drei Jahre lang an Sie selbst haben mit überzeugenden Argumenten versucht, seiner Front gekämpft und das Haus wirtschaftlich konsoli- Klarheit und Transparenz zu schaffen. Das ist aber bisher of- diert. Auch meine künstlerische Arbeit des letzten Jahres war fenbar nicht gelungen. Wie versuchen Sie, bis zum 9. Septem- positiv. Aber wir können diesen Erosionsprozess von über 25 ber einen Weg zu finden, tatsächlich zu überzeugen? Was ma- Jahren in so kurzer Zeit nicht kippen. chen Sie ab jetzt anders? Wedel: Bei allen Konsolidierungsbemühungen müssen Sie sich Latchinian: Wir haben alle viel getan, aber tatsächlich noch allerdings auch einen Vorwurf gefallen lassen: Haben Sie nicht nicht genug. Ich habe wirklich an eine Art kollektive Weisheit den Weg selbst geebnet durch den Ausstieg aus dem Bühnen- der Bürgerschaft geglaubt. Ich war da in manchem noch zu naiv. verein, durch die Ablösung von der Tarifbindung? Das mag Ih- Insofern sind wir jetzt in einer knallharten Realität angekom- nen zwar auf der einen Seite die Möglichkeit eingeräumt haben, men, die eine Eigendynamik entwickeln könnte, auf der Seite der Überschüsse zu erwirtschaften. Auf der anderen Seite ist es Bürger, aber auch auf unserer Seite. Wir wissen jetzt ganz genau, jetzt aber auch dadurch zur Falle geworden, dass die Rückkehr wo die Frontlinie dieses Kulturkampfes verläuft, wer Freund, zur Fläche gefordert wird und dadurch eine Lücke entstanden wer Feind ist. Es war eine namentliche Abstimmung. ist, die politisch nun wieder ausgenutzt wird. Rosinski: Wie gelingt es jetzt, das Blatt zu wenden? Da sehe Rosinski: Bis zu unserem Austritt aus dem Bühnenverein muss- ich zwei Aspekte. Auffällig ist, dass in mehreren Redebeiträ- ten wir von der Politik ständig hören, dass Konsolidierungs- gen in der Bürgerschaft das mangelnde Engagement der Men- maßnahmen vorzunehmen seien, weil die Flächentarife selbst- schen auf der Straße kritisiert wurde. Die Politiker haben au- verständlich nicht kompensiert werden könnten. Da gab es einen genscheinlich das Gefühl, dass sie bei ihrer Entscheidung keine enormen Druck. Die Mitglieder der Bürgerschaft, der Oberbür- große zivilgesellschaft- germeister, der Kultur- liche Gegenbewegung minister, alle haben das außerhalb des Theaters Bazon Brock hat mir gegenüber einmal scherzhaft ge- nahegelegt. In der Kon- fürchten müssen. Zudem meint, wir sollten in Rostock doch Christoph Schlingen- sequenz hat die Bürger- hat der CDU-Fraktions- siefs Opernhaus-Modell errichten, denn Mecklenburg- schaft schließlich den chef von einer „Enter- Vorpommern sei das eigentliche kulturpolitische Afrika Austritt aus dem Büh- dung“ des Theaters auf- Deutschlands… nenverein beschlossen, grund der mangelhaf- und wir haben einen ten Einnahmequote gesprochen. Diese Verbindung zwischen alternativen Vorschlag gemeinsam mit den Gewerkschaften er- der Legitimitätsfrage des Theaters und einem quantifizierten arbeitet. Doch jetzt heißt es plötzlich: alle Maschinen auf Stopp Nachfragemarkt ist eine Form der ökonomisierten Betrach- und Marsch zurück. Der Eindruck lässt sich nicht vermeiden, tung von Theater und Kultur. Das scheint heute das letzte noch dass hier offenbar nach Strategien gesucht wird, die Latte immer verbliebene kulturpolitische Referenzmodell in der Theaterde- wieder nach oben zu ziehen. Es geht wohl um eine grundsätzli- batte zu sein. Auf jeden Fall ist es wichtig, dass die Menschen che Strukturentscheidung; denn das wird immer wieder gesagt: der Stadt sich in der Theater-Frage öffentlich engagieren. Ob Ein Vierspartentheater sei zu groß für diese Hansestadt. das gelingt? Das bleibt abzuwarten, denn die Abstimmung für Wedel: Meines Erachtens war dieser Austritt eine überhastete Kulturangebote scheint eher mit den Füßen zu geschehen, die Entscheidung. Wir hätten damals hier am Tisch zu einem Er- sich ins Theater bewegen, mit den 120.000 Karten, die wir im gebnis kommen können und hätten dann einen starken Part- Jahr verkaufen, als mit dem Schild in der Hand auf dem Markt- ner weiter im Boot gehabt. Wir haben doch seit Jahren über Lö- platz. Die Saalauslastung interessiert die Politiker zum jetzi- sungen nachgedacht, die sich von den Tarifen möglicherweise gen Zeitpunkt nicht mehr. ein bisschen entfernen – so wie wir es auch an vielen anderen Die zweite Option ist, an die Abgeordneten der Bürgerschaft Orten getan haben. Wir waren hier schon so weit, funktionsfä- heranzutreten und Überzeugungsarbeit zu leisten. Darzustel- hige Alternativmodelle zu entwickeln. Warum haben Sie sich len, dass es um einen Verlust geht, der qualitativ und nicht nur außerstande gesehen, diese Gespräche zum damaligen Zeit- quantitativ in seinen betriebswirtschaftlichen Risiken disku- punkt zum Ziel zu führen? tiert werden muss: In welcher Tradition stehen wir? Was hat Rosinski: Es gab damals keine politische Mehrheit. Das hing an das für unsere Identität als Stadtgesellschaft zu bedeuten? der Frage des Orchesters. Das Angebot des Orchesters wurde Welchen Mehrwert hat Kultur für Heranwachsende und Fami- als unzureichend empfunden. Der Bühnenverein hat auch kei- lien? Das wird eine schwere Diskussion vor dem Hintergrund ne Chancen gesehen, das entsprechend der politischen Erwar- der Debatte, die wir jetzt in der Bürgerschaft erlebt haben. Ba- tungen zu verhandeln. zon Brock hat mir gegenüber einmal scherzhaft gemeint, wir sollten in Rostock doch Christoph Schlingensiefs Opernhaus- Wedel: Nichtsdestotrotz gibt es einen Tarifvertrag für das Modell errichten, denn Mecklenburg-Vorpommern sei das ei- Orchester. Vor diesem Hintergrund verstehe ich nicht, dass es Ausgabe 02/2015 Ausgabe gentliche kulturpolitische Afrika Deutschlands… nicht möglich ist, die von uns vorgeschlagenen Konzepte zu verfolgen. Latchinian: Wir baden hier auch Erosionsprozesse aus, die zum & Tanz Teil schon in der DDR begonnen haben und sich jetzt seit über Latchinian: In dem Fall sitzen wir aber nun seit mehreren Mo- oper

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naten in einem Boot. schaft im Vorfeld des Beschlusses Argu- Wir wollen das glei- mente und Zahlen präsentiert, die man che und müssen jetzt eigentlich nicht ignorieren konnte. Wege dafür finden. Rosinski: Der Entscheidungsdruck war Wir haben aus sozi- zu massiv, weil es nicht nur um Rostock aler Verantwortung ging, sondern um die Landespolitik. Die- erst einmal die Wege sem politischen Druck konnten sich die beschritten, die wir Abgeordneten im Moment der Beschluss- beschreiten mussten. vorlage nicht entziehen. Aber jetzt wollen wir gern gemeinsam mit Wedel: Das lässt aber doch an den de- den Gewerkschaften mokratischen Strukturen zweifeln: dass so viel Flächentarif wie hier gar kein Raum gegeben wird, sich möglich herausholen, mit den sachlichen Argumenten wirklich aber auch die vier Spar- auseinanderzusetzen. Das muss doch ten und alle Arbeits- auch Wellen über Rostock hinaus schla- Das Gemälde im Büro des Rostocker Intendanten spricht Bände... Foto: Wedel plätze bewahren. gen. Das kann doch auch die Bundespoli- tik nicht unkommentiert lassen. Wedel: In der Beschlussvorlage steht, Latchinian: Deshalb finden wir den man wolle keine betriebsbedingten Beschluss ja falsch. Wir wollen ihn kip- Latchinian: Es ist zum Teil sicher schon Kündigungen vornehmen. Ich habe pen. Sicher werden wir erst einmal Zu- in der Bundespolitik angekommen. den Oberbürgermeister gefragt, ob das arbeiten leisten. Aber dass wir diesen Sehr vielversprechend ist ja, dass Alt- auch für die Beendigung von künstleri- Beschluss kreativ unterstützen werden, bundestagspräsident Wolfgang Thierse schen Arbeitsverhältnissen gilt. Er hat davon kann niemand ausgehen. seinen Parteigenossen Brodkorb öf- darauf ausweichend geantwortet, im fentlich gerüffelt hat. Auch in der Dis- O&T: Sie schreiben also jetzt ein Umset- künstlerischen Bereich gälten ja ande- kussion um den Theater-Neubau, die ja zungskonzept und gehen davon aus, dass re arbeitsrechtliche Voraussetzungen. bisher reduziert wird auf die Kommune es nicht angenommen wird? Für mich war das nichts anderes als die und das Land, gibt es Signale, dass der Ankündigung, man wolle hier in jedem Rosinski: Wir untersuchen ein Umset- Bund eventuell mit einsteigen könnte. Falle betriebsbedingte Beendigungen zungskonzept, von dem wir selber noch Das würde das Erpressungspotenzial von Arbeitsverhältnissen schaffen. Das nicht genau wissen, was das Ergebnis ist. des Kulturministers in Sachen Neubau kann aber doch nicht der Wille der Bür- Actori hatte Zahlen aus 2013 zugrunde schon wieder stark relativieren. gerschaft gewesen sein. gelegt. Vielleicht sind es ja nicht 80, son- O&T: Welche Rolle spielt die Landespo- dern 120 Stellen, die wir zur Erreichung Latchinian: Die haben das billigend in litik, welche Rolle spielt Kulturminister der Finanzvorgaben abbauen müssten. Kauf genommen. Brodkorb? Ist das dann immer noch der politische Wedel: Das heißt, dass Sie beide jetzt Wille? Rosinski: Er war sehr fleißig. Er war, wie Konzepte erarbeiten müssen, die genau wir hören, mehrfach in allen Fraktionen Erst wenn der ganze Sachverhalt in letz- diese Abschaffung der Arbeitsverhält- vorstellig. Er hat keine Scheu, auch ein- ter Konsequenz geklärt ist, wird jeder nisse vorsehen. zelne Personen anzurufen und mit ihnen für sich entscheiden müssen: Will ich das Gespräch zu suchen. Rosinski: Davon gehe ich aus. Das acto- Teil davon sein? Oder verlasse ich das ri-Papier hat eine klare Agenda, wie die- Haus? Aber vorher müssen wir das seriös Wedel: Leider stellt er sich nicht der Dis- ser Personalabbau erfolgen soll: In 2017 durchprüfen. Wenn es deutlich mehr kussion in der Öffentlichkeit. Er hat ge- sollen die Personalkosten bereits um Stellen sind, reden wir nicht mehr über rade aktuell seinen Besuch in Neustrelitz 1,67 Millionen gesenkt worden sein. 47 Spartenschließungen; das ginge dann abgesagt, wo am 9. März eine Demons- Vollstellen wären dann abgebaut. Diese tief ins Gefüge des Hauses. tration stattfinden soll. Er hat offenbar Stellen würden den gesamten Tanz- und nicht den Mumm, sich dem zu stellen. Latchinian: Wir nehmen diesen Be- Musiktheaterbetrieb vollumfänglich be- schluss also nicht ernst, aber wir nehmen Rosinski: Auch die Ostsee-Zeitung hat treffen; von einem „Kooperationsmodell“ ihn wörtlich. Wir spielen ihn mit zusam- mehrfach versucht, mit ihm hier ein Dis- kann dann nicht mehr die Rede sein. Wir

mengebissenen Zähnen rechnerisch und kussionsforum zu organisieren. Das hat Ausgabe 02/2015 sprechen hier noch nicht von den klassi- künstlerisch durch in der festen Über- er jedes Mal abgesagt. Er nimmt in dem schen betriebsbedingten Kündigungen, zeugung, dass das die Grundlage wird hiesigen Machtspiel eine ganz wesentli- sondern von Nicht-Verlängerungen aus für eine Arbeitsebene, auf der von allen che Rolle ein. Und er hat einen starken betriebsbedingten Gründen. Ohne diese Beteiligten ganz sachlich festgestellt Rückhalt durch den Ministerpräsiden- oper ließe sich das Finanzziel, das dem in der

werden kann: So geht es nicht. ten. Der Kulturminister könnte sich & Tanz Bürgerschaft gefassten Beschluss zugrun- sonst mit seiner Position nicht so weit de liegt, überhaupt nicht realisieren. O&T: Sie haben allerdings der Bürger- durchsetzen.

9 kulturpolitik

O&T: Sie haben von einem alternativen spartenübergreifend zu produzieren, durch das Theater zu erwirtschaften Weg gesprochen. Wie könnte der, wirt- alle Sparten gleich zu behandeln und sein soll. Wie kann das gehen, wenn ich schaftlich wie künstlerisch, aussehen? zwei zusätzliche Sparten zu etablieren, nur noch ein Schauspiel habe und ein nämlich das Figurentheater und die Bür- Riesenorchester, dem die Infrastruktur Rosinski: Was uns hier wirklich das gerbühne. Es geht darum, künstlerisch fehlt, um ausgelastet zu sein? Genick bricht, ist gar nicht die Frage: ambitionierter und gesellschaftlich rele- Flächentarif oder nicht? Maßgeblich in Rosinski: Das actori-Papier geht davon vanter zu arbeiten. Es hat auch mit einer dem vorliegenden Rechenmodell ist die aus, dass die Jahres-Einnahmen von zir- höheren Zahl von Premieren und Forma- gewaltige Neubaumiete, die gar keine ka 770.000 Euro, die heute Schauspiel ten zu tun, mit mehr Wagnissen, Expe- Neubaumiete ist, sondern eine Refinan- und Konzert generieren, um 830.000 rimenten, Ur- und Erstaufführungen. zierungszahlung, die nach dem Zah- Euro steigen müssten, um das Finanzziel Es hat mit einer Steigerung der Qualität lenmaterial auch dann erfolgt, wenn es zu erreichen. Also mehr als das Doppelte. aller Künstler zu tun: derer in den ein- diesen Neubau noch gar nicht gibt. Das zelnen Ensembles und derer, die als Gäste Latchinian: Das sind die Fehler, auf die Volkstheater soll ab 2018 einen Betrag bei uns arbeiten. Wir wollen viel mehr in wir bauen und die den Bürgerschaftsmit- von 2,46 Millionen Euro aus seinem Bud- die Stadtgesellschaft hineingehen, uns gliedern so nicht klar waren. get an Stadt und Land zur Refinanzie- mehr vernetzen mit all den identifika- rung der Investitionskosten zahlen. Die O&T: Die Premiere „Aufstieg und Fall tionsstiftenden Knotenpunkten in der sollen zukünftig in den 18 Millionen-Zu- der Stadt Mahagonny“ steht unmittelbar Stadtgesellschaft. Es hat etwas zu tun mit schuss eingerechnet werden. Wir haben bevor. Wie sieht es aus mit der Motiva- neuen Spielstätten innerhalb der Stadt. es nicht geschafft, den Zuschuss für den tion der Menschen auf der Bühne: Sind Wir haben zum Beispiel eine Inszenie- laufenden Betrieb von dieser neuen Bau- die eher frustriert – oder machen sie en- rung im Bunker, ein Projekt in der Braue- finanzierung zu trennen. gagiert weiter? rei realisiert. Wir spielen in der Straßen- Wedel: Das ist ganz eindeutig eine Kür- bahn… Wichtig ist auch die pädagogische Latchinian: Sie sind betroffen, aber sie zung des Zuschusses. und bildungspolitische Aufgabe dieses sagen auch: jetzt erst recht. Das sind ja Theaters. Die ist nur mit einem Apparat hier seit 25 Jahren ähnliche Bedingungen, Latchinian: Deshalb müssen wir für an- zu meistern, der vollständig ist. über die man frustriert sein könnte. Aber dere Modelle werben. Es gibt ja in ande- die Kollegen aller ren Städten, in anderen Bundesländern Sparten stemmen andere Modelle, wie eine Sanierung oder Sehr vielversprechend ist ja, dass Altbundes- auf und hinter der ein Neubau finanziert werden kann. tagspräsident Wolfgang Thierse seinen Partei- Bühne immer wieder genossen Brodkorb öffentlich gerüffelt hat. Rosinski: Diese 2,46 Millionen aus un- tolle Kunstereignis- serem Budget können wir nicht konsoli- se. Sie sind Kummer dieren. Wenn sich in dieser Frage hier in gewohnt, sie sind Wedel: Das Rostocker Theater hat auf Rostock nichts tut, können wir auch kein Tote auf Urlaub, wenn man so will. der pädagogischen Ebene auf vorbildli- alternatives Modell anbieten. che Weise ein Programm angestoßen, Rosinski: Wir hatten gestern eine tolle Latchinian: Unser Solidarmodell, das das jetzt gerade anfängt Fuß zu fassen. Generalprobe. Vorher gab es eine Vollver- wir dem Kooperationsmodell entgegen- Das wäre zum Scheitern verurteilt. sammlung, da flossen auch Tränen. Die setzen könnten, sieht so aus: Akzep- große Bestürzung, die Wut, der Schock Rosinski: Uns wird ja von der Politik in tanz der Deckelung der Zuschüsse auf waren spürbar. Dass die Kollegen sich der Stadt, aber auch von Mathias Brod- 16,6 Millionen bis 2019; eine vorsichti- ein paar Stunden später hinstellen und korb, permanent vorgeworfen, wir seien ge Tarifdynamisierung von 1,5 Prozent; mit dieser Professionalität und diesem nicht erfolgreich. Das wird an der Zahl Beibehaltung aller Stellen und Sparten; Engagement ihre Leistung erbringen, ist der Zuschauer gemessen. Das hat aller- Steigerung der Akzeptanz beim Publi- bewundernswert. dings mit der räumlichen Situation zu kum durch künstlerische Erfolge; da- tun. Wir haben ja nur eine einzige große Wedel: Die Premiere eines Stückes wie durch eine Erhöhung der Einnahmen; Bühne, das eine Haus. Wenn wir den Auf- „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagon- eine Ermöglichung von Sponsoring, was trag eines Stadttheaters ernst nehmen, ny“ stellt sich gerade als recht bezeich- jetzt komplett unmöglich ist, weil sich das heißt ein breitgefächertes Angebot nend dar. niemand in dieser Krise das Image des zu erstellen, limitiert uns die räumliche Volkstheaters in die Firma holt. Latchinian: Dass es so aktuell auf den Situation so, dass wir weniger Vorstel- Punkt passt, konnten wir nicht ah- O&T: Wie sehen die künstlerischen Ide- lungsangebote machen können, weil die nen. Aber dass wir dieses Stück auf den en bis 2018 aus? Räume durch die Endproben belegt sind. Spielplan gesetzt haben, dass wir in der Das führt zu einer relativen Überschau- Latchinian: Wir haben damit begonnen, Stadtgesellschaft ein Bewusstsein dafür

Ausgabe 02/2015 Ausgabe barkeit von Vorstellungszahlen. ein künstlerisches Konzept zu realisie- bilden wollen, wann eine Stadt aufsteigt ren, von dem wir schon relativ viel in Wedel: Das Konzept sieht vor, dass trotz und wie sie untergeht, das hatte schon

& Tanz relativ kurzer Zeit sichtbar gemacht ha- der künstlerischen Amputationen ein auch etwas mit dem Wissen um die Si-

oper ben. Dabei geht es darum, sehr viel mehr erhebliches Maß an Mehreinnahmen tuation in der Hansestadt zu tun.

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Kontroverse über ein vielschichtiges Thema Operettensymposium an der Komischen Oper Berlin Von Albrecht Dümling

Die Wiederbelebung der Berliner Ope- Kosky erklärte diese Trennung für ein diese Trennung scheißegal.“ Gegen seine rette gehört zu den erklärten Zielen typisch deutsches Phänomen, für das eigene Marketing-Abteilung, die immer Barrie Koskys. Der Intendant und Chef- noch Oper und Operette unterscheide, regisseur der Komischen Oper Berlin habe er sich nicht durchsetzen können. bekennt sich damit zu den Traditionen Er fasse beides unter dem Begriff Mu- seines Hauses, dessen Vorgängerbau siktheater zusammen. Zu einer Trennung bis 1944 als Metropol-Theater vor allem anderer Art kam er, als er die Operette der Operette diente. Eingebettet in ein zu einer spezifisch jüdischen Kunstform Operettenfestival mit der „Schönen He- erklärte. Ein „arisierter Kálmán“ wie bei lena“, mit „Ball im Savoy“, „Eine Frau, Christian Thielemann („sonst ein wun- die weiß, was sie will“, „Clivia“ und der derbarer Dirigent“) sei für ihn unerträg- „Fledermaus“ suchte ein Symposium lich. Ist denn nicht die Gegenüberstellung zusätzlich zur historischen Legitimation von U und E in Wahrheit unverarbeiteter des Aufführungsorts nach weiteren Er- Antisemitismus? klärungen für die Renaissance dieser Von so heiklen Fragen lenkte Ulrich Lenz Kunstform. ab, indem er versuchsweise den zur Dis- „Kunst der Oberfläche – Operette zwi- kussion stehenden Gegensatz durch den schen Bravour und Banalität“, so hatten von Ernst und Komik ersetzte. In der Ulrich Lenz (Komische Oper Berlin), Bet- griechischen Antike, in der Satyrspiel und tina Brandl-Risi und Clemens Risi (beide Komödie die Tragödie ergänzten, und in Universität Erlangen-Nürnberg) die von Mozarts „Zauberflöte“ waren beide Be- ihnen organisierte dreitägige Veranstal- Operettenfreund Barrie Kosky. Foto: Gunnar Geller reiche noch vereint. Sie trennten sich, so tung überschrieben. Dem in der Ope- Kosky, aus Angst vor subversivem Humor. rette dominierenden Interesse an der Martin Luther und der Protestantismus Dieser wolle nicht bloß bestätigen und spektakulären Ausstattung versuchten mitverantwortlich seien. In der Wei- unterhalten, sondern sein Publikum auch sie neue ästhetische Würde zu verleihen, marer Republik hätte dieser Gegensatz verändern. indem sie sich auf Theoretiker wie Sieg- an Geltung verloren – schließlich seien Die Frage nach der Trennung von hoher fried Kracauer und Helmut Lethen berie- Bruno Walter und Otto Klemperer auch und niederer Kunst war mit dieser Po- fen: „Eine Konzentration auf die Vielge- Jazzfans gewesen. Mehr Verständnis für diumsdiskussion keineswegs abschlie- staltigkeit der Oberfläche(n) und ihrer die Trennung von E und U äußerte der ßend geklärt. Zu Recht wurde aus dem Strukturen vermag die lange Zeit gültige Philosoph Georg W. Bertram (FU Berlin), Publikum die Ausblendung sozialer und Dichotomie von Oberflächlichkeit (ver- der auf den Kunstcharakter hinwies, den geschichtlicher Fragen bemängelt. Tat- standen als Banalität) sächlich wurzelt die und Tiefenstruktur Hochkultur im Bür- aufzulösen, indem die Von einer Differenzierung zwischen E und U will Barrie gertum, das in der Substanz der Phäno- Kosky nichts wissen: „Als Künstler ist mir diese Trennung Weimarer Republik mene auf ihren äuße- scheissegal.“ in die Krise geriet. ren Erscheinungsfor- Ausgabe 02/2015 Im Unterschied zu men verortet wird.“ ernste Kunst reflektiere. Sie stelle Fra- den Hoftheatern, so Marion Linhardt gen und verändere den Betrachter, wäh- Zwischen Ernst und Unterhaltung (Universität Bayreuth), waren die städ- rend Unterhaltungskunst vor allem der Mit der Gegenüberstellung von Ober- tischen Theater auf Subventionen ange- Bestätigung diene. oper fläche und Tiefenstruktur kam wie von wiesen; sie mussten sich deshalb von den selbst die Polarität von E und U, von Un- Von solchen Differenzierungen wollte kommerziellen Bühnen abheben und den & Tanz terhaltung und Ernst, ins Spiel. Barrie Kosky nichts wissen: „Als Künstler ist mir ernsthaften Bildungscharakter ihrer Tä-

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Operetten-Begleitprogramm der Komischen Oper, hier mit „Clivia“. Foto: Iko Freese/drama-berlin

tigkeit nachweisen. Das Metropol-Thea- Ernsthafter setzten sich Iris Danke- verschiedenen Typen von Operettendi- ter, auf das sich Kosky beruft, war dage- meyer und Rainer Simon mit Adorno aus- ven, während Stefan Frey am Beispiel gen ein kommerzielles Haus, das sogar einander, für den die Operette zur kriti- von Käthe Dorsch und Richard Tauber mehrfach in Konkurs ging, zuletzt 1932 sierten Kulturindustrie gehörte, der aber über genreüberspringende Grenzgänger unter Führung der Gebrüder Rotter. Von – wie Karl Kraus – referierte. einer öffentlichen Subventionierung, bewunderte. Der Theaterwissenschaft- Es bedeutete für den Opernsänger Ri- wie sie heute die Komische Oper genießt, ler und Buchautor Stefan Frey gestand chard Tauber durchaus ein Wagnis, als war damals nicht die Rede. Barrie Kosky freimütig, erst über Adorno zu Franz er 1926 mit der Titelfigur in Lehárs „Pa- braucht heute die Unterscheidung von E Lehár und Oscar Straus gefunden zu ganini“ erstmals eine Operettenrolle und U deshalb nicht mehr zu interessie- haben. Für jazznahe Operetten, Revuen übernahm. Franz Schreker war entsetzt ren, da er die Privilegien der subventio- und Musicals hatte dieser Frankfurter und bewertete Taubers Entscheidung nierten Hochkultur genießt. Philosoph allerdings kein Verständnis. als Verrat. Die von Tauber übernomme- Theodor W. Adorno, der als Apologet der Fortschritte der Operettenforschung nen Rollen, so auch die des Goethe in Hochkultur einst die Berliner Operette Für Theater- und Musikwissenschaft- Lehárs „Friederike“, waren allerdings als „abscheuliche Ausgeburt“ charakteri- ler war die Operette jahrzehntelang ein keine typischen Operettenrollen, son- sierte, fungierte auf dem Symposium als abseitiges Terrain gewesen. Der Litera- dern Verweise auf die Hochkultur. Die Negativfigur. Für Katharine Mehrling, turwissenschaftler Volker Klotz hatte Trennung zwischen U und E war also die Darstellerin der Daisy Darlington zu den wenigen Akademikern gehört, noch vorhanden und wurde reflektiert. in Paul Abrahams Jazz-Operette „Ball die überhaupt über diese Kunstform Der Übertritt von der Oper zur Operette im Savoy“, war es ein Leichtes, Adornos publizierten. Da sich dies inzwischen wurde außerdem durch hohe Gagen we- Operetten-Reflexionen als Äußerungen geändert hat, wurden auf dem Berli- sentlich gefördert. Mit einer Abendgage eines verklemmten Schreibtischtäters ner Symposium neuere Forschungser- bis zu 2.500 Reichsmark erzielte Tauber zu entlarven. Mit strenger Brille auf der gebnisse vorgetragen. So erinnerte der höhere Einkünfte als Furtwängler oder Nase trug sie, passend zur „Frankfurter Musikologe Jens Gerrit Papenburg an Strauss. Opernstars wie Michael Bohnen Ausgabe 02/2015 Ausgabe Schule“, einzelne Passagen auf Hessisch frühe afroamerikanische Einflüsse auf oder Gitta Alpár folgten seinem Beispiel vor und geriet beim Begriff „dialektisch“ Operette und Revue. Die Literaturwis- deshalb gerne, um sich dann – ebenfalls & Tanz ins Stottern: „Dialektisch, lek-tisch, leck senschaftlerin Ethel Matala de Mazza aus finanziellen Gründen – schließlich

oper dich! … I like that!“ differenzierte eindrucksvoll zwischen dem Tonfilm zuzuwenden.

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Weitere Referate und Diskussionen umkreisten Fragen von auf die Darsteller übertrage und die sich dem Publikum mittei- Gender und Sexualität in der Operette sowie nicht zuletzt le. Tatsächlich lebt seine jüngste Inszenierung, „Eine Frau, die das Schicksal dieser Kunstform weiß, was sie will“ von Oscar im NS-Staat. Der Musikwissen- Straus und Alfred Grünwald, Koskys Operettenkonzept besteht in seiner schaftler Kevin Clarke, der 2005 vor allem vom Tempo, vom ver- Energie, die er auf die Darsteller und das die Dresdner Tagung „Operette blüffend schnellen Rollenwech- publikum überträgt. unterm Hakenkreuz“ organisiert sel der beiden Darsteller Dag- hatte, analysierte Operetten der mar Manzel und Max Hopp. NS-Zeit als Zeitspiegel, wäh- Gerade hier zeigt sich, dass un- rend sein Münchner Kollege Matthias Kauffmann Elemente gewöhnliche Besetzungen – in diesem Fall die Beschränkung der Volksgemeinschafts-Ideologie in damaligen Aufführungen auf nur zwei Darsteller – den Kern von Koskys Inszenierungs- nachwies. konzept ausmachen. Beim „Ball im Savoy“ war es sein Coup, die Rolle der Tangolita der als Opernsängerin bekannten Mezzo- Operetteninszenierung heute sopranistin Agnes Zwierko anzuvertrauen. In „Clivia“ übergab Ergänzend zu den vor und nach dem Symposium gezeigten Ope- er die beiden Hauptrollen zwei Mitgliedern der „Geschwister rettenaufführungen, die schon reichlich Anschauungsmaterial Pfister“, wobei Christoph Marti die weibliche Hauptfigur spiel- boten, wurde gefragt und diskutiert, was einen Operettenstar te. ausmacht und wie heute Operette auf die Bühne gestellt wer- den kann. Ryan Minor (New York), Mitherausgeber des „Opera Solche ausgefallenen Besetzungen sind allerdings nicht neu. Quarterly“, überraschte mit der Feststellung, dass die Ko- mische Oper entgegen dem Bekenntnis ihres Intendan- ten deutlich zwischen Oper und Operette unterscheide. Denn anders als bei seinen Operninszenierungen ver- zichte Kosky bei den Operet- ten auf eine konzeptionelle Rahmung. Diese werde ins Programmheft oder in Dis- kussionen nach der Auffüh- rung verlagert. Als Beispiel nannte Minor die konventio- nelle Inszenierung des „Ball im Savoy“, aus welcher nur die Zugabe ausbreche – das gemeinsam gesungene „Reich mir zum Abschied noch ein- mal die Hände“ als sentimen- „Eine Frau, die weiß, was sie will“ mit Dagmar Manzel und Max Hopp. Foto: Iko Freese/drama-berlin tale Geste für Paul Abraham, den von den Nazis verfolgten Kom- Kosky folgt damit dem Vorbild der Gebrüder Rotter, die für ponisten. Lehárs „Friederike“ zwei operettenferne Stars engagierten: Tobias Bonn, Gründungsmitglied der „Geschwister Pfister“, die Schauspielerin Käthe Dorsch und den Opernsänger Fritz murrte angesichts dieser Diagnose, gab dann aber zu, dass Tauber. Dass Frauenrollen von Männern gespielt werden (und ihn Kosky bei Dostals „Clivia“ aufgefordert hatte: „Hör‘ auf umgekehrt) – das gab es jedoch damals noch kaum. Im Aus- zu reflektieren!“ Eine zweite Ebene sei ausdrücklich nicht leben der Sinnlichkeit, der Befreiung von Geschlechterrollen gewünscht worden, wohl aber die Einfühlung ins Berlin der und der Übertreibung des Verrückten geht Kosky weit über die Entstehungszeit. Zu diesem Zweck hatte Bonn sich in seinen von ihm verehrten 20er-Jahre hinaus. Er durchbricht damit die Gesten an damaligen Filmen orientiert. Der Schauspieler-Sän- züchtige Bravheit, die als Erbe des Dritten Reiches noch allzu ger-Tänzer Helmut Baumann, einst Intendant am Theater des lange die deutsche Operettenlandschaft geprägt hatte. Seinem Ausgabe 02/2015 Westens, bestätigte, dass man sich durch historische Zitate am Beispiel folgen inzwischen auch andere Bühnen. Wie schon zu besten an die Operette annähere. „Das war in den 80er-Jahren den Zeiten Walter Felsensteins übernimmt die Komische Oper noch ganz anders.“ Berlin damit wieder eine Vorbildfunktion. oper

Kosky habe bei seinen Operetten-Inszenierungen durchaus ein & Tanz Bühnenkonzept, hieß es. Es bestehe in seiner Energie, die er

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Der Theater-Website-Check: Staatstheater Mainz von Martin Hufner

Erst vor kurzem ist mit dem Intendan- tenwechsel in Mainz auch eine neue Website aufgesetzt worden. Diese sieht dabei zunächst gar nicht aus wie eine Website, vielmehr wird eine ausgewähl- te Produktion bildschirmfüllend plat- ziert: Zack! Scrollt man weiter, kommt die nächste und weiter dann die dritte. Prominenter und zielsicherer kann man seine Website-Nutzer fast nicht führen. Erst die dritte Scroll-Aktion führt auf eine Übersichtsseite, aber auch hier sind auf dem Bildschirm wirr verteilt weitere Produktionen des Hauses mit Bildchen und Titel gelistet. Das ist sicher nicht je- dermanns Geschmack, aber von der Lo- gik her für so ein Theater gar nicht falsch. Bevor in der Fußleiste dann so ziemlich rauf hin. Nicht nur das, man verlinkt Die Website des Staatstheaters Mainz ist alles gelinkt ist, was wichtig ist, gibt es auch auf entsprechende Plugins für die nämlich sicher nicht der Ort, an dem man noch drei Hauptpunkte, die man wählen Browser, um das Tracking zu unterbin- immer wieder aktuell über Neuigkeiten kann: Spielplan, Karten kaufen und Ser- den. Ein bisschen juristisches Kauder- informiert werden oder in die Tiefen der vice. Das wirkt fast schon etwas schüch- welsch findet sich aber auch: „Wir möch- Archive steigen will. Da kommt so eine tern und funktional. Drei beschriftete ten ausdrücklich darauf hinweisen, dass fast überwältigende Anmutung gerade Icons auf grauem Grund. Und Klick. es sich bei den bereit gehaltenen Werken recht, bloß nicht mit zu viel Informatio- Beim Spielplan findet man alle nötigen nicht um (freie) amtliche Werke im Sinne nen vom Wesentlichen abzulenken. Informationen zur jeweiligen Produkti- des § 5 UrhG handelt.“ on, sogar mit Kritikauszügen. Freilich muss man schon ahnen, dass Social Media der Hase so läuft, und man muss ahnen, Online-Kartenkauf Bei Twitter (seit 2012) hat man 928 Fol- dass dieser kleine Stern im Kreis rechts Kartenkauf geht auch, mit den bekann- lower, folgt selber aber nur 9 Twitterern. oben in der Ecke der Knopf ist, den man ten Einschränkungen, als Dienstleister Bei Facebook (seit 2009) kann man auf bedienen muss, will man sich bei der nutzt man das System von Eventim. Aber mehr als 6.300 Fans verweisen. Wie so Navigation durch die Seite etwas helfen man weiß nicht, ob die Dinge wirklich häufig in diesem Geschäft: Beide Kanäle lassen. Wenn nicht, wird man auch nicht über sichere Verbindungen abgewickelt mit ordentlichem Einsatz zu verfolgen, gerade auf der Website untergehen. Aber werden und welche Zahlungsmodalitä- dürfte zu anstrengend sein – man ist, das ist schon mutig. Man setzt hier in ten gelten. Zuerst muss man sich aber re- das darf man nicht vergessen, ein Thea- Mainz gewiss nicht auf Namen, sondern gistrieren lassen. Warum? Welche Katze ter und kein Online-Magazin. auf Schall und Rauch – und das ist jetzt wollen die einem im Sack unterjubeln? Ein bisschen komisch für ein Theater in durchaus positiv gemeint! Das Theater Ein bisschen mehr Transparenz wäre Deutschland wirkt die Webadresse www. selbst ist der Mittelpunkt und das, was es zu wünschen. Aber der Karten-Shop ist staatstheater-mainz.com, obwohl die an Produktionen auswirft. Kommunika- im Effekt noch vom alten Webauftritt .de-Endung durchaus auch dem Theater tion im Sinne von Gespräch ist hier nicht übrig geblieben, davon zeugen einige gehört und dann auf die .com-Adresse das erste Ziel. Das mag etwas altmodisch merkwürdige Links am Rande, die alle weiterleitet. wirken, wo man doch sonst an jeder Stel- nicht mehr zu dem Ziel führen, das sie le zu seiner Meinung befragt wird, es ist einem versprechen. Das wirkt allerdings Adresse: www.staatstheater-mainz.com aber stimmig gelöst. Die Website ersetzt in einer so heiklen Umgebung wie einer nicht das Theater, sie soll vielmehr dort- Zahlungsabwicklung nicht vertrauens- hin locken, neugierig machen. fördernd. Ausgabe 02/2015 Ausgabe

Die Lockerheit der Seitengestaltung wirkt Datenschutz

& Tanz sich dann übrigens auch bei der Verwen- Das Staatstheater Mainz nutzt Web- dung eines Smartphones positiv aus. tracking-Codes und weist hier auch da- oper

