ERSTER: DER PLATZ MIT DER SCHÖNSTEN AUSSICHT.

Wer einmal ganz oben war, weiß: Die Zielflagge als Erster zu sehen, bedeutet die Strecke auswendig zu kennen und auch bei 290 km/h nicht die Nerven zu verlieren. Man handelt instinktiv und verlässt sich ganz auf Wagen und Reifen. Und wer in der DTM fährt, hat auch allen Grund dazu. Denn Dunlop rüstet die DTM exklusiv mit Reifen aus. Rennreifen, seit Jahren im Motorsport getestet und weiter entwickelt. Immer mit derselben Überzeugung: Jeder Rekord kann gebrochen werden.

DER BESTE PLATZ IST IMMER GANZ VORNE

www.dunlop.de Vorwort des Autors Helden vergisst 3 man nicht … as macht eigentlich der Böh- rotz zeitraubender Kleinarbeit ringer, der alte Greger oder der beim Recherchieren der Wohnorte WLinge? Solche Fragen, gestellt Tund Telefonnummern sowie bei der von Fans und Freunden, geisterten im- Beschaffung alter und neuer Fotos ist mer wieder durch die Gegend. Antwor- der Spassfaktor für mich als Autor un- ten wusste meist niemand, es sei denn, verändert gross. Wenn man die meisten man machte sich gezielt ans Recherchie- Karrieren derer selbst miterlebt hat, die ren. Aus dieser Ratlosigkeit heraus ent- man jetzt zu ihrer Befindlichkeit aus- stand vor gut vier Jahren die Idee, eine fragt, ist schon allein das Gespräch ein Serie über die Befindlichkeit unse- Erlebnis. Vergleichbar mit einer kur- rer Rennsporthelden, Manager zen Reise in eine Rennsportzeit, und Macher der 60er-, 70er- die sicher nicht die schlechteste und 80er-Jahre dauerhaft zu war. Der Motorsport hat mit und platzieren. Mit kurzen, kna- von den Helden von damals gut ckigen Texten und Fotos von gelebt, verdammt gut sogar. damals und heute. Deshalb haben sie es auch ei den Kollegen von nicht verdient, in Vergessen- «MOTORSPORT aktuell» heit zu geraten. Bhabe ich für die Idee auf o ist diese Serie für Anhieb viel Begeisterung mich im Laufe der vorgefunden – und schon SZeit auch zu einer war die Serie «Hallo, wie Art Verpflichtung gewor- geht’s?» geboren. Seit den, die Erinnerung an Januar 2000 sind exakt jene wach zu halten, die 182 Folgen erschienen, uns seinerzeit viel Freude in den beiden ersten Jahren begleitet auf und neben der Rennpiste bereitet von Bilstein, danach bis heute von Part- haben. Zusammen mit unseren Partnern ner und Präsenter Dunlop. Der Hanauer Dunlop und der Messe Essen wurde des- Reifenhersteller passt mit seiner über halb auch das jährliche «Klassentref- 100-jährigen Motorsporttradition so- fen» initiiert, zu dem alle vorgestellten wieso bestens zu unseren Serienhelden, ehemaligen PS-Fürsten am zweiten von denen viele ihre Siege und Meister- Samstag der Motorshow nun schon zum titel auf Dunlops schwarzem Gold erzielt vierten Mal nach Essen kommen. Der haben. Bereits seit letztem Jahr können Zuspruch ist ernorm, die Wiedersehens- übrigens alle «Hallo, wie geht’s?»-Fol- freude gross. Vor allem bei denen, die gen auch im Internet über die Home- sich 30 Jahre und länger aus den Augen page www.dunlop.de aufgerufen und verloren hatten. Allgemeiner Tenor: heruntergeladen werden. «Eine wunderbare Gelegenheit, wenigs- ie unverändert gute Resonanz hat tens einmal im Jahr alte Freunde zu tref- dafür gesorgt, dass die Serie bei fen. Und weitaus besser, als sich immer Dden Fans fast schon Kultstatus hat nur aus traurigem Anlass auf diversen und dank Dunlop und MSa nun ins fünf- Friedhöfen über den Weg zu laufen.» te Jahr durchstarten kann. Dunlop und ans, Freaks und Freunden von MSa präsentieren überdies hiermit auch «Hallo, wie geht’s?» wünsche ich die vierte Auflage des beliebten Sonder- Fauch mit der vorliegenden 4. Auf- drucks mit allen bisher erschienenen lage des Nostalgie-Booklets viel Spass. 182 Einzelbeiträgen. Rainer Braun Inhaltsverzeichnis

MSa-Jahrgang 2002 MSa-Jahrgang 2003 Behrmann, Klaus: Höhen und Tiefen 98 Akersloot, Han: Spass und Spiele 144 Beule-Mühren, Marion: Madame Courage 99 Becker, Heinz: Der Cup-Spezialist 145 Braun, Hans: Karriere im Käfer 100 Besier, Günther: Ein flinker Kater 146 Bross, Helmut: Der Vau-Fighter 101 Blank, Arthur: Mister Powerslide 147 Cassani, Manfred: Schrott und Siege 102 Braungart, Martin: Der Vordenker 148 Danco, Fritz: Der alte Fritz 103 Christmann, Werner: Der Terminator 149 Dauer, Jochen: Power mit Dauer 104 Damler, Dieter: Das ZDF-Urgestein 150 Dongus, Lothar: Der Fitness-Freak 105 Eggenberger, Ruedi: Titel-Architekt 151 Engeman, Liane: Der blonde Engel 106 Faltz, Rüdiger: Racer mit Herz 152 Eppelein, Heinz: Der BMW-Pionier 107 Flohr, Wolfgang P.: Grosser Zampano 153 Eymann, Dr. Dieter: Zurück ins Leben 108 Frère, Paul: Leben voller Autos 154 Fischhaber, Toni: Tölzer Triumphator 109 Furtmayr, Ernst: Der Alleskönner 155 Fuchs, Heinz: Der Formel-Fuchs 110 Gäb, Hans Wilhelm: Der Sportmanager 156 Hähn, Helmut: Ein Leben für Alfa 111 Gartmann, Dieter: Der Capri-Drifter 157 Hardt, Dieter: Der Öl-Baron 112 Glotzbach, Dieter: Dunlops Frontmann 158 Hegels, Dieter: Der stille Meister 113 Haider, Sepp: Der Driftkönig 159 Hero, Manfred: Manfred the Hero 114 Hetzer, Heidi: Berlins PS-Lady 160 Huhn, Robert F.: Sieg für die Airline 115 Heuser, Charlotte: Treue Toyota-Seele 161 Klapproth, Günther: Der Perfektionist 116 Kling, Alfred: Der DKW-Schwabe 162 König, Kurt: Fränkisches Fahrtier 117 Koch, Gerhard: Flotter Spediteur 163 Kremer, Erwin: Doppel-Jubiläum 118 König, Willy: Der Überflieger 164 Leinenweber, Fritz: -Jünger 119 Konrad, Anton: Der Vau-Mann 165 Lins, Rudi: Der Gipfelstürmer 120 Linzen, Peter: Rallye-Botschafter 166 Loos, Georg: Der Porsche-König 121 Lotterschmid, Kurt: Der Dickschädel 167 Maas, Alfred: Chef-Zeitnehmer 122 Lyding, Wilhelm: Macher & Mentor 168 Mantzel, Wolf Dieter: Der Totgesagte 123 Noell, Alfred: Alis 7. Sinn 170 Maring, Ernst: Pilot und Erbauer 124 Oebels, Hubert: Trips-Weggefährte 171 Mertel, Rainer: Der Ring-Kämpfer 125 Pauli, Peter: Ring-Zeitnehmer 172 Mezger, Hans: Der Powermann 126 Piedade, Domingos: Multi-Manager 173 Müller sr., Siegfried: Gentleman Driver 127 Pon, Ben: Der Weinkönig 174 Müller, Fritz: Der Mann mit Hut 128 Rosche, Paul: Der Nocken-Paule 175 Ortner, Johann: Der -Bändiger 129 Ruch, Gerd: Mustang-Reiter 176 Reisenbichler, Lili: Lili und die Machos130 Schoppe, Urban: Das Kraftpaket 177 Schimpf, Eckhard: Herr der Moneten 131 Schornstein, Dieter: Der Markentreue 178 Schmarje, Christian: Der Mini-Mann 132 Seegers, Heinz: Der scharfe Hund 179 Schneider, Gerhard: Frust statt Lust 133 Singer, Norbert: Porsche forever 180 Stenzel, Reinhard: Jubel & Tragödien 134 Steckkönig, Günter: Flotter Ingenieur 181 Stockmar, Jürgen: Quattro-Künstler 135 Steinmetz, Klaus: Der Italien-Fan 182 van Lennep, Gijs: Hollands Bester 136 Stureson, Per: Stiller Schwede 183 v. Brauchitsch, Manfred †: Silberpfeil-Idol 137 Teves, Thomas: Kekes Teamkollege 184 Waldhier, Franz: Der schöne Franz 138 von Bayern, Poldi: Prinz Vollgas 185 Walter, Heini: Schweizer Legende 139 von Gundlach, Horst: Mr. Unverwüstlich 186 Waxenberger, Erich: Super-Stratege 140 v. Hohenzollern, Ferfried: Prinz Vollgas II 187 Weisheidinger, Johann: Untergrund-Mann 141 v. Kahlen, Sigismund: Der Sportpolitiker188 Wendlinger sr., Karl: Ein Idol aus Tirol 142 Wallrabenstein, Günther: Bananenbieger 189 Wilcke, Wolfgang: Löwe von Zolder 143 Werner, Michael: Das ewige Talent 190 Behrmann, Klaus (MSa 41/2002) 98 Höhen und Tiefen laus Behrmann kann als einer der frü- Aus dem Hobby-Rennfahrer ist inzwi- Khen Mercedes-Botschafter im Touren- schen ein Multi-Geschäftsmann gewor- wagensport gelten. Zwischen 1960 und den. Neben dem Mercedes-Autohaus zäh- 1971 wuchtete der Automobilkaufmann len ein Hotel, mehrere Restaurants und aus Norderstedt vor den Toren Hamburgs ein Reiterhof zu seinem kleinen Imperi- seine 220 SE, 300 SE und 300 SEL über die um. Als Hobby leistet er sich eine Enten- damals reichlich vorhandenen Flugplätze zucht mit ca. 50 verschiedenen Enten- und Rallyepfade. Professionelle techni- und Gänse-Arten. Mit Hilfe seiner Kinder sche Vorbereitung, eine ausgeprägte Lie- Axel (43), Anette (40) und Anja (35) be zum Detail und seine fahrerischen Mög- kümmert sich Behrmann (68) um alles lichkeiten liessen Behrmann eine Ausnah- selber, «sonst würd’s in meinem Leben ja meposition bei den Privatiers einnehmen. langweilig». Technik-Transfer durch Mercedes-Mann Dieses hatte für ihn und seine Frau Erich Waxenberger und den jungen Hans Christel, mit der er seit 44 Jahren verhei- Werner Aufrecht sorgte auch dafür, dass ratet ist, nicht nur Erfolg und Wohlstand Behrmann im 6,3-Liter-SEL schliesslich al- parat: Um zwei Krebserkrankungen «mit les in Grund und Boden fuhr. Zuletzt don- Lebensmut und eisernem Willen» zu besie- nerte der Autohausbesitzer sogar mit 7,2 gen, musste er insgesamt acht Operatio- Liter Hubraum und annähernd 400 PS nen über sich ergehen lassen. Und kaum durch die Gegend. Nur zwei Punkte fehl- war das geschafft, war seine Frau mit ei- ten ihm 1966 zum Gewinn der Rundstre- ner komplizierten Lungen-Operation an cken-Meisterschaft, und bei den 6 Stun- der Reihe. «Wir denken positiv und lassen den von Paul Ricard 1971, einem EM-Lauf, uns nicht unterkriegen», lautet die Devi- wurde er zusammen mit Jean-Pierre Ja- se der beiden. bouille und José Dolhem Gesamtvierter. Seinen 300 SEL im furchterregenden Der Gesamtsieg bei der Sachs-Baltic-Ral- Look von ’71 hegt und pflegt er noch im- lye 1965 und drei norddeutsche Meisterti- mer – trotz traumhafter Kaufofferten aus tel runden die Bilanz ab. Der Tod seiner aller Welt. «Dieses Auto ist unverkäuflich», Mutter und die daraus resultierenden ge- tut Behrmann kund. «Es erinnert mich je- schäftlichen Verpflichtungen bewogen ihn den Tag aufs Neue an die schönsten Jah- Ende 1971, den Rennsport aufzugeben. re meiner Rennsportzeit.»

Gegner besiegt: Behrmann 1971 Krebs besiegt: Behrmann heute

Optischer Leckerbissen: Behrmanns 300 SEL 7,2 V8 in Paul Ricard 1971 Beule-Mühren, Marion (MSa 48/2002) Madame Courage 99 arion Beule hatte schon als 14-Jährige streckenpokal und Formel waren die Mim Kart gelernt, sich gegen die Macho- nächsten Stationen, bevor Marion Beule Männer durchzusetzen. Dass die Herren gleichermassen Motivation und Fahrspass mit schneller weiblicher Konkurrenz nicht abhanden kamen. Deshalb zog sie 1991 immer galant umspringen, gehört mit zu den Schlussstrich unter die Rennerei und den ältesten Erkenntnissen des Renn- heiratete wenig später mit dem Wegberger sports. Mit Kampfstärke und guten Automobilkaufmann Konrad Mühren jenen Resultaten brachte es die Schwester der Mann, den ihr der bekannte Fussball-Ma- Kart-Spitzenfahrer Achim und Rainer «Zor- nager Norbert Pflippen sieben Jahre zuvor ro» Beule bis zum Junioren-WM-Kader der beim Ladies-Cup-Lauf in Zolder erstmals Nationalmannschaft. Dass sie ausgerech- vorgestellt hatte. net bei der Kart-Weltmeisterschaft 1980, Heute lebt die inzwischen 38 Jahre alte wo sie nach zweitbester Trainingszeit aus Ex-Rennfahrerin mit ihrem Ehegatten (der der ersten Startreihe ins Rennen ging, von sein Autohaus verkauft hat und stattdes- «irgendeinem wildgewordenen Kerl» an sen Motor-Yachten vertreibt) unverändert der ersten Ecke abgeschossen wurde, ge- in Wegberg bei Mönchengladbach und hat hört zu den eher leidvollen Erfahrung aus nahezu jeden Kontakt zum Rennsport ver- dieser Zeit. loren. Selbst die Fernsehübertragungen Umso reizvoller schien ihr die Heraus- von der Formel 1 und der DTM schaut sie forderung, ab 1983 im Ford Fiesta Ladies sich nur sehr unregelmässig an. Dafür en- Cup «mal nur gegen Frauen anzutreten». gagiert sie sich im gemeinsamen Boots- Die Damen-Rennserie befand sich gerade geschäft, pflegt mit Begeisterung den Gar- im zweiten Jahr, als die couragierte Kart- ten und kümmert sich um Schäferhund Pilotin die Fronten wechselte. Besonders «Farus». Seit ein paar Monaten hat sie mit gesittet ging’s allerdings auch hier nicht regelmässigem Jogging angefangen, «weil zu, denn die Akteurinnen droschen mit man was für die Gesundheit tun muss, um identischen Fiesta XR 2 Sport gnadenlos mobil und fit zu bleiben». Und irgend- aufeinander ein. Obwohl die Werbefach- wann, wenn es die Zeit erlaubt, würde sich frau aus Hagen fast immer in der Spitzen- Marion gerne der modernen Malerei wid- gruppe zu finden war, schaffte sie den men. «So richtig mit Farbe und Leinwand Titelgewinn erst drei Jahre später. Lang- und vielen Klecksen.»

Karriere mit Ford: Marion Beule 1983 Haushalt und Hund: Marion Beule 2002

Frauenpower im Ladys-Cup: Marion Beule 1983 als eine von 20 Fiesta-Damen Braun, Hans (MSa 06/2002) 100 Karriere im Käfer ans Braun war der wohl spektakulärste erkämpfte er sich 1963 im NSU-Prinz bei HVW-Käfer-Pilot der 60er-Jahre. Unver- der Tourenwagen-EM den Rang des Klas- wechselbar seine ausserirdischen Drifts, senprimus bis 600 ccm, gehörte im Ford leicht verwechselbar hingegen sein Name. 12 M zusammen mit und Denn zu dieser Zeit tobten übrigens noch dem amerikanischen Haudegen Bob Bon- drei weitere, ziemlich erfolgreich rennende durand zur Kölner Werksmannschaft und Brauns mit dem Vornamen Hans über die steuerte für den Nürburgring-Rennstall Rennstrecken: Einer aus Nürnberg im Mer- von Willi Martini oft und erfolgreich einen cedes 220 SE, einer aus Wiesbaden im Alfa 700er-BMW. Romeo Giulia TI und einer aus Rüsselsheim Heute lebt Hans Braun zusammen mit im Glas 600. seiner Frau, mit der er seit 32 Jahren ver- Keiner allerdings fuhr so brutal quer wie heiratet ist, als umtriebiger Pensionär ab- der «Käfer-Braun» aus Lüftelberg bei wechselnd in München und auf der Bonn. Der Design-Ingenieur mit beruf- Kanareninsel Lanzarote, pflegt sein Hobby lichen Stationen bei Ford, Porsche und bis Astronomie, baut alle Ferrari-F1-Renn- zu seiner Pensionierung bei BMW bürstete wagen ab Baujahr 1953 als 1:24-Modelle mit seinem VW 1200 Standard und später detailgenau nach und beteiligt sich seit mit dem Oettinger-VW-Okrasa 1500 auf der 25 Jahren mit sehr viel Engagement und Rundstrecke, bei Bergrennen und Rallyes Begeisterung an historischen Veranstal- ganze Legionen prominenter Zeitgenossen tungen. Dafür stehen dem inzwischen 66- ab und holte sich 1960 den ONS-Pokal für Jährigen gleich vier kostbare Sportgeräte Ausweisfahrer. zur Verfügung: ein Porsche Coupé, ein Als absolutes Highlight seiner Karriere Porsche Roadster, ein Stanguellini-For- gelten die beiden Gesamtsiege bei der mel-Junior sowie eine Einzylinder-Moto Rallye Hanseat, wo er 1962 beispielsweise Guzzi Falcone. das Top-Trio Rudi Golderer (Mercedes 220 Formel-1- und DTM-Übertragungen sind SE), Bernhard Grab (Ford 17 M) und Günter für den Ferrari- und Porsche-Fan absolutes Wallrabenstein (Porsche 1600 S) mit Fernseh-Pflichtprogramm, ansonsten ge- seinem 30-PS-Käfer auf die Plätze verwies. niesst er das milde Klima der kanarischen Auch am Steuer anderer Marken gehörte Inseln und «freut sich über jeden Tag, den der Alleskönner immer zu den Besten. So ich gesund erlebe».

Wilder Drifter: Hans Braun 1963 Stiller Geniesser: Braun heute

Winker (Kreis) statt Blinker: Brauns gefürchteter Käfer 1960 in Action Bross, Helmut (MSa 37/2002) Der Vau-Fighter 101 elmut Bross und die wunderbar wilde US-Boys in Daytona und Sebring an und HFormel-V-Zeit. Obwohl er mehr als 30 kehrte einmal als Dritter und einmal als Rennjahre erlebt hat und auch mit neu- Fünfter zurück. zeitlichen Formel- und Sportwagen reich- Wundersamer Weise überstand Bross lich Erfolg einfuhr, landet das Gespräch im- anders als manche Kollegen die V-Ära ohne mer wieder dort, wo alles anfing. «Die For- grösseren Unfall, dafür erwischte es ihn mel V war das Grösste, wir haben zu viert 1980 im Chevron-Formel 2 auf der Nord- im Einzelzimmer gepennt, Kameradschaft schleife gewaltig. «Wegen eines Felgen- und Spass waren alles. Dein Konkurrent bruchs flog ich 400 Meter weit. Das Auto war damals noch dein Freund, heute ist er war platt, mir ist fast nichts passiert.» dein Feind. Der Verfall dieser Werte ist er- Lange startete der Veteran noch in der schreckend.» Interserie (einmal Meister, viermal Vize), Bross wuchs Ende der 60er-Jahre mit der bevor er seine aktive Laufbahn vor drei verrücktesten Renn-Clique aller Zeiten Jahren ausklingen liess und seinen Renn- auf, seine Gegner hiessen Marko, Pankl, autobestand verkaufte. Noch hält der Her- Schurti, Luyendyk, Trint & Co. Drei Titel- renberger regelmässig Kontakt mit Schwa- gewinne in der Formel V 1300 und eine ben-Spezi , ansonsten sitzt Meisterschaft in der 1,6-l-Super V mach- der 63-Jährige oft auf dem Rennrad und ten ihn zu einem der erfolgreichsten Ver- kämpft gegen die Pfunde. Vor allem findet treter seiner Zunft. Jener «Komet», der er jetzt die Zeit, sich seiner Familie (Le- ihm 1972 den Super-V-Titel bescherte, war bensgefährtin Petra, zwei Söhne, 14 und übrigens eine Porsche-Konstruktion, die 11, eine Tochter, 7) zu widmen. Nebenbei Weissacher Renningenieure für ihre Kum- kümmert sich der Ex-Speditionskaufmann pels Günther Steckkönig und Eberhard und -Ölgrosshändler um seine Vertriebsfir- Braun gebaut und mit Drehstab- statt Spi- ma für sportliches Autozubehör. ralfederung versehen hatten. «Es gab nur Bis aufs Übergewicht fühlt sich Helmut zwei Exemplare», erinnert sich Bross, «das Bross gesund und fit. Und er arbeitet «kon- Ding war ein echter Hammer.» sequent und gezielt» an der Realisierung Mehrfach trat der Formel-V-Frontmann eines lang gehegten Traums: «In ein paar auch mit einer Europa-Auswahl bei den be- Jahren will ich auf den Kanaren leben – rüchtigten Vergleichskämpfen gegen die bis zum Abwinken.»

Racing und Spass: Bross 1969 Rennrad und Kids: Bross heute

Super-V-Nationencup Sebring 1971: Helmut Bross neben Polesitter Scott Cassani, Manfred (MSa 19/2002) 102 Schrott und Siege anfred Cassani, Motorsport-Fan und te Cassani ohnehin eine besondere Bezie- MMarkisen-Hersteller aus München, hung – resultierend aus einer vier Jahre leistete sich zwischen 1978 und 1980 den andauernden Liaison mit der Chefin des Luxus eines eigenen Rennstalls. Mit Top- bekannten Hotels und Restaurants «Pis- piloten wie , Axel tenklause». Während dieser Zeit verlegte Plankenhorn, , Manfred Schur- der Verliebte sogar seinen Wohnsitz nach ti oder traten Cassani- Nürburg – für einen Verfechter bayerischer Autos in der Formel-2-EM, der BMW-M1- Lebensart vermutlich die Höchststrafe. Zu- Procar-Serie und der Deutschen Renn- mindest die Übernachtungsfrage war für sport-Trophäe (DRT) an. Der Teamchef das Team bei Eifel-Starts sinnvoll und kos- selbst, aus eigener aktiver Zeit als Hobby- tensparend geklärt … Rennfahrer mit einigen Formel-V- und F3- Seit 20 Jahren lebt Cassani (56) wieder Erfolgen gesegnet, erlebte oft genug ein in München, ist seit 1986 bei Ehefrau Dia- Wechselbad der Gefühle. Mal produzierten na in festen Händen und produziert nach Stuck und Winkelhock beim Procar-Rennen wie vor Markisen. Besonders stolz ist er in Monaco Totalschäden, mal standen sei- auf seine Söhne Max (12) und Moritz (14). ne Piloten als Sieger auf dem Podium. Der Jüngere ist auch daran schuld, dass Christian Danner, der als Talent-Import das Lager der gefürchteten Rennfahrer-Vä- aus dem R5-Pokal bei Cassani 1980 sein ter Verstärkung bekommen hat. Denn Max erstes Profi-Jahr mit dem M1 in der DRT gibt in der Bambini-Kart-Meisterschaft or- erlebte, ist voll des Lobes: «Der Cassani dentlich Gas und gilt dort als eine Art hat sein letztes Hemd verkauft, um das Shooting-Star. «Der Junge hat wirklich Ta- Auto schneller und seine Fahrer glücklich lent», vermeldet der Herr Papa als Mana- zu machen. Ohne ihn hätte es den Renn- ger und Mechaniker in Personalunion, fahrer Danner nie gegeben.» «deshalb möchte ich aus ihm einen guten Die grössten Erfolge feierte das Team Rennfahrer machen.» Danner zweifelt mit Platz 3 beim Formel-2-EM-Lauf auf der nicht daran, dass das Vorhaben gelingt: Nürburgring-Nordschleife durch Winkel- «Wenn der Bub wirklich gut ist und der hock, dem Gewinn der Procar-Privatfahrer- Alte noch den gleichen Ehrgeiz wie früher wertung durch Stuck sowie des DRT-Vize- hat, wird’s dem Junior an nix fehlen. Nur titels durch Danner. Zum Nürburgring hat- fahren muss er halt selbst.»

Cassani: Da gab’s wohl Schrott … Stolzer Renn-Papa: Cassani heute

Procar-Schlacht 1979 in Hockenheim: Stuck im Cassani-M1 im Dreck Danco, Fritz (MSa 05/2002) Der alte Fritz 103 ritz Danco war in seiner mehr als 40- rige frühere Chefreporter des Mainzer SWR- Fjährigen Reporterzeit beim Südwest- Landesstudios in den wohlverdienten Ru- funk (früher SWF, heute SWR) «der Mann hestand getreten. Es gab wirklich nichts, für den Motorsport». Mit Elan, Begeiste- was der stämmige Mann nicht übertragen rung und seiner unverwechselbar festen hätte: Formel-1-WM, Formel 2-EM, Deut- Stimme brachte der Radio- und TV-Jour- sche Rennsport-Meisterschaft, Sportwa- nalist weit über 1000 Renn-Beiträge auf gen-WM, DTM, Rallyes, Bergrennen. den Sender. Auch die ARD klinkte sich oft Auch ausserhalb seiner Paradedisziplin ein in seine Reportagen vom Nürburgring, Motorsport meldet sich Fritz Danco in Funk von den Flugplatzrennen Trier und Mainz- und Fernsehen regelmässig zu Wort. Ob Finthen, der Hunsrück-Rallye oder aus Ho- Bundesliga-Spiele des 1. FC Kaiserslau- ckenheim. Die Rennsportereignisse im tern, regionale Grossereignisse oder der Bundesland Rheinland-Pfalz und den an- Rosenmontagsumzug – der stämmige grenzenden Randgebieten waren Dancos Mann aus Mainz galt im Sender als stra- Jagdrevier, der Nürburgring seine zweite pazierfähige Allzweckwaffe. «Es gibt ei- Heimat. gentlich nichts, was ich nicht gemacht Wenn der grossgewachsene Mainzer habe», blickt der Ruheständler zufrieden atemlos, mit gehetztem Blick und zurück, «aber die Rennerei hat mich immer schnellen Schrittes über den Rennplatz besonders in ihren Bann gezogen.» eilte, im Vorbeiflitzen ungeduldig State- Triumph und Tragik von , ments abfragte oder in der Pressestelle und Stefan Bellof sind dem hektisch Informationen einsammelte, war gestandenen Reporter besonders tief unter jedem klar, was die Stunde geschlagen die Haut gegangen. Wenn Fritz Danco und hatte – der Sendetermin rückte gnadenlos seine Frau Brigitte, die seit 38 Jahren un- näher. «Fast immer wurde uns die Zeit zu erschütterlich an seiner Seite steht, zur knapp», erinnert sich der altgediente Abwechslung mal nicht gerade auf Reisen Reporter. «Es musste viel improvisiert wer- sind oder mit dem Luxusliner «MS Akona» den, und die Beiträge wurden oft erst auf in der Karibik kreuzen, sitzt der «alte Fritz» den letzten Drücker überspielt.» zu Hause vor dem Fernseher und guckt Inoffiziell schon seit 1996, endgültig Formel 1. «Denn das», lässt er wissen, aber erst seit 1998 ist der heute 70-jäh- «fasziniert mich immer noch.»

Reporter mit Herz: Danco 1970 Reisen statt rasten: Danco heute

Infos von der Basis: Fritz Danco mit 1990 am Nürburgring Dauer, Jochen (MSa 09/2002) 104 Power mit Dauer ochen Dauer war schon immer Berufs- liebten als GT-Auto mit Stras- Joptimist. Ein Beisser, der auch bei senzulassung bauen. Sein «Dauer 962 Le strammem Gegenwind nie aufgab. Mit den Mans» in GT-Ausführung siegte 1994 nicht abenteuerlichsten Finanzkonstruktionen nur an der Sarthe, sondern wurde fortan zog er seine chronisch unterfinanzierten auch für Ölscheichs und Königshäuser zum F3- und F2-Projekte durch, dito die Touren- Objekt der Begierde. wagenzeit im BMW und im -Ford- Elf der edlen Stücke zu je 900 000 Euro Capri Turbo sowie den Wechsel in die Sport- sind weltweit verkauft, allein drei hat der wagenszene mit der Übernahme des Por- Sultan von Brunei. Der steinreiche Herr- sche-962-Bestands von John Fitzpatrick. scher des Golfstaats übertrug dem Nürn- Die Porsche-Starts markierten «die berger Autobauer auch gleich den tech- schönste und erfolgreichste Zeit meiner nischen Service des royalen Fuhrparks mit 30-jährigen Rennlaufbahn». Die endete mehr als 3000 Luxuskarossen. 1990 nach mehr als 500 Starts und rund Während die Rennkarriere des heute 50- 100 Siegen. Danach blieb Dauer als Team- jährigen Junggesellen seit 12 Jahren Ver- chef und Geschäftsmann im Gespräch. So gangenheit ist, sieht der Tausendsassa ge- inszenierte er 1991 den Start der Gross- schäftlich noch viele Optionen. «Ein neues familien Andretti und Unser auf seinen Grossprojekt steckt schon in der Pipeline, Autos bei den 24 Stunden in Daytona. Der das wird ein Riesenknaller.» Abseits des Geniestreich wuchs sich freilich zum Geschäfts mit den schnellen Autos hat finanziellen Desaster aus. Wegen des Jochen Dauer ein neues Hobby entdeckt. Golfkriegs sprangen ihm fast alle US- Mit seinen vier Riesenschnauzern («alles Sponsoren kurz vorm Start ab und rissen Deckrüden») räumt er bei Hundeausstel- ein Loch von fast zehn Millionen Dollar in lungen gross ab. «Aber nicht in der Pro- die Rennkasse. vinz, sondern auf EM- und WM-Niveau», Dauer wäre nicht Dauer, hätte er sich stellt Dauer klar. nicht auch aus dieser bedrohlichen Situa- Unter die Rennerei hat er einen tion befreit. Schon bald überraschte er Schlusspunkt gesetzt – sogar auf den Freund und Feind mit einem neuen Coup: Besuch seines Heimrennens auf dem Seit 1992 lässt er in seiner Firma «Dauer verzichtet er standhaft. «Was ich Sportwagen GmbH» den von ihm heissge- sehen will, sehe ich im Fernsehen.»

Dauer 1979: Wilde F3-Jahre Heute: Wenn der Sultan ruft …

«Meine schönste Zeit»: Jochen Dauer 1988 im geliebten Porsche 962 Dongus, Lothar (MSa 38/2002) Der Fitness-Freak 105 othar Dongus kann es in Sachen Fitness teten Triumph im chaotischen Regenren- lund Kondition noch mit manch jüngerem nen auf der Stuttgarter Solitude und wei- Zeitgenosse locker aufnehmen. Immerhin tere Topresultate im badewannenähnli- wird der Stuttgarter demnächst 72. Was chen «Beach-Car» aus «Huschkes Formel- der Ex-Leiter der Porsche-Sportfahrerschu- V-Wanderzirkus». le und Organisator zahlreicher Porsche- Schliesslich beendete er 1969 seine ak- Sportevents (Golf, Tennis, Rad) abspult, tive Zeit mit dem 2,4-Liter-911er, um sich würde dem einen oder anderen aktuellen den beruflichen Aufgaben bei Porsche zu Rennprofi zur Ehre gereichen. So sitzt er widmen. So zählte Dongus 1985 zur Grün- täglich auf dem Rennrad oder dem Moun- der- und Organisations-Truppe des 944- tainbike und spult so «mehrere 1000 Ki- Turbo-Cup, aus dem schliesslich der Carre- lometer im Jahr» ab. Sollte es dennoch ein ra-Cup hervorging. paar Stunden Leerlauf geben, wird schnell Trotz offiziellem Ruhestand war der lei- eine Runde Golf (Handicap 12) eingelegt. denschaftliche Sportfreak bis vor ein paar Das Tennisspielen musste er allerdings Jahren mit einem Porsche-Beratervertrag nach einer Meniskus-OP ebenso reduzieren ausgestattet. Seit er in Naples/Florida wie das Skifahren. wohnt und nur noch im Sommer nach So konsequent, wie der Schwabe sein Deutschland kommt, sieht er die alten Por- Idealgewicht von 70 Kilogramm pflegt, sche-Kumpels selten. Wenn er aber im Lan- war er auch als Motorsportler. Ob Rallye, de ist, zieht’s ihn zum Porsche-Carrera-Cup Berg- oder Rundstrecke – im nach Hockenheim oder an den Nürburg- war Dongus immer ein Siegkandidat. Vor ring. Dort wird er stets mit grossem Hallo allem der legendäre Porsche Super 90 trug und den Worten «Was siehst du unver- ihn von Erfolg zu Erfolg. S90-Privatiers schämt gut aus» begrüsst. rückten Mitte der 60er in Kompaniestärke Wie lautet das Erfolgsrezept des über- an und sorgten vor allem auf den zahlrei- zeugten Junggesellen für so viel Fitness, chen Flugplatzkursen für Markenpokal- Elan und Gesundheit im fortgeschrittenen Feeling. Die Gegner von damals hiessen Alter? Dongus: «Ausgewogene Ernährung, , Günther Schwarz oder Hans immer in Bewegung bleiben, positive Le- Wernle. Gelegentliche Ausflüge in die For- benseinstellung und von allem nicht zu mel V bescherten ihm 1965 den vielbeach- viel und nicht zu wenig.»

Strahlender Sieger: Dongus 1965 Fit in Florida: Dongus mit 72

Gewohntes Bild: Dongus führt die S90-Meute 1965 in Mainz-Finthen an Engeman, Liane (MSa 39/2002) 106 Der blonde Engel iane Engeman erschien der rennenden Schwangerschaft und die Geburt der Zwil- LMännerwelt nur auf den ersten Blick als linge setzten der Rennerei ein Ende. blonder Engel. Wer es auf der Piste mit ihr Inzwischen ist Liane Engeman (55) wie- zu tun bekam, wurde rasch mit der Reali- der Single und hat ihren Wohnsitz von tät konfrontiert. Die Holländerin fackelte niederländischen Haarlem ins spanische nicht lange, gab höllisch Gas und pflegte Marbella verlegt. Dort hilft sie den Kindern eine unnachgiebige Infight-Strategie. So bei der täglichen Bewältigung des kauf- galt sie in den acht Jahren ihrer Karriere männischen Parts. Michael (28) ist Betrei- (1966–1974) neben Christine Beckers als ber einer Grossraum-Disco (Fassungsver- das Beste, was die Niederlande an Vollgas- mögen: 1500 Gäste), Eline nennt ein Bou- Ladys jemals zu bieten hatten. Vor allem levard-Café ihr Eigen. «Wir haben rund um auf ihren Lieblingsstrecken Zandvoort und die Uhr zu tun», vermeldet die Ex-Renn- Spa-Francorchamps setzte Liane im Alfa fahrerin. «Für Jet-Set und Faulenzen bleibt GTA, Capri RS, Ford Escort RS und Abarth- kaum Zeit.» Sogar ihr geliebtes Golfen Spider Sternstunden. musste sie aufgeben, nachdem ihre Schul- Zuvor hatte sie schon die Monoposto- ter bei einem Autounfall arg in Mitleiden- Klassen Formel Vau, Formel Ford und For- schaft gezogen wurde. mel 3 mit Bravour gemeistert. So hielt sie Trotz eingeschränkter Bewegungsfrei- in Thruxton sechs Monate lang den For- heit fühlt sie sich topfit. Mit den Wegge- mel-Ford-Rundenrekord, bevor ihn ein ge- fährten aus alten Renntagen hat sie kei- wisser Brasilianer namens Emerson Fitti- nen Kontakt mehr, nur Ex-Ford-Teamma- paldi unterbot. Am wohlsten aber fühlte nager Frans Lubin trifft sie gelegentlich. sie sich im Tourenwagen. Im goldfarbenen Aber im Fernsehen schaut sie sich von der Kent-Capri RS etwa kämpfte die hübsche Formel 1 bis zur DTM regelmässig die gan- Blondine mit Kalibern wie Stuck, Fritzin- ze Bandbreite des aktuellen Rennsports ger und Joisten und holte sich 1972 im an. Am meisten fasziniert sie die Formel Premiererennen der DRM auf der Nord- 1. Sobald die Kids die Hilfe der Mutter in schleife hinter den drei Stars einen sensa- Marbella nicht mehr unbedingt brauchen, tionellen vierten Platz. Von be- möchte Liane das Versäumte nachholen: kam sie einen Werksvertrag für die Touren- «Viele Reisen unternehmen und meine wagen-Europameisterschaft. Hochzeit, Lieblings-Grands-Prix besuchen.»

