AUSGABE 4 | 2020

Verein t 1990 – 2020 30 Jahre Deutsche Einheit in Neuruppin Themen

Seite 6–7 Seite 12–13 Seite 26–27 WISSENSHAUS NEUE NUTZER 30 JAHRE Das Alte Gymnasium in auf dem Flugplatz Handel und Wandel neuem Glanz

Seite 29 Seite 35 Seite 39 FONTANE LAUBSACK- RÜCKBLICK Es geht weiter! AUSGABE Eine Klinik im Wandel startet am 19.10.2020

NEUES RUPPIN Das Stadtmagazin Neuruppiner Wohnungsbaugesellschaft mbH Ruppiner Kliniken GmbH – Hochschulklinikum der Information kommunaler Unternehmen Kränzliner Straße 32a, 16816 Neuruppin Medizinischen Hochschule T: 03391 8407-0, www.nwg-neuruppin.de Fehrbelliner Straße 38, 16816 Neuruppin Stadtwerke Neuruppin GmbH GF: Robert Liefke T: 03391 39-0, www.ruppiner-kliniken.de Heinrich-Rau-Straße 3, 16816 Neuruppin GF: Dr. Gunnar Pietzner, Dr. Matthias Voth T: 03391 511-0, www.swn.de Grundstücks- und Wohnungsbaugenossenschaft GF: Joachim Zindler, Thoralf Uebach Neuruppin eG AWU Abfallwirtschafts-Union Präsidentenstraße 85, 16816 Neuruppin Ostprignitz-Ruppin GmbH Fontanestadt Neuruppin T: 03391 398417, www.gwg-neuruppin.de Ahornallee 10, 16818 Märkisch Linden / OT Werder Kulturkirche | Kulturhaus Vorstand: Marina Stoltz, Franka Delert T: 033920 502-0, www.awu-opr.de Karl-Marx-Straße 103, 16816 Neuruppin GF: Matthias Noa T: 03391 355 53 00 WBG Neuruppin e.G. Karl Friedrich Schinkel www.kulturhaus-neuruppin.de Anna-Hausen-Straße 14, 16816 Neuruppin Fotos: Sebastian Haerter, Bolko Bouché, Museum (15), Leiter: Andreas Vockrodt T: 03391 84010, www.wbg-neuruppin.de Matthias Klenke (7), REG Petruscke-Juhre (40), Stadt Vorstand: Frank Borchert, Gudrun Bamberg Neuruppin (4), Peter Elstermann (18), InKom (22), Ostprignitz-Ruppiner Uwe Hasselmann (23), Quartiersmanagement (25) Personennahverkehrsgesellschaft mbH InKom Neuruppin GmbH – Wirtschaftsförderung und Perleberger Str. 64, 16866 Stadtmarketing für die Fontanestadt Neuruppin Gesamtherstellung: T: 033971 3086-0, www.orp-busse.de Trenckmannstr. 35, 16816 Neuruppin STEFFEN MEDIA GmbH GF: Ulrich Steffen T: 03391 82209-0, www.inkom-neuruppin.de Friedland I I Usedom GF: Axel Leben www.steffen-media.de Sparkasse Ostprignitz-Ruppin Fontaneplatz 1, 16816 Neuruppin Ihr Draht zur Redaktion: T: 03391 811720, www.sparkasse-opr.de Sebastian Haerter, STEFFEN MEDIA GmbH Vors. des Vorstands: Markus Rück [email protected] T: 039601 274-34

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LIEBE NEURUPPINERINNEN UND NEURUPPINER, je nach Jahrgang erinnern Sie sich mehr weniger gut daran, wie unsere Stadt 1990 aussah. Mir selbst sind die Bilder noch sehr präsent. Als gebürtiger Neuruppiner habe ich mich schon immer glücklich geschätzt, in einer der lebens- und liebenswertesten Städte leben zu können. Viele Orte in unserem damaligen Stadtbild, die aus heutiger Sicht nicht zu den schönsten zählten, waren für uns Normalität und haben sich über die Jahre enorm entwickelt. Nicht um- sonst trotzen wir dem Trend des länd- lichen Raums und halten unsere Ein- wohner*innenzahlen stabil. Und nicht umsonst wählen zahlreiche Tourist*in- nen unsere Region gezielt als Urlaubs- destination aus. Ob 2019 durch die gel- be fontane.200-Brille betrachtet oder in diesem Jahr mit stylischer Mund- Nasen-Bedeckung: Neuruppin ist „mit Abstand“ die schönste Stadt! Und dieses Ergebnis kommt nicht von ungefähr. Zahlreiche Akteure haben in den letzten drei Jahrzehnten dazu bei- getragen, das Beste aus dieser Stadt he- rauszuholen - und tun es noch. Dabei nehmen wir vieles, das sich zum Positi- ven entwickelt, fast als selbstverständ- lich hin. In der vorliegenden Broschü- re wollen wir daher beispielhaft und aus ganz verschiedenen Blickwinkeln aufzeigen, wie sich die Fontanestadt Neuruppin seit der Wende verändert hat. Lassen Sie sich von den Themen überraschen, erinnern Sie sich und er- fahren Sie vielleicht noch unbekannte Hintergründe. Ich wünsche Ihnen nun viel Freude auf dieser kleinen Zeitreise durch Neu- ruppin! Und wenn Sie das Heft aufbe- wahren und es in 10 Jahren erneut zur Hand nehmen, werden Sie überrascht sein, wie viel Neues sich auch in dieser Zeit entwickelt haben wird. Bürgermeister Jens-Peter Golde

Herzliche Grüße Ihr Jens-Peter Golde Bürgermeister

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BÜRGERNAHE STADTVERWALTUNG

Cornelia Diehr leitet das Bürgerbüro der Stadtverwaltung. Die insgesamt sechs Beschäftigen sorgen dafür, dass Einwohnerinnen und Einwohner mit Reisepässen und Personalausweisen, Führerscheinen und Zulassungen ver- sorgt werden. Aber das ist noch längst nicht alles.

Das Bürgerbüro ist seit 2001 im da- mals neu eröffneten Rathaus A unter- gebracht. Es ist das Aushängeschild einer bürgernahen Verwaltung. Wer ein Anliegen hat, kann ohne Termin kommen, die Wartezeit beträgt selten Cornelia Diehr leitet das Bürgerbüro der Stadtverwaltung. länger als zehn Minuten. Geöffnet ist an allen Arbeitstagen, außer mitt- wochs. Außerdem jeden 1. Sonnabend im Monat. (Wegen der Corona-Vor- schriften aktuell abweichende Rege- lungen).

Cornelia Diehr hat das Bürgerbüro mit aufgebaut. Sie arbeitete bis 1991 in einer städtischen Kita. Weil die Kin- derzahl damals drastisch zurückging, bot die Verwaltung Erzieherinnen ei- nen Wechsel an. Einige übernahmen neue Aufgaben, andere reduzierten freiwillig ihre Stundenzahl. Dadurch waren keine Entlassungen nötig.

Die erste Aufgabe für Cornelia Diehr war die Übernahme der Einwohner- Blick in das Gebäude während der Sanierung. meldedatei von der Polizei. Diese war zuvor für das Meldewesen zuständig Das Bürgerbüro ist mehrfach umgezo- Laufe der Zeit immer mehr Aufgaben und gab auch Pässe und Ausweise gen, bis es 2001 ins neu eröffnete Rat- übernommen, dazu gehörte ab 2009 aus. Eine weitere Sonderaufgabe for- haus Karl-Liebknecht-Straße 33–34 das Entgegennehmen von Fahrerlaub- derte die Beschäftigten in dieser Zeit: (Haus A) kam. Haus B wurde schon ab nisanträgen und ab 2013 die Ände- Die Einführung der Lohnsteuerkarten. 1994 von der Stadtverwaltung genutzt. rung von Kfz-Zulassungen. Die belieb- Die automatisch erstellten Karten ent- Die kommunale Nutzung des früheren ten NP-Kennzeichen gibt es übrigens hielten zwar die Steuerklassen, aber Garnisonslazaretts ist ein Beispiel für erst seit 2016 wieder. Außerdem kas- keine Angaben zur Kirchensteuer. gelungene Konversion. Teile der alten siert das Bürgerbüro Kitabeiträge und „Wir mussten diese Anfang 1992 mit Kasernenmauer und ein Ein-Mann- Hundesteuer. Seit 2015 arbeitet das der Schreibmaschine eintippen. Es Bunker am Rande des Parkplatzes Bürgerbüro fast komplett digital. Aus- bildeten sich lange Warteschlangen.“, erinnern noch an diese Zeit. Die Be- drucke gibt es nur noch für die Bürger erinnert sich die Sachgebietsleiterin. schäftigten des Bürgerbüros haben im – als Beleg.

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Heute werden alle Sitzungs- unterlagen online verschickt bzw. können im Internet unter https:// Dr. Ekkehard Paris war der erste frei gewählte Stadtverordnetenvorsteher. neuruppin.ratsinfomanagement. net/ oder per App heruntergeladen werden.

Auch die Bevölkerung kann sich ZEIT DES AUFBRUCHS im Internet oder per App über sich: „Das war relativ einfach, denn alle Sitzungstermine, Sitzungsunterla- gen und die gefassten Beschlüsse „Wir wollten keine Vorteile sondern ha- wollten die Stadt voranbringen. Es gab informieren. Auch ein Newsletter ben Kommunalpolitik aus Überzeugung noch Mehrheiten über Parteigrenzen kann abonniert werden. gemacht“, so beschreibt Dr. Ekkehard hinweg.“ Die wichtigsten Beschlüsse Paris die Aufbruchstimmung in der ers- in dieser Zeit seien die Gründung der ten frei gewählten Stadtverordnetenver- NWG und der Stadtwerke gewesen. sammlung von Neuruppin. Paris: „Ich habe mich sehr dafür ein- gesetzt, weil die Stadt damit Einfluss- zu 100 Seiten dick. Die Versammlun- möglichkeiten bekommt.“ gen dauerten bis in den späten Abend. Die Wahlen waren am 6. Mai 1990, Oft kam Dr. Ekkehard Paris in der Mit- am 31. Mai fand die konstituierende Zu den Umgangsformen der Abge- tagspause ins Rathaus, um Vorlagen Sitzung in der Musikschule statt und ordneten gehörten auch regelmäßige zu unterschreiben und Absprachen zu schon am 18. Juni folgte die erste re- Treffen der Fraktionsvorsitzenden. Sie treffen. Telefonieren war bis 1992 noch guläre Sitzung. Das Tempo zeigt, wie fanden sonnabends im Alten Kasino mit Hindernissen verbunden. Die Ver- groß der Wille der Stadtverordneten „bei Goldes“ statt. Missverständnisse bindungen innerhalb des Rathauses war, das Leben in Neuruppin neu zu konnten ausgeräumt und Konsens in wurden per Hand gestöpselt. gestalten. Unter ihnen der Zahnarzt Dr. wichtigen Fragen hergestellt werden. Ekkehard Paris. „Ich war ein Gegner Die ersten Sitzungsprotokolle bestehen Dr. Ekkehard Paris gab 1993 sein Amt der Regierungspolitik der DDR. Jetzt nur aus wenigen Seiten. Erst später, als Stadtverordnetenvorsteher ab. In wollte ich Veränderungen durchsetzen als die Stadtverwaltung einen von Bad der zweiten Wahlperiode trat er für Pro helfen“, berichtet er. Kreuznach geschenkten Profi-Kopierer Ruppin an, er war insgesamt 22 Jah- einsetzen konnte, bekamen die Abge- re Stadtverordneter. Er sagt: „Helmut Dr. Paris leitete als Stadtverordneten- ordneten vorab die Beschlussvorlagen. Kohl hat uns damals blühende Land- vorsteher die Sitzungen und sorgte für In den folgenden Wahlperioden waren schaften versprochen. Für Neuruppin die Einhaltung der Regeln. Er erinnert die Sitzungsunterlagen dann schon bis trifft das zu.“

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DAS NEUE HAUS DES WISSENS

Das Alte Gymnasium war das erste öffentliche Gebäude, das nach dem Stadtbrand von 1787 wiederaufgebaut wurde. Es ist das repräsentativste Ge- bäude und es liegt auf dem mittleren der drei großen Stadtplätze. Bildung hatte bei Friedrich Wilhelm II. einen hohen Stellenwert. Baudezernent Arne Krohn: „Mit der denkmalgerechten Sa- nierung und der Nutzung als Haus des Wissens und der Kultur stehen wir in einer guten Tradition.“

Civibus Aevi Futuri (den Bürgern der künftigen Zeit) steht über dem Haupteingang. Heute sind die Kreis- musikschule, die Städtische Jugend- kunstschule und die Stadtbibliothek die wichtigsten Nutzer. Einige Räume stehen der Medizinischen Hochschule Brandenburg zur Verfügung, die Mon- tessori-Grundschule ist im Nachbar- haus. Arne Krohn: „Die Entwicklung zum Haus des Wissens und der Kultur bringt Leben in die Innenstadt. Die El- tern kommen mit ihren Kindern, sie gehen zwischendurch in die Geschäf- te oder nutzen die Cafés. Wir haben dieses Ziel schon mit Umgestaltung des Schulplatzes verfolgt.“

Von 2009 bis 2011 wurde das Alte Gymnasium in mehreren Abschnitten saniert, gefördert durch die Europäi- sche Union. Die Musikschule kam als erstes dran. „Wir haben jetzt einen Das Alte Gymnasium - eine erste Adresse für Bildung und Kultur. lichtdurchfluteten Saal. Die großen Glastüren können wir öffnen und bei hat ihren Hauptsitz in Neuruppin und Gericke ist von Anfang an dabei, Leite- Veranstaltungen den Hof einbezie- Zweigstellen in Kyritz, und rin Andrea Plagemann seit 1983. „Wir hen.“, sagt Harald Boelk. Er war 1968 . Insgesamt 900 Kinder waren zwischen 2001 und 2011 in der Musikschüler in Neuruppin, später und Erwachsene werden von 32 Lehr- Bilderbogenpassage untergebracht. Es dort Lehrer und seit 2004 ist er der kräften unterrichtet. „Ein Instrument ist schön, wieder zurück zu sein“, sagt Leiter der Musikschule. Harald Boelk lernen ist Arbeit, aber wir wollen, Andrea Plagemann. Sie ist stolz dar- erinnert sich: „Das Gebäude wurde in dass der Spaß dabei nicht zu kurz auf, wie sich die Bibliothek seitdem den 1970er Jahren schon einmal um- kommt“, lautet die Devise von Harald entwickelt hat. Die Zahl der regelmä- gebaut. Damals war in der Mitte die Boelk. Gemeinsames Musizieren und ßigen Leserinnen und Leser ist von Erweiterte Oberschule. Weil die ma- Auftritte tragen dazu bei. 700 auf 2000 gestiegen. Mit dem Um- rode Decke mit Baumstämmen abge- zug wurde die Verbuchung von „Zet- stützt werden musste, nannten wir sie Seit 1982 ist die Stadtbibliothek im telwirtschaft“ auf RFID-Codes umge- Baumschule.“ Die Kreismusikschule Alten Gymnasium zu Hause. Gudrun stellt. Ausleihe und Rückgabe können

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Gudrun Gericke & Alexandra Christ Harald Bölk Andrea Plagemann Leiterin der Leiter der Kreismusikschule Mitarbeiterin und Jugendkunstschule Bibliotheksleiterin haben den Umbau miterlebt

wahlweise auch in Selbstbedienung erledigt werden. Andrea Plagemann: „Wir haben mehr Zeit, Bücher zu emp- fehlen oder Tipps für die Suche zu geben.“

Alexandra Christ leitet seit 2016 die Jugendkunstschule. Tanz, Theater, Popmusik und Kunst werden in Kur- sen, Workshops und Projekten ange- boten. Seit 2014 ist die Jugendkunst- schule staatlich anerkannt. Das ist mit Qualitätsanforderungen verbunden, aber auch mit einer festen Förderung aus Landesmitteln. Vor allem Kinder und Jugendliche nutzen die Einrich- Das Alte Gymnasium erstrahlt wieder in neuem Glanz. tung. 400 sind angemeldet, davon al- lein 250 in den verschiedenen Tanz- gruppen. „Wir haben ein supertolles Haus, man sieht, dass der Stadt die Kultur am Herzen liegt“, sagt die Lei- terin.

Ihre Vorgängerin, Monika Meichsner, hat zusammen mit Gritt Maruschke, Liane Behlert und weiteren enga- gierten Lehrkräften die Jugendkunst- schule aufgebaut: „Der Zuspruch von Kindern und Eltern hat uns 1990 zur Gründung ermutigt.“ Bis heute wird die Jugendkunstschule von einem För- derverein unterstützt, in dem Monika Meichsner mitarbeitet. Frank Matthus ist der Vereinsvorsitzende. Das Gebäude wurde komplett entkernt und bekam eine neue Raumaufteilung.

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SCHULLANDSCHAFT IM WANDEL

Die Schullandschaft in Neuruppin ist seit 1990 in Bewegung: Es gibt ein Auf und Ab der Schülerzahlen, Schulen in freier Trägerschaft, neue Schultypen und neue Bildungskonzepte. Sozial- dezernent Thomas Fengler: „Die Eltern können heute unter vielen unterschied- lichen Angeboten auswählen. Das macht den Schulstandort Neuruppin attraktiv.“ Aktuell saniert die Stadt die Wilhelm- Gentz-Schule, dann werden alle Schul- gebäude auf zeitgemäßem Stand sein.

Die FontaneSchule wurde gerade zum zweiten Mal modernisiert, sie ist seit 2018 ein Schulzentrum. Es gibt eine Grundschule – zurzeit mit den Klas- sen 1 bis 3 – und eine Oberschule ab Die FontaneSchule hat einen neuen Spielplatz bekommen. Klasse 7. Für die Kleinen wurden Lern- inseln und Horträume eingerichtet. gut, jetzt Schulzentrum zu sein: „Den ken in der Praxis haben. Ohne dieses Außerdem bekam die Schule Akustik- Kindern fällt der Übergang in die Se- Angebot würden sie die Schule wahr- decken, um den Geräuschpegel zu re- kundarstufe leichter. Sie kennen ihre scheinlich ohne Abschluss verlassen duzieren, eine Digitalausstattung und Lehrer schon“. müssen. WLAN, die Sporthalle wurde saniert und die Fassade neu gestaltet. Die Fontaneschule ist offen für alle. Vier verschiedene Abschlüsse können Sie ist eine Ganztagsschule und eine an der FontaneSchule gemacht wer- Das Gebäude der FontaneSchule ge- „Schule für Gemeinsames Lernen“, den. „Für viele Eltern ist das erklä- hört der NWG, die es bereits einmal also auch für Kinder mit besonderem rungsbedürftig. Es ist unsere Aufgabe, im Jahre 2000 umfassend moderni- Förderbedarf. Außerdem gibt es „Pro- sie zu beraten, welcher Weg für ihr sierte. Den schönen Sportplatz können duktives Lernen“ in Klasse 9. Wer dort Kind der Beste ist. Wir orientieren auf auch die Kinder aus dem Wohngebiet mitmacht, ist zwei Tage pro Woche in erreichbare Berufsziele“, sagt Angela nutzen. Angela Rohwer ist seit 2004 der Schule und drei Tage zum Prak- Rohwer. Die Schule hat einen guten an der FontaneSchule Lehrerin und tikum in einem Betrieb. Produktives Ruf, die Grundschulklassen sind voll seit 2017 Schulleiterin. Sie findet es Lernen ist für Lernende, die ihre Stär- ausgelastet.

INDIVIDUELLE AUFGABEN

Mathias Jäkel ist seit 2017 Schulleiter. ein. Auch die Begabten werden ge- den sofort in die Klassen integriert. Seine Grundschule „Karl Liebknecht“ fördert, indem sie nicht einfach mehr Die meisten von ihnen sind schon in kennt er noch aus Schülerperspekti- Aufgaben lösen, sondern Aufgaben, Deutschland geboren und waren hier ve. Er wurde 1995 in die „Karli“ ein- die sie interessieren.“ im Kindergarten“, sagt der Schullei- geschult, als sie noch eine Gebäude- Auch die Karl-Liebknecht-Schule ist ter. Seine Grundschule wurde 2009 hälfte der FontaneSchule belegte. eine „Schule für Gemeinsames Ler- saniert und sie sieht heute noch wie Was hat sich in den 25 Jahren verän- nen“. Dort lernen Kinder mit unter- frisch renoviert aus. Mathias Jäkel dert? „Wir arbeiten heute individuel- schiedlichen körperlichen Handicaps sagt: „Die Lehrkräfte, die Hausmeis- ler. Bei der Einführung in ein Thema oder mit Leistungseinschränkungen ter und die Sekretärin achten sehr steht der Lehrer vor der Klasse, aber in bestimmten Fächern. Der Förderbe- darauf, dass es so bleibt.“ Und genau bei den Aufgaben gehen wir auf die darf bei Deutsch als Fremdsprache ist diesen Satz hat auch Angela Rohwer unterschiedlichen Leistungsniveaus kleiner geworden. „Diese Kinder wer- für ihre FontaneSchule gesagt.

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SPORT UND SPIEL IM FORUM

Nach rund zwei Jahren Umbauzeit konnten die Kinder der Kita Kunterbunt 2012 eine komplett neu gestaltete Ein- richtung in Besitz nehmen. Die Kita in der Artur-Becker-Straße ist nicht nur schöner geworden, die Kinder haben jetzt auch mehr Möglichkeiten, ihre Talente zu entfalten. Herzstück der Kita ist ein großer, lichtdurchfluteter Raum, der die beiden sanierten Gebäudeflügel verbindet.

„Wir nennen diesen Bereich Forum, es ist das Highlight unserer Einrich- tung“, berichtet Kita-Leiterin Ute Hinze. Die Kinder treiben dort Sport, spielen und bekommen im Kinderres- taurant ihr Mittagessen. Kita-Leiterin Ute Hinze im neuen Verbindungsbau.

Ute Hinze ist seit 2007 Kita-Leiterin, Haus bewegen und zwischen verschie- derung stehen unter anderem Bücher zuvor war sie fast 18 Jahre Kindergärt- denen Angeboten wählen. Für die Be- und Lernspiele zur Verfügung. nerin in Wuthenow. Die Stadt konnte wegung gibt es einen Turn- und einen Fördermittel vom Land bekommen Tanzraum sowie einen großzügigen Die Kita Kunterbunt ist mit 223 Plät- und investierte insgesamt knapp vier Spielplatz. Auch im gläsernen Verbin- zen eine der größten von neun städti- Millionen Euro, der Umbau dauerte dungsbau sind Spielgeräte aufgebaut, schen Kitas. Sozialdezernent Thomas fast zwei Jahre. Ute Hinze ist sehr zu- mit denen die Motorik gefördert wird. Fengler: „Wir können insgesamt etwa frieden mit dem Ergebnis. „Wir konn- Das sind zum Beispiel Podeste und 800 Kinder aufnehmen. In den sie- ten dem Architekten unsere Wünsche Tore, die immer wieder neu angeord- ben Kitas von freien Trägern sind es mitteilen. Die bodentiefen Fenster wa- net zum Klettern oder Durchkriechen etwa noch einmal so viele.“ Seit eini- ren zum Beispiel unsere Idee. „Jetzt anregen. gen Jahren steigt der Bedarf an Kita- können die Kinder ihren Eltern einen plätzen wieder deutlich an. Thomas Abschiedsgruß zuwinken“, erzählt die Es gibt noch mehr Felder, auf denen Fengler rechnet damit, dass das noch Kita-Leiterin. die Kita aktiv ist, das sind Sprachför- einige Zeit so anhält. Darum wollen derung und gesunde Ernährung. Die mehrere freie Träger ihre Einrichtun- Die Kita Kunterbunt hat den Schwer- Kinder bewirtschaften ein Gemüse- gen erweitern. Die Stadt plant für ihre punkt Bewegung. Die Kinder können beet und bereiten die Ernte in einer Kita in Gildenhall einen Neubau mit sich – in normalen Zeiten – frei im Kinderküche zu. Für die Sprachför- mehr Plätzen als bisher.

Die Kita vor der Sanierung. Die Kita Kunterbunt mit ihren charakteristischen Schaufenstern.

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Internationale Städtepartnerschaften

(Italien) seit 1968, Aktivitäten: Certaldofest alle zwei Hannelore Gußmann war 1990 bei der ersten Abgeordnetenreise nach dabei. Jahre, Jugendaustausch, Kulturaus- tausch • (Tschechien) seit 1972, Aktivitäten: Bürgerfahrten • Babimost (Polen) seit 2005, BEGEGNUNG Aktivitäten: Bürgerfahrten, auf Augenhöhe Landfrauen-Begegnungen, Kunstprojekte Wertschätzung begegneten. Anders „Ich habe in Bad Kreuznach Menschen als bei uns, wo der Bürgermeister die kennengelernt, die uns respektvoll, in- Politik bestimmte.“ Für die Neurup- teressiert und mit großer Hilfsbereit- pinerin war der Besuch im Michelin- Magdalena Yanshin organisiert in der schaft begegnet sind“, sagt Hannelore Reifenwerk spannend. Sie erkundigte Stadtverwaltung die Zusammenarbeit Gußmann. Sie reiste vom 14. bis 17. Fe- sich beim Betriebsrat nach seiner Tä- mit den Partnerstädten. Sie verweist bruar 1990 mit der ersten Neuruppiner tigkeit, denn unabhängige Personal- darauf, dass es von Anfang an auch Delegation in die Partnerstadt. Kurz zu- vertretungen gab es in der DDR nicht. einen intensiven bürgerschaftlichen vor, am 22. Januar, wurde in Neuruppin Hannelore Gußmann war dann von Austausch gegeben hat. Es gibt Bür- die Städtepartnerschaft unterzeichnet. 1990 bis 2003 Personalratsvorsitzen- gerfahrten, gemeinsame Sportveran- de bzw. Betriebsratsvorsitzende der staltungen und Kulturbegegnungen Ruppiner Kliniken. mit den Nachwuchs Bigbands beider Als die Städtepartnerschaft ange- Städte. Sie treffen sich abwechselnd in bahnt wurde, stand die Mauer noch. Außerdem war sie von 1998 bis 2003 Bad Kreuznach und Neuruppin. Nun aber hatten sich die Vorzeichen Stadtverordnete, dann aber SPD-Mit- geändert. Der offiziellen Neuruppi- glied, weil sie die Arbeitnehmerrechte Das Weinfest ist eine feste Größe im ner Delegation gehörten auch die dort besser vertreten sah. Sie reiste Neuruppiner Kulturkalender. Die Win- neuen Kräfte an, Reinhold Dzienian bis 2015 insgesamt viermal mit einer zerbetriebe von der Nahe präsentieren vom Neuen Forum sowie Inge und offiziellen Delegation nach Bad Kreuz- ihre Weine. Im Gegenzug ist die Neu- Frank Wehrmann für die SDP. Han- nach. „Das Verhältnis hat sich in der ruppiner Kochakademie mit Wildspe- nelore Gußmann gehörte damals der Zeit gewandelt. Wir wollten damals zialitäten beim Nikolausmarkt in Bad NDPD an. vor allem lernen und haben Wissen Kreuznach dabei. Vereinsvorsitzen- dankbar aufgenommen. Die jungen der Holger Wizisk sagt: „Sie warten Hannelore Gußmann erinnert sich: Mitreisenden sind anders. Sie sind dort schon auf uns. Sie lieben unse- „Mir fiel auf, dass die Verwaltungsan- selbstbewusster geworden, es ist fast ren Grünkohl mit Knacker. Es sind gestellten ihren Abgeordneten großer eine Begegnung auf Augenhöhe.“ Freundschaften entstanden.“

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NEURUPPIN BLEIBT BUNT

Für den 1. September 2007 – den Welt- friedenstag – hatte eine rechtsextre- mistische Organisation zu einer De- monstration aufgerufen. „Es waren 40 bis 50 Neonazis gekommen, denen wir uns mit 1000 Menschen entgegenge- stellt haben. Das waren nicht nur Linke, die bürgerliche Mitte ging auf die Stra- ße“, berichtet Martin Osinski, Sprecher des Bündnis Neuruppin bleibt bunt.

In den 1990er Jahren hatten rechts- gerichtete Jugendliche in Neuruppin mehrfach Linke angegriffen, durch Gespräche und verstärkte Jugend- sozialarbeit kehrte jedoch Ruhe ein. Deswegen heißt es auch: Neuruppin BLEIBT bunt. Der bündnisgrüne Ab- geordnete Wolfgang Freese brachte Martin Osinski ist Sprecher von Neuruppin bleibt bunt. den Namensvorschlag ein. Die Ini- tiatoren telefonierten auch gleich los, pierungen statt, darunter ein NPD- dagegenhalten. Damit ist Neuruppin um ein breites Bündnis zustande zu Bundesparteitag am 12. November vielen Menschen positiv in Erinne- bringen. Das gelang innerhalb von 2011. Neuruppin bleibt bunt stellte rung.“ Das Bündnis Neuruppin bleibt einer Woche. 43 Persönlichkeiten un- sich jedes Mal dagegen, mit Demons- bunt ist weiterhin aktiv und besetzt terzeichneten den Aufruf zur Gegen- trationen, Sitzblockaden, Plakaten, historische Daten mit eigenen Veran- demonstration, unter ihnen Bürger- aber auch einem Volksfest und einem staltungen. Das sind zum Beispiel der meister Jens-Peter Golde und Landrat Fahrradkorso. Martin Osinski: „Die 1. September und der 9. November. Christian Gilde. Rechtsextremisten wollten in Neu- Osinski: „Es ist unser Anliegen, die ruppin Fuß fassen. Sie haben nicht Erinnerungskultur hochzuhalten. Wir Bis 2012 fanden in Neuruppin noch damit gerechnet, dass sich die Bürger wollen damit verhindern, dass Rechte fünf Veranstaltungen rechter Grup- einer kleinen Stadt so geschlossen diese Daten für sich missbrauchen.“

EINSTELLUNGEN HINTERFRAGEN

Mit Vorträgen, Filmen und Lesungen len. Viele sind aber auf der Suche. Ich gibt Jugendwart Eckhard Häßler im frage dann, wie sie zu ihrer Einstellung Café Hinterhof/ev. Jugendzentrum gekommen sind, und versuche, ein immer wieder Anstoß zur Diskussion Nachdenken anzuregen. So handhaben über Rechts. Er sagt: „Ich komme aus es auch viele Mitglieder der Jungen Ge- der Friedensbewegung und war in der meinde in ihrem Umfeld – und zwar DDR Totalverweigerer. Mit meinem sehr selbstbewusst.“ Das Café Hinter- christlichen Hintergrund lehne ich hof bekam 1992 seinen Namen. Damals Krieg, Menschenverachtung und all hatten Rechtsradikale in Rheinsberg das ab, wofür die Rechten stehen.“ Asylbewerber angegriffen. Das Café Trotzdem ist er mit Jugendlichen aus Hinterhof sollte ein Raum werden, wo rechten Umfeld öfter im Gespräch. „Es sich Menschen aus anderen Ländern lässt sich schwer diskutieren, wenn angstfrei treffen und ihre Projekte ver- Eckhard Häßler leitet das Jugendzentrum verhärtete Positionen aufeinanderpral- wirklichen können. Café Hinterhof.

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Der Berliner Jannes Siems hat in Neuruppin das Fliegen erlernt. NEUE NUTZER auf dem Flugplatz

Segelflugverein zierskantine, die noch aus Zeiten der Was hat sich auf dem Neuruppiner Flug- Ja, es wird noch geflogen in Neurup- Fliegerschule stammt. „Der Umzug von platz getan? Hans Schaefer und Axel Le- pin. Jannes Siems ist Vorsitzender Molchow nach Neuruppin war 1996“, ben kennen sich dort besonders gut aus des Flugtechnischen Vereins Spandau berichtet Stefan Scheufler, der heute und stellen die neuen Nutzer vor. Hans 1924 e. V. Gerade landet er mit seinem gemeinsam mit Heiko Ebert den Be- Schaefer war von 2006 bis 2014 für die Segelflugzeug auf einem Rasenstück trieb führt. „Das Gebäude hatte einen Konversion im Ruppiner Land zuständig, weit im Norden des Platzes. Jannes Tarnanstrich, es sah heruntergekom- ab 2007 war er außerdem Geschäfts- Siems ist seit 2002 Vereinsmitglied, men aus, aber die Substanz war gut.“ führer bei der InKom. Seit 2016 ist er im seine ersten Flugstunden machte er Sogar die Flügeltür zum Speisesaal ist Ruhestand, Axel Leben wurde sein Nach- bereits in Neuruppin. Die Segelflug- noch erhalten. Dort ist heute die Werk- folger. zeuge werden fast geräuschlos mit statt. einer Seilwinde auf Höhe gebracht. Es gibt sogar eine Vereinbarung, dass ihre 1994 hatten die letzten sowjetischen Platzrunde nicht über die Musikersied- Flieger das Flugplatzgelände verlas- lung geht, um die Bewohner nicht zu sen und sogar Teile der Rollbahn mit- stören. An Wochentagen weiden Scha- genommen. Sie ließen aber Altlasten fe auf der Landebahn. Eine Win-win-Si- – Treibstoffe, Altöl und Lösungsmit- tuation. Die Schafe halten das Gras auf tel – zurück. Die Brandenburgische der Landebahn kurz und verhindern Bodengesellschaft räumte nach dem die Versteppung. Abzug der Militärs das Gröbste weg. Für die Fläche des künftigen Gewerbe- Dachklempnerei Klaus Scheufler gebietes Flugplatz erfolgte 2011 eine Der erste Gewerbebetrieb auf dem Ge- Bodenuntersuchung mit Magnetfeld- lände war die Dachklempnerei Klaus Ein historisches Foto aus dem Album der Sensoren. Nochmals fiel containerwei- Scheufler. Das Molchower Unterneh- Firma Scheufler, die ehemalige Offizierskantine ist hier noch mit Tarnfarbe gestrichen. se Schrott an, darunter auch Munition. men kaufte 1994 die ehemalige Offi-

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Heiko Ebert und Stefan Scheufler schätzen am Standort vor allem die Mario Cuba (Mitte) führt Axel Leben und Hans Schäfer durch sein Unter- Nähe zur Autobahn. nehmen.

Stefan Scheufler: „Ich bin seit 1998 Cuba Kunststofftechnik beschäftigt. wurde im Dezember 2006 fertig- im Unternehmen und habe hier auch Der Umzug nach Neuruppin im Jahr gestellt. Silvio Pohl ist seitdem der gelernt. Die Dachklempnerei besteht 2017 wirkte sich positiv aus. „Wir kön- Neuruppiner Betriebsstättenleiter. Er aber schon seit 1984. Mein Vater Klaus nen in die Fläche wachsen und finden sagt: „Wir stellen Menschen mit den Scheufler beschäftigte damals vier leichter qualifiziertes Personal und “, unterschiedlichsten Behinderungen oder fünf Mitarbeiter. Nach 1990 ist sagt Mario Cuba. ein. Es ist nicht so leicht, für jeden das Unternehmen schnell bis auf 28 die richtige Aufgabe zu finden, aber Mitarbeiter gewachsen.“ Zu den beson- Stephanus Werkstätten ist gelingt. Heute beschäftigen die ders spannenden Aufträgen in dieser Mit den Stephanus Werkstätten hat Stephanus Werkstätten in Neuruppin Zeit zählten das Sparkassengebäude auch eine große Behinderteneinrich- 185 Menschen. Etwa 50 Unternehmen am Fontaneplatz und die Pfarrkirche. tung auf dem Flugplatz ihren Sitz. in der Region gehören zu den ständi- Heute ist die Firma Scheufler oft in Peter Abraham erinnert sich an die gen Auftraggebern. Berlin tätig. „Die gute Anbindung an alten Werkstätten, die 1991 im Bullen- die Autobahn ist ein großer Vorteil für winkel eröffnet wurden: „Bis 1990 gab InKom-Geschäftsführer Axel Leben: uns“, sagt Stefan Scheufler. es in den Betrieben noch Abteilungen „Die Stephanus Werkstätten sind mit geschützten Arbeitsplätzen. Aber Partner der Industrie. Sie sind in Neu- Cuba Kunststofftechnik die Erzeugnisse waren plötzlich nicht ruppin gut vernetzt. Außerdem haben Seit 2017 ist die Firma Cuba Kunst- mehr gefragt. Für die Beschäftigten sie ein eigenes Produkt entwickelt. stofftechnik im Gewerbegebiet Flug- war das eine große psychische Be- Die Umhängetasche „Ruppi Bag“ aus platz Nord zu Hause. Firmenchef Ma- lastung. Peter Abraham konnte beim LKW-Planen von Technoplan ist zu ih- rio Cuba führt Hans Schäfer und Axel Land Mittel für den Neubau auf dem rem Markenzeichen für unsere Stadt Leben durch eine moderne Werkhalle: Flugplatzeinwerben, das Gebäude geworden.“ „Wir haben eine voll digitalisierte Pro- duktion – von der Auftragserteilung bis zur Auslieferung.“ Die Spritzguss- automaten arbeiten in drei Schichten und sind robotergesteuert. Sie pres- sen Kunststoffgranulat unter Wärme und mit einem enormen Druck in die Formen. Die Werkteile finden in Elek- trogeräten, Autos und zahlreichen Maschinen Anwendung. Vater Diet- mar Cuba gründete das Unternehmen 1990 in Köpernitz bei Rheinsberg als Ein-Mann-Betrieb und entwickelte es erfolgreich. 2008 kaufte Mario Cuba das Unternehmen, Vater Dietmar arbeitet als Angestellter weiterhin mit. 31 Mitarbeiter sind jetzt bei der Silvio Pohl (links) und Peter Abraham im Gespräch mit Werkstatt-Mitarbeiter Jens Trebbin.

