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VO RPO M M ERN Deutschlands Sonnendeck Bernd Siegmund [Text] | !omas Grundner [Fotos] HINSTORFF Kap Arkona 0 10 20 30 40 50 km Vitt D Ä N E M A R K O S T S E E Wittow h is to Falster Tromper Wiek r Dornbusch is ch e G r Kloster en e z e Königsstuhl e Vitte s h n eu e Nationalpark tigtig d Großer e G h id Jasmund ren eu Neuendorf H Jasmunder ze ti l ge e Sassnitz G s Kartzitz Bodden h re n is n I n Mukran t z o e Darßer Ort Nationalpark r lle i e Ralswiek s nz c G a h Vorpommersche Boddenlandschaft Prorer Wiek e Prerow Umm Gingst G Zingst r e *Seedorf n Bergen z Barhöft Boldevitz Binz **Moritzdorf e Darß Zingst er Sellin Kubitzer Bodden send Insel "Ra land" Baabe Ahrenshoop Ro Göhren Grabow Groß Mohrdorf Putbus * ** d n a Barth Rügen Lauterbach Wustrow l Biosphärenreservat h c Stralsund Garz Südost-Rügen i s Groß Zicker F Saaler Insel Vilm Dierhagen Bodden Klein Zicker Thiessow Barthe Graal-Müritz Zudar G r e i f s w a l d e r Insel Ruden M e c k l e n b u r g e r B u c h t Schlemmin Richtenberg B o d d e n Ribnitz- Insel Riems Damgarten Re Gristow c k P o m m e r s c h e B u c h t n i Warnemünde t z Franzburg Lubmin Peenemünde Kühlungsborn Marlow Bad Grimmen Ryck Wieck Ludwigsburg Zinnowitz Bad Sülze Griebenow Ziese Koserow Doberan Greifswald Wolgast N Tribsees a Rostock t u Insel Usedom Insel Wollin Katzow r A Sanitz p c a h P e r te Tessin k rw e as s n e I er Bansin Nehringen n s s Heringsdorf t r e o l Gnoien Loitz U m s Ahlbeck Tr Lassan e eb d Swinemünde el Gützkow o m Jarmen Schwaan Laage Demmin P e e Usedom Dargun n e Zecherin w T o o Neetzow Anklam n ll Stolpe Karnin r en a Neukalen se Bützow W ee r S S t e t t i n e r H a f f Güstrow z owe i er e m h w m Teterow c S Ku Ueckermünde h e c i s Malchin Zinzow g r Naturpark u Brühl b N n Am Stettiner Haff e ben P e l Friedland Großer Landgra b k Altentreptow e c Reuterstadt Eggesin l e M Stavenhagen e O z Torgelow t a Krakow D am See L ff Neubrandenburg L S G B r o h m e r B e r g e a k H r r Goldberg pa e in E tur tt a e t Waren N S e (Müritz) se m Stettin e A N ns Burg Stargard lle Pasewalk Penzlin o T Strasburg e e Woldegk r S Malchow e L e w i t z r e k Parchim u c Lübz e Plau Pla Müritz U am See M e Röbel c k l Neustrelitz Prenzlau e Neustadt- n Penkun Glewe b u r g Mirow i Wesenberg s c Gartz k h e r S Fürstenberg Lychen a r e e e m d n r p H a e O l v e P r i g n i t z a l k Wittstock t t Templin c e Pritzwalk U Greiffenberg Schwedt Die wichtigsten Lebensdaten Pommerns, zu einer Kurzgeschichte zu- Land und Leute sammengefasst, lesen sich so: In grauer Vorzeit „gehörte“ das Land zwischen Oder und Weichsel den Germanen vom Stamm der Rugier. Ihnen auf dem Ein scharfer Wind hat die Wolken der Nacht vertrieben. Nun strahlt die Fuß folgten im Rahmen der Völkerwanderung Slawen, die ihre Heimat „Po Morgensonne hell über Vorpommern und der Himmel ist wie blank ge- morje“ nannten, Land am Meer. Mit Wartislaw, dem ersten Herzog aus dem putzt. Derart viel Weitsicht hätten sich die Menschen im Nordosten Geschlecht der Greifen, begann um 1120 die Geschichte Pommerns. Ein Deutschlands gewünscht, als es 1990 in den spannenden Zeiten der Wende Schlaganfall des vierzehnten Bogislaws beendete 