1970: Der hübsche Schein trügt Dame von Welt: Engeman heute

Heimspiel in Zandvoort: Liane 1973 im rechtsgelenkten Ford Escort RS Eppelein, Heinz (MSa 11/2002) Der BMW-Pionier 107 einz Eppelein darf als gutes Stück der Sport (so gewann er mit HBMW-Sporthistorie gelten. Mit Alex im 2000 TI das 12-h-Rennen auf dem von Falkenhausen und ge- Nürburgring) hat ihn fasziniert, sondern hörte der Diplomingenieur zu den Männern vor allem die Technik. So absolvierte er bei der ersten Sportstunde in München. Tests für den Fahrwerksversuch binnen drei Multitalent Eppelein, Motor- und Chassis- Jahren rund 100 000 Nordschleifen-Kilo- Konstrukteur, Leiter des Fahrwerksver- meter. Seine grosse Liebe galt aber dem suchs und Rennfahrer in Personalunion, Berg. Dort mochte er den Schauinsland mit pilotierte den legendären BMW 700 in der seinen 178 Kurven besonders. «Die ulti- Berg-DM zu einem fürs Unternehmen da- mative Herausforderung für jeden Berg- mals enorm wichtigen Titelgewinn. Zehn piloten, der was auf sich hielt.» Läufe, zehn Siege und zehn Mal Klassen- Heute betrachtet Eppelein das renn- bestzeit lautete die Bilanz. sportliche Treiben meist vor dem Fernseher Etwa zur gleichen Zeit gab der leiden- daheim in Neufahrn bei München und ver- schaftliche Motorsportler den Anstoss für folgt die Husarenritte seines alten die Schaffung eines BMW-Sportpokals, der Arbeitgebers in der Formel 1. Gerne würde die erfolgreichsten Piloten der Weiss- sich der BMW-Pionier auch noch vor Ort im Blauen jeweils am Saisonende mit Sach- Fahrerlager umsehen, «aber dazu müsste und Geldpreisen bedachte. Erster Gewin- mich schon einer einladen. Den Karten ner war übrigens 1963 – und mag ich wirklich nicht mehr nachrennen.» den Sportpokal gibt es immer noch. Ques- Vielleicht hat bei BMW da ja mal jemand ter übrigens auch … eine Idee … Nachdem Eppelein 1964 mit dem 1800 Ansonsten geniessen die Eppeleins das TI nochmals Deutscher Vizemeister am Leben, sind oft wochenlang mit ihrer Berg wurde, löste er ein Versprechen ein, Motoryacht im Mittelmeer unterwegs und das er seiner Freundin Edith gegeben hat- freuen sich über die zwei Enkelkinder ihrer te: «Ich habe ihr gesagt, dass ich sofort Tochter, die als Staatsanwältin arbeitet. aufhöre, wenn wir heiraten.» Beides ge- Und der 33-jährige Sohn ist als Diplom- schah vor 37 Jahren. ingenieur in der BMW-Fahrwerkskonstruk- Gerne blickt der 73-jährige Pensionär tion bereits in die Fussstapfen des Herrn auf seine 34 BMW-Jahre zurück. Nicht nur Papa getreten.

Damals: Unschlagbar am Berg Heute: Spass auf dem Wasser

Zehn Läufe, zehn Siege: Berg-König Eppelein 1963 im Werks-BMW 700 Eymann, Dr. Dieter (MSa 24/2002) 108 Zurück ins Leben r. Dieter Eymann war einer der vielsei- einer hochkomplizierten Herzoperation Dtigsten Hobby-Rennfahrer der 60er- vier Bypässe gelegt werden. und 70er-Jahre. Bei Bergrennen eine si- Mit reichlich Glück, guten Ärzten, eiser- chere Bank, eine makellose Rundstrecken- nem Willen und dem Rückhalt durch seine Bilanz und obendrein blitzsaubere Rallye- zweite Frau Irene überlebte er den gesund- Auftritte (u. a. 12 Monte-Starts und Drit- heitlichen Supergau. Halbseitig gelähmt ter der Rallye-DM). Unvergessen seine wil- und an den Rollstuhl gefesselt, schaffte er den Ritte in einem der optisch schönsten über viele schlimme Monate in Rehabili- Buckel-Volvo der damaligen Zeit, ein- tations-Zentren den beschwerlichen Weg drucksvoll auch die Auftritte im 4,7-Liter- zurück in ein einigermassen normales Le- Mustang, den der Zahnarzt aus Pirmasens ben. Heute steht und bewegt er sich auf von übernommen hatte. Als er seinen eigenen Füssen, treibt Sport, spielt die Rennerei nach knapp 20 Jahren «mit trotz Restlähmung Golf und geht halbtags reichlich Siegen und besten Erinnerun- in seine Praxis, wo ihm ein Kollege assis- gen» beendete, nahm er die nächste He- tierend zur Seite steht. rausforderung an. Sogar seinen heissgeliebten 400-PS- Ab 1980 verschrieb er sich der Sport- Pontiac Firebird mit 5,7-Liter-Chevy-Alu- fliegerei, wurde Deutscher Motorflugmeis- Motor bewegt er wieder selbst, allerdings ter und sah «die halbe Welt aus luftiger geht’s nur noch mit Automatic. «Nicht übel und faszinierender Perspektive». Nimmt für jemand, der medizinisch gesehen ei- man seine Rennfahrer-Jahre, die Zeit als gentlich seit acht Jahren tot sein müss- Sportflieger und dazu die Motorrad-Exkur- te», sagt Eymann stolz, «aber mit der Flie- sionen, dürfte Dieter Eymann der sport- gerei und dem Motorrad fahren ist es lei- lichste und schnellste Dentist der Pfalz ge- der vorbei.» wesen sein. Dass er dieses Prädikat nicht Kontakt zum Rennsportgeschehen hält mehr vollumfänglich für sich in Anspruch er über alte Kumpels wie Helle Bein oder nehmen kann, liegt an gesundheitlichen Peter Linzen, am TV sind Formel 1 und NAS- Schicksalsschlägen, die den heute fast 67- CAR angesagt. «Mein Leben könnte Jährigen in rascher Folge trafen. 1994 er- schlimmer aussehen», sagt er fast dank- litt er binnen einer Woche vier schwere bar, «ich geniesse jeden Tag, an dem ich Schlaganfälle, kurz darauf mussten ihm in mich frei bewegen kann.»

Siegesserien: Eymann 1965 Rückkehr ins Leben: Eymann heute

Wunderschöner Buckel-Volvo 544: Eymann beim Wasgau-Bergrennen ’64 Fischhaber, Toni (MSa 40/2002) Tölzer Triumphator 109 oni Fischhaber hat es in 28 Rennjahren atemberaubendsten Duelle lieferte er sich T(1959–87) zu einem der erfolgreichsten aber Anfang der 60er als Privatier mit sei- bayerischen Motorsportler gebracht. Sechs nem Münchner Dauerrivalen und Freund Berg-Europameisterschaften, einen deut- Ernst Furtmayr. Was die zwei in ihren Alfa schen Berg-Titel und gut 200 Einzelsiege Zagato auf deutschen und österreichi- hat der kleine, zerbrechlich wirkende Mann schen Flugplätzen aufführten, war oft so aus Bad Tölz mit allen möglichen Touren- aufregend, dass gelegentlich die Begleite- wagen, GT-Autos und Sportwagen errun- rinnen am Streckenrand in Ohnmacht fie- gen. Dabei fiel sein erster Antritt 1959 am len. Mit 48 beendete Fischhaber seine Wallberg völlig frustrierend aus: Otto Sens- Laufbahn. burg, legendärer Rennleiter und Sportchef Mit 62 sieht er fast ebenso jugendlich des ADAC Südbayern, liess den damals 18- und spitzbübisch aus wie früher. Seit 1993 Jährigen wegen seines jugendlichen Alters zum zweitenmal verheiratet, drei erwach- und der schmächtigen Statur erst gar nicht sene Töchter, drei Enkel. Statt auf der Pis- zum Start zu. Dass es ausgerechnet Sens- te gibt er rund um Bad Tölz geschäftlich burg war, der dem «kleinen Buben» in der Vollgas: Zwölf Mietobjekte mit mehr als 60 Folge für seine Siege auf nahezu allen bay- Mietparteien, zwei Geschäftshäuser und erischen Bergpisten jahrelang Siegerkrän- acht verpachtete Gastronomie-Betriebe ze umhängen musste, entbehrt nicht einer halten ihn auf Trab. Alte Kontakte gibt es gewissen Komik. nur noch zu Eckhard Schimpf und Mario BMW 700, Alfa Zagato, Lotus-BMW, Ab- Ketterer, sonst ist Rennsport Nebensache. arth und die gesamte Porsche-Palette bis Dafür spielt er Eishockey im Seniorenteam, zum 8-Zylinder-Berg-Spider markierten war 14 Jahre Vorsitzender des EC Bad Tölz Fischhabers glanzvolle Jahre am Berg und und steht seit acht Jahren in gleicher auf der Rundstrecke. Im Porsche-Werks- Funktion an der Spitze des örtlichen Kon- team wurde er Teamkollege von Gerhard kurrenzklubs. Einmal im Monat trifft sich Mitter, bei Abarth kämpfte er an der Sei- der gesamte Fischhaber-Clan in Kompanie- te von . Fischhaber erle- stärke zum Essen. «Die Grossfamilie zu- digte alle Jobs mit Ruhe und Routine, sammenzuhalten und Gesundheit für alle, machte wenig kaputt und sah fast immer ist mein grösster Wunsch für die Zukunft», das Ziel. Die wohl schönsten Rennen und sagt der Familienmensch.

Grosse Rennen: Fischhaber 1965 Gute Geschäfte: Fischhaber 2002

Erster Titel: Im BMW 700 wurde Fischhaber 1962 Deutscher Bergmeister Fuchs, Heinz (MSa 21/2002) 110 Der Formel-Fuchs einz Fuchs und seine Formel-V-Autos abteilung zusammen. Zusätzlich eröffnete Hzählten zwischen 1965 und 1975 zum er mit dem Slogan «Fuchs Powerbikes – Bild jeder Rennstrecke. Vor allem in der Kompetenz auch auf zwei Rädern» neue Anfangszeit der grossen deutschen V-Be- Perspektiven durch Konstruktion und Bau wegung hatten die Monoposti des schwä- hochwertiger Fahrräder mit handge- bischen Rennwagenbauers ihre besten schweisstem Alurahmen. Auftritte. Zwar regierte auch mal das Noch heute baut Fuchs, mittlerweile 68 Chaos, und manch mutiger Fuchs-Pilot ver- und Pensionär, für alte Freunde und gute zweifelte gelegentlich an der Technik des Kunden «das eine oder andere Rad nach eigenwilligen Konstrukteurs. Aber trotz- deren speziellen Vorstellungen». Mit sei- dem hatten die schlanken und formschö- nen Piloten aus der Formel-V-Zeit hat er nen Renner im Streit mit den Kaimann-, kaum noch Kontakt, über den aktuellen Olympic- und Austro-V-Werksteams die Rennsport informiert er sich am TV. Manch- Nase oft genug vorne. mal setzt er sich auch in Hockenheim auf Alles in allem rund 100 Siege erreich- die Tribüne oder wandert unerkannt durchs ten Fuchs-Piloten in aller Welt. Helmut Fahrerlager. Technik fasziniert ihn noch Bross, Werner und Roland Müller, der Bel- immer, er gilt als ausgewiesener Porsche- gier Willy Braillard und der Österreicher Lo- und Oldtimer-Fan, liebt seinen 930 Turbo thar Schörg gehörten zum engeren Kader. über alles. Zu seinem Lieblingspiloten hatte der Chef Gesundheitlich geht’s ihm «bis auf das Werner Müller erhoben: «Er war mein ers- übliche Zwicken in meiner Altersklasse ter und bester Fahrer.» Rund 120 Formel V ganz ordentlich». Vor kurzem hat ihn die 1300 und 50 Super V wurden bei Fuchs in ältere der zwei Töchter (33, 30) erstmals Rutesheim bei Leonberg gebaut, dazu jede zum Opa gemacht – er selbst ist nach 25- Menge Kits. jähriger Ehe seit 1987 geschieden. Als Als der V-Boom Ende der 70er-Jahre nächstes Ziel hat sich Fuchs die Restaurie- nachliess und auch VW Interesse und En- rung einiger seiner alten Formel V vorge- gagement zurückschraubte, beendete nommen. Grosse Wünsche hat er nicht Heinz Fuchs das Kapitel ziemlich frustriert. mehr: «Wenn ich meine Autos und Fahrrä- Danach arbeitete er in der Präzisionstei- der um mich habe, geht’s mir gut. Mehr lefertigung verstärkt mit der Porsche-Renn- brauch’ ich nicht.»

Kreativer Zeichner: Fuchs 1966 Technik-Liebhaber: Fuchs heute

Eigenwillig: Vollverkleideter Fuchs-Super V (Nr. 56) 1972 in Hockenheim Hähn, Helmut (MSa 31/2002) Ein Leben für Alfa 111 elmut Hähn ist mit fast 71 Jahren nicht auch selbst in die Cockpits seiner Autos, Hnur Deutschlands ältester aktiver Alfa- aber als Tuner und Techniker war er ein- Händler, sondern auch Ziehvater dreier deutig besser. grosser Renntalente. In den Alfa-Touren- Es geht ihm gut, er ist gesund, werkelt wagen des Mannheimers starteten Gerd nach wie vor «von 8 bis 8 im Geschäft», Schüler und Jochen Mass ihre Karrieren, in dem er seit 1958 Alfa Romeo verkauft später stiess auch Harald Ertl (starb ’81 bei und repariert. Noch immer unterzieht der einem Flugzeugabsturz) zur Hähn-Truppe. 70-Jährige jedes Auto nach erfolgter Re- Alle drei gehörten zur jener wilden Mann- paratur persönlich einer Probefahrt. Ehe- heimer Clique der 60er-Jahre, die das Berg- frau Ilse, seit 50 Jahren an seiner Seite, rennen Eberbach sowie alle Hockenheim- erledigt die Buchhaltung, Tochter Elke Events ihres örtlichen Motorsportclubs (34) hilft ebenfalls mit. «Ohne meine bei- MHSTC quasi vor der Haustür zu ihrem all- den Mädels», stellt Hähn klar, «hätte ich jährlichen Happening machten. das nicht so lange durchgehalten.» Die Mit den Hähn-Giulia Super TI und GTA zwei Enkel (16, 11) sollen später mal das driftete Schüler regelmässig zu Klassensie- Geschäft übernehmen. Urlaub und Krank- gen, betreut von Mechaniker Mass. Der heiten bezeichnet das Mannheimer Origi- wiederum nervte seinen Chef so lange, bis nal als Fremdwort, seine Hobbys bestehen er endlich selbst ans Lenkrad durfte und aus drei A – «Alfa, Autos, Arbeit». fortan Schrott und Siege in buntem Wech- In diesem Jahr schlendert der alte Herr sel ablieferte. Noch heute bekommt Hähn wieder verstärkt durchs Fahrerlager: Er hat glänzende Augen: «Der Schüler fuhr rund sich überreden lassen, nach langer Renn- und abgeklärt, der Mass wild und risiko- pause ein Auto im neuen Alfa-Romeo-147- reich, der Ertl wie ein Wahnsinniger. Mit Diesel-Cup einzusetzen. «Aber das ist den Drei habe ich die schönste Zeit im nicht mehr meine Welt», stellt Helmut Rennsport erlebt.» Hähn fest. «Das ist mir alles zu ernst, zu Auf rund 120 Einzelsiege kann der Team- hektisch und zu unpersönlich geworden.» chef zurückblicken, dazu einen Berg-Titel Einzig das grosse Alfa-Gästezelt lässt ihn (Schüler auf der Giulia TI) und eine Vize- strahlen: «Hier triffst du alte Freunde und meisterschaft (Reinhard Stenzel/Alfa kriegst auch noch was Gescheites zu es- GTA). Oft und gerne zwängte sich der Chef sen und zu trinken.»

Autos und Arbeit: Hähn 1968 Autos und Arbeit: Hähn heute

Heimspiel in Hockenheim: Harald Ert 1971 im Hähn-Alfa Romeo GTAM Hardt, Dieter (MSa 27/2002) 112 Der Öl-Baron ieter Hardt war allein wegen seiner ich dort nur Positives erlebt habe.» Zwar Dstattlichen Körpergrösse von knapp blieb Castrol, wenn auch eingeschränkt, zwei Metern kaum zu übersehen. Und wer weiter im Sport präsent, aber mit Hardts auf die begehrten Sponsorgelder des Öl- Abgang endete eine Ära. Multis Castrol scharf war, bekam es auto- Mit einem Festabend in der Semper- matisch mit dem PR-Direktor des Unter- Oper zu Dresden wurde der lebensfrohe nehmens zu tun. Hardt erinnert sich ger- Hamburger vor sechs Jahren mit 65 von ne der Zeit, als die grosszügig ausgestat- seinem Arbeitgeber in den Ruhestand ver- teten Renndienstbusse der führenden Mi- abschiedet. Zeitgleich heiratete er «nach neralöl-Firmen wie Aral, elf, BP, Veedol, 23-jähriger Probezeit» seine Lebensge- Caltex oder Shell die Fahrerlager wie eine fährtin Jutta. Inzwischen 71, erfreut sich Wagenburg einrahmten. Hardt nicht nur bester Gesundheit, son- Hardts Kundschaft der 70er- und 80er- dern brilliert mit erstaunlichen Bestleis- Jahre gehörte zu den Top-Adressen der tungen in der Leichtathletik-Seniorenklas- Branche – die Zakspeed-Escort in der se «M70». So unterbot er kürzlich mit Rennsport-Meisterschaft, die BMW-CSL- 11,83 Meter den elf Jahre alten Hamburg- Coupés im Europa-Championat oder das Rekord im Kugelstossen, machte zum 28. Team Toyota Europe in der Rallye-WM. Mal das Goldene Sportabzeichen, läuft die Motorsport war ein weiterer, 3000 Meter noch immer in 15 Minuten und langjähriger Castrol-Partner: Formel Super die 100 Meter in 14,2 sec. VW, Golf-GTI-Rallyeprogramm und alle VW- Überdies engagiert sich der Musik- und Markenpokale präsentierten sich mit dem Literatur-Liebhaber im Naturschutz lei- Logo des Unternehmens. denschaftlich für die Erhaltung von Stör- Als Hardt 1988 in die Vorstandsetage chen und Kranichen. Mit dem Motorsport der Burmah Oil Holding (zu der auch Cas- verbindet er heute neben dem Fernsehge- trol und Veedol gehörten) aufrückte und rät vor allem die Freundschaft zum ehe- mit der Neuausrichtung der Konzern-Stra- maligen Zakspeed-Chef Erich Zakowski. tegien betraut wurde, bedeutete dies Nur zu gerne erinnert sich Hardt an ge- zwangsläufig den beruflichen Schluss- meinsame Escort-Jahre: «Das war für mich strich unter das Kapitel Motorsport. menschlich und sportlich gesehen die «Trotzdem bin ich ein Fan geblieben, weil schönste Zeit.»

Ein echter Rennfreak: Hardt ’82 Fit und fesch: Dieter Hardt heute

Farben des Erfolgs: Hans Heyers Zakspeed-Escort aus dem Jahre 1976 Hegels, Dieter (MSa 32/2002) Der stille Meister 113 ieter Hegels zählte zu den eher Stillen, ge nicht auf der Rennstrecke, sondern fast DUnauffälligen. Nach drei Motorrad- vor der Haustür. Im Februar 2002 krachte sport-Jahren stieg der Rheinländer 1966 er «ohne Vorwarnung auf Blitzeis» mit ei- um und trat als Privatier erst im VW Käfer, nem BMW 318 breitseits gegen einen dann mit einem Simca und schliesslich vor- Baum. «Ich konnte mich nicht rühren, war zugsweise mit selbstpräparierten BMW- eingeklemmt und musste aus dem Auto Tourenwagen an. Und als die Rivalen im rausgeschnitten werden.» Per Hubschrau- Rundstrecken-Pokal 1970 langsam begrif- ber wurde er in die Klinik geflogen, wo man fen, dass der Kfz-Meister aus Ratingen mit neben bösen Prellungen zwei gebrochene dem -BMW auf Titelkurs fuhr, war’s Rückenwirbel diagnostizierte. Fast zwei zu spät. Hegels sicherte sich als Nachfol- Monate lag er im Spital, es folgten eine ger Dieter Glemsers mit der höchsten langwierige Rehabilitation und immer wie- Punktzahl in der 1600er-Klasse den Titel, der Arztbesuche. ohne dass die gelackmeierten Werkspilo- Die Tuning-Werkstatt, als Einmann-Be- ten anderer Hubraumklassen beim Finale trieb voll auf ihn fixiert, musste während in Hockenheim hätten kontern können. der Rekonvaleszenz schliessen. «Das wa- «Für mich eine tiefe Genugtuung», erin- ren bittere Wochen, sowohl vom Heilungs- nert sich der BMW-Mann, «weil mich kei- verlauf her wie auch finanziell.» Dabei hat- ner so richtig auf der Rechnung hatte.» te er Glück – der Horrorcrash hätte viel üb- Nach dem Triumph stand der BMW-Pri- ler ausgehen können. vatfahrer auch in den Oberligen Renn- Aber schon schmiedet er wieder benzin- sport-Meisterschaft und Tourenwagen-EM geschwängerte Pläne. So möchte Hegels, seinen Mann, erreichte achtbare Resulta- seit 37 Jahren mit Marlies verheiratet und te und brachte so manchen Star in Verle- kinderlos, einen 70er-Chevy Camaro für genheit. Weil seine BMW-Werkstatt mit an- den Einsatz im historischen Sport aufbau- geschlossenem Tuning-Betrieb ihm immer en. Auch für den aktuellen Rennsport in- weniger Zeit für die Rennerei liess, been- teressiert er sich unverändert, am Fernse- dete Hegels 1984 schweren Herzens seine her gibt er sich «das volle Programm von Laufbahn. Formel 1 über NASCAR, V8STAR und DTM». Ironie des Schicksals: Seinen bislang Und wenn noch Zeit bleibt, frönt er sei- einzigen bösen Unfall hatte der 62-Jähri- nem Hobby als Sportschütze.

In stiller Freude: Hegels 1970 Glück im Unglück: Hegels 2002

Der Meister-Privatier: Hegels 1970 auf Siegesfahrt um die Nordschleife Hero, Manfred (MSa 33/2002) 114 Manfred the Hero anfred Hero war zumindest für seine mer grösser wurde. «Wenn mir Leute wie Msaarländischen Fans in dem Moment Winfried Matter nicht geholfen hätten, ein echter Hero, als ihm 1982 bei der zu wäre viel früher Ende gewesen.» Stattdes- DM und EM zählenden «Saarland-Rallye» sen kümmerte er sich verstärkt um seine ein Sieg über den grossen Walter Röhrl im Porsche-Werkstatt und die Betreuung der Lancia 037 gelang. Diesen Triumph über Rallyekunden. den Topstar kostete der Porsche-Pilot aus Inzwischen hat der 53-Jährige mit gros- wie kaum einen anderen und bezeichnet sem Erfolg ein weiteres Geschäftsfeld er- ihn noch heute «als das Grösste meiner schlossen. Am Ufer der Moselgemeinden Karriere». Minheim und Klüsserath betreibt er zwei Fast 20 Jahre lang donnerte der Kfz- Wohnmobil-Parks mit insgesamt 470 Stell- Meister aus Schmelz als Privatier über plätzen. Beide Areale sind vom ADAC be- Deutschlands Rallyepfade, schrammte reits mehrfach ausgezeichnet worden und zweimal knapp am Gewinn des DM-Titels liegen im Einzugsbereich einiger Sonder- vorbei und erkämpfte sich bei der «Mon- prüfungen, die beim WM-Lauf im August te» sogar die Position des besten deut- gefahren werden. «Das wird ein Riesen- schen Teilnehmers. Mit Porsche 911, Opel fest», schwelgt Hero in Vorfreude auf den Manta 400, Lancia Delta Integrale und deutschen Rallye-Gipfel. «Wir werden kei- BMW M3 sowie den Co-Piloten Klaus Hop- ne Minute versäumen.» fe, Dietmar Müller und Guido Horsch erleb- Wir – das sind seine Frau Anny, mit der te Hero zwischen 1967 und 1990 nahezu er seit 32 Jahren verheiratet ist, und sein alle Höhen und Tiefen. Zu den Highlights 30-jähriger Sohn Marco, der als Rechtsan- gehörte der oben beschriebene Sieg über walt arbeitet. Zweimal pro Jahr gönnen Röhrl, zu den Tiefen zählten drei Total- sich Vater und Sohn eine gemeinsame Rei- schäden (zwei Porsche, ein Manta) und die se: Im Wohnmobil geht’s zur Rallye Mon- verlorene Meisterschaft 1981. Als Tabel- te Carlo und zur Tour de France. Denn das lenführer kam er zum Finale nach Strau- Rennrad ist Heros zweite grosse Passion. bing, wo ein Getriebeschaden alle Titel- Spätestens mit 60 soll beruflich Schluss hoffnungen zerschlug. sein, «dann machen wir eine Europatour Aufgehört hat er schliesslich, weil die im Wohnmobil – und hinten drauf natür- Kluft zwischen Privat- und Werksfahrer im- lich das Rennrad».

Knapp am Titel vorbei: Hero 1981 WM-Lauf-Vorfreude: Hero heute

Echtes Prachtstück: Manfred Heros 3,3-Liter-Turbo-Porsche anno 1983 Huhn, Robert F. (MSa 42/2002) Sieg für die Airline 115 obert F. Huhn gelang vor gut 40 Jah- Rennen im Rahmen des Deutschland-GP Rren, worum ihn heute jeder Teamchef 1963 auf der Nordschleife hängte ihm so- beneiden würde: Der Hobbypilot konnte gar der grosse Juan Manuel Fangio den die Deutsche Lufthansa als Sponsor be- Kranz um den Hals. 1972 wurde das Kapi- geistern. Der Hotelkaufmann aus Oberwin- tel «Scuderia Lufthansa» geschlossen, da ter bei Bonn, selbst im Flugunternehmen sich die meisten Gründungs- und Stamm- als Manager tätig und für Aufbau und Per- fahrer vom aktiven Sport zurückzogen. 62 fektion des Bord-Service zuständig, konn- Siege, 84 zweite und 50 dritte Plätze aus te im Juli 1961 voller Stolz die «Scuderia 280 Starts hatten die Lufthansa-Piloten Lufthansa» samt Bewerberlizenz als ein- bis dahin erreicht. getragenen Verein präsentieren. «Ein har- Mit Gattin Inge, mit der er seit 45 Jah- tes Stück Überzeugungsarbeit», erinnert ren verheiratet ist, lebt Huhn als Ruhe- sich der erfolgreiche Porsche-Pilot und Ge- ständler in seiner Heimatstadt Oberwinter. schäftsführer der Scuderia. «Das Top-Ma- Langeweile ist für den jugendlich wirken- nagement stand der Idee zunächst sehr den 70-Jährigen ein Fremdwort. Die Pfle- skeptisch gegenüber.» ge seiner Oldtimer, Gartenarbeit, Wande- Dank der Siege von Huhn, Hans Werle, rungen durchs Siebengebirge und Reisen Hans Dieter Dechent und Günther Schwarz halten ihn auf Trab. Die beiden Töchter avancierte die Lufthansa-Truppe bald zur (41, 40) arbeiten als Stewardessen – na- erfolgreichsten deutschen Privatrennge- türlich bei der Lufthansa. Sein Sohn (39) meinschaft der 60er-Jahre. Dazu kamen ist bei DaimlerChrysler ins Smart-Pro- Gastfahrer vom Schlage eines Reinhold gramm eingebunden. Joest, Udo Schütz oder Rolf Stommelen. Seinen geliebten Nürburgring, auf dem Die Kranich-Männer bevorzugten durch- er in 25 Jahren rund 60 000 km abgespult weg Porsche – vom Super 90 über den le- hat, besucht er nach wie vor gerne, wenn- gendären Carrera 1,6 bis zum 906 und 910 gleich der aktuelle Rennsport hauptsäch- war alles dabei, was die Stuttgarter so im lich vorm TV-Gerät stattfindet. Mit seinen Angebot hatten. Mannheimer Ex-Weggefährten Werle und Huhn hatte seine besten Jahre im Por- Dorner pflegt er regelmässig Kontakt. Ge- sche 914/6 und 356er-Carrera. Für den sundheitlich geht’s ihm prima. «Dafür «persönlich wertvollsten Sieg» beim GT- muss man in meinem Alter dankbar sein.»

Respektabler Raser: Huhn 1967 Rüstiger Rentner: Huhn 2002

Im Dienste des Kranichs: Huhn im 914/6 beim 1000-km-Rennen 1970 Klapproth, Günther (MSa 07/2002) 116 Der Perfektionist ünther Klapproth hatte einen guten Sicherheitsdebatten und Anfeindungen GGrund, als Copilot dem heissen Rallye- durch Naturschutzverbände, hatten wir vor Sitz adieu zu sagen: «14 Jahre und 168 allem während der grossen DTM-Ära eine Rallyes ohne Unfall waren genug – man wunderbare Zeit», resümiert Klapproth. muss es ja nicht übertreiben.» Der Hanno- Als sich 1998 in Wunstorf nach der 34. veraner war bei vielen Rallyestars der Auflage letztmals die Zielflagge senkte, ruhende Pol im Cockpit, galt als geradezu fiel auch dem altgedienten ADAC-Mann der pedantischer Perfektionist in Vorbereitung Abschied schwer. «Wunstorf wird es leider und Handling der Fahrtunterlagen. Mit nie mehr geben, das war einfach nicht sicherer Ansage dirigierte er seine Chauf- mehr bezahlbar.» feure zu rund 70 Goldmedaillen, 18 Ge- Seit Juli 2001 ist Klapproth Rentner. samt- und 32 Klassensiegen. Sein Lebensmittelpunkt sind jetzt die Besonders gerne und lange fuhr er an Familie sowie «Tessa». Mit dem Rauhaar- der Seite von Herbert «Ernie» Kleint. Die dackel, der jüngst die Begleithundprüfung beiden wurden in den 60er-Jahren vor bestanden hat, unternimmt er Streifzüge allem im Ford-Werksteam zur festen Grös- durch die Umgebung. Herr und Tier sind se. Unvergessen sind die Monte-Starts im schliesslich auf Materialsuche für ein schwachbrüstigen Taunus 12M, die Ma- heimatkundliches Buch. Titel: «Gedenk- rathon-Fahrt London–Sydney im biederen steine im Deister» (bewaldeter Höhenzug Ford 20M RS oder der Gesamtsieg bei der westlich von Hannover). Tour d’Europe 1970. Umso betroffener war Trotzdem kommt der Motorsport nicht Klapproth, als sein Freund und Wegge- zu kurz; die Rallye-WM und die Formel 1 fährte 1989 beim Absturz seines Privat- sind TV-mässig die Favoriten. Dazu gibt’s flugzeugs ums Leben kam. pro Jahr zwei bis drei DTM-Besuche und Um diese Zeit war Kleints Ex-Co schon den Grand Prix in Hockenheim. Verblüffend fast 15 Jahre Rennsekretär des ADAC Nie- die Aussage des 65-Jährigen zum Thema dersachsen und wachte dort als Chef- Gesundheit: «Ich habe noch nie eine Administrator über die Durchführung der Arztpraxis von innen gesehen, habe keinen hauseigenen Motorsport-Events mit dem Hausarzt und fühle mich noch immer traditionsreichen Flugplatzrennen Wuns- gesund und fit.» Der Traum einer jeden torf als Saisonhighlight. «Trotz ständiger Krankenkasse…

Siege mit Kleint: Klapproth 1969 Spass mit Hund: Klapproth heute

Dream-Team: Klapproth (l.) und Kleint im Ford 12M bei der Monte 1966 König, Kurt (MSa 08/2002) Fränkisches Fahrtier 117 urt König zählte in den 20 Jahren seiner Da seine Hausmarke BMW das DTM-En- KRennkarriere zu den originellsten Er- gagement 1992 stoppte, verabschiedete scheinungen der Szene. Als klassischer sich König aus dem Rennsport. Dafür knie- Privatfahrer präsentierte sich der schwer- te er sich gemeinsam mit Bruder Uwe in gewichtige Riese mit dem schütteren die Führung des BMW-Autohauses mit rund Haupthaar stets locker und lustig. Sein 50 Mitarbeitern. Das Sportgeschehen in Markenzeichen war die glimmende Zigaret- aller Welt hat er aber nie aus den Augen te, auf der Piste gab er sich unnachgiebig, verloren. Im Fernsehen wird «alles ver- schnell und kampfstark. «Ein Fahrtier der schlungen, was an Racing über den Bild- besonderen Sorte», so porträtierte ihn schirm geht». Bis zu drei F1-GP pro Saison früher mal ein Kollege. gönnt er sich ebenso wie den jährlichen Nach ersten Erfolgen am Berg und ei- Pflichtbesuch am Norisring, «um alte nigen Jahren im VW-Golf-Cup setzte sich Freunde zu treffen». der Lange aus dem fränkischen Schwabach Auch bei der Top-10-Rennserie ist er vornehmlich mit BMW-Tourenwagen in neuerdings häufiger präsent, um nach Szene. Schon in der alten DRM machte er seinem Schützling Daniel la Rosa (16) zu im selbst präparierten M1 den Stucks, sehen. Der Nachwuchsmann steigt von der Questers und Henzlers das Leben schwer. Formel König in die Formel VW auf und wird In der DTM der 80er-Jahre zählte er zum von dem Ex-DTM-Piloten gefördert. «Mit unverzichtbaren Inventar der Privatiers, dem Jungen möchte ich erreichen, was mir drosch meist sponsorlose 635 CSi-Coupé selbst versagt blieb – einen Meistertitel.» und M3 durchs Feld, sammelte bei 111 Auch aus dem Privatleben meldet der Starts knapp 500 DTM-Punkte und schloss heute 48-Jährige nur Erfreuliches: «Seit 1986 inmitten aller Werkspiloten als acht Jahren bin ich verheiratet, meine Fa- Gesamt-Dritter ab. milie mit den zwei Kids (4 und 5) ist mein Neben dem Prädikat des besten Zwei- grösstes Glück.» Hin und wieder gönnt er liter-Fahrers in der Tourenwagen-EM 1978 sich eine Auszeit mit Powerboot-Fahren und dem Vizetitel in der Rennsport- vor Mallorca, fühlt sich ansonsten «sehr Trophäe 1981 freute sich König vor allem gesund, aber mit 110 kg leicht überge- 1982 über den M1-Klassensieg beim 1000- wichtig». Und die Zigarette schmeckt ihm km-Rennen auf dem Nürburgring. noch immer …

Treuer BMW-Kunde: König 1989 Spass im Powerboat: König heute

Schrecken der sogenannten Superstars: Kurt König 1984 im BMW M1 Kremer, Erwin (MSa 15/2002) 118 Doppel-Jubiläum rwin Kremer kann sich 2002 gleich auf den Cockpits der Kremer-Rennwagen. Aber Ezwei Geburtstage freuen – er selbst wird es gab auch traurige Momente – Manfred im Juni 65, und sein berühmter Rennstall Winkelhock (Mosport 1985) und Jo Gartner feiert im Oktober 40-jähriges Bestehen. (Le Mans 1986) starben in den Porsche 962 «Leider sind wir ja in Deutschland fast in aus Köln, wäre 1988 in Fuji Vergessenheit geraten», bedauert er mit beinahe verbrannt. dem selben Dackelblick, mit dem er schon Erwin Kremer, selbst zehn Jahre lang mit vor 30 Jahren die Gesprächspartner fixier- dem 911er erfolgreich und 1971 sogar te, wenn’s ums Geld ging. Und schiebt trot- Porsche-Cup-Gewinner, ärgerte das Por- zig hinterher, dass «es uns noch gibt». sche-Werksteam oft genug mit revolutio- Allerdings ist im Gegensatz zu den nären Eigenentwicklungen. Dazu gehörte Glanzzeiten des Kölner Teams vieles nicht auch der 935 K3, mit dem mehr so, wie’s mal war. Bruder Manfred 1979 in der Deutschen Rennsport-Meister- (62), als Techniker und Tüftler eine der schaft alles in Grund und Boden fuhr. tragenden Säulen der Kremer-Erfolgsstory, Unvergessen sind die Pisten- und Wort- hat sich 1998 in den Ruhestand verab- gefechte der 70er-Jahre mit dem kon- schiedet und lebt nun in Spanien. Und kurrierenden Kölner Porsche-Stall von statt der Traditionsmarke Porsche rennt Georg Loos. Man jagte sich die Fahrer ab, seit drei Jahren ein Lola B98-Roush unter Beschimpfungen, üble Nachrede und Kremer-Flagge – «Trotzreaktion gegenüber Gerichtstermine garnierten die wilden gewissen Porsche-Entscheidungen». Jahre, über die Kremer sagt: «Eine harte, Dabei haben die Kremer-Brothers mit aber schöne Zeit. Manchmal wünsche ich Porsche 35 Jahre lang gut gelebt und eine mir, die Uhr zurückdrehen zu können.» sensationelle Erfolgsbilanz hingelegt: Demnächst denkt auch der alte Fah- Porsche-Cup-Rekordsieger (11 Mal), je vier rensmann daran, kürzer zu treten und das Europa- und Interserie-Titel, Deutsche Leben zu geniessen. Mit Gattin Christine Rennsportmeisterschaft, Erfolge bei den (40 Jahre verheiratet, kinderlos) erholt er 24-Stunden-Klassikern in Le Mans, Dayto- sich immer öfter auf der Kanareninsel na und Spa. Dazu 30 Le-Mans-Teilnahmen Fuerteventura. «Wir haben dort ein Häus- in Folge (1970 bis 1999). Mehr als 300 chen, das auch mal unser Altersruhesitz Fahrer aus aller Welt sassen bis heute in werden soll.»

Tolles Haardesign: Kremer 1969 «Es gibt uns noch»: Kremer heute

Siegesserie mit Eigenentwicklung: 1979/80 räumte der 935 K3 alles ab Leinenweber, Fritz (MSa 20/2002) Der Porsche-Jünger 119 ritz Leinenweber war 15 Jahre lang ei- verlagerte, blieben die Auftritte im gelieb- Fner der treuesten Porsche-Kunden im ten Paris-Montlhéry jährliches Pflichtpro- Rennsport. So erzielte er seine rund 90 Sie- gramm. Allein hier feierte der Porsche-Pi- ge ausschliesslich mit Stuttgarter Pracht- lot 15 Siege. 1972, exakt an seinem 40. exemplaren wie 356 B und 911, Spyder RSK Geburtstag, hängte Fritz Leinenweber den und Abarth-Carrera, 904 GTS, Carrera 906 Helm an den Nagel. und Carrera 910. Wo immer der Herrenfah- Offiziell ist der mittlerweile 70-jährige rer aus dem pfälzischen Pirmasens zwi- Ingenieur schon seit fünf Jahren Rentner, schen 1956 und 1970 antrat, hatten die das Autohaus (15 Jahre VW, danach noch Gegner nichts zu lachen. Siege waren die weitere 15 Jahre Renault) ist längst ver- Norm, zweite Plätze ein Grund zum Lamen- kauft. Die zwei Söhne (46, 40) haben so- tieren und dritte eine mittlere Katastro- lide Existenzen (Rechtsanwaltskanzlei, phe. Die Gegner hiessen Rolf Stommelen, Automobilhandel). Trotzdem sitzt er wei- , Ben Pon oder Joakim Bon- ter unverdrossen in seinem Pirmasenser nier; wunderbare Flugplatzkurse wie Trier, Kfz-Sachverständigen-Büro, das Scha- Pferdsfeld, Erbenheim oder Innsbruck sa- dens- und Schätzgutachten für Versiche- hen Leinenweber-Festspiele. rungen erstellt. In seinen Anfangsjahren musste er Gutes Essen, ein ordentlicher Tropfen manchmal unter Pseudonym antreten, weil Pfälzer Wein und Wanderungen durchs hei- die Wolfsburger VW-Manager ihm den Ent- matliche Gelände stehen heute für Leinen- zug der VW-Vertretung androhten, falls er weber im Vordergrund. Zwar plagen ihn Ar- sich weiter am Rennsport beteiligt. Einen throse, Bandscheiben- und Wirbelsäulen- seiner wertvollsten Erfolge erzielte der Probleme, aber deshalb mag er weder auf Pfälzer 1961 im Abarth-Carrera beim GT- Bewegung verzichten noch wehklagen: Lauf im Rahmen des F1-GP auf der Nord- «Wenn ich morgens aufwache und es schleife: Sieg und Rundenrekord, dazu Po- zwickt nicht an einer neuen Stelle, bin ich kal und Kranz aus der Hand von Prof. Fer- schon zufrieden.» Neuerdings lässt auch ry Porsche. «Das war ein Riesenerlebnis», das Gehör nach, was bei seiner Gattin Ma- schwärmt Leinenweber. «Davon zehrt man rion, mit der er seit 47 Jahren verheiratet ein ganzes Rennfahrerleben.» Obwohl er ist, den Verdacht nährt, «dass er nur noch seine Einsätze immer häufiger an den Berg hört, was er hören will …».

Porsche-Star: Leinenweber 1962 Manchmal zwickt’s: Fritz L. heute

Lieblingsstrecke: Leinenweber-Sieg 1969 in Montlhéry auf Porsche 910 Lins, Rudi (MSa 43/2002) 120 Der Gipfelstürmer udi Lins war für die kleine Motorsport- rung zu stellen: Zusammen mit Freund und Rnation Österreich in seinen besten Jah- Landsmann Gerhard Plattner und vorzugs- ren ein Aushängeschild wie Helmut Mar- weise in Porsche- und VW-Automobilen ko, Dieter Quester oder Jo Gartner. Teils brach er zu immer neuen Extrem-Weltre- als Privat-, teils als Werksfahrer sammel- kordfahrten auf. Ob Weltumrundung, Sa- te er zwischen 1965 und 1971 mit allen hara-Durchquerung oder Polarkreis-Rund- erdenklichen Porsche-Typen speziell am reise – am Ende blieben nur wenige Län- Berg Erfolge. Im legendären Carrera 6 drif- der, die von den Abenteurern nicht durch- tete der Vorarlberger 1967 zum Berg-EM- quert wurden. Titel, im Carrera 10 wurde er ein Jahr spä- Gattin Christine, zwei Söhne (32, 22), ter im selben Championat Vizemeister. zwei Töchter (31, 28) und die 65 Mitar- Gleich viermal in Folge sicherte sich der beiter der beiden Lins-Autohäuser in Blu- stets still und bescheiden auftretende Por- denz und Schruns (Porsche, VW, , sche-Sportler die österreichische Staats- Seat) freuen sich jetzt über die permanen- meisterschaft. te Anwesenheit des Chefs, der das Tages- Dabei war Lins nicht nur am Berg geschäft zusammen mit seinem jüngeren schnell: Auch in Le Mans, bei der Targa Flo- Bruder Fritz erledigt. Rennverläufe und Er- rio und anderen Langstrecken-Klassikern gebnisse des aktuellen Sportgeschehens der Sportwagen-WM zählte der Kfz-Meis- verfolgt der Hobby-Golfer (Handicap 28) ter aus Bludenz mit Partnern wie Marko, in den Printmedien und, wenn noch Zeit Gerard Larrousse, oder Dick Att- bleibt, als TV-Zuschauer. wood zu den Besten. Die Porsche-Rennge- Persönlich hat er sich seit seinem Rück- neräle Huschke von Hanstein (für Stutt- tritt an keiner Rennstrecke mehr sehen las- gart) und Ferdinand Piëch (für Porsche sen, «weil mir dazu einfach die Zeit fehlt». Austria) schätzten vor allem die Ruhe und Auch die alten Weggefährten sieht er kaum Zuverlässigkeit des Österreichers. noch, bestenfalls trifft er den einen oder Mit einem letzten Start in seinem Lieb- anderen zufällig beim Skilaufen. Geschäft- lings-Porsche, dem 910, verabschiedete lich geht es Lins bestens, auch gesund- sich Rudi Lins beim 1000-km-Rennen auf heitlich kann er nicht klagen. Nur die Haa- dem Nürburgring 1971 vom aktiven Sport. re sind ihm im Laufe der Zeit ein wenig Um sich gleich der nächsten Herausforde- abhanden gekommen.

Siege gefeiert: Rudi Lins 1969 Haare gelassen: Rudi Lins heute

Mit jedem Porsche schnell: Lins 1970 im Werks-908 am Nürburgring Loos, Georg (MSa 10/2002) Der Porsche-König 121 eorg Loos und sein Porsche-Rennstall pilgerten trotz strömenden Regens 30 000 Gsorgten immer für Gesprächsstoff. Sei Fans an die Betonschleife des Rings. es durch sportlichen Erfolg, Dauerzoff mit Die Loos-Piloten verdienten gutes Geld, dem Kölner Lokalrivalen Kremer oder mussten sich aber dem Diktat des Team- feuchtfröhliche Feste nach gewonnenen chefs bedingungslos unterwerfen. So ging Rennschlachten. Gierig zückten Journalis- keiner ins Training, bevor der Boss nicht ten ihre Notizblöcke, um die neusten Loos- persönlich vor Ort das Kommando über- Storys ins Blatt zu heben. Am Steuer von nahm. Und die Teilnahme an der abend- Ferrari-, Porsche- und McLaren-Sportwa- lichen Siegesfeier war sowieso Pflicht. Wer gen sammelte der Immobilien-Kaufmann nicht parierte, flog raus. von 1967 bis 1973 zunächst selbst Erfolge, Ab Mitte der 80er-Jahre wurde es sport- ehe er sein eigenes Team «Gelo Racing» lich still um die schillernde Figur Georg gründete und bis zu drei Turbo Loos. Dafür machten wilde Gerüchte über einsetzte. finanzielle Probleme die Runde. Erst vor DRM, Le Mans und Sportwagen-WM zwei Jahren prangte auf der Titelseite des waren seine Spielplätze, zu denen er nicht «Kölner Express» die Schlagzeile «Por- selten mit dem eigenen Heli einschwebte. sche-König auf der Flucht». Loos, inzwi- Auf dem Fahrermarkt bediente er sich nur schen 58 Jahre alt und Privatier mit vom Feinsten; Topstars wie Rolf Stomme- Wohnsitzen in Deutschland und der len, , Klaus Ludwig, Derek Schweiz, mag über solche Latrinenparolen Bell und John Fitzpatrick gewannen mit nur müde lächeln. «Alles kompletter seinen Autos bis auf Le Mans fast alle Unsinn, ich kann in Köln oder sonst wo auf wichtigen Rennen. So beendete die Loos- der Welt unbehelligt mein Bier trinken.» Truppe als einziges Privatteam der Welt Der Kontakt zum Rennsport ist abge- drei Mal das 1000-km-Rennen auf der Nür- rissen, nur mit seinem alten Kölner Kumpel burgring-Nordschleife als Gesamtsieger. Rüdiger «Meck» Hagen trifft er sich noch Und Stommelen sicherte Loos in einem regelmässig. Von der Lebensqualität im hochdramatischen Finale gegen Kremer- Alter hat Loos klare Vorstellungen: «Ein Mann 1977 den Titel in der Platz an der Sonne, faulenzen, Blick aufs Deutschen Rennsport-Meisterschaft. Zum Meer, und im Hafen-Bistro mit den Einhei- Showdown der verfeindeten Kölner Teams mischen gemütlich beim Rotwein sitzen.»

Ein Chef mit Macken: Loos 1978 Sonne und Meer: Loos heute

Nürburgring 1977: Tim Schenken im Loos-935 auf dem Weg zum Sieg Maas, Alfred (MSa 16/2002) 122 Chef-Zeitnehmer lfred Maas und seine engagierte Trup- rer. Längst gelten die WIGE-Spezialpro- Ape von der Frankfurter «Sport Zeitmess gramme nicht nur an den Rennstrecken, GmbH» haben im deutschen Motorsport sondern auch bei anderen Sport-Events zweifellos einen Wendepunkt markiert. weltweit als Massstab. Mitte der 70er-Jahre etablierten sie die Zeitnahme-Pionier Maas, zwischen- vollelektronische Zeitnahme. Zur Freude durch auch als Gastronom tätig, ist heute von Veranstaltern, Fahrern, Boxencrews 67 Jahre alt und lebt als Rentner-Single in und Journalisten hatte das stundenlange Frankfurt. Zwei gescheiterte Ehen mit ins- Warten auf hand- oder maschinenge- gesamt acht Kindern und eine Bypass-Ope- schriebene Renn- und Trainingsresultate ration am offenen Herzen haben sein Le- ein Ende. ben nicht leichter gemacht. Mit viel Be- Riesige Mengen an Durchlaufdaten auf geisterung hat er sich der Öl- und Aqua- meterlangen Listen, manuelle Rechenver- rell-Malerei zugewandt. «Das Malen ist so fahren und mühsames Herausfiltern der ruhig und friedlich, daraus schöpfe ich Rundenzeiten durch Subtrahieren der Dif- Kraft und Zufriedenheit.» Rund 25 Bilder ferenzwerte aus jeweils zwei Durchlaufzei- hat er verkauft, viele aber auch einfach ten ersetzten Computer, Bildschirme und verschenkt. blitzschnelle Ausdrucke. Einer, der damals Obwohl er seit 15 Jahren keine Renn- schon zur Maas-Mannschaft gehörte, ist strecke mehr betreten hat, sind Interesse der heutige DTM-Zeitnahmechef Alex Ti- und Kontakt zum Motorsport immer noch scher. «Bevor die Computer bei uns Ein- da. Via Fernsehen und Telefonate mit sei- zug hielten, haben wir oft bis in die Nacht nem Bruder Helmut, der beim ADAC Mün- hinein gerechnet. Es war die Hölle.» chen als Betreuer der Ressorts Automobil- Während Maas nach 27 Zeitnehmer-Jah- sport und Kart wirkt, informiert er sich ren dem Motorsport aus privaten Gründen über den aktuellen Stand der Dinge. Dem- 1987 adieu sagte, erlebte Tischer in der nächst plant Alfred Maas das hektische Folge die rasante Entwicklung der elektro- Frankfurt zu verlassen: «Ich will mir einen nischen Zeitmess-Systeme hautnah. Vor ruhigen Platz fürs Alter suchen und ein allem das Kölner Unternehmen WIGE Me- letztes Mal in diesem Leben umziehen. dia AG profilierte sich mit immer perfek- Vielleicht nach Münster, wo ich geboren terer Technik als internationaler Marktfüh- und aufgewachsen bin.»

Jung-Zeitnehmer: Maas 1962 Hobby-Maler: Alfred Maas heute

Bitte ein Pils: Alfred Maas 1989 als Gastwirt in seiner Frankfurter Kneipe Mantzel, Wolf Dieter (MSa 14/2002) Der Totgesagte 123 olf Dieter Mantzel galt in den 60ern meine Familie nicht schlecht, als ich am Wam Steuer infernalisch schneller DKW- Abend in der Tür stand», schmunzelt er F11 und F12 als klassischer Albtraum aller noch heute. «Die dachten, ein Geist sei Tourenwagenpiloten. Vorzugsweise die erschienen. Wäre ich jedoch vor dem Auf- Herrschaften in den grossen Hubraum- prall nicht aus dem Cockpit geflogen und klassen sahen des Öfteren nicht so gut aus, ziemlich weich gelandet, hätte ich keine wenn Mantzel im selbstgetunten 100-PS- Chance gehabt.» DKW doppelt und dreifach so starke Jaguar, Im späteren Berufsleben machte sich Mercedes und Alfa in Verlegenheit brachte. Mantzel zusammen mit Partner Helmut Nase und Ohr des Betrachters am Pisten- Kissling einen Namen als Opel-Tuner. Ab rand wurden derweil arg strapaziert, denn 1983 gingen beide getrennte Wege; der Dreizylinder-Zweitaktmotor stank und Mantzel konzentrierte sich in Oberhausen lärmte bestialisch. aufs Strassentuning, während Kissling im An die 100 Siege gelangen dem stillen Rennsport blieb. Bis vor sechs Jahren trat Kfz-Meister am Berg und auf der Rundstre- der Ex-DKW-Supermann mit seinem krei- cke. Titelgewinne waren für ihn zweit- schenden Zweitakter noch gelegentlich bei rangig: «Ich bin immer da gestartet, wo historischen Rennen an, heute erlebt er ordentlich Konkurrenz war und ich die als interessierter Betrachter Formel 1, DTM Grossen so richtig ärgern konnte.» Den und DTC vor dem Fernseher und simuliert Bergparcours von Eberbach und die das eine oder andere Rennen auf der Nordschleife erhob er zu seinen Lieblings- Playstation. Rennstrecken. Seit ein HWS-Syndrom den 61-Jährigen Als Mantzel sich jedoch bei einem Aus- zur Aufgabe des intensiv betriebenen Rad- flug in die Formel 3 mit seinem Lola-DKW sports zwang, ist er oft zu Fuss mit seinem auf der Nürburgring-Südschleife über- Schäferhund unterwegs. Überhaupt sind schlug und der Monoposto kopfüber auf Hunde eins seiner grossen Hobbys, dazu einen Baumstumpf krachte, war Schluss natürlich die Familie. Ehefrau Irmi ist seit mit Lustig. Der Unfall war so horrormässig, 30 Jahren an seiner Seite. Mantzels Fazit: dass kurz darauf via Radio der Tod des «Dafür, dass man mich schon mal für tot Rennfahrers aus dem badischen Ofters- erklärt hat, geht’s mir ganz gut. Ich hoffe, heim vermeldet wurde. «Daher staunte das bleibt auch noch lange so.»

Mantzel 1964: Nichts als Siege Heute: Totgesagte leben länger

Der Albtraum der «Grossen»: Mantzels unschlagbarer DKW F12 von 1964 Maring, Ernst (MSa 29/2002) 124 Pilot und Erbauer rnst Maring gilt als erster offizieller Ti- war er ein fairer und angenehmer Zeit- Etelträger in der jüngeren Geschichte der genosse.» Da dem kühlen Rechner aber mit Deutschen Formel-3-Meisterschaft. Mit der Zeit alles zu teuer wurde, beendete er seiner Eigenkonstruktion Maco (Ma für 1982 seine Rennfahrer- und Konstruk- Maring, co für Construction) mit Toyota- teurs-Laufbahn. Motor errang der Braunschweiger ’75 als Heute ist Maring 66 Jahre alt und führt 39-Jähriger (!) das Championat durch re- zusammen mit Ehefrau Marion noch immer gelmässige Zielankünfte. Seine Maco- seinen Neuwagen- und Reparaturbetrieb. Rennwagen machten überall eine gute Mit Alfa Romeo arbeitet er unverändert zu- Figur – neben der F3 auch in der Formel sammen, von Jaguar hat er sich letztes Super VW und sogar in der Formel 2. Jahr verabschiedet. «Allerdings», gibt er Insgesamt 23 Chassis baute und verkaufte zu, «würde ich das Autohaus gerne ver- Maring zwischen 1969 und 1982. Promi- kaufen, wenn sich ein ernsthafter Interes- nente Piloten wie , Arie Luyen- sent findet.» Denn in absehbarer Zeit dyk oder Giorgio Francia zählten zu seinen möchte er sich aus der Hektik des Tages- Kunden. Neben seiner Lieblingskategorie geschäfts zurückziehen und in erster Linie Formel 3 trat der Chef natürlich auch als drei Dinge tun: «Endlich mal Urlaub Chauffeur in den Disziplinen Formel 2 und machen, viel reisen und einige Formel-1- Super VW an. Rennen besuchen.» So sammelten die Maco-Rennwagen am Mit Joggen und Wandern hält er sich fit, Berg und auf der Rundstrecke viel Erfolg eine Bandscheiben-Operation vor vier und Anerkennung. «Marc Surer hat mir Jahren hat er gut überstanden und fühlt sogar ein Dankschreiben geschickt», er- sich auch ansonsten gesund und munter. zählt Maring stolz. Für die deutsche Fan- Mit der «Braunschweiger PS-Fraktion» Kurt gemeinde ist der Mann ein echtes Urge- Ahrens und Eckhard Schimpf erörtert er stein aus der Frühzeit der F3, die damals noch regelmässig die aktuelle Lage im noch mit einem Saisonetat von rund Rennsport. Dazu versäumt er keine Formel- 75 000 Euro zu bewältigen war. «Ernst hat 3-Übertragung im DSF. Sein Urteil über grundsolide Autos gebaut und mit wenig seine Nachfolger: «Spannende Rennen, Aufwand viel erreicht», weiss sein Titel- tolle Fahrer, technisch hochwertige Autos nachfolger Bertram Schäfer. «Ausserdem – aber alles viel zu teuer.»

F3-Titel mit 39: Maring 1975 F3-Fan mit 66: Maring heute

Hier fährt der Chef: Maring im Maco-Toyota auf dem Weg zum F3-Titel Mertel, Rainer (MSa 04/2002) Der Ring-Kämpfer 125 ainer Mertel gerät ins Schwärmen, wenn es dem Ring gut geht, wenn er blüht und Rman ihn auf seine Zeit als Direktor des gedeiht, dann ist das ein Segen für die Nürburgrings (1984–1994) anspricht. Region und den deutschen Motorsport. «Obwohl ich erst nie in die Eifel wollte, Alles andere wäre ein einfach nur schade.» habe ich hier die besten zehn Jahre meines Dass es Mertel in seiner Amtsperiode Lebens verbracht. Ich möchte keine Minu- nicht geglückt ist, die Formel 1 nach den te missen.» Der Ex-Chef der Eifelrennstre- beiden ersten Gastspielen 1984 und 1985 cke, unter dessen Aufsicht als Ministerial- dauerhaft auf dem neuen Ring zu halten, rat des Wirtschafts- und Verkehrsministe- hatte «ausschliesslich kaufmännische riums in Mainz der Umbau in einen hoch- Gründe. Im Interesse unserer Werbepart- modernen Grand-Prix-Kurs ablief, hat noch ner blieb mir keine andere Wahl. Bernie immer Blickkontakt auf die Höhenzüge Ecclestone hat Forderungen gestellt, auf seiner alten Wirkungsstätte. die ich mich damals beim besten Willen Im Kurort Bad Neuenahr, am Fusse der nicht einlassen konnte.» Eifel, leitet Mertel als Vorstand der «AG Noch heute hat er Kontakt zu seiner Bad Neuenahr» den Kur-, Gesundheits- alten Ring-Crew, schaut sich alle wichtigen und Bäderbetrieb. In seinen Verantwor- Rennsport-Events im TV an. Aber privat tungsbereich fallen auch die Ahr-Thermen, gibt es andere Schwerpunkte – Lesen, das Steigenberger-Kurhotel und kulturelle Kunst und Kultur bestimmen die Freizeit Einrichtungen wie Theater und Fachklinik. des Mannes, der einmal Deutschlands tra- Seinen Vertrag am Ring hat er auf eige- ditionsreichste Rennstrecke dirigiert hat. nen Wunsch nicht mehr verlängert, Nach- Sogar ein kleines Kunstmuseum mit Bil- folger wurde Dr. Walter Kafitz. «Ich habe dern und Grafiken nennt er sein Eigen. Der die Rennstrecke auch in schwierigem 56-Jährige lebt in Bad Breisig, ist seit 33 Fahrwasser am Leben erhalten», blickt Jahren verheiratet und fühlt sich «gesund- Mertel zurück, «und bei meinem Abschied heitlich und jobmässig» pudelwohl. ein gesundes Unternehmen übergeben.» Ein Ziel hat Mertel sich für die nächsten Die Tatsache, dass der Eifelkurs vor Jahre gesetzt: «Ich will den Laden aufmö- allem durch die dauerhafte Präsenz der beln und Bad Neuenahr zum führenden Formel 1 heute besser denn je dasteht, Kurbadort Deutschlands machen. Dafür ringt ihm Respekt und Freude ab. «Wenn werde ich arbeiten und kämpfen.»

Der King am Ring: Mertel 1986 Kurbad-Chef: Rainer Mertel 2001

Schöne Zeit in der Eifel: Mertel mit Lauda und Ex-BMW-Sportchef Flohr Mezger, Hans (MSa 13/2002) 126 Der Power-Mann ans Mezger ist genau der Richtige für tionalen Auszeichnungen wie «Trofeo HFolge 100 von «Hallo, wie geht’s?». Colin Chapman», «Casco d’Oro» oder «Fürst Rekordverdächtig ist er sowieso: Von 1962 Metternich Preis», trat er 1993 von der bis 1993 hat der einstige Motoren-Kon- Rennsport-Bühne ab. strukteur für Porsche alle Renntriebwerke Als persönlich wertvollste Erfolge nennt erdacht, entwickelt und mit seinem Team Mezger die Premierensiege des 917ers gebaut. Vom ersten 2-Liter-Aggregat im 1970 in Le Mans und des TAG-F1-Motors Elfer über den kernigen 8-Zylinder im 907 ’84 in Rio. Als grösste Enttäuschung emp- und 908, vom 12-Zylinder-1100-PS-Turbo- fand er die unrühmliche F1-Partnerschaft Ungetüm im 917er-CanAm über den unver- 1991 mit Arrows. «Das hatte dieser wun- wüstlichen 6-Zylinder-Turbo im 956/962, dervolle Motor nicht verdient.» von der 700 PS-Indy-Maschine bis zum Gesund, munter und bester Dinge ver- TAG-Turbo-F1-Kraftpaket. bringt Mezger in Freiberg bei Ludwigsburg Mezgers Motoren brachten Porsche in seine Tage als Pensionär, pflegt neben dem diesem Zeitraum fünf Marken- und Team- Familienleben (seit 44 Jahren verheiratet, WM-Titel, fünf Fahrer-Weltmeisterschaf- eine Tochter, 42, ein Sohn, 38) vor allem ten, 43 Siege in WM-Läufen, sechs Le seine Hobbys Musik und Malerei. Von Kol- Mans-Siege, vier IMSA-Titel und 52 IMSA- legen wird der inzwischen 72 Jahre alte Einzelerfolge. Phasenweise zeichnete der Experte gerne mal telefonisch oder auch Diplom-Ingenieur sogar für die Entwick- schriftlich um Rat gefragt, ausserdem lung der Chassis verantwortlich. Jede sei- erreichen ihn regelmässig Einladungen als ner Kreationen war gut genug für mindes- Referent für Fachseminare. tens einen Titelgewinn. Der Motorsport hat ihn nicht losgelas- Der grösste Geniestreich gelang ihm mit sen, «die Faszination ist noch immer da». dem für TAG und McLaren gebauten Por- So versäumt er keinen Grand Prix am sche-F1-Turbo-Motor, der im ersten vollen Fernseher, wo er sich bevorzugt auch über Jahr (1984) 12 von 16 Grands Prix gewann, Wintersport und Leichtathletik informiert. mit (1984) und Alain Prost (’85/ Und gerne würde er mal ein Buch ’86) drei Weltmeisterschaften und 25 GP- schreiben. Titel: «Motorenentwicklung im Siege einfuhr. Damit wurde Mezger end- Rennsport». Diesem Mann wird’s mit gültig zur Legende. Überhäuft mit interna- Sicherheit niemals langweilig.

Titel und Triebwerke: Mezger ’70 Musik und Malerei: Mezger heute

Mezgers Meisterstück: Der 1,5-l-V6 Turbo von 1984 im Lauda-McLaren Müller, Siegfried sr. (MSa 49/2002) Gentlemen-Driver 127 iggi Müller kam über den Motorrad-Ge- Seit 1987 lebt der mittlerweile 71- Sländesport in den frühen 60er-Jahren Jährige «ohne motorsportlichen Rückfall» zur Rallye und auf die Rundstrecke. Nach in Kressbronn am Bodensee im Ruhestand. Lehrjahren im Mini Cooper, im Alfa GTA und Seine Firmenanteile an einem Unterneh- im Capri RS wechselte der Geschäftsmann men für Elektrotechnik hat Müller ver- aus Hagen ins Lager der BMW-Privatfahrer kauft, «um wirklich nur noch Privatmann und wählte als vorrangiges Einsatzgebiet zu sein.» Aber ganz ohne Challenge geht die Tourenwagen-EM. Dort präsentierte er es bei ihm doch nicht – Hochseefischen sich am Steuer eines Alpina CSL Coupé mit heisst sein neues Hobby. Der bislang gröss- allen Merkmalen eines klassischen Herren- te Fang war ein «Blue Marlin», den er nach fahrers. Was nichts anderes hiess als Spass 90-minütigem Kampf ins Boot zog. Auf sowie Geselligkeit – und Siege nicht um dem Bodensee wirft er überdies dreimal jeden Preis. Der schlaue Rheinländer holte pro Woche die Angel nach Barschen aus. sich Alain Peltier ins Auto und errang mit Und schliesslich muss er auch noch seine dem belgischen Profi 1975 den EM-Titel Forellenzucht (drei Teiche mit je 5000 und dazu den BMW-Sportpokal. Jungfischen) pflegen. «Langeweile ist für 1981, als Sohn Siggi jr. längst erfolg- mich ein Fremdwort», vermeldet der um- reicher Nachwuchsrennfahrer war, beende- triebige Pensionär, «und im Winter ist te Müller sr. seine aktive Zeit. Allerdings Skilaufen angesagt, die Alpen sind ja nicht, ohne sein letztes Rennen, einen EM- gleich nebenan.» Lauf in Zolder, zusammen mit den Junior Über die Geschehnisse im aktuellen zu fahren. «Leider», klagt der Senior, «hat Rennsport hält ihn sein Sohn auf dem mein talentierter Herr Nachwuchsrennfah- Laufenden. Der konnte erst kürzlich be- rer den Escort RS kurz vor Schluss rausge- richten, dass nun auch die dritte Müller- feuert.» Als persönliche Highlights blei- Generation auf der Piste rumtobt. Der 19- ben neben dem EM-Titel drei Brünn-Siege jährige Siggi Müller jr. jr., bisher in der und 110 Einzelerfolge in bester Erinne- JvO-Kart-Serie unterwegs, absolvierte rung. Dass Sohn Siggi 1980 ebenfalls Tou- Anfang September sein Debütrennen in der renwagen-Europameister wurde und heute Formel König. «Schneller Sohn, schneller vielbeschäftigter Rennstallbesitzer (F3, Enkel – da freut sich jeder Renn-Opa», F3000) ist, sei nur am Rande erwähnt. schmunzelt der alte Müller am Bodensee.

Grosse Siege: Siggi Müller 1975 Dicke Fische: Siggi Müller 2002

Im BMW CSL Coupé zum EM-Titel: Müller/Peltier 1975 auf dem Nürburgring Müller, Fritz (MSa 44/2002) 128 Der Mann mit Hut ritz Müller und sein unübersehbares Zakowski allerdings auch 2003 wieder ge- FMarkenzeichen, der schwarze Cowboy- winnt, wäre der Rekord geknackt. hut. Ohne war Müller nicht Müller, zumin- Heute kümmert sich der 61-jährige dest nicht an der Rennstrecke. Ursprüng- Müller nur noch um Gattin Tanja, die 17- lich als Schutz vor Kopfgrippe gedacht, jährige Tochter und den 15-jährigen Sohn wenn er mit verschwitzten Haaren aus sowie das Geschäft. Das Weissbier bei seinem BMW oder Porsche kletterte, ge- «Müllerbräu» wird nach alter bayerischer hörte die Texaner-Kopfbedeckung seit Tradition gebraut, mit 40 Mitarbeitern 1977 zu seinem Outfit. Als das gute Stück schafft der 1775 gegründete Familien- bei einer wilden Party nach einem Avus- betrieb einen Ausstoss von gut 20 000 Li- Rennen zu Bruch ging, schenkte ihm ein tern täglich. Müllers Weissbierkundschaft rennbegeisterter Ami gleich Ersatz. Der findet sich hauptsächlich im regionalen Hut ist noch immer da, auch sieben Jahre Bereich und in Italien. Nach den Vor- nach dem letzten Rennen zaubert ihn der stellungen des Firmenoberhaupts soll sein Weissbierbrauer aus Pfaffenhofen mit Sohnemann irgendwann das Unternehmen schnellem Griff hervor. führen, «sofern er sich dafür überhaupt In seinen 21 aktiven Jahren (1974– interessiert – momentan allerdings tobt er 1995) war Müller ein stets froh gelaunter voll Begeisterung mit unseren Autos durch Hobby-Pilot, der im BMW 635 CSi Coupé den Hof.» zum Stammpersonal der DTM gehörte. Die Die Rennerei verfolgt Fritz Müller noch ganz grosse Nummer gelang ihm allerdings immer gerne am Fernseher, vor allem DTM, im Langstreckensport: Beim 24-h-Klas- Formel 1 und NASCAR lässt er sich nicht siker auf dem Nürburgring schaffte er zu- entgehen. Überdies pflegt er regelmässig sammen mit Herbert Hechler im Porsche Kontakt mit der Münchner Renn-Clique. Carrera den bislang einzigen Hattrick – drei Und einmal pro Jahr erscheint er persön- Gesamtsiege hintereinander (1977–79). lich vor Ort, mal am Noris-, mal am Nür- Einen vierten legte er 1981 im Döring/ burgring. Dann aber nie ohne Hut. Sonst Gartmann-Ford Capri nach. Zwar zogen im würde ihn ja auch keiner erkennen. Zumal Laufe der Jahre der Belgier und er letztes Jahr mit dem Rauchen aufgehört Peter Zakowski mit ebenfalls je vier Siegen und danach punkto Körpergewicht ganz gleich, aber der Hattrick gelang nicht. Falls ordentlich zugelegt hat.

1981: Müller mit Markenzeichen 2002: So sieht er ohne Hut aus

Hoch das Bein: Müllers CSi-Coupé 1987 beim DTM-Lauf Mainz-Finthen Ortner, Johann (MSa 52/2002) Der Abarth-Bändiger 129 ohann Ortner hat als Rennfahrer ein tem Haupthaar auftrat, auch nicht mit Lob. JStück österreichischer Motorsportge- Etwa dann, wenn Ortner bei einer Ver- schichte mitgeschrieben. Mit dem Steyr- anstaltung gleich mit drei verschiedenen Puch-Pistenfloh 650 TR eilte er ab 1958 in drei Kategorien antrat und auch bei Rallyes und Rennen von Sieg zu Sieg, dreimal siegte. «Disziplin und Erfolg waren danach gewann er als Werkspilot mit den bei ihm alles», erinnert sich sein treuester Sportwagen des exzentrischen Wieners Angestellter. «Abarth liebte zuerst seine Carlo Abarth zwei Europa-Bergtitel und Autos, dann sich selbst und danach seine vier österreichische Staatsmeisterschaf- Fahrer. Trotzdem habe ich viel bei ihm ge- ten. Der gross gewachsene, strapazierfä- lernt.» Als Abarth seinen Turiner Rennstall hige Kfz-Meister aus Villach war wohl auch 1971 auflöste, beendet auch Ortner mit 36 der einzige Rennfahrer, der mit Abarth Jahren seine Karriere und eröffnete in acht Jahre lang offenbar problemlos zu- Villach eine Alfa-Romeo-Vertretung. rechtkam. Viel länger als jeder andere Seit 1995 lebt der 67-Jährige Pensionär Kollege ertrug er Abarths Wutanfälle, wenn in Pörtschach am Wörthersee. Ehefrau ein Streckenrekord knapp verfehlt wurde Irmtraud führt noch das Autohaus in oder einer der roten Renner als Schrott- Villach, der 27-jährige Sohn leitet eine haufen neben der Piste endete. Und Ortner zweite Ortner-Firma, die Sportboote ver- brachte seinen Chef oft genug in Rage: Mal treibt. Das aktuelle Rennsportgeschehen feuerte er sein feuerrotes Spielmobil in interessiert den ehemaligen Abarth-Star den Wald, mal rollte er zu spät zum Start nur noch am Rande, selbst die Wegbe- und vergab damit einen schon sicher ge- gleiter aus alten Renntagen hat er aus den glaubten Sieg. Augen verloren. Stattdessen pflegt er neue Sowieso waren grundsätzlich die Fahrer Hobbys: Motorbootfahren und Fliegen. Nur schuld, wenn Abarth-Werksautos nicht ge- mit dem Tennispielen klappt’s nicht mehr wannen. «Und damit hatte der Alte», so so richtig, weil der Meniskus Ärger macht. Ortners späte Einsicht, «eigentlich sogar In Ortners Hinterkopf gibt es noch einen meist recht.» Anderseits sparte der strenge Traum, den er sich in naher Zukunft gerne Teamchef, der auch an der Rennstrecke nur erfüllen möchte: «Ein Winterquartier in der im piekfeinen Outfit, hellen Schweinsle- Karibik oder auf den Bahamas wäre erstre- derhandschuhen und mit exakt gescheitel- benswert. Wir arbeiten dran.»

Furchtloser Abarth-Pilot: Ortner 1967 Nur Fliegen ist schöner: Ortner 2002

Wilde Jahre: Ortner im Abarth-Prototyp 1968 beim 500-km-Rennen Nürburgring Reisenbichler, Lili (MSa 18/2002) 130 Lili und die Machos ili Reisenbichler galt im Rennsport der nert sich Lili hingegen an den sechsfachen L70er-Jahre als Frontfrau. Mit Mut und Überschlag 1979 in Zandvoort: Im Kampf Selbstvertrauen trat die geborene Slowe- um Platz 2 drängte sie ein Konkurrent auf nin von 1974 bis 1987 in fast allen Tou- den letzten Metern brutal ins Gras, worauf renwagen-Kategorien an. Die Dame mit ihr Audi 50 aufstieg und kopfüber durchs dem rollenden R, der rauchig-verruchten Ziel polterte. «Damals gab es viele Ma- Stimme und dem gewinnenden Lächeln chos», lächelt sie. «Die haben nur schwer liess sich weder von abschätzigen Männer- verdaut, dass ich auch mal besser war als blicken noch fiskalischen Rückschlägen sie.» Ganz abgesehen davon, dass die beirren. Ihrem Gatten, einem Mercedes- schnelle Lady auch PR-mässig die Nase oft Ingenieur, gab sie wegen des Rennsports genug weit vorne hatte. den Laufpass, Löcher im Rennbudget bes- Seit 1986 lebt die 53-Jährige als Single serte sie mit allerlei lukrativen Nebenjobs («bin aber noch zu haben, wenn der Rich- auf, und mit ihrem entwaffnenden Lächeln tige kommt») in Kirchheim vor den Toren knackte sie so manche Sponsorenkasse. Münchens, besitzt eine eigene Immobili- Und das alles schaffte die Wormserin en-Firma, eine Film- und Video-Produkti- ohne Luder-Liga, ohne Bett-Episoden. on und ist nebenbei auch Vorstandsmit- «Obwohl es genügend Offerten gab, habe glied der «Münchner Motor Presse». Sie ich meinen Sport stets mit weisser Weste spricht sechs Sprachen, schreibt und foto- betrieben.» Im NSU TT, Audi 50 und der grafiert für Lifestyle-Magazine und hat so- Ford-Palette vom 1,3- bis zum 2-Liter-Es- gar noch genügend Zeit für ihre Hobbys cort fuhr sie auf der Rundstrecke und am Golf (Handicap 23), Tennis, Motorradfah- Berg, in der DRT, DRM und in der EM. Krö- ren und Skilaufen. Als nächstes würde sie nung waren die Einsätze im BMW M1 und ganz gerne ihren Pilotenschein für Sport- im Zakspeed-Turbo-Capri sowie ein Ford- flugzeuge machen, «weil ich unheimlich Werksvertrag. gerne fliege». Besonders stolz ist die gelernte Foto- Ansonsten weiss die überzeugte MSa- grafin auf ihren Klassensieg 1981 beim Leserin nur Erfreuliches zu berichten: «Mir 1000-km-Rennen auf der Nürburgring- geht’s richtig gut, ich geniesse das Leben Nordschleife, wo sie sich mit Dieter Selzer in vollen Zügen, bin total happy und rund- einen Escort 2000 RS teilte. Ungern erin- um zufrieden.»

Schnelle Lady: Reisenbichler 1981 Elegante Lady: Reisenbichler heute

Karriere-Highlight: Reisenbichler 1982 im 700-PS-Zakspeed-Capri Turbo Schimpf, Eckhard (MSa 26/2002) Herr der Moneten 131 ckhard Schimpf war für jeden Rennfah- Niki Laudas Alpina-BMW. Dazu kamen die Erer ein besonders begehrter Gesprächs- Kremer-Porsche 935 von Rolf Stommelen, partner. Der Braunschweiger Journalist, John Fitzpatrick und Bob Wollek, der C100- Cousin von Jägermeister-Chef Günther Ford von Klaus Ludwig, der BMW 320 von Mast, platzierte 30 Jahre lang die Spon- Markus Höttinger, das BMW-Coupé von sorgelder des Kräuterlikör-Herstellers aus oder der Brun- Wolfenbüttel bei siegfähigen Piloten und von Stefan Bellof. Alles in allem rund 120 Rennställen. «Da brauchte man schon ein Fahrer und Teams. Das vorerst letzte Jä- bisschen Durchblick», erinnert sich germeister-Engagement gab es 2000 im Schimpf an zähe Verhandlungen, «sonst ersten Jahr der neuen DTM mit Eric Hela- wurde man gnadenlos über den Tisch ge- ry im Opel. Schimpf: «Seither machen wir zogen. Täglich hing die Rennprominenz Pause und beobachten den Markt. Eine am Telefon, und alle wollten Kohle.» Rückkehr will ich nicht ausschliessen.» Hilfreich im Umgang mit der trickrei- Obwohl er im Juli 64 wird, ist der Ru- chen Klientel war für Schimpf auch, dass hestand kein Thema. Als stellvertretender er als Hobby-Pilot mit Porsche und BMW Chefredakteur der «Braunschweiger Zei- über 20 Jahre bei Rennen und Rallyes flott tung» (der er seit 1958 angehört) schreibt und erfolgreich unterwegs war. Kaum ein er politische sowie regionale Leitartikel Sponsor-Repräsentant war so dicht am Ge- und hat sich auch als Buchautor einen Na- schehen wie der Jägermeister-Mann, des- men gemacht. Zehn Titel sind bisher er- sen Taktik stets lautete: «Je länger du war- schienen, darunter der Bestseller «Klinter test, desto preiswerter kannst du am Ende Kater» (ein Braunschweig-Sachbuch mit abschliessen.» So trieb er seine Verhand- mehr als 100 000 verkauften Exemplaren). lungspartner zwar regelmässig zur Ver- Seit 39 Jahren ist er mit seiner Jugendlie- zweiflung, bekam aber seine Wunschkan- be Heidi verheiratet, Sohn Oliver (38) ar- didaten oft genug für die Hälfte der an- beitete sich beim Helmhersteller Schu- fangs aufgerufenen Summe. berth bis zum Entwicklungschef empor. Für Schriftzug, Hirschgeweih und die Jäger- die Zukunft wünscht sich «Ecki» mehr Zeit meister-Hausfarbe Orange prangten auf für die Bücher, die er noch schreiben Hans-Joachim Stucks March-Formel-1- möchte. «Denn auch Bücher können Freun- und Formel-2-Rennwagen ebenso wie auf de fürs Leben sein.»

«Alle wollten Kohle»: Schimpf ’74 Politik und Bücher: Schimpf heute

Glanzvolle Jägermeister-Jahre: Stucks March 1974 beim Deutschland-GP Schmarje, Christian (MSa 23/2002) 132 Der Mini-Mann hristian Schmarje hat keine guten Erin- Endlauf als auch Titel an die Alfa-Konkur- Cnerungen an jenen September-Sonntag renz. «Es war so ziemlich das Deprimie- 1968, an dem in Hockenheim die Titelent- rendste, was ich in zehn Jahren Rennsport scheidung im Deutschen Rundstrecken- erlebt habe.» Championat anstand. Mit seinem Mini Später sah man Schmarje noch in einem Cooper S hatte der Hamburger bis dahin 2-Liter-Escort BDA im Clinch mit Stuck, in der sonst von Alfa GTA Junior und NSU Mass, Ertl & Co., bevor er 1972 aufhörte. TT beherrschten 1,3-Liter-Klasse nur Sie- «Meine Schwester war bei einem Verkehrs- ge erzielt. Eine Etage höher, bei den unfall ums Leben gekommen», begründet 1600ern, war der Berliner Herbert Schult- der stille Norddeutsche. «Ich habe das als ze im Alfa GTA ebenfalls ungeschlagen. So Wink des Schicksals verstanden und einen lagen beide vor dem Finale punktgleich an radikalen Schlussstrich gezogen.» der Tabellenspitze, andere Titelkandidaten Er übersiedelte auf die Insel Sylt, bau- gab es nicht mehr. te sich im 1200-Seelen-Örtchen Morsum Dass dem Mini-Mann die Meisterparty ein Häuschen und möchte hier auch den verhagelt wurde, lag am Auftauchen einer Rest seines Lebens verbringen. Tochter ganzen Armada von Werks-Alfa. Die wun- Clarissa (27) erinnert den heute 62-Jähri- dersame Vermehrung hatte der damalige gen an eine kurze Ehe-Episode, die er rasch Alfa-Deutschland-Chef de Bona arrangiert. wieder beendete, «weil ich mich eingeengt Ziel der Aktion: Schmarje sollte bei den fühlte». 1300ern von einem Alfa besiegt werden, Bis 1990 war Schmarje Mitinhaber des damit Schultze mit einem weiteren Erfolg Kampener Szene-Lokals «Pony». Dort re- bei den 1600ern den dritten Titel in Fol- gelte er das Kaufmännische, verschwand ge einfährt. Dem untadeligen Sportsmann aber regelmässig, wenn abends die ersten aus Berlin, der 1971 tödlich verunglück- Gäste anrückten, «weil ich den Promi- te, war das Szenario damals übrigens eher Rummel nicht mochte». Stattdessen ver- peinlich. brachte er die Zeit mit seinen Hobbys Golf Das Motodrom glich einem Hexenkessel, (Handicap 11), Aquarell-Malerei und dem als der Mini brutal in die Zange genommen alten Jaguar MK 2. «Mir geht’s prächtig, wurde und dabei zwei Alfa aufs Dach pur- ich bin kerngesund und fühle mich als zelten. Trotzdem verlor Schmarje sowohl Rentner-Single unverschämt gut.»

Dauersieger: Schmarje 1968 Rentner-Single: Schmarje heute

Kleines Auto, grosse Siege: Schmarje im fast unschlagbaren Mini Cooper S Schneider, Gerhard (MSa 36/2002) Frust statt Lust 133 erhard Schneider überlegt keine Sekun- le Schieflage geriet. Der heute 66-Jährige Gde, um auf die Frage zu antworten, mit stand vor einem Scherbenhaufen und welchen seiner vielen Top-Piloten er die tauchte frustriert in die Türkei ab. Selbst schönste Zeit im Rennsport verbracht hat: engste Wegbegleiter wie der Freiburger «Markus Höttinger und Hans-Georg Bürger. Rennfahrer Mario Ketterer wussten jahre- Das waren richtig gute Jungs, für mich fast lang nicht, wo sich der ehemalige Renn- wie Söhne.» Beide verunglückten 1980 in- stallbesitzer und Vorstand des Fussball- nerhalb von drei Monaten in der Formel 2 clubs FC Freiburg aufhielt. tödlich. Beide fuhren im GS-Sport-Renn- Inzwischen ist Schneider wieder in sei- stall des Freiburger Geschäftsmanns BMW- ner Heimatstadt gelandet, lebt dort still 320-Tourenwagen in der DRM sowie BMW und zurückgezogen als Pensionär mit sei- M1 in der Procar-Serie. ner zweiten Frau Serife und Tochter Jas- Das GS-Team galt von 1970 bis 1981 als min (16). Es geht ihm «den Umständen feste Grösse im deutschen Rennsport. Tou- entsprechend gut, nur der Blutdruck ist ein renwagenstars wie Dieter Basche, Hans bisschen hoch». Selbstkritisch steht er zu Stuck, Albrecht Krebs oder Jörg Obermo- Fehlern. Aber er stellt auch klar: «Ich war ser siegten mit Schneiders BMW 2002 und zu gutgläubig für das Haifischbecken 320. führte das GS-Lancia-Pro- Rennsport, man hat mich zuletzt scham- jekt auf Anhieb zum DRM-Titelgewinn. los ausgenutzt.» Stuck und Nelson Piquet gewannen mit ei- So ist er tief enttäuscht von seinen Ex- nem GS-BMW-M1-Prototyp 1981 das 1000- Piloten: «Einige haben sich sehr schlecht Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. benommen, als es zu Ende ging. Was ich Solide Sponsoren wie BASF, Fruit of the da erlebt habe, war ernüchternd.» Die weit Loom, Warsteiner oder Jägermeister sorg- über 100 Siege seiner Autos sind für ihn ten für eine gesunde wirtschaftliche Basis ebenso passé wie der Rennsport an sich. des Rennstalls. Bestenfalls sieht er sich mal F1 oder DTM Dennoch musste das Team verkauft wer- im TV an. «Das Thema ist erledigt, ich habe den, als Schneiders Imperium (BMW-Auto- einen hohen Preis bezahlt und weiss jetzt, haus mit Tuningbetrieb, Autovermietung, was ich mit dem Rest meines Lebens an- Winnebago-Wohnmobile, Sportartikelver- zufangen habe. Alles, was mit Autos zu tun trieb) Anfang der 80er-Jahre in finanziel- hat, gehört sicher nicht dazu.»

Siege am Laufmeter: Schneider 1971 Lebt zurückgezogen: Schneider 2002

«Er war für mich wie ein Sohn»: Schneider 1980 mit Hans-Georg Bürger Stenzel, Reinhard (MSa 22/2002) 134 Jubel & Tragödien einhard Stenzel zählte zu den Porsche- wollte ich nicht mehr, weil Stress und RPiloten, die in den 60er- und 70er-Jah- Druck zu gross wurden». Auf der Liste der ren die Szene aufmischten. Kaum ein Berg- Negativ-Erinnerungen steht neben dem oder Flugplatzrennen, das der Münchner Tod Schultzes ein dreiwöchiger Klinik-Auf- Hoteliersohn nicht zumindest als Klassen- enthalt in Freiburg, nachdem er den Elfer sieger verliess. Zwischendrin gab’s ein am Schauinsland mit dem Dach voraus an mehrjähriges Engagement als Werkspilot einen Baum gefeuert hatte. für Alfa Romeo Deutschland. Die GTA wur- Geschäftlich kämpfte sich der jetzt 61- den von angeliefert und vom Jährige genauso konsequent vor wie im Mannheimer Alfa-Händler Helmut Hähn Motorsport. Das Hotel in München ist seit betreut. Zu den Highlights aus den Alfa- 1980 verkauft, dafür stieg er in den Im- Jahren zählt der Gesamtsieg mit Partner mobilien-Markt ein und erzielt heute mit Herbert Schultze im GTA 1300 beim ver- seinem Vermögensverwaltungs- und Bau- regneten 300-km-Rennen 1971 auf der träger-Unternehmen «Stewoh» glänzende Nürburgring-Nordschleife. Bilanzen. Als Schultze vier Monate später beim GP Einmal im Jahr geht’s an den Norisring, Tourenwagen tödlich verunglückte, stopp- ansonsten finden Formel 1, NASCAR und te Alfa Deutschland die Werkseinsätze. Mit DTM vor dem Fernsehbildschirm statt. Zum dem Beginn der DRM-Ära erschien der stets Freizeitprogramm gehören Golf (Handicap fröhliche Bayer im eigenen Carrera und 11), Mountainbike und Rennrad plus vier- brachte die Werksteams von Ford und BMW mal pro Woche Fitnessstudio. «Mit 73 kg öfter ins Grübeln. Sein sensationeller Ge- habe ich fast noch mein altes Kampfge- samtsieg beim DRM-Finale ’73 öffnete die wicht», erzählt er stolz, «und meine Frau Tür zum Reutlinger Porsche-Profiteam ist auch noch dieselbe.» Mit Peggy ist er «Max Moritz». Dort blieb er bis zum Lauf- seit 1968 verheiratet, die Söhne (33, 31) bahnende 1977 und sicherte sich mit 241 unterstützen ihn in der Firma. Trotz zwei- Meisterschaftspunkten, 427 Führungskilo- er Bandscheiben-Operationen ist Stenzel metern und 147 Führungsrunden Platz 15 mit sich und der Welt zufrieden: «Ich hab’ der ewigen DRM-Bestenliste. eine gesunde Familie und ein schönes An die 200 Siege hat Stenzel in 18 Jah- Häuschen am Englischen Garten. Mehr ren zusammengefahren, «aber zum Schluss brauch’ ich wirklich nicht.»

1973: Rennfahrer Stenzel (32) 2002: Kaufmann Stenzel (61)

Schrieb im Carrera DRM-Geschichte: Reinhard Stenzel 1976 in Diepholz Stockmar, Jürgen (MSa 1–3/2002) Quattro-Künstler 135 ürgen Stockmar kann diebische Freude eigenen Sportwagens. Die Stockmar-Krea- Jnicht verhehlen, wenn die Rede auf die tion «REX» verfügte über einen 2-Liter- alte DTM kommt. Dem einstigen Leiter der Ford--Motor und erreichte mit Technischen Entwicklung bei Audi fällt da Harald Ertl immerhin zwei Siege. Gele- auf Anhieb der V8 quattro ein. «Erst haben gentlich griff der Renn-Freak auch mal uns alle wegen des bulligen Autos ausge- selbst ins Lenkrad, so etwa beim berühmt- lacht», schmunzelt der leidenschaftliche berüchtigten «Akademischen» in Hocken- Techniker. «Aber als Stuck dann 1990 im heim. Aktenkundig wurde er dort vor allem ersten Anlauf den DTM-Titel geholt hat, durch eine Punktlandung im 700-PS-IMSA- war das ein ganz persönlicher Triumph.» Audi auf der Leitschiene … Auch als Allrad-Fan Stockmar ab 1994 bei Mittlerweile klappt die Rennerei des Opel das Vorstandsressort Technische Ent- heute knapp 60-Jährigen, der auch als wicklung übernahm und damit in Rüssels- Entwicklungsvorstand bei Steyr-Daimler- heim die Motorsportrichtung vorgab, trieb Puch und Chefredakteur der Kölner «Auto er unbeirrt die Renneinsätze des Sorgen- Zeitung» wirkte, wesentlich besser. In der kinds Calibra voran. Ferrari-Challenge und in der GTP-Serie ge- Erneut musste er so manchen Spott über langen ihm in Spa und Mugello zwei Siege. sich ergehen lassen. Der Gewinn des ITC- «Darauf bin ich richtig stolz. Endlich habe Titels 1996 durch bestätig- ich Zeit, Rennautos ohne Stress zu bewe- te ihn abermals in seiner Überzeugung, gen.» Stockmar lebt mit seiner Familie in «dass man mit dem Allrad-Konzept letzt- Ingolstadt, unter der Woche schätzt man lich nur gewinnen konnte». Der findige seine Dienste im Vorstand des Zulieferers Diplom-Ingenieur setzte seine Ideen und «Magna International» in Oberwaltersdorf Visionen stets konsequent um. So ver- bei Wien. passte er als junger Versuchsingenieur des Nach wie vor verfolgt er vor dem TV- Neusser Vergaser-Unternehmens Solex Bildschirm die wichtigsten Rennevents. Ende der 60er-Jahre dem Koepchen-BMW Seine persönliche Hitliste: «Die Formel 1 2002 von Hans-Joachim Stuck eine revo- gefällt mir am besten, die DTM ist gut, aber lutionäre Vergasertechnik, die den 18- die Schneider-Mercedes-Dominanz ziem- Jährigen prompt zum Dauersieger machte. lich deprimierend. Und aus der urigen V8- Nächster Geniestreich war der Bau eines STAR kann was wirklich Gutes werden.»

Fan und Freak: Stockmar 1973 Karriere-Mann: Stockmar heute

Techniker mit Visionen: 1972 baute Stockmar seinen eigenen Sportwagen van Lennep, Gijs (MSa 45/2002) 136 Hollands Bester ijs van Lennep brach ’66 wie ein Don- mit einem zweiten LM-Sieg (im 936 mit Gnerschlag ins Rennsport-Oberhaus ein. Ickx) 1976 seine Traumkarriere. Der ’71er- Als Frischimport aus der 50-PS-Formel V Siegerschnitt (5335,313 km, 222,304 setzte ihn Förderer und Freund Ben Pon in km/h) bleibt wegen diverser Kursumbau- einen seiner 250-PS-Carrera 6. Das ten wohl ein Rekord für die Ewigkeit. So- schmächtige Bürschlein aus Bloemendaal gar acht Starts in der Formel 1 und zwei bei Zandvoort lernte rasch – so rasch, dass WM-Punkte waren ihm vergönnt. er schon nach ein paar Monaten Öster- «Ohne Ben Pon», gibt van Lennep zu, reichs Nationalidol Jochen Rindt auf des- «hätte es mich als Rennfahrer wohl nie ge- sen Heimterrain in Wien-Aspern nach mit- geben. Denn ich hatte nichts ausser mei- reissendem Zweikampf niederrang, mit nem Talent.» Aufgehört hat er, «weil ich gleichen Waffen notabene. im Leben noch was anderes tun und den Das war sein Durchbruch, der schnells- rechtzeitigen Absprung nicht verpassen te Holländer aller Zeiten hatte vor nichts wollte. Der zweite Le-Mans-Sieg war der und niemand mehr Respekt. Bis ihn 1967 richtige Zeitpunkt.» in Spa der einzige Highspeed-Crash ereil- Beruflich und privat geht’s dem 60-Jäh- te: Als sich die Heckverkleidung löste, hob rigen heute prächtig, in Holland leitet er der Carrera 6 ab. «Mein Glück war», erin- das Fahrsicherheitstraining für Audi und nert sich van Lennep, «dass es damals noch Porsche. Zuvor war er ins Fahrer-Coaching keine Gurte gab und ich beim ersten Auf- des Citroën- und Golf-GTI-Cups involviert. prall aus dem Cockpit ins Gelände geflo- «Durch meine Nachwuchsarbeit in Holland gen bin. fand mich, ohne Hose, habe ich rund 200 Jungs im Rennsport eta- ohne Schuhe. Das Wrack lag 200 Meter wei- bliert», sagt er stolz. Seit 25 Jahren ist ter.» Ein Handbruch und schwere Prellun- der Kleinwild-Jäger und Hobby-Golfer gen erzwangen zwei Monate Pause, bevor (Handicap 12,6) mit Jenny verheiratet, sich der Shooting-Star in alter Form zu- Kinder gibt es keine. Beide leben in Blari- rückmeldete. cum in der Provinz Utrecht und sind Nach weiteren Siegeszügen (auch in wunschlos glücklich. «Fast», ergänzt van Formel 5000 und F3) stiess er zum Por- Lennep, «ich würde gern noch besser Golf sche-Werksteam, siegte 1971 mit Helmut spielen und mal die historische Rallye Marko im 917er in Le Mans und beendete Monte Carlo fahren.»

A star was born: van Lennep 1966 Noch immer Idol: van Lennep 2002

Rekordfahrt in Le Mans 1971: Der von Marko/van Lennep von Brauchitsch, Manfred † 2003 (MSa 17/2002) Das Silberpfeil-Idol 137 anfred von Brauchitsch, im August 97-Jährige sein Haus in Gräfenwarth bei M1905 in Hamburg geboren, ist einer Schleiz. Nach drei schweren Operationen der wenigen noch lebenden deutschen wacht seine Frau Liselotte streng darüber, Vorkriegsrennfahrer. Nur gut zehn Jahre dass sich ihr Liebster nicht zu viel zumu- dauerte seine wilde, mit Höhen und Tie- tet. So lässt die Chefin im Hause von Brau- fen durchsetzte Zeit unter Mercedes-Renn- chitsch heute kaum noch jemand an das leiter Alfred Neubauer, bevor der Kriegs- einstige Rennidol ran, «weil er keinen ausbruch 1939 seine Karriere und alle Mer- Rummel und keine Interviews mehr cedes-Renneinsätze beendete. Bis dahin braucht und in Ruhe leben soll». hatte der ungestüme von Brauchitsch erst Trotzdem lässt es sich der Mann, der als Mercedes-Privatier, schon bald aber als vom SSKL und W25 über den W125 bis hin -Werkspilot 14 GP-Siege eingefahren und zum W154 in fast allen Vorkriegs-Merce- 45 Mal auf dem Podest gestanden. Über- des-Grand-Prix-Autos gesiegt hat, nicht haupt ist der Begriff «Silberpfeil» und die nehmen, auch die moderne Formel 1 vor oft zitierte Geschichte, wie es dazu kam, dem Fernsehgerät zu verfolgen. Neben eng mit seinem Namen verbunden. dem Abschneiden der modernen Silber- Denn er war es, der 1934 beim Eifelren- pfeile von McLaren-Mercedes interessiert nen auf dem Nürburgring mit dem ersten sich von Brauchitsch noch immer fürs re- Sieg des nicht mehr weissen, sondern aus gionale Tagesgeschehen, politische Strö- Gewichtsgründen bis aufs silbergraue mungen und Weltereignisse. «Er ist da voll Blech vom Lack befreiten W25-GP-Renners auf der Höhe», weiss Daimler-Museums- (3,3-Liter-V8-Kompressor, 315 PS) die Le- chef Gerrit von Pein, der als einer der we- gende vom Silberpfeil begründete. Wohl nigen Privilegierten noch regelmässig deshalb pflegen die Stuttgarter den Kon- Kontakt zu ihm hat. takt zu dem alten Herrn mit besonders viel Sein letztes Rennen fuhr von Brau- Hingabe. So fehlte er bis vor zwei Jahren chitsch übrigens in Belgrad und ist noch kaum bei einer Motorsport-Schlussfeier heute sauer, dass er durch «eigene Dumm- des Unternehmens und war oft Gast bei heit» nur Zweiter hinter dem Italiener Ta- Historic-Events. zio Nuvolari im Auto Union wurde. An je- Das Reisen allerdings fällt ihm zuneh- nem 3. September 1939 nahm das Unheil mend schwerer, nur selten verlässt der fast des 2. Weltkriegs seinen Lauf …

Ungestüm: Von Brauchitsch 1936 Heute: Mit 96 voll auf der Höhe

Sein letztes Rennen: Von Brauchitsch im 12-Zylinder-W154 mit 500 PS Waldhier, Franz (MSa 25/2002) 138 Der schöne Franz ranz Waldhier verband schon immer ger- Ab 1980 fand Waldhier in der Münchner Fne das Angenehme mit dem Nützlichen. BMW-Zentrale beruflich eine neue und Als er 1974 von seinem damaligen Arbeit- endgültige Heimat. Als Vertriebsleiter für geber Audi zu einem fünfjährigen Grie- das M1-Geschäft, im Marketing, in der Mo- chenland-Aufenthalt abkommandiert wur- torsport-Kommunikation und sogar als de, nutzte er die Gelegenheit zur Fortset- kurzzeitiger Interims-Einsatzleiter der zung einer erfolgreichen Rennlaufbahn. BMW-Streitmacht des DTM-Jahres 1989 Mit seinem Audi 50 rasierte er die griechi- hat er auch im Sport-Management Duft- schen Sportsfreunde am Berg nach Belie- marken hinterlassen. ben. Zuvor hatte Waldhier im NSU-TTS Offiziell lebt der leidenschaftliche Gol- schon hierzulande ordentlich abgeräumt. fer, Ski- und Mountainbike-Fahrer seit Ap- Klassengegner wie Willi Bergmeister, Joe ril letzten Jahres in Olching bei München Weber oder Thomas Ammerschläger muss- schon im Ruhestand, «aber mit 63», so ten oft grimmig miterleben, wie ihnen der Waldhier, «kannst du doch den Tag nicht «schöne Franz» die Siege vor der Nase weg- nur mit Faulenzen verbringen». Also steht schnappte. er BMW weiter als Freier Mitarbeiter zur Seine Erfolgsserie gipfelte 1971 im Ge- Verfügung und begleitet Händler- und For- winn der Berg-DM in der Kategorie Spezi- mel-1-Events als Moderator des VIP-Pro- al-Tourenwagen. Überdies holte er sich im gramms. Nebenbei kümmert er sich noch selben Jahr den NSU-Sportpokal. Zwar um seinen langjährigen Schützling Alex- fühlte er sich auf Bergstrecken wie Ross- ander «Sandy» Grau. feld, Schauinsland oder Eberbach am Dass Waldhier, seit 1965 mit seiner Frau wohlsten, was ihn aber nicht davon ab- Jutta verheiratet, auch im fortgeschritte- hielt, den TTS auch auf der Nordschleife nen Alter topfit ist, belegt die Tatsache, fliegen zu lassen. So sprengten er und Sigi dass er noch vor einigen Jahren alle Spiess 1972 beim 6-h-EM-Lauf bei den Pflichtdisziplinen fürs DLV-Sportabzei- 1300ern die Werksteams von Autodelta chen erfüllt hat. Besonders stolz ist er, (Alfa) und Trivellato (Fiat). Die Underdogs wenn sich die Leute beim Alter in die belegten als beste Privatiers neben Klas- freundliche Richtung verschätzen. «Alles senrang 3 einen vielbeachteten zehnten unter 60 ist ein Kompliment, das ich im- Platz im Gesamtklassement. mer gerne annehme.»

Am Berg gefürchtet: Waldhier ’72 Flotter Sechziger: Waldhier 2002

Galafahrt am Ring: Waldhier/Spiess mischten 1972 im NSU die Alfa auf Walter, Heini (MSa 46/2002) Schweizer Legende 139 eini Walter erreichte in den 20 Jahren Barth, , Hans Herrmann oder Hseiner Rennfahrerzeit in diversen Wolfgang Graf Berghe von Trips. Sportwagen zwischen 1947 und 1967 so Sogar der Traum von einem Formel-1- viele Siege und absolvierte so viele Starts, Einsatz erfüllte sich für den eidgenössi- dass er irgendwann mal aufgehört hat zu schen Tausendsassa: Im 4-Zylinder-Por- zählen. Das übernahm sein Freund und Fan sche der Scuderia Filipinetti qualifizierte Remo Bader umso genauer mit dem Buch sich Walter beim Grossen Preis von «Heini Walter – eine Schweizer Rennfah- Deutschland 1962 für die vierte Startrei- rerlegende». he neben den Ferrari-Piloten Baghetti und Nach Anfängen mit Bugatti und BMW und erreichte im strömenden Re- begleitete die Marke Porsche den gelern- gen einen achtbaren 14. Platz. ten Fahrrad- und Motorrad-Mechaniker aus Sein letztes Rennen fuhr der Schweizer Aesch bei Basel ab 1955 fast durchgängig, Rekordmeister im Oktober 1967 beim Na- nur kurz ging er später noch mal fremd mit tionenpreis in Hockenheim im Porsche 910 Ferrari. Gleichermassen schnell in allen – Platz 2 war sein Abschied von der Renn- Disziplinen, liebte er den Kampf am und sportbühne. Fortan kümmerte sich Walter gegen den Berg mehr als jedes Rundstre- vor allem um sein Restaurant in seinem ckenrennen. So brachten ihm seine Siege Heimatort Aesch. Der 75-Jährige ist bis am Rossfeld, Gaisberg, Mont Ventoux, heute überzeugter Junggeselle, freut sich Schauinsland, Timmelsjoch oder in Sest- über jeden Kontakt mit seinen ehemaligen riere gleich drei Europa-Championate und Kollegen und besucht gerne mal den einen fünfmal in Folge den Titel des Schweizer oder anderen Oldtimer-Event. Vor dem Sportwagenmeisters ein. Fernsehgerät verfolgt er regelmässig die Die herausragenden Autos beim Einsam- Sportwagenrennen der American Le Mans meln der Titel waren dabei die Porsche-Ty- Series und die DTM-Läufe. pen RS, RSK und 904 GTS. Geradezu «die- Eine Darmoperation vor 12 Jahren hat bische Freude» empfand der Sportwagen- er gut überstanden, fühlt sich längst wie- Hero 1959 ob der Tatsache, dass er als der gesund und fit. «Viel Bewegung, häu- Schweizer den Titel «Int. Deutscher Renn- fige Spaziergänge und wenig Alkohol», sportmeister» errang. Seine Gegner waren lautete sein ganz persönliches Rezept für immerhin so schwere Kaliber wie Edgar ein langes Leben.

Schnelles Leben: Walter 1961 Normales Leben: Walter heute

Sein Lieblingsberg: Heini Walter 1961 im Porsche RSK am Schauinsland Waxenberger, Erich (MSa 28/2002) 140 Der Super-Stratege rich Waxenberger eilte ein Ruf wie Don- Konstrukteur, Techniker und Rennfahrer Enerhall voraus. Als Einsatzleiter von mit jeder Faser seiner kräftigen Statur, Mercedes in den Rallye-WM-Jahren 1978 zwängte sich Rundstrecken-Fan Waxenber- bis 1980 gelangen ihm mit Stars wie Hannu ger gern auch mal selbst ins Cockpit, ob- Mikkola oder Björn Waldegaard Erfolge, vor wohl ihm das offiziell untersagt war. 1968 denen sich die versammelte PS-Zunft ehr- wuchtete er beim 6-Stunden-Rennen von furchtsvoll verneigte. Macau einen rechtsgesteuerten 300 SEL Der gebürtige Bayer, seit 1954 als Ver- 6.3 des Mercedes-Importeurs von Hong- suchsingenieur bei Mercedes in Diensten, kong zum Sieg, nachdem der einheimische dirigierte seine schweren 450 SLC wie ein Chauffeur kurzfristig ersetzt werden muss- Feldherr und packte am Servicepoint auch te. Auf dem Höhepunkt der Rallye-Erfolgs- selbst mit an, wenn Not am Auto war. Sei- serie beschloss Mercedes Ende der Saison ne Truppe führte er «mit Kompetenz und 1980 aus Kapazitätsgründen das Ende al- Menschlichkeit», sagt Ex-Weltmeister Wal- ler Sportaktivitäten. Waxenberger ging als degaard, seine Rallye-Autos waren rollen- Abteilungsleiter «Vorentwicklung und Ver- de Mess- und Versuchslabore. «Wir haben such» 16 Jahre später mit 65 in den Ru- damals alles probiert, was technisch mach- hestand. bar war», schwärmt Waxenberger, «sogar Seitdem pendelt der begeisterte Skiläu- die Premiere der Telemetrie mit Helikop- fer und Segler mit seiner Frau Ute, mit der ter-Relaisstation ist uns bei der Safari-Ral- er seit 44 Jahren verheiratet ist und zwei lye gelungen.» Zwillingstöchter sowie fünf Enkel hat, zwi- Die knüppelharte Bandama-Rallye (El- schen dem schwäbischen Heimatort Neu- fenbeinküste) beendeten seine 450 SLC hausen (Frühjahr), Segelschiff auf dem auf den Plätzen 1 bis 4, obwohl ihm haus- Bodensee (Sommer) und Winterquartier in intern ein Startverzicht nahe gelegt wur- Klosters-Davos. Den Motorsport verfolgt de, weil man im afrikanischen Busch kei- der heute 71-Jährige noch immer sehr ge- ne Siegchance für die V8-Coupés sah. Aber nau: «Nie hätte ich geglaubt, dass sich gerade solche Herausforderungen machten Mercedes so für den Sport öffnen und mit ihn erst richtig heiss. «An diesem Mann», Niederlagen so locker umgehen würde. schrieb Herbert Völker 1980, «ist ein Fer- Wenn wir mal verloren haben, gab’s im Vor- rari-Rennleiter verloren gegangen.» stand gleich eine Krisensitzung.»

1980: Rallyechef und Rennfahrer 2002: Hobbysegler im Ruhestand

Bandama-Rallye: Wenns sein musste, packte Waxenberger selbst mit an Weisheidinger, Johann (MSa 35/2002) Untergrund-Mann 141 ohann Weisheidinger gehörte zu den Notgedrungen arbeitete Weisheidinger Jurigsten Typen, die in den 70er-Jahren mit Minimal-Aufwand. 25 000 Euro pro am Berg und auf der Rundstrecke erstklas- Saison mussten reichen. Herrlich seine Er- sige Unterhaltung boten. Der gebürtige innerungen an die 24 Stunden von Spa- Österreicher, von Freunden nur «Wastl» ge- Francorchamps 1979: «Da sind der Hack- nannt, gilt als einer der frühen Vorkämp- ner und ich mit einer Kiste Ersatzteile hin- fer in Sachen Opel-Motorsport. Obwohl er gefahren und haben den Monza mal eben bis 1971 bei Opel in der Fahrzeug-Kon- auf Gesamtrang 3 geprügelt.» Und dann struktion arbeitete und noch immer in Rüs- wettert er gleich noch über die Zustände selsheim wohnt, blieb er stets ein lupen- im Rennsport heute: «Schlimm, dass man reiner Privatfahrer. Seine Darbietungen nur noch mit Rechtsanwalt, Therapeut und fielen in eine Zeit, in der sich Opel mit of- Manager im Schlepptau fahren kann.» fiziellen Motorsporteinsätzen noch ziem- Wastl W. pur – er hat schon immer laut ge- lich schwer tat. Die Rüsselsheimer Sport- sagt, was andere nur leise dachten. Clique lebte ihre Begeisterung damals Der 57-Jährige, seit 27 Jahren mit Re- mehr im Untergrund aus. nate verheiratet, eine Tochter (23), ein Umso bemerkenswerter, wie «Wastl» mit Sohn (17), ist leitender Kfz-Sachverstän- den schweren Limousinen Commodore 2.8 diger bei der Allianz. Seit Ende seiner GSE und Monza-Coupé seine ganz persön- sportlichen Laufbahn 1985 hat er keine lichen Grenzbereiche der Fahrphysik zele- Rennstrecke mehr besucht, konsumiert brierte und 1976 sogar Deutscher Rund- aber alles vor dem Fernsehbildschirm. Sei- streckenmeister wurde. Sein Kumpel Diet- ne persönliche Hitliste: Motorrad-WM mar Hackner, Opel-Versuchsingenieur und («bin ein absoluter Rossi-Fan»), Formel 1, Partner bei den Langstreckenrennen, sorg- DTC, V8STAR, DTM. Grosses Hobby sind vier te dafür, dass so manches Ersatzteil auf historische Motorräder (Kawasaki Z 900, unkompliziertem Weg in die Renn-Coupés 250er-BMW, zwei 250er-Adler) und ein 30 gelangte. Auch der heutige Formel-3-Prä- Jahre alter Opel GT 1900. Wenn dann noch sident Helmut «Helle» Bein, damals Opel- Zeit bleibt, begleitet er die Tochter zu Reit- Sportbeauftragter mit Mini-Etat, zählte zu turnieren. «Dass ich mal mit dem Pferde- Wastls Sympathisanten und öffnete so anhänger durch die Gegend gondeln wür- manch inoffizielle Tür. de, hätte ich auch nie gedacht.»

1976: Opel-Fan Weisheidinger 2002: Rossi-Fan Weisheidinger

Herrliche Zeiten: Wastls Commodore GSE 1976 vor Karl Mauers Escort Wendlinger, Karl sr. (MSa 47/2002) 142 Ein Idol aus Tirol arl Wendlinger war in den 60er- und Chancen hatte.» Wendlinger selbst erin- K70er-Jahren im österreichischen Tou- nert sich vor allem gerne an die Flugplatz- renwagensport eine sichere Bank. So etwa rennen Innsbruck, Klagenfurt, Aspern und eine gute Mischung aus Hans Heyer und Tulln: «Das war die absolut schönste Zeit Dieter Glemser – trickreich, schnell, stark mit dem meisten Spass und der besten At- im Nahkampf und abonniert auf Meister- mosphäre.» titel. Mehr als 100 Mal stand der Kfz-Meis- Als Sohnemann Karl 1984 als 16-Jähri- ter aus Kufstein unterm Lorbeerkranz und ger mit Kartfahren begann, beendete der räumte im Steyr-Puch 650 TR, Abarth 1000 Vater seine aktive Karriere und kümmerte TC und Alfa GTA vier ÖM-Titel ab. sich fortan um die Betreuung seines hoff- Auch den internationalen Vergleich nungsvollen Juniors, der anfangs mit Be- brauchte der populäre Tiroler nicht zu geisterung in Gerhard Bergers abgelegten scheuen. Wenn er bei den Tourenwagen- Rennoveralls antrat. Die väterliche Beglei- EM-Läufen in Monza, Brünn oder Spa im tung endete nach der Formel-Ford- und selbst präparierten GTA die Alfa-Werkscli- Formel-3-Zeit. Dr. übernahm que aus Milano aufmischte, guckten selbst das Management, der Senior konnte sich hartgesottene Typen wie Andrea de Ada- wieder vorrangig um sein Autohaus (Alfa, mich, Theodore Zeccoli oder Ignazio Giun- Peugeot) kümmern. ti am Ende recht konsterniert. Sogar der Weil Karli jr. kein Interesse an der Über- spätere Formel-1-Superstar Gerhard Ber- nahme des väterlichen Autohandels zeigt, ger musste in besten Alfasud-Cup-Tagen soll das Geschäft verkauft oder verpachtet erkennen, dass Landsmann Wendlinger ein werden. Denn für 2004 strebt der heute verdammt harter Brocken war. knapp 60-Jährige Wendlinger den Ruhe- Auch bei den Ausflügen in die Formel stand an, um zusammen mit seiner Frau Super V rang das Allround-Talent seinen Waltraud vor allem viele Reisen zu unter- Gegnern Respekt ab. Drei Jahre tobte er nehmen und seine Hobbys Ski- und Rad- mit Kurt Bergmanns Kaimann-Truppe über fahren zu pflegen. Europas Rennstrecken. Noch heute be- Dafür, dass die Verbindung zur Renne- scheinigt Konkurrent Manfred Trint: «Er rei nicht abreisst, sorgen neben dem Ju- war verdammt schnell, obwohl sein Kai- nior auch die Herren Berger und Stuck, die mann damals gegen unsere ATS-Lola kaum im Tiroler Umfeld zu Hause sind.

Siegabonnement: Wendlinger ’70 Heute rast der Sohn: Wendlinger

Umtriebe im Alfasud: Wendlinger (vorne) balgt sich mit Berger und Co. Wilcke, Wolfgang (MSa 34/2002) Löwe von Zolder 143 olfgang Wilcke und seine Zolder-Para- Vater bis dahin als Stellvertreterin zur Sei- Wdeveranstaltung «Bergischer Löwe» – te gestanden hatte. Im April 2002 starte- stets ein geschichtsträchtiges Ereignis im te Dr. phil. Karin Wilcke, im Hauptberuf Li- deutschen Motorsport. 25 Mal dirigierte teratur-Dozentin an der Uni Düsseldorf, der Solinger seit 1969 im Stil eines Kolo- die 33. Auflage des «Bergischen Löwen». nialherrn den alljährlichen Saisonstart der Vor spärlicher Kulisse fuhren Benelux- DRM und DTM auf dem Traditionskurs nahe Rennserien und Youngtimer-Trophy. Die Hasselt. Zukunft der Veranstaltung, die in ihren Alle hatten Respekt vor ihm – die trä- besten Zeiten bis zu 80 000 Zuschauer sah, gen belgischen Funktionäre genauso wie ist mangels wirtschaftlicher und sportli- die Piloten. Berühmt-berüchtigt seine cher Perspektiven eher ungewiss. Fahrerbesprechungen: Wenn der «Löwe Der fast 73-jährige Wilcke, selbst viele von Zolder» die Vollgas-Gemeinde in ge- Jahre aktiver Rallyefahrer und 1981 Ge- fährlicher Stimmlage mit seinen Durchfüh- winner des ONS-Senioren-Cups, lebt heu- rungs- und Sonderbestimmungen konfron- te als Pensionär in seiner Heimatstadt So- tierte, waren Einsicht und Wohlverhalten lingen. Die letzten Jahre waren von empfehlenswert. Wer dennoch aufbegehr- Schicksalsschlägen geprägt: Erst starb sei- te oder gar eine Diskussion um Sachfragen ne Frau Charlotte, mit der er seit 1957 ver- anzuzetteln wagte, wurde vom Ober-Lö- heiratet war. Dann trafen ihn ein Herzin- wen in der Regel barsch abgebürstet und farkt und zwei Schlaganfälle. «Aber das gab für den Rest des Wochenendes garan- wirft mich nicht um», trotzt der Ober-Lö- tiert Ruhe. we. «So schnell lässt sich ein Wilcke nicht Lange blieb der Saisonstart in Zolder aus dem Verkehr ziehen.» eine Festung im deutschen Rennkalender. Die beiden Töchter, ausser Karin (44) Als ’95 aber erstmals kein DTM- und F3- noch Gabriele (43), sehen den Unterneh- Prädikat an den «Motorsportverband Ber- mungsgeist des angeschlagenen Familien- gischer Löwe im AvD» vergeben wurde, be- oberhaupts mit Sorge und mahnen ein- kam das Traditionsrennen einen Knacks. dringlich zu ruhigerer Gangart. «Aber ei- Überdies musste Wilcke die Rennleiter- gentlich», so Karin resignierend, «ist es funktion aus gesundheitlichen Gründen wie all die Jahre in Zolder – er duldet kei- 1996 an seine Tochter abgeben, die ihrem nen Widerspruch.»

Autoritätsperson: Wilcke 1977 Herz macht Sorgen: Wilcke heute

Immer Flagge zeigen: Zolder-Rennleiter Wilcke 1979 in typischer Pose Akersloot, Han (MSa 31/2003) 144 Spass und Spiele an Akersloot nahm das Rennfahrerle- das Angebot, Marketing- und Sportdirek- Hben so wie es gerade kam: Siege nicht tor von Renault Holland zu werden. um jeden Preis, Spass auf jeden Fall. Im Zwölf Jahre blieb er bei Renault, erleb- Verbund mit Ford-Weggefährte Ernst Berg te die verrückten R5-Pokal-Jahre, freute und Manager Frans Lubin funktionierte der sich über eine starke Holland-Equipe im vierfache holländische Tourenwagen- Europacup und dirigierte Champion (1970 im Alfa GTA, 71/72/73 in trickreich zu zwei Titelgewinnen. Und ge- Ford Escort und Capri RS) jedes Fahrerla- legentlich durfte er auch noch seinen al- ger in eine «Spass- und Spiele-Arena» um. ten Kumpel Berg, inzwischen auch im R5- Während sich die erfolgsbesessene Kon- Cup gelandet, nach dessen nächtlichen Es- kurrenz mit Fitness abmühte und früh zu kapaden bei der monegassischen Polizei Bett ging, liess es die holländische Spass- auslösen. Einem siebenjährigen Intermez- Fraktion erst richtig krachen. Im Nobel- zo bei Lancia folgte der Ruf von Alfa Ro- club «Jimmy’z» in Monaco galten sie als meo Holland, wo er seit 1993 als Verkaufs- die wildesten und besten Tänzer, keine direktor amtiert. Disco war vor ihnen sicher. «Wir hatten Mehr als Rennsport interessieren den eine wunderbare Zeit», erinnert sich der mittlerweile 58-Jährigen aus Aerdenhout fröhliche Blondschopf. «Vor allem die Ren- vor den Toren Zandvoorts heute vor allem nen mit Ford waren ein Traum.» Golf (Handicap 15) und Fussball («ich bin Trotz aller Blödeleien stand Akersloot ein grosser Fan von Ajax Amsterdam»). jedoch immer seinen Mann, wenns auf der Sein 19-jähriger Sohn ist auf dem Weg zum Piste ernst wurde. In der Tourenwagen-EM Golf-Profi, während die beiden Töchter der 70er-Jahre teilte er sich das Cockpit (25, 22) Medizin und Jura studieren. Ge- bisweilen mit Top-Partnern wie John Fitz- legentlich fährt der ehemalige Tourenwa- patrick, oder Gerry Bir- gen-Star noch historische Rallyes mit sei- rell. Werkseinsätze mit Teamchefs wie Car- nem 58er-Alfa Spider oder ist Instruktor lo Chiti (Alfa) oder Jochen Neerpasch und bei Fahrerlehrgängen für Alfa-Kunden. Mike Kranefuss (Ford) genoss er ebenso Für die Zukunft hat sich Akersloot vor- wie die Starts im holländischen Frami- genommen, «möglichst viele junge Leute Team. Für das Ende seiner Laufbahn sorg- zum Golfsport zu bringen und sie als Pro- ten 1975 die Hochzeit mit Corinna sowie moter zu unterstützen».

Siege mit Ford: Akersloot 1971 Spass mit Golf: Akersloot heute

Auf Titelkurs: Akersloot im rechtsgesteuerten Escort 1972 in Zandvoort Becker, Heinz (MSa 43/2003) Der Cup-Spezialist 145

einz Becker genoss als Renault-Cup- 1991 gönnte sich Hobby-Pilot Becker HFrontrunner das Privileg des grössten noch eine DTM-Saison im eigenen Ford Schlitzohrs im Feld. Ob nationaler R5-Po- Mustang, allerdings geriet das Projekt zum kal, R5-Turbo-, Alpine-V6- oder R21-Tur- technischen Fiasko. «Das war Frust pur, ich bo-Europacup – der Hagener brachte in kam kaum zum Fahren, weil der Motor nur den 80er-Jahren Gegner und Kommissare rumkotzte. Wir sind da wohl zu blauäugig gleichermassen ins Grübeln. Dabei beteu- rangegangen.» Mit 45 beendete der Unter- ert der Schlaufuchs, «dass ich nie wegen nehmer («Märkische Transportbeton eines faulen Autos disqualifiziert worden GmbH», fünf Betonwerke, 50 Silo-LKW, bin». Unvergessen bleibt für die deutsche Meierling Anhängerbau, Kartbahn Hagen, Renault-Cup-Führung der Becker-Auftritt weitere Firmen-Beteiligungen) seine Pis- des Jahres 1983, als er zum Entsetzen der ten-Präsenz. völlig genervten Chefetage ein Rennen Zehn Jahre später tritt Becker kürzer, nach dem anderen gewann. «Obwohl wir zumal verengte Herzkranzgefässe und das Auto mehrmals in alle Einzelteile zer- Bluthochdruck nach Auszeiten verlangen. legt haben», so Technikchef Weishaupt, So legen er und Frau Ilse öfter mal Kurz- «fand sich absolut nichts. Ich hätte echt urlaube im Haus an der Ostsee ein. Sohn gerne gewusst, wie er uns geleimt hat.» Michael (29) ist in den Betrieb eingestie- Becker, der die peniblen Kontrollen zu- gen, nachdem die eigene Rennkarriere meist grinsend verfolgte, kommt aus ei- (Kart, Formel König, F3, DTC) nicht nach nem Umfeld, dem Cleverness und Einfalls- Wunsch verlief. Tochter Nicole (34) ist reichtum keineswegs fremd sind: Viele Hausfrau und Mutter, die den Eltern be- Jahre Kartsport, Nationalmannschaft mit reits ein Enkelkind (3) bescherte. Hans Heyer, viermal Europameister, an die In MSa und am TV informiert sich der 70 Siege. Trotz der beiden deutschen R5- Ex-Meister regelmässig über das aktuelle Titel 1982/83 fand er den meisten Spass Renngeschehen, aber bis auf die alten im Europacup. «Da ging’s richtig rund», Weggefährten Rolf Rummel und Hans Hey- schwärmt der Monaco-Sieger 1988. «An- er gibt es kaum Szene-Kontakte. Zukunfts- ders als im deutschen Cup war da fast je- pläne? «Gesund bleiben und den Betrieb des Auto faul. Die Schlimmsten waren üb- irgendwann in gutem Zustand an meinen rigens Heyer, Schütz und Strycek.» Nachfolger übergeben.»

Harter R5-Fighter: Becker 1981 Multiunternehmer: Becker heute

Auch Überflieger stolpern mal: Dreifacher Becker-Salto 1982 in Zolder Besier, Günther (MSa 07/2003) 146 Ein flinker Kater ünther Besier gehört zu jener legendä- ger mit dem 911 gar Rundstrecken-Cham- Gren Wiesbadener Rennfahrer-Clique, die pion geworden – nur Udo Schütz im Car- dem Motorsport speziell in den 50er- und rera 6 vereitelte beim Finallauf 1966 den 60er-Jahren durch Engagement und Erfol- Titelgewinn. Sein letztes Rennen bestritt ge auch in der hessischen Landeshaupt- Besier ein Jahr später im 911 S mit Sepp stadt zu gesellschaftlicher Akzeptanz ver- Greger als Partner in Sebring. Danach hat- half: Zusammen mit schillernden Typen te der Aufbau seines innovativen Farbbild- wie Peter Lindner, Egon Vomfell, Leopold Projekts «Meisterfoto» mit eigenen Gross- von Zedlitz, Horst Wilhelm oder Hans Weh- laboren Vorrang. ner beteiligte sich der Rennfan am Aufbau Nach einer komplizierten Herzoperati- der beiden grossen Wiesbadener AvD-Clubs on mit fünf Bypässen musste Besier ab «HMSC» und «WAC», die sich mit ihren 1992 vieles ruhiger angehen lassen. Bei Flugplatzrennen in Mainz-Finthen, Pferds- dieser Gelegenheit aktivierte der passio- feld und Erbenheim, dem Taunus-Bergren- nierte Hochwild-Jäger seine Liebe zum Au- nen Lorch oder der Rallye Wiesbaden ei- tomobilsport erneut und ist seit Jahren re- nen guten Namen machten. gelmässiger Teilnehmer bei grossen Oldti- Wegen eines deftigen Abflugs am Nür- mer-Events. Mit seinen beiden Schmuck- burgring und daraus resultierender Endlos- stücken, einem Mercedes 300 SL und ei- Diskussion mit der Familie startete Besier nem Porsche Speedster, erscheint der heu- bald nur noch unter dem Pseudonym «Hans te 68-Jährige besonders gerne bei der Mil- Kater». Dies geschah allerdings auch mit le Miglia und der Alpenfahrt. Rücksicht auf seinen Unternehmer-Status Seit vier Jahren lebt der Jagdkumpel (mehrere Foto-Fachgeschäfte in Wiesba- von Ex-Dunlop-Rennchef Gerhard Weber den und Mainz). im Ruhestand, die Fotogeschäfte hat Sohn Seinen ersten Sieg errang Besier 1956 Michael (37) übernommen. Der zwei Jah- im BMW 502 V8 am Berg, danach folgten re ältere Stefan ist Fotograf in den USA, seine wildesten Jahre im BMW 700. Kaum die 18-jährige Tochter steht vor dem Abi- weniger gesittet trieb es der fröhliche Hes- tur. Einen persönlichen Traum möchte Be- se vorzugsweise am Steuer von diversen sier in naher Zukunft realisieren: «Ein Start Leichtbau-Carreras und 911 aus dem Hau- bei der historischen Carrera Panamericana se Porsche. Fast wäre er als GT-Dauersie- in Mexiko – das wäre das Allergrösste.»

Elan und Erfolge: Besier 1961 Jagd und Oldtimer: Besier 2003

Ehrenrunde nach dem Sieg: Der heisse Kater 1966 im 911 am Norisring Blank, Arthur (MSa 33/2003) Mister Powerslide 147

rthur Blank hat dem Motorsport, spe- werslide die Motorsportbibel MOTORSPORT Aziell in der Schweiz, zwischen 1959 und aktuell. 1976 so einiges gegeben: Siege als Pilot Heute lebt Arthur Blank, der in seiner aller möglichen Touren-, GT- und Sportwa- aktiven Zeit exakt 32 verschiedene Renn- gen, wilde Ritte im Lotus-Cortina, drei autos höchst erfolgreich bewegt hat, im Meistertitel, eine eigene Creation des VW- «Teil-Ruhestand» in Feldmeilen bei Zürich. Käfers (Blank RS). Im Oktober wird der Ex-Rennfahrer und Po- Und vor allem den MSa-Vorläufer Power- werslide-Erfinder 70. Der Vater eines 34- slide. Der Monatstitel galt für damalige jährigen Sohnes, seit 1974 in zweiter Ehe Verhältnisse als Premium-Magazin: Hoch- verheiratet mit Eliane, fühlt sich «absolut glanzformat, faszinierende Fotos, tolle fit und gesund». Immer häufiger zieht es Storys, Top-Autoren. Das erste Heft kam ihn an den Zürichsee, um die Freizeit zu Anfang 1963 unter der Regie von Blank als verbringen. Am Ufer steht sein Wochen- Verleger und Finanzier in Personalunion. endhäuschen, auf dem Wasser ankert sei- Mitstreiter der ersten Stunde waren Rico ne kleine Yacht. Aus seinem Messebau-Un- Steinemann (Chefredakteur) und René ternehmen möchte sich Arthur Blank lang- Schöni (Grafik und Karikaturen). Die Po- sam zurückziehen, «um mehr Zeit fürs Fau- werslide-Macher installierten die Redakti- lenzen und Schiffchenfahren zu haben». on in Blanks Privatwohnung in der Züricher Vom Motorsport kommt er aber trotz- Florastrasse 45. «Dort hatten wir ständig dem nicht los: Regelmässig gönnt er sich Besuch von allen möglichen Formel-1-Pi- den Monaco-GP mit Freunden live vor Ort, loten», erinnert sich der Ex-Verleger. «Jack DTM und Tourenwagen-EM verfolgt er im Brabham und John Surtees waren oft da, Fernsehen, und bei diversen Sportfahrer- Jo Siffert fast jede Woche.» lehrgängen wirkt er nach wie vor als In- Dieter Stappert und Fritz Reust ver- struktor mit. stärkten im Laufe der Jahre das Redakti- Apropos DTM: Gerne würde er auf sei- onsteam. 1967 wechselte Powerslide den nem Lieblingskurs, dem Nürburgring, noch Besitzer, Blank verkaufte für 100 000 Fran- mal ein Rennen von der Box aus erleben – ken an den Marx-Verlag Zürich – der Erlös «am liebsten bei Abt, weil ich mit dem Se- entsprach in etwa der Höhe des Schulden- nior früher wüste Kämpfe ausgefochten stands. Acht Jahre später wurde aus Po- habe». Also dann, bis bald am Ring.

Cortina-Star Arthur Blank 1965 DTM-Fan Arthur Blank heute

Wilder Bursche: Arthur Blank 1965 im Lotus Cortina in Wien-Aspern Braungart, Martin (MSa 12/2003) 148 Der Vordenker artin Braungart galt eigentlich immer der schwäbische Vordenker sogleich neue Mals Branchen-Primus – ob als Student, Glanztaten: Er perfektionierte das CSL als Rallye-Copilot, als Ingenieur bei Ford, Leichtbau-Coupé (das dann prompt die als Konstrukteur bei BMW oder als Techni- Capri in der Tourenwagen-EM schlug), kon- scher Leiter beim Felgenhersteller BBS. struierte den M1-Sportwagen und verlieh «Martin denkt, Dieter lenkt» – unter die- dem Procar-M1 die Rennreife. sem Motto hatten Dieter Glemser und sein Nach sieben BMW-Jahren lockte eine Kumpel zwischen 1961 und 1965 eine tol- neue Herausforderung beim renommierten le Rallyezeit bei Mercedes. Parallel dazu Felgenhersteller BBS in Schiltach: Braun- absolvierte Braungart ein technisches Stu- gart trat als Gesellschafter und Techni- dium an der Uni Stuttgart. «Die Mischung scher Vorstand in die Geschäftsführung aus Studieren, Rallyefahren und Geld ver- ein. Inzwischen ist er dort fast 25 Jahre dienen war damals wie ein Sechser im Lot- an Bord, betreut aktuell die Ressorts Mo- to», erinnert sich Braungart. torsport, Engineering und Lizenznehmer. Als Jochen Neerpasch die Ford-Rennab- Der 61-Jährige gibt am Schreibtisch noch teilung 1969 neu strukturierte, folgte der immer Vollgas («von 8 bis 8 ohne Mittags- Techniker ebenso wie Freund Glemser dem pause, nur ein Becher Joghurt») und will Ruf nach Köln. Beide bestritten im Ford 26 erst dann in den Ruhestand gehen, wenn M RS nochmals den Marathon London–Syd- ihm der Spass am Job abhanden kommt. ney, bevor Braungarts grosse Zeit als Fahr- Neben dem Rennsport fasziniert ihn zeug-Ingenieur begann. So brachte er dem heute die Fliegerei. Oft klemmt er sich Escort TwinCam (laut Gerd Schüler «am selbst ans Steuer einer Cessna 340, an- Berg zunächst unfahrbar») Manieren bei, sonsten bleibt kaum Zeit für weitere Hob- stellte den legendären Capri RS auf die Rä- bys. Das will der Familienvater (seit 35 der und wurde zusammen mit Kollege Tho- Jahren verheiratet mit Inge, ein Sohn, 29, mas Ammerschläger zum technischen Fix- eine Tochter, 21) aber nachholen, wenn punkt der Kölner Rennaktivitäten. mal die Zeit des Ruhestands gekommen ist. Jenes Bild veränderte sich allerdings Dann stehen neben Fliegen noch Boots- schlagartig, als Neerpasch, Braungart und touren auf dem Bodensee, Skilaufen und Toppilot Hans Stuck 1972 im Dreierpack zu die Pflege seines M1-Oldtimers auf Braun- BMW überliefen. In München vollbrachte garts Freizeit-Programm.

Studium & Rennerei: Braungart ’64 Felgen & Fliegen: Braungart heute

Akropolis ’65: Glemser/Braungart (250 SL) fahren bei König Konstantin vor Christmann, Werner (MSa 47/2003) Der Terminator 149 erner Christmann hatte zwar kein mit Zakspeed stehend, auf eine «verhäng- WGeld, aber die Gabe, verdammt schnell nisvolle Affäre» mit der damaligen Ehefrau Autofahren zu können. Deshalb betrat er des Teampatrons einliess, war der Skandal zwischen 1968 und 1973 meist dann die perfekt. «Ich werde dafür sorgen», liess Rennsportbühne, wenns eng wurde. Ent- ein empörter Erich Zakowski verlauten, weder brauchte man im Team einen, der «dass der Kerl nie mehr in einem siegfä- mal richtig Gas gab. Oder der zahlende higen Rennauto sitzt.» Tatsächlich war Stammfahrer musste pausieren, da die fäl- dieses Ereignis der Anfang vom schlei- lige Rate nicht eingegangen war. Das war chenden Ende der Karriere Christmanns, dann die Stunde des hageren, grossge- «denn Erichs Einfluss war nun mal gewal- wachsenen Tischlers aus Lippstadt. Weder tig». Tod noch Teufel fürchtend, klemmte sich Nach elf Jahren trennten sich beide wie- der Kamikaze-Pilot wild entschlossen hin- der, seitdem lebt der heute 64-Jährige al- ters Lenkrad und erledigte den Job im Sti- lein in Lippstadt, treibt viel Sport und hat le eines Terminators. Die Fans hatten an noch immer sein altes Kampfgewicht von den Umtrieben des Westfalen zwar ihren 60 kg. Wirtschaftlich geht’s ihm dagegen Spass, aber die Begeisterung der Team- nicht so gut, nachdem sein Autohandel chefs (u.a. Steinmetz, Gerstmann, Zak- 1986 Konkurs anmelden musste. «Aber ich speed) hielt sich mitunter in Grenzen. komme über die Runden und will nicht kla- Denn neben Siegen fabrizierte Christ- gen, Hauptsache, man ist gesund.» mann nur allzu häufig auch Schrott. So Seit 28 Jahren freut sich Christmann je- flog er mit dem vollgetankten Gerstmann- den Dienstag auf die neue MSa-Ausgabe, Capri in Spa über die Leitschiene, das Auto und vorm TV gibt er sich zusätzlich die vol- ging in Flammen auf und brannte völlig le Renn-Dröhnung («täglich bis zum Ab- aus. Auch Opel-Tuner Steinmetz kann von winken»). Deshalb wäre es für den Mann, verbogenen GT 1900, Ascona und Commo- der bei 85 Starts in elf verschiedenen Au- dore berichten. Andererseits gelang es ihm tos 34 Siege erreichte, auch ein Traum, ir- aber auch, an einem Tag gleich zweimal gendwann alle DTM- und F1-Rennen im aufs Podium zu fahren. Wochenturnus mit dem Wohnmobil abzu- Als Christmann sich Anfang der 70er- fahren. «Wenn ich das noch hinkriege, bin Jahre, kurz vor einem Vertragsabschluss ich glücklich und zufrieden.»

Wilde Auftritte: Christmann 1972 Ruhiges Leben: Christmann heute

Da tobte Steinmetz: Christmanns zerlegter GT 1900 am Nürburgring 1972 Damler, Dieter (MSa 50/2003) 150 Das ZDF-Urgestein ieter Damler hat 33 Jahre lang beim Anlass, sich mit 63 Jahren in den Ruhe- DZDF die Themen Rennsport und Auto stand zu verabschieden. auf den Bildschirm gebracht. Als Mann der Der leidenschaftliche Filmemacher zog ersten TV-Stunde des Mainzer Senders ge- sich zusammen mit Ehefrau Karla (ein hörte der Autofan zur legendären Gründer- Sohn, 28) auf seine Lieblingsinsel Mallorca mannschaft der ZDF-Sportredaktion, die zurück, wo er schon seit seiner Studenten- damals scherzhalber «Tele-Sibirsk» hiess, zeit stolzer Besitzer einer Finca bei Cap- weil die Sportsendungen zunächst aus depera ist. «Damals haben die Grundstücke armseligen Baracken im Taunusstädtchen dort fast nichts gekostet», freut sich der Eschborn abgesetzt werden mussten. Dam- TV-Mann über sein frühes Schnäppchen. ler, Karl Senne und Rainer Günzler galten Die Ferieninsel ist Damler im Laufe der Zeit beim Sender als die Motorsportexperten, so ans Herz gewachsen, dass er einen Rat- deren Beiträge aus F1, F2, Sportwagen- geber für Mallorca-Residenten und -Neu- und Rallye-WM das ZDF-Sportprogramm bürger geschrieben hat («Mallorca – Ihre bereicherten. Dabei liess Damler seine Ka- zweite Heimat», ISBN 3613504308, 256 meraleute mit Vorliebe hinter die Kulissen Seiten, 22 Euro). Das Werk ist im März er- blicken und formte aus den Erkenntnissen schienen und enthält nützliche Tipps, u.a. oft preisgekrönte Filme (u.a. die weltbes- zu den Themen Land & Leute, gesetzliche te Sport-Dokumentation 1973). Zuzugsbestimmungen und Kauf von Grund- Als besonders eindrucksvoll sind seine stücken und Immobilien. Filmberichte von der Rallye Monte Carlo in Der mittlerweile 70-Jährige braust trotz bester Erinnerung. Auch die ZDF-Parade- angeschlagener Gesundheit (Diabetes, sendungen Sport Reportage, Sportspiegel, drei Herzinfarke) mit seiner 1000er-BMW und Tele-Motor wurden durch seine noch immer gerne zu Erkundungsfahrten Beiträge aus der Welt des Autos geprägt. über die Insel. Und nur ein paar Kilometer Dass ausgerechnet seine Lieblingssendung entfernt wohnt sein alter ZDF-Kollege Sen- Tele-Motor, die er lange im Wechsel mit ne. Obwohl er seit 1987 nie mehr an einer Senne moderierte, 1996 dem Rotstift zum Rennstrecke war, würde Damler gerne noch Opfer fiel, hat Damler nur schwer ver- mal die schönsten Drehorte, Hotels und kraftet. Als auch noch ein Herzinfarkt dazu Restaurants der früheren Jahre besuchen. kam, nahm er beide Negativereignisse zum «Wäre schön, wenn ich das hinbekäme.»

ZDF-Pionier: Dieter Damler 1963 Autor und Geniesser: Damler 2003

Damler in seinem Element: ZDF-Übertragung 1965 aus Hockenheim Eggenberger, Ruedi (MSa 28/2003) Der Titel-Architekt 151

uedi Eggenberger darf man getrost zu STW-Mondeo hat uns an den Rand der Ver- Rden erfolgreichsten Teamchefs Europas zweiflung gebracht, das war einfach nur zählen. Was dem stillen Schweizer vor al- noch grauenvoll.» lem mit den Marken BMW, Volvo und Ford Weil er als Teamchef keine Perspektiven gelang, ist bemerkenswert: Mit allen drei mehr sah, beendete er mit Ablauf der Sai- Herstellern erreichte er in den 70er- und son 1995 sein Engagement im Rennsport 80er-Jahren wenigstens einen Tourenwa- und baute sich in der Folge mit einem Mit- gen-EM-Titel, mit BMW sogar drei und mit subishi-Autohaus eine neue Existenz auf. Ford zusätzlich einen WM-Titel. Schon be- Seit diesem Jahr wurde der 14-Mann-Be- vor der Mann aus Lyss 1977 auf die Seite trieb in Lyss um die Marke Alfa Romeo er- der Teameigner wechselte, war er als Renn- weitert. Eggenberger Racing ist aufgelöst, fahrer erfolgreich. So gelangen ihm in ei- die Räume sind an das Formel-Renault- ner Saison 32 Siege bei 35 Starts, und mit Team von Andreas Jenzer vermietet. einem Renault R8-Gordini schaffte er es bis Auch sein Privatleben hat Eggenberger, zum Vizemeister. der jetzt in Magglingen bei Biel wohnt, neu Die blitzsauber vorbereiteten Eggenber- geordnet. So trennte sich der heute 64-Jäh- ger-BMW wurden schon im ersten Jahr zum rige von seiner zweiten Frau Rosi und hei- Schrecken der Konkurrenz. Lieblingspilot ratete die Kamerunerin Christelle (35), mit des strengen Teamchefs, für den nur Leis- der er eine gemeinsame Tochter (4) hat. tung zählte, war anfangs Helmut Kelleners. Sohn Thomas (37), kurzzeitig Formel-Ford- «Der hat uns zu BMW-Zeiten richtig wei- Pilot ohne greifbaren Erfolg, stammt noch tergebracht.» Später, als Eggenberger mit aus erster Ehe. Zur Rennstrecke kommt der Ford zusammenarbeitete, lagen zunächst Ex-Teamchef nur noch selten, dafür guckt Klaus Ludwig und später er im Fernsehen regelmässig Formel 1 und in der Gunst des Chefs ganz vorn. DTM. «Das grosse Kribbeln», meint Eggen- Die Jahre mit Ford (1986–1989) betrach- berger, «ist aber nicht mehr da.» tet der Schweizer als «die schönste Zeit Derzeit ist der Titel-Architekt restlos überhaupt», der Sierra 500 RS avancierte glücklich und zufrieden, spielt neuerdings zu seinem absoluten Lieblingsauto. Aller- Golf und joggt, so oft es geht. «Schliess- dings bereitete ihm ein anderes Kölner Pro- lich hab’ ich eine junge Frau», schmunzelt dukt auch die ärgsten Kopfschmerzen: «Der er. «Da sollte ich schon fit bleiben …»

WM mit Ford: Eggenberger 1987 Heute: «Das Kribbeln ist weg»

Eggenbergers WM-Quartett 1987: Soper, Ludwig, Niedzwiedz, Dieudonné Faltz, Rüdiger (MSa 21/2003) 152 Racer mit Herz üdiger Faltz schwärmt noch immer vom Klangvolle Namen, darunter der unverges- Rdenkwürdigen DRM-Jahr 1977. In der sene Hans-Peter Joisten (†), bescherten kleinen Division bis 2 Liter herrschte da- dem Rennstall reichlich Siege und sogar mals Kriegszustand: Die wilden BMW-Ju- einen EM-Titel. nioren Surer, Cheever und Manfred Winkel- Zugunsten seines Autohaus-Neubaus hock (†) gegen die Ford-Routiniers Hey- beendete Faltz Ende 1978 das Kapitel er/Hahne – und mittendrin der orangene Rennsport. Bis vor drei Jahren war er BMW- Faltz-Alpina-BMW 320 mit dem jungen und Alpina-Händler. «Leider fiel der Be- Raufbold Harald Grohs. Die Essener Allianz trieb dann der Verschlankung des Händler- wirbelte das BMW- und Ford-Staraufgebot netzes zum Opfer, wobei ich mir bei der kräftig durcheinander und sorgte für so Vertragsauflösung mehr Stil und Kultur ge- manche Sensation. «Unser Wagen war wünscht hätte», blickt der Essener ent- nicht schlechter als die Werksautos», re- täuscht zurück. kapituliert Teamchef Faltz voller Stolz, Notgedrungen beschäftigt sich der 61- «und Harald hat mit seinem spektakulären Jährige jetzt mit der Vermittlung von Fahr- Fahrstil sowieso alle erschreckt.» zeugen aller Art sowie Immobilien. «Ich In der Tat fuhr Grohs den Superstars gehöre zu denen, die weder mit dem Renn- ständig in die Parade, nachdem er zuvor sport noch mit sonst was reich geworden im Faltz-CSL-Coupé wüste Umtriebe im sind.» Seine erste Ehe zerbrach am Motor- Porsche- und Capri-Feld veranstaltet hat- sport, seit 1996 ist er zum zweiten Mal te. Die wildsaumässigen Auftritte seines verheiratet. Fast alle alten Rennsport-Ver- Lieblingspiloten kamen den Chef freilich bindungen sind gekappt, lediglich mit teuer zu stehen: «Harald war der erste, der Grohs und Wige-Chef Peter Geishecker gibt nichts fürs Fahren zahlen musste – dafür es gelegentlich noch Kontakt. lieferte er Schrott wie kein anderer …» Zwar informiert sich Faltz immer noch Für Faltz, Fahrzeug-Ingenieur und In- gerne via Fernseher über Formel 1 und DTM, haber einer BMW-Alpina-Niederlassung in «aber das Thema ist für mich grundsätz- Essen, war Rennsport immer eine Herzens- lich erledigt, Rückfallgefahr besteht nicht angelegenheit. Der erfolgreiche Ex-Renn- mehr». Ersatzweise kommen dafür nun ver- fahrer (u.a. Siege beim 24-h-Rennen) prä- stärkt seine Hobbys Golf, Cross-Trainer, sentierte ab 1968 sein eigenes Team. Skifahren und Schwimmen zum Zuge.

Goldene BMW-Jahre: Faltz 1968 Rückfall ausgeschlossen: Faltz ’03

Wilde Ritte: Harald Grohs im Faltz-BMW 320 1977 auf der Nordschleife Flohr, Wolfgang Peter (MSa 34/2003) Grosser Zampano 153

olfgang Peter Flohr zählte als BMW- «Im Grunde war ich BMW-Mann mit gan- Wund Opel-Sportchef sowie Zakspeed- zem Herzen», sagt Flohr, der 1954 als jun- Geschäftsführer zu den trickreichsten Ma- ger Maschinenschlosser zu den Weiss- chern der Rennszene. Und er polarisierte Blauen kam. In München legte er als Ma- wie kaum ein anderer: Für die einen war nager eine Traumkarriere hin, in dessen er der grosse Zampano, für die anderen ein Verlauf ihm der Gesamtvertrieb USA, der durchtriebener Blender. Fest steht, dass weltweite Kundendienst und schliesslich BMW unter seiner Regie mit dem CSi-Coupé 1985 die Leitung der damaligen Motor- und dem M3 jede Menge Lorbeeren einfuhr sport GmbH anvertraut wurden. «Ich hat- und Opel mit dem Calibra 1996 den bis- te 34 grandiose BMW-Jahre», zieht Flohr lang einzigen DTM/ITC-Titel gewann. Und Bilanz. «So was ist nur noch sehr schwer fest steht auch, dass Flohr mit strategisch- zu toppen.» diplomatischem Geschick im Verbund mit Beruf und Rennsport sind Vergangen- kernigen Verbal-Auftritten so manchen heit, der fast 66-Jährige lebt jetzt als Pen- Amtskollegen glatt an die Wand spielte. sionär wechselweise in München, Öster- Da konnte es schon mal passieren, dass reich und Spanien. Gesundheitlich geht’s eine Runde gestandener Sportkommissare ihm nach einer Herzoperation (ausgelöst vor seinen Argumenten kapitulierte – wie durch einen verschleppten Infarkt in der bei den 24 Stunden Spa 1986 nach einem Opel-Zeit) wieder ganz gut. Deshalb steht Fehltritt seines Piloten . «Un- jetzt die Lebensqualität im Vordergrund: ser Auto war eigentlich schon disqualifi- Viel Sport, Golf und Fischen. Die beiden ziert», erinnert sich der Essener. «Aber der Töchter orientieren sich beruflich auch Flohr hat uns wieder rausgepaukt und den schon in Richtung Auto – Patricia (22) ar- schon verloren geglaubten Sieg gerettet.» beitet bei der Hamburger Rennsportagen- Nach der nicht ganz freiwilligen Tren- tur «Speedpool» als Medienkauffrau, Ste- nung von BMW kam eine gewisse Hektik in fanie (20) ist Automobil-Kauffrau. Flohrs Berufsleben: In rascher Folge wech- Zwar gibt es noch viele Kontakte zu al- selten Engagements bei AvD, Fiat, Zak- ten Weggefährten, aber persönliche Renn- speed und Opel. Die letzte Station war der besuche verkneift sich Flohr: «Ohne Auf- Vorsitz der Geschäftsführung im Spediti- gabe fühlst du dich im Fahrerlager wie onsbetrieb seines Kumpels . Falschgeld.»

Weggefährten: Berger und Flohr 1985 Der Ruheständler: Flohr heute

Gewiefter Stratege: Flohr mit Heger, Linder, Danner und Vogt 1987 in Spa Frère, Paul (MSa 09/2003) 154 Leben voller Autos aul Frère scheint unverwüstlich, durch rung in der letzten Runde mit lächerlichen Pnichts und niemanden einzubremsen, 2,2 sec ein 12-Stunden-Rennen gegen den noch immer genialer Autofahrer, scharfer Lindner/Nöcker-Jaguar MK II verlor. Analytiker, kompetenter Journalist und er- Le Mans fasziniert Paul Frère noch im- folgreicher Buchautor. 86 Jahre ist der mer. Das von ihm und den Kollegen Moity Mann gerade geworden, der nach wie vor und Teissedre seit 1978 herausgegebene jenen überschäumenden Spass am Auto- Jahrbuch über den Klassiker gilt bei Fans fahren hat und vermittelt, der ihn schon als Dauer-Bestseller. Nach wie vor er- in seinen Rennfahrerjahren zu einem der scheint der 86-Jährige persönlich am Ort Schnellsten und Besten seiner Zunft ge- seines grössten Triumphs, besucht die 24 macht hat. Es gibt fast nichts, was der bel- Stunden von Spa und geht von seiner Woh- gische Tausendsassa nicht im Renntempo nung in Monaco zu Fuss zum Grand Prix. bewegt oder getestet hätte. Er bleibt auf Ballhöhe mit der Rennszene, In Le Mans startete er so lange, bis er testet weiter schnelle Autos und ist stän- nach zwei zweiten Plätzen 1960 mit Lands- diger Mitarbeiter mehrerer Fachzeitschrif- mann Olivier Gendebien im Ferrari 250 TR ten. Seine Autobiographie «My life full of endlich gewann. In der Formel 1 gab er cars» ist nur einer von mehr als 20 Buch- nicht eher Ruhe, bis er 1956 bei seinem titeln, die Frère auch als Autor berühmt Heim-GP in Spa mit Platz 2 im Ferrari end- gemacht haben. lich seinen ersten und einzigen Podiums- In Monaco zittert Gattin Susanne (samt platz erreichte. GT-Autos, Touren- und drei Töchtern, fünf Enkeln und zwei Uren- Sportwagen – nichts und niemand war vor keln) nahezu täglich um ihren wilden Paul. ihm sicher, kaum ein Siegerpodest, auf «Mit dem 911er lassen sie mich ja noch dem er nicht schon mal gestanden hätte. fahren», vermeldet er leicht genervt, «aber Der Übergang vom Rennfahrer zum Mo- die 600er-BMW haben sie konfisziert.» Aus torjournalisten blieb fliessend, oft tat er gutem Grund, denn bei einem Sturz brach beides zusammen. Noch vor seiner Haus- er sich vor zwei Jahren das Knie. Wunsch- strecke in Spa nennt er den Nürburgring los glücklich? Nicht ganz: «Ich möchte we- als Lieblingskurs, obwohl er hier 1956 im nigstens noch einmal mit einem richtigen Wippermann einen Jaguar zertrümmerte Rennauto auf der Rennstrecke rumtoben.» und 1963 im Fiat 2300 S nach langer Füh- Der Mann ist einfach sensationell.

Belgischer Tausendsassa: Frère ’59 Lässt’s noch heute krachen: Frère

Elf Starts, elf WM-Punkte: Frère ’55 im Ferrari auf seiner Hausbahn Spa Furtmayr, Ernst (MSa 13/2003) Der Alleskönner 155

rnst Furtmayr konnte man jedes Auto in Von Motorengenie Josef Schnitzer (verun- Edie Hand geben – er gewann immer. Das glückte 1979 auf der Autobahn tödlich) galt für seine Zeit als Abarth- und Alfa- hatte Furtmayr eine besonders hohe Mei- Werkspilot genauso wie für die gemeinsa- nung: «Der konnte zwei Minuten vor dem men BMW-Jahre mit seinen Freunden Josef Start die Haube aufreissen und die Verga- und Herbert Schnitzer. Souverän und be- serbestückung ändern. Und er lag mit sei- sonnen erledigte der Chef eines Unterneh- nen Blitzideen immer richtig.» mens für Schweisstechnik seine Aufgaben Nach 13 Jahren beendete Ernst Furt- an der Rennstrecke. Ab 1959 mischte er mayr 1972 seine Laufbahn, um sich mit al- mit allen erdenklichen Alfa-Typen die Sze- ler Kraft dem Ausbau seiner Firma zu wid- ne auf. Titel am Berg und auf der Rund- men. 20 Jahre später wurde er rückfällig strecke waren die logische Konsequenz. und kehrte mit 55 noch mal zum Langstre- Mitte der 60er-Jahre holte ihn Carlo Ab- ckenpokal an den Nürburgring zurück. arth ins Werksteam, wo er ebenfalls Siege «Einfach so zum Spass», ergänzt er. Heu- einfuhr. Dabei hatte es der Münchner nicht te ist Furtmayr 64, kerngesund und noch leicht: Erst bescherte ihm Alfa-Kollege immer topfit. Bis zu 250 km strampelt er Toni Fischhaber ein faszinierendes Dauer- pro Wochenende auf seinem Rennrad. duell, dann folgte die Auseinandersetzung Seine Firma läuft prima, er selbst hat mit Abarth-Stars wie Toine Hezemans, Jo- allerdings einen schweren Schicksals- hannes Ortner, Erich Bitter oder Kurt Ah- schlag wegstecken müssen: Seine zweite rens. Und schliesslich der nervige Image- Frau starb im vorletzten Jahr an Krebs. krieg mit Sepp Greger um die Nummer 1 in «Jetzt bin ich halt wieder Single», sagt er München. Diesen Status beanspruchte traurig. «Das ist zwar nicht sehr schön, Bergkönig Greger wie selbstverständlich. aber da muss ich durch.» «Fremde Götter», ätzt Furtmayr, «duldete Seine beiden Töchter (37, 33), der Sohn der Sepp neben sich nicht.» (35) und die vier Enkel haben ihm über die Als schönste Zeit seiner Karriere be- schlimmen Monate hinweggeholfen. zeichnet Furtmayr die Jahre bei Schnitzer. «Jetzt geht’s wieder, ich häng’ mich in mei- Dreimal in Folge holte er mit den Autos ne Firma rein und finde hier neue Motiva- der Freilassinger BMW-Tüftler die Berg- tion. Rumhängen und Nichtstun sind für Europameisterschaft für Tourenwagen. mich noch längst kein Thema.»

Alfa und Abarth: Furtmayr 1968 Fitness und Firma: Furtmayr heute

Abarth-Demo 1967 am Nürburgring: Furtmayr, Ahrens, Hezemans, Bitter Gäb, Hans Wilhelm (MSa 16/2003) 156 Der Sportmanager

ans Wilhelm Gäb war und ist für den zen-Verhältnis, Akzeptanz beim Publi- Hdeutschen Sport ein Glücksfall. Für den kum.» In diesem Sinne hat der Düsseldor- Sport im Allgemeinen, für das Tischtennis fer das Opel-Sportsponsoring in Tennis, im Besonderen, für den Motorsport im Spe- Fussball, Schwimmen und Tischtennis per- ziellen. Schon früh erlag der engagierte fektioniert. Im Nationalen Olympischen Sportjournalist, mehrfache deutsche Komitee stieg er bis ins Präsidium auf und Tischtennis-Meister und -Nationalspieler galt sogar als Nachfolger von NOK-Chef der Faszination des Automobilrennsports. Willi Daume. Als Reporter für «Welt», «Sport-Illustrier- Doch die Manager-Karriere des stetigen te» und «Düsseldorfer Mittag» besuchte er Kämpfers für Fairness im Sport (Leitsatz: fast alle grossen Rennen und zog mit «Lerne mit Anstand zu verlieren und in Be- Freund und BMW-Tuner Hans-Peter Koep- scheidenheit zu gewinnen») war plötzlich chen von Piste zu Piste. Ende 1968 grün- nebensächlich, als er wegen einer schwe- dete er mit ein paar Gleichgesinnten in ren Lebererkrankung dem Tod ins Auge sah. Köln die «Deutsche Auto Zeitung» und war Nur eine Organtransplantation rettete erster Chefredakteur des Wochenblatts mit 1994 in letzter Minute sein Leben. grossem Motorsportteil. Heute geht es dem Träger des Bundes- Ob später als Vorstand bei Ford, in glei- verdienstkreuzes wieder gut, seit ein paar cher Funktion bei Opel oder als Vizepräsi- Jahren ist der jetzt 67-Jährige selbststän- dent von GM Europe – Rennsport war im- diger Unternehmensberater (u.a. für Daim- mer ein Thema. So rettete Gäb mit dem lerChrysler), gehört zum Verwaltungsbei- Calibra-Marschbefehl Ende ’93 den Fortbe- rat des FC Bayern München, ist Vorstands- stand der alten DTM – und besiegelte drei mitglied der Stiftung Deutsche Sporthilfe Jahre darauf deren Ende. In Absprache mit und Ehrenpräsident des Deutschen Tisch- Alfa zog der GM-Manager den Stecker, «da tennis Bundes (DTB). Seinen «Halbruhe- die Kosten aus dem Ruder liefen und die stand» geniesst er mit Ehefrau Hella (seit Werke durch Ecclestone nur zur Kasse ge- 41 Jahren verheiratet, ein Sohn, 37, eine beten wurden. Die Bühne war nicht mehr Tochter, 35, drei Enkelkinder) im Taunus- nach unseren Vorstellungen nutzbar.» städtchen Eppstein. Und seine Meinung Für Gäb galt stets die Devise: «Makel- zur neuen DTM? «Ich sehe gute Ansätze, loser Sportauftritt, gesundes Kosten-Nut- aber vieles wirkt noch zu künstlich.»

Journalist mit Visionen: Gäb 1969 Manager mit Idealen: Gäb heute

Rennexperten unter sich: Gäb, Braun, Gerhard Mitter, Karl von Wendt ’67 Gartmann, Dieter (MSa 17/2003) Der Capri-Drifter 157

ieter Gartmann und sein Capri 3.0 S ge- fekten dritten Sieg vereitelte 1984 ein Dhörten von 1978 bis 1984 zum Besten, technischer Defekt. Nachts blieb der Cap- was der Serien-Tourenwagensport zu bie- ri mit stattlichen acht Runden Vorsprung ten hatte. Mit seinem Team- und Marken- einfach stehen. Als der wackere Capri- kollegen Helmut Döring ergab das eine fast Mann 1987 den Helm «aus Alters- und Kon- unbezwingbare Konstellation. Die «Capri- ditionsgründen» an den berühmten Nagel Zwillinge» von Ford-Tuner Helmut Eich- hängte, hatte er bei rund 250 Starts die berg lieferten sich wilde Duelle und ge- stolze Bilanz von 130 Siegen erreicht. wannen ihre Rennen fast nach Belieben. So oft es geht, besucht der 64-Jährige Dabei verkörperte der wohlgenährte, noch immer gerne die Schauplätze des ak- fast gemütlich wirkende Gartmann mit tuellen Rennsports. Den Rest verfolgt er dem weissen Haupthaar noch nicht mal im TV, «da gebe ich mir das volle Programm den Typus des durchtrainierten Sports- von der Formel 1 über die DTM bis zur DTC». manns. Doch hinterm Lenkrad wurde er Trotz seines schon fortgeschrittenen Al- zum gnadenlosen Fighter, zirkelte wüste ters möchte der ehemals selbstständige Drifts auf die Piste und gab sich, wenn Installateur-Meister noch längst nicht ans überhaupt, bestenfalls seinem Teamkolle- Rentnerdasein denken. Mit viel Engage- gen geschlagen. ment leitet er in der Reha-Klinik seines «Wenn unsere Rennen gestartet wur- Heimatorts Bad Iburg den Bereich Haus- den, brannte die Luft», blickt der Osna- technik. Mit Ehefrau Helga freut er sich brücker fast wehmütig zurück. «Wir haben auf den ersten Enkel, den die 32-jährige uns bekämpft bis aufs Blut und waren Tochter demnächst zur Welt bringt. Der trotzdem dicke Freunde – so was gibt’s Sohn (25) hat zwar schon erfolgreich Kart- doch heute gar nicht mehr.» Das Capri-Duo Luft geschnuppert, eine Rennkarriere aber feierte auch als Team oft genug Erfolge und nicht weiterverfolgt. holte sich 1981 den Gesamtsieg bei den Dafür hat der Herr Papa noch einen gros- 24 Stunden am Nürburgring. sen Traum: «Ein stressfreies Senioren- Mit demselben Gruppe-1-Capri gewann Team im Langstrecken-Pokal, am liebsten Gartmann ein Jahr später unter tatkräfti- mit meinen alten Freunden Döring und ger Mithilfe der «Ford-Kläuse» Ludwig und Niedzwiedz. Da würde sich so mancher Niedzwiedz zum zweiten Mal. Den fast per- Jung-Rennfahrer noch wundern.»

1979: So lachen Sieger 2003: Comeback am Ring?

Dreamteam: Die Capri-Zwillinge Gartmann (l.) und Döring 1983 (Norisring) Glotzbach, Dieter (MSa 18/2003) 158 Dunlops Frontmann

ieter Glotzbach war 40 Jahre lang Dun- «wegen der einzigartigen Atmosphäre» Dlop-Reifentechniker mit Leib und See- besonders gerne. Mit den Top-Piloten le. Im Motorsport erlebte der Hesse an der Stuck, Bellof, Stommelen, Schurti und Seite von Renndienstchef Gerhard Weber Wollek verband ihn eine enge Freund- ein Highlight nach dem anderen: Die For- schaft. «Ein Jammer», so der Hanauer, mel-2-Zeit mit BMW, die Siegeszüge des «dass drei von diesen wirklich guten Ty- Porsche-Werksteams, die Anfangsjahre der pen nicht mehr leben.» DRM mit Ford, BMW und privaten Porsche- Zusammen mit Frau Heike (seit 42 Jah- Teams sowie das Debüt des Porsche 959 ren verheiratet, ein Sohn, 41, eine Toch- bei der Rallye Paris–Dakar. In diese Zeit ter, 39, drei Enkelkinder) lebt der Sport- fielen Hunderte von Siegen, kaum ein Jahr freak in Maintal bei Hanau und inszeniert ohne Titelgewinn – und jede Menge Spass ständig neue Aktivitäten. So war er erst obendrein. kürzlich mit seinem Sohn für vier Wochen Und wenn sich nach dem Training zwei in der algerischen Wüste, um mit einem Männer auf ihre Rennräder schwangen, Offroader die ehemaligen Sonderprüfun- dann handelte es sich mit einiger Sicher- gen der Paris–Dakar abzufahren. Renn- heit um Glotzbach und seinen ebenso sport war für Glotzbach mehr als nur Job: rennradverrückten Kumpel Rolf Stomme- «Ich habe das mit Leib und Seele gemacht len. Die durchschnittliche «Jahresstram- und keine Minute bereut.» So gibt’s noch pelleistung» des Dunlop-Reifenexperten immer enge Kontakte mit den Ex-Dunlop- lag damals so bei 5000 km, heute sind es Kollegen Weber und Knospe, auch TV-mäs- sogar deutlich mehr, «weil ich jetzt als Vor- sig zieht er sich das ganze Programm von ruheständler genügend Zeit dafür habe». F1 über DTM bis Paris–Dakar rein. Glotzbach ohne Rad – undenkbar. Schlimm Damit nicht genug: Eben hat der 61- genug, dass er mit zwei gebrochenen Len- Jährige die Rennlizenz neu gemacht, weil denwirbeln drei Monate pausieren musste, er mit dem GTS eines Freun- weil er einen Tag nach seinem 58. Geburts- des Oldtimer-Events fahren möchte. «Das tag auf dem Dach seines Hauses rumklet- Auto muss bewegt werden», versucht er terte und prompt runterfiel. dem Besitzer klar zu machen. «Vom Rum- Von den unzähligen Einsätzen an der stehen in der Garage wird es ja nicht bes- Rennfront mochte Glotzbach den Norisring ser.» Wetten, er kriegt den Mann rum?

Beruf und Berufung: Glotzbach ’70 Unruheständler: Glotzbach heute

BMW-IMSA-Projekt 1974: Dieter Glotzbach mit Neerpasch und Braungart Haider, Sepp (MSa 22/2003) Der Driftkönig 159

epp Haider hat den Rallyesport immer auch, der die Haider-Show mit einem un- Sals «gelebte und erlebte Fahrfreude» beabsichtigten Nahkampf-Rempler vorzei- empfunden. Und so präsentierte sich der tig stoppte. Gegen Ende seiner Karriere Österreicher bei den WM-, EM- und DM- animierte Haider 1997 Peugeot zu einem Läufen auch seinem Publikum: Wilde Engagement in Österreich und wurde mit Drifts, Pistengaudi ohne Ende. Ob im Kä- dem 306 Kit-Car prompt erneut Meister. fer, Kadett, Audi, Escort oder Peugeot – Obwohl er seit 1999 nicht mehr angetre- die Show war stets perfekt. Trotz der atem- ten ist, schliesst er eine Rückkehr auf die beraubenden Ritte fühlten sich die Copi- Schotterpiste nicht aus: «Kann jederzeit loten an Haiders Seite immer sicher. Dies passieren – am liebsten mit einem Heck- galt für Jörg Pattermann genauso wie für triebler. Damit kann man so schön quer die Herren Hinterleitner, Wendel oder fahren.» Geistdörfer. Dass sein Freund Ferdi Hinter- Gleichzeitig aber fände er es «sehr be- leitner, mit dem er 1989 für Opel den DM- unruhigend, wenn meine Söhne Rallyes Titel und zuvor sogar einen WM-Lauf in fahren wollten». Die vier Buben (22, 14, Neuseeland gewann, ausgerechnet als 6, 4) schenkten ihm drei verschiedene Da- Fussgänger in Wien tödlich verunglückte, men, von denen der Spassvogel «momen- hat ihn tief schockiert. Erst Christian tan aber keine heiraten» will. Der 49-jäh- Geistdörfer gelang es, Haider aus dem psy- rige lebt jetzt in Zell am See, das Hotel in chologischen Tief herauszuholen und neu Saalbach führt sein jüngerer Bruder Wolf- zu motivieren. Die beiden kehrten alsbald gang. Seit sechs Jahren arbeitet er als In- auf die Siegerstrasse zurück. struktor im «Audi Driving Experience Der Hotelier aus Saalbach brachte die Team». Regelmässig trifft er noch die al- unmöglichsten Sachen fertig. So prügelte ten Opel-Spezis Röhrl, Kleint und Berger, er bei seiner Rundstrecken-Premiere 1986 ansonsten spielt er Golf (Handicap 4), in Wunstorf einen 190er-Mercedes zur Ver- läuft Ski, radelt auf seinem Mountainbike blüffung altgedienter DTM-Profis an die oder geht Surfen. Spitze des Feldes. «So quer hab’ ich noch Eines will der Haider Sepp unbedingt nie ein DTM-Auto um die Ecken fliegen se- noch loswerden: «Ich bin sehr traurig über hen», gab Rover-Pilot damals den Niedergang des Rallyesports in Öster- konsterniert zu Protokoll. Der Däne war es reich und Deutschland. Wirklich schade.»

Frontmann bei Opel: Haider 1989 Fahrlehrer bei Audi: Haider 2003

Die Lust am Querfahren: Haider/Hinterleitner 1989 im Opel Kadett GSi Hetzer, Heidi (MSa 24/2003) 160 Berlins PS-Lady

eidi Hetzer – ein Name, der zugleich 23 wertvolle Einzelstücke vom Opel-Dok- HProgramm ist: «Seit 40 Jahren hetze torwagen (1909) über den Hispano Suiza ich durch die Welt», meldet die Berliner (1921) bis zur 57er-Chevy Corvette. «Ohne Powerfrau, «und ich bin glücklich dabei.» meine Autos», sagt die Frau mit Benzin im Ihre Liebe ist der Rallyesport, den sie fast Blut, «fühle ich mich amputiert.» drei Jahrzehnte vorzugsweise mit der gan- Auch beruflich gibt Heidi Hetzer mäch- zen Opel-Palette der 60er-, 70er- und tig Gas. Pro Jahr verkaufen ihre Berliner 80er-Jahre (Kadett, Ascona, Manta, Ome- Filialen rund 1200 Neuwagen (Opel, Che- ga, Calibra) höchst erfolgreich betrieben vrolet, Cadillac) und 1000 Gebrauchte. 130 hat. Neun Starts bei der Tour d’Europe, jede Mitarbeiter stehen stramm, wenn die quir- Menge nationale und internationale Ral- lige Madame Vollgas (Motto: «Geht nicht lyes, hin und wieder auch mal ein Rennen gibt’s nicht») nach dem Rechten sieht. – wie etwa jenes auf der Avus mit einem Trotz des zeitraubenden Jobs findet sie V8-Opel-Diplomat-Vorführwagen aus dem noch Platz für ihre Hobbys: Oldtimer- väterlichen Autosalon. Dabei ist die Ur- Events, Tauchen, Skilaufen. «Ich würde Berliner Kodderschnauze und Chefin eines gerne noch viele mehr verrückte Sachen der grössten Opel/GM-Autohäuser nie um machen, wenn ich nur Zeit dazu hätte.» Titel und Pokale gefahren und hasste Da- Ihrem Mann, einem Amerikaner, gab sie menwertungen wie die Pest. nach 24-jähriger Ehe 1990 genervt den Sie hat in ihrem Sport so ziemlich alles Laufpass, «weil er nur Golf spielen und erreicht und viel erlebt: Tolle Erfolge, nicht im Geschäft mithelfen wollte». Umso schmerzliche Niederlagen, heftigste engagierter zeigt sich Tochter Marla (34) Crashs. Eine zertrümmerte Kniescheibe er- im Betrieb, während Sohn Dyllen (31) innert sie noch heute an die übelsten Ein- Techniker mit Leib und Seele ist. schläge – Frontalknall in der Türkei, 80- Am 20. Juni feiert Heidi Hetzer ihren Meter-Sturz in einen guatemaltekischen 66. Geburtstag, aber ein Ende der Hetz- Abgrund, Überschlag in Spanien. Die ge- jagd ist nicht abzusehen. Schon reifen lernte Kfz-Mechanikerin war nie zimper- neue Pläne: «Ich will die Carrera Paname- lich, immer hart im Nehmen und schraubt ricana bestreiten und mit dem Auto nach noch heute mit Begeisterung selbst an ih- Peking fahren sowie einmal die Welt um- ren Oldtimern. Davon hat sie jede Menge: runden. Und zwar in dieser Reihenfolge.»

1975: Spass bei Rallyes Heute: Spass mit Oldtimern

Grosse Sprünge: Hetzer mit Kadett GS/E in der Rallye-EM der 70er-Jahre Heuser, Charlotte (MSa 39/2003) Treue Toyota-Seele 161

harlotte Heuser gehört zu den rekord- Als die flotte Charlotte nach 25 Toyo- Cverdächtigen Rallye-Copilotinnen. Fast ta-Jahren 1990 in den Vorruhestand ging, 30 Jahre lang nahm sie auf dem heissen verloren die «Kölschen Japaner» eine ih- Sitz Platz, startete erst an der Seite ihres rer treuesten Mitarbeiterinnen. «Sie war Gatten, später bevorzugt mit Oda Denker, Toyotas gute Seele», erinnert sich MSa- Heidi Hetzer oder Heide Utz bei DM-, EM- Rallye-Experte Rolf F. Nieborg. «Immer an- und WM-Läufen, bei der Tour d’Europe und sprechbar, immer hilfsbereit und niemals in der südafrikanischen Meisterschaft. Als übellaunig.» 1975 ihre Ehe zerbrach, zog sie von Wies- Heute lebt Charlotte Heuser (67) als baden nach Köln und fand bei Toyota Single in Frechen bei Köln. Ihren Ruhe- Deutschland eine neue berufliche Heimat. stand nutzt sie zu zahlreichen Sportakti- Das damals noch junge Unternehmen vitäten, darunter Mountainbiking, Segeln, wurde für das Organisationstalent Charlot- Schwimmen und Wandern. Die Mutter von te Heuser zur grossen Herausforderung. Als zwei Söhnen (48, 43) und einer Tochter Frau der ersten Stunde half sie Pressechef (44) ist fest davon überzeugt, «dass Be- Adolf Hüngsberg, dessen Assistentin Jut- wegung gerade im Alter wichtiger ist als ta Sein und PR-Dame Marion Bell (heuti- alles andere». Übrigens freut sie sich auch ge Ehefrau von TTE-Boss Ove Andersson) noch über sieben Enkelkinder im Alter zwi- beim Aufbau der hauseigenen Sportabtei- schen 1 und 18 Jahren. lung, hob den Starlet-Cup als ersten Mar- Ihren geliebten Motorsport hat sie kei- kenpokal im Rallyesport mit aus der Tau- neswegs aus den Augen verloren. Als Co- fe und betreute Toyotas zunächst beschei- pilotin von Heidi Hetzer startet sie noch dene Aktivitäten in der Rallye-DM. Wenn oft bei historischen Rallyes, und einmal im mal ein Copilot fehlte, sprang sie freudig Monat trifft sie sich zum Stammtisch mit ein, und wenn keiner fürs Serviceauto da der alten Kölner Rallye-Zunft. Damit es ihr war, übernahm sie auch diesen Job. nicht langweilig wird, plant sie als nächs- Der Sport lief bei ihr allerdings nur ne- tes eine Reise nach Südamerika und Aust- benbei als «Berufshobby». Ihre eigentli- ralien. Und dann ist da noch was: «Ich che Tagesarbeit bestand in der Verwaltung träume davon, mit einem Boot um die Welt von Toyotas Testwagen-Fuhrpark. Der um- zu segeln. Wenn ich das auch noch hin- fasste in guten Zeiten bis zu 140 Autos. kriege, bin ich glücklich.»

Frühe Toyota-Jahre: Heuser 1976 Sportlicher Single: Heuser heute

Jenseits von Afrika: Denker/Heuser 1970 bei einer Rallye in Südafrika Kling, Alfred (MSa 27/2003) 162 Der DKW-Schwabe

lfred Kling aus dem schwäbischen habe». Der Stuttgarter Eberhard Mahle als ASchömberg zählte zum Kreis der einer der Spitzenpiloten aus der Kling-Ära grossen Tourenwagen-Akteure der 50er- spart ebenfalls nicht mit Lob: «Er war und 60er-Jahre. Der Kfz-Meister und Ho- immer ein strammer Konkurrent im Titel- telier gehörte zur berühmten «Pforzheim- kampf, vor allem aber ein gemütlicher und Connection», die mit Kurt Geiss, Fred Katz überaus fairer Zeitgenosse, der niemals auf und Roger Schweickert vor allem bei den die Idee gekommen wäre, gegen einen diversen Bergrennen kräftig abräumte. Konkurrenten zu protestieren.» Kling, der seine Rennwurzeln im Motorrad- Der einstige DKW-Star Alfred Kling ist sport hatte, galt mit seinen selbst vor- mittlerweile beinahe 78 Jahre alt und lebt bereiteten DKW F11, F12 und 1000 S als unverändert in seinem Heimatdorf Schöm- versiertester und schnellster Mann inner- berg. Gegenwärtig erholt er sich noch von halb des Pforzheimer Quartetts. Zwei Berg- den Folgen eines vor zwei Jahren erlitte- und ein Rallye-Titel sowie weit über 100 nen Schlaganfalls. Seine Gemahlin Lotte, Siege dokumentieren seine Extraklasse. die seit 50 Jahren unerschütterlich an Bis auf ein kurzes Gastspiel im Merce- seiner Seite ist, sowie die ältere der beiden des-Werksteam vertraute Kling haupt- Kling-Töchter führen das 60-Betten-Fami- sächlich auf die Ingolstädter Marke DKW. lienhotel «Krone». Der Genesungsprozess «Meine selbst gemachten Motoren», stellt des Hausherrn macht so gute Fortschritte, der Zweitaktspezialist klar, «waren oftmals dass er schon wieder im Hotel mithelfen schneller als die vom Werk.» und seinem grossen Steckenpferd, der Der ehemalige Porsche-Rennleiter Peter Kleinwild-Jagd im Gemeinderevier, nach- Falk, seit den 50er-Jahren einer von Klings gehen kann. engsten Freunden, hatte seinerzeit mit- Auch den traditionellen «Stuttgarter geholfen, dem Klingschen DKW Beine zu Motorsportstammtisch» steuert er nach machen: «Der Alfred war ein ebenso guter wie vor gerne an, um seine alten Weg- Techniker wie Rennfahrer», erinnert sich gefährten zu treffen. Besonders stolz ist Falk. «Wir sind oft als Team bei Rallyes an- der Altmeister auf seine sportiven Töchter getreten.» Der Porsche-Mann macht auch Karin und Susanne, die als Damenteam keinen Hehl daraus, «dass ich dem Alfred schon so manchen Rallyepokal mit nach Kling beruflich sehr viel zu verdanken Hause gebracht haben.

Karriere im DKW: Kling 1967 Hotelier und Jäger: Kling heute

Eingespieltes Duo: Kling (r.) und Falk im DKW 1000 S vor der Monte 1959 Koch, Gerhard (MSa 15/2003) Flotter Spediteur 163 erhard Koch ist einer der klassischen ergab sich notgedrungen, als sein Vater GVertreter jener Porsche-Carrera-Clique, plötzlich starb: «Ich musste die Verant- die in den 60er-Jahren die Siege im GT- wortung für die Spedition und 500 Lkw Sport unter sich aufteilte. Im wilden Car- übernehmen – da kann man sich nicht rera-Club um , Paul-Ernst mehr unbelastet in ein Rennauto setzen.» Strähle, Ben Pon, Udo Schütz oder Gijs van Mit Frau Marie-Luise, die er 1962 am Tag Lennep fühlte sich der Juniorchef einer seines Titelgewinns auf der Solitude ken- Neusser Grossspedition so richtig wohl. Je- nen lernte, lebt der 67-Jährige heute in der schlug jeden, man focht hochdramati- Remscheid. Die Tochter (33) ist Tierärztin, sche Kämpfe untereinander und gegen die der Sohn (31) Unternehmensberater. Die Ferrari 250 GTO und Abarth 2000 aus. Spedition hat Koch vor zehn Jahren ver- Dabei hat speziell die Zeit mit dem ele- kauft, nachdem eine Krebserkrankung an- ganten, lang gestreckten Abarth-Carrera dere Prioritäten erzwang. Trotz acht Ope- ihren Platz in der Historie des Grand-Tou- rationen und unsäglicher Leidenszeit über rismo-Sports. Der baumlange Koch hatte viele Jahre hat er die Krankheit mit eiser- stets seine liebe Not, seine 1,94 Meter im nem Willen und Disziplin besiegt. Cockpit des ultraflachen Abarth-Carrera Die permanente Angst vor einem Rück- zusammenzufalten. Was ihn nicht daran fall verdrängt er jeden Tag aufs Neue. «Mir hinderte, 1962 den Titel im deutschen GT- geht’s wieder gut, ich geniesse mein zwei- Rundstrecken-Championat einzufahren. tes Leben und pflege mein Hobby.» Das ist Weil der coole Rheinländer als sichere die Hochwild-Jagd im eigenen Revier bei Bank für Siege galt, holte ihn Porsche für Bitburg sowie der sonntägliche Jäger- vier Jahre ins Werksteam, wo er Bekannt- stammtisch. Alle zwei Jahre gönnt er sich schaft machte mit dem 904 GTS, dem Car- einen Ausflug zur Grosswildjagd nach Af- rera 6 und dem offenen 908. Als wertvolls- rika. Leerlauf gibt es für ihn aber auch zwi- ten Erfolg bezeichnet er den zusammen schen den Jagdausflügen nicht: «Seit mei- mit Toni Fischhaber im 904 GTS erkämpf- ne Frau von ihrem Vater zwei VW-Betrie- ten zweiten Platz in Le Mans. Am Ende sei- be, ein Audi- und ein Skoda-Zentrum in ner 11-jährigen Erfolgslaufbahn standen Remscheid übernommen hat, helfe ich ein für Koch rund 150 Siege aus 450 Rennen bisschen mit. Denn nur Faulenzen ist auch zu Buche. Der Abschied von der Rennerei nicht mein Ding.»

Die Gegner besiegt: Koch 1966 Den Krebs besiegt: Koch heute

Goldene 60er-Jahre: Gerhard Koch im auf dem Norisring König, Willy (MSa 37/2003) 164 Der Überflieger illy König liess die Herzen deutscher Österreichring bekam sein Porsche 935 K3 WFerrari-Fans in den 60er-Jahren höher am Sprunghügel vor der Rindt-Kurve Un- schlagen. Nachdem der Münchner Verlags- terluft. Das 800-PS-Geschoss stieg mit gut kaufmann zuvor schon mit einem Borg- 250 km/h auf, rasierte im Vorbeiflug in ward Isabella TS Berge und Flugplätze un- acht Metern Höhe ein TV-Stahlgerüst ab sicher gemacht hatte, gab es im Ferrari 250 und überschlug sich dann mehrmals. GT kein Halten mehr: Im bildschönen Ber- «Wäre nicht zufällig ein Arzt vor Ort ge- linetta-Coupé stürmte der Bayer derart wesen, hätte ich den grausamen Crash flott über die Bergkurse, dass der Konkur- nicht überlebt.» Eine Notoperation an Ort renz nur noch Resignation blieb. Selbst der und Stelle rettete ihn, an die zehn weite- legendäre Berg-Papst Sepp Greger und sein re Eingriffe folgten im Laufe der Jahre. fast unschlagbarer Porsche Carrera wurden Noch heute leidet König an den Spät- vom Lokalrivalen gnadenlos verblasen – folgen seiner Brüche und Verletzungen, und das ausgerechnet auf Gregers Haus- darunter ein Bauchvenenriss und eine per- strecke am Gaisberg. Dort verpasste ihm forierte Lunge durch eingedrungene Rip- König satte zehn Sekunden. Krönung des pen. «Aber es geht mir wieder ganz gut», Rekordjahres 1962 war für den Mann im vermeldet der mittlerweile 65-Jährige. Zu- silbergrauen Ferrari der Gewinn des deut- sammen mit seiner Frau Rosi (seit 1966 an schen GT-Bergtitels. Nach vielen weiteren seiner Seite) und den Söhnen Walter (36) erfolgreichen Auftritten zog er sich 1968 und Oliver (32) teilt er sich die Führung vom aktiven Sport zurück, um sich seinen des Verlags- und Tuning-Betriebs. Geschäften zu widmen. Von der Rennerei hat König nun end- Fast 20 Jahre später kam es zum Rück- gültig genug, aber PS-starke Sportwagen tritt vom Rücktritt. Mit beinahe 50 Jahren bleiben dennoch seine heimliche Liebe. klemmte sich der inzwischen etablierte Das gilt übrigens auch für seine Heimat Autoveredler und -Tuner wieder hinters Bayern: «Ich bin fest verwurzelter Münch- Lenkrad, um sich mit schweren Kalibern ner mit Leib und Seele. Hier möchte ich wie etwa Porsche 962, Porsche 935 Turbo den Rest meines hoffentlich noch langen oder BMW M1 auszutoben. Nach neuer Sie- Lebens verbringen. Bayern ist viel schö- gesserie folgte im Oktober 1990 der ner als Malta oder Mallorca.» So spricht Schock: Bei einer Testfahrt auf dem alten eben ein wahrer Patriot.

Ferrari-Fan: Willy König 1962 Bayern-Fan: Willy König heute

Da verzweifelte sogar Greger: König ’68 im Ferrari 275 am Schauinsland Konrad, Anton (MSa 06/2003) Der Vau-Mann 165 nton Konrad geht bei jenen, die ihn tung der Motorpresse und später die Kon- Anicht näher kennen, rein optisch leicht zern-Kommunikation zu übernehmen. als Finanzbeamter oder Buchhalter durch. Highlight seiner rennsportlichen Ausflüge Doch dieser Eindruck trügt gewaltig. Der war 1976 der Gewinn des Europatitels für Mann hat dem internationalen Motorsport Serien-Tourenwagen gemeinsam mit Audi- mit der Rennwagenklasse «Formel V» eine Ingenieur Hans Nowak in einem Audi 80 GT. Art Massenbewegung beschert. Als Gene- Heute lebt der inzwischen 65-jährige ralsekretär des in München stationierten Konrad, seit 37 Jahren verheiratet mit Ehe- und von Volkswagen gestützten Verbandes frau Bettina (zwei Töchter, zwei Enkel), als «Formel V Europa» lenkte der gelernte selbstständiger Industrie-PR-Berater in Journalist die VW-Monopostoklasse mit Hamburg. Einer seiner wichtigsten und bes- strammem Management in ebenso geord- ten Kunden ist ZF-Sachs. Der Job für den netes wie professionelles Fahrwasser. Zwi- Stossdämpfer- und Kupplungs-Spezialisten schen 1968 und 1972 machte er aus der hat die Verbindung zur Rennszene wieder FV 1300 einen weltweiten Markenartikel vertieft. Mit wachem Geist und scharfem und bereitete parallel dazu die Vermark- Blick beobachtet und analysiert er das ak- tung und Einführung der Formel Super V tuelle Geschehen. 1600 vor. So ist ihm auch nicht entgangen, «dass «Das war eine irre Zeit», schwärmt Kon- die neue Formel VW zwar technisch top ist, rad mit glänzenden Augen, «der Umgang aber Rennverläufe und Atmosphäre nur ein mit den jungen Wilden wie Rosberg, Mar- müder Abklatsch der 70er-Jahre sind». ko, Lauda oder Pankl war faszinierend und Wann immer er zum Ring kommt, gönnt er aufregend zugleich. Mit denen habe ich so sich im Leihwagen eine flotte Nordschlei- irre Sachen erlebt – das glaubt mir heute fen-Runde, «weil das einfach sein muss». kein Mensch mehr.» Zwischendurch zwäng- Genauso wie seine Hobbys Golf (Handicap te sich der Macher und Manager selbst ins 24), Fahrrad fahren und Joggen. FV-Cockpit, startete sogar mal neben Lau- Deshalb fühlt er sich auch topfit und da in Hockenheim aus der ersten Reihe und denkt vorerst nicht ans Aufhören: «Solan- galt als kompetenter Racer. ge ich in 50 Minuten um die Alster joggen Das änderte sich auch nicht, als ihn VW kann, kann ich auch guten Gewissens noch 1972 nach Wolfsburg berief, um erst die Lei- arbeiten.»

PR-Macher bei VW: Konrad 1972 Berater bei Sachs: Konrad heute

Flotter Formel-V-Racer: Konrad 1969 im Austro V 1300 in Hockenheim Linzen, Peter (MSa 20/2003) 166 Rallye-Botschafter eter Linzen wies 15 Jahre lang seinen te des Osnabrückers noch gut im Gedächt- PPiloten als professioneller Beifahrer nis sind. Mit der stolzen Bilanz von rund den rechten Weg auf Europas Rallyepfa- 100 Siegen aus etwa 400 Starts beendete den. Mit fester Stimme dirigierte der stäm- Linzen 1978 seine aktive Laufbahn. «Die mige Autoverkäufer (Porsche und Merce- Luft war einfach raus, neue Herausforde- des-Lkw) Topleute wie Gerd Raschig, Wal- rungen haben gefehlt.» ter Schewe oder Reinhard Hainbach routi- Die gab es alsbald bei der ONS (heute niert und trickreich auf Erfolgskurs. Ob DMSB): Linzen wurde als Fahrervertreter in BMW, -Opel, Porsche 911 oder die Sportkommission berufen, reiste noch Ford Escort RS – wo Linzen drin sass, wa- bis 1998 als Rallye-Observer und Sport- ren Sieg- und Titelchancen meist intakt. kommissar zu DM-, EM- und WM-Läufen Als Höhepunkte seiner Copiloten-Karri- und führte den deutschen Rallyesport auch ere gelten der Gewinn der Deutschen Ral- durch schwierige Zeiten. «Vor allem die Zu- lye-Meisterschaft ’78 mit Hainbach und sammenarbeit mit dem damaligen ONS-Ge- der Gesamtsieg bei der Hunsrück-Rallye schäftsführer Siggi von Kahlen war eben- ebenfalls mit Hainbach über einen Gross- so angenehm wie konstruktiv.» teil der damaligen Weltelite. Und natürlich Mittlerweile ist Linzen 58 Jahre alt, lebt die sensationelle Vorstellung bei der RAC- mit Ehefrau Margret und den Kindern (ein Rallye mit Schewe im Porsche 911. Aller- 16-jähriger Sohn, eine 11-jährige Tochter) dings gab’s auch einen Tiefpunkt: «Wenn als Vorruheständler in seiner Heimatstadt du in zehn DM-Läufen zehn Mal mit Tech- Osnabrück. Gesundheitlich ist bis auf eine nik-Defekt ausfällst», erinnert sich Linzen Diabetes fast alles im grünen Bereich. an eine Katastrophensaison mit Gerd Ra- Geblieben ist natürlich die Liebe zum schig im 6er-BMW, «ist das wirklich nicht Rallyesport. So geht’s noch immer einmal mehr zum Lachen.» pro Jahr zur Monte, die restlichen WM- und Dabei waren es gerade der Spass, die DM-Rallyes verfolgt er im Fernsehen. gute Laune und die kernigen Sprüche, mit «Schade nur, dass man so wenig Kontakt denen Linzen seine Mitbewerber oft genug mit den alten Weggefährten hat», beklagt verunsicherte. «Das gehörte bei ihm zur Linzen. Wir empfehlen den Besuch des psychologischen Kriegsführung», wissen nächsten «Klassentreffens» am 6. Dezem- einstige Gegner, denen die derben Auftrit- ber in Essen.

Trickreicher Copilot: Linzen 1977 Noch immer Rallye-Fan: Linzen ’03

Über Stock und Stein: Das Erfolgsduo Hainbach/Linzen 1977 im Escort RS Lotterschmid, Kurt (MSa 35/2003) Der Dickschädel 167 urt Lotterschmid ist ein Prachtexemp- 10 000 Mark zu einer Sperre verdonnert. Klar aus der Abteilung «bayerischer Dick- Noch 20 Jahre später erinnert sich Lotter- schädel». Hatte sich im Kopf des ehrgei- schmid mit Schaudern: «Ich wurde ano- zigen Kfz-Meisters und Konstrukteurs aus nym mit Mord bedroht und habe monate- Kolbermoor bei Rosenheim eine Idee fest- lang nur mit dem Revolver unterm Kopf- gesetzt, zog er sie auch gnadenlos durch. kissen geschlafen.» Das war schon so, als er in der Formel-V- Solche Ängste muss der 62-Jährige Blütezeit Ende der 60er-Jahre als Nobody längst nicht mehr ausstehen. Seine LOTEC gegen vermeintlich unschlagbare Super- GmbH hat sich als Spezial-Unternehmen stars antrat – und gewann. Weder am Berg für Karosserieumbauten und Sonderkon- noch auf Rundstrecke konnten die Eta- struktionen einen Namen gemacht. Unter blierten vor ihm sicher sein. Das blieb auch der weltweiten Kundschaft befindet sich so, als er später mit der LOTEC-BMW-Eigen- auch Scheich Al Maktoum in Dubai, dem konstruktion Sportwagenrennen bestritt LOTEC einen 5,6-Liter-Mercedes V8 mit und zwei Interserie-Titel einfuhr. Einer zwei Turbos und 850 PS lieferte. Das ehr- seiner wichtigsten Förderer und Sponso- geizigste LOTEC-Projekt aber ist der «Siri- ren war der heutige ADAC-Sportpräsident us». Eckdaten des Mittelmotor-Sportwa- Hermann Tomczyk (HERTO-Schuhe). gens: Knapp 1000 PS, 6-Liter-V12-Doppel- Sogar in der Topliga Rennsportmeister- turbo, 400 km/h, ca. 850 000 Euro. Ge- schaft setzte sich Lotterschmid als Gewin- plant ist eine Kleinserie von fünf Autos. ner der Subwertung «Gruppe C Junior» «Ich gebe erst Ruhe, wenn der Sirius rollt durch. Seine DRM-Auftritte nutzte der Ge- und seine Kundschaft gefunden hat.» rechtigkeitsfanatiker auch dazu, gegen- Damit haben sich wohl auch Frau Rena- über einem namhaften Porsche-Team sei- te (seit 1985 an seiner Seite), die zwei ne Vorstellung von der Einhaltung gelten- Töchter (16, 11) und der Sohn (18) abge- der Reglements durchzusetzen. «Ich lass’ funden. Im Alter von 60 Jahren hat Lot- mich von denen nicht verarschen», polter- terschmid übrigens das Kartfahren ent- te der Bayer damals und zog das Protest- deckt, mit einem Schaltkart macht er In- verfahren über sämtliche Instanzen durch. und Outdoor-Bahnen unsicher. Das Kart- Das beklagte Porsche-Team wurde fieber grassiert sogar im Urlaub: «Wohn- schliesslich neben einer Geldstrafe von wagen am Gardasee, Kart nebenan.»

Kampf ums Recht: Lotterschmid ’82 Kampf um Kunden: Lotterschmid ’03

Titel bei den «Kleinen»: Lotterschmids Lotec-C-Junior in der DRM 1982 Lyding, Wilhelm (MSa 41/2003) 168 Macher & Mentor ilhelm Lyding muss zum kleinen Kreis ausgestattetes neues Instrument für die Wjener Männer gezählt werden, die im Förderung von talentierten Motorrad- und deutschen Motorsport wirklich grosse Din- Automobilsportlern erfolgreich auf den ge bewegt haben. So gelangen dem frühe- Weg zu bringen. ren ADAC-Sportchef, ONS-Präsidenten und Zusammen mit Ehefrau Irmelin (die bei- FIA-Vize Projekte wie etwa die Realisie- den sind seit beinahe 50 Jahren verheira- rung der ONS-Formel-3-Nachwuchsförde- tet und haben drei Töchter, 47, 46, 38) rung (mit , Jörg Mül- lebt Lyding gesund und putzmunter in ler und Heinz-Harald Frentzen), die Eta- Puchheim bei München. Sein Verlagsbüro blierung des Supertourenwagen-Cups hat er verkauft. An Langeweile oder gar (STW) oder die Rückkehr der Formel 1 zum Vereinsamung leidet der einstmals mäch- Nürburgring. tigste Mann des deutschen Motorsports Kontakt zur Basis und Praxisnähe be- jetzt aber keineswegs. So erscheint er hin stimmten das Handeln des ADAC-Mannes, und wieder persönlich an den Rennpisten, der in seiner Jugendzeit als Motorrad- und «um mich über den Leistungsstand des Automobilsportler selbst jahrelang aktiv deutschen Nachwuchses zu informieren». und erfolgreich war. Immerhin reichte es Zusätzlich gönnt er sich pro Jahr mindes- zum Klassensieg bei der Rallye Monte Car- tens einen Formel-1-GP und einen DTM- lo und zu achtbaren Resultaten bei ande- Lauf live vor Ort. Der grosse Rest findet zu ren Rallyes und Rennen. Hause vorm Fernsehgerät statt, darunter 1997 hat Lyding, ausgezeichnet mit regelmässig die Rallye- und Motorrad-WM. dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und Und wenn ihm dann noch immer freie dem Bayerischen Verdienstorden, alle Äm- Zeit bleibt, kümmert er sich um seine ter aus Altersgründen niedergelegt. «Man selbstgezogenen Bonsai-Bäumchen oder muss auch loslassen und Platz für Jünge- schreibt an weiteren Kapiteln für sein ge- re machen können», begründet der heute plantes Buch (Arbeitstitel: «Die Geschich- fast 75-Jährige. Aber auch als Pensionär te des deutschen Motorsports nach dem 2. beschäftigt sich Lyding noch hobbymäs- Weltkrieg»). Lydings grösster Wunsch für sig mit seinem Lieblingsthema Nach- die Zukunft: «Dass möglichst bald ein neu- wuchsförderung. So gelang es ihm, die er Schumacher oder Waldmann aus der «ADAC Stiftung Sport» als finanziell gut ADAC-Sport-Stiftung hervorgehen möge.»

Aktiver und Förderer: Lyding 1960 Bonsaipflanzer: Lyding heute

Praxistest: Lyding im Opel Commodore bei der Rallye Monte Carlo 1976 Motorsport im ADAC Für Rennprofis eine gute Tradition

Seit Generationen vertrauen Rennprofis dem ADAC. Und sind damit am Ring immer sehr gut gefahren.

www.adac.de/motorsport e-mail: [email protected] Noell, Alfred (MSa 04/2003) 170 Alis 7. Sinn lfred Noell war und ist auch mit fast 70 mit Schwerpunkt Verkehrssicherheit ka- Anoch Filmemacher aus Leidenschaft. men im Laufe der Jahre hinzu. Honoriert Schon in den frühen 60er-Jahren brach er wurden die Produktionen des Rheinländers als Chef der TV-Produktionsfirma «Cine Re- mit über 50 Auszeichnungen, darunter das lation» im Januar regelmässig zur Rallye Bundesverdienstkreuz, acht Christopho- Monte Carlo auf, um als Kameramann und rus-Preise und die Graf-Berghe-von-Trips- Reporter in Personalunion von den Glanz- Medaille. taten der Herren Aaltonen, Hopkirk, Carls- Heute residiert Alfred Noell mit seinem son & Co. zu berichten. Unternehmen «Cine Relation» und Lebens- Bei seinen «Drehs» suchte er stets das gefährtin Angela Recino (die zugleich maximal Machbare. So liess sich «Ali», wie auch als CR-Geschäftsführerin agiert) in ihn seine Freunde noch heute nennen, öf- Bergisch Gladbach. «Ein berufliches ter auf der Motorhaube eines Begleitautos Ende», vermeldet der kerngesunde Fast- festzurren, um besonders eindrucksvolle Siebziger, «ist für mich nicht absehbar.» Drifts einzufangen. Hunderte von Beiträ- Will heissen: Weiter 7. Sinn, weiter sozia- gen über die Monte, die Safari und ande- les Engagement für den von ihm gegrün- re Motorsport-Grossereignisse hat der Köl- deten Verein HVK (Hilfe für das verkehrs- ner im Laufe der Jahre bei seinem Haus- geschädigte Kind), weiter Beiträge über sender WDR und den ARD-Paradesendun- Oldtimer-Events. gen Tagesschau und Sportschau platziert. Ohnehin zählt die historische Szene zu Parallel zu seinen leidenschaftlichen seinen Hobbys; ein Fiat Dino Coupé und Sport-Reportagen entwickelte der umtrie- ein Mercedes 280 SL wollen in Schuss ge- bige TV-Mann den Dauerbrenner «Der 7. halten und bewegt werden. Noch heute Sinn». Die ARD-Sendereihe mit nützlichen pflegt er freundschaftliche Kontakte zu Tipps für den Verkehrsalltag ist seit 1966 Hans Herrmann, Rauno Aaltonen und den bundesweit mehr als 1400 Mal ausge- alten Kölner Ford-Seilschaften. Für den strahlt worden. Seit 36 Jahren läuft Folge Fall, dass es doch mal eine Art Ruhestand für Folge mit dem gleichen Team: Alfred geben sollte, schwebt ihm Konkretes vor: Noell als Regisseur und Autor, Egon Hoe- «Eine Weinplantage in Südafrika oder den gen als die Stimme aus dem Off. Weitere USA mit Anbau eines guten Tropfens – am TV-Formate (unter anderem auch im ZDF) besten weiss und trocken.»

Rallye-Freak: Ali Noell anno 1970 Noell heute: Für den 7. Sinn geehrt

Noell-Weggefährte und -Freund: Rauno Aaltonen 1971 am Col de Turini Oebels, Hubert (MSa 45/2003) Trips-Weggefährte 171 ubert Oebels hat ein ebenso aufregen- mehr als 3000 Meter Super-8-Filmmateri- Hdes wie vielseitiges Motorsportleben al, das von Experten als besonders wert- hinter sich. Der heute 80-Jährige aus Dü- voll und exklusiv eingeschätzt wird. ren erlebte die 50er- und 60er-Jahre als Durch sein Engagement bei Valvoline erfolgreicher Rennfahrer (Porsche, Borg- wurde der stets froh gelaunte Rheinländer ward, Volvo, BMW), kurbelte als erster Im- speziell im Breitensport zu einer festen porteur das Geschäft mit Rennkarts in Grösse und zum kompetenten Ansprech- Nordrhein-Westfalen an, war einer der partner im Fahrerlager. «Vor allem die For- engsten Wegbegleiter von Wolfgang Graf mel-Ford-Zeit mit den vielen jungen Talen- Berghe von Trips, gehörte zu den Grün- ten der 80er-Jahre gehören zu meinen dungsmitgliedern der berühmten «Scude- schönsten Erinnerungen», schwärmt der ria Colonia» und leitete 22 Jahre lang den ehemalige Valvoline-Mann. «Aber auch mit Valvoline-Renndienst. Diesen Job erledig- meiner übrigen Kundschaft hatte ich viel te der rüstige Rennsport-Freak bis zu sei- Freude und Spass.» nem 75. Lebensjahr, bevor er sich endgül- Deshalb macht er sich auch heute noch tig in den Ruhestand verabschiedete. hin und auf zum Nürburgring oder nach Als ehemaliger Präsident und Ehrenprä- Zolder, um Rennluft zu schnuppern und mit sident des von seinem Freund Trips initi- alten Weggefährten zu plaudern. Überdies ierten SC-Colonia-Rennfahrerclubs pflegt startet Oebels öfter mal bei Oldtimer-Ral- er noch immer den Mythos des Renngra- lyes im Porsche Speedster seines Freundes fen in Gestalt des Rennsport-Museums Eberhard Hess. Nach wie vor lebt «Hubsi» «Villa Trips» auf Burg Hemmersbach in Ker- mit seiner Frau Irmgard (eine Tochter, 37, pen-Horrem. Oebels gilt als einer der Letz- ein Enkel, 6) in seiner Heimatstadt Düren ten, mit denen Trips noch kurz vor dem und will dort uralt werden. verhängnisvollen Grossen Preis von Itali- An diesem Vorhaben sollen ihn auch en in Monza am 10. September 1961 ge- eine Herzoperation mit drei Bypässen so- sprochen hat. Bei der Kollision mit Jim wie ein Herzschrittmacher nicht hindern. Clark in der Startrunde kamen neben dem «Ich habe das neueste US-Modell, beson- WM-Leader 13 Zuschauer ums Leben. Aus ders gross und besonders stark. Und aus- den gemeinsamen Jahren besitzt der Trips- serdem: Mein Grossvater wurde 106, mei- Freund neben zahlreichen Fotos auch noch ne Grossmutter 102, meine Mutter 100.»

Des Grafen Begleiter: Oebels 1960 Wird hoffentlich auch 100: Oebels

Früheres Oebels-Reich im Fahrerlager: Servicebus und Sieger-Oldtimer Pauli, Peter (MSa 14/2003) 172 Ring-Zeitnehmer eter Pauli arbeitete stets nach dem das Nachkontrollieren von Hand liess er PGrundsatz: «Ein guter Zeitnehmer sieht sich selbst in den Jahren mit modernstem weder Freund noch Feind, sondern nur Equipment nie nehmen («Elektronik ist Startnummer und Zeit.» Dieses Motto ab- gut, Kontrolle noch besser»). Wo andere soluter Neutralität und Unbestechlichkeit Kollegen reklamierenden Teamchefs begleitete ihn 50 Jahre lang bei mehr als barsch die Tür wiesen, nahm sich Pauli Zeit 1000 Einsätzen. 1948 trat er erstmals als und Ruhe, um der Beschwerde nachzuge- Aushilfsrechner im Zeitnahmeteam des hen. «Denn auch Computer», realisierte er Dieburger Dreiecksrennens an, 1998 beim völlig frei von Arroganz und Selbstherr- historischen 750-Meilen-Rennen auf dem lichkeit, «werden von Menschen gefüttert Nürburgring hatte er den letzten Einsatz. – und die machen gelegentlich Fehler.» Speziell die Eifelrennstrecke vor den To- Im Dezember feierte Peter Pauli seinen ren seiner Heimatstadt Bonn hatte es ihm 80. Geburtstag. Zusammen mit seiner Frau angetan, hier absolvierte er die meisten Hannelore (45 Jahre verheiratet, keine Einsätze, hier wurde er vorrangig für den Kinder) lebt der ehemalige Ring-Zeitneh- ADAC Nordrhein zum unverzichtbaren Part- mer in einer gemütlichen Penthouse-Woh- ner. Pauli hat die zuerst schleppende, dann nung am Bonner Markt mit Blick auf das fast stürmische Entwicklung der Zeiterfas- historische Rathaus und das tägliche Trei- sung im Rennsport in jeder Phase miter- ben der örtlichen Obst- und Gemüsehänd- lebt – von der simplen Stoppuhr bis zur ler. Frische Ware und günstige Angebote computergesteuerten Zeitmessung via erspäht er von seinem Balkon aus. «Ich Transponder. hab’s hier wirklich gut und geniesse mein Als Elektronik und Computer in der Zeit- Zuhause in vollen Zügen.» erfassung noch Fremdwörter waren, tat Auf grössere Reisen muss er allerdings sich Pauli bereits mit innovativen Ideen inzwischen verzichten, weil ihm eine alte als Spezialist für das Errechnen von Durch- Kriegsverletzung und Knochenprobleme zu schnittsgeschwindigkeiten hervor. Als Be- schaffen machen. Trotzdem ist er mit sich rühmtheit gilt sein ein Meter langer Re- und der Welt zufrieden: «Jeden Tag ein chenschieber, mit Hilfe dessen er die Stun- bisschen frische Luft schnappen, gut es- denmittel der Rundenzeiten bis auf eine sen gehen und gelegentlich Skat spielen – Stelle hinter dem Komma ermittelte. Und was will man mehr.»

Zeitnehmer am Ring: Pauli 1975 Pensionär in Bonn: Pauli heute

Ein bissl Spass muss sein: Paulis «blinde» Zeitnehmertruppe ’87 am Ring Piedade, Domingos (MSa 52/2003) Multi-Manager 173 omingos Piedade betreute zwischen als Kunde zu Hans Werner Aufrecht und D1970 und 1990 hochkarätige Renn- ging als Angestellter.» Der AMG-Chef profis, vorzugsweise aus Südamerika. Stars engagierte den graduierten Wirtschafts- wie oder Ayrton Senna Ingenieur für die Ressorts Marketing und gehörten zu den Klienten des smarten Verkauf. Piedade, im Auftritt stets adrett Portugiesen, der in Köln residierte und als und weltmännisch, passte zur Edelmarke Fan von Rolf Stommelen 1965 zur Rennerei AMG wie die Faust aufs Auge. Und als sich kam. Geschick und Sachverstand zeichne- 1999 die Umwandlung von AMG in eine ten seine Arbeit aus. Bald machten sich hundertprozentige Mercedes-Tochter voll- auch europäische Piloten und Teams wie zog, wurde Piedade zu einem von drei Ge- Walter Röhrl, Willi , Hans Heyer, schäftsführern berufen. Der Job forderte Reinhold Joest, oder Michele allerdings seinen Preis – für den geliebten Alboreto die Qualitäten und Verbindungen Rennsport blieb immer weniger Zeit. Trotz- des Super-Managers zunutze. Piedade, der dem hat er noch zwei grosse Ziele: «Ich sechs Sprachen plus Kölsch fliessend möchte die DTM und die Rallye-WM nach spricht und als Endzwanziger aussah wie Portugal zurückbringen.» Wer den Mann ein Zwillingsbruder des früheren saudi- kennt, weiss, dass es ihm damit ernst ist. schen Ölministers Scheich Ahmed Jamani, Seit 1988 ist Piedade in zweiter Ehe mit denkt besonders gerne an die unbeschwer- der portugiesischen TV-Moderatorin und ten Kölner Jahre zurück. «Mit Fittipaldi, Psychologin Ana-Paula verheiratet. Sie Stommelen und Co. gab es Spass ohne schenkte ihm zwei Söhne (14, 12). Die Ende. Was wir da alles aufgeführt haben, Söhne aus erster Ehe haben sich bereits zu glaubt uns heute sowieso kein Mensch erfolgreichen Managern hochgearbeitet: mehr.» Obwohl er mit dem Management Marc (32), zur Zeit der alten DTM Logistik- seiner Piloten und Teams eigentlich schon Chef im Team Joest, führt zusammen mit restlos ausgelastet war, schaffte es Multi- einem Partner eine Entertainment-Agen- Talent Domingos auch noch, für den por- tur in Lissabon, Guido (29) ist Assistent tugiesischen TV-Sender RTP regelmässig im F1-Team von BAR-Chef David Richards. die Formel 1 zu kommentieren. Weitere Piedades sind schon unterwegs – Gegen Ende der 80er-Jahre ergab sich demnächst erwartet «Opa Domingos» die durch Heyer ein Kontakt zu AMG. «Ich kam Ankunft der Enkel Nr. 3 und 4.

Portugiese in Köln: Piedade 1973 Direktor bei AMG: Piedade heute

Kurz vor der Tragödie in Imola: Ayrton Senna und Piedade im Frühjahr 1994 Pon, Ben (MSa 01-03/2003) 174 Der Weinkönig en Pon, korrekter Vorname Bernardus- grinsend erinnert, «auch ein paar 904 GTS BMarinus, war schon zu seiner grossen und Carrera 10 zu Totalschäden». Als sein Zeit als Porsche-Sportwagen- und -GT-Pi- Vater starb und der Junior den VW- und lot zwischen 1959 und 1969 ein Genuss- Porsche-Betrieb übernehmen musste, be- mensch. Dass aus seiner Vorliebe für gu- sann er sich seiner Verantwortung und be- tes Essen und feine Weine einmal eines der endete 1969 seine Rennfahrer-Karriere. grössten Weingüter Kaliforniens mit ange- Der heute 66-Jährige hat sein Leben schlossenem First-Class-Hotelbetrieb und längst neu geordnet, das Auto-Geschäft mehrfach preisgekröntem Feinschmecker- verkauft und sich im kalifornischen Carmel Restaurant werden würde, konnte damals Valley einen persönlichen Traum erfüllt. freilich niemand ahnen. Sein Hotel «Bernadus Lodge» (57 Zimmer Zumal der niederländische VW- und Por- und Suiten, Preise von 245 bis 1800 Dol- sche-Generalimporteur aus Amersfoort ei- lar pro Nacht) gehört zu den besten und gentlich nur für den Rennsport zu leben teuersten Adressen der Westküste, das in- schien. Seine Welt waren die Cockpits von tegrierte «Marinus Restaurant» ist mehr- Porsche 911, Abarth-Carrera, Carrera 6, fach preisgekrönt, und sein Weingut «Ber- 904 GTS und Carrera 10, in denen er von nardus Winery and Vineyard» produziert Sieg zu Sieg driftete. Der Begründer des pro Jahr rund 600 000 Flaschen Chardon- «Dutch Racing Teams», Förderer Gijs van nay, Sauvignon Blanc und Pinot Noir. Lenneps und vieler anderer niederländi- Trotzdem hat Pon auch noch Zeit zum Gol- scher Jungtalente, fuhr wild und quer, fen (Handicap 5) oder für die Grosswild- hielt nichts von Fitness, ass und trank, was jagd in Afrika. ihm gerade schmeckte. Und trotzdem prä- Zwar versäumt der bekennende Nür- sentierte sich der kleine, wohlgenährte burgring-Fan noch heute kein F1-Rennen und lebensfrohe Mann stets in Topform. am TV, aber bis auf seinen alten Freund Wenn es bei ihm freilich mal krachte, van Lennep gibt es kaum noch Kontakte dann gleich richtig. So überschlug er sich zu den ehemaligen Porsche-Weggefährten. bei seinem ersten und einzigen Formel-1- Ben Pon ist seit 40 Jahren verheiratet, die Einsatz 1962 in Zandvoort im Porsche der Ehe blieb aber kinderlos. Der Edel-Gastro- Ecurie Maarsbergen nach nur zwei Runden nom sieht’s pragmatisch: «Keine Kinder, und verwandelte nebenbei, wie sich Pon kein Ärger.»

Porsche und Partys: Ben Pon 1965 Wein und Wohlstand: Pon 2003

Solitude 1965: Die Porsche-904-Meute mit Pon, Schütz und Stommelen Rosche, Paul (MSa 32/2003) Der Nocken-Paule 175 aul Rosche war als oberster BMW-Mo- lights seiner fast 40 BMW-Jahre gelten der Ptorenmann eine Art Galionsfigur – ohne Formel-1-WM-Titel 1983 mit dem bären- ihn ging bei den Weiss-Blauen nichts. Der starken Turbo, der 2-Liter-4-Zylinder-F2- gemütlich wirkende Mann mit ausgepräg- Motor (129 Rennsiege, 6 EM-Titel) und der ter Vorliebe für Weissbier und bayerische 6-Liter-V12-Sauger mit zwei Le Mans-Er- Lebensart gilt als Architekt des gesamten folgen (1995, ’99). BMW-Motorsports und als Personifizierung Rosche, inzwischen 69, ist BMW nach des Münchner F1-Engagements. Jede sei- wie vor als Berater verbunden und flüch- ner Kreationen wurde zum Hit – egal ob tet mit Vorliebe in seine «Dienstvilla», im 700er oder in den 2-Liter-Tourenwagen, wenn Gattin Hildegard (fast 40 Jahre ver- im legendären CSL Coupé, M1 oder M3, im heiratet; Tochter Susanne, 32, arbeitet bei F2-March oder im F1-Brabham. BMW im Marketing), ihn zur Haus- und Gar- Aber nicht alles, was «Nocken-Paule» tenarbeit verpflichten will. Oder er schiebt und seine ihm treu ergebenen Männer kon- wichtige Oldtimer-Events vor, wie Mille Mi- struierten und initiierten, hatte offiziel- glia, Silvretta- oder Ennstal-Classic. Natür- len Segen der Vorstandsetage. So mussten lich verfolgt er alle F1-GP und freut sich neue Projekte oft genug auf eigene Faust über jeden Sieg der BMW-Truppe. Vor Ort vorangetrieben werden, die Untergrundar- ist er selten, «weil man sich da ohne Job beit wurde sogar zur einer Art Rosche-Spe- so komisch vorkommt». Da fühlt er sich im zialität: «Wir wurden so oft dazu gezwun- Biergarten bei Weissbier und Brotzeit viel gen, dass wir im Laufe der Zeit eine ge- wohler. Auch gesundheitlich geht’s ihm wisse Routine entwickelt haben», erinnert gut – «bis auf das übliche Alterszwicken». sich der PS-Guru grinsend vor allem an die Wer mehr über «Nocken-Paule» wissen 70er- und frühen 80er-Jahre. möchte, kann sich auf eine demnächst in Die Situation besserte sich erst, als er der Buchreihe «BMW Portraits» erschei- in BMW-Marketing-Mann Karl-Heinz Kalb- nende Biographie freuen. Das Werk er- fell einen dauerhaften Verbündeten fand. scheint unter dem Titel «Ein genialer Mo- Unermüdlich schoben sie neue Ideen an, toreningenieur – Geschichten zur Ge- so auch den erfolgreichen neuen F1-V10- schichte», 160 Seiten, 29,90 Euro, Autor: Motor. Ende 1999 wurde Rosche in den Ru- Kalli Hufstadt, Herausgeber: BMW Mobile hestand verabschiedet. Als absolute High- Tradition.

BMW-Erfolgsgarant: Rosche 1982 Flucht vor Hausarbeit: Rosche ’03

Einer von Rosches grössten Würfen: Weltmeister-Turbo 1983 mit Piquet Ruch, Gerd (MSa 19/2003) 176 Mustang-Reiter erd Ruch und sein feuerspeiender Ford täuscht. Der Mustang war dort absolut un- GMustang – für Fans und Freaks waren fahrbar.» 101 Starts, vier Punkte und jede sie eines der grossen Highlights der alten Menge tolle Erinnerungen – Ruchs persön- DTM. Und die gelegentlichen Auftritte von liche Bilanz aus acht DTM-Jahren. Bruder Jürgen in einem zweiten Mustang Mit dem Gewinn der BPR-Trophy im Por- verstärkten den Sympathie-Effekt noch sche 911 GT2 zog der Berliner Ende 1996 zusätzlich. Gerd, von der Statur her genau- unter das Kapitel Rennsport einen Schluss- so bullig wie sein 550-PS-Bolide, avancier- strich. Seine neuen Hobbys sind die Flie- te trotz aller Superstars zum Publikums- gerei und Golf. So oft wie möglich geht der liebling, weil er als Underdog eine tolle 49-jährige Lockenkopf mit seiner Cessna Show lieferte. Genau dieses Sympathie- 210 in die Luft. «Solange ich mir das leis- Element, meinen eingefleischte Edelfans, ten kann, werde ich die genialen Ausbli- würde auch der neuen DTM ganz gut tun. cke geniessen», schwärmt Ruch, dessen Der Mustang-Reiter bestätigt das: «Noch Heizungsbau-Betrieb ebenso unter der Re- immer kriege ich jede Menge Fanpost, die zession leidet wie andere Unternehmen. Leute wollen, dass ich zurückkomme.» «Gerade bei uns in Berlin ist die Geschäfts- Diesbezüglich macht er keine Hoffnung: lage nicht berauschend, Aufträge werden «Ich hatte eine unvergesslich schöne DTM- zögerlich vergeben, alle wollen sparen.» Zeit, dabei soll’s bleiben.» Nur selten lässt er sich an den Renn- Jede Zielankunft seiner 89 Starts mit strecken sehen, versäumt aber keine DTM- dem US-Exoten wurde damals lautstark be- Übertragung im Fernsehen. Sein Eindruck jubelt. Und als er 1995 seine letzte Sai- von der neuen DTM: «Am Anfang war’s echt son in einem AMG-Mercedes bestritt, wa- ätzend, aber langsam wird’s besser.» Ge- ren die Fans teilweise richtig sauer und be- legentlich telefoniert er noch mit seinem zichtigten ihn des Verrats an der Mustang- DEKRA-Kumpel Sigi Berner, ansonsten gibt DTM-Tradition. Zum Thema Nordschleife es keine Kontakte mehr zur alten DTM- gesteht der gewiss nicht zimperliche Ber- Truppe. Lebensmittelpunkte sind für Gerd liner übrigens offen: «Nach dem ersten mehr denn je seine Lebensgefährtin Petra, Lauf hatte ich nur noch nackte Angst. Um seine 19-jährige Tochter und sein Flug- nicht zum zweiten Durchgang antreten zu zeug. «Ich vermisse nichts, bin gesund, müssen, habe ich einen Defekt vorge- und mir geht’s gut.»

Publikumsliebling: Gerd Ruch 1993 Nur Fliegen ist schöner: Ruch heute

Wenn er kam, wackelte die Bude: Gerd Ruch 1993 in seinem V8-Mustang Schoppe, Urban (MSa 46/2003) Das Kraftpaket 177 rban Schoppe – ein Kerl wie ein Baum, der Scuderia Hanseat lernte Schoppe alles Ustrotzend vor Kraft, topfit wie ein Leis- über Kurventechnik und Ideallinie – sein tungssportler und unverschämt gesund. Instruktor war damals der rennfahrende Man schätzt ihn auf höchstens 55, tat- ZDF-Mann Rainer Günzler. Schon bald steu- sächlich ist er 62. Fitness und Sport sind erte der Essener im Porsche S90 seinen ers- für ihn unverzichtbare Lebensinhalte. Ha- ten Titelgewinn an – den «ONS Pokal für rald Grohs kann ein Lied davon singen, was GT-Wagen 1962», eine Kombination aus es heisst, mit Schoppe Sport zu treiben. Rallyes, Slaloms und Rennen. Mit Carrera «Als ich Harald in den 70er-Jahren kennen 2, 911 und BMW 1800 TI folgten weitere lernte», erinnert sich das Kraftpaket, «hat- siegreiche Jahre. Aber auch die schmerz- te das Bürschchen konditionell nichts hafte Seite lernte der Erfolgsverwöhnte drauf. Wir haben dann gemeinsam ein har- kennen: Bei einem Mega-Unfall auf der tes Programm durchgezogen.» Und Grohs, Nordschleife, ausgelöst durch Radverlust, der anfangs oft kraftlos aus dem BMW- erlitt er einen Schädelbasisbruch und ver- Cockpit torkelte, ist dem Fitnessfreak noch lor linksseitig das Gehör. «Aber das Ohr», heute dankbar. «Der hat mich ganz schön feixt Schoppe, «ist noch da.» rangenommen, aber ohne seine Schleife- Heute fordert der Karosseriebau- und rei wäre ich als Rennprofi wahrscheinlich Lackierbetrieb des Junggesellen (dreimal gescheitert. Das war verdammt hart, aber verheiratet, keine Kinder) mit 16 Mitarbei- was fürs Leben.» tern alle Kraft und Konzentration. Die Urban Schoppe ist nicht nur stolz auf knappe Freizeit ist für sportliche Aktivitä- seinen Schützling Grohs, sondern auch da- ten reserviert: Golf (Handicap 13), ver- rauf, zu den frühen Mitbegründern der Es- schärftes Skilaufen, Rennrad, Joggen, Fit- sener Motorsportkultur gehört zu haben. nessstudio. Auch der Kontakt mit der Es- Zusammen mit Gleichgesinnten wie Rüdi- sener Rennclique funktioniert noch präch- ger Faltz, Otto Lux, Friedhelm Slowik, Die- tig. Und wenn sein Freund Wolfgang Schöl- ter Fröhlich, Fritz Striewisch oder Horst ler im Vorfeld der Motorshow Hilfe braucht, und Ursula von Gundlach verschaffte er zu ist Schoppe zur Stelle und unterzieht die Beginn der 60er-Jahre dem Rallye- und Fun-Cars einer Schnell-Restaurierung, die Rennsport in der Messestadt Akzeptanz in verrostetem oder beschädigtem Zustand und Medieninteresse. Bei den Lehrgängen angeliefert wurden.

Porsche und Pokale: Schoppe 1965 Firma und Fitness: Schoppe heute

Flugplatz Achum 1965: Schoppe (Abarth Carrera) in Linges Windschatten Schornstein, Dieter (MSa 29/2003) 178 Der Markentreue ieter Schornstein gehörte zu den Spät- und Freund Wollek die Strecke ab Aachen Dstartern im Rennsport. Erst mit 35 be- zusammen auf Rennrädern zurücklegten. gann der Aachener im Porsche Carrera die «Aber nur one way, zurück war uns das ersten Erfolge einzufahren. Seine bevor- Auto dann doch lieber.» zugten Spielplätze waren die Sportwagen- Mammuttouren auf dem Rennrad unter- WM sowie die Deutsche Rennsportmeister- nimmt der inzwischen 63-Jährige zwar schaft (DRM). In den zehn Jahren seiner noch immer («jedes Jahr im Sommer ein- Privatfahrerlaufbahn blieb er dabei stets mal mit Freunden von Aachen nach Tirol seiner Lieblingsmarke Porsche treu – dem und zurück»), aber ansonsten geniesst er Carrera folgten der 935 Turbo in allen Va- zusammen mit Lebensgefährtin Helga seit riationen und der 956. «Ausser Porsche», zwei Jahren die Vorzüge eines sorgenfrei- versichert er stolz, «habe ich nie ein an- en Rentnerlebens. Im Winter Skifahren in deres Rennauto angerührt.» Österreich, im Frühjahr und Herbst Faulen- Als Partner und Sponsor für sein Team zen auf Mallorca, im Sommer Natur pur auf konnte er die Aachener VEGLA-Glaswerke dem Landsitz in Niederforsbach bei Aa- begeistern. Während er selber sich immer chen. Auf dem grosszügigen Grundstück als Amateur verstand, waren Vollprofis als tummeln sich Gänse, Hühner, Schafe, Zie- Verstärkung stets willkommen. Gastpilo- gen und sonstiges Kleingetier. Die Leitung ten wie Walter Röhrl, Harald Grohs oder seines Betriebs für Metallbau-Konstrukti- Volkert Merl sorgten gemeinsam mit dem onstechnik hat er 2001 an seinen 33-jäh- Chef für bemerkenswerte Erfolge. Als High- rigen Sohn übergeben: «Ich habe mein Le- light in der Geschichte des «VEGLA-Team ben lang hart gearbeitet und nie richtig Schornstein» gilt der DRM-Titel ’82 durch Urlaub gemacht. Es war einfach an der Zeit, Bob Wollek im . Mit Reinhold mehr Wert auf Lebensqualität zu legen.» Joest, auf dessen technischen Beistand Dabei achtet er weiterhin auf Fitness Schornstein oft und gerne setzte, teilte er und Gesundheit, ist ständig in Bewegung, sich in der Langstrecken-WM 1983 das spielt Fussball bei den Senioren von Ale- Cockpit eines 956. mania Aachen und neuerdings auch noch Insgesamt sieben Mal startete Schorn- Golf. Stolz vermeldet er: «Mein Kampfge- stein in Le Mans – die Anreise dorthin dau- wicht beträgt immer noch 69 Kilo – wie zu erte übrigens mal ganze fünf Tage, weil er besten Porsche-Zeiten.»

