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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Pollichia Kurier

Jahr/Year: 2016

Band/Volume: 2016_04

Autor(en)/Author(s): diverse

Artikel/Article: Pollichia Kurier 1 N POLLICHIA G A T N U

U POLLICHIA R D F

L Jahrgang 32, Heft 4 O I

R Oktober bis Dezember 2016 B S T Einzelpreis e 2.00 C L H E KURIER U W N M G Vierteljährliches Infoblatt des Vereins für U NATURSCHUTZ Naturforschung und Landespflege e. V. – ISSN 0936-9384

Berichte aus Arbeitskreise Landespflege und Veranstaltungs- Aus den Museen dem Verein und Gruppen Naturschutz programme

Portrait eines Männchens der Großen Königslibelle (Anax imperator) - eine häufige Großlbelle in der Pfalz. (Foto: Jürgen Ott)

Pollichia-Kurier 19 (4) – 2003 EDITORIAL POLLICHIA- KURIER

Liebe Mitglieder, nach dem kühlen und nassen Jahresbeginn werden mussten. Aber aufgeschoben ist Sie diese also nicht und schauen Sie dem - hatten wir dann ja doch einen teils heißen nicht aufgehoben und bitte reichen Sie nächst auf die homepage, dort finden Sie und auch recht langen Sommer, an dem auch weiter Beiträge ein, damit wir immer nähere Informationen. Diese ist übrigens man ausgiebig auf Exkursion gehen aktuell bleiben und auch aus allen unseren gerade in totalem Neuaufbau und wird konnte... und nun ist das Jahr auch fast Tätigkeitsbereichen berichten können. nicht nur neu und umfassender gestaltet, schon wieder vorbei, wobei in Rheinland- Gleiches gilt für die MITTEILUNGEN, die es wird auch unser Shop aktualisiert, von Pfalz der Herbst ja einerseits sehr farben - nun kürzlich erschienen sind und auch der dem Sie gerne Gebrauch machen dürfen. froh sein kann und andererseits auch die Folgeband ist bereits in der Mache und Zu guter Letzt noch eine Bitte: werben Sie Saison der Weinfeste ist. Apropos: in die - steht inhaltlich bereits mehr oder weniger. neue POLLICHIA-Mitglieder, denn wir brau - sem Jahr feierte der Wurstmarkt sein Die früher angesprochene Kooperation chen, um unserem Verband in der Natur - 600stes Jubiläum und da ja Bad Dürkheim über die Landesgrenzen hinaus ist ebenfalls schutzdiskussion mehr Gewicht zu und die POLLICHIA ganz besonders mitei - angelaufen und als erste Aktion fand ein verleihen und um auch unsere finanzielle Si - nander verbunden sind, war die POLLICHIA Treffen mit den französischen Libellen - tuation zu verbessern, einen größeren Mit - auch eingeladen, an dem Jubiläumsumzug kundlern in Fischbach statt, in Kürze wird gliederstand. Wenn jedes Mitglied nur ein teilzunehmen. Das haben wir natürlich auch ein Treffen zu den verschiedenen Ak - weiteres werben würde - sprechen Sie doch gerne gemacht und konnten uns dabei tivitäten der POLLICHIA im Bereich Citizen einfach mal mit ihren Freunden und Nach - auch einem riesigen Publikum einmal ganz Science in Zusammenarbeit mit der KoNat barn - wäre das schon ein toller Erfolg ! anders präsentieren (siehe den kleinen Ar - und französischen Kollegen durchgeführt tikel in diesem Kurier): nämlich als die El - werden. wetritsche-Experten der Pfalz! Au ch wenn die Herbsttagung noch nicht Bis bald und mit herzlichen Grüßen Mit dem Kurier haben wir nun langsam ein stattgefunden hat, laufen bereits die Vorbe - kleines „Luxus-Problem“, denn wir haben reitungen zur Frühjahrstagung, die im Zei - mittlerweile eine derartig gute Auslastung chen des Arten- und Biotopschutzes stehen mit Beiträgen, dass selbst einige angekün - wird. Hierzu konnten schon sehr namhafte Ihr digte Beiträge für diesen Kurier verschoben Referenten gewonnen werden - verpassen Dr. Jürgen Ott

POLLICHIA - Verein für Naturforschung und Landespflege e. V., gegr. 1840 Nach § 60 Bundesnaturschutzgesetz anerkannte Landespflegeorganisation in Rheinland-Pfalz · Mitglied im Deutschen Naturschutzring e.V. (DNR) · Bundesverband für Umweltschutz POLLICHIA-Geschäftsstelle: Erfurter Straße 7, 67433 Neustadt, Tel.: (0 63 21) 92 17 68, Fax: 92 17 76 Internet: www.pollichia.de · E-Mail: [email protected] · Bürozeiten: Montag, Mittwoch, Freitag 9 - 15 Uhr

Pfalzmuseum für Naturkunde – POLLICHIA-Museum, Hermann-Schäfer-Straße 17, 67098 Bad Dürkheim Leiter: Museumsdirektor Dr. Frank Wieland Öffnungszeiten: Di-So 10.00 Uhr - 17.00 Uhr, Mi 10.00 Uhr - 20.00 Uhr, Mo geschl.; Tel.: (0 63 22) 94 13-0, Fax: (0 63 22) 94 13-11

Präsident: Vizepräsident: Schriftführer: Rechner: Beauftragter für Beauftragter für Schriftleiter der Mitteilungen Dr. Jürgen Ott Dr. Birgit Becher Werner Schimeczek Dr. Reinhard Landespflege: Museumsfragen: der POLLICHIA und Friedhofstraße 28 Waldstraße 1 Bischof-Hugo-Straße 19 Speerschneider Heiko Himmler Prof. Dr. Dieter Uhl POLLICHIA-Bücher (kom.): D-67705 Trippstadt D-67688 Rodenbach 76829 Landau Sportplatzstraße 40 Große Ringstraße 45 Villenstr. 13 Dr. Peter Diehl Telefon: (0 63 06) 99 38 88 Telefon: (0 63 74) 94 5 81 85 Telefon: (0 63 41) 3 14 06 76857 Rinnthal 69207 Sandhausen 67433 Neustadt Schifferstraße 27 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] E-Mail: schimeczek@polli - Telefon: (0 63 46) 31 81 E-Mail: pollichia- E-Mail: [email protected] 67547 Worms chia.de E-Mail:speerschneider@polli - [email protected] E-Mail: [email protected] chia.de POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 HERBSTTAGUNG 1

Programm für die Herbsttagung der POLLICHIA Sonntag, 6. November 2016, Pfalzmuseum für Naturkunde

Themen aus der Meteorologie und der Astronomie

Programm: Nachmittagsprogramm ab 13 Uhr 10.45 Uhr Begrüßung durch den Präsidenten der POLLICHIA Dr. Jürgen Ott Die Sonne - der Stern von dem wir leben Dr. Monika Maintz, Planetarium Mannheim 11 Uhr Wetterregeln aus meteorologischer Sicht Die Himmelsscheibe von Nebra Dr. Wolfgang Lähne, Römerberg Regina Umland

12 - 13 Uhr Philipp Fauth, Leben und Werk des Mondforschers Mittagspause Jürgen Boudier

Ein Sternenpark im Biosphärenreservat Pfälzerwald?! Prof. Kai Tobias und AG

Auswirkungen der „Lichtverschmutzung“ auf Fauna und Ökosysteme Dr. Jürgen Ott Vor der Herbsttagung findet ab 9 Uhr eine Sitzung des Hauptausschusses statt. Das Ende der Veranstaltung ist für ca. 17 Uhr vorgesehen. 2 INHALTSVERZEICHNIS 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Berichte aus dem Verein Berichte aus den Gruppen POLLICHIA nimmt am Wurstmarktumzug zum 600sten Bad Dürkheim WUMA-Jubiläum teil (Jürgen Ott) 3 Exkursion zur Gottesanbeterin (Michael Ochse) 31

Berichte aus den Arbeitskreisen Bad Kreuznach AK Botanik Luxemburg - ein auch botanisch reiches Land Hibiscus trionum adventiv in Heidelberg aufgetreten (Dr. Hans Reichert) 32 (Ronald Burger, Johannes Mazomeit) 4 Albinos der breitblättrigen Stendelwurz Donnersberg (Epipactis helleborine agg.) (Heiko Himmler) 5 Sommerexkursion der Kreisgruppe Donnersberg in den Wiederfund des Gewöhnlichen Frauenspiegels ( Legousia specu - Naturpark Südheide und in die Region um die lum-veneris [L. ] Chaix ) in Mannheim (Thomas Junghans) 6 Herzogstadt Celle (Ina Ruffini) 36 So ähnlich und doch so verschieden: Unterschiede zwischen Wild- und Zierpflanzen am Beispiel des Goldlacks ( Erysimum cheiri ) Edenkoben (Thomas Junghans) 6 Frischer Apfelsaft fließt aus der Kelter (Günther Hahn) 38 Erstnachweis des Mexikanischen Federgrases ( Nasella tenuissima ) in der Pfalz und weitere Verwilderungen im Rhein-Neckar-Raum Germersheim-Kandel (Johannes Mazomeit, Heiko Himmler) 8 Moorschutz im Lautermoor (Peter Thomas) 38 Bolboschoenus laticarpus (Marhold et al.) (Breitfrüchtige Strand - simse) (Klaus Mittmann) 9 Mittelrhein/Westerwald Unerwartet fremde Pflanzen im Pfälzerwald (Klaus Mittmann) 10 Vergessene Schätzchen aus Montabaur (Hermann Josef Roth) 39 Rheinischer Beitrag zur Botanik und Ökologie von Ost-Brasilien (Hermann Josef Roth) 11 Landespflege und Naturschutz POLLICHIAner auf den Spuren seltener Formen der Bienen-Rag - Ermittlung weinbauspezifischer Indikatorarten in Rheinland-Pfalz wurz ( Ophrys apifera Huds.) Peter Steinfeld 12 aus Basis von ArtenFinder-Daten und Geografischen The Wildflowers of Ireland - Botanische Notizen von einer Reise Informationssystemen (Desiree Palmes) 40 in den Westen Irlands (Peter Thomas, Oliver Röller) 14 Keine Energiewende ist auch keine Lösung (Jutta Paulus) 42 Die POLLICHIA erwirbt zwei im Donnersbergkreis gelegene AK Entomologie Grundstücke (Jochen Schowalter) 44 Citizen Science - Erforschung der Verbreitung des Spinnenläufers (Scutigera coleoptrata ) in Südwestdeutschland Aus den Museen (Christian Karpp, Oliver Röller, Nathalie Lattke) 15 Lebendige Urzeit - Der Quastenflosser oder wie die Fische laufen Die Pfalz - ein nicht nur odonatologischer Streifzug im wahren lernten - Nachtrag zur Sonderausstellung 2016 im Urweltmuseum Libellenland (Jürgen Ott) 18 GEOSKOP auf Burg Lichtenberg (Pfalz) Zweites Treffen deutsch-französischer Libellenkundler (Jan Fischer, Sebastian Voigt) 46 (Jürgen Ott) 21 Neue Präparatorin am Pfalzmuseum (Dr. Frank Wieland) 52 Honigraub eines Totenkopfschwärmers - Acherontia atropos (L.) - mit tödlichen Folgen ( Lepidoptera: Sphingidae ) (Gerd Reder) 21 Muss des soi (Jürgen Ott) 52 AK Geologie Marmor im Permokarbon der Nordpfalz (Dr. Thomas Schindler) 22 Rezensionen 53 Die Genoveva-Höhle bei Schwarzerden und die Teufels-Höhle bei Boos: zwei im Saar-Nahe-Bergland gelegene Höhlen Geburtstage 54 unterschiedlicher Entstehung (Karlheinz Schultheiß) 23 Veranstaltungsprogramme AK Meteorologie Verein 57 Pfälzer Witterung im Jahr ohne Sommer 1816 Bad Dürkheim 57 (Wolfgang Lähne) 25 Bad Kreuznach 57 Donnersberg 57 AK Umweltbildung Edenkoben 57 Schulprojekte mit dem ArtenFinder in Landau und in Otterberg bei Germersheim 57 Kaiserslautern (Annalena Schotthöfer, Dominic Frank) 28 Kaiserslautern 57 Amphibien kennenlernen und schützen mit dem ArtenFinder 58 Rheinland-Pfalz (Annalena Schotthöfer, Dominic Frank) 29 Landau 58 Mittelrhein/Westerwald 58 Pirmasens 58 Speyer 58 Zweibrücken 58 AK Astronomie 59 Pfalzmuseum für Naturkunde 59 GEOSKOP auf Burg Lichtenberg bei Kusel 59 Berichte aus dem Verein

POLLICHIA nimmt am Wurstmarktumzug zum 600sten WUMA-Jubiläum teil

Wie sicher nicht nur in der Pfalz bekannt, fei - erte der Wurstmarkt in diesem Jahr sein 600stes Jubiläum und zu diesem Anlass wurde ein großer Umzug mit 100 Teilneh - mergruppen durch die Stadt Bad Dürkheim organisiert. Dabei waren die Gruppen auf vier Epochen verteilt - aufgrund des Grün - dungsjahres der POLLICHIA 1840 waren wir in der Biedermeierzeit und damit in der zweiten Gruppe angesiedelt. Als Thema hatten wir uns „POLLICHIA - die Elwetrit - sche Experten“ ausgesucht und hierzu gestalteten Dr. Sebastian Voigt und Annelie Ohliger eine „fossile Elwetritsche“, die dann Dr. Frank Wieland zeichnete und in eine Publikation „goss“, welche der Autor Abb.1: Elwetritsche, Elwetritschefänger - mit Sack gefangener junger Elwetritsche - dann auf ein Poster brachte. Dieses wurde und POLLICHIA-Bollerwagen beim WUMA-Jubiläumsumzug. (Foto: ein unbekann - beidseitig auf einem Bollerwagen montiert ter Teilnehmer) und von einer leibhaftigen Elwetritsche begleitet. Als Zugnummer 37 gingen wird dann zur Freude der WUMA-Besucher auf die Piste und bei dem eineinhalbstündigen Das „Haus der Artenvielfalt“ - Umzug wurden wir sicher tausende Mal ins Licht gesetzt von Dirk Funhoff fotografiert ... von überall her am Straßen - rand hörte man „guckmol, e Elwetrisch!“. Die POLLICHJIA war in aller Munde! Der Fotograph Dirk Funhoff, vielen bekannt Auch wenn die Vorbereitung einiges an Zeit durch die "Meet your neighbours"-Ausstel - verschlungen hat, so war dies doch eine lung, hat das Haus der Artenvielfalt vor die tolle Werbung für die POLLICHIA - nicht nur Linse genommen. Im August entstanden bei der Tribüne der geladenen Ehrengäste... die Bilder, die Sie auf www.hausderarten - vielfalt.de in aller Ruhe anschauen können. Jürgen Ott, Trippstadt Das hier wiedergegebene Beispiel zeigt mit der Pappelholz-Fassade und der Sandstein - mauer klar strukturierte Ostseite und die Solarzellen an der Straßenseite des Gebäu - des.

Berichte aus den Arbeitskreisen Berichte aus den Arbeitskreisen AK Botanik

Hibiscus trionum adventiv Asien. Relativ selten sieht man darüber ka bis nach Südosteuropa. Die Nordwest - in Heidelberg aufgetreten hinaus im Freilandbereich von botanischen grenze verläuft in Niederösterreich. Ob Gärten Hibiscus paramutabilis , wie z. B. in diese Verbreitung tatsächlich ursprünglich Die Gattung Hibiscus hat eine fast weltweite Mainz und Darmstadt. ist und nicht zumindest teilweise anthropo - Verbreitung. Vertreter der Gattung finden Im August übermittelte der Erst- dem Zweit - gen, lässt sich wohl kaum mehr genau sich von Natur aus gleichermaßen in Nord- autor Fotos und einen Beleg eines ihm unbe - ermitteln. Dass die Art ihr ursprüngliches und Südamerika, Afrika, Asien und Austra - kannten Malvengewächses, das er im Areal erweitert hat, zeigt sich zum Beispiel in lien. Von der großen Gattung mit über 150 Bereich der Heidelberger Bahnstadt in meh - Nordamerika, wo sie eingebürgert ist. Arten kommen aber nur zwei ( H. trionum, reren Exemplaren auf frischen Erdaufschüt - Als sehr wärmeliebende Art tritt Hibiscus H. palustris) ursprünglich in Europa vor, in tungen entdeckt hatte. Bei der Pflanze han - trionum in Mitteleuropa nur sehr selten und Mitteleuropa sogar keine ( QUINGER 1990: delte es sich um Hibiscus trionum , die auch unbeständig auf, meist im Bereich von Städ - 45). die deutschen Namen Stunden-Eibisch oder ten. In Deutschland liegen nur für 77 von Der bei uns bekannteste Vertreter der Gat - Stundenblume trägt. Der deutsche Name 3.000 Messtischblättern (TK 25) Nachweise tung ist der als Zierstrauch gepflanzte Syri - bezieht sich auf die kurze Blütezeit (vormit - vor (Datenstand 2013, www.flora- sche Eibisch ( Hibiscus syriacus ), der stellen - tags zwischen 8 und 12 Uhr). Dies dürfte web.de/webkarten). Mehr als ein Fünftel weise zur Selbstaussaat neigt, aber keine sicher dazu beitragen, dass die Art leicht dieser Angaben stammen dabei aus Baden- Einbürgerungstendenzen zeigt. Trotz seines übersehen wird. Württemberg, nämlich 17, davon nur zwei wissenschaftlichen Namens stammt er nicht Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt ab 2005 (sowie fünf weitere im Zeitraum aus Syrien, sondern aus dem südlichen sich vom südlichen Asien über Teile von Afri - zwischen 1970 und 2004, (florabw.recor -

Abb. 1: Hibiscus trionum am Heidelber - Abb. 2: Blüte von Hibiscus trionum . ger Fundort. POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 5

der-d.de). Ein weiterer Schwerpunkt von Meldungen liegt in Unterfranken. Im Rhein-Neckar-Raum wurde die Art seit 1900 zumindest dreimal nachgewiesen bzw. publiziert, davon zweimal in Mann - heim ( LUTZ 1910, HEINE 1952) und einmal bei Ilvesheim in 1889 ( ZIMMERMANN 1907: 122), jeweils auf Schutt- bzw. Ruderalflächen. ZIMMERMANN (1907) gibt darüber hinaus auch Worms und Dürkheim als Fundorte an. Der letzte Nachweis aus dem nordbadischen Raum liegt somit über 60 Jahre zurück. Am Heidelberger Beleg bemerkte der Zweit - autor auch eine noch nicht blühende Seide (Cuscuta ). Als er am 1. September den Wuchsort nicht zuletzt wegen der Seide auf - suchen wollte, um die Pflanze anhand ihrer Blüten zu bestimmen, war dieser nicht mehr zugänglich. Die meisten der bei uns auftretenden Cuscu - ta -Arten sind auch Neophyten oder Adven - tivpflanzen. Abb. 1: Oberer Sprossabschnitt einer nahezu blattgrünfreien Breitblättrigen Sten - delwurz ( Epipactis helleborine ) bei Frankenstein am 16. Juni 2016. Literatur HEINE , H.-H. (1952): Beiträge zur Kenntnis Lauf des Julis aber fielen alle Knospen ab. von Eichen. Diese Lebensweise ist eine der Ruderal- und Adventivflora von Mann - Ein weiteres bleiches Exemplar fand Andre - Anpassung an sehr schattige Standorten. heim, Ludwigshafen und Umgebung. - Ver. as Kuntz einige Tage später an der Kreuzung Im nahen Verwandtschaftskreis der Nest - Naturk. Mannheim Jahres-Ber. 117/118: 85 „Schafunter“ oberhalb des Friedhofs des wurz-Artigen, dem Tribus Neottiae, gibt es - 132. Nachbarorts (Landkreis Bad sowohl Gattungen, die ebenfalls kein Blatt - LUTZ , F. (1910): Zur Mannheimer Adventiv - Dürkheim). grün bilden (z. B. Dingel), als auch solche, die flora seit ihrem ersten Auftreten bis jetzt. - Nach einem von unserem Orchideenexper - normalerweise Photosynthese betreiben. Mitt. Bad. Landesver. Naturk. 5: (247/248): ten Peter Steinfeld aus Hornbach übermit - Und bei diesen mit der Nestwurz näher ver - 365 - 376. telten Fachbeitrag in den „Berichten aus wandten, wenngleich völlig anders ausse - QUINGER , B (1990): Malvaceae, in: SEBALD , O., den Arbeitskreisen Heimische Orchideen“ henden Gattungen kommt es - wenn auch SEYBOLD , S. & G. P HILIPPI (Hrsg.): Die Farn- und (ROY & S ELOSSE 2012) hat es mit den bleichen selten - vor, dass Individuen die Fähigkeit zur Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Bd. Stendelwurzen folgendes auf sich: Photosynthese fehlt. Dies gilt für die Wald - 2: 36 - 50 - Stuttgart: Ulmer. Alle heimischen Orchideen sind zur Kei - vöglein ( Cephalanthera ) und eben Stendel - ZIMMERMANN , F. (1907): Die Adventiv- und mung auf einen Pilz angewiesen. Orchi - wurz ( Epipactis ) - Gattungen, die typischer - Ruderalflora von Mannheim, Ludwigshafen deensamen enthalten nicht einmal wenige, weise an mehr oder minder schattigen und der Pfalz ... - Mannheim: Haas. sondern überhaupt keine Nährstoffe. Die Waldstandorten wachsen (mit der Sumpf- Keimung ist nur möglich, indem ein Pilz das Ronald Burger, Haßloch Samenkorn „befällt“. Von diesem Moment Johannes Mazomeit, Ludwigshafen an wird er zum Wirt der heranwachsenden (Fotos: R. Burger) Orchidee. Weltweit 180 Orchideenarten ernähren sich zeitlebens ausschließlich von dem Pilz. Auch den Zucker, den sie wie alle Pflanzen als Albinos der Breitblättri - Energieträger brauchen und den grüne gen Stendelwurz Pflanzen mittels Photosynthese herstellen, (Epipactis helleborine holen sie sich beim Pilz, der ihn indessen auch nicht produziert, sondern bei anderen, agg.) grünen Pflanzen abzapft. Insofern „parasi - tieren“ Orchideen nicht nur auf dem Pilz, Am 16. Juni 2016 fand Andreas Kuntz, Lam - sondern indirekt auch auf jenen Pflanzen, brecht, südwestlich von Frankenstein (Land - die mit dem Pilz eine Symbiose bilden kreis Kaiserslautern) einen 15 Exemplare (Mykorrhiza). Bei den einheimischen Orchi - Trupp der Breitblättrigen Stendelwurz ( Epi - deen ist die Nestwurz ( Neottia nidus-avis ) als pactis helleborine ), bei dem vier Exemplare eine solche „mykoheterotrophe“ Art in nahezu farblos waren. Lediglich die Stengel Gebieten mit kalkreichen Böden recht ver - waren blassviolett überlaufen und die obe - breitet. Sie hat nichts Grünes an sich, son - ren Blätter zeigten einen schwachen Grün - dern ist vollständig ockerfarben; die Blätter stich. Ansonsten unterschieden sie sich sind auf Schuppen reduziert. Die Pilze, von zunächst nicht von ihren grünen Artgenos - denen sie lebt, sind u. a. Täublingsverwand - Abb. 2: Die Pflanze am 11. Juli 2016. Die sen und entwickelten sich auch wie diese. Im te; sie beziehen den Zucker beispielsweise ersten Knospen sind bereits abgefallen. 6 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Stendelwurz als Ausnahme). Diese Individu - en ernähren sich weiterhin vom Pilz. Die Blattgrünbildung kann bei ihnen mehr oder minder stark reduziert sein und im Extrem - fall, wie bei den Frankensteiner Exemplaren, nahezu völlig entfallen. Wir werden darüber berichten, ob Stendel - wurze bei Frankenstein auch in den kom - menden Jahren bleich sein werden. Die Zukunft der „Albinos“ ist nämlich unge - wiss. Beim Schwertblättrigen Waldvöglein (Cephalanthera longifolia ) wurde der Phä - notyp an zwölf aufeinander folgenden Jah - ren beobachtet, während es bei den Sten - delwurzen Pflanzen gibt, bei denen sich die Färbung mit der Zeit entwickelt. Herrn Steinfeld sei für die Überlassung der Literatur nochmals herzlich gedankt!

Literatur MOY , M. & M.-A. S ELOSSE (2012): Orchideen, die Pilze essen: Vielfalt der mycoheterotro - Abb. 1: Der Frauenspiegel zwischen Abb. 2: Habitus der Pflanze. phen und mixotrophen Ernährung von Ziersteinen in der Anpflanzung um die Europa bis in die Tropen. - Ber. Arbeitskrs. Skater-Anlage. Heim. Orchid. Beiheft 8: 143 - 159. Anlage und Straße. durchaus etablieren könnte, nachdem eine Das seitlich an die Anlage anschließende „Rückkehr“ auf ungespritzte Ackerrand - Heiko Himmler, Sandhausen Weizenfeld enthält keine Pflanzen, so dass streifen unwahrscheinlicher erscheint. (Fotos: A. Kuntz) diese wohl entweder mit den um die Anlage gepflanzten Zierarten oder mit dem teilwei - Literatur se verwendeten Granitschotter einge - LANG , W., W OLFF , P. (2011): Flora der Pfalz. 1. schleppt wurden. Für letzteres spricht auch CD-Auflage. - Pfälzische Gesellschaft zur Wiederfund des Gewöhn - das Vorkommen mehrerer Pflanzen von Förderung der Wissenschaften. lichen Frauenspiegels Petrorhagia saxifraga , welche ebenfalls ZIMMERMANN , F. (1906): Flora von Mannheim (Legousia speculum-vene - durch Steine, Schotter oder Sande ver - und Umgebung. - Mitt. Bad. Bot. Ver. 217- schleppt werden, wie auch schon auf Bau - 218: 133. ris [L.] Chaix) in Mann - stellen in der Mannheimer Innenstadt zu ZIMMERMANN , F. (1907): Die Adventiv- und heim beobachten war. Die ebenfalls in und um die Ruderalflora von Mannheim, Ludwigshafen Anpflanzungen am Rand der Skater-Anlage und der Pfalz nebst den selteneren einheimi - Über ein Vorkommen des Gewöhnlichen vorkommenden Pflanzen von Salvia verticil - schen Blütenpflanzen und den Gefäßkryp - Frauenspiegels in einem Getreideacker bei lata sind ursprünglich wohl gepflanzt, treten togamen. - Mannheim. 171 S. Mannheim-Seckenheim im Jahre 1903 mittlerweile aber überwiegend subspontan berichtet ZIMMERMANN (1906: 133, 1907: im Bereich der Fläche auf. Thomas Junghans, Borchen 125). Aktuellere Nachweise in und um Als typisches Ackerunkraut besiedelt der (Fotos: Th. Junghans) Mannheim finden sich nicht in der Literatur, Gewöhnliche Frauenspiegel als Bestandteil die nächstgelegenen Bestände sind bei kurzlebiger Unkrautfluren vor allem som - Weinheim (MTB 6417, Feldwegrand an merwarme und offene Standorte in Getrei - Maisacker, 2016) und Nußloch (MTB 6618, defeldern, wobei die Pflanze dort durch So ähnlich und doch so Getreideacker, 2012) zu finden (Fundmel - Überdüngung, Herbizideinsatz und Inten - verschieden: Unterschie - dungen auf Internetseiten der Botanischen sivlandwirtschaft selten geworden bzw. in de zwischen Wild- und Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutsch - weiten Teilen Baden-Württembergs bereits land). ausgestorben ist, ähnlich ist die Situation in Zierpflanzen am Beispiel Im Juni 2016 fand der Verfasser mehrere der pfälzischen Rheinebene ( LANG & W OLFF des Goldlacks (Erysimum Pflanzen von Legousia speculum-veneris im 2011). Wie der oben zitierte Nachweis von cheiri) Mannheimer Stadtteil Schönau im Bereich 1903 zeigt, war die Pflanze im Raum Mann - einer in den letzten Jahren neu errichteten heim allerdings immer schon sehr selten, Skater-Anlage nördlich der Lilienthalstraße wobei die nur zur Blütezeit durch ihre dun - Dass Zierpflanzen verwildern, ist nicht neu (MTB 6416/42). Die wenigen Pflanzen kelvioletten radförmigen Blüten auffällige und eine mehr oder weniger logische Folge wachsen hier sowohl im Bereich der nicht Art vielleicht auch schon häufiger überse - von entsprechenden Anpflanzungen. sehr gepflegten randlichen Anpflanzungen hen wurde. Durch seltene und eher zufällig Umfang und Dynamik der Verwilderungs - als auch auf ruderalen und zumindest leicht erfolgende Einschleppungen dürften auch tendenzen von Zierpflanzen scheinen aber gestörten Stellen in der Nähe auf steinig- zukünftig neue Vorkommen begründet in den letzten Jahren deutlich zugenommen sandigem Boden, vor allem um die als Park - werden, wobei sich die unbeständige Pflan - zu haben – vor allem dank eines gestiegenen platz genutzte Fläche zwischen Skater- ze auf geeigneten Ruderalstandorten Wohlstands und dem fast flächendecken - POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 7

9 unverzweigten Stangenlack, letzterer wurde auch vielfach als Schnittblume Wildpflanze gebraucht. Zudem sind bereits im „Garten von Eichstätt“, dem berühmten Herbarium 8 Zierpflanze des Basilius Besler von 1613, zwei gefüllte und drei einfachblütige gelbe Formen abge - bildet, im 18. Jahrhundert kamen schließlich

B noch bräunliche Blütenzüchtungen hinzu l a 7 (auf die ebenfalls umfangreiche Nutzung als t t

b Arzneipflanze sei hier nur kurz hingewiesen, r

e siehe JUNGHANS 2010). i t

e Aufgrund seiner Bedeutung als Zier- und

6 i

n Heilpflanze musste der Goldlack, wie auch

m eine Reihe anderer Pflanzen, auf Befehl Kai -

m ser Karls des Großen angepflanzt werden 5 (Landgüterverordnung) und war so bereits 30 40 50 60 70 80 ab dem 9. Jahrhundert in jedem Klostergar - ten zu finden. In der Mitte des 16. Jahrhun - derts war die Pflanze bereits so weit verbrei - Blattlänge in mm tet, dass sie nach Leonhart FUCHS (1542) „überall in Gärten und Pflanzungen“ anzu - Abb. 1: Länge und Breite der Blätter. treffen war, entsprechende Verwilderungen in andere Lebensräume folgten zwangsläu - fig. 13 Aufgrund seiner mediterranen Herkunft ist Wildpflanze 12 der wärmebedürftige Halbstrauch auf tro - Zierpflanze ckene bis frische und nährstoffreiche Stand - 11 orte angewiesen. Geradezu ideal für eine Etablierung von Goldlack-Beständen sind

B 10

r daher die Verhältnisse an Mauern, wo er in e 9 i t wintermilden Regionen auch im Winter e

i 8 grün bleibt. In Baden-Württemberg werden n

m 7 in der floristischen Literatur bereits seit dem m Ende des 18. Jahrhunderts verwilderte Vor - 6 kommen registriert, der älteste Nachweis 5 der Art stammt vom Heidelberger Schloss, 4 wo Goldlack-Vorkommen seit 1782 doku - mentiert und auch heute noch vorhanden 4567891011121314151617 sind. Für Mannheim finden sich keine Nach - Länge in mm weise in der klassischen adventivfloristi - schen Literatur, bei SEBALD (1993) findet sich Abb. 2: Länge und Breite der Blütenkronblätter. allerdings ein Nachweis im MTB 6517/1. Dieses wird zwar im Text nicht erwähnt, den Vorhandensein von Baumärkten und nung nahverwandter Sippen auf Unterart- bezieht sich aber sicher auf das Vorkommen Gartencentern (z. B. JUNGHANS 2014). oder Artebene vorzunehmen! Am Beispiel in den Ufermauern bei Mannheim-Secken - Nachfolgend soll es aber nicht um das Phä - der beliebten Zierpflanze Goldlack ( Erysi - heim, das z. B. bereits von JUNGHANS (2003) nomen der massenhaften Verwilderung von mum cheiri ) sollen diese Aspekte hier einmal erwähnt wird, von VESSELINOV LALOV (2008) Zierarten gehen, sondern um die Unter - etwas genauer betrachtet werden. aber als neues Vorkommen angegeben wird schiede, die zwischen den kultivierten und Nach BALL (1993) ist Erysimum cheiri als (der Hinweis stammt vermutlich von Fried - züchterisch veränderten Sorten und ihren Artengruppe aufzufassen, wobei die als rich Schölch, der den Standort vor rund 25 „wilden“ Stammformen bestehen können. Goldlack bezeichnete Kulturform durch Jahren auch dem Verfasser zeigte). In Die züchterische Vielfalt kann im Falle von Selektion und Hybridisation aus vermutlich Seckenheim handelt es sich offensichtlich Verwilderungen erhebliche Schwierigkei - mehreren Arten der Felsfluren im östlichen um spätere Verwilderungen von Zierformen ten bei einer sicheren Bestimmung bereiten, Mittelmeergebiet und Westasien (z. B. E. aus nahe gelegenen Bauerngärten, wie die sei es, dass es sich um sehr ähnliche Sippen corinthium , E. senoneri ) entstanden ist. Der große Farbenvielfalt in der Blütezeit ver - (z. B. Muscari , Cotoneaster etc.) handelt Goldlack wurde bereits von den Römern deutlicht, den Wildformen nahe stehende oder um solche, bei denen die herausge - gerne gepflanzt und über Jahrhunderte Pflanzen wie am Heidelberger Schloss gab züchteten Unterschiede so groß sind, dass umfangreich züchterisch verändert. So ent - es hier vermutlich nie. Linksrheinische Vor - die typischen arteigenen Bestimmungs - standen z. B. Sorten, bei denen die durch Fla - kommen in Ludwigshafen erwähnt MAZO - merkmale nur noch schwer mit jenen in der vonole gefärbten Blüten von gelb über oran - MEIT (1995) auf Bahngleisen und an einer handelsüblichen Literatur genannten in ge bis rot variieren. Bezüglich der Wuchs - Straßenböschung. Übereinstimmung zu bringen sind. Und in form unterscheidet man bei den zahlreichen Die am Heidelberger Schloss vorkommen - der Taxonomie genügen oft schon deutlich Zuchtsorten den niedrigen, verästelten den eher kleinen und rein gelbblütigen geringere Unterschiede, um eine Auftren - Buschlack und den hochwüchsigen und Pflanzen konnten sich offensichtlich über 8 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

und die Wuchshöhe mit 30 bis 50 cm an, dem 2008 erstmals für Deutschland von während bei SEBALD (1993) die Pflanzen einer Verwilderung des Ziergrases berichtet bereits bis 90 cm hoch werden können. wurde. Das Mannheimer Vorkommen hatte Ganz nebenbei nehmen die züchterischen Ronald Burger, Haßloch, schon einige Jahre Veränderungen dabei auch Einfluss auf das zuvor bemerkt (spätestens 2004), die Art biologisch-ökologische Potenzial der Pflan - war jedoch nicht bestimmt worden und der ze, da z. B. die höhere Samenanzahl kulti - Fund unveröffentlicht geblieben. vierter Sippen ein größeres Ausbreitungspo - Inzwischen liegen durch den Erstautor auch tenzial bedingen dürfte und deutlich höhere Beobachtungen verwilderter Exemplare aus Pflanzen sich als konkurrenzstärker erwei - der Pfalz vor. In der Christoph-Kröwerath- sen könnten und so auch einer weiteren Straße in Ludwigshafen in Oggersheim- Ausbreitung auf Ruderalstandorten wie Notwende hat das Gras allerdings noch Pflasterritzen, Wegrändern, Baumscheiben keine große Entfernung von den ursprüngli - oder Straßenböschungen förderlich sein chen Anpflanzungen in den Vorgärten des dürfte. Hausblocks Albert-Haueisen-Ring 58 - 62 zurückgelegt, sondern sich nur wenige Literatur Meter weiter in den benachbarten Baum - BALL , P. W. (1993): Erysimum cheiri group. - scheiben und Verbundsteinritzen angesie - In: Flora Europaea, Band 1: 328-329; Cam - delt. bridge University Press. Bemerkenswerter - weil im Außenbereich - GARCKE , A. (1882): Flora von Deutschland. - ist die Ansiedlung eines kleinen Horstes bei Abb. 3: Links eine häufig kultivierte 14. Aufl.; Paul Parey, Berlin. Ruchheim knapp außerhalb der kleinen Ver - Zierform des Goldlacks, rechts eine den JUNGHANS , Th. (2003): Mannheimer Mauern einsanlage der sogenannten „Vogelwiese“. Stammformen nahe stehende Sippe. als Lebensräume für Pflanzen. - Badische Ob die Art daraus entwichen ist oder aber (Foto: Th. Junghans) Heimat 83 (3): 521 - 526. aus der benachbarten Kleingartenanlage, JUNGHANS , Th. (2010): Der Goldlack – Zier- konnte bislang noch nicht in Erfahrung zahlreiche Generationen hinweg in ihren und Nutzpflanze auf Abwegen. - Pharmazie gebracht werden, weil diese Grünflächen Merkmalen wieder der Wildform der Aus - in unserer Zeit 39 (4): 322. bislang nicht näher nach Beständen des gangsarten annähern (vgl. SEBALD 1993). JUNGHANS , Th. (2014): Ausmaß und Dynamik Mexikanischen Federgrases untersucht Aus dort gesammelten Samen entstammen der Verwilderung von Zierpflanzen am Bei - wurden. Am Fundort wächst das Gras u. a. die im Garten des Autors kultivierten Pflan - spiel von Mannheim. - POLLICHIA -Kurier 30 zwischen einem lichten Kratzbeeren- zen, die hier als „Wildform“ jenen in einem (4): 6-9. Bestand, zeigt also durchaus eine gewisse Gartencenter erworbenen Goldlack-Pflan - MAZOMEIT , J. (1995): Zur Adventivflora (seit Konkurrenzstärke. zen gegenübergestellt werden. 1850) von Ludwigshafen am Rhein – mit Weitere Verwilderungen des Mexikani - Die vielfältigen züchterischen Veränderun - besonderer Berücksichtigung der Einbürge - schen Federgrases wurden vom Zweitautor gen betreffen neben der bereits erwähnten rungsgeschichte der Neophyten. - Mitt. in Heidelberg und in Sandhausen gefunden. Blütenfarbe z. B. auch die Wuchshöhe, die POLLICHIA 82: 157-246. Der Heidelberger Wuchsort befindet sich bei den der Wildform nahe stehenden Pflan - SEBALD , O. (1993): Cheiranthus . - In: SEBALD , am Rand der Lessingstraße ca. 320 m süd - zen nur 9 bis 15 cm, bei den kultivierten Sor - O., S EYBOLD , S., P HILIPPI , G . (Hrsg.): Die Farn- östlich des Haupteingangs des Heidelberger ten 42 bis 49 cm betrug, wobei diese auch und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Hauptbahnhofs. In Lücken von Verbund - standortbedingt etwas variieren kann. Band 2: 205-206; Ulmer, Stuttgart. pflaster stehen hier ungefähr 30 Horste, Ebenfalls deutliche Unterschiede weisen die VESSELINOV LALOV , S. (2008): Neues zur Rude - darunter ca. 10 noch nicht blühende, junge Blätter auf, diese sind bei kultivierten For - ralflora des Rhein-Neckar-Raums. - Ber. Bot. Exemplare. Das Mexikanische Federgras ist men stark verlängert und 63 bis etwa 74 Arbeitsgem. Südwestdeutschland 5: 53-85. zwar in einigen Heidelberger Grünanlagen mm, bei der Wildform zwischen 32 und 47 vertreten, aber in der direkten Umgebung mm messend, während die Breite weniger Thomas Junghans, Borchen gibt es keine Anpflanzung der Art. Von wo schwankt (vgl. Abb. 1). die Verwilderung erfolgte, ist nicht erkenn - Weitere wesentliche Unterschiede beste - bar. hen auch bezüglich Länge und Breite von In Sandhausen stehen, ebenfalls zwischen Kelch- und Kronblättern (vgl. Abb. 2) sowie Erstnachweis des Mexika - Verbundpflastersteinen, rund 20 Horste am der Fruchtlänge: Bei der Wildform sind die nischen Federgrases (Nas - Rand der Philipp-Schmitt-Straße im Südteil Schoten zwischen gut 1 und 3 cm lang, bei sella tenuissima) in der des Orts. Hier ist die Herkunft klar; die Pflan - kultivierten Sorten messen diese zwischen zen sind aus einem Garten verwildert. Die etwa 4 und 8 cm. Damit einher geht eine Pfalz und weitere Verwil - Entfernung zwischen spontan angesiedel - deutliche erhöhte Samenanzahl, die bei kul - derungen im Rhein- ten Exemplaren und der Anpflanzung tivierten Pflanzen zwischen 15 und 46 lag, Neckar-Raum beträgt bis zu 40 Meter. Auch hier handelt es bei der Wildform waren 3 bis 10 Samen je sich sowohl um blühende als auch um noch Schote vorhanden. sterile Exemplare. Die Bandbreite der Merkmale findet sich nur Im POLLICHIA-Kurier 2014 (1) berichtete Das Mexikanische Federgras scheint ein bedingt in der Bestimmungsliteratur wieder, Thomas Junghans über eine Verwilderung beträchtliches Potential zur Verwilderung außerdem flossen Merkmale kultivierter des Mexikanischen Federgrases am Neckar und Einbürgerung zu haben, denn es ist bis - Pflanzen offensichtlich erst ab etwa Mitte in Mannheim (auf Höhe des Collini-Cen - lang als Gartenpflanze noch wenig verbrei - des 20. Jahrhunderts vermehrt ein. So gibt ters). Es handelte sich dabei um den zweiten tet; nicht allzu viele Gärtnereien haben die GARCKE (1882) die Blütenfarbe mit hellgelb Nachweis in Baden-Württemberg, nach - Art im Sortiment. In Siedlungen erweist sich POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 9

Abb.1: Mexikanisches Federgras ( Nasel - Abb. 1: Querschnitt der Frucht. la tenuissima ) in der Lessingstraße in Heidelberg. (Foto: H. Himmler) die Pflanze als außerordentlich genügsam. interessant. Im Osten hat sich ein ca. 5 - 10 m timus handeln könnte. Sollte sie in größerem Umfang gepflanzt breiter Streifen von Schilf ( Phragmites austra - Die Einsicht in die Literatur führte zu einigen werden, ist mit zahlreichen Verwilderungen lis ) mit anderen Gräsern entlang des Grabens Unklarheiten. Bei HAEUPLER wird die Sippe zu rechnen. Die Pflanzen können bereits gebildet, davor ein hellgrüner Streifen mit noch unter diesem Namen geführt, mit dem nach einem Jahr blühen und fruchten. Strandsimsen ( Bolboschoenus ). Am Südrand Hinweis, dass sie vorwiegend auf salzhaltigen Die Früchte des Mexikanischen Federgrases des Teiches entstand eine vielfältige Pflanzen - Böden gedeiht. verfangen sich dank Widerhaken leicht im gemeinschaft mit Strandsimsen ( Bolbo - Eine Bestimmung mit dem „Schmeil-Fit - Fell von Hunden oder auch an der Kleidung, schoenus spec.) , Salz-Teichsimse (Schoeno - schen“ ( SEYBOLD 2006) ergab dann, dass es so dass Ferntransport möglich ist. Die Pflan - plectus tabernaemontani ), Glieder-Binse sich entweder um S. yagara oder um den Bas - ze könnte auch Wuchsorte außerhalb der (Juncus articulatus ) und in kleinen Restvertie - tard zwischen S. maritimus und S. yagara Siedlungen einnehmen, z. B. in Felsfluren fungen der Echten Sumpfsimse ( Eleocharis handeln müsse. Das deutet darauf hin, dass und Sandrasen, wo sie seltene einheimische palustris agg.), aufgelockert durch Blutwei - bis 2007 unter S.maritimus ein Aggr. zu ver - Arten verdrängen könnte. Von weiteren derich ( Lythrum salicaria) u. a. stehen war. Die Bestimmung mit dem „Roth - Anpflanzungen sollte abgesehen werden. Unter den Simsen fiel eine Pflanze besonders maler“ ( JÄGER 2011) führte zu Bolbo schoe - auf, die der Verfasser von früher her kannte nus (syn. Scirpus) laticarpus . Johannes Mazomeit, Ludwigshafen und vermutete, dass es sich um Scirpus mari - Weitere Nachforschungen im Internet zeig - Heiko Himmler, Sandhausen

Bolboschoenus laticarpus (Marhold et al.) (Breit - früchtige Strandsimse)

Am Nordrand des Maudacher Bruchs, eigentlich nicht mehr zum Schutzgebiet gehörig, befindet sich eine ca. 1 ha große Flä - che, die in Trockenjahren als Maisacker genutzt wird. Sie wird im Westen und Norden durch einen asphaltierten Wirtschaftsweg, im Süden durch eine Eichen-Neuanpflan - zung und im Osten durch einen wasserfüh - renden Graben mit Pappeln und Eschen begrenzt. Dieses Jahr stand die östliche Hälf - te auf Grund des regenreichen Frühjahrs bis August unter Wasser und konnte daher nicht für den Maisanbau genutzt werden. Der Teich war für viele Vögel, vor allem Limikolen, Abb. 2: Habitus der Pflanze. 10 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

ten, dass sich unter dem Namen B. mariti - mus etwa 5 Arten verbergen, nämlich: B. maritimus, B. planiculmis, B. glaucus, B. yagara und B. laticarpus . Dies geht aus einer Arbeit von Hroudová et al. veröffentlicht in der „Kochia“ (Jg. 4, 2009) hervor. Darin ist auch ein gut ver - ständlicher Schlüssel für die Unterschei - dung der Arten dargestellt. Die Gruppe um Hradova hat daraufhin offensichtlich Her - barmaterial aus Deutschland untersucht und festgestellt, dass die mit S. maritimus gekennzeichneten Belege entlang der Rheinschiene häufig B. laticarpus (= Breit - früchtige Strandsimse) waren. Die Querschnitte der schwarzen Früchte ( B. laticarpus ) zweiseitig symmetrisch mit einer längeren inneren Seite (s. Abb. 1), die Stiele der Ährchen (einige sitzen zentral, die meis - ten auf langen Ästen, s. Abb. 2) und der Hin - weis, dass diese Art relativ trockentolerant ist und manchmal auf Maisäckern zu finden Abb. 1: Verwilderte Zierformen der Akelei. ist, führen zu B. laticarpus . Die anderen beschriebenen Arten kommen eher in Son - entfernten Teil des Waldes, der zur Gemein - abseits im Douglasienwald zu finden sind. derbiotopen vor ( HROUDOVÁ et al.). Bolbo - de gehört (im Reifkeil), auf einer Die Samen besitzen keine besonderen Ein - schoenus planiculmis , die in der Gegend von Fläche von nur 2-3 ha) gleich auf vier fremd - richtungen für ihre Ausbreitung. Wie sie an Mainz beschrieben wurde und die auch artige Pflanzen unterschiedlicher botani - den ursprünglichen Ort gelangten und wer noch in Frage gekommen wäre, ist auf bei - scher Zugehörigkeit stieß. jetzt für die weitere Ausbreitung verant - den Seiten abgeflacht, B. yagara ist im Quer - Vereinzelt, aber recht selten kann man ein - wortlich ist, ist schwer zu sagen. Der schnitt gleichseitig symmetrisch. zelne aus Gärten entwichene Exemplare der Bestand hält sich trotz Abschiebens des Akelei finden, manchmal recht weit von jeg - Weges bzw. Umpflügens durch Wild - Literatur licher Ansiedlung entfernt. Dass sie aus Gär - schweine. HAEUPLER , H. (2000): Bildatlas der Farn- und ten stammen müssen, ist daran zu erken - Wie ein Strauch der Blut-Johannisbeere in Blütenpflanzen Deutschlands. - Stuttgart, nen, dass sie andere Blütenfarben besitzen den Douglasienbestand kam, ist eigentlich Ulmer. als ihre Wildform Aquilegia vulgaris . So noch schwerer zu erklären, zumal er sich JÄGER , E. (Hrsg., 2011): Exkursionsflora von beobachtet der Verfasser schon seit etlichen abseits eines Weges entwickelt hat. Bis zum Deutschland („Rothmaler“). Gefäßpflan - Jahren (ca. 10 Jahre) eine Population von nächsten Weg sind es ungefähr 50 m. Dort zen Grundband, Atlasband. - Spektrum, roten, weißen, violetten oder auch gefüllten hat er schon mehrere Jahre überstanden Berlin, Heidelberg. Pflanzen (ca. 20-30 ), die sich entlang eines trotz Angriffen durch Parasiten. SEYBOLD , S. (Hrsg., 2006): Flora von Deutsch - relativ breiten Holzabfuhrweges halten und Noch mysteriöser ist das Vorkommen einer land und angrenzender Länder („Schmeil- in der Zwischenzeit ca. 100 m westlich Pflanze in eben diesem Waldstück, die der Fitschen“). 95. Auflage. - Quelle & Meyer, Wiebelsheim. HROUDOVÁ , Z., T HOMAS GREGOR , T. & P ETR ZÁKRAVSKÝ , P. (2009): Die Verbreitung von Bolboschoenus-Arten in Deutschland. - Kochia 4: 1 - 22.

Klaus Mittmann, Ludwigshafen (Fotos: K. Mittmann)

Unerwartet fremde Pflanzen im Pfälzerwald

Manchmal ist man schon überrascht, wenn man auf Pflanzen trifft, die man auf dem sauren, sandigen und oft trockenen Boden des Pfälzerwaldes nicht erwartet. So erging es dem Verfasser, als er in einem doch recht weit von der nächsten Siedlung (ca. 3 km) Abb. 2: Blut-Johannisbeere ( Ribes sanguineum ) im Douglasienbestand. .. POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 11

der doch der um die 190 Jahre alten Exsikka - ten möglich war. Und ein solcher stand nicht in Reichweite des NHV. Da ergab sich, dass ein Botaniker aus Brasi - lien bei dem Bonner Privatdozent Dr. BODO MÖSELER in einer ganz anderen Angelegen - heit vorstellig wurde. Weiter an Dr. HERMANN JOSEF ROTH , POLLICHIA -Mittelrhein/Wester - wald , verwiesen stellte sich schnell heraus, dass unsererseits in der angesprochenen Sache keine Hilfe geleistet werden konnte. Zugleich mit dem Ausdruck des Bedauerns brachte ROTH das Projekt „Brasilien-Herbar WIED “ ins Gespräch – und der Brasilianer namens PEDRO LUIS RODRIGUES DE MORAES fing sofort Feuer. Naturfreunde bemühten sich nun erfolg - reich um ein Stipendiums des DAAD und eine preiswerte Unterkunft im Albertinum Abb. 4: Ein Rätsel ist dieses Gewächs: Es zu Bonn. BODO MÖSELER vermittelte einen überdauert seit etlichen Jahren, blüht Arbeitsplatz im Botanischen Institut. Doch aber nicht und ist noch unbestimmt. auf den brasilianischen Wissenschaftler wartete eine äußerst schwierige Arbeit vor ihrer Größe alle umstehenden Douglasien. allem wegen der komplizierten Quellenla - Die Tanne stammt ursprünglich aus dem ge. INES CHRIST , POLLICHIA-Mittelrhein/Wes - atlantisch geprägten Westen N-Amerikas. terwald, hat darüber ausführlich berichtet Da es sich um einen schnell wachsenden (POLLICHIA-Kurier 24, (3), 2008, S. 42-44). Baum handelt, der noch zudem mit einer Dementsprechend zerstreut ist inzwischen Pfahlwurzel fest im Boden verankert, Wind das Material, was eine Vorstellung von dem und Wetter besser Stand halten kann, dach - vermitteln mag, was PEDRO DE MORAES zu leis - te man , dass sie eventuell die Fichte ersetzen ten hatte. Während die etwa 600 Belege von Abb. 3: Küsten-Tanne ( Abies grandis ). könnte. Die Versuche, sie im Pfälzerwald SCHRADER in Göttingen und Leiden oder die bestandsbildend anzusiedeln, sind misslun - 650 Folien von MARTIUS (Herbarium Martii ) Verfasser zunächst für eine Zimmerlinde gen. Das Holz soll durchaus dem der Weiß - unbeschadet verfügbar sind, fiel ein Groß - gehalten hatte. Da sie gegenständige Blatt - tanne, mit der sie eng verwandt ist, in etwa teil der von ESENBECK bearbeiteten Blätter in stellung aufweist, schied diese Möglichkeit entsprechen. Berlin dem Bombenkrieg zum Opfer. Hinzu aus. Eine intensivere Untersuchung erbrach - kommt, dass kleinere Faszikel durch Kauf te, dass sie eher einer Paulownia oder Catal - Klaus Mittmann, Ludwigshafen und Tausch weitweit zerstreut worden sind. pa entsprach. Diese Möglichkeiten scheinen (Fotos: K. Mittmann) Jüngstes Beispiel ist die Sammlung von OTTO ebenfalls nicht zuzutreffen, da Catalpa und WILHELM SONDER , die in Melbourne als Teil des Paulownia auf der Blattober- und vor allem National Herbarium von Victoria entdeckt auf der Unterseite Haare bzw. Sternhaare wurden. besitzen. Die weiterhin Unbekannte ist aber PEDRO DE MORAES hat alle diese Spuren ver - auf dem hohlen, später verholzten Stengel Rheinischer Beitrag zur folgt und die meisten Sammlungen sogar und auf den Blattadern der Unterseite mit Botanik und Ökologie persönlich in Augenschein genommen. Drüsenhaaren besetzt. Daher sind die Blät - von Ost-Braslien Daraus ist ein Katalog entstanden, der jede ter das ganze Jahr frei von Parasiten. Sie wer - Art nach heutigem Stand taxonomisch den auch von Rehen, obwohl sie recht weich zuordnet, alle Synonyma anführt, die origi - sind, gemieden. Trotz weiterer Vermutun - Über die lange verschollene und zufällig nalen Fundorte benennt und jeweils den gen bleibt die Pflanze rätselhaft, zumal sie wieder aufgefundene Pflanzensammlung aktuellen Archivplatz bezeichnet. Literatur - wohl auch wegen des fehlenden Lichts des Prinzen MAXIMILIAN ZU WIED -N EUWIED verzeichnis und Index beschließen den keine Blüten ausbildet. (Über Hinweise zur (1782-1867) ist früher schon im POLLICHIA- Band. Klärung würde sich der Verfasser freuen.) Kurier, aber auch in vielen Fachorganen Nicht nur seine sichere Artenkenntnis kam Sie stirbt im Winter nur bei intensiver Kälte sowie in populären Medien zum Teil sogar ihm bei seinen Studien vonstatten, sondern bis zum Boden hin ab. In diesem Jahr war sie mehrfach berichtet worden. Dabei wurde vor allem auch seine Erfahrungen an Orten nicht abgefroren. Das glatte hohle Stämm - allerdings mehr der als sensationell empfun - und Stellen, die von der wiedischen Expedi - chen wurde aber von einem Rehbock als dene Fund gewürdigt, als dass auf seinen tion berührt worden sind. Vegetationsgeo - Fegestelle benutzt. Trotzdem ist sie wie in Inhalt eingegangen worden wäre. Das hatte graphisch handelt es sich überwiegend um den Jahren zuvor von unten wieder ausge - gute Gründe, denn 1. stellt das im Neuwie - die Regionen des Küstenregenwaldes ( Mata schlagen. der Schloss aufbewahrte Herbarium nur Atlantica ) und der Buschsavanne ( Caatin - Für das Vorkommen der Tanne, Abies gran - noch einen Teil der ursprünglichen Samm - ga ). Geradezu detektivisch konnte DE MORA - dis , ist sicher der Forst verantwortlich. lung dar, und 2. zeigte sich schnell, dass ES 1729 Belege von 1074 Pflanzenarten Erstaunlich sind die Höhe (30 - 40 m) und der ohne sichere Kenntnis brasilianischer Pflan - bestimmen und zuordnen. Gemessen an Stammumfang (2,4 m). Sie überragt mit zenarten keine professionelle Beurteilung dem Bestand von 1824 (2741 Belege, 1274 12 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Abb. 1: Besichtigung des Original-Herbars im Schloss Neuwied, (v.l.n.r.:) Regine Abb.1: Peter Wolff „ausnahmsweise“ Rehaag (Katalyse Köln), Prof. Dr. Pedro de Moraes (Universidade Federal Paulista), im Kalk-Trockenbiotop unterwegs. S. D. Carl Fürst zu Wied (†), Dr. Hermann Josef Roth ( POLLICHIA Mittelrhein/Wester - wald). (Foto: Denise Remmele).

Arten) wäre damit fast die Hälfte des Expedi - Denn gerade solche oft bis zu zwei Jahrhun - (SCHULTZ 1846) seine botanischen Streifzüge tionsgutes sicher identifiziert. derte alte Naturobjekte, menschliche Über - bis vor die Tore von Saargemünd und Saar - Über seine biohistorische Bedeutung hinaus reste und Artefakte sind wichtige Zeugnisse brücken ausdehnte. Insofern folgt die POL - erlauben die Befunde aber auch eine Rekon - für eine seit langem untergegangene LICHIA -Gruppe nur den Fußstapfen „ihres“ struktion der einstigen ökologischen Situa - Lebenswelt. So möge diese fleißige und Altmeisters, der bereits als Schüler von Zwei - tion des Reisegebiets zwischen Rio de gründliche Erhebung des brasilianischen brücken aus seine floristischen Untersu - Janeiro und Salvador da Bahia. Im Vergleich Botanikers auch ein gewichtiges Argument chungen startete. mit aktuellen Habitatanalysen werden die für den Natur-und Biotopschutz liefern. An der Tour unter Führung des Verfassers ökologischen Veränderungen offenbar, die nahmen am 18. Juni zehn Interessierte teil. sich mittlerweile dramatisch verschärft Literatur Mit dabei war zudem Peter Wolff, der sich haben. Von der durch MAXIMILIAN beschrie - MORAES , P EDRO LUIS RODRIGUES DE (2013): Cat - sichtlich wohl fühlte, auch wenn diesmal benen Vegetation sind heute kaum mehr als alogue oft Brazilian Plants collected by keine Moorstandorte auf dem Programm fünf Prozent noch vorhanden. PRINCE MAXIMILIAN OF WIED (= Scripta botanica standen. Auf seine profunden Artenkennt - Sämtliche dieser wiedischen Sammlungsbe - belgica, 49) - 249 S., 31 Abb. - Meise: Nat. nisse wurde, nebenbei bemerkt, aber immer stände sind ein unschätzbares und unersetz - Bot. Garden of Belgium. wieder gerne an diesem Nachmittag liches Vermächtnis; und sie bilden eine Quel - zurückgegriffen. Vom pfälzischen Horn - le für einen neuen, sich derzeit als museum Hermann Josef Roth, bach aus ging es nur wenige Kilometer über biohistory etablierenden Forschungszweig. Bonn-Bad Godesberg) die saarländische Grenze bis nach Altheim, einem kleinen, ins Bickenalbtal eingebette - ten Dorf. In der unmittelbaren Umgebung des Ortes haben sich bis heute einige orchi - POLLICHIA ner auf den deenreiche Wiesen und Kalk-Halbtrocken - Spuren seltener Formen rasen erhalten (vgl. STEINFELD 2010), wo es der Bienen-Ragwurz schöne Vorkommen der Bienen-Ragwurz gibt, die diesmal unter die Lupe genommen (Ophrys apifera Huds.) wurden. Die Art muss zu Zeiten von F. W. Schultz noch ziemlich rar gewesen sein, Beinahe jährlich unternimmt die Zweibrü - zumindest lässt sich dies aus seinem oben cker Kreisgruppe schon traditionell eine zitierten Werk herauslesen. Vor allem seit Orchideen-Exkursion in das südöstliche den 1990er Jahren scheint sich die Pflanze Saarland. Vielleicht zählt man das Muschel - verstärkt in Mitteleuropa auszubreiten. Wie kalkgebiet an der unteren Blies unbewusst auch andere submediterrane Vertreter pro - immer noch zur engeren Heimat, da die fitiert sie offensichtlich von der zunehmen - Region früher größtenteils ebenfalls der den Erwärmung. „Bayerischen Pfalz“ zugeordnet war und Die Stippvisite galt vor allem seltenen For - damit automatisch zum Vereinsgebiet der men von Ophrys apifera , die vermutlich POLLICHIA gehörte ( BURGER 2015). infolge der obligaten Selbstbestäubung Abb. 2: Cover des neuen Buches. (Foto: Das ist auch der Grund, warum der alte F. W. immer wieder konstant vererbbare Abwei - H. J. Roth) Schultz im Rahmen seiner „Flora der Pfalz“ chungen hervorbringt. Die Abänderungen POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 13

Abb.2: Normalform der Bienen-Rag - Abb.3: Form der Bienen-Ragwurz mit Abb.4: Gelbe Form der Bienen-Rag - wurz (Altheim). blumenblattartigen Kronblättern und wurz (Altheim). monströser Lippe (Altheim). vom Typus können die Form oder Färbung auch Pflanzen mit gelblicher Lippe und wei - Böden) kann die Bienen-Ragwurz relativ einzelner Blütenorgane betreffen. Begüns - ßen Kelchblättern vor. Solche Mutationen schnell eine größere Zahl blühfähiger Pflan - tigt durch die reichlichen Niederschläge der entstehen bei verminderter oder gehemm - zen hervorbringen. Mit zunehmendem vorangegangenen Wochen war in diesem ter Bildung des dunkelrotbraunen Antho - Konkurrenzdruck durch aufkommende Jahr mit einer guten Ausbeute an bemer - cyaninfarbstoffes ( KLEIN 1978). Je nachdem Gräser schrumpft die Population dann wie - kenswerten Mutationen zu rechnen. wie stark die Farbstoffsynthese unterdrückt der zusammen oder erlischt sogar ganz. Die erste Etappe führte in ein kleines Seiten - ist, entwickeln sich Individuen mit grünlich Insofern muss man davon ausgehen, dass tal südöstlich von Altheim. Hier konnten die gelbem oder bräunlich gelbem Labellum auch die gelbe Biene in den kommenden Teilnehmer an einem südwestlich exponier - und einer (meist) weißlichen Lippenzeich - Jahren wahrscheinlich zurückgehen wird. ten Trockenhang eine Form mit blumen - nung. Dieser auffallenden Farbvariante galt blattartigem Perigon in Augenschein neh - das zweite Tagesziel. Im Jahr zuvor waren Literatur men. Normalerweise sind bei der Bienen- von dieser Form mehrere Exemplare in BURGER , R. (2015): Epochen der Geschichte Ragwurz die beiden seitlichen Kronblätter einem Brachacker, ebenfalls unweit Altheim der POLLICHIA . 1840 bis 1870: Naturfor - klein, eher spitz dreieckig und grünlich gelegen, aufgetaucht ( STEINFELD 2015). In schung im 19. Jahrhundert. - Naturfor - gefärbt. Bei dieser Varietät zeigen die bei - diesem Jahr wurden die Erwartungen noch schung, Naturschutz und Umweltbildung - den vergrößerten Kronblätter (Petalen) aber übertroffen: es blühten etwa 30 gelbe Bie - 175 Jahre POLLICHIA : 14 - 17 , Neu- in etwa die gleiche Farbe und Form der nen-Ragwurze zur Freude der POLLICHIA - Kelchblätter (Sepalen). Die Veränderung der ner. Zudem beeindruckte die Naturfreunde Petalen geht meist auch mit einer Abände - der große Bestand an normalen (typischen) rung der Blütenlippe (Labellum) einher. Das Bienen-Ragwurzen, die teilweise so dicht Labellum ist dann kaum noch gewölbt, son - standen, dass bei der Begehung des Gelän - dern mehr oder weniger flach ausgebreitet des Umsicht und Fingerspitzengefühl ange - (teilweise auch monströs) und das norma - bracht waren. Die Exkursionsteilnehmer lerweise nach hinten gebogene grüne Lip - verhielten sich hierbei vorbildlich. penanhängsel (Appendix) ist nach vorne Bemerkenswert ist natürlich auch der gestreckt, oftmals aber auch nur noch rudi - Standort als solcher - eine Ackerbrache! mentär vorhanden. Bei den meisten Pflan - Normalerweise bevorzugt Ophrys apifera zen verliert die Lippenzeichnung ihre Kontu - bei uns Kalk-Halbtrockenrasen, die sie im ren und löst sich teilweise auf. An der Fund - pfälzisch-saarländischen Grenzgebiet mitt - stelle waren nahezu alle Ausprägungen die - lerweile mit hoher Stetigkeit besiedelt. Von ser Varietät zu beobachten - insgesamt rund hier aus erobert sich die Pflanze mit Hilfe 50 Exemplare (so viele wie noch nie während ihres staubfeinen Samens, der über Wind der letzten 25 Jahre)! Zu diesem interessan - verbreitet wird, zumindest vorübergehend ten Formenkreis von Ophrys apifera gibt es auch andere Standorte. So gelingt es der erwartungsgemäß zahlreiche Veröffentli - Art, gelegentlich in unbestellte Felder oder chungen. Einen aktuellen Status der Diskus - neu entstandene Sekundärbiotope wie z. B. sionen hierzu geben die Arbeiten von KREUTZ Straßenböschungen einzuwandern. Nach (2010) und LEWIS & KREUTZ (2012). erfolgreicher Samenkeimung (förderlich Abb.5: POLLICHIAner auf Orchideensu - Von Ophrys apifera kommen gelegentlich sind offene, kalkhaltige und trockenwarme che bei Altheim. 14 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

stadt/Wst. KLEIN , E. (1978): Hyperchrome und apochro - me Orchideenblüten. - Orchidee 29 (1): 21 - 31, Hannover. KREUTZ , C.A.J. (2010): Beitrag zur Kenntnis europäischer, mediterraner und vorderasia - tischer Orchideen. - Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 27 (2): 171 - 236, Koblenz. LEWIS , L. & C.A.J. KREUTZ (2012): Oprhys apife - ra HUDS . var. badensis var. nov. - J. Eur. Orch. 44 (2): 403 - 412, Stuttgart. SCHULTZ , F.W. (1846): Flora der Pfalz. – 575 S.; Speyer (Nachdruck Pirmasens 1971). STEINFELD , P. (2010): Orchideenexkursion ins Bickenalbtal. – POLLICHIA -Kurier 26 (4): 18 - 20, Neustadt/Wst. STEINFELD , P. (2015): 18 x gelb - ein bemerkens - werter Fund der Bienen-Ragwurz ( Ophrys apifera Huds.) im Saarland. - Abh. DELATTI - NIA 41: 287 - 292, Saarbrücken. Abb. 1: Hangmoor im Killarney-Nationalpark. Peter Steinfeld, Hornbach (Fotos: P. Steinfeld) 800 m ü. NN. Vom Nationalpark-Zentrum Rasenbinse ( Trichophorum cespitosum ). aus, bei Letterfrack, führen attraktive Wan - Dominante Heidekrautgewächse sind die derwege in den Park. Besenheide ( Calluna vulgaris ), die Glocken- Auf unseren Wanderungen im und am Rande Heide ( Erica tetralix ) und die Grau-Heide The Wildflowers of Ireland des Nationalparks fanden wir in Mooren u. a. (Erica cinerea ). Eine besondere Heidekraut- - Botanische Notizen von alle drei Sonnentau-Arten ( Drosera rotundi - Art ist Daboecea cantabrica , die St. Dabeocs einer Reise in den Westen folia , D. longifolia und D. intermedia ), das Heide, die fast nur nordwestlich von Galway Weiße und einmal das Braune Schnabelried vorkommt (außerdem im Nordwestteil der Irlands (Rhynchospora alba und R. fusca ). Die Iberischen Halbinsel, s. BSBI Distribution genannten Arten sind in Südwestdeutsch - maps). Die Gattung ist nach Dabeoc von Wer der Sommerhitze Südwestdeutschlands land selten zu finden. Teilweise findet man sie Lough Derg, einem irischen Heiligen, im Juli oder August im Urlaub entfliehen in den Mooren des Schwarzwaldes oder in benannt. möchte und mehr auf kühles Nass steht, dem den Hunsrück-Hangmooren. Ein häufiges Wie fast überall in der Region wachsen auch sei der Westen Irlands empfohlen. Bei Nieder - Sauergras, auch in den sauren Mooren, ist das am Rand der Moorflächen der Europäische schlagsmengen von 1650 mm z. B. in der Schwarze Kopfried ( Schoenus nigricans ), das Stechginster ( Ulex europea ) und der Königs - Region Galway kommen Sie garantiert auf bei uns nur in Kalkflachmooren vorkommt. farn ( Osmunda regalis ). In den Mooren ist der ihre Kosten. Wer außerdem steile Küsten, Weiterhin sind das Schmalblättrige Wollgras Gagelstrauch ( Myrica gale ) verbreitet. Eine Dünen, Seen- und Moorlandschaften liebt, (Eriophorum angustifoium ) und das Scheidi - äußerst grazile Pflanze ist der Beinbrech ( Nar - dem sei Westirland erst recht wärmstens ge Wollgras ( E. vaginatum ) häufig, sowie thecium ossifragum ), die ebenfalls in den empfohlen. Und wenn Sie sich für die atlanti - Pfeifengras ( Molinea caerulea ) und die Mooren Connemaras sehr häufig ist. Bei uns sche Flora und generell für Vegetationsgeo - grafie interessieren, dann ist Irland schon fast ein Muss für Sie. Vom Flugplatz Hahn im Hunsrück erreicht man nach rund zwei Stunden den Flugplatz von Kerry, im Südwesten der Insel. Dort mieteten wir uns einen Kleinwagen, um von zwei verschiedenen „Basislagern“ aus die Insel zu erkunden. Unsere erste Unter - kunft lag bei Oughterad, einer kleinen Stadt am Lough Corrib, einem 35 km langen gro - ßen See in der Region Galway. Die zweite befand sich an der Küste nahe den Ortschaf - ten Castlemain und Milltown in der Region Kerry.

Moor-Vegetation Ein besonders ausgedehntes Moorgebiet ist Connemara. Dort befindet sich ein fast 3.000 ha großer Nationalpark mit ausge - dehnten Mooren und Heiden. Die höchsten Berge der Region erreichen Höhen von knapp Abb. 2: Irlands Westküste Dinglebay. POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 15

kommt diese Art nur noch in Restmooren wir auf unserer Reise nicht vor. Meist waren es (Gunnera tinctoria ) zu nennen. Die Fuchsie Nordwestdeutschlands vor. Weißdünen mit Strandhafer ( Ammophila wächst an den weiten verbuschten Berghän - An Böschungen und Abbruchkanten sowie maritima ) und Übergänge zu Graudünen. gen an der Küsten, besonders an Straßenrän - an Ufern wachsen das Sumpf-Läusekraut Diese waren oft beweidet und grenzten dern, hier häufig zusammen mit der ebenfalls (Pedicularis sylvatica ) und das Gemeine Fett - unmittelbar an intensiv genutztes Grünland. neophytischen Montbretie ( Crocosmia x cro - kraut ( Pinguicula vulgaris ). In den Weißdünen fanden wir mehrfach cosmiiflora ). Das Mammutblatt sahen wir Ein größerer Teil der Hochmoore wird noch große Bestände der Stranddistel ( Eryngium zumeist an Straßenrändern und entlang von abgetorft. Der Abbau geschieht zwar meist maritimum ) und der Strandwinde (Calystegia Bächen. Seine Blätter haben einen Durch - manuell. Dennoch wird die Vergangenheit soldanella ). An vielen Stellen blühte gelb das messer von bis zu zwei Meter. In den Wäldern Irlands (das Pollenarchiv) in großem Umfang Strand-Veilchen ( Viola tricolor ssp. curtisii ). bildet oft Rhododendron ( Rhododendron verheizt. Häufig war die Strandmiere ( Honckenya spec.) undurchdringbare Dickichte. Seltener In den sauberen Gewässern intakter Moor - peploides ). ist hier Leycesteria formosa , das wegen seiner landschaften gedeihen vereinzelt die Wasser- Dort wo wir auf Salzwiesen trafen, waren es attraktiven Blüten eingebracht wurde. Lobelie ( Lobelia dortmanna ), eine Art, die in meist tiefliegende Salzwiesen, die vegetati - Eine weitere erwähnenswerte Pflanzenbeob - Deutschland nur noch sehr selten in Nord- onskundlich dem Bottenbinsenrasen (Junce - achtung ist die Drehwurz ( Spiranthes roman - und Nordwestdeutschland vorkommt, und tum geradii ) zuzuordnen sind. Andel (Puc - zoffiana ), von der vier Pflanzen am Seeufer Eriocaulon aquaticum , eine ähnlich gebaute cinellia maritima ) und Bottenbinse ( Juncus von Lough Corrib blühten. Sie ist ein Endemit Wasserpflanze, die in Deutschland fehlt. geradii ) sind die dominierenden Grasarten, und wird Irish Lady’s-tresses genannt. Bei einem Ausflug in den Killary -Fjord ent - an einigen Stellen konnten wir Standflieder deckten wir an einer Böschung zwischen (Limonium vulgare ), Strand-Aster( Aster tri - Weitere erwähnenswerte Pflanzen - Torfmoosen einen Hautfarn, der sich bei polium ), Dänisches und Englisches Löffel - beobachtungen näherer Betrachtung als der Englische Haut - kraut ( Cochlearia danica und C. anglica ), farn ( Hymenophyllum tunbrigense) erwies. Strand-Wegerich ( Plantago maritima ), • Die Drehwurz ( Spiranthes romanzoffia - Dieser Hautfarn kommt in Deutschland nur Strand-Dreizack ( Triglochin maritima ), Salz- na ), von der vier Pflanzen am Seeufer von noch an einer Stelle in der Südeifel vor (vgl. Miere ( Spergularia maritima ), Queller ( Sali - Lough Corrib blühten. auch den Exkursionsbericht der Gruppe Bad cornia spec.), Strandsode ( Suaeda maritima ) • Andere atlantisch verbreitete Arten, die in Kreuznach von Dr. Hans Reichert auf den Seit - und Portulak-Keilmelde ( Halimione portula - Deutschland selten sind und in Irland rela - en 32 - 36 in diesem Heft mit einem Bild dieser coides ) notieren. tiv verbreitet vorkommen. So etwa die Art). Im südwestlich gelegenen Killarney- An Felsenkanten und in Felsspalten am Wasser-Braunwurz ( Scorpholaria auricu - Nationalpark gelangen auf einer Wanderung Strand wächst der Meerfenchel (Crithmum lata , häufig an Straßenrändern), der Zarte am Torc-Wasserfall vorbei, hinaus zum Torc- maritimum ), der in Deutschland nur auf Hel - Grauheil ( Anagalis tenella , verbreitet an Mountain, weitere spannende Pflanzen - goland vorkommt. Seeufern und frischen Felsen), der Kno - funde. So fanden wir zwei weitere Fettkraut- Interessant war für uns die Beobachtung, tenblütige Sellerie ( Helosciadium nodiflo - Arten, das Großblütige Fettkraut ( P. grandi - dass an der Westküste Irlands die Pyramiden- rum , öfters in Gräben und an Seeufern), flora ) und das Pale Butterwort ( P. lusitanica ). Hundswurz ( Anacamptis pyramidalis ) recht der Durchwachsene Bitterling ( Blacksto - Außerdem kam in den bewaldeten Felsbere - häufig ist. Sie wächst in magerem Grünland nia perfoliata , öfters an lückigen Standor - ichen neben dem bereits erwähnten Haut - zwischen Thymian ( Thymus spec.) aber auch ten) oder der Milzfarn ( Asplenium ceter - farn Hymenophyllum wilsonii, die zweite in in den Graudünen neben Stranddistel und ach , verbreitet an Mauern und an Felsen). Irland vorkommende Art dieser atlantischen Strandhafer. Gattung, vor. Diese Art fehlt in Deutschland. Neophyten Küsten-Vegetation Auf den Britischen Inseln wurden schon früh Peter Thomas (Hatzenbühl) Die Vegetation der Küste umfasst die Pflan - Exoten in den Herrensitzen eingeführt, die Oliver Röller (Haßloch) zen der Dünen und der Salzwiesen. Deutliche z. B. von dort aus verwilderten. So gibt es auch Dünenabfolgen von Primär- und Weißdünen an der Westküste Irland viele auffällige (Fotos: O. Röller) über Graudünen zu Braundünen, wie wir sie Neophyten. An erster Stelle sind die Fuchsie von den Ostfriesischen Inseln kennen, fanden (Fuchsia magellanica ) und das Mammutblatt AK Entomologie

Citizen Science - Erfor - mehrerer Spinnenläufer zwischen Sandstei - nen und Bürger angewiesen, die ggf. ihre schung der Verbreitung nen, mit denen wir (C.K. und O.R.) an der Beobachtungen melden. des Spinnenläufers (Scuti - Fassade des „Hauses der Artenvielfalt“ in Wissenschaftliche Fragestellungen, zu gera coleoptrata) in Süd - Neustadt an der Weinstraße mauerten. deren Klärung die Unterstützung von Bür - Dass Spinnenläufer in der Pfalz gelegentlich gerinnen und Bürgern notwendig ist, wer - westdeutschland entdeckt werden, war uns bekannt (vgl. den seit einiger Zeit als Citizen Science-Pro - SCHLOTMANN & S IMON 2005, H IMMLER 2009a, jekte oder, wie in unserem Fall vielleicht pas - Einleitung 2009b). Da die Tiere bisher fast ausschließ - sender, als Citizen Science-Meldekampa - Im Juli 2016 starteten wir mit der Tageszei - lich in und an Häusern gesichert werden, ist gnen bezeichnet (vgl. RÖLLER 2015). tung „ DIE RHEINPFALZ “ einen Meldeaufruf es für Naturkundler schwierig, die aktuelle Citizen Science-Projekte sollten von gesell - zum Spinnenläufer ( Scutigera coleoptrata ). Verbreitung der Art zu dokumentieren. Man schaftlicher Relevanz sein. Im Fall unseres Veranlasst dazu hat uns die Entdeckung ist dabei auf Unterstützung von Bürgerin - Meldeaufrufes sehen wir dies in der Tatsa - 16 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

ten. Bei genauer Betrachtung erkennt man auch sehr kräftige Mundwerkzeuge. Der Spinnenläufer ist vor allem im Mittel - meergebiet verbreitet, wurde jedoch auch nach Mitteleuropa verschleppt. In kühlen Gegenden kann sich die Art nur vorüberge - hend und in Häusern halten. In wärmebe - günstigten Lagen Südwestdeutschlands könnte sie sich evtl. aber auch in der freien Natur ausbreiten. Die Winzer Südeuropas schätzen den Spinnenläufer als nützlichen Schädlingsvertilger und durchaus auch als Haustier, der dafür sorgt, dass die Wohnung von lästigem Ungeziefer freigehalten wird. Ein Biss des Spinnenläufers kann zwar angeblich schmerzhaft sein, wirklich gefähr - lich ist die Art aber für den Menschen nicht.

Meldeaufrufe Für Meldekampagnen, bei denen Bürgerin - Abb. 1: Portrait des Spinnenläufers ( Scutigera coleoptrata ). (Foto: O. Röller) nen und Bürger über die Presse gebeten wer - den, Beobachtungen mitzuteilen, sind che gegeben, dass der Spinnenläufer eine Gesellschaft für wichtig. monotypische Arten wie der Spinnenläufer ursprünglich nicht einheimische Art ist, die Da wir unsere Spinnenläufer-Kampagne besonders geeignet. Auch Laien können die aufgrund der Klimaerwärmung in der Regi - zudem als beispielhaft erachten, wollen wir Art mit kaum einer anderen verwechseln. on bessere Lebensbedingungen vorfindet den Aufruf und die daraus resultierenden Nachdem wir am 20.Juni 2016 die Spinnen - und sich dadurch weiter ausbreiten könnte. Ergebnisse im Folgenden vorstellen. läufer am Haus der Artenvielfalt entdeckt Der Spinnenläufer ist damit ein Indikator für und fotodokumentiert hatten, schickten wir die durch den Menschen beschleunigte Kli - Der Spinnenläufer eine Pressemitteilung an die Tageszeitung maveränderung. Weiterhin ist der Spinnen - (Scutigera coleoptrata) „DIE RHEINPFALZ “, die am 4. Juli 2016 unter der läufer ein Tier, das einerseits abschreckend Spinnenläufer, auch Spinnenassel genannt, Überschrift „Ein Tausendfüßler mit 30 Bei - auf viele Menschen wirkt, andererseits auch zählen zu den Gliederfüßern, hier zu den nen“ einen Meldeaufruf startete. unser Interesse weckt und schließlich sogar Tausendfüßern und hier wiederum zu den In dem Artikel über unseren Spinnenläufer - als nützliches Insekt bezeichnet wird (vgl. Hundertfüßern. Sie erreichen eine Gesamt - fund wurde am Ende mitgeteilt: Um heraus - z. B. in Wikipedia). Damit ist der Spinnenläu - länge von bis zu 15 Zentimetern, wovon der zufinden, wie verbreitet in der Pfalz Spinnen - fer auch eine Art, die uns zum Nachdenken eigentliche Körper nur 25 bis 30 Millimeter läufer sind, bittet Röller um Hinweise per über Naturschutz, Tierschutz und unseren ausmacht. Die überaus langen Beine (15 Mail unter [email protected]. Umgang mit wildlebenden Tieren geradezu Beinpaare) und Fühler machen das Tier so Hilfreich ist es, wenn die Meldung mit einem zwingt. Die Auseinandersetzung mit sol - imposant. Sie sind nachtaktiv. Unter Steinen „Beweisfoto“ verbunden ist. Nachdem in chen Spannungsfeldern halten wir sowohl und in Mauerritzen lauernd, stürzen sie sich den folgenden Tagen zahlreiche Meldungen für das einzelne Individuum als auch für die auf ihre Beute, vor allem Spinnen und Insek - eingegangen sind, berichtet die Tageszei - tung am 7. Juli 2016 erneut unter der Über - schrift „Der vielbeinige Fridolin von der Schlafzimmer-Wand - Etwa 70 ‘ RHEINPFALZ ’- Leser berichten von Begegnungen mit einem Spinnenläufer: ‘Jetzt weiß ich endlich, was das neulich war’“. Der Untertitel deutet schon an, dass es nicht nur eine große Reso - nanz an Meldungen gab, sondern dass die Meldenden oft auch dankbar bis erleichtert waren, dass sie Informationen über das für sie ungewöhnliche bis Furcht einflößende Tier erhielten.

Ergebnisse Die Meldeaufrufe am 4. Juli 2016 und am 9. Juli 2016 führten über zwei Wochen zu 115 eingehenden Mails. 33 Meldungen wurden mit Fotodokumentation übermittelt. Nur in drei Fällen zeigten die Fotos keinen Spinnen - läufer, sondern andere Hundertfüßer bzw. eine Spinne. Die zahlreich eingegangenen Abb. 2: Spinnenläufer ( Scutigera coleoptrata ) am Haus der Artenvielfalt. (Foto: O. Beschreibungen der Melder sind oft so ein - Röller) deutig, dass mit größter Wahrscheinlichkeit POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 17

bei rund 40 Arbeitsstunden, bestehend aus Pressearbeit (8 Stunden), Bearbeiten einge - hender Meldungen und Bedankung (8 Stun - den), Recherchen zwecks Datenergänzung zu besonders interessanter Meldungen (8 Stunden), Eingabe der Meldungen und der bearbeiteten Bilddokumente in den Arten - Finder (4 Stunden), Auswertung der Daten und erste Publikation der Ergebnisse in regio - naler Zeitschrift (12 Stunden).

Dank Abschließend möchten wir uns ganz herzlich bei allen „Citizen Scientists“ bedanken, die uns bei der Spinnenläufer-Kampagne unter - stützt haben. Wir hatten ursprünglich die Absicht, diese namentlich zu nennen. Da es jedoch der Wunsch einiger Teilnehmer war, dass ihre Namen nicht genannt werden, ver - Abb. 3: Neue Nachweise von Spinnenläufern im Süden von Rheinland-Pfalz. (Quel - zichten wir darauf und bitten um Ihr Ver - le: ArtenFinder/ArtenAnalyse) ständnis für diese Entscheidung davon ausgegangen werden kann, dass es durch Züge ist demnach also möglich und Literatur sich bei der von ihnen beobachteten Art tat - wahrscheinlich. Weiterhin wurde uns HIMMLER , H. (2009): Weitere Hinweise zur sächlich um den Spinnenläufer handelt. berichtet, dass Spinnenläufer nachts über Spinnenassel ( Scutigera coleoptrata ). POLLI - Die anhand der mitgelieferten Fotos verifi - Straßen liefen (im Bereich der Weinstraße). CHIA-Kurier 25/1: 19 - 20. zierten Meldungen wurden in das Online- Sie sind also nicht an bestimmte Häuser und HIMMLER , H. (2009b): Weitere Nachweise des Meldeportal ArtenFinder eingetragen. Ins - Keller gebunden. Durch diese Beobachtun - Spinnenläufers ( Scutigera coleoptrata ); POL - gesamt konnten 30 neue Fundorte mit gen und in Verbindung mit der Klimaerwär - LICHIA-Kurier 25/2: 30. Beweisfoto erfasst werden. Insgesamt liegt mung kann vermutet werden, dass es in der RÖLLER , O. (2007): Zur Verbreitung der die Zahl der Meldungen im ArtenFinder Pfalz bald auch zu Funden außerhalb von Gefleckten Weinbergschnecke ( Helix asper - damit bei 34. Siedlungen, z. B. an Mauern in Weinbergen sa ) in der Pfalz; POLLICHIA-Kurier 23/3:16 - Übrigens wurde den Meldern der Vorschlag kommt. Dies ist, wie bereits erwähnt, ein 18. unterbreitet, die Meldungen selbst in das bevorzugter Biotop der Art, in ihren ange - RÖLLER , O. (2011): Zur gegenwärtigen Aus - System einzugeben, was eine vorherige stammten Gebieten in Südeuropa. breitung des Brombeer-Perlmutterfalters Registrierung erfordert. Nur einzelne Beob - (Brenthis daphne Denis & Schiffermüller, achter wollten ihren Fund selbst eintragen, Aufwand 1775) im Pfälzerwald. POLLICHIA-Kurier so dass die meisten Meldungen von O. Röller Wir erachten es als interessant, an dieser 27/3: 24 - 25. eingepflegt wurden. Stelle auch über den Zeitaufwand unserer RÖLLER , O. (2015): Citizen Science. Neue Die Nachweiskarte zeigt Vorkommen in Citizen Science-Meldekampagnen zu Möglichkeiten für Naturforschung und einem Gebiet zwischen Bad Bergzabern, berichten. Die Kampagne ist nicht die erste Naturschutz in Deutschland. 144 S., Neu - Karlsruhe, Speyer, Ludwigshafen, Mann - dieser Art, die vom zweitgenannten Autor stadt a.d.W. heim, Kaiserslautern und Pirmasens (vgl. durchgeführt wurde. Es wurden in den letz - SCHLOTMANN , F. & L. S IMON (2005): Die Verbrei - Abb. 3). Dies entspricht in etwa auch dem ten 10 Jahren mehrfach vergleichbare Unter - tung des Spinnenläufers - Scutigera coleop - Kerngebiet der Tageszeitung „ DIE RHEIN - suchungen mit Bürgerbeteiligung zu ande - tera (LINNAEUS, 1758) - in Deutschland (Chi - PFALZ “. Der Meldeaufruf hat jedoch, trotz der ren Arten durchgeführt, z. B. zur Gefleckten lopoda: Notostigmophora: Scutigeromor - begrenzten Reichweite des ausgewählten Weinbergschnecke (vgl. RÖLLER 2007) oder pha: Scutigeridae). - Fauna und Flora in Printmediums, noch größere Kreise gezo - zum Brombeer-Perlmutterfalter (vgl. RÖLLER Rheinland-Pfalz 10 (3): 971 - 990. gen, so dass uns auch Meldungen aus Bin - 2011), um nur zwei Beispiele zu nennen. Ent - gen, Bensheim (Hessen) und Osterburken sprechend liegen Erfahrungen in Sachen Internetquellen: (Baden-Württemberg, Bauland) erreichten. Vorbereitung und Durchführung solcher Website Haus der Artenvielfalt: www.haus - Die Art ist in der Region offensichtlich relativ Kampagnen vor, die den Zeitaufwand redu - derartenvielaflt.de häufig und weit verbreitet, wobei sich ein zieren, im Vergleich etwa zu Kampagnen, die Website ArtenFinder Rheinland-Pfalz: Verbreitungsschwerpunkt in der wärmebe - von Personen durchgeführt werden, die www.artenfinder.rlp.de günstigten Zone der Rheinebene befindet. über noch keine Erfahrungen diesbezüglich Über die Erkenntnisse der aktuellen Verbrei - verfügen. Außerdem verfügen wir in Rhein - Christian Karpp, Ludwigshafen tung hinaus können durch die Auswertung land-Pfalz seit 2011 mit dem ArtenFinder Oliver Röller, Haßloch der Textinformationen weitere Erkenntnisse und den dazugehörigen Werkzeugen Arte - Nathalie Lattke, Ruppertsberg gewonnen werden, z. B. bezüglich der Aus - nInfo und ArtenAnalyse über ausgereifte breitungswege: Es wurde uns berichtet, dass Web2.0-Anwendungen, die Citizen Science die Art in der Regionalbahn (bei Edenkoben) auf dem Gebiet der Erfassung von Tieren, gesichtet wurde, sowie mehrfach an Bahn - Pflanzen und Pilzen begünstigen und Kam - höfen (Mannheim, Osterburken, Bensheim). pagnen erleichtern (vgl. RÖLLER 2015). Der Eine Fernverbreitung des Spinnenläufers Zeitaufwand für eine solche Kampagne liegt 18 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Die Pfalz - ein nicht nur oder dem Trifels - einer Felsenburg, in der nach Tieren benannte Straßen wie ein odonatologischer englische König Richard Löwenherz 1193 Schwanen- und ein Froschweg. Bei der Streifzug im wahren gefangen gehalten wurde und in der Kopien Namengebung des Libellenrings stand sicher Libellenland der Reichskleinodien aufbewahrt werden - dessen Form einer runden Verbindungsstra - bekannt ist, zu tun? Das Wort Libelle bezeich - ße im Vordergrund und nicht, dass Libellen net ja nicht nur das Insekt, sondern auch den ein Paarungsrad - also auch einen Ring - bil - Dass die Pfalz ein Eldorado für Libellen ist, zylindrischen Glaskörper in Wasserwaagen, den, jedoch passt es natürlich sehr gut! dürfte hinlänglich bekannt sein: hier gibt es der mit einer Flüssigkeit und einer Gasblase Ein weiterer Libellenweg findet sich übrigens nicht nur tol le Exkursionsgebiete und speziel - gefüllt ist. Dies rührt daher, dass Libelle bzw. außerhalb der Pfalz, aber noch in Rheinland- le Lebensräume wie klare Bäche und verwun - libella aus dem Lateinischen übersetzt so viel Pfalz, nämlich in Mainz-Bretzenheim, in des - schene Wooge, sondern auch einen ausge - wie „kleine Waage“ heißt (da sie immer waa - sen Nachbarschaft weitere Insekten als Stra - sprochen diversen Artenreichtum an Libellen gerecht austariert fliegen). Genau diese ßennamenpaten standen, dort finden sich (OTT 2015, TROCKUR et al. 2010). Darunter fin - messtechnischen Acrylglas-Libellen stellt die u.a. ein Ameisen-, ein Hummel- und ein det sich auch eine Vielzahl an geschützten ortsansässige Firma STABILA Messgeräte Käferweg. Auch ein kurzer Blick ins Badische Arten, wie die FFH-Art Grüne Keiljungfer GmbH her, für welche sie auch seit 1950 das sei hier erlaubt, denn auf der rechtsrheini - (Ophiogomphus cecilia ) oder verschiedene Patent hat. Die Firma ist eine alteingesessene schen Rheinseite in Karlsruhe-Daxlanden fin - Moosjungferarten wie die Große oder Zierli - Spezialfirma für Messgeräte und existiert det sich ebenfalls ein Libellenweg - benach - che Moosjungfer ( Leucorrhinia pectoralis bereits seit 1889, mit dem Acrylglas-Libellen- bart von einem Zikaden- und einem Falter - und L. caudalis ). Patent wurde sie in Deutschland und Europa weg und ganz in der Nähe des Naturschutz - Neben den echten Libellen gibt es aber auch zum Marktführer für Wasserwaagen. Sie zentrums Karlsruhe-Rappenwört. noch jede Menge an anderen Libellen zu ent - finanzierte dann auch die Libelle, die 2006 Neben Straßen gibt es in der Pfalz auch nach decken: Man könnte sagen, dass Libellen in auf Basis eines Entwurfs von Daniel Moritz Libellen benannte Wanderwege, wie den der Pfalz eine ganz spezielle Rolle in vielerlei Lehr und Lucie Wegmann aus Aluminium - „Storchen-Libellen-Wanderweg“, ein rund 6 Lebensbereichen spielen. Dies soll hier etwas guss, Acrylglas, Stahl und Beton hergestellt km langer Wanderweg im Pirminiusland. Er näher dargestellt werden - lassen Sie sich wurde, sowie die Gestaltung des Kreisels; startet in Mauschbach (bei Hornbach) und überraschen! danach übereignete das Familienunterneh - führt u. a. an dem bei POLLICHIAnern Zunächst einmal fällt dem Besucher des schö - men das Ensemble der Stadt Annweiler. bekannten und beliebten Naturschutzgebiet nen Städtchens Annweiler am Trifels, wenn er Zunächst war die Libelle auch beweglich auf Monbijou vorbei, danach streift er die Horn - die B 10 an der Abfahrt „Annweiler-Ost“ ver - dem „Grashalm“, der den Messstrahl dar - bach-Aue (Trualb), wo dann neben dem dort lässt, die sogenannte „Kreisellibelle“ auf, die stellen soll und in den sie ihre Eier legt (Frucht - brütenden Weißstorch auch sicher etliche mit knapp acht Metern Gesamthöhe die barkeitssymbol), angebracht, doch im Jahr interessante Libellen zu sehen sind. Wer von größte Libelle der Pfalz und sicher auch von 2007 riss sie ein Sturm ab und so wurde sie der Wanderung ermattet ein Nachtlager ganz Rheinland-Pfalz ist. Sie steht, wie der dann dort fest und unbeweglich installiert. braucht, der kann dann im „Haus am Libel - Name schon andeutet, auf einem Verkehrs - Bleiben wir bei der Infrastruktur: Auch Stra - lenweg“ - einem Feriendomizil in direkt in kreisel am östlichen Rand der pfälzischen ßen und Wege wurden in der Pfalz nach Libel - Mauschbach, das mit 5 Sternen des Touris - Kleinstadt. Doch was hat eine Libelle mit Ann - len benannt. So gibt es im südpfälzischen musverbandes ausgezeichnet wurde - ein - weiler, das eigentlich eher wegen seines Bellheim eine Straße namens Libellenring, in checken. sanierten Stadtkerns mit Fachwerkhäusern der Nachbarschaft finden sich dann weitere Auch andere Betriebe führen Libellen in

Abb. 1: Die Kreisellibelle bei Annweiler Abb. 2: Die Kreisellibelle bei Nacht mit Vollmond und beleuchtetem Trifels (am rech - - Pate standen angeblich echte Libellen, ten Bildrand). (Foto: J. Ott) die sich in das Atelier der Künstler ver - flogen haben. (Foto: J. Ott) POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 19

Abb. 3: Der Libellenring in Bellheim und das Straßenschild im Detail. (Fotos: J. Ott) ihrem Firmennamen, so das Abendkleider & nutzt. Im Heimatmuseum von Waldfisch - fred Vogel und Stefan Hitzinger (Bad Bergza - Änderungs-Atelier „Libelle“ in Kaiserslau - bach-Burgalben kann man noch Bilder bzw. bern), Eckhart Walter (Niederhorbach) und tern. Wer zauberhafte Abend-, Abiball- oder Postkarten betrachten, auf denen das Fabrik - Jürgen Wilker (Pleisweiler-Oberhofen) einen Cocktailkleider für jeden Anlass und unver - gebäude der „Libelle“ zu sehen ist - auch im Wein, den sie gemeinsam als MEJS (nach den gessliche Momente sucht, wird sie dort fin - Internet werden diese Postkarten sowie alte Initialen ihrer Vornamen) in Asien vermarkten den, so das Unternehmen auf seiner Website, Werbeplakate für Schuhe aus dieser Fabrik wollten, dragon fly - also der englische Begriff oder es lassen sich an vorhandenen Roben vereinzelt noch angeboten. für Großlibelle (wörtlich übersetzt: Drachen - dort Änderungen in Auftrag geben. Wenn Libellen als Namensgeber in der Pfalz fliege). Im Chinesischen verbindet man mit Leider nicht mehr existent ist die Schuhfabrik herhalten, dann natürlich auch für Wein! So dragon (Dachen) übrigens immer etwas „Libelle“ in Waldfischbach-Burgalben, die nannten im Jahr 2011 die vier Winzer Man - Positives, was dann für die Namensgebung ein ähnliches Schicksal ereilt hat, wie viele andere Schuhfabriken in Pirmasens und Umgebung in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, als die Pro - duktion der Schuhe ins Ausland verlagert wurde. Die Schuhfabrik „Libelle“ wurde von Philipp Rothaar aus Pirmasens gegründet, der schon vorher in Pirmasens eine kleine Schuh - fabrik besaß und dann in Waldfischbach-Bur - galben ein dort ansässiges Unternehmen erwarb. 1960 feierte man das 50- und 1985, zu diesem Zeitpunkt gehörte der Betrieb bereits seit zwei Jahrzehnten den neuen Eigentümern Steuerwald & Kusch, das 75- jährige Betriebsjubiläum. Doch Anfang der neunziger Jahre schloss dann auch dieser Betrieb, der in seiner Blütezeit mehr als 1.000 Mitarbeiter, am Schluss aber deutlich unter hundert hatte. Die Schuhfabrik, die in ihrem ersten Logo auch eine richtige Libelle hatte, wuchs vor allem in der Anfangszeit sehr stark und war dann im sogenannten dritten Reich auch ein „Musterbetrieb“. Auf die wechsel - volle Geschichte der ersten Besitzerfamilie - drei Mitglieder fanden bei tragischen Unfäl - len den Tod, einer saß wegen eines Tötungs - deliktes mehrere Jahre im Gefängnis - soll hier nicht weiter eingegangen werden. Teile der Firmengebäude wurden bei einem Brand zer - stört und danach wurden sie abgerissen, Abb. 4: Der Verlauf des „Storchen-Libellen-Wanderwegs“. (Quelle: website Pfälzer andere Teile wurden bzw. werden nachge - Mühlenland) 20 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

an, von dem man wohl so beschwingt wie eine Libelle werden soll, wenn man ihn trinkt. Heute ziert das Etikett nur noch der Name, früher war dieses deutlich bunter und wies auch eine richtige Libelle auf. So oder so, der vollmundige Rotwein schmeckt auch heute immer noch, wovon sich der Autor überzeu - Abb. 5: Das Logo des Atelieres „Libelle“. (Quelle: website der Firma) gen konnte. Was es bisher in der Pfalz noch nicht gibt, ist ein Libellenbier. Aber daran arbeiten wir ...

Dank Besonderer Dank gilt Frau Uta Fasco für ihre Informationen zur Schuhfabrik „Libelle“.

Literatur und Links OTT , J. (2015): Die Libellenfauna der Pfalz - in stetigem Wandel begriffen. - In: GEIGER , M. & H.-W. H ELB (2015): Naturforschung, Natur - schutz, Umweltbildung - 175 Jahre POLLI - CHIA. Bad Dürkheim, S. 136 - 137. TROCKUR , B., B OUDOT , J.-P., F ICHEFET , V., G OFFART , PH., O TT , J. & R. P ROESS (2010): Atlas der Libel - len – Atlas des Libellules. Fauna und Flora der Großregion/Faune e Flore dans la Grande Région, Landsweiler-Reden. DIE RHEINPFALZ (2011): Drachenfliege startet in China (Ausgabe 257 vom 5.11.2011, Kreis Abb. 6: Werbeplakat für Schuhe der Abb. 7: Bild zweier dragonfly-Weine, Südliche Weinstraße). Firma „Libelle“ - man soll so beschwingt die 2011 für den chinesischen Markt ihn ihnen laufen, wie die Insekten flie - produziert wurden. (Foto: J. Ott) http://www.abendkleider-kaisers-lau- gen. (Quelle: ebay) tern.de/ http://www.pfaelzer-muehlenland.de/- mit ausschlagend war. Darüber hinaus hat Chardonnay, bei den Rotweinen waren es wandern/storchen-libellenweg/ueber - die Libelle ja auch vier Flügel: passend zu den Dornfelder, Spätburgunder und ein Cuvée. sicht.html vier selbständigen Winzern. Im Jahr 2011 Heute besteht MEJS noch aus drei Grün - http://www.hausamlibellenweg.com/index wurden erstmals 12.000 Flaschen aus - dungmitgliedern, Eckhart Walter ist nicht .php?id=lage schließlich für den chinesischen Markt abge - mehr mit im Boot und die Firma bietet ihre http://www.dragonfly-wine.de füllt, nachdem die Winzer ihre Produkte auf Weinlinie Dragonfly mit den o. g. sieben Sor - http://www.lehr-wegmann.de/- der größten Weinmesse Asiens in der Millio - ten auch in der Pfalz in Bad Bergzabern an. projekte/libelle.html nenmetropole Shanghai präsentiert hatten. Einen Rotwein-Cuvée aus einem Dornfelder http://www.kreiselkunst.com/2011/10/die- Insgesamt sieben Sorten gingen dann auf die und einem Cabernet Mitos mit dem vieldeu - libelle/ Reise Richtung Asien: die Weißweine Ries - tigen Namen „Libellentaumel“ bietet das ling, Grau- und Weißburgunder sowie ein Weingut Eugen Spindler in Forst/Weinstraße Jürgen Ott, Trippstadt

Abb. 8: Früheres und aktuelles Etikett des Rotwein-Cuvées „Libellentaumel“. POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 21

Abb.1: Teilnehmer der Exkursion am Saarbach. (Foto Nga Do) Zweites Treffen deutsch- französischer Libellen - kundler Abb. 1: Überreste des Totenkopfschwärmers ( Acherontia atropos [L.]) im Eingangs - bereich eines Bienenstocks. Worms-Pfiffligheim, 1. September 2016. (Foto: G. Reder)

Am 11.9.2016 fand in Fischbach bei Dahn in Einleitung RHEINHARDT & H ARZ 1989) und mitunter - wie der Wappenschmiede (Biosphärenhaus) das Bei gezieltem Aufsuchen von Bienenstö - nachfolgende Fotos belegen (Abb. 1, 2) - zweite Treffen deutscher und französischer cken im Süden Rheinhessens sowie in der auch sehr heftig attackiert. Libellenkundler aus dem Raum Pfalz, Elsass angrenzenden Vorder- und Nordpfalz konn - Der Anlass, Bienenkästen aufzusuchen galt und Lothringen statt. Zunächst wurden am te im Eingangsbereich eines Kastens der im Grunde der Asiatischen Hornisse ( Vespa Vormittag in mehreren Vorträgen die neuer - Überrest eines Totenkopfschwärmers - velutina LEP .), welche offenbar einen direk - lichen Entwicklungen bei einigen Arten Acherontia atropos (L.) - aufgefunden wer - ten Bezug zur Honigbiene ( Apis mellifera L.) (z. B. Expansion der Zierlichen Moosjungfer den (Abb. 1). Nachweise des Wander - aufweist. Die äußerst expansive Hornissen- [Leucorrhinia caudalis ] und Lebensräumen schwärmers (Abb. 3) bei und in Bienenkäs - Art wurde erst kürzlich mehrfach in Süd - beleuchtet sowie aktuelle Naturschutzpro - ten ereignen sich relativ häufig, denn die deutschland nachgewiesen ( ORLOW 2014; bleme (wie Einfluss invasiver Krebse) erör - Schwärmer dringen hier regelmäßig ein, um KITT et al. 2015; REDER & K ITT 2015). Die Art ist tert. Nach einer kurzen Stärkung ging es Honig aufzunehmen. Hierbei werden die in wenigen Jahren - ausgehend von Bor - dann auf Exkursion zum Saarbach (Fießwas - Falter von den Bienen zumeist toleriert (s. deaux/Frankreich - bis in das Rheintal vorge - serarten, Problematik Verkrautung) und zum NSG Pfälzerwoog (Moorarten, wech - selnde Wasserstände), wo trotz der Hitze etliche Arten festgestellt werden konnten. Auf Basis der geführten Gespräche und Dis - kussionen sollen weitere Aktivitäten in Kürze gestartet werden.

Jürgen Ott, Trippstadt

Honigraub eines Toten - kopfschwärmers - Acherontia atropos (L.) - mit tödlichen Folgen (Lepidoptera: Sphingidae)

Kurzfassung Im Eingangsbereich eines Bienenkastens hat der Verfasser ein vollständig erhaltenes Exo - skelett eines Totenkopfschwärmers (Acherontia atropos ) (Sphingidae) vorge - Abb. 2: Überreste des Totenkopfschwärmers ( Acherontia atropos [L.]) in Ventralan - funden. Der auf Honig fixierte Eindringling sicht. Der ca. 55 mm großen Schwärmer wurde von Bienen gänzlich enthaart und wurde von den Bienen abgestochen und in entschuppt und das Abdomen vollständig ausgehöhlt. Worms-Pfiffligheim, 1. Sep - Folge vollständig entschuppt und enthaart. tember 2016. (Foto: G. Reder) 22 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

nenkästen eindringen und dort gezielt Dank Honig aufnehmen, ist allgemein bekannt (s. Der Verfasser dankt herzlichst Frau Andrea RHEINHARDT & H ARZ 1989). Die Autoren PRIOR (Worms) für weiterführenden Hinweis, bemerken weiterhin: “Immer wieder wur - dem Imker Herrn Manfred SCHMIDT (Worms) den [in Bienenkästen] tote, oft entschuppte für freundliche Auskunft und Herrn Ernst Falter gefunden, welche überdies in Wachs BLUM (Neustadt/Pfalz) für das zu Verfügung eingebettet waren“. Nach TRAUB (1994) sind gestellte Foto von Acherontia atropos . Totfunde in Bienenkästen schwer interpre - tierbar; er nennt ebenfalls ein durch Wachs Literatur mumifiziertes Weibchen. KITT , M., R EDER , G. & A. S CHICK (2015): Erster RHEINHARDT & H ARZ (1989: 56-58) berichten Nestfund von der Asiatischen Hornisse - über das Eindringen der Falter in Bienenstö - Vespa velutina var. nigrithorax (LEP .) - in cke: „Die Bienen waren zuerst immer sehr Deutschland (Hymenoptera: Vespidae). - unruhig, beruhigten sich aber erst nach 2 bis POLLICHIA -Kurier 31 (1): 19 - 21. Bad-Dürk - 3 Minuten, […]“. Bedingt durch die Enge heim. zwischen den Waben können die Falter ORLOW , V. M. (2014): Die Asiatische Hornisse Abb. 3: Ruhender Totenkopfschwärmer eigentlich nur beim Eindringen und dann hat Deutschland erreicht - eine neue Heraus - (Acherontia atropos [L.]) (ex pupae). wieder beim Verlassen gestochen werden (s. forderung für unsere Honigbiene? - NABU, Böhl-Iggelheim, 20. November 2014. RHEINHARDT & H ARZ 1989: 57); dies steht aller - Pressemitteilung. Berlin (Onlineausgabe). (Foto: Ernst Blum) dings im Widerspruch zur oben zitierten REDER , G. & M. K ITT (2015): Nachweise der Äußerung: „Immer wieder [in Bienenkäs - Asiatischen Hornisse - Vespa velutina - in drungen (www.aculeata.eu). Demzufolge ten] wurden tote, oft entschuppte Falter Rheinland-Pfalz. - GNOR- Info 120: 33 - 34. ist mit einer weiter nach Norden führenden gefunden, […]“. Ob der Schwärmer schon Mainz. Ausbreitung zu rechnen. beim Eindringen oder erst beim Verlassen REINHARDT , R & K. H ARZ (1989): Wandernde des Kastens von den Bienen erfolgreich atta - Schwärmerarten. - Die Neue Brehm-Büche - Der Nachweis ckiert wurde, ist daher fraglich. rei Nr. 596, 112 S. Wittenberg Lutherstadt. Die Überreste von Acherontia atropos (LIN - Die Herkunft des Schwärmers zu ergründen TRAUB , B. (1994): Sphingidae (Schwärmer): NAEUS , 1758) fanden sich am 1. September ist wegen der vollkommenen Enthaarung 118 - 209. - In: EBERT , G. (Hrsg.): Die Schmet - 2016 im Eingangsbereich eines Bienenkas - des Tieres nicht möglich. Denn bei einem terlinge Baden-Württembergs, Bd. 4: tens (Abb. 1). Der Standort befindet sich auf über weite Strecken zugewanderten Falter Nachtfalter II., 535 S. Verlag Ulmer, Stutt - der letzten innerstädtischen Streuobstwiese wären sicherlich Abnutzungspuren an den gart. von Worms bzw. im Ortsteil Pfiffligheim (TK Flügeln erkennbar. Ob es sich hier um einen 6315-SE). Nach Auskunft des Imkers Einwanderer der zweiten Generation han - Internetquellen (mündl. Mitt.) muss der Schwärmer erst delt, welcher aus dem Mittelmeerraum zu www.aculeata.eu (= website der Freunde wenige Tage zuvor - die letzte Kontrolle der uns kam, ist ungewiss (s. TRAUB 1994). Ab der aculeaten Hymenopteren) aufgerufen Bienenstöcke führte er am 26. August durch Ende August treten in Süddeutschland Fal - am 1. September 2016 - an der Eingangsöffnung verendet und ter auf, welche ihre Entwicklung zweifellos anschließend von den Bienen gänzlich ent - hier vollzogen haben (T RAUB 1994). Daher Gerd Reder, Am Pfortengarten 37, D- schuppt worden sein (Abb. 1, 2.). erscheint es wahrscheinlich zu sein, dass 67592 Flörsheim-Dalsheim sich der Falter von Worms in der Umgebung E-Mail: [email protected] Diskussion entwickelt hat. Dass Totenkopfschwärmer (Abb. 3) in Bie - AK Geologie

Marmor im Permokarbon grobkörnigen Kuselit (Palatinit oder Diorit) und Relsberg großoolithischen körnigen der Nordpfalz des Niederkirchen-Massiv (Kreis Kaiserslau - Kalk (siehe Repro). Er wurde seit ca. 1780 in tern). Dieses Gestein stellt eine Intrusion dar Steinbrüchen abgebaut und vor Ort zu (Lagergang, parallel zur Schichtung einge - Branntkalk verarbeitet. REIS (1921: 305) ver - Marmor ist geologisch ein durch erhöhten drungen). Sie steckt in Ablagerungen des weist auf seine schleifwürdige Schmuck - Druck und Temperatur aus Kalkstein ent - Unteren Rotliegend (Jeckenbach-Subfor - steinqualität. Ob das Material zu diesem standenes kristallines Gestein. Technisch mation), ist zeitlich aber dem basalen Obe - Zweck Verwendung fand, ist nicht zitiert. wird unter Marmor jeder polierfähige Kalk- ren Rotliegend zuzuordnen. Wahrschein - Ein anderes sedimentäres Vorkommen liegt Naturstein verstanden. Solcher „Marmor“ lich im Mesozoikum kam es zu hydrother - am Kreuzhof östlich von Niederkirchen. Hier wird von zwei Autoren für die Pfalz genannt. maler Aktivität, die Calcit, Hämatit und Zeo - liegt in der Jeckenbach-Subformation eine Es handelt sich zum einen um ein gangför - lithe in Klüften absetzte. ARNDT et al. (1920: Kalkbank, die als Stromatolith entwickelt miges Vorkommen (hydrothermaler Calcit - S. 167 f. und Abb. 4) beschreiben vom Sat - ist. Sie ist zwischen dem Kreuzhof und dem gang), zum anderen um eine organisch- telberg (heute: Rothenberg) zwischen Nie - Messersbacherhof gut zu verfolgen. Sie sedimentäre Struktur (Stromatolith). derkirchen, Seelen und Hefersweiler und wurde in mehreren kleinen Steinbrüchen Das gangförmige Vorkommen liegt im von der Breitheck zwischen Niederkirchen (Tagebauten) abgebaut, was noch heute POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 23

Die Genoveva-Höhle bei typische durch „Sandsteinkarst“ entstande - Schwarzerden und die ne Röhren-Höhle und bei der Teufels-Höhle Teufels-Höhle bei Boos: um eine beim unterirdischen Abbau von zwei im Saar-Nahe-Berg - Sandsteinen aus dem Bereich eines sich zum Untergrund hin auffächernden Kluftsys - land gelegene Höhlen tems entstandene Höhle handelt. unterschiedlicher Entste - hung Die Genoveva-Höhle bei Schwarzer - den (Kreis St. Wendel), eine Röhren-Höhle Höhlen, deren Entstehung auf einer speziel - Diese Röhren-Höhle liegt unmittelbar an der len Art der Verkarstung („Sandsteinkarst“) Wasserscheide zwischen dem Glan und der beruht, stellt DITTRICH (2014) zusammen mit Blies und befindet sich im Talschluss-Gebiet anderen Besonderheiten im Nordwestteil des in östliche Richtung fließenden Pfeffel - des pfälzischen Buntsandstein-Gebietes vor baches, der zum Glan hin entwässert. und vermerkt beiläufig (vgl. DITTRICH 2014: Die genannte, hier in Nord-Süd-Richtung 142): „Besondere Höhlenbildungen treten verlaufende Wasserscheide wird von einem in der Westpfalz und im östlichen Saarland schmalen Berg-Riegel gebildet, über den auf“, ohne dabei anzugeben, wo sich diese das tertiärzeitliche 400-m-Niveau hinweg befinden sollen. streicht. Die Verkarstung von Sandsteinen wird (vgl. Nach Norden hin grenzt dieser Berg-Riegel DITTRICH 2014: 144) auf „(sub-)tropische“ an die steil aufragende Pseudo-Schichtstufe Klima-Bedingungen und auf das Vorhan - des sog. Grenzlagers, das aus einer ausge - Abb.1: Niederkirchener Marmor (aus densein von „huminsäurereichen Verwitte - dehnten Decke rotliegend-zeitlicher Flut- ARNDT et al. 1920). (Repro: T. Schindler) rungslösungen“ zurückgeführt. Ein derarti - Basalte besteht. ges Klima herrschte zuletzt während der Zeit Am Fuße dieser in SW-NO-Richtung strei - anhand der Pingenzüge ersichtlich ist. REIS des Tertiärs auch im südwest-deutschen chenden Pseudo-Schichtstufe endet dann (1921) führt dieses Vorkommen sowohl Raume. auch die genannte Kappungsfläche mit unter Stromatolith (S. 25) als auch unter Nachdem im Bereich des Saar-Nahe-Berg - dem in selbige eingetieften breiten Ober - Marmor (S. 305). Der Abbau dieser Kalke landes zwei mit Namen bedachte Höhlen lauf-Tal des Pfeffelbaches. Dieses gelangte geschah wohl ebenfalls in erster Linie zur unterschiedlicher Entstehungsgeschichte oberhalb eines in einen Riegel aus Intrusiv- Branntkalkgewinnung. Eine Verwendung existieren, nämlich die Genoveva-Höhle bei Gesteinen eingenagten Engtales zur Ausbil - als Marmor ist bisher nicht nachgewiesen. Schwarzerden und die Teufels-Höhle bei dung. Boos, werden diese beiden Höhlen in der Im westlichen und nördlichen Bereich des Literatur genannten Reihenfolge kurz vorgestellt, genannten Talschluss-Gebietes, das durch ARNDT , H., R EIS , O.M., & S CHWAGER , A . (1920): zumal es sich bei der leider nicht mehr Einbuchtungen stark gegliedert ist, stehen Übersicht der Mineralien und Gesteine der zugänglichen Genoveva-Höhle um eine konglomeratische Sandstein-Bänke der Rheinpfalz.- Geognostische Jahreshefte, Sonderabdruck aus Bd. 31/32(1918/1919): 119 - 262; München. REIS , O. M. (1921): Erläuterungen zu dem Blatte Donnersberg (Nr.XXI) der Geognosti - schen Karte von Bayern (1:100.000).- 320 S.; München.

Dr. Thomas Schindler Generaldirektion Kulturelles Erbe Direktion Landesarchäologie/ Erdgeschichte Niederberger Höhe 1 D-56077 Koblenz [email protected]

Abb. 1: Die Steinbruchwand mit der kleinen Röhren-Höhle weist eine für die römer - zeitliche Gewinnung von Sandstein-Quadern typische bogenförmig verlaufende Rillen-Musterung auf. Durch die erfolgte Auffüllung des Basisbereiches dieses ehe - maligen römischen Steinbruches mit Erdaushub wurde auch der Zugang zur Geno - veva-Höhle verschüttet. 24 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

sog. Tholey- Schichten an, die in römischer Zeit zur Gewinnung von Sandstein-Blöcken genutzt wurden. Die zugehörige Siedlung, wohl eine Straßen- Station, befand sich am westlichen Ortsrand von Schwarzerden. Während eine nördlich dieses Dorf-Fleckens gelegene römerzeitliche Steinbruchwand mit den typischen bogenförmig verlaufen - den Abbau-Musterungen das eingearbeitete Kultbild des Mithras trägt, war westlich von Schwarzerden in einer zeitgleichen Stein - bruchwand eine Röhren-Höhle von etwa einem Meter Durchmesser aufgeschlossen, die sich zum Berginnern hin aber sehr rasch verengte. Leider ist diese sog. Genoveva-Höhle nicht mehr zugänglich, da der Basisbereich dieses römerzeitlichen Steinbruches und damit auch der Höhleneingang mit Erdaushub auf - gefüllt wurde. Abb. 2: Unweit der besagten römischen Steinbruchwand mit einer kleinen Röhren- Diese Röhren-Höhle entspricht nach eige - Höhle ist nach Osten hin in einer ehemaligen Steinbruchwand unbekannter Zeit - nen, lange zurückliegenden Beobachtungen stellung diese etwas größere Röhren-Höhle aufgeschlossen. in ihrer Ausformung etwa der von DITTRICH (2014, Abb. 5, S. 147) abgebildeten, aber wesentlich größeren Höhle aus dem pfälzi - schen Buntsandstein. Nur eine kleine, in einem höheren Niveau der gleichen Steinbruchwand aufgeschlossene Röhren-Höhle (Abb. 1) blieb von der Zuschüt - tung verschont. Eine weitere kleine Röhren- Höhle (Abb. 2) kann in einem benachbarten, östlich davon gelegenen Steinbruch unbe - kannter Zeitstellung besichtigt werden. Dieser Horizont mit Röhren-Höhlen ist nach Südosten hin ausgerichtet.

Die Teufels-Höhle bei Boos (Kreis Bad Kreuznach), eine von Menschen - hand beim unterirdischen Abbau von Sandsteinen geschaffene Höhle In dem nordöstlich des Dorf-Fleckens Boos gelegenen Waldgebiet „Booßert“, wo mächtige Abfolgen von Sandstein-Bänken anstehen, wurden von der Römerzeit bis in die Neuzeit hinein Sandsteine abgebaut. Geologisch gesehen befindet sich dieses Gebiet (vgl. GEIB 1973) auf der Süd-Ost-Seite der sog. Waldböckelheimer Kuppel, in deren Bereich die älteren Disibodenberger Schich - ten von den jüngeren Tholeyer Schichten ringförmig umschlossen werden. Neben der beeindruckenden Teufels-Höhle existieren in diesem ausgedehnten und recht unwegsamen ehemaligen Abbaugelände von Sandsteinen noch (vgl. BOHR 1985) drei kleine, ebenfalls mit Namen versehene Höh - Abb. 3: Durch die unterirdische Ausräumung eines sich zum Untergrund hin auffä - len. chernden Kluftsystems bedingt, verfügt die Teufels-Höhle über einen dreieckigen Während die Teufels-Höhle am nordöstlichs - Querschnitt. Vor dem Höhleneingang befindet sich eine ansehnliche Erd-Aufschüt - ten Ende des vom römerzeitlichen Sandstein- tung. Die Länge der Dehnungskluft zwischen der spitz zulaufenden Höhlendecke Abbau geprägten Geländes zu finden ist, lie - und der Erdoberfläche beträgt schätzungsweise etwa fünf Meter. Der Innenraum gen die übrigen drei ebenfalls von Menschen - der Höhle besitzt eine Höhe von drei bis vier Meter bei einer Breite von etwa fünf hand geschaffene Höhlen im Bereich des Meter und einer Länge von etwa zehn Meter. nach Südwesten hin endenden neuzeitlich POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 25

geprägten Entnahme-Gebietes von Sand - möglicherweise stattgefundene Verkarstung Dorfkirche und dem benachbarten kleinen steinen. der Kluftflächen. Dieses durch eine Dehnung hübschen Rathaus aus der ersten Hälfte des Die in einer römerzeitlichen Steinbruch- der Erdkruste entstandene Kluftsystem kam 18. Jahrhunderts, sondern auch die im Wald - Wand zum Vorschein kommende Teufels- wohl zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt gebiet „Booßert“ gelegene römerzeitliche Höhle (Abb. 3) entstand durch das in römi - zur Ausbildung. Steinbruchwand mit der Teufels-Höhle als ein scher Zeit erfolgte unterirdische Herausbre - Der obere zugängliche Teil des in römischer lohnendes Ausflugsziel. chen von Sandsteinen aus einem Kluftsys - Zeit zur Gewinnung von Sandsteinen ausge - tem, das sich etwa fünf Meter unterhalb der räumten Kluftsystems, der heute Teufels- Literatur Erdoberfläche zum Untergrund hin auffä - Höhle genannt wird, könnte möglicherweise BOHR von, H. (1985): Die Booser „Heiden - chert und in West-Ost-Richtung verläuft. So einmal als Mithräum (Tempel des römischen höhlen“. - Heimatkundlichen Schriftenreihe sind nicht nur auf der Wand des Steinbruches, Mithras-Kults mit Höhepunkt im 3. Jahrhun - des Landkreises Bad Kreuznach, Band 20: 1 - sondern auch auf den Höhlenwänden ver - dert) gedient haben. 13; 9 Schwarzweiß-Fotos und 3 Seiten mit schiedenartige Spuren des römerzeitlichen Das römerzeitliche Anwesen, zu dessen Fun - Zeichnungen von den dortigen Höhlen, die Steinabbaues überliefert. dus Steinbruch mit Steinbearbeitungs- 1979 von dem Höhlenforscher E. Knust Zu ihnen gehören bogenförmig verlaufende Betrieb und Höhle gehörten, befand sich in angefertigt wurden. Rillenmuster, Schrotrillen mit Keiltaschen und der Ortsmitte von Boos. Von ihm ist nur ein DITTRICH , D. (2014): Besonderheiten des Felsflächen, die mit speziellen Werkzeugen kleiner Bereich mit einem außergewöhnlich Buntsandsteins im Nordwestteil der Pfälzer bearbeitet wurden. großen mehrräumigen Gewölbekeller Mulde (Exkursion G am 25. April 2014). - Der Abstand zwischen dem spitz zulaufen - archäologisch erforscht. Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 96: 129 den Höhlendach und der in einem Höhenni - Bei oder nach der Gründung des Dorf-Fle - - 163. veau von rund 220 m über die Höhle hinweg ckens Boos, der bereits zur Zeit des Erzbi - GEIB , K. W. (1973): Erläuterungen zu Blatt streichenden Erdoberfläche beträgt schät - schofs Willigis von Mainz erwähnt wird, hat 6112 Waldböckelheim. - Mainz zungsweise etwa fünf Meter. man auf den römischen Gewölben des vor - Obwohl nach Westen hin (vgl. GEIB 1973) in handen gewesenen ansehnlichen Keller - Karlheinz Schultheiß, Bad Kreuznach diesem Höhenniveau von etwa 220 Meter komplexes die Dorfkirche errichtet. (Stadtteil Bad Münster am Stein / auf einer tertiärzeitlichen Abrasions-Fläche Demnach erweist sich nicht nur der zugängli - Ebernburg) Meeres-Sedimente gleicher Zeitstellung che Teil des römerzeitlichen Kellerkomplexes (Fotos: K. Schultheiß) (Rupelton) lagern, fehlen Anzeichen für eine mit der auf seinen Gewölben errichteten AK Meteorologie

Pfälzer Witterung im Jahr sende von Bäumen umgerissen. Der ganze geschätzten Tephraauswurf (vulkanisches ohne Sommer 1816 Erntesegen war dahin, die unglücklichen Lockermaterial) war er der mit Abstand Bewohner lasen die halbreifen Getreidekör - stärkste Ausbruch seit mehr aus 200 Jahren. „1816/17 war ein Mißjahr, wie es seit Men - ner vom Boden auf. Gleiches wird aus Die Wirkung solch starker Eruptionen schengedenken nicht gewesen ist. Es hat Zabern und Weißenburg gemeldet.“ beruht auf der Kombination von Staub, gar keinen Wein gegeben. Von Hundert Ähnliche Meldungen über Unwetter, Über - Asche und Schwefelverbindungen, die als Garben Korn hat man 6 - 7 Simmer gedro - schwemmungen, Missernten und Hungers - Folge der Explosion bis in Höhen von 20 bis schen. Gerste und Hafer hat es ziemlich nöte finden sich in vielen mitteleuropäi - über 40 km in die Stratosphäre eingebracht gegeben, aber die Gerste ist halb im Felde schen Chroniken, Tagebüchern und Zeitun - werden und sich mit Langzeitwirkung glo - verfault und noch im Korn war fast der zehn - gen aus dem Jahr 1816. Aber nicht nur bal verteilen. Zwar bewirken die Staubantei - te Teil vergiftet“ notiert der Vorsteher Bar - unser Raum war betroffen: In ganz West- le der Eruption eine Minderung der Sonnen - tholomäus Horn im Damscheider Gemein - und Südeuropa schien der Sommer ausge - einstrahlung. Jedoch sind es nicht die festen debuch über das Hungerjahr 1816/17 fallen zu sein - im Gegensatz zu den warmen Ascheteilchen, sondern die Schwefelsäure - (Damscheid befindet sich am Nordostrand Sommern der Vorjahre (vgl. Abb. 1). So war tröpfchen mit Radien von 0,1 bis 0,5 nm, die der Hunsrückhochfläche nahe dem Mittel - in der „Großherzoglich Badischen Staat - das vulkanische Aerosol in der unteren Stra - rheintal in ca. 330 m NN.). Und in den Beiträ - szeitung“ damals ausgeführt, dass seit dem tosphäre klimawirksam machen. gen zur Rheinhessischen Geschichte [1] ungewöhnlich heißen Sommer 1811 die Schwefelsäureaerosole werden durch die wird berichtet, dass im Sommer 1816 der Sommer immer kälter geworden seien. Viel Oxidation magmatischer schwefelhaltiger

Rhein bei Mannheim zu einem 4 bis 5 Stun - zu kalt mit in der Folge erheblichen Ern - Gase (vor allem SO 2 und H 2S) nach ihrem den breiten See geworden sei . „Acht teausfällen war es auch in Nordamerika. Transport in die Stratosphäre gebildet. Diese Wochen lang war der Rhein über seine Ufer Osteuropa war dagegen kaum betroffen. kleinen Tröpfchen können besonders inten - getreten, als am 5. August vom Wasgau her Was war die Ursache und wie zeigte sich der siv mit der Strahlung wechselwirken, indem Sturm und Hagel kamen und in zwölf Witterungsverlauf bei uns in der Pfalz im sie sichtbares Licht teilweise zurückstreuen Gemeinden, die Karlsruhe benachbart sind, Detail? Als Auslöser wird heute der Aus - und im nahen Infrarot sowie im langwelli - die Hoffnungen vieler Familien zerstörten. bruch des indonesischen Vulkans Tambora gen Bereich des Spektrums Strahlung Hagelkörner von der Größe eines Hühnereis im April 1815 angesehen. Nach dem bis absorbieren. Das hat zur Folge, dass weni - fielen dort nieder, Hasen und Vögel wurden Stärke 8 reichenden logarithmisch aufge - ger Sonnenstrahlung zur Erdoberfläche vor - getötet, Menschen auf dem Felde verletzt, bauten Vulkanexplosivitätsindex (VEI) wird dringt und somit die Atmosphäre abgekühlt Obstbäume entwurzelt und ihrer unreifen er in Stufe 7 eingeordnet, d. h. mit globaler wird. Im Fall des Pinatubo (1991, VEI 6 und Früchte beraubt, in den Wäldern viele Tau - Wirkung. Bei einem auf ca. 160 km³ 10 km³ Tephraauswurf), einem der stärks - 26 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Tabelle 1: Anzahl der Tage mit geringer und starker Bewölkung in Karlsruhe in den Monaten chen von Südwestdeutschland über die Mai bis September 1816 aus dreimal täglichen Beobachtungen. Schweiz und Norditalien bis nach Nordspa - nien. Osteuropa wies dagegen offenbar einen etwas wärmeren Sommer als üblich auf. Die gegensätzliche Temperaturvertei - lung deutet auf eine persistente Strömungs - anomalie über die Sommermonate hinweg mit offensichtlich vorherrschend nördlichen bis nordwestlichen Strömungen über West - europa und entsprechend gegenläufigen südlichen bis südwestlichen Strömungen ten Ausbrüche des 20. Jhd., waren es im glo - sierbar. Da auf regionaler Skala das großräu - über Osteuropa an. Dies stellt keine atypi -

balen Mittel etwa 0,3° bis 0,4° C. Die SO 2- mige Wettergeschehen die Mittelwertver - sche Großwetterlagenerscheinung für Emissionen des Tambora lagen allerdings teilung bestimmt, ergeben sich regional bis Europa dar, sondern gehört vielmehr zum um den Faktor 6 - 8 höher, so dass die Klima - kontinental unterschiedliche Abwei - typischen Witterungsgeschehen. Außerge - wirkung hier global noch deutlicher ausfiel. chungsniveaus. Die in Abbildung 2 darge - wöhnlich wären im Fall des Sommers 1816 Neuere Schätzungen gehen von einer nord - stellte rekonstruierte Temperaturverteilung das lange, sich offenbar immer wieder rege - hemisphärischen Abkühlung der Sommer - in Europa für den Sommer 1816 verdeutlicht nerierende gleiche Witterungsmuster und temperaturen um 0,8 bis 1,2°C aus [2]. die regionalen Unterschiede mit einem die Kombination mit der generellen Abküh - Allerdings sind globale oder hemisphärische negativen Abweichungsschwerpunkt über lung der Atmosphäre als Folge des Tambora - Abweichungen nicht 1 : 1 linear regionali - Frankreich und den angrenzenden Berei - ausbruchs. Ob die Strömungsanomalie auch eine Folge der atmosphärischen Abkühlung war, lässt sich (noch) nicht beantworten. Klimatologisch lässt sich jedoch der Ablauf des Jahres bzw. des Sommers 1816 für unse - re Region anhand instrumenteller Witte - rungsbeobachtungen genau nachzeich - nen. Monats- und Tagesdaten der Lufttem - peratur, der Niederschlags sowie der Bewöl - kung, Windstärke und Windrichtung liegen aus Karlsruhe von Karl Wilhelm Böckmann (Professor der Physik am Gymnasium in Karlsruhe) und aus Worms-Pfeddersheim von David Möllinger junior, dem Enkel des in Monsheim zuvor ansässigen „Vater des Pfälzer Ackerbaues“ David Möllinger senior vor. Bzgl. der Niederschlagsaufzeichnungen liegen aus Karlsruhe jedoch nur Monats - summen vor; dagegen aus Pfeddersheim Abb. 1: Mittlere Sommertemperaturen (wahre Mittel und 10-jährlich tiefpassgefil - tägliche Beobachtungen vom Morgen, Mit - terter Trend) der Klimareihe „Nördlicher Oberrhein“ 1755-2015. tag und Abend. Da hier jedoch in den Origi - nalaufzeichnungen keine genaueren Zeit - angaben wiedergegeben sind, lassen sich die Temperaturwerte nicht hinreichend genau auf Tageswerte reduzieren. Bedingt durch diese Einschränkungen sind bei den Darstellungen der Tages- und Dekadenwer - te nicht beide Beobachtungsorte wiederge - geben. Die Beobachtungen aus Karlsruhe und Pfed - dersheim zeichnen ein Bild, das Auchmann und Brönnimann [3] anhand Genfer Klima - daten relativ treffend als „extremes Klima, kein extremes Wetter“ beschrieben haben. So zeigen die in Abbildung 3 wiedergegebe - nen homogenisierten Karlsruher Tagesmit - tel im Vergleich zu den Mittel- und Extrem - werten im Zeitraum 1850 - 2014 von Anfang Mai bis Ende August zwar fast durchgehend deutlich zu kühle Witterungs - abschnitte, die nur selten den Bereich der Abb. 2: Abweichungen der Sommertemperaturen 1816 in Europa gegenüber den „Normalwerte“ erreichten. Aber gleichzei - langjährigen Mittelwerten. Verändert aus [4]. tig lagen die Werte auch nur an einzelnen POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 27

Tagen wenig unterhalb der absoluten Mini - heim der Juni mehr als das doppelte der übli - extrem häufig geregnet. ma seit 1850. In der Summe der so persis - chen Regenmenge brachte, lag sie in Karls - Ein Indiz dafür, wie häufig die Sonne schien, tent negativen Tagesabweichungen erga - ruhe im langjährigen Rahmen. Dagegen lässt sich aus dem Bewölkungsgrad schlie - ben sich allerdings sehr niedrige Sommer - zeigte der Juli umgekehrte Verhältnisse: ßen. Differenziert nach Tagen mit geringer monatsmittelwerte, wie Abbildung 4 ver - Hier war es in Karlsruhe wesentlich nasser und mit starker Bewölkung verdeutlicht deutlicht. Mit einer Durchschnittstempera - (etwa die doppelte Niederschlagsmenge) Tabelle 1 die Situation anhand der Karlsruher tur von 15,2°C (Mittel 1961 - 1990 dagegen als in Pfeddersheim, wo nur etwa ein Drittel Beobachtungen. Heitere oder wolkenlose 18,6°C) war der Sommer 1816 der mit höhere Niederschlagssummen registriert Tage wurden vor allem im Juni und im Juli Abstand kühlste in der bis zur Mitte des 18. wurden. Anschaulich wird die Frage, ob es kaum beobachtet (2 bzw. 3 Tage). Starke Jahrhunderts zurückreichenden Klimareihe während der Sommermonate besonders Bewölkung oder vollkommen bedeckten „Nördlicher Oberrhein“. nass war, auch anhand der Zahl der Nieder - Himmel gab es dagegen im Mai, Juni und Juli Nicht ganz so herausragend waren zumin - schlagstage. Üblicherweise wird von der an jeweils 13 bis 14 Tagen, d. h. fast der Hälf - dest im Raum Karlsruhe - Worms die Nieder - Vorderpfalz bis nach Rheinhessen in den te der Tage. Im restlichen Zeitraum herrschte schlagsabweichungen. Zwar lagen die Nie - Monaten Mai bis August an jeweils 13 bis 15 wechselnde Bewölkung vor. Besser sah es derschlagsmengen vor allem im Juni und im Tagen Niederschlag beobachtet. In Pfed - dann im August aus. Hier überwogen die son - Juli teilweise deutlich höher als im langjähri - dersheim waren es 1816 im Mai 21 Tage, im nigeren Tage, was sich zumindest teilweise gen Mittel, aber mit offensichtlich der auch Juni 14 Tage, im Juli 19 Tage und im August auch an den Niederschlagssummen zeigt: In für unseren Raum so typischen hohen räum - 14 Tage. Demnach hatte es offenbar über - Pfeddersheim blieb es relativ trocken; in Karls - lichen Variabilität. Während in Pfedders - wiegend häufiger, aber offensichtlich nicht ruhe dagegen in der Summe niederschlags - reich, was jedoch auch durch einzelne Star - kregenereignisse bedingt gewesen sein könnte. Aber obwohl sich der August nicht so trüb wie die vorangegangenen Sommermo - nate zeigte: Er war wie die Vormonate erheb - lich zu kühl. Betrachtet man sich den Gesamtjahresver - lauf der Temperaturen und der Niederschläge im Jahr 1816, fällt auf, dass nicht nur der Som - mer deutlich zu kühl war. Vielmehr wiesen fast alle Monate mehr oder weniger deutliche negative Abweichungen auf. Nur der Januar und der April lagen hinsichtlich der Monats - mittelwerte im Niveau der derzeit noch gülti - gen Klimanormalperiode 1961 - 1990 (Ver - gleiche Abb. 4). Alle anderen Monate wiesen negative Abweichungen auf, die zumeist bei etwa 1 bis 2 K lagen. Die Niederschlagsmen - gen zeigten dabei im Wesentlichen keine Abb. 3: Tagesmittwerte der Lufttemperatur in Karlsruhe 1816 im Vergleich zu den besonderen Auffälligkeiten. So blieben die langjährigen Mittel- und Extremwerten 1850 – 2014 der Klimareihe Monatssummen in der Regel noch im Rah - Mannheim/Karlsruhe (Ma/Ka). men der zu erwartenden Mittelwerte, wobei hier Abweichungen von 25 % vom langjähri - gem Durchschnitt aufgrund der möglichen Messwertunsicherheiten der damaligen Nie - derschlagserfassung nicht als erhebliche Dif - ferenz zu betrachten sind. Tendenziell zu feucht war wohl der Dezember und eindeutig zu trocken waren der April und der Oktober. Was im Fazit hinsichtlich der Witterung des Jahres 1816 bleibt, ist der Mangel an Wärme, der sich gepaart durch die feuchte und son - nenscheinarme Witterung der Früh- und Hochsommermonate mit Sicherheit sehr negativ auf die Entwicklung und Reife der Feldfrüchte niedergeschlagen haben muss. Und im besonderen Maß müssen die höher gelegenen Berglandregionen, die generell keine thermische Gunst aufweisen, betrof - fen gewesen sein. Wenn dann, wie in einigen Ortschroniken vermerkt, noch lokale Unwet - ter mit Hagel und Starkregen hinzukamen, Abb. 4: Monatssummen des Niederschlags in Worms-Pfeddersheim und in Karlsru - war die gesamte Ernte vernichtet. Allerdings he 1816 sowie Monatsmittelwerte der Lufttemperatur 1816 im Vergleich zu den dürfte die Witterung nur ein Teil der Ursache Mittelwerten der Klimanormalperiode 1961-1990. für die Hungersnot 1816/17 gewese n sein. 28 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Verschärft wurde sie vor allem in Südwest - hessen zur Hundertjahrfeier. Herausgegeben 8 (10): 784 - 788. deutschland noch durch die Folgen der Koali - mit Unterstützung der Provinz Rheinhessen [3] AUCHMANN , R., B RÖNNIMANN , S., B REDA , L., tionskriege 1792 - 1815. Geplünderte von der Historischen Kommission für das BÜHLER , M., S PADIN , A. & A. S TICKLER (2012): Getreidespeicher verstärkten die Not und bis Großherzogtum Hessen. - Mainz. Extreme climate, not extreme weather: the Importe aus Osteuropa ankamen, verging [2] STOFFEL , M., K HODRI , M., C ORONA , C., G UILLET , summer of 1816 in Geneva, Switzerland. - mehr als ein Jahr. S., P OULAIN , V., B EKKI , S., G UIOT , J., L UCKMAN , B. Climate of the Past 8: 325 - 335. H., O PPENHEIMER , C., L EBAS , N., B ENISTON , M. & V. [4]http://scied.ucar.edu/sites/default/files/im Literatur MASSON -D ELMOTTE (2015): Estimates of vol - ages/large_image_for_image_con - [1] BECHTOLSHEIMER , H., D IETRICH , J. R.& K. S TRE - canic-induced cooling in the Northern Hemi - tent/1816_summer.png. Abgerufen am CKER (1916): Beiträge zur Rheinhessischen sphere over the past 1.500 years. - Nature 9.9.2016. Geschichte. - Festschrift der Provinz Rhein - Geoscience, Nature Publishing Group, 2015, Wolfgang Lähne, Römerberg AK Umweltbildung

Schulprojekte mit dem Expertengruppen machten sich die Schüle - Am zweiten Projekttag kamen dann auch die ArtenFinder in Landau rinnnen und Schüler zunächst in Bornheim Schülerinnen und Schüler der Libellengruppe und in Otterberg bei Kai - an den „Eh-da-Flächen“ am nördlichen Orts - auf ihre Kosten und konnten in den Queich - serslautern ausgang auf die Suche nach ihren Zielobjek - wiesen südlich von Zeiskam ihre ersten ten. Bestimmungsübungen absolvieren. Die bei - Tagfalterarten wie das Schachbrett ( Melanar - den Prachtlibellenarten Calopteryx virgo und Projekttage des Max-Slevogt-Gym - gia galathea ), das Ochsenauge ( Maniola jur - Calopteryx splendens , die Blaue Federlibelle nasiums, Landau tina ), der Grünader-Weißling ( Pieris napi ), der (Platycnemis pennipes ) und die Große Pechli - Unser ArtenFinder-Projekt hat sich inzwi - Kleine Kohlweißling ( Pieris rapae ), der Admi - belle ( Ischnura elegans ) waren die häufigsten schen erfreulicherweise zu einem beliebten ral ( Vanessa atalanta ), der Distelfalter ( Vanes - Vertreter. Lautstark untermalt von den Unterstützer in Schulprojektwochen entwi - sa cardui ), das Tagpfauenauge ( Inachis io ), Gesängen von Roesels Beißschrecke ckelt. Bereits zum dritten Mal in Folge führten der Zitronenfalter ( Gonepteryx rhamni ), der (Metrioptera roeseli ), Feldgrille ( Gryllus cam - wir dieses Jahr drei Projekttage mit dem Max- Schwarzkolbige Braun-Dickkopffalter ( Thy - pestris ) und Grünem Heupferd ( Tettigonia Slevogt-Gymnasium in Landau durch. Zwi - melicus lineola ) und der Kleine Sonnenrös - viridissima ). schen dem 06.07. und 08.07.2016 entdeck - chen-Bläuling ( Aricia agestis ) ließen sich auch Die größte Überraschung erwartete uns ten 30 Schülerinnen und Schüler der Biolo - zahlreich beobachten, fotografieren und im dann aber in Ottersheim an den Fischteichen. gie-Leistungskurse (MSS 12) rund um Land - ArtenFinder dokumentieren. Ziel war es, einige Großlibellenarten anzu - au die Welt der Tagfalter, Libellen und Heu - Die Heuschrecken waren dieses Jahr auf - treffen. Das gelang auch und die Schüler schrecken. Basislager war, wie in den Jahren grund des zögerlichen Einsetzens des Som - konnten ihre Beobachtungsliste um die Blut - zuvor, das Storchenzentrum in Bornheim, wo mers leider in ihrer Entwicklung noch etwas rote und die Frühe Heidelibelle ( Sympetrum die theoretische Einführung in die drei Arten - verzögert, sodass viele Tiere noch im schwer sanguineum und Sympetrum fonscolombii ), gruppen, in das Meldeportal (www.artenfin - zu bestimmenden Larvenstadium angetrof - die Blaugrüne Mosaikjungfer ( Aeshna cya - der.rlp.de), die E-Learning-Angebote fen wurden. Immerhin das Grüne Heupferd nea ) und den Großen Blaupfeil ( Orthetrum (www.arteninfo.net) und das Auswertungs - (Tettigonia viridissima ) und der Gemeine cancellatum ) ergänzen. Und dann, ganz werkzeug ArtenAnalyse (www.artenanaly - Grashüpfer ( Chortippus parallelus ) konnten unverhofft, war es in einem Fall kein Großer se.net) stattfinden konnten. Aufgeteilt in eindeutig identifiziert werden. Blaupfeil, der da vor der Linse landete, son - dern sein „Bruder“, der Östliche Blaupfeil (Orthetrum albistylum )! Das blaue Männ - chen war sehr gut an den weißen (statt schwarzen) Cerci und dem scharfen Farb - wechsel von blau zu schwarz im hinteren Bereich des Abdomens zu erkennen. Die Schülerin, die die Art entdeckte, konnte somit den ersten fotodokumentierten Fund dieser Art in Rheinland-Pfalz liefern und die Erstbeobachtung dieser in Mitteleuropa sehr seltenen Art im ArtenFinder eintragen! Alle gesichteten, fotodokumentierten oder mit einem Tonbeleg dokumentierten Arten wurden von den Schülern in den ArtenFinder eingetragen und in Form eines Projektproto - kolls ausgewertet und textlich ergänzt. Ein schöner Einstieg in die Freilandarbeit, die im klassischen Biologieunterricht heutzutage kaum noch Beachtung finden kann. Es ist immer wieder schön zu beobachten, wie die Abb. 1: Wer entdeckt die nächste Art? anfängliche Skepsis der jungen Teilnehme - POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 29

rinnen und Teilnehmer einer freudigen Begeisterung weicht und nach den ersten Funden ohne Rücksicht auf Kleidung, Frisur oder Smartphone die Jagd nach möglichst vielen dokumentierten Funden in Wald und Wiese beginnt!

Projekttage der Bettina von Arnim IGS, Otterberg Erstmals kooperierten wir mit der Bettina von Arnim IGS in Otterberg. Dort erwartete uns eine recht heterogene Gruppe mit Schülerin - nen und Schülern aus Unter-, Mittel- und Oberstufe, die sich für die Teilnahme an einem von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz unterstützten Naturprojekt entschieden hatten. Im Rahmen des Projekts sollten ein Stimmungsfilm produziert und möglichst viele heimische Tierarten rund um Abb. 2: Das Grüne Heupferd ( Tettigonia viridissima ) war nicht zu überhören. das Schulgelände kennengelernt und doku - mentiert werden. So reisten wir, das KoNat- Team (Annalena Schotthöfer, Dominic Frank und unser Praktikant Simon Fischer), am 12.07.2016 von Neustadt nach Otterberg, um unser ArtenFinder-Projekt vorzustellen und gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Arten zu kartieren. Das Schulgelände liegt sehr schön umgeben von Wiesen- und Waldflächen und der Otter - bach ist nicht weit entfernt. Auch die Schüler dieser Gruppe waren hoch motiviert bei der Sache und freuten sich über jede neu ent - deckte und bestimmte Art. Neben verschiedenen Augenfaltern, Dick - kopffaltern und Edelfaltern konnten wir gemeinsam einige Heuschrecken verhören, junge Erdkröten beobachten und verschiede - ne Kleinlibellen dokumentieren. Vor den Sommerferien fand das Schulfest statt, an dem unser gemeinsamer Tag vorgestellt und der ArtenFinder beworben wurde.

Abb. 3: Der Star des Tages: Der Östliche Blaupfeil ( Orthetrum albistylum )! Annalena Schotthöfer, Ilbesheim Dominic Frank, Neustadt (Fotos: A. Schotthöfer)

Amphibien kennenlernen und schützen mit dem ArtenFinder Rheinland- Pfalz

Unter diesem Motto fanden im April und Juni insgesamt drei Fortbildungsveranstal - tungen zu unseren heimischen Amphibien im Rahmen des ArtenFinder-Projekts statt. Referent und Exkursionsleiter war Dr. Chris - toph Bernd, der den Teilnehmern sein umfangreiches Fachwissen auf sehr anschauliche und spannende Weise vermit - telte. Am 14.04. und am 14.06. fand in der Abb. 4: Auf dem Weg ins Gelände. Naturstation Lebendige Nahe in Bad Müns - 30 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

ter am Stein-Ebernburg bzw. im Haus der Artenvielfalt in Neustadt jeweils eine Theo - rieveranstaltung statt. Es wurde über die vorkommenden Amphibienarten, die Ursa - chen des zum Teil drastischen Bestandsrück - gangs aber auch über Schutzmaßnahmen für Lurche informiert. Anhand von Schauta - feln und Fotos wurden die einheimischen Arten mit ihrer versteckten Lebensweise und komplexen Ökologie vorgestellt und ausführlich behandelt. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf der Vermittlung von Artenkenntnis als primäre Grundlage für Bestandserfassungen und sinnvolle Bemühungen zum Schutz und dauerhaften Erhalt dieser faszinierenden Tiergruppe. Das Highlight fand dann am 24.06. in Hagenbach in der Südpfalz statt. Um 22 Uhr trafen sich 12 Artenfinder und Amphibien - Foto 1: Im Gänsemarsch durch die überfluteten Wiesen. freunde, um mit Taschenlampen und Gum - mistiefeln ausgestattet auf nächtliche Suche nach Laubfrosch, Knoblauchkröte, Fadenmolch und Co. zu gehen. Die starken Regenfälle der vergangenen Wochen hatten ganze Wiesen- und Acker - bereiche unter Wasser gesetzt, sodass die Lurche gute Bedingungen vorfanden und entsprechend zahlreich anzutreffen waren. Es wimmelte förmlich von Larven des Teich- und Kammmolchs. Das Laubfroschkonzert war ständiger Begleiter der Exkursion, ergänzt durch den Gesang der Maulwurfs - grille, die wir auch tatsächlich noch zu Gesicht bekamen. Besonders beeindruckend waren die Kaul - quappen der Knoblauchkröte, die mit ihrer imposanten Größe faszinierten. Die ent - scheidenden Merkmale der einzelnen Arten nun noch einmal vor Ort am lebenden Objekt studieren zu können, war ein tolles Erlebnis für alle. Selbst die Jagd einer Ringel - Foto 2: Begutachtung der Funde. natter auf einen Grünfrosch konnten wir miterleben. Zaungäste wie der Tigerschne - gel, die Große Pechlibelle, die Hufeisen- Azurjungfer und das Ochsenauge wurden selbstverständlich ebenfalls im ArtenFinder dokumentiert. Gegen 01 Uhr kehrten die Teilnehmer voller Eindrücke und Informationen zurück zu den Autos. Der eine oder andere Mückenstich war natürlich nicht zu verhindern, aber sicherlich würden alle Beteiligten im nächs - ten Jahr wieder sehr gerne auf nächtliche Amphibientour gehen!

Annalena Schotthöfer (Ilbesheim) Dominic Frank (Neustadt) (Fotos: A. Schotthöfer) Foto 4: Und auch sie haben wir gefun - den: Die Maulwursgrille ( Gryllotalpa gryllotalpa ).

Foto 3: Nicht zu überhören waren die vielen Laubfrösche ( Hyla arborea ). Berichte aus den Gruppen

Bad Dürkheim

Exkursion zur Gottesanbeterin

Bereits während der Einführung durch den Exkursionsleiter Steffen Götze entdeckte eine Teilnehmerin das erste Exemplar: Eine Gottesanbeterin! Damit hatten die veran - staltende Bad Dürkheimer POLLICHIA- Gruppe und der NABU Mittelhaardt nicht gerechnet. Insgesamt wurden etwa 20 die - ser faszinierenden Tiere gefunden, die wegen ihrer braunen, oder seltener grünen, Färbung nur schwer zu sehen sind. Dabei spielt auch eine Rolle, dass sich die immerhin bis acht Zentimeter großen Lauerjäger nur sehr langsam und vorsichtig bewegen. Die Ruderalfläche Myrrhenloch neben der Bundesstraße 271 bei war sehr reich an Blütenpflanzen und dadurch Abb. 1: Das Exkursionsgebiet „ Myrrhenloch“ bei Wachenheim. (Foto: S. Götze) bedingt auch einen hohen Insektenreich - tum - eine Grundvoraussetzung für die Got - Trotz des trüben und teils regnerischen Wet - Laternenträgers ( Dictyophara europaea ), tesanbeterin ( Mantis religiosa ), wie Dr. ters am Exkursionstag (20. Juni) gelang es, dem einzigen Vertreter dieser ansonsten Michael Ochse, Vorsitzender der POLLI - noch andere besondere Insekten aufzustö - exotischen Zikadenfamilie (Fulgoromor - CHIA-Gruppe Bad Dürkheim erläuterte. bern: Zwei Exemplare des Europäischen pha). Auf den Wegen wurden einige Blau -

Abb. 2: Weibliche Gottesanbeterin. Abb. 3: Smaragdspanner ( Antonechloris smaragdaria ). (Foto: M. Ochse) (Foto: M. Allbach) 32 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

flügelige Ödlandschrecken ( Oedipoda caerulescens ) bewundert, und im Gebüsch fand der aus der Eifel angereiste Heuschre - ckenexperte Matthias Weitzel die erst seit 2005 bei uns heimische Vierpunkt-Sichel - schrecke ( Phaneroptera nana ). Insgesamt konnten immerhin elf Arten von Tag- und Nachschmetterlingen gezählt werden, darunter der schöne und wärmeliebende Smaragdspanner ( Thetidia smaragdaria ). Wenige Wespenspinnen ( Argiope bruen - nichi ) und auch eine Ammen-Dornfinger - spinne ( Cheiracanthium punctorium ) , die giftigste heimische Spinne, rundeten die zweistündige Exkursion ab. „Die Giftigkeit ist aber nicht schlimmer als ein Wespen - stich“, so Steffen Götze.

Artenliste der Schmetterlinge: Taubenschwänzchen - Macroglossum stel - latarum Abb. 1: Exkursionsleiter Dr. Hans Reichert erläutert die Flora am Fuß des Burgfelsens Kleiner Kohlweißling - Pieris rapae in Vianden. Zweibrütiger Sonnenröschen-Bläuling - Ari - cia agestis Gemeiner Bläuling - Polyommatus icarus gen Jahren enge Kontakte zum Naturmu - an, die in feuchtem Zustand rutschgefähr - Gitterspanner - Chiasmia clathrata seum Luxemburg pflege. Dort tätige Botani - det sind. Nahe der oberen Hangkante zieht Smaragdspanner - Antonechloris smarag - ker standen bei der Vorbereitung der Exkur - sich eine kilometerlange, etwa 20 m hohe, daria sion mit Rat und Tat zur Seite. senkrechte Felswand aus Dolomit des Obe - Grauspanner - Aplocera plagiata Eine der Haupt-Ursachen für die artenreiche ren Muschelkalks hin. Am unteren Hang Gammaeule - Autographa gamma Flora Luxemburgs ist die geologische Vielfalt ereignete sich 1964 ein langsam verlaufen - Grauspanner - Aplocera plagiata des Landes. Sein nördliches Drittel, Ösling der Hangrutsch, bei dem die ansehnliche Gammaeule - Autographa gamma genannt, ist Teil des Rheinischen Schieferge - Deisermühle zerstört wurde. Ich war damals Möndcheneule - Calophasia lunula birges und ein Bindeglied zwischen Eifel und gerade in die Region Trier umgezogen, Ardennen. Dort stehen gefaltete Gesteine konnte das Ereignis photographisch festhal - Michael Ochse, des Devons an. Die südlichen zwei Drittel ten und die Bilder jetzt vorzeigen. Im noch des Landes gehören zu einer Ausbuchtung bestehenden Park der Mühle sind die Spu - des Pariser Beckens mit Gesteinsschichten ren des Erdrutsches noch zu erkennen. des Erdmittelalters vom Buntsandstein bis Dort wächst an einem Quellbach die seltene zum Unteren Jura. Nach Südwesten einfal - Wasser-Braunwurz ( Scrophularia auricula - Bad Kreuznach lend, bilden sie eine Schichtstufenland - ta ). Hangaufwärts grenzt ein Schluchtwald schaft mit sanft gewellten Plateaus und tief mit viel Hirschzunge ( Asplenium scolopen - Luxemburg – ein auch eingekerbten, teils schluchtartigen Talab - drium ) an. Der Wanderweg führt hangauf - botanisch reiches Land schnitten an den Stufenrändern. Wegen wärts bis zum Fuß der Dolomit-Felswand. meist guter Ackerböden wird dieser Teil An den Bruchsteinen von neuen Weinbergs- Die botanische Sommerexkursion Luxemburgs, in dem auch die Hauptstadt Trockenmauern, die im Rahmen einer Aus - der POLLICHIA -Kreisgruppe Bad liegt, Gutland genannt. gleichsmaßnahme als ökologisches Vor - Kreuznach vom 8. bis 12. Juni 2016 Nun zum Verlauf der Exkursion: Am Mitt - zeigeobjekt errichtet wurden, konnten die aus der Sicht des Exkursionsleiters woch, dem 8. Juni, erreichten wir wegen der namengebenden Fossilien des Trochiten- relativ kurzen Anfahrtstrecke die luxembur - Dolomits studiert werden. Trochiten sind In der über 50-jährigen Geschichte seiner gische Grenze schon um die Mittagszeit. So Stielglieder von Haarsternen aus der Tier - mehrtägigen botanischen Sommerexkur - konnten bereits zwei Programmpunkte gruppe der Stachelhäuter, zu denen auch sionen hat der Botanische Arbeitskreis der absolviert werden. An der Südostgrenze die Seesterne gehören. Kreisgruppe viele Regionen Deutschlands Luxemburgs, dem wärmsten Teil des Lan - Der Kelsbach durchbricht die Felswand in und auch einige Nachbarländer besucht. des, wo sich entlang der Mosel Muschel - einer kurzen, aber tief gähnenden Schlucht. Von Luxemburg wurden allerdings bisher kalkhänge mit Weinbergen erstrecken, gibt Der Wanderpfad führt in diese hinein, nur Randgebiete im Rahmen von drei Exkur - es mehrere Naturschutzgebiete. Eines zunächst vorbei an sonnenbeschienenen sionen (1971, 1988, 2002) nahe der deut - davon, der Palmberg bei Ahn mit seinem Felsvorsprüngen und danach durch kühlen schen Grenze berührt. Schon dabei bekam Buchsbaumwald, war bereits 2002 besucht und schattigen Schluchtwald. Dort wurden man so verlockende Einblicke in die land - worden. Diesmal hatte ich das Gebiet „Dei - auf einer Strecke von nur 300 Metern nicht schaftliche und botanische Vielfalt des sermühle und Kelsbachtal“ bei Grevenma - weniger als 50 Pflanzenarten notiert, darun - Nachbarlandes, dass es längst überfällig cher ausgesucht, das geologisch und bota - ter Süße Wolfsmilch ( Euphorbia dulcis war, ihm eine eigene Exkursion zu widmen. nisch bedeutsam ist. Der Talhang der Mosel subsp. purpurata ) und Hummel-Ragwurz Dazu war jetzt die Gelegenheit günstig, da ist dort in der unteren Hälfte mäßig steil. Es (Ophrys holoserica ). ich von meinem Wohnort Trier aus seit eini - stehen Mergel des Mittleren Muschelkalks Der Reisebus brachte uns dann zur Stadt POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 33

Abb. 2: Enge Felsklüfte der Luxembur - Abb. 3: Der Hautfarn ( Hymenophyllum tunbrigense ), so klein wie ein Moos, ist eine ger Schweiz bei Berdorf sind Fundorte der seltensten Pflanzen Europas. des seltenen Hautfarns.

Luxemburg, wo wir uns am Rande des histo - wurden die düsteren Kasemattengänge tomentosa ), Großes Waldvöglein ( Cephalan - rischen Stadtzentrums absetzen ließen. Ich durchschritten, deren einstige Schießschar - thera damasonium ), Müller-Stendelwurz hatte mich über die Stadtgeschichte kundig ten aber dem Tourismus zuliebe zu großen (Epipactis muelleri ), Weiden-Alant ( Inula sali - gemacht und betätigte mich als Führer zu den Öffnungen erweitert wurden. Das ermög - cina ), Kamm-Wachtelweizen ( Melampyrum Sehenswürdigkeiten, die fast alle im Umkreis licht nicht nur faszinierende Ausblicke auf die cristatum ), ein sehr reicher Bestand der Bie - von nur wenigen 100 Metern liegen. Um den Unterstadt im Alzette-Tal, sondern macht die nen-Ragwurz ( Ophrys apifera ), Purpur-Kna - Bericht kurz zu halten, soll über diesen Rund - Kasematten auch für Botaniker attraktiv. benkraut ( Orchis purpurea ), Einbeere ( Paris gang nichts weiter gesagt werden, zumal alle Man kann die Felsflora des Bockfelsens inspi - quadrifolia ), Weiße und Grünliche Waldhya - Informationen über die Stadt in Reiseführern zieren, die – soweit die Lichtstärke reicht – zinthe ( Platanthera bifolia und P. chlorantha ) und im Internet verfügbar sind. Der Stadt - auch einige Meter in die Kasemattengänge nahe beieinander und ideal für den Vergleich, bummel führte schließlich zum Hotel am vorgedrungen ist. Dominierend ist das Krie - Sumpf-Kreuzblume ( Polygala amarella ), Bahnhofsplatz, das als Quartier im Hinblick chende Glaskraut ( Parietaria judaica ). Als Ein - Weiße Braunelle ( Prunella laciniata ), Färber - auf die übers ganze Land verteilten Exkursi - wanderer aus südlichen Gefilden hat sich scharte ( Serratula tinctoria ) und Berg-Klee onsziele einigermaßen zentral lag. neben dem Goldlack ( Erysimum cheiri ) die (Trifolium montanum ). Das Programm des 9. Juni hatte den Luxem - Spornblume ( Centranthus ruber ) etabliert. Die Weiterfahrt führte wieder über die burger Sandstein (Unterer Jura) als Themen - Auch die seltene, Unterart pachyrachis des Schichtstufe hinauf auf das Plateau des schwerpunkt. Dieses plateaubildende Braunstieligen Streifenfarns ( Asplenium tri - Luxemburger Sandsteins, wo bei Consdorf Gestein prägt weite Teile der Landschaft chomanes ) konnte an einer Stelle innerhalb kurz eine Mardelle besichtigt wurde. Mardel - Luxemburgs und ist dort, wo der Fluss Alzette der Kasematten entdeckt werden, ein Beleg len sind flache, meist wassergefüllte Vertie - und größere Bäche felsige Täler eingeschnit - dafür, dass Kalk als Bindemittel im Luxembur - fungen mit Durchmessern von wenigen bis ten haben, auch von kulturgeschichtlicher ger Sandstein enthalten ist und sich stellen - zu 30 und mehr Metern. Nach vorherrschen - Bedeutung. Durch die Erosion wurden näm - weise anreichern kann. der Theorie bilden sie sich ähnlich wie Dolinen lich Bergsporne mit senkrechten Felswänden Das nächste Exkursionsziel, das NSG Aar - durch Lösungsvorgänge im Untergrund. herauspräpariert, die als natürliche Bastionen nescht bei Oberanven, passt insofern nicht Während aber Dolinen durch mehr oder für den Bau von Burgen und Festungsanlagen zum Rahmenthema, als es auf einer Keuper- weniger plötzliches Einbrechen unterirdi - geeignet waren. Keimzelle der Stadt Luxem - Bergkuppe liegt, also nichts mit dem geolo - scher Hohlräume entstehen, senkt sich der burg war die Burg auf dem Bockfelsen, die ein gisch jüngeren Luxemburger Sandstein zu Boden bei den Mardellen nur sehr langsam. römisches Kastell als Vorgänger hatte. Sie tun hat. Das Gebiet gehört zu den botani - Hie und da mag auch der Mensch durch war Stammsitz der Grafen von Luxemburg, schen reichsten Stellen Luxemburgs, ist mit Abgraben von Lehm nachgeholfen haben. die von 1312 bis 1437 fünf Kaiser stellten. Pkw und Bus gut erreichbar und durch ein gut Im Bereich von Keuper und Jura dürfte es von Danach ging die Macht an die Habsburger beschildertes Netz von Wanderpfaden Lothringen bis Luxemburg Tausende von über und es folgte eine lange Periode österrei - erschlossen. Die Vegetation besteht teils aus Mardellen geben, von denen viele aus floristi - chischer, spanischer und französischer extensiv beweideten Halbtrockenrasen und schen oder faunistischen Grünen schutzwür - Fremdherrschaft. In dieser Zeit wurde die teils aus artenreichen Saum- und Laubwald - dig sind. Leider werden sie vor allem dort, wo Stadt zu einer fast uneinnehmbaren Festung gesellschaften. Eine kleine alphabetische sie im Ackerland liegen, oft eingeebnet oder ausgebaut, mit vielen unterirdischen Kase - Auswahl der beobachteten Pflanzenarten mit Bauschutt oder gar Müll verfüllt. matten. verrät dem Kundigen die Vielfalt der Stand - Consdorf liegt schon im Bereich der soge - Mit der Besichtigung der Bock-Kasematten ortbedingungen, z. B. in Bezug auf die nannten Luxemburger Schweiz. Deren begann das Tagesprogramm. Quasi auf Tuch - Bodenfeuchtigkeit: Männchen-Orchis ( Ace - bizarre Felsklüfte entstanden dadurch, dass fühlung mit dem Luxemburger Sandstein ras anthropophorum ), Filz-Segge ( Carex dort am Plateaurand unter dem Luxembur - 34 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Abb. 4: Farbige Tragblätter steigern Abb. 5: Auf ebenem Boden der Eisenerz-Tagebaugrube Prinzenberg (Prenzebierg) beim Kamm-Wachtelweizen ( Melam - wächst eine Vielzahl bemerkenswerter Arten. pyrum cristatum ) die Schauwirkung der Blütenähre..

ger Sandstein Keupermergel zutage tritt. zwar auch im Nahetal und insbesondere bei system und deshalb mit dem Bus nur über Dieser ist wenig widerstandsfähig und wird Bad Kreuznach vor, doch war es interessant, eine lange Umwegstrecke zu erreichen, erodiert. Dem in senkrechten Felswänden ihnen nach großem Zwischenraum so viel liegt das Dorf Lellingen. Dort steht etwas anstehenden Sandstein wird dadurch quasi weiter südwestlich wieder zu begegnen. kalkhaltiger Schiefer an, der teils auf heide - der Boden unter den Füßen entzogen. Paral - Am felsigen Prallhang zwischen Michelau artigem Gelände eines flachgründigen lel zur Plateaukante entstehen tiefe Risse. und Wilspull waren reiche Vorkommen der Bergkammes, teils im lichten Wald und in Viele davon sind so breit, dass sie begehbar Pfingstnelke ( Dianthus gratianopolitanus ), einem Halbtrockenrasen am Südhang eine sind, aber doch so schmal und tief, dass in eines der wenigen Endemiten Mitteleuro - artenreiche Flora entstehen ließ. Dort hat ihnen ständig ein kühles und feuchtes pas, zu bewundern. Dazu der Lacksenf man einen teils künstlerisch gestalteten Mikroklima herrscht. Kein Wunder, dass (Coincya monensis subsp. cheiranthos ), die Lehrpfad mit dem Namen Via Botanica ein - dort seltene Moos- und Farnarten vorkom - Pechnelke ( Viscaria vulgaris ), der Schwarz - gerichtet. Der lichte Hangwald birgt das men. Auf sehr anregende Weise geführt stielige Streifenfarn ( Asplenium adiantum- größte Vorkommen der Gelben Narzisse vom Luxemburger Farnspezialisten Yves nigrum ) und andere Besonderheiten. Da (Narcissus pseudonarcissus ) in Luxemburg, Krippel, beobachteten wir Vorkeime des der Fuß der Felswand nur durch einen Gras - von der allerdings zum Exkursionszeitpunkt Prächtigen Dünnfarns ( Trichomanes specio - streifen von der Straße getrennt ist und in nur noch die Früchte sehen waren. Im hei - sum ) und durften sogar einen durch ver - Luxemburg recht rasant Auto gefahren deartigen Gelände gab es Prachtexemplare schließbare Gitter abgesperrten Bereich wird, war bei der Besichtigung Vorsicht der Ginster-Sommerwurz ( Orobanche betreten, um dort den gefährdeten Engli - geboten. Eine Einbuchtung der Felswand rapum-genistae ). Nahebei wuchsen die schen Hautfarn ( Hymenophyllum tunbri - bot aber gerade Platz genug zum Abstellen Bibernell-Rose ( Rosa spinosissima ) und in gense ) sehen zu können. Alle, denen die des Busses. bunter Mischung bläulich bis grün gefärbte bizarre Felslandschaft noch nicht bekannt Im unteren Talabschnitt der Wiltz, eines bei Formen des Schaf-Schwingels ( Festuca war, zeigten sich tief beeindruckt und sahen der Bahnstation Goebelsmühle münden - guestfalica ). Im Wald und an Waldsäumen in dieser Wanderung einen Höhepunkt der den Seitenbaches der Sauer, beeindruckte gab es Astlose Graslilie ( Anthericum liliago ) Exkursion. an der nur 100 Meter langen Böschung und Armblütige Kohlkresse ( Fourraea alpi - Am nächsten Tag sollte die Erkundung des eines Waldweges eine üppig entwickelte na ), die vielen unter dem älteren Namen Gutlandes fortgesetzt werden. Termin - Saumgesellschaft mit Berg-Flockenblume Arabis pauciflora bekannt ist. zwänge bei der zu besichtigenden Kalbor - (Centaurea montana ), Gelbem Fingerhut Über eine schmale Forststraße von Lellin - ner Mühle erforderten aber eine Umstel - (Digitalis lutea ), Mandelblättriger Wolfs - gen nach Holzthum führte die Fahrt auf die lung des Programms, so dass wir zunächst milch ( Euphorbia amygdaloides ) und Plata - ungefähr 500 m hoch gelegene Hochfläche den Ösling aufsuchten. Es erwies sich als nenblättrigem Hahnenfuß ( Ranunculus des Öslings hinauf. An einer Böschung die - vorteilhaft, dass an diesem Tag sonniges platanifolius ). Würde man das Engtal, das ses „Schleichweges“ gibt es eine Stelle, wo Wetter herrschte und alle Ziele im besten nur von einer Bahnlinie benutzt wird, einen das höchst seltene und im Rückgang begrif - Licht erscheinen ließ. Zunächst wurde das ganzen Tag lang durchwandern, könnte fene Spatelblättrige Aschenkraut ( Tephro - Tal der Sauer oberhalb Ettelbrück aufge - man noch fast 20 weitere seltene Pflanzen - seris helenitis ) zusammen mit der Berg-Flo - sucht, das zusammen mit einigen Seitentä - arten finden, darunter Ajuga pyramidalis , ckenblume einen üppigen Bestand bildet. lern wegen felsiger Hänge und teils basen - Epilobium collinum , Lathyrus niger , Oro - Bei der Vorexkursion Mitte Mai fiel das reicherer Schiefer eine so artenreiche Flora banche minor , Saxifraga rosacea subsp. Aschenkraut von weitem auf, jetzt war es aufweist, dass man von einem hot spot sponhemica und Tephroseris helenitis . bereits verblüht und nur noch schwer zu sprechen kann. Viele der Arten kommen Weiter aufwärts in diesem straßenlosen Tal - entdecken . POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 35

zenden Platzregen (zum Glück ohne Gewit - ter) überrascht und ziemlich durchnässt. Bei der Fahrt zum nächsten Ziel trocknete die Kleidung ein wenig. Im stärker bewaldeten Abbaugebiet „Ellergronn“ bei Esch-sur- Alzette gab es die Wollkopf-Distel ( Cirsium eriophorum ), wiederum reichlich die Man - del-Wolfsmilch und ebenso zahlreich die Ährige Teufelskralle ( Phyteuma spicatum ) zu sehen. Möglicherweise gelang uns ein Neufund, der noch durch Farnspezialisten überprüft werden muss: ein Stock des Gran - nen-Schildfarns ( Polystichum setiferum ) direkt neben einem Forstweg. Er wurde möglicherweise eingeschleppt. Im Informationszentrum in der ehemaligen Bergwerkskapelle ist ein Faltblatt mit einem Wegeplan erhältlich, anhand dessen man mehrere Rundwanderungen auswählen kann. Schautafeln informieren über die ehe - Abb. 6: In der ehemaligen Eisenerzgru - Abb. 7: Die bis 60 cm hohe Ginster-Som - malige Nutzung des Gebietes und naturna - be Prinzenberg kommt das Rundblätt - merwurz ( Orobanche rapum-genistae ) he Forstwirtschaft in den Buchenwäldern. rige Wintergrün ( Pyrola rotundifolia ) am Naturpfad „Via Botanica“ bei Lellin - Enttäuschend war der Zustand zweier im mit Tausenden von Exemplaren vor. gen. Lageplan als Magerwiesen deklarierter Flä - chen. Dort müssten dringende Pflegemaß - Auf der Hochfläche war das NSG Sauerwi sen te, als Kolonnen mächtiger Heuernte-Fahr - nahmen stattfinden. (luxemburgische Schreibweise), eine ausge - zeuge entgegenkamen. Danach fuhren wir auf der Rich - dehnte Feuchtwiese, das nächste Exkursi - Ziel des dritten Exkursionstages war tung Saarbrücken zum Dreiländereck bei onsziel. Den empfindlichen Biotop nahmen zunächst das Minettegebiet in der an Loth - Schengen, wo wir nahe dem Dorf Remer - wir vom Rand her in Augenschein, von wo ringen angrenzenden südlichen Ecke des schen das Naturschutzgebiet „Haff man einen bunten Blütenflor des Gefleck - luxemburgischen Gutlandes. Dort stehen Remich“ aufsuchten, ein Natur- und Vogel - ten und des Breitblättrigen Knabenkrautes Kalke des Mittleren Jura an, die jünger als schutzgebiet von europäischer Bedeutung. (Dactylorhiza maculata und D. majalis ), des der Luxemburger Sandstein sind und eben - Dank glücklicher Voraussetzungen konnten Brennenden Hahnenfußes ( Ranunculus falls eine Schichtstufe bilden. Sie enthalten hier in einem großen Kiesabbaugebiet sämt - flammula ) und des Sumpf-Baldrians ( Vale - Eisenerz in Form kleiner Kügelchen (Oolit - liche Baggerweiher erhalten bleiben und riana dioica ) betrachten konnte. Auch die he). Im Zuge des Eisenerz-Tagebaues von teils der Erholungsnutzung, in noch größe - sehr selten gewordene und vom Aussterben 1880 bis 1980 wurden weite Bereiche derart rem Umfang allerdings dem Naturschutz zur bedrohte Niedrige Schwarzwurzel ( Scorzo - ausgebeutet, dass nach dem Erlöschen des Verfügung gestellt werden. Ein neu eröffne - nera humilis ) war reichlich vorhanden. Das Bergbaues rot gefärbte Mondlandschaften tes, architektonisch anspruchsvolles Infor - bekanntere Feuchtgebiet Conzefenn im übrig blieben. Inzwischen hat die natürliche mationszentrum („Biodiversum“) und ein nördlichsten Zipfel Luxemburgs war wegen Sukzession dort zu Pflanzengemeinschaf - gepflegtes Netz von Wanderpfaden mit schlechter Zugänglichkeit der botanisch ten geführt, die viel artenreicher sind als die Markierungen und Beobachtungsständen interessantesten Stellen nicht ins Programm intensiv genutzten Äcker und Wiesen des macht das Gebiet zu einer herausragenden aufgenommen worden. Gutlandes. Es war deshalb folgerichtig, ehe - Attraktion für Naturfreunde. Auch bota - Letztes Ziel war die tief im Ourtal gelegene malige Erzgruben unter Naturschutz zu stel - nisch hat das NSG einiges zu bieten. Neben Kalborner Mühle, die im Rahmen eines von len. Sumpf- und Wasserpflanzen am Rand der der EU und dem luxemburgischen Staat Nach einem kurzen Besuch des Titelberges, Teiche wie z. B. Aufrechter Berle ( Berula geförderten Projektes als Aufzuchtstation eines Plateau-Vorsprungs mit Ausgrabun - erecta ) und Zypergras-Segge ( Carex pseu - für die vom Aussterben bedrohte Flussperl - gen des seinerzeit bedeutendsten kelti - docyperus ) überraschen im Auenwald das muschel und die ebenfalls schon gefährdete schen Oppidums weit und breit, wanderten Rundblättrige Wintergrün ( Pyrola rotundi - Bachmuschel dient. Der dort tätige Umwelt - wir mit GPS-Hilfe auf nicht markierten folia ) und die Pyramidenorchis ( Anacamptis techniker Michel Frisch informierte uns in Wegen zum benachbarten Prinzenberg, pyramidalis ). hervorragender Weise über Theorie und einem ausgedehnten Tagebaugebiet. Dort Die Rückfahrt am Sonntag, dem 12. Juni Praxis des Projektes und führte durch die beeindruckten Massenvorkommen von vie - wurde mit einem Besuch der Burg Vianden technisch ausgeklügelten und trotzdem so len Tausenden von Exemplaren des Rund - im Ourtal am Rande des Öslings verbunden. einfach wie möglich konstruierten Anlagen. blättrigen Wintergrüns ( Pyrola rotundifolia ) Eine botanische Wanderung um den Burg - Er verschwieg keineswegs die Schwierigkei - und reiche Bestände der Pyramidenorchis felsen (sie wäre werktags wegen Siche - ten, die durch den nach wie vor sehr unbe - (Anacamptis pyramidalis ). Die vor Jahren rungsarbeiten an den Außenmauern wohl friedigenden Gewässerzustand der Our dort häufige Bittere Schleifenblume ( Iberis nicht möglich gewesen) erschloss reiche bedingt sind. Es darf nicht unerwähnt blei - amara ) konnten wir nicht finden, jedoch Vorkommen des Schild-Ampfers ( Rumex ben, dass der Busfahrer Victor Kraft bei der weitere Orchideenarten, große Bestände scutatus ) und des Sponheimer Steinbrechs Fahrt auf einem schmalen Serpentinen - des Trauben-Gamanders ( Teucrium botrys ) (Saxifraga rosacea subsp. sponhemica ). sträßchen hinab zur Mühle und wieder und vieles mehr. Beim Rückweg zum Bus Mehr vereinzelt waren das Hügel-Weiden - hinauf wahre Meisterleistungen vollbrach - wurden wir von einem urplötzlich einset - röschen ( Epilobium collinum ), das Lanzett - 36 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

blättrige Weidenröschen ( Epilobium lan - wurden die POLLICHIAner über das Leben in Die historische Residenzstadt Celle ceolatum ) und die Heilwurz ( Seseli libanotis ) der Heide - über die Heidebauern, Heid - Celle war eine der wichtigsten Residenz - zu sehen. Damit ist nur eine kleine Auswahl schnucken und Heidebienen. Standquartier städte Niedersachsens. Fast drei Jahrhun - der 70 notierten Arten genannt. war das Hotel „Heidekönig“ vor den Toren derte lang war das herzogliche Schloss der Als kulturgeschichtliche Zugabe folgte die von Celle. Regierungssitz des bedeutendsten welfi - Besichtigung der nie durch Kriegseinwir - schen Fürstentums. Heute gilt Celle mit kung zerstörten, aber im 19. Jahrhundert Naturpark Südheide mehr als 450 Fachwerkhäusern als größte durch einen verständnislosen Besitzer Der Naturpark Südheide wurde im Jahr Fachwerkstadt Europas. Mit ihrer romanti - geplünderten und heruntergekommenen, 1964 gegründet, um diese alte Kulturland - schen Altstadt, den liebevoll restaurierten schließlich aber vom luxemburgischen Staat schaft mit ihrer einzigartigen Flora und und denkmalgeschützten Fachwerkhäu - erworbenen und aufwändig restaurierten Fauna zu erhalten. Träger ist der Landkreis sern, die wie auf einer Perlenschnur aufge - Burg. Diese gehört jetzt wieder zu den impo - Celle, der seitdem drei Heidschnuckenher - reiht nebeneinanderstehen, strahlt sie lie - santesten in Westeuropa. den zur Beweidung von 524 ha Heide unter benswürdigen Charme aus. Das älteste Danksagung: Bei der Vorbereitung der Vertrag hat. Zwischen dem Heidekraut ste - Gebäude stammt aus dem 13. Jahrhundert. Exkursion halfen Thierry Helminger, Gabi hen uralte Wacholderbüsche, lichte Birken, Kleine Boutiquen, Geschäfte und Cafés Himpel, Yves Krippel, Otto Schmidt (als Part - dann auch Wälder, weite Felder und saftig laden zu einem Einkaufsbummel oder zur ner bei der Exkursionsleitung diesmal aus grüne Wiesen. Heidedörfer mit historischen Einkehr ein. Ein Rundgang durch die grünen familiären Gründen verhindert), Dr. Simone Ortskernen bieten sich als Ausgangspunkte Lungen der Stadt - den Schlosspark oder den Schneider und Gudrun Zolitschka. für Heidewanderungen und Kutschfahrten Französischen Garten, heute ein öffentli - an. cher englischer Landschaftspark - bot den Dr. Hans Reichert, Trier Naturparke sind Schutzgebiete nach dem Besuchern wohltuende Erholung. (Fotos: K.-W. Augenstein) Naturschutzgesetz. Sie streben eine Balance zwischen intakter Natur und ihrer Nutzung Die Heidschnucke - Der vierbeinige an. Gleichzeitig dienen sie der Erholung und Landschaftspfleger der nachhaltigen Entwicklung des ländli - Die Heide braucht viel Pflege, sonst vergrast chen Raums. und verbuscht sie. Heidekraut gedeiht vor Donnersberg Die armen Sandböden sowie das Relief mit allem auf nährstoffarmen Böden. Durch den Flüssen Aller und Örtze im Naturpark Nährstoffzufuhr aus der Luft siedeln sich Sommerexkursion der Südheide sind eiszeitlichen Ursprungs. Bis Süßgräser an und verdrängen die Besen- Kreisgruppe Donnersberg zum Mittelalter wuchsen hier lichte Eichen- und Glockenheide mit der Zeit. Die Schnu - in den Naturpark Südhei - Mischwälder, dann wurde die Heide fast völ - cken verbeißen junge Bäume und verhin - lig entwaldet, und es entstanden riesige Hei - dern so, dass sich Birken- und Kiefernwälder de und in die Region um deflächen. Erde des 18./19. Jahrhunderts ausdehnen können. Auch muss die Heide - die Herzogstadt Celle wurden große Teile der Heide wieder aufge - pflanze jung und dicht bleiben, um ihre Blü - forstet, mit Kiefern und Fichten. Heute tenpracht zu entwickeln. Außerdem zerstö - besteht die Südheide zu 65 % aus einer ren die Schnucken die kleinen Spinnweben Die traditionelle Studienfahrt der Kreisgrup - Waldlandschaft. Zusätzlich wandelte man zwischen den Heidepflanzen und ermögli - pe - bereits die 39. Fahrt - fand dieses Jahr riesige Heideflächen - dank des Kunstdün - chen somit den Bienen einen freien Flug. wieder im Juli statt und erwies sich dank der gers - in landwirtschaftlich genutzte Flächen In einer Schnuckenherde werden immer guten Planung durch den Vorsitzenden um. Heidekartoffeln und Getreide werden auch Ziegen gehalten. Sie verbeißen die Pio - Ernst Will und Familie als eine Wissensberei - angebaut. niergehölze noch stärker. An 365 Tagen im cherung für alle Mitreisenden. Informiert Jahr - auch im Winter - ziehen die Herden

Abb. 1: POLLICHIAner in Celle. Abb. 2: Kloster Wienhausen. POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 37

durch die Heide. „Oft gehen wir bis zu 10 km ebenso Tannen-, Buchweizen- sowie Edel - den Fremdenverkehr ausgerichteter Ort am Tag“, erzählt Heidschnuckenzüchter kastanien-Honig. Die Imkerei Ahrens arbei - entwickelt. In einem der alten, liebevoll res - Carl Kuhlmann auf seinem Hof Niederohe, tet vollautomatisch (trotzdem schonend), so taurierten Scheunen konnten die *POLLI - dem die POLLICHIAner einen Besuch abstat - bleibe ihm mehr Zeit für die Öffentlichkeits - CHIANER*bei Kaffee und Buchweizentorte teten. Die Strecke, die er mit seinen Schnu - arbeit, meint Imkermeister Klaus Ahrens. Er Rast machen oder in einem der Hofläden cken läuft, variiert dabei täglich. Sein Heid - ist Vorstandsmitglied im Deutschen Berufs- nach einem besonderen Mitbringsel Aus - schnuckenhof ist seit Generationen im und Erwerbsimkerbund. Am Herzen liegt schau halten. Erhalten ist in Müden noch die Familienbesitz. „Ich wollte die Tradition auf ihm, die Situation der Bienen wieder bienen - historische Wassermühle, ein Treppenspei - dem Hof fortsetzen.“ Früher habe praktisch freundlicher zu gestalten, denn Bienen - cher von 1706, ein alter „Ziehbrunnen“ und jeder Hof in der Heide eine eigene Heid - krankheiten und Umwelteinflüsse bedro - die St. Laurentius Kirche von 1217 (1444 im schnuckenherde gehabt. „Heute geht es im hen immer mehr die Bienenhaltung. Er plä - frühgotischen Stil umgebaut) mit für die Wesentlichen um den Erhalt der Heideflä - diert dafür, die Imkerei durch den Kauf von Heide typischen freistehenden Glocken - chen, wohingegen die Schnucken früher als regionalem Honig zu unterstützen und Blü - turm. Der Heidedichter Hermann Löns Lieferanten von Wolle, Fleisch und Dünger tenpflanzen im eigenen Garten oder auf besuchte immer wieder Müden. Er war fas - gehalten wurden.“ Ihr Fleisch sei besonders dem Balkon anzupflanzen. „Allein haben ziniert von der Heide. fettarm und naturbelassen. Es schmeckt die Imker keine Chance.“ mehr nach Wild und gilt als regionale Delika - In Celle gibt es seit 1927 ein Bieneninstitut, Besichtigung des Klosters tesse, wie auch die Heidekartoffel, der Buch - ein Kompetenzzentrum für die Bienenhal - Wienhausen weizen und der Honig. Die Herde muss tung. Honigbienen haben aufgrund ihrer Das um 1230 gegründete Zisterzienserin - abends wieder auf den Hof getrieben wer - Bestäubungsleistung große ökologische nenkloster gilt als ein „Juwel norddeutscher den und nachts kommt sie in den Stall, weil und ökonomische Bedeutung. Für eine flä - Backsteingotik und Fachwerkbaukunst“. die sechs Rudel Wölfe der Gegend mittler - chendeckende Bestäubung müssen Bienen - Beeindruckend sind die Schätze an mittelal - weile zu einem Problem werden. völker und damit Imkereien möglichst terlichen Kunstwerken, die gestickten goti - gleichmäßig im Land vertreten sein. schen Bildteppiche und der einmalig bemal - Heidehonig - Der Geschmack der te Nonnenchor. Auf den Teppichen sind Besenheide Heidewanderung von Müden an bekannte Bibelgeschichten wie auch weltli - In der Imkerei Ahrens in Faßberg hörten die der Örtze aus oder Dorfrundgang in che Themen dargestellt: die Sage von Tristan POLLICHIAner von der „Heidenarbeit“, die Müden und Isolde beispielsweise. Auf einer Unterla - der Honig in der Herstellung macht. Der „Besökt doch mol de Südheid – wi freut us ge aus Leinen wurde mit farbiger Wolle im so Betrieb besteht bereits seit 100 Jahren. op jück“, gab der humorvolle Ortsführer genannten Klosterstich gestickt. - Heutzu - Imkermeister Klaus Ahrens hat rund 200 den POLLICHIAnern beim Dorfrundgang tage werden alleinstehende, evangelische Bienenvölker, mit denen er die verschie - eine Kostprobe des „Plattdüütschen Sna - Frauen ins Kloster aufgenommen, die sich densten Trachten anwandert. Als erstes ckens“. Er selber pflege noch mit einigen zu einer Lebensgemeinschaft auf christli - kommen Rapshonig, Frühtrachthonig und Freunden einen „Plattdeutschen Klön - cher Grundlage verpflichten. Mit der Besich - Akazienhonig zur Schleuderung. Als beson - abend“. Müden mit rund 2200 Einwohnern tigung gegen das Vergessen des Grenzlehr - dere Spezialität gelten Kornblumen- und ist eine der schönsten Heidedörfer mit sei - pfads an der deutsch-deutschen Grenze von Heidehonig. 2014 wurde sein Heidehonig nen alten Bauernhöfen, umgeben von Niedersachsen zu Sachsen-Anhalt hin, zwi - zum kulinarischen Botschafter Niedersach - Steinmauern und knorrigen Eichen, und schen den Dörfern Zicherie und Böckwitz sens gekürt. Er ist kräftig und unverwechsel - dem alten Kopfsteinpflaster, das sogar unter (mit dem Stück einer Betonmauer, Selbst - bar im Geschmack und duftet dezent nach Denkmalschutz steht. Aus dem Bauerndorf schussanlagen von 1979 und einem Beob - Erikaheide. Bei Fernwanderungen im mit etwa zwanzig landwirtschaftlichen achtungsturm) schließt sich der Kreis: der gesamten Bundesgebiet erntet der Betrieb Betrieben hat sich allmählich ein ganz auf Besuch der neuen Bundesländer durch die POLLICHIA ab dem Jahr 1992. Eine geruhsa - me Planwagenfahrt durch die stimmungs - volle Heidelandschaft mit Kaffee und „Bod - derkauken“ bedeutete den krönenden Abschluss einer Woche der Donnersberger *POLLICHIA* in der Südheide.

Ina Ruffini, Kirchheimbolanden (Fotos: I. Ruffini)

Abb. 3: Rast in der Heide bei Butterkuchen und Kaffee. 38 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Edenkoben melade verarbeitet. Nun steht die Ernte der Durch seine Arbeit fördert das Green-Team Äpfel an. Durch die späten Nachtfröste im das reichhaltige Leben einer Streuobstwie - Frischer Apfelsaft fließt Frühjahr fallen viele frühblühende Bäume se. Die Jugendlichen lernen dabei die ver - aus der Kelter komplett aus. So wird in diesem Herbst nur schiedenen Jahreszeiten bewusst zu erleben eine überschaubare Menge Saft gepresst und erhalten als Lohn leckere Früchte und werden. Die frühen Apfelsorten wie Graue einen köstlichen Saft. Zwischen Edenkoben und dem Haardtrand Herbstrenette und Jakob Fischer haben pflegt die Ortsgruppe Edenkoben mehrere bereits im September ihre Reife erreicht und Günther Hahn, Edenkoben Streuobstwiesen. Dazu trifft sich das Green- ein gutes Aroma entwickelt und konnten (Foto: Christiane Auras) Team wöchentlich mittwochs um 16 Uhr bei schon zu Saft verarbeitet werden. Traditio - Rolf Lambert neben der VG. nell wird der erste Saft immer mit der Hand Im Winter werden die Bäume geschnitten, gepresst. Das ist für alle ein besonderes Benjeshecken angelegt, Vogelkästen kon - Erlebnis, wenn der erste Saft aus der Kelter trolliert und gesäubert und neue Kästen fließt und sofort verkostet wird. Dazu müs - Germersheim - Kandel gebaut. Dadurch bietet das Team den Höh - sen die Äpfel zuerst zwei- bis dreimal len- und Halbhöhlenbrütern Nistmöglich - gemahlen werden, damit die Zellen aufbre - Moorschutz keiten. Dafür halten die Vögel die Obstbäu - chen und der Saft freigegeben wird. Die im Lautermoor me weitgehend schädlingsfrei und so kann Maische wird dann in eine kleine Kelter im Spätsommer und Herbst gesundes Obst gefüllt und anschließend mit Muskelkraft geerntet werden. Im Sommer werden die gepresst. Der frisch gepresste Saft ist natür - Am 10. Juli 2016 führte Dr. Adam Hölzer Bäume ausgelichtet und das Gras gemäht. lich ein Höhepunkt des Jahres und Lohn für uns, d. h. 19 Teilnehmer von der POLLICHIA Durch die ungewöhnlich kräftigen Nieder - die Arbeit. Ein Teil des Apfelsaftes wird mit und vom Naturschutzverband Südpfalz, an schläge in diesem Frühsommer stehen die etwas Vitamit C angereichert in Flaschen interessante Stellen randlich des Lauter - Obstbäume im vollen Grün. Auch die Grä - gefüllt. Dadurch wird die Oxydation redu - moores. Dort präsentierte er uns die Ergeb - ser, die anderen Blütenpflanzen und Hecken ziert und die Haltbarkeit verbessert. Im Kühl - nisse von 26 Jahren intensiver Forschung im zeigen ein gewaltiges Wachstum und so war schrank gelagert bleibt der Saft 2 - 3 Lautermoor und angrenzenden Bienwald. das Team immer wieder mit dem Mähen und Wochen frisch. Größere Mengen Äpfel lässt 1990 war das Moor von örtlichen Natur - Abräumen der Wiesen beschäftigt. Die das Team beim Saft-O-Mobil in Herxheim schützern gerade überstaut worden. Als Schafherde von Berner und Ziegler aus St. pressen und in 5-Liter Kartons abfüllen. So Folge starben viele Gehölze, aber auch viele Martin unterstützt die Arbeit und fördert steht das ganze Jahr genügend Saft für die Moorpflanzen ab. Herr Hölzer entfernte die durch die Beweidung die Artenvielfalt. Das Arbeitseinsätze bereit. Abflusshindernisse und verfolgte die Green-Team hilft beim Auf- und Abbau der Einen Teil der Äpfel verarbeitet die Jugend - anschließende Sukzession mit Dauerqua - Weidezäune. Natürlich freuen sich auch die gruppe zu Apfelchips, fruchtigem Gelee draten: Erfreulicherweise konnten sich viele Schafe im Herbst über die fruchtigen Äpfel, oder sie bäckt leckeren, saftigen Apfelku - Moorarten regenerieren. So vermehrte sich die von den Bäumen fallen. chen. Besonders schöne und gesunde Äpfel beispielsweise der Rundblättrige Sonnen - Mit Berner und Ziegler koordinieren und ver - werden als Tafelobst in einem kühlen Keller - tau ( Drosera rotundifolia ) in den Folgejahren stärken wir auch die Zusammenarbeit mit raum eingelagert und über den Winter ver - auf den durch die Überstauung abgestorbe - dem Nabu in unserer Region, um einen grö - zehrt. nen Moospolstern explosionsartig. Auf der ßeren Kreis von Naturinteressierten anzu - Der Apfeltrester geht wieder auf die Wiesen Exkursion konnten wir vom Rand des sprechen. zurück. Dort dient er als Nahrung für allerlei Moores zahlreiche Pflanzen sehen. Auch Die Mirabellen und Zwetschgen wurden Getier. So bildet sich neuer Humus und das Schmalblättrige Wollgras ( Eriophorum bereits im Juli/August geerntet und zu Mar - damit wieder Nahrung für die Bäume. angustifolium ) und der Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris ) sind heute noch - trotz des inzwischen wieder dichteren Gehölzbewuchses - zahlreich vertreten. Auffällig mächtig im Lautermoor ist das Gol - dene Frauenhaarmoos ( Polytrichum com - mune ). Anhand von Moorprofilen konnte Herr Hölzer nachweisen, dass dieses Moos erst in den letzten 100 Jahren so dominant geworden ist. Das „Archiv“ des Moorkör - pers reicht hier übrigens über 12.000 Jahre bis fast zur Eiszeit zurück. Nirgendwo im Bereich der Oberrheinebene gibt es ein anderes Moor, das diesen Zeitraum derart zusammenhängend dokumentieren kann. Der Schutz des „Archives Lautermoor“ soll - te daher höchste Priorität haben. Am Rand des Moores zeigte Herr Hölzer uns mit einer russischen Bohrsonde, wie ein Moorprofil aussieht. Das Profil enthielt Schichten mit Brandspuren, mit Sanden und Abb.1: Die Äpfel werden bei R. Lambert gemahlen, gepresst und der Saft verkostet. mit Torfmoosen. Torfmoose gibt es übrigens (Foto: Christiane Auras) nicht nur im Lautermoor. Herr Hölzer stellte POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 39

Abb. 1: Herr Dr. Hölzer zeigt ein Moor - Abb. 1: Dr. Hermann Josef Roth und Dr. Katharina Schmidt-Loske begutachten die profil. (Foto: P. Thomas) Vogeleier-Zeichnungen von Wilhelm Giebeler.) dies anhand seiner Sphagnum-Kartierung Wetzlar, dann in Montabaur stationiert, wo im Bienwald vor: Im gesamten „nassen“ er in seiner Freizeit und als Pensionär Studien Bienwald, also im Bereich westlich der B9, über Vögel und Insekten angestellt und eine sind Torfmoose verbreitet. Häufige Arten umfangreiche Sammlung dazu aufgebaut sind dabei Sphagnum fallax und Sphagnum hat. Es stellt sich heraus, dass er Mitglied des inundatum . Nassauischen Vereins für Naturkunde Botanische Besonderheiten der interessan - gewesen ist. Deshalb hat seine Tochter die Impressum ten Exkursion waren ferner die reichen Naturalien nach dem Tod des Vaters an das Herausgeber: Bestände des Königsfarns ( Osmunda rega - Museum Wiesbaden gegeben, wo sie erst POLLICHIA Verein für Naturforschung und lis ) und die Bestände der Wasserfeder ( Hot - kürzlich von Erhard Zänker wissenschaftlich Landespflege e.V. tonia palustris ) in den randlichen Sümpfen. bearbeitet worden sind. Sie stimmen mit Erscheinungsweise des POLLICHIA-Kuriers: Auch das ungewöhnlich gute Wetter dürfte den Angaben in den Bonner Alben weitge - Vierteljährlich den Teilnehmern in angenehmer Erinne - hend überein. ISSN 0936-9348 rung bleiben. Die jetzt in Bonn verwahren Notizen sind für Auflage: 2700 Stück Naturschutz und Naturkunde höchst auf - Redaktion: Heiko Himmler Peter Thomas, Hatzenbühl schlussreich, dokumentieren sie doch den Redaktionsadresse: Wandel der Umwelt im Sammelbereich Gie - Heiko Himmler, Große Ringstraße 45, belers und erlauben Vergleiche mit der 69207 Sandhausen Situation von damals. So findet man bei - (mail: [email protected]) spielsweise Belege über Greifvogelbruten in POLLICHIA-Geschäftsstelle Erfurter Straße 7 Mittelrhein / Westerwald Montabaur und Horressen, darunter auch 67433 Neustadt/Wstr. der Wespenbussard, den noch der Prinz (mail: [email protected]) Vergessene Schätzchen Maximilian zu Wied 1841 als „selten“ Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben aus Montabaur bezeichnet hat. Wie Antonius Kunz fest - nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers stellt, stimmt das nicht ganz. Die Fehlein - wieder. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Bei - schätzung rührt daher, dass der Vogel zu Zei - träge verantwortlich. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge zu kürzen. Ein unerwarteter Fund beschäftigt seit kur - ten aktiv ist, wo Beobachter nicht unter - Einzelpreis: Euro 2,00 zem Fachleute gleichzeitig in Bonn und wegs sind. (für POLLICHIA-Mitglieder im Jahresbeitrag Wiesbaden, weil er neues Licht auf die Tier - Über die Insekten im Raum Montabaur hat abgegolten) welt zu Kaisers Zeiten am Mittelrhein wirft. Giebeler sogar veröffentlicht, ein Grund Die Wiedergabe in anderen Printmedien oder im Auslöser war ein Nachlass. Fünf lederge - mehr, Näheres über den Hauptmann zu Internet ist bei Angabe des POLLICHIA-Kuriers bundene Alben waren im Biohistoricum erfahren. Eine Tochter, M. Giebeler, war als Originalquelle grundsätzlich zulässig. beim Museum König in Bonn gelandet. Sie damals in Neuwied ansässig und zeichnet Redaktionsschluss für das nächste Heft: enthalten kunstfertige Darstellungen von zusammen mit einer Frau Dr. Erdenfeld als 23. Dezember 2016 Vogeleiern aller Formen und Farben. Die Nachlassverwalterin. Vielleicht könnte ein Beschriftungen dazu nennen auffallend Leser hier weiterhelfen. Satz und Druck: viele Fundorte von Mittelrhein und Lahn Maierdruck · 67360 Lingenfeld www.maierdruck.de · Tel. 0 63 44 / 93 90 57 sowie aus dem Westerwald. Hermann Josef Roth, Als Urheber konnte der preußischer Haupt - Bonn-Bad Godesberg mann Wilhelm Giebeler (1851-1908) aus Nassau ermittelt werden. Er war zuerst in Landespflege und Naturschutz

Ermittlung weinbauspezi - gesichert oder verbessert werden. Zu weite - tätsplattform zur Verfügung. Es bietet fischer Indikatorarten in ren Maßnahmen zählen beispielsweise die Weingütern die Möglichkeit zur Umsetzung Rheinland-Pfalz auf Basis Errichtung von Schutz-, Brut-, Rückzugsflä - eines langfristigen Biodiversitätsmonitoring von ArtenFinder-Daten chen (Vögel, Fledermäuse, Insekten, Käfer - und einer selbständigen Erfassung ihrer arten etc.) sowie Trockenmauern. Beson - Bestände. Die Dokumentation einzelner und Geografischen Infor - ders in der heterogenen Branche des Wein - Betriebsjahre gibt Aufschluss darüber, wie mationssystemen baus gestaltet sich die Bewertung des Biodi - sich umgesetzte Maßnahmen zur Steige - versitätsaspektes aufgrund der betriebsspe - rung der Artenvielfalt auf die „tatsächliche Mit einer bestockten Rebfläche von ca. zifischen Bedingungen (Klima, Boden etc.) Biodiversität“ auswirken. Derartige Doku - 64.000 Hektar prägt der Weinbau weite als sehr schwierig. mentationen bieten zudem die Grundlage Teile der rheinland-pfälzischen Kulturland - In dem durch die Stiftung Natur und Umwelt zur Inanspruchnahme von Fördergeldern schaften. Mit den sechs Anbaugebieten Rheinland-Pfalz geförderten Forschungs - und die Möglichkeit, bereits realisierte Bio - Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Pfalz und projekt „Biodiversität im Weinbau“ entwi - diversitätsmaßnahmen zu evaluieren. Die Rheinhessen umfasst das Land Rheinland- ckelte das Hermann Hoepke Institut (ehe - erarbeiteten Indikatoren orientieren sich an Pfalz 65 Prozent der gesamten deutschen mals Institut für Umweltstudien und ange - den Vorgaben der Global Reporting Initiati - Rebfläche. Neben den Rebzeilen bilden vor wandte Forschung) der Technischen Hoch - ve (GRI), einem allgemein anerkannten allem Strukturelemente wie Trockenmau - schule Bingen, in Zusammenarbeit mit Standard in der internationalen Nachhaltig - ern, Felsformationen, Brachflächen, Weinbaubetrieben und Fachberatern, auf keitsberichterstattung. Weinbaubetriebe Hecken- und Strauchstrukturen wichtige das Agrarökosystem des Weinbaus erlangen zusätzlich die Kompetenz, durch Lebensräume für Tiere und Pflanzen, darun - anwendbare Biodiversitätsaspekte und - diese elektronische Hilfestellung die Grund - ter auch viele geschützte Arten. Weiterhin indikatoren. Die erarbeiten Aspekte und lage für ihren eigenen Nachhaltigkeitsbe - kann durch den Einsatz von Begrünungen, Indikatoren wurden in Form eines Excel- richt zu erarbeiten. Blühsaaten und Leguminosen der Erhal - Tools verankert und stehen interessierten tungszustand einzelner Lebensraumtypen Winzern auf der projekteigenen Biodiversi - Ermittlung von Indikatorarten für Biodiversität Während die potenziellen Einflussgrößen auf die Biodiversität (z. B. Pflanzenschutz - mittel, Bodenbearbeitung und -pflege etc.) eigenständig durch den Winzer zu erfassen sind, stellt die Artenbestimmung eine große Herausforderung dar. Eine professionelle Kartierung kann in den meisten Fällen nur durch Fachleute vorgenommen werden, was eine zeit- und kostenaufwändige Maß - nahme darstellt. Im Rahmen des Projekts wurden typische Artenvorkommen und Lebensraumtypen in rheinland-pfälzischen Weinanbaugebieten analysiert und daraus typische Pflanzen- und Tierarten abgeleitet.

Analyse mittels geografischem Informationssystem und ergänzen - de Literaturrecherche Datengrundlage für die räumliche Analyse Abb. 1: Vielfältige Weinberglandschaft mit hoher Biodiversität. (Foto: D. Palmes / L. von potenziellen Indikatorarten in rhein - Bolle) land-pfälzischen Weinbergstrukturen POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 41

Abb. 2: Trockenmauern tragen als Kleinstrukturen wesentlich zur Artenvielfalt von Abb. 3: Die Weinberg-Traubenhyazint - Weinbergen bei. (Foto: D. Palmes / L. Bolle) he ( Muscari neglectum ), eine selten gewordene Charakterart der Wein - waren Arten-Kartierungsdaten des Arten - hältnis zur absoluten Summe der Kartierun - berg-Wildkrautgesellschaften. (Foto: Finder Service-Portal Rheinland-Pfalz und gen der jeweiligen Art in ganz Rheinland- H. Himmler) des Landesamtes für Umwelt Rheinland- Pfalz gesetzt. Zusätzlich wurden die Flä - Pfalz (LfU). Im vorliegenden Projekt wurden chensummen der unterschiedlichen Flä - che insgesamt nur ein oder zweimal auf alle ArtenFinder-Daten vom 1. Januar 2010 chennutzungstypen ins Verhältnis zur rhein - Weinbergen in Rheinland-Pfalz oder auch bis zum 31. Oktober 2015 verwendet. Der land-pfälzischen Gesamtfläche gesetzt. gar nicht kartiert wurden. Dieses Vorgehen gleiche Beobachtungszeitraum wurde auch Da der weinbaulich genutzte Flächenanteil resultierte zum einen aus dem Abgleich mit auf die amtlichen Artendaten des LfU ange - von Rheinland-Pfalz etwa 3,4 Prozent ent - High Nature Value (HNV) Rebland-Kennar - wendet. Beide Datensätze wurden zunächst spricht, mussten also mehr als 3,4 % aller ten (High Nature Value Farmland-Indikator - in ein einheitliches Tabellenformat über - Kartierungen einer Art auf weinbaulichen Ein Indikator für Landwirtschaftsflächen mit führt und daraufhin zusammengeführt. Die Flächen kartiert worden sein, um die ent - hohem Naturwert in Deutschland, vgl. räumlichen Analysen wurden mit dem Geo - sprechende Art als potenziell weinbergsty - https://www.bfn.de/0315_hnv.htm). Zum grafischen Informationssystem ArcMap pisch und damit auch als potenzielle Indika - anderen wurden weinbergstypische Zwie - 10.3.1 (Esri) ausgeführt. Statistische Aus - torart zu qualifizieren. Zusätzliches Kriteri - bel- oder Knollengeophyten, die auf eine wertungen erfolgten wiederum mit Excel um war eine Kartierungssumme von größer traditionelle Weinbergsbewirtschaftung (MS Office 2013). Zwei auf Weinbergsflächen. Alle Arten mit hinweisen, sowie Nahrungspflanzen Die punktgenauen Artendaten wurden mit geringerem Fundanteil in Weinbergen wur - bedrohter weinbergstypischer Tiere (z. B. ALKIS-Flächennutzungsdaten des Landes - den somit vorerst als mögliche Indikatorar - des Apollofalters) und Charakterarten selte - amtes für Vermessung und Geobasisdaten ten ausgeschlossen. ner weinbergstypischer Pflanzengesell - Rheinland-Pfalz (Aktualität 09.2013) ver - schaften (Rote Liste der Pflanzengesell - schnitten, um jedem Artenfund die entspre - Auswahl der Indikatorarten schaften) ebenfalls auf Eignung als Indikato - chende tatsächliche Nutzung der über - Die so ermittelten potentiellen Indikatorar - rarten untersucht und festgelegt. schneidenden Fläche zuzuweisen. Arten - ten weinbaulich genutzter Flächen wurden Insgesamt konnten dadurch 18 Pflanzenar - funden, welche auf Wegen kartiert waren, im Folgenden mittels ausführlicher Litera - ten bzw. -gattungen als Indikatoren für Bio - wurde die tatsächliche Nutzung der nächst - turrecherche auf Plausibilität geprüft. diversität identifiziert werden. Ergänzend gelegenen Fläche zugewiesen. Zusätzlich Um praktikabel nutzbare Indikatorarten zu wurden weinbergstypische, geschützte wurden die Kartierungsdaten um artspezifi - bestimmen, wurden folgende Bedingungen Tierarten, sozusagen als „Bonusarten“, sche Informationen zum jeweiligen Schutz - festgelegt: Eine Indikatorart sollte möglichst ausgewählt. status ergänzt (u.a. Rote Liste RLP, FFH- ohne spezifische Artenkenntnisse zu Richtlinie), um besonders schutzwürdige bestimmen sein. Sie sollte möglichst stenök Biodiversitätsplattform Indikatorarten zu identifizieren. sein, d. h. von abiotischen Faktoren (Nei - Die im Rahmen des Projektes erarbeiteten Insgesamt wurden 94,7 % der rheinland- gung, Exposition, Temperatur, Bodenfeuch - und mit der Fachberatung abgestimmten pfälzischen Landesfläche, unterteilt in 27 te, Bewirtschaftungsform, Strukturelemen - Indikatorarten wurden auf der Biodiversi - Flächen-Nutzungstypen, in die Analyse ein - ten in der Landschaft etc.) abhängig sein. tätsplattform (www.biodiversität-wein - bezogen. Die übrigen 5,3 % wurden auf Tiere sind meist sehr mobil und können den bau.de) visualisiert und in Form von Arten - Grund der Vielfalt an verschiedenartigen Standort wechseln, was eine Bestimmung streckbriefe verankert. Auf diese Weise ist und spezialisierten Nutzungsformen ver - oftmals erschwert. Daher wurden Pflanzen eine selbständige Kartierung der Bestände nachlässigt. als Indikatorarten festgelegt und näher durch die Winzer gewährleistet. Auf Basis der verschnittenen Daten wurden untersucht. Im Laufe der Literaturrecherche Neben dem deutschen und wissenschaftli - die absoluten Summen der Kartierungen wurden iterativ auch solche Arten näher auf chen Artennamen werden eindeutige jeder Art pro Flächennutzungstyp ins Ver - ihre Eignung als Indikatorart überprüft, wel - Bestimmungsmerkmale der Indikatorarten 42 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

hierin dokumentiert. Angaben zum Stand - Keine Energiewende ist Deutschland gehen von einer notwendigen ort werden bei den Pflanzen durch Angaben auch keine Lösung Minderung des Endenergieverbrauchs um zu Basen- und Feuchtemerkmalen sowie 50 % aus (Fraunhofer ISE 2012 [1], Fachaus - durch Angaben klimatischer Vorlieben schuss „Nachhaltiges Energiesystem ergänzt. Durch die Kennzeichnung des Vorbemerkung: In diesem Beitrag werden 2050“ [2], Hochschule für Technik und Wirt - Gefährdungs- und Schutzstatus der Arten Begrifflichkeiten verwendet, die sich einge - schaft Berlin [3]). soll der „Mehrwert“ der Pflanze / des Tieres bürgert haben, auch wenn sie physikalisch Obwohl seit 1990 die Wertschöpfung pro in der Praxis für die Biodiversität verdeutlicht unrichtig sind: erneuerbare Energien, Ener - kWh erheblich gestiegen ist, ist doch der werden. Für die Erstellung der Artensteck - gieverbrauch, regenerative Energien, etc. Gesamtenergiebedarf durch den briefe wurde auf Bestimmungsbücher, Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf eine „Rebound-Effekt“ leider nicht zurückge - Fachliteratur sowie Gesetzestexte und Rote physikalisch korrekte Ausdrucksweise ver - gangen. Hier besteht noch viel Aufklärungs- Listen zurückgegriffen. zichtet. und Handlungsbedarf. Und an dieser Stelle Je weiter die Energiewende fortschreitet, muss auch die Frage erlaubt sein, ob Ener - Praktische Anwendbarkeit desto lauter werden die Stimmen, die Kritik giekosten durch politische Vorgaben vor - Die praktische Anwendbarkeit der ausge - an ihr üben. Auch in den Umweltverbänden wiegend „wettbewerbsfähig“ und wählten Indikatorarten wird derzeit im Rah - ist die Zustimmung zum Ausbau insbeson - „bezahlbar“ gehalten werden müssen - men von Weinbergskartierungen geprüft. dere der Windenergie, aber auch zur Nut - oder ob Preise nicht eher ein Signal zum Dennoch bietet ein sogenannter elektroni - zung der Photovoltaik zurückgegangen. sparsamen Umgang geben sollten. scher „Bioiversitätsmelder“ jedem Interes - Dabei wird in Deutschland gerade einmal Allen Studien gemeinsam ist auch, dass für sierten zusätzlich die Möglichkeit, seine ein Drittel des heute benötigten Stroms eine vollständige Versorgung mit regenera - gesichteten Arten anonymisiert an das Pro - durch erneuerbare Energien erzeugt; davon tiven Energien (Strom, Wärme, Mobilität) jektteam der TH-Bingen weiterzuleiten. Die wiederum ein nicht unerheblicher Teil durch ein Ausbau der Wind- und Solaranlagenleis - Darstellung ergänzender Maßnahmenbei - Wasserkraft oder Biomasse-Nutzung, die tung um den Faktor 5 - 10 erforderlich ist. spiele zur Förderung und Erhaltung der Bio - nicht weiter ausgebaut werden kann oder Verständlicherweise klingt dies zunächst diversität erfolgte ebenfalls auf der projekt - sollte. Die folgende Zusammenstellung zur erschreckend, selbst wenn man die Leis - eigenen Plattform. Bruttostromerzeugung in Deutschland tungssteigerung insbesondere bei Wind - 2015 gibt vom Bundesministerium für Wirt - energieanlagen einrechnet. Deshalb sollten Desiree Palmes, TH Bingen schaft und Energie veröffentlichte Zahlen Umwelt- und Naturschutzverbände bei der wieder: Beurteilung von Standorten nicht nur den Arten- und Landschaftsschutz in Betracht ● Braunkohle: 24% ziehen, sondern in ihren Abwägungen auch Indikatorarten sind (Auswahl): ● Steinkohle: 18% die Windhöffigkeit berücksichtigen: eine Traubenhyazinthen, Milchsterne, Gelbs - ● Kernenergie: 14% Anlage an einem ertragreichen Standort terne, Wild-Tulpe, Lauch-Arten, Streifen - ● Erdgas: 9% kann bis zu vier Anlagen an weniger windi - farne, Osterluzei, Fetthemmen-Arten ● Mineralöl: 1% gen Stellen ersetzen. Aus historischen Grün - Baumpieper, Bluthänfling, Hausrot - ● Sonstige fossile Energieträger: 4% den sind insbesondere die Kammlagen der schwanz, Heidelerche, Steinschmätzer, ● Summe fossile Energieträger: 70% Mittelgebirge wenig durch den Menschen Zaunammer, Zippammer genutzt und überformt worden und haben Mauereidechse, Schlingnatter ● Windkraft: 13% einen hohen naturschutzfachlichen Wert. Apollofalter, Blau- und Rotflügelige ● Biomasse: 7% Hier spitzt sich die Abwägungsfrage also zu. Ödlandschrecke ● Photovoltaik: 6% Merkwürdigerweise jedoch werden in der ● Wasserkraft: 3% Diskussion über Windenergie und Natur - ● Hausmüll: 1% schutz die Auswirkungen der fossil-atoma - ● Summe regenerative Energieträger: 30% ren Energienutzung auf Umwelt und Arten - Neben der Aufarbeitung der Indikatorar - vielfalt nicht in Betracht gezogen. Dazu ein ten in elektronischer Form erfolgte die Der Anteil des Stroms an der insgesamt in Rechenbeispiel: Ein großes Kohlekraftwerk Erarbeitung der Broschüre „Indikatorar - Deutschland verbrauchten Endenergie (Leistung 1 GW) verbrennt bei einem Wir - ten (Flora / Fauna) rheinland-pfälzischer beträgt gerade mal 21 %. Mittels dieser Tat - kungsgrad von 35 % und einem Energiege - Weinbaugebiete. Sie informiert den sache wird von Gegnern der Energiewende halt der Steinkohle von 9 kWh/kg pro Stun - Benutzer über mögliche Besonderhei - gerne der „Beweis“ geführt, dass eine de ca. 300 Tonnen Steinkohle, entspre - ten, Vorlieben, bevorzugte Lebensräume Umstellung auf 100 % erneuerbare Ener - chend ca. 100 m³. Bei einer Lebensdauer und Maßnahmen zur Erhaltung und För - gien nicht möglich sei, weil dann quasi ganz von 40 Jahren kommen so allein 35 Kubikki - derung der Biodiversität. Deutschland mit Windenergieanlagen und lometer reine Kohle zusammen. (Bei Braun - Nähere Informationen zur Bestellung der Solarparks zugestellt würde. kohlekraftwerken liegt der Brennstoffbe - Broschüre gibt es unter: www.biodiversi - Dabei werden jedoch mehrere Faktoren aus - darf aufgrund der niedrigeren Energiedich - tät-weinbau.de / Veröffentlichungen / geblendet; darunter die Energieeffizienz te und des höheren Wassergehalts noch um Referenzen. Bestellungen und von Elektromotoren (mind. 80% Wirkungs - ca. das Dreifache höher.) Da Kohle meist Ansprechpartner: Sylvia Kolb, grad) gegenüber Verbrennungsmotoren nicht kompakt und ohne Störschichten an [email protected]. (max. 35 %), die Nutzung der Umgebungs - der Oberfläche liegt, ist es erforderlich, Weitere Informationen zum Thema: wärme mittels effizienter Wärmepumpen große Flächen abzubaggern, wie im Rheini - Desiree Palmes, 06721-409810, D.Pal - (Jahresarbeitszahlen > 4) und, am Wichtigs - schen Revier oder in der Lausitz (Braunkoh - [email protected]. ten, die unbedingt notwendige Einsparung le). Alternativ kann man die störende Erde von Energie! Seriöse Studien zur Erreichung auch einfach wegsprengen, wie in den von 100 % erneuerbare Energien in Appalachen. Man mag sich vorstellen, wel - POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 43

che Naturräume hier zerstört wurden und wie viel Aufwand für eine Renaturierung notwendig ist. In Deutschland beansprucht die Braunkohleverstromung pro Jahr 48.000 ha [4]. Neben dem enormen Flächenbedarf hat die Nutzung fossil-atomarer Energieträger noch weitere Umweltauswirkungen: Kraftwerke tragen mit 13 % zur Gesamt- Feinstaubbelastung in Deutschland bei [5]. Feinstaub ist nicht nur für Lungen- und Herz - krankheiten bei Mensch und Tier verant - wortlich, sondern beeinträchtigt sowohl die ökologische Qualität unserer Gewässer als auch die Filter- und Photosyntheseleistung von Pflanzen. Dank der seit Inkrafttreten der 13. BImSchV vorgeschriebenen Rauchgasentschwefe - lung ist die Belastung der Umwelt mit Abb. 1: Nur gut 200 Kilometer nordwestlich von Neustadt wird im Tagebau Garzwei - Schwefeloxiden um mehr als 90 % gesun - ler Braunkohle zur Stromerzeugung abgebaut. (Quelle: Flickr-Album von „Ende ken. Dennoch stammen heute noch mehr Gelände“) als 60 % der deutschen Schwefeldioxid- Emissionen aus der Energiewirtschaft [6]. Schwefeloxide sind für sauren Regen ver - antwortlich, der Böden und Gewässer ver - sauern lässt. Außerdem schädigen sie sowohl die Atemwege von Mensch und Tier als auch die pflanzliche Respiration. Auch die Quecksilberemissionen in Deutschland sind seit 1990 stark zurückge - gangen: von 32 auf 10 Tonnen pro Jahr [7]. Die heutigen Emissionen stammen zu 70 % aus der Kohleverbrennung [8]; würden die in den USA gültigen Grenzwerte in Deutsch - land gelten, hätte 2013 nur das inzwischen stillgelegte Kraftwerk Datteln produzieren dürfen [9]. (Neuere Daten hat die Autorin nicht gefunden.) Quecksilber ist insbeson - dere in Form seiner organischen Verbindun - gen, die durch Metabolisierung entstehen, hochtoxisch. Schädigungen des zentralen Nervensystems haben drastische Auswir - Abb. 2: Steinkohleabbau in Kolumbien… (Foto: Oliver Krischer) kungen auf die geistige Entwicklung, aber auch auf Motorik und sensorische Wahr - nehmung. Dazu kommen die Belastung des Immunsystems, die Schädigung der Nieren und die erhöhte Herzinfarktrate bei queck - silberbelasteten Menschen. In der Nah - rungskette reichern sich Quecksilberverbin - dungen stark an (Bioakkumulation) und sor - gen für verminderte Fortpflanzungsraten bei den Top-Prädatoren. Die Erwärmung unserer Flüsse durch den Kühlbedarf der Großkraftwerke hat der BUND 2009 am Beispiel des Rheins in einer detaillierten Studie untersucht [10]. 78 % der Wärmelast des Rheins stammen aus Kraftwerken; mit Inkrafttreten der FFH- Richtlinie darf jede einzelne Einleitung die Temperatur des Rheins um nicht mehr als 3 °C erhöhen, die Obergrenze liegt bei 28 °C. Schon dieser Wert ist jedoch nicht ohne Auswirkungen für das Ökosystem Abb. 3: … und in den Appalachen. (Quelle: „Living on Earth“ [amerikanische Fluss. Neben der allgemeingültigen „Q10- Umweltorganisation]) 44 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Regel“ für Lebewesen, die ihre Körpertem - den Auswirkungen der Verbrennung fossiler Die POLLICHIA erwirbt peratur nicht aktiv steuern (10 °C höhere Energieträger und der erdgebundenen Nut - zwei im Donnersbergkreis Temperatur entspricht doppeltem Energie - zung des atomaren Feuers aus Sicht der Auto - gelegene Grundstücke bedarf), beeinträchtigen auch der niedrige - rin aus, um die fossil-atomare Energienut - re Sauerstoffgehalt wärmerer Gewässer, die zung schnellstmöglich zu beenden. Da wir Auswirkung auf die (ausbleibende oder ver - kohlenstoffhaltige Substanzen eine Million Die POLLICHIA hat in den Jahren 2014 und kürzte) Winterruhe, die verminderte Fort - Mal schneller verbrennen, als sie entstanden 2015 mit Hilfe der Stiftung Natur und pflanzungsrate sowie die Ausbreitung ther - sind, und auch die Uran-Lagerstätten endlich Umwelt Rheinland-Pfalz verschiedene, mophiler Neozoen den Lebensraum. sind, ist der Umstieg auf unerschöpfliche ursprünglich kommerziell und landwirt - Die enormen Umweltbelastungen der Atom - Energiequellen ohnehin in absehbarer Zeit schaftlich genutzte Grundstücke erworben. wirtschaft fallen vorwiegend in den Bergbau - erforderlich. Warum also warten? Die im Donnersbergkreis gelegenen Flächen gebieten bspw. Australiens und Nigers an, befinden sich in den Gemarkungen Weiters - wo Uran aus Erzen mit 0,1 % bis 0,25 % Quellen weiler und Alsenz. Die Abwicklung erfolgte Urangehalt gewonnen wird. Dabei wird 1) https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroef - vorwiegend durch die POLLICHIA -Gruppe radioaktiver Staub über große Flächen verteilt fentlichungen/veroeffentlichungen-pdf- Donnersberg. Mit dem Kauf der Grundstü - und schädigt dort Mensch und Tier. Die Aus - dateien/studien-und-konzeptpapiere/stu - cke hat sich die gesamte der POLLICHIA wirkungen sind dabei viel dramatischer als die-100-erneuerbare-energien-in-deutsch - gehörende und im Donnersbergkreis lie - der Betrieb der Atomkraftwerke in Deutsch - land.pdf abgerufen am 07.08.2016 gende Fläche auf ca. 22 ha erhöht. Die Stif - land, obwohl auch hier eine gesundheitliche 2) http://www.fvee.de/fileadmin/politik/- tung hat den Kauf der Grundstücke mit Gefährdung der Bevölkerung und auch der 10.06.vision_fuer_nachhaltiges_energie - 90 %, das sind 11 400 €, subventioniert. Die wildlebenden Tiere und Pflanzen nicht aus - konzept.pdf abgerufen am 07.08.2016 restlichen 10 % wurden von der Verbands - geschlossen werden kann. In diesem Zusam - 3) http://www.volker-quaschning.de/- gemeinde Göllheim übernommen. menhang sei beispielhaft die Häufung von publis/-studien/sektorkopplung/Sektor - In Weitersweiler konnten wir drei Teilstücke Leukämie bei Kindern, die im Umkreis von kopplungsstudie.pdf abgerufen am mit einer Gesamtgröße von 1,14 ha erwer - Atomkraftwerken leben, genannt [11]. Des - 07.08.2016 ben. Obwohl ein Gutachter einen Wert von halb ist Atomenergie lediglich in Form des in 4) https://www.unendlich-viel-energie.de/- 3 €/m² ermittelte, bot uns der Verkäufer die sicherer Entfernung befindlichen Fusionsre - media/file/319.Potenzialatlas_2_Auflage_O Grundstücke für 1 €/m² an. Dies zeigt das aktors namens Sonne für den Menschen nline.pdf abgerufen am 07.08.2016 große ökologische Interesse des Vorbesit - nutzbar. 5) http://www.ardmediathek.de/tv/Quarks- zers. Zu der Fläche gehören zwei Teiche mit Die Auswirkungen des gerade Fahrt aufneh - Co/Die-Landwirtschaft-als-Feinstaubquelle- einer Größe von 0,914 ha und eine Feucht - menden Klimawandels auf die Biodiversität N/WDR-Fernsehen/Video?bcas - wiese mit einer Größe von 0,226 ha. Die sind kaum abzuschätzen. Der steigende tId=7450356&documentId=35534162 Sicherung der vormals kommerziell genutz - Meeresspiegel wird Brut- und Rastplätze von abgerufen am 07.08.2016 ten Gewässergrundstücke durch die Über - Zugvögeln vernichten, in den Tropen drohen 6) http://www.umweltbundesamt.de/da- führung in die Obhut eines Naturschutzver - Dürren und Waldbrände. In Europa werden ten/luftbelastung/luftschadstoff-emissio - eins war eine wichtige Maßnahme, um den kältebedürftige Arten in höher gelegene nen-in-deutschland/schwefeldioxid-emis - Einfluss der Benutzer des nahen Camping - Regionen verdrängt, Feuchtgebiete und sionen abgerufen am 07.08.2016 platzes auszuschalten und größeren Scha - Moore schrumpfen, die jahreszeitliche Was - 7) https://www.umweltbundesamt.de/-da- den abzuwenden. Weitere Maßnahmen serführung der Flüsse verändert sich und ten/luftbelastung/luftschadstoff-emissio - werden mit der unteren Wasserbehörde Neophyten und -zoen aus wärmeren Regio - nen-in-deutschland/schwermetall-emissio - und der unteren Naturschutzbehörde des nen breiten sich aus. Besonders Arten mit nen abgerufen am 13.08.2016 Donnersbergkreises sowie der Regionalstel - komplexen Abhängigkeiten wie zum Beispiel 8) http://www.oekopol.de/archiv/material/- le Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und der Kuckuck sind bereits betroffen. Das arkti - 622-19_%C3%96KOPOL_Quecksilber- Bodenschutz in Kaiserslautern abgespro - sche Ökosystem als buchstäblicher Hotspot aus-Kohlekraftwerken_V5.pdf abgerufen chen. Eine Absenkung des Wasserspiegels der Erderwärmung verändert sich schon am 13.08.2016 wird erfolgen, eine Abschrägung des Ufer - heute rasant: Permafrostböden tauen auf, 9) https://www.gruene-bundestag.de/file - bereiches kann aber aus finanziellen Grün - die Tundra ergrünt, während Eisbären, Wal - admin/media/gruenebundestag_de/the - den vorerst nicht durchgeführt werden. rösser und Krill, die auf Packeis angewiesen men_az/umwelt/PDF/oekopol-quecksilber- Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Nutzung sind, ihren Lebensraum verlieren. aus-kohlekraftwerken.pdf abgerufen am der Teiche und jegliche Art von Freizeitaktivi - Leider lassen sich all diese Umweltauswirkun - 13.08.2016 täten unterbunden wurden und somit die gen fossil-atomarer Stromerzeugung nicht 10) https://www.bund.net/fileadmin/bund - Entwicklung eines natürlichen Biotops nicht so sauber in Opferzahlen umrechnen, wie net/publikationen/wasser/20090624_was - mehr stören. dies beim Vogelschlag durch Windenergie - ser_waermelast_rhein_studie.pdf Die Feuchtwiese war schon mehrere Jahre anlagen der Fall ist - obwohl auch hier mit sehr abgerufen am 13.08.2016 nicht mehr gemäht worden und somit war unterschiedlichen Dunkelziffern gerechnet 11) https://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:- die Verbuschung schon ziemlich stark fort - wird: die im Juni 2016 abgeschlossene PRO - nbn:de:0221-20100317939/4/- geschritten. Die Kreisgruppe führte die Ent - GRESS-Studie [12] ermittelte bei gezielten BfS_2007_KiKK-Studie.pdf abgerufen am buschung in Eigenleistung mit den durch die Suchen eine Dunkelziffer von 50 - 70 % nicht 13.08.2016 Stiftung geförderten Maschinen wie Motor - gefundener Schlagopfer, während andere 12) http://bioconsult-sh.de/site/assets/-files/- säge, Freischneider und Aufsitzmäher Autoren von bis zu 96 % Dunkelziffer ausge - 1561/1561-1.pdf abgerufen am 13.08.2016 durch. Eine Zunahme der Artenvielfalt kann hen. Diese Situation ist wissenschaftlich nur erfolgen, wenn eine regelmäßige Pflege unbefriedigend; es wäre wünschenswert, Jutta Paulus, Neust adt durchgeführt wird. Leider ist aus personel - hier belastbarere Daten zu haben. len Gründen eine Abfuhr des Grüngutes Jedoch reichen die vorgenannten Fakten zu nicht möglich, so dass als kleineres Übel das POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 45

Mulchen der Grünlandflächen durchge - führt wird. Auf einem Teil der Feuchtwiese kann sich ein Schilfbestand entwickeln, in der Hoffnung, dass sich dort der Teichrohr - sänger ansiedelt. In der Gemarkung Alsenz diente der Ankauf einer Grünlandfläche mit 0,124 ha als Abrundung bereits vorhandener POLLI - CHIA- eigener Grundstücke in der Gewann „Vor Rohr“. Die Feuchtwiese wurde vorher landwirtschaftlich genutzt und kann sich jetzt zu einem naturnahen Biotop entwi - ckeln. Auch hier wird die Fläche einmal im Jahr, vorwiegend im Herbst oder Winter, gemulcht. Die ursprünglich angedachte Anlegung eines Laichgewässers kann aus finanziellen Gründen nicht realisiert wer - den, Sie ist, auch wegen der in der Nähe vor - handener Teiche, nicht unbedingt notwen - dig. Zwischen dem neu erworbenen Grundstück Abb.1: Einer der beiden Teiche auf dem gekauften Grundstück bei Weitersweiler. und den sich schon länger im Besitz der POL - (Foto: J. Schowalter) LICHIA befindenden Flächen ist noch ein Stück Grünland, das der Gemeinde Alsenz gehört, gelegen. Die POLLICHIA ist bestrebt, dieses Grundstück ebenfalls zu kaufen.

Jochen Schowalter, Bennhausen

Ein neues Verbot für Pflanzen und Tiere in der EU Mit der „Verordnung Nr. 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfrem - der Arten“ hat sich die Europäische Union der Neophyten- und Neozoen-Problematik angenommen. Zentraler Bestandteil der Verordnung ist eine am 3. August diesen Jahres in Kraft getretene Liste von 37 Arten („Unionsliste“). Sie dürfen nicht in die Europäische Union einge - führt und hier nicht gehalten, gezüchtet, in den Verkehr gebracht oder getauscht werden. Selbstverständlich ist auch das Aussetzen in die freie Natur verboten. Die Mitgliedsstaaten sind verpflichtet, „alle notwendigen Schritte“ gegen die weitere Ausbreitung der Arten zu ergreifen. Der Präambel der Verordnung zufolge sollte das EU-Verbot vorrangig jene Arten betreffen, die bislang noch nicht in der Union vorkommen oder sich in einer frühen Phase der Invasion befinden, sowie invasive gebietsfremde Arten, die wahrscheinlich die stärksten nachteiligen Auswirkungen haben.“ Konkrete Kriterien enthält die Verordnung in Artikel 4, Absatz 3: ● Die Arten haben invasives Potential, ● sie beeinträchtigen die biologische Vielfalt und können sich zudem nachteilig auf die menschliche Gesundheit und die Wirtschaft auswirken, ● zur Verhütung der Einbringung, Etablierung oder Ausbreitung sind konzertierte Maßnahmen auf Unionsebene erforderlich und ● es ist wahrscheinlich, dass durch die Aufnahme auf die „Unionsliste“ die nachteiligen Auswirkungen tatsächlich verhindert oder abgeschwächt werden. In Deutschland kommen 23 der 37 Arten zumindest stellenweise bereits vor. In Rheinland-Pfalz sind 14 Tierarten vorhanden, und zwar die folgenden: Waschbär, Nutria, Sibirisches Streifenhörnchen, Schwarzkopf-Ruderente, Heiliger Ibis, Buchstaben-Schmuckschildkröte, Ochsenfrosch, Blaubandbärbling, Asiatische Hornisse, Chinesische Wollhandkrabbe, Kamberkrebs, Signalkrebs, Marmorkrebs, Roter Amerikanischer Sumpfkrebs. Weiterhin stehen auf der Liste fünf in Rheinland-Pfalz bislang selten nachgewiesene Pflanzenarten: Karolina-Haarnixe ( Cabomba carolinia - na), Großer Wassernabel (Hydrocotyle ranunculoides), Wechselblatt-Wasserpest (Lagarosiