Universitäts- Und Landesbibliothek Tirol

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Universitäts- Und Landesbibliothek Tirol Universitäts- und Landesbibliothek Tirol Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1927 2.11.1927 AnabhLngige Tageszeitung mit Wschenbeilage und mit der illustrierten Monatsschrift „Bergland ". Für nicht verlangte Einsendungen an RedaMon und Denoaktunq SxrifOeitftMt♦« » 7» ftrimjf . verwart»«« Sr», m Wiener Büro : Men, L, Ribelungengaff» « (Schi.terhotz. wird keinerlei Haftung auch eine Verpflichtung übernommen, zur Bezugspreis « r 9m Platze monatlich ln den Abholstekle» S 4.20, mit Zustellung In« Fernruf 24—29. Di» BezngSgedtihr Ist tm vorhinein,u rno Rücksendung wird nicht anerkannt. - Eigentümer, Verleger und Haus S 4 .60. Einzelnummer 20 Groschen. Sonntagnummer 30 Groschen« richten. Durch Streiks oder durch höhere Gewalt bedingte Etil» Drucker Dagner'sch» Universitäts-Luchdruckerei ln Innsbruck. Mit postzusendung monatlich § 4.60. Deutschland monatlich § 5.— in das übrig« rungen in der Zusendung verpflichtenans nicht zur Rückzahlung Eklerstraßer. - Verantwortlicher SchriftleiterI . E. tanghan«. Ausland monatlich S 7 —, Mit Postzusendungnach Güdtirol oder Italie» monatlich MvLezugsgediihre».Entgeltlich«Ankündigungen im redaktionelle« den Inseratenteil veraotwortlich Für Rudolf Dagner. Lire 16.—, Einzelnummer Lire —.70 (—.80). Postsparkassa -Koni» 52.877. Telle sind mit einem Kreuze and«fas? Summst kenntlich gemacht. Nummer 253 _ Mittwoch , den 2. November 1927 74. Jahrgang Wochenkalender: Montag. 81. Wolfgang. Dienstag, 1. Nov. Allerheiligen. Mittwoch, 2. Allerseelen. I . Donnerstag, 8. Hubert Freitag, 4. Karl . Borr. Samstag , 5. Emmerich. Sonntag , 6. Leonhard. Demonstranten haben an einem Tag die Ehre des Prole¬ tariats gerettet, an dem ihnen diese Ehre allein über¬ Die Beseitigung der Bertehrsverbote.lassen war . (Beifall auf der Galerie . Lebhafter Widerspruch eines großen Teiles der Delegierten .) Es hat sich um keine Disziplinlosigkeit handeln können , weil ja kein Diktat der Parteiinstanzen gegeben war . Was hat man denn für eine Ein einheitlicher Beschluß der Bölkerbundkommission. traurige Vorstellung von der Disziplin der Masse. Das sieht ja so aus , als ob wir damit rechnen würden , daß unsere Massen Genf, 2. November. (Priv .) lassen, daß sie auch diese Verbote aufheben werden, wenn nur erscheinen, wenn man sie ruft . (Stürmischer Widerspruch.) Die Beratungen der vom Bülkerbnndrat einberufenen das englische Teerfarbenverbot, das mit dem Jahre 1930 Wenn inan also sagt, daß der 15. Juli ein großer Fehler war. befristet ist, fallen gelassen sein wird. so ist der Fehler in den Fehlern der Führer gelegen. Der Konferenz zur Beseitigung der Berkehrsverbote sind zu Klassenkampf, sagte Renner , ist der, der täglich im Betrieb einem befriedigenden Ergebnis gelangt . Die Es kann als sicher angenommen werden, daß die Kon¬ geführt wird . Aber wir Leute van der Feder, wir haben nur Aufgabe der Tagung bestand bekanntlich darin , eine inter- vention von den Delegierten einer Reihe europäischer den romantischen Klassenkampf. (Rufe : Sehr richtig!) Schreien ternationale Konvention anszuarbeiten , um die bis¬ Länder, von Japan und voraussichtlich auch von den Ver- Sie