Flotter Radler: Schornstein 1979 Flotter Rentner: Schornstein heute

DRM Hockenheim 1982: Schornstein im farbenfrohen Joest-Porsche 935 Seegers, Heinz (MSa 10/2003) Der scharfe Hund 179 einz Seegers sorgte 40 Jahre lang als seinen strengen Kurs unverdrossen beizu- HTechnischer Kommissar bei Rallyes und behalten. «Der Mann war schon ein schar- Rennen für die buchstabengetreue Einhal- fer Hund und trieb uns oft bis zum Wahn- tung der Regelwerke – und nicht selten sinn», erinnert sich Rallye-Profi Peter Lin- auch für Wirbel und Endlos-Diskussionen. zen an hochdramatische Abnahme-Sze- Vor allem die Rallye-Zunft bekam regel- nen, «aber er lag meistens richtig. Wer mässig Bauchweh, wenn der ehemalige pampig wurde, hatte ganz schlechte Kar- Marine-Offizier die Technische Abnahme ten. Mit Diplomatie und Höflichkeit kam leitete. Da blieben auch schon mal Autos man mit ihm noch am besten zurecht.» einfach stehen, weil man sich über Detail- Der mittlerweile fast 78-Jährige erfreut fragen nicht einig werden konnte. sich bester Gesundheit, treibt regelmässig Der kleine Mann (Markenzeichen: Sport und geht oft zum Segeln. Mit Ehe- stramme Haltung, militanter Auftritt) liess frau Gisela (40 Jahre verheiratet, der 38- sich auch von grossen Namen nicht ein- jährige Sohn hat eine eigene Zahnklinik) schüchtern. Dabei biss er sich gerne an lebt Seegers in Hannover. Offiziell als Pen- Kleinigkeiten fest und trieb die Betroffe- sionär, tatsächlich jedoch noch genauso nen mitunter bis an den Rand der Verzweif- umtriebig wie eh und je. Gleich nach sei- lung. Galten bei den Rallyes vorzugswei- ner Pensionierung 1990 eröffnete er ein se Art und Anbringung von Zusatzlampen Ingenieurbüro, wurde Industrie-Berater, als sein Lieblingsthema, fahndete er bei half dem ADAC als TK der Formel-BMW-Ju- Rundstreckenrennen mit Vorliebe nach nior und überwachte kürzlich die Volkswa- strittigen Distanzscheiben und sonstigen gen-Weltrekordfahrten mit dem W12. Zu- Grauzonen. dem kümmert er sich um die Ausbildung Gelegentlich gipfelte der Zorn auf den junger TK-Anwärter nach dem Motto: «Je gestrengen Diplom-Ingenieur gar in wüs- gewissenhafter die Abnahme vor der Ver- ten Drohungen. «Wenn ich Sie mal auf der anstaltung, desto weniger Proteste und Strasse finde», liess ihn etwa die wüten- Ärger gibt es danach.» de Frau eines Wettbewerbers wissen, Sollte es im Leben des Heinz Seegers «dann überfahre ich Sie, ohne mit der Wim- wirklich mal ein bisschen ruhiger zugehen, per zu zucken.» Aber das hielt den Hüter träumt er von einer Kreuzfahrt rund um die korrekter Technik keineswegs davon ab, Welt. Aber das kann noch dauern …

1956: Ingenieur mit Inbrunst 2003: Pensionär mit Power

Da zitterten die Schlawiner: Seegers 1967 bei der «Harz-Winter-Fahrt» Singer, Norbert (MSa 23/2003) 180 Porsche forever orbert Singer ist einer der letzten Mo- Ihr Tod hat bei uns allen tiefe Wunden hin- Nhikaner aus Rennsport-Glanz- terlassen.» zeiten der 70er-, 80er- und 90er-Jahre. Seit Porsche keinen Werkssport mehr Seine alten Weggefährten Helmut Bott und betreibt, findet man Singer nur noch an Huschke von Hanstein leben nicht mehr, der Rennstrecke, wenn private Porsche- Peter Falk, Hans Mezger und andere sind Teams ihn anfordern. Dort sind sein Rat, schon pensioniert. Und auch der Rennin- sein Wissen und seine strategischen Tricks genieur mit Halbbrille als Markenzeichen nach wie vor gefragt – vor allem in Le Mans. wird Ende nächsten Jahres mit 65 in den Offiziell ist er bei Porsche noch immer Ruhestand gehen. «Leiter für Werkssport und Einsätze». Ob- Im beruflichen Leben des engagierten wohl er notgedrungen die meiste Zeit im Diplomingenieurs gab es nichts anderes als Büro verbringt, bleibt er immer auf Ball- Porsche, Porsche und nochmals Porsche. Er höhe mit dem aktuellen Rennsportgesche- hat alle 16 Le-Mans-Siege der Stuttgarter hen. So sind Formel 1, ALMS und FIA-GT- miterlebt – den ersten 1970 mit dem 917 Serie für ihn an den Wochenenden Pflicht- genauso wie den letzten 1998 mit dem sendungen im TV. Und wenn er mal per- GT1. Als «schönstes Erlebnis überhaupt» sönlich an der Piste aufkreuzt, gibt’s meist gilt für ihn der grandiose Dreifachsieg des ein fröhliches Wiedersehen mit Freunden nagelneuen 956 gleich beim ersten Le- aus früheren Jahren. «Die kommen dann Mans-Antritt 1982. Der 956 und das Nach- aus allen Ecken und sagen Hallo.» folgemodell 962 gehörten ebenso zu sei- Zusammen mit seiner Familie (beste- nen Lieblingsautos wie der 2-Liter-«Baby- hend aus Gattin Doris, Sohn Andy, 22, und Porsche 935» von ’77. Als grösste Enttäu- Tochter Conny, 18) lebt Singer in Vaihin- schung nennt er das werkseigene Indy- gen. Gesundheitlich bewegt er sich «bis Projekt, das letztlich politischen Querelen auf ein Zwicken im Kreuz» auf der Sonnen- im eigenen Haus zum Opfer fiel. seite. Zu seinen Hobbys Fotografie, Filmen Von den zahlreichen Werkspiloten be- und Garten soll nach der Pensionierung ein eindruckten ihn besonders die unverges- weiteres kommen: «Dann will ich mein senen Bob Wollek und Stefan Bellof. «Bob Rennarchiv mit mehreren tausend Fotos war ein zäher Arbeiter am Auto, Stefan ein sichten und ordnen.» Da wäre wohl jeder begnadetes Fahrtalent vom anderen Stern. echte Porsche-Fan gerne dabei.

Le-Mans-Experte: Singer 1973 Der Ruhestand naht: Singer 2003

Die Väter des Erfolgs: Bischof, Singer, Bott und Falk 1983 in Le Mans Steckkönig, Günter (MSa 44/2003) Flotter Ingenieur 181 ünter Steckkönig verstand die Welt mit 70 Kollegen musste sich Steckkönig Gnicht mehr, als ihn sein damaliger Boss nach 35 Porsche-Jahren notgedrungen in Ferdinand Piëch nach einem gewonnenen den Vorruhestand verabschieden. «Das war Rennen anknurrte: «Gute Rennfahrer kann der traurigste Moment in meinem Porsche- ich überall kaufen, gute Techniker nicht. Leben, als wir zum letzten Mal durch das Sie sollten sich mehr um ihren Job küm- Werkstor in Weissach gingen.» mern.» Tatsächlich sah es der Porsche-Chef Die freie Zeit wurde rasch mit neuen Ak- nie gerne, wenn seine Ingenieure neben- tivitäten belegt. Er fand Gefallen am Se- bei Rennen fuhren. «Das betraf mich ge- gelfliegen (Ultraleicht-Motorsegler), in- nauso wie Herbert Linge», erinnert sich der tensivierte sein Fitnessprogramm (Renn- Fahrwerks-Entwickler aus der Weissacher rad, Mountainbike) und frönte seiner Lei- Rennabteilung. «Statt Gratulationen gab’s denschaft für Jazz, in dem er alle erreich- regelmässig was auf den Deckel.» baren Konzerte besucht. Ausserdem ist er Dabei machte Steckkönig aus der Not noch immer ein gefragter Instruktor bei eine Tugend und fuhr immer dann bei an- Fahrsicherheitslehrgängen, wo er sein deren mit, wenn’s nichts kostete. Eigene Wissen als Fahrer und Techniker an die Por- Mittel hatte der ebenso schnelle wie ta- sche-Kunden weitergibt. lentierte Renningenieur nicht anzubieten Wie sein Ex-Mitstreiter Norbert Singer – seine Mitgift war sein technisches Wis- lebt Steckkönig mit Ehefrau Ellen (seit sen. So gab es kaum ein Porsche-Modell, 1965 verheiratet, zwei Töchter, 35, 31) in das der Schwabe nicht im Renntempo be- Vaihingen/Enz. Der mittlerweile 67-Jähri- wegt hätte – und wenn es nur auf der Test- ge ist nach wie vor Racing-Fan, schaut ger- strecke in Weissach war. ne Formel 1 und DTM im Fernsehen und Zwischen 1963 und 1988 startete er bei hält regen Kontakt mit alten Wegbeglei- nahezu allen Klassikern: Le Mans, Dayto- tern wie Herbert Linge, Roland Asch, Paul- na, Sebring, . Sein Lieblings- Ernst Strähle oder Dunlop-Renndienst- auto war der Porsche 908/3. Die erfolgrei- mann Gerd Knospe. Stolz berichtet Steck- che Karriere endete erst, als ohne Geld könig von seinem neuesten Hobby: «Statt selbst bei den Kundenteams nichts mehr Powerslide mit dem Auto mach’ ich jetzt ging. Noch dicker kam’s ’92, als es Porsche Powerwalking mit meiner Frau. Das ist wirtschaftlich nicht gut ging. Zusammen auch Competition und hält obendrein fit.»

Haar ja, Bart nein: Steckkönig ’73 Bart ja, Haar nein: Steckkönig ’03

84-h-Ring-Marathon 1970: Porsche-914-Dreifachsieg mit Steckkönig (2) Steinmetz, Klaus (MSa 30/2003) 182 Der Italien-Fan laus A. Steinmetz kann auf eine beweg- Rennstrecken- und Fahrzeugsicherheit. Kte Motorsportkarriere zurückblicken. Die DTM bot ihm als ITR-Vize und Alfa-Ko- Der gelernte Diplomingenieur erlebte die ordinator zwischen 1993 und 1996 die 60er-Jahre bei Abarth und BMW als Pilot, letzte sportliche Bühne. Rennleiter und Technikchef in Personal- Heute lebt der Italien-Fan, der fliessend union. An die 100 Siege in Sport- und Tou- Italienisch und Englisch sowie ordentlich renwagen fuhr Steinmetz am Berg und auf Französisch spricht, in Bietigheim bei der Rundstrecke zusammen. Den Touren- Stuttgart und ist Vorsitzender der «Inte- wagen-EM-Titel verpasste er im 1000er- ressengemeinschaft Fördertechnik AG». Abarth nur, weil er sich an die Stallregie «Eigentlich wollte ich mit 65 Schluss ma- zugunsten von hielt. chen, aber das ist mir leider nicht gelun- Dann wurde Opel für ihn zum Dreh- und gen», sagt der geschiedene Familienvater Angelpunkt, das Unternehmen «Steinmetz (zweimal je 20 Jahre verheiratet, zwei Opel Tuning» zum Mekka für Kadett-, As- Söhne, 42/40, zwei Töchter, 26/17). cona-, Commodore- und GT-1900-Fans. Bis auf ein Augenleiden (das ihn schon Auch auf der Piste verschaffte sich der seit Abarth-Zeiten begleitet) und die ein- Opel-Tuner mit eigenem Rennstall Akzep- geschränkte Beweglichkeit der linken tanz. Das jähe Ende für den Tuningbetrieb Hand (die ihm bei einem Verkehrsunfall kam im Gefolge der Benzinkrise von 1973: 1993 halb abgerissen und wieder angenäht Viele Tuning-Unternehmen gerieten da- wurde) geht es dem jetzt 68-Jährigen ge- mals ins Trudeln, darunter auch Steinmetz. sundheitlich «ganz ordentlich». Was mo- Erst 1993 wurde der Name Steinmetz- torsportlich interessiert, sieht er sich im Opel von der Aachener Kohl-Gruppe wie- TV an. F1 und V8STAR hat er zu Pflichtsen- derbelebt, allerdings ohne den Gründerva- dungen erhoben, der neuen DTM stand er ter, der sich Mitte der 70er neu orientiert lange skeptisch gegenüber: «Aber seit dem hatte. Die wichtigsten Stationen: Eröff- Wahnsinnsrennen letztes Jahr am A1-Ring nung eines Ingenieurbüros für Industrie- habe ich meine DTM-Einstellung in den po- anlagen, Sportdirektor bei Alfa Romeo sitiven Bereich verschoben.» Deutschland und Leiter der Alfasud-Cups, Für die Zeit seines Ruhestands hofft er, DMV-Sportpräsident, Mitglied der ONS- «das Meer mal vor mir zu sehen, und wenns Sportkommission, FIA-Delegierter für irgendwie geht, in Italien».

Abarths Multitalent: Steinmetz ’65 «Wahl-Italiener»: Steinmetz 2003

Flugplatz Ulm 1967: Steinmetz im legendären BMW-«Monti»-Sportwagen Stureson, Per (MSa 08/2003) Stiller Schwede 183 er Stureson gehörte zu den prägenden eine neue Aufgabe an der Rennstrecke be- PFiguren der frühen DTM-Jahre. 1985 kam. Als Betreuer und Berater seines Ju- stieg der Inhaber eines Malerbetriebs mit niors erlebte der Ex-Champion, wie Johan einem Volvo 240 Turbo des IPS Teams in zum Frontrunner in der Formel BMW und die deutsche Parade-Rennserie ein und ge- der Deutschen Formel-3-Meisterschaft wann auf Anhieb den Titel. Teamchef war wurde. Für dieses Jahr nimmt Stureson jr., jener Ingmar Persson, der in der aktuellen inzwischen 29, mit Seat das schwedische DTM für Mercedes drei CLK einsetzt. Der Tourenwagen-Championat ins Visier. still und unauffällig agierende Schwede Und der Herr Papa, Vorsitzender der chauffierte den schweren Volvo souverän schwedischen Malermeister-Innung, kann durch die Saison. Zwar machten ihm sei- es auch noch nicht so richtig lassen. «Nur ne härtesten Konkurrenten – so zum Spass» startet er gelegentlich mit im Rover V8 und Harald Grohs im BMW 635 einem Renault-Spider oder einem Porsche CSi – das Leben nach Kräften schwer, aber 968 bei diversen Langstreckenrennen im letztlich setzten sich Turbo-Power und Heimatland. schwedische Nervenstärke durch. Im März wird Per Stureson 55, ist seit Die beiden folgenden Volvo-Jahre 33 Jahren verheiratet mit Anita und hat brachten dann nur noch die DTM-Ränge 4 neben Johan noch eine 27-jährige Toch- und 6, «was für mich eine Riesenenttäu- ter, die ihren Sport vorzugsweise auf dem schung war, denn als Titelverteidiger hät- Rücken der Pferde ausübt. Über Satellit te ich einfach besser sein müssen». Der sieht er sich zu Hause jedes DTM-Rennen Frust wurde noch gesteigert durch eine an, dazu natürlich die Formel 1 und ein verkorkste Mercedes-Saison, die Stureson paar andere PS-Leckerbissen. Mit seinen zum Anlass nahm, seine Rennkarriere 1988 früheren DTM-Weggefährten Ingmar Pers- nach insgesamt 16 Jahren zu beenden. In son und Roland Asch hat er noch heute re- den DTM-Bestenlisten verewigte sich der gelmässig Kontakt. schwedische Schweiger mit 350 Punkten, Schon jetzt freut er sich auf das nächs- 209 Führungskilometern, zwei Siegen und te «Hallo wie geht’s»-Klassentreffen am 6. vier Poles. Dezember anlässlich der Motorshow Essen, Sohnemann Johan, mit 10 Jahren schon «weil das die einzige Möglichkeit ist, vie- Kart-Meister, sorgte dafür, dass der Vater le alte Freunde wieder zu sehen».

Schneller Amateur: Stureson 1979 Noch heute ein DTM-Fan: Stureson

Schweden-Hammer: Per Stureson im Volvo 240 Turbo 1986 auf der Avus Teves, Thomas (MSa 49/2003) 184 Kekes Teamkollege homas Teves lässt keinen Zweifel daran, Porsches wüste Drifts zelebrierte. Eindeu- Twas ihm in seinen zehn Rennjahren den tig gehörte die Frohnatur zur Kategorie der meisten Spass gebracht hat: Die Saison Spass-Piloten. Als aber der erste Familien- 1975 mit Keke Rosberg und Poldi von zuwachs kam, war Schluss mit Racing – mit Bayern in der Formel Super VW. Im Team Ablauf des Super-VW-Jahrs 1975 beendete des Sylter Boutiquen-Königs Uwe Jürdens Teves seine motorsportlichen Exzesse. («Uwe’s Mode Racing») genossen die drei Die wilde Zeit im Rennauto ist genauso Kumpels in jenem Jahr nicht nur die Profi- Vergangenheit wie die häufigen Woh- Unterstützung des Kaimann-Chefs Kurt nungswechsel. Nach Bad Homburg, Sylt, Bergmann, sondern liessen es auf und ne- Hamburg und München hat der mittlerwei- ben der Piste auch richtig krachen. «Keke le 56-jährige Diplom-Ingenieur zusammen war noch der Vernünftigste von uns», er- mit seiner Frau Karin im Taunusstädtchen innert sich Teves feixend. «Poldi und ich Friedrichsdorf seine endgültige Heimat ge- waren mehr für den Blödsinn zuständig.» funden. Die drei erwachsenen Kinder (zwei Die Rollenverteilung führte zwangsläufig Söhne, 27/25, eine Tochter, 21) stecken dazu, dass Teamleader Rosberg meistens noch im Studium. Golfen und Radfahren siegte und auch den Titel des deutschen sind zwar die neuen Hobbys des Familien- Super-VW-Meisters einfuhr. vorstands, aber der Motorsport ist noch Der Enkel des Gründers der Teves- immer ein Thema. So verbindet ihn mit Firmengruppe (u.a. Ate Bremsen, 1968 Poldi und Keke nach wie vor eine enge verkauft an ITT, jetzt Continental-Teves) Freundschaft, man sieht sich regelmässig. hatte seine Laufbahn als Hobby-Renn- Und wenn er mal die DTM besucht, steuert fahrer zusammen mit Prinz Poldi 1965 im er zielstrebig das Rosberg-Motorhome an. Mini-Cooper-Team von Don Wooding be- Die Karriere von Kekes Sohn Nico faszi- gonnen. Weil der schnauzbärtige Hesse niert ihn. «Der Bursche ist so gut wie sein ziemlich flott unterwegs war, durfte er als alter Herr damals», glaubt Teves, «genau damals jüngster Lizenzfahrer Deutsch- das gleiche Kaliber.» Dass es nicht mehr lands mit 18 Jahren schon einen Werks- so locker und lustig wie vor 30 Jahren zu- BMW bei der Rallye Monte Carlo steuern. geht, hat auch Kekes alter Gefährte Aber seine Liebe gehörte eindeutig den erkannt. «Gerade deshalb sind wir froh, Flugplatzrennen, wo er in Minis, Alfas und diese wunderbare Zeit erlebt zu haben.»

Fahrer: Teves 1975 im Kaimann Fan: Teves 2003 bei der DTM

Frühliches Super-VW-Trio: Die Kaimann-Asse Teves, Rosberg und Poldi 1975 von Bayern, Leopold Prinz (MSa 26/2003) «Prinz Vollgas» 185 eopold Prinz von Bayern, von den Renn- «Aber am schlimmsten war», jammert er, LKumpanen kurz und respektlos Poldi ge- «dass es mir beim Anprall meine goldene nannt, hat sein schnelles Hobby immerhin Rolex vom Arm gerissen hat und das teu- 35 Jahre lang ziemlich konsequent und er- re Teil nie mehr aufgetaucht ist.» Was das folgreich betrieben. Die Begeisterung der bayerische Blaublut sonst noch so alles er- königlichen Familie hielt sich zwar in Gren- lebt und angestellt hat, ist in seinem Best- zen, aber der Vollgas-Prinz zog sein Ding seller «Ein Prinz erzählt» nachzulesen. durch. Nach wilden Jahren im Mini Cooper Am Samstag, den 21. Juni, feiert Prinz S in den 60er- und der Formel Super VW in Poldi seinen 60. Geburtstag. Seitdem den 70er-Jahren fand Poldi seine dauer- Schluss ist mit der professionellen Renne- hafte Heimat als Profi bei BMW. rei, sehen ihn seine Gemahlin Uschi (die Als er sich mit 55 anlässlich des STW- er 1977 geheiratet hat), seine beiden Söh- Laufs im Oktober 1998 am Nürburgring als ne Manuel (30) und Constantin (16) sowie Rennfahrer verabschiedete, hatte er rund die Töchter Pilar (25) und Felipa (22) auch 25 BMW-Jahre in allen möglichen Rennse- öfter mal zu Hause in Berg am Starnber- rien auf dem Buckel. Für die Weiss-Blauen ger See. fuhr er alles, was wichtig war und gute PR Fad wird’s ihm trotzdem nie: Für BMW brachte: DRM mit dem Gruppe-5-320, DRT ist Poldi als Botschafter unterwegs, in mit dem M1, DTM mit dem M3, japanische gleicher Mission repräsentiert er die Deut- und deutsche STW mit dem 320i. sche Bank und Löwenbräu. Zu ein paar Old- Dramatische Zwischenfälle gab es kaum timer-Events reicht die Zeit auch noch, da- – nur zweimal hat’s ihn arg gebeutelt. runter die Mille Miglia als jährliches Beim Bergrennen Zotzenbach flog er samt Pflichtprogramm (diesmal im BMW 328 mit Mini Cooper «in den ersten Stock eines Ap- Carl Gustav von Schweden als Co). Im Üb- felbaums». Und 1994 bei den 24 Stunden rigen dürfte sein jüngster Spross dafür sor- am Nürburgring überholte er des Nachts, gen, dass der Rennsport im Hause des Bay- in Führung liegend, Jockel Winkelhocks ern-Prinzen ein Thema bleibt: «Der Con- BMW im freien Flug über dessen Dach und stantin», erzählt Poldi stolz , «ist sehr ta- riss dem Schwaben dabei sogar die Schei- lentiert und lässt es im Kart richtig kra- benwischer ab. Poldis M3 war platt, der chen. Ich hoffe, er wird auch mal BMW- Chauffeur verletzt im Adenauer Spital. Werkspilot.»

Au weia: Poldi ’73 im Hippie-Look «Ein Prinz erzählt»: Poldi 2003

Das erklärte Lieblingsauto seiner Königlichen Hoheit: Poldi 1982 im M1 von Gundlach, Horst (MSa 11/2003) 186 Mr. Unverwüstlich orst von Gundlach, engagierter Renn- auch die Kiosk-Schlacht mit dem MOTOR- Hund Rallyefahrer aus Essen und zwi- SPORT-aktuell-Vorläufer «Powerslide» um schen 1953 und 1965 neunmal Sieger der die Gunst der Leser. Rallye Wiesbaden, hat auf seine Art deut- Die Trennung von «seinem Blatt» war sche Rennsport-Historie geschrieben. Der für den Essener Pionier zwar schmerzhaft, erfolgreiche Mercedes-300-SL-Pilot be- aber viel schlimmer hatte ihn zuvor der scherte dem Zeitschriftenmarkt ab März Unfalltod seiner Frau getroffen. Trotzdem 1961 mit dem Titel «Automobilsport» das blieb er dem Sport als gefragter Instruk- erste Fachblatt in Deutschland. tor und Referent treu. Der Nürburgring Zusammen mit seiner ebenfalls rallye- wurde für ihn zur zweiten Heimat – hier fahrenden Ehefrau Ursula stand der adeli- feierte er seinen 80. Geburtstag, und hier ge Sportsmann der Monatspublikation als wird der unverwüstliche Rennsportfan in Finanzier, Verleger, Herausgeber, Anzei- ein paar Wochen auch den 90. begehen. genakquisiteur und Chefredakteur in Per- Neben vielfältigen Engagements rund sonalunion vor. Mitstreiter der ersten um den Rennsport arbeitete von Gundlach Stunde waren überdies der Essener Hobby- bis zu seiner Pensionierung vor 15 Jahren Rennfahrer Friedhelm Slowik und ein be- als Automobilkaufmann im Essener VW- geisterter Jung-Journalist. und Audi-Zentrum Schultz. Bis vor kurzem Der Verkaufspreis betrug eine Mark, Um- hat er sogar noch für seinen alten Arbeit- fang und Anzeigenaufkommen waren geber Autos überführt und ausgeliefert – dünn, Papier- und Fotoqualität dürftig. quasi als Beschäftigungstherapie. Der rüs- Egal: Deutschland hatte seine Fachzeit- tige Rentner lebt seit dem Tod seiner Frau schrift. Obwohl das Blatt von der Fange- alleine. meinde gierig verschlungen wurde, stan- Nachdem sich eine neue Herzdame kurz den die Erträge von Anfang an in krassem nach der Hochzeit als stramme Lesbierin Missverhältnis zu den Kosten. Trotzdem outete, schmiss er sie raus und beschloss, hielt Initiator von Gundlach solange tap- sein Leben fortan ohne weiblichen Bei- fer durch, bis der Titel 1967 vom Dobler- stand zu verbringen. Jetzt hat von Gund- Verlag übernommen und mit dem Fach- lach nur zwei Wünsche: «Gesund bleiben blatt «Rallye und Racing» verschmolzen und möglichst viele ‹Hallo, wie geht’s?- wurde. In voller Schärfe entbrannte nun Klassentreffen› erleben.»

Presse-Pionier: von Gundlach ’62 Erstes Fachblatt: Automobilsport

Freut sich auf möglichst viele «Klassentreffen»: Horst von Gundlach (90) von Hohenzollern, Ferfried Prinz (MSa 48/2003) Prinz Vollgas II 187 erfried Prinz von Hohenzollern, von Am wohlsten fühlte er sich auf Flugplätzen Fseinen Freunden kurzerhand «Pfaff» ge- und in Hockenheim, wo er auch den nannt, war neben Leopold Prinz «Poldi» grössten Teil seiner Siege erkämpfte. von Bayern der zweite Vertreter des deut- Zugunsten von Studium und Beruf ver- schen Hochadels im Rennsport. Wie Poldi abschiedete sich der Münchner 1972 für begann auch Blaublutkollege Ferfried Mit- immer aus der Rennsport-Szene. te der 60er-Jahre mit seinen Umtrieben Seit 13 Jahren lebt der gelernte Jurist am Steuer von vorzugsweise BMW- und in Berlin. Dort hat er 1999 zum dritten Mal Porsche-Rennautos. Überhaupt haben die geheiratet (seine erste Frau Angela lief zu zwei Vollgas-Prinzen diverse Gemeinsam- Schauspieler-Freund Fritz Wepper über) keiten: Zum Beispiel das gleiche Geburts- und sich im Event-Marketing eine neue haus in Umkirch bei Freiburg, eine gute berufliche Existenz geschaffen. Seine vier Portion Fahrtalent, der ausgeprägte Hang erwachsenen Kinder (drei Töchter, ein zum Blödeln und eine ziemlich lockere Sohn) haben ihn schon zum zweifachen Einstellung zu ihrem Sport. Wenn so ein Grossvater gemacht. Seine Frau Maja (32) Spassvogel dann auch noch mit einem hält ihn ordentlich auf Trab und lässt den Urviech wie dem Österreicher Gerold Pankl Prinzen vergessen, dass er im Frühjahr eine Fahrerpaarung im Werks-Alpina BMW 2004 schon 61 wird. Trotz neuer Hobbys 2002 bildet, kann der Teamchef eigentlich (Golfen und Kochen) ist die Rennerei nach nur noch resignieren und dem Unheil wie vor ein Thema, wenn auch nur noch freien Lauf lassen. Genau das hat Alpina- vor dem Fernseher. Chef Bovensiepen damals gemacht. Dort nimmt der Hausherr immer Platz, Und siehe da – die Spasstruppe gewann wenn Formel 1 und NASCAR zur Aufführung 1971 die zweite Auflage der 24 Stunden kommen. «Leider», bedauert er, «gibt es am Nürburgring. «Was doch ein ziemlich kaum noch Kontakt zu den Rennkumpanen klarer Beweis dafür ist», so der schnelle von früher.» Deshalb kann er es auch kaum Prinz, «dass hochgradiger Blödsinn den abwarten, wenn sich die alte Garde am 6. Erfolg nicht unbedingt ausschliesst.» Und Dezember zum Dunlop-MSa-Happening in davon hat der Hohenzollern-Spross in Essen trifft. «Ich werde da sein», ver- seiner relativ kurzen Laufbahn erstaunlich spricht der Prinz, «und wenn ich auf allen viel eingefahren, insgesamt rund 50 Siege. vieren dorthin kriechen muss.»

Racing & Fun: von Hohenzollern 1971 Kochen & Golf: von Hohenzollern 2003

Triumph bei den 24 h Nürburgring: Hohenzollern/Pankl 1971 im Alpina-BMW von Kahlen, Sigismund (MSa 36/2003) 188 Der Sportpolitiker igismund von Kahlen prägte 34 Jahre Der CDU-Mann hat während des Ruhe- Slang als Lenker und Denker den deut- stands seine kommunalpolitischen Ambi- schen Automobilsport. In die Amtszeit des tionen wieder reaktiviert. Als CDU-Vorsit- ehemaligen Geschäftsführers der Frankfur- zender und ehemaliger Bürgermeister von ter ONS/DMSB-Zentrale fielen Aufbau und Auringen steht er jetzt seinem Sohn Ale- Realisierung so erfolgreicher Projekte wie xander (29) mit Rat und Tat zur Seite. Denn Deutsche Rennsport-Meisterschaft (DRM), der Junior ist seit zwei Jahren ebenfalls Olympia-Rallye, Formel-3-DM, Rettungs- Ortsvorsteher der 3000-Seelen-Gemeinde. Staffel, ONS-Nachwuchsförderung, DTM Ehefrau Gerti, die ihren Sigismund 1970 oder die Modernisierung der angestaubten als ONS-Sekretärin schätzen und lieben Meisterehrung. Seit vier Jahren lebt der lernte, wechselte nach der Hochzeit sinn- 67-Jährige im Ruhestand und verfolgt das vollerweise den Arbeitgeber und ist seit nationale Renngeschehen aus seinem Hei- mittlerweile einem Vierteljahrhundert Ge- matstädtchen Auringen bei Wiesbaden via schäftsstellenleiterin bei der Polizeige- Fernseher und Printmedien. werkschaft GdP. Dabei ist ihm der klare Blick für die Rea- Sorgen macht nur die Gesundheit des litäten als Pensionär keineswegs abhan- Familienoberhaupts, der sich, kaum pen- den gekommen. «Meinen Nachfolger beim sioniert, einer Bypass-Operation an der DMSB beneide ich derzeit nicht unbe- Halsschlagader und kurz darauf einer dingt», gesteht von Kahlen. «Der Motor- hochdramatischen Not-Operation (perfo- sport befindet sich mal wieder in schwie- rierte Aorta in der Bauchhöhle) unterzie- rigem Fahrwasser. Bis auf die DTM krän- hen musste. «Das war ziemlich knapp, um keln fast alle deutschen Rennserien.» ein Haar hätte mich der Sensenmann ge- Die Gründe für den Teilnehmer- und Zu- schnappt.» schauerschwund sieht der frühere Sport- Inzwischen blickt von Kahlen mit neu- politiker in der desolaten Wirtschaftslage, em Mut in die Zukunft. Traurig stimmt ihn in Sparzwängen bei Industrie, Sponsoren indes die Tatsache, dass sich aus der DMSB- und zahlendem Publikum und daraus re- Zentrale seit Jahren keiner mehr meldet. sultierender Geldnot der Veranstalter. «Ein Und Einladungen zur alljährlichen Meister- gefährlicher Teufelskreis, der uns wohl ehrung erreichen ihn auch nicht mehr – noch lange zu schaffen machen wird.» ein wahrlich schwaches Bild.

Sportpolitiker: von Kahlen 1966 CDU-Politiker: von Kahlen 2002

Kontakt zur Basis: von Kahlen (2.v.l.) 1966 mit Weber, Schütz, Glemser Wallrabenstein, Günther (MSa 05/2003) Der Bananenbieger 189 ünther Wallrabenstein kann mit Recht Monte Carlo 1965 im Tiefschnee sensatio- Gbehaupten, die schönsten und unbe- nell auf den zweiten Rang gefahren waren. schwertesten Jahre des Rallyesports mit- Auch Berg- und Flugplatzrennen nahm erlebt zu haben. Zusammen mit seinen Co- der «Bananenbieger» (so sein Branchen- Piloten Exner, Stock, Herborn und Säckel spitzname) mit Begeisterung und Erfolg in erschreckte der Limburger Geschäftsmann Angriff. Besonders wohl fühlte sich der Deutschlands und Europas Rallye-Elite Chef eines der grössten Bananen-Reiferei- zwischen 1960 und 1970 vorzugsweise in Betriebes Deutschlands auf der Nürburg- Porsche Carrera und 911ern. Zwischen- ring-Nordschleife. «Das ist was für richti- durch gab es auch Abstecher ins BMW- ge Männer, nix für Weicheier.» Werksteam und zu Oettinger-VW. Inzwischen hat sich Familienmensch Die Ausbeute dieser zehn Jahre konnte Wallrabenstein, seit über 40 Jahren ver- sich sehen lassen: Deutscher GT-Meister heiratet, zwei erwachsene Töchter, zwei 1962, Mitropa-Cup-Champion. Monte-Car- Enkelkinder, längst der Fliegerei verschrie- lo-Klassensieger im VW-Käfer, dreimal Ge- ben. Regelmässig geht er mit seiner grün- samtsieger der Semperit-Rallye und zwei- gelb lackierten «Beach Bonanza» in die mal Gewinner der berüchtigten österrei- Luft. Und von Ruhestand noch keine Spur chischen Alpenfahrt. – noch immer leitet der heute 70-Jährige Obwohl Wallrabenstein vom damaligen gemeinsam mit seinem Bruder die Ge- BMW-Sportchef Helmut Bein sogar ins Ral- schäfte (pro Woche reifen in seinem Be- lye-Werksteam berufen wurde und dort trieb bis zu 300 Tonnen grün angelieferte auch seine Karriere beendete, galt seine Bananen aus Mittel- und Südamerika). grosse Liebe stets der Marke Porsche. So Kontakt zum Rennsportgeschehen hält holte er sich den grössten Teil der rund er über die Giessener Rallye-Clique und den 100 Siege am Steuer seiner insgesamt fünf ehemaligen Dunlop-Renndienstchef Ger- 911 und drei Carrera. Über ein ärgerliches hard Weber. Neben der Fliegerei ist die Bör- Missgeschick lamentiert der Hesse aller- se übrigens sein zweites grosses Hobby. dings noch heute: Bei der Rallye Genf zer- Beinahe triumphierend stellt der alte legte er auf der Mont-Blanc-Prüfung den Schlaufuchs klar: «Mein Aktiendepot hab’ bildschönen 904 GTS, mit dem Böhringer/ ich noch rechtzeitig geleert, bevor die Wütherich bei der denkwürdigen Rallye grosse Talfahrt begann.»

1967: Erfolg in Rallyes und Rennen 2003: Erfolg in Bananen und Börse

Porsche über alles: Wallrabenstein (r.) 1963 mit dem 1600er-Carrera Werner, Michael (MSa 40/2003) 190 Das ewige Talent

ichael Werner hat nie seine Enttäu- Immerhin gelangen dem Duo mit dem Mschung darüber verheimlicht, dass er unhandlichen Schlachtschiff verschiedene im Rallyesport gerne weiter vorgekommen Gruppen- und Klassensiege. Seine gröss- wäre. Sein Pech war, dass bei Ford Köln ten Erfolge feierte Werner mit den Escort- stets mit schmalem Budget und kaum sieg- Typen RS2000, RSi und RS Turbo, dazu er- fähigen Autos operiert wurde. Sein Glück, reichte er die Vizemeisterschaft in der Ral- dass es unter den Sportchefs Mike Krane- lye-Trophäe und Platz 3 in der DM. Im Jah- fuss und Lothar Pinske in den 70er- und re 1989 beendet der Kaufmannssohn aus 80er-Jahren überhaupt Rallyeprogramme dem oberpfälzischen Kemnath seine Ral- gab. Anfangs diente Werner als Copilot, lye-Laufbahn, nachdem sein Vater plötz- danach prügelte er 13 Jahre als «ewiges lich starb und Werner nun die elterliche Talent» fast die ganze Ford-Palette über Druckerei übernehmen musste. Stock und Stein. «Nur der Transit blieb mir Heute kümmert sich der 49-Jährige «als erspart», merkt er sarkastisch an. Impressario um alles» in dem kleinen Fa- Seine Copiloten mussten nervenstarke milienbetrieb, den er komplett umgekrem- Typen sein, schon allein wegen der zahl- pelt und modernisiert hat. Die knappe Frei- reichen Landungen im Abseits. «Aber ich zeit verbringt er mit seiner Lebensgefähr- habe weniger Autos platt gemacht als Ari tin Susanne und gelegentlichen Konzert- Vatanen», stellt Werner klar. Vier Beifah- und Theaterbesuchen. Aus Zeitmangel rer wiesen ihm den Weg, darunter Arwed kann er sich pro Saison nur ein bis zwei Fischer, der unvergessene Egon Meurer und Rallyes persönlich vor Ort ansehen, für den Rechtsanwalt Matthias Feltz. Letzterer er- grossen Rest müssen der Fernseher und zählt noch heute respektvoll von Werners MOTORSPORT aktuell herhalten. akrobatischen Künsten mit dem schwerge- Ein Gehfehler als Spätfolge eines drei- wichtigen Taunus 3.0 S, auf dessen Dach fachen Überschlags im Taunus 3.0 S bei mal aus Jux ein Taxischild prangte. «Mein der Rallye Vorderpfalz 1981 erinnert ihn Gemütszustand schwankte meistens zwi- dauerhaft an seine wilden Rallye-Jahre. schen Entsetzen und Gottesfurcht», so Aber Michael Werner hadert nicht: «Es gibt Feltz. «Gelegentlich war ich mir nicht si- nichts zu bereuen, ich habe Ford viel zu cher, ob ich meine Kanzlei noch mal le- verdanken und meine Möglichkeiten ge- bend sehen würde.» nutzt, so gut es eben ging.»

Immer voller Einsatz: Werner 1981 Drucken statt Driften: Werner ’03

«Zwischen Entsetzen und Gottesfurcht»: Werner/Feltz ’81 im Taunus 3.0S Winkelhock (folgt seperat)