NEUESRUPPIN 04/2020 13 30 Jahre freie Entwicklung

FÜR EINE FREIE HEIDE

Das Aus für den Bombenabwurfplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide ist das Er- gebnis einer erfolgreichen Kooperation unterschiedlicher Kräfte: Bürgerschaft, Wirtschaft und Kommunen. Das brach- te die Bundeswehr schließlich zum Aufgeben.

Die erste Demonstration fand am 15. August 1992 statt, kurz nach- dem die Bundeswehr ihr Übungs- platzkonzept verkündet hatte. Noch im gleichen Monat gründete sich die Bürgerinitiative FREIe HEIDe. Sie ab- solvierte einen Marathon mit insge- samt 113 Protestwanderungen, Oster- märschen und vielen Aktionen.

Der Kreistagsabgeordnete Wolfgang Freese war als Tontechniker fast im- mer dabei. Er gab auch den Anstoß Wolfgang Freese war bei fast jeder Veranstaltung der FREIen HEIDe für die Tontechnik verant- für die Gründung einer Unterneh- wortlich. merinitiative. „Wir brauchten Geld für Gutachten, Konzepte und gute den-Schießplatz aus. 260 Kommu- 2007 vor dem Verwaltungsgericht in Anwälte vor Gericht. Das konnte die nalpolitiker aus fünf angrenzenden . In einer Musterklage von FREIe HEIDe nicht allein tragen.“ Er Landkreisen unterschreiben 2005 Unternehmern ging es um wirtschaft- musste nicht lange reden. Am 6. Fe- einen Offenen Brief an den Bundes- liche Schäden durch den Übungsbe- bruar 2004 gründete sich die Unter- kanzler. 2010 vereinbarten Vertreter trieb. Der Richter verlangte von der nehmervereinigung PRO HEIDE. Vor- der betroffenen Kommunen mit den Bundeswehr ein formelles Planungs- standsmitglied Prof. Klaus Günther: Bürgerinitiativen die Gründung einer verfahren, bei dem alle Einwendun- „Die FREIe HEIDe konzentrierte sich Kommunalen Arbeitsgemeinschaft. gen berücksichtigt werden sollten. auf den Protest gegen die Bundes- Das war mit Verweis auf die Landes- wehr, PRO HEIDE zeigte die Nachteile Jens-Peter Golde war Vorstandsvorsit- verteidigung bisher nicht geschehen. der militärischen Nutzung anhand zender von PRO HEIDE und geschäfts- wissenschaftlicher Untersuchungen führender Vorsitzender der kommu- Am 29. November 2007 forderte auf.“ Der Bombenabwurfplatz hätte nalen Arbeitsgemeinschaft. Er sagt: der Bundesrechnungshof dann vom die Region 15 000 Arbeitsplätze ge- „Es war eine Aufgabenteilung. Die Verteidigungsministerium, auf den kostet und gravierende Folgen für Kommunen planten die schrittweise Übungsplatz zu verzichten, da der die Volkswirtschaft gehabt. Das war Nutzbarmachung von Teilen der Lie- Bedarf nicht mehr vorhanden sei. Am durch Stellungnahmen verschiedener genschaft. Die Arbeitsgemeinschaft 9. Juli 2009 schließlich erklärte Bun- Ämter und Behörden belegt. entwickelte wirtschaftlich tragfähige desverteidigungsminister Franz-Josef Lösungen als Alternative zur Bundes- Jung den Verzicht auf die Nutzung In Erklärungen sprachen sich die Par- wehr.“ 15 Mal scheiterte die Bundes- der Kyritz-Ruppiner Heide als Luft-/ lamente gegen den geplanten Luft-Bo- wehr vor Gericht, zuletzt am 31. Juli Bodenschießplatz.“

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KEIN ELFENBEINTURM

Mit der Einweihung des Erweiterungs- baus im Januar 2015 kann das Museum seinen Besuchern eine neue Qualität bieten. Was das bedeutet, erklärt Maja Peers-Oeljeschläger. Die erfahrene His- torikerin leitet seit Oktober 2016 das Museum.

„Wir sind ein lebendiges Museum, kein Elfenbeinturm. Wir beziehen die Stadtbevölkerung in unsere Arbeit ein.“ Aktuelles Beispiel ist die neue Wechselausstellung zum 30. Jahres- tag der Deutschen Einheit, die unter anderem mit Fotos von Eckhard Hand- ke gestaltet wurde. Menschen aus Schülerprojekt in der Steindruckwerkstatt. Neuruppin berichten in Zeitzeugen- interviews über die bewegte Nach- wendezeit. Die Ausstellung wird am 3. Oktober eröffnet.

Maja Peers-Oeljeschläger: „Wir haben im Januar 2020 eine Veranstaltungs- reihe unter dem Titel Museumsgeflüs- ter begonnen und die Bevölkerung dazu eingeladen, über die Zukunft des Museums zu diskutieren. Wir wol- len herausfinden, welche Themen für die Menschen besonders interessant sind. Wir möchten mit unseren Aus- stellungen und Veranstaltungen gern verschiedenste Besuchergruppen er- reichen.“ So ein Dialog mit der Bevöl- Museumsleiterin Maja Peers-Oeljeschläger. kerung ist zum Beispiel beim Projekt „Durcheinander“ (2016–2018) oder Zuge der Neugestaltung des Museums gezeigt werden. Die Leihgeber hätten mit der Ausstellung zum 150-jährigen im Altbau eine Steindruck- und eine sie uns sonst nicht zur Verfügung ge- Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Letterndruckwerkstatt einrichten. Er- stellt“, sagt Maja Peers-Oeljeschläger. Neuruppin (2017) gelungen. wachsene und Kinder nutzen sie regel- Auch die Bilderbogen gehören zu den mäßig. Dort werden Einführungen in gefährdeten Exponaten. Sie waren für Mit Fertigstellung des Anbaus wurde die Drucktechniken und mehrtägige das einfache Volk gemacht und sind auch der Museumshof für die Gäste ge- Kurse für Schülergruppen angeboten. auf billigstem Papier gedruckt. Durch öffnet und kann für Veranstaltungen Mit der Leitausstellung „fontane.200/ den Ankauf einer privaten Sammlung genutzt werden. Der Tempelgarten Autor“ zog das Museum im Fontane- in den 1990er Jahren hatte das Mu- hat eine weitere Pforte erhalten. Das jahr 2019 über 36 000 Besucher an. seum seinen Bestand auf über 12 000 Museum und das wiederhergestellte „Diese Ausstellung wäre ohne den unterschiedliche Bogen erweitert. Da- Gartendenkmal rücken dadurch enger Neubau nicht möglich gewesen. Er ist runter sind auch Exemplare aus Süd- zusammen. Die attraktiven Veran- klimatisiert und die Exponate sind vor deutschland und vielen Ländern Euro- staltungen des Tempelgartenvereins Tageslicht geschützt. Damit können pas. Insgesamt investierten die EU, strahlen auf das Museum ab – und auch empfindliche Ausstellungsstü- der Bund und das Land etwa sieben umgekehrt. Das Museum konnte im cke wie die Handschriften Fontanes Millionen Euro.

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DIE STIFTUNG SOZIALES NEURUPPIN Nur gemeinsam können wir etwas erreichen!

Seit 2008 fördert die Stiftung Soziales Neuruppin die Jugendarbeit, die Kul- tur, den Sport und weitere Leistungen der Wohlfahrtspflege. Sie trägt damit zur Erhaltung und Verbesserung der sozialen, kulturellen und sportlichen Infrastruktur der Fontanestadt bei. Die Förderung erfolgt vorwiegend durch die Zahlung von Zuschüssen an Vereine und Verbände, soziale Ein- richtungen und andere Vereinigungen, die Aufgaben im Sinne des Stiftungs- zwecks erfüllen. Von 2008 bis 2019 vertrat Margarete Jungblut, ehemalige Beigeordnete des Bürgermeisters der Fontanestadt Neuruppin, die Stiftung als Vorsitzende des Kuratoriums. Im letzten Jahr übernahm dann Andreas Haake den Vorsitz. Margarete Jungblut war lange Kuratoriums-Vorsitzende, Sebastian Svenßon unterstützt die Sind auch Sie ehrenamtlich im Verein Stiftung Soziales Neuruppin als Mitarbeiter der Kämmerei. tätig und haben wundervolle Projekte, bei denen es noch an den finanziellen an. Die so erwirtschafteten Überschüs- MEHR DAZU: Mitteln zur Umsetzung scheitert? Das se werden für einen gemeinnützigen Bankverbindung der Antragsformular sowie weitere Infor- Zweck ausgegeben. Das gestiftete Ver- Stiftung Soziales Neuruppin: mationen finden Sie unter: https:// mögen selbst muss als Grundkapital Sparkasse Ostprignitz-Ruppin www.neuruppin.de/bildung-soziales/ der Stiftung erhalten bleiben. Spenden IBAN: DE96 1605 0202 1720 0458 91 soziales/stiftung-soziales-neuruppin. kommen direkt den Antragstellern zu BIC: WELADED1OPR html. Gute. Verwendungszweck: Spende bzw. Das Prinzip einer gemeinnützigen Stif- Um möglichst viele Projekte mit den Zustiftung Stiftung Soziales Neuruppin tung ist einfach: Eine Stifterin oder ein benötigten finanziellen Mitteln unter- Stifter bringt Vermögen in eine Stif- stützen zu können, freut sich die Stif- Ansprechpartnerin: tung ein. Diese legt das ihr übertragene tung natürlich über jede Spende oder Juliane Schlüter, T: 03391 355-165 Vermögen sicher und gewinnbringend Zustiftung. [email protected]

AUF DEM WEG IN DIE SCHULDENFREIHEIT

Zu Beginn der 1990er Jahre hatte Neu- kauf des Rathauses in der Wichmann- nen Euro Schulden, 21 Millionen Euro ruppin sehr viel investiert, gleichzeitig straße Geld ein und sparte bei Investi- sind getilgt. Die Verschuldung der Be- waren die Steuereinnahmen noch sehr tionen durch die Übertragung von zwei völkerung beträgt derzeit 365 Euro pro gering. 1995 wurde mit fast 32 Mil- Schulen an die NWG. Niedrigzinsen, Kopf der Bevölkerung.“ Trotz Sparens lionen Euro Schulden der historische steigende Steuereinnahmen sowie ein werden pro Jahr durchschnittlich acht Höchststand erreicht. Der neue Käm- aktives Zinsmanagement ermöglich- bis zehn Millionen Euro investiert. Ein merer Willi Göbke verordnete einen ten eine kontinuierliche Tilgung der aktuelles Projekt ist die Sanierung der Sparkurs. Ein strategisches Ziel ist die Kreditverbindlichkeiten. Thomas Du- Wilhelm-Gentz-Schule, die bis 2022 für vollständige Entschuldung der Stadt bis malsky, seit 2018 Kämmerer, sagt: „Die 15 Millionen Euro geplant ist. Knapp 2030. Die Stadt nahm durch den Ver- Stadt hat aktuell noch etwa 11 Millio- zwei Drittel der Kosten trägt die Stadt.

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NEUES LEBEN in der Pfarrkirche

Westfalen-Lippe wechselte nach seiner „Im Dach waren Löcher, die Turmspit- Pensionierung 1995 als ehrenamtli- ze hatte sich gesenkt, die Wände waren cher Berater von der Kreisverwaltung durchnässt“, so beschreibt Pfarrer Heinz zur Stadt. Ein Jahr später stand auch Karau den Zustand der Pfarrkirche im eine Vereinbarung zwischen Stadt und Jahr 1990. Ohne ihn wäre es wahrschein- Kirche. lich noch schlimmer gekommen. Der Horst Zahl ist aktuell einer der Ge- Pfarrer hatte im Dachstuhl Schüsseln schäftsführer der gemeinsamen Ge- und Wannen aufgestellt und ging sie re- sellschaft Tourismusforum Neuruppin gelmäßig leeren. 20 Jahre lang. GmbH. Er berichtet: „Ihre Gründung Pfarrer Heinz Karau mit Ehefrau Christiane. war nötig, um Kredite aufzunehmen und Fördermittel zu beantragen. Die 1969 trat Karau in der Stadtkirche Stadt hält in der GmbH etwa zwei Drit- St. Marien seine erste Pfarrstelle an. tel der Anteile, die Kirche ein Drittel.“ 1970 wurde die Kirche baupolizeilich Kirche und Stadt besetzen bis heute je- gesperrt, die Gemeinde zog in die Klos- weils einen der beiden ehrenamtlichen terkirche. Da es in der DDR damals Geschäftsführerposten. keine Kirchensteuer gab, war die Kir- Bereits 1995 erlebten 1400 Menschen che für den Erhalt ihrer Baudenkmale in der damals noch unsanierten Kirche auf Hilfe vom Staat angewiesen. Für ein glanzvolles Konzert. Dann wurde die Klosterkirche wurde diese gewährt, sie noch einmal geschlossen und bis für die Pfarrkirche nicht. „Ich hatte den 2002 aufwändig saniert. Dafür wurden Eindruck, dass es den staatlichen Stel- 4,6 Millionen Euro eingesetzt. Die An- Alt-Bürgermeister Otto Theel. len egal war, wenn die Kirche verfällt“, fangsjahre waren holprig. Für das Kon- sagt Karau. Ihm war es nicht egal, auch gress-Zentrum Pfarrkirche – in Verbin- die Kirchengemeinde half mit Arbeits- dung mit dem Hotelneubau – war die einsätzen. Auslastung zu gering. 2007 hieß die Pfarrer Joachim Cierpka kam 1992 aus Pfarrkirche dann offiziell Kulturkirche, Westberlin nach Neuruppin. Der Theo- aber zweimal wechselte der Betreiber. loge mit PR-Erfahrung startete die Ak- Der Neustart erfolgte 2011. Kultur- tion „Rettet die Pfarrkirche.“. Jetzt wur- kirche und Kulturhaus wurden als de das Ausmaß der Schäden deutlich. Einrichtungen der Stadt unter einer Ab 1993 konnte die Erneuerung von Leitung vereint. Das Programm sollte Dach und Fassade beginnen. Das Land unterschiedliche Gruppen ansprechen, und die Bundesstiftung Denkmalpflege damit sich beide Häuser nicht mehr investierten rund 1,5 Millionen Euro. gegenseitig Konkurrenz machen. Ab Horst Zahl ist für das Gebäude verantwortlich. 1994 wurde Otto Theel als Bürgermeis- 2011 wurde dieses Konzept durch And- ter gewählt und entwickelte zusammen reas Vockrodt umgesetzt. Der studierte mit Cierpka Ideen für den Umbau der Kulturmanager verfügt über exzellente Kirche zu einem Veranstaltungszen- Kontakte in die Kulturszene und holt trum. Die Kosten wurden von Exper- hochkarätige Künstler nach Neurup- ten auf fünf Millionen Euro geschätzt. pin. Dabei geht es querbeet durch die Otto Theel sagt: „Der Kirche war klar, Genres. Neuruppin war mit der Pfarr- dass sie die Sanierung und Erhalt von kirche wiederholt überregional in den zwei großen Kirchen nicht allein be- Schlagzeilen, zum Beispiel mit der wältigen kann.“ Weil er als PDS-Bür- Präsentation von Malerei und Grafik germeister bei den Ministerien in des Schauspielers Armin Mueller-Stahl Potsdam schlechte Karten hatte, holte oder mit der Installation von 400 Fon- er sich Unterstützung. Der erfahrene tane-Figuren im Jahr 2016 durch den Andreas Vockrodt ist Kulturmanager für Verwaltungsjurist Franz Bender aus Konzeptkünstler Ottmar Hörl. Pfarrkirche und Stadtgarten.

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Sie vertreten die Interessen ihrer Ortsteile. Hinten links: David Kissner (Ortsvorsteher Molchow), Manfred Bruder (Ortsvorsteher Buskow), Michael Peter (Ortsvorsteher Gühlen-Glienicke), Heidemarie Ahlers (Ortsvorsteherin Alt Ruppin), Wolfgang Händel (Ortsvorsteher Nietwerder),Frau Anita Ludwig (Ortsvorsteherin Radensleben), Siegfried Pieper (Ortsvorsteher Karwe), Janett Mussel (Ortsvorsteherin Wulkow) Harald Krumhoff (Ortsvorsteher Stöffin); Olaf Matschoss (Ortsvorsteher Gnewikow); Achim Fiedler (Ortsvorsteher Lichtenberg); Axel Noelte (Ortsvorsteher Wuthenow) NICHT GANZ DORF UND NICHT GANZ STADT gebracht war. Von 1983 bis 1991 war Signalwirkung. Krafft von dem Knese- „Ich wohne in Neuruppin, aber in einem sie Ortsbürgermeisterin. Sie ist heute beck konnte einige Wirtschaftsgebäu- Ortsteil. Dieser Ortsteil heißt Karwe. Das Vorsitzende des Demokratischen Frau- de vor dem Verfall retten und ließ in soll nicht vergessen werden“, sagt Hei- enbundes und stellvertretende Vor- den 1990er-Jahren im Grundriss der demarie Petruschke. Im Jahre 2004 hat sitzende des Parkvereins. Ihr ist der früheren Ställe Wohnungen bauen. Neuruppin 13 neue Ortsteile hinzube- Zusammenhalt im Dorf wichtig, mit Jetzt kamen viele kulturinteressierte kommen. Heute, 16 Jahre später, wollten ihrem Frauenbund bietet sie darum Menschen in das Dorf. Oft ließen sie wir herausfinden, wie sich das Leben im einmal in der Woche eine Bastelstunde sich von inspirieren, Ortsteil Karwe anfühlt. für Kinder an. Und gerade hat sie an der den Gutspark „seiner Länge nach der Dorfstraße einen Bücherstand auf- passiert“ und dann das Kesebecksche gebaut: „Bücher sollte man nicht weg- Herrenhaus beschrieben hat. Krafft „Die Karwer fühlen sich bei Neurup- werfen.“ von dem Knesebeck wollte schon lange pin nicht schlecht aufgehoben“, denkt den historischen Gutspark wiederher- Heidemarie Petruschke. Sie selbst hät- Krafft von dem Knesebeck ist Vorsit- stellen. 2010 hatten Gartenarchitektur- te ein eigenes Amt besser gefunden, zender des Parkvereins. Der Nachfah- Studenten dort Reste von Steinbänken aber Wustrau-Altfriesack ließ sich von re des berühmten Adelsgeschlechts und die ältesten Baumgruppen loka- werben. Für ein eigenes kam 1990 in die Gemeinde und hat lisiert. Danach bestimmten sie die Seegemeinden-Amt war Einwohner- Teile des früheren Familienbesitzes früheren Sichtachsen. 2017 ließ der zahl danach zu gering. Heidemarie Pe- zurückgekauft. Er wohnt in einem Verein mit Hilfe von Spendengeld und truschke kam als Flüchtlingskind nach ausgebauten Pferdestall. Das Schloss EU-Fördermitteln Wege anlegen und Karwe. Sie wurde Lehrerin und unter- wurde 1983 abgerissen, nachdem es die Sichtachsen wiederherstellen. 2019 richtete bis 1971 in der Grundschule, viele Jahre leer stand und verfiel. Die konnte der Park zusammen mit der die im Knesebeckschen Schloss unter- Rückkehr der Familie Knesebeck hatte Ausstellung „Fontane trifft Knesebeck“

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eröffnet werden, 4000 Gäste sahen die Ausstellung im Fontanejahr. „Im Park- verein treffen Menschen aufeinander, die sich sonst wahrscheinlich nie be- gegnet wären. Manche geben Geld, andere legen Hand an“, sagt von dem Knesebeck. Das Miteinander von Stadt und Land, Ost und West funktioniert. Er erinnert an die Urbanisierung beim Alten Fritz und sagt: „Zuzug hat immer dazu geführt, dass Entwicklung er- folgt. Eine Provinz ohne Zuzug ist zum Sterben verurteilt“.

