Angeln und Naturschutz

in Greifswalder Bodden und Strelasund

������������������������������ ������������������������������������ Geleitwort

Es ist eine Binsenweisheit, dass man sich nicht ausgerechnet den Ast absä- gen sollte, auf dem man sitzt. Den- noch ist es erstaunlich, wie oft gerade im Bereich der Naturressourcen der Mensch gegen diese einleuchtende Erkenntnis verstößt. Umso erfreuli- cher deshalb, dass es zunehmend Bei- spiele gibt, die der Vernunft folgend versuchen, besagten Ast möglichst nachhaltig zu stützen. Die bundesweit einmalige Frei- willige Vereinbarung „Naturschutz, Wassersport und Angeln im Greifs- walder Bodden und Strelasund“ ist ein solches Beispiel. Nicht strikte Verbote, sondern Einsicht und Ver- ständnis für die Belange der Natur und ihren nachhaltigen Schutz sind Grundlage für die selbst auferlegten Beschränkungen. Zum Erhalt unserer einzigartigen Inhalt Naturschätze gelten aber auch eine Der Greifswalder Bodden 3 Reihe von gesetzlichen Regelungen, die der Angler zu befolgen hat. Die wichtigsten Fischarten 6 Wir Angler sind bereit, einen Bei- Fischereirecht im Bodden 10 trag zum Erhalt unserer einzigartigen Schonbezirke 12 Naturschätze zu leisten. Helfen auch Angeln und Naturschutz 13 Sie dabei. Diese Broschüre gibt Ihnen die nötigen Informationen. Die Freiwillige Vereinbarung 14 Angeln in den Schutzgebieten 15 Hans-Jürgen Hennig Präsident des Landesanglerverbandes Karten 18 Mecklenburg-Vorpommern

2 3 Greifswalder Bodden und Strelasund Besondere Natur

Greifswalder Bodden und Stre- der Heringsfang hat die Fischerei Unübersehbar sind die großen in sche Bergente zum Beispiel lebt neun lasund sind mit rund 800 km² das nachhaltig geprägt. Greifswalder Bodden und Strela- Monate jeden Jahres am Greifswalder größte der flachen Randgewässer Entsprechend der Laichaktivitä- sund rastenden Vogelschwärme. Bodden. Ist sie wirklich ein Gast, an der Ostseeküste Mecklenburg- ten des Frühjahrsherings von März Doch bietet das Gebiet noch viele eigentlich hier zu Hause? Vorpommerns. bis Mai ist die Heringsfischerei auf weitere Besonderheiten. Der Wasseraustausch mit der wenige Wochen im Jahr beschränkt. Spezielle Bedingungen Ostsee erfolgt lediglich über die Strelasund und Greifswalder Bodden Flachwasserzonen Die Einzigartigkeit des Lebensrau- unterseeische Schwelle zwischen haben dennoch eine große Bedeu- Kaum irgendwo ist der Bodden mes und der Reiz der Landschaft Thiessow und Ruden und über den tung für Fischer und Angler. tiefer als 8 m. Die lichtdurchflu- gehen auf die geologische Vielfalt teten Flachwasserzonen bergen mit Steilküsten und Kliffs, Buchten Strelasund. Daher hat der Bodden Neben den Häfen , Stahl- eine ungeahnte Lebendigkeit und und Sandstränden zurück. Gepaart einen deutlich geringeren Salzgehalt brode, und Freest bieten Vielfalt. Unterseeische Dickichte aus mit den wechselnden Salzgehalten als die offene Ostsee. Gleichzeitig die Fischereihäfen Gager und Thies- Seegras, Laichkraut, Blasentang und und den ausgedehnten Flachwas- steigen die Wassertemperaturen im sow einen vorteilhaften Standort, Armleuchteralgen sind nicht nur ser- und Windwattbereichen entste- Frühjahr schneller an, sinken aber von denen die Fischerei auf kurzem ein exzellentes Einstandsgebiet für hen Bedingungen, wie sie anderswo auch im Herbst schneller ab. Wege sowohl im Bodden als auch Fische. Schnecken, Muscheln, Bors- an der Ostsee kaum vorkommen in der Ostsee ausgeübt werden Diese Faktoren begründen die tenwürmer und Krebstiere kommen - und weltweit kein zweites Mal zu kann. biologischen Besonderheiten des in riesigen Mengen vor. Sie dienen finden sind. Greifswalder Boddens. So ist er als größeren Tieren als Nahrung. Die Rastplatz für nordische Meeresenten Flachwasserzonen sind bedeutende Bedeutende Schutzgebiete und als Laichgebiet für den He- Fisch-Laichgebiete, zum Beispiel von Wegen der einzigartigen Natur- ringsbestand der westlichen Ostsee Hering oder Hornhecht. ausstattung und der herausragen- von internationaler Bedeutung. Die den Bedeutung für die Vogelwelt Heringe nutzen dabei neben der Bunte Vogelwelt sind der Greifswalder Bodden und offenen Ostsee auch den Weg der Die fisch- und kleintierreichen große Teile des Strelasundes in das Meerenge zwischen der Insel Bock Gewässer sind Nahrungsgründe für Schutzgebietsnetz Natura 2000 der und Hiddensee über den Strelasund viele zehntausend Vögel. Schon die Europäischen Union aufgenommen zur Laichwanderung in den Bodden, Brutvogelfauna ist beeindruckend: worden. Damit hat Deutschland eine was in jedem Frühjahr viele Angler Seeschwalben und seltene Enten, internationale Verpflichtung für den in die Region zieht. zahlreiche Watvogelarten und See- Erhalt dieser Gebiete. 14 Naturschutz- adler leben am Gewässer. Während gebiete, ein Biosphärenreservat und Fischfang mit Tradition Rast und Zug wird der Bodden mit der an den Nordausgang des Stre- Die Gewässer um Rügen sind seinen angrenzenden Buchten lasunds angrenzende Nationalpark seit der Hansezeit als Zentrum des Heimat für riesige Schwärme von Vorpommersche Boddenlandschaft Fischfangs bekannt. Insbesondere Heringssaison am Strelasund Meeres- und Tauchenten. Manche unterstreichen die außergewöhnliche bleiben fast das ganze Jahr. Die arkti- Naturausstattung.

