2/2019 Natur Land

Naturschutz – Partner zum Leben Natur Land Salzburg 2/2019 

Serviceangebote im Inhalt Bereich Naturschutz Heft 2/2019 | 26. Jahrgang

Naturschutz im Internet Die Homepage der Naturschutzabteilung mit vielen interessanten Themen, wie z.B. Artenschutz, Berg- und ­Natur­wacht, Biotopkartierung, Naturschutz International, Naturschutzrecht, Lebensraumschutz, ­Vertragsnaturschutz etc., finden Sie unter der Adresse www.salzburg.gv.at/naturschutz.

Vorwort Landesrätin Maria Hutter ...... 4 TAGUNGSBERICHTE 3 SAGIS-Online Erklärung zur Informationspflicht...... 5 Rohstoff-Symposium...... 50 Das geografische Informationssystem des Landes mit Informationen aus dem Bereich Naturschutz und vielen Offenlegung gemäß § 25(2) Med. Gesetz...... 5 an­deren Fachbereichen erreichen Sie durch Anklicken des Links „Landkarten” auf der obigen Homepage. Österreich in 200 Jahren ein Land ohne Äcker und Wiesen?.. 53 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) für Umweltschutz und Arbeit.... 55 Klimawandel: Bundesforste bauen Wald der Zukunft...... 56 Salzburger Naturschutzbuch FACHBEITRAG Buchpräsentation im Ramsar-Gebiet Wasenmoos...... 58 Wildbienenschutz...... 6 Im Naturschutzbuch finden Sie unter http://service.salzburg.gv.at/themen/natur/schutzgebiete Naturschutz in Zeiten des Klimawandels...... 60 Beschreibungen aller Naturdenk­ ­mäler und naturschutzrechtlich geschützten Gebiete, wie Natura 2000 in der Praxis: Blauschillernder Feuerfalter im ESG Mooshamer Moos...... 9 Schützen durch Nützen ...... 60 ­Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete, etc. Übersichtskarten finden Sie im „SAGIS-Online”. Artenschutz durch Wiedereinbürgerung Grünlandtypen der Trockengebiete ...... 64 am Beispiel des LIFE+-Projekts für den Waldrapp...... 12 Ausstellungen Wildkatze – Tier des Jahres 2019...... 19 BERG- UND NATURWACHT Die Naturschutzabteilung hat einige transportable Ausstellungen, die von Schulen, Gemeinden oder ESG Rotmoos im Käfertal...... 22 ­Einrichtungen der Erwachsenenbildung kostenlos entlehnt werden können (Abholung und Zurückbringen 5 Jahre Erfolgskontrolle im renaturierten Mandlinger Moor.. 24 „Alpenblumenwelt Geiereck“ – Ein Projekt der Einsatzgruppe Grödig–Anif ist umgesetzt..... 68 durch den Interessenten selbst). Die Themen umfassen u.a. „Natura 2000”, „Geschützte Lebensräume”, Weiterentwicklung bei den Biotoptypen-Steckbriefen ...... 29 Kinder legten sich mit Raubtieren und Bienen an...... 70 ­„Lebensraum Auwald”, „Die Bayerischen Saalforste und der Salzburger Naturschutz”, „Landschaft im Das wilde Herz Europas ist bedroht – die Alpen ...... 31 Berg- und Naturwacht setzt auf Aufklärung und Prävention.. 70 ­Wandel”, „Die heimischen Amphibien”, „Die heimischen Schmetterlinge”, „Naturschutz im Wald”, Rotwildfütterung beendet...... 33 Neue Regelung betreffend invasive Arten...... 71 ­„Biotopverbund“. Die österreichische Vogelwarte und Beringungszentrale...... 34 Sollten Sie Interesse haben, kontaktieren Sie uns bitte unter 0662 8042-5524 oder Alte Mülldeponie im Gasteinertal ...... 72 [email protected] Neophyten-Sondereinsatztag RUNDSCHAU Gasteiner Talschlüsse Nassfeld (Sportgastein) ...... 73 Bezirkseinsatz am 28.07.2019 – Verleihung des Salzburger Informationsmaterial Schwerpunkt Schwammerlkontrolle ...... 73 Umwelt-Verdienstzeichens 2019...... 36 Sämtliche Dienststellen und Abteilungen des Landes präsentieren ihre Produkte unter #estutnichtweh: Mit uns wandert der Müll Naturschutzbund-Ehrenzeichen verliehen...... 37 salzburg.gv.at/publikationen. Mehr als Tausend Publikationen, Broschüren, Folder, DVDs und vieles vom Berg ins Tal ...... 74 Neufund zweier seltener Hummelarten mehr zu den verschiedensten Themenbereichen (z.B. Naturschutz, Umwelt, Wasser ...) können unter Geburtstage...... 74 im Naturschutzgebiet Wenger Moor...... 38 salzburg.gv.at/publikationen zentral online bestellt und zumeist auch gleich heruntergeladen werden. Amphibienlaichgewässer in Mehr als 85 Prozent des Gesamtangebotes des Landes sind – ebenso wie der Versand – kostenlos. Thumersbach wurde revitalisiert...... 39 www.salzburg.gv.at/publikationen BUCHBESPRECHUNGEN Aktuelles von der Schutzgebietsbetreuung Salzburg ...... 40 Kostenpflichtige Angebote können bequem online bezahlt werden. Salzburg Summits �������������������������������������������������� 75 Nachruf Landesrätin a.D. Dr. Gerheid Widrich ...... 44 Gipfelkreuze �������������������������������������������������������� 75 In Memoriam Peter Haßlacher...... 44 Hände in die Erde! – Vertical Gardening...... 76 Nachruf auf AO Prof. Dkfm. Dr. Robert Krisai ...... 45 Die Kraft der Zirbe...... 76 Raubbau an der Natur stoppen...... 46 Rettet den Boden! ������������������������������������������������� 77 Beitrag der Landwirtschaft zur Biodiversität...... 46 Der Wolf ������������������������������������������������������������� 77 Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ Das Grüne Band...... 48 des Österreichischen Umweltzeichens, Druckerei Botschaft der Natur...... 78 Land Salzburg UW-Nr. 1271 Mit dem Mond durchs Gartenjahr 2020...... 78 Schöne Grüße vom Gaisberg...... 79 Biodiversität der Flussauen Deutschlands...... 79 IMPRESSUM Gebirgswasser...... 81 Medieninhaber: Land Salzburg | Herausgeber: Abteilung 5: Natur- und Umweltschutz, Gewerbe; Referat 5/06: Naturschutzgrundlagen und Sachverständigendienst, HR Prof.Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser | Redaktio­nelle Mit­­­arbeit: Maria Kreuzer | Gestaltung und Satz: Landes-Medienzentrum/Grafik| Druck: Druckerei Land Salzburg | Alle: Postfach 527, 5010 Salzburg | Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion überein­stimmen. Bild Umschlagseite: Groß-Torfbeere Bildautor: HR Prof.Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser Downloadadresse: www.salzburg.gv.at/NaturLandSalzburg-2019-2.pdf Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019  Erklärung zur Informationspflicht

(Datenschutzerklärung) Ihre Rechte

Der Schutz Ihrer persönlichen Daten ist uns ein Anliegen. Ihnen stehen grundsätzlich die Rechte auf Aus­kunft, Wir verarbeiten Ihre Daten daher ausschließlich auf Berichtigung, Löschung, Einschränkung, Daten­­über­ Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen (DSGVO). In tragbarkeit, Widerruf und Widerspruch zu. Wenn Sie diesen Datenschutzinformationen informieren wir Sie glauben, dass die Verarbeitung Ihrer Daten gegen das über die wichtigsten Aspekte. Datenschutzrecht verstößt oder Ihre datenschutzrecht­ lichen Ansprüche sonst in einer Weise verletzt worden 4 sind, so kontaktieren Sie uns bitte. 5 Kontakt mit uns

Wenn Sie per Email oder per Anruf oder mittels Sie erreichen uns unter folgenden Schreiben mit uns Kontakt aufnehmen, werden Ihre Kontaktdaten: angegebenen Daten zwecks Bearbeitung der Anfrage und der Abwicklung des Zeitschriften-Abonnements und für Abteilung 5 – Umwelt- und Naturschutz, Gewerbe den Fall von Anschlussfragen bei uns gespeichert. Diese Referat 5/06 Naturschutzgrundlagen und Liebe Freundinnen und Freunde der Natur, Daten geben wir nicht ohne Ihre Einwilligung weiter. ­Sachverständigendienst Folgende Daten werden diesfalls bei uns gespeichert: Michael-Pacher-Straße 36 der Herbst ist eine wunderbare Zeit für ausgedehnte Spaziergänge in unseren­ Name, Anschrift, (Wenn zur Verfügung gestellt: Email­ 5020 Salzburg bunt gefärbten Wäldern. Es ist auch die Zeit für die letzten Ernten und Vor- adresse). Die von Ihnen bereit gestellten Daten sind zur Tel.: 0662 8042-5524 bereitungen für das kommende Jahr. Vertragserfüllung bzw. zur Durchführung des Versandes Email: [email protected] erforderlich. Eine Datenübermittlung an Dritte erfolgt Im Rückblick ist, neben der schon seit Jahren geforderten Etablierung der nicht. Aarhus-Konvention in den betreffenden Landesgesetzen, natürlich auch die im Frühjahr geschaffte Nominierung der noch zusätzlich von der EU- Kommission geforderten Natura 2000 Gebiete ein großer Gewinn für den Naturschutz. Diese Erfolge sind jedoch nur die „Pflicht“. Die „Kür“ sehe ich persönlich in der zusätzlichen Schaffung artenreicher Lebensräume, der Erklärung der in diesem Heft verwendeten Kürzel am Artikelende Renaturierung von Auen, Mooren und anderen Biotopen und vor allem in einer offensiven, positiven Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung A.L. LL Ing. Alexander Leitner K.J. Dipl.-Ing. Karl Jordan ÖBF Österreichische für den Naturschutz. A.W. Dipl.-Ing. August Wessely K.K. Mag. Karin König Bundesforste BFW Bundesamt für Wald KLK. Dipl.-Ing. Klaus Kogler R.B. Dipl.-Ing. Bernhard Riehl Wie die Renaturierung des Mandlinger Moores und Blinklingmooses zeigen, G.F. Dr. Gertrude Friese K.M. Dipl.-Ing. Mathias Kürsten STA Dr. Susanne Stadler geht eine Erhöhung der Artenvielfalt oft mit Verbesserungen im Klimaschutz G.H. Mag. Gundi Habenicht LK Landeskorrespondenz StV Leopold Stocker Verlag einher. Vieles können wir selbst bewegen, indem wir Projekte anregen, G.N. Mag. Günther Nowotny LMZ Landesmedienzentrum T.V. Tyrolia Verlag H.H. HR Prof. Dipl.-Ing. Hermann M.J. Mag. Maria Jerabek UBA Umweltbundesamt Vorbilder sind und auch selbst Hand anlegen. Unser Ziel sollte es jedoch Hinterstoisser NPHT Nationalpark Hohe Tauern sein, jede und jeden von der enormen Bedeutung einer artenreichen Natur zu überzeugen, besonders auch unsere Jugend.

In den kommenden Jahren muss wieder mehr Natur in die Salzburger Gärten und Grünflächen. Die Herausforderung, in private Gärten und andere Grün- flächen wieder mehr Blühflächen zu bringen ist ambitioniert, aber der Weg zu mehr regionalem Blütenreichtum und somit für mehr Artenvielfalt ist al- ternativenlos und muss ein Anliegen unserer gesamten Gesellschaft werden. Offenlegung gemäß § 25(2) Med. Gesetz

NaturLand Salzburg ist eine halb­- Grund­legende Richtung ist die kunde einschließ­lich naturwissen­ jährlich erscheinende Informations­ fachliche Information über allge­ schaftlicher und bezughabender zeitschrift, herausgegeben vom meine und spezielle Fragen des geisteswissenschaftlicher Themen. Naturschutzfachdienst des Amtes Natur- und Landschaftsschutzes, der Salzburger Landesregierung. Umweltthemen sowie der Natur­- „Ihre“ Landesrätin Maria Hutter Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

Die Honigbiene ist nicht Fachbeitrag überall dominant Vielen erscheint die Honigbiene als das Bestäubungs-Allroundtalent. Das beruht oft auf einem Irrtum: Bestäubende Insekten fallen uns Wildbienenschutz meistens auf, wenn irgendwo eine Massenblüte stattfindet: Ob es der Apfelbaum im Garten ist, die Löwen­ zahnblüte auf der Fettwiese oder der Weißklee in einer Intensivweide: 6 Dort dominieren Honigbienen, weil 7 sie 1. durch ihre Tanzsprache sehr schnell Zehntausende Stockge­ nossinnen rekrutieren können und 2. einen hohen Konkurrenzdruck auf andere Blütenbesucher ausüben In Streuobstwiesen des Naturparks Zirbitzkogel-Grebenzen entfielen ca. die Hälfte können: In solchen Beständen ist aller Blütenbesuche durch Bienen auf Honigbienen, die zweite Hälfte verteilte dann für andere Bienenarten oft sich auf fast 100 weitere Bienenarten. Während die Honigbienen im Frühling zur kaum mehr etwas zu holen. In Massenblüte der Obstbäume und des Löwenzahns dominierten, entfielen ab Juni über 80% der Blütenbesuche auf Wildbienen. artenreichen Beständen, wie sie in Magerwiesen, an Waldrändern und Hecken auftreten, sind oft kaum Bienenartenreiche die Honigbienen noch relativ gut mit Honigbienen zu finden. Lebensräume den wenigen Massenblüten von Lö- wenzahn und Weißklee auskommen Das „Bestäubungsgeschäft“ von mehr Bienenartenreich, aber auch reich und sie weichen in unserer waldrei- als zwei Dritteln unserer Pflanzen­ an Schmetterlings- und Schweb­ chen Landschaft auf Himbeerschläge arten machen nicht hauptsächlich fliegenarten, sind insbe­sondere Ma- und in die Waldtracht aus. 2. ist die Honigbienen, sondern die vielen gerstandorte. In der Natur waren bis historische Bienenfauna des Landes Wildbienenarten, Fliegen, Schmet­ vor 50 Jahren die mageren Standorte Salzburg weithin unaufgearbeitet. Die Obsthummel Bombus pomorum ist eine der vormals in fast allen Bundesländern vorkommenden Hummelarten, die heute terlinge und Käfer. Langröhrige der Normalfall und die fetten Stand- Größere Sammlungsbestände im Haus nur mehr ein sehr kleines Verbreitungsgebiet haben (Bilder: Johann Neumayer). Blüten wie Lungenkraut, Schlüssel­ orte absolut in der Minderzahl. Daher der Natur gibt es nur aus dem Umfeld blumen, Beinwell, Taubnesseln, ist der weitaus überwiegende Anteil der Stadt Salzburg und niemand kam Salbei und viele mehr werden von unserer Pflanzenarten auf solche in vergangenen Jahrzehnten auf die Ca. 315 Bienenarten sind im Bundes­ Bienen sind nicht die die Bestäubung nicht sehr effizient langrüsseligen Bienenarten bestäubt, Standorte angewiesen. Dort sind sie Idee, die Abundanz, also die Indivi- land Salzburg nachgewiesen. Darun- einzigen Blütenbesucher funktioniert. Denn viele der ange- mit steigender Höhe zunehmend von konkurrenzstärker als die wenigen duenzahl pro Fläche zu erheben. Die ter befindet sich mit der Honigbiene lockten Blütenbesucher besuchen­ Hummeln. Von Hummeln abhängig Grasarten des Intensiv­grünlandes, Tiere waren ja überall vorhanden. Ein das einzige Haustier unter den Insek- In Blüten-Besucher-Netzwerken ge- nur ab und zu Blüten und sind dann ist auch der landwirtschaftlich dort finden sie Lücken zum Keimen Hinweis auf die stattgefundene Ent- ten hierzulande (dazu gehören auch mäßigter Gebiete spielen über die nicht sehr wählerisch. So landet der bedeutsame Rotklee. Eine große und dort gibt es auch genügend be­ wicklung mag sein, dass ich mit dem die 35 in Salzburg­ nachgewiesenen Bienen hinaus tausende weitere in der Behaarung oder Beborstung Fülle an Wildbienenarten besammelt stäubende Insekten. In den letzten leider zu früh verstorbenen Manfred Hummel­arten) von denen zumindest Insektenarten eine wichtige Rolle: mitgenommene Pollen oft auf ande- und bestäubt die vielen kleinen Jahrzehnten wurden diese Standor- Bernhard in seinem Garten in Maxglan zwei mit hoher Wahrscheinlichkeit Fliegen, Käfer, Schmetterlinge und ren Pflanzen oder geht überhaupt Bestände an Blütenpflanzen, die den te im nichtgebirgigen Teil Salzburgs 81 Bienenarten auf 900m² feststellen bereits ausgestorben sind. andere Hautflügler außer den Bie- verloren. Bezüglich der Bestäubung Artenreichtum der Kulturlandschaft fast zur Gänze vernichtet. Damit ein- konnte. Im Naturpark Buchberg waren nen, gemeinhin als Wespen bezeich- spezialisierte Pflanzen schließen da- ausmachen - in manchen Regionen hergehend gab es einen drastischen dagegen nur 50 Arten zu finden. Doch Den größten Teil machen aber net. Es gibt in unserer Fauna einige gegen den Großteil der Insekten aus, muss man leider sagen, ausmachten. Rückgang des Blütenangebots und was brauchen Bienen, was in Natur- die solitären, also nicht-staaten­ Pflanzen, die überwiegend von Wes- belohnen die Erfolgreichen aber so der blüten­besuchenden Insekten in gärten vorhanden, in unserer Land- bildenden Bienenarten aus. Unter pen bestäubt werden und andere gut, dass diese blütenstet sammeln der Fläche, der nur aus zwei Gründen schaft aber nicht mehr zu finden ist? diesen dominieren an Artenzahl­ die bevorzugt von Schwebfliegen. Im und den Pollen mit hoher Effizienz nicht bereits früher auffiel: 1. können Sandbienen vor den Furchen­bienen Gebirge über der Waldgrenze wird übertragen. Zu diesen Pflanzenarten und den Mauerbienen.­ Daneben gibt ein Großteil der Pflanzen mit leicht gehören neben Eisenhut, Glocken- es eine Vielzahl artenarmer Gattun- zugänglichem Nektar und Pollen von blumen, den meisten Lippenblüt- gen mit z.T. sehr spezieller Lebens- Stubenfliegenverwandten bestäubt. lern, Veilchen­ und Rachenblütlern weise als Nahrungsspezialisten oder auch alle Leguminosen, die ja auch Brut­para­siten. Bienen stellen einen Vielen Pflanzenarten sind bezüg- in einer nachhaltigen Landwirtschaft Haupt­anteil der blütenbesuchen­den lich ihrer Bestäuber Generalisten. eine unersetzliche Rolle als Futter und bestäubenden Insekten. Sie locken eine Vielzahl von In- für Haustiere und vor allem als Stick- sekten an und leiden so ziemlich stoffbinder spielen. Für diese Pflan- sicher nicht an Bestäubermangel. zenarten spielen Bienen die Haupt- Dies allerdings um den Preis, dass rolle als Bestäuber. Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

notwendig wäre auch Forschung in Richtung naturfreundlicherer Mäh- technik. Wenn Traktoren in hoher Geschwindigkeit mit zwei oder drei Mähwerken über die Wiesen brausen und wenn hinter dem Scheibenmäh- werk noch ein „Aufbereiter“ alles kurz und klein schlägt, fahren echte Blüten-Besuchernetzwerke einer extensiven zweischnittigen Wiese und einer fünfschnittigen Wiese. Oben sind die blühenden Tötungsmaschinen über die Wie- Pflanzenarten dargestellt. Die Breite des Balkens bezeichnet die Höhe des Blütenangebots. Unten sind die Blütenbesucher se, denen kaum ein Insekt lebend ­dargestellt. Die Breite des Balkens repräsentiert die Anzahl der Blütenbesuche. Die Breite der Pfeile repräsentiert die Anzahl entrinnt. Dabei kommt es auch zu der Interaktionen. Rot: Honigbiene, rosa: Hummeln, orange: weitere Bienenarten, grün: Hautflügler außer Bienen, gelb: massiven Verlusten an Honigbienen, Schmetterlinge, blau: Käfer, grau: Schwebfliegen, schwarz: übrige Fliegen. 8 die sich nicht schnell genug ent­ 9 fernen können. Eine spannende For- Lebensraumrequisiten schungsfrage wäre auch, ob Gras aus von Bienen Intensivwiesen wirklich gleich wert- voll für die Tiergesundheit und für Die Knautien-Sandbiene Andrena hattorfiana sammelt Pollen oligolektisch von Ca. ein Drittel der nestbauenden Witwenblumen und Skabiosen. Mit dem Seltenerwerden ihrer Nahrungspflanzen die Milchzusammensetzung ist wie Bienenarten ist oligolektisch. Das verschwand sie aus allen intensiv genutzten Regionen des Landes Salzburg. ­artenreiches Futter. Derzeit­ scheint heißt, sie sammeln Pollen nur von es außer hohen Hygiene­standards im bestimmten Pflanzengattungen Dazu notwendig wäre ein intensiver Daneben gibt es auch For­schungs­ Stall und möglichst hohen Eiweiß- oder -familien. Viele Spezialisten Gesprächsprozess aller Akteure der bedarf. Dazu nur ein paar Stichwor- gehalts des Futters keine anderen gibt es z.B. an Glocken­blumen, Nat- über Anklagen und Fundamental­ te: Um Veränderungen feststellen zu Qualitätskriterien­ zu geben. Das ternkopf, Schmetterlingsblütlern, verteidigung weit hinausgeht, son- können, braucht es ein Monitoring könnte man bezweifeln, wenn man und Korbblütlern.­ Je pflanzenarten­ dern gemeinsam sinnvolle Projekte von Bienen in der Kulturlandschaft. Almbutter kennt. reicher Lebensräume, desto viel- entwickelt. Es bräuchte dazu auch dringend eine fältiger die Bienenfauna. Viele Bie- österreichweite Rote Liste. Dringend Mag. Johann Neumayer nenarten bevorzugen trockenwarme Mikro­habitate für die Nestanlage: Erdanrisse,­ Böden mit schütterere Vegetation, südseitige Waldränder, offene besonnte Bodenstellen, usw. Die Schwarze Mörtelbiene Megachile parietina kommt noch auf dem Mönchsberg Ca. ein Drittel der nestbauenden und dem Georgenberg bei Kuchl vor, vielleicht auch auf weiteren talnahen Felsen Natura 2000 in der Praxis: des Salzachtals. Die letzten Vorkommen des Alpenvorlandes sind weitgehend iso- Arten nistet in Käferfraßgängen in liert, da Ausbreitungswege fehlen. Totholz, aber zwei Drittel im Boden. Blauschillernder Feuerfalter im ESG Je strukturreicher eine Landschaft, desto mehr Nistmöglichkeiten finden zu schützen ist eine Landschaft, die ohne jede wirtschaftliche Notwen­ Mooshamer Moos Bienen ein Mindestmaß an blütenreichen digkeit­ aufgrund abstruser Schön­ Flächen und an Landschaftsstruktu- heitsideale vernichtet. Was nötig Der Blauschillernde Feuerfalter Da Bienen einen festen Neststandort ren bereitstellt. Diese müssen sich ist, um den Bestand bestäubender ­(Lycaena helle) kommt in Österreich haben, müssen Nistmöglichkeiten netzartig über die Landschaft ziehen Insekten zu fördern und damit auch nur noch in sehr kleinen Populatio- und Nahrungsangebote in räumlicher und können Hecken, Raine, Weg- Bestäubung unserer Kulturpflanzen nen vor und steht auf der Roten Liste Nähe zueinander liegend sein, ränder, Böschungen, strukturreiche zu sichern wäre eine gemeinsame der gefährdeten Arten. denn es rentiert sich für sie nicht, Waldränder­ und Privatgärten umfas- Kraftanstrengung verschiedener Ak- weite Strecken zu fliegen und den sen. Daneben ist der Schutz der viel teure: Im Jahr 2015 konnten im Bundes- gesamten Nektar als „Flugbenzin“ zu wenigen verbliebenen Magerwie- land Salzburg nur noch im Lungau zu verbrauchen. Da verschiedene sen von eminenter Bedeutung. Eine ■■ Bewusstseinsbildung und einige wenige Individuen nachge- Wildbienenarten vom Vorfrühling auf den Hof bezogene Bewirtschaf­ Information für naturnahe wiesen werden. Basierend auf Kar- bis in den Herbst auftreten und die tungsplanung im Sinne des abge­stuf­ Gärten tierungen von Dr. Patrick Gros (Haus Lebensdauer eines Volkes sozialer ten Wiesenbaus, würde die Situation der Natur) wurden daraufhin vier Bienenarten wie der Hummeln je für Bienen drastisch verbessern und ■■ Naturnahe Pflege öffentlicher Regionen zum Schutz dieses zu den nach Art drei bis sieben Monate auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Flächen von Straßenrändern Bläulingen zählenden Tagfalters zu beträgt, muss dieses Blütenangebot Doch die Theorie ist schon lange bis zu gemeindeeigenen Europaschutzgebieten ernannt. Es kontinuierlich vorhanden sein. vorhanden, von der Praxis ist leider Grünflächen, Parks und waren dies das Althofener Moos, wenig zu sehen: Weithin werden in Schulgärten Steindorf Am Moos, Teile der Lonka Gunstlagen alle Flächen gleich in- Mäander Süd, sowie das Mooshamer Bienenschutz tensiv gedüngt und gemäht und es ■■ Abgestufte Wiesennutzung Moos Ost. In letzterem ist noch die kommt zu massiven Trachtlücken. und Wiederschaffung vitalste Population des Blauschillern- Was es braucht, um Bienenarten Eine wichtige Rolle spielen auch die von Randstrukturen im den Feuerfalters zu finden, weshalb und mit ihnen unzählige andere In­ Privatgärten und die öffentlichen Intensivgrünland. Namensgebend für diese Art ist ein intensiver blauvioletter Schiller auf der Flüge- Schutzmaßnahmen in diesem Gebiet sekten­arten, die Blüten be­su­chen, Flächen. Dort wird Artenreichtum loberseite der männlichen Falter (Bild: P. Gros). zunächst priorisiert wurden. Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

Das ESG Mooshamer Braunkehlchen eine weitere Zielart derhergestellt werden. Damit wären aber auch zum übergeordneten The- Schlupf und Hochzeitsflug gelangen, Das Europaschutzgebiet Mooshamer­ Moos Ost – ein Dorado im ESG Mooshamer Moos Ost. wieder ausreichend Saug- und Rau- ma Biodiver­sität informiert, um das der sie hoffentlich auch auf die Moos Ost wird sicherlich noch wei- für allerlei Pflanzen penfutterpflanzen in Kombi­nation Bewusstsein für Artenvielfalt und Na- außerhalb des Schutzgebietes terer gezielter Pflegeeinsätze be- und Getier mit eingestreuten Brache­bereichen turschutz zu schärfen. Ende Februar gelegene Potentialfläche führt. Diese dürfen, bis ein optimales Habitat Gefährdungsursachen vorhanden, sodass der günstige konnten dann mehrere Klassen den Feuchtfläche liegt zwar jenseits wiederhergestellt ist. So ist ­bereits ­Erhaltungszustand der Population Umgang mit der Motorsäge üben. der vielbefahrenen Bundesstraße, die nächste Aushagerung mit dem Doch was macht dem Feuerfalter zu gewährleistet ist. Nach Antrag auf Ausnahmeverfahren die Distanz sollte für den Falter Grundbesitzer vereinbart. Ziel schaffen? Warum sind österreichweit vom Forstge­setzt nach § 32a konnte jedoch ohne Weiteres überbrückbar der nächsten Jahre muss aber auf nur mehr isolierte Restbestände und kann auch in Zukunft der Wald- sein. Auch dort wird schon seit ­jeden Fall sein, auch die anderen vorhanden? Hauptverantwortlich Artenschutzmaßnahmen bereich aufgelichtet werden, falls es letztem Jahr eine Rotationsbrache Schutzgebiete mit tatsächlichem für das Verschwinden dieser Art und Bewusstseinsbildung dem Schutzzweck nicht widerspricht. angelegt, bis dato konnte aber noch oder potentiellem Vorkommen des ist einerseits die ehemalige Zer­ im Doppelpack In erster Linie wurden die stark be- kein Vorkommen des Feuerfalters Blauschillernden Feuerfalters suk- 10 störung von Moorgebieten durch schattenden Fichten, Jungbirken, so- dokumentiert werden. zessive zu verbessern: Zunächst 11 Entwässerung und Trockenlegung, Der Blauschillernde Feuerfalter ist wie die als Bienentracht ange­salbten müssen die Kerngebiete in einen heutzutage ist es vor allem die in den Anhängen II („Art von ge­ Weiden gefällt. Diese wurden flä- Idealzustand überführt werden, Aufgabe extensiver Nutzungs­ meinschaftlichem Interesse, für chenschonend mit der Seilwinde bzw. Ausblick doch als Folge wird es für die weitere formen. Die für den Naturschutz deren Erhaltung besondere Schutz­­ händisch verbracht und teilweise für Entwicklung der Art sicher eine so wertvollen brachliegenden gebiete ausgewiesen werden müs- die traditionellen Osterfeuer im Lun- Auch in Zukunft wird sich aufgrund tragende Rolle spielen, inwieweit oder wirtschaftlich unrentablen sen“) und IV („Streng zu schützende gau verwendet. des vermehrten Lichtangebotes Pufferflächen (Trittsteinbiotope Streu- und Nasswiesen werden auf­ Art von gemein­schaftlichem Interes- immer wieder unerwünschte Vege­ mit ähnlicher Biotopausstattung) geforstet, als Ablagerungs­stätten se“) der Fauna-Flora-Habitat Richt- Die gemeinsame Aktion, die im tation ansiedeln, die es in Schach zu gefunden­ und gesichert werden für Schnittgut und Gartenabfälle linie der EU geführt. Damit ist das Beisein des kooperierenden Grund­ halten gilt, bis sich die Niedermoor- können. Denn erst eine Vernetzung verwendet, oder aber intensiviert. Land zu Schutzmaßnahmen verpflich- besitzers stattfand, wurde auch vom wiese mitsamt Schlangenknöterich und damit das Hintanhalten eines Auch die natürliche Sukzession tet, zumindest regional und national Landesmedienzentrum begleitet, ausgedehnt hat. Erfreulicher Weise genetischen Flaschenhalseffektes und das mit ihr einhergehende besteht eine hohe Verantwortung, wodurch ein Pressebericht entstand. konnten aber schon heuer erste Ziel- wird den langfristigen Erfolg der Aufkommen von Mädesüßfluren, die Art und ihre Habitate zu erhal- Auch ein Artikel für die Schulzeitung arten im Waldbereich festgestellt Artenschutzmaßnahmen in den Himbeergestrüpp und Gehölzen ten bzw. zu verbessern. Deswegen der LFS Tamsweg belegt, dass der werden. einzelnen Schutzgebieten ermög­ ­ Die Streuwiese ist vom Biotoptyp führt zu einer Verdrängung der trat die Schutzgebietsbetreuung Einsatz eine Win-Win-Situation für lichen. her eine Kohldistelwiese, auf der im Schlangenknöterich-Bestände und Lungau (Clara Leutgeb) an die land- Schule und Schutzgebietsbetreuung Nicht nur der Schlangenknöterich Frühjahr der Schlangenknöterich sehr damit der Lebensgrundlage des wirtschaftliche Fachschule Tamsweg darstellt, und auch zukünftig Syner- war bereits in aufgelichteten zahlreich blüht (Bild: C. Leutgeb). Feuerfalters. und die hiesige Berg- und Natur- gien genutzt werden wollen. Bereichen zu finden, auch der Falter wacht heran. So konnte nicht nur selbst nutzte besonnte Stellen, die Clara Leutgeb, MSc 2016 wurde der östlichste Bereich Auch im ESG Mooshamer Moos Ost dem Feuerfalter­ Rechnung getragen, zuvor nicht zugänglich waren. Schutzgebietsbetreuung Lungau des Geschützten Landschaftsteiles kam es zu einer mehr oder minder sondern auch gleichzeitig ein Lern- Schutzgebietsentwicklung Mooshamer Moos in das europa- starken Verwaldung, der sanfte und Bildungseffekt erzielt werden: gemeinsam mit dem weite Natura2000-Schutzgebiets­ Übergangsbereich zwischen Wald Zunächst wurden die SchülerInnen Grundbesitzer netz­werk mitaufgenommen. Und und Wiese war nur mehr spärlich bei einem Vortrag über den Feuer- dies nicht ohne triftigen Grund: vorhanden. Ebenjene kleinräumig falter, seine Bedürfnisse, den Zu- Doch damit ist es noch lange nicht Auf der exten­siv genutzten Streu- struk­turierten Bereiche mit be­ sammenhang mit Landwirtschaft und getan. Schutzgebietsbetreuung wiese findet nicht nur der Blau- sonnten, aber windgeschützten Stel- Nutzungsänderungen, die geplante bedeutet kontinuierlichen Einsatz, schillernde Feuerfalter und seine len sollten in Form von Buchten wie- Vorgehensweise bei der Auflichtung, der nur in Zusammenarbeit und auf einzige Raupenfutterpflanze,­ der Augenhöhe mit den Grundbesitzern Schlangenknöterich­ (B. officina- funktionieren kann. Und dafür lis), das Auskom­men, sondern auch gibt es im ESG Mooshamer Moos eine ganze Heerschar an weiteren Ost Anlass genug: Nach getaner Schmetterlingen wie dem Randring- Arbeit zeigte sich im Frühjahr und Perlmuttfalter (B. eunomia) und Sommer ein rascher, flächiger diversen Eulenfaltern, die sich an Bewuchs mit Mädesüß, Himbeeren Trollblume (T. europaeus), Ku- und Brennesseln. Dieser wurde ckucks-Lichtnelke (S. floscuculi), einmal mit dem Grundbesitzer, und Bach-Nelkenwurz (G. rivale) & Co. ein weiteres Mal mit der Berg- und laben. Aber nicht nur das: Auf der Naturwacht entfernt. Damit soll feuchtebetonten Fläche und im der Übergangsbereich ausgehagert angrenzenden Waldsaum kommen oder die Nährstoffanreicherung zahlreiche weitere Arten an Käfern, vorerst zumindest gestoppt werden. Die ersten Haut- und Zweiflügler, Spinnen, Außerdem konnte mit dem Pächter Vorkommen an ­Fliegen, Wanzen und Heuschrecken der Streuwiese vereinbart werden, Schlangenknöterich im aufgelichteten vor, die wiederum dem Braunkehl- dass ab heuer eine Wechselbrache Waldsaum ließen chen (S. rubetra) als Nahrungs- eingerichtet wird, die alljährlich nicht lange auf grundlage dienen. Als Charakterart alternierend gemäht wird. Damit sich warten extensiv genutzter Wiesen ist das Artenschutz- und Bildungsmaßnahme gehen Hand in Hand (Bild: M. Rattey). sollten noch mehr Puppen zum (Bild: C. Leutgeb). Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

Es handelt sich um einen typischen Artenschutz durch Wiedereinbürgerung Ibisvogel von mittelgroßer Statur, der eine Körpergröße von 65-67 cm am Beispiel des LIFE+-Projekts für den (maximal 75 cm) und eine Flügel- spannweite von 120-135 cm erreicht. Waldrapp Er wird 1,0-1,3 (1,8) kg schwer. Beide Geschlechter unterscheiden sich im Aussehen nicht, die Weibchen sind aber in der Regel etwas kleiner und Einleitung – Rückkehrer Heute streifen wandernde Individu- Baumfällungen und Fraßschäden zu, leichter als die Männchen. Unver- aus dem Tierreich en nur sporadisch – vornehmlich in sodass bereits über die Wiederein- kennbare Merkmale sind bei Adultvö- Kärnten – über Staatsgebiet. Auch führung der Bejagung nachgedacht geln das nackte, rote „Gesicht“, die 12 Der Mensch ist seit rund 10.000 Jah- bei der Etablierung von Beständen wird. Aktuell ist der Biber als in ebenso nackte Kehle und der rote, 13 ren sesshaft und hat seither seine des Luchses in den großen geeig­ den Anhängen II und IV der FFH- 13-14 cm lange, abwärts gebogene Umwelt maßgeblich verändert. Die neten Waldgebieten gibt es immer Richtlinie angeführte Art nach dem Schnabel. Die sichel- bis lanzettför- Veränderung der Landschaft er- wieder empfindliche Rückschläge, Salzburger Jagdgesetz ganzjährig ge- mig verlän­ gerten,­ dunklen Hals- und fuhr insbesondere seit der Indus­ an denen insbesondere illegale Ab- schont. Eine ähnliche Historie wie Nackenfedern können bei Erregung trialisierung im 19. Jahrhundert schüsse beträchtlichen Anteil haben. der Biber hat der Waldrapp. Jedoch abgespreizt werden und verleihen eine massive Beschleunigung. Durch Wilderei ist ein Problem, das fast steckt seine­ Rückkehr als Bestandteil ihm dann ein „zerzaustes“ Ausse- den enormen technischen Fort­ allen der genannten Tierarten er- der heimischen Vogelfauna noch in hen, das den Waldrapp von anderen schritt und den Einsatz in großen heblich zusetzt. den Kinderschuhen. Der vorliegende Ibissen unterscheidet und sich auch Mengen verfügbarer fossiler Energie Beitrag zeigt am Beispiel des LIFE+- in deutschen Synonymen widerspie- beschränkte sie sich nicht nur auf Beim Alpensteinbock, bei dem schon Projekts „Reason for hope – Rein­ gelt. Das Gefieder ist schwarz mit Waldrapp (Geronticus eremita) bei der Futtersuche auf einer gemähten Wiese in den Siedlungsraum und die landwirt- 1911 in den Schweizer und 1927 in troduction of the Northern Bald Ibis metallischem, grünlichem bis bron- Kuchl im Juni 2016 (Bild: Günther Nowotny) schaftlichen Gunstlagen, sondern den Berchtesgadener Alpen mit Wie- in Europe“, wie die Re-Etablierung zerötlichem Glanz. Bei Jung­vögeln ist machte auch vor den hoch gelegenen dereinbürgerungen begonnen wurde dieser ausgerotteten Art umgesetzt auch der Kopf noch dunkel befiedert. Gebirgsregionen nicht Halt. Diese (HOFRICHTER 2005), und beim Bart- wird und welche Überlegungen be- Auf einen kurzen Armflügel folgt ein nen, Würmer, Schnecken und andere und die Familienbindung sehr stark. umfassende Inbesitznahme des Na- geier (vgl. BAUCH 1996, HOFRICHTER züglich der Wiederansiedlungschan- langer, schmaler Handflügel. Auch Wirbellose sowie kleine Wirbeltiere Die Verpaarung findet in der Regel turraums durch den Menschen führte 2005) dürfte die Heimkehr in den Al- cen vor der Inangriffnahme eines der Schwanz ist relativ lang und wird (Amphibien, Reptilien, Kleinsäuger) nur für eine Brutsaison statt. Auffal- zur Ver­drängung zahlreicher Wildtie- penbogen mit mittlerweile natürlich derartigen Projekts angestellt wer- im Flug von den eher kurzen, stäm- und auch Pflanzenteile (HOFRICHTER lend ist das Begrüßungs-­ bzw. Ver- re, die zumeist durch aktive Verfol- überlebensfähigen­ Populationen ge- den müssen. Im Fokus stehen dabei migen, roten Beinen nicht überragt. 2005, FRITZ & UNSÖLD 2013). Kombi- neigungsritual mit typischen Kopfbe- gung in weiten Teilen Mitteleuropas glückt sein. Die Ausrottung des Euro- vor allem die Lebensraumansprü- Der Waldrapp fliegt mit gestrecktem niert man alle verfügbaren Daten, so wegungen und Lautäußerungen, das ausgerottet wurden und denen der päischen Bibers in Österreich hatte che. Zu berücksichtigen sind auch Hals mit eher flachem, aber kräf- stellt sich der Waldrapp, was seine nicht nur zwischen dem Paar – auch Lebensraum entzogen wurde. 1869 mit dem Abschuss des letzten die Aus­wirkungen menschlicher tigem, auffallend förderndem und Nahrungsökologie betrifft,­ als sehr bei der Nestübergabe zur Brutablöse Exemplars in der Antheringer Au ge- ­Aktivitäten von der Land- und Forst- geschmeidigem Flügelschlag. Er se- flexibel heraus (FRITZ et al. 2017). – stattfindet, sondern von den an- Beispiele für Tierarten, die hier­ endet. Wesentliche Gründe für seine wirtschaft über Infrastrukturmaß- gelt häufig auf leicht gewöl­bten Flü- Bezüglich seiner Nahrungsansprüche deren Vögeln der Kolonie ebenfalls zu­lande in der Vergangenheit vie- systematische Verfolgung waren das nahmen bis hin zu Erholungssuche geln. In den Kolonien kom­munizieren besteht kein Konfliktpotenzial mit aufgegriffen wird. Das grobe Nest lerorts weichen mussten, sind die als Universalheilmittel geltende Drü- und Freizeit­verhalten. die Vögel ohne allzu laute Töne. Sie menschlichen Interessen, was man wird hauptsächlich aus Zweigen und Beutegreifer Braunbär, Wolf, Luchs, sensekret „Bibergeil“ (Castoreum), verfügen aber über ein vielfältiges nur von wenigen der genannten tie- Gräsern Mitte März in Felsnischen Wildkatze und Fischotter, aber auch sein Fell und das als Fastenspeise Stimmrepertoire von einem guttu- rischen Rückkehrer behaupten kann gebaut, die Brut findet zwischen Elch, Steinbock, Biber, Bartgeier und dienende Fleisch (STÜBER 1978, STÜ- Steckbrief ralen, rabenähnlichen Krächzen bis (HOFRICHTER 2005). Das gravierend März und Juni statt. Die zwei bis Waldrapp (vgl. HOFRICHTER 2005). BER et al. 2014). Daneben spielte zu seltsam klingenden Trillerlauten verschlechterte Nahrungsangebot im vier hühnereigroßen, grünlichen Eier In den letzten Jahrzehnten beginnen auch der zu­nehmende Lebensraum- Der Name Waldrapp, der sich von (HOFRICHTER 2005, SVENSSON 2011). Winterhalbjahr in Mitteleuropa stellt mit braunen Sprenkeln werden ziem- diese Arten wieder in ihr früheres verlust durch Flussregulierungen und „Waldrabe (Corvus sylvaticus)“ den Hauptgrund für den Zug in wär- lich genau vier Wochen (27-28 Tage) Verbreitungsgebiet vorzudringen Zurückdrängung der ehemals ausge- aufgrund des schwarzen Gefieders Seine Nahrung sucht der Wald- mere Winterquartiere dar. bebrütet, die Nestlingzeit dauert 41- und Fuß zu fassen, was wesentlich dehnten Augebiete eine wesentliche ableitet, hat sich gehalten, obwohl­ rapp mit dem robusten, gebogenen 51 Tage. Die Jungtiere lernen viele auf den Schutzbestimmungen der Rolle (SLOTTA-BACHMAYR & AUGUS- er eigentlich falsch ist (PEGORARO Schnabel­ im Boden stochernd. Da- Für die Brut, aber auch als Schlaf­ Verhaltensweisen – unter anderem Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Richtli- TIN 2003). 1977 wurde ein ­Biberpaar 1996). Tatsächlich zählt diese Vo- bei bevorzugt er offene und über­­ platz benötigt die Art Nischen und das Zugverhalten – von den Eltern nie und der Vogelschutz-Richtlinie in der ober­österreichischen Ettenau gelart innerhalb der Ordnung der sichtliche­ Lebensräume mit lückiger kleine Höhlen in Steilhängen oder und anderen Koloniemitgliedern (so- der Europäischen Union beruht, aber und 1983 ein weiteres in der Ant- Schreitvögel (Ciconiiformes) zur Vegetationsdecke, deren Aufwuchs- Felswänden, weshalb sie in Mittel- ziales Lernen), von denen sie auch vielfach auch erhebliche Konflikte heringer Au in Salzburg ausgesetzt, Familie der Ibisartigen (Threskior- höhe 25 cm nicht über­steigt. Die europa in Verbindung mit ge­eigneten gefüttert werden. Die Jungvögel hervorruft. Während Wolf, Wild- die sich etablieren konnten und zu- nithidae) und hier zur Unterfamilie Amplitude reicht dabei von (frisch) Nahrungshabitaten gerne in Fluss- sind nach drei bis vier Jahren selbst katze oder Fischotter selbstständig nächst den Grundstein zur Besiede- der Ibisse (Threskiornithinae). Der gemähten Wirtschafts­ wiesen­ über nähe siedelte. Weiters nistete der fortpflanzungsfähig. Das Alter des zurückkehren, benötigen andere für lung der ­Salzachauen legten. Um die gültige wissenschaftliche Name Ge- Feucht- und Auwiesen, Weiden, Waldrapp früher auf hohen Gebäu- Waldrapps wird mit 15-20 Jahren, eine Wiederansiedlung menschliche Jahrtausendwende breiteten sich die ronticus eremita (Linnaeus, 1758) Getreidefelder, Brachen, Uferbö- den und den Zinnen von Burgen maximal 30-40 Jahren angegeben. Unterstützung. Der versuchte Wie- Biber auch entlang der Saalach aus kann mit „der zurückgezogen leben- schungen bis hin zu Trockenstep- und Schlössern (HOFRICHTER 2005). Natürliche Feinde sind größere deraufbau einer österreichischen und drangen bis in den Oberpinzgau de Greisenhafte“ übersetzt werden pen und Halbwüsten­ (HOFRICHTER Trotz des Art-Epithetons eremita Greifvögel (z.B. Steinadler) und der Population des Braunbären um die vor (STÜBER et al. 2014). Doch mit (BÖHM & PEGORARO 2011). Weitere 2005, BÖHM & PEGORARO 2011). Das (Einsiedler) handelt es sich um ei- Uhu, Kolkraben können als Nesträu- Jahrtausendwende (vgl. RAUER & den Reviergründungen in verschie­ (historische) deutsche Namen sind Nahrungs­spektrum umfasst Insekten nen sehr geselligen Vogel, der sich ber eine Rolle spielen (HOFRICHTER GUTLEB 1997, RAUER et al. 2001, denen Landesteilen nehmen auch Schopfibis, Mähnenibis, Stein­rapp, (vor allem Heuschrecken und Käfer), zu Kolonien zusammenschließt. Das 2005, UNSÖLD & FRITZ 2011). STÜBER et al. 2014) blieb erfolglos. die Konflikte durch Dammbauten, Klausrapp, Klausrabe und Waldhopf. Larven bzw. Raupen, Ameisen, Spin- Sozialverhalten ist sehr ausgeprägt Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

Gefährdung eine Zugunruhe erfasst, aber weder auch eine Gegend mit ausreichend Flugstrecke noch Ziel im biologischen Agrarflächen zur Futtersuche (HOF- Aufgrund der geringen Individuenzahl Programm der Vögel vorhanden RICHTER 2005). und dem völligen Verschwinden in sind. Dementsprechend ungerichtet weiten Teilen seiner ursprünglichen erfolgten Zugversuche, die auch Da in Europa keine Elterntiere Brutgebiete zählt der Waldrapp zu für ein paar Tiere tödlich endeten oder Altvögel vorhanden waren, den drei am stärksten gefährdeten (HOFRICHTER 2005). Wichtig war die die die Zugroute an die Jungvögel Vogelarten der Westlichen Palä­arktis Erkenntnis, dass die Jungtiere zwar tradieren konnten, musste eine und zu den am stärksten bedrohten die Anlage zum Ziehen besitzen, Lösung gefunden werden, den Tier- und Vogelarten über­haupt den Vogelzug jedoch nicht alleine Jungvögeln das Ziehen in das Über­ (HOFRICHTER 2005). Durch Zucht ausführen können. Das Wissen um winterungsgebiet beizubringen. in Gefangenschaft im Rahmen Route und Ziel muss ihnen erst Diese besteht in angeleiteten 14 des internationalen Artenschutz­ beigebracht werden. Migrationen. Dabei werden Jung­ 15 programms ist zwar die Gefahr der vögel aus Zoos auf menschliche völligen Ausrottung gebannt, die Die 2002 von Johannes Fritz ge­ Zieheltern geprägt, die mit einem Situation der Freilandpopulation ist gründete Nichtregierungsor­ Ultraleichtflugzeug den Vögeln aber prekär. Die Vögel reagieren ganisation „Förderverein Wald­ die Route in die Toskana zeigen extrem sensibel auf äußere Ein­ rappteam“ strebt von Beginn an (FRITZ & UNSÖLD 2015). Nach einer flüsse und überlassen bei Irrita­ die Re-Etablierung einer ziehenden langen Vorarbeit und vielen Stunden tio­nen Gelege und Brut ihrem Waldrapp-Kolonie an, die nicht mehr Flugtraining, um die Vögel mit dem Schicksal. Sinkt der Brutbestand auf die aktive Unterstützung durch Fluggerät vertraut zu machen, fand unter eine kritische Größe (etwa den Menschen angewiesen ist (FRITZ erstmals 2004 ein erfolgreicher Zug Für die Kolonie am Naturdenkmal Georgenberg in Kuchl wurden 2018 die früheren Brutnischen in Form von Holzregalen durch zehn Brutpaare), reduziert sich 2010). Ergebnisse von Verhaltensstu- statt (HOFRICHTER 2005). 2007 künstliche „Felsnischen“ ersetzt, die von den Waldrappen gut angenommen wurden. Die Tiere sollen damit an natürliche Fels- auch die Brutbereitschaft der fort­ dien in den 1990ern insbesondere wurde von Burghausen und 2011 von strukturen gewöhnt werden, gleichzeitig wurde damit das Erscheinungsbild erheblich bessert. (Bild: Günther Nowotny) pflanzungsfähigen Vögel, da sie im Almtal wurden in die Konzepte Anif aus gestartet. Physiologische das soziale Umfeld der Brutkolonie integriert (FRITZ & UNSÖLD 2013). Untersuchungen ergaben Mitte Historische Verbreitung benötigen (HOFRICHTER 2005). Weil Aussetzen allein reicht demnach bei August als idealen Abflugzeitpunkt und dem ehemaligen Jugoslawien Der Einsatz von Insektiziden in den ein Aussterben der wildlebenden Weitem nicht aus, auch wenn das für die ca. vierwöchige Migration Es existieren viele Hinweise in Form (SCHENKER 1977). 1950er Jahren reduzierte die Popu- Waldrappe nicht auszuschließen ist, Gebiet optimale Nahrungs-, Schlaf- mit mehreren Etappen und einigen von Aufzeichnungen, Bildern und lation von Birecik in der Türkei dras- wird die Art von der International und Brutplätze bietet. Idealerweise Pausetagen. Zumeist bleiben Knochenfunden, die für Vorkommen Während im 16. Jahrhundert noch tisch (FRITZ & UNSÖLD 2013). Ein Union for Conservation of Nature werden derartige Projekte im histo- die jungen Waldrappe etwa drei des Waldrapps in Europa sprechen. zahlreiche Quellen die Existenz starker Zuzug in die Stadt und damit (IUCN) als „critically endangered“ rischen Verbreitungsgebiet umge- Jahre bis zur Geschlechtsreife im Eine Zusammenstellung der verfüg- des Waldrapps in Europa belegen, verbundene städtebauliche Tätigkei- eingestuft. In Österreich gilt der setzt. Jungvögel können sich sehr Winterlebensraum, kehren danach baren Angaben stammt von SCHEN- deutet ab der ersten Hälfte des ten setzten der Kolonie zusätzlich Waldrapp – als freilebende Art – gut an neue Umgebungen anpassen eigenständig ins Brutgebiet zurück KER (1977). Die ältesten, datierten 17. Jahrhunderts nichts mehr zu. Die Brutfelsen wurden zerstört als ausgestorben, ausgerottet oder und bauen eine enorme Bindung zu und können dann selbst Jungtiere Knochenfunde stammen aus der darauf hin (HOFRICHTER 2005, und die Nahrungshabitate überbaut. verschollen (UMWELTBUNDESAMT ihren Eltern auf. Da sie viele Verhal- ins Winterquartier leiten. Schweiz aus der Mittelsteinzeit. Aus FRITZ 2012). Die Gründe für das Ähnlich erging es den Kolonien in Sy- 2019). tensweisen einschließlich des Zugs Deutschland liegen solche unter an- Verschwinden sind mannigfaltig. rien. Zuletzt kehrte nur noch ein Vo- erst lernen müssen, entschied man Auf der Basis der Ergebnisse dieser derem aus dem 4. Jahrhundert vor. Insbesondere spielte die Bejagung, gel aus dem Winterquartier zurück, sich anstelle eines bloßen Freilas- Vorarbeiten und einer fundierten Sichtungen des Vogels wurden von vor allem der Jungtiere, wegen des sodass dieses Vorkommen ebenfalls LIFE+-Projekt – sens für eine Handaufzucht. Zwar Machbarkeitsstudie wurde das LIFE+- Plinius dem Älteren notiert. Aus dem schmackhaften Fleisches eine Rolle. als ausgestorben einzustufen ist. Wiedereinbürgerung sind hierbei einige Punkte zu be- Projekt „Reason for hope – Rein­ Mittelalter existieren Gemälde mit SCHENKER (1977) nennt weiters mit Zugvogelbegleitung achten, damit die Tiere „wild“ blei- troduction of the Northern Bald Ibis dem Waldrapp ähnelnden Vögeln so- indirekte Einflüsse des Menschen Auch in Nordafrika reduzierte ben, jedoch stellte sich die intensive in Europe“ mit einer Laufzeit vom wie Erwähnungen in Chroniken (z.B. durch den Nutzungswandel auf sich die Anzahl der Kolonien Die rund 3000 Zootiere waren Aufzucht durch wenige Menschen 01.01.2014 bis zum 31.12.2019 un- Überlingen). den landwirtschaftlichen Flächen. durch menschliche Einflüsse, vor immer wieder Ausgangspunkt für als beste Lösung heraus (BÖHM & ter dem Referenzcode „LIFE12 BIO/ Da die historischen Nachweise für allem durch die Jagd, aber auch Überlegungen, ehemalige Brutge­ PEGORARO 2011). AT/000143“ – mit finanzieller Un- Für Salzburg liegen mehrere und lokale Kolonien sprechen, wirkten durch Pestizide und neuerdings biete erneut mit dem Waldrapp zu terstützung durch das Land Salzburg zuverlässige Anhaltspunkte für ein sich Einzelereignisse enorm auf den Freizeitverhalten (Tourismus, besiedeln und so die endgültige Zunächst war die Frage nach ei- – bewilligt. Es zählt zu den LIFE+- früheres Waldrapp-Vorkommen Bestand aus. So wurde vermutlich Rallyes), stark (vgl. HOFRICHTER Ausrottung in freier Natur zu nem geeigneten Winterquartier Biodiversity-Projekten, die das Ziel vor. Schon Erzbischof Leonhard von durch Arbeiten am Schlossberg von 2005). Die größte und im Prinzip verhindern (UNSÖLD & FRITZ 2011). Es zu beantworten. Schlussendlich verfolgen, den Verlust an biologi- Keutschach erließ 1504 ein Abschuss- Graz die gesamte dortige Waldrapp- einzige noch freilebende Waldrapp- steht fest, dass für eine dauerhafte stellte sich das streng geschütz- scher Vielfalt zu stoppen. Den Cha- verbot für den „Claußrappen“ im Kolonie vertrieben (BÖHM & Population existiert im Sous Wiederansiedlung in Mitteleuropa te Über­winterungsgebiet „Laguna rakter eines Vorzeige- bzw. Vorbild- Stadtgebiet und in der Wand des PEGORARO 2011). Auch klimatische Massa Nationalpark bei Agadir das Ziehen essenziell ist, da das di Orbetello“ in der Toskana, das projekts verleiht ihm der erstmalige Mönchsbergs, das von einigen seiner Einflüsse („kleine Eiszeit“ zwischen in Marokko, von der alle in Zoos Nahrungsangebot im Winter nicht vom WWF Italien verwaltet wird, Versuch, einen Zugvogel wieder an- Nachfolger erneuert wurde (HOF- 1550 und 1850) könnten das lebenden Exemplare abstammen. ausreicht und der Waldrapp mit als beste Wahl heraus. Das histori- zusiedeln, denn die letzten freile- RICHTER 2005, BÖHM & PEGORARO Aussterben des Waldrapps in Europa Durch Schutzbemühungen konnte niedrigen Temperaturen nur schlecht sche Überwinterungsgebiet ist zwar benden Waldrappe in Marokko wei- 2011). Außerdem wird der Waldrapp beschleunigt haben (SCHENKER 1977, die Zahl hier auf etwa 450 Tiere zurechtkommt. Beobachtungen bei nicht bekannt, die heutige Situation sen kein intaktes Zugverhalten mehr als im Garten gehaltener Vogel er- HOFRICHTER 2005). stabilisiert werden, wobei aufgrund einer frei fliegenden Kolonie im ist jedoch viel entscheidender. Mit auf. Beim Auswahlverfahren 2012/13 wähnt. Eher vage sind die Verbrei- verschiedener Gefahren die oberösterreichischen Almtal (Grünau dem Schutzgebiet in der Toskana erhielt es von allen 68 LIFE+-Biodi- tungsangaben aus anderen europä- Außerhalb von Europa konnte sich Stückzahl nur langsam anwächst und Scharnstein) zeigten, dass die wurde sowohl ein nachhaltig geeig- versity-Projekten die zweithöchste ischen Ländern wie Ungarn, Italien der Waldrapp noch länger halten. (BÖHM & PEGORARO 2011). Jungvögel im Spätsommer/Herbst netes Winterhabitat gefunden als Punktezahl. Neben einem herausra- Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

2017 kam es in der Brutkolonie am ringe genetische Vielfalt ein Problem km bewältigt (FRITZ 2019). Dies zeigt Georgenberg durch Uhu-Attacken dar, weil die Tiere fast ausschließ- die enorme Leistungsfähigkeit der zum Verlust zweier Küken, worauf lich von einer Zuchtlinie abstammen. Waldrappe. Während der menschen- die Waldrappe in diesem Sommer Zudem sei nicht überliefert, ob die geführten Migration werden mittels nach Burghausen übersiedelt Vögel zu einer ziehenden Ursprungs- am Rücken der Vögel angebrachter wurden. Der Uhu, der selbst verletzt population gehören und das Ziehen GPS-Datalogger auch zahlreiche oder krank war, starb mittlerweile. somit überhaupt in ihrem Naturell ­Daten erfasst (FRITZ 2019). Das Bei noch geringen Individuenzahlen liegt. Genetische Untersuchungen Projekt ermöglicht ergänzend dazu stellen auch zwei Vögel einen her­ im Zuge des LIFE+-Projekts ergaben aber auch Windkanalstudien, die in ben Verlust dar. Auf lange Sicht muss eine große genetische Übereinstim- Seekirchen durchgeführt werden, die Koexistenz mit dem Uhu möglich mung bei den ost- und westafrikani- um herauszufinden, wieviel Ener- sein, da er als natürlicher Prädator schen Populationen. Diverse Hinwei- gie beim Formationsflug eingespart 16 zur Vitalität der Population beiträgt. se legen eine Besiedelung Europas werden kann (WALDRAPPTEAM 2019). 17 Prädation stellt mittlerweile mit ­ von Westen her nahe, weshalb die 36 % die zweithäufigste Todesursache historische Herkunft der Waldrappe Nach Burghausen kehrten die ers- dar (FRITZ 2019). Nordafrika (Marokko) wäre und somit­ ten Vögel bereits Anfang März 2019 mit der heutigen Blutlinie überein- zurück. Im Juni 2019 flog das zwei- Von Beginn an ist das Projekt auch stimmt (FRITZ et al. 2017). Weiters jährige Weibchen „Sonic“ als erster von kritischen Stimmen begleitet. kritisiert LANDMANN (2015), dass Waldrapp der Überlinger Kolonie ei- BirdLife Schweiz und BirdLife Öster- es zu früh sei, von „wilden“ Wald- genständig aus dem Wintergebiet in reich äußerten Bedenken bezüglich­ rappen zu sprechen, da noch viel- der Toskana zurück, wobei es ­einen der unvorhersehbaren Auswirkun- fältige menschliche Unterstützung neuen, weiter westlich gelegenen gen, falls die wiederbe­gründeten Ko- notwendig sei (Einsammlung oder Migrationskorridor­ erschloss.­ Aller­ lonien nach Marokko ziehen würden. Verlust beim „eigenständigen“ Zug dings steuerte der noch nicht ge- Beim Vogelzug der Waldrappe in den Süden mittels menschengeführter Migration werden die handaufgezogenen Jungvögel Zudem seien die Lebensräume in den zurück ins Brutgebiet, Schutzvolie- schlechtsreife Vogel nicht direkt nach entsprechendem Training von ihren Ziehmüttern in Leichtfluggeräten („Paraplanes“) begleitet. (Bild: Waldrappteam, Wiederan­siedlungsgebieten nicht ge- ren, Zufüt­terung bei Schlechtwetter Überlingen an, sondern erkundete LIFE Northern Bald Ibis) eignet. In den bisherigen Projektjah- etc.). Weiters seien bei der Ansied- das Alpenvorland in der Schweiz ren ergab sich kein Hinweis auf eine lung die Auswirkungen auf andere sowie in den Nachbarländern und genden „Natur­schutz­wert“ hatte vor burg (Georgenberg bei Kuchl) und ische Mehrwert“ „auf die Entwick- Beeinflussung der marokkanischen Tiere, insbesondere Nah­rungstiere besuchte dabei auch historisch allem der „Europäische Mehrwert“ die Sandsteinwände am Bodensee- lung innovativer Natur- und Arten- Population, vielmehr können die wie Heuschrecken und Amphibien im überlieferte Brutgebiete im Rhein- aufgrund länderübergreifender Zu­ ufer bei Überlingen als geeignete schutzmethoden“ (FRITZ & UNSÖLD gewonnenen Erkenntnisse auch für Salzachtal, zu wenig berücksichtigt tal zwischen Chur und Sargans. Dies sam­men­arbeit besonderes Gewicht. Stand­orte für die Wiederansiedlung 2015). Unter anderem werden bis zu zukünftige Erhaltungsmaßnahmen worden. könnte die Diskussion über die Eta- heraus. Eine Kombination von natür­ 100 Vögel mit GPS-Trackern ausge- in der afrikanischen Kolonie nützlich blierung einer weiteren Kolonie in Die Projektziele umfassen (1) die lichen Brutnischen und künstlichen stattet, sodass ihre Flugroute per sein (FRITZ & UNSÖLD 2015). der Schweiz erneut anfachen. An- Wiederansiedlung des Waldrapps Strukturen an Gebäuden bietet das Internet verfolgt werden kann. Rück- Aktuelles und Ausblick fang September kehrte „Sonic“ in in Europa, indem den Tieren das Projektgebiet Burghausen mit dem läufige Abschüsse trotz steigender LANDMANN (2015) stellt die Sinn­ die Toskana zurück. Die ersten ge- Ziehen wieder beigebracht wird, (2) Salzachdurchbruch und der Burgan- Individuenzahl legen ein Wirken der haftigkeit der Wiederansiedlung des Im September 2017 kam die 12. men­­ schlechtsreifen Waldrappe werden die genetische Analyse der Vögel, (3) lage. Dass für alle Projektstandorte Maßnahmen nahe. Außer der Wilde- Waldrapps im Alpenraum auf Basis schengeführte Migration von Wald- 2020 in Überlingen erwartet, wo ein elektronisches Monitoring, um ein historischer Nachweis vorliegt, rei (in Italien) gibt es kaum Konflikte von vier Gesichtspunkten in Frage: rappen in die Toskana, bei der eine sie auch eine besondere Attrakti- Ausfälle aufgrund von Abschüssen zu verleiht ihnen zusätzliche Legitima- mit dem Menschen, da der Waldrapp „(1) Wegen fehlender Notwendigkeit neue, westlichere Flugroute gewählt on bei der Landesgartenschau dar- dokumentieren und zu reduzieren, tion. Da optimale­ Bruthabitate eher weder Jäger noch Bauern in irgend- bezüglich des globalen Schutzes der wurde, zu einem erfolgreichen Ab- stellen werden. Der Bruterfolg von (4) die Lenkung der medialen rar sind, erscheint die Befürchtung einer Weise wirtschaftlich schädigt. Art, (2) aus historischer Perspektive, schluss. Nach Burghausen und Kuchl, 13 Paaren in den beiden Kolonien Aufmerksamkeit auf Zugvögel in einer unkontrollierten Ausbreitung (3) wegen ökologischer Bedenken wo die ca. 40 Vögel starken Kolo- Burghausen und Kuchl lag im Jahr Europa im Allgemeinen sowie (5) der Waldrappe haltlos (FRITZ & UN- Mittlerweile stellen unzureichend und (4) aus generellen naturschutz- nien bereits eigenständig brüten 2019 bei 37 flüggen Jungvögeln. Am die Vermittlung der Bedeutung SÖLD 2015). gesicherte Strommasten die wesent­ strategischen und naturschutzpo- und in das Wintergebiet fliegen, Georgenberg gelang es auch, die von nachhaltiger Landnutzung und lichste Mortalitätsursache dar litischen Überlegungen“.­ Die Po- wurde durch diesen Zug begonnen, ­Besiedlung von natürlichen Nischen Biodiversität. Konkret sollen bis Bereits die Machbarkeitsstudie er- (FRITZ 2019). Wenn Waldrappe pulationen in Nordafrika könnten Überlingen als dritte Brutkolonie zu in der Felswand zu initiieren (WALD- 2019 insgesamt mindestens 120 gab, dass das große Problem der auf den Leitungen bzw. Masten durch billige und wenig aufwändige re-etablieren. Am 14. August 2019 RAPPTEAM 2019). Aus einer während Individuen zum selbstständigen Waldrappe aus historischer Zeit – rasten, kann es zu einem letalen Maßnahmen gefördert werden. Auf- startete die 14. menschengeführte der Vegetationszeit frei fliegenden Ziehen angeleitet werden, womit die Bejagung – trotz Schutzstatus Stromschlag kommen. In Salzburg, grund der sehr kritischen Betrach- Migration vom Segelflugplatz Heili- Brutkolonie im Kärntner Tierpark eine überlebensfähige Population heute noch vorhanden ist. In den wo Stromleitungen in nächster tung der historischen Belege kommt genberg in Baden-Württemberg mit Rosegg stammte der überwiegende erreicht wäre. Jahren 2002 bis 2013 beruhten fast Nähe zum Bruthabitat in Kuchl LANDMANN (2015) zu dem Schluss, zwei Fluggeräten und 29 Vögeln, die Teil der Jungvögel für die Handauf- drei Viertel der Todesfälle auf il- verlaufen, sollen Mittel des LIFE+- dass lediglich die Vorkommen in der alle wohlbehalten in der Toskana an- zucht. 2018 wurde mit dem Vorha- legalem Abschuss in Italien, was Projekts für Sicherungsmaßnahmen Schweiz sowie um Graz und Salz- kamen. Bei der Etappe über Arlberg ben begonnen, einen zunehmenden Projektumsetzung, mehr als 40 Vögeln entspricht. Aus verwendet werden. Ein kurzer burg tatsächlich bestätigt werden und Reschenpass wurde mit 2900 m Teil der Rosegger Waldrappe in die Probleme und Kritik diesem Grund stellen die Medien- Freileitungsabschnitt unmittelbar können. Hier habe der Waldrapp, die bisher größte Flughöhe­ im Rah- migrierende Wildkolonie zu integ- arbeit und die Zusammenarbeit mit am Georgenberg wurde bereits infolge einer klimabedingten Areal­ men des Projektes erreicht. Durch rieren. Von zehn Jungvögeln, die Bei einer Bruthabitat-Evaluierung Jagdverbänden wichtige Bausteine verkabelt und an 29 Strommasten ausweitung aber maximal 100 Jahre unterstützende Winde begünstigt be- selbständig von Rosegg nach Süden im Jahr 2013 stellten sich die Kon- des LIFE+-Projekts dar. Neben den im Umfeld der Brutkolonie wurden gelebt, was keine Wiederansiedlung­ trug die mittlere Geschwindigkeit 57 zogen, konnten zwei in die Wildkolo- glomerat-Inselfelsen im Talraum Maßnahmen gegen die illegale Jagd 2019 Sicherungen gegen Stromschlag rechtfertige. Bei der Wiedereinbür- km/h (WALDRAPPTEAM 2019). Auch nie im Winterquartier in der Toskana der Salzach im Bundesland Salz- bezieht sich der erwähnte „Europä- angebracht. gerung stellt aus seiner Sicht die ge- werden Tagesflugdistanzen von 400 eingegliedert werden (FRITZ 2019). Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

An allen drei Standorten ist die Hohenwarsleben, 198 pp. Bundesland Salzburg: Situation und Ver- nachhaltige Unterstützung durch FRITZ, J., 2010: Ultraleichtflieger weisen breitung nach der Wiedereinbürgerung Wildkatze – Tier des Jahres 2019 Projektpartner vor Ort gesichert. den Weg – Der Waldrapp in den Alpen. – vor 20 Jahren. – Denisia 9: 85-89. Von der Bevölkerung wird das Der Falke 57: 95-105. STÜBER, E. (1978): Wieder Biber in Öster­ Projekt sehr gut und mit großem FRITZ, J., 2012: Aufwind für einen reich. – Natur und Land 64 (2/3): 94-96. Interesse aufgenommen. Dies liegt Salzburger Kult-Urvogel: Das Waldrapp- STÜBER, E., LINDNER, R. & JERABEK, einerseits daran, dass die aufgrund Projekt beim Zoo Salzburg. – NaturLand M., 2014: Die Säugetiere Salzburgs. – ihres Erscheinungsbilds auffälligen Salzburg 19/2: 27-28. Salzburger Natur-Monographien – Band 2, sowie wenig scheuen Vögel (vgl. FRITZ, J., 2019: LIFE Northern Bald Ibis Verlag Haus der Natur, Salzburg, 272 pp. HOFRICHTER 2005) Aufmerksamkeit – Wiederansiedlung des Waldrapps in SVENSSON, L., 2011: Der Kosmos Vogel­ und Sympathie erwecken. Anderer­ Europa. Jahresbericht 2018. – http:// führer. Alle Arten Europas, Nordafrikas seits übt der technische Aspekt waldrapp.eu/images//medienberichte/ und Vorderasiens. – 2. Aufl., Franckh- 18 der Zugbegleitung mit Fluggeräten Jahresberichte/Waldrappteam_Jahres­ Kosmos-Verlags-GmbH & Co. KG, 19 Faszination aus. Dies schlägt sich bericht2018.pdf, Abfrage vom 28.09.2019, Stuttgart, 448 pp. auch in der medialen Präsenz nieder. 10 pp. UMWELTBUNDESAMT, 2019: Öster­ Besonders das Flugtraining wird FRITZ, J. & UNSÖLD, M., 2013: Aufwind für reichi­­­sches Artenschutz-Informations­ gerne von diversen Kamerateams den Waldrapp: Von der Wiederansiedlung system OASIS 2.0. – http://www. begleitet. Aber auch in Fernseh­ eines europäischen Zugvogels. – Jahrbuch umweltbundesamt.at/umweltschutz/­ shows wie SternTV (RTL) oder der des Vereins zum Schutz der Bergwelt 78: naturschutz/artenschutz/oasis/oasis_ab­ ZDF-Talkshow von Markus Lanz 121-138. frage/?cgiproxy_url=http%3A%2F%2F konnte der Projektleiter Johannes FRITZ, J. & UNSÖLD, M., 2015: Internatio­ www5.umweltbundesamt.at%2Frote_ Fritz nicht nur auf den Waldrapp als naler Artenschutz im Kontext der IUCN listen%2Fcgi-bin%2Fform_neu1.pl; schützenswerte Art im Speziellen, Reintroduction Guidelines: Argumente Abfrage vom 28.09.2019. sondern auch auf Artenschutz und zur Wiederansiedlung des Waldrapps UNSÖLD, M. & FRITZ, J., 2011: Der Wald­ Todesursachen von Großvögeln im Geronticus eremita in Europa. – Vogel­ rapp – ein Vogel zwischen Ausrottung und Allgemeinen aufmerksam machen warte 53: 157-168. Wiederkehr. – Wildbiologie 62: 1-16. (FRITZ 2019, WALDRAPPTEAM 2019). FRITZ, J., WIRTZ, S. & UNSÖLD, M., WALDRAPPTEAM, 2019: Reason for hope – Wildkatze (Bild: Michael Gäbler). 2017: Aspekte der Nahrungsökologie und Reintroduction of the Northern Bald Ibis Mit Abschluss des Projekts im Jahr Genetik des Waldrapps: Reply zu Bauer in Europe. Projekt – Newsletter. – http:// 2019 sollen die drei Kolonien in et al. (2016) Vogelneozoen in Deutsch­ waldrapp.eu/index.php/de/projekt/ Wildkatzen (Felis silvestris silvest- chen werden mit 10 bis 12 Monaten, mehr oder weniger neutral, ohne Burghausen, Kuchl und Überlin­ land – Revision der nationalen Status­ newsletter; Abfrage vom 18.09.2019. ris) sind äußerst scheue, ehemals die Männchen mit 9–10 Monaten ge- erkennbare Veränderungen. Nach gen selbständig tragfähig sein. Ab einstufungen. – Vogelwarte 55: 141-145. weit verbreitete Katzen (Felidae). schlechtsreif. Die Ranz findet zwi- Angaben von FRIEMBICHLER (2009) 2020 hofft das Waldrappteam auf HOFRICHTER, R., 2005: Die Rückkehr Der vorliegende Artikel entstand Heute gelten sie als nahezu ausge- schen Jänner und März statt, die gilt sie in Österreich gegenwärtig ein zweites LIFE+-Projekt für sieben der Wildtiere – Wolf, Geier, Elch & Co. – in Zusammenhang mit der von rottet. Allerdings werden sie auf Jungen werden nach einer Tragzeit sogar als „ausgestorben oder ver­ Jahre, bei dem Satellitenkolonien in Leopold Stocker Verlag, Graz – Stuttgart, Univ.-Lektor Mag. Günther Nowot- der Roten Liste der IUCN als „nicht von 63–68 Tagen blind geboren. Mit schollen“. SPITZENBERGER (2005) einem Radius von 30-50 km an ge- 256 pp. ny geleiteten Übung „ Natur- und gefährdet“ geführt. Hauptsächlich einem Monat lehrt sie die Mutter stuft die Wildkatze in der Gefähr­ eigneten Brutstandorten gegrün­det LANDMANN, A., 2015: Bestandsschutz, Landschaftsschutz“ am Fachbe- wegen ihrer Seltenheit, ihres Schut- die Jagd, mit drei bis sechs Monaten dungskategorie RE (Regionally Ex- werden sollen. Damit soll ein weite- Bestandsstützung, Wiederansiedlung oder reich Geographie und Geologie der zes und der Symbolkraft wurde die lernen sie Jagdtechniken und Beu- tinct) ein. Basis für die Einstufung rer Schritt von der Wiedereinbürge- Auswilderung – Wie kann oder soll der ­Uni­versität Salzburg“. Wildkatze für Österreich als „Tier tetiere kennen. Mit sechs Monaten sind immer wieder einzelne, in rung zur Ausbreitung der Waldrappe Waldrapp Geronticus eremita geschützt des Jahres 2019“ ernannt. verlassen sie das Revier der Eltern. ­Österreich entdeckte Individuen, gesetzt werden. Integriert wären werden? – Vogelwarte 53: 169-180. Ihre bevorzugte Nahrung setzt sich die wahrscheinlich aus ausländi- auch Maßnahmen gegen den Strom- PEGORARO, K., 1996: Der Waldrapp. Vom Wildkatzen wirken aufgrund des aus Vögeln, Amphibien, Reptilien, schen Populationen zuwandern. tod und die illegale Vogeljagd. Es Ibis, den man für einen Raben hielt. – dichten Fells größer und plumper Mäusen, Ratten, Eichhörnchen,­ aber Die Europäische­ Wildkatze steht als wäre schön, wenn sich diese bemer- Sammlung Vogelkunde, Aula-Verlag, als Hauskatzen. Das Fell ist creme- auch manchmal Insekten zusammen. Symbol­art stellvertretend für die kenswerte Art – unter Mitwirkung Wies­baden, 144 pp. farben, gräulich-gelb bis ocker. Das Wildkatzen können sehr gut hören Artengemeinschaft­ naturnaher, älte- Salzburgs – wieder nachhaltig als RAUER, G., AUBRECHT, P., GUTLEB, B., Fellmuster ist verwischt und wenig und so Beutetiere in dichter Vege- rer Waldlebensräume, insbesondere­ Bestandteil der mitteleuropäischen KACZENSKY, P., KNAUER, F., PLUTZAR, getigert. Überdies besitzt sie dunkle tation oder in der Dunkelheit wahr- ­Buchen- und Eichenmischwälder. Fauna etablieren könnte. C., SLOTTA-BACHMAYR, L., WALZER, C. Flecken; in der Mitte des Rückens nehmen. & ZEDROSSER, A., 2001: Der Braunbär in verläuft ein schwarzer Aalstrich, Wildkatzen kommen/kamen seit Österreich II. – UBA-Monographien Band der bei der Schwanzwurzel endet. 1950 in Oberösterreich, Nieder­öster­ Literatur 110, Umweltbundesamt, Wien, 102 pp. Tast- und Leithaare sind gut aus- Situation in Österreich reich, der Steiermark und Kärnten RAUER, G. & GUTLEB, B., 1997: Der Braun­ gebildet. Der Schwanz ist dicht vor, fehlen aber im gesamten Westen BAUCH, K. (Red.), 1996: Der Bartgeier bär in Österreich. – UBA-Monographien behaart und besitzt ein plumpes SPITZENBERGER (2005) ist der Mei- des Bundesgebietes (einschließlich­ und seine Heimkehr in die Alpen. – Hrsg. Band 88, Umweltbundesamt, Wien, 64 pp. Ende. Sie sind etwas größer als nung, dass reproduzierende Popu­ Salzburg), sowie im Burgenland. In von Salzburger Nationalparkfonds, WWF SCHENKER, A., 1977: Das ehemalige Ver­ Hauskatzen; Männchen erreichen lationen in Österreich ausgestorben­ Vorarlberg gab es nur postglaziale Österreich & Nationalparkrat Hohe breitungsgebiet des Waldrapps Geronticus eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa sind und für die Tierart besonde- Nachweise im Bereich des Rhein- Tauern, Salzburg, 128 pp. eremita in Europa. – Der Ornithologische 43–92 cm, die Weibchen 40–77 cm. rer Handlungsbedarf besteht. In tals zur Zeit des postglazialen Tem- BÖHM, C. & PEGORARO, K., 2011: Der Beobachter 74: 13-30. Das Gewicht der Männchen beträgt Österreich ist die Bestandesent­ peraturoptimums. In Salzburg gab Waldrapp. – Neue Brehm Bücherei, SLOTTA-BACHMAYR, L. & AUGUSTIN, Celina H. Stanley ungefähr 5–8 kg, das der Weibchen wicklung stark negativ. Oben ge- es spärliche Wildkatzennachweise Westarp Wissenschaften Verlags GmbH, H., 2003: Der Biber (Castor fiber L.) im Mag. Günther Nowotny 3–5 kg. Sie können ein Alter von nannte Autorin beschreibt das Aus- ausschließ­lich im Salzkammergut. 13–15 Jahren erreichen. Die Weib- maß der Habitatverfügbarkeit als In der Warmzeit erstreckte sich das Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

Verbreitungsgebiet auch über das In Deutschland sind sie auf einen Grenzgebiet Salzburg-Steiermark. 5500 Jahren) und im Alten Ägypten (1995) nennen vier Gründe für die Anhang 2 oder 4 des Washingtoner wärmebegünstigte Granit-Gneis geringen Teil ihres ursprünglichen Bezüglich der Barrieren ist Salzburg (vor 4000 Jahren); Katzen wurden Vermischung mit Hauskatzen: Artenschutzabkommens (CITES, Anh. Hochland des Waldviertels und den Verbreitungsgebietes­ zurückge- bis auf ein kleineres, mögliches in Ägypten als heilige Tiere verehrt. II) aufgenommen, d.h. für Wild- niederschlagsreichen Voralpen west- drängt; passende Habitate sind Habitat im Gebiet der Salzachauen Zeichen für die erste Zähmung von ■■ Starke Populationseinbußen katzen oder Teile davon herrscht wärts bis ins Salzkammergut. stark fragmentiert. Der Rhein und weniger geeignet, da die Salzach, F. lybica wurden in Zypern gefunden, der Wildkatze ­absolutes Handelsverbot. Ungeach- eine Autobahn im Taunus-Hunds­ die Enns, die West- und Tauernauto­ wo ein Katzenskelett in der Nähe tet dessen kam es früher immer Nach 1950, als der autochthone, rück-Gebiet stellen eine signifikante bahn, die Salzachtalstraße sowie eines neolithischen Grabes (vor ■■ Die Wildkatze hat das Gebiet wieder unter Verwendung verschie- reproduzierende Bestand zusammen­ Barriere für den Genfluss zwischen die Mur das Bundesland zer­schnei­ 10600 Jahren) ausgegraben wurde. erst kürzlich besiedelt dener Fantasie­namen (Afrikanische, brach, wurden (wahrscheinlich den Popul­ationen dar. Der Rhein hat den. Die Wildkatzen überlebten­ Domestizierte Katzen breiteten sich Asiatische oder Südamerikanische aus dem Ausland) zugewanderte an­schein­end einen Langzeiteffekt die Eiszeit vom Mittleren Pleis- schnell auf die gesamte Erde aus. ■■ Die Wildkatzenpopulation Tigerkatze) zur Ausfuhr von Fellen. Wildkatzen nur mehr sporadisch für die genetische Differenzierung. tozän bis zum Holozän in einer ist klein und isoliert Wildkatzen sind auch Teil der Ber- nachgewiesen. Oberösterreichische Bezüglich Genfluss und genetischem Reihe fragmentierter­ Zufluchts- ner Konvention (Anh. II, Schutz für 20 Bestände stammen wahrscheinlich Verwandtschaftsgrad scheint die Au- orte. Pleistozäne­ Klimaänderun- Habitatqualität ■■ Starke Zunahme der Anzahl wandernde Arten) sowie in der FFH- 21 aus dem Bayrischen Wald, zwei tobahn größere Effekte zu haben als gen formten wahrscheinlich das der Hauskatzen Richtlinie, Anhang IV gelistet (Arten Nachweise aus dem Burgenland aus der Rhein. In Österreich stellt die Bild der genetischen Vielfalt. Die Wildkatzen kommen in einer Reihe mit besonderem Schutz auch außer- Ungarn. Nach SLOTTA-BACHMAYR et Donau eine wichtige Barriere für Refu­gial­­populationen haben wahr­ von Habitaten vor; die Palette reicht Eine weitere Gefahr besteht in der halb der ausgewiesenen Schutzge- al. (2017) fehlte zum Zeitpunkt der nördliche und südliche Populatio- schein­lich in Laubwäldern, die über von Mischwäldern, Wüsten, Grasland­ Übertragung von Krankheiten. Wild­ biete). In Deutschland gilt die Wild- Publikation noch immer ein sicherer nen dar. Hinzu kommen die beinah den gesamten Mittelmeerraum, und Steppen; sie fehlen in Regenwäl- katzen sind durch Katzenseuche, katze weiterhin als gefährdet. In der Reproduktionsnachweis. parallele Führung der Westautobahn besonders die Iberische Halbin- dern und Nadelwäldern. Europäische Staupe, Tollwut und Sepsis. Eine Roten Liste des Bundes wird sie als und der Westbahnstrecke, sodass in sel, Italien und die Balkanhalbin- Wildkatzen kommen hauptsächlich Ansteckung von Wildkatzen an der stark gefährdet, in einigen Bundes- Insgesamt kann man von kleinen diesem Bereich drei Barrieren auf- sel ver­streut waren, überlebt. Das in strukturreichen Laub- und Laub- Hauskatze wird diskutiert. ländern sogar als vom Aussterben Wildkatzenvorkommen im nörd­ einandertreffen. Die Südautobahn phylogeografische Muster passt gut mischwäldern, die weitgehend frei bedroht, eingestuft. Hier ist nach §7 lichen Waldviertel, der Wachau führt von Wien nach Kärnten quer zu dem Modell einer spätpleistozä- sind von anthro­ ­pogenen Einflüssen. 14% der Fläche Österreichs sind des BNatschG streng geschützt. Nur sowie im nördlichen und südlichen durch ein großes Wildkatzenhabitat. nen Isolation und einer genetischen Nadelwälder­ werden aufgrund des aufgrund der Landnutzung für die nationale und internationale Strate- Kärnten ausgehen. Ein vereinzelter, Diversifikation von europäischen Nahrungsmangels­ und des Mangels Existenz oder Wanderung der Wild- gien zum Schutz und weitergehende gesicherter Nachweis im Paznauntal Eine weitere, wichtige Gefährdungs­ ­ Wildkatzen in drei mediterranen, an Schlaf- und Versteckplätzen katzen ungeeignet. 17% dienen zwar Vernetzung der Großhabitate der in Tirol stellt den höchstgelegenen ursache ist Lebens­raumzer­störung glazialen Refugien auf der südli- gemieden. Sie kommen auch in nicht als geeignetes Habitat, können Wildkatze werden schlussendlich, Fund einer Wildkatze dar; der und Verinselung. Wildkatzen benöti- chen Iberischen Halbinsel, Italien Buschwäldern des Mediterraneums, aber durchwandert werden. 29% der langzeitigen Erfolg haben. Ursprung dieses Tieres ist allerdings gen große Laub- oder Laub­mischwäl­ und dem Balkan. (MATTUCCI, 2016). Auwäldern und Marschland vor. In- Landesfläche sind – durch Landnut- unklar. Zwei Beobachtungen im der mit einem hohen Tot­hol­zanteil tensiv be­wirt­schaftete sowie stadt- zung bedingt – Wildkatzenhabitate Burgenland weisen auf eine Immi­ und einer hohen Bio­top­diversität nahe Gebiete werden gemieden. erster Ordnung (optimal), 40% sind Verwendete Literatur gration aus Ungarn oder der Slowakei (Lichtungen, Totholzinseln,­ Strauch- Zur Genetik der Wildkatzenhabitate­ zweiter Ordnung hin. und Gehölz­gruppen, Heckenstruk- Wildkatze Wildkatzenhabitate sind groß: ge­ (sub­opti­mal) (Friembichler, 2009). FRIEMBICHLER, S. (2009): Die potentielle turen sowie Gewässer). In forstlich, eignete Habitate erreichen Größen Verbreitung der Wildkatze (Felis silvestris intensiv genutzten Wäldern findet Die verschiedenen Arten der Felidae von bis zu 10000–100000 ha; Habitat­ Obwohl Wildkatzen das Potenzial silvestris) in Österreich als Entschei­dungs­ Gefährdungsursachen die Wildkatze diese Strukturen nicht (Fam. katzenartige) spalteten sich größen unter 1000 ha sind als Habitat besitzen, anthropogene und natür­ grundlage für weitere Schutzmaßnahmen. vor. zu verschiedenen Zeiten ab: ungeeignet. Eine große Rolle bei der liche Barrieren zu überwinden, – Diplomarbeit, Univ. Salzburg. Als Gefährdungsursachen kommen Besiedlung von Lebensräumen spielt führen diese Strukturen oft zu einer HARTMANN, S., K. STEYER, R. KRAUS, C. hauptsächlich der Straßenverkehr, ■■ Europäische Wildkatze (Felis auch die Schneehöhe und Schnee­ Isolation und einem regionalen NOWAK (2015): Potential Barriers to Gene aber auch illegale Jagd, natürliche Situation in Europa sylvestris): 1,62–0,49 Mio. Jahre lage. In Vorarlberg, Tirol und Salzburg Erlöschen der Populationen. Wild­ Flow in the Endangered European Wildcat Feinde sowie Hybridisierung mit ist die maximale Schneedeckenhöhe­­ katzen können naturbelassene, (Felis silvestris). In: Hauskatzen in Betracht. Natürliche Wildkatzen kommen in mehreren ■■ Rohrkatze (Sumpfluchs; vermutlich ein limitierender Faktor unverbaute Flüsse durchschwimmen. KLAR, N. (2007): Habitatwahl in der Süde- Feinde der anfangs blinden, völlig Subspecies in Europa, Afrika, West- F. chaus): 4.88–2.41 Mio. Jahre für die Ausbreitung der Art. Im Alpen­­ Große, verbaute Flüsse stellen eine ifel. In: BOYE, P., MEINING H., (2007): auf die Mutter angewiesenen und Zentralasien bis nach Indien vor­land, dem östlichen Flach- und Ausbreitungsbarriere dar. Die Wildkatze in der Eifel – Habitate, Jungtiere sind der Fuchs, Marder vor. Sie kommt in Westeuropa von ■■ Afrikanische Wildkatze Hügelland­ sowie im Grazer Becken Res­sourcen, Streifgebiete, Ökologie der sowie Greifvögel. Als Räuber der Schottland bis zur Iberischen Hal­ (Falbkatze, F. lybica): finden die Tiere optimale Schneebe- Säugetiere. erwachsenen Tiere gelten Wolf und binsel und in Osteuropa bis zum 1,86–0,72 Mio. Jahre dingungen vor (FRIEMBICHLER, 2009). Schutzstatus 5, Laurenti Verlag, Bielefeld. Luchs, den Fuchs brauchen sie nicht Kaukasus vor. Sie kommt auch in Bei langer Schneedeckung und großen LINNAEUS, C. (1758). „Felis“. Systema zu fürchten. In Gebieten mit hoher Italien, Griechenland und Teilen ■■ Schwarzfußkatze (F. nigripes): Schnee­höhen ist es für die Tiere nur Wildkatzen sind streng geschützt. naturae per regna tria naturae: secundum Marderdichte kommen Würfe von der Türkei sowie in Kreta, Korsika 4,44–2,16 Mio. Jahre erschwert bis gar nicht möglich, dar- Sie gelten zwar in der Roten Lis- classes, ordines, genera, species, cum Wildkatzen nur schwer auf; in vom und Sardinien vor, fehlt allerdings unter Nahrungstiere zu finden. te der IUCN als „Nicht gefährdet characteribus, differentiis, synonymis, Luchs dominierten Lebensräumen auf den Balearen. 2007 wurden im ■■ Sandkatze (Felis margerita): (LC)“, gelten aber in Österreich als locis (in Latin). 1 (Tenth reformed ed.). haben auch adulte Wildkatzen kaum Nationalpark Thayatal im Rahmen 3,67–1,72 Mill. Jahre Eine starke Gefährdung der Wild­ „regional extinct (RE), also regio- Holmiae: Laurentii Salvii. pp. 42–44. eine Chance. von genetischen Untersuchungen katzen besteht in der Hybridisierung nal ausgestorben. Sie sind in den MATTUCCI, F., R. OLIVIERA, L.A. LIONS, zwei Individuen nachgewiesen, die ■■ Graukatze (Gobikatze, Felis mit streunenden Hauskatzen (Felis Jagdgesetzen der österreichischen P.C. ALVES & E. RANDI (2016): European Die extremen Populationseinbrü- wahrscheinlich aus Zuwanderungen bieti): 1.86–0.72 Mill. Jahre sylvestris cato). Durch Vermischung Bundesländer ganzjährig ge­schont. wildcat populations are subdivided into che im 19. Jahrhundert führten zum aus der Slowakei stammen. Seit des genetischen Materials der In der Steiermärkischen Tierarten- five main biogeografic groups: conse- regionalen Aussterben bzw. Fla­ 2000 liegen 10 gesicherte Nach- Hauskatzen leiten sich nicht von der Wildkatze mit dem der Hauskatze Schutzverordnung ist sie vollkom- quence of Pleistocene climate changes schen­­halseffekt durch ausge­prägte weise und 21 bestätigte Hinweise Wildkatze, sondern von der Falb­ kommt es zum Verlust der ge­ men, in Wien hingegen nach der or recent anthropogenic fragmen­ ­tation? Isolation (Inzucht!) in den meisten von Wildkatzen vor. Außerdem gibt katze (F. lybica) ab. Die erste Do- netischen­ und morphologischen Wiener Naturschutzverordnung ge- – Ecol Evol 6, 3–22. Teilen des Verbreitungsgebietes.­ es einen Hybridnachweis aus dem mestizierung erfolgte in China (vor Unterschiede. STAHL & ARTOIS schützt. Darüber hinaus sind sie in MÖLICH, T. & S. KLAUS (2003): Die Wild- Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

katze (Felis silvestris) in Thüringen. Heft in Österreich“. Hrsg. von BMLFUW/Abt. ter Tiere Österreichs. – Böhlau – Verlag, 4 aus der Reihe „Landschaftspflege und II/4. Grüne Reihe, Bd. 14/1. Naturschutz in Thüringen“. SLOTTA-BACHMAYR, L., M. MEIKL & I. STAHL P. & M. ARTOIS (1995): Status and NOWELL, K. & P. JACKSON (1996): Wild HAGENSTEIN (2016): Aktueller Status der conservation of the wildcat (Felis silvest- Cats. Status Survey and Conservation Europäischen Wildkatze (Felis silvestris ris) in Europe and around the Mediterra- Action Plan. IUCN/SSC Cat Specialist silvestris, SCHREBER, 1777) in Österreich. nean rim. – Nature and Environment, 69 Group, Gland, Switzerland and Cam­ – Acta ZooBot 153, 67–76. Council of Europe, Strasbourg. bridge, UK. SLOTTA-BACHMAYR, P.GERNGROSS, WANG, J.F., Y.P. ZHANG & L. YU (2012): PHELAN, P. & A. SLIWA (2006): Range size L., M. MEIKL & I. HAGENSTEIN (2017): Summary of phylogeny in family Felidae and den use of Gordon‘s wildcats in the Der aktuelle Wissensstand über die of Carnivora. – Yi Chuang 34, 1365–1378. Emirate of Sharjah, United Arab Emirates. Verbreitung der Europäischen Wildkatze YAMAGUCHI, N., A. KITCHENER, C. Die Altjudenalm wird von einer Hauptsächlich von den Ausschotte- Einige Grauerlengebüsche, bach­­- Cat News 44: 16–17. (Felis silvestris silvestris, SCHREBER, DRISCOLL & B. NUSSBERGER (2015): Felis ­Trockensteinmauer begrenzt. rungen betroffen sind die besten be­gleitend im zentralen Teil der Auf der Mauerkrone finden sich Moose Almweiden. Die dahinterliegenden Niedermoorflächen, sind altersbedingt 22 PIECHOCKI, R. (1990): Die Wildkatze: 1777) in Österreich. – Acta ZooBot Austria silvestris. The IUCN Red List of Threatened 23 und ­Mauerpfeffer (Sedum spp.). ­Niedermoorbestände wurden zum im Verfall begriffen. Das anfallende Felis silvestris. – 1. Aufl. Urania Verlags­ 154, 165-177. Species 2015: e.T60354712A50652361. Im ­Hintergrund sind die Schotter­ab­ ­Großteil verschont. ­Totholz bietet Lebensraum für Pilze gesellschaft mbH, Leipzig. SPITZENBERGER, F. (2005): Rote Liste der lagerungen durch einen Bach zu sehen. und Insekten, neue Weideflächen SLOTTA-BACHMAYR, L. & S. FRIEMBICHLER Säugetiere Österreichs. – In: ZULKA, K.P. entstehen. (2010): Aktionsplan „Schutz der Wildkatze (Redaktion, 2005): Rote Liste gefährde- Mag. Michael Hubka

ESG Rotmoos im Käfertal

Gletscher­schurf geformten Trogtal liegen über Kalkglimmerschiefer die Der kleine Bach fließt in freien Am Käfertalbach wird die Dynamik die- Der Kiesbankgrashüpfer (Chorthippus ausgedehnten kalkreichen Nieder­ ­Mäandern durch das Niedermoor, ser Lebensräume eindrücklich zur Schau pullus) kommt an nur zwei Stellen im moore des Rotmooses. Pfeifen­ es entstehen natürliche Prallufer gestellt. Hier wurde im August 2018 der Land Salzburg vor und benötigt offene graswiesen und Kohldistelwiesen mit ­kleinen Abrisskanten und flache Kiesbankgrashüpfer erstmals im Pinzgau Kies- und Schotterflächen mit heißem ­Gleitufer. nachgewiesen. und trockenem Mikroklima. sind die vorherrschenden Pflanzen­ gesellschaften.­­ Torfmoorschlen- ken mit einem stattlichen Schlam­ Flußuferläufers in den Hohen Tauern Erlen, der Almbauern wären weite kann festgestellt werden, dass be- mseggenvorkommen­ liegen verstreut­­ findet sich an den Kies- und Schot- Bereiche der naturschutzfachlich zogen auf die gesamte beweidete wie winzige verlandende Tümpel im terbänken der Fuscher Ache. Auch hochwertigen Niedermoorflächen Fläche im Rotmoos die geschützten Gebiet und bieten eine Reichhal­ Steinadler können mit dem Fernglas akut von Verbuschung bedroht. Be- Biotope und dort heimischen Arten tigkeit und Vielfalt in der Vege­ta­ hin und wieder über dem Rotmoos sonders deutlich wird der Wandel durch die aktuelle Bewirtschaftung tions­zusammensetzung, die für das beobachtet werden. der Landschaft an Bewirt­schaft­ erhalten werden und auftreten- Land Salzburg einzigartig ist. ungsgrenzen. In einem Zeitraum von de Probleme meist nur punktuelle Familie Dick vom Lackenhof in nur 62 Jahren (1953–2015) wachsen Auswirkungen haben. Konstruktive Die großflächigen Kalk-Niedermoore bewirtschaftet die Alt­ ehemals offene Moorflächen zu und Vorschläge für Verbesserungen des auf silikatischem Gestein mit an- judenalm im Schutzgebiet seit 1890. wachsen Feldgehölze (Grauerlen) an Lebensraummanagements im Detail stehendem Kalkglimmerschiefer be- 1964 übernahmen Oswald Dick und einem kleinen Bach, die mittlerweile werden vom Schutzgebietsbetreuer herbergen kalkliebende Pflanzen. seine Frau Helene den Hof und im Verfall sind und wieder neue Wei- dankend angenommen und im Dialog Die Davall- oder Rau-Seggenriede stellten ihn bereits 1972 auf Mut- deflächen entstehen lassen. mit dem Grundstückseigentümer und bieten im Frühling und Frühsommer terkuhhaltung um. Seit 2010 führt Bewirtschafter umgesetzt. ein blühendes Bild von Orchideen Oswald Dick Junior mit seiner Frau Um die Auswirkungen der Beweidung (z.B. Knabenkräutern), Mehlprimeln, Melanie den Betrieb in biologischer auf die sensiblen Niedermoorflächen­ Auch der Klimawandel mit seinen Kleb-Primeln, Wollgräsern und Fie- Wirtschaftsweise. Die Feuchtbioto- zu dokumentieren wurde im Juli 2019 Auswirkungen ist für die Almbauern In den Niedermoorflächen gibt es schöne Bestände von Sumpf-Läusekraut berklee. pe im Rotmoos werden von Pferden durch den Schutzge­bietsbetreuer direkt spürbar. Der Rückgang der (Pedicularis palustris), Fieberklee (Menyanthes trifoliata) und Sumpf-Herzblatt beweidet, die hier den Almsommer eine vergleichende Vegetationskar- Gletscher im Einzugsbereich der Bä- (Parnassia palustris). Einzelne etwas größere Gehölze weisen auf die Notwendig- Berglaubsänger, Birkenzeisig, Berg- verbringen. Naturgemäß kommt es tierung durchge­führt. Dabei konn- che, die das Almgebiet durchqueren, keit der permanenten Weidepflege hin. (Bilder: Andreas Scharl). pieper, Steinschmätzer und viele an- durch die Beweidung an einigen Stel- ten auf einer Fläche von drei mal führt zu Problemen. Die zurückwei- dere Vogelarten gehören zur Fauna len zu stärkeren Trittschäden, auch drei Metern 32 Arten (unbeweidet) chenden Gletscher geben viel loses Im Jahr 2002 wurde das Europa­ moos“ und erstreckt sich über eine des Gebietes. Ebenfalls beobach- der Verbiss durch die Weidetiere bzw. 29 Arten (beweidet) festge- Material preis. Öfter vorkommende schutzgebiet (ESG) Rotmoos-Käfer- ca. 100 m hohe Wandstufe weiter tet werden kann der Baumpieper lässt die Blütenpracht des Frühsom- stellt werden. Die dabei nachgewie- Starkregen-Ereignisse im Sommer tal ausgewiesen. Es umfasst den in das Käfertal mit dem Käfertal- mit seinem im Frühling auffällig mers bald verblassen. Doch ohne die senen Pflanzen sind beiderseits des schwemmen das Geröll ins Tal, die im unteren Talschluss des Ferlei- moor und dem Großteil des Tal- vernehmbaren, charakteristischen tierischen Landschaftspfleger und Stacheldrahtzauns im Wesentlichen Bachbetten werden in kürzester Zeit tentales gelegenen südlichen Teil schlusses unterhalb des Fuscher- Singflug. Eines der wenigen Vor- vor allem die Weidepflege, insb. das identisch, nur die relative Häufigkeit aufgefüllt und die Bäche schottern des Ramsar-Schutzgebiets „Rot- karkopfes. Im durch eiszeitlichen kommen des raren und gefährdeten Mähen aufkommender Weiden und der Arten unterscheidet sich. Somit auf seit Jahrzehnten und Jahrhun- Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

derten gepflegte Weideflächen August 2019 wurde der Bestand von sorgt auch für ein relativ heißes und Renaturierung: Anstelle einer uhr- aus. Doch einige Tiere profitieren Dr. Inge Illich auf ca. 50–80 Tiere ge- trockenes Mikroklima,­ das dieser glasförmigen Aufwölbung entstand von der hohen Dynamik im Schutz- schätzt. Der Kiesbankgrashüpfer be- thermophilen Art im rauen Pinz- eine deutliche zentrale Sackungs- gebiet. So konnte im August 2018 siedelt, wie schon sein Name verrät, gauer Gebirgsklima­ das Überleben zone, im Bereich der Torfentnahme durch den Schutzgebietsbetreuer die an Wildbächen vorkom­ ­menden, ermöglicht. sogar ein inverses Relief. Artesisch Andreas Scharl der erste Nachweis kleinflächigen, spärlich­ bewachsenen­ gespanntes Grundwasser tritt neben des Kiesbankgrashüpfers (Chorthip- Alluvial­fläch­en. Auf dem durchwegs der ehemaligen östlichen Graben- pus pullus) für den Pinzgau erbracht grob­steinigen Boden sind neben we- durchleitung aus dem mineralischen werden. In Salzburg kommt diese nigen Weidensträuchern und Grau- Untergrund in den Moorkörper aus äußerst seltene Kurzfühlerschrecke erlenaufwuchs Flechten und Moose Andreas Scharl, MSc und führt aufgrund der ausgeprägten sonst nur im ESG Tauglgries vor. Im dominant. Der hohe Rohbodenanteil Schutzgebietsbetreuung Pinzgau Geländeeintiefung zum ganzjährigen Überstau im zentralen Moorkörper 24 auf einer Höhe von etwa 804,1m 25 über NN.

Um das südlich des Moores gelege- 5 Jahre Erfolgskontrolle im renaturierten ne Wirtschaftsgrünland (teils noch Abb. 2 Das Mandlinger Moor im Mai 2015 – im ersten Jahr nach der Renaturierung; Moor, teils lehmige Auenstandorte), Mandlinger Moor deut­lich zu erkennen sind die großflächige Überstauung und das dadurch bedingte – das seit 2015 verstärkt Staunässezei- gewollte – Absterben des Baumbestands im Kernbereich (Bild: B. Riehl). ger erkennen ließ, nicht weiter zu beeinträchtigen, wurde außerdem In dem 2013 und 2014 renaturier- Zuflüsse aus den umliegendem Ein- nelia Siuda. Zur Kontrolle des Moor- 2016 ein zusätzlicher Moorrandgra- ten Mandlinger Moor bei Radstadt hängen, die bisher direkt über zwei wasserspiegels wurden 5 Pegel mit ben im Südosten gezogen, ergänzend wurde von 2014 bis 2018 ein ve- Hauptentwässerungsgräben durch Dataloggern installiert. Für das vege- dazu erfolgte 2017 die Verlegung getationskundliches und hydrolo- das Moor zur Enns abgeleitet wur- tationskundliche Monitoring wurden ­ von Drainagen im Grünland Richtung gisches Monitoring durchgeführt. den, werden nun durch zwei neue 3 Dauerflächen-Transekte errichtet. Enns. Die vom Pächter beanstandete Im vorliegenden Beitrag werden Gräben um das Moor herumgeführt, Staunässe der Wiesenflächen konn- die überaus positiven Ergebnisse um eine Abdichtung der Hauptent- Die Lage der Datalogger und der ve- te so ausreichend zurückgedrängt vorgestellt wässerung zu ermöglichen. Vor den getationskundlichen Dauerflächen- werden. Grabenanstaumaßnahmen wurde ein transekte (je 5 Transektflächen à Teil der infolge der Austrocknung im 2x2m in Folge, Aufnahme nach Hintergrund Moor aufgekommenen Bäume be- ein­ em­ verfeinerten Braun-Blanquet-­ Ergebnisse seitigt, um Platz für die Dämme zu Verfahren; PFADENHAUER 1997) Das Mandlinger Moor liegt im Pon- schaffen und gleichzeitig die Ver- ­wurde so gewählt, dass möglichst Ehemalige Frästorfabbaufelder gauer Ennstal, direkt an Landes- dunstung zu vermindern. Die tech- alle typischen Standorte der zentra- (im weiteren Umgriff von Pegel grenze zur Steiermark, in der Stadt- nische Bauaufsicht für die Renatu- len Moorfläche abgebildet werden. 1 und Transekt B) gemeinde Radstadt. Es umfasst Abb. 1 Zentralteil des Mandlinger Moores im Sommer 2018: ehemalige weitgehend rierungsmaßnahmen lag beim Büro Die vormaligen Grabenziehungen, Durch den Zutritt des artesisch ge- insgesamt 27 Hektar, wovon 19 Hek- vege­tationsfreie Frästorfabbaufelder wurden durch Grabenanstau effektiv wieder­ Naturraum Management Steinwen- Gewässerdurchleitungen und der spannten Grundwassers konnte eine vernässt und sind nun mit Schnabelried-Rasen bewachsen; Blick nach Westen tar seit 1998 als Geschützter Land- (Bild: C. Siuda). der NMS, St. Veit, die moorökologi- Torfabbau führten zu einer voll- maximale Vernässung des Moores mit schaftsteil ausgewiesen sind. sche Aufsicht bei Cornelia Siuda. Die ständigen Veränderung des Gelände­ einer extrem schnellen Entwicklung Projektbetreuung seitens des Lan- reliefs als Ausgangssituation vor der nässeliebender Moorvegetation in Nach einem postglazialen Bergsturz erste Überlegungen des amtlichen besitzer. Die Finanzierung erfolgte des oblag dem Referat 5/05 Natur- in vorhistorischer Zeit kam es infol- Naturschutzes für eine Renatu- über naturschutzbehördliche Aus- schutzrecht und Förderungswesen, ge des Rückstaus von zufließendem rierung. Nach einer mehrjährigen gleichsmaßnahmen. Bernhard Riehl. Oberflächenwasser und durch Nie- Vorplanungs- und Abstimmungs- derschlag zu einer Vermoorung bis phase inklusive Durchführung der hin zur Hochmoorentwicklung. Dabei behördlichen Bewilligungsverfahren Renaturierung Monitoring entstand eine typische uhrglasför- konnte die Renaturierung schließ- mige Aufwölbung, begrenzt durch lich 2013 und 2014 realisiert werden. Wichtigstes Ziel der Renaturierungs- Von 2014 bis 2018 erfolgte im Auftrag die Talform und den Gerinneverlauf Grundlegende Planungsbasis war ein maßnahmen war es, entwässernd des Referats 5/05 das hydrologische der Enns mit deutlich breiterer Ost- moor­ökologisches Gutachten (Siuda, wirkende Gräben und Torfstiche und vegetationskundliche Monito- West- und schmaler Nord-Süd-Aus- 2007), das durch vermessungs- und durch Dämme abzudichten und da- ring, mit dem Ziel, die Wirksamkeit richtung. geotechnische Ausarbeitungen er- durch den Niederschlag breitflä- der Renaturierungsmaßnahmen zu gänzt wurde. Die darauf aufbauende chig und verzögert über die Hoch- überprüfen. Die wesentlichen Er- Erst in jüngerer Zeit wurde das Detail- und Einreichplanung erfolg- moorfläche zum Moorrand und den gebnisse werden im Folgenden vor- Moor durch Entwässerungsmaßnah- te durch die Moorökologin Cornelia Vorflutern abfließen zu lassen. Die gestellt. Das hydrologische Moni- men und nachfolgende Torfnutzung ­Siuda gemeinsam mit der Fa. Regio­ kleineren Dämme wurden aus vor toring oblag dem Büro Naturraum (Streutorfgewinnung, Handtorfstich plan Ingenieure Salzburg GmbH. Ort gewonnenem Torf errichtet, Management Steinwender NMS, das und Frästorfabbau) sowie Gehölz- ­Voraussetzung für die Renaturierung die größeren, statisch belasteten vegetationskundliche Monitoring, aufwuchs deutlich ökologisch ver- war die Zustimmung der Torfgemein- (Rand-)Dämme erhielten zusätzlich dass die Ergebnisse des hydrologi- Abb. 3 Lageplan Mandlinger Moor mit den realisierten Maßnahmen, den Pegelstandorten ändert. Daher gab es bereits 2004 schaft Mandling als alleiniger Grund- eine Rundholzarmierung. schen Monitorings integriert, Cor- und den vegetationskundlichen Dauerflächen, Orthophoto 2003 (Bild: C. Siuda/SAGIS). Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

von Schnabelsegge Carex rostata be- lung mit Sandbirke; bereits zuvor Ehemalige Torfstiche und nicht wachsen (graugrün; Abb. 7 mit Pegel vorhandene Bestände der Besenhei- abgebaute Torfrücken­ im Westen 1) – hier beginnt somit ebenfalls eine de Calluna vulgaris schließen sich des Moores flächenhafte Vegetationsbesiede- zu größeren Beständen zusammen, Die nicht abgebauten Torfrücken lung mit einer Übergangsmoor-ty- neben mosaikartig vorhandenen im südwestlichen Teil des Moores pischen Art, die zur gewünschten Torfmoosdecken (s. Abb. 8). (mit Pegel 2 und Vegetationstransekt Hochmoorentwicklung beiträgt, da A) wurden von den Anstaumaßnah- sie als „Ammenpflanze“ – hier ana- Vollkommen überstaute Bereiche men nicht erreicht; im Gegenteil, log zur Schnabelbinse – für die Besie- der zentralen ehemaligen Fräsfel- die vergangenen trockenen Sommer delung mit Torfmoosen dient. der sind, bis auf einige Zonen mit förderten eine leichte Zunahme der Wasserlinse Lemna minor oder Was- Verheidung. Auch bereits vorhande- Lineare Gehölzinseln, die die ehe- serschlauch Utricularia vulgaris, ne Gehölze wuchsen weiter heran. 26 Abb. 4 Abb. 5 maligen Fräsfelder von Nord nach vegetationsfrei. Die nicht entnom- Hier hat sich somit ein Gleichge- 27 Süd unterteilten, blieben erhalten; menen Gehölze (Birken, Erlen, ein- wicht zwischen Torfmoos-betonter hier hat sich keine nennenswerte zelne Fichten und Waldkiefern), die Vegetation und Gehölzaufwuchs ent- Veränderung ergeben. Allerdings im direkten Einstaubereich liegen, sprechend der standörtlichen Ge- beginnt in den Schnabelbinsenrasen begannen kurz nach der Maßnahme gebenheiten eingestellt, der auch der etwas höher gelegenen, und da- abzusterben und sind mittlerweile durch einen Gehölzdruck aus dem di- mit offensichtlich etwas trockeneren als stehendes oder liegendes Totholz­ rekt westlich angrenzenden Birken- Bereiche im Nordosten der Fräsfel- verblieben (Abb. 9 stehendes Tot- Moorwald beeinflusst wird. der punktuell eine Gehölzbesiede- holz und Großseggen-Verlandung).

Abb. 6 Abb. 7

Abb. 10 Abb. 11

Abb. 8 Abb. 9

Gang gesetzt werden, wie es allein gehend vegetationsfreiem Torf papillosum (orange), eine Art der durch Niederschlag nicht möglich zur flächenhaften Ausbreitung von nassen, dystrophen Deckenmoore gewesen wäre. Dabei handelt es Schnabelbinse Rhynchospora alba sowie Sphagnum magellanicum (rot) sich ganz offensichtlich nicht um (bei der Erstaufnahme des Vegeta- als Haupttorf-moos-Bildner in Hoch- eutrophes Oberflächenwasser, son- tionstransekts im Juli 2014, wo der mooren. Häufig ist auch Sphagnum dern um moderat nährstoffführende Eindruck einer frisch aufgegange- fallax (hellgrün) als typischer Ver- mineralische Wässer, die einerseits nen grünen Rasenansaat vorgefun- treter von Regenerationsstadien in keine Eutrophierung herbeiführen, den wurde, war diese noch nicht Torfmooren. Einzelne Birkensämlin- Abb. 12 Abb. 13 aber für das Wachstum von Moor- trittfest, da die Bewurzelung gera- ge kommen auf, dazwischen auch vegetation sehr zuträglich sind: de erst angefangen hatte). Seither Alpen-Haarsimse Trichophorum al- Nur im direkten Umgriff des ange- konnte sich die Schnabelbinse gut pinum. Lokal gibt es auch Bereiche stauten östlichen Zentralgrabens – etablieren. In den Schnabelbinsen- mit sehr lückiger Vegetation; dies ehemals Durchleitungsgraben mit rasen beginnt teils mosaikartig teils sind auch Standorte für Langblätt- lehmiger Grabensohle – findet sich flächig die Besiedlung mit Torfmoo- rigen Sonnentau Drosera anglica Wasserlinse Lemna minor als Nähr- sen; dabei dominiert Sphagnum pa- (Abb. 5 mit vertrockneter Schna- stoffzeiger. Rein dystrophe Wässer lustre (hellgrüne Polster, Abb. 4, belbinse vom vergangenen Jahr, führen aufgrund der Basenarmut Abb. 6), eine weit verbreitete, eu- ­frischer Schnabelbinse von 2018 erst nach mehreren Jahren zur För- ryöke große Torfmoosart der Familie ­sowie Sphagnum palustre). derung moortypischer Sauergräser. Cymbifolia, dazu kommen mittler- Im Umgriff kam es aber innerhalb weile auch zwei weitere Torfmoos- Ehemalige Torfstichkanten- und eines halben Jahres auf zuvor weit- arten dieser Familie vor: Sphagnum Grabenränder werden mittlerweile Abb. 14 Abb. 15 Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

Weiter östlich blieb die Vegetati- Ehemalige Torfstiche und nicht ab- werden Moorrandwälder bleiben, und erweiterte Auflage. Linz. 1373 S. durch das Ref. 5/05. Unveröff. Gutach- nung Mandlinger Moor mit wasserrecht- on der Torfrücken aus Besenheide, gebaute Torfrücken im Süden und zumal (bis auf den Südwest- und GRABHERR, G. & MUCINA, L., (HRSG.) ten. 19 S. und Excel-Tabellen. licher Bewilligung. Unveröff. Gutachten Scheidenwollgras und bunten Torf- Südosten des Moores (Bereiche im Südrand) hier auch die Hauptabzugs- (1993): Die Vegetationsgesellschaften NMS NATURRAUMMANAGEMENT STEIN- im Auftrag von Regioplan Ingenieure moosrasen mit sehr lichter Waldkie- weiteren Umgriff von Pegel 3 und gräben liegen, die eine Gehölzbe­ Österreichs. Teil II. Natürliche waldfreie WENDER (NOVEMBER 2016): Exceltabellen Salzburg GmbH. 33 S., Anhänge, Karten. fern- und Birkenbestockung offen- Transekt C). stockung fördern. Vegetation. Gustav Fischer, Jena, Sutt- und Diagramme nach Auslesen der Daten- SUCCOW, M. & JOOSTEN, H. (HRSG.) sichtlich unverändert (Abb. 10 und Der nähere und weitere Umgriff von gart, New York. 523 S. logger im Mandlinger Moor. (2001): Landschaftsökologische Moor- 11). Ehemalige flache Abbaufelder Pegel 3 bzw. Transekt C wurde sehr LINSINGER, B. (03.05.2006): Luftbildbe- NMS NATURRAUMMANAGEMENT STEIN- kunde. 2. völlig neu bearbeitet Aufl. E. sind durchgehend von Schlenkentorf- großen Veränderungen unterworfen. Fazit fliegung im Auftrag des des Amtes des WENDER (DEZEMBER 2018): Auslesen Schweitzerbart´sche Verlagsbuchhand- moosen und dem Deckentorfmoos Die ehemals trockenen Grabenrän- Salzburger Landesregierung, Abteilung der Datenlogger im Mandlinger Moor. 4. lung. Stuttgart. 622 S. Sphagnum papillosum bewachsen der verblieben nach der Gehölzent- Das Monitoring belegt den Erfolg der 5-Naturschutz. Bericht. Endbericht im Auftrag des Landes ZECHMEISTER, H. (1995): Feldschlüssel (Abb. 12); im Gegensatz zu den Tor- nahme zwar noch relativ trocken, Renaturierungsmaßnahmen, beson- LUDWIG, G. (2005): Exkursions-Bestim- Salzburg, Amt der Salzburger Landesre- zur Bestimmung der in Österreich vorkom- frücken kommt hier die Übergangs- da der mineralisierte Torf irrever- ders für die zuvor weitgehend offe- mungsschlüssel der Sphagnen Mitteleu- gierung, vertreten durch das Ref. 5/05. menden Torfmoose (Sphagnaceae) Verh. 28 moorart Schmalblättriges Wollgras sibel gesackt und verdichtet, damit nen ehemaligen Frästorfabbaufel- ropas. – Landwirtschaftsverlag. Münster. Unveröff. Gutachten. 45 S. und Excel- Zool.-Bot. Ges. Österreich 132: 293:318. 29 Eriophorum angustifolium vor. Durch selbst nicht mehr vernässbar ist, es der. Wichtige Voraussetzung hierfür 35 S. Tabellen. den Rückstau des zentralen Grabens erfolgt jedoch ein seitlicher Anstau war auch, dass das Mandlinger Moor NMS NATURRAUMMANAGEMENT STEIN- PFADENHAUER, J. (1997): Vegetations- Dipl.-Ing. Cornelia Siuda in die Torfstiche hinein, dürfte die bis knapp unter die heutige Gelän- nach Renaturierung weiter beobach- WENDER (DEZEMBER 2015): Auslesen der ökologie, ein Skriptum. 2. verbesserte D-82288 Kottgeisering nässeliebende Vegetation profitiert deoberkante. Damit ist heute (noch) tet und betreut wurde und dadurch Datenlogger im Mandlinger Moor. Bericht und erweiterte Auflage. IHW-Verlag. haben. Die Ränder der ehemaligen, ein erneuter Gehölzaufwuchs mög- unvorhersehbaren Entwicklungen im Auftrag des Landes Salzburg, Amt der Eching. 448 S. Dipl.-Ing. Bernhard Riehl mittlerweile eingestauten Graben- lich, eine flächige Wiederbestockung wie der Vernässung von Nachbarflä- Salzburger Landesregierung, vertreten SIUDA, C. (JAN. 2007): Renaturierungspla- Land Salzburg, Referat 5/05 durchführung werden durch Seggen- ist jedoch nicht zu erwarten. Höhe- chen effektiv gegengewirkt werden bestände aus Carex rostata bewach- re alte Torfrücken sind wie in den konnte. Dadurch konnte die Akzep- sen (Abb. 13; zuvor handelte es sich westlich angrenzenden Moorteilen tanz seitens der Anrainer sicherge- um trockene Heiden oder Gehölzs- von Moorheide bewachsen (Besen- stellt werden. tandorte mit Erle). Hier wurde somit heide Calluna vulgaris dominiert), eine erfolgreiche Verlandungsent- dazwischen kommen Wollgras und wicklung mit Übergangsmoorvege- verschiedene Torfmoosarten vor, da- Quellen Weiterentwicklung bei den tation in Gang gesetzt. Tiefere Torf- rüber wachsen schüttere Birken- und stiche sind vollkommen überstaut, Waldkieferbestände. Diese Bestände AG BODEN (1994): Bodenkundliche Kar- Biotoptypen-Steckbriefen die dort vorhandenen Gehölze sind sind wohl strukturell stabil. tieranleitung. 4. Aufl., Hannover. 392 S. abgestorben, flachere Randzonen BRAUN, W. & SIUDA, C. (2003): Auswir- hatten aber ergeben, dass für man- tragen ebenfalls Seggenrieder. Alle Geländevertiefungen (alte kungen des Gewässer-Anstaus in einem che der Lebensraumtypen noch Prä- Handtorfstiche, Gräben) werden verheideten Hochmoor nach acht Jahren. zisierungen erforderlich waren. Die Im weiteren Umgriff von Pegel 4 mittlerweile vollständig von üppigen Laufener Seminarbeitr. 1/03, 171–186. auf der Roten Liste der Biotoptypen (Abb. 14, Abb. 15 nördlicher Moor- Wollgrasrasen aus Eriophorum vagi- Bayer. Akad. f. Naturschutz u. Land- Österreichs (ESSL et al. 2002, 2004, randgraben), kommt es nach der natum, dazwischen Torfmoosdecken schaftspflege, Laufen/Salzach. 2008, TRAXLER et al. 2005) basie- renaturierungsbedingten Gehöl- aus Sphagnum palustre, Sphagnum DANIELS, R.E. & EDDY,A. (1985): Hand- renden Steckbriefe berücksichtigen zentnahme zu erneutem Gehölz- papillosum mit Beimischung von book of European Sphagna. Insitute of auch den gegebenenfalls zutreffen- aufwuchs, da der Grabenanstau im Sphagnum fallax oder Sphagnum Terrestrial Ecology. Wareham. 262 S. den ­Lebensraumschutz gemäß dem leicht ansteigenden Gelände aus- magellani-cum bewachsen (Abb. 16), DIERSSEN, K. & DIERSSEN, B.(2001): Moo- Salzburger Naturschutzgesetz 1999 läuft. Die weitere Vegetationsent- einzelne eingestaute Moorkiefern Pi- re. Ulmer. Stuttgart. 230 S. idgF. Da dieser Schutz insbeson- wicklung zum Moorwaldstandort ist nus montana var. rotundata sind be- EGGENBERG, S. & MÖHL, A. (2013): Flora dere für die Grundeigentümer von hier bereits deutlich erkennbar. Das reits abgestorben und werden durch Vegetativa. 3. ergänzte und überarbeite- großer Bedeutung ist, muss bei der Luftbild aus dem Jahr 2003 (s. Abb. Torfmoose überwachsen (Abb. 17). te Auflage. Haupt. Bern. 733 S. Kartierung der in Frage kommenden 3) zeigt ebenfalls eine starke Gehölz- FISCHER, M.A., ADLER, W. & OSWALD, Biotoptypen auf die gesetzlichen bestockung – der vormalige Zustand Die eigentlichen Moorrandbereiche, K. (2005): Exkursionsflora für Österreich, Vorgaben genau geachtet werden. Waldbinsensumpf in Scheffau (Bild: Markus Staudinger). wird sich somit wieder einstellen. die bislang schon bewaldet sind, Liechtenstein und Südtirol. 2. verbesserte Die Zuordnung zu einer Lebensraum- schutz-Kategorie ist in der Biotop- Die Biotoptypen-Steckbriefe (NO- der 277 Biotoptypen (und 62 Subty- beschreibung kurz zu begründen. WOTNY et al. 2017) als Ergänzung pen) erheblich. Auch dafür geben die Biotoptypen- zur Kartierungsanleitung wurden Steckbriefe wertvolle Hinweise. erstmals 2017 als Handreichung so- Gleichzeitig erfordert die rechtliche wohl für das Kartierungspersonal als Lebensraumschutz als Situation im Bundesland Salzburg ex- auch für die Grundeigentümer zur rechtliches Kriterium akte Definitionen der Biotoptypen, Verfügung gestellt. Seither haben sie die daher fallweise von jenen in der sich sowohl bei der Biotopkartierung Rückmeldungen des Kartierungs- Roten Liste abweichen können. Da in als auch in der Naturschutzpraxis gut personals, für das die Biotoptypen- der Natur immer wieder Übergänge bewährt. Insbesondere die bei der Steckbriefe mittlerweile eine wich- zwischen Biotoptypen anzutreffen Charakterisierung des Standorts und tige fachliche Grundlage darstellen, sind, die die Abgrenzung voneinan- der ökologischen Verhältnisse voran- sowie auch von Naturschutz-Sach- der erschweren, wurden die „Kar- gestellten Kurzkriterien erleichtern verständigen und Vertretern der tierungshinweise“ ebenfalls an die Abb. 16 Abb. 17 die korrekte und schnelle Ansprache Landwirtschaftskammer Salzburg Salzburger Bedürfnisse angepasst. Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

Die aktuellen Biotoptypen-Steck- briefe sind über das Internet für die Das wilde Herz Europas ist bedroht – Öffentlichkeit frei verfügbar. Sie können in ihrer Gesamtheit (PDF- die Alpen Dokument) über die Homepage des Landes Salzburg (https://www.salz- burg.gv.at/umweltnaturwasser_/Do- cuments/Biotoptypen-Steckbriefe. pdf) oder bei Biotop-Abfragen im SAGIS-Online aufgerufen werden.

30 Literatur 31

ESSL, F., EGGER, G., ELLMAUER, Th. & AIGNER, S., 2002: Rote Liste der gefähr- deten Biotoptypen Österreichs. Wälder, Forste, Vorwälder. – Umweltbundesamt (ed.): Monographien. 156. Wien. 104 pp. Nasswiese in Annaberg (Bild: Kurt Nadler). [www.umweltbundesamt.at/fileadmin/ Verbesserte site/publikationen/M156.pdf] Neu eingeführt wurde der Biotoptyp ESSL, F., EGGER, G., KARRER, G., THEISS, Differenzierung „Basenarme Moorwiese der Tiefla- M. & AIGNER, S., 2004: Rote Liste der gen auf degradierten Torfkörpern“, gefährdeten Biotoptypen Österreichs. Die Erfahrungen seit der Herausgabe der zuvor meist den basenarmen Grünland, Grünlandbrachen und Trocken- der Biotoptypen-Steckbriefe im Jahr Pfeifengraswiesen zugewiesen wor- rasen, Hochstauden- und Hochgrasfluren, 2017 flossen nunmehr in eine Weiter- den war. Wegen des weitgehenden Schlagfluren und Waldsäume, Gehölze entwicklung ein. Das Ergebnis wurde Fehlens des Pfeifengrases stellte des Offenlandes und Gebüsche. – Um- Drei Zinnen (Bild: Jan Kusstatscher). wiederum mit der Landwirtschafts- dies eine fachlich unbefriedigende weltbundesamt (ed.): Monographien. 167. kammer als Interessensvertretung Lösung dar. Wien. 272 pp. Kein Hochgebirge der Welt ist so nen sich in ihrer Freizeit nach auch gemeinsam mit anderen der Grundeigentümer abgestimmt. ESSL, F., EGGER, G., POPPE, M., STAUDIN- stark mit der modernen Zivilisation Naturbelassenheit anstatt einer Naturschutz­organisationen wie Ein wesentlicher Schwerpunkt lag Schwierigkeiten bereitete in der GER, M., RIPPEL-KATZMAIER, I., MUHAR, verwoben wie die Alpen. Sie liegen überzeichneten Alpen-Kulisse. dem WWF und den Naturfreun- auf der korrekten Zuordnung von Vergangenheit auch die Abgrenzung S., UNTERLERCHER, M. & MICHOR, K., im Zentrum Europas, umzingelt von Die Alpenvereine erwarten den (TVN). Biotoptypen zur gesetzlichen Defi- der gesetzlich geschützten Mager­ 2008: Rote Liste der gefährdeten Bio- Großstädten, und werden in jeder daher die Bereitschaft, alter- nition von „Sumpf“, insbesondere standorttypen „Borstgrasrasen tie- toptypen Österreichs. Binnengewässer, denkbaren Weise intensiv genutzt. native Konzepte anzudenken, ■■ Alpine Gewässer schützen. Mehr in Bezug auf die Abgrenzung von fer Lagen“ von den großflächigen Gewässer- und Ufervegetation, Techni- Zugleich stehen die Alpen nach wie zu entwickeln und zu fördern. als 375.000 Stimmen sind 2019 „Feuchtwiesen“. Der bisherige Bio- subalpinen Bürstlingsweiden, die sche Biotoptypen und Siedlungsbiotop-­ vor für das Natur-Idyll schlechthin. Sie wollen selbst aktiv mitar- bei der öffentlichen EU-Konsul- toptyp „Feuchtwiese“ wurde da- keinen Lebensraumschutz nach dem typen. – Umweltbundesamt (ed.): Mono- Ein Widerspruch? Allerdings! Wenn beiten. Ein Beispiel sind etwa tation über die Beibehaltung der her in die beiden neuen Subtypen Salzburger Naturschutzgesetz genie- graphien. 134. Wien. 316 pp. es keine Wende in der Alpenpolitik die kleinen Bergsteigerdörfer Wasserrahmenrichtlinie zu- „Feuchtwiese“ und „Nasswiese“ ßen. Erste Auswertungen von Ergeb- NOWOTNY, G., PFLUGBEIL, G., BRUNNER, gibt, steht das ökologische, ökono- der Alpenvereine, die auf einem sammengekommen. Ein großer differenziert. Diese unterscheiden nissen der Biotopkartierung zeigen, E., STÖHR, O. & WITTMANN, H. (2017): mische und soziale Gleichgewicht nachhaltigen Tourismuskon- Erfolg für die Initiative „Rette sich in den hydrologischen Gegeben- dass einer­seits eine Differenzierung Biotopkartierung Salzburg – Revision. nach Ansicht der Alpinen Vereine zept aufbauen. 2019 gibt es unser Wasser“, an der auch die heiten des Bodens sowie in der Aus- anhand von typischen Pflanzenar- Biotoptypen-Steckbriefe. – Hrsg. vom DAV, ÖAV (www.alpenverein.at) und bereits 28 Bergsteigerdörfer in Alpenvereine beteiligt sind und prägung der Vegetation. Die „Nass- ten gut möglich ist. Insbesondere Amt der Salzburger Landesregierung, Abt. AVS (Alpenverein Südtirol) in den den ­Alpen, die sich zu diesem die nun die Politik in der Pflicht wiese“ ist dementsprechend durch die Berg-Nelkenwurz (Geum mon- 5 – Natur- und Umweltschutz, Gewerbe, Alpen zur Disposition. Zugang bekennen. nimmt. Der umfassende Gewäs- einen nassen, sumpfigen Untergrund tanum) charakterisiert als Trennart Referat für Naturschutzgrundlagen und serschutz ist ein europaweites gekennzeichnet, der häufig bzw. die Borstgrasrasen hoher Lagen. An- Sachverständigendienst, Salzburg, 587 S. ■■ Ausbaugrenzen festsetzen. Die Anliegen und darf nicht zuguns- periodisch oder ständig von Wasser dererseits stellte sich heraus, dass TRAXLER, A., MINARZ, E., ENGLISCH, T., Klare Forderungen an Schlinge um die letzten natur­ ten wirtschaftlicher Interessen durchtränkt oder bedeckt ist (Bezug die entsprechenden Ausprägungen FINK, B., ZECHMEISTER, H. & ESSL, F., die Europapolitik belassenen Landschaftsräume abgeschwächt werden! auf die gesetzliche Definition für tiefer Lagen in der montanen Stufe 2005: Rote Liste der gefährdeten Biotop- der Alpen zieht sich langsam „Sumpf“). In der Pflanzendecke sind bis in Höhen von 1.500 m anzutref- typen Österreichs. Moore, Sümpfe und Die Probleme in den Alpen haben enger – zu stark ist der Druck ■■ Verkehrswende einleiten. Die Feuchte- und Nässezeiger dement- fen sind. Um die Schutzbestimmun- Quellfluren, Hochgebirgsrasen, Pionier-, ­europäische Dimensionen. Unter von Skigebieten, Energietech- Alpen sind sowohl Tourismus- sprechend deutlich vertreten. Ana- gen im Bundesland Salzburg exakt Polster-, Rasenfragmente, Schneeböden dem Dach der Kampagne „Unsere- nik, Verkehr und technischen hochburg als auch Transitregion. log wurde auch eine Aufgliederung abzubilden, wurde daher bei den der nemoralen Hochgebirge; Äcker, Alpen“ fordern die Alpenvereine Anlagen, zu wechselhaft das Das Verkehrsaufkommen hat bei den Feucht- und Nassweiden entsprechenden Biotoptypen in den Ackerraine, Weingärten und Ruderalflu- deshalb europäische Lösungen. Interesse der Politik am Na- sich in den letzten Jahrzehnten sowie bei den feuchten bis nassen Steckbriefen die Namensgebung ab- ren; Zwergstrauchheiden. – Umweltbun- turschutz. Die letzten alpinen vervielfacht. Bei der Verschie- Grünlandbrachen nährstoffreicher weichend von der Roten Liste an- desamt (ed.): Monographien. 174. Wien. ■■ Sanften Tourismus fördern. Das Freiräume dürfen nicht weiter bung des Güterverkehrs auf die Standorte vorgenommen. Weitere gepasst. Es wird nunmehr zwischen 286 pp. Prinzip „lauter-größer-spekta- verbaut werden, es braucht Schiene und beim Ausbau des Anpassungen erfolgten bei anderen basenarmen Magerstandorten der kulärer“ darf nicht der Maßstab klare Ausbaugrenzen, die ver- öffentlichen Nahverkehrs im Biotoptypen, die dem gesetzlichen tiefen und der hohen Lagen unter- Mag. Günther Nowotny für Tourismusentwicklung sein. bindlich eingehalten werden: ländlichen Raum ist die Europa- Schutz als „Sumpf“ unterliegen. schieden. Georg Pflugbeil MSc Immer mehr Menschen seh- Das fordern die Alpenvereine politik mehr denn je gefordert. Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

war damit laut dem Gletscher- bericht des ÖAV der österrei- Rotwildfütterung beendet chische negative Rekordhalter eines ohnehin rekordverdächti- Die Forstdirektion Foscari hat vor gen Jahres, in dem die alpinen fünf Jahren die Rotwildfütterung auf Eismassen durchschnittlich 17,2 10.000 ha eingestellt. Wie sich das Meter an Länge verloren. Fütterungsende auf Wild und Wald ausgewirkt hat, wurde vom Büro für ■■ 2 Grad Celsius ist es heute Wildökologie und Forstwirtschaft in den Alpen im Jahresmittel untersucht. ­ungefähr wärmer als Ende des 19. Jahrhunderts. Damit stiegen In den östlichen Gailtaler Alpen 32 die Temperaturen im Alpenraum wurde seit den 1970er Jahren, wie 33 in diesem Zeitraum ungefähr in weiten Teilen Österreichs, Rot- doppelt so stark an wie im Ver- wild intensiv gefüttert. Weil die gleich zum globalen Mittel. Fütterung jedoch hinsichtlich der Vermeidung von Wildschäden am ■■ 13.000 Pflanzenarten kommen Wald nicht den erwünschten Er- in den Alpen vor, neben 30.000 folg gebracht hat, entschloss man Infografik Alpenschutz (Bild: DAV/gschwendtner-partner.de). Tierarten. Laut WWF machen sich in der Forstdirektion Foscari, die in den Alpen beheimateten die Wildfütterung einzustellen. Gefäßpflanzenarten 39 Prozent Um einen genauen Aufschluss über Besenderter Rothirsch in einer eigens zum Fang errichteten Fangvorrichtung Warum die Alpen bis Darum sind die der europäischen Flora aus. die Auswirkungen dieser Maßnah- (Bilder: Forstdirektion Foscari). Brüssel reichen Alpen so wichtig: Selbst in den unwirtlich wirken- me auf das Wild und den Wald zu Zahlen und Fakten den hochalpinen Graslandschaf- bekommen, wurde über fünf Jahre Ein großer Teil von Europa profi- ten wachsen auf 100 Quadrat- ein intensives Monitoring des Wal- tiert von den Ressourcen, die in den ■■ 500 Millionen Übernachtungen metern bis zu 80 verschiedene des und des Rotwildes durchgeführt. ­Alpen verfügbar sind – man denke jährlich im gesamten Alpen- Arten. Für diesen Zweck wurden zwanzig nur an den immensen Wasservorrat raum, die von 150 Millionen Stück Rotwild mit einem Sender ver- und die damit verbundenen Nutzun- Gästen gebucht werden. ■■ 8 europäische Staaten haben sehen, um deren Bewegungsmuster gen. „Wie es den Alpen geht, ist einen Anteil an den Alpen. Eine aufzuzeichnen. In schälgefährdeten für ganz Europa wichtig, schließlich ■■ 160 Millionen Skitage in den gemeinsame Strategie ist in Waldbeständen wurden auf einer wirkt sich ihr Zustand auf den ge- ­Alpen jährlich, das sind 43 Pro- der Alpenkonvention formuliert Gesamtlänge von 64 Kilometern die samten Kontinent aus – und umge- zent der weltweiten Skitage. (www.alpconv.org). Dieses Anzahl der vom Rotwild geschälten kehrt“, sagt DAV-Vizepräsident Rudi Übereinkommen haben alle Bäume wiederholt untersucht. Erlacher. ÖAV-Präsident Dr. Andreas ■■ 39 Prozent aller Skilifte welt- Alpenstaaten und die EU „zum Ermacora ergänzt: „Die Alpen haben weit stehen in den Alpen. umfassenden Schutz und zur Das Abnagen der Rinde von Bäumen aber nicht nur einen ökologischen nachhaltigen Entwicklung der durch Rotwild mindert die Vitali- und ökonomischen Wert. Sie sind ■■ 0,4 Millionen LKW-Fahrten Alpen“ unterzeichnet. tät und Stabilität des Einzelbaumes tief in der Kulturgeschichte Euro- wurden 2016 im alpenquerenden und in weiterer Folge die Bestän- pas verwurzelt.“ Und AVS-Präsident Straßengüterverkehr gezählt. de, macht sie anfällig für Sturm, Georg Simeoni fasst zusammen: Das ist ein Anstieg um 66 Schneebruch und Borkenkäfer und es „Wenn es den Alpen gut geht, geht Prozent im Vergleich zu 2007. entsteht ein erheblicher Wertverlust Waldgebiet der Forstdirektion Foscari. es den Menschen in Europa gut.“ Die Damals waren es 6,06 Millionen beim Verkauf des Holzes. Auch der ­Alpenvereine in Südtirol, Österreich LKW-Fahrten. Verbiss an den Trieben der Jungbäu- sind somit ca. 25.000 ha fütterungs- serte Wildschadenssituation seit der und Deutschland vertreten insge- me wurde an über 150 Stichproben- frei. Das Projektmonitoring brachte Zeit ohne Winterfütterung. samt rund zwei Millionen Mitglie- ■■ 1.019 Wasserkraftwerke mit punkten und mit 60 Weiserflächen zu Tage, dass in den letzten vier der, verteilt auf viele europäische einer Leistung von mehr als systematisch untersucht. An den Wintern ohne Winterfütterung die Für die östlichen Gailtaler Alpen Länder. Sie sehen es als ihre gesell- fünf Megawatt gibt es in den Weiserflächen wird erhoben, wie Anzahl des Fallwildes nicht ange- kann nach einer fünfjährigen Unter- schaftliche Verantwortung, sich für Alpen. Daraus resultiert ein hoch der Einfluss von Schalenwild stiegen ist. Die frischen Schälschä- suchungszeit gesagt werden, dass die Alpen einzusetzen und die große jährliches Erzeugungsvermögen (Reh, Gams, Hirsch) auf die jungen den an den Bäumen haben sogar die Beendigung der Rotwildfütte- Bedeutung der Alpen einer breiten von 166 Terawattstunden. Zum Bäume ist, indem jeweils eine ge- leicht abgenommen. Der Verbiss an rung keine Nachteile für Wild und Öffentlichkeit deutlich zu machen. Vergleich: die gesamte Stadt zäunte und ungezäunte Fläche mit- den Leittrieben der Jungbäume ist Wald gebracht hat. Im Gegenteil, Mit ihrer gemeinsamen Kampagne München verbraucht etwa 7,5 einander verglichen werden. gleichgeblieben. Forstdirektor Mar- Wildkonzentrationen und die damit #UnsereAlpen tun sie genau das. Terawattstunden pro Jahr. tin Straubinger von der Forstdirek- verbundenen Risiken für Wild und Die Kampagne steht unter dem Mot- Die Alpen sind die wichtigste Als Folge der Auflassung der Fütte- tion Foscari betont: „Die Auflassung Wald wurden verringert. Die Anzahl to: „Die Alpen sind schön. Noch. Es Wasserkraftregion in Europa. rungen im Gebiet der Forstdirektion der Fütterung war die richtige Ent- der frisch geschälten Baumstämme lohnt sich, dafür zu kämpfen.“ Foscari wurden zunächst auch Füt- scheidung für unseren Wald und für hat abgenommen. ■■ 128 Meter hat das Villgratenkees Gerold Benedikter (ÖAV) terungen in benachbarten Wäldern unser Wild.“ Für die Nachbarwälder [www.unsere-alpen.org] (http:// in der Venedigergruppe im Som- Thomas Bucher (DAV) aufgelassen, um zu hohe Wildkon- konstatiert Bezirksforstinspektor www.unsere-alpen.org/) mer 2018 an Länge einbüßt. Es Evi Brigl (AVS) zentrationen zu vermeiden – gesamt Peter Honsig-Erlenburg eine verbes- FM Dipl.-Ing. Christoph Steiner Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Fachbeitrag Fachbeitrag

Die Vogelwarte hat Richtlinien für Die österreichische Vogelwarte und die Nestlingsberingung, dem inte- grierten Monitoring von Singvögeln Beringungszentrale (IMS), Zugvogelmonitoring und in- tegriertem Wintergast-Monitoring (IWM) ausgearbeitet, welche bereits an verschiedenen Standorten in Ös- terreich durch BeringerInnen umge- setzt werden (siehe Karte). Weiters plant die Vogelwarte Projekte über den Vogelzug in den Alpen, auch in Kombination mittels Einsatz mo- 34 derner technischer Methoden (z.B.: 35 automatisierte Telemetrie). Zusätz- lich ist geplant, Richtlinien für das Monitoring spezifischer Arten wie Nicht-Singvögel oder besonders ge- schützte Arten zu erstellen und dazu entsprechende Experten Gremien einzuberufen.

Koordination der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen Rund 80% der Beringungsdaten wer- Ring zur Vogelberingung. den europaweit durch ehrenamtli- che HelferInnen, sogenannter Be- geltenden Naturschutz- und/oder Email: [email protected] ringerInnen, erhoben. Die Betreuung Jagdrecht. Die Österreichische Vo- Homepage: www.vogelwarte.at und Motivation der BeringerInnen in gelwarte arbeitet daher als nati- Form von Veranstaltungen und Semi- onales Kompetenzzentrum für in- Seebarn am Wagram Vogelberingung (Bilder: Christoph Roland). naren sowie vor allem von fachlicher dividuelle Markierung eng mit den Die Außenstelle des AOC in Seebarn Unterstützung bei der praktischen jeweiligen zuständigen Behörden am Wagram (Niederösterreich) wird Projektumsetzung, Datenanalysen zusammen unter anderem für Öffentlichkeits- fangenen Vögeln neben Art-, Alters Datensätze umfassende und das und Veröffentlichung. Derzeit be- arbeit, die Abwicklung von regio- Was ist die und Geschlechtsbestimmung stan- gesamte Bundesgebiet abdeckende treut die Beringungszentrale 92 Vogel mit Ring gefunden – Was tun? nalen, praxisnahen Projekten und Österreichische dardisiert auch morphologische und Datenbank für Beringungs- und Wie- aktive BeringerInnen von denen 53 Findet oder beobachtet man ei- die Ausbildung von BeringerInnen Konditions-Parameter erhoben. derfunddaten von wildlebenden Vö- ein eigenes Projekt (Genehmigung) nen beringten wildlebenden Vogel, genutzt. Vogelwarte? geln. Durchschnittlich kommen pro haben. bitte die Ringaufschrift möglichst Jahr 30.000 Beringungs- und mehr vollständig ablesen und den Ring- Außenstelle Seebarn Die Österreichische Vogelwarte/Aus- Was ist die als 500 Wiederfund-Daten aus dem Für die Ausbildung von Beringe- wiederfund mit dem entsprechenden Zentrum für Ausbildung und trian Ornithological Centre (AOC) Österreichische In- und Ausland dazu, welche in der rInnen wurde ein Konzept das den Formular an die Berinungszentrale ­Öffentlichkeitsarbeit ist eine wissenschaftliche Einrich- Beringungszentrale? Beringungszentrale der Vogelwarte europäischen Arbeits-Standards an- melden (www.vogelwarte.at). Hauptstraße 68 tung der Veterinärmedizinischen verwaltet werden. Seit Beginn der geglichen ist, erstellt. Die Ausbil- A-3484 Seebarn am Wagram Universität Wien. Sie fungiert als Die Österreichische Beringungszent- Inbetriebnahme der Beringungszen- dung beinhaltet drei Schwerpunkte Standorte und Kontakte Tel.: +43 (1) 25077-7211 Koordinationsstelle für Forschungs rale ist die bundesweite Koordinati- trale am 01.01.2016 wurden bisher (Theorie, Nestlingsberingung und Wilhelminenberg, Wien Email: [email protected] – und Monitoringprojekte, die Fang onsstelle für die individuelle Kenn- 121.000 Ringe ausgegeben. Beringung von flugfähigen Vögeln) Sitz der Österreichischen Vogel­ Homepage: www.vogelwarte.at und individuelle Kennzeichnung von zeichnung von wildlebenden Vögeln. die in Form von Kursen von der Be- warte/Austrian Ornithological wildlebenden Vögeln als Methode Sie dokumentiert Fundmeldungen Monitoring ringungszentrale (derzeit) kostenlos Centre (AOC) ist das Konrad- anwenden. durch internationalen Datenaus- Das Monitoring mittels Beringung angeboten werden. Seit Betriebsbe- Lorenz-Institut für Vergleichende tausch und ist seit 2015 Mitglied in dient als Basis für angewandte For- ginn sind mehr als 100 angehende Verhaltensforschung (KLIVV), ein der Europäischen Organisation für schung und folgt den Grundsätzen: BeringerInnen in Ausbildung in der biologisches Forschungsinstitut der Was versteht man unter wissenschaftliche Vogelberingung Standardisierung - “Constant effort; Beringungszentrale registriert. Veterinärmedizinischen Universität wissenschaftlicher EURING. Integrativer Ansatz (Fang und Beob- Wien. Vogelberingung? achtung); Langzeitstudien (mindes- Zusammenarbeit mit Behörden tens 5 Jahre). Dadurch lassen sich Der Umstand, dass für die individu- Österreichische Vogel­warte Die individuelle Kennzeichnung von Was sind die Aufgaben Aussagen zu Fragen bezüglich Be- elle Kennzeichnung/Beringung von Konrad-Lorenz-Institut für freilebenden Vögeln mittels Alumi- der Österreichische standsveränderungen, Zustandsver- wildlebenden Vögeln diese gefangen ­Vergleichende Verhaltens­ niumringen oder Farbringen (Be- Beringungszentrale? änderungen sowie Zuwanderungen, oder gegriffen werden müssen, er- forschung ringung) dient unter anderem der Abwanderungen und Sterblichkeiten fordert zur rechtlichen Abdeckung Savoyenstraße 1 Bestandsüberwachung (Monitoring) Datenbank von wildlebenden Vogelpopulationen derartiger Aktivitäten entsprechen- A-1160 Wien Österreichische heimischer Wildvogelarten. Bei der Die Österreichische Beringungszent- treffen. de Ausnahmegenehmigungen vom Tel.: +43 (1) 25077-7349 Vogelwarte Beringung werden von den dabei ge- rale betreut eine mehr als 500.000 Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Rundschau Rundschau

oder in der Gemeinde Hof für den Erich Sinn: Ersteller einer kundliche Erfassung verdient ge- Vogelschutz und den Schutz des Fu- ­unverzichtbaren Biodiversitäts­ macht, ebenso wie Johann Machart Rundschau schler Moores. datenbank (ebenfalls aus der Stadt Salzburg) Erich Sinn (Stadt Salzburg) ist seit 50 der sich vor allem auch für den Na- Ambros Aichhorn: Ein Noah für Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter turschutz und die Naturbildung ein- Hummeln und seltene Arten der Ornithologischen Arbeitsgemein- gesetzt hat. Seit seiner Pensionierung engagiert schaft am Haus der Natur und hat sich Prof. Ambros Aichhorn (Gol- im Rahmen dieser an der interna- Werner Habelt und Engelbert Verleihung des Salzburger degg) für alte Haustierrassen und tionalen Wasservogelzählung, der Freitag: Zwei Leben für den betreibt einen Bergbauern- und Ar- Wiesenbrüterkartierung und der Er- ­Naturschutz Umwelt-Verdienstzeichens 2019 che-Hof gegen das Aussterben von stellung der Biodiversitätsdatenbank Werner Habelt aus Gries im Pinz- heimischen Arten. Zudem betreibt mitgewirkt. gau und Engelbert Freitag aus der 36 Einer Initiative der früheren Landes­ er Forschungsarbeiten zu Brutbiolo- Stadt Salzburg sind seit Jahrzehn- 37 hauptmann-Stellvertreterin Dr. gie und Lebensraumansprüchen von Michael Graf und Johann Machart: ten ehrenamtlich­ als Naturschutz- Astrid Rössler folgend verlieh das Hummeln Ausgezeichnete Vogelkundler wacheorgan für das Land Salzburg Land Salzburg 2016 erstmalig das Michael Graf aus der Stadt Salzburg aktiv. als Landesauszeichnung neuge- hat sich besonders durch die vogel- Redaktion schaffene Salzburger Umwelt-Ver- dienstzeichen. Bis zu 20 Personen werden seither alljährlich für ihre besonderen Verdienste und Leistun- gen in den Kategorien Energie, Na- Naturschutzbund-Ehrenzeichen verliehen turschutz, Umweltschutz und Klima ausgezeichnet. Der renommierte Wildbienen- und besondere Wildbienen. Er ist dabei veranstaltungen und ähnliches in Hummelexperte Mag. Johann Neu- nicht nur selbst in der Natur höchst die verschiedensten Bevölkerungs- Die Auszeichnung kann an Personen mayer erhielt das „Ehrenzeichen des aktiv, sondern trägt das Wissen um gruppen. Der langjährige Umwelt­ verliehen werden, die besondere Naturschutzbundes“ für seinen lang- die Bedeutung des Insektenschutzes referent der Erzdiözese Salzburg Leistungen von über das Land Salz- jährigen Einsatz für Insekten, ins- durch Vorträge, Exkursionen, Praxis­ initiierte auch im kirchlichen Be- burg hinausreichender Bedeutung reich viele wirksame Umwelt- und erbracht haben oder sich über mehr Naturschutzprojekte. Neumayer als 10 Jahre im Rahmen einer Tätig- Verleihung des Umwelt-Verdienstzeichens durch Landesrätin Maria Hutter im verbindet zu dem großartiger Weise keit für eine Gemeinde oder andere ­Kuenburgsaal der Neuen Residenz im Bild: Werner Habelt, Josef Reithofer, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit Ambros Aichhorn, Franz Huemer, Karoline Altmann-Kogler, Mathias Gappmaier, Einrichtung besondere Verdienste in für den Schutz von Insekten. Landesrätin Maria Hutter, Othmar Glaeser, Karin Widerin, Andreas Drack, einem der oben genannten Bereiche Marga Hutter, Erik Loos, Gerhard Ortner, Gerhard Schauer, John E. Parker, erworben haben. Alfred Pfeifenberger, Engelbert Freitag (Bild: Land Salzburg/Neumayr – Leopold). Ingrid Hagenstein hat sich als Chef­redakteurin der Naturschutz- Am Dienstag, 01.10.2019 überreich- bund-Zeitschrift „Natur&Land“ in ten im Kuenburg Saal der neuen antwortlich für 80 Wacheorgane der Kindern, Jugendlichen und Erwach- außergewöhnlicher­ Weise um den Residenz­ in Salzburg Landesrätin Salzburger Berg- und Naturwacht. senen in Vorträgen, Exkursionen und Naturschutz verdient gemacht. Es ist Dipl.Päd. Maria Hutter (Naturschutz) Workshops wesentliche Aspekte des ihr nicht nur gelungen, renommierte und LR Dr. Heinrich Schellhorn (Um- Erik Loos: Verfasser eines Natur- und Artenschutzes. Autoren und großartige Bildautoren welt) Salzburger Umwelt-Verdienst- ­nachhaltigen Naturschutzgesetzes als Unterstützung des Naturschutz- zeichen an 19 Persönlichkeiten für Hofrat Erik Loos (Mondsee) verfasste Marga Hutter: Ein Naturwald­ bundes zu gewinnen, sie hat die Ehrenpräsident Eberhard Stüber, Bundesgeschäftsführerin Birgit Mair-Markart, ihre besonderen Leistungen. in seiner Amtszeit eine Neufassung reservat zur Forschung ­Johann Neumayer, Präsident Roman Türk, Laudator Winfrid Herbst Zeitschrift auch optisch gekonnt ins des Salzburger Naturschutzgeset- Marga Hutter aus Niedernsill hat ihre (Bilder: Christine Pühringer). 21. Jahrhundert geführt. Damit hat zes 1977, in dem unter anderem die hochmontan bis subalpinen Waldflä- sie „Natur&Land“ zu einer der füh- In der Kategorie rechtliche Basis für die Berg- und chen in Niedernsill als Naturwaldre- renden Naturschutzzeitschrift des Naturschutz erhielten Naturwacht gelegt wurde. Große servat zur Verfügung gestellt. Damit Landes gemacht. Ihr umfangreiches folgende Personen Errungenschaften dabei: der Schutz konnte der „Hutterwald“ 1998 in das Naturwissen setzt sie zu dem inten- das Umwelt- der fließenden Gewässer, der Le- Salzburger Naturwaldreservatenetz siv ein, um die Bevölkerung abseits bensraum-, Tier- und Pflanzenar- aufgenommen werden und Hutter der Zeitschrift, die fundiertes und Verdienstzeichen: tenschutz. ermöglicht und unterstützt laufend wissenschaftlich abgesichertes Fach- die naturwissenschaftlichen For- wissen in allgemein verständlicher Gerhard Ortner: Das Wachorgan Karin Widerin: Vermittlerin schungsarbeiten in ihrem Wald. Form verbreitet, über wichtige An- für den Naturschutz des Umweltschutzes liegen des Naturschutzes zu infor- Hofrat Gerhard Ortner aus Tamsweg Karin Widerin aus der Stadt Salz- John E. Parker: Engagiert im mieren. ist seit 43 Jahren ehrenamtlich als burg ist seit 20 Jahren im Natur- und Vogelschutz Naturschutzwacheorgan für das Land Artenschutz aktiv. Sie ist Mitglied Der gebürtige Londoner John E. Par- Salzburg tätig. Von 1975 bis 2006- des Naturschutzbundes und der Um- ker lebt seit 1972 in Hof bei Salzburg somit 31 Jahre lang – war er Bezirks- weltspürnasen und vermittelt dort und engagiert sich seither am Haus Ehrenpräsident Eberhard Stüber, Bundesgeschäftsführerin Birgit Mair-Markart, Prof. Dipl.-Ing. Hermann leiter für den Lungau und damit ver- mit Begeisterung und Sachwissen der Natur, bei BirdLife Österreich Präsident Roman Türk, Ingrid Hagenstein, Laudator Hermann Frühstück. Hinterstoisser Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Rundschau Rundschau

Fettwiesen ausgehagert. Der Fund Neufund zweier seltener Hummelarten der beiden Arten ist ein Erfolg dieser im Naturschutzgebiet Wenger Moor Bemühungen. Nötig sind in Zukunft der Erhalt fähr ernten Imker ihren Blütenhonig aller noch vorhandenen blütenrei- ja auch im Frühling und nicht im chen Magerwiesen­ und vor allem die Hochsommer. Schaffung eines Netzwerks blüten- reicher Wiesen im intensiv genutz- Geeignete Lebensräume dieser Ar- ten Grünland, damit sich seltene ten, die beide in Mitteleuropa nicht Insektenarten wieder ausbreiten ins Gebirge gehen, sind extensive können und ein genetischer Aus- 38 Wiesen mit einem hohen Anteil an tausch stattfinden kann. 39 Rotklee oder Wicken oder wie im vorliegenden Fall in den Feucht- wiesen Heilziest. Darüber hinaus werden im Herbst auch Disteln und auch das invasive Drüsige Spring- Johann Neumayer Grubenhummel im Wenger Moor. kraut genutzt. Zwar existieren kei- ne quantitativen Aufnahmen, wie groß die Heilziestbestände in den Feuchtwiesen früher waren, aber der Eindruck, dass er neben dem Deichhummel im Wenger Moor (Bilder: Walter Wallner). Vorkommen in Streuwiesen auch von der jahrzehntelangen Extensivierung Amphibienlaichgewässer in der trockeneren Wiesen profitiert, Der Seehamer Wildbienenexperte grad und dem Polarkreis. Sie zeigt täuscht sicher nicht. Thumersbach wurde revitalisiert Walter Wallner entdeckte Anfang in ganz Europa massive Rückgänge, August 2019 gleich zwei sehr seltene insbesondere in den Küstenregionen Von der Grubenhummel konnten Laichgewässer in Thumersbach wur- Hummelarten in den Feuchtwiesen von Nord- und Ostsee, in denen sie 2019 mehrere Exemplare nachgewie- de im Dezember 2018 revitalisiert. am Wallersee: Die Deichhummel früher verbreitet war. Im Binnenland sen werden, während die noch sel- (Bombus distinguendus) und die Gru- war die Deichhummel immer selten. tenere Deichhunmmel nur in einem Herlinde Hasenauer, Mitglied der benhummel (Bombus subterraneus). Neben dem Fund aus Mattsee konnte Exemplar gefunden wurde. Ob diese Biotopschutzgruppe Pinzgau, be- Von der Deichhummel gibt es aus Ambros Aichhorn in den 1970er Jah- bemerkenswerten Funde auf eine treut mit ihrem Mann Helmut seit Salzburg nur einen sicheren Nach- ren die Art am Irrsee finden. Etwas Bestandeserholung hindeuten oder 30 Jahren den Amphibienzaun am weis aus dem Jahr 1957 aus Mattsee regelmäßiger, aber immer noch sehr aber nur „Eintagsfliegen“ waren, ist Erlberg und hat damit bereits tau- und der Fund der Grubenhummel ist selten kommt die Deichhummel im in den nächsten Jahren zu klären. sende Frösche und Kröten vor dem überhaupt der erste sichere Nach- Waldviertel vor. Verkehrstod bewahrt. Auch auf die weis dieser Art aus dem Bundesland Mit den Funden dieser beiden Arten Laichgewässer ihrer Schützlinge Salzburg. Wie die meisten Hummelarten brau- zählen die Wiesen am Wallersee zu hat sie ein wachsames Auge. Klei- chen die beiden Arten nicht spezi- den hummelartenreichsten Gebieten nere Stillgewässer verlanden durch Beide Arten weisen ein sehr weites fische Nahrungspflanzen, sondern Österreichs. Bisher wurden dort 20 eingeschwemmtes Material, Pflan- Verbreitungsgebiet auf, sind aber in ein Landschaftsmosaik, das über das der 42 aktuell in Österreich noch zenwachstum und Nachsacken des Mitteleuropa sehr selten und massiv ganze Jahr genug Nektar und Pollen­ vorkommenden Hummelarten nach- Bodens innerhalb weniger Jahre. gefährdet. Die Grubenhummel Bom- ressourcen liefert. Die meisten der gewiesen. Drei Hummelarten (Große Deshalb müssen Tümpel in regel- bus subterraneus ist von Nordspani- rückläufigen oder bereits ausgestor- Steppenhummel/Bombus fragrans, mäßigen Abständen ausgebaggert en bis zum Baikalsee und von den benen Hummelarten Österreichs ha- Armenische Hummel/B. armeniacus, Die Uferbereiche wurden Ende September 2019 gemäht. Gut ersichtlich sind die werden, um für die Amphibien ge- Gebirgen des Mittelmeergebietes bis ben folgende Merkmale gemein: Sie Kleine Steppenhummel/B. laesus) bereits von Algen besiedelten tiefen Wasserzonen (dunkel) sowie neu geschaffene eignete Laichbedingungen zu ge- Flachwasserbereiche im linken Abschnitt (hell) (Bilder: Andreas Scharl) Südskandinavien verbreitet, aber in sind langrüsselig und erscheinen spät sind in Österreich leider bereits aus- währleisten. Österreich wie in allen landwirt- im Jahr. Sie benötigen also lang­ gestorben. schaftlich intensiv genutzten Berei- röhrige nektar- und pollenreiche Amphibien sind, wie der altgrie- Gefährdungspotential dar. Frösche Ein erfahrener Baggerfahrer führte chen Europas sehr selten. In England Nahrungspflanzen (überwiegend Lip- Die Feuchtwiesen am Wallersee rund chische Name sagt meist Doppel- und Kröten zählen zu der am stärks- die Arbeiten unter Anweisung von ist die Art ausgestorben und Wie- penblütler und Schmetterlingsblüt- um das Wenger und Zeller Moor sind lebensraumbewohner. Auf ihrer ten bedrohte Tiergruppe Salzburgs. Andreas Scharl, Schutzgebietsbe- deransiedlungsprojekte scheiterten ler) vor allem zu einer Zeit, in der ein letzter großräumiger Feucht- alljährlichen Wanderung von den Umso wichtiger ist die Anlage und treuer für den Pinzgau, mit viel Ge- bislang. in vielen Lebensräumen das Blüten­ wiesenkomplex im Flachgau. Gro- bewaldeten Berghängen des Erlbergs regelmäßige Pflege von Amphibien- schick und Gespür aus. Durch die angebot stark zurückgeht und die ße Flächen sind seit fast drei Jahr- zu den Laichgewässern des Natur- laichgewässern in der Nähe geeig- neu geschaffenen tiefen Bereiche im Die Deichhummel hat ein noch grö- Dichte anderer Hummelarten hoch zehnten vom Naturschutzbund (mit und Europaschutzgebiets Zeller See neter Landlebensräume. Im Natur- Laichgewässer, durch flache Ufer- ßeres Verbreitungsgebiet von Frank- ist. Die Hummeldichte erreicht näm- Unterstützung des Landes Salzburg sind sie zahlreichen Gefahren ausge- und Europaschutzgebiet Zeller See zonen sowie die verbesserte Was- reich bis zum Pazifik im Übergangs- lich im Juli bis August das Maximum, und der Stadtgemeinde Neumarkt a. setzt. Neben dem Verlust an Feucht- finden sechs Amphibienarten nun serzufuhr finden die Amphibien nun bereich von Steppenzone und Taiga, während das höchste Blütenangebot W.) gepachtet. Feuchtwiesen wer- lebensräumen stellt die Zerschnei- wieder gute Bedingungen zur Fort- wieder optimale Laich- und Entwick- in Europa zwischen dem 45° Breiten- im Mai zu finden ist. Nicht von unge- den dort erhalten und ehemalige dung von Wanderstrecken das größte pflanzung vor, denn ein wichtiges lungsbedingungen vor. Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Rundschau Rundschau

Sobald die Nachttemperaturen 4° C übersteigen machen sich die Amphibien auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Bereits 30 der 90 bekannten Amphibienwanderrouten in Salzburg werden durch ehren- amtliche Helfer betreut. Sie brin- gen ­jedes Jahr tausende Amphibi- en sicher über die Straße, doch es braucht noch mehr Helfer um zu- sätzliche Wanderstrecken betreu- en zu können. Eine Übersicht der 40 bekannten Strecken findet sich auf Eine Gebänderte Heidelibelle (Sympetrum pedemontanum) Vom Biber gefällter Baum am Reitbach (Bild: R. Scriba). 41 SAGISonline unter Natur – Amphibi- in den Salzachauen (Bild: R. Scriba). enwanderstrecken.

Mitte September 2019 ist mit dem üppigen Bewuchs kaum noch etwas von den Die vom Land Salzburg herausge- Baggerarbeiten zu erkennen. Trotz des teilweisen relativ niedrigen Wasserstands trocknete der revitalisierte Teich im Jahr 2019 dank der neu geschaffenen, tiefen gebene Broschüre „Die heimischen Bereiche nie vollständig aus. Amphibien. Artenvielfalt ist Lebens- raumvielfalt“ gibt einen Überblick über die heimischen Amphibienarten und ihrer Lebensraumansprüche. Be- zug der Broschüre sowie Meldungen über Wanderungen richten Sie an:

Maria Jerabek, Abteilung Natur- und Umweltschutz und Gewerbe, Tel. 0662 8042-5509, E-Mail EU-Kontrollbesuch im Untersberg-Vorland. Von links: Schonende Räumung eines Amphibienlaichgewässers [email protected] Förderexperte Andreas Hofer, ein Grundbesitzer und sein (Bild: F. Neumayr, LMZ). Pächter, EU-Experte Dr. Jan Sliva und Schutzgebietsbe­ treuerin Elisabeth Ortner (Bild: Bernhard Riehl).

zahlreiche Libellenarten beobach- Eichen und Weiden, mit speziellen politik, mit dem seit 1992 über 4000 ten, etwa die Gebänderte Heideli- Drahtmanschetten geschützt. Auch Projekte europaweit kofinanziert belle (Sympetrum pedemontanum) vitale Eschen sollen trotz des schnell wurden – so auch das 2010 abge- Mit Hilfe des Baggers konnten im Amphibienteich in Thumersbach Wasserbereiche Andreas Scharl, MSc mit mehr als 1.5m Tiefe sowie schnell erwärmende Flachwasserzonen geschaffen oder verschiedene Blaupfeil-Arten voranschreitenden Eschentriebster- schlossene LIFE-Projekt „Unters- werden. Schutzgebietsbetreuung Pinzgau (Orthetrum spp.). bens erhalten werden, um diese berg-Vorland“ im gleichnamigen Baumart nicht gänzlich aus der Au zu Europaschutzgebiet. Die Europäi- Dort, wo Fichten- und Pappelfors- verlieren. Der Biber findet trotzdem sche Kommission hat ein strenges te entfernt worden waren, wurden noch ausreichend Nahrung, unter Auge auf die von ihr finanzierten in Ergänzung zur natürlichen Ver- anderem auch zahlreiche Hybridpap- Projekte und auch auf deren nach- jüngung 15.000 junge Bäume ge- peln. Die wertvollen Altbäume sollen haltige Betreuung und Wirksam- Aktuelles von der pflanzt, darunter auch Arten, die in im Sinne der Waldstrukturvielfalt keit. Im August 2019 besuchte der der Weitwörther Au selten gewor- sowie auch als zukünftige Samen- von der Europäischen Kommission Schutzgebietsbetreuung Salzburg den sind wie die Schwarzpappel. Um bäume für Naturverjüngung erhalten beauftragte Experte Dr. Jan Sliva Wildschäden vorzubeugen, sind sie werden. In den kommenden Mona- das Untersberg-Vorland, um sich Mit dem Ziel, einen guten natur- Reitsamer, auf den Pinzgau schaut spielsweise erhielt der Ausee, ur- in den ersten Jahren durch spezielle ten wird außerdem intensiv an den ­einen Eindruck zu verschaffen, wie schutzfachlichen Zustand der Salz- Andreas Scharl und auf den Lungau sprünglich ein Baggersee, naturna- Verbissschutzhüllen geschützt. Die Besuchereinrichtungen gearbeitet, die „After-LIFE“-Phase in Salzburg burger Schutzgebiete zu erhalten Clara Leutgeb. Der Beitrag gibt eine he Uferbereiche mit ausgedehnten Schutzgebietsbetreuerin kümmert sodass der geplante Auenerlebnis- funktioniert. Die Schutzgebietsbe- bzw. einen solchen zu erreichen, kleine aktuelle Auswahl aus dem Flachwasserzonen. Auch der Reit- sich Vorort darum, die Entwicklung weg im nächsten Sommer eröffnet treuerin bereitete gemeinsam mit wurde 2007 die Schutzgebiets- vielfältigen Tätigkeitsspektrum der bach erhielt durch das Abflachen der der neu geschaffenen (Wald-)Le- werden kann. dem zuständigen Landschaftsplaner­ betreuung Salzburg eingerichtet. Schutzgebietsbetreuung. Uferzone eine neue Dynamik. bensräume zu beobachten und ge- Bernhard Riehl und dem Förderex- Derzeit sind fünf Schutzgebietsbe- gebenenfalls zu lenken. perten Andreas Hofer – beide Natur­ treuerInnen tätig - beauftragt und Die ersten Erfolge dieser Maßnah- Besuch der Europäischen schutzabteilung – den Besuch vor finanziert durch die Abteilung 5 Na- Das LIFE-Projekt men konnten in den vergangenen Der Biber stellt sich demnächst wie- Kommission im und gemeinsam erfolgte auch die tur-, Umweltschutz und Gewerbe der Salzachauen Monaten bereits beobachtet werden. der auf seine Winternahrung um. ehemaligen LIFE-Projekt Gebietsbegehung. Dabei wurden Salzburger Landesregierung. Für den Eine Vielzahl von Tier- und Pflanzen- In dieser Zeit nagt er auch stärkere Untersberg-Vorland die für den Eschenscheckenfalter Flachgau ist Elisabeth Ortner zustän- Rosanna Scriba, MSc, Flachgau arten haben diese neu geschaffenen, Bäume an oder fällt sie sogar. Daher (Euphydryas maturna) optimierten dig, um die Salzachauen kümmert Im vergangenen Winter wurden naturnahen Lebensräume bereits be- werden wertvolle alte Habitatbäu- Elisabeth Ortner, MSc, Flachgau Waldränder begutachtet, die wieder sich Rosanna Scriba, den Tennen- die Renaturierungsarbeiten in der siedelt. So konnte man im Sommer me in Gewässernähe, vor allem die LIFE ist das Förderprogramm der EU in Bewirtschaftung genommen Streu- gau und Pongau betreut Johannes­ Weitwörther Au abgeschlossen. Bei- rund um den Ausee beispielsweise seltenen Schwarzpappeln und alte für Umwelt, Naturschutz und Klima­ wiesen kontrolliert und die Bestände Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Rundschau Rundschau

42 Der Sachalin-Staudenknöterich kann bis zu 4 m hoch werden Beim Bodenaustausch wird das gesamte Rhizom entfernt Vorgezogene Wiesenblumen wurden sofort von Wildbienen Die markanten Augenflecken machen den Gelbringfalter 43 (Bild: Johannes Reitsamer). (Bild: Johannes Reitsamer). und Tagfalter angenommen (Bild: Johannes Reitsamer). unverwechselbar (Bild: Johannes Reitsamer).

des seltenen Glanzstendel (Liparis stellt das wichtigste Laichgewässer wurden dazu 200 Wiesenblumen loeselii) nachgeprüft. Ebenso gab es für den europaweit geschützten angepflanzt, welche im Rahmen Gespräche mit Grundeigentümern ­Alpenkammmolch (Triturus crista- des Projekts „Produktion regiona- und Bewirtschaftern, die von den tus; FFH-Anhang II und IV) in der ler Blüten­stauden“ in Töpfen vor- Herausforderungen bei der natur- Region Wolfgangsee – Fuschlsee dar. gezogen wurden. Darunter Arten schutzkonformen Streuwiesenbe- wie Wiesensalbei, Taubenskabiose, wirtschaftung berichteten. Insge- ­Wiesenflockenblume und Wundklee. samt zeigt sich der EU-Experte sehr Aus für den angetan vom Zustand des Gebiets Staudenknöterich Bei der Bekämpfung invasiver Neo- und seiner Schutzgüter. Die Arbeit am Goldeggersee phyten ist es besonders wichtig, eine der Schutzgebietsbetreuerin, die gründliche Nachsorge zu gewährleis- vorbildliche Zusammenarbeit mit Johannes Reitsamer, MA, ten. Erfreulicherweise hat sich die den zuständigen Mitarbeitern der Tennengau Gemeinde Goldegg dazu bereit er- Naturschutzabteilung wie auch mit Im Landschaftsschutzgebiet Gold­ klärt, diese Aufgabe zu übernehmen. Ende Juli trägt das Zierliche Federgras die charakteristischen den Grundeigentümern und Bewirt- eggersee befinden sich mehrere Einige Gemeindearbeiter wurden Früchte. Die Federn dienen der Ausbreitung und Etablierung schaftern wurde ausdrücklich gelobt ­Vorkommen des Sachalin-Stauden- dazu von der Schutzgebietsbetreu- der Samen (Bild: Andreas Scharl). und als entscheidender Erfolgsfaktor knöterichs (Fallopia sachalinensis). ung vor Ort eingeschult und kommen gewertet. Es handelt sich dabei um eine vom der Aufgabe seitdem gewissenhaft Menschen eingeschleppte Pflanzen- nach. Anteil kurzwüchsiger Sauergräser Neophytenbekämpfung art, die sich Zusehens ausbreitet. im Unterwuchs. Die Ansprüche der und Federgras im GLT Regelmäßig Pflege von Solche Pflanzen werden gemeinhin Art sind also sehr speziell, was auch Steppenhang in Amphibienlaichgewässern als invasive Neophyten bezeich- Erfreuliche Funde von der Grund dafür ist, warum sie nur net. Sie sind durchaus in der Lage, Gelbringfaltern an der sehr lokal vorkommen und als natur- Andreas Scharl, MSc, Pinzgau Elisabeth Ortner, MSc, Flachgau natürliche Pflanzengesellschaften Taugl und im Bluntautal schutzfachliche Besonderheit gelten. Der GLT Steppenhang in Lofer beher- Freier Blick auf die Felsbänder und Kleine und mittelgroße naturnahe­ nachhaltig zu schädigen. Aus diesem bergt ein Vorkommen des Zierlichen Trockenrasen in der Abendsonne. Der Tümpel sind wichtige Laichge­ Grund wurde im Jahr 2019 der Be- Johannes Reitsamer, MA, Gelbringfalter-Populationen sind in Federgrases (Stipa eriocaulis) sowie Japanische Knöterich ist nach zwei- wässer für Amphibien in den Natur­ schluss gefasst, vorhandene Vorkom- Tennengau Europa vielerorts stark rückläufig. zahlreiche andere Arten der Fels- maliger Mahd nun höchstens kniehoch und wird durch Brennnesseln beinahe schutzgebieten. Je nach Größe men zu beseitigen, bevor sie sich Sowohl im Europaschutzgebiet Taugl­ Daher ist die Art gemäß Anhang IV Trockenrasen und stellt damit für ausgeschattet (Bild: Andreas Scharl). und Beschaffenheit verlanden sie weiter ausbreiten können. gries als auch im Europaschutzgebiet der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Salzburg eine große Besonderheit unterschiedlich schnell. Damit sie Bluntautal konnten heuer Nachweise in allen Mitgliedsstaaten der EU dar. Doch leider konnten am Fuße als funktionierender Lebensraum Die dazu benötigten Leistungen wur- des Gelbringfalters (Lopinga achine) streng geschützt. Wie aber neue- dieses Naturjuwels, unwillentlich Jahr 2019 die Neophyten zwei Mal erhalten bleiben, kontrolliert die den als Ausgleichsmaßnahme von der durch die Schutzgebietsbetreuung re Beobachtungen aus dem unteren angesalbt durch die illegale Abla- – im Juni und August – ausmähten, Schutzgebietsbetreuerin regelmäßig Fa. Christian Ehrensberger GmbH erbracht werden. Der Abgleich mit Saalachtal zeigen, scheint der Falter gerung von Grünschnitt, der Japani- genießen Spaziergänger nun wieder die vielen Teiche und Tümpel und erbracht. Die Umsetzung selbst wur- der Biodiversitätsdatenbank im Haus in Salzburg einen bedeutenden Ver- sche Staudenknöterich (Fallopia ja- den freien Blick auf das Schutzgebiet organisiert dort, wo es nötig ist, eine de von der Schutzgebietsbetreuung der Natur zeigt, dass es sich bei dem breitungsschwerpunkt zu besitzen. ponica) und das Drüsige Springkraut am Lärchberg. Auch die Loferer Bau- schonende Räumung der Gewässer. geplant und in Folge koordiniert. Nachweis im Bluntautal um einen (Impatiens glandulifera) Fuß fassen. ernschützen, die die „Steinfeder“ Erstnachweis handelt. Im Tauglgries Bei genauem Hinsehen ist der Gelb- Diese invasiven Neophyten stellen traditionell für ihren Hutschmuck Beispielsweise wurde im Natur- und Um ein möglichst gutes Ergebnis zu wurde die Art seit dem Jahr 2000 ringfalter kaum zu verwechseln – die zwar keine Bedrohung für die Vor- verwenden, sowie die Schutzwald- Europaschutzgebiet „Wallersee – erzielen, wurde der gesamte, von nicht mehr dokumentiert. großen, gelb umrandeten Augenfle- kommen des Federgrases dar, dessen genossenschafft engagieren sich für Wengermoor“ im letzten Winter ein Rhizom durchwachsene Erdboden cken und die weiße Binde ist ihr Mar- Standorte sind zu heiß und trocken, den Erhalt der Fels-Trockenrasen. Teich ausgebaggert, der vor ca. 15 ausgetauscht. Im Anschluss wur- Der seltene Tagfalter gilt als stenöke kenzeichen. Beobachtungen können, doch versperrten die im Sommer So wurden aufkommende Gebüsche, Jahren während des LIFE-Projektes den die neu humusierten Flächen Art. Das bedeutet, er ist wenig an- bestenfalls mitsamt Fotobeleg, an mehr als zwei Meter hohen Stauden allen voran die Felsenbirne (Amelan- angelegt worden war. Für Herbst mit regionalem Saatgut aus dem passungsfähig und benötigt großflä- Dr. Patrick Gros am Haus der Na- den Blick auf die imposanten Fels- chier ovalis), zurückgeschnitten und 2019 ist eine ähnliche Maßnahme INTERREG-Projekt „Wild und Kulti- chige, sehr lichte Wald-Lebensräume tur gemeldet werden (patrick.gros@ bänder und Trockenrasen. Dank dem geschwendet um ein Zuwachsen der am „Eisteich“ im Naturschutz- viert“ eingesät. Auf einer direkt am auf flachgründigen, mageren, aber hausdernatur.at). beherzten Einsatz der Mitarbeiter seltenen Fels-Steppenvegetation zu gebiet Blinklingmoos geplant. Er See-Rundweg liegenden Böschung nicht zu trockenen Böden mit hohem des Loferer Wirtschaftshofes, die im verhindern. Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Rundschau Rundschau

CIPRA Österreich oder die Idee für schienene Dokumentation „25 Jahre Nachruf Landesrätin a.D. das Netzwerk der „Bergsteigerdör- Alpenkonvention – Ein- und Ausbli- fer“. Er fungierte als Motor für die cke“. 1987 wurde Peter Haßlacher Dr. Gerheid Widrich jährlich in Salzburg abgehaltenen mit dem Binding-Preis in Liechten- juristischen Fachworkshops zu den stein für seinen Beitrag zum Entste- versität Graz Medizin. 1963 heiratete Schutz gefährdeter und seltener Le- Protokollen der Alpenkonvention. hen des länderübergreifenden Nati- sie den Journalisten Hans Widrich bensräume wie Moore, Sümpfe und onalparks Hohe Tauern und für das und erhielt nach dem Turnusdienst Quellfluren konstituiert, daneben Sein Theorie und Praxis verbinden- Aufzeigen von Entwicklungsalter- im Salzburger Landeskrankenhaus aber auch die Landschaftsplanung des Wissen zu Alpiner Raumordnung, nativen im Berggebiet ausgezeich- 1968 ihr Diplom als praktische Ärz- initiiert und der Vertragsnaturschutz sanftem Tourismus und Regionalent- net, 1989 mit dem österreichischen tin. Daneben absolvierte sie eine als wesentliche Säule des Natur- wicklung durch Schutzgebietsent- Konrad Lorenz-Staatspreis für Um- musikalische Ausbildung am Mozar- schutzes neueingeführt. Zu diesem wicklung und -betreuung gab er als weltschutz. Besonders stolz machte 44 teum. Zweck wurde ein Naturschutzfond Lektor an den Universitäten Salz- ihn die Ehrenmitgliedschaft beim 45 geschaffen, welcher aus Abgaben konvention und zur substanziellen burg und Innsbruck (Geographie, Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler 1964 lud sie Landeshauptmann Dr. auf besonders landschaftsbelasten- Gestaltung und Anwendung ihrer Ökologie), mit Exkursionen und Be- Alpen seit 2016. Peter Haßlacher Wilfried Haslauer sen. zur Kandi- de Eingriffe wie Schottergruben Protokolle hatte Haßlacher ebenso treuungstätigkeiten, die auch viele wird uns als Freund und visionärer datur für den Salzburger Landtag und Steinbrüche gespeist wird. Zu maßgeblich beigetragen wie zur An- außeralpine JungforscherInnen für Vorkämpfer für die Erhaltung eines ein, wo sie sich sozial-, familien den wesentlichen Neuerungen in siedlung ihres Ständigen Sekretariats die Herausforderungen des Alpen- lebenswerten ­Alpenraumes in dank- und gesundheitspolitischen Be- der Amtszeit von Landesrätin Dr. in Innsbruck. Zu ihrer Umsetzung raums und die Lösungsansätze sen- barer Erinnerung bleiben. Landesrätin aD Dr. Gerheid Widrich langen widmete. Es war schließ- ­Gerheid Widrich zählt auch der Be- entwickelte er viele Projekte wie die sibilisierten, sowie mit zahlreichen Prof. Dipl.-Ing. Hermann lich ­Landeshauptmann Dr. Hans ginn der Salzburger Biotopkartierung Kommunikationsdrehscheibe „Alpen- auch internationalen Publikationen Hinterstoisser Am 11. August 2019 verstarb in Salz- Katschthaler, der sie 1989 als erste und eine wesentliche Verbesserung konventionsbüro“ und die „Rechts- und Vorträgen stets gerne weiter, burg die frühere Gesundheits- und Frau in die Salzburger Landesre- der fachlichen Grundlagen für die servicestelle Alpenkonvention“ bei u.a. finanzierte er selbst die 2016 er- Reinhard Gschöpf Naturschutzlandesrätin Dr. Gerheid gierung berief. Dort war sie für die praktische Naturschutzarbeit. Widrich. Ihr verdankt das Land Salz- Ressorts Familie, Frauen, Kinder- burg wie kaum einer anderen Politi- betreuung, Gesundheit und Natur- Wir verlieren mit Dr. Gerheid Wid- kerin maßgebliche Neuerungen und schutz zu­ständig. rich eine ehrlich um Schutz und Nachruf auf bis heute wirksame Naturschutzre- Erhaltung der heimischen Natur gelungen, vom landesweiten Bio- Im Bereich Naturschutz ist es ihrem bemühte Politikerin, welcher Nach- topschutz bis zum Vertragsnatur- Verhandlungsgeschick zu verdan- haltigkeit und Biodiversitätserhal- AO Prof. Dkfm. Dr. Robert Krisai schutz. ken, dass das von Dr. Erik Loos neu tung ein persönliches Anliegen war. konzipierte und bis heute über die Am 8. Oktober 2019 starb Herr tit. ■■ Krisai, Robert mit Friese, um den Naturschutz reichten aber Dr. Gerheid Widrich enstammt der Grenzen Salzburgs hinaus als mus- Wir werden sie stets in ehrendem ao. Univ. Prof. Dkfm. Dr. Robert Kri- Gertrude, 1986, „Aufbau und bis nach Salzburg, wo er Begutach- vor allem im 19. Jahrhundert in tergültig geltende Salzburger Na- Andenken behalten. sai im 88. Lebensjahr nach ­einem Genese des Wenger Moores am tungen für künftige Schutzgebiete Kunst und Wirtschaft bedeutenden turschutzgesetz 1992 verabschiedet sehr maßgeblich Wissenschaft und Wallersee“, Stud. Forsch. Salz- verfasste und u.a. auch maßgebend Familie Kupelwieser. Nach ihrer Ma- werden konnte. Mit diesem Gesetz Prof. Dipl.-Ing. Hermann Naturschutz gewidmeten Leben. burg 1986/2. an der Aufnahme des Vegetationszu- tura 1955 studierte sie an der Uni- wurde erstmals der landesweite Hinterstoisser Prof. Krisai war nicht nur einer der ■■ Krisai, Robert et al, 1993, „Die standes des heutigen Europaschutz- profundesten Kenner der Moosflora Moore des Ost-Lungaues“, gebietes „Wengermoor am Waller- Europas bis hinaus in Überseeländer. Sauteria Band 5, Abakus Verlag, see“ mitarbeitete, das mittlerweile Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt Salzburg. durch Wiedervernässung ökologisch lag in Ökologie und Entstehungs­ bedeutend aufgewertet wurde. geschichte der Moore als inhalts- Sein umfassendes Wissen wusste In Memoriam Peter Haßlacher schwere Archive nacheiszeitlicher Prof. Krisai in anschaulicher und Bis zuletzt arbeitete Prof. Krisai an Klima-, Vegetations- und Siedlungs- spannender Art und Weise seinen der Bestimmung unzähliger in- und Wir trauern um Peter Haßlacher, ern und weiterer Schutzgebiete.Im zahlreichen einschlägigen Gremien geschichte Mitteleuropas. Studentinnen und Studenten an der ausländischer Moosproben um das seit 2007 Vorsitzender von CIPRA Jahr 1980 folgte Haßlacher dem Ruf für Nationalparke und Raumordnung. Naturwissenschaftlichen Fakultät der Wissen über diese auch bioindika- Österreich (Internationale Alpen- des Österreichischen Alpenvereins, Ein ganz besonderes Anliegen war Krisais Zugänge dazu waren Groß- Universität Salzburg zu vermitteln. torisch wertvolle Pflanzengruppe zu schutzkommission). Sein Leben lang in der Vereinsleitung in Innsbruck ihm die Implementierung der Alpen- rest- und v.a. Pollenanalyse. Aus Als Lehrer pflegte er mit jungen Men- mehren. Dieser Arbeit entriss ihn engagierte er sich für den Schutz der eine „Fachabteilung Raumplanung- konvention. Er vertrat die Interessen seiner umfangreichen Publikationen­ schen einen respektvollen, geduldi- schließlich nach kurzer Krankheit Alpen und für nachhaltige Entwick- Naturschutz“ aufzubauen, die er mit des Alpenraumes über nationale wie liste dürfen nachstehende Arbeiten gen und freundlichen Umgang. der Tod. lungschancen ihrer Bewohner. Am großem Engagement bis zu seiner internationale Dachverbände wie die mit Salzburgbezug beispielhaft ge- 17.10.2019 ist er im 70. Lebensjahr Pensionierung 2013 leitete. In die- CIPRA. Als ehrenamtlicher Vorsit- nannt werden: Von höchster Bedeutung war für Wir, seine Kollegen, Schüler und von uns gegangen. Peter Haßlacher, ser Funktion wirkte Haßlacher als zender von CIPRA Österreich (2007- Prof. Krisai stets der Schutz der Moo- Freunde, werden unserem Prof. geboren am 7. November 1949 in unerschrockener Kämpfer für den 2019) und als Delegierter des Club ■■ Krisai, Robert, 1966, „Pflanzen- re und generell unserer wertvollen ­Robert Krisai stets ein ehrendes An- Osttirol, kam nach Schul- und Mi- Schutz von Natur und Umwelt und Arc Alpin wirkte er in den Gremien soziologische Untersuchungen in Natur. So bekleidete er in der zwei- denken wahren. litärzeit in Lienz und Spittal/Drau für zurückhaltenden, verantwor- der Alpenkonvention wie den öster- Lungauer Mooren“, Verh. Zool.- ten Hälfte des 20. Jahrhunderts über 1970 zum Studium der Geographie tungsbewussten Umgang mit dem reichischen Nationalkomitee (ÖNK) Bot. Ges. Wien 17 Jahre die in seinem heimatlichen Unser herzliches und tief empfunde- an der Universität nach Innsbruck alpinen Raum und hat ungezählte und viele Jahre in Vorstand und Prä- ■■ Krisai, Robert, 1975, „Die Uferve- Innviertel seinerzeit ehrenamtliche nes Beileid gilt seiner Gattin Dietlin- und wurde hier ansässig. Er wurde Aktive für Naturschutz und Raum- sidium des Umweltdachverbands. getation der Trumerseen, heu- Funktion eines Naturschutzbeauf- de und seiner Familie. ein wichtiger Akteur in der Entste- ordnung sensibilisiert, motiviert und Zum Zustandekommen des interna- tiger Zustand und Geschichte“. tragten der oberösterreichischen hung des Nationalparks Hohe Tau- unterstützt. Haßlacher arbeitete in tionalen Vertragswerks der Alpen- Diss.Bot.29, Cramer, Vaduz. Landesregierung. Seine Verdienste Dr. Gertrude Friese Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Rundschau Rundschau

In Summe umfasst das ÖPUL 2015 Raubbau an der Natur stoppen neunzehn Agrarumwelt- und Klima- maßnahmen, eine Biolandbau-, zwei Tierschutz-, eine Natura 2000-Land- WWF zum Bericht des und verursacht dabei 23 Prozent der im weltweiten Spitzenfeld. Dabei wirtschaft- sowie eine Wasserrah- Weltklimarats gesamten Treibhausgasemissionen zählt Fleisch zu den größten Klima- menrichtlinie-Landwirtschaft-Maß- durch Entwaldung, landwirtschaft- killern“, warnt Helene Glatter-Götz, nahme. Ein Viertel der globalen Treibhaus- liche Nutzung und Tierhaltung. „Die Expertin für nachhaltige Ernährung gase entstehen durch Landwirtschaft Abholzung von Wäldern, die Um- beim WWF. „Daher braucht es ei- Die größte Relevanz für die Biodi- und Abholzung – der WWF fordert wandlung von Mooren und anderen nen Kurswechsel bei der EU-Agrar­ versität haben folgende Maßnahmen eine radikale Trendwende in der Ökosystemen setzt Kohlenstoff frei, förderung, eine Kennzeichnungs- Landnutzung und naturverträgliche zerstört die biologische Vielfalt und pflicht aller Fleischprodukte und ein ■■ Umweltgerechte und biodiversi- 46 Klimaschutz-Offensive. Der aktu­ trägt zu unfruchtbaren Böden bei“, Ende von schädlichen Dauerrabatten tätsfördernde Bewirtschaftung 47 elle Sonderbericht des Weltklima- so WWF Wald-Expertin Karin Enzen- auf Billigfleisch. Damit würden wir (UBB): An der Maßnahme UBB rates (IPCC) zeigt die dramatischen hofer. „Gerade in Österreich ist der faire Handelsbedingungen schaffen, nahmen 2018 mehr als 50.000 Auswirkungen unserer Landnutzung Wald der größte CO2-Speicher. Den heimische Landwirte entlasten und Betriebe teil. Sie legten öster- auf die Klimakrise. “Wir brauchen gilt es, möglichst naturnah zu be- eine klima- und naturverträgliche reichweit auf 65.000 Hektar Farmland Birdindex 2018 (Bild: BMNT). eine radikale Trendwende in der wahren und zu bewirtschaften. Nur Produktion fördern.“ (2,8 Prozent der Landwirt- Landnutzung und eine naturverträg­ mehr knapp drei Prozent unserer schaftsfläche, ohne Almen) liche Klimaschutz-Offensive. Der- Wälder sind natürlich, obwohl wir Biodiversitätsflächen an. Die www.bmnt.gv.at/land/laendl_ent- Studie Farmland Bird zeit führt der menschliche Raub- eine Gesamt-Waldfläche von 47 Pro- Worauf wartet die Erhaltung von Einzelbäumen, wicklung/evaluierung/Evaluierungs- Index 2018 bau an der Natur zu unfruchtbaren zent haben. Die Zukunft liegt vor Politik noch? Hecken, Feldgehölzen, Rainen studien/Biodiversität-Boden-Wasser- ­Böden, Artensterben und sinkender allen in naturnahen Mischwäldern: und Böschungen ist im ÖPUL Klima.html Der Farmland Bird Index (FBI) ist Ernährungssicherheit“, sagt WWF- sie fördern einen gesunden Boden Im Kampf gegen die Klimakrise for- zusätzlich zu den bestehenden ein Kontextindikator des Österrei- Klimasprecherin Lisa Plattner. „Die sind widerstandsfähig und bieten dert Plattner von der Politik einen gesetzlichen Verpflichtungen chischen Programms für ländliche Wissenschaft dokumentiert die ­Lebensraum für viele Tier- und ganzheitlichen Ansatz: „Österreich geregelt. Evaluierungsprojekt Entwicklung (LE 14–20) und ein Wir- Klimakrise bereits seit 30 Jahren, Pflanzenarten.“ muss sich auf EU-Ebene für Klima­ Grünland kungsindikator für die Gemeinsame aber ein entschiedenes politisches neutralität bis 2040 statt 2050 ein- ■■ ÖPUL-Naturschutzmaßnahme: Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Handeln ist bis heute nicht in Sicht. setzen. Das erfordert naturverträgli- Nach dieser Maßnahme wurden Eine Evaluierung des Status Quo Union. Der Indexwert für 2018 liegt Auf jedes Jahr des Abwartens folgen Klimakiller Fleisch che Klimaschutzmaßnahmen in allen 2018 in Österreich rund 79.000 und der Entwicklung des österrei- unter jenem von 2017. Es besteht Dürre, Artensterben, Überschwem- Sektoren des Energiesystems.“ Auf Hektar Landwirtschaftsflächen chischen Dauergrünlands (exklusive der Eindruck einer gewissen Stabi- mungen, irgendwann wird uns auch Der dramatische Verlust von Natur- nationaler Ebene ist dieser Report nach naturschutzfachlichen Almen) zeigte, dass seit 2012 insbe- lisierung, wenn auch auf niedrigem die saubere Luft zum Atmen fehlen. räumen – vor allem die Abholzung ein erneuter Weckruf für eine öko- Kriterien bewirtschaftet. Typi- sondere Mähwiesen und -weiden mit Niveau, besteht. Ein eventueller Daher muss Natur- und Klimaschutz des Regenwaldes – befeuert die logisch und sozial gerechte Steuerre- sche Naturschutzflächen sind zwei Nutzungen sowie andere exten- Zusammenhang mit der deutlichen bei allen Entscheidungen berück- Klimakrise immens. Rund ein Drit- form, die Streichung umweltschädli- Trockenrasen, Feuchtwiesen, siv bewirtschaftete Grünlandarten, Zunahme von Biodiversitätsflächen sichtigt werden“, fordert Plattner tel der Landfläche weltweit wird cher Subventionen, eine umfassende Hutweiden, Bergmähder sowie wenn auch mit starken regionalen auf Acker ab dem Jahr 2015 muss einen Klimacheck aller Gesetze und für die Landwirtschaft verwendet. Mobilitätswende und den naturver- Streuobstbestände und Stillle- Unterschieden, abgenommen haben. dabei noch näher analysiert werden. Verordnungen sowie einen globalen Grund dafür ist unter anderem die träglichen Ausbau von Erneuerbaren gungsflächen auf Äckern. Die Ursachen dafür sind vielschich- Naturschutzpakt. massenhafte kommerzielle Fleisch- Energien. tig: manche Flächen wurden zu noch Alle Aussagen müssen allerdings in produktion, die auch in Österreich ■■ Bildungs- und Bewusstseinsbil- extensiveren Flächen umgewandelt, den Kontext gestellt werden, dass Der Mensch nutzt weltweit bereits ein relevantes Thema ist: „Mit 63 Sarah Bimingstorfer dungsmaßnahmen: Das Wissen ein größerer Teil wurde intensiviert. im Gesamtzeitraum 1998–2018 eine rund 72 Prozent der eisfreien Fläche Kilo pro Jahr und Kopf liegen wir WWF Österreich um Sinn und Zweck von Maßnah- Der höchste Anteil dieser Flächen markante Abnahme der Bestände der menauflagen wird über Weiter- ging als Dauergrünlandfläche verlo- österreichischen Kulturlandschafts- bildungsmaßnahmen im Rahmen ren und wurde entweder aufgelas- vögel stattgefunden hat; insgesamt des Österreichischen Programms sen, verbaut, in Acker umgewandelt sind in diesem Zeitraum im Schnitt für die ländliche Entwicklung oder aufgeforstet. Hauptgrund für 42 % der Bestände verschwunden. (Programm LE 14–20) gefördert. die Nutzungsaufgabe oder Auffors- Beitrag der Landwirtschaft zur So werden beispielsweise im tung von Dauergrünland war deren Rahmen der verpflichtenden sehr schwere Bewirtschaftung. Als Evaluierung Tagfalter Biodiversität Weiterbildung bei den ÖPUL- stärkstes Motiv für die Intensi­vierung und Heuschrecken Maßnahmen UBB und Bio spezi­ wurde die Notwendigkeit genannt, fische Kurse zum Thema Blüh­ energiereicheres und mehr Futter, Die Wirksamkeit der biodiversitäts- Maßnahmen und aktuelle flächen und deren Bedeutung insbesondere für Milchkühe, zu pro- fördernden Maßnahmen im Pro- Erhaltung der biologischen und ge- Betriebe mit einer Fläche von 1,84 für Insekten angeboten. duzieren. Die Ergebnisse der durch- gramm LE 14 – 20 auf die Artenviel- Ergebnisse netischen Vielfalt informierte das Millionen Hektar (ohne Almflächen) geführten Befragung legen aber falt in der Kulturlandschaft wurde im „Netzwerk Land“ in einer Aussen- teil. Mit einer Teilnahmerate von Der Erfolg der Biodiversitätsmaß- nahe, dass die ÖPUL Maßnahmen Rahmen eines zweijährigen Projek- Die österreichische Landwirtschaft dung. Am Programm zur Förderung über 80 Prozent der Betriebe und nahmen wird über fachliche Studien Bio, UBB, Naturschutz und Silage- tes anhand der Indikatororganismen unternimmt große Anstrengungen einer umweltgerechten, extensi- auch Flächen weist Österreich eine regelmäßig überprüft. Nachfolgend verzicht einen wesentlichen Grund Tagfalter und Heuschrecken unter- zur Förderung standortangepass- ven und den natürlichen Lebens- europa­weit überdurchschnittlich finden Sie die Kurzfassung von drei für die Aufrechterhaltung der Be- sucht. Es zeigt sich dabei erwar- ter und umweltschonender Be- raum schützenden Landwirtschaft hohe Teilnahmerate am Agrarum- signifikanten Arbeiten, die Lang- wirtschaftung extensiver Grünland- tungsgemäß, dass gefährdete und wirtschaftungsformen sowie zur (ÖPUL) nehmen insgesamt 91.710 weltprogramm auf. fassungen finden Sie hier: https:// flächen darstellen. naturschutzfachliche Spitzenarten Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Rundschau Rundschau

zielgerichtet nur mit der Maßnahme hebliche Gefährdungen dar, die es „Naturschutz“ wirksam geschützt abzuwenden gilt. und gefördert werden können. 2019 jährt sich der Fall des Eiser- Häufigere Arten können im Acker- nen Vorhangs zum 30. Mal. Bund und land durch die Anlage von Grün- Länder nehmen dieses Jubiläum als brachen und Biodiversitätsflächen Unterzeichnende dieser Erklärung in der Maßnahme UBB gefördert zum Anlass, ihre Bemühungen zur werden. Sehr wirksam ist auch der dauerhaften Sicherung des „Grü- Erhalt von Landschaftselementen, nen Bandes“ als Band des Lebens zu die nicht gehölzdominiert sind. Im vereinbaren und der Öffentlichkeit Grünland ist insbesondere der Erhalt vorzustellen. 48 von extensiv genutzten Flächen von 49 besonderer Bedeutung. Signifikant Anlässlich des 30-jährigen Memori- positiv für beide Indikatorgrup- als zum Fall des Eisernen Vorhangs pen waren dabei die einmähdigen kommen die Unterzeichnenden über- Wiesen. Im Berggebiet erwies sich ein, angesichts der fortschreitenden die Aufrechterhaltung der Nutzung Verluste an Biodiversität in Europa/­ durch Bergmahd sowie der Bewei- Österreich durch Zerstörung und dung von Hutweiden als besonderes Zerschneidung von Lebensräumen, biodiversitätsfördernd. Im Rahmen alles in ihren Möglichkeiten Stehen- des Evaluierungsprojektes werden de zum Schutz und zur Weiterent- auch auf Basis der vorliegenden Er- wicklung des „Grünen Bandes“ in gebnisse Vorschläge zur Erhöhung Österreich zu unternehmen. der Wirkung der ÖPUL Maßnahmen erarbeitet werden. „Dass Bund und Länder gemein- sam hinter dem Grünen Band ste- Zukunftsraum Land (Bild: Klaus Ranger). NW Zukunftsraum Land Ministerin Maria Patek und LRin Schaar, die stellvertretend für die Bundesländer hen, macht uns zuversichtlich für die „Erklärung von Illmitz“ beim Festakt unterzeichnet hat! (Bild: BMNT, Christian die kommende Arbeit als National Lendl). Focal Point und Anwalt der Natur. Mit dem entsprechenden politischen Willen auf allen Ebenen können wir die Erfolgsgeschichte­ Grünes Band in Österreich und Europa voran- Das Grüne Band bringen“, schaut Naturschutzbund – Vizepräsident­ Johannes Gepp in die Anlässlich der Feierlichkeiten zum sie sich auch dazu bekannt, das be- Das „Grüne Band Europas“ stellt in Green Belt – Zukunft. Fall des Eisernen Vorhangs und da- sondere Schutzbedürfnis des Grünen seiner engen Verzahnung mit den mit zur Geburt des European Green Band bei Infrastrukturvorhaben zu angrenzenden großflächigen, natur- Christine Pühringer Belt vor 30 Jahren hat Österreich ein berücksichtigen und Aktivitäten zur schutzfachlich besonders wertvollen ÖNB starkes politisches Zeichen für das Bewahrung, Wiederherstellung und Gebieten eine wichtige europäische internationale Naturschutzprojekt Nachhaltigen Entwicklung des Grü- Biotopverbund-Achse dar. Es hat da- gesetzt. Die Naturschutz-Landesräte nen Bandes zu unterstützen. mit eine herausragende Bedeutung von Oberösterreich, Niederöster- für das Naturerbe Europas, der durch reich, Burgenland, Steiermark und die Ausweisung von Nationalparks, Kärnten sowie die Österreichische Die Erklärung von Illmitz Naturschutzgebieten oder Ramsar- Umweltministerin Dipl.-Ing. Maria zur Bewahrung und Gebieten zum Teil schon Rechnung Patek haben sich mit der Erklärung Förderung des „Grünen getragen wurde. von Illmitz erstmals gemeinsam zum Band Europas“ European Green Belt bekannt. Auf Grund der beispiellosen histori- Über vier Jahrzehnte war Europa in schen Vergangenheit hat das „Grüne Mehr noch, sie haben erklärt „alles Folge des Zweiten Weltkrieges und Band“ heute eine besondere Bedeu- in ihren Möglichkeiten Stehende zum der politischen Spaltung des Konti- tung als lebendiges Symbol für die Schutz und zur Weiterentwicklung nents durch eine massive Grenze, ehemalige Teilung Europas und als des „Grünen Band“ in Österreich zu den Eisernen Vorhang getrennt. Ent- friedensförderndes und nationenver- unternehmen“. Sie wollen die Green lang des ehemaligen Grenzstreifens bindendes Projekt. Belt Initiative fördern, das Grüne hat sich auf Grund der eingeschränk- Band als Grüne Infrastruktur quer ten Zugänglichkeit und Abgeschie- Zahlreiche Eingriffe in den Natur- durch Europa weiterentwickeln und denheit eine einmalige Vielfalt an raum, unbedachte Nutzung und die Schutzgebiete darin besser zu Tier- und Pflanzen als Lebensraum mangelnde Biotoppflege stellen für vernetzen. In der Erklärung haben und als Wanderkorridor genutzt. das Grüne Band jedoch heute er- Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Tagungsberichte

Gefordert wurde eine rechtlich trägt 207 Millionen Tonnen (53,5 %). der Nachhaltigkeit kritisierte sie die verbindliche Rohstoffsicherung auf Er konzedierte, dass eine Erhöhung heutige ertragsorientierte Forstwirt- Tagungsberichte Jahrzehnte und eine Anerkennung der Achslasten erhebliche Mehrkos- schaft, die genau nicht nachhaltig der Branche für Biodiversität und ten für die Straßenerhaltung bewir- sei, weil sie andere Organismen als Naturschutzleistungen wie sie insbe­ ken könne, weniger Fahrten aber zur primär nutzbare aus dem Wald ver- sondere bei Amphibien, Reptilien CO2-Einsparung beitragen könnten. drängt bzw. deren für das Funktio- und verschiedenen Vogelarten bei- nieren des Ökosystems wesentliche spielshaft darstellbar sei. Lebensansprüche ignoriert. Rohstoffe im Rohstoff-Symposium Anthropozän Natur werde heute nur noch als Gesteinsabbau in zweckorientierte Vorratskammer In Wien fand ein vom Forum minera- Millionen Tonnen pro Jahr. Etwa die multipolare Ausrichtung der Österreich Frau Univ.-Prof. Dr. Eva Horn (Uni- gesehen. Das Anthropozän ist das 50 lische Rohstoffe der Wirtschaftskam- 250.000 Arbeitskräfte finden in der Weltwirtschaft wieder. Steigender versität Wien) brachte einen Blick Zeitalter, in dem der Mensch zur 51 mer Österreich organisiertes Roh- Baustoffwirtschaft (einschließlich Wohlstand lässt weltweit die Nach- Mag. Dr. Robert Holnsteiner (BMNT) auf die kulturhistorische Perspektive gestaltenden Macht auf der Erde ge- stoff-Symposium statt. Mineralische Steinbrüche, Sand- und Kiesgruben) frage nach Rohstoffen ansteigen. stellte Österreich als Land der der Rohstoffe. Rohstoff ist ein aus riet – er bewegt mehr. Rohstoffe stellen eine Grundlage Beschäftigung. Für ein Einfamili- ­Allerdings sind die aktuellen Progno- Selbst- und Nahversorger vor. Berg- der Natur gewonnenes, zur industri- nicht nur für verschiedenste Bautä- enhaus werden rund 440 Tonnen sen nicht günstig. Investitionen und bau und Gesteinswirtschaft ver- ellen Bearbeitung bestimmtes Mate- Erde, Sand und Steine als natürliche tigkeiten, sondern auch für indust- mineralische Rohstoffe benötigt. die steigenden Lebensstandards in sorgten nicht nur das Bauwesen rial. Die Globalisierung ist ursächlich Erosion. Seit Beginn der industriellen rielle Verwendungen dar. Da es sich 1,5 Tonnen mineralische Rohstoffe Südostasien sowie die zunehmende und die Industrie, sondern auch die mit Holz verbunden (zB. Holz für den Revolution ist der CO2 Ausstoß um um „nicht nachwachsende“ Rohstof- braucht es zur Errichtung von ­einem Ausbeutung von Bodenschätzen in Landwirtschaft mit (mineralischen) Schiffsbau, Wagnerei usw.). Dies hat- 44 % angestiegen, die Omnipräsenz fe handelt, werden, nicht zuletzt Meter Radweg, 33 Tonnen pro Lauf- Afrika erhöhen die Konkurrenz am Düngemitteln. Der Bedarf an mine- te in weiten Bereichen einen Raub- anthropogener Produkte wie Mikro- aufgrund der jüngsten Debatten um meter Autobahn. Die Ministerin rief Weltmarkt. China ist mittlerweile die ralischen Rohstoffen liege bei 1 lfm bau an den europäischen Wäldern plastik, Styropor und radioaktives Biodiversitätsverluste, Flächenver- dazu auf, möglichst heimische Vor- größte Weltwirtschaft, bis 2050 wird Bundesstraße bei 8 Tonnen pro lfm, für Kriegs- und Handelsflotten zur Material belasten die Umwelt in brauch und Energieeffizienz Gren- kommen zu nutzen, Auflagen für es 20 % der globalen Wirtschaftsleis- bei Güterwegen 5 Tonnen pro lfm Folge. Ebenso führte der Bergbau ­einem zunehmend erkennbar dra- zen von Abbaumöglichkeiten und Abbaugenehmigungen dürften aus tung halten, Europa nur noch 9 %. und für Gehsteige bei 1 Tonne pro zu dramatischen Waldverlusten auf- matischen Ausmaß. Die Biomasse der damit des wirtschaftlichen Wachs- ihrer Sicht nicht so hochgeschraubt Die Bevölkerung in Europa zeigt eine lfm. Jährlich werden in Österreich grund des permanenten Bedarfes an Wildtiere werde heute mit 3 %, jene tums immer deutlicher. Im Zuge werden, dass Rohstoffimporte billi- deutliche Tendenz zum Schrumpfen rund 100 Millionen Tonnen mine- Gruben- und Sudholz oder Holzkohle des Menschen seiner Haustiere auf des Symposiums wurde einerseits ger werden als im Land gewonnenes (in Österreich derzeit aufgrund der ralische Rohstoffe verbraucht, der zum Erzschmelzen. Durch Übertra- 97 % der zoologischen Biomasse auf klar, dass Lagerstätten mineralischer­ Material. Zuwanderung etwa gleichbleibend). Verbrauch schwankt unter ande- gung europäischer Wirtschaftsprin- der Erde berechnet. An Hand von sta- Rohstoffe endlich sind, erhebliche Massivere Umbrüche finden durch das rem Konjunkturbedingt und durch zipien auf außereuropäische Gebiete tistischen Auswertungen zeigte sie, Konfliktpotenziale bei konkurrenzie- Abg. z. NR. Karl-Heinz Kopf unter- dramatische Bevölkerungswachstum Effizienzsteigerungen zwischen 100 begann auch dort ein Raubbau an dass seit den 1950er Jahren Treib- render Raumnutzung bestehen, aber strich das Bekenntnis zur Regiona- in Asien (+ 600 Millionen Menschen und 120 Millionen Tonnen pro Jahr der Natur. Erst der Einsatz von Kohle hausgase, menschliche Bevölkerung auch Chancen der Nachnutzung von lität bei der Rohstoffgewinnung. in diesem Jahrhundert) und in Afri- bei mehrjähriger Betrachtung. Der ermöglichte die industrielle Revo- und Stickstoffausstoß gut korrelier- Abbauflächen für den Artenschutz Interessenswidersprüche gebe es ka (+ 700 Millionen Menschen in die- durchschnittliche Transportradius lution im 19. Jahrhundert – ange- bar exponentiell angestiegen sind. gegeben sind. zum Beispiel in dicht besiedelten sem Jahrhundert) statt. Ein globaler liege aktuell bei 26 km. Die derzeit trieben durch fossile Energie, deren Regionen, wo die Errichtung oder Trend ist die Konzentration der Be- aktiven Abbaue könnten den Bedarf Endlichkeit sich im 21. Jahrhundert Dazu verwies sie auf den exzessiven Geschäftsführer Thomas Wasser- Erweiterung von Anlagen oft sehr er- völkerung in urbanen Zentren. Das in Österreich für 90 Jahre für beste zunehmend herausstellt. Landverbrauch – nicht nur durch Ver- bacher begrüßte Frau BM Elisabeth schwert seien, beispielswiese durch bedeutet eine vermehrte Nachfrage Qualität, bei zweitbester Qualität bauung, wie gerade in Österreich mit Köstinger (BMNT) und den Gene- Probleme bei der Zufahrt (durch nach Rohstoffen im Bauwesen. für 101 Jahr und bei Festgesteinen Rohstoffe werden durch Ökonomi- rund 16 ha Grünland pro Tag exemp- ralsekretär der Wirtschaftskammer Wohngebiete), Staub- und Lärment- bis zu 116 Jahre decken. Die Erwei- sierung der Ressourcen – es entsteht larisch nachvollziehbar – sondern im ­Österreich Abg. z. NR. Karlheinz wicklung. Andererseits steigen die DI Lothar Benzel (Industrieverband terung oder Neuanlage von Abbauten ein Markt und dort ein Preis für die globalen Rahmen auch durch darü- Kopf. Frau BM Köstinger bezeich- Anforderungen an neuen Wohnraum, Steine und Erden Baden-Württem- ist, so der Referent, mit einem ho- Ressource – immer deutlicher in Wert berhinausgehende Kulturgattungs- nete die Branche als „Pioniere der neue Sportstätten, Hochwassersi- berg) brachte die Gegebenheiten hen Verfahrensrisiko behaftet. gesetzt. Natur wurde dem gegenüber änderungen (z.B. Intensivwiese statt Nachhaltigkeit“ die sich um CO2 cherheit, neue Infrastrukturbauten im benachbarten Deutschland ein. vielfach als „schlafendes Kapital“ be- Magerrasen) und Zerstörung von Na- Reduktion und die Biodiversität in usw. laufend. Er sprach sich dafür Er beklagte die lange Verfahrens- Univ.-Prof. DI Dr. Ronald Blab (TU trachtet, das als „immer verfügbar“ turräumen zu Gunsten agroindustri- Steinbrüchen und Kiesgruben ver- aus, dass die Gesetzgebung dafür dauer bei der Genehmigung von Wien) zeigte ökologische, ökono- erschien, ohne einen konkreten Preis eller Plantagenwirtschaft, etwa zur dient mache. Klimaschutz und Bio- auch Verfahrenssicherheit schaffen Abbauflächen. Widerstände durch mische und soziale Probleme des und damit aus ökonomischer Sicht Palmölproduktion. Dazu käme die diversität sind zentrale Zukunftsfra- müsste und bemerkte, dass die sehr Bürgerinitiativen erfolgten unter Rohstoffabbaues in einem Land keinen besonderen Wert zu haben. beispielsweise in Südamerika inef- gen. Mineralische Rohstoffe leisten strengen Naturschutzgesetze und anderem wegen LKW-Verkehrs, be- der Klein- und Mittelbetriebe auf. Zunehmend werden nun aber die fiziente Landwirtschaft, die einen einen entscheidenden Beitrag zur ihre Anwendung in Verfahren den fürchteter Grundwasserverunreini- Für eine Transportoptimierung im Grenzen des Wachstums deutlich: erheblichen Verlust von biologischer Wirtschaftsleistung, wobei das The- Zugang zu Lagerstätten erschwer- gung und Landschaftszerstörung. Straßengüterverkehr stellte er die Ressourcenmangel, Energiekrise,­ Vielfalt verbunden mit einem Sinken ma Effizienz hier von besonderer Be- ten, weshalb er für eine „andere Tatsächlich sei der LKW-Verkehr seit derzeitige Tonnagebeschränkung Wasserknappheit, Artensterben, ... . von Bestäubungsleistung, Wasser- deutung für die Ressourcensicherung Gewichtung der Interessen“ eintrat. der Jahrtausendwende gesunken. im Verkehrsrecht (KFG) in Frage. Nachhaltigkeit müsste eigentlich ei- mangel (an nutzbarem Trinkwasser) sei. Als wichtiges Zukunftsszenario In der Bevölkerung herrsche großes Für Milch- und Holztransporte gebe nen permanenten Nachschub garan- und deutlichen Beschränkungen der verwies sie auf vermehrte Möglich- Misstrauen gegenüber Behörden, die es bereits Ausnahmen, denn über- tieren, was bei geogenen Rohstoffen Biodiversität – von Artenzahlen bis keiten zur Kreislaufwirtschaft. Mineralische Rohstoffe als zu stark politisch gelenkt emp- schreiten der Höchstgewichte um schlichtweg unmöglich ist und, so genetischer Variabilität – bewirke. Devin Bicer, MA (Wirtschaftskam- funden werden. Bei der Kritik an 10 % erlauben (44 statt 40 Tonnen). die Referentin selbst im Wald zuneh- In Österreich gibt es derzeit 950 mer Österreich) referierte über die länger­fristigen Abbauvorhaben wer- Das gesamte Transportaufkommen mend in Frage stehe. Man sollte daher heute nicht nur ei- Sand- und Kiesgruben sowie 350 Zusammenhänge von Bevölkerungs- den häufig außer Betracht gelassen, im Straßengüterverkehr beläuft sich nen „Peak Oil“ vor Augen haben, Steinbrüche. Der Rohstoffbedarf wachstum und Rohstoffbedarf. Der dass der Abbau nur in jeweils rela- derzeit auf 387 Millionen Tonnen, Ausgehend von dem 1713 von Carl sondern die ökologische Belastungs- in Österreich liegt bei rund 100 aktuelle Konjunkturstand spiegelt tiv kleinen Abbauschritten erfolgt. der Anteil Steine und Baustoffe be- von Carlowitz postulierten Prinzip grenze der Erde. Der Mensch muss in Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Tagungsberichte Tagungsberichte Österreich in 200 Jahren ein Land ohne Äcker und Wiesen?

52 53 Mineralische Rohstoffgewinnung (auf ca. 1.800 m Seehöhe) ist stets ein landschaftlicher Eingriff, (Bild: Simon Klingler).

den Grenzen des Holozäns bleiben, Ökologieverständnis auf kommuna- vor allem was die Menge anlangt, um langfristig selbst überleben zu ler Ebene erkennen, wobei er auf gewarnt wurde. können. Natur, so die Referentin, teils mangelnde Zuständigkeiten ist keine passive Masse, die den von Gemeinden bei Abbauvorhaben Dr. Wichmann bestätigte, dass ein Menschen unbeschränkt zur Nutzung ­verwies. Kritisiert wurden Bürgerini- Abbau von mineralischen Rohstoffen überlassen ist, sondern ein komple- tiativen, auch im Zusammenhang mit jedenfalls einen Eingriff in die Land- xes System das in allen Gliedern, in- der Aarhus-Konvention. Er rief dazu schaft darstelle. Abgesehen davon klusive Mensch, ständig interagiert. auf, bei geplanten Vorhaben recht- könnten aber durch beispielsweise Sie muss als komplexes Interdepen- zeitig mit den Bürgern in Kontakt zu Schotterabbau neue Lebensräume denz Gefüge gesehen werden. treten, zu informieren und damit geschaffen werden, die in der sonst eine oft auf Missverständnissen oder dicht besiedelten und anthropogen In der Diskussion, die auch auf die mangelnden Kenntnissen beruhende überprägten Landschaft (zB. in Folge am selben Tag in vielen Medien Emotionalisierung zu vermeiden. Er Flussverbauung) nicht mehr entste- publizierten Ergebnisse der Biodi- wies darauf hin, dass es gerade im hen könnten. So finden Kiesbank- In Österreich werden pro Tag 20 ha Fläche versiegelt, am Beispiel ein LKW Parkpalatz an der Autobahn (Bild: H. Hinterstoisser). versitätskonferenz von Paris Bezug Bereich Energie oder Rohstoffversor- brüter oder Bienenfresser gegebe- nahm, wurde deutlich, dass sei- gung übergeordnete raumordnungs- nenfalls in Schottergruben wieder tens der Wirtschaftsvertreter eine politische Festlegungen brauche, Habitate. Als Haupttreiber für die Beim internationalen Symposium Sinn, was den Bodenverbrauch be- Dörfer und Städte sind kompakter, globale Problemsicht durchaus ak- etwa im Bereich Windenergie, die Artenverluste wurde in der Diskussi- „Bodenschutz durch Raumplanung“ trifft! So liegt der Bodenverbrauch im Wiesen und Äcker besser geschützt. zeptiert, aber für die jeweiligen er durchaus differenziert betrach- on die Landwirtschaft identifiziert, präsentierten hochkarätige Wissen- Durchschnitt der letzten 10 Jahre bei In Deutschland gibt es im Vergleich örtlichen Probleme ein geringeres tete und für manche Gegenden als wofür verschiedene Beispiele (zB. schaftler aus Deutschland, Öster- 20 Hektar pro Tag oder umgerechnet zu Österreich eine wirkungsvollere Problembewusstsein besteht. Wie optische Umweltverschmutzung ein- Rebhuhn, Feldhase) vorgebracht reich und der Schweiz die aktuellen­ 30 Fußballfeldern. Wenn wir weiter übergeordnete Raumplanungsbe­ so oft wird von vielen nicht erkannt, stufte. wurden. Entwicklungen zum Thema Boden- 0,5 % der Acker- und Grünlandflä- hörde: die Kreisämter. „Die Raum- dass die negativen Entwicklungen schutz durch eine geordnete Rau- chen in Österreich jährlich verbau- planungsstrategie dabei ist, Innen- letztlich die Summe der Einzelvor- Insgesamt zeigte die Tagung einer­ mentwicklung. In der Diskussion en, gehen uns in 200 Jahren die entwicklung vor Außenentwicklung haben abbilden. Allerdings stimmte Podiumsdiskussion seits die enorme Dimension des um den Bodenverbrauch spielen Böden für die landwirtschaftliche zu forcieren“, so Univ.Prof. Dr. der erwähnte Biodiversitätsbericht Schotter- und Gesteinsabbaues mit Gemeinden als Bau- und Flächen- Produktion aus. Daher müssen wir Stefan Siedentop von der Techni- der Pariser Konferenz viele Teilneh- An der Podiumsdiskussion zum ihren landschaftlichen, ökologischen widmungsbehörden eine wichtige konsequent an der geordneten Ge- schen Universität Dortmund. Dies mer sehr nachdenklich und förderte ­Thema Rohstoffgewinnung versus und sozialen Folgewirkungen, an- Rolle. Dabei befinden sich die Ge- staltung unserer Räume zum Woh- führt dazu, dass der relative jähr- durchaus die Bereitschaft darüber Raumordnung nahmen Bürgermeis- dererseits doch ein erkennbar zu- meindeverantwortlichen in einem le der zukünftigen Generationen liche Flächenverbrauch in Deutsch- nachzudenken, wie eine Förderung ter Mag. Alfred Riedl (Gemeinde- nehmendes Problembewusstsein bei Spannungsfeld: Jedes neue Bauvor- ­arbeiten!“, so Dr. Kurt Weinberger, land mit 0,25 % der Ackerfläche nur von Biodiversität mit Abbauvorha- bund), Thilo Juchem (Europäischer den Betreibern, dass auch geogene haben verbraucht einerseits Grund Vorstandsvorsitzender der Öster- die Hälfte des Flächenverbrauchs in ben kombiniert werden kann bzw. Gesteinsverband OEPG), Rechtsan- Rohstoffe nicht unbegrenzt vorhan- und Boden und bringt andererseits reichischen Hagelversicherung und Österreich ausmacht. bestätigte die Richtigkeit solcher walt Christian Heser (Deutscher Bun- den sind. Zur Aufrechterhaltung der Einnahmen aus der Kommunalsteu- Vorsitzender des Universitätsrats Überlegungen und Maßnahmen, wie desverband mineralische Rohstoffe Wirtschaft entstandene Landschafts- er. Dies führte in den letzten Jahr- der Universität für Bodenkultur „In der Schweiz hat der Gesetzge- anhand der später präsentierten MIRO), Dr. Gabor Wichmann (Birdlife wunden können zumindest teilweise zehnten zu einer massiven Zersiede- Wien (BOKU), in seinen einleiten- ber den sogenannten Fruchtfolge- Kooperation von BirdLife und Wirt- Österreich) und DI Simon Hartl (VIA für die Erhaltung seltener Arten, die lung und damit Verschandelung des den ­Worten an die 150 Teilnehmer flächen, das sind landwirtschaftliche schaftskammer noch gezeigt wurde. Donau) teil. Dabei wurde deutlich, in der sonst weitgehend anthropogen Tourismuslandes Österreich. aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik Nutzflächen mit den produktivsten dass verschiedene Rohstoffe, bei- überprägten Siedlungs- und Agrar- und Medien. Böden, ein absolutes Bauverbot auf- spielsweise Sand, weltweit nicht landschaft keine Überlebensmöglich- „Das größte Umweltproblem“ in erlegt, um die Ernährungssicherung Raumordnerische mehr in beliebiger Menge zur Verfü- keiten mehr finden, Habitate zur ­Österreich ist der enorme Boden- der Bevölkerung sicherzustellen“, Sicherung gung stehen, was in nicht allzu fer- Verfügung stellen. verbrauch. Die Folgen sind beispiels- Deutschland und präsentiert Dr. Silvia Tobias von der ner Zukunft das Bauwesen vor deut- weise zunehmende Schäden durch Schweiz: Vorbilder Eidgenössischen Forschungsanstalt Der Niederösterreichische Bürger- liche Probleme stellen dürfte. Als Überschwemmung, die Gefährdung für Österreich WSL die wichtigste Bodenschutzmaß- meister und Nationalratsabgeord- sehr sinnvoll wurde das Baustoffre- der Ernährungssouveränität und nahme der Schweiz. nete Mag. Alfred Riedl (Gemein- cycling eingestuft, wobei jedoch vor Prof. Dipl.-Ing. Hermann der Schönheit Österreichs. Öster- Deutschlands Landschaft ist natur- debund) ließ ein ambivalentes übertriebenen Erwartungshaltungen Hinterstoisser reich ist Europameister im negativen belassener als jene in Österreich. Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Tagungsberichte Tagungsberichte

Bodenschutz durch Gasthäuser oder Gewerbeimmobilien wir in Österreich unterwegs sind, Raumplanung? auf und revitalisiert sie für moder- kann es nicht weitergehen. Wofür Nachhaltigkeitsziele (SDGs) für nes Wohnen. „Wir können alle etwas ich kämpfe und wofür ich eintrete, Univ.Prof. Dr. Gernot Stöglehner, dazu beitragen, Boden zu erhalten“, ist, dass der Boden­verbrauch ganz Umweltschutz und Arbeit Leiter des Instituts für Raumplanung bringt es OSG-Chef Dr. Alfred Kollar massiv reduziert wird.“ Es handle an der Universität für Bodenkultur in auf den Punkt. sich dabei um eine Grundsatzfrage. zeug. Für steigenden Bedarf plane Wien, sieht den Schwerpunkt eben- „Wir verbauen die Zukunft der künf- man daher in der Regel einfach mehr falls in der Innenentwicklung: „Das Das Land Salzburg hat als Grundlage tigen Generationen – und das müssen des Bestehenden: Mehr Autobahnen, Bauen auf der ‚Grünen Wiese’ ist in der Raumordnung das Räumliche wir hinterfragen“, so Moosbrugger. mehr Flughäfen und so weiter. Dabei hintanzuhalten, die regionale Pla- Entwicklungskonzept. „Wir wollen komme die Diskussion zu kurz, wie nungsebene zu stärken und funkti- Herausforderungen wie der Zersie- Alternativen aussehen können, um onsgemischte Strukturen – wo man delung, dem rasch fortschreitenden Lösungsansätze einen demokratisch-sozial-ökologi- 54 auf kurzem Weg Versorgungseinrich- Bodenverbrauch und dem Ausster- gibt es viele schen Entwicklungspfad einzuschla- 55 tungen, Schulen etc. erreichen kann ben der Ortskerne entgegentreten. gen und somit Umwelt- wie auch so- – sind zu fördern.“ Das aktuelle Raumordnungsgesetz Um das Ziel der Nachhaltigkeits­ ziale Gerechtigkeit sicherzustellen. gibt uns die entsprechenden und ge- strategie der Österreichischen Bun- DI Franz Grossauer vom Institut eigneten Werkzeuge in die Hand“, desregierung aus dem Jahr 2002 (!) Wirtschaftsforscherin Daniela Klet- für Raumplanung sieht durch den so der zuständige Landesrat DI Dr. zu erreichen, nämlich den Bodenver- zan-Slamanig vom WIFO bezeichne- enormen Flächenverbrauch die Er- ­Josef Schwaiger. brauch auf max. 2,5 Hektar pro Tag te die SDGs als nichts weniger als nährungssicherheit in Österreich (aktuelle 16 ha/Tag) zu reduzieren, den Versuch einer globalen Trans- gefährdet. „Alleine die geplante Eine geplante Gesetzesnovelle in gibt es verschiedene Lösungsansätze: formation, um „Armut zu been- 3. Piste des Flughafens Wien mit Tirol wird wohl Änderungen für den, den Planeten zu schützen und rund 500 Hektar Bodenverbrauch neue Handelsbetriebe bringen, vor −− Österreichweite Leerstands- Wohlstand für alle zu sichern.“ Sie bedeutet, dass jährlich in Öster- allem für Supermärkte. Bei Neu- Datenbank und eine Flächen- stellte ein Indikatoren-Set für die reich 5.000 Tonnen weniger Getrei- errichtung will das Land verpflich- management-Datenbank, die Klima- und Energiepolitik vor, das de produziert werden kann“, so der tend Tiefgaragen oder Parkdecks Gemeinden dabei unterstützt, sowohl die Sektoren des Energie- ­Wissenschaftler. vorschreiben. Damit wolle man den Baulücken und Leerstände in Pilze helfen bei der Zersetzung von Totholz im Wald und führen die Nährstoffe systems berücksichtigt – Haushalte, zurück in den Naturhaushalt (Bild: Forstmeier Wolfgang). Bodenverbrauch eindämmen. „Oft Ortskernen transparent zu Verkehr, Industrie, Dienstleistungen Universitätsprofessorin Dr. Marianne stehen einstöckige Supermärkte am er­fassen und bestmöglich zu und Energieversorgung­ – als auch Penker vom Institut für nachhalti- Ortsrand auf der ‚grünen Wiese‘, nutzen Bei der gemeinsamen Veranstaltung Armut und Hunger überall auf der alle drei Dimensionen nachhaltiger ge Wirtschaftsentwicklung auf der meist mit doppelt so viel Parkfläche −− Monetäre Anreizsysteme für von ÖKOBÜRO und Arbeiterkammer Welt zu beenden, Ungleichheiten in Entwicklung: Ökologie, Ökonomie BOKU unterstrich den stillen Land- drumherum. Diese ‚Zubetoniererei‘ eine Revitalisierungsoffensive Wien „Zur Zukunft von Umwelt und und zwischen den Ländern abzubau- und Soziales. Eine Untersuchung schaftswandel in Österreich durch soll der Vergangenheit angehören“, −− Innenentwicklung vor Außen­ Arbeit“ forderte ÖKOBÜRO-Ge- en, Menschenrechte für alle durch- neun europäischer Länder – darun- den Bodenverbrauch und den da- sagte der für Raumordnung zuständi- entwicklung schäftsführer Thomas Alge in seiner zusetzen sowie eine Gleichstellung ter ­Österreich – zeige, dass positive mit verbundenen Verlust an wich- ge Landesrat Mag. Johannes Tratter. −− Interkommunaler Finanz­ Eröffnung die rasche Umsetzung der der Geschlechter weltweit zu errei- Entwicklungen im Moment vor ­allem tigen Bodenfunktionen wie z.B. die ausgleich in der Agenda 2030 der Vereinten chen. Ziel 6 fordert beispielsweise von der ökologischen Dimension ge- Wasserspeicherfähigkeit. Sie weist Mag. Alfred Riedl, Präsident des −− Schutz besonders wertvoller Nationen genannten Nachhaltigkeits- Sauberes Wasser für alle Menschen, trieben werden, etwa durch den auch auf den dramatischen Anstieg Österreichischen Gemeindebunds, Flächen (landwirtschaftlicher ziele (SDGs): „Umweltschutz und Ziel 13 wirksame Maßnahmen im Ausbau der erneuerbaren Energien. der verbauten Flächen und der Ver- hält einen interkommunalen Fi- Vorrangflächen), wie am Bei- Arbeit sollen sich ergänzen und dür- ­Klimaschutz, Ziel 14 eine nachhalti- Bei der ökonomischen Dimension – kehrsflächen hin: „Von 1960 bis 2016 nanzausgleich für zielführend. Ins- spiel der Schweiz, wo die pro- fen nicht gegeneinander ausgespielt ge Sicherung der Meere, Ziel 15 den z.B. der Energieeffizienz – und der stiegen die verbauten Flächen und gesamt sieht Riedl heute ein anderes duktivsten Landwirtschaftsböden werden. Die SDGs sind ein Kompass, Schutz bzw. die Wiederherstellung Leistbarkeit gebe es hingegen nur Verkehrsflächen um 1.370 Prozent, ­Bewusstsein für Nachhaltigkeit als für die Ernährungssicherung der in der politischen Entscheidungs- von Landökosystemen, die nachhal- wenige Fortschritte. Daher brauche während im gleichen Zeitraum das früher: „Die heutigen Bürgermeis- der Bevölkerung gesetzlich vor findung zu Win-Win-Situationen für tige Bewirtschaftung der Wälder, es glaubhaftes politisches Commit- Ackerland auf 82 Prozent und das ter haben aus Fehlern der Vergan- Verbauung geschützt sind Umwelt, Arbeit und Gesellschaft ein Ende der Bodendegradation und ment für den Klimaschutz, stabile Dauergrünland auf 66 Prozent zu- genheit gelernt. Sie hätten großes −− Vermehrtes Bauen in die Höhe führen soll.“ den endgültigen Stopp des Verlustes Rahmenbedingungen und vor allem rückgingen“. Interesse daran, dass Reserven und in die Tiefe an Arten. Transparenz über Zielkonflikte und bebaut und Ortskerne belebt wer- soziale Kosten. den. Es geht darum, eine positive Dazu Weinberger abschließend: „Ge- Die globalen Ziele zur Lösungsansätze Entwicklung der Gemeinden und rade die Sanierung des Leerstands nachhaltigen Entwicklung Ökologisch leistbarer Thomas Alge: „Mit den SDGs halten für Österreich der Wirtschaft zu ermöglichen und unter dem Motto ‚Lieber sanieren (SDGs) Wohlstand wir den Kompass in eine nachhalti- gleichzeitig wertvolle Grünräume zu statt Wiesen und Äcker neu zube- ge Zukunft in den Händen. Um den In Österreich gibt es das Phänomen, schützen“, betont Riedl. tonieren‘, schont die Umwelt und Als Sustainable Development Goals Um ein Wohlstandsmodell zu ver- Weg in diese Richtung auch zu be- dass laut Zahlen des Umweltbundes­ schafft tausende Arbeitsplätze. Ein (SDG’s) bezeichnet man ein 2015 wirklichen, das nicht primär auf schreiten, brauchen wir rasch einen amtes mehr als 40.000 Hektar In- Landwirtschaftskammer-Präsident perfektes Beispiel, bei dem sich von den Vereinten Nationen (UNO) Ausbeutung von Ressourcen be- von der Regierungsspitze getrage- dustrie-, Gewerbe- und Wohnimmo- Josef Moosbrugger fordert rasche Ökologie und Ökonomie ergänzen beschlossenes Set von 17 Entwick- ruht, gelte es Konsumgewohnheiten nen Umsetzungsprozess unter der bilien leer stehen. Das entspricht Maßnahmen, um dem Bodenver- und das kluge Volkswirtschaften und lungszielen, die auf internationaler zu durchbrechen, erläuterte Alex Einbeziehung von Zivilgesellschaft, in etwa der Fläche von Wien! Ein brauch und seinen Folgen Einhalt Unternehmen bereits erkannt haben. wie auch regionaler Ebene umzu­ ­Demirovic, Politikwissenschaftler an Wissenschaft und Wirtschaft.“ österreichweites Best Practice Bei- zu gebieten. „Wenn es um die Le- Das sind wir unseren Kindern und setzen sind. Die Agenda widmet sich der Goethe-Universität Frankfurt. spiel ist die Oberwarter Siedlungsge- bensmittelproduktion geht, dann Kindeskindern schuldig!“ vor allem 5 Kernanliegen (Menschen, Man sei es gewohnt, sich primär mit nossenschaft (OSG). Sie kauft gezielt ist eben der Boden die Grundlage. Planet, Wohlstand, Frieden und dem Auto fortzubewegen – oder für Mag. Thomas Mördinger leerstehende Immobilien wie z.B. Und in der Geschwindigkeit, in der Dr. Mario Winkler, VVaG Partnerschaft) und zielt darauf ab, Mittelstrecken bereits mit dem Flug- ÖKOBÜRO Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Tagungsberichte Tagungsberichte Klimawandel: Bundesforste bauen Wald der Zukunft

schnittliche Erntealter einer besser standhalten als die Fichte, ihr Fichte – drängt die Zeit“, Anteil wird sich zukünftig deutlich betont der ÖBf-Vorstand. erhöhen. Mehr als verdoppeln wird „Der Waldumbau in Richtung sich auch der Anteil der Weißtanne, Zukunft hat deshalb bereits die mit ihren zwei bis drei Meter tie- begonnen. Der Wald der fen Wurzeln zu den am tiefsten wur- Zukunft wird ein Wald der zelnden Nadelhölzern zählt, und mit 56 Vielfalt sein mit klimafitten, Trockenheit ebenso besser zurecht- 57 Mischwald mit Käfernest. Schlitzfalle für Borkenkäfer-Monitoring. standortgerechten Baumar- kommt als Fichten oder Lärchen. ten, die mit den neuen Kli- Ursprünglich in heimischen Wäldern maverhältnissen besser zu- weit verbreitet, ist die Tanne in den deutung gewinnen. Dank Klimaer- Wachstumsleistung zurück. Nega- Investitionen in rechtkommen.“ Mischwälder letzten Jahren stark zurückgegan- wärmung wird die Fichte jedoch in tive Effekte können aus heutiger den Wald der Zukunft haben sich in den letzten gen, nun wird sie wieder gefördert. höhere Lagen hinaufwachsen und Sicht zwar nicht gänzlich verhin- Jahrzehnten als wesentlich Auch die Buche (Rotbuche), Öster- sich nach oben stärker ausbreiten dert werden, mit einer angepass- „Neben vorausschauender Planung resilienter gegen negative reichs häufigste Laubbaumart, ver- können. Im niederschlagsärmeren­ ten Bewirtschaftung können wir sie bedarf es vor allem einer aktiven Umwelteinflüsse erwiesen trägt Trockenheit besser – jedoch Waldviertel, im Wienerwald, aber jedoch abmildern.“ Rund 160.000 und nachhaltigen Waldbewirtschaf- als etwa Monokulturen. Der auch nur in einem gewissen Rahmen. auch im Kobernaußer­ Wald (OÖ) Wald­standorte wurden genau un- tung, um die Wälder klimafit zu Fokus wird auf dem richtigen Aufgrund der Klima­erwärmung wird werden Lärchen und Douglasien tersucht – nach Baumarten, Alter, ­machen“, sagt Freidhager. Dazu ge- Baumarten-Mix und der Aus- sie sich bis auf 1.500 Meter Seehöhe zunehmen, da sie mit Trockenheit Zustand, Waldboden, Hangneigung, hören regelmäßige Durchforstungen, wahl geeigneter Baum­arten stärker ausbreiten können, braucht besser zurechtkommen. Die Doug- Störereignissen und Seehöhe. Die- eine konsequente Waldpflege insbe- liegen, unterstreicht Rudolf jedoch ein feuchtes Klima. lasie gilt als „alter Newcomer“ un- se wurden mit Klimamodellen ver- sondere des Jungwaldes, Aufforstun- Freidhager das Konzept ter den Baumarten. Ursprünglich schnitten und daraus neue Bewirt- gen und Schädlingsmonitoring. „Am für den Wald der Zukunft. in Nordamerika verbreitet, stellt schaftungspläne entwickelt. „Für strategischen Waldumbau und damit Grundlage für die zukünfti- Biodiversität erhält die sie an geeigneten Standorten eine jedes unserer 120 Forstreviere gibt deutlich erhöhten Aufwendungen in gen Planungen ist das Pariser Resilienz von Wäldern schnellwüchsige forstliche Alterna- es Bewirtschaftungs­pläne bis 2100, den Wald der Zukunft führt kein Wald der Zukunft struktur- und artenreiche Abkommen. tive dar, die gewaltige Dimensionen die vorgeben, wie die Wälder klima­ Weg vorbei“, bestätigt auch Georg Mischwälder (Bilder: ÖBf-Archiv/ Insgesamt werden unterschiedlichs- erreichen kann. In den inneralpinen gerecht bewirtschaftet werden“, Schöppl, ÖBF-Vorstand für Finanzen Wolfgang ­Simlinger) te Baumarten, die bisher weniger Regionen wie dem Salzkammergut, erläutert Freidhager. Mit diesen und Immobilien. „Die Investitionen Österreichs Wälder stark vertreten waren, zukünftig in Salzburg, Tirol oder Kärnten wer- langfristigen Plänen sind die Bun- in den Waldbau sind in den letzten Trockenheit, Hitze, Windwürfe, in 100 Jahren eine größere Rolle spielen wie etwa den neben den Lärchen die Tannen desforste auch im europäischen Ver- Jahren deutlich gestiegen und be- Wetterextreme – hinzu kommen die Zirbe, Eiche oder auch typische als Mischbaumart eine größere Rolle gleich zukunftsweisend unterwegs. trugen zuletzt rund 14,5 Millionen Borkenkäfer und andere Waldschäd- „In manchen Regionen Österreichs Mischbaumarten wie Ahorn oder spielen, in manchen Gegenden wie Euro pro Jahr.“ Gestiegen sind zu- linge: Der Klimawandel hinterlässt in müssen wir uns vom heutigen Wald- Linde, da Artenvielfalt im Wald der Oberkärnten auch die Zirbe. Aber sätzlich die Mehrkosten durch den Österreichs Wäldern deutliche Spu- bild verabschieden“, blickt Freiha- Zukunft eine größere Rolle spielen auch Laubhölzer, allen voran die Jagd als Schlüssel für Klimawandel. „Allein 2018 hat uns ren. Doch wie wirkt sich das auf die ger voraus. „Das Waldbild wird sich wird. „Artenvielfalt ist die beste ­Buche, werden in gebirgigen Lagen Wald der Zukunft der Klimawandel durch Schädlings- Wälder aus? Wie werden Österreichs verändern, doch es wird bunter und ­Risikovorsorge“, unterstreicht Rudolf wie dem Oberinntal, der Hochsteier- bekämpfung sowie höhere Ernte- Wälder in 100 Jahren aussehen? Pal- vielfältiger werden! Durch die Kli- Freidhager. „Eine hohe Biodiversität mark oder dem Pongau zunehmen. „Die Jagd ist ein wesentliches Ele- und Logistikkosten rund 23 Millionen men im Waldviertel und Pinien an maerwärmung wird sich auch die reduziert nicht nur das Schädlingsri- ment für den Wald der Zukunft – Euro gekostet“, stellt Schöppl fest. der Donau? Baumgrenze verschieben und nach siko, sie trägt auch maßgeblich zu ohne Jagd kein Wald“, bekräftigt „Dennoch ist und bleibt ein gesunder oben steigen.“ Österreichs häufigs- einer höheren Artenvielfalt in der Neue ­Rudolf Freidhager, „denn junge Wald der beste Klimaschützer – er „Mit dem Klimawandel werden sich te Baumart, die Fichte – oft auch Tier- und Pflanzenwelt bei.“ Waldbewirtschaftungs ­­ Bäume können nur dann in ihrer schützt vor Naturgefahren, reguliert auch unsere Wälder verändern“, als „Brotbaum“ der Forstwirtschaft pläne 2050/2100 natürlichen Vielfalt wachsen, wenn das Klima, reinigt Luft und Wasser, prognostiziert Rudolf Freidhager, bezeichnet -, kommt als Flachwurz- sie nicht zu sehr von Wildtieren ver- stellt nachwachsende Rohstoffe und Vorstand der Österreichischen Bun- ler mit Stürmen und Trockenheit Große regionale „Wir müssen heute planen, was in bissen werden.“ Vor allem Tannen erneuerbare Energiequellen bereit desforste (ÖBf) und fügt hinzu: „Wir zunehmend schlechter zurecht, sie Unterschiede 100 Jahren wachsen soll“, bringt es und Lärchen werden besonders gerne und bietet Tier, Mensch und Pflan- können unsere Wälder nicht mehr gerät unter Trockenstress. Die Fich- Rudolf Freidhager auf den Punkt. verbissen, da ihre Triebe sehr nähr- zen einen unersetzlichen Erholungs- so bewirtschaften wie bisher, es ist te wird deshalb stark zurückgehen, Wald ist nicht gleich Wald: Je „In Zusammenarbeit mit Wissen- stoffreich sind. „Untersuchungen und Lebensraum. Daher werden wir höchste Zeit, umzudenken.“ Bereits ihr Anteil wird von derzeit rund 60 nach Region, Bodenbeschaffen- schaft und Forschung entwickeln ­haben gezeigt, dass die Tannen auf auch weiter in den Wald investie- vor einigen Jahren haben die Bun- % langfristig auf etwa 40 % sinken. heit, Mikro­klima und Höhenlage wir zukünftige Klimaszenarien und fast der Hälfte (47 %) aller Flächen ren. Bis 2025 sind Aufwendungen von desforste begonnen, sich mit Klima­ Trotz ihres Rückgangs wird sie Öster- können die Veränderungen sehr simulieren die Waldentwicklung bis nicht höher als 1,30 Meter werden“, rund 100 Millionen Euro in den Wald szenarien zu beschäftigen und die reichs häufigste Nadelbaumart blei- unterschiedlich sein. Während die 2100. Diese Analysen zeigen auf, wo erläutert Rudolf Freidhager. „Ge- der Zukunft geplant“, so Bundes­ Wälder an den Klimawandel anzu- ben, da sie entlang des Alpenbogens Fichte in nicht standortgerechten der Handlungsbedarf am größten ist meinsam mit der Jägerschaft gilt es, forste-Vorstand Georg Schöppl ab- passen. „Die Anpassung der Waldbe- ein ideales Verbreitungsgebiet vor- Verbreitungsge­bieten wie dem Wie- und welche Flächen am dringlichsten geeignete forstliche und jagdliche schließend. wirtschaftung ist ein Gebot der Stun- findet. Die Lärche hingegen gilt als nerwald, Waldviertel oder Panno- umgebaut werden müssen. Durch Maßnahmen zu setzen, um das Auf- de, denn bei Produktionszyklen von sturmstabiler. Mit ihren speziellen nikum stark zurückgeht, wird die den Klimawandel werden Flächen kommen des Zukunftswaldes sicher- Pia Buchner 120 Jahren und mehr – so das durch- Herzwurzeln kann sie Windwürfen Eiche im Osten des Landes an Be- störungsanfälliger, auch geht die zustellen.“ ÖBF Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Tagungsberichte Tagungsberichte

wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Schülern in äußerst erfolgreicher Kooperation von Grundeigentümern Buchpräsentation im Ramsar-Gebiet biologischen Vielfalt und damit zur Weise für eine schonende Zugäng- (ÖBF AG), Stadtgemeinde Erreichung europäischer und globa- lichmachung eines Teilbereiches und Moorverein unter der sachkun- Wasenmoos ler Biodiversitätsziele. über einen didaktisch hervorragend digen Anleitung von Prof. Mag. Wolf gestalteten Lehrweg. Das Konzept Kunnert zeigt, dass kooperative und Österreich ist 1983 der Ramsar-Kon- fand positive Aufnahme in der Ge- partizipative Modelle zum Vorteil al- vention beigetreten. Derzeit gibt es meinde Mittersill und bei Mittersill+. ler praktikable Wege zur Biodiversi­ in Österreich 23 Ramsar-Gebiete, Ein Moorverein wurde gegründet und tätserhaltung darstellen. davon fünf im Land Salzburg. Es sind übernahm die Betreuungsarbeiten. dies: Das Wasenmoos entwickelte sich bald zu einem beliebten Ausflugs- ■■ Rotmoos im Fuschertal ziel für Einheimische wie Gäste des 58 (Natura 2000 Gebiet) Oberpinzgaues und die Moorschutz- 59 ■■ Moore am Pass Thurn (darunter aktivitäten erstreckten sich bald das Naturdenkmal Wasenmoos) auch auf eine wissenschaftliche In- ■■ Moore am Sauerfelderwald ventarisierung der Flächen, an der ■■ Moore am Schwarzenberg auch die Biotopschutzgruppe Pinz- ■■ Moore am Überling gau mit ihren Experten/innen eifrig (Natura 2000 Gebiet) mitwirkte.

Die Aufnahme eines Gebietes in das Über Initiative des früheren Pinz- Netzwerk der Ramsar-Schutzgebiete gauer Naturschutzbeauftragten HR stellt keinen unmittelbar wirksamen Mag. Josef Fischer-Colbrie erarbeite- rechtlichen Akt dar, sondern eine te Prof. Mag. Wolf Kunnert in jahre- Prädikatisierung des Areals als welt- langer Arbeit die Grundlagen für ein weit bedeutsames Feuchtgebiet. Das umfassendes Dokumentationswerk Wasenmoos am Pass Thurn spielt da- über das Wasenmoos, welches nun mit sozusagen in der höchsten Liga mit Hilfe des amtlichen Naturschut- des weltweiten Feuchtgebietsschut- zes im Druck erscheinen konnte. zes mit. Am 21. August 2019 konnte nun in Buchpräsentation über das Wasenmoos am Pass Thurn v.l.: Prof. Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser, Mag. Constanze Rak (ÖBF), 2019 konnte, dank entgegenkom- Anwesenheit von Frau Landesrätin LR Dipl.-Päd. Maria Hutter, Prof. Mag. Wolf Kunnert (Bilder: Land Salzburg/Melanie Hutter) mend der Österreichischen Bundes­ Maria Hutter im NPZ Mittersill das forste AG erreicht werden, dass von Wolf Kunnert verfasste Werk der Auf 1200 m Seehöhe liegt etwas Leitung des bekannten Moorspezia- tensivnutzung, Schadstoffeinträge weitere im Gebiet vorhandene Moor- Öffentlichkeit vorgestellt werden. unter­halb der Resterhöhe im Ge- listen Univ.-Prof. Dr. Gerd M. Steiner aus benachbarten Agrarflächen oder flächen in das Ramsar-Schutzgebiet Mit dem Buch liegt erstmals für ein Kennzeichnung des Naturdenkmales Wasenmoos am Pass Thurn. meindegebiet von Mittersill das (Universität Wien) in Kooperation über die Atmosphäre und, gerade einbezogen werden und diese somit Schutzgebiet dieser Art in Salzburg Wasenmoos, ein Hochmoorkomplex mit dem WWF Österreich. Auch das in Zeiten des Klimawandels beson- auf eine Gesamtfläche von 220 ha eine regelrechte Monographie vor, an der Südabdachung der Pinzgauer Wasenmoos zählte zu den Gebie- ders aktuell: Probleme mit einem ausgeweitet werden konnte. Das welche in Wort und Bild, übersicht- Schieferalpen. In früherer Zeit zur ten, welche in den Genuss geziel- sich ändernden Wasserhaushalt. Die entsprechende Dekret der Aufnahme lich gestaltet und nach didaktischen Torfgewinnung, unter anderem als ter Renaturierungsmaßnahmen wie 1971 in Ramsar (Iran) unterzeichnete dieses Moorkomplexes in die welt- Prinzipien aufgebaut die Pflanzen- Brennstoff für ein Vitriolwerk noch insbesondere Wiederaufstau von weltweite „Ramsar-Konvention“ ist weite Liste der Ramsar-Schutzgebie- und Tierwelt sowie ihre Interde- bis ins 20. Jahrhundert hinein ge- Vernässungsbereichen, Ablöse von ein völkerrechtliches Übereinkom- te wurde nun von Frau Landesrätin pendenzen anschaulich macht. Die nutzt, konnte sich das Areal nach Weiderechten usw. kamen. Die Aus- men, welches die Vertragsstaaten Maria Hutter am 21. August 2019 an Publikation regt zum Lesen, Schauen Aufgabe der Nutzung, ausgehend wirkungen der Arbeiten waren so dazu verpflichtet, gezielte Maßnah- Frau Mag. Constanze Rak als Ver- und Mitdenken an und führt dazu, von den noch verbliebenen intak- gut, dass 2004 das Wasenmoos in men zum Schutz einschließlich der treterin der Österreichischen Bun- zu verstehen, weshalb bestimmte ten Hochmoorbereichen, langsam die Liste der Ramsar-Gebiete auf- nachhaltigen Nutzung von Feucht- desforste AG als Grundeigentümer Pflanzen- oder Tierarten nur in ganz wieder regenerieren. Viele äußerst genommen werden konnte, wobei gebieten zu setzen. Ursprünglich überreicht. bestimmten Ökosystemen unter oft seltene Moorpflanzen wie die Zwerg- auch in der weiteren Umgebung des lag der Schwerpunkt der Ramsar- sehr spezifischen Rahmenbedingun- birke oder die „heimischen fleisch- Wasenmoos gelegene Moore der Konvention in der Erhaltung des gen wie Temperatur- und Wasser- fressenden Pflanzen“ wie Fettkraut, ­österreichischen Bundesforste in die Lebensraumes für Wart- und Was- Das Wasenmoos haushalt vorkommen. Dies schärft Sonnentau und Wasserschlauch. Gebietskulisse von schließlich 190 ha servögel, deren Bestände in Zeiten am Pass Thurn auch das Bewusstsein, weshalb es so aufgenommen wurden. des Wirtschaftsaufschwungs nach wichtig ist, die letzten Reste solcher Die ökologischen Besonderheiten dem zweiten Weltkrieg besonders Nach Durchführung der Renaturie- speziellen Ökosysteme gezielt zu er- des Gebietes waren 1978 Anlass, arg gelitten hat. Mittlerweile setzt rungsmaßnahmen durch die ÖBF AG halten und damit Artenüberlebens- das Wasenmoos im Ausmaß von 11,4 Ramsar-Konvention sich die Konvention umfassendere stellte sich die Frage der weiteren möglichkeiten zu bieten, die sonst ha zum Naturdenkmal zu erklären. Ziele zur Erhaltung von Feuchtge- Pflege der Moorflächen. Über ein zum Aussterben verurteilt sind. 2002 setzten die Grundeigentümer, Feuchtgebiete sind als Ökosysteme bieten – sowohl Marinen (zB. Man- Schulprojekt mit dem Gymnasium die Österreichischen Bundesforste global dem stärksten Druck ausge- grovenwälder) als auch Binnenland Mittersill engagierte sich der Direk- Das Wasenmoos am Pass Thurn ist Prof. Dipl.-Ing. AG, eine österreichweite Initiative setzt: Flächenverluste durch Ver- Ökosysteme wie eben Hochmoore. tor der Schule Prof. Mag. Wolf Kun- eine wahre „Archenoah“ der Arten- Hermann Hinterstoisser zur Renaturierung von Mooren unter bauung und landwirtschaftliche In- Der Feuchtgebietsschutz ist ein nert mit seinen Schülerinnen und vielfalt. Die jahrelange erfolgreiche Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Tagungsberichte Tagungsberichte Naturschutz in Zeiten des Klimawandels Landwirtschaftliche Nutzflächen im Bundesland Salzburg: 168.179 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche 100 % Bei einer internationalen Presse- In welcher Welt wollen einen unersetzbaren ökologischen wanderung am 22. und 23. August wir leben? und sozialen Wert haben. Seien also 5.000 ha Ackerland und Wechselwiesen 3 % erläuterten die Alpenvereine die Eingriffe in die alpinen Ökosysteme umfangreichen Wasserkraft-Pläne in Für die Alpenvereine ist eine Ausei- noch so lukrativ: Die Alpenvereine se- 65.955 ha Intensivgrünland 39 % den Stubaier Alpen. Und erklärten, nandersetzung mit diesem Konflikt hen es als ihre Pflicht, die Öffentlich- warum sie dagegen sind. Dabei ging existenziell wichtig – und zwar nicht keit über die Konsequenzen solcher 29.575 ha extensives Grünland 18 % es auch um die immer drängende- morgen oder übermorgen, sondern Eingriffe zu informieren und für den re Frage, ob sich Klimaschutz und jetzt, wo die Klimakrise endlich Schutz der Alpen einzutreten. Dazu ­Naturschutz vereinbaren lassen. ganz vorne auf der Agenda der Wel­ dient die Kampagne #unserealpen. 67.176 ha Almfutterflächen 40 % 60 töffentlichkeit angekommen ist. Es 61 „Gut fürs Klima, schlecht für die gilt, Antworten zu finden auf Fra- Natur?“ In der aktuellen Ausgabe gen wie diese: Wird uns die Energie- #unserealpen: Die nete gesellschaftliche Aspekte wie bzw. Förderungen ein wirkungsvol- ■■ Strukturhabitate (Schaugarten) 8/2019 bringt das Magazin GEO wende in eine weitere Ausbeutung aktuellen Aktionen Lebensweise und Konsumverhalten, ler Steuerungs­mechanismus für die sehr treffend auf den Punkt, was ökologischer und landschaftlicher Flächenverbrauch, Förderungspoli- Biodiversität seien. Naturschutz wird dabei nicht als viele Naturschutzverbände der- Ressourcen treiben? Sind Konzepte Zum Start der Kampagne im Dezem­ tik, Preisgestaltung für Lebensmit- störend oder betriebsbehindernd zeit umtreibt – und allen voran die wie „Renewable Alps“ und „klima- ber 2018 ging es vor allem um tel, vorgegebene Landschaftsstruk- angesehen, sondern als arbeitser- ­Alpenvereine. Denn die Alpen sind neutrale Alpen“ überhaupt realisier- drohende­ Skigebietserschließungen tur und Klima. Schützen mit Nützen leichternd. Rückzugsflächen für doppelt so stark vom Klimawandel bar? In welcher (Alpen-)Welt wollen in den Alpen. Und darum, die neue Land- und Kleinsäuger, Insekten ect. werden betroffen wie der ­globale Durch- wir leben? Kampagne bekannt zu machen. Mit Verantwortlich für das aktuell ins Forstwirtschaftsbetrieb im Zuge der Bewirtschaftung gezielt schnitt. Gleichzeitig lastet­ auf den drei gleichzeitig in Innsbruck, Bozen Bewusstsein getretene Artenster- der Stieglbrauerei belassen. Alpen im Hinblick auf die Energie­ ­ und München stattfindenden Presse- ben ist primär der Mensch durch Art wende ein riesiger Erwartungsdruck.­ Der Wert der Alpen konferenzen haben die Alpenvereine und Intensität der Flächennutzung. Der Verwalter des Guts Wildshut Der Konflikt ist offensichtlich: im Dezember den internationalen Eines der neuen GAP-Ziele ist die Christof von Hohberg stellte den Be- Abgestufte ­Einerseits gibt es große Potenziale Einfache Antworten wird es nicht Charakter der Kampagne deutlich Biodiversität (neben unter anderem trieb der Stieglbrauerei in Wildshut Grünlandwirtschaft zur Ausschöpfung der Wasserkraft, geben, das wurde auch bei den gemacht. Klimaschutz, Ernährung, Tierwohl, (OÖ) vor. Seit 1917 gehört das Gut eine Chance für andererseits sind die alpinen Öko- ­Diskussionen im Rahmen der Presse- In der zweiten Kampagnenwelle im landwirtschaftliches Betriebsein- zur Stieglbrauerei. Es werden der- Landwirtschaft und systeme besonders wertvoll und wanderung deutlich. Wie viele ande- Mai 2019 stand die europäische Di- kommen). zeit 200 ha land- und forstwirt- empfindlich. re Naturschutzverbände wissen die mension der Alpen Mittelpunkt. Ein schaftliche Flächen (davon ein Drit- Artenvielfalt Alpenvereine um die Wichtigkeit der Großteil der Probleme in den Alpen tel Wald, überwiegend Salzachauen) Energiewende. Ihre tiefe Überzeu- ist europäischen Ursprungs. Landwirtschaftliche als Biobetrieb bewirtschaftet. Für DI Peter Frühwirth (LWK-OÖ) refe- gung ist es aber auch, dass die Alpen OTS Nutzflächen im das Wildshuter Bier werden eigene rierte über unterschiedliche For- Bundesland Salzburg Urweizensorten gezogen. Auch Hop- men der Grünlandwirtschaft. Ak- fen wird selbst angebaut. Im Acker- tuell geht der Trend im Grünland Salzburg hat den höchsten Anteil an bau wird viel mit Zwischenfrüchten von früher zwei zu nun mindetsens Biobetrieben (fast 50 % der Landwirt- gearbeitet, unter anderem um den fünf Schnitten pro Jahr – mit einem Schützen durch Nützen schaftsbetriebe) in Österreich. 83 % Boden zu verbessern. Wesentliche, Trend zu sechs Schnitten je Saison. der Landwirte verzichten über ÖPUL- im Betrieb berücksichtigte Faktoren Trockenlegungen, Geländekorrektu- Verträge auf Pflanzenschutzmittel. zur Förderung der Artenvielfalt sind: ren, Aufdüngung, Ganzjahressilagen Naturschutz in men. Die Landwirtschaft ist sicher ssourcenverknappung hin. Wege aus usw. haben zu dramatischen Ände- Bauernhand nicht alleiniger Verursacher des Ar- einer sich daraus ergebenden Krise Die Bedrohung der Biodiversität ■■ Ackerwildkräuter (merkliche rungen geführt. Dazu trägt auch der tensterbens verfügt aber über die werden unter anderem in regionaler erfolgt nicht nur durch die Be- Erhöhung der Artenvielfalt) Konzentrationsprozess in der Land- Über Einladung des Ressourcenforum größten Landflächen und trägt schon Kreislaufwirtschaft, nachhaltigem wirtschaftung – auch Umweltver- wirtschaft (weniger, aber größere Austria fand am 22.05.2019 im Stiegl- allein deswegen erhebliche Verant- Beschaffungswesen und Energieeffi- schmutzung, Klimawandel und ter- ■■ Magerwiesen Betriebe) bei, der unter anderem Gut Wildshut eine Tagung „Schüt- wortung für den Zustand der biolo­ zienz gesehen. Die Biodiversität wird tiäre Nutzungen (Flächenverbrauch zum Einsatz immer größerer und zen durch Nützen – Naturschutz in gischen Vielfalt. Zu berücksichtigen als wichtige Ressource für die Land- durch Bodenversiegelung, Stör- und ■■ Ackermoose schwererer Maschinen führt. Bauernhand“ statt. In jüngster Zeit, ist dabei, dass viele Arten, vor allem wirtschaft anerkannt, die Landwirt- Vertreibungseffekte durch Touris­ nicht zuletzt aufgrund der alarmie- des Offenlandes, in unserer stark schaft will aber nicht Sündenbock mus usw.) tragen massiv dazu ■■ Schwarzpappel in der Salzachau Die Tierzahlen pro Betrieb wachsen renden Zahlen über Artenverluste in zersiedelten Landschaft von land- für das Artensterben sein. bei. Ursachen für den Rückgang (Naturschutzgebiet in OÖ) (bei sinkender Zahl der Betriebe), der heimischen Insektenwelt und der wirtschaftlichen Tätigkeiten abhän- an Insekten-Biomasse können Be- ebenso die Milchleistung pro Rind: Ergebnisse der Biodiversitätstagung gig sind. Viele Arten, vor allem des wirtschaftungsänderungen sein. So ■■ Der Betrieb betreibt proaktiven gab eine durchschnittliche Kuh 1960 von Paris, welche das Aussterben Offenlandes, sind in unserer dicht Biodiversität und kann die Umstellung von Weidehal- Naturschutz durch Anlage von ca. 2200 l Milch pro Jahr, sind es von rund 1 Million Tier- und Pflan- besiedelten Landschaft von (exten- Landwirtschaft tung auf Grünlandwirtschaft vielen heute rund 7000 l pro Jahr. Das zenarten (von 8 Millionen auf der siver) Landwirtschaft abhängig. ­Insektenarten die Nahrungsgrundlage ■■ Feldhecken (Kriecherlhecke, erfordert sehr eiweißreiches Fut- Erde existierenden) in den nächs- DI Johann Schmid (LWK-S) unter- entziehen (zB. Fliegen, Mistkäfer). Wildobstsorten wie Stieglbirne ter, welches vor allem bei kurzen ten 30 bis 50 Jahren prognostiziert, Kammeramtsdirektor DI Dr. Niko- strich die Vielfalt an Gegebenheiten, Meist würden viele Faktoren zusam- werden besonders berücksich- Schnittintervallen erreicht wird. ist die in weiten Teilen Europas zu- laus Lienbacher (LWK-S) wies in welche die Biodiversität beeinflus- menwirken. Die Landwirtschaft kön- tigt) Eine zumeist mindestens vier Mal nehmend industriell strukturierte seinen Begrüßungsworten auf eine sen: Düngung und Boden, Fruchtfol- ne nur bei ausreichenden Erträgen jährliche Mahd reduziert die Arten- Landwirtschaft ins Gerede gekom- sich abzeichnende allgemeine Re­ ge, Mähzeitpunkt sowie übergeord- überleben, weshalb Produktpreise ■■ Feldraine zahl in der Vegetation beträchtlich. Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Tagungsberichte Tagungsberichte

Ackerwildkräuter sind bei Insektenbestäubung um vs. Ackerunkräuter – bis zu mehr als 70 % höher als bei Muttertagswiesen neben ausschließlicher Windbestäubung. Intensivwiesen Insektenbestäubung verbessert die genetische Basis der Pflanzen. Dr. Johann Reschenhofer (Natur- schutzbeauftragter der BH Brau- Honigbienen ergänzen die Bestäu- nau) und Dr. Konrad Steiner (HBLA bung der wildlebenden Insekten – er- Ursprung) plädierten für das Prin- setzen können sie diese aber nicht. zip „Schützen durch Nützen“ und Bei vielen Pflanzen ist schon aufgrund damit für „Naturschutz in Bauern- der Blütenform nur eine Nutzung hand“. Dr. Steiner kritisierte die durch hoch spezialisierte Insekten 62 aktuell einseitig empfundene Pres- möglich. Tomate, Luzerne, Rotklee 63 seaufmerksamkeit für Bienen und usw. werden von Honigbienen über- Schmetterlinge, die viele andere haupt nicht aufgesucht. ­­Viele Wild­ Arten außer Betracht lasse. Ein im bestäuber (Hummeln) können schon Stiegl Gut Wildshut laufendes Ko- bei wesentlich tieferen Temperatu- operationsprojekt (ANL Laufen, Haus ren ausfliegen, als Bienen. der Natur Salzburg, HBLA Ursprung) befasst sich mit der Anlage von 53 der 583 in Mitteleuropa bekann- Wildblumenwiesen. Einige Probleme ten Wildbienenarten stehen als ge- schaffen die ständigen Änderungen fährdet auf der Roten Liste Deutsch- und immer komplizierter werdenden lands. Die Individuendichte nimmt Vorgangsweisen im ÖPUL-System. bei fast allen Arten deutlich ab. Ausgeräumte Agrarsteppen wie hier im Osten Österreichs, sind in Salzburg nicht Naturschutz solle in der Fläche, da- Artenreiche Feuchtwiesen im Europaschutzgebiet Lonka-Mäander, Lungau. verbreitet (Bilder: H. Hinterstoisser). mit in der Kulturlandschaft stattfin- Aufgrund der Entwicklungszeit ver- den, nicht nur auf kleinen Enklaven schiedener Arten können diese nur Abgestufte Grünlandwirtschaft damit unerwünschte Kräuter sind: wie einzelnen Ackerrandstreifen. Die in ein- bis zweimähdigem Grünland Sieben Landwirte haben sich im Land förderung erreicht und in den be- (AGW) heißt, die Bewirtschaftungs- Hahnenfuß,­ Giersch, Kälberkropf Blütenvielfalt ist nicht nur ästhe- überleben. Wildbienen brauchen Salzburg mit insgesamt 1,3 ha Flä- trieblichen Ablauf integriert werden intensität zu differenzieren: nicht und Ampfer. tisch schön, sondern auch ökologisch viele, je nach Art unterschiedliche, che beteiligt. Saatgut wurde über kann. Die besondere Bedeutung der jede Fläche vier oder fünf Mal bedeutsam. Gebietsweise machen Kleinstrukturen für Fortpflanzung die Kärntner Saatgut (Renatura- Wildbestäuber für einen funktionie- ­mähen, sondern Teilflächen exten- Im Zuge der AGW („Nutzungsredu- allerdings Neophyten Probleme als und Überwinterung – vom Schne- Mischung) mit 50 % Kräuteranteil renden Naturhaushalt wurde einmal sivieren (vielfältige Nutzungsfre- ziertes Grünland“) wird nur maximal Konkurrenz heimischer Flora. Auf ckenhaus über die offene Böschung bezogen. Die Kosten für das Saat- mehr deutlich. Das in der Biologie quenz). Die Düngung in der AGW drei Mal jährlich gemäht, die Fläche den Flächen ist nicht nur auf die bis zu Pflanzenstengeln. Das Blüten- gut liegen bei mehr als 1000 € pro schon lange bekannte Prinzip, dass muss entzugsorientiert und nicht erhält wenig bis keine Düngung. Sol- Nährstoffversorgung, sondern auch angebot muss während der gesamten Hektar. Eine extensive Nachweide Artenvielfalt nur durch extensive schablonenhaft erfolgen. Extensi- che Wiesen werden meist zur Heu- auf den Faktor Licht Bedacht zu Vegetationszeit ausreichend sein, könne stattfinden, aber keine Gülle­ Nutzung und Nährstoffarmut bzw. vierungsflächen brauchen nur wenig gewinnung verwendet und weisen nehmen, der für viele Pflanzenarten was eine adäquate Vielfalt an Blü- ausbringung. Das erste Zwischener- nur mäßige Nährstoffzufuhr auf den Düngung, davon resultiert eine Ver- in der Regel einen hohen Anteil an limi­tierend wirke. tenpflanzen erfordert. gebnis zeigte ein Ansteigen von 20 Standorten erreicht werden kann, besserung der Biodiversität auf der blühenden krautigen Pflanzen (Gold- bis 30 auf 35 bis 45 Arten auf den wurde auch durch die Vorträge von Fläche (mehr Kräuter und weniger Pippau, Witwenblume usw) auf. Flächen im ersten Jahr. Die Land- Vertretern der Landwirtschaft be- Gräser). Wiesenbestäuberprojekt Anlage von wirtschaftskammer Salzburg will be- stätigt. Der Referent wies eindringlich da- Wildblumenwiesen gleitend zum laufenden Versuch eine Im konventionellen Betrieb (1,8 raufhin, dass durch Reduktion der Ein grenzüberschreitendes Wiesen- Informationskampagne. GVE/ha) ließen sich vier Aufwüchse Schnitte und/oder Nährstoffzufuhr bestäuberprojekt stellte Dr. Wolf- Ein Salzburger Projekt präsentierte aus betriebseigener Gülle versor- die Zahl der Pflanzenarten und da- ram Adelmann (ANL-Bayerische DI Mathias Greisberger (LWK-S). Das Die Veranstaltung zeigte ein wach- gen. Bei weniger GVE verträge es nur mit der dort vertretenen Zierarten Akademie für Naturschutz und Land- Grünland ist grundsätzlich durch ein sendes Problembewusstsein der weniger Schnitte, so der Referent. signifikant zunimmt. Aus landwirt- schaftspflege) vor. Dieses Interreg- hohes Maß an Multifunktionalität ge- Landwirtschaft in der Erkenntnis, Biodiversität erhält die Resilienz von schaftlicher Sicht plädierte er für Projekt (Kooperationspartner ANL kennzeichnet: Wasserspeicherung, dass der Verlust an Arten bereits landwirtschaftlichen Nutzflächen Drei-Schnitt-Wiesen als brauchbarem und Regionalverband Flachgau Nord) Schutz vor Bodenerosion, Nutzfunk- mittelfristig ökonomisch negative und ist daher auch betriebswirt- Kompromiss zwischen Ertrag und erfolgt beiderseits der durch die Sal- tion, Erholungsfunktion und die Auswirkungen haben wird und stei- schaftlich relevant. Vielfalt. Auf solchen Wiesen komme zach gebildete Staatsgrenze. Wohlfahrtsfunktion als Co2 Speicher gende Artenverluste in der freien zwar eine erhebliche Zahl von (rund und Lebensraum für Flora und Fau- Landschaft zu einem Imagever- Ertragsbestimmende Arten sind 40) unterschiedlichen Pflanzenar- Wildbestäuber erfüllen eine unver- na. Ökologie, so der Referent, findet lust der Landwirtschaft beitragen. Englisches Raygras, Knaulgras, ten einschließlich eine Reihe von zichtbare Funktion bei der Pflan- hauptsächlich in ein- bis zweimähdi- Mit dem Konzept der abgestuften Wiesen­rispe, Goldhafer, Wiesen- Blütenpflanzen vor, allerdings keine zenbestäubung, die weit über jene gen Wiesen und auf Extensivweiden Grünlandwirtschaft versucht man in klee, Wiesen-Lieschgras. Aus land- seltenen Pflanzen wie Knabenkräu- der Honigbienen hinausgeht. 84 % statt (50 und mehr Pflanzenarten). Oberösterreich einen Kompromiss wirtschaftlicher Sicht „gute“ Kräu- ter. Für Bienennahrung sei jedoch der in der EU verbreiteten landwirt- Auf vier-schnittigen Wiesen kommen zwischen Ertragsorientierung und ter sind Löwenzahn, Wiesenkerbel, ausreichend gesorgt. Der Referent schaftlichen Pflanzenarten sind von nur noch ca. 20 Pflanzenarten vor, Biodiversitätsschutz umzusetzen. Bärenklau, Spitzwegerich, Schaf- sah die AGW als einzige zukunftsfä- Bestäubung abhängig. Die Erträge intensivere Mähregime (vielschürige Das Gut Wildshut zeigt, wie durch garbe oder Kümmel. Aus landwirt- hige Chance für die Biodiversität im gemischtbestäubter Pflanzen (Insek- Wiesen) kommen noch auf teilweise gezielte Maßnahmen in „Rest­ Prof. Dipl.-Ing. Hermann schaftlicher Sicht „schlechte“ und Grünland an. ten- und Windbestäubung möglich) unter 10 Pflanzenarten. flächen“ bewusste Biodiversitäts- Hinterstoisser Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Tagungsberichte Tagungsberichte

reich. An trockenen Standorten Eine Beweidung mit Schweinen hat Die beste Weide ist die Hütehaltung Grünlandtypen der Trockengebiete wird der Glatthafer (Arrhenatherum den Vorteil, dass aus einer ebenen oder kurzzeitige Beweidung mit ho- elatius) durch die Aufrechte Trespe Fläche ein ausgeprägtes Mikro-Relief her Besatzdichte auf kleiner Fläche, Von 5. bis 7. Juni 2019 wurde von werden, weil darin z. B. die Gold­ geeignet sein, da dadurch konkur- (Bromus erectus) ersetzt. Die Be- mit bis zu 60 cm Höhenunterschied da dann deutlich weniger selektiver der Bayerischen Akademie für Na- ammer ihre Nester baut und Rep- rierende Pflanzen zurückgedrängt zeichnung „Glatthafer-Wiese“ ist in hergestellt wird, wodurch ein struk- Fraß stattfindet. turschutz und Landschaftspflege tilien darunter Deckung finden. Bei werden, so lange während der Blüte- solchen Fällen auch dann zutreffend, turreicher Lebensraum entsteht. (ANL) ein Lehrgang zum Thema der Kartierung von Lebensraum- zeit der Orchideen keine Beweidung wenn gar kein Glatthafer vorkommt. Dies kann bei der Herstellung neuer Bei gemähten Halbtrockenrasen ist „Grünlandtypen der Trockengebie- typen sind innerhalb von Wachol- stattfindet. Von den Trocken-Lebensräumen ist Lebensräume auf bisherigen Inten- es wichtig, dass die Mahd nicht zu te – erkennen, bewerten, managen“ derheiden vorkommende prioritäre die Glatthaferwiese der einzige, der sivflächen ideal sein, ist aber natür- früh erfolgt, sodass wertgebende organisiert. Dieser Kurs fand in Kel- Lebensraumtypen (Kalkmagerrasen Eine besondere Form der Kalkmager- relativ leicht wiederherstellbar ist. lich nicht zur Pflege hochwertiger Pflanzenarten aussamen können. heim in der Nähe von Regensburg und Artenreiche­ Borstgrasrasen) ge- rasen sind Primäre Volltrockenrasen. Magere Flachland-Mähwiesen ­sollen Trockenrasen geeignet. Bei zu später Mahd besteht die unter der Leitung von Peter Sturm trennt zu erfassen, denn diese haben Dabei handelt es sich um die ältes- nicht beweidet werden, da dort Gefahr der Dominanzbildung von 64 statt. Im Rahmen einer Exkursion im ­Management Vorrang. ten Grünland-Standorte in Mittel­ viele trittempfindliche Arten wach- Während der größte Pflanzenreich- Gräsern (z. B. Aufrechte Trespe). 65 wurden mehrere Trockenstandorte europa. Sie sind bis zu 6.000 Jahre sen. Zulässig ist eine Herbstweide. tum auf extensiv gemähten Flächen Entwickelt sich ein unerwünschter in der Umgebung besichtigt. Teil- Kalkpionierrasen (LRT 6110) alt und brauchen grundsätzlich keine Während Magerwiesen grundsätzlich zu finden ist, haben Weideflächen Dominanzbestand von Gräsern, dann nehmer des Kurses waren hauptsäch- Dazu gehören Bleichschwingel­fluren Pflege, da sie zeitlos sind. Durch nicht gedüngt werden dürfen, ist bei eine höhere Biodiversität bei den ist ein Pflegeschnitt zum Ähren-/ lich MitarbeiterInnen bayerischer und Mauerpfefferfluren. Diese brau- den heutzutage erhöhten Luftstick- Mageren Flachland-Mähwiesen eine Tierarten, insbesondere bei den In- Rispenschieben der Gräser sinnvoll. Naturschutzbehörden, aber auch chen als Pflege lediglich eine gele- stoff kommen jedoch immer mehr maßvolle Festmistdüngung günstig, sektenarten. Selbst bei intensivster Dabei ergibt sich aber ein Konflikt, VertreterInnen von Landschafts- gentliche Freistellung von beschat- Gehölze in den natürlichen Voll- da bei zu starker Aushagerung auch Beweidung bleiben Strukturkompo- da auch Orchideen mitgemäht wer- pflegeverbänden und Planungsbü- tenden Gehölzen, aber keine Mahd trockenrasen auf und daher sind Arten verschwinden. Eine Gülle- nenten übrig (z. B. Stängel), die von den. Daher sollte solch ein Pflege- ros. Hauptziel des Kurses war es, oder Beweidung. als Pflegemaßnahmen stellenweise Düngung ist sehr problematisch, da Tieren genutzt werden können (z. B. schnitt nur mosaikartig erfolgen, die ­Lebensraumtypen (LRT) gemäß Gehölzentfernungen erforderlich. sie zu Humusabbau führt und wegen Eiablage von Heuschrecken, Singwar- damit die Orchideen möglichst ste- Fauna-Flora-­Habitat- (FFH) Richtli- Kalkmagerrasen (LRT 6210) Zeigerpflanzen für Volltrockenra- dem Ammoniakgehalt insektento- te für Vögel). Durch das Zurückdrän- hen bleiben können. Bei artenarmen nie der Trockengebiete richtig an- Kalkmagerrasen können durch Be- sen sind das Zwerg-Sonnenröschen xisch ist. Als weniger problemati- gen von höher wachsenden Arten ist Halbtrockenrasen kann auch eine zusprechen und geeignete Manage- weidung oder durch extensive ­(Fumana procumbens), die Gewöhn- sche Alternativen, falls der Festmist-­ eine beweidete Fläche im Durch- Mähgutübertragung aus in der Nähe mentmaßnahmen zu erörtern. Mahd entstehen. An ganz wenigen liche Kugelblume (Globularia bis- Dünger fehlt, sind Mineraldünger schnitt um 0,83 Grad Celsius wär- gelegenen artenreichen Flächen Standorten gibt es auch primäre nagarica) oder der Berg-Gamander oder Komposterde anzusehen. mer als eine Mähwiese. Das ist für zielführend sein, indem Teilflächen Volltrocken­rasen, die auf Grund der (Teucrium montanum). Insekten relevant, die Wärme brau- gefräst werden und dort Heublumen Die in Bayern heimischen natürlichen Verhältnisse gehölzfrei chen. Mahd bewirkt auch hohe Indi- eingebracht werden. Grünlandtypen der sind. Während gemähte Magerrasen Artenreiche Borstgrasrasen Management von viduenverluste bei der Mäh­arbeit, Trockengebiete eine starke Mittelschicht aufweisen, (LRT 6230) Trockenstandorten daher sind bei gemähten Magerrasen­ Dauerflächen- umfassen folgende FFH- haben beweidete Magerrasen eine Artenreiche Borstgrasrasen können Brachestreifen wichtig, wo sich die dichte Unterschicht, da die Vegetati- beweidet oder gemäht werden. Sie Ein Schwerpunktthema des Kurses Insekten zurückziehen können. In Monitoring und dessen Lebensraumtypen on durch das regelmäßige Abfressen kommen auf sauren (basenarmen) war die Beweidung in Trockengebie- Hinblick auf Zikaden wurde bei ­einer Bedeutung für das niedrig gehalten wird. Beweidung Böden vor. Zeigerpflanzen sind das ten. Die Beweidung hat sehr unter- Untersuchung festgestellt, dass auf Flächenmanagement 1. Wacholderheiden (LRT 5130) fördert daher niedrigwachsende Borstgras (Nardus stricta), Blutwurz schiedliche Auswirkungen auf Pflan- einer alten Rinderweide etwa 100 2. Kalkpionierrasen (LRT 6110) ­Arten wie Frühlings-Enzian, Herbst- (Potentilla erecta), Katzenpfötchen zen. Einzelne Arten werden intensiv Zikadenarten vorkamen, während Der Botaniker Robert Hiermeier 3. Kalkmagerrasen (LRT 6210) Enzian oder Stängellose Kratzdistel. (Antennaria dioica) und Besenheide verbissen, von anderen werden nur auf einer zweischürigen Naturschutz- berichtete in seinem Vortrag über 4. Steppenrasen (LRT 6240) Die Mahd hingegen fördert trittemp- (Calluna vulgaris), wobei letztere Teile gefressen (z. B. Blütenknöp- Mähwiese nur 10 bis 15 Zikadenarten ­seine Erfahrungen von Langzeitun- 5. Magere Flachland-Mähwiesen findliche Saum-Arten, die die Bewei- bei der gemähten Variante ausfällt. fe von Disteln), andere werden gar vorkamen. Die durch Weide entste- tersuchungen bei botanisch hoch- (LRT 6510) dung nicht aushalten. Der größte nicht verbissen. Unterschiedliche henden Strukturen (Kuhfladen, Aas, wertigen Flächen. Ein Langzeitmoni- Artenreichtum an Blütenpflanzen ist Steppenrasen (LRT 6240) Tierarten wiederum fressen unter- Büsche, erdoffene Trittstellen, Vieh­ toring ist insbesondere bei besonders Wacholderheiden (LRT 5130) auf gemähten Halbtrockenrasen zu Steppenrasen kommen nur auf schiedliche Pflanzenarten. Beim unterstände) sind Lebensräume für hochwertigen Flächen wichtig, um Wacholderheiden entstehen immer finden. Im artenreichsten gemäh- ­Extremstandorten vor und beinhalten Management von Trockengebieten viele spezialisierte Arten. beobachten zu können, ob die Ma- durch Beweidung von Trocken­ ten Halbtrockenrasen Deutschlands subkontinentale Arten wie Adonis­ ist daher darauf zu achten, dass je nagementmaßahmen in die richtige standorten. Der Wacholder ist das kommen 32 Orchideenarten vor. röschen (Adonis ssp.) und Federgräser­ nach botanischer Zielart geeignete Bei der Pflege von Magerrasen durch Richtung gehen. Voraussetzung ist einzige heimische Gehölz, das als Orchideenreiche Bestände des Kalk- (Stipa ssp.). In Deutschland können Weidetiere ausgewählt werden. Das Beweidung kommt der Vorweide eine Zielfestlegung, wohin sich die Keimling nicht verbissen wird. Bei magerrasens gelten als prioritärer sie sich in Regionen mit in der Regel Schaf ist die Hauptbeweidungsart eine besondere Bedeutung zu. Die- Fläche entwickeln soll. Eine Lang- Beweidung wird Wacholder geför- Lebensraumtyp. Voraussetzung für unter 500 bis 600 mm Jahresnieder- für die Phytomasse-Reduktion, be- se soll so früh wie möglich durch- zeituntersuchung muss ortsfest sein; dert, weil alle anderen Gehölze zu- den prioritären Lebensraumtyp ist, schlag ausbilden. Die deutschen Step- vorzugt jedoch junges Futter und geführt werden, d. h. in Tieflagen d. h. dass die Aufnahmen immer auf rückgebissen werden. Deshalb gilt dass mindestens 5 Orchideenarten penrasen sind nicht wie die echten meidet ältere und härtere Gräser. Süddeutschlands bereits ab Februar der gleichen Fläche stattfinden müs- der Wacholder als Weidezeiger. vorkommen und eine bedeutende Steppen Osteuropas von Natur aus Ziegen haben den Vorteil, dass sie bis März. Das hat den Vorteil, dass sen. Als Methode wird eine Erhebung Kriterium für Wacholderheiden ist, Population mindestens einer Orchi- waldfrei, sondern haben ihren Baum- auch Gehölze erfolgreich reduzieren auch Seggen im Austrieb verbissen nach Braun-Blanquet angewandt. dass der Wacholder mindestens 5 deenart vorhanden ist. Im Manage- bestand durch menschliche Nutzung (durch Blattfraß und Ringeln). Unter werden. Bei rechtzeitiger Vorweide Auf einer Dauerfläche im Ausmaß % Deckung einnimmt und der Be- ment von solchen orchideenreichen verloren und brauchen daher Pflege allen heimischen Nutztieren bietet kann man im Regelfall nichts falsch von ca. 20 bis 25 m² werden zuerst schirmungsgrad maximal 50 % be- Beständen ist darauf zu achten, dass gegen Verbuschung. eine Beweidung mit Eseln die meis- machen, da die wertgebenden alle Arten aufgenommen und dann trägt. Wacholderheiden brauchen Orchideen verbissempfindlich sind. ten Vorteile, da diese Ruderalgrä- ­Orchideenarten früh im Jahr noch nach ihren Deckungswerten einge- regelmäßig­ Pflege, z. B. muss der Das heißt, dass orchideenreiche Wei- Magere Flachland-Mähwiesen ser stark verbeißen und daher Blü- nicht da sind. Zu spät bestoßene schätzt. Zusätzlich wird jede Fläche Wacholder immer ­wieder zurück- den nur in einem bestimmten Zeit- (LRT 6510) tenpflanzen am meisten gefördert Schafweiden weisen häufig Domi- bei jeder Aufnahme mit einem Foto geschnitten werden. Einzelne dich- fenster beweidet werden dürfen. Der trockene Flügel der Mageren werden. Esel sind auch zur Nach- nanzen unerwünschter Gräser (z. B. aus einem definiertem Blickwinkel te Büsche sollten stehen­ gelassen Z. B. können Vor- und Nachweide Flachland-Mähwiesen ist sehr arten­ beweidung von Schafweiden ideal. Borstgras, Aufrechte Trespe) auf. fotografiert (immer zur gleichen Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Tagungsberichte Tagungsberichte

Jahreszeit). Die örtliche Festlegung grünes Labkraut (Galium glaucum), der Dauerfläche ist wichtig für die Färber-Ginster (Genista tinctoria), spätere Aussagefähigkeit: Wenn der Blauer Lattich (Lactuca perennis), Erhalt einer hochwertigen Fläche Wimper-Perlgras (Melica ciliata) und dokumentiert werden soll, ist eine Federgras (Stipa pennata). Eine Be- zentrale Dauerfläche sinnvoll, wenn weidung wäre auf diesem Standort die Entwicklung in Richtung Zielzu- nicht geeignet, da die meisten Arten stand dokumentiert werden soll, ist des thermophilen Saums trittemp- eine Lage am Rand sinnvoll. findlich sind.

Beweidung aus Sicht Resümee 66 der Schäferei 67 Bei der Exkursion wurden mehrere Zum Abschluss referierte der Schäfer Abb. 1 Wacholderheide im Unteren Altmühltal (Bilder: K. Kogler, 06.06.2019). Abb. 2 Mäh-Halbtrockenrasen im Unteren Altmühltal. besonders artenreiche Trockens- Erich Neulinger über seine Arbeit. tandorte besichtigt, die nur durch Er ist einer von sieben Vollerwerbs- Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris), Eine Besonderheit stellte der Be- die regelmäßige fachgerechte Pflege Schäfern im Landkreis Weißenburg- Exkursion zu den keine Pacht und er bekommt für die Gamander-Sommerwurz (Orobanche such eines Primären Volltrocken- erhalten werden können. Die vorge- Gunzenhausen und hat einen Betrieb Trockenhängen bei Pflege die Betriebsprämie aus der teucrii), Berg-Steinkraut (Alyssum rasens (Abb. 3) mit Federgras dar. fundenen Standorte sind nur dank mit 750 Mutterschafen. Die Flächen- Riedenburg 1. Säule sowie die Bio-Prämie. Als montanum), Gemeine Ochsenzunge Es handelte sich dabei um einen ­eines schon seit Jahrzehnten sehr ak- ausstattung des Betriebes liegt bei wertgebende Pflanzenart kommt auf (Anchusa officinalis), Hufeisenklee felsdurchsetzten Steilhang im tiven Landschaftspflegeverbandes in 220 ha Betriebsfläche, wovon 150 ha Die beiden Exkursionen führten zu der Fläche die Bienen-Ragwurz vor. (Hippocrepis comosa) usw. Auf Grund Natur­schutzgebiet Schulerloch. Als dieser Qualität erhalten. Der Land- Weiden und Trockenrasen darstellen, mehreren Magerstandorten, die Als Naturschutzmaßnahme ­wurden der außergewöhnlich kalten Witte- Pflegemaßnahme werden jährlich schaftspflegeverband kümmert sich der Rest sind Wirtschaftsgrünland und vom Landschafspflegeverband Kel- über die Fläche verteilt mehre- rung im Mai 2019 waren noch keine vom Landschaftspflegeverband um eine stand-ortangepasste Pla- Ackerflächen für die Winterfutterer- heim VöF e. V. gemanagt werden. re Einzelbäume gepflanzt, die das der ansonsten Anfang Juni meist zu aufkommende Gehölze zurückge- nung und Umsetzung der Pflegemaß- zeugung. Die Weideflächen liegen Dieser Landschaftspflegeverband Landschaftsbild aufwerten, Struk- sehenden Orchideenarten vorzufin- schnitten, wobei die endemische nahmen, wobei als Pflegmaßnahmen sehr zerstreut und diese Kleinstruk- wurde 1985 als erster Landschafts- turen für Vögel und andere Tiere den. Als weiteres Exkursionsziel wur- Donau-Mehlbeere, Eibe, Kreuzdorn je nach Standort Beweidung, Mahd turiertheit führt zu hohem Arbeits- pflegeverband in Bayern gegrün- bieten und zugleich Schattenbäume de ein Mäh-Halbtrockenrasen (Abb. und die meisten Wildrosen belassen oder reine Gehölzrückschnitte ange- aufwand (z. B. Wasserversorgung für det. Zahlreiche naturschutzfachlich für die Weidetiere darstellen. 2) in südexponierter Hanglage besich- werden. Der Übergangsbereich vom wandt werden. An einzelnen Flächen die Weidetiere). Die Vermarktung höchstwertige Magerrasenkomplexe tigt. Dieser wird jährlich im Herbst Volltrockenrasen zum umgebenden wird auch ein Dauerflächen-Monito- der Lämmer erfolgt zum Großteil konnten somit gesichert werden und Als nächste Exkursionsziel wurde mit einer funkgesteuerten Mähraupe Buchenwald zeigte sich besonders ring durchgeführt, um den Erfolg der über Direktvermarktung (Alt-mühltal- werden nun fachgerecht gemanagt. eine Schafweide besichtigt, bei der gemäht. Das Mähgut wird von dieser reich an attraktiven Blütenpflanzen. Managementmaßnahmen evaluieren Lamm). Es besteht ein Spannungsfeld Die fachgerechte Pflege zeigt sich die Pflege derzeit nicht optimal Mähraupe an den talseitigen Rand In diesem thermophilen Saum waren zu können. Die bei den Landschafts- zwischen dem nachgefragten Fleisch- am örtlich guten Erhaltungszu- läuft. Auf Grund zu extensiver Be- gebracht und dort unter den Stauden beispielsweise folgende Arten an- pflegeverbänden anfallenden Kos- produkt und der Erfüllung der Land- stand mehrerer Rote-Liste Arten. wirtschaftung (vor allem zu später am Waldrand kompostiert. Typische zutreffen: Blutstorchschnabel (Ge- ten der Pflegemaßnahmen werden schaftspflege. Die von den Kunden Durch die Zusammenarbeit mit der Beweidung) nehmen Ruderalgräser Arten dieses Mäh-Halbtrockenrasens ranium sanguineum), Rauer Alant in Niederbayern in Naturschutzge- geforderte Fleischqualität erfordert Natur­schutzbehörde wird Geld von die Überhand und verbuscht die Flä- waren Heilwurz (Seseli libanotis), (Pentanema hirtum, früher Inula bieten zu 100 % von der Regierung eine Endmast im Stall, da aus der Ausgleichsmaßnahmen aus Natur- che zunehmend mit Schlehen. Berg-Haarstrang (Peucedanum oreo- hirta), Aufrechte Waldrebe (Clema- übernommen. Das System der Land- Beweidung von Magerflächen nicht schutzverfahren gebündelt dazu selinum), Wohlriechender­ Schöterich tis recta), Aufrechter Ziest (Stachys schaftspflegeverbände wäre auch genug Fettreserven angelegt wer- verwendet, um die Vernetzung der (Erysium odoratum) usw. Auffällig recta), Goldaster (Galatella li-nosy- für Salzburg wünschenswert, um den können. Bei der Zusammenarbeit bestehenden Naturschutzflächen Exkursion zu den war die ­Dominanz der Aufrechten ris), Straußblütige Margerite (Tan- eine langfristige und durchgehen- mit den ­Naturschutzbehörden und weiter zu verbessern. Klimatisch Magerrasen im Trespe, die schon fast problematisch acetum corymbosum), Bayerisches de fachgerechte Pflege besonders Landschaftspflegeverbänden ist aus zählt das Gebiet auf einer Seehöhe Unteren Altmühltal wird. Leinblatt (Thesium bavarum), Blau- hochwertiger und pflegeintensiver Sicht der Schäfer der häufige Per- von rund 350 m zu den wärmsten Grünlandstandorte sicherstellen zu sonalwechsel ein Problem, da gute Gegenden Bayerns. Am Nachmittag wurde eine typische können. Ortskenntnisse wichtig sind. Die Wacholderheide (Abb. 1) begangen, ­direkte Kommunikation über Telefon Als erstes wurde eine Rinderweide die im Durchschnitt zwei Mal pro Jahr wird geschätzt, während Emails bei besichtigt, die 2011 über den Land- mit Schafen beweidet wird. Auf Teil- Buchtipp der Feldarbeit kaum berücksichtigt schaftspflegeverband angekauft flächen dieser Wacholderweide wurde werden können. Die Arbeitsüber- wurde und nun dem Landkreis Kel- im März eine Vorweide durchgeführt. Sturm, P., Zehm, A., Baumbach, H., Bra- lastung ist ein großes Problem der heim gehört. Ursprünglich handel- Dies war zum Zeitpunkt der Exkursion ckel, W. von, Verbücheln, G., Stock, M., Schäfer, da gute Fremdarbeitskräf- te es sich um eine Ackerfläche, die am 6. Juni noch gut ersichtlich, da in Zimmermann, F. (2018): Grünlandtypen. te kaum verfügbar sind und auch aber auf Grund des seichtgründigen den Bereichen mit Vorweide hoch- Erkennen – Nutzen – Schützen. – Quelle nicht leistbar sind. Die Rückkehr des Bodens wenig ertragreich war. Mit wüchsige Gräser zurückgedrängt und und Meyer Verlag, Wiebelsheim. 344 Wolfes wird aus der Sicht der Schä- Hilfe von extensiver Beweidung somit niedrigwachsende Arten geför- Seiten, 466 farbige Abbildungen, 31 Ta- ferei als großes Problem gesehen, soll sich auf der Fläche jetzt eine dert wurden. Typische Arten dieser bellen, 30 Verbreitungskarten, geb., 14,8 da für einen Betrieb wie jenen von­ ­artenreiche Magerweide entwickeln. Wacholderheide waren: Flügelginster x 21 cm. ISBN 978-3-494-01678-8. Hr. Neulinger 10 Herdeschutzhunde Partner ist ein Betrieb mit Mutter- (Genista sagittalis), Kopf-Zwerggins- erforderlich wären, deren Haltung kuhhaltung, der auf 13 ha Gesamtflä- ter (Chamaecytisus supinus), Pyra- Abb. 3 Primärer Volltrockenrasen mit Federgras im Naturschutzgebiet Schulerloch. aus dem Einkommen der Schäferei che 26 Weidetiere (Muttertiere und miden-Schillergras (Koeleria pyra- Links im Vordergrund sind Rauer Alant, Blutstorchschnabel und Färber-Ginster nicht leistbar wäre. Kälber) auftreibt. Der Landwirt zahlt midata), Erd-Segge (Carex humilis), erkennbar, in Bildmitte dominiert das Federgras. Dipl.-Ing. Klaus Kogler Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Berg- und Naturwacht

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„Alpenblumenwelt Geiereck“ – Ein Projekt der Einsatzgruppe Grödig–Anif 68 ist umgesetzt 69 Die Wacheorgane Dr. Eva Fuchs und Monika Haffer auf dem Blick vom Lehrweg „Alpenblumenwelt Geiereck“ zum Lehrweg „Alpenblumenwelt Geiereck“, im Hintergrund der ­Hochstaufen und ins Saalachtal. Untersberg einen Kernbereich der Salzburger Hochthron (Bild: Günther Nowotny, 10.08.2019). (Foto: Günther Nowotny, 10.08.2019) Überwachungstätigkeit der Einsatz- gruppe Grödig–Anif darstellt und das Team über viel fachliches Wissen und ■■ Darstellung der Lebensbe- Winter bei Belassen im Gelände mit praktisches Können verfügt, erfolg- dingungen im Gebirge (kurze erheblichen Schneedruckschäden zu te die gesamte Konzeption sowohl Vegeta­tionsperiode, beson­ rechnen wäre. Den Abschluss bildete der Besucherlenkungsmaßnahmen dere Verhältnisse in Bezug auf die Montage der derzeit 18 Lehrweg- als auch des botanischen Lehrweges Niederschlag, Wind, Sonnen- tafeln. durch eigene Mitglieder (siehe Pro- einstrahlung, Temperatur und jektdaten). Da zahlreiche Touristen Boden) Seither erfreut sich der Lehrweg aus allen Teilen der Welt aufgrund wachsender Beliebtheit, die Rück- der problemlosen Erreichbarkeit ■■ Information über die Anpas­ meldungen sind überaus positiv. Logo „Alpenblumenwelt Geiereck“ durch die Seilbahn den ­Untersberg sungen von Pflanzen an die Beim Bezirkstreffen der Bezirks- (Gestaltung Bettina Leitner) besuchen, wurden alle Texte zwei- alpinen Lebensbedingungen gruppe Stadt Salzburg, Flachgau Süd sprachig (deutsch/englisch) ausge- (Zwerg-, Polster- oder Spalier- und Trumerseen am 6. September arbeitet. Einen wesentlichen Aspekt wuchs, Mehrjährigkeit, Sukku- 2019 in Grödig – St. Leonhard wur- Projektdaten „Alpenblumenwelt stellt die Finanzierung eines derar- lenz, ­Verdunstungsschutz) de das Projekt von EGL-Stv. Othmar Geiereck“: tigen Vorhabens dar, da allein für ­Neuhauser und EGL Mag. Günther die Materialkosten eine nicht un- ■■ Vorstellung einiger attraktiver Nowotny vorgestellt, davor hatte es Idee und technische Konzeption: beachtliche Summe veranschlagt und charakteristischer Pflanzen- am Nachmittag – bei wolkenverhan- Othmar Neuhauser werden musste. Über Vermittlung arten des Untersbergs genem Untersberg – die Möglichkeit Organisation und des damaligen Grödiger Bürgermeis- zur Besichtigung im Rahmen einer Projektkoordination: ters Reg.-Rat Richard ­Hemetsberger, Im Herbst 2018 konnte bereits das Exkursion gegeben. Die Einsatzgrup- Othmar Neuhauser & Der viel begangene Weg vom Bergrestaurant „Hochalm“ auf das Geiereck, der den Kalkmagerrasen der „Alpenblumenwelt Geiereck“ umschließt selbst ein Naturschutz-Wacheorgan, Material für den Zaun entlang des pe Grödig–Anif wird auch die weitere Mag. Günther Nowotny (Bild: Günther Nowotny, 24.08.2019). gelang es, das Projekt über eine na- Wegs auf das Geiereck auf den Betreuung einschließlich des jährli- Layout: Bettina Leitner MSc & turschutzbehördlich vorgeschriebene ­Untersberg transportiert und beim chen Auf- und Abbaus wahrnehmen. Susanne Popp-Kohlweiss MSc Ausgleichsleistung des Fußballver- Bergrestaurant „Hochalm“ über den Eine Ergänzung durch Tafeln mit Logo: Bettina Leitner MSc Nahe der Bergstation der Unters- tels Einzäunung entlang des Wegs. eins SV Grödig zu ­finanzieren. Auch Winter eingelagert werden. Bis zum weiteren Pflanzenarten ist möglich Texte: Dr. Eva Fuchs, berg-Seilbahn befindet sich ein Gleichzeitig sollte mit Schautafeln der Grundeigentümer Landesjäger- Frühsommer 2019 wurden die letz- und auch vorgesehen. Bettina ­Leitner MSc, hochwertiger und artenreicher Kalk- die Pflanzenwelt im Bereich des meister Maximilian Mayr-Melnhof ten Vorbereitungen einschließlich Susanne Popp-Kohlweiss MSc & magerrasen, der durch den Weg vom Geierecks vorgestellt werden, um erteilte freundlicherweise seine des Aufziehens der Folien auf die Mag. Günther Nowotny Bergrestaurant „Hochalm“ zum Gip- den Touristen auf dem Untersberg Zustimmung. Edelstahltafeln für den Lehrweg ab- Lektorat der englischen Texte: fel des Geierecks (1805 m) erschlos- die Notwendigkeit der Maßnahme geschlossen. In der zweiten Juni­ Dr. Juliette Mulvihill sen ist. Leider hielten sich in der zum Schutz der sensiblen Gebirgs- Mit dem Projekt „Alpenblumenweg hälfte 2019 wurde dann der Zaun Fotos: Mag. Günther Nowotny Vergangenheit einige der zahlrei- vegetation bewusst zu machen. Mit Geiereck“ werden nachstehende von Mitgliedern der Einsatzgruppe Umsetzung: EG Grödig – chen Besucher des Untersbergs nicht einem ersten Konzept im Mai 2015 Ziele verfolgt: Grödig–Anif errichtet. Die Hülsen Anif unter der Federführung von an diesen ausgebauten Weg, weshalb war das Projekt „Alpenblumenwelt für die Stahlsteher wurden je nach Die Einsatzgruppe Grödig–Anif Othmar Neuhauser & Franz Wieland es durch Wegabschneider zu Tritt- Geiereck“ geboren. ■■ Besucherlenkung zum Schutz des Untergrund entweder im Fels durch dankt allen Unterstützerin- Finanzierung: SV Grödig schäden an der Vegetation und zu arten- und blütenreichen Kalk- Einbohren oder im Erdreich mittels nen und Unterstützern sowie Grundeigentümer: LJM Maximilian Erosionsansätzen kam. Um diesem Bis zur Umsetzung sollte es aber magerrasens auf dem Geiereck Torstahlstangen stabil verankert. Mayr-Melnhof allen Mitwirkenden an diesem Missstand abzuhelfen, entwickelte noch etwas dauern, was unter an- Danach wurden die Steher aus Edel- ­Projekt herzlich und wünscht EGL-Stv. Othmar Neuhauser von der derem der Tatsache geschuldet ■■ Bewusstseinsbildung zum stahl eingesetzt und das Stahlseil viel Freude beim Besuch der Einsatzgruppe Grödig–Anif der Salz- ist, dass der Ehrenamtlichkeit auch ­richtigen Verhalten im Land- zur Begrenzung eingezogen. Diese „Alpenblumenwelt Geiereck“! burger Berg- und Naturwacht die Grenzen gesetzt sind. Da das Land- schafts- und Pflanzenschutz­ Konstruktion erlaubt einen pro- LL-Stv. EGL Mag. Idee für eine Besucherlenkung mit- schafts- und Pflanzenschutzgebiet gebiet Untersberg blemlosen Auf- und Abbau, da im Günther Nowotny Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Berg- und Naturwacht Berg- und Naturwacht Kinder legten sich mit Raubtieren und Neue Regelung betreffend invasive Arten

Bienen an Auf unterschiedlichen Wegen und gane und Fischereischutzorgane bei- geringe Beeinträchtigungen verbun- aus verschiedensten Gründen ge- gezogen werden. Diese Wacheorgane den sind. Eine Befugnis zum Führen Am Tag der Natur starteten die Ein- langen immer mehr fremdländische sind unbeschadet der nach sonstigen und zum Gebrauch von Waffen be- satzgruppe Zederhaus und der ört- Pflanzen und Tiere zu uns. Manche Vorschriften zustehenden weiteren steht nicht. liche Imkerverein ein Schulprojekt davon können sich rasch und intensiv Befugnisse innerhalb ihres Dienstbe- in der Naturparkvolksschule Zeder- ausbreiten und heimische Arten ver- reiches befugt: Den oben genannten Wacheorganen, haus. Zum Thema „Raubtiere und drängen. Die EU hat daher eine Ver- den sonst mit der Vollziehung die- ihre Stellung in der Nahrungskette“ ordnung zur Bekämpfung invasiver 1. Personen, die auf frischer Tat ses Gesetzes betrauten Behörden- wurden Schädel von Reh (Pflanzen- Neobiota (IAS-Verordnung 1143/2014) betreten werden oder sonstigen organen sowie sonstigen Personen, 70 fresser) und Fuchs (Fleischfresser) erlassen, welche den Mitgliedsstaa- dringenden Verdacht stehen, eine die von der zuständigen Behörde 71 verglichen und die typischen Merk- ten Maßnahmen zur Verhinderung in ihren Aufgabenbereich fallende beauftragt worden sind, ist zum male erörtert. der Ausbreitung solcher Arten auf- Verwaltungsübertretung began- Zweck amtlicher Erhebungen sowie erlegt. gen zu haben, anzuhalten, auf zur Erfüllung der ihnen nach diesem Neben den heimischen Beutegrei- deren Identität zur Überprüfung Gesetz und auf dessen Grundlage fern wie Fuchs, Marder und Hermelin zum Sachverhalt zu befragen; erlassenen Verordnungen hinzukom- zeigte Einsatzgruppenleiter Hannes Landesrechtliche menden Aufgaben ungehinderter Zu- Krabath auch exotische Tierpräpara- Regelung in Salzburg 2. Personen, die auf frischer Tat bei tritt und – soweit zumutbar und ge- te, etwa Tiger und Gepard. Natürlich einer solchen strafbaren Hand- eignete Fahrwege bestehen und bei vergaß er auch die Greifvögel und Das deswegen 2017 erlassene bis- lung betreten werden, in den denen im Abs. 3 genannten Organe Raubfische mit ihren Beutetieren herige Salzburger invasive Arten Fällen und unter Beachtung der ein besonderer behördlicher Auftrag nicht. Beim Walcherhäusl nahm man Gesetz (LGBl. 9/2017) wurde nun §§ 35,36 und 36a VStG festzuneh- vorliegt – Zufahrt zu den im Betracht danach mit Johann Kremser und dem gemeinsam mit Begleitregelungen men und, falls sich die Person der kommenden Grundstücken zu ge- „Roathenwänd Sepp“ noch den Bie- zur EU-weiten Nagoya-Verordnung Festnahme durch Flucht entzieht, währen und Auskunft zu erteilen. nenschaustock des Imkervereines (betreffend Zugang zu genetischen sie auch über ihren Dienstbereich Die Zufahrtsmöglichkeit kann bei- unter die Lupe. Ressourcen) im neuen Salzburger hinaus zu verfolgen und außer- spielsweise für den sachgerechten Hannes Krabath der BNW EG Zederhaus Michaela Gfrerer der BNW EG EU-Verordnungen-Begleitregelungs- halb desselben festzunehmen Abtransport von bei Bekämpfungs- EGL Hannes Krabath beim Tag der Natur (Bilder: BNW) Zederhaus beim Tag der Natur. gesetz (LGBl. 35/2019 in der Fassung oder gemäß den Voraussetzungen aktionen anfallendem Pflanzenma- vom 24.07.2019) zusammengefasst. des § 34a VStG eine vorläufige terial von Neophyten relevant sein. Die EU-Verordnung 1143/2014 des Sicherheit einzuheben bzw. ver- Europäischen Parlaments sieht Maß- wertbare Sachen als vorläufige Im § 9 (3) sind nähere Bestimmungen nahmen zur Prävention und das Ma- Sicherheit zu beschlagnahmen; betreffend Beschlagnahmen enthal- Berg- und Naturwacht setzt auf Aufklärung nagement betreffend Einbringung ten. Mit dem Straferkenntnis kann und Ausbreitung invasiver gebiets- 3. Die in § 9 Abs. 3 genannten Gegen- auch auf den Verfall der zur Bege- und Prävention fremder Arten vor. Viele Tatbe- stände bei dringendem Verdacht hung der Übertretung bestimmten stände fallen in die Kompetenz der einer in ihren Aufgabenbereich Werkzeuge, Geräte oder Waffen, so- Die Pongauer Berg- und Naturwacht Koordination Bundesländer, beispielsweise Ange- fallenden Verwaltungsübertre- wie der entgegen den Vorschriften hielt am Jägersee ihr Bezirkstreffen verstärken legenheiten der Jagd, Fischerei und tung zu beschlagnahmen und zu dieses Gesetzes gewonnenen Gegen- ab. Der wiedergewählte Bezirkslei- des Naturschutzes. Eine Reihe von diesem Zweck in unbedingt not- stände erkannt werden. Als verfallen ter Heinz Hinteregger berichtete von In seiner dreijährigen Funkti- Aufgaben nach der IAS-Verordnung wendigen Umfang Gepäckstücke, erklärte lebende Tiere sind Tiergär- knapp 30.000 geleisteten, ehren­ onsperiode möchte BL Heinz fällt in die Zuständigkeit der Lan- Behälter oder Transportmittel zu ten, Tierschutzvereinen oder tier- amtlichen Einsatzstunden der 77 Hinteregger vor allem die desregierung (Vollziehung der Ar- öffnen und zu durchsuchen (über freundlichen Personen (gegen Be- Naturwacheorgane im Berichtsjahr Koordination mit der Behör- tikel 7 bis 10, 12 bis 14, 17 bis 20, die Beschlagnahme ist eine Be- stätigung der Abgabe/Übergabe) zu 2018. Laut Hinteregger liegt der de (BH) noch verstärken und 31 und 32 der IAS-Verordnung). In stätigung auszustellen, beschlag- übergeben. Wenn dies unmöglich ist, Schwerpunkt im vergangenen Jahr sich auch intensiv um die die Zuständigkeit der Bezirksverwal- nahmte Gegenstände sind unver- sind sie schmerzlos von dazu befug- in der Aufklärung und Prävention im Nachwuchsarbeit kümmern, tungsbehörden fallen Maßnahmen züglich der zuständigen Behörde ten Personen (zB. Tierarzt) zu ­töten. Bereich des Salzburger Naturschutz- die Berg- und Naturwacht der Durchführung von Verwaltungs- zu übergeben). Für verfallen erklärte Pflanzen und und Nationalparkgesetzes. braucht im Pongau ehren- Landesleiter Alexander Leitner und Bezirksleiter strafverfahren nach Art. 30 IAS-Ver- verendete oder getötete Tiere sind, amtliche Mitarbeiter. Heinz Hinteregger gratulierten den Geehrten ordnung bzw. § 9 des neuen EU-VO- 4. Bei Vorliegen einer besonderen wenn möglich, gemeinnützigen Zwe- (Bild: BNW). Gemeinsam mit dem Landesleiter Begleitregelungsgesetzes. Schulung und Ermächtigung Fahr- cken zuzuführen. Bei den in Betracht Alexander Leitner nahm Hinteregger In den Aufgabenbereich der rund 80 Kontrollgänge in Schutzgebieten. Im zeuge anzuhalten, wenn der drin- kommenden Neophyten wird in der die Ehrung langjähriger, verdienter ehrenamtlichen Pongauer Berg- und Vordergrund stehen die Aufklärung gende Verdacht besteht, dass mit Regel eine sachgerechte Entsorgung Natur-und Bergwacheorgane vor. Naturwacheorgane fällt die Mit- und Information, Überzeugungsar- Mitwirkung von diesen Fahrzeugen die in § 9 Abs. in dafür offiziell vorgesehenen Grün- Mit dem Verdienstzeichen in Bronze arbeit bei Naturschutzprojekten, beit, Vorträge, Kontrolltätigkeit, Landeswacheorganen 3 genannten Gegenstände trans- schnittsammelstellen erforderlich wurden die beiden Höhlenführer und Tier- und Pflanzenbeobachtungen, Vermittlung von Naturerlebnissen portiert werden. sein, wobei Sorge zu tragen ist, dass Betreiber der Schauhöhle Entrische Mitarbeit bei Umweltaktionen, die uvm. Nach § 2 dieses Gesetzes können zur nicht beispielsweise am Transport Kirche Elli Frank, Richard Erlmoser aktive Pflege der Umwelt, die Über- Unterstützung der Behörden bei der Die Wacheorgane sind verpflichtet, oder bei unsachgemäßer Zwischen- und der Wanderführer Hans Nagl- wachung gemäß dem Naturschutzge- Vollziehung dieses Gesetzes Natur- ihre Überwachungstätigkeit so zu lagerung keimfähige Samen oder mayr geehrt. setz, Unterstützung von Behörden, BNW Pongau schutzwacheorgane, Jagdschutzor- gestalten, dass mit ihr nur möglichst keimfähiges Pflanzenmaterial in die Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Berg- und Naturwacht Berg- und Naturwacht

Natur entlassen werden und somit an Beseitigungsaktionen von die gesundheitlicher Gefährdungen. Das der weiteren Verbreitung der ein- Biodiversität beeinträchtigenden Land Salzburg bildet daher Freiwil- Neophyten-Sondereinsatztag Gasteiner zudämmenden oder zu beseitigen- oder gefährdenden Neophyten, bei- lige aus den Reihen der Berg- und den Neophyten Vorschub geleistet spielsweise Himalaya Springkraut ­Naturwacht als Neophyten-Fach- Talschlüsse Nassfeld (Sportgastein) ­würde. Die Mehrzahl der gemäß oder Sachalin-Knöterich. Besondere kräfte aus, welche als sachkundige aktuellen Anhänge der IAS-Verord- Verantwortung haben die Organe der Organe mit einer wirkungsvollen und Auch vor dem Nassfeld machen die Ein Dankeschön an den Astenalm- nung in Betracht kommenden Tiere Salzburger Berg- und Naturwacht bei gefahrlosen Maßnahmensetzung ver- Neophyten, in diesem Fall das Drü- Hüttenwirt Salzmann Michi für die unterliegen jagdrechtlichen oder der Bekämpfung solcher Neophyten traut gemacht werden. Damit über- sige Springkraut nicht Halt und es anschließende Einladung zu Kas- fischereir­echtlichen Bestimmungen übernommen, die für den Menschen nimmt die Berg- und Naturwacht vermehrt sich auch hier zusehends. nockn. (zB. Bisamratte, Nutria, Marmor- gesundheitsgefährdend sein können, eine große Verantwortung für die In der 15 Personen starken Gasteiner BL Heinz Hinteregger krebs usw). Für deren Behandlung insbesondere Ragweed (Artemisia) Bewahrung der Biodiversität unter Einsatzgruppe sind bereits drei aus- sind nicht Naturschutzwacheorgane, und Riesenbärenklau. Zu den inva- gleichzeitiger Zurückdrängung von gebildete Neophyten Spezialisten. 72 sondern die jeweils in Betracht kom- siven Neophyten zählen auch giftige Gefahren für die Menschen in unse- Um dem ungebetenen Gewächs Herr 73 menden Jagd- bzw. Fischereischutz- Pflanzen wie der Papageienstrauch rem Land. zu werden, wurde ein Sondereinsatz organe zuständig. oder die Seidenpflanze (Asclepias durchgeführt. syriaca). Bekämpfungsmaßnahmen Die Naturschutzwacheorgane erfül- bei diesen Pflanzen erfordern um- Die Bekämpfung dieser Pflanze ist Prof. Dipl.-Ing. Hermann len bereits derzeit wichtige Ver- fassende Sachkenntnisse und Vor- relativ einfach: Sie wird samt der pflichtungen durch ihre Mitwirkung sichtsmaßnahmen zur Vermeidung Hinterstoisser Wurzel aus dem Boden gezogen und aufgelegt oder aufgehängt, damit sie vertrocknet. Dieser Vorgang ist aber in den kommenden Jahren zu wiederholen da sich die Samen sehr lange im Boden halten. Neophyten Alte Mülldeponie im Gasteinertal haben in Landschaftsschutzgebieten nichts verloren und gehören dement- sprechend bekämpft. Dies ist gleich- zeitig ein Appell an die betroffenen Grundeigentümer ebenfalls Maß- nahmen zu ergreifen. Die Berg- und Naturwacht steht für Fragen immer Einsatzgruppe Gastein beim Springkrauteinsatz Berg- und ­Sondereinsatz im Nassfeld Naturwacht. und gerne zur Verfügung. (Bilder: Berg- und Naturwacht).

Einsatzgruppe Gastein der Berg- und Naturwacht mit den Freiwilligen Bezirkseinsatz am 28.07.2019 – (Bilder: Berg- und Naturwacht). Müllsammeln am Kötschachbach. Schwerpunkt Schwammerlkontrolle Durch ein heftiges Unwetter im Jahr gereinigt, wobei ca. eine Tonne Müll 2018 wurde eine illegale Mülldepo- gesammelt und ordnungsgemäß ent- Am Sonntag, 28. Juli 2019 haben 29 In fast jedem Tal wurden aufklä- gemeinsamen Essen am Nachmittag nie bei der Fuxfarm im Landschafts- sorgt wurde. Für den weiteren noch Wacheorgane aktiv beim Schwam- rende Gespräche mit Wanderern hat beim neueröffneten Thomalwirt schutzgebiet Gasteinertal und in der vergrabenen Müll ist bereits ein Be- merleinsatz in allen Lungauer Tälern und Schwammerlsuchern geführt. in Mariapfarr stattgefunden. Randzone des Nationalparks Hohe hördenverfahren anhängig. teilgenommen. Abmahnungen wegen freilaufenden Tauern im Kötschachtal freigelegt. Hunden (Leinenpflicht in allen Ge- Aus Sicht der Bezirksleitung war es Mit einer Erstreinigung durch 16 Per- Ein großes Dankeschön an Herrn Aufgrund der Witterung, beginnend meinden) wurden mehrmals ausge- ein erfolgreicher Einsatz, bei dem sonen der Einsatzgruppe Gastein, Manfred Gold für die technische Mit- beim zu kalten Mai, dem zu heißen sprochen. vor allem die präventive Präsenz der der Salzburger Berg- und Natur- hilfe und den neuen Eigentümern und zu trockenen Juni und Juli, war Wacheorgane von der Bevölkerung wacht und Freiwilligen konnte das des Grünen Baums für die anschlie- nicht damit zu rechnen, dass Perso- Die von den Pilzesammlern mitge- positiv wahrgenommen wurde. Schlimmste verhindert werden. ßende Jause. nen mit großen Mengen an gesam- führten Mengen haben max. ein Kilo- melten Pilzen anzutreffen sind. Am gramm betragen. Es wurden bei dem Der total vermüllte Kötschachbach Sonntag hat das trübe, ab Mittag Einsatz in mehreren Bereichen Aus- wurde vollständig auf einer Länge regnerische Wetter nicht dazu bei- besserungen bei den Schutzgebiets- von ca. 1 Kilometer von Glasscher- getragen, dass viele Schwammerl- kennzeichnungen vorgenommen und ben, Altflaschen, Keramik, Eisen- sucher und Wanderer anzutreffen vereinzelt auch Müll eingesammelt. teilen, Teppichen und Plastikmüll BL Heinz Hinteregger Der eingesammelte Müll. waren. Die Abschlussbesprechung mit dem BL Alois Doppler Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Berg- und Naturwacht #estutnichtweh: Mit uns wandert der Müll Buchbesprechungen vom Berg ins Tal

Am 6. September war der Verein Darum geht es: Saubere Aufheben: Im Drecksackerl wandert #estutnichtweh zu Gast beim Be- Berge statt Müllberge der Müll vom Berg ins Tal. Mit dem zirkstreffen der Salzburger Berg- und Mistzangerl bleiben die Hände beim Naturwacht. Was genau dahinter Hauptzweck unseres gemeinnützigen Müllaufheben sauber. Das Tschick­ Ergebnis ist ein gut illustrierter und Im vorliegenden Buch werden 100 steckt, erfahrt ihr im folgenden Ar- Vereins ist es, die Natur und die Ber- doserl dient als mobiler Aschen­ Salzburg verständlich formulierter Wander- Geschichten rund um ausgewählte tikel. Zigarettenstummel, Plastik- ge sauber zu halten. Unsere Philo­ becher für die Gipfelzigarette. und Freizeitführer, welcher zum Gipfelkreuze in Österreich, Italien, flaschen, Verpackungsmüll inmitten sophie ist so einfach wie effektiv: Summits Erwandern der 119 Gemeinden des der Schweiz und Deutschland erzählt. 74 wunderschöner unberührter Natur. Wer am Weg über Müll stolpert, hebt Landes Salzburg, oder auch nur zum 75 Das wollen wir vom gemeinnützigen ihn auf und nimmt ihn mit: am Berg, Aktiv werden interessierten Schmökern, einlädt. Auch Kreuz-Feinden wird im Buch Verein „#estutnichtweh“ ändern. im Tal, am Fluss und in der Stadt. Raum eingeräumt und deren Argu- Wandern, Radeln, K.J. Wir setzen uns für eine saubere Weil es nicht weh tut; und weil jeder Es sind die Mitglieder, die #estut- mente für die kritische Haltung dar- Natur und müllfreie Berge ein, mit noch so kleine Beitrag in der Summe nichtweh großartig machen. Ab 29 € Skibergsteigen gestellt. praktischen Tools, Tipps und Veran- einen riesigen Unterschied für die Jahresbeitrag ist man als Fördermit- staltungen. Umwelt macht. Neben dem aktiven glied offiziell dabei. Außerdem kann Von Gabriel Seitlinger, 368 Seiten, Das Buch liefert einen umfassenden, Müllsammeln wollen wir auch durch man den Verein auch als Sponsor 11,5 cm x 18 cm, broschiert. ISBN unterhaltsamen Querschnitt über Veranstaltungen, Kooperationen und oder in der Online Community un- 978-3-7025-0929-3, Verlag Anton Gipfelkreuze Gipfelkreuze in den Alpen, wobei Wie es begann: Von der gezielten Content in den sozialen terstützen. Pustet. Zum Preis von EUR 24,00. angenehmerweise keine Anbiede- Alpenüberquerung zur Medien das Bewusstsein für den Um- rung an die Prestigegipfel der Alpen Vereinsgründung gang mit der Natur, den Bergen und Mehr zu Infos zu #estutnichtweh Von Hans-Joachim Löwer, 352 Sei- erfolgt. unseren Mitmenschen stärken. findet man auf ten, 26 x 21 cm, Hardcover mit Angefangen hat alles mit einer www.estutnichtweh.org, ­farbigen Umschlag, ISBN 978-3-7022- Folgendes sei noch angemerkt: Alpen­überquerung, auf der die Wan- www.facebook.com/estutnichtweh 3752-3, Tyrolia Verlag – Innsbruck derführerin und Vereins-Präsidentin Die Tools: Drecksackerl, und www.instagram.com/ Wien. Zum Preis von EUR 29,95. ■■ Frei nach Reinhold Messner Renate Steinacher Müll am Weg auf- Mistzangler, estutnichtweh. ­haben Berge selbst etwas sammelte. Auf die Frage, warum sie Tschickdoserl ZVR: 1832495514 Erhabenes – nicht jeder Berg das tue, sagte sie spontan: „Weil es benötigt ein Zeichen für etwas mir nicht weh tut!“ Die Idee war ge- Jedes #estutnichtweh-Vereinsmit- Übernatürliches. boren und im Dezember 2018 gründe- glied bekommt ein exklusives Starter- Eva Feuchter te sie den Verein „#estutnichtweh“ Kit aus praktischen Tools zum Müll Renate Steinacher ■■ Der alpinistisch-ideelle Wert von Gipfelkreuzen ist nur dann gegeben, wenn diese von Menschenhand angebracht und angeliefert werden. Hochtech­ Geburtstage nisierte Anlieferung zum In jeder der 119 Salzburger Gemein- Beispiel mit Hubschraubern den gibt es eine höchste natürliche reduziert diesen ideellen Wert Habelt Gabriele, Lerch Stefan, Hollersbach Wir freuen uns mit den Jubilaren Erhebung. Die Bandbreite reicht von maßgeblich und dokumentieren Hagn Friedrich, Vigaun Lienbacher Andreas, Golling und dürfen auf diesem Wege die sehr prominenten Gipfeln, wie dem auch eingeschränkte Sensibilität Halama sen. Ingomar, Rauris Loitfellner Josef, Bruck Glückwünsche der Landesleitung Großvenediger in Neukirchen, bis gegenüber der empfindlichen Harasser Johann, Golling Neuhauser Othmar, Grödig übermitteln! zu unscheinbaren, unspektakulären Das Kreuz als zentrales Symbol der alpinen Natur. Herzog Dietmar Michael, Pernthaner Norbert, Saalbach Örtlichkeiten, wie dem Wasser­ Christenheit ziert schon seit Jahr- Amerhauser, Johann, St. Georgen Maishofen Quehenberger Josef, Abtenau reservoir Maria Bühel in Oberndorf hunderten Berggipfel in den Alpen, ■■ Die Aufstellung von Gipfel­ Astner Eduard, Werfenweng Hinterseer Josef, Radauer Franz, Faistenau mit einer Seehöhe von 445 Metern schätzungsweise an die 3.000 bis kreuzen bedarf, neben der Zu- Bauernfeind Wolfgang, Anthering Hirschbichler Hannelore, Rauch Karl, Tamsweg über Adria. 4.000 Gipfelkreuze stehen zwischen stimmung der Grundeigentümer, Mittersill Bernsteiner Erwin, Bad Dürrnberg Rauch Karl, Bad Hofgastein Monaco und dem Wienerwald. insbesondere in Schutzgebieten Hofbauer Jakob, St. Georgen Canins Helmut, Salzburg Rieder Eduard, Der Autor Gabriel Seitlinger, Geograf auch einer naturschutzrecht­ Hofer Meinrad, Tweng Dochnal Horst, Röck Ernst, Bad Hofgastein und ambitionierter Bergsteiger, hat Die Gründe für die Aufstellung von lichen Bewilligung. Höller Josef, Pfarrwerfen Doppler Alois, Mariapfarr Schlick Franz, Zederhaus sich zum Ziel gesetzt, die höchste Er- Gipelkreuzen sind mannigfaltig. Von Hölzl Alexander, Mittersill Dürnberger Rudolf, Lofer Schneider Fritz, St. Johann hebung je Gemeinde zu verorten und Tradition, über Dank und Demut bis Hölzl Franz, die Besteigungsmöglichkeiten je nach hin zu künstlerischen Ambitionen Ebner Franz, Faistenau Schobersberger Rüdiger, Hutter Martha, Ziel als Wandertour, Skitour oder reicht die Motivation zur Errichtung Eder Josef, Gries Eggelsberg Bruck/Glocknerstraße Mountainbiketour zu beschreiben. dieser Gipfelzeichen. K.J. Ferner Franz, Tamsweg Stadler Adolf, Lamprechtshausen Kahapka Jörg, Feuchter Karin, Anif Sunkler Nikolaus, Scheffau Krallinger Klaus, Lungötz Germann Peter, Neukirchen Tanzberger Johann, Faistenau Kremser Hans, Zederhaus Gruber Peter, Zederhaus Winkler Johann, Abtenau Lang Eckehard, Salzburg Grünwald Andreas, Eben LL. Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Buchbesprechungen Buchbesprechungen

auflagen werden innerhalb weniger tierten Thema gibt es umfangrei- Hände in die Erde! – Vertical Gardening Rettet den Jahre vernichtet. Florian Schwinn che Literatur in der Geschichte. fordert ein sofortiges Umdenken, um Und es kommen fortwährend neue Boden! unsere wichtigste Lebensgrundlage ­Bücher dazu. Das vorliegende Buch Für grüne, essbare me der konventionellen Landwirt- zumindest anerkennenswerte Beiträ- zu retten und einen entscheidenden ist gerade druckfrisch erschienen. Städte der Zukunft schaft und erklärt das „Gärtnern in ge zur Gestaltung und Erhaltung von Beitrag zum Klimaschutz und zum Es liefert viel Grundlagenwissen und der Stadt“ als logische Konsequenz biologischer Vielfalt mittels Vertical Warum wir um das Leben Erhalt der Artenvielfalt­ zu leisten. bildet unterschiedliche Aspekte und Von Jürgen Herler, 240 Seiten, und interessante Alternative zur Gardening in Städten geleistet wer- unter unseren Füßen Eine „Humuswende“ könnte die Blickwinkel zum gegenwärtigen Zeit- zahlreiche Farbabbildungen, umfas- umweltbelastenden Agroindustrie. den können. Landwirtschaft vom Klimazerstörer punkt präzise ab. Der Autor lässt sender Anmerkungsapperat, Format Es werden Methoden des vertikalen kämpfen müssen zum Klimaretter machen, denn im hierzu mehrere Personen aus Fach- 16,4 x 23,6 cm, Hardcover. ISBN Gärtnerns auch auf kleinsten Raum – Boden sei das zentrale Element für kreisen sowie aus dem Kreise der 978-3-85068-993-9, Ennsthaler Ver- an Wänden, am Balkon oder auf der Von Florian Schwinn, 270 Seiten, die Kohlenstoffbildung. Betroffenen und Interessensgruppen 76 lag 2019. Zum Preis von EUR 21,90. Terrasse – vorgestellt. Auch in der Format 14,4 x 22 cm, einzelne zu Wort kommen. Somit liegt ein 77 Großstadt lassen sich – wenn auch ­SW-Abbildungen, Hardcover mit kompaktes Werk vor mit umfangrei- Gesundheitsbewusster und gleich­ räumlich beengte – Ernährungsoasen farbigen Schutzumschlag. ISBN 978- H.H. cher Information zu Verhalten und zeitig umweltfreundlicher Anbau schaffen. Häuser werden so zum Teil 3-86489-242-4, Westend Verlag Verbreitung des Wolfes, zur Öko- von Nahrungsmitteln ist ein aktuell einer urbanen Natur mit der positi- Frankfurt. Zum Preis von EUR 24,70. logie, Wald-, Wild- und Weidewirt- ­boomender Trend. Eine in immer ven Vision von „grünen Städten“. schaft sowie zum Umgang im Falle größerer Zahl in städtischen Agglo- von Konflikten. Dazu werden sehr merationen lebende Bevölkerung Wichtige Anbauregeln, Mehrzonen- Der Wolf viele Sichtweisen vorgestellt, die wird sich zunehmend der Tatsache und Mehrsaisonenanbau Standorts- dem Leser die Vielzahl an Heraus- bewusst, dass Essen mehr ist als fragen und zur Selbstversorgung forderungen, die mit dem Wolf ein- Energiezufuhr für den Körper und relevante Gemüsesorten werden hergehen, näherbringen: Der einst dass billige Importware aus Massen- ebenso vorgestellt wie Grundlagen Im Spannungsfeld von weltweit verbreitetste Beutegreifer produktion weder gesund noch für des ökologischen Gärtnerns und der Land- und Forstwirtschaft, ändert mit seinem Auftreten bisheri- die Natur besonders zuträglich ist. Regenwassernutzung. Wenn auch Jagd, Tourismus und ge Gepflogenheiten von Landwirten aktuelle Tendenzen, die Menschen Artenschutz und Almbauern, Jägern und Förstern Das vorliegende Buch ist ein Leit­ in der Stadt mit ihren kleinen Dach- bis hin zu Touristen und unserer Ge- faden für Menschen, die sich ökolo- terrassen oder Balkonblumenkäst- Von Klaus Hackländer (Hrsg.), mit sellschaft allgemein. gisch und gesund durch den eigenen chen für die Biodiversitätserhaltung Beiträgen von Andreas Daim, Ge- Anbau von Obst und Gemüse ernäh- verantwortlich zu machen gerade zu org Rauer, Daniel Heindl, Anna Um die Schwierigkeiten zu erken- ren wollen. Es erörtert die Proble- frivol sind, zeigt das Buch doch, dass H.H. Hinterseer et al., Christine Miller, nen, die in Form einer notwen­ ­Christian Pichler, Monika Kriech- digen Umstellung und Anpassung, Den Boden als eigene Welt zu ver- baum et al., Ulrike Pröbstl-Haider im Fachjargon auch „Koexistenz“ stehen, die, unseren Blicken weit- et al., Klaus Schachenhofer, ­Renate genannt, zu bewältigen sein werden, gehend entzogen, die Grundlage für Scherling, Johann Georg Höllbacher,­ braucht es unglaublich viel gegen- alles Pflanzenwachstum schafft, ist 215 Seiten, Format 22 x 27 cm, seitiges Verständnis, Wissen und die Die Kraft der Zirbe eines der Kernanliegen des ­Autors. Hardcover. ISBN 978-3-7020-1791-0, Bereitschaft, sich auf große Verän- In teils erzählender Form wird ver- Leopold Stocker Verlag, Graz 2019. derungen einzulassen. Univ. Prof. Von Maximilian Moser, 192 Seiten, Dieses Buch von Maximilian Mo- kommen auch zahlreiche Bilder vor sucht, die komplexen Wechselbe- Zum Preis von EUR 19,90. Dr. Klaus Hackländer zeigt mit dieser Format 21 x 26 cm, Leinengebunden. ser ist ein sehr ausführliches Buch die einen guten Einblick in die Welt ziehungen des Lebens im Boden vielschichtigen Lektüre sehr viele ISBN 13-978-37-1040-2029. Servus über die Zirbe. Es beschreibt die der Zirbe geben. Wer sich umfassend Funktionen und Störeinflüsse ver- Fakten sowie auch Hürden und Ziel- Verlag. Zum Preis von EUR 28,00. Auswirkungen des Baumes auf den über die Zirbe informieren will für ständlich darzulegen. Wenn auch konflikte auf und überlässt dem Le- Menschen und präsentiert auch wis- den ist dieses Buch eine sinnvolle viele Beispiele eher auf Bundes- ser ein breites Spektrum an Interpre- senschaftliche Studien zu diesem Investition. deutsche Gegebenheiten ausgerich- tation und möglichen Zugängen zum Thema. Darüber hinaus wird erklärt tet sind, werden doch grundlegende Thema Wolf und Mensch. Die Bot- wie die Regeneration des Menschen Gegebenheiten dargestellt. schaft des Autors ist aber eine klare: im Schlaf funktioniert und wie sich Aufgrund des aktuellen Populations- das ­Zirbenholz auf die Schlafquali- Der Autor kommt zum Schluss, dass wachstums ist ein gemeinsamer Weg tät auswirkt. Unter anderem wird mit dem Aufbau von nur 4 Promille in die Zukunft alternativenlos. Die auf die positiven Eigenschaften des mehr Humus im Jahr auf den land- Hausaufgaben, die damit anfallen, Holzes in der Schule und am Arbeits- wirtschaftlich genutzten Flächen der liegen am Tisch: Umsetzung von platz hingewiesen. weltweite jährliche Kohlendioxid- Managementplänen, rechtliche An- ausstoß im Boden gespeichert wer- passungen, geregelter Umgang mit Zum Ende des Buches sind auch den könnte. Dennoch zerstört die Problemwölfen, ausreichendes Bud- Rezepte enthalten wie die Zirbe, industrielle Landwirtschaft die wert- get für Herdenschutzmaßnahmen, z.B. als Öl, weiterverarbeitet wer- volle Ressource Boden weiterhin in Anpassungen der Landnutzung und den kann. Neben wissenschaftlichen rasendem Tempo und ertränkt Acker- eine transparente Kommunikation Fakten sind auch einige interessan- böden in Dünger, Gift und Gülle.­ Der Wolf erregt die Gemüter, wo sowie umfassende Beratung. te persönliche Einblicke und Kom- Die Folgen sind katastrophal: über immer er die Bühne betritt. Zu dem G.H. mentare enthalten. Neben viel Text Daniel Baumgartner Jahrtausende gewachsene Humus- vielfach und kontroversiell disku- Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Buchbesprechungen Buchbesprechungen Botschaft der Natur Schöne Grüße vom Gaisberg

Von Werner Gamerith, 168 Seiten, che Antwort auf philosophische Fra- der Schutz der Natur von Gerech- Von Christian Heugl, 240 Seiten, beschrieben die zu Fuß, mit dem Rad net, die es zu begehen gibt. Auf der 23,5 x 20,5 cm, Hardcover. ISBN gen, etwa nach Wert und Sinn des tigkeit und Frieden ebenso wenig Format 11 x 18 cm, französische oder per Schi im Winter entdeckt Strecke sind auch die alternativen 978-3-7022-3732-5, Tyrolia-Verlag, ­Daseins. In der Natur finden wir weit zu trennen ist wie von Transparenz Broschur. ISBN 978-3-7025-0947-7, werden kann. Auch Wanderungen in Startpunkte eingezeichnet, bei de- Innsbruck-Wien 2019. Zum Preis von mehr als heilsame Ruhe, spannende und Demokratie. Der Autor bringt Verlag Anton Pustet. Zum Preis von der kalten Jahreszeit sind im Füh- nen die Wanderung begonnen wer- EUR 19,95. Abenteuer oder künstlerische Anre- es treffend auf den Punkt: Glücklich EUR 22,00. rer beschrieben. Dabei wird auf den den kann. Die Beschreibungen sind gung. Sie ist auch kein Rohstoffla- lebt, wer den Unterschied von Geld Grad der Schwierigkeit des Weges, dabei meist nur 2-3 Seiten lang und ger, sondern die Grundlage unserer und Wert im Auge behält. die Zeit die der Weg in Anspruch innerhalb weniger Minuten hat der/ Existenz. Daher gehört Naturkennt- nimmt, sowie auf landschaftliche die WanderIn die wichtigsten Infor- nis zum Verständnis unserer Welt, Wer sich der Natur liebevoll und Besonderheiten eingegangen. Die mationen, die er/sie braucht. Es 78 Naturschutz zur Überlebensstrategie ­aufmerksam zuwendet, erfährt historische Entwicklung der Gebäu- werden auch Alternativen per Bus 79 und Naturliebe zu einer zukunfts- dazu neben vielen wunderbaren de und die Veränderung der Wege oder Auto aufgezeigt, falls der Weg tauglichen Ethik. Erlebnissen zahllose ermutigende im Laufe der Zeit kommen ebenfalls zu beschwerlich ist oder der Fußweg ­Botschaften. Ihnen soll in diesem zur Sprache. Somit bekommt der nicht so attraktiv erscheint. Wer den Die Achtung gegenüber der uns er- Buch nachgegangen und angeregt Besucher einen guten Eindruck über Gaisberg neu entdecken will, hat mit haltenden Natur ist ein Gebot der werden, achtsam mit der verletz- Veränderungen, die sich – meist im diesem kompakten Buch den richti- Vernunft und der Moral. Aber unser lichen Natur umzugehen. Unsere Laufe von Generationen – ereignet gen Reiseführer zu Hand. Aber auch auf Gewinnmaximierung fixiertes ­Biosphäre ist einmalig und uner- haben. Auch auf mögliche Stopps Einheimische, die den Salzburger Wirtschaftssystem zerstört unse- setzlich. um eine Rast einzulegen oder zur Berg bereits kennen, werden neue Die Natur, die Schöpfung, insbeson- re Lebensgrundlage. Es gilt, gegen kulinarischen Stärkung wird hinge- bisher unbekannte Seiten kennenler- dere das Leben auf unserem Pla- die vom Raubbau profitierenden wiesen. Zum Teil kommt auch zur nen. Da die Routenbeschreibungen neten ist ein unfassbares Wunder. Kapitalverwerter­ und Machtappara- Sprache, wo es früher Gasthäuser und Karten vom Juli dieses Jahres Weil wir selber ein Teil davon sind, te ein verantwortliches Verhalten zu gab, die mittlerweile aber wieder sind, kann davon ausgegangen wer- enthalten Naturbegegnungen man- organisieren.­ Dabei zeigt sich, dass H.H. aufgelassen wurden. Die Strecken den, dass die Informationen auch im werden meist mit Bildern oder Kar- nächsten Wanderjahr noch großteils Dieser Wanderführer zeigt die ver- ten ergänzt, um einen besseren Ein- stimmen und weiter für Ausflüge ge- schiedenen Möglichkeiten den Gais- druck von der Gegend gewinnen zu nutzt werden können. berg und seine Umgebung zu er- können. Es werden auf der Karte Mit dem Mond durchs Gartenjahr 2020 kunden. Es wird zuerst die Route die möglichen Routen eingezeich- Daniel Baumgartner

Leben und Arbeiten in Markt erhältlichen Mondkalender auf erhältlichen­ Mondkalendern auf den Harmonie mit Mond und den astrologischen Sternezeichen, astronomisch korrekten Sternbildern Planeten die allerdings längst nicht mehr und nur diese haben Einfluss auf ­gültig sind. Heute durchläuft die Pflanzen und Gesundheit! Biodiversität der Flussauen Deutschlands Von Michel Gros, 131 Seiten, Format Sonne diese Sternzeichen im Lau- 15 x 21 cm, broschiert. ISBN 978-3- fe eines Jahres zu anderen Zeiten, ■■ Die besten Tage für Aussaat, 7020-1802-3, Leopold Stocker Ver- als dies in der Antike der Fall war. Pflege und Ernte im Garten Reihe Naturschutz und halten. Diese sind eng miteinander Wichtigkeit sind. Gewässer und Auen lag. Zum Preis von EUR 9,95. Da sich die Erde nicht gleichmäßig, ■■ Der Einfluss des Mondes auf Biologische Vielfalt verzahnt, ihre Konfiguration ändert stehen daher im Fokus sowohl der sondern wie ein Kreisel dreht, verän- Heilpflanzen, Haarschnitt, Heft 163 sich stetig. Prägende Faktoren sind EU-Wasserrahmen-Richtlinie als auch dert sich unser Blick auf den Himmel Warzen, auch Ernährung und regelmäßig wiederkehrende Über- der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. und auf die Gestirne, wodurch mitt- Gesundheit Von Erika Schneider, Marion flutungen und damit einhergehende lerweile die Sonne zu Frühlingsbe- ■■ Den Mond verstehen: zunehmen- ­Werling, Barbara Stammel, Kathrin Grundwasserschwankungen, deren In der Vergangenheit wurden Auen- ginn im Zeichen der Fische steht und der und abnehmender Mond, Januschke, Gloria Ledesma-Krist, räumliche und zeitliche Variabili- lebensräume durch wasserbauliche nicht, wie noch zu Christi Geburt, im auf- und absteigender Mond, Mathias Scholz, Daniel Hering, tät für die standorttypische Bio- Maßnahmen (Regulierung, Begra- Zeichen des Widders. In den letzten der Mond in den Sternzeichen, ­Marion Gelhaus, Emil Dister und diversität von Auen große Bedeu- digung, Laufverkürzung, Deichbau 2000 Jahren hat sich der Sternbild- Planetenaspekte Gregory Egger (Hrsg.), 498 Seiten, tung besitzt. Zu der Vielzahl von und andere Hochwasserschutzmaß- hintergrund vor dem Lauf der Sonne ■■ Die Tagesrhythmen im Format 17 cm x 24 cm, broschiert. Ökosystem(dienst)leistungen dieses nahmen), Siedlungs- und Indus­ also um fast ein ganzes Sternzeichen Gemüsegarten ISBN 978-3-7843-4063-0, Bundesamt Ökosystemtyps zählen unter ande- trie­entwicklung sowie Änderungen verschoben! ■■ Die erfolgreiche Behandlung des für Naturschutz (inst. Hrsg.). Zum rem die Hochwasserretention, der in der Forst- und Landwirtschaft Bodens und dessen Stimulierung Preis von Euro 42,00. Rückhalt von mit den Flüssen trans- extrem verändert. Weniger als „Mit dem Mond durchs Gartenjahr“ ■■ Holzgewinnung, Most-, portierten Stickstoff- und Phosphor- 10 % der Augen sind noch ökologisch – der in der aktuellen Auflage um Bier- und Schnapserzeugung Bei intakten Flussauen handelt es frachten oder die beachtlichen Koh- funktionsfähig, ökologisch beson- zusätzliche 16 Seiten erweitert sich um diverse, dynamische und lenstoffvorräte. Etwa 9 % der Fläche ders bedeutsame Hartholzauen- wurde; unter anderem fand dies- hochfunktionale Ökosysteme, die der morphologischen Auen werden wälder ­bedecken nur noch 1 % der Nur ein Mondkalender mit astrono- mal auch der Komposttee Berück- auf engem Raum ein Mosaik von von FFH-Lebensraumtypen einge- ehemaligen Auenflächen. Diese misch korrekten Daten führt zum sichtigung – basiert im Gegensatz aquatischen, semiterrestrischen und nommen, die damit für den Schutz beunruhigenden Werte werden als Erfolg! Jedoch beruhen fast alle am zu nahezu allen­ anderen im Handel Stv terrestrischen Lebensräumen ent- der Biodiversität von besonderer ­repräsentativ für große Teile Euro- Natur Land Salzburg 2/2019 Natur Land Salzburg 2/2019 Buchbesprechungen

pas und Nordamerikas bezeichnet. Einen großen Teil des Buches neh- Das Buch gibt aber insofern Hoff- Die verbliebenen naturnahen Flus- men konkrete Projekte und Un- nung, als es den Auenökosystemen Gebirgswasser sauen stellen damit enorm wichtige tersuchungen zur Biodiversität in ein enormes Regenerationspoten- Refugien für den Erhalt der Biodi- verschiedenen Auen Deutschlands zial bescheinigt, sofern geeignete versität dar. Dies gilt sowohl für ein. In eine Metadatenbank wurden ökologische Rahmenbedingungen Schnee und Eis Gebirgswasser ist ein „glasklares wie der Geschichte des alpinen Schi- die Lebensraumvielfalt als auch die insgesamt 138 Projekte von 68 Ge- ­geschaffen werden. Wichtig sind die Element“ mit einer besonderen sports, der mit dem Schnee ja auf ­Artenvielfalt und die genetische Va- wässern bzw. deren Auen aufgenom- Wiederherstellung der Konnektivität Von Walter Mooslechner, 190 Seiten, ­Lebenswelt. Österreich zählt zu gefrorenes Wasser angewiesen ist. riabilität. Daher wurde in den letz- men. In diesen Projekten wurden im Längs- und Querverlauf, das Zu- Format 17,8 x 24,5 cm, Hardcover, den wasserreichsten Ländern Euro- ten Jahrzehnten eine Vielzahl von Daten zu verschiedenen Organismen- lassen vermehrter Morphodynamik zahlreiche SW- und Farbabbildun- pas. Das Wasser ist ein belebendes Ob Moore, Brunnen oder Wasser- Renaturierungen und Revitalisierun- gruppen erfasst. Am häufigsten be- und das Stoppen der Sohlerosion. gen. Verlag Anton Pustet, ISBN 978- Element der Landschaft, aber auch fälle bis hin zu Lawinen und Was- gen umgesetzt, um den negativen traf dies Laufkäfer, Auenvegetation, Für eine ausreichend große, stand- 3-7025-0955-2. Zum Preis von EUR das Lebensmittel Nummer eins. serkraft wird ein Gesamtbild ge- Folgen der menschlichen Eingriffe Makrozoobenthos, Fische und Makro- orttypische biologische Vielfalt sind 25,00. Zunehmend gerät es in den Fokus zeichnet, dass uns anschaulich vor 80 in die Auenökosysteme entgegen- phyten. Mehrfach lagen Zeitreihen- auch Mindesträume erforderlich. Der wirtschaftlicher Interessen und die Augen führt, wie abwechslungsreich­ 81 zuwirken. Untersuchungen vor, die teilweise Faktor Zeit ist sowohl bei der Re- Tendenz, immer mehr Quellen zu das Wasser im Gebirge auftritt und bereits in den 1980er Jahren begon- naturierungsplanung als auch beim fassen, Wasser abzuleiten und zu wie sorgsam wir mit diesem Schatz Da bisher zu den räumlichen Mus- nen wurden. Repräsentative Fallbei- anschließenden Erfolgsmonitoring vermarkten, kann auf Dauer nicht umgehen sollten. Zahlreiche her- tern und zeitlichen Entwicklungen spiele werden im Detail vorgestellt. entsprechend zu berücksichtigen. ohne Auswirkungen auf die sensible vorragende Bilder, von historischen der Biodiversität von Flussauen in Für Letzteres sollten auch übertrag- Ökologie des Alpenraumes bleiben. Schwarzweiß-Aufnahmen bis zu dop- Deutschland sowie zu den Auswir- Zusammenfassend ist festzustellen, bare Indikationssysteme entwickelt pelseitigem Farbpanorama unter- kungen von Maßnahmen erhebliche dass für die biologische Vielfalt im werden. Für die Zukunft sind also Der frühere Förster der landschaft- mauern den Text. Wissensdefizite bestanden, hat sich Flussauen vor allem das große Spek- Handlungsfelder in großer Zahl vor- lichen Forstverwaltung Zell am das gegenständliche, 2017 heraus- trum an Feuchtestufen in Verbindung handen, um die Auenökosysteme als See und erfolgreiche Autor Walter gegebene Buch zum Ziel gesetzt, mit verschieden starken natürlichen wichtige Hotspots der Biodiversität ­Mooslechner spürt unseren Gebirgs- diesbezügliche Fragen zu den Ein- Störungen sowie die unterschiedli- zu erhalten. wasser nach, von seinen sprudelnden flüssen natürlicher Faktoren als auch chen flussmorphologischen Gewäs- Anfängen über Wasserfälle, schil- menschlicher Eingriffe (sowohl Be- sertypen mit ihren jeweils eigenen lernde Gebirgsseen bis zu Heilquel- lastungen als auch Renaturierungen biozönotischen und standörtlichen len und Bädern. Er geht der Lebens- und Pflegemaßnahmen) zu analy- Bedingungen fördernde Faktoren dar- welt in und um die Gebirgsbäche sieren. In den Grundlagen werden stellen. Diese Diversität unterliegt mit ihrer Artenvielfalt genauso nach H.H. daher die Typen von Fluss- und nach wie vor enormen Belastungen, Stromauen, Begriffsabgrenzungen wobei besonders Flächenverluste, sowie die Wechselwirkungen zwi- Nivellierung der Standortbedingun- schen Fluss und Aue beleuchtet. Ein gen und Verschlechterung der Bio- weiteres Kapitel widmet sich der topqualität zu nennen sind. Die Auen Biodiversität in Auen. Dieses enthält unterliegen aufgrund der reduzier- einen Überblick über Vegetation, ten oder fehlenden Dynamik vielfach Sukzession, Zonation und Lebensge- einem eindimensionalen Alterungs- meinschaften sowie die Artenviel- prozess, junge Pionierstandorte sind falt, wobei auch auf Störungen und akut vom Verschwinden bedroht. Die Neobiota eingegangen wird. Ver- menschlichen Nutzungen bewirkten schiedene Einflussfaktoren werden zumindest auf nationaler Ebene eine im Kapitel Nutzungen, Auenzustand Homogenisierung der Fließgewässer- und Renaturierung behandelt. typen. G.N. Natur Land Salzburg 2/2019

Wir wünschen allen unseren Publikationsliste des Lesern ein gesegnetes amtlichen Naturschutzes Weihnachtsfest und ein 1. Naturschutzbeiträge (erhältlich unter www.salzburg.gv.at/publikationen, 0662 8042-5524 oder [email protected]) erfolgreiches Neues Jahr! Nr. Verfasser Titel

7/96 Embacher G. Rote Liste der Großschmetterlinge Salzburgs Rote Liste gefährdeter Farn- und Blütenpflanzen 82 8/96 Wittmann H., Pilsl P., Nowotny G. des Bundeslandes Salzburg 18/97 Türk R. Rote Liste der Flechten Salzburgs

19/97 Dämon W. Die Rindenpilze des Moorwäldchens in Sam Prodromus 2000 – Die Großschmetterlinge des Landes Salzburg. 25/00 Embacher G. Kommentierte Liste – Verbreitung – Gefährdung 26/00 Kyek M. Kartierungs-Anleitung der Herpetofauna Salzburgs

27/01 Hinterstoisser H. Internationaler Naturschutz

29/04 Heiselmayer P., Hinterstoisser H. Symposium Landschaft im Wandel (Tagungsband)

28/05 Slotta-Bachmayr L., Werner S. Felsenbrüter in Salzburg

22/05 Jerabek M., Hüttmeir U., Reiter G. Die Fledermäuse Salzburgs

30/06 Lindner R. Der Graureiher (Ardea cinerea) in Salzburg

31/06 Loos E. Bewertungsmodell: Eingriff – Ausgleich

32/06 Hinterstoisser H., Jerabek M., Stadler S. Besucherlenkung in Schutzgebieten

33/06 Kyek M., Maletzky A. Atlas und Rote Liste der Amphibien und Reptilien Salzburgs

34/07 Hinterstoisser H., Heiselmayer P., Grabner S. Biotopverbund - Lebensraumvernetzung Flechtenflora und Flechtenvegetation in ausgesuchten 35/08 Türk R., Pfleger H.S. Naturwaldreservaten im Bundesland Salzburg Hydrobiologische Untersuchungen an Gewässern 36/08 Pöckl R., Schabetsberger R. im EU-Vogelschutzgebiet Weidmoos 37/10 Maletzky et al. Biotopverbund Neumarkt am Wallersee

38/12 Slotta-Bachmayr, Medicus C, Stadler S. Rote Liste der gefährdeten Brutvögel des Bundeslandes Salzburg

Planung und ökologische Bauaufsicht im Naturschutzverfahren – 39/17 Hinterstoisser H., Erlmoser K. (HG.) Straßenbau und Schierschließung

2. Info-Folder, Broschüren und Poster (kostenlos, erhältlich unter www.salzburg.gv.at/publikationen, 0662 8042-5524 oder [email protected]) 3. Zeitschrift Natur Land Salzburg (2 x jährlich, kostenlos, erhältlich unter www.salzburg.gv.at/publikationen, 0662 8042-5524 oder [email protected]) 4. Salzburger Naturschutzgesetz (erhältlich unter www.salzburg.gv.at/publikationen od. beim Landespressebüro, 0662 8042-2417) n Loos E. (2005): Naturschutzrecht in Salzburg. Kommentar – Teil I, Gesetzliche Grundlagen. Schriftenreihe des Landespressebüros. Salzburg Dokumentationen Nr. 115. 255 Seiten. n Loos E. (2005): Naturschutzrecht in Salzburg. Kommentar – Teil II, Verordnungen. Schriftenreihe des Landespressebüros. Salzburg Dokumentationen Nr. 116. 101 Seiten. 5. Videos und DVD´s – erhältlich bei www.salzburg.gv.at/publikationen oder n Amphibienschutz in Salzburg (Video), Landespressebüro, 0662 8042-2417, [email protected] n LIFE-Projekt Wenger Moor (Video, DVD), Landespressebüro, 0662 8042-2417, [email protected] n Vogelparadies Weidmoos (DVD), 0662 8042-5524, [email protected] n LIFE-Projekt Schmetterlingsland am Untersberg, 0662 8042-5524, [email protected] 6. H. Hinterstoisser/A. Leitner (Hg.) 2009: „Für Mensch, Natur und Landschaft”, 35 Jahre Salzburger Berg- und Naturwacht, 415 Seiten (erhältlich unter www.salzburg.gv.at/publikationen, 0662 8042-5524 oder [email protected]) Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt

Naturschutz-Informationsschrift 26. Jahrgang