„Die Menschen ziehen her, weil Kar- we am See liegt und wir noch eine Gaststätte haben“, sagt der Orts- Krafft von dem Knesebeck ist Vorsitzender des Parkvereins. beiratsvorsitzende Siegfried Pieper. Als Gemeindeplaner hat er ab 1990 die Flächennutzungsplankonzepte für Karwe, Lichtenberg, Gnewikow, Nietwerder und Radensleben erstellt. „Damals war es das Wichtigste, Eigen- tumsfragen zu klären und in Karwe Gewerbeflächen für Handwerker aus- zuweisen. Danach erfolgte die In- standsetzung und Modernisierung vieler Häuser und Dächer“, berichtet Pieper. Er selbst war von der Umge- bung so begeistert, dass er einige Jah- re später seinen ersten Wohnsitz in Westberlin aufgab und herzog. 1999 wurde er als Ortsbeirats-Vorsitzender gewählt. Karwe hat heute keine Land- wirtschaft mehr. Die Menschen orien- tieren sich Richtung Stadt, sie fahren Heidemarie Petruschke leitet eine Frauengruppe. dorthin zur Arbeit und zur Schule. 85 Prozent der Karwer Haushalte hat ein Auto oder sogar zwei. „Natürlich sind die Vereine gut für das Gemeindele- ben. Aber auch dort fehlen die Jungen und das Mittelalter“, sagt Pieper. Bei den Ortsbeiratssitzungen funktioniert das Dorfleben: Der Beirat hat zwar nur drei Mitglieder, aber mindestens 50 Gäste kommen zu den Sitzungen. „Wir bilden uns zu allem eine Mei- nung und bringen sie in Neuruppin an. Wenn 80 Prozent der Menschen in der Stadt wohnen, geht dort der Großteil des Geldes hin. Soweit klar. Aber für den Ortsteil sind sinnstiften- de Dinge wichtig: Kurze Wege für die Kinder, die Kirche und die Kneipe so- wie das Dorfgemeinschaftshaus.“ Dr. Siegfried Pieper ist der Ortsbeiratsvorsitzende.

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EIN WORT GERÄT IN VERGESSENHEIT

An der Stadtmauer, hinter der Klosterkir- che, gibt es eine unscheinbare Tafel. Sie ist leicht zu übersehen und die Schrift ist klein, doch der Inhalt war bedeutsam. Baudezernent Arne Krohn erläutert: „Die Neuruppiner Erklärung vom 28. Mai 1991 ist die Grundlage für die Denkmalförde- rung. Damit konnten wir unsere Altstadt vor weiterem Verfall retten – so wie noch weitere 300 Städte mit historischen Stadtkernen in Ostdeutschland.“

Ein paar hundert Meter weiter, in der Poststraße 31, betrieb Marco Leppin zu dieser Zeit einen Kiosk. Der ge- Dieter Exner und Mario Leppin in der Ausstellung Altes Handwerk in Neuruppin. lernte Baufacharbeiter hatte das Haus 1987 für 16 000 DDR-Markt von seiner Mutter gekauft und selbst renoviert. 1990 kündigte der damals 22-Jährige seine Anstellung und eröffnete einen Imbiss in einer leerstehenden Erdge- schosswohnung. Daraus wurde eine Lebensaufgabe. Marco Leppin brach- te in seinen neuen Beruf als Gastwirt handwerkliches Geschick und Liebe für seine Heimatstadt ein. Er baute den Imbiss Schritt für Schritt aus, so dass sein Restaurant Klosterhof heute vier Häuser und einen beachtlichen Biergarten umfasst. Eines der Häuser gehörte dem Tischlermeister Erhard Becker, der 2009 gestorben ist. Das war einer der letzten Handwerker im Dieter Exner führt durch „seine“ Poststraße. Viertel, berichtet Marco Leppin. In der Poststraße waren Gastwirte und unten, bei den Fachwerkbauten, konn- Der Gastwirt hat aus der Tischlerwerk- Lebensmittelläden, Bäcker, Schuh- ten wir den Verfall nicht aufhalten.“ Zu statt ein Event-Museum gemacht, dort macher, Ofensetzer und eine Bettfe- dieser Zeit hieß die Gegend Nachtja- trifft sich regelmäßig der Stammtisch dernreinigung. „Von denen ist keiner ckenviertel. Keiner wollte dort hinzie- Neuuppiner Geschichte, der eine reich gewesen. In der ganzen Stadt gab hen, viele Häuser standen leer. Auch Ausstellung über das Handwerk im es so viele Gewerke, manchmal bis in bei den privaten Hausbesitzern reich- Quartier gestaltet hat. Der 88-jährige die 1990er Jahre hinein, erinnert sich ten die Mieteinnahmen nicht, um die Dieter Exner hat daran mitgearbeitet. Exner. „Und auf den Höfen befanden Gebäude zu erhalten. Heute sind die Gemeinsam schauen sich Marco Lep- sich Karnickelställe, Kohlenschuppen, unsanierten Häuser selten geworden. pin und Dieter Exner eine Neuruppin- Waschküchen und Klohäuschen.” Die- Dieter Exner zeigt auf ein eingerüs- Karte mit vielen farbigen Punkten an. ter Exner ist gebürtiger Neuruppiner tetes Fachwerkhaus und sagt: „Jetzt Jeder Punkt ist steht für ein Gewerbe, und war von 1974 bis 1986 Direktor werden sogar Gebäude angefasst, die die Farbe kennzeichnet die Branche. der KWV. Rückblickend sagt er: „Hier 50 Jahren leer standen.

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Die Schinkelstraße 21 vor der Sanierung. 2002 verwandelte die NWG das Gebäude in ein Schmuckstück.

Walter Tolsdorf war ab 1990 Geschäfts- das Haus mit der schönsten Tür Neu- neues Lebensgefühl ist eingekehrt. führer der NWG. Er erinnert sich an ruppins (Siechenstraße 21). Es ist ein Von Nachtjackenviertel spricht nie- die Herausforderungen jener Zeit: Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhun- mand mehr und wahrscheinlich wird „Die NWG konnte keine Kredite auf- dert mit einer Rokoko-Tür. Die Putz- das Wort bald ganz vergessen sein. nehmen, weil sie durch die Altschul- fassade wurde erst 1900 vorgeblendet. den aus dem DDR-Neubauprogramm Der Neue Markt war 1990 halb be- Leben jetzt auch andere Menschen belastet war. Im Altbau stiegen uns toniert. Er war auch Parkfläche und hier? „In meiner Nachbarschaft bin die Leute auf den Kopf, weil wir per Fahrschulplatz. Heute ist er ein grün ich mit 53 Jahren fast der Älteste“, Gesetz zweimal die Mieten verdop- umrahmter Stadtplatz, der gern auch sagt Marco Leppin. Die Generation von pelt hatten, aber an den Wohnungen für kleinere Kulturveranstaltungen 1990 gibt es nicht mehr. Viele Häuser zu wenig machen konnten. Bei vielen genutzt wird. Unter den Bäumen spie- haben den Eigentümer gewechselt. Häusern lag das an den ungeklärten len Kinder. Aus den Hinterhöfen sind Wer hier ein Haus kauft, zieht selber Eigentumsverhältnissen.“ grünen Oasen geworden. Es gibt ein ein. Das sind meistens Neuruppiner, paar kleine Läden und Restaurants, die es jetzt in dieses Stadtviertel zieht. Noch 1991 wird Neuruppin in das vor denen die Menschen sitzen. Ein Programm städtebaulicher Denkmal- schutz aufgenommen. Bis 2018 sind rund 48 Millionen Euro an Fördermit- teln in das Sanierungsgebiet Innen- stadt geflossen. Mit der Förderung wurden Straßen grundlegend erneu- ert, öffentliche Gebäude saniert und private Bauherren unterstützt. „In der Innenstadt sind bis jetzt ungefähr 60 Prozent der Straßen und 80 Prozent der Häuser saniert“, schätzt Michael Bake, Mitarbeiter des Sanierungsträ- gers DSK.

Die Gegend um die Klosterkirche und den Neuen Markt hat sich extrem ver- ändert. Die Gehwege sind erneuert, Putzfassaden und Fachwerkhäuser grundsaniert und liebevoll gepflegt. Die NWG sanierte dort zum Beispiel Michael Bake unterstützt Bauherren mit Städtebaufördermitteln.

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SONNENUFER AUSGEBUCHT

Mit dem Verkauf des letzten Grund- stücks am Neuruppiner Sonnenufer konnte die Neuruppiner Stadtentwick- lungsgesellschaft mbH & Co. Sonnen- ufer KG 2014 die Vermarktung eines neuen Wohngebietes mit Einfamilien- häusern am erfolgreich abschließen. Zuvor mussten auf dem Areal viele Industrieruinen komplett be- seitigt und tausende Tonnen Erdreich bewegt werden, bis dann endlich die Straßen, Gehwege und Grundstücke an- gelegt werden konnten. Am Anfang lie- fen die Verkäufe schleppend. Am Ende sagt Peter Wagner von der Inkom: „Das Konzept ist aufgegangen. Wir hätten nicht nur 180 Grundstücke verkaufen können, sondern deutlich mehr.“ Peter Wagner (links) und Ronny Rohr haben bei der Entwicklung des Wohngebietes Sonnenufer Hand in Hand gearbeitet.

Zusammen mit Ronny Rohr, dem Ge- Das Unternehmen sollte über einen reinigungen in der Nachbarschaft die schäftsführer der Prima Gruppe in Bürgerfonds Anteile für die Investitio- Käufer. Erst als dieser Verdacht für das Neuruppin, besichtigt er noch einmal nen einsammeln. Als die für 2009 ge- Wohngebiet Sonnenufer 2009 ausge- das neue Wohngebiet, das ab 2004 plante Landesgartenschau nach Ora- räumt werden konnte, nahm der Ver- entwickelt wurde. „Wir hatten damals nienburg vergeben wurde, sollte das kauf Fahrt auf. vor, die Landesgartenschau nach Neu- Wohngebiet trotzdem entstehen – nur Mit dem Abschluss der Verkäufe im ruppin zu holen. Dafür wollten wir die schneller. Bereits 2006 war Verkaufs- Jahr 2014 hat sich das Blatt gewendet. 20 Hektar große Industriebrache am start. Wegen der hohen Investitionen Die Vermarktung des Sonnenufers war Sonnenufer nutzen und nach der Gar- musste die Gesellschaft für damalige ein Gewinn für die Stadtentwicklung. tenschau ein attraktives Wohngebiet Verhältnisse hohe Preise aufrufen. Die Die Grundstückseigentümer können errichten“, sagt Rohr. Er war damals Grundstücke kosteten je nach Lage sich über eine Wertsteigerung freu- Geschäftsführer der Neuruppiner zum See zwischen 75 und 180 Euro en. „Beim Wiederverkauf von Grund- Stadtentwicklungsgesellschaft mbH pro Quadratmeter Grundstücksfläche. stücken am Sonnenufer werden heute & Co. Sonnenufer KG und bekam die In der Finanzkrise von 2008 hielten deutlich höhere Preise pro Quadratme- Aufgabe, mit der neu gegründeten Ge- sich die Interessenten zurück. Zudem ter erzielt.“ weiß Ronny Rohr, der Ge- sellschaft das Projekt voranzutreiben. verunsicherten Grundwasserverun- schäftsführer der Prima Gruppe.

Im Sonnenufer wurden ab 2006 die ersten Häuser gebaut.

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EIN FRIEDHOF ZIEHT UM Das Konzept hat die russische Seite einen Kurplatz. In der Platzmitte steht „Wir sind eine kleine Stadt mit kleinen überzeugt.“ Die Umbettung der 63 so- noch immer die 1815 gepflanzte Frie- altmodischen Häusern und das soll wjetischen Soldaten erfolgte durch denseiche. Alt Ruppin hat nun wieder auch so bleiben“, sagt Ortsbeiratsvor- die Bundeswehr. Auf dem 2004 fer- einen zentralen Stadtplatz, der auch sitzende Heidemarie Ahlers. Sie ist stolz tiggestellten Kirchplatz erinnert eine für Veranstaltungen genutzt wird. auf die Entwicklung, die sich seit 1990 moderne Plastik an die sowjetischen in Alt Ruppin vollzogen hat. „Unsere Kriegsopfer. Die russische Botschaft Das Förderprogramm für Alt Ruppin schönen alten Häuser haben durch die war in die Auswahl des Wettbewerbs- ist ausgelaufen, Heidemarie Ahlers Sanierung ein besseres Aussehen be- entwurfs einbezogen und schickte möchte nun noch ein Vorhaben umset- kommen.“ auch einen Vertreter zur Einweihung. zen, das ihr sehr am Herzen liegt: „Wir wollen die Halbinsel mit der Seebade- Der neue Kirchplatz geht auf ein his- stelle neu gestalten. Im Moment sieht Ende 1990 brachten die Alt Ruppi- torisches Vorbild zurück. 1930 war es dort sehr verwildert aus, es ist auch ner Stadtverordneten die Sanierung Alt Ruppin ein Luftkurort und bekam nur noch ein Steg da.“ des Stadtkerns auf den Weg. Trau- gott Kuhnt als erster frei gewählter Bürgermeister setzte sich sehr dafür ein. Innerhalb von 20 Jahren wurden 9,3 Millionen Euro in die Altstadt in- vestiert, davon ein großer Teil Förder- mittel. Rund drei Viertel der 199 his- torischen Gebäude wurden bis zum Abschluss des Programms 2015 ganz oder teilweise erneuert. Von Anfang an stand die Verlagerung des sowje- tischen Soldatenfriedhofs weit oben auf der Wunschliste der Alt Ruppiner. Uwe Hasselmann, Sanierungsbeauf- tragter für Alt Ruppin, bereitete die Umgestaltung des Kirchplatzes vor. 1996 begannen die Verhandlungen mit der sowjetischen Seite. Heidemarie Ahlers auf dem Kirchplatz nach der Umgestaltung mit dem Möhringdenkmal. Heidemarie Ahlers erinnert sich noch an die Sitzung des Ortsbeirates am 15. April 1998: „Ein Vertreter der Bot- schaft und ein russischer Offizier sa- ßen dabei. Als wir abstimmen wollten, unterbrach der Botschaftsvertreter, der Offizier nahm die Beschlussvorla- ge und ging vor die Tür zum Telefonie- ren. Als er wieder hereinkam, nickte er. Wir konnten unseren Beschluss fassen.“ Er war einstimmig. Die MAZ titelte: „Putin hat Ja gesagt.“ Uwe Has- selmann sagt: „Die Zustimmung war nicht selbstverständlich. Aber es ging uns ja um die Rückgewinnung des zen- tralen Stadtplatzes, nicht um das Ver- drängen von Geschichte. Wir hatten ein würdevolles Gräberfeld auf dem Alt Ruppiner Friedhof vorgesehen. Der Kirchplatz als sowjetischer Friedhof.

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Silvana Münch (links) und die Antje Teuffert, Leiterin des Mehrgenerationenhauses. QUARTIER DER GENERATIONEN Jugendliche, die stärkere Unterstüt- Zu DDR-Zeiten wurden Beschäftigte Matthias Frinken ist seit 1992 in Neu- zung brauchten, um in der Arbeits- aus den Großbetrieben bei der Verga- ruppin tätig. Als Stadtplaner und Quar- welt Fuß zu fassen. Neben dem IB war be von Neubauwohnungen bevorzugt. tiersmanager hat er die Veränderungen dort auch die Initiative Jugendarbeit Damit konzentrierten sich Anfang im Neubaugebiet beobachtet und mit- (IJN) aktiv. Mit Jugendlichen und dem der 90-er Jahre im Neubaugebiet auch gestaltet. Dort haben rund 8500 Men- Künstler Ruprecht Matthies gestaltete Arbeitslosigkeit, ABM und Umschu- schen Ihr Zuhause. Matthias Frinken sie 2006 die „Windworte“, die heute lungen. Viele Heranwachsende waren sagt: „Es ist uns gelungen, dass das WK noch im Neubaugebiet zu sehen sind. betroffen. I bis III eine akzeptierte Adresse geblie- ben ist. Es ist kein sozial auffälliges Ge- Die überbetriebliche Ausbildung ist Der Frauenbund (dfb) engagierte sich biet, aber wir müssen weiter ein Auge inzwischen selten geworden. Der IB in dieser Lage zunächst mit verschie- darauf haben.“ in Neuruppin hat sich von dieser Auf- denen Projekten im Stadtgebiet. Er gabe ganz verabschiedet, die IJN be- unterhielt mobile Beratungskräfte, treibt sie im kooperativen Modell, zu- die zum Beispiel erklärten, wie ein Heinz Eichler war ab 1992 Bereichs- sammen mit Betrieben. Eichler: „Die ABM-Antrag gestellt wird oder die leiter beim Internationalen Bund (IB) allermeisten Jugendlichen bekommen als Begleitung zum Arbeitsamt mit- in . Er berichtet: „Wir ha- einen Ausbildungsplatz. Die Unter- gingen. „Wir schneiderten und halfen ben damals eine ganze Klasse Tisch- nehmen schauen bei der Einstellung Menschen mit kleinem Einkommen ler übernommen, die im Fertighaus- heute großzügig über manche Schwä- mit Reparaturen“, berichtet die lang- werk nicht zu Ende lernen konnten. chen hinweg. Die Jugendlichen kön- jährige Leiterin Rosemarie Böhme. Gute, motivierte Azubis.“ Ab 1996 nen sich ihren Ausbildungsbetrieb war der IB auch in der ehemaligen aussuchen.“ Der IB bietet Stützunter- Der dfb zog mit seinen Angeboten Kita Krümelkiste im WK III ansässig, richt für Auszubildende an, wenn in ebenfalls in die Kita Krümelkiste ein bildete Friseurinnen und Hilfskräfte einzelnen Fächern Förderbedarf be- und gewann mit seinem Konzept eine im Gartenbau aus. Das waren jetzt steht. Ausschreibung. Ein Teil des Gebäu-

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Rosemarie Böhme war die erste Leiterin des Mehrgenerationenhauses. Heinz Eichler war ab 1992 Bereichsleiter beim IB.

Die Kita Krümelkiste vor der Sanierung. Durch den Umbau hat das Neubaugebiet ein Stadtteilzentrum bekommen. des hieß ab 2007 nun offiziell Mehr- suche, vorlesen, Essen vorbeibringen Fahrradschuppen aufgestellt. Die äl- generationenhaus und bekam eine und kleine Erledigungen. „Wir haben teren Bewohner wollten ihre Räder Förderung durch den Bund. Zu den vier hier Festangestellte und eine nicht mehr in den Keller schleppen. Angeboten gehörten die stundenweise Menge Leute, die über MAE und als NWG-Geschäftsführer Robert Liefke: Kinderbetreuung, Hausaufgabenhilfe, Bufdi beschäftigt sind. Die machen „Wir passen den Wohnungsbestand ein Seniorentreff für Spätaussiedler, eine richtig tolle Arbeit.“ an den veränderten Bedarf an. Als das regelmäßige Power-Frühstück, die kommunale Gesellschaft haben wir Schneiderwerkstatt und andere mehr. Die Wohnblocks rund um die Krümel- eine soziale Verantwortung für das Antje Teuffert ist seit 2017 Leiterin kiste widerspiegeln den demografi- Gebiet. Die Besonderheit in Neurup- des Mehrgenerationenhauses. Sie schen Wandel. Das WK III wurde als pin ist, dass Stadt, WBG und wir da- sagt: „Heute ist der demografische letztes DDR-Neubauviertel errichtet bei gemeinsam vorgehen. Wir haben Wandel unser größtes Problem. Wir und damals überwiegend von jun- mit Hilfe von Fördermitteln Wohnhöfe haben viele alte Menschen mit wenig gen Familien bezogen. Der Erstbezug umgestaltet und barrierefreie Wege Geld. Bei ihnen ist die Hemmschwel- kommt jetzt ins Rentenalter. Wenn je- angelegt.“ le, sich helfen zu lassen, enorm hoch“. mand wegzieht, folgen Familien mit Deshalb hat sie schon manches Mal kleinen Kindern nach. Der Wohnungsleerstand bei der NWG Senioren „nur mal zum gucken“ zur ist in den letzten Jahren weiter zu- Tafel begleitet. Antje Teuffert hat die Die NWG hat 2017 im Wohnhof an der rückgegangen und liegt aktuell bei Angebote stärker auf die Älteren aus- Krümelkiste einen Spielplatz für die unter vier Prozent – so wie im übrigen gerichtet. Dazu zählen auch Hausbe- Kleinen eingerichtet, aber auch einen Stadtgebiet auch.

NEUESRUPPIN 04/2020 25 30 Jahre freie Entwicklung

Konstanze und Carlo Focke vom Modehaus Bruns. 30 JAHRE HANDEL UND WANDEL Händlervereinigung „Wir die Innen- zeuger nach Neuruppin kommen. Der „Wo sich eine Autobahn und eine Bun- stadt“ für die Belebung der Innenstadt Gartenbaubetrieb Kraatz aus Wustrau desstraße treffen, siedelt sich Gewerbe ein. „Wir haben den Wochenmarkt ist einer davon. Anita Kraatz berich- an, kommen Menschen“, sagten sich auf den neu gestalteten Schulplatz tet: „Wir sind seit 1994 hier. Wir ha- Konstanze und Carlo Focke, als sie sich und den Martinimarkt in die Stadt ge- ben Obst und Gemüse, Kräuter, Blu- 1994 für Neuruppin entschieden. Ha- holt“, erzählt Focke. Heute macht „Wir men und Pflanzen im Angebot. Unser ben die beiden Recht behalten? Wir die Innenstadt“ mit vierteljährlichen Sortiment wurde in den Jahren immer hörten uns bei Neuruppiner Gewerbe- Shopping-Events und Aktionen auf breiter. Die Neuruppiner kaufen mehr treibenden um und berichten hier über sich aufmerksam. Das funktioniert regionale Produkte.“ Die 78-Jährige ihre Erfahrungen in den vergangenen sehr gut. Als großes Modegeschäft ist ist heute noch tageweise beschäftigt, 30 Jahren. Bruns ein Kundenmagnet. Das stärkt die Kinder führen das Geschäft. auch andere Fachgeschäfte, die sich in Uhrmachermeister Ulrich Dumrath der Innenstadt mit Qualität und Ser- sagt: „An den Markttagen kommen Von ihrer Berufsausbildung her sind vice behaupten. zu uns die meisten Kunden, das war die Fockes Quereinsteiger im Textil- InKom-Geschäftsführer Axel Leben zu allen Zeiten so. Unsere treuesten geschäft, allerdings mit familiärer sagt: „Neuruppin hat kleine, inha- Kunden kommen vom Land. Sie schät- Vorbelastung. Die Familie von Kons- bergeführte Geschäfte mit einem in- zen wertbeständige Dinge.“ Sein Uh- tanze Focke führt seit den 1920er Jah- dividuellen Sortiment. Das gibt es in machergeschäft ist bereits seit 1902 ren in Billerbeck im Münsterland das vielen Städten nicht mehr. Handel, in Neuruppin ansässig, die Ladenein- Modehaus Bruns. Ihr erstes Geschäft Handwerk und der Wochenmarkt ma- richtung stammt von 1913. „Gleich war im neu eröffneten REIZ. 1998 chen unser Stadtzentrum attraktiv.“ 1990 kamen verschiedene Berater, konnten die beiden in der Neuruppi- Die InKom ist mit dem Bereich Stadt- die uns moderne Ladenmöbel ver- ner Innenstadt ein zweites Geschäft marketing auch für den Wochenmarkt kaufen wollten. Wir haben zum Glück mit höherwertigen Marken eröffnen. und die großen Stadtfeste verantwort- nicht auf sie gehört“, erzählt er. Ulrich Carlo Focke setzte sich ab 1996 in der lich. Marktleiter Andreas Dziamski Dumrath hat das Geschäft inzwischen AG Innenstadt und ab 2010 bei der freut sich, dass so viele regionale Er- an Tochter Cornelia übergeben, doch

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manchmal verlangen noch Kunden nach dem Rat des Altmeisters: „Repa- raturen sind ein wichtiges Standbein für unser Geschäft. Die Kunden sind stolz auf ihre Erbstücke.“ Sieben er- fahrene Uhrmacher arbeiten in der Werkstatt und Ulrich Dumrath freut sich, dass es nach langer Pause jetzt wieder einen Azubi gibt. Auch die Fleischerei Dülfer ist ein Traditionsunternehmen. 1966 über- nahmen Burkhard Dülfer und Ehe- frau Karin eine Fleischerei in der Vir- chowstraße. Sohn Matthias sammelte Berufserfahrung, bevor er 1989 in den elterlichen Betrieb zurückkehrte und 1992 seinen Meisterbrief mach- te. In den 1990-er Jahren wuchs das Ulrich Dumrath hat sein Geschäft an Tochter Cornelia übergeben. Unternehmen. Zum Stammhaus Vir- chowstraße kamen Filialen hinzu, heute sind es insgesamt sechs. „Die Menschen kauften jetzt anders ein. Sie kamen öfter und holten kleinere Mengen“, berichtet Matthias Dülfer. Feinkost, Partyservice und Imbiss ergänzten nun das Angebot. Matthi- as Dülfer ist seit 1997 alleiniger Ge- schäftsführer. Im selben Jahr zog der Betrieb ins Gewerbegebiet Treskow, denn die Produktionsräume wurden zu klein und Fleischverarbeitung im historischen Stadtquartier war nicht mehr zeitgemäß. Mathias Borchert ist Elektromeister in dritter Generation. Er berichtet: „Ende der 1990-er Jahre gab zu wenig Auf- Mathias Borchert ist Elektromeister in Anita Kraatz kommt aus Wustrau zum träge. Als ich 2004 den Betrieb über- dritter Generation. Wochenmarkt. nahm, kehrte sich das gerade um.“ Heute müssen Neukunden mit min- destens drei Monaten Wartezeit rech- nen. „Alle suchen Fachkräfte, aber die Branche hat über Jahre zu wenig ausgebildet“, sagt Mathias Borchert. Er bildet aus, findet aber nur schwer gute Bewerber. In der Vergangenheit spielte die Altbausanierung eine gro- ße Rolle. Aber auch wenn komplette Neuverkabelungen jetzt seltener wer- den blickt Mathias Borchert optimis- tisch in die Zukunft: „Wir arbeiten fast immer in Neuruppin, immer um den Kirchturm herum. Die Gewerke ken- nen sich von den Baustellen. Wer gut und zuverlässig ist, wird weiteremp- fohlen. Das ist ein Kreislauf.“ Fleischermeister Matthias Dülfer führt ein Traditionsunternehmen.

NEUESRUPPIN 04/2020 27 30 Jahre freie Entwicklung

ROTER TEPPICH FÜR INVESTOREN

Die Liquidation der Elektrophysika- lischen Werke im Sommer 1991 be- deutete einen schweren Schlag für die Region. Über 3500 Menschen waren dort vor der Wende beschäftigt. Um neue Arbeitsplätze zu schaffen, plan- te die Stadt Neuruppin ein Industrie- und Gewerbegebiet in Treskow auf fast 1 200 000 Quadratmeter Brutto-Grund- stücksfläche.

Die städtische Wirtschaftsförderung wurde mit Entwicklung des Gebietes beauftragt. Was sich heute so einfach anhört, war ein Marathon. Die Wirt- schaftsförderung musste die Grund- stückseigentümer finden, die Grund- stücke aufkaufen und neu ordnen. Claudius Arenthold gehörte mit Dreistern Konserven zu den ersten Investoren im Gewerbe- Erst dann konnten Leitungen verlegt, gebiet Treskow. Straßen gebaut und Investoren ge- worben werden. Aktuell haben im lieber einen Neubau errichten, und stieg von 60 auf heute 190. Die Wirt- Industrie- und Gewerbegebiet Tres- die Stadt konnte in Treskow ein pas- schaftsförderung konnte Fördermittel kow rund 50 Unternehmen aus dem sendes Grundstück anbieten. Vor dem für den Abbruch des alten Fleischver- produzierenden Gewerbe, Handwerk, Grundstückskauf wurden die Investo- arbeitungsbetriebes einwerben. Auf Baugewerbe sowie Handel- und Ver- ren in die Stadtverordnetenversamm- der Fläche siedelte sich Opitz Holzbau trieb ihren Firmensitz. lung eingeladen, um über ihr Vor- GmbH Co. KG an. Heute ist das Ge- haben zu berichten. Arenthold: „Ich werbegebiet Treskow bis auf wenige Ein Problemfall im Gewerbegebiet war wunderte mich zuerst über das Inte- Restflächen vermarktet. Hier findet der ehemalige VEB Schlachtverarbei- resse, dann aber hatte ich das Gefühl, man das klassische Autohaus bis zum tungsbetrieb. Die Treuhand hatte den dass für Investoren in Neuruppin der international agierenden Unterneh- Betrieb an ein Unternehmen verkauft, Rote Teppich ausgerollt wird. In Berlin men. Die Schwerpunkte liegen in den das aber kein Interesse an der Weiter- ist das nicht so gewesen.“ Branchen Kunststoffe, Metall, Holz- führung der Produktion hatte. Eine verarbeitung sowie Ernährungs- und Industriebrache blieb zurück. Die Dreistern Konservenfabrik zog Gesundheitswirtschaft. ab 1994 in zwei Schritten nach Neu- Davon hörten Peter Dettke und Clau- ruppin um. Neben der traditionellen Seit dem Jahr 2006 haben die Neu- dius Arenthold, die Geschäftsführer Schweinekopfsülze sind heute bei den ruppiner alle zwei Jahre bei der „Lan- der traditionsreichen Dreistern Kon- Kunden vor allem Fertigprodukte für gen Nacht der Wirtschaft“ die Gele- servenfabrik in Berlin-Spandau. Weil die schnelle Küche gefragt. Die um- genheit, in den Unternehmen hinter sich das Unternehmen dort nicht satzstärksten Artikel sind Spezialitä- die Kulissen zu schauen. 2006 fand erweitern konnte, suchten die Ge- ten aus deutschen Landen nach Haus- sie zum ersten Mal statt. Mit einem schäftsführer eine Alternative im Um- macher Art, zum Beispiel Rinder- und kostenlosen Busshuttle können die land. Der alte Schlachtverarbeitungs- Schweinegulasch, Königsberger Klop- Besucher neben dem Gewerbegebiet betrieb passte nicht in ihre Pläne, se, Kohlrouladen, Rinder-Rouladen so- Treskow auch die Betriebe im Neu- aber sie kamen ins Gespräch mit der wie Aspik- und Sülzspezialitäten. Neu ruppiner EPW-Gewerbepark, im Tem- Wirtschaftsförderung und dem Bür- hinzu gekommen sind Aufläufe und nitzpark Werder und in Fehrbellin be- germeister. Die Unternehmer wollten Eintöpfe. Die Zahl der Beschäftigten sichtigen.

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Zahlreiche Neuruppiner*innen beteiligten sich an einer Aktion auf dem Schulplatz der Fontanestadt, bei der es um den Erhalt des Kreisstadtstatus ging. NEURUPPINER WOLLTEN KREISSTADTSTATUS BEHALTEN Die Kreisreform im Jahr 1993 brach- Obwohl die Reform sieben Jahre lang 129.464 Unterschriften an den Bran- te den Landkreis Ostprignitz-Ruppin vorbereitet und diskutiert wurde, denburger Landtag. Damit sollten die hervor. Er war im Wesentlichen aus scheiterte sie letztlich am Widerstand laufenden Planungen zur Kreisge- den vorherigen Landkreisen Kyritz, der Kommunen und der Menschen bietsreform gestoppt werden. Letzt- Neuruppin und Wittstock sowie Tei- vor Ort. Im Ergebnis der Reform soll- lich erfolgreich, denn am Ende zog len der Kreise Pritzwalk und Gran- te es nur noch 12 statt 18 Kreise ge- der Ministerpräsident die geplante see entstanden, mit der Kreisstadt ben, weil Prognosen hohe Verschul- Abstimmung über das Gesetzesvor- Neuruppin. Im Jahr 2017 mussten dungen der Städte und schrumpfende haben letztlich zurück und Neurup- die Neuruppiner*innen aber erneut Bevölkerungszahlen voraussagten. pin konnte Kreisstadt bleiben. um den Erhalt des Kreisstadtstatus Doch die Kritiker der Kreisreform bangen und kämpfen. In der „neuen“ befürchteten vor allem hohe Kosten, Das Geld, das dadurch frei wurde - et- Verwaltungsstrukturreform sollten weniger Bürgernähe der Verwaltung was über 400 Millionen Euro – soll- nämlich die Landkreise Prignitz und und lange Wege. te für Investitionen in Infrastruktur, Ostprignitz-Ruppin zusammenge- speziell im ländlichen Raum, ein- schlossen werden, wobei die Frage So stieß die Reform auf massiven Wi- gesetzt werden. Außerdem sollten im Raum stand, welche der beide derstand der Bürger und der Kommu- damit Kooperationen und Fusionen bisherigen Kreisstädte im Anschluss nen. Die Volksinitiative „Bürgernähe gefördert werden, sowohl auf der Ge- die Kreisstadt des neuen Großkreises erhalten - Kreisreform stoppen“ über- meindeebene als auch auf der Land- sein sollte. gab am 14. Februar 2017 Listen mit kreisebene.

NEUESRUPPIN 04/2020 29 AWU OPR

„DIE ENTSORGUNG MUSS LAUFEN, DAS IST WICHTIG!“

Als Hans-Werner Betzien beim VEB Stadtwirtschaft in Neuruppin anfing zu arbeiten, hatte die DDR noch 22 Jahre zu leben. Die Verhältnisse in der Entsor- gungswirtschaft waren seinerzeit völlig andere als gegenwärtig. Es gab weder einen grünen Punkt noch Sondermüll noch eine Mülltrennung heutiger Cou- leur. Dafür gab es Unmengen an zu ent- sorgender Braunkohlenasche und das SERO-System (Sekundärrohstoffe), bei dem man sich als Kind etwas Taschen- geld verdienen konnte, indem man zum Beispiel Pappe, Altpapier und Flaschen sammelt und bei den Annahmestellen ablieferte. Plastik, so wie wir es all- Metall vs. Plastik: Die heutigen Müllcontainer sind leichter und einfach zu bewegen als die gegenwärtig kennen, bestimmte noch rollenlosen Pendants aus der DDR. nicht den Alltag.

Hans-Werner Betzien wurde Kraft- fahrer und bewegte fortan Kehrma- schinen in der Region um Neuruppin, mit denen Straßen, Autobahnen und Betriebshöfe gesäubert wurden. „Das war ein begehrter Job. Die Entsorgung muss laufen, das ist wichtig“, erinnert er sich. Später fuhr der Kraftfahrer darüber hinaus noch alle mögli- chen Entsorgungsfahrzeuge vom Schneepflug bis zum Aschewa- gen, vom Fäkalientransporter bis zum Müllauto. Ein wahrer Knochenjob. Die Mülltonnen wa- ren aus Metall – schließlich wurde Da staunste: Hans-Werner Betzien zeigt seinem jungen Kollegen, wie heiße Asche in ihnen entsorgt – und früher die Mülltonnen bewegt wurden. hatte keine Räder wie die heutigen Tonnen. So musste eine Sackkarre selfelder oder wurden, ganz offiziell cherheit bei den aktuellen Fahrzeu- her, um die schweren Behälter zu behördlich zugewiesen, im Wald ent- gen ist heute viel besser, allein durch transportieren und die hohen Bord- sorgt. Bei großen Bränden leisteten die vielen Kameras, die den Raum um steine hochzuhieven. Erfahrene „Mül- die Fahrer auch Schützenhilfe für die die Fahrzeuge sichern.“ Die modernen ler“ drehten die Tonnen – und zwar Feuerwehr und transportierten zu- Mülltonnen haben Räder und können zwei zugleich – auf ihrem Rand und sätzlich Wasser zu Brandherd, erin- gerollt werden, die Bordsteine sind ab- bugsierten sie so überaus elegant nert sich Hans-Werner Betzien. Nach gesenkt, die ganze Fahrzeugtechnik und effizient ans Ziel. Die Braun- der Wende kam der leidenschaftliche kann mehr und belastet die Männer kohlenasche wurde einfach auf große Kraftfahrer bei der AWU OPR noch weniger. Vor zwei Jahren ging er in Berge gekippt, die Fäkalien aus den in den Genuss, die moderne Welt der den Ruhestand und blickt gern auf die Sammelgruben kamen auf die Rie- Entsorgung kennenzulernen: „Die Si- Zeit als Kraftfahrer zurück.