4 5 Die wichtigsten Fischarten (1)

Hering (Clupea harengus) Hornhecht (Belone belone) Hecht (Esox lucius) Quappe (Lota lota) Lebensweise: Schwarmfisch des Freiwassers, bis Lebensweise: Raubfisch des Freiwassers, Lebensweise: Stationärer Raubfisch des Ufers Lebensweise: Nachtaktiver Grundfisch kühler zu 250 m tief vorkommend Schwarmfisch, Wanderzüge ähnlich den Makrelen klarer, stehender bzw. langsam fließender sauerstoffreicher Gewässer bis zum Brackwasser Nahrung ausgewachsen: Hüpferlinge, Sandaal- Nahrung ausgewachsen: Kleine Fische (Hering, Gewässer, auch im Brackwasser Nahrung ausgewachsen: Kleinfische larven und Flügelschnecken Sprotten, Sandaale) Nahrung ausgewachsen: Meist Fische > 20 cm Maximalgröße: 80 cm, 8 kg Maximalgröße: 42 cm, > 0,5 kg Maximalgröße: 84 cm und 1,116 kg Angelrekord Länge Fanggeräte: Reuse, Stellnetz, Angel Fanggeräte: Stellnetz, Kummreuse, Angel Fanggeräte: Stellnetz, Reuse, Angel Maximalgröße: 1,50 m, > 20 kg Laichreife: ♂ 3. Jahr ♀ 4. Jahr Laichreife: ♂ 2.-4. Jahr ♀ 3.-5. Jahr Laichreife: ♂ 2. Jahr ♀ 2. Jahr Fanggeräte: Stellnetz, Reuse, Angel Besonderheiten: Einziger Dorschartiger des Vermehrung: Greifswalder Bodden mit Pflanzen- Vermehrung: Zur Laichzeit (April - Juni) Laichreife: ♂ 2.-3. Jahr ♀ 2.-3. Jahr Süßwassers, Winterlaicher von Dezember bis bewuchs als Substrat für die 1,5 mm großen Eier kommen Hornhechte aus dem Atlantik an die Vermehrung: Bevorzugt überschwemmte März, Laichwanderung scharenweise stromauf in ca. 1-3 m Wassertiefe als Laichplatz bevorzugt Küste, auch in die südliche Ostsee, und legen ihre Wiesen oder seichte verkrautete Uferpartien zur auf hartem Grund, empfindlich gegenüber Besonderheiten: In der Ostsee mindestens zwei klebrigen Eier an Wasserpflanzen und Steinen ab. Eiablage von Februar bis Mai. Aus den 2,5 bis 3,3 Gewässerbelastungen, lebt verborgen. Im Populationen mit Unterschieden in Wachstum An den Eiern befinden sich 60 bis 80 lange kleb- mm dicken klebrigen Eiern schlüpfen die Larven saisonal recht häufig, im Greifswalder und Reproduktionszyklus (frühjahrs- und rige Haftfäden zur Befestigung. Die Jungfische nach 10 bis 30 Tagen (je nach Wassertemperatur) Bodden - vor allem im Westteil - nur sporadisch herbstlaichende Heringe). Ersterer mit Ursprung bleiben 1 Jahr an der Küste, ernähren sich zuerst Besonderheiten: Obwohl ein typischer vorkommend. in westlicher Ostsee. Im ersten Lebensjahr sind von Plankton, später von Kleinfischen, werden Süßwasserfisch, kann er auch sehr gut in leicht Beste Fangzeit: September - November mit Jungfische im nördlichen Kattegat und östlicher ca. 25 cm lang. Laichreife ist im 2. Jahr mit 45 cm salzhaltigem Wasser (den Bodden und Haffen) Fanggeräten des Fischers, ebenso mit der Angel Ostsee zur Nahrungssuche. Frühestens nach zwei Länge erreicht. aufwachsen Jahren ab Herbstbeginn und im Winter/Frühling Besonderheiten: Sehr guter Schwimmer dicht Beste Fangzeit: Frühjahr mit Fanggeräten des Laichen in der Ostsee. Nach dem Ablaichen unter der Wasseroberfläche, springt auf der Flucht Fischers, Frühjahr/Herbst mit der Angel erneut Aufsuchen ihrer Weidegebiete in der vor Feinden weit aus dem Wasser. Hat grüne Nordsee. Gräten (unschädlicher Farbstoff Vivianit). Beste Fangzeit: Januar - Mai bzw. September - Beste Fangzeit: April - Juni mit Fanggeräten des November mit Fanggeräten des Fischers, März - Fischers, Mai - Juni mit der Angel Mai mit der Angel