1637 – wie bereits kurz darum ging, die neuen Länder in die alten zu integrieren. Und so mancher erwähnt – die Ära der Greifenherzöge, von denen es 14 Bogislawe, 12 Bar- hatte gehofft, Vorpommern würde ein selbstständiges Bundesland werden. nime, 10 Wartislawe und 9 Kasimire gab. Die fünfhundert Jahre dazwischen Mit Ministerpräsident, mit eigener Hauptstadt, mit allem Drum und Dran. waren angefüllt mit kleinen und größeren Kriegen, Erbfolgestreitigkeiten, Warum auch nicht? Schließlich war man über tausend Jahre kraftvoll durch Zweckehen, Stadtbränden, Pest und Cholera, der Reformation des Doktor die Zeit geschritten, hatte das einst von slawischen Heiden bewohnte Land Martin Luther, der Gründung der Universität Greifswald (1456), der Teilung für die deutsche Krone erobert, es urbar gemacht und christianisiert. des Landes in Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin (1532), dem Nor- Noch heute erinnert ein Denkmal auf Usedom an die Pfingsttage des dischen Krieg (1563/70), der Gründung einer herzoglichen Druckerei in Jahres 1128. Mutig hatte Bischof Otto von Bamberg, vom regierenden Barth (1582), dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648), der Not und Elend Herzog Wartislaw I. um Hilfe gebeten, in der gottlosen Ferne das Kreuz ins Land brachte, und vielem anderen mehr. Der Westfälische Frieden, der des Christentums errichtet. Gütig begrüßte er die heidnischen Fürsten den Dreißigjährigen Krieg beendete, teilte das Land. Brandenburg erhielt vom Stamme der Lutizier – und versöhnte sie durch das Auflegen seiner Hinterpommern, Vorpommern ging an Schweden. 1815 endlich, auf dem Hand mit der Römischen Kirche. Sozusagen im Handstreich machte er Wiener Kongress, kam das gesamte „Anwesen“ per Dekret am grünen Tisch – o Wunder – aus Heiden Christen. Da hatten sich die Gottlosen nun ihr zu Preußen. Hurra! 1824 wurde die Allgemeine Schulpflicht eingeführt, 1843 Leben lang mit Erfolg gegen schwedische Piraten und dänische Plünderer die Eisenbahnlinie Berlin–Stettin eröffnet, 1914 begann der Erste Weltkrieg, zur Wehr gesetzt, der Überzeugungstat eines deutschen Bischofs aber 1939 der Zweite, 1945 kam das dicke Ende. Die Rote Armee besetzte Pom- waren sie nicht gewachsen. Blieb noch das „gemeine Volk“. Otto fertigte mern. Alles Weitere ist bekannt. Nein wirklich, Vorpommern hätte ein es als Masse ab. Bis zu „dreitausend Stück“ taufte er auf einen Streich. selbstständiges Bundesland verdient. Was danach folgte, war eroberungstechnische Routine. Zisterzienser Aber leider endete die Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden trotz und Prämonstratenser nahmen das Land in Besitz, gründeten Klöster in einiger Proteste der Bevölkerung und manch leidenschaftlichen Schwen- Eldena, Grobe, Hiddensee und Stolpe. Taufen wurden vollzogen, heidni- kens blau-weißer Pommernfähnchen im Nichts. Die letzte Volkskammer sche Kultstätten zerstört, Biere gebraut, Kirchen errichtet. Zielstrebig be- der DDR beschloss am 22. Juli 1990 im Ländereinführungsgesetz neben gann die Erschließung des jungfräulichen Landes durch deutsche Siedler. der Auflösung der konturlosen Bezirke (Neubrandenburg, Schwerin und Man rodete Wälder, kultivierte den Boden, legte Kolonistendörfer an. Die Rostock) die Wiedergeburt des Landes Mecklenburg-Vorpommern in den neuen Landwirte bemühten sich nach Leibeskräften, der Scholle Gewinn Grenzen von 1945 bis 1952. Damit war das letzte Wort gesprochen. abzuringen. Auch Handwerker und Kaufleute kamen ins Land, siedelten Seither marschieren beide Landeshälften Seite an Seite durch die Welt. an Handelswegen und schiffbaren Flüssen, Zünfte organisierten sich, Sozusagen als Paketlösung, für die auch mathematisch gesehen einiges Wirtshäuser entstanden, Badestuben, Bordelle, der Aufschwung begann. spricht, da die Zahl Eins, mit sich selbst multipliziert, immer wieder nur Allein zwischen 1234 und 1299 wurden 34 Städte gegründet, Stralsund, Eins ergibt. Erst die Zwei ist fruchtbar, vervielfacht Wissen, Können und Wolgast, Kolberg, Greifswald erhielten Lübisches Recht, Stettin, Pasewalk die Fertigkeiten der Menschen. Und die sind ja bekanntlich das größte Ka- oder Ueckermünde lebten nach Magdeburger Façon. pital eines Landes. Vorpommern hat zirka 475 000 davon. Fleißige und 6 ! Die Klosterruine Eldena wurde durch die Gemälde Caspar David Friedrichs weltberühmt. 7 ! Das !eater Vorpommern entstand aus der Fusion der !eater in Stralsund, Greifswald und Putbus. Es bietet Schauspiel, Ballett, Konzerte, Oper, Operette und Musical. 21 Bei einem Bummel über den Markt sollten sich Kunstliebhaber den Wiekhäusern sind trotz massiver Zerstörungen Ende des Zweiten Welt- Besuch der 1753 –1766 errichteten Marienkirche nicht entgehen lassen. krieges noch beachtliche Teile erhalten geblieben. So der Pulverturm, sein Die Holzdecke ist komplett bemalt, mehrere Ölgemälde zeigen wichtige Pendant „Kiek in de Mark“, das Wahrzeichen der Stadt, das Mühlentor Persönlichkeiten aus der Zeit der Reformation. Das Taufbecken stand und das Prenzlauer Tor, in dem sich seit 1996 das städtische Museum schon im 17. Jahrhundert am Platz, der prächtige Altar mit reichem Ro- befindet. Es verfügt (neben Zeugnissen der 270-jährigen Garnisonsge- kokodekor wurde 1961 restauriert. schichte) über die größte Sammlung des pommerschen Federzeichners Die Region, die zu den abgeschiedensten Deutschlands zählt, ist land- Paul Holz (1883–1938). Die Galerie des Künstlers logiert im dritten schaftlich urwüchsig und schön. Sie wird geprägt von Wald, Wasser und Obergeschoss. Von hier hat man einen großartigen Blick über Stadt und einem hohen Freizeitwert. Zahlreiche Wanderwege, Möglichkeiten zum Land. Zu den – nicht nur optisch – herausragenden Bauwerken Pase- Angeln und zum Wassersport lassen keine Langeweile aufkommen. walks zählen die Nikolaikirche, sie stammt in Teilen aus dem 13. Jahr- An der Haffküste selbst siedeln zahlreiche typisch vorpommersche hundert, und die Marienkirche (14. Jahrhundert), die zu den schönsten Fischerdörfer mit reetgedeckten Häusern. Betulich geht es in den kleinen Hallenkirchen Norddeutschlands gehört. Städten wie Strasburg, Eggesin oder Altwarp zu. Dass dem nicht immer so war, beweist ein Blick in die Geschichte der Stadt Torgelow. 1281 erst- malig erwähnt, war der Ort bis ins 15. Jahrhundert hinein Streitobjekt zwischen Brandenburgern und Pommern. Im Dreißigjährigen Krieg lag die Stadt noch weniger abseits des politischen Mächtespiels und musste das mit ihrer Zerstörung bezahlen.