30 NEUESRUPPIN 04/2020 GWG

DIE GEMEINSCHAFT MACHT DEN UNTERSCHIED

Können Sie sich vorstellen, Ihre Miet- wohnung mit einem anderen Mieter zu teilen? Ein gemeinsames Bad und einen gemeinsamen Flur zu haben? Für Al- muth Schlenz und ihre Familie war das viele Jahre lang normal.

Die Potsdamerin kam über ihren Be- ruf in die Fontanestadt und arbeitete zu DDR-Zeiten im Bezirkskranken- haus. Die Altbauwohnung in der Prä- sidentenstraße hatte hohe Wände und war großzügig, musste sich aber in puncto Bad und Flur mit einem ande- ren Mieter geteilt werden.

„Ich hatte nie eine abgeschlossene, eigene Wohnung für mich“, erzählt die heute 82-Jährige. Bis zum Jahr 1994. „Da habe ich mich dann gefragt: wo geht man hin? Zur Grundstücks- und Wohnungsbaugenossenschaft Neuruppin eG (GWG)“, unterstreicht die Neuruppinerin. Die Gründe dafür hat sie schnell benannt: „Hier ist man mehr als nur Mieter, man wird Mit- glied und erwirbt Anteile an der Ge- nossenschaft. So hat man Wohnrecht auf Lebenszeit und weiß, dass es nicht immer nur um Gewinne und Provisio- nen geht und dass die Überschüsse in den Bestand investiert werden“, bekräftigt die Dame. So zog Almuth Vorher und nachher: Almuth Schlenz fühlt sich wohl bei der GWG. Schlenz dann 1994 in die Präsiden- tenstraße 82 und wurde Mitglied der Treppenhaus, bis hin zum Bad, den Für die GWG hat sie nur Lob übrig: GWG. Zwei Jahre musste sie auf die Fenstern und die Fassade ging es „Die Genossenschaft wird durch Frau Wohnung warten, denn die GWG hat Stück für Stück weiter. „Frau Stoltz, Stotz und Frau Delert hervorragend keinen Leerstand und lange Wartelis- unser Vorstand, hat sich mächtig hier geführt. Man fühlt sich als Mitglied ten für ihre Wohnungen. engagiert. Sie war immer mal wieder – und das kann ich nach 26 Jahren auf der Baustelle zu sehen und hat beurteilen – stets gut informiert. Man „Ich habe mich gleich wie zuhause nach dem Rechten geschaut.“ Und sie muss sich aber auch mal aufraffen gefühlt.“ Der Terrazzo-Fußboden und habe stets darauf geachtet, dass die und an den Mitgliederversammlun- andere bauliche Details erinnerten Al- Handwerker sorgfältig arbeiten, er- gen teilnehmen.“ Das Gemeinwesen muth Schlenz an ihr Elternhaus. Nach innert sich die Rentnerin. Und nach in einer Genossenschaft könne eben und nach wurde das Haus durch die wie vor fühlt sie sich sehr wohl in der auch nur funktionieren, wenn sich GWG modernisiert: angefangen beim Wohnung und als Mitglied in der Ge- alle einbringen und mitmachen, ist Dach über die Schließanlage und das nossenschaft. Almuth Schlenz überzeugt.

NEUESRUPPIN 04/2020 31 GWG

DEN GENOSSENSCHAFTS- GEDANKEN WEITERGETRAGEN

Die Grundstücks- und Wohnungsbau- genossenschaft Neuruppin eG (GWG) besteht bereits seit 110 Jahren. Es gab dabei in der Geschichte der GWG viele Höhen und Tiefen. Die Wiedervereini- gung Deutschlands stellte die kleinste Wohnungsbaugenossenschaft der Fon- tanestadt vor 30 Jahren vor ganz neue Herausforderungen, die von den beiden Vorständen Marina Stoltz und Franka Delert mit viel Mut und Ideenreichtum bewältigt wurden.

Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts Im Mai 2014 wurde die GWG für ihr Projekt in der Rosa-Luxemburg-Straße 33a/b vom Land mit war Neuruppin eine ausgesprochene der Plakette „Gewohnt gut – fit für die Zukunft“ ausgezeichnet. Beamtenstadt. Durch geringe Bau- tätigkeit fehlte es an Wohnungen chen Aktivitäten. Die Geldbeschaffung so Belegungsrechte für ihre Mitarbei- mit erschwinglichen Mieten. Dieser war sehr schwierig. Die Kreditinstitu- ter.Während des Krieges beschränkte Nachholebedarf und den „minderbe- te hielten die junge Genossenschaft sich die Tätigkeit von Vorstand und mittelten“ Beamten verdankte unse- nicht für kreditwürdig, weil es an Ka- Aufsichtsrat im Wesentlichen auf rer Genossenschaft ihre Gründung. pitalreserven und Sicherheiten man- die Verwaltung der 153 Wohnungen. Die Gründungsinitiative kam aus dem gelte. Kein Geld, keine Bautätigkeit, Kriegsschäden konnten bei dem herr- Neuruppiner „Beamtenverein“. Am enttäuschte Mitglieder und ein ständi- schenden Mangel an Arbeitskräften 7. Mai 1910 wurde der Beamten-Woh- ger Wechsel in der Besetzung der eh- und Material nur nach und nach be- nungs-Verein Neuruppin e.G.m.b.H. renamtlichen Ämter im Aufsichtsrat seitigt werden. Am 23.04.1946 wurde mit Sitz in Neuruppin mit 47 Mitglie- und Vorstand brachte die Genossen- aus dem Beamten-Wohnungs-Verein dern gegründet. Bereits am 31. Mai schaft in der Zeit der Inflation fast zur die Gemeinnützige Wohnungsbau-Ge- 1910 wurden 21 neue Mitglieder auf- Auflösung. nossenschaft Neuruppin e.G.. genommen. 1927 wurde ein neuer Vorstand ge- Erst 1959 gelang es wieder zu bauen Der Grundstückskauf war schon da- wählt. Beide Vorstandsmitglieder – jetzt aber nach staatlichen Planvor- mals mit Schwierigkeiten verbun- waren genossenschaftliche Idealisten gaben. Bis 1987 wurden sechs neue den. Um rentabel zu bauen, kamen mit einer Vision. Durch ihre Zielstre- Wohnhäuser errichtet. Im Rahmen nur Flächen in Frage, auf denen eine bigkeit konnten nach 18 Jahren Unter- staatlicher Bilanzvorgaben waren Be- mehrgeschossige Bebauung möglich brechung der Bautätigkeit am 1. Juli triebe mit Bauleistungen beauftragt, war. Nach mehrfachen Anläufen ge- 1930 der 2. Wohnblock heute in der aber meist überfordert. Der Vorstand lang es 1911 dem Vorstand endlich Rosa-Luxemburg-Straße 36–38 bezo- hatte durch „Feierabendbrigaden“ aus das Grundstück Ecke Möhringstraße/ gen werden. Mitgliedern versucht, notwendige In- Markgrafenstraße (heute Rosa-Lu- standsetzungsarbeiten an den beste- xemburg-Straße) mit einer Fläche von In den 30er Jahren verbesserte sich henden Objekten selbst auszuführen. 3238 qm zum Preis von 7771,00 Mark auch die Kreditbeschaffung. Zu den Trotz der vielfältigen Aufgaben ist die zu erwerben. Im Frühjahr 1912 wurde Kreditgebern gehörten nicht nur Genossenschaft bis zur Wende von mit der Errichtung eines Doppelhau- die Kreissparkasse Ruppin und die ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern ses begonnen. Stadtsparkasse Neuruppin, auch das geleitet worden. Reichspostministerium beim „Post- Der 1. Weltkrieg und in der Zeit da- block“, die Ruppiner Eisenbahn AG Mit der Wiedervereinigung Deutsch- nach erlahmten die genossenschaftli- und die Minimax AG. Sie sicherten sich lands musste sich unsere Genossen-

32 NEUESRUPPIN 04/2020 GWG

Wäscheplatz und Antennenwald in der Rosa-Luxemburg-Straße - ein Vorstand Marina Stoltz nimmt 2013 den Schlüssel für das Wohnhaus Ecke typisches Bild zu DDR-Zeiten. Rosa-Luxemburg-Straße/Präsidentenstraße entgegen. schaft den neuen rechtlichen und Absprachen mit den Firmen funktio- einer Bausumme von 2,9 Millionen €, wirtschaftlichen Bedingungen stellen. nierten nur durch direktes Aufsuchen die am 1. August 2013 bezogen wur- Dabei sollte vor allem das genossen- selbiger. Die ersten Briefe haben wur- den. Durch die langjährige Zusammen- schaftliche Prinzip – Gemeinnutz geht den mit der guten alten „Erika“ und arbeit mit ortsansässigen Firmen war vor Eigennutz – Vorrang behalten. Die Blaubogen geschrieben. In den ersten es möglich, unsere Genossenschaft zu ersten wichtigen Schritte waren die Jahren wurden die Betriebskostenab- einem stabilen Wohnungsunterneh- Umstrukturierung unserer Genossen- rechnung und die Finanzbuchhaltung men heranwachsen zu lassen und den schaft nach dem Genossenschaftsge- in extra große Bücher per Hand ge- Wohnungsbestand attraktiv zu gestal- setz und damit die Ausarbeitung einer schrieben. „Erst Ende 1992 sind wir ten. „Wichtiger Kooperationspartner neuen Satzung, sowie die Erstellung in unser ehemaliges Büro gezogen, wo sind auch die Stadtwerke Neuruppin. der „DM-Eröffnungsbilanz“ per 01. sich die Arbeitsbedingungen verbes- Gemeinsam haben wir in einem Pilot- Juli 1990. Damit war der rechtliche serten. 1993 wurde die erste Compu- projekt von 2013 – 2017 die Gas-Ther- Status für die Arbeit in der „Markt- tertechnik angeschafft. Von unseren men der Etagenheizungen durch Wär- wirtschaft“ erfüllt. Auf den Vorstand ehemaligen Vorstandsmitgliedern meübergabestationen zur Versorgung kamen immer neue Aufgaben zu. So Herrn Schütt und Herrn Berner haben mit Fernwärme ersetzt. Durch das jetzt zum Beispiel ein kompliziertes Ab- wir den Staffelstab übernommen“, be- vorhandene Funknetz können weitere rechnungssystem für die Betriebskos- richtet Vorstandsmitglied Franka De- Dienstleistungen geregelt werden“, be- ten, die veränderte Mietberechnung lert. „Wir hatten unsere eigene Vision richtet Marina Stoltz. mit Vermessung aller Wohnungen, und wir sind an unseren Aufgaben ge- die Auftragserteilung, Kontrolle und wachsen.“ Seit fast 30 Jahren arbeiten Marina finanzielle Sicherstellung der Sanie- Stoltz und Franka Delert in der Genos- rungsmaßnahmen um nur einige zu So wurden 1993 in allen Wohnungen senschaft zusammen. Franka Delert ist nennen. Das war ehrenamtlich nicht die Kachelöfen abgerissen und eine gelernte Finanzökonomin und Marina mehr zu bewältigen. moderne Gas-Etagenheizung einge- Stoltz ist Bauingenieurin – die perfekte baut. Mit sieben Heizungsbaufirmen Ergänzung. „Gefunden haben wir uns Am 1. April 1991 wurden ein haupt- und drei Baufirmen wurden die Arbei- nur zufällig, wir kamen beide 1991 amtliches Vorstandsmitglied und eine ten gut koordiniert im Wert von 4,8 von den Elektrophysikalischen Werken Buchhalterin eingestellt. „Unser Büro Millionen DM ausgeführt. In den letz- (EPW) ohne uns zu kennen“, erinnert war nach wie vor das Geschäftszim- ten 30 Jahren wurden 12,7 Millionen € sich Franke Delert. „Inzwischen kön- mer im Haus Präsidentenstraße 84 investiert, um den Wohnungsbestand nen wir uns als Dreamteam bezeich- mit Ofenheizung, ohne Telefon und zu modernisieren und instand zu set- nen. Wir können uns blind aufeinan- Toilette im Keller. Oft war montags das zen. Die größte Herausforderung war der verlassen. In all den Jahren haben Büro erst mittags warm, ausgekühlt unser Neubau. „2009 kauften wir das wir versucht, den Genossenschaftsge- vom Wochenende“, berichtet Marina Grundstück Präsidenten-/Ecke Ro- danken der Gründer weiter zu tragen.“ Stoltz rückblickend. Viele Dinge ge- sa-Luxemburg-Straße von der Stadt. Es sei ihnen wichtig, Voraussetzungen stalteten sich schwierig ohne Telefon. Unsere Idee war ein Haus für viele Ge- für bezahlbares Wohnen, ein gesicher- „Wir sind mit den Akten in die gegen- nerationen und Menschen mit unter- tes Miteinander unter eigener Verant- überliegende Telefonzelle oder in die schiedlichen Bedürfnissen zu bauen. wortung in unserer Genossenschaft zu ‚Drehscheibe‘ gegangen.“ So entstanden 24 Wohnungen mit schaffen.

NEUESRUPPIN 04/2020 33 Stadtwerke Neuruppin

Geladen: Florian Witt vom Stadtservice ist mit dem E-Lasten-Rad im Stadtgebiet von Neuruppin unterwegs, um für Sauberkeit zu sorgen. 100 000 LEERUNGEN FÜR EINE SAUBERE FONTANESTADT Neuruppin ist eine saubere Stadt und am Wochenende sind dort dann oft Sorten von Abfallbehältern im Stadtge- die Gäste aus aller Welt wissen das zu auch Pizzakartons oder Flaschen in biet, die alle um die 20 bis 30 Liter fas- schätzen. Damit das so bleibt, sind die Größenordnungen zu entsorgen. „Wir sen, aber auf unterschiedliche Art und Männer der Neuruppiner Stadtwerke sorgen im Jahr immerhin für etwa Weise entleert werden. Zum anderen jeden Tag – auch am Sonntag – ab 100.000 Leerungen“, verblüfft der sind manche Behälter nicht oder nur 7 Uhr mit dem Papierkorbreinigungs- Meister vom Stadtservice mit einer schwer mit den herkömmlichen Fahr- fahrzeug auf den Straßen und Plätzen beeindruckenden Zahl. zeugen zu erreichen, so dass die neue COUPON LAUBSACKAUSGABE unterwegs und entsorgen das, was an- Aber wie so oft gibt es auch hier „Geheimwaffe“ des Stadtservices zum dere Menschen nicht mehr brauchen. schwarze Schafe, die entweder zu Einsatz kommt, ein E-Lasten-Fahrrad. „Im Stadtgebiet gibt es allein 387 bequem sind, ihren Müll dorthin zu Damit kann der Entsorger auch an Name, Vorname Papierkörbe, die es zu entleeren gilt“, entsorgen, wo er hingehört und ihn entlegenen Stellen für Sauberkeit sor- weiß Christian Wacker vom Stadtser- an Ort und Stelle fallenlassen. Oder gen. „Wir versuchen, einen effizienten vice. sie entsorgen sogar ihren Hausmüll und sinnvollen Verbund zwischen un- Vertragskontonummer der Stadtwerke Neuruppin

Besonders an den touristisch stark auf offener Straße in den Papierkör- seren Kehrmaschinen, den Müllautos frequentierten Orten der Stadt, zum ben. Beides macht einen schlechten und dem Lastenrad hinzubekommen“, Beispiel am Bollwerk oder am Ufer- Eindruck, für dessen Beseitigung die sagt Christian Wacker. Anschrift der Verbrauchsstelle Unterstützt von: radweg, ist es wichtig, des öfteren Männer und Frauen des Stadtservice mal nach dem Rechten zu sehen und sorgen müssen. Hiermit bestätige ich den Erhalt von 10 kostenfreien Laubsäcken. die Abfallbehälter lieber einmal mehr Manchmal ist das gar nicht so einfach. als zu wenig zu entleeren. Vor allem Zum einen gibt es 30 verschiedene Datum/Unterschrift

Die Ausgabe der Laubsäcke ist für Stadtwerke-Kunden kostenfrei. Um den Aufwand für alle so gering wie möglich zu halten, sollte dieser COUPON bereits VOLLSTÄNDIG ausgefüllt in der 34 NEUESRUPPIN 04/2020 Abgabestation vorgelegt werden. Stadtwerke Neuruppin

AUSGABE DER LAUBSÄCKE STARTET AM 19. OKTOBER 2020

Der Herbst steht vor der Tür, und das Laub beginnt von den Bäumen zu fallen. Wohin damit, stellt sich für viele Neu- ruppiner die Frage. Die Antwort ist ganz einfach: Auch in diesem Jahr bieten die Stadtwerke Neuruppin ihren Kunden wieder die kostenfreie Laubabholung an. Bei der Ausgabe der Säcke unter- stützen die Geschäftsstelle „Haus & Grund“, „Tante Emma unverpackt“ und „Herr Fontane“.

Die Laubsäcke können für 3,95 Euro pro Stück erworben werden. Kunden der Stadtwerke Neuruppin, die alle Medien - also Strom, Gas/Fernwärme Ab dem 19. Oktober können wieder kostenfrei Laubsäcke erworben werden. und Wasser/Abwasser - beziehen, er- halten bei Vorlage des COUPONS zehn • „Herr Fontane“ am Schulplatz, beitet. Sobald der Plan feststeht, wird Laubsäcke kostenfrei. Also COUPON Karl-Marx-Straße 36 er auf der Website www.swn.de ver- einfach ausfüllen und die Säcke bei Mo–Fr 10.00–18.00 Uhr, öffentlicht. Der Tourenplan wird auch den folgenden Partnern abholen: Sa 10.00–14.00 Uhr zusammen mit den Laubsäcken durch • „Tante Emma unverpackt“, die Partner ausgegeben • Kundencenter Stadtwerke Präsidentenstraße 54 Neuruppin, Heinrich-Rau-Straße 3 Mo–Fr 10.00–18.00 Uhr, Mo–Fr 7.30–12.00 Uhr, Sa 10.00–14.00 Uhr Di & Do 14.00–17.30 Uhr • Geschäftsstelle Haus & Grund am Die Abholung der gefüllten Säcke be- KONTAKT ZUM STADTSERVICE: Schulplatz, Karl-Marx-Straße 36 ginnt ab dem 26. Oktober 2020. Die T: 03391 511620 Di 10.00–14.00 Uhr Tourenpläne werden derzeit überar- [email protected]

COUPON LAUBSACKAUSGABE

Name, Vorname

Vertragskontonummer der Stadtwerke Neuruppin

Anschrift der Verbrauchsstelle Unterstützt von: Hiermit bestätige ich den Erhalt von 10 kostenfreien Laubsäcken.

