Freilufttanzveranstaltungen Der Techno-Szene Im Öffentlichen Raum Der Stadt Halle (Saale)
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Masterthesis Freilufttanzveranstaltungen der Techno-Szene im öffentlichen Raum der Stadt Halle (Saale) Autor: Christoph Busse (Matrikelnummer 18184) Studiengang: MA Angewandte Medien- und Kulturwissenschaften Betreuer: Prof. Dr. Hardy Geyer Zweitgutacher: Prof. Dr. Matthias Ehrsam 2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung .................................................................................................... 4 2. Raumnutzungskonzepte von Tanzveranstaltungen ................................ 6 2.1 Tanzveranstaltungen zu Schallplattenmusik ............................................... 7 2.2 Amerikanische Veranstaltungskulturen .................................................... 10 2.3 Veranstaltungen der Underground-Szene ................................................ 14 2.4 Club-Kultur der Techno-Szene ................................................................. 21 2.5 Technoparaden im öffentlichen Raum ...................................................... 23 2.6 Freilufttanzveranstaltungen der ETM-Szene im Naturraum ...................... 25 2.7 Freilufttanzveranstaltungen der ETM-Szene im Stadtraum ...................... 28 3. Freilufttanzveranstaltungen der ETM-Szene in Halle (Saale) ................ 32 3.1 ETM-Szene in Halle (Saale) ..................................................................... 32 3.2 Freilufttanzveranstaltungen im öffentlichen Stadtraum ............................. 34 4. Ursachenanalyse ...................................................................................... 40 4.1 Ursachenhypothese I: Öffentliches Anmelden .......................................... 43 4.2 Ursachenhypothese II: Festgeschriebene Veranstaltungsplätze .............. 58 4.3 Ursachenhypothese III: Verbot vom Gewerbetreiben ............................... 61 4.4 Ursachenhypothese IV: Limitierung der Besucherzahlen ......................... 63 4.5 Ursachenhypothese V: 103 dB Grenze .................................................... 63 5. Qualitative Forschung ............................................................................. 64 5.1 Interview III ............................................................................................... 66 5.2 Interview IV .............................................................................................. 74 5.3 Interview V ............................................................................................... 82 5.4 Interview VI .............................................................................................. 88 5.5 Interview VII ............................................................................................. 96 5.6 Auswertung ............................................................................................ 101 6. Fazit ......................................................................................................... 107 3 Literaturverzeichnis ...................................................................................... 110 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................ 119 Tabellenverzeichnis ...................................................................................... 120 Anhang ........................................................................................................... 121 4 1. Einleitung Seit vielen Jahren ist in den warmen Monaten ein Phänomen in der Szene der elektronischen Tanzmusik (kurz: ETM) zu beobachten. Junge Leute treffen sich „an einem ungestörten Fleckchen Erde, einer besonders pfiffigen Location, oder sonstigen unverbrauchten Orten, bei denen einem die Verordnungen und Verpflichtungen des Mainstreams nicht so im Wege stehen“1, um unangemeldet im öffentlichen Raum und unter freiem Himmel zu elektronischer Tanzmusik zu feiern. Dieser seit den 1990er Jahren an die Hippiebewegung anknüpfende Kult, der sich von England aus auf dem europäischen Festland verbreitete2, erlebt in den letzten Jahren in Deutschland seine Renaissance. Typischerweise, begann sich dieser Trend in den Metropolen Berlin und Hamburg zu entwickeln3 und sich sukzessiv in den kleineren Städten der Republik und in vielen europäischen Städten zu etablieren In der Stadt Halle (Saale) veranstalteten Szeneakteure der elektronischen Tanzmusik seit mehreren Jahren illegale Freiluftveranstaltungen, s. g. ‚Open-Airs‘, im öffentlichen Raum. Als der Trend aufkam und selten praktiziert wurde, fielen diese unangemeldeten Veranstaltungen den Ordnungshütern kaum auf. Mit zunehmender Anhängerschaft und der immer größeren Verbreitung des Kultes, reagierte die Stadt mit einer exekutiven Unterbindung der Spontanpartys. Die Szene konterte darauf mit politischem Protest, ganz nach dem Motto „You Gotta Fight for Your Right to Party!“4 und überzeugte die Regierenden, Maßnahmen einzuleiten, Freilufttanzveranstaltungen unbürokratisch durchführen zu können5. Im April 2013 gab die Stadt ihren Bürgern bekannt, dass eine Regelung in Kraft tritt, die es ermöglichen sollte, innerhalb von 24 Stunden eine Spontanparty anzumelden. Dem neuen Erlass sind allerdings verschiedene Auflagen inhärent. Die maximale Teilnehmerzahl ist auf 500 Personen beschränkt, die Veranstaltung darf nur auf dafür ausgewiesenen Grill- und Lagerfeuerplätze der Stadt stattfinden, ein geregelter Lärmschutz muss eingehalten werden und jegliche kommerzielle Nutzung ist untersagt . 1 Tanith aka Andrezak, Thomas: Thema der Woche 37: Illegale Parties früher und heute, in: Tanithblog, 2008, Berlin, URL: http://www.tanith.org/?p=982 Stand: 05.08.2013 2 vgl. Breinl, Christiana: Freetekno. Geschichte einer Gegenkultur, 2012, Wien 3 vgl. Beier, Manfred (2012): Die Rebellion der Angepassten, in: Bonjour Tristesse Nr.13, Frühling 2012, Halle (Saale), URL: http://bonjourtristesse.files.wordpress.com/2008/07/bonjour-tristesse-13.pdf Stand: 05.08.2014, S. 1-3; Breinl, Christiana: Freetekno. Geschichte einer Gegenkultur, a.a.o. 4 Beasty Boys & Rick Rubin: (You Gotta) Fight for Your Right (to Party!). In: Licensed to Ill, 1986, New York City 5 vgl. Hildebrandt Martin: Illegale Freiluftpartys in Berlin. Zu wild gefeiert, a.a.o. 5 In der darauffolgenden Open-Air-Saison wurden in Halle wöchentlich Spontanpartys angemeldet und gefeiert, aber nicht von den Szeneakteuren der halleschen ETM-Szene, diese feiern weiterhin ihre illegalen Open-Airs an immer wieder neuen Locations im öffentlichen Raum. Warum nutzt die hallesche ETM-Szene das Angebot der Stadt nicht? Um diese Frage zu beantworten, sollen in einer Forschungsarbeit zuerst die Strukturen der ETM-Szene dargestellt werden, um einen Einblick zu gewinnen, nach welchen Idealen und Konzepten Szeneakteure handeln, wie das Phänomen der illegalen Freilufttanzveranstaltungen entstanden ist und wie sie organisiert werden. Im nächsten Schritt wird der Erlass der Saalestadt analysiert und die Spontanparty- Verordnung von Halle (Saale) vorgestellt. Die Ergebnisse der beiden Untersuchungen werden miteinander verglichen, und die Ursachen und Probleme herausgearbeitet. Ziel der Masterarbeit ist zum einen die Untersuchung der Entstehung der Freilufttanzveranstaltungen und wie sich der Trend in die Saalestadt Halle entwickelt hat, bis ein Gesetz zur Regelung der Open-Air-Partys ins Leben gerufen wurde. Zum anderen soll in der Forschungsarbeit auf die aktuelle Situation in Halle (Saale) eingegangen werden, dass das neue Gesetz von vielen halleschen Szeneakteuren nicht genutzt wird und z. T. Veranstaltungen weiterhin illegal durchgeführt werden. In der Masterarbeit soll die Ursachen erforscht werden, weshalb die städtischen Regelungen von der Subkultur in Halle (Saale) nicht angenommen werden und wie Lösungsvorschläge aussehen könnten. 6 2. Raumnutzungskonzepte von Tanzveranstaltungen Der erste Abschnitt dieser Forschungsarbeit widmet sich der Entstehung von Raumnutzungskonzepten von Tanzveranstaltungen der elektronisch erzeugten Musik. Folgend wird in die wesentlichen kulturellen Eigenschaften des Feldes eingeführt. Dabei wird näher auf den Ursprung der heutigen Freilufttanzveranstaltungen der ETM-Szene eingegangen, welche Einflüsse in ihrer Entwicklung auf sie wirkten und wie die Veranstaltungskulturen im Laufe der Zeit von den Akteuren weiterentwickelt wurden. Auf diesem Weg solle ein Verständnis über die ETM-Szene entwickelt werden, um die Open-Air-Partys im öffentlichen Stadtraum von Halle (Saale) besser in das kulturelle Feld der Tanzveranstaltungen in der elektronischen Musik einzuordnen. Auf der anderen Seite soll aufgezeigt werden, wie das Phänomen der illegalen Freilufttanzveranstaltungen im öffentlichen Raum entstanden ist, bevor es sich in der Stadt Halle (Saale) verbreitet hat. Bevor zu elektronischer Musik getanzt wurde, wird in einer Zeit begonnen, in der an tanzbare elektronische Musik in der Form von heute noch nicht zu denken war. Aber es wurde getanzt! Es wurde schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte getanzt und Feste gefeiert, doch in Anbetracht des zu untersuchenden Themas, liegt der Schwerpunkt dieses Kapitels auf Festlichkeiten, bei denen zu elektronisch erzeugter Musik getanzt wird. Es begann zum Anfang des 20. Jahrhunderts, als Europa durch seine zunehmende Industrialisierung sowie seine Modernisierung durch Elektrik und Dynamik gekennzeichnet war. Die Erfindung der Schallplatte und des Tonbands ermöglichte es, Klänge und ganze instrumentalisierte Lieder elektronisch aufzunehmen und überall auf der Welt, unabhängig von der Präsenz des Künstlers, wiederzugeben6. Mit dieser Technik entwickelte sich eine neue Musikindustrie, die Tonträger