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Am Kap der guten Stimmen

Der Chor der Cape Town Opera Von Christoph Forsthoff

„Caro mio ben?“ Nein, von der berühm- le und der Gemeinde gesungen hatte. Entdeckung – und ist doch Normalität in ten Arie hatte Bukelwa Velem noch nie „‚Caro mio ben‘ habe ich dann einfach Südafrika. Sofern sich denn angesichts etwas gehört – und Italienisch verstand durchs Hören einstudiert – und jedes- von Slums, Aids, Hunger und windschie- die Südafrikanerin schon gar nicht. mal, wenn ich das Lied zuhause übte, fen Baracken von Normalität sprechen Doch der Chorleiter drückte ihr die Cas- haben mich alle gefragt, was ich da denn lässt. Und doch können viele der „Afri- sette mit den Klassik-Hits von Giordano, eigentlich sänge.“ can Angels“, wie die 23 Chordamen und Verdi & Co einfach in die Hand und riet -herren im Volksmund genannt werden, Das ist Vergangenheit. Längst können der jungen Frau genau hinzuhören, um solche und ähnliche Geschichten erzäh- nicht nur alle in der Familie Velem den sich so auf die Auditions in Kapstadt vor- len, denn der Gesang ist am Kap der gu- Hochzeits-Klassiker trällern, sondern zubereiten. ten Hoffnung ein Teil des Alltags, von die dunkelhäutige Sopranistin singt in- der Geburt bis zum Tod. „Ich wusste nicht, was Klassik ist, son- zwischen bereits seit über einem Jahr- dern war nur dankbar für diese Chance“, zehnt im Chor der Cape Town Opera „Singen gehört hier zum Leben wie das erinnert sich die heute 32-Jährige, die (CTO). Klingt wie ein kleines Märchen Atmen“, spitzt Michael Williams die bis dahin lediglich im Chor in der Schu- oder die Geschichte einer wundersamen Bedeutung noch zu – und der weiße

Ausgabe 02/2015 oper & Tanz

Singen gehört hier zum Leben wie das Atmen. Foto: Lucienne van der Mijle

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Südafrikaner muss es wissen, denn der Mann mit dem impo- den Enthusiasmus unserer Sänger für ihre Arbeit eher noch“, santen, kahlen Schädel leitet Südafrikas einziges Opernhaus hat Williams festgestellt und aus der Not eine Tugend gemacht: mit ganzjährigem Spielbetrieb, das in seiner heutigen Form Der Intendant entwickelte die Idee, die Oper und vor allem ih- 1999 gegründet wurde. „Es gibt hier eine wohl einzigartige ren Chor mit Inszenierungen und Shows auf Tour in alle Welt Tradition des Chorgesangs“, sagt der Intendant. Keine Grund- zu schicken. So finden sich im aktuellen Programm „African schule noch im kleinsten Dorf ohne nicht mindestens einen Angels“, mit dem der Chor im April auf Deutschlandtour ist, Kinderchor, keine Hochschule, an der es nicht gleich mehrere neben Verdi-Chören und Gershwin-Songs denn auch Gospels Ensembles gäbe – und in den Gemeinden haben die Kirchen- und typische südafrikanische Lieder. Was all diese verschiede- chöre oft einen größeren Anteil an der Gestaltung der Gottes- nen Genres indes verbindet, ist die Leidenschaft ihrer Inter- dienste als der Prediger. „Ohne dass deren Mitglieder jemals pretation: „In Südafrika leben wir die Musik und denken nicht Gesangsunterricht gehabt hätten, ja, oftmals kennen sie noch darüber nach“, sagt Bukelwa Velem. Noch gut erinnert sich die nicht einmal Noten“, erzählt CTO-Chorleiter Marvin Kernel- Sängerin an ihre erste Gesangsstunde in der Ausbildung an der le. „Sie machen sich auch keine Gedanken um Technik – viel CTO: „Ich habe weder mit den Noten etwas anfangen können, entscheidender ist für sie, Körper und Stimme in Harmonie zu noch mit den Erklärungen zur Technik – es hat eine ganze Wei- bringen und sich zu ihren Gefühlen zu bekennen.“ le gedauert, bis ich verstanden habe, wie ich die Gesangstech- nik für mich nutzen kann.“ Und ihre Sopran-Kollegin Ernesti- Manch europäischer Gesangslehrer mag da die Stirn runzeln, ne Stuurman fügt hinzu: „Europäische Sänger sind geprägt von doch das Ergebnis begeistert am Ende selbst westeuropäische der Stimmtechnik – bei uns steht die Leidenschaft im Vorder- Opernkenner: Es sei ein „bewundernswürdiger, variationsrei- grund.“ Liegt darin das Geheimnis „schwarzer“ Stimmen? cher und aufregender Klang“, der den CTO-Chor auszeichne, befand die Jury des International Opera Award und kürte die Eine Frage, die Williams entschieden zurückweist: Gesangs- African Angels 2013 unter 1.500 weltweit Nominierten zum kunst habe nichts mit der Hautfarbe zu tun – die Einzigar- besten Opernchor des Jahres. Stolz? „Vor allem haben wir uns tigkeit einer Jessye Norman sei allein in ihrer Persönlichkeit sehr gefreut, dass damit endlich mal eine positive Nachricht begründet. Und doch ist die Faszination der „farbigen“ Stim- aus Afrika in die Welt gesandt wurde“, sagt Williams. Zudem men augen- und ohrenscheinlich; selbst die einzige weiße Sän- hat die Auszeichnung daheim den Vorbild-Charakter des Cho- gerin im CTO Chor spricht von einer einzigartigen Weise des res für viele Kinder und Jugendliche verstärkt: Reisen doch Singens ihrer Kollegen, von einer Offenheit, Wärme und Seele zehn Sänger jedes Jahr drei Wochen lang 2.000 Meilen durchs in deren Gesang, „als wären sie damit geboren worden“. Ob es Land, um ihre Begeisterung für die Oper weiter in die Schulen daher resultiert, dass Südafrikaner auch im Alltag weit exal- zu tragen. Quer durch endlose Halbwüsten und Wüsten in die tierter zu sprechen pflegen? Dass ihre Stimmen hier eine ganz entlegensten Winkel, jenseits der attraktiven Städte hinein in andere Entwicklung nehmen konnten als im hochtechnisierten die Townships, um auch Westen? Dass der härtere All- dort die junge Generation tag ganz andere Farben und für den Gesang und das Kräfte freisetzt? Oder liegt es Musiktheater zu gewin- am Ende daran, dass die Lust nen. am Neuen – schließlich haben farbige Sänger erst in den letz- Wobei: Wirklich gewonnen ten zwei Jahrzehnten Einzug werden muss hier niemand auf die Bühne der CTO gehal- mehr. Nicht selten schmet- ten – ungeahnte Stimmkräfte tern auf den Schulhöfen freisetzt? schon Teenager treffsicher Bravourarien, stimmen Für Velem ist die Antwort Halbwüchsige Mozart- ganz einfach: „Wir lieben Duette an oder bekennen einfach Oper.“ Eine elitäre im Ensemble ihre Leiden- Kunstform, die bis vor zwei schaft für die angeblich Jahrzehnten in Südafrika al- überholte und angestaubte lein der weißen Minderheit Oper. Und so sind denn bei Workshop im Rahmen der National School Tours. Foto: Anton de Beer vorbehalten war und mit ent- diesen Tages-Gastspielen sprechendem Argwohn von der CTO neben deren Aufführungen vor allem die Workshops der heutigen Regierung betrachtet wird, die lieber eine Rück- der Profis heiß begehrt, brennen die Schülerinnen und Schüler besinnung auf die eigenen Traditionen propagiert; eine schein- nach Atemübungen oder ein paar Coaching-Tipps. Denn, auch bar überholte Kunstform, die in Europa vielerorts als altbacken das ist bei aller Stimm-Verrücktheit klar: Oper bietet gerade und verstaubt gilt – hier, am Kap der guten Stimmen, bekommt

Ausgabe 02/2015 Ausgabe für Kinder aus den Armenvierteln die Chance, sich „hochzu- sie auf einmal neues Leben eingehaucht. Einfach weil diese

singen“. Selbst wenn die staatliche Unterstützung für das Mu- Sänger Oper nicht nur lieben, sondern leben. siktheater hier weit dürftiger ausfällt als etwa in Deutschland & Tanz und Jobgarantien ein Fremdwort sind. „Doch eben das steigert oper

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Aus der Krise lernen Nach Stimmverlust betreibt Alexandra von der Weth ein Institut für Stimmbildung Von Georg Beck

Nicole ist Tischlerin. In ihre Stunde kommt sie Für Nicole, die seit einem Jahr im Von-der- direkt von der Arbeit. Von der Werk­bank in die Weth-Coaching ist, geht es los mit einschlägi- Stimmbildung sozusagen, weshalb die Frage nach gen Lautübungen, mit vokalgespickten Vor- und der Motivation naheliegt. Nein, sagt sie, in erster Nachsprechsätzchen, mit konsonantischem Ex- Linie gehe es ihr gar nicht so sehr ums Sängerische, plodieren auf den Punkt, alles was im Gesangsun- mehr ums Mentale, um Persönlichkeitsstärkung. terricht eben so gemacht wird. Als Materialstein- Andererseits sind da durchaus einschlägige Vorer- Es geht um den bruch taugt „Das Veilchen“, ein Lied von Clara fahrungen. Einmal habe sie sogar Wagners Wesen- berüchtigten Schumann, das Nicole in Arbeit hat. Was nicht donck-Lieder vorgetragen und zwar ausgerechnet Kloss im Hals, heißt, dass es hier und jetzt schon zum eigentlich in einem Konzert, an das sie sich deshalb so gut um Abhilfe bei sängerischen Vortrag käme. Zwar wird auf dem erinnert, weil da auch ihre spätere Stimmbildnerin kraftlosen Stim- Atem gesungen, aber nur übungsweise, geht es anwesend war. Eine ziemliche Lampenfieber-Situa- men und um die Nicoles Coach doch mehr um das wirkungsvolle tion sei das gewesen nach dem Motto: Da stehst du Optimierung von Abpassen des Auslösepunktes. „Warte auf dein nun, und da unten sitzt die von der Weth! „Und was Stimmen ambitio- Energieniveau! Warte noch länger!“, ruft sie da- hast Du gemacht?“, fragt letztere, die nun mittler- nierter Sänger. zwischen. Im nächsten Moment ist sie auch schon weile ihr Coach ist. Die Brille abgenommen! Dar- „dran am Menschen“, wie sie sagt, steht auf ein- aufhin nämlich habe sie das Publikum gar nicht mal hinter ihrer Klientin, legt ihr die Hand ins mehr wahrgenommen, sich stattdessen ganz auf Kreuz, um beim Finden der optimalen Körperhal- sich selber konzentrieren können. tung behilflich zu sein. Energieniveau Vom Virus erfasst Das bringt ihr schon einmal ein Lob ein, und da- Schnell wird klar: Stimme, das ist in dieser mit ist man im Prinzip beim Thema, um das es Stimmbildungspraxis nicht irgendetwas Isolier- sich dreht im Düsseldorfer „Institut für Stimm- tes, das abgetrennt vom Rest angegangen werden bildung“ der Alexandra von der Weth, eine von könnte, gewissermaßen als fortgesetzt cartesia- zahlreichen Initiativen am Markt. Mit Ausnahme nische Trennung: hier der Geist, dort der Körper. von wirklichen Therapiefällen, die an kooperie- Umgekehrt wird für Alexandra von der Weth ein rende Psychotherapeuten und Mediziner ver- Schuh daraus. Sicher, ihr gewöhnungsbedürftiges mittelt werden, darf sich hier im Prinzip jeder Impulsiv-Coaching ist im Kern wohl auch eine angesprochen fühlen. Ob Stimmbildung im en- Temperamentfrage. Andererseits spürt man, dass geren Sinn gewünscht wird, Präsentations- oder für sie darin immer auch noch etwas anderes mit- Mentaltraining – zur Zielgruppe gehören neben spielt. Dass Alexandra von der Weth als Lulu, als Sängern und Musikern, Schauspielern und Vor- Norma, als Gräfin aus Strauss’ Capriccio auf den tragenden aller Couleur immer auch „Sprecher“, großen Opernbühnen gestanden hat – etwas von Ausgabe 02/2015 was ja nun irgendwie jeder ist. Da geht es um den dieser Theatererfahrung geht ein in alles, was sie berüchtigten Kloß im Hals, um Abhilfe bei be- macht, auch wenn es nur darum geht, einen „Veil- legten, matten, kraftlosen Stimmen, um Sprech- chen“-Gruß zu übermitteln. Um Wirkung zu er- fehler und Sprechhemmungen ebenso wie um die zielen, um Präsenz zu entfalten, kann kein Anlass oper

Optimierung von Stimmen ambitionierter Sänge- zu gering sein. Für Theaterbesessene wie von der & Tanz rinnen und Sänger professioneller und/oder se- Weth ist Bühne nicht nur dort, wo der Vorhang miprofessioneller Provenienz. hochgeht. Wie für alle vom Virus erfassten The-

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Alexandra von der Weth bei ihrer Arbeit. Foto: Georg Beck

atermenschen ist sie zweite Haut, zeigt heute hat Alexandra von der Weth dafür Tischlerin Nicole gar nicht besonders sich an der Art, wie einer spricht, wie er einen klaren Blick, hatte der Crash mit ausschlag ­gebend ist. Und doch, einiges steht, was er macht. Ein Hintergrund, ihrer damaligen Selbstüberforderung zu muss hängen geblieben sein. Beiläufig über den die Institutsgründerin frei- tun. Was ist passiert mit mir? Diese Frage erzählt sie während der Stunde, dass es lich gar nicht groß sinnieren muss. Man hat sie in der Folgezeit mächtig umgetrie- da neulich in der Werkstatt eine kleine spürt es sowieso. ben, hat sie zur Dauerpatientin diverser Auseinander­setzung mit einem Arbeits- HNO-Praxen werden lassen. Schließlich kollegen gegeben habe. Und als sie die Was hängen bleibt – nach einer stimmtherapeutischen Be- Szene kurz nachstellt, unter Verwen- Andererseits hat sie selbst, was ihre handlung – gründete sie ihr eigenes Ins- dung eines in Tonlage und Gestus ziem- Grundlage, ihre Stimme angeht, gehörig titut. Aus der Krise sollst du lernen. Dass lich unmissverständ­lichen Kraftaus- Lehrgeld zahlen müssen. Dass Alexan- sie mittlerweile die Kraft und Schönheit drucks, erntet sie den ebenso stummen dra von der Weth heute ein florierendes ihres lyrischen Soprans wiedergefunden, wie anerkennenden Gesichtsausdruck Stimmbildungs-Institut unterhält, kann dass sie in Sachen Bühnenpräsenz nichts ihres Coachs. Geht doch! Hauptsache gut man im eigentlichen Sinn als Resultat ei- eingebüßt, eher gewonnen hat, all dies bei Stimme. nes Scheiterns, einer Niederlage ansehen. kann freilich nicht darüber hinwegtäu- Gut und gern zehn Jahre sind es nun her, schen, dass das Band zu den Intendanten dass sie bei der Züricher Aufführung ei- der großen Häuser abgerissen ist. Will sa- ner zeitgenössischen Oper des Schweizer gen: Wie man wieder anfängt nach einer Komponisten Beat Furrer ihre Stimme Niederlage, auch dies kann man lernen verlor. Ein Nullpunkt, den zu überwinden von Alexandra von der Weth.

Ausgabe 02/2015 Ausgabe sie Jahre gekostet hat. Wobei ursächlich

hier freilich nicht (wie das schlechte Vor- Bliebe die Gretchenfrage nach den Früch- urteil lautet) die angebliche Malaise Neue ten, nach dem, was landläufig „messba- & Tanz Musik zu diagnostizieren ist. Eher schon, rer Erfolg“ heißt. Was für die singende oper

18 Namen und Fakten

Personalia Alexander Pereira, seit 2014 Jannik Harneit, seit der Michael Gassmann wird ab Intendant der Mailänder Spielzeit 2013/14 Solist an dem 1. Februar 2015 neuer Scala, verlängert seine Amts- der Staatsoperette Dresden, Leiter des künstlerischen Be- zeit bis zum Jahr 2020. Ur- wurde mit dem Förderpreis triebs beim „Internationalen sprünglich sollte er das Haus für junge Künstler ausge- Musikfestival Heidelberger aufgrund von Streitigkeiten zeichnet. Diese vom Förder- Frühling“. Der ausgebildete Ende 2015 verlassen. Bei den forum der Staatsoperette Kirchenmusiker und promo- Querelen ging es um Produk- initiierte und mit 1.000 Euro vierte Musikwissenschaftler tionen, die er als damaliger dotierte Ehrung wird an her- arbeitete zuvor unter ande- Intendant der Salzburger ausragende Nachwuchstalen- rem als Redakteur der Frank- Festspiele bereits vor seinem te des Hauses vergeben. furter Allgemeinen Zeitung, Amtsantritt in Mailand an das Andrzej Dobber, Bariton, als Geschäftsführer des Mu- dortige Haus „verkauft“ hatte. wurde zum Hamburger Kam- sik Podium Stuttgart und zu- Katharina Wagner, Chefin mersänger ernannt. Der ge- letzt als Chefdramaturg und Felix Meybier. Foto: Kerstin Sänger der Bayreuther Festspiele und bürtige Pole gilt heute als Wissenschaftlicher Leiter der Urenkelin von Richard Wag- einer der führenden Verdi- Internationalen Bachakade- Felix Meybier ist neuer Chor- ner, musste eine Absage des Baritöne und ist auf den gro- mie Stuttgart. direktor des Münchner Gärt- Teatro Colon in Buenos Aires ßen Bühnen der Welt zu Gast. Lars Tietje, derzeit Intendant nerplatztheaters. Bereits seit entgegennehmen: Ursprüng- In Hamburg gab er sein Rol- am Theater Nordhausen, soll der Spielzeit 2012/2013 ist lich war geplant, dass sie den lendebüt als Jochanaan in der neuer Generalintendant des er stellvertretender Chor- „Parsifal“ in der argentini- „Salome“ und sang dort unter Mecklenburgischen Staats- direktor des Hauses. Nun schen Hauptstadt inszenie- anderem den Amfortas im theaters Schwerin werden. übernimmt er die Leitung des ren sollte. Der Intendant des „Parsifal“ und den Tomski in In Nordhausen leitet er seit Chores von seinem Vorgänger Opernhauses entschied sich „Pique Dame“. 2004 die fusionierte Bühne Jörn Hinnerk Andresen, der nun, den argentinischen Re- Mariss Jansons, Chefdiri- aus Theater (Nordhausen) an die Semperoper Dresden gisseur Marcelo Lombardero gent von Chor und Sympho- und dem Loh-Orchester in wechselt. Neben seiner Diri- mit der Aufgabe zu betrauen. nieorchester des Bayerischen Sondershausen. Zuvor ar- giertätigkeit ist Meybier auch Dieser habe in der Musik- Rundfunks, wurde mit dem beitete Tietje an der Kölner als Sänger tätig. welt ein höheres Niveau als Grand Music Award 2014 der Oper sowie am Staatstheater Wagner, so der Intendant. Kevin O’Day, Ballettinten- lettischen Regierung ausge- Kassel. Wie der jetzige Amts- Eine Rolle bei der Entschei- dant des Mannheimer Natio- zeichnet. Die Ehrung erhielt inhaber Joachim Kümmritz, dung spielte vermutlich auch naltheaters, verlässt das Haus er für sein Lebenswerk. Der der zum 1. August 2016 in die Erinnerung an Kathari- nach der Spielzeit 2015/2016, 1943 in geborene Jan- den Ruhestand geht, soll Tiet- na Wagners Absage aus dem zeitgleich mit dem Intendan- sons zählt zu den herausra- je in Schwerin sowohl für die Jahr 2012. Damals sollte sie ten des Hauses, Klaus-Peter genden Dirigentenpersön- künstlerischen als auch für den „Ring“ inszenieren und Kehr, der 2016 in den Ruhe- lichkeiten unserer Zeit. Die die wirtschaftlichen Belange war dann überraschend abge- stand geht. Kevin O’Day ist Auszeichnung wurde ihm des Theaters verantwortlich sprungen. seit 2002 Leiter der Sparte durch den lettischen Kultur- sein. Ballett am Nationaltheater Ausgezeichnet minister Dace Lebarde im Torsten Händler, Ballett- Mannheim, 2013 wurde er Anne Teresa De Keersmae- Concertgebouw Amsterdam direktor des Theaters Plau- Ballettintendant. Seit der ker, belgische Choreografin, übergeben. en-Zwickau, beendet seine Spielzeit 2002/2003 entstan- erhielt im Februar 2015 das Christian Reif hat den Deut- Tätigkeit zum Ende der Spiel- den 41 Produktionen, darun- Österreichische Ehrenkreuz schen Operettenpreis für jun- zeit 2014/2015. Er gehe auf ter mehrteilige Ballettabende für Wissenschaft und Kunst. ge Dirigenten gewonnen. Zum eigenen Wunsch, um sich sowie Handlungsballette. Ihre Innovationsfähigkeit siebten Mal zeichneten die neuen Herausforderungen und ihren höchsten künst- Markus Poschner, seit 2007 Oper Leipzig und der Deut- zu widmen, heißt es in ei- lerischen Anspruch bringe Generalmusikdirektor in Bre- sche Musikrat damit einen ner Pressemeldung. Händler sie in ihren Arbeiten perma- men, wird musikalischer Lei- jungen Dirigenten im Rahmen war Erster Solotänzer an der nent zum Ausdruck, erklärte

ter des Linzer Landestheaters des Dirigentenforums des Ausgabe 02/2015 Deutschen Staatsoper Berlin, Kulturminister Josef Oster- und des Brucknerorchesters Deutschen Musikrats aus. Ins- bevor er sich ab den 1990er- mayer in seiner Laudatio. und damit Nachfolger des gesamt vier Teilnehmer nah- Jahren der Choreografie wid- Darüber hinaus sei der Pio- amerikanischen Dirigenten men am diesjährigen Works- mete. 2001 wurde er Ballett- nierin der internationalen Dennis Russell Davies. Der hop teil und stellten sich im oper direktor und Chefchoreograf Tanzszene die Ausbildung des

44-Jährige wird das Amt Abschlusskonzert dem Votum & Tanz in Chemnitz, 2009 kam er ans Nachwuchses ein wichtiges 2017 antreten. einer fünfköpfigen Jury. Theater Plauen-Zwickau. Anliegen.