nicht so früh „Sehr richtig!", denn ein solcher Mann mit elnigterl Staaten von Nordamerika, bereits kommenden der Feder war Karl Marx, ein solcher Mann war Fried¬ her von allen Weltwirtschaftskonferenzenbekämpften Ein- rich Engels. Wir werden im nächsten Monat das kommuni¬ und Ausfuhrverbote und Beschränkungen zu befeittgen. Samstag in Genf unterzeichnet werden wird. stische Manifest feiern als das Dokument des großen Gedankens, Die Konferenz hatte große Schwierigkeiten zu überwin¬ Den übrigen Staaten wird eine Frist bis 1. Februar für daß das Proletariat von niemand die Befreiung erwarten darf den. Es zeigte sich, daß das Berbotssystem in einem noch den Beitritt gegeben werden. Anfang Mai 1928 werden als von sich selbst." viel weiteren Umfange besteht als allgemein angerwmmen sich die Vertreter der Signatarmächte versammeln, um Sehr scharf nahm hierauf der Redner gegen die Koalition wird und daß viele Staaten sich nur schwer von den zaht- festzustellen, wieviel und welche Staaten zur Ratifikation Stellung und lehnte sie ab, wobei er, wie schon berichtet, wieder¬ dessen holt durch erregte Zwischenrufe der Delegierten unterbrochen reichen Ein - und Ausfuhrverboten, die noch in Kraft bereit sind und auf Grund dann die Inkraft¬ wurde. Dr . Adler sagte: „Es ist würdelos , iu dem Augenblick, stehen, trennen wollen. Die von dreißig Staaten entsand¬ setzung der Konvention beschließen. Da nach der in dem wir von dem Klassengegner grausam geschlagen worden ten Delegierten waren einig in der Auffassung, daß mit Ratifikation noch eine Frist von sechs Monaten für die sind, über die Möglichkeiten einer Koalition zu sprechen dem Berbotssystem gebrochen werden müsse und Beseitigung der Verbote vorgesehen ist, würden diese in (Zwischenruf: Sie sind ein Temagog !), besonders wenn man daß nur wenige Ausnahmen, und auch diese lediglich fiir dererstenHälftedesJahrcs 1929 außer Kraft überzeugt ist. daß man sie nicht haben kann ."Beifall( auf die Uebergangszeit, aufrecht erhalten bleiben dürfen. Die zu treten haben. Trotz mehrfacher Schwierigkeiten ist auch der Galerie .) wesentlichen Ausnahmen sind das englische Einfuhr¬ ein Schiedsgcrtchtsvertragausgearoeitet worden. Die Entgegnung »eS Dr . Deutsch. verbot fiir Teerfarben , das deutsche Ein - und Aus¬ In der Konvention wurden zum erstenmal handels¬ fuhrverbot für Kohle und das französische Ausfuhr¬ Sofort nach der Rede Dr . Adlers meldete sich Abg. Dok¬ tor D e u t s ch zum Worte und führte u. a. ans: verbot fiir Alteisen, welch letzteres auch von mehreren politische Fragen durch eine internationale Konferenz ge¬ anderen Staaten , darunter von Oesterreich, auf regelt. O este r r e i ch war bei den Verhandlungen durch „Der 15. Juli war ein H e l d e n t a g, aber nicht für die, Grund der Gegenseitigkeit aufrecht erhalten wird. Deutsch¬ eine sünfglieöerige Delegation vertreten, an deren Spitze die die Disziplin gebrochen haben , wie Max Adler land und Frankreich haben keine Zweifel darüber ge¬ Scktionschef Dr. Schüller stand. ineint , sondern für die, die sie gehalten haben . Wenn Doktor Atax Adler der Meinung ist, daß, wenn irgendeine Gruppe im Proletariat anderer Meinung ist als der Parteivorstand , sie das Recht habe, auf die Straße zu ziehen, dann ist das eine Theorie der Disziplinlosigkeit. Es gibt Leute, die den Kampf nur vom Schreibtisch ans kennen ." (Zwischenruf Dr . Max Adlers : Ich - war bei allen Straßenkämpfen des Weder Sieger noch Besiegte. Wiener Proletariats immer auf der Straße . Große Unruhe.) Deutsch fortfahrend : „Damit will ich sagen, daß Sie . Genosse Adler, es leichter haben, über die Dinge zu reden als ich, der Ein gelungenes Regiekunftstück des sozialdemokratischen YarteivorftündeS. ich den Schutzbund zu führen habe. In diesem Augenblick ist die Koalition für uns nicht aktuell. Der Streit über e. Innsbruck , 2. November. die Koalition ist müßig, wenn wir keinen Partner habe», der T r en n u n g s str i ch zwischen den beiden Parteien be¬ mit uns in die Koalition gehen will, und das ist im Augenblick Wer die Verhandlungen auf dem sozialdemokratischen deuten. Umgekehrt wird sich die Partei in einer Versamm¬ die Situation . Uninittelbar aktuell aber ist die Frage von Parteitage nach den Berichten der „Arbeiter-Zeitung " ver¬ lung der Gemäßigten auf die Worte des zweiten Haupt¬ R ü st u n g und Abrüstung im politischen Leben in folgt hat, kommt zu dem Ergebnis , daß cs bei diesem Kon¬ darstellers Dr . Renner berufen können, der nicht zurück- Oesterreich. Ich will daran erinnern , daß schon im Jahre 1923, gresse der sozialdemokratischen Partei Deutsch-Oesterreichs ! scheute, sein oratorisches Schwert sogar gegen die „Arbciter- als der Schutzbund gegründet wurde , von mir eine Art Ab¬ keinenSieger und keinenBesiegten, wohl aber j Zeitung", deren Schreibweise in den gemäßigten sozialdemo¬ rüstungskonferenz verlangt wurde , um das Problem der Ab¬ kratischen Kreisen Anstoß erregt hat, zu schwingen und der rüstung mit den andern Parteien zu besprechen. Aber die andern gute Schauspieler und Regisseure gegeben hat. Parteien haben uns die kalte Schulter gezeigt. Für einen Der sozialdemokratische Parteivovstand Hai mit seiner es wagte, von einer Disziplinlosigkeit einzelner Sozialdemokraten ist es selbstverständlich, daß er nicht zur Regie ein M ei st erstück vollbracht. Er hat für seine An¬ Gruppen innerhalb der Partei zu sprechen. Wie herrlich Gewalt greift, aber wir leben in einem Notstand, wir werden hänger ein Z u g st tt ck ausgesucht und hat die besten-Schau¬ werden die Worte Renners , die er über den mutwilligen von den andern angegriffen . Wir müssen uns daher verteidigen. spieler in Dienst gestellt. Der Partei Vorstand als Re¬ Streik gesprochen hat, bei den politisch Indifferenten Die Heimwehr und ihre Rüstungen entstanden im großen Stil, gisseur hat die Frage : W i e h a l t c i ch dteParteizu- wirken. Sicher werden gerade diese Ausführungen Ren¬ als am 15. (juli das Proletariat eine Niederlage ners auch bei dem koalitionsfreundlichen Flügel der erlitt. In diesem Augenblick sind die Heimwehren zu einer fumnteu? geradezu glänzend gelöst. Das Urteil vieler wirklichen Gefahr in unserm Lande geworden . Meines Er¬ bürgerlicher Blätter , daß der sozialdemokratische Partei¬ Christlichsozialen einen nachhaltigen Eindruck erwecken. Mit einem Worte, der Verlauf des Parteitages hat die achtens ist es jetzt vor allem nötig , daß wir der Reaktion durch tag der Ausdruck eines großen Katzenjammers ge¬ die Tat zeigen, daß sie sich
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