6 7 Die wichtigsten Fischarten (2)

Aal (Anguilla anguilla) Flunder (Platichthys flesus) Zander (Sander lucioperca) Barsch (Perca fluviatilis) Lebensweise: Nachtaktiver Raubfisch des Lebensweise: Raubfisch des Grundes von Lebensweise: Raubfisch des Freiwassers, Lebensweise: Raubfisch des Süß- und Brackwas- Gewässergrundes Küstengebieten und Brackwasser, wandert oft in Trupps jagend sers, oft in Trupps jagend Nahrung ausgewachsen: Breitköpfe: Kleine Fi- gelegentlich vor Eintritt der Geschlechtsreife in Nahrung ausgewachsen: Kleine und mittlere Nahrung ausgewachsen: Kleine Fische sche und Krebse; Spitzköpfe: niedere Tiere aller Art Flüsse ein, Schwarmfisch, nachtaktiv Fische Maximalgröße: > 0,60 m, 3 kg Maximalgröße: ♀ 1,50 m, 6 kg / ♂ 0,5 m, 0,2 kg Nahrung ausgewachsen: Weichtiere und kleine Maximalgröße: 1,30 m, 15 kg Fanggeräte: Stellnetz, Angel Fische Fanggeräte: Reuse, Angel Fanggeräte: Stellnetz, Angel Laichreife: ♂ 2.-3. Jahr ♀ 2.-3. Jahr Maximalgröße: 0,53 m, 1,88 kg Angelrekord Laichreife: ♂ 5 bis 14 und ♀ 7 bis 18 Jahre im Laichreife: ♂ 2.-4. Jahr ♀ 3.-5. Jahr Vermehrung: Ruhige, pflanzenreiche Uferpartien Fanggeräte: Reuse, Schleppnetz, Angel Süßwasser Vermehrung: Bevorzugt als Laichplätze ruhige, als Substrat, auch Wurzel-/Astwerk, werden Vermehrung: Im Sargassomeer, ca. 4.000 km Laichreife: ♂ 3. Jahr ♀ 4. Jahr hartgründige Uferpartien mit 1-3 m Wassertiefe, von März bis Juni genutzt, um die 1,5 mm bis von Europa entfernt, im März - April Aallarven Vermehrung: Das Ablaichen erfolgt in 40 bis am besten mit Substraten (Wurzel-/Astwerk) 2 mm großen Eier in netzartig verbundenen in 100 bis 300 m Tiefe, 5 mm lang, in 3 Jahren 100 m Tiefe in der westlichen Ostsee bei einem Besonderheiten: Brut sehr lichtempfindlich, Gallertschnüren anzuheften. Die Larven schlüpfen Drift mit Golfstrom zu den europäischen Küsten, Salzgehalt von mindestens 10‰. Die 400.000 bis wichtig ist Angebot an sehr kleinen Planktontier- nach 2 bis 3 Wochen. Umwandlung in Glasaale, ca. 65 mm, noch 2 Mio. Eier sind pelagisch und schlüpfen nach 5 chen zum Zeitpunkt des Schlupfes mit 5-6 mm Besonderheiten: Je nach Aufenthaltsort durchsichtig, Aufstieg in Brackwasser, später bis 7 Tagen (bei 10 °C) Größe unterscheiden sich farblich der „Krautbarsch“ der in die Flüsse, als Steigaal dunkel pigmentiert. Besonderheiten: Die Larven leben von 3 mm bis Beste Fangzeit: Oktober - Dezember mit Fang- Uferregion vom hellen „Jagebarsch“ und dem Verbleib im Süßwasser: 5 bis 18 Jahre, als Fressaal 7-10 mm pelagisch (im Freiwasser), dann neh- geräten des Fischers, Juni mit der Angel dunklen „Tiefenbarsch“. Junge Barsche in Ufernä- gelbe Färbung im Gegensatz zum laichreifen Aal men sie die Bodenregion des Flachwassers ein. he, ältere an Barschbergen und Bodenwellen im mit silberglänzender Bauchfarbe (Blankaal) Anschließend wandelt sich die Form der Fische Freiwasser. Beide Geschlechter sind gleichfarbig. Besonderheiten: Schuppenbildung nach 3 von normaler Spindelform zum Plattfisch und ein Besitzt eine hohe Toleranz gegenüber sauren Jahren, Geschlechtsdifferenzierung erst bei ca. Auge wandert auf die andere Seite, die Oberseite pH-Werten, bis 4,0! 20 bis 30 cm Länge abgeschlossen, in der kalten wird dunkel und die Unterseite bleibt hell Beste Fangzeit: März - August mit Fanggeräten Jahreszeit keine Nahrungsaufnahme, im Sediment Beste Fangzeit: Mai - Januar mit Fanggeräten des Fischers, Juni mit der Angel vergraben bzw. am Grund aufhaltend des Fischers, ebenso mit der Angel Beste Fangzeit: Juli - September mit Fanggerä- ten des Fischers, Sommer mit der Angel

8 9 Das Fischereirecht im Bodden

Für die Ausübung des Fisch- Stellnetze der Berufsfischerei fanges sind die grundsätzlichen Bei der Fischereiausübung mit der Bestimmungen des Landesfische- Handangel ist zu den ausgebrachten reirechtes zu beachten. Neben der Fanggeräten der Berufsfischerei ein Beachtung der Fischereischein- Abstand von 100 m einzuhalten. pflicht (als regulärer oder Touris- Während die großen Kummreu- tenfischereischein) ist der Erwerb sen schon durch ihre Bauweise als einer entsprechenden Angeler- Schifffahrtshindernis gut zu erken- laubnis für die Küstengewässer nen sind, ist bei Bootsfahrten den notwendig. anderen Fanggeräten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Einhaltung der weiteren Normen des Fischereirechts dienen Damit die ausgebrachten Stell- Fangbeschränkungen der Hege der Fischbestände und netze zu erkennen sind, werden sie Generelle ganzjährige Fangver- tragen zur nachhaltigen Fischerei an den Enden durch Bojen mit je bote bestehen für die Fischarten bei. Dazu gehört das Verbot der zwei roten Flaggen gekennzeich- Finte (Alosa fallax), Flussneunauge Verwendung lebender Köderfische net. Bojen mit nur einer Flagge (Lampetra fluviatilis), Maifisch (Alosa und die Beachtung von Schonzeiten kennzeichnen als Mittelboje in ca. alosa), Meerneunauge (Petromyzon und Mindestmaßen. 500 m Abstand den Verlauf des marinus), Nordseeschnäpel (Corego- Fanggerätes. Bei oberflächennahen nus oxyrhynchus), Atlantischer Stör Mindestmaße und Schonzeiten Stellnetzen sind darüber hinaus (Acipenser oxyrhynchus und A. sturio), der wichtigsten Fischarten in den kleine Schwimmkörper am Netz Zährte (Vimba vimba) sowie Ziege Küstengewässern angebracht. (Pelecus cultratus). Aal 45 cm - Für Hecht und Zander gilt eine Barsch 20 cm - Detail-Infos per Internet tägliche Fangbegrenzung von je Dorsch 38 cm - Die aktuellen fischereilichen 3 Fischen, bei Salmoniden (Lachs Hecht 50 cm 01.03. - 30.04. Regeln und wichtige Informationen oder Meerforelle) von insgesamt 3 Lachs 60 cm 01.09. - 30.11. zur Fischerei in Mecklenburg-Vor- Fischen. Jeder Angler darf höchstens Meerforelle 45 cm 01.09. - 30.11. pommern können beim Landesamt drei Handangeln und bei Bedarf für Landwirtschaft, Lebensmittelsi- Quappe 30 cm - eine Köderfischsenke benutzen. Steinbutt 30 cm 01.06. - 31.07. cherheit und Fischerei Mecklenburg- Scholle 25 cm 01.02. - 30.04. Das Schleppangeln ist nicht Vorpommern auf der Internetseite gestattet. Für die Sicherheit der www.lallf.de abgerufen werden. Zander 45 cm 23.04. - 22.05. Fanggeräte der Berufsfischerei vor Stand: 11/2006 Beschädigungen ist das Veranke- Bitte mögliche Änderungen der KüFVO beachten! rungsgebot zu beachten. Kemlade

10 11 Angeln und Naturschutz Schonbezirke Was ist wo zu beachten?

In Greifswalder Bodden und stellen, gibt es Fischschonbezirke. Viele verschiedene Schutzgebie- Lachmöwen Strelasund existieren zahlreiche Dort ist jegliche Fischerei ganzjährig te gibt es an Greifswalder Bodden fischereirechtliche Regelungen, die verboten. Dies betrifft die Meerenge und Strelasund - jedes mit seinen der besonderen Bedeutung des zwischen Bock und Hiddensee sowie eigenen Verhaltensregeln. Trotz- Gebietes als Laichplatz Rechnung die Peenemündung. dem können Sie blitzschnell den tragen. Überblick behalten. Auf den Karten Für den Aufstieg der Großsalmoni- 1 - 4 (S. 18 - 25) stellen Sie fest, wo den in die potenziellen Laichgewäs- sich die Schutzgebiete befinden. Laichschonbezirke ser sind die Flussmündungsbereiche Die folgende Übersicht sagt Ihnen Der gute Bestand der Süßwasser- einiger Fließgewässer (300 m Radius) dann, was zu beachten ist. fischarten Barsch, Hecht und Zander mit einem befristeten Schonbezirk stellt für die brackigen Küstengewäs- vom 1. August bis zum 30. No- ser eine Besonderheit dar. Um die vember geschützt. Im Bereich des Allgemeine Regelungen Nachhaltigkeit ihrer fischereilichen Greifswalder Boddens sind dies die • Röhrichte und Riede sind nach §20 Nutzung zu gewährleisten, wurden Rosengartener Bek bei , der des Landesnaturschutzgesetzes Naturschutzgebiete bereits im 19. Jahrhundert durch bei Greifswald-Wieck und die Ziese besonders geschützt und dürfen • Das Angeln ist nicht gestattet, ab- die Fischereiverwaltung die Rand- mit ihren zwei Mündungen in die nicht zerstört oder beschädigt gesehen von den auf S. 15 geschil- gewässer des Strelasundes (Devi- Dänische Wiek. werden. Bitte halten Sie Abstand derten Ausnahmen. ner See, Kemlade, Gustower Wiek, zu diesen Lebensräumen. Wamper Wiek und Teile des Kubitzer Schonbezirk: Winterlager Biosphärenreservat Südost-Rügen Boddens) und die Randgewässer • Fast die gesamte Wasserfläche Für Fische im Winterlager können • Es gilt die Befahrensregelung. In des Greifswalder Boddens (Zicker-, gehört zum europäischen Schutz- durch die obere Fischereibehörde der Having werden durch die Frei- Selliner , Neuensiener und Wree- gebietsnetz Natura 2000 - als FFH- befristete Schonbezirke bestimmt willige Vereinbarung die Möglich- chener See, Schoritzer, Puddeminer, Gebiet und / oder als Europäisches werden, in denen die Ausübung keiten für das Befahren erweitert Gristower und Dänische Wiek) zu Vogelschutzgebiet. Es gilt die der Fischerei und des Angelns be- ( S. 16 und Karte 3). Laichschonbezirken erklärt, in denen Freiwillige Vereinbarung ( S. 14 schränkt oder verboten sind. Diese • In Schutzzone II ist Angeln mit spe- jeglicher Fischfang vom 1. April bis und Karte 1 - 4 ). auf das Winterhalbjahr (1. November zieller Befreiung möglich ( S.16). 31. Mai eines jeden Jahres verboten bis 31. März) beschränkten Regelun- • Bitte halten Sie generell zu größe- ist. Die Grenzen dieser Gebiete sind gen sollen die Überwinterung der ren Vogelansammlungen aus- Nationalpark Vorpommersche in Karten 1 - 4 dargestellt. Jungfische sichern. Schonbezirke als reichende Distanz (Faustregel: Boddenlandschaft Winterlager wurden bestimmt für 300 m). • Es gilt die Befahrensregelung Fischschonbezirke den Hafen Stralsund, den unteren • Laich- und Fischschonbezirke ( S. 17 und Karte 1). Um den Wechsel der Fische zwi- Ryck in Greifswald und die Lancke- sind zu beachten ( S. 12 und schen Bodden und Ostsee sowie ner Bek auf der Insel Rügen. Karte 1 - 4). den Aufstieg in die Flüsse sicherzu-

12 13 Freiwillige Vereinbarung Angeln in den Naturschutzgebieten

Angepasste Regelungen Fast alle Naturschutzgebiete sind Die Freiwillige Vereinbarung wichtige Rast- und Brutgebiete schränkt menschliche Nutzun- für Vögel. Wegen der besonde- gen nur an solchen Orten und zu ren Störungsempfindlichkeit ist solchen Zeiten ein, an denen eine das Angeln dort nicht gestattet. besondere Störungsempfindlichkeit Ausnahmen gelten jedoch für vier gegeben ist. Ein wichtiges Vogelrast- Gebiete. gebiet ist z.B. nicht immer auch zur Brutzeit von Vogelmengen bevöl- NSG Insel Koos, Kooser See und kert, so dass zu dieser Jahreszeit Wampener Riff Einschränkungen nicht nötig sind. Das Angeln auf Friedfisch ist nur Großer Wotig von der Brücke zur Insel Koos aus Zwei Zonen gestattet. Die europaweit bedeutsamen Die in den Karten 1 - 4 rot gekenn- Schutzgebiete mit bedrohten zeichneten Gebiete sollen ganz- NSG Halbinsel Fahrenbrink Arten und Lebensräumen gebie- jährig nicht mit Wasserfahrzeugen Die Sportfischerei vom Land aus ten ein besonderes Verhalten. befahren werden - das schließt dort NSG Großer Wotig ist unzulässig, außerdem besteht Der Natura 2000-Status erfordert auch das Angeln aus. Die orange Das Angeln ist im Bereich der das Verbot, mit Wasserfahrzeugen Regelungen zu ihrem dauerhaften markierten Gebiete können einge- Alten nördlich der Überfahrt oder Sportgeräten aller Art am Ufer Schutz. schränkt genutzt werden. Das heißt, zur Insel Großer Wotig und von der dass sie zu bestimmten Monaten anzulegen. Insel Großer Wotig unzulässig. Das Die Freiwillige Vereinbarung ist nicht befahren werden, Abstands- Angeln vom Festland aus ist nach ein Instrument zur Umsetzung der oder Geschwindigkeitsbeschrän- Entenschwarm im Bodden Abstimmung mit der zuständigen EU-Vorgaben auf kooperative Weise. kungen einzuhalten sind oder nur Naturschutzbehörde an festgelegten Um der Natur ausreichenden Raum saisonal beangelt werden können. Angelplätzen zulässig. zu lassen, gleichzeitig aber die Ein- schränkungen für die menschlichen Zeigen Sie durch Ihr Verhalten, NSG Peenemünder Haken, Nutzer des Boddens zu minimieren, dass eine solche freiwillige Verein- Struck und Ruden wurde in einem mehrere Jahre barung Erfolg hat. Das Angeln ist nicht gestattet. Im langen Arbeitsprozess eine Freiwil- Rahmen der Freiwilligen Vereinba- lige Vereinbarung zur Nutzung des rung wurde jedoch eine Befreiung Gebietes entwickelt. Daran wirkten für das Angeln in jenen Bereichen der Landesanglerverband, der WWF, erteilt, die laut Vereinbarung mit mehrere Wassersportverbände und Wasserfahrzeugen befahren werden das Umweltministerium Mecklen- dürfen. burg-Vorpommern mit.

14 15 Angeln im Biosphärenreservat Angeln im Nationalpark

Im Biosphärenreservat Südost- lung. Diese betrifft nicht nur Sport- Rügen gilt die sogenannte „Be- boote, sondern auch alle Wasser- fahrensregelung“ für Wasserfahr- fahrzeuge von Anglern. In den zeuge. Diese Verordnung wurde nicht zu befahrenden Bereichen vom Bundesverkehrsministerium ist daher das Angeln vom Boot aus erlassen, um die für die Vogelwelt nicht gestattet. wichtigsten Gewässerteile des Schutzgebietes von Störungen frei Details der Befahrensregelung zu halten. Im Biosphärenreservat Südost-Rü- Generell ist das Angeln von gen dürfen einige ufernahe Was- Wasser und von Land aus in allen serflächen gemäß dieser Regelung mit vollständigen oder teilweisen nicht befahren werden. Dazu gehö- Befahrensbeschränkungen verse- ren u.a. ein Gewässerstreifen rund henen Bereichen nicht zulässig. Für um die Insel sowie ufernahe die Schutzzone II des Biosphären- Bereiche der Buchten des Mönch- Kraniche reservates kann Anglern jedoch gutes. In Kaming und Zickersee ist eine Befreiung erteilt werden. Diese das Befahren abseits der Fahrrinnen Am Nordausgang des Strela- che dürfen lediglich mit nicht-moto- wird auf Antrag vom Amt für das auf nicht-motorgetriebene Wasser- sundes gilt mit Überfahren der risierten Wasserfahrzeugen befahren Biosphärenreservat Südost-Rügen fahrzeuge beschränkt. Nationalparkgrenze die „Befah- werden. ausgestellt. Eine Karte mit der Um- Für die Having wurde im Rahmen rensregelung“ für Wasserfahrzeuge grenzung der Schutzzone II ist dort Im Gegensatz zu Greifswalder der Freiwilligen Vereinbarung eine für den Nationalpark Vorpommer- ebenfalls erhältlich. Bodden und Strelasund gibt es Regelung gefunden, die - abwei- sche Boddenlandschaft. Für das im Nationalpark Vorpommersche Auch mit Befreiung gilt jedoch chend von der Befahrensregelung Angeln im Nationalpark ist sie die Boddenlandschaft keine Freiwillige immer auch die Befahrensrege- - weite Bereiche des Gewässers im maßgebliche Regelung, denn sie Vereinbarung. Die Festlegungen der Sommer für das Befahren frei gibt. betrifft auch alle Wasserfahrzeuge Befahrensregelung gelten hier daher Hierfür liegt von der zuständigen von Anglern. In den nicht zu befah- unverändert und ausschließlich. Behörde eine zeitlich befristete renden Bereichen ist daher auch Die Bestimmungen der Befahrens- Befreiung vor, die nur bei Einhaltung das Angeln nicht gestattet. der Vereinbarung verlängert wird. regelung sind in den amtlichen See- karten enthalten. Außerdem sind sie Details der Befahrensregelung Die Bestimmungen der Befah- in Karte 1 dieser Broschüre verzeich- Für jegliches Befahren gesperrt rensregelung sind in den amtlichen net; jedoch sind hier lediglich die an sind z.B. die Gewässer am Vieren- Seekarten enthalten; Sie können den Strelasund angrenzenden Berei- dehlgrund und um den Bock sowie die Regelungen auch Karte 3 dieser che des Nationalparks dargestellt. Broschüre entnehmen. Teile des Kubitzer Boddens. Die Tafelente meisten ufernahen Gewässerberei-

16 17 Übersichtskarte

Karte 1 (S. 18 - 19) Karte 3 (S. 22 - 23)

Karte 2 (S. 20 - 21) Karte 4 (S. 24 - 25)

Legende Ganzjähriges Nichtbefahren Eingeschränktes Befahren (siehe Hinweise in Kästen) Befahrensverbot für Wasser- fahrzeuge, die durch Motor- kraft getrieben werden und Segelsurfbretter Schutzgebietsgrenze Schonbezirksgrenze

Karte 1: Strelasund Nord Insel Bock, Kubitzer Bodden, 18Hansestadt Stralsund 19 Legende Ganzjähriges Nichtbefahren Eingeschränktes Befahren (siehe Hinweise in Kästen) Schutzgebietsgrenze Schonbezirksgrenze

Karte 2: Strelasund Süd Gustower Wiek, Devin, 20Zudar, Insel Koos 21 Karte 3: Greifswalder Bodden Nord Ost-Zudar, Insel Vilm, Having, Mönchgut

Legende Ganzjähriges Nichtbefahren Eingeschränktes Befahren (siehe Hinweise in Kästen) Schutzgebietsgrenze Schonbezirksgrenze

22 23 Legende Ganzjähriges Nichtbefahren Eingeschränktes Befahren (siehe Hinweise in Kästen) Schutzgebietsgrenze Schonbezirksgrenze

Karte 4: Greifswalder Bodden Süd Greifswald-Wieck, Struck, Ruden, 24 Peenemünde 25 Ansprechpartner & Adressen Informationsquellen

Die Herausgeber Naturschutzbehörden Informationen im Internet Literatur Landesanglerverband Amt für das Biosphärenreservat www.wassersport-im-bodden.de Angeln im nördlichen Greifswal- Mecklenburg- Vorpommerm e.V. Südost-Rügen Das Portal zu Wasserport, Angeln der Bodden - Faltblatt (2002); Hrsg.: Siedlung 18 a Blieschow 7a und Naturschutz in Greifswalder Fischereischutzverein M-V, Rostock 19065 Görslow 18586 Lancken-Granitz Bodden und Strelasund. Die Freiwil- Behandlungsrichtlinien für die Tel. 03860-56030 Tel. 038303-885-0 ligen Vereinbarungen als Text- und Naturschutzgebiete des Bezirks Ro- [email protected] [email protected] Kartendokumente. Detail-Informa- stock (Beschlossen am 17. Dezember tionen zu Sehenswürdigkeiten und 1971, aktualisiert am 13. Juli 1984) Landesamt für Landwirtschaft, Staatliches Amt für Umwelt und zur Natur im Gebiet. Fischereigesetz für das Land Lebensmittelsicherheit und Fischerei Natur Stralsund Mecklenburg-Vorpommern vom Mecklenburg-Vorpommern Badenstraße 18 www.mv-regierung.de/laris/ 13. April 2005 Thierfelderstraße 18 18439 Stralsund Verordnungen von Naturschutzge- Nachhaltige Berufs- und Frei- 18059 Rostock Tel. 03831-696-0 bieten und andere landesrechtliche zeitfischerei in der Region Oder- Tel. 0381-4035-0 [email protected] Vorschriften von Mecklenburg- mündung - Broschüre (2005); Hrsg.: [email protected] Vorpommern sind hier kostenlos Erzeugerorganisation „Usedomfisch“ recherchier- und abrufbar. WWF Deutschland Staatliches Amt für Umwelt und e.G., Freest Projektbüro Ostsee Natur Ueckermünde Verordnung über das Befah- www.lallf.de Knieperwall 1 Kastanienallee 13 ren der Bundeswasserstraßen in Aktuelle fischereiliche Regelungen 18439 Stralsund 17373 Ueckermünde Nationalparken und Naturschutz- und wichtige Informationen zur Tel. 03831-297018 Tel. 039771-44-0 gebieten im Bereich der Küste von Fischerei in M-V finden Sie beim [email protected] [email protected] Mecklenburg-Vorpommern (Befah- Landesamt für Landwirtschaft, Le- rensregelung) vom 24. Juni 1997 bensmittelsicherheit und Fischerei. Verordnung über die Festset- zung von Naturschutzgebieten www.lav-mv.de und einem Landschaftsschutzge- Wo liegen Angelgewässer, welche biet von zentraler Bedeutung mit rechtlichen Regelungen gelten, der Gesamtbezeichnung Biosphä- was hat sich in letzter Zeit geän- renreservat Südost-Rügen vom 12. dert? Alles zum Angeln in M-V September 1990 erfahren Sie auf den Seiten des Verordnung zur Ausübung der Landesanglerverbandes. Außerdem Fischerei in den Küstengewässern gibt es natürlich umfangreiche Mecklenburg-Vorpommerns (Küs- Informationen zu Verein und Mit- tenfischereiverordnung / KüFVO) gliedschaft. Insel Struck vom 15. August 2005

26 27 Impressum Herausgeber: Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern (LAV) in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LALLF) und dem WWF Deutschland, Projektbüro Ostsee Text: Cathrin Münster (WWF), Thomas Richter (LALLF), Thorsten Wichmann (LAV), Jörg Schmiedel Kartengrundlage: Verwendung der Seekarten mit freundlicher Genehmigung des Verlages Delius-Klasing Redaktion, Gestaltung und Kartenbearbeitung: Jörg Schmiedel, Büro für Landschaftsplanung und Umweltberatung, Rostock Druck: Druckerei Froh, Plau Bildnachweis: Zeichnungen Titel, Rücktitel & S. 6-9: Wydawnictwo MPR Sp z o.o., Gdynia / S. 2, 11o: Thorsten Wichmann / S. 4: Christian Rödel / S. 10: Ute Nitz / S.11ul, 11ur, 14, 15o, 17, 26l: WWF / S. 13, 16: Ronald Abraham / S. 14,15u: Conrad Marlow / S. 26r: Andreas Küstermann

1. Auflage, November 2006, 30.000 Expl. / © LAV, LALLF, WWF Finanziert aus der Fischereiabgabe M-V 2006

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