19 Namen und Fakten

Verstorben nern zählten Rudolf Nurejev Gerhard Rohde ist am 25. und Cyril Atanassoff sowie Februar im Alter von 83 Jah- ihr Tanz- und Lebenspartner ren nach kurzer Krankheit Jean Guizerix, mit dem sie gestorben. Als hochrespek- 1986 eine eigene Compagnie tierter Senior der deutschen gründete. Musikkritik war er bis zu- Gustaf Sjökvist, schwedi- letzt zwischen den europäi- scher Dirigent, starb im Al- schen Musikzentren unter- ter von 71 Jahren. Sjökvist wegs. Auch für „Oper & Tanz“ war Chefdirigent des Schwe- schrieb er Rezensionen, Be- dischen Rundfunkchors. Er richte und Porträts. Rohde arbeitete oft mit dem Chor begann seine Laufbahn als des Bayerischen Rundfunks freier Kritiker für Musik, zusammen. Hier setzte er vor Theater und Film bei regiona- allem Impulse im Bereich der len Zeitungen sowie der neu- zeitgenössischen Musik.

Elias Grandy. Foto: Barbara Aumüller

Elias Grandy, designierter tätig war. In Paris gründete er Generalmusikdirektor von das „Institute de Recherche Theater und Orchester Hei- et de Coordination Acous- delberg, wurde im Internatio- tique-Musique“ (IRCAM) und nalen Dirigentenwettbewerb das Ensemble Intercontem- Sir Georg Solti mit einem porain. Boulez ist auch ein zweiten Preis ausgezeichnet. engagierter Lehrer. Als Leiter Einen zweiten Preis erhielt der Orchesterakademie beim auch der Dirigent Tung-Chieh Lucerne Festival vermittelte Chuang; ein erster Preis er sein Wissen und Können wurde nicht vergeben. Bei- an junge Dirigenten. Im Jahr de Preisträger erhielten ein 2015 wird Boulez mit dem Preisgeld von 10.000 Euro. mit 10.000 Euro dotierten Gerhard Rohde. Foto: Charlotte Oswald Insgesamt waren 367 Diri- Bachpreis der Stadt Hamburg genten aus 64 Ländern zum geehrt. en musikzeitung, welcher er Reiner Süß, Opernsänger, Wettbewerb angetreten. Hermann Rauhe feierte sei- bis zu seinem Tod treu blieb. Kammersänger und Fernseh- Geburtstage nen 85. Geburtstag. 44 Jahre Weitere Stationen waren die moderator, ist im Alter von 84 Pierre Boulez feiert seinen lang lehrte er an der Ham- Hannoversche Rundschau, Jahren gestorben. Süß wurde 90. Geburtstag. Der Kompo- burger Hochschule für Musik die NZZ und die FAZ, für die 1953 Mitglied des Leipziger nist und Dirigent studierte und Theater und war 26 Jah- er als Redakteur, später als Rundfunkchors. 1956 startete unter anderem bei Olivier re lang deren Präsident. Da- ständiger Freier Mitarbeiter er seine Solistenkarriere. 1959 Messiaen und galt als Ver- mit war er der dienstälteste arbeitete. Nur wenige Tage wurde er Ensemblemitglied treter der „Musiqe concrè- Musikhochschulpräsident in vor seinem Tod wurde er mit der Deutschen Staatsoper. te“. Er galt in jungen Jahren Deutschland. Rauhe förderte dem „Happy New Ears“-Preis Dem Publikum der DDR war als Rebell des Musiklebens während seiner Amtszeit zahl- für Publizistik der Hans und Süß vor allem als Moderator und lehnte zum Beispiel Ar- reiche Talente. Bis heute ist Gertrud Zender Stiftung der Fernsehsendung „Da liegt nold Schönberg als Vater der der Ehrenpräsident der Hoch- geehrt. Er konnte den Preis Musike drin“ bekannt. Zwölftonmusik ab. Viel zitiert schule aktiv und engagiert nicht mehr persönlich entge- Rose-Marie Grimmer ist tot. wurde seine in einem Spie- sich für den musikalischen gen nehmen. Die Tänzerin kam im Alter gel-Interview von 1967 geäu- Nachwuchs. Sein Nachfolger Wilfride Piollet, Primabal- von 28 Jahren als Solistin ins ßerte Idee, alle Opernhäuser im Amt, Elmar Lampson, er- lerina und Choreografin, ist Ballettensemble der Bühnen in die Luft zu sprengen. 1952 klärte, Hermann Rauhe habe im Januar im Alter von 71 der Stadt Gera und begeis- war er zum ersten Mal Gast ganze Generationen von Stu- Jahren gestorben. Ihre Debut terte ihr Publikum in unzäh- der Internationalen Ferien- dierenden persönlich geprägt,

Ausgabe 02/2015 Ausgabe als Solistin gab sie 1965. An ligen Rollen. Zum Ende der kurse für Neue Musik Darm- habe ihnen Wege zu ihren der Pariser Oper und weltweit Spielzeit 1978/79 beendete stadt, wo er von 1955 bis Karrieren geebnet und ihnen tanzte Piollet die großen klas- sie ihre Laufbahn als Tänze- & Tanz 1967 als Dozent und Dirigent Mut gemacht. sischen Rollen. Zu ihren Part- rin. oper

20 Namen und Fakten

Nachrichten DESSAU: Johannes Weigand, HEIDELBERG: Die Musik- Euro. 2010 war das Olden- BERLIN: Die Oppositions- designierter Intendant des theatersparte des Heidelber- burgische Staatstheater ge- parteien im Berliner Ab- Anhaltischen Theaters Des- ger Theaters ist mit dem Preis schlossen und dann mit Hilfe geordnetenhaus haben die sau-Roßlau, hat sich gegen der Deutschen Theaterverlage des Konjunkturpakets II sa- Einrichtung eines Untersu- Einsparungen und Sparten- ausgezeichnet worden. Ge- niert worden. Schon damals chungsausschusses gefor- schließungen ausgesprochen. würdigt wurde mit dem Preis war der Handlungsbedarf für dert, der die Sanierung der Damit folgt er der Linie des der „interessanteste und in- den Brandschutz eruiert wor- Staatsoper Unter den Linden scheidenden Intendanten novativste Spielplan der Sai- den. Die jetzt genehmigte Sa- unter die Lupe nehmen soll. André Bücker, der den Spar- son“. In seiner Laudatio nann- nierung soll in der Sommer- In der Kritik stehen die zeit- plänen des Landes Sachsen- te Frank Harders-Wuthenow pause 2015 gestartet worden. liche Verzögerung und erheb- Anhalt mit massivem Pro- das Heidelberger Theater VALENCIA: Mit sofortiger liche Kostensteigerungen bei test begegnet war. Weigand „eine der ersten Adressen in Wirkung wurde die Intendan- der Sanierung. Ursprünglich erklärte, er sei vor allem am Europa für aufregendes, le- tin des Opernhauses Valencia sollte diese 239 Millionen Zusammenspiel der fünf in bendiges, vielgestaltiges Mu- Helga Schmidt ihres Amtes Euro kosten, inzwischen ist Dessau existierenden Spar- siktheater“. enthoben. Der 73-jährigen Ös- man bei 389 Millionen an- ten interessiert. Bis 2014 war KÖLN/MUSCAT: Mit „My terreicherin werden Unregel- gelangt. Der Rückumzug der Weigand Intendant der Wup- Fair Lady“ am Royal Opera mäßigkeiten im Management, Oper, die derzeit im Schil- pertaler Bühnen. Er kennt House Muscat endete die er- Veruntreuung und Amtsmiss- lertheater untergebracht ist, sich also aus mit Sparplänen. folgreiche Gastspielreise der brauch vorgeworfen. Auch ge- war zunächst für das Jahr ERFURT/WEIMAR: Das Thea- Oper Köln ins Sultanat Oman. gen den ehemaligen Geschäfts- 2013 geplant. Inzwischen ter Erfurt und das Deutsche Knapp 3.000 Zuschauer wa- führer des Hauses Ernesto wird er für 2017 avisiert. Nationaltheater Weimar set- ren in den insgesamt drei Moreno wurden Ermittlungen Mit Stolpersteinen hat die Ko- zen ihre Zusammenarbeit in Aufführungen zu Gast, die eingeleitet. Helga Schmidt be- mische Oper Berlin an Opfer der kommenden Spielzeit fort. die Kölner Inszenierung – das stritt alle Vorwürfe. der NS-Zeit erinnert. Im Rah- Gemeinsam wollen die beiden erste Broadway-Musical im WUNSIEDEL: Die Luisen- men seines Kunstprojektes Häuser eine Neuinszenierung Oman – mit stehenden Ova- burg-Festspiele können mit verlegte der Künstler Gunter von Richard Wagners Oper tionen feierten. Die Inszenie- einer finanziellen Unterstüt- Demnig gemeinsam mit In- „Die Meistersinger von Nürn- rung von Dietrich W. Hilsdorf zung durch den Freistaat tendant Barrie Kosky vor dem berg“ realisieren. Durch die war für die omanische Bühne Bayern rechnen. Nachdem Eingang der Komischen Oper Koproduktion ist die Inszenie- auf Englisch neu einstudiert die Kommune ein jährliches in der Behrenstraße drei Mes- rung in einer künstlerischen worden. Defizit verbuchen musste, sing-Gedenktafeln. Stellver- Größenordnung realisierbar, OLDENBURG: Der Haus- hatte sie Fördergeld bei der tretend für alle Mitarbeiter die keines der beiden Thea- haltsausschuss im Nieder- Staatsregierung beantragt. des Metropol-Theaters, die ter in diesem Umfang allein sächsischen Landtag hat die Mit einer Summe von insge- Opfer des NS-Regimes waren, bewältigen könnte. Die Regie Mittel für die Brandschutz- samt 650.000 Euro konnte wurden die Schicksale dreier übernimmt Vera Nemirova. sanierung des Theaters und diese dazu beitragen, das Mitarbeiter ausgewählt. Es singen Mitglieder beider für die barrierefreie Erschlie- Haushaltsloch zu stopfen. Ensembles und Gäste sowie BREGENZ/BAYREUTH: Die ßung des Großen Hauses Jetzt wird über eine dauer- der Chor des Theaters Erfurt beiden Festspielstädte wollen bewilligt. Dabei geht es um hafte Unterstützung durch und der Opernchor des DNT zukünftig enger zusammen- eine Summe von elf Millionen den Freistaat verhandelt. Weimar. arbeiten. Das ist das Ergebnis eines Treffens der Stadtmar- keting- und Tourismus-Ge- schäftsführer beider Städte, die über gemeinsame Aktivi- täten zur Positionierung der Festspielstädte diskutierten. Ziel ist es, Strategien zu ent- wickeln, die die Städte auch außerhalb der Festspielzeiten Ausgabe 02/2015 für Besucher attraktiv ma- chen. Dabei stehen die Stär- kung der Gastronomie, des oper Handels und der Hotellerie ebenso im Raum wie die opti- & Tanz male Markenkommunikation. „My Fair Lady“ in Oman. Foto: Khalid AlBusaidi

21 pressespiegel

„Don Pasquale“ „Barbier von Sevilla“ „Joseph Süss“ Halberstadt: Unter den drei größeren Kassel: Sevilla oder Kassel – Hauptsa- Münster: „Jud Süß“ heißen der berühm- Dons der Oper – Carlos, Giovanni und che Italien… Kaum ein Italien-Klischee te Roman von Lion Feuchtwanger und Pasquale – galt letzterer gemeinhin als bleibt ausgespart bei der musikalischen der berüchtigte Film von Veit Harlan, der unblutigste. Bis sich der in Halber- Posse, die Regisseurin Adriana Altaras die die historische Figur des Finanzrats stadt sehr beliebte Regisseur Hinrich in rasanten zweidreiviertel Stunden auf Joseph Süß Oppenheimer aus dem 18. Horstkotte Gaetano Donizettis komi- Kassels Opernbühne stemmt… Nicht Jahrhundert ins Zentrum stellen. Kann scher Oper annahm. Den Stoff vom alten, allen im ausverkauften Haus schmeckte man aus diesem Stoff nach 1945 noch reichen Knaben mit Frühlingsgefühlen, allerdings das stark mit Gags gewürzte eine Oper machen? Detlef Glanert (…) der gelinkt wird, rückt Horstkotte weit Opern-Gericht. Viele jubelten, andere und seine Librettisten Werner Fritsch fort von den Commedia-dell’arte-Erwar- nahmen die Inszenierung reservierter und Uta Ackermann beweisen, wie das tungen des Publikums. Er kriminalisiert, auf. Dabei hat die Regisseurin den Kom- möglich ist. Indem sie den Antisemitis- aktualisiert und hebt das italienische ponisten auf ihrer Sei- mus thematisieren, ohne dabei auf den Stegreiftheater mit seinen Stereotypen te, wenn sie die Form der Opernkomödie Nationalsozialismus verweisen zu müs- auf ein neues Level… überdreht und damit ironisiert… sen. Mit fast überbordender Spielfreude las- Was sich hier an schrillen Figuren (Kos- Der 90-minütige Opernkrimi, den Er- sen sich die Darsteller auf Horstkottes tüme: Yashi) herumtreibt, bildet die Ku- furts Intendant Guy Montavon jetzt in witzig-kriminelle Sicht auf Donizetti lisse für eine klassische Liebes-Intrige, Münsters Großem Haus inszeniert hat, ein… Spaß an der ausgefeilten Inszenie- deren Akteure aber doch zu erkennen spielt im Kerker des todgeweihten Süß… rung verbreitet ebenso der Chor (Einstu- geben, dass sie mehr sind als bloß Komö- Die Stilmittel der Regie treffen genau dierung Jan Rozehnal), der als facetten- dien-Stereotypen… In den kleinen Rol- den Kern des Werks: Gezeigt wird zwar reiche Truppe Bewegung in die Szenerie len überzeugen Ji Hyung Lee als Fiorello, ein historischer Stoff, doch das farbliche bringt. Begleitet wird das mit orchestra- Nikolas Wach als Ambrosio und Andrzej Abstrahieren lässt ihn durchaus zeitlos erscheinen… Glanerts Partitur ent- hält subtile Schreckens- geräusche wie das bedrohliche Trop- fen, wuchtige, von Chor und Orchester grandios gestaltete Volksszenen und eine Mischung aus Sprech- gesang und kantablen Passagen… Wie Diri- gent Thorsten Schmid- Kapfenburg dies alles koordiniert, das ist fa- belhaft… Ein packen- der Opernstoff – vor- züglich umgesetzt. HARALD SUERLAND WESTFÄLISCHE NACHRICH- TEN, 09.02.2015

„Barbier“ in Kassel mit Herren des Opernchores. Foto: N. Klinger

ler Streichersüße, Spritzigkeit und zü- Tymczuk als Offizier ebenso wie die gigen Tempi aus dem Graben, in dem Herren des Opernchors. Für die Tiefen- Michael Korth mit leichter Hand seinen dimension des Abends sorgt wesentlich Klangkörper führt und für Synchronizi- Yoel Gamzou am Dirigentenpult… Eine tät zwischen Musikern, Bühne und Or- zeitgemäße Rossini-Sicht, die mit viel

Ausgabe 02/2015 Ausgabe chester sorgt… Beifall belohnt wurde.

UWE KRAUS WERNER FRITSCH MITTELDEUTSCHE ZEITUNG, 16.02.2015 HNA, 16.02.2015 & Tanz oper

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„Abends am Fluss“ Heidelberg: Das Ende des Zweiten Welt- krieges, die Befreiung von Auschwitz: Das Jahr 2015 lässt nicht gerade im Hochgefühl auf die deutsche Geschichte blicken. Schuldgefühle, die beklemmen- de Wiederkehr chauvinistisch-rassisti- scher Tiraden lassen erhebliche Zweifel aufkommen, ob wir in der besten aller nationalen Welten leben – und auch, ob und wie es möglich ist, einer verunsi- chernden Situation mit den Mitteln der Kunst zu begegnen, politisch intendier- tem Theater beispielsweise… Das Theater Heidelberg hat es nun un- ternommen, das Thema neu zu fokus- sieren, und zwar auf doppelte Weise: in einem prominent besetzten Symposion mit Komponisten und Theaterleuten (…) „Eugen Onegin“ in Trier mit Amadeu Tasca als Onegin, Opernchor und Extrachor des Theaters Trier. Foto: Marco Piecuch sowie mit einer mehrfach spektakulä- ren Doppel-Uraufführung, die nicht ak- tueller Konkretion gilt, sondern einem „Manon“ „Eugen Onegin“ Mythos, der wiederum so weltentrückt Mönchengladbach: Endlich wieder eine Trier: … Flüchtigkeit ist angesagt, verta- nicht ist: Alles fließt, jedenfalls in den fabelhaft, ja für hiesige Theaterverhält- nes Glück, Ziellosigkeit und schmerzhaf- beiden neuen Operneinaktern „Abends nisse geradezu prunkvoll ausgestattete te Ernüchterung… Sven Grützmachers am Fluss« und „Hochwasser“ von Johan- Oper. Erzromantisch, aber mit enger „Eugen Onegin“ geht mit seiner ruhigen nes Harneit… spielzeitlicher Verzahnung ins Rokoko… Eindringlichkeit unter die Haut… Da- „Manon“ von Melodie-Zauberer Mas- bei verzichtet er auf jedwede interpre- „Abends am Fluss“, die erste der beiden senet (…) ist dem impulsiveren Musik- tatorische Zwangsjacke. Angesichts so Opern, beschwört gerade nicht das Na- drama „Manon Lescaut“ von Giacomo mancher Regieverrenkungen in Sachen tur-Idyll. Der Satz „Da treibt so aller- Puccini durchaus ebenbürtig. Dies klar- Onegin darf das fast schon wieder als hand im Fluss“ in Gero Troikes Libretto zustellen war dem Generalmusikdirek- avantgardistisch gelten. Zumindest meint denn auch die Trümmer und Trau- tor Mihkel Kütson, seinem Orchester zeugt es vom Vertrauen des Regisseurs mata deutscher Geschichte, die, mitge- und den Theaterchören ein hörbares An- ins Werk. schwemmt, aus den Fluten auftauchen… liegen. Diese elegante, delikate, laszive, Entstanden ist dabei eine rundum Dem Reichtum des die musiktheatra- gar fromme, geschmeidig die Gehörgän- schlüssige, feinsinnige Inszenierung mit lischen Mittel üppig ausschöpfenden ge salbende Musik (…) ist einfach fabel- Bildern voller Poesie… ersten Einakters begegnen Troike, Har- haft! Dazu tragen neben dem Orchester neit und Konwitschny im zweiten Teil, auch die kompakt und immer zuverlässig Hervorragend singen Opernchor und „Hochwasser“, mit einer Art Satyrspiel, klingenden Chorgruppen bei… Extrachor des Theaters. Victor Puhl di- einem absurd „armen“ Theater, gestei- rigiert einfühlsam das Philharmonische Wichtiger als solche Regie-Einfälle des gert noch durch den Wechsel der Räu- Orchester der Stadt Trier mit melodi- französischen Gastregisseurs François me… Das Stück handelt vom Schicksal schem Schwung und dynamisch flexibel. De Carpentries sind die sanglich-spie- zweier Koffer in einem hochwasserbe- Zu Recht bedankt sich das Publikum mit lerischen Leistungen der Solisten… Das drohten Keller, mit abgewracktem Be- minutenlangem Beifall. Publikum zeigt sich hoch zufrieden. ckett-Personal… EVA-MARIA REUTHER DIRK RICHERDT VOLKSFREUND, 18.01.2015 Es war ein langer, verwirrender Abend, RHEINISCHE POST, 24.02.2015 indes im Ganzen sehr dicht, mit fulmi- nanten Gesangsleistungen und hohem orchestralem Niveau. Für ein kleineres Ausgabe 02/2015 Haus eine gigantische Tat, die keinen Augenblick kaltließ. Zu Recht erhielt die Heidelberger Oper den Preis der Deut- oper schen Theaterverlage. & Tanz GERHARD R. KOCH FAZ, 10.02.2015

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„Le Grand Macabre“ Essen: Während Köln fest in der Hand der Jecken ist, hat man ihnen in Essen das Aalto-Theater überlassen… Als György Ligeti in den 70er-Jahren mit „Le Grand Macabre“ seine einzige Oper schrieb, da hatte er die Nase voll von den intellektuellen Verrenkungen und Selbstbespiegelungen einer Avant- garde, die in ihren Opern am liebsten das eigene Ich wehleidig besang… Inspi- riert ist die Oper durch Michel de Ghel- derodes in Belgien sehr populäres Stück, das wiederum durch Gemälde Breughels inspiriert wurde, durch Höllenvisionen, Sprichwörtermalereien und Kinderspiel- bilder…

Ralf Lukas als Caligula und Mitglieder des Chors. Foto: Thomas M. Jauk Regisseurin Mariame Clément präsen- tiert das Ganze ironisch in Julia Han- sens Bildern, die zwischen Karnevalswa- „Caligula“ „Perelà“ gen und Abstraktion changieren… Ligeti Hannover: … Die Oper „Caligula“ nach Mainz: „Perelà“, die vierte Oper des hetzt im „Macabre“ Liebe und Tod auf- einem Libretto von Hans-Ulrich Trei- Franzosen Pascal Dusapin, Jahrgang einander, ein herzallerliebstes Klischee chel (…) hatte 2006 in der Oper Frank- 1955, ist das ausgeklügelte Produkt ei- des Abendlandes. Er macht das so wenig furt unter der Leitung von Markus Stenz ner jahrelangen Auseinandersetzung mit subtil wie im Grand Guignol, denunziert und in der Regie von Christian Pade ihre dem Stoff: einem Roman des Italieners den Tod als versoffenen Möchtegerndes- Uraufführung. Jetzt hat die Staatsoper Aldo Palazzeschi von 1911. Die Hand- poten und die Liebe als dauerndes Ram- Hannover das Stück neu inszenieren las- lung dreht sich um die kurze Existenz meln. Kein Wunder, dass sein derbes sen – von Frank Hilbrich, der alles klar eines „Menschen aus Rauch“, welcher Possenspiel nicht nur Anhänger gefun- und planvoll erzählt. Eine schöne, ein- sich eingangs in einem Schornstein ma- den hat. Der Essener Inszenierung aber leuchtende Arbeit. Die Bühne von Vol- terialisiert, sodann am Hofe Sensation gelingt alles: grandiose Sänger, ein hin- ker Theile wächst von Akt zu Akt in die macht, schließlich mit dem Gesetz in reißender Dirigent, eine verspielt leichte Höhe… Ihre Wände hält man für Glas, Konflikt gerät – nach einer Selbstver- Regie… bis der Chor (Dan Ratiu hat ihm als Lei- brennung im fatalen Wunsch, ihm gleich ter höchste Sicherheit und Schlagkraft zu werden – und sich wieder auflöst… Zu den Glanznummern zählt ein abso- gegeben) sie von hinten mit Köpfen und lut irres Konzertstück mit Instrumen- Am Staatstheater Mainz legten Regis- Händen verbeult. Die Wände sind also talisten samt Schlagzeug und Chor im seurin Lydia Steier und Dirigent Her- aus Stoff, aber das Bild der Verbeulung Zuschauerraum, das den Weltuntergang mann Bäumer uraufführungswürdig steht für den Wahn Caligulas, der sich in allen apokalyptischen Schrecknissen nach – mithilfe eines scharf geforderten steigert wie seine Hybris, mit der er über ausmalt… Großopernensembles, eines quickleben- fremdes Leben verfügt und tötet, tötet, digen Chores und eines die luzide Musik Ligeti betreibt stets diesen denkbar tötet… wunderbar ausbreitenden, auffächern- größten Spagat zwischen krachender Al- Detlef Glanert weiß, wie Oper funktio- den Orchesters. So wie Dusapin sich bernheit und zarter Weltflucht. Alle in niert; vor allem bei und klanglich elegant und sorgfältig am Wort Essen lassen sich lustvoll auf diesen Spa- hat er sich abgeschaut, entlangbewegt, so sucht und findet Stei- gat ein, vor allem Dirigent Dima Slobo- wie man es machen muss… Das Nieder- er eine vollkommene Bilderwelt für eine deniouk. Seine Zeichengebung ist exakt sächsische Staatsorchester Hannover Geschichte, die mit so viel Substanz sich und befeuernd, er langt derb zu, ist aber entwickelt unter Kamenseks Leitung dem Lob der Substanzlosigkeit widmet… im nächsten Moment zärtlich leise… eine herrliche Fülle und Größe, ohne REINHARD J. BREMBECK Perelà geht, wie er gekommen ist. Die aber zu laut zu werden. Man versteht die SZ, 16.02.2015 Musik verschwindet mit ihm. Das Publi- Singenden alle. Ohne Zweifel: „Caligula“ kum jubelt… Dieser Abend, ganz norma- ist, vom Libretto wie von der Musik her, le gut zweieinhalb Stunden mit Pause, ist

Ausgabe 02/2015 Ausgabe ein Stück großer Virtuosität… ein Coup. JAN BRACHMANN FAZ, 19.01.2015 JUDITH VON STERNBURG

& Tanz FRANKFURTER RUNDSCHAU, 18.01.2015 oper

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Stars sind die Huren

„Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ in Rostock Von Frank Schlösser

Brechts Ganoven-Oper „Aufstieg und Vierspartentheater auf dem absteigen- nen des alten Theaters, dessen Bau doch Fall der Stadt Mahagonny“ entwickelt im- den Ast, seine letzte große Zeit erlebte es bis zur Eröffnung 1895 aus Spenden mer Bezüge zu der Stadt, in der sie gerade unter dem Intendanten Hanns Anselm Rostocker Bürger bezahlt worden war. aufgeführt wird. Aber am Volkstheater Perten, der 1985 starb. Im Februar 1942 Die Forderung nach dem Neubau des Rostock passte die Botschaft „Ohne Geld war das alte, große, zentral gelegene Rostocker Theaters ist über vierzig Jahre musst du sterben“ besonders gut: Drei Stadttheater zerbombt worden. Damals alt, der immer noch geltende politische Tage vor der Premiere am 28. Februar zog das Theater provisorisch in einen Beschluss stammt aus dem Jahre 1992, hatte das Stadtparlament die Schließung versteckten Konzertsaal – und in diesem der derzeitig verhandelte Eröffnungster- der Sparten Oper und Tanz beschlossen. Haus ist es bis heute geblieben. min eines neuen Hauses im Jahre 2018 – Für die Inszenierung hatte Intendant Ein Drittel der Rostocker verließ zum dann wahrscheinlich mit nur einem Or- Sewan Latchinian die Brecht-Enkelin Kriegsende die Stadt, danach kamen chester und einem Schauspiel-Ensemble Johanna Schall nach Rostock geholt. Flüchtlinge und später die Arbeiter für – dürfte nicht zu halten sein. Finanzielle Sie war von 2002 bis 2007 Schauspiel- die Werften und den Hafen. Bis 1989 Argumente hat das Theater nach dieser direktorin am Volkstheater und kennt wuchs die Stadt um das Doppelte auf historischen Entwicklung nicht wirklich nicht nur das Haus, sondern auch dessen über 200.000 Einwohner an. Nur wenige zu bieten: Der relativ kleine Jahresetat Situation: Spätestens seit 1989 ist das Rostocker erinnern sich noch an die Rui- von derzeit 16,6 Millionen Euro wird je-

Ausgabe 02/2015 oper & Tanz

Spätestens am Ende des zweiten Aktes ist die Bühne immer voller Menschen. Foto: Dorit Gätjen

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weils zur Hälfte vom Land und von der Stadt bereitgestellt. Die te doch heute alles erlaubt sein. Der Hurrikan verschont die Zuschauerzahlen waren mindestens bis 2013 rückläufig, der Stadt – die Endzeitstimmung bleibt. Alle dürfen alles – nur eins Eigenfinanzierungsgrad betrug gerade 8 Prozent, das Staats- nicht: kein Geld mehr haben. Als Paule seine Zeche nicht mehr theater Schwerin kommt auf sehr gute 21 Prozent. Das actori- zahlen und auch die Richter nicht bestechen kann, wartet der Gutachten, veröffentlicht im Januar 2014, arbeitet in diesem elektrische Stuhl auf ihn. Vergleich allerdings mit Zahlen von 2012. Daher ist es auch Die Stars dieser Inszenierung sind die Huren von Mahagonny – problematisch, dass die Mehrheiten für den Sparvorschlag im mit all ihrer Schminke, den Push-ups, Hotpants, Netzklamot- Hinterzimmer vom Kulturminister und dem Oberbürgermeis- ten, High Heels und den kunstvoll aufgebrezelten Extensions. ter unter Ausschluss von 34 Prozent der Bürgerschaft zusam- Hier stehen die Damen des Opernchores auf der Bühne – un- mengesucht wurden. Nicht zuletzt ist es diese Verfahrenswei- terstützt vom Ballett, mal singend, mal tanzend. Ihre Freier se, die die Theaterfreunde weiter gegen die Politik aufbringt. – der männliche Teil des Opernchores – sind als uniformierte Trotz der Modernisierungen ist der 600-Plätze-Saal des Geschäftsmänner unterwegs. Spätestens am Ende des zweiten Volkstheaters problematisch: Die Musiker sitzen bei Musik- Aktes ist die Bühne immer voller Menschen, das bisher zu- theateraufführungen beengt in der „Orchesterwanne“ unter rückhaltende Bühnenbild wird opulent, die Lichtinszenierung der Bühne, der Klang dringt durch eine relativ kleine Öffnung schafft raffinierte Räume. Schließlich stirbt der kriminelle und hat nicht die Möglichkeit, sich akustisch im Raum zu ent- Paule Ackermann den Tod eines Heiligen und wird aufgebahrt falten. Solisten müssen sich hier mit Kraft durchsetzen, Dif- wie Jesus nach der Kreuzabnahme. Seit im September 2014 Sewan Latchinian das Steuer des Volksthea- ters in die Hand ge- nommen hat, produ- ziert das Volkstheater auf Hochtouren, be- spielt ungewöhnliche Orte in der Stadt wie die Brauerei oder den Hochbunker auf der Werft. „Mahagonny“ ist nur eine von 52 Pre- mieren, die Sewan Lat- chinian für seine erste Spielzeit versprochen hat. Zugegeben: Viele dieser Inszenierungen hat er von der Büh- ne Senftenberg nach Rostock mitgebracht. Langsam beginnen auch die Rostocker zu Tim Stolte als Dreieinigkeitsmoses, Jasmin Etezadzadeh als Leokadja Begbick und Garrie Davislim als Willy, der Prokurist. Foto: Dorit Gätjen glauben, dass der Neu- anfang am Rostocker ferenzierungen und Textverständlichkeit bleiben nicht selten Volkstheater wirklich begonnen hat. Der Trotz, mit dem die auf der Strecke. Theatergänger ihrem Volkstheater in den vergangenen Jahren die Treue gehalten haben, weicht langsam einem begründeten Johanna Schall setzt auf die Geschichte und arbeitet erfolg- Enthusiasmus. Für diese Inszenierung von „Mahagonny“ bietet reich gegen die Tücken des Saales an. Sie holt das Orchester auf das Viersparten-Volkstheater alles auf – von der Ankleiderin die Bühne – ob nun als Duo mit Zither und Akkordeon oder als bis zum Solisten in der Hauptrolle. Stehende Ovationen, eine Ballhaus-Kapelle, die das frivole Treiben in Mahagonny beglei- volle Hütte für eine prächtige, heitere, in mehrfacher Hinsicht tet. Die Stadt, gegründet aus der Not einiger Ganoven auf der nachdenklich machende Inszenierung. Sie war auch eine tref- Flucht vor der Polizei mitten in der Wüste, entwickelt sich nach fende künstlerische Antwort auf die Sparpläne der Stadt und dem ersten Boom zu einem Nest aus Verboten und Langeweile. des Landes. Ob sie gehört wird, bleibt fraglich. Der ehemalige Holzfäller Paule Ackermann (Daniel Ohlmann) Ausgabe 02/2015 Ausgabe überlegt schon, aus Mahagonny wegzugehen mit seiner Lieb- lingshure Jenny (Elise Caluwaerts), als ein Hurrikan sich auf

& Tanz die Stadt zubewegt und alle in eine fatalistische Endzeitstim-

oper mung versetzt: Wenn alles morgen zugrunde geht, dann soll-

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Räuber aus der Rechten Szene „I Masnadieri“ am Nationaltheater Weimar Von Tatjana Böhme-Mehner

Es ist schon starker Tobak, was da pas- werter ästhetischer Geschlossenheit und grandios musiziert. Eine bestens dispo- siert. Aber was sollte man auch anderes dadurch oft mit einer tragikomischen nierte Staatskapelle spielt unter Martin erwarten, wenn man Volker Lösch für Fallhöhe, die gekonnt und geschickt ge- Hoff einen fantastisch differenzierten die Inszenierung von Giuseppe Verdis setzt jenes Lachen provoziert, das einem Verdi. Und Heike Porstein als Amalia, „I Masnadieri“ nach Friedrich Schillers im Halse steckenbleibt. Sprechblasen Jaesig Lee als Karl, Alik Abdukayumov „Die Räuber“ verpflichtet. Im allerdras- und Videoprojektionen tragen die Insze- als Franz und Daeyoung Kim als alter tischsten Sinne politisches Theater prä- nierung, die Plakativität zum ästheti- Moor lassen auch musikalisch keine sentiert der preisgekrönte Schauspielre- schen Prinzip erhebt. Wünsche offen, was die Standards zeit- gisseur zu Jahresbeginn im Deutschen gemäßen Verdi-Gesangs betrifft. Einzig Nichts bleibt beim Alten, weder bei Schil- Nationaltheater Weimar, wo die Span- von Markus Oppeneigers Opernchor ler noch bei Verdi – und auch bei Lösch nung fühlbar ist, nicht nur durch das hätte man sich mehr Präzision, Strahl- bleibt nichts in seinen Fugen. Wer es übergroße Medieninteresse. kraft und Differenziertheit gewünscht. nicht mit der Angst zu tun bekommt bei Dabei kommen in Löschs Inszenierung Es ist eine jener Inszenierungen, denen dem Bericht eines misshandelten Auslän- den wenigen Chorszenen Schlüsselfunk- man anmerkt, dass sie in ihrer Entwick- ders, der ganz am Ende steht, der nimmt tionen zu – kein Wunder, wenn es um lung immer wieder den Wettlauf mit die Wirklichkeit nicht wahr. Auch wenn Bewegungen geht, die die Massen mit- der Realität aufnehmen mussten. Es ist künstlerisch dieser Bericht gestrafft viel- reißen wollen. Kunst, die Angst macht, weil sie sich leicht noch stärker gewirkt hätte. aus einer beängstigenden Konkretheit Dass der Jubel riesig ist und dass jene Und fast wie nebenbei – dabei macht und Aktualität speist. Die Antwort, die wenigen, denen es offensichtlich nicht das einen nicht unwesentlichen Teil der Lösch, seine Ausstatter Carola Reuther gefallen hat, mit verstörten Gesichtern ästhetischen Brechung aus – wird da und Cary Gayler sowie die Fotografin still bleiben, liegt in Annette Hauschild auf die Frage geben, der Natur der Sache wer diese Räuber heute sind und wer beziehungsweise der die anderen Machtgierigen und Macht- Inszenierung. Denn losen in einer wankenden Gesellschaft, eine so konkrete poli- schmerzt. Kennt man doch Schiller und tische Aussage, lässt auch Verdi. In intensiver Recherchear- sich schwer rein auf beit führten sie Interviews mit Ausstei- ästhetischer Ebene re- gern aus der Rechten Szene, Politikern zipieren. Es geht um aller Spektren, mit Linksautonomen und die Demokratie an sich anderen in Thüringen. Die Ergebnisse – und wer will in die- fließen ein in eine Libretto-Collage, die sen Kreisen da schon den Zuschauer entlang der Opernhand- offen als Gegner daste- lung begleitet. Beängstigende Aussagen, hen. die der linksautonomen Amalie, dem Ein ästhetisch gran- rechtsextremen Karl, dem rechtspopu- dioser Schritt ist die- listischen Franz und dem demokratisch se doppelte Brechung etablierten und machtlosen alten Moor trotzdem und die In- zugeschrieben werden. szenierung ohne Zwei- Durch eine weitere Brechung bringen fel maßstabsetzend Lösch und sein Inszenierungsteam diese fürs Musiktheater der erschreckende Aktualität auf eine faszi- Gegenwart. Dass sie nierende Ebene künstlerischer Abstrak- Gefahr läuft, eine un- Ausgabe 02/2015 tion. Die Oper wird zum Comic. Geht gewöhnlich geringe man davon aus, dass Oper in der Gegen- Halbwertzeit zu ha- wart ohnehin nicht ohne Übertitelung ben, liegt in der Natur oper auskommt, so ist es nur konsequent, der Sache. dass da dieses andere Libretto als Me- & Tanz tatext projiziert wird. Mit bemerkens- Heike Porstein als Amalia. Foto: Matthias Horn

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Tanzpoetische Erzählung

David Dawson choreografiert in Dresden „Tristan + Isolde“ Von Vesna Mlakar

Immer wieder die Liebe! Unausweichlich fatal salhaft-erwachsener Wucht aufeinanderprallen. und hinreißend tödlich. Dabei dreht sich in der Düster und dunkel ist das von Bühnenbildner Eno keltischen Sagenüberlieferung alles um die Un- Henze mit mobilen Dekorversatzstücken abstrakt möglichkeit der Beziehung zwischen dem Kö- und schlicht gelöste Ambiente im kriegsfreudigen nigsneffen Tristan aus Cornwall und der irischen Reich von König Marke. Und Raphaël Coumes- Königstochter Isolde: zwei Menschen von edlem Marquet verleiht der entschlossenen Rolle des Geschlecht und ehrenhaftem Handeln, die nicht Anführers stattlich-dynamische Gestalt, wenn er dürfen, wozu die Natur und ihr Empfinden sie von einem Podest herab mit pointierten Armges- drängt. ten und wilden Drehungen seine ganz in schwarz gekleideten Mannen in Mitmachrage bringt. Ein Dass der Stoff neben einer reichen Gefühlsskala starkes erstes Bild, dessen choreografische Nuan- mit Mord, Krieg, Zauber und Intrigen auch poli- cen bisweilen das arg gedimmte Licht verschluckt. tisch Spannung birgt, stellten über Jahrhunderte zahlreiche Dichter, Dramatiker, aber auch Film- Umso größer fällt der Kontrast zur nächsten Sze- regisseure und natürlich Richard Wagner auf ne aus, in der Yumiko Takeshima (von 2006 bis dem Gebiet des Musiktheaters erfolgreich unter 2014 selbst Erste Solistin der Compagnie) die Beweis. Nur choreografisch wurde die Geschich- gesamte Palette frischer Frühlingsfarben in das te bisher kaum beziehungsweise (abendfüllend) nüchterne Lichtgrau (Licht: Bert Dalhuysen) der gar nicht adaptiert. Dabei kann Tanz Inhalt noch Ausstattung und die leichten Kleidchen von Isol- transportieren, wenn die Erzählkraft von Worten des Gespielinnen packt. Mit virtuoser Meister- schon nicht mehr greift. schaft feuert Dawson auch hier ein Feuerwerk an Gruppenverspieltheit David Dawson hat ab, das so lange schön eben dies in seinem anzusehen ist, bis ei- zweiaktigen Hand- nen die Suche nach lungsballett „Tristan + den titelgebenden Isolde“ für das Dresd- Darstellern vom hüb- ner Semperoper Bal- schen Fluss bewegter lett versucht. Sein An- Belanglosigkeit ab- satz: die dramatisch lenkt. ineinander verwobe- nen Handlungssträn- „Tristan + Isolde“ ist ge mit zahlreichen ein durch und durch Nebenfiguren auf ein ästhetisches Stück, Minimum zu reduzie- dessen genau betrach- ren – beziehungswei- tet wenig revoluti- se den Fokus auf zwei onäre Choreografie Gegenwelten zu rich- von einer engagierten ten, die einerseits als Compagnie auf höchs- konträre Ensemble- tem Leistungsniveau konstellationen, an- dargeboten wurde.

Ausgabe 02/2015 Ausgabe Courtney Richardson als Isolde, Fabien Voranger als Tristan. Foto: Ian Whalen dererseits verkörpert Für die akustisch durch das legendäre filmwirksame Un-

& Tanz Liebespaar mit schick- termalung der sehr oper

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tanzpoetisch gelösten Erzählweise sorgte die eigens von dem Polen Szymon Brzóska kom- ponierte Musik, die sich dem Ballett mit ihren (oft absehbaren) Verschiebungen mal in Richtung eines sir- renden Minimalismus, mal hin zu einem trom- melseligen Aufbrausen der Instrumente wie ein Klangteppich aus zeitgenössisch dichter Orchestertonalität an- passte. Dem klassisch fundierten, modernen Bewegungsduktus des Briten stellte sie jeden- falls keine Hindernisse in den Weg. Doch die akustisch wiederkeh- renden Schleifen von sich aufladenden und wieder abschwellenden Melodiebögen ließen das Potenzial vermis- sen, ein Publikum em- phatisch im Sinne der tragischen Amour fou mitzureißen. Kernstück von Daw- sons in vieler Hinsicht sphärischen Inszenie- rung waren die beiden phänomenal dispo- nierten Hauptprotago- nisten, die in vier groß angelegten Pas de deux mehr als bloß in die Vollen gingen. Kraft- durchströmt und bis in die Fingerspitzen ausdrucksstark tanzte Courtney Richardson Courtney Richardson, Fabien Voranger. Foto: Ian Whalen eine von der ersten Ge- winzige Gelegenheit, sich emotional Produktionsteam schlossen sie in ihren fühlsirritation bis hin zum demütigen in den Sound hineinzuwerfen und ein Jubel ein. Geständnis des Ehebruchs am Hoch- Maximum aus den wenigen die Hand- zeitstag beeindruckend glaubwürdige Ausgabe 02/2015 lung zuspitzenden Momenten für ihre Isolde. Fabien Voranger dagegen musste Charaktere herauszuholen. Ihre Urauf- sein Profil als Individuum mit Herz und führungsbegeisterung hierfür mani- Seele erst nach dem brutalen Totschlag festierten die Dresdner am 15. Februar von Isoldes Onkel und seiner Verletzung oper denn auch in einem lang anhaltenden entwickeln. & Tanz Applaus für die Tänzer. Den ehemali- Die Interpreten nutzen jede noch so gen Hauschoreografen Dawson mitsamt

29 Bericht Pasternak als Pathosbrei

Uraufführung von Anton Lubchenkos Oper „Doktor Schiwago“ in Regensburg Von Juan Martin Koch

Ein durch Hollywood allseits bekannter, herein; Partisanenführer Strelnikow übernommenen Pasternak-Gedichten erstmals vertonter Stoff als Uraufführung lässt „Verräter“ hinrichten – „Weh dir, – übergießt er mit postwagnerianischem – ein vom Komponisten herbeigefaselter leidgeprüftes Russland“, ruft der Chor in Schwulst. Eklat um die Regie: Das sind die Zutaten, das Inferno. Als Dirigent setzt Lubchenko (GMD des Opernhauses Wladiwostok) vor al- lem auf Lautstärke. Die bisweilen aus dem Graben herausragenden Handbe- wegungen zeigen deutlich den Einfluss Valery Gergievs, dessen Assistent er am Mariinsky Theater gewesen ist. Die Sänger, darunter ausgezeichnete Gäste aus Wladiwostok, haben hörbar Freude an den dankbaren, vom Orchester um- tosten Partien. Michaela Schneider aus dem Hausensemble leistet als Lara He- rausragendes, ebenso der von Alistair Liley bestens einstudierte Regensburger Opernchor. Regisseur Silviu Purcărete muss man zugutehalten, dass er mit leicht surre- alen Bildern um Schadensbegrenzung bemüht ist. Im Torso eines von Helmut Vitali Ishutin. Foto: Jochen Quast Stürmer beeindruckend auf die Bühne gestellten Hauses und in dessen Unter- geschoss spielen sich teils albtraumar- die einem kleinen Haus wie dem Theater Es ist zuallererst die Musik, die Paster- tige Szenen ab, wenn etwa der kokain- Regensburg überregionale Aufmerksam- naks vielschichtigen Roman in einen ein- süchtige Strelnikov sich zuerst im Bade keit bescheren. Als skandalträchtig er- dimensionalen Pathosbrei verwandelt: den Rücken bürstet und dann als leben- wies sich dann allerdings nicht die Regie, Ganz ungeniert bedient sich Lubchenko, des Standbild die rot beflaggte Sense sondern Anton Lubchenkos selbstgefälli- der bei einem Schostakowitsch-Schüler schwingt. ger Umgang mit Boris Pasternaks „Dok- studiert hat, in der Musikgeschichte, tor Schiwago“ und seine reaktionäre, aus vornehmlich der russischen. Dabei wird Das und einige Wodka-Flaschen auf der russischen Musikgeschichte zusam- kaum etwas aus der Szene heraus ent- der Bühne (!) war für den Putin-treuen mengeklaubte Partitur. wickelt, vielmehr werden die großen, Lubchenko, der vergangenes Jahr (wie Tschaikowsky, Puccini, Prokofjew oder Gergiev) zu den Befürwortern der Krim- Als sein eigener Librettist hat der 1985 Khatchaturjan abgelauschten Gesten Besetzung zählte, zu viel. Ob dieser Ver- geborene Anton Lubchenko Boris Paster- einfach abgerufen und routiniert an- zerrung des Russland-Bildes zettelte er naks monumentalen Roman auf neun, einandergeklebt. Was die psychologi- einen Streit mit Purcărete an, der sich im Ersten Weltkrieg einsetzende Szenen sche Tiefenschärfe angeht, so bleibt die dann auch bei der Premiere nicht auf zusammengestaucht. Mehr als an der an Leichenfledderei grenzende Partitur der Bühne zeigte. Lubchenko dagegen Liebe zwischen Lara und Schiwago – de- meilenweit hinter den Errungenschaften ließ sich von einem begeisterten Publi- ren Vorgeschichte vage bleibt – ist Lub- eines Mussorgsky zurück. kum, darunter offenbar einige Fans, mit chenko am großen Ganzen interessiert. einer letzten großen Geste feiern: das Er nimmt Pasternak zum Vorwand, üp- In der einigermaßen missratenen Sze- in der Inszenierung verwendete Paster- pige Tableaus von der tragischen russi- ne, in der Komarowski die Zweisamkeit nak-Porträt vor sich herhaltend…

Ausgabe 02/2015 Ausgabe schen Geschichte zu malen: Ein Verwun- Lara-Schiwago unterbricht, meint Lub-

deter stirbt bühnenwirksam – ein Choral chenko, uns mit einer gelehrten Fuge wird angestimmt; in einen intimen Dia- beeindrucken zu müssen. Die „Winter- & Tanz log bricht die Ausrufung der Revolution nacht“ – eines von vielen ins Libretto oper

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Wie ein deutscher Familienfilm

Die Figuren aus Mieczysław Weinbergs Mieczysław Weinbergs Oper „Der Idiot“ am Oper „Der Idiot“ nach Fjodor Dostojewski Oldenburgischen Staatstheater kommen einem auf der Oldenburger Von Irene Constantin Theaterbühne merkwürdig bekannt vor. Gawrila, genannt Ganja, ist einer von der Sorte junger Männer, die für Geld jede Ge- Rogoschin ist Nastassja in selbstzer- aber die westliche Moderne um Hinde- meinheit und jede Erniedrigung auf sich störerischer Leidenschaft verfallen, mith ist ebenso zu ahnen wie Prokof- nehmen. Rogoschin ist der Typ missra- Myschkin liebt sie aus reinem Mitleid. jews weltläufige Leichtigkeit. Der 1985 tener Sohn; als illegitimer Fürstenspross Mehrfach flieht sie vor seinen Seelen- komponierte „Idiot“ ist ein persönliches, erbt er dennoch Millionen. Die Frau, die rettungs-Versuchen; Fluchtpunkt ist durchaus tonales Werk. Trotz markanter er liebt, Nastassja, ist schön und großmü- immer wieder Rogoschin. Der tötet sie Paukenschläge und schicksalsmächtiger tig, aber unberechenbar, bindungsunfä- schließlich. Die schöne Aglaja schaut auf Blechbläserakkorde dominiert ein intro- hig, durch frühen sexuellen Missbrauch eine wie Nastassja nur herab, muss aber vertierter Grundklang. Kantilenenhaft traumatisiert. Ihr Gegenbild ist Aglaja, erleben, dass Myschkin sich dennoch für erscheinen Anlehnungen und Scheinzi- ein lichter Engel aus bestem Hause. Sie ist Nastassja entscheidet. Ganja zieht die tate, die immer wieder an Weinbergs pol- jedoch anspruchsvoll, zum Spott neigend allgemeine Verachtung auf sich. nisch-jüdische Wurzeln erinnern. und damit ein Problem für ihre spießige Mieczysław Weinberg, 1919 in Warschau Zurab Zurabishvili legte den Fürsten Offiziersfamilie. Schließlich gibt es den geboren, 1996 in Moskau – man muss Myschkin eher kindlich naiv als philo- „Idioten“, so genannt, weil es ihm völlig es hervorheben – eines natürlichen To- sophisch weltfremd an, tenoraler Held an Egoismus, Vorurteil und Vorteilsnah- des gestorben, floh vor den Nazis von im Strickpullover. Daniel Moon als Ro- me gebricht. Dieser Fürst Myschkin ist Warschau nach Moskau. In den frühen goschin schuf mit seinem dunkel me- Epileptiker und vom Helfersyndrom be- 50er-Jahren wurde er unter einer haar- lancholisch eingefärbten Bariton einen fallen, man könnte ihn hämisch einen sträubenden Anklage inhaftiert, woge- deutlichen Figurenkontrast. Ebenso klar Gutmenschen nennen. Hätte nicht Dosto- gen sein Mentor Dmitri Schostakowitsch die Polarisierung der Frauenfiguren. jewski diese illustre Gesellschaft erfun- wagemutig protestierte. Stalins Tod Eindringlich mit innig dunkler Stimme den, sie könnte ähnlich von Balzac stam- 1953 bewirkte schließlich die Befreiung. die Nastassja Irina Okninas, dagegen men oder das Personal eines deutschen Weinbergs Musik ist eine vielgestaltige der licht-kühle Sopran Yulia Sokoliks Familienfilms sein. Andrea Schwalbach, Synthese wichtiger Strömungen des 20. als Aglaja. Vito Cristófaro hatte am Pult Regisseurin der Oldenburger Produkti- Jahrhunderts. Er steht in der klassizis- des Oldenburgischen Staatsorchesters on, spürte das überdauernd Allgemeine tischen Tradition Schostakowitschs, eine Großtat an musikalischer Organi- in der Petersburger Adelsgesellschaft der sation zu vollbringen. 1860er-Jahre auf und Das textreiche Par- versetzte sie in eine et- lando-Stück erfordert was angestaubte Gegen- durchgängig höchste wart. Aufmerksamkeit. Weinberg beschränkt Ein Meisterstück in sich auf die Hauptfigu- einem spätentdeckten ren des Romans und Werk, das nach der sze- schichtet die in kurzen nischen Uraufführung Szenen erzählte Hand- 2013 in Mannheim und lung geschickt über- und nach der Oldenburger nebeneinander. Schwal- Ausgabe 02/2015 Produktion keinesfalls bach verschränkt diese wieder in Vergessen- Parallel-Episoden derart heit geraten sollte. fließend, dass es immer wieder scheint, als be- oper

trachteten die Figuren & Tanz sich selbst – bei ihrem Zurab Zurabishvili als Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin und Paul Brady als Lebedjew. Foto: Karen Stuke Scheitern.

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Triumph des Überlebens

Mieczysław Weinbergs „Die Passagierin“ in Frankfurt Von Wolf-Dieter Peter

Die Filmbilder Leni Riefenstahls von den kurzlebigen Tri- journalistischen Aufenthalt in Paris ein Schockerlebnis: Sie umphen des Nationalsozialismus mögen noch so gelungen glaubte, ihrer KZ-Aufseherin wieder zu begegnen. Das Grau- sein – an der Frankfurter Oper bestätigte sich erneut, dass en hat sie als Erzählung, Hörspiel und Roman künstlerisch der Triumph erlebter Befreiung von aller Inhumanität größer überhöht: 15 Jahre nach Kriegsende, auf der Überfahrt nach und bewegender ist. „Wir haben gewonnen!“ – der Finalsatz Brasilien, glaubt die inzwischen mit einem deutschen Diploma- aus Roberto Benignis Film „Das Leben ist schön“ stand virtu- ten verheiratete, also „arrivierte“ Ex-Aufseherin Lisa in einer ell über der Bühne, als die 92-jährige Auschwitz-Überlebende Passagierin die KZ-Insassin Martha zu erkennen. Sie hat die Zofia Posmysz „neben sich“, sprich: ihrer Bühnenfigur stand junge Polin damals ausgenutzt, drangsaliert und deren Verlob- und über alle Bravostürme hinaus sich das Publikum zur Eh- ten letztlich dem Tod ausgeliefert. Die Vergangenheit holt Lisa ren-Ovation erhob. Erneut hatte zuvor in Mieczysław Wein- nun ein. bergs Musikdrama „Die Passagierin“ große Kunst über grausi- Das von Weinbergs Freund Alexander Medwedew aus dem ge Realität triumphiert. Roman gefilterte Libretto frappiert mit deutschen Sätzen wie Die 18-jährige Zofia war 1942 in Auschwitz gelandet und hat „Wir dürfen den Krieg und das alles vergessen“, mit der polni- als Nichtjüdin überlebt. Nach dem Krieg hatte sie bei einem schen Feststellung „Wie weh es tut, ein Mensch zu sein“, der Ausgabe 02/2015 Ausgabe

& Tanz

oper Anna Ryberg als Katja, Jenny Carlstedt als Vlasta und Sara Jakubiak als Marta mit Mitgliedern des Ensembles. Foto: Barbara Aumüller

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russischen Frage „Ha- traumschön langhaarig ben die Deutschen auch geheimnisvolle Passa- einen Gott?“ und dem gierin auf dem Schiff Chor-Ruf „Die Nacht und eine kahlköpfige dauert nicht ewig“ – in KZ-Insassin Martha in Bibi Abels unaufdring- Häftlingskleidung, mal lichen Videos wie Ge- kühle Überlegenheit fängniskritzeleien auf ausstrahlend, mal in die Schiffswände proji- emotional aufgelade- ziert. nen Phrasen Seele auf- leuchten lassend. Weinbergs Oper braucht gerade aus Für die nach Bregenz deutscher Sicht kein und Karlsruhe erst moralisches Wohlwol- dritte Inszenierung len: Sie ist zuerst ex- hat das Bühnenteam zellente Theatermusik, um Anselm Weber Peter Marsh als Walter, Tanja Ariane Baumgartner als Lisa und Sara Jakubiak. Foto: Barbara Aumüller die die unterschied- (Regie), Katja Haß lichsten Szenen mu- (Bühne) und Bettina sikdramatisch trägt und prägt. Weinberg schafft Walter (Kostüme) eine faszinierende Lösung ge- die fröhliche Atmosphäre eines Luxusliners mit funden. Im schwarzen Raum, unter der später Tanzmusik von einer Combo. Doch diese schicke wie eine Lagergrenze wirkenden Beleuchter-Ga- Oberflächlichkeit wird durch Klänge gebrochen, lerie, tauchte ein großer, weißer Schiffsbauch mit die Parallelen zu Schostakowitschs Symphonien Kajütentüren und Treppen auf – doch es ist ein und den schrägen Tänzen und Umbrüchen in „stream-of-consciousness“-Raum, unser aller ver- dessen „Lady Macbeth von Mzensk“ erkennen drängtes „Inneres“ hinter schicker Außenhaut: lassen. Hartes Schlagwerk begleitet die Phrasen Die Türen führten nach Drehbühnenschwenks der deutschen SS-Mannschaften, gewürzt mit mal in die KZ-Baracke im Inneren, mal in den Zitaten aus Marsch und Walzer. Marthas Ver- Tanzsalon des Passagierschiffs und dann wieder lobter Tadeusz spielt auf der beschlagnahmten auf den Appellplatz des Lagers; der weißgewande- Edelgeige dem Lagerkommandanten nicht den ge- Weinbergs Oper te Schiffsoffizier stand einen Moment später als wünschten banalen Operetten-Walzer, sondern braucht gerade SS-Mann in der Tür; Lisas Ehemann ging „schuld- die entlarvend „saubere“ Musik einer Bach-Cha- aus deutscher los-unbeteiligt“ mit Anzug und Pfeife durch die conne – sein Todesurteil durch „deutsche Musik“. Sicht kein mora- kurz ruhenden KZ-Frauen; einmal standen sich Daneben erklingen anrührende russische Volks- lisches Wohlwol- Aufseherinnen-Schlagstock und Marthas klei- liedmelodien, gehauchte Leidenschöre, kurz auf- len. ne Geburtstagsrose konfrontativ gegenüber; in blühende Melodien für süße Rückerinnerungen, theaterhandwerklich perfekten Masken- und religiöse Bitten, kurze emphatische Hoffnungs- Kostümwechseln beschwor die zerbrechlich „aus- phrasen – oft fühlt man sich an den insistieren- gehungert“ wirkende, kahl geschorene Martha den, rhythmisch vibrierenden Klageton Leoš das einstige Orgelspiel von Tadeusz als Hoch- Janáčeks erinnert. All dies machte der binnen zeitsersatz, stürzte durch eine Kajütentür davon, fünf Tagen eingesprungene Dirigent Christoph um kurz darauf als langhaarige, schlank-schöne Gedschold mit dem Frankfurter Chor (perfekt Passagierin im schwarzen Designerkleid Lisa zu- abgestufte Einstudierung: Tilman Michael) und nächst erstarren zu lassen. Als diese Passagierin Orchester differenziert und eindringlich hörbar. schließlich ihre Langhaar-Perücke abzog und KZ- Gesungen wurde werkgetreu „europäisch“ – Pol- kahlköpfig wie einst dastand, brach Lisa zusam- nisch, Deutsch, Russisch, Französisch von einem men. Doch am Ende erinnerte die Passagierin in bestechend typengenauen Hausensemble (stell- einer Paraphrase an Paul Eluards „Wenn das Echo vertretend für alle: Anna Rybergs anrührendes, ihrer Stimmen verhallt, gehen wir zugrunde“… Da russisches Volkslied vom Heimat-Tal) – und nur war dem Team um Anselm Weber eine bewegend zwei Gästen. Der bärenhaft-wuchtige Tadeusz große Interpretation eines Werkes gelungen, das Ausgabe 02/2015 von Bariton Brian Mulligan ragte mit Wärme und in alle Spielpläne gehört, besonders die in der eins- Liebesgewissheit heraus. Tanja Ariane Baumgart- tigen „Hauptstadt der Bewegung“ oder der ehe- ner wechselte als Lisa zwischen kaltem Aufse- maligen „Reichshauptstadt“. her-Ton und verunsicherter Damenhaftigkeit an oper

der Seite des gekonnt glatten BRD-Diplomaten & Tanz von Peter Marsh. Im Zentrum aber stand Frank- furts Sopran-Entdeckung Sara Jakubiak: eine

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Stiftung Oper in Wir gratulieren Berlin: Tarifvertrag zum 25-jährigen VdO - Jubiläum unterschrieben Johannes Kirch Lothar Heise Deutsche Oper Berlin Theater Magdeburg Der Tarifvertrag über die Vergütungs- Georg Grützmacher Lars Hübel anpassung für die künstlerisch Be- Staatsoper Unter den Linden Berlin Städtische Bühnen Münster schäftigten der Stiftung Oper in Berlin Vera Krause Elwira Cieplucha Staatsoper Unter den Linden Berlin Theater Plauen-Zwickau an die Entwicklung der Landesbediens- Christina Liske Iris Gerstenberg teten in den Jahren 2011 bis 2014 (De- Staatsoper Unter den Linden Berlin Theater Plauen-Zwickau tails s. O&T 1/15, S. 6) ist unterschrie- Andreas Möller Volker Naumann ben. Die Erhöhung von rund 14% kann Staatsoper Unter den Linden Berlin Theater Plauen-Zwickau somit – rückwirkend ab Januar – mit Babette Bode Mathias Polenz Städtische Theater Chemnitz Theater Plauen-Zwickau den März-Vergütungen ausgezahlt Grit Kosensky Karla Polenz werden. Dieser Tarifabschluss war ar- Städtische Theater Chemnitz Theater Plauen-Zwickau beitgeberseitig nur unter der Voraus- Monika Kind Tilmann Rau setzung möglich, dass die Mitglieder Anhaltisches Theater Dessau Theater Plauen-Zwickau des Staatsballetts zunächst ausgenom- Hartmut Leske Detelin Tabakow Anhaltisches Theater Dessau Theater Plauen-Zwickau men wurden. Hintergrund dessen ist, Carsten Mende Hans-Wilhelm Wendt dass die nicht im NV Bühne vertre- Anhaltisches Theater Dessau Theater Plauen-Zwickau tene und mit diesem nicht vertraute Simone Wendt Ines Baltzer ver.di für das Staatsballett offiziell ein Anhaltisches Theater Dessau Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin umfangreiches Paket an Forderungen Leszek Wypchlo Sylvio Kähler Anhaltisches Theater Dessau Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin erhoben hat, die zwar zu einem erheb- Scarlett Zierau-Rex Agim Kasumi lichen Teil vom – übrigens selbstver- Anhaltisches Theater Dessau Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin ständlich vollumfänglich auch für das Andrea Hermes-Schinew Marion König Staatsballett geltenden – NV Bühne Landesbühnen Sachsen Dresden Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin bereits erfüllt sind, in anderen Teilen Andrea Albert Undine Labahn Sächsische Staatsoper Dresden Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin aber mit dessen Struktur unvereinbar Karin Effenberger Helgard Lässig sind. Stiftung Oper und Bühnenverein Nordharzer Städtebundtheater Halberstadt/ Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin sahen sich daher außerstande, die mit Quedlinburg Lydia-Ilona Strahlmann den Künstlergewerkschaften verein- Volker Jaremko Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin Nordharzer Städtebundtheater Halberstadt/ barten Verbesserungen verbindlich Quedlinburg Kathrin Voss Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin umzusetzen, solange damit nicht ver- Thomas Kiunke einbare Forderungen einer anderen Nordharzer Städtebundtheater Halberstadt/ Joachim Döring Quedlinburg Deutsches Nationaltheater & Staatskapelle Gewerkschaft nicht vom Tisch sind. Weimar GmbH – Staatstheater Thüringen Ursula Meinke Nordharzer Städtebundtheater Halberstadt/ Gundula Horn-Bayh Im Interesse der großen Anzahl von Quedlinburg Mainfranken Theater Würzburg Mitgliedern in anderen Bereichen der Thea Rein Zum 35-jährigen VdO - Jubiläum Stiftung Oper, die mit dieser Proble- Nordharzer Städtebundtheater Halberstadt/ Quedlinburg Christiane Kühner matik nichts zu tun haben, haben sich Theater und Philharmonie Essen Sabine Scheffler GDBA und VdO entschlossen, einerseits Nordharzer Städtebundtheater Halberstadt/ Zum 25-jährigen Bühnen-Jubiläum zunächst den Teiltarifvertrag für die Quedlinburg Mechthild Sauer Beschäftigten der Opernhäuser zu un- Anke Walter Komische Oper Berlin Nordharzer Städtebundtheater Halberstadt/ terschreiben, andererseits sich weiterhin Quedlinburg Lisa Cullum Bayerische Staatsoper mit Nachdruck für die Kolleginnen und Heike Bartsch Kollegen des Staatsballetts einzusetzen Theater, Oper und Orchester GmbH Halle Joseph Cercy Bayerische Staatsoper und die Voraussetzungen dafür zu schaf- Michael Farbacher Theater für Niedersachsen Hildesheim Evelyn Ertl fen, dass die Tariferhöhung auch dort Bayerische Staatsoper Katerina Banse umgesetzt werden kann. Dazu gehört Oper Leipzig Harald Thum Bayerische Staatsoper auch, dass wir uns für berechtigte Forde- Karin Glass rungen nach hausinternen den NV Büh- Oper Leipzig Zum 35-jährigen Bühnen-Jubiläum ne ergänzenden Regelungen einsetzen. Bärbel Kirschning Eberhard Dunkel Oper Leipzig TPT Theater und Philharmonie Thüringen Dies aber setzt eine Zusammenarbeit

Ausgabe 02/2015 Ausgabe GmbH – Landestheater Altenburg mit den Mitgliedern des Staatsballetts Margit Pitt Oper Leipzig Jan Bien voraus, die von uns schon seit Jahren an- Oper Frankfurt geboten, jedoch von dritter Seite immer & Tanz Ulrika Bäume Theater Magdeburg wieder torpediert wird. oper

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Vergütungsrunde 2015: Verhand- Es wird eng – Vorletzer Versuch lungstermin vereinbart für den NV Bühne? Für den 20.04.2015 ist zwischen dem Deutschen Bühnenver- Auch die sechste Runde der Mantelverhandlungen zum NV ein und den Künstlergewerkschaften DOV, GDBA und VdO ein Bühne am 09.02.2015 brachte keinen Durchbruch. Die Arbeit- Termin für die diesjährige Vergütungsrunde vereinbart wor- geberseite präsentierte zu Beginn ein Papier, das neben Lö- den. Dies geschah in der Erwartung, dass die Verhandlungen sungsvorschlägen für bereits diskutierte Themen einige völlig zwischen der Tarifgemeinschaft deutscher Länder und den Ge- neue Forderungen enthielt – in einem so fortgeschrittenen Ver- werkschaften des öffentlichen Dienstes für die Landesbediens- handlungsstadium eine zumindest originelle Vorgehensweise. teten (mit Ausnahme derer des Landes Hessen), also auch das Eine dieser Forderungen, nämlich die nach einer bislang im NV nicht-künstlerische Personal der Staatstheater, bis dahin zu Bühne nicht vorgesehenen ausdrücklichen Regelung der nicht einem Ergebnis gekommen sind. Bei Redaktionsschluss waren theaterspezifischen Befristungstatbestände des Teilzeit- und diese in dritter Runde festgefahren, allerdings wohl vor allem Befristungsgesetzes, ist allerdings eine logische Konsequenz in der für den NV Bühne irrelevanten Frage der System-Um- aus einem kürzlich von der VdO erstinstanzlich gewonnenen stellung der Zusatzversorgung in der Versorgungsanstalt des Schiedsgerichtsverfahren. Insoweit wurde daher auch gewerk- Bundes und der Länder (VBL). schaftsseitig Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Der Forderung der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes Bewegung gab es dennoch, diesmal auch bezüglich der spezi- nach einer Anhebung der Vergütungen um 5,5%, mindestens fischen Regelungen für die Chöre. Ein Einvernehmen erschien jedoch 175,-€, steht für den Bereich des Bundes und der Kom- erreichbar hinsichtlich solistischer Leistungen bei zeitgenös- munen eine bereits im letzten Jahr vereinbarte lineare Vergü- sischer Literatur, der Einführung einer „Probezeit“ für Opern- tungserhöhung um 2,4% ab 01.03.2015 gegenüber. Allerdings chormitglieder, Wiederaufnahmeproben in der selben Spielzeit haben die Landesbediensteten aus den vergangenen drei Jah- sowie einer Klagefrist bei Nichtverlängerungen. Darüber hin- ren einen gewissen Nachholbedarf; es wird sich zeigen, ob die- aus gab es Annäherung in den Punkten Fusionsschutz und Frei- ser im laufenden Jahr realisierbar sein wird. Modelle für die stellung von Vorständen. sinngemäße Übertragung auf den NV Bühne wird man erst Gescheitert ist die Runde dann letztlich an einer geradezu entwickeln können, wenn für alle Bereiche des öffentlichen skandalösen Haltung der Arbeitgeberseite zur Frage der Pro- Dienstes die Ergebnisse feststehen. benvergütung für Gäste: Hier sollte ein Pauschalbetrag tarifiert werden, der – in einer Extremrechnung – eine Stundenvergü- Impressum tung von weniger als 3,-€ bedeuten würde! Der gewerkschafts- Gegründet von Walter Kane † 56. Jahrgang seitige Hinweis auf den Mindestlohn wurde mit dem Hinweis Herausgegeben für die Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnen- abgetan, wer diesen wolle, könne ihn ja einklagen. tänzer e.V. Kolumbastr. 5, 50667 Köln Die Finanznot, mit der die Politik die Theater weithin bedenkt, Tel.: 0221/27268940 - Fax: 0221/27268941 ist oft genug Thema in O&T. Sie wird bei allen gewerkschaft- e-Mail: [email protected] lichen Forderungen mit berücksichtigt. Gerade in einer Zeit, Herausgeber Theo Geißler, Tobias Könemann, Gerrit Wedel in der der NV Bühne insbesondere seitens der ver.di intensiv Verlag und Redaktion unter Beschuss steht, darf er sich nicht nur nicht, wie es mit ConBrio Verlagsgesellschaft, Brunnstr. 23, 93053 Regensburg oben genanntem „Angebot“ geschähe, auf die Legitimierung Verleger: Theo Geißler Redaktionelle Koordination ausbeuterischer Vertragsbedingungen hin bewegen; er muss Barbara Haack (verantwortlich) vielmehr dynamisch da, wo es ohne künstlerische und allzu Tel.: 0941/94 593-12 - Fax :0941/94 593-50 e-Mail: [email protected] große finanzielle Einbußen möglich ist, den Status der künst- Redaktion Dr. Juan Martin Koch, Andreas Kolb, Tatjana Könemann, Monika von lerisch Beschäftigten der deutschen Bühnen kontinuierlich Loeben, Stefan Moser weiterentwickeln. Ansonsten ist seine Glaubwürdigkeit – und Anzeigen damit auch die der ihn tragenden Gewerkschaften – ernsthaft Martina Wagner -Tel.: 0941/94 593-35 bedroht. Ein Kollaps alles bisher Errungenen könnte dann die Fax: 0941/94 593-50 e-Mail: [email protected] Folge sein! Es gilt die Anzeigen-Preisliste 2/2014. Produktion: ConBrio-Verlagsgesellschaft, Regensburg Für den 20.05.2015 ist eine weitere – letzte? – Verhandlungs- Druck: Kartenhaus, Regensburg runde anberaumt. Ob es im Vorfeld gewerkschaftliche Aktio- Abo-Verwaltung: PressUp GmbH, nen geben soll, wird derzeit diskutiert. Es kann aber jedenfalls

Tel.: 040/414 484 66 • [email protected] Ausgabe 02/2015 Keine Haftung für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte. Alle nicht schaden, wenn bereits jetzt Chor- und Tanzgruppen- Beiträge sind urheberrechtlich für alle Verwertungsformen geschützt. vorstände deutlich machen, dass es für die Kunst eng werden Copyright beim Verlag kann, wenn von der anderen Seite die Konfrontation gesucht Erscheinungsweise: 5 x jährlich (eine Doppelausgabe) wird – dies auch und gerade mit dem ausdrücklichen Hinweis Bezugspreis: Für Mitglieder der VdO mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten oper Jahresabo: n 19,90, Einzelheft: n 4,50, Doppelausgabe: n 6,50 auf die laufenden Tarifverhandlungen. Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 29. Mai 2015 & Tanz Anzeigenschluss: 1. Juni 2015 ISSN: 0474-2478

35 Oper & Tanz im tv

22. März 3sat, 20.15 Uhr Bayerisches Fernsehen, 23.50 Uhr arte, 22.50 Uhr G. Verdi: Messa Da Requiem BR-KLASSIK: Pierre Boulez Mozart Superstar NDR Fernsehen, 08.00 Uhr Musikalische Leitung: Gustavo Duda- Porträt zum 90. Geburtstag Musik-Kontakte mel 6. April Mit Gerd Albrecht in der Oper Mit Julliana Di Giacomo (Sopran), Mi- 3. April Kammerspielen ORF 2, 10.00 Uhr chelle deYoung (Mezzospran), Vittorio „Kammermusik“ WDR Fernsehen, 07.50 Uhr matinee Grigolo (Tenor) und Ildebrando d‘Ar- Klassik bis Moderne Johannes Brahms: Ein deutsches Re- Marcel Prawy – Auf den Spuren von cangelo (Bass) quiem „Cavalleria Rusticana“ von Pietro arte, 08.35 Uhr Chor: Los Angeles Master Chorale Musikalische Leitung: Jukka-Pekka Sa- Mascagni Große Oper für kleine Leute Orchester: Los Angeles Philharmonic raste ARD-alpha, 16.15 Uhr Mit Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), 29. März An der Saale hellem Strande – Ein Kul- 3sat, 16.45 Uhr Andrè Schuen (Bariton) turhaus erzählt Billy Elliot – I Will Dance ORF III, 12.20 Uhr Chor: NDR Chor, WDR Rundfunkchor Das „Haus der Freundschaft“ in Mit Jamie Bell (Billy Elliot), Julie Wal- matinee Köln Schkopau bei Halle an der Saale ters (Mrs. Wilkinson), Gary Lewis (Va- Himmlische Stimmen – Das Erbe Fa- Orchester: WDR Sinfonieorchester ter Elliot), Jamie Draven (Tony Elliot), rinellis Köln ARD-alpha, 20.15 Uhr Jean Heywood (Großmutter) u. a. Kölner Philharmonie am 02.10.2014 G. Verdi: Otello ORF III, 16.50 Uhr Musikalische Leitung: Antoni Ros-Marbà ORF III, 17.40 Uhr Operette sich wer kann 3sat, 12.15 Uhr Inszenierung: Willy Decker Operette sich wer kann J. Offenbach: Die schöne Helena G. Rossini: Stabat Mater Mit José Cura, Krassimira Stoyanova, H. Küster: Astoria Mit Ivan Rebroff, Harald Serafin und Musikalische Leitung: Antonio Pap- Lado Ataneli Mit Fritz Muliar, Peter Minich, Else Anna Moffo pano Chor und Orchester des Gran Teatre Rambausek oder Albrecht Ruprecht Mit Anna Netrebko, Ildebrando D’Ar- ORF III, 18.40 Uhr del Liceu Barcelona cangelo, Mariianna Pizzolato und Mat- arte, 18.30 Uhr Erlebnis Bühne – Künstlerportrait Gran Teatre del Liceu Barcelona, 2006 thew Polenzani G.B. Pergolesi: Stabat Mater Concert de Paris Orchester: Orchestra dell’Accademia, ZDF, 23.15 Uhr Musikalische Leitung: Nathalie Stutz- Musikalische Leitung: Daniele Gatti Nazionale di Santa Cecilia P. Mascagni: Cavalleria rusticana mann Mit Anna Netrebko, Elina Garanca, Na- Salzburger Festspiele 2011, aus dem Musikalische Leitung: Christian Thie- Mit Emöke Barath (Sopran), Philippe talie Dessay, Thomas Hampson, Rober- Großen Festspielhaus Salzburg lemann Jaroussky (Countertenor) to Alagna, Juan Diego Florez Inszenierung: Philipp Stölzl Orchester: Orfeo 55 Orchestre national de France ZDF, 13.15 Uhr Mit Jonas Kaufmann (Tenor) Aus der Schlosskapelle Chapelle de la G. Verdi: Requiem – Die Höhepunkte ORF III, 20.15 Uhr Orchester: Staatskapelle Dresden Trinitévon Fontainebleau Musikalische Leitung: Christian Thie- Erlebnis Bühne mit Barbara Rett Salzburger Osterfestspiele 2015 lemann ORF III, 20.15 Uhr R. Wagner: Parsifal Mit Jonas Kaufmann (Tenor), Liudmyla Erlebnis Bühne mit Barbara Rett Musikalische Leitung: Daniele Gatti 8. April Monastyrska (Sopran), Anita Rach- W. A. Mozart: Cosi fan tutte Mit Jonas Kaufmann (Parsifal), Kata- velishvili (Mezzosopran), Ildar Abdra- ZDFkultur, 20.15 Uhr Inszenierung: Michael Haneke rina Dalayman (Kundry), Peter Mattei zakov (Bass) Mondo Lux – Die Bilderwelten des Aufzeichnung aus dem Madrider Tea- (Amfortas), René Pape (Gurnemanz), Chor: Chor des Bayerischen Rundfunks Werner Schroeter tro Real Evgeny Nikitin (Klingsor) Orchester: Staatskapelle Dresden Über den Film-, Theater- und Opernre- Chor und Orchester der Metropolitan ARD-alpha, 20.15 Uhr Aufführung von den Osterfestspielen gisseur Werner Schroeter Opera New York Schostakowitsch – Gergijew: Die Sin- Salzburg 2015 Metropolitan Opera New York 2013 fonien hr fernsehen, 20.15 Uhr 09. April D. Schostakowitsch: 5. Sinfonie d-moll 1. April Das große Chorfest der schönsten Me- ZDFkultur, 21.25 Uhr op. 47 (1937) lodien On Stage Musikalische Leitung: Waleri Gergijew arte, 00.45 Uhr Mit Eva Lind und Marc Marshall Café Müller Orchester: Orchester des Mari- Die kleine Meerjungfrau Choreografie und Inszenierung: Pina inski-Theaters, Sankt Petersburg Ballett 5. April Bausch Aufzeichnung aus dem Salle Pleyel in Musik: L. Auerbach Paris Musikalische Leitung: Martin West 3sat, 09.50 Uhr 11. April Choreografie: John Neumeier L. v. Beethoven: „Missa Solemnis“ Mes- EinsPlus, 20.15 Uhr Mit Yuan Yuan Tan (Die kleine Meer- se D-Dur op. 123 Bayerisches Fernsehen, 16.15 Uhr Perfekte Mädchen jungfrau), Lloyd Riggins (Der Dichter), Musikalische Leitung: Christian Thie- Unter vier Augen Der Traum vom Tanzen Tiit Helimets (Der Prinz), Sarah Van lemann Sabine Sauer im Gespräch mit Dagmar Ein Film über Lebensträume und die Patten (Die Prinzessin), Davit Karape- Mit Krassimira Stoyanova (Sopran), Manzel Schwierigkeiten, sie wahr werden zu tyan (Die Seehexe) Elina Garanca (Mezzosopran), Michael 3sat,18.30 Uhr lassen. San Franciso Ballet Schade (Tenor) und Franz-Josef Selig Flamenco – Spaniens Urschrei (Bass) 24. März 2. April Chor: Staatsopernchor Dresden 3sat, 19.30 Uhr Orchester: Staatskapelle Dresden Kulturpalast EinsFestival, 00.15 Uhr ZDFkultur, 20.15 Uhr Semperoper Dresden, Februar 2010 Fachmagazin für E- und U-Kultur Car Men – Tanzfilm G. Rossini: La Pietra del Paragone Wie politisch kann Kunst sein? von Boris Paval Conen & Jirˇi Kylián Opera buffa in zwei Akten ORF III, 19.15 Uhr Musik: G. Bizet Musikalische Leitung: Jean-Christophe Erlebnis Bühne – Künstlerportrait 3sat, 20.15 Uhr Choreografie: Jirˇi Kylián Spinosi Barockstar Georg Friedrich Händel P. Mascagni: „Cavalleria rusticana“ Mit Sabine Kupferberg, Giocando Bar- Mit Sonia Prina (La Marchesa Clarice), Mit Liudmyla Monastyrska (Santuzza), ORF III, 21.25 Uhr buto, David Krügel und Karel Hruska Jennifer Holloway (La Baronessa Aspa- Jonas Kaufmann (Turiddu), Stefania Erlebnis Bühne mit Barbara Rett sia), Laura Giordano (Donna Fulvia), Toczyska (Lucia), Ambrogio Maestri G. F. Händel: Messiah 27. März Francois Lis (Il Conte Asdrubale), José (Alfio) und Annalisa Stroppa (Lola) Musikalische Leitung: Jean-Christo- Manuel Zapata (Il Cavalier Giocondo), R. Leoncavallo: „“ ORF III, 21.45 Uhr phe Spinosi Joan Martin-Royo (Macrobio), Christian Mit Maria Agresta (Nedda), Jonas DENK mit KULTUR Inszenierung: Claus Guth Senn (Pacuvio), Filippo Polinelli (Fabrizio) Kaufmann (Canio), Dimitri Platanias Kurt Rydl und Nadja Maleh Mit Richard Croft (Tenor), Bejun Théâtre Musical de Paris, 2007 (Tonio), Tansel Akzeybek (Beppe) und Mehta (Altus), Florian Boesch (Bass), Alessio Arduini (Silvio) 28. März ZDFkultur, 23.25 Uhr Susan Gritton (Sopran 1), Cornelia Chor: Sächsischer Staatsopernchor, Gioacchino Rossini – Der Schwan von Horak (Sopran 2), Martin Pöllmann Ausgabe 02/2015 Ausgabe

Bayerisches Fernsehen, 16.15 Uhr Salzburger Bachchor Pesaro (Knabensopran), Paul Lorenger (Tän- Unter vier Augen Musikalische Leitung: Christian Thie- Rossini reloaded zer) Sabine Sauer im Gespräch mit Anna lemann Mit Juan Diego Flórez Chor: Arnold Schoenberg Chor & Tanz Maria Kaufmann Inszenierung: Philipp Stölzl Theater an der Wien, 2009 oper

36 Oper & Tanz im tv / Anzeigen

12. April ORF III, 20.15 Uhr Erlebnis Bühne mit Barbara Rett Mit trauerndem Schweigen haben wir, die Kolleginnen und Kollegen NDR fernsehen, 08.00 Uhr Frühling in Wien des Chores der Oper Leipzig – Musikalische Komödie, sowie unser Musik-Kontakte Musik: F. Schubert, H. Berlioz, J. Chordirektor die Nachricht aufgenommen, dass sich unser langjäh- Mit Gerd Albrecht in der Oper Brahms, A. Webern riger Kollege W. A. Mozart: Die Hochzeit des Figaro Musikalische Leitung: Philippe Jordan Musikalische Leitung: Gerd Albrecht Mit Matthias Goerne Mathias Paarsch Inszenierung Johannes Schaaf. nach schwerem Krebsleiden am 28. Januar für immer von uns verab- Mit: Alan Titus (Graf Almaviva), Mar- 17. April garet Marshall (Gräfin), Albert Schagi- schieden musste. dullin (Figaro), Hellen Kwon (Susanna), ORF III, 22.30 Uhr Seit 1972 stand er als Berufschorsänger auf der Bühne. Mit Herzblut Stella Kleindienst (Cherubino) DENK mit KULTUR und viel Engagement hat Mathias Paarsch in unserem Chor und Hamburgische Staatsoper, 1994 Thomas Stipsits, Schauspieler und Ka- vielfach auch solistisch in kleinen Rollen sein Talent und Können in barettist, und Dagmar Schellenberger, ungezählte Inszenierungen und Konzerte der Oper Leipzig einge- SWR Fernsehen, 13.00 Uhr Intendantin der Seefestspiele Mör- Günter Wewel – Ein Leben für die Musik bisch bracht. Auch als Chorinspektor war er uns allen eine wertvolle Hilfe und Stütze. Seit es die VdO im Jahre 1990 auch in den Gebieten der ORF III, 17.35 Uhr 18. April ehemaligen DDR gab, war er von Anfang an Mitglied. Operette sich wer kann J. Strauss: Der Zigeunerbaron 3sat, 20.15 Uhr Kurz vor dem 65. Lebensjahr stehend, war es ihm nicht mehr ver- Mit Janet Perry, Ivan Rebroff, Wolf- G. Puccini: Manon Lescaut gönnt, seinen verdienten Ruhestand anzutreten. gang Brendel, Hans Kraemmer, Sieg- Musikalische Leitung: Sir Simon Rattle fried Jerusalem, Martha Mödl, Ellen Choreografie: Philharmonie Chor Wien Shade Inszenierung: Sir Richard Eyre 19. April 3. Mai Mit Eva-Maria Westbroek (Manon Les- 3sat, 18.30 Uhr caut), Lester Lynch (Lescaut), Massimo arte, 22.45 Uhr arte, 18.30 Uhr Theater: Ein Fest! Giordano (Chevalier Renato Des Gri- W. A. Mozart: Così fan tutte Born in Riga tanzmainz festival eux), Liang Li (Geronte de Ravoir), Bog- Musikalische Leitung: Sylvain Cambre- Mit Gidon Inese Galante (Sopran), Mit Vertigo Dance Company, Estelle dan Mihai (Edmondo), Reinhard Dorn ling Aleksandrs Antonenko (Tenor) u.a. Clareton, José Navas, Compagnie La (Wirt , Seekapitän), Magdalena Kozená Inszenierung: Michael Haneke Chor: State Choir Latvija, Latvian Radio Baraka (Ein Musiker), Kresimir Spicer (Ein Bal- Mit Anett Fritsch (Fiordiligi), Paola Gar- Choir Glashaus Großes Haus des Staatsthea- lettmeister), Arthur Espiritu (Ein Lam- dina (Dorabella), Juan Francisco Gatell ters penanzünder), Johannes Kammler (Ein (Ferrando), Andreas Wolf (Guglielmo), 4. Mai ORF III, 19.20 Uhr Sergeant), Saulo Garrido (Tangotänzer) Kerstin Avemo (Despina), William Shi- arte, 00.00 Uhr Erlebnis Bühne – Künstlerportrait Orchester: Berliner Philharmoniker mell (Don Alfonso) H. Berlioz: Symphonie fantastique Mit kühlem Kopf und heißem Herzen – Osterfestspiele Baden-Baden, April Chor: Chor des Teatro Real Musikalische Leitung: Tugan Sokhiev Siegfried Jerusalem im Gespräch 2014 Teatro Real de Madrid, 2013 Chor: RIAS Kammerchor

Das Opernhaus Zürich CHORAKADEMIE DER Chordirektion: Jürg Hämmerli, Ernst Raffelsberger WIENER STAATSOPER sucht für seinen Chor Die Chorakademie der Wiener Staatsoper per sofort einen 1. Tenor nimmt für die Spielzeit 2015/16 wieder junge ambitionierte Chorsänger und zwei 2. Bässe Chorsängerinnen in den Stimmgruppen und 2. Sopran, 1. und 2. Alt, 1. und 2. Tenor per Spielzeit 2015 / 2016 sowie 1. und 2. Bass auf. einen 1. Bass Für weitere Informationen wenden Vollständige Beherrschung der deutschen Sprache Sie sich bitte an: wird vorausgesetzt. CV mit detaillierten Angaben über die musikalische Ausbildung und die bisherigen Wiener Staatsoper GmbH

künstlerischen Tätigkeiten (aktuelle Repertoireliste, Chordirektor Thomas Lang Ausgabe 02/2015 keine CDs!) sowie persönliche Angaben inkl. Postan- schrift, Nationalität und Geburtsdatum bitte an: Opernring 2 1010 Wien OPERNHAUS ZÜRICH AG Chorsekretariat, Falkenstraße 1, CH-8008 Zürich, oder auch per e-mail an: oper

Tel. +41 44 268 64 55, Fax +41 44 268 64 01 & Tanz E-Mail: [email protected] [email protected]

37 Vakanzen

Staatsopernchor der Oper Stuttgart Chordirektor: Johannes Knecht Die Hamburgische Staatsoper GmbH (Chordirektor Eberhard Friedrich) Wir suchen ab sofort sucht für den Staatsopernchor ab der Spielzeit 2015/16 einen II. Alt und ab der Spielzeit 2015/16 einen 1. Alt einen II. Bass Voraussetzungen: Die Beherrschung der deutschen Sprache Studium der Fachrichtung Gesang, einwandfreie ist Voraussetzung. Bewerbungen mit Beherrschung der deutschen Sprache wird Lebenslauf, künstlerischem Werdegang vorausgesetzt. und Lichtbild neueren Datums. Vergütung: Chorgagenklasse 1a, zzgl. Pauschalvergütung. Die Staatstheater Stuttgart Chorbüro Interessenten richten ihre ausführliche Oberer Schloßgarten 6 Bewerbung (Kopien, da keine Rücksendung) an: 70173 Stuttgart Hamburgische Staatsoper GmbH - Chorinspektion - Schwerbehinderte werden bei entsprechender Eignung bevorzugt berücksichtigt. Bewerbungsunterlagen Große Theaterstraße 25, 20354 Hamburg werden nur auf Wunsch zurückgesandt.

Der Oberbürgermeister

Der Chor der Oper Frankfurt Die Bühnen der Stadt Köln suchen für (Chordirektor Tilman Michael) ihren Opernchor sucht ab der Spielzeit 2015/16 ab 01.05.2015 eine einen 2. (tiefen) Alt einen 2. Tenor und einen 1. Alt Altistin (2. Alt) (als Aushilfe für zunächst 2 Spielzeiten) Die Beherrschung der deutschen sowie ab dem 01.10.2015 einen 1. Tenor Sprache ist Voraussetzung. (Chorgagenklasse 1a zzgl. Die Beschäftigung erfolgt nach NV Honorarpauschale) Bühne, SR Chor (Chorgagenklasse 1a). Die gute Beherrschung der deutschen Ihre Bewerbung richten Sie bitte aus- Sprache und ein abgeschlossenes Studium mit Hauptfach Gesang werden schließlich per Briefpost an: vorausgesetzt. Bühnen der Stadt Köln Ihre Bewerbung richten Sie bitte Ausgabe 02/2015 Ausgabe – Chordirektor Andrew Ollivant –

per E-Mail an: Offenbachplatz [email protected] & Tanz (bitte keine Tondokumente, Fotos bitte im Passbildformat) 50667 Köln oper

38 46_Altistin_Oper&Tanz_03-2015.indd 1 10.03.15 13:07 Herrn Minister Mathias Brodkorb Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Werderstr. 124 19055 Schwerin

19. Februar 2015

Lieber Mathias, zunehmend erreicht uns Kritik an der geplanten Streichung von Sparten des Rostocker Volksthea- ters, auch von SPD-Mitgliedern aus Mecklenburg-Vorpommern. Besorgte Bürger wenden sich an mich als Vorsitzenden des Kulturforums der Sozialdemokratie und kritisieren die sogenannten Struk- turentscheidungen, die zu Lasten des Kulturstandortes Rostock gehen.

Die Argumente im Einzelnen will ich hier nicht nachzeichnen, sie dürften Dir ja bekannt sein. Doch die daraus sprechende Enttäuschung über sozialdemokratische Kulturpolitik wird auch langsam für die Bundespolitik zu einem Problem.

Es dient nicht der sozialdemokratischen Glaubwürdigkeit, wenn die SPD auf Bundesebene formu- liert: • Kultur als öffentliches Gut ist Pflichtaufgabe - so unser Verständnis von KuIturstaat; • die Sanierung von Haushalten darf nicht zu Lasten der Kultur gehen, darf nicht über Kultur- abbau betrieben werden; • Kultur ist eine Investition in die Zukunft, die sich im Hinblick auf Demokratie und Standort- attraktivität vielfach auszahlt; • die ostdeutsche Theaterlandschaft ist ein einzigartiges, schützenswertes Juwel, das es be- sonders zu pflegen gilt; • die Entwicklung eines städtischen Bürgertums bleibt eine wichtige Bedingung für die Ent- wicklung OstdeutschIands, was nicht ohne den Erhalt und Förderung der Hochkultur vor Ort zu erreichen ist.

Wenn auf Landesebene eine Politik betrieben wird, die auf diese sozialdemokratischen Grundsätze offensichtlich keine Rücksicht nimmt, dann richtet das nicht nur Schaden an, sondern beschädigt auch das Ansehen der Sozialdemokratie.

Lieber Mathias, ich bitte Euch von Berlin aus ernsthaft, Eure Entscheidungen noch einmal zu über- denken - und vor allem im Gespräch mit den betroffenen Bürgern und ihren Initiativen nach überzeu- genderen Alternativen zu suchen, die das Rostocker Volkstheater erhalten. Die Suche nach neuen Konzepten sollte davon geleitet sein, die Attraktivität für die Stadt und die überregionale Ausstrah- lung des Theaters zu stärken und nicht davon, es weiter zu reduzieren, ja letztlich kaputtzusparen.

Mit freundlichen Grüßen

Dein Wolfgang Thierse Musikmesse 2015: Kultur auf Sendung

Musik hoch drei im Zentrum der Halle 3.1 Deutschlandradio, Deutscher Musikrat und nmz als Plattform für Gespräche,

Ausgabe 06/2014 Präsentationen & Live-Musik

MUSIKER-UND

INNEN oper Halle 3.1, Stand C 42 er.di MUSIKERIN: Infos unter www.nmz.de & Tanz Verbilligte Tagestickets für die Mitglieder der VdO: e 15,- (statt e 29,- im Vorverkauf und e 45,- vor Ort). Kontakt: [email protected] 3