Datum/Unterschrift

Die Ausgabe der Laubsäcke ist für Stadtwerke-Kunden kostenfrei. Um den Aufwand für alle so gering wie möglich zu halten, sollte dieser COUPON bereits VOLLSTÄNDIG ausgefüllt in der Abgabestation vorgelegt werden. Stadtwerke Neuruppin

Das Hauptpumpwerk in der Ernst-Toller-Straße war zu seiner Bauzeit um 1910 eines der modernsten in Europa. DER WEG ZUR MODERNEN ABWASSERENTSORGUNG Niemand kennt die Geschichte und stadt hat es oft gestunken. Da durch die Die Abwässer Neuruppins wurden über die Details der Abwasserentsorgung erhöhten Abwassermengen die Kapazi- Jahrzehnte hinweg auf die Rieselfelder in Neuruppin so gut wie Gerald Brose. täten des Fassungsvermögens der Rie- der Stadt ausgebracht. Das waren in Kein Wunder, hat er doch maßgeblich selfelder ausgeschöpft waren, kam es leichter Hanglage angeordnete Erdbe- dazu beigetragen, das veraltete Riesel- bei starken Regenfällen und vermehr- cken, die im freien Gefälle gefüllt wurden feld-Prinzip der Fontanestadt in eine tem Abwasseranfall zu Überflutungen und in denen Bakterien nach vorheriger moderne Abwasserentsorgung umzu- der Anlage. Dies hat der anliegenden mechanischer Behandlung die Abwäs- wandeln. Die Rieselfelder existieren Natur alles andere als gutgetan. ser reinigten. Danach wurde die Flächen seit etwa 1910, doch trotz der wachsen- Das war die Ausgangssituation zur landwirtschaftlich genutzt, bis sie eines den Stadt wurden sie nur unwesent- Wendezeit, berichtet Gerald Brose. Es Tages wieder erneut gefüllt wurden. Das lich vergrößert. „Der hohe Wasserver- war klar, dass schnellstmöglich eine war ein gut funktionierendes Prinzip, zu- brauch in der DDR – pro Kopf etwa Kläranlage errichtet werden musste. mindest so lange, wie man die Flächen dreimal so hoch wie heute – hat irgend- Nur über die Größe war man sich un- nicht überlastete und bevor Rückstände wann dazu geführt, dass das System eins. Erste Planungen mussten wieder wie Hormone, Medikamente und ver- überlastet und die Sauerstoffzehrung verworfen werden, neue entstanden schiedenste Chemikalien der Neuzeit ins zu groß wurde“, berichtet Gerald Bro- und erst 1996 kam es zu bauvorberei- Abwasser gelangten, die eine modernen se. Das Ergebnis, an das sich viele Neu- tenden Arbeiten. „Im Oktober 1999 war Abwasserbehandlung nötig machten. ruppiner sicher noch erinnern können: die 32 Millionen DM teure Kläranlage Von Alt Ruppin bis zur nördlichen Vor- dann fertig, und sie erwies sich mit

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Die Abwässer der Stadt wurden auf die Rieselfelder gepumpt. Heute verfügen die Stadtwerke Neuruppin über eine moderne Kläranlage. der seinerzeit noch nicht selbstver- ständlichen Klärschlammfaulung als zukunftssicher bis heute“, freut sich der Abwasserexperte. Ausgelegt ist sie auf 44.000 Einwohnerwerte – was nicht das Gleiche wie Einwohner ist – und kann problemlos erweitert wer- den. Die Auslastung ist mit 98 Prozent optimal. Heute sind fast alle Ortsteile an die Kläranlage angeschlossen, weiß Torsten Maeles von den Neuruppiner Stadtwerken. „Allein die Sanierung des Hauptpumpwerks in der Ernst- Toller-Straße wird 1,8 Millionen Euro kosten.“ Mitte 2021 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Trotz der teuren Modernisierungsmaßnahmen ist der Abwasserpreis bei den Neuruppiner Stadtwerken über die Jahre hinweg stabil geblieben. Derzeit wird darüber hinaus in einem Pilotprojekt eine Ozo- nisierungsanlage getestet, mit der man prioritäre Stoffe, die nicht über die nor- male Abwasserbehandlung gefiltert werden können, aus dem Abwasser bekommen kann. Die alten Rieselfel- der wurden der Natur zurückgegeben oder haben neue Funktionen erhalten, nachdem man sie unter anderem von jeder Menge militärischer Altlasten be- freit hatte. Von der Panzermine über Granaten bis zum Ölfass hatten die russischen Soldaten einiges zurück- gelassen. Heute findet man hier einen Teil des Energieparks, die Vererdungs- anlage des Klärwerks und die Kurzum- triebsplantage, deren Biomasse künftig für die Erzeugung von Wärme genutzt werden soll. So ist aus einer Altlast ein Florian Geißler untersucht gemeinsam mit Abwassermeister Torsten Maeles die chemische Ort für die Zukunft geworden. Zusammensetzung des Abwassers in der Kläranlage Neuruppin.

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STROMVERSORGUNG Stadtwerke versorgen Neuruppin seit 23 Jahren mit Strom

Seit 23 Jahren versorgen die Neurup- sicht dahinter war, mehr Wettbewerb des bundesdeutschen Stroms mit re- piner Stadtwerke die Bewohner der zu schaffen. Durch verschiedene Ab- generativer Energie erzeugt, 2020 sei Fontanestadt sicher und kontinuier- gaben, Steuern und Umlagen – etwa diesbezüglich rekordverdächtig gewe- lich mit Elektrizität. Dazu wurden die EEG-Umlage – ist der Strom indes sen, weiß Guido Gerlach. In Spitzen- dem Unternehmen 1997 die Konzes- über die Jahre eher teurer als billiger zeiten – etwa bei starkem Wind und sion für die Stromversorgung und die geworden. Damit wird unter anderem hoher Sonneneinstrahlung – kann der Stromnetze übertragen, um zuerst der Ausbau der umweltfreundlichen Anteile regenerativer Energien indes noch Alt Ruppin und Neuruppin be- Stromerzeugung über Windkraft, noch höher ausfallen. Künftig wird liefern zu können. „Eine Liberalisie- Photovoltaik und andere regenerative dies ohnehin das Ziel sein – auch für rung des Marktes erfolgte erst 1998“, Energiequellen bezahlt und gefördert. die Neuruppiner Stadtwerke. wie Guido Gerlach, Prokurist bei den „Wir alle wissen, dass die fossilen Stadtwerken Neuruppin, weiß. Für Energiequellen zum einen endlich und die Genehmigung der Preise war das zum anderen klimaschädlich sind“, Wirtschaftsministerium des Landes erläutert der Fachmann, „deshalb zuständig. besteht zum Ausbau der klimaneu- Ab dem 29. April 1998 wurde die so tralen Energieerzeugung über kurz genannte Liberalisierung des Mark- oder lang keine Alternative.“ Derzeit tes gesetzlich beschlossen. Die Ab- werden bereits regelmäßig gut 50%

Stromkosten 1998/2019 für einen Neuruppiner Haushalt mit 2.500 kWh/Jahr im Vergleich

2019 KA Strombezugs- Vertriebs- un d Netzkosten gesetz liche Um l a g e n Steuern 847,74 €

31.12.1998 KA Strombezugs- Vertrieb-s und Netzkosten Steuern 768,50 DM 392,93 €

0 Ct/kW 5 Ct/kW 10 Ct/kWh 15 Ct/kW 20 Ct/kWh 25 Ct/kWh 30 Ct/kWh 35 Ct/kWh

Konzessionsabgabe an die Stadt Neuruppin Netzkosten Strombezugs-, Vertriebs- und Netzkosten Strombezugs- und Vertriebskosten gesetzliche Umlagen Stromsteuer Mehrwertsteuer

ZÄHLERSTÄNDE WERDEN ABGELESEN

Die Stadtwerke Neuruppin beginnen Verbräuche werden anschließend vom Hause ist, meldet bitte seinen Zähler- Anfang November mit der Jahresab- Ablesetag bis zum 31. Dezember hoch- stand per Post, telefonisch oder über lesung bei den Kunden, die Wasser, gerechnet. Es ist aber auch möglich, das Kundenportal. Gleiches gilt für Strom und Fernwärme beziehen. Die den exakten Jahresverbrauch über das Gartenbesitzer und Stadtwerkekun- Mitarbeiter der Stadtwerke tragen Kundenportal der Stadtwerke in der 1. den in den Seegemeinden, die noch Dienstkleidung und haben einen Januarwoche anzugeben. Dort kann schriftlich benachrichtigt werden. Dienstausweis bei sich. Es erfolgt eine man sich einfach mit der Vertrags- technische Kontrolle der Zähler. Die kontonummer und der Zählernummer Mitarbeiter haben ein Tablet dabei, anmelden und dann die abgelesenen geben die Zählerstände online ein und Werte eintragen. Um auch Berufstäti- KONTAKT: fotografieren die Zähler. Damit sind ge zu erreichen, sind die Ableser von Kostenlose Servicehotline: Fehler nahezu ausgeschlossen. Die 7 bis 19 Uhr unterwegs. Wer nicht zu 0800 511 1110

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Die Ruppiner Kliniken wurden von 1893 bis 1896 als Landesirrenanstalt errichtet. EINE KLINIK IM SPIEGEL DER JAHRZEHNTE Mitarbeiterin in der Psychiatrischen setzt eine Welle der Enthospitalisie- Christel Hohmann-Leinitz und Anke Institutsambulanz für Erwachse- rung ein, und die Patienten wurden Schüler kennen die Ruppiner Kliniken ne. Ihre Patienten kamen seinerzeit sozial integriert und verteilt“, berich- seit mehr als drei Jahrzehnten und ha- hauptsächlich aus der Neurologie und tet Anke Schüler. Erst 2014 zogen die ben die Entwicklung in der DDR und der Psychiatrie. Bezirkskrankenhaus letzten Dauerpatienten aus. seit der Wiedervereinigung live mit- und Bezirksnervenklinik in Neurup- erlebt und gestaltet. Im Gespräch mit pin waren zu DDR-Zeiten strikt von- Tupfer selbst gedreht „Neues Ruppin“ berichten sie, was sich einander getrennt mit zwei eigenen Christel Hohmann-Leinitz absolvierte in den Jahrzehnten alles verändert hat, Verwaltungen, Direktoren und sämt- ihre Ausbildung zur Krankenschwes- wie sich die Entwicklung zum heute lichem weiterem Personal. „Damals ter in den Kliniken, absolvierte Be- hochmodernen Hochschulklinikum der gab es in der Nervenklinik noch rufsschule und Praxis vor Ort. „Im Medizinischen Hochschule Branden- Schlafsäle, große Bäder und getrenn- Haus F gab es die Chirurgie und Un- burg vollzogen hat. te Frauen- und Männerabteilungen“, fallchirurgie und OP-Säle mit riesigen erinnert sich die Klinikmitarbeiterin. Fenstern“, erinnert sich die heutige Auch Zellen für zeitweilige sichere OP-Koordinatorin, die 1985 ihre Aus- Als Anke Schüler 1981 anfing, in Unterbringung von Patienten waren bildung zur Krankenschwester been- der Bezirksnervenklinik zu arbeiten, vorhanden. Viele Patienten wohnten dete und seitdem als Schwester im steckte die Physiotherapie noch in seit Jahrzehnten auf dem Gelände, OP bei vielen Operationen dabei war. den Kinderschuhen. „Wir hatten gera- hatten hier ihre Bezugspersonen und 1983 wurde in Haus M eine hoch- de mal zwei Räume und ein Bad zur ihre Arbeit und betrachteten die Kli- moderne Intensivstation eingerich- Verfügung“, erinnert sich die heutige nik als ihr Zuhause. „Nach der Wende tet. Das OP-Besteck wurde damals

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Das großzügige parkartige Gelände bietet gute Erholungsmöglichkeiten. noch mit der Hand geputzt und im Kliniken operiert werden, hätten vor Von der Sattlerei bis zum Konsum „Steri“-Keller mit Dampf sterilisiert. 30 Jahren noch keine Überlebens- Das Gelände der 1897 eröffneten Kli- „Die Wäsche wuschen wir selbst, die chance gehabt. „So etwas wie mini- nik ist groß. „Es gab hier seinerzeit OP-Tupfer drehten wir per Hand, der malinvasive Eingriffe, die heute Stan- fast alles“, erzählt Anke Schüler. Nicht Mundschutz kam in die Kochwäsche, dard sind, gab es damals noch nicht“, nur einen Konsum, in dem Patienten die Handschuhe wurden gewaschen weiß die erfahrene Krankenschwes- und Mitarbeiter einkaufen konnten. und anschließend gepudert“, berichtet ter. Und können die Patienten heute Auch eine Post, eine Sattlerei, eine die OP-Koordinatorin vom Klinik-All- bequem per Fahrstuhl in die höheren Schneiderei, ein Heizhaus, eine Gärt- tag in der DDR. Der allgegenwärtige Etagen fahren, so wurden sie zu DDR- nerei, Wäscherei und eine Küche wa- Geruch des ätzenden Reinigungsmit- Zeiten noch von Hausträgern auf Lie- ren vorhanden. Jeden Tag wurde ge- tels hing in den Fluren der Klinik und gen die Treppen hinaufgetragen, um meinsam gefrühstückt, eine holte die kroch auch in die Kleidung. So kam von Ort zu Ort zu gelangen. Mich für alle. Eine kleine Stadt mitten wohl einst auch der Begriff „Karbol- mäuschen“ für weibliches Klinik- personal in Mode. Der Aufwand, den es damals zu betreiben galt, um den OP-Betrieb aufrechtzuerhalten, ist für junge Krankenschwestern heute kaum noch nachzuempfinden. „Ich habe es kennengelernt und kann des- halb wertschätzen, wie komfortabel wir es im Vergleich dazu doch heute haben“, betont Christel Hohmann-Lei- nitz. Auch die Forschung machte in den Jahren große Fortschritte. Viele Menschen, die heute in den Ruppiner

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in der Stadt Neuruppin. Im großen Festsaal trafen sich die Mitarbeiter und feierten, was es gerade zu feiern gab: Frauentag, Weihnachten oder Familienfeste. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohnten auch auf dem Gelände, in den oberen Etagen gab es von jeher große Wohnungen. Was den Vorteil hatte, dass die Kol- legen schnell verfügbar waren, wenn man sie brauchte.

Neues Herzstück eröffnet Nach der Wende änderte sich sehr viel. Ein Krankenhaus des ehemali- gen staatlichen Gesundheitssystems der DDR musste in die Marktwirt- schaft überführt werden. Ein riesi- Der „Steri-Keller“ – hier wurden zu DDR-Zeiten die OP-Geräte sterilisiert. ges Projekt. Die Krankenschwestern – Christel Hohmann-Leinitz begann und jede OP kann nun in jedem OP versitätsklinikum. Viele Millionen im November 1989 ihre Schulung ausgeführt werden, berichtet Christel Euro wurden in den vergangenen zu OP-Schwester – mussten fortan Hohmann-Leinitz: „So ist es wirklich Jahrzehnten investiert, um die unter nicht mehr Marxismus-Leninismus optimal gelöst.“ Sie ist heute dafür zu- Denkmalschutz stehende Substanz als Fach belegen, sondern konnten ständig, sämtliche Eingriffe in diesen zu sanieren und das Klinikum im- sich ganz und gar den medizinischen OPs zu koordinieren. Es sei immer ein mer auf dem neusten medizinischen Fachthemen widmen. Spagat mit jeder Menge Dokumenta- Stand zu halten. tionspflichten und Bürokratie. Das 2007 wurde mit dem Haus X das ist eine diffizile Aufgabe, die die OP- Herzstück der Klinik eröffnet, in Koordinatorin gern mit der Luftfahrt dem sich die Zentrale Aufnahme, die vergleicht. „Und wir wollen immer zentrale Bildgebung, die Sterilgutver- pünktlich starten …“ sorgung und die Anbindung an die Bettenhäuser befinden. Alle dezen- Heute sind die Ruppiner Kliniken tralen OP-Säle wurden hier zusam- Schwerpunktversorger in der Regi- INFO: mengefasst, identisch ausgestattet, on und auf dem Weg zu einem Uni- www.ruppiner-kliniken.de

In den vergangenen 30 Jahren wurde auf dem Klinikgelände viel gebaut, modernisiert und in neue moderne Technik investiert.

NEUESRUPPIN 04/2020 41 Sparkasse Ostprignitz Ruppin

Die Firma Herrmann in Dabergotz hat sich in den vergangenen 30 Jahren zu einem erfolgreichen Unternehmen in der Region entwickelt. AUF DER COUCH FING ALLES AN Eine Erfolgsgeschichte aus der Region

Klasse statt Masse – das war von An- menschild an unserem Haus und an Dieter Hermanns Sprung in die Selb- fang an die Devise von Dieter Her- einem Tag geöffnet. Da kamen dann ständigkeit begann am 1. Dezember mann und Jörg Kuhlo, die sich 1990 die Kunden und wir bekamen unsere 1990. Wobei es kein Sprung war, sondern selbständig machten. Während ande- Aufträge“, erinnert sich Dieter Herr- vielmehr eine Idee, die auf der Couch im re vor allem Morgenluft witterten und mann. Bald musste ein neues Büro heimischen Bechlin entstand. Hier saß schnell wachsen wollten, blieb der jun- her, die Sparkasse half den Selbstän- der gelernte Heizungsbauer mit sei- ge Unternehmer auf dem regionalen digen bei der Finanzierung. nem Freund und überlegte sich, ob man Boden der Tatsachen und kümmerte es wagen könne, den eigenen Betrieb sich um den Bedarf der Kunden vor Auch das neue Büro war bald zu klein. zu eröffnen. Er wagte es, und das war Ort. Die wollten kurz nach der Wende Die Firma wuchs, und so entschied eine goldrichtige Idee. Heute steht der vor allem ihre ungeliebten Braunkoh- man sich 1997, einen neuen Stand- Name Herrmann GmbH für Qualität im lekessel loswerden und sauber und ort in Dabergotz zu eröffnen. Dort, wo Handwerk und eine breites Leistungs- bequem mit Öl oder Gas heizen. Da die Firma noch heute ihren Sitz hat. spektrum zwischen Heiztechnik und der gab es viel zu tun und der erste Erfolg „Damals waren es goldenen Zeiten Sanitärinstallation sowie kompetenten stellte sich bald ein. Obwohl das junge für Handwerker, die Auftragslage war Angeboten in der Elektroinstallation in Unternehmen weder ein Telefon, ge- sehr gut“, erinnert sich der Firmen- der Region. Von Anfang an dabei: die schweige denn ein Handy, weder Fax chef. 1999 zog man ins neue Domizil. Sparkasse Ostprignitz-Ruppin. oder Mail noch sonstigen Firlefanz zur Und dann brach die Konjunktur auf Verfügung hatte. „Wir hatte ein Fir- einmal ein. Der ständige Preiskampf

42 NEUESRUPPIN 04/2020 Sparkasse Ostprignitz Ruppin

weiterhin an der Seite des Unterneh- und gut im Geschäft ist. Das kunden- mens steht und bei Bedarf mit Bürg- orientierte Handeln in den Vorder- schaften oder anderen Leistungen grund zu stellen, zum Beispiel mit Be- Hilfestellung gibt. Neue Geschäftsfel- reitschaftsdiensten, hat sich bewährt. der wurden auf- und ausgebaut, zum „Wir haben 2000 Stammkunden al- Beispiel die Solartechnik und 2014 die lein im Wartungsbereich“, bekräftigt Elektroinstallation. 2005 wurde die Dieter Herrmann. „Wir wollen, dass Firma vom Brandenburgischen Minis- unser Kunde nicht nur zufrieden ist, terpräsidenten zum „Solarkönig des sondern unser Fan wird!“ Dazu gehör- Landes Brandenburg“ ausgezeichnet. ten gut organisierte Prozesse und der Pelletsheizungen, Wärmepumpen, Anspruch, fehlerfrei zu arbeiten. Wer Blockheizkraftwerke, Brennstoffzel- beispielsweise einen Termin braucht len oder komplette Badmodernisie- und anruft, wird nicht vertröstet, son- rung – die Ideen gehen den Daber- dern bekommt sofort einen Termin. gotzern nicht aus, und die Firma wird Der Service mache eben heute den für ihr regionales kundenorientiertes Unterschied, nicht nur das Produkt. Konzept belohnt. Die Mitarbeiter der Stefan Gortner von der Sparkasse Der junge Dieter Herrmann fasste 1990 den Herrmann GmbH sind jung und moti- Ostprignitz-Ruppin bestätigt das. Er mutigen Entschluss, den Sprung in die Selb- viert und vor allem auch bestens qua- betreut das Unternehmen seit vielen ständigkeit zu wagen. Mit Erfolg. lifiziert, da legt der Chef großen Wert Jahren und weiß um die Erfolgsge- drauf. „Dadurch wurde es zum Bei- heimnisse: „Die Firma Herrmann hat forderte seine Opfer, und um ein Haar spiel möglich, Leistungen anzubieten, schon vor Jahren den Weg der Kun- wäre auch die Firma Herrmann daran die andere nicht mehr ausreichend denorientierung eingeschlagen und zerbrochen: „Das war eine schwere haben. Zum Beispiel das Schweißen“, ist heute eine ist fest etablierte Marke Zeit, wir standen kurz vor der Insol- berichtet Dieter Herrmann stolz. und ein Name in der Region.“ venz.“ Weil sie viel als Subunterneh- Die Mühe hat sich also gelohnt, kann mer für andere Firmen arbeiteten, gab man heute bilanzieren, wo das Unter- INFO: es keinen ausreichenden eigenen Kun- nehmen 30 Mitarbeiter beschäftigt www.team-herrmann.com denstamm. Also musste sich etwas ändern, beschloss Dieter Herrmann. „Wir haben alles umgekrempelt, uns qualifiziert, am Markt orientiert und uns über den TÜV Hessen im Rahmen der up to date-Initiative zertifizieren lassen. Wenn wir das nicht getan hät- ten, wären wir nicht die, die wir heu- te sind“, berichtet Dieter Herrmann. Auch in dieser schweren Situation habe man sich auf die Sparkasse ver- lassen können. Die Mitarbeiter, und darauf ist der Chef noch heute stolz, haben alle mitgezogen und den neuen Weg nicht nur akzeptiert, sondern ge- lebt: „Es galt, eine Marke aufzubauen als Kernstück für kundenorientiertes Handeln.“

Das Konzept ging auf, und auch ins- gesamt ging es wieder aufwärts. Statt sonst wohin zu fahren wie seinerzeit als Subunternehmer, eroberten sich Dieter Herrmann und sein Team die Region als Markt. Und passen damit hervorragend zur Philosophie der Partner: Stefan Gortner von der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin (l.) kennt Firmengründer Dieter Sparkasse Ostprignitz-Ruppin, die Herrmann seit vielen Jahren. Bei Unternehmen arbeiten erfolgreich zusammen.

NEUESRUPPIN 04/2020 43 WBG

EIN HAUSWART MIT HERZ

Als Frank Löwe am 1. Januar 1988 bei der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG) in Neuruppin seinen Job als Be- triebshandwerker antrat, war an das Ende der DDR noch nicht zu denken. Und doch dauerte es keine zwei Jahre, und der selbsternannte Arbeiter- und Bauernstaat war auch in der Fontanes- tadt Geschichte. „Die Wendezeit war anstrengend und unsicher“, erinnert sich Frank Löwe. Plötzlich gab es viele Handwerker auf dem Markt, die Jobs waren nicht mehr sicher.

Doch letztlich konnte der Neuruppi- ner bei der AWG, die sich 1990 zur Wohnungsbaugenossenschaft Neu- ruppin eG „Karl Friedrich Schinkel“ (WBG) umbenannte, bleiben. Heute ist er der leitende Hauswart von sechs Hauswarten der Genossenschaft. Langweilig wird es nie, denn es gibt immer viel zu tun und stets neue He- rausforderungen für das Team. Vor 20 Jahren wurde auch bei der WBG das Hauswartsystem eingeführt. „Die Hauswarte achten auf Ordnung und Sauberkeit in ihren Quartieren, sind für die Pflege der Außen- und Grünanlagen zuständig, erledigen den Winterdienst und koordinieren zum Beispiel die anstehenden Sa- nierungsmaßnahmen im bewohnten Bereich“, erläutert Frank Löwe. Da gibt es naturgemäß einen großen Ab- stimmungsbedarf, und die Hauswarte kümmern sich um die Fragen und Be- lange der Mitglieder. Reparaturen und Alter Hase: Seit 32 Jahren ist Frank Löwe bei der Genossenschaft. Erst bei der AWG, danach bei die Beseitigung von Havarien werden der WBG. Er mag seinen Job als leitender Hauswart. von den entsprechenden Fachfirmen ausgeführt, die Hauswarte erledigen festlichen Anlass jemanden unter- es zwei E-Autos als Firmenwagen, möglichst alle Kleinstreparaturen. bringen möchte, kann die Gästewoh- die leise und emissionsfrei durch die Auch mit nicht so schönen Themen nungen der WBG nutzen. Schulanfän- Stadt stromern. „Wir wollen und müs- wie Vandalismus, Graffiti und ähnli- ger bekommen eine Schultüte von der sen nachhaltiger und ökologischer chem sind die Hauswarte konfrontiert WBG, der Balkonwettbewerb spornt werden, betont Frank Löwe. und müssen Abhilfe schaffen. die Genossenschaftler zu wahren Höchstleistungen an, und der Kalen- Ein großes Thema heute ist das Älter- Für ihre Mitglieder tut die WBG sehr der der WBG ist begehrt und schnell werden der Gesellschaft. Es stellt auch viel. So gibt es regelmäßig Skat- und vergriffen. Auch das Thema Nachhal- die Genossenschaft vor Herausforde- Romméturniere, und wer zu einem tigkeit spielt eine große Rolle: So gibt rungen. „Die Menschen würden auch

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gern im Alter in ihren Wohnungen frei umbauen lassen, beispielsweise hören. Nicht selten sei man als Haus- bleiben und so lange wie möglich selb- mit einer ebenerdigen Duschwanne. wart eben der erste Ansprechpartner ständig“, weiß Frank Löwe aus vielen „Da gibt es einen großen Bedarf und vor Ort. „Manchmal sind wir eben Gesprächen. Für ein barrierefreies Wartelisten bei unseren Mitgliedern“, auch so eine Art Sozialarbeiter“, lacht Wohnen stehen auch die Seeresidenz berichtet der leitende Hauswart, „und Frank Löwe. und das neue Wohngebiet „An der wenn die Menschen bleiben können, Pauline“ zur Verfügung. Schon heute sind sie sehr dankbar.“ Es gehöre kann man sich mit entsprechenden zum Job dazu, mit den Menschen Zuschüssen der Krankenkassen und ins Gespräch zu kommen, sich ihre der WBG bei Bedarf das Bad barriere- Sorgen, Nöte und Anregungen anzu-

WBG – LEBENDIG – ÖKOLOGISCH – ZUKUNFTSSICHER

Die Wohnungsbaugenossenschaft Neu- begrenzten Ressourcen unserer Erde. ruppin eG „Karl Friedrich Schinkel“ Mit unserem Unternehmenskonzept eG (WBG) ist eine lebendige Woh- „WoMeNa“ – Wohnen-Mensch-Natur nungsbaugenossenschaft mit hoher wird unsere WBG neue Möglichkeiten sozialer Verantwortung. Ob günstiger des genossenschaftlichen Wohnens Daten und Zahlen Wohnraum für Familien, altersge- entwickeln und umsetzen. Wir denken rechtes Wohnen für Senioren oder die so über neue, auf Gemeinschaft und Gründungsjahr: 1957 Studenten-WG zum erschwinglichen Nachbarschaft gründende Wohnfor- Mitglieder: 1857 Mietpreis – qualitativ hochwertige, be- men nach. Familienfreundliches kind- Anzahl der Wohngebäude: 48 Anzahl der Wohnungen: 1686 zahlbare Mietwohnungen und ein ge- gerechtes Wohnen, Wohnen im Alter Gesamtwohnfläche: 102 263 m² sundes, ansprechendes Wohnumfeld und für pflegebedürftige Menschen, Garagen: 28 anzubieten, sind unser Anspruch. generationsübergreifendes Zusam- Stellplätze für PKW: 242 menleben, soziale Durchmischung, Fahrradunterstellplätze: 341 Wir modernisieren unseren Bestand Schutz der Umwelt und der Erhalt end- Bilanzsumme: 50 Mio. Stück für Stück und machen die Ge- licher Ressourcen, all das sind The- nossenschaft so zukunftssicher. Dabei men, die bei der Frage, wie wir in Zu- achten wir verstärkt auf den nachhal- kunft wohnen und leben wollen, eine tigen Umgang mit der Natur und den entscheidende Rolle spielen.

Modernisierung, Neubau und Gemeinschaft – das macht die WBG heute und auch in Zukunft aus.

NEUESRUPPIN 04/2020 45 Fontane

Folgendes bleibt:

• Die Fontane-Festspielen werden jährlich stattfinden. www.fontane-festspiele.com • Der mit 40.000 € aufgewertete Fontane-Literaturpreis wird künftig gemeinsam mit dem Land Branden- burg vergeben. www.fontanepreis.de • Touristische Angebote wie die über- Der Künstler Ottmar Hörl entwarf die Fontane-Figur. regionale »FONTANE.RAD«-Route erfreuen sich großer Beliebtheit. www.fontanerad.de • Im Museum Neuruppin verbleiben Ausstellungsmaterialien zu Theodor FONTANE IN Fontane aus der Leitausstellung. www.museum-neuruppin.de • Der Fontane-Escape-Room wird NEURUPPIN: nachgenutzt und die Stadtralley im Museum Neuruppin angeboten. www.demwortaufderspur.de ES GEHT WEITER! • Künftig können Jugendliche mittels Computergame Theodor Fontane im den 200. Geburtstag Theodor Fontanes. Museum Neuruppin kennenlernen. Seit 1998 trägt Neuruppin den Beina- Neuruppin war als Geburtsstadt des www.word-and-play.de men »Fontanestadt«. Damit wurde der großen Autors Zentrum des Jubiläums. hier am 30. Dezember 1819 geborene Grundlage für diese positive Entwick- Autor Theodor Fontane gewürdigt. Im lung ist die Kulturentwicklungskonzep- selben Jahr fand zum 100. Todestag erst- tion aus dem Jahr 2011. seits der vertrauten Wege und Darstel- mals ein Fontanejahr statt. Aber erst seit Das Fontanejahr wurde am 30. März lungen und lud ein, den Autor neu zu 2010 wird regelmäßig durch die »Fonta- 2019 durch Bundespräsident Frank- entdecken. ne-Festspiele« der Autor inhaltlich ge- Walter Steinmeier und Ministerpräsi- Die Leitausstellung im Museum Neu- würdigt und damit der Beiname »Fon- dent Dr. Dietmar Woidke feierlich in ruppin, die Fontane-Festspiele, inter- tanestadt« belebt. In Kombination mit der Kulturkirche eröffnet. Neun Mo- aktive Jugendprojekte »Dem Wort auf der Vergabe der Fontane-Preise und dem nate später am zum 200. Geburtstag der Spur« oder »Word&Play!« sowie ein Wirken der in Neuruppin beheimateten Fontanes am 30. Dezember 2019 fand umfangreiches Rahmenprogramm mit Fontane-Gesellschaft ist der Autor und am selben Ort die offizielle Abschluss- Festumzug, Ausstellungen, Kunst und seine Heimatstadt überregional als Kul- veranstaltung statt. Musik machten Neuruppin im gesam- turstadt bekannt. Allein in Neuruppin wurden rund 200 ten Programmzeitraum zum Zentrum Veranstaltungen in Kooperation mit des Fontanejahres. In Kooperation mit einer Vielzahl an Programmpartnern touristischen Partnern sowie bundes- Der bisherige Höhepunkt dieser kultu- aus Kultur, Tourismus, Bildung und weiter Presseaufmerksamkeit lockte rellen Entwicklung seit 1989/1990 war Wissenschaft umgesetzt. »fontane.200/ das Angebot zahlreiche Gäste nach das Fontanejahr 2019. Brandenburg Neuruppin« betrachtete den uns ver- Neuruppin. Nachhaltigkeit spielt bei feierte unter dem Titel »fontane.200« meintlich bekannten Schriftsteller ab- dieser Entwicklung eine wichtige Rolle.

46 NEUESRUPPIN 04/2020 Kultur

GITTE HAENNING „STILL CRAZY…“ IN DER KULTURKIRCHE In ihrem Programm „Still Crazy…“ mit diesem Song berühmt und konnte spürt Gitte Haenning am Freitag, den darauf eine bis heute andauernde be- 30. Oktober in der Kulturkirche Neu- eindruckende Musikkarriere aufbau- ruppin den gemeinsamen Wurzeln en. Viele Hits mit Rex Gildo, Auftritte von Musical und Jazz nach. Der Titel beim Eurovision Song Contest, Golde- bezieht sich nicht nur auf den Paul- ne Schallplatten und diverse Auszeich- Simon-Song „Still crazy after all the- nungen sollten folgen. se years“, er ist auch passend für die Die mittlerweile 74 Jahre alte Künst- sympathische Dänin. Mit gewohnt ful- lerin feiert bis heute auf der Musik- minanter Stimmengewalt schlägt sie sowie der Theaterbühne viele Erfolge schwungvoll eine Brücke zwischen die- und versprüht während ihrer Shows sen Genres, führt vernachlässigte Stan- nach wie vor eine Menge Lebensener- dards in frisches Licht und gibt dabei gie. Bei den Konzertabenden präsen- Geschichten alter Lieben und Leiden- tiert sie eindrucksvoll eine Vielzahl schaften ein neues Gewand - immer ihrer speziellen Lieblingslieder, die mit dem Blick nach vorn! Das Konzert Songs ihrer Freunde und ihrer Helden. findet mit einer begrenzten Sitzplatz- Mit kraftvoller und enorm vielseitiger kapazität statt. Die streng limitierten Stimme führt Gitte Hænning durch ihr Tickets sind hierfür ab sofort an allen temperamentvolles, musikalisches Le- Gitte Haenning guten Vorverkaufsstellen erhältlich. ben. Begleiten Sie dabei Gitte und ihre „Ich will ’nen Cowboy als Mann“ – großartige Band durch diesen swingen- INFO: wer kennt ihn nicht, diesen Riesenhit den, rockigen und gefühlvollen Abend. Ort: Kulturkirche Neuruppin aus dem Jahre 1963? Im Grunde über Tickets gibt es an allen guten Vorver- Datum: Freitag, 30. Oktober 2020 Nacht wurde die dänische Sängerin kaufsstellen und online über www.re- Beginn: 19.30 Uhr | Einlass: 19.00 Uhr und Schauspielerin Gitte Hænning servix.de und www.eventim.de. Tickets & Infos: 03391 355 53 00

Giora Feidman Ben Becker Ulrich Tukur

05. Dezember | Kulturkirche 12. Dezember | Kulturkirche 23. Januar | Kulturkirche Mit seinem Programm „Klezmer Mit seinen Eigeninszenierungen Zweifellos ist der Hollywood er- meets Beatles“ kommt Giora Feid- „Blutsbrüder“, „Der ewige Brun- fahrene Ulrich Tukur einer der re- mann, „Der König des Klezmers“ am nen“ und „Ich, Judas“ hat er be- nommiertesten deutschen Schau- Samstag, den 05. Dezember in die reits Maßstäbe in der Kulturkirche spieler. Zusammen mit seiner Band Kulturkirche Neuruppin. gesetzt. Jetzt kommt er mit einem spielt er am Samstag, den 23. Januar neuen Programm am Samstag, den in der Kulturkirche Neuruppin. 12. Dezember erneut nach Neurup- pin.

NEUESRUPPIN 04/2020 47 Kultur

OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER JANUAR

03.10. | 20.00 Uhr | 30.10. | 19.30 Uhr | 05.12. | 19.30 Uhr | 09.01. | 15.00 & 19.00 Uhr | Kulturhaus Neuruppin Kulturkirche Neuruppin Kulturkirche Neuruppin Kulturkirche Neuruppin Vanja Sky – Blues & Rock Live Gitte Haenning – Still Crazy Giora Feidmann – Klezmer Neujahrskonzert des Branden- meets Beetles burgischen Staatsorchesters

12.12. | 19.30 Uhr | 10.01.2021 | 19.30 Uhr | Kulturkirche Neuruppin Kulturkirche Neuruppin Ben Becker – Neues Programm Carl Carlton & The Songdogs

16.01.2020 | 19.30 Uhr | Kulturkirche Neuruppin The Doors In Concert – Authentic Tribute Band

05.10. | 13.00 & 16.00 Uhr | Kulturhaus Neuruppin Immer wieder Sonntags… mit Stefan Mross 22.11. | 17.00 Uhr | Kulturkirche Neuruppin 09.10. | 20.00 Uhr | Kulturhaus Brandenburgisches Neuruppin Staatsorchester The Hamburg Blues Band feat. Chris Farlowe & Krissy Mathews 26.11. | 20.00 Uhr | 13.12. | 15.00 & 17.30 | Kulturhaus Neuruppin Kulturkirche Neuruppin Rüdiger Hoffmann – Best of Ronny Heinrich und Oranienbur- ger Schloßmusik – Weihnachts- konzert

18.12. | 19.30 Uhr | Kulturkirche Neuruppin Ella Endlich – Endlich Weihnachten

25.10. | 17.00 Uhr | Kulturhaus Neuruppin Kammerkonzert mit dem Catori Quartett und Christian Krech 27.11. | 19.30 Uhr | Kulturkirche Neuruppin The Dark Tenor – Winterlights Tour

27.11. | 20.00 Uhr | Kulturhaus Neuruppin Zauber der TRAVESTIE

28.11. | 16.30 & 19.30 Uhr | Kulturkirche Neuruppin KARAT – 45 Die Jubiläumstour

29.11. | 15.00 Uhr | Kulturhaus Neuruppin Bibi Blocksberg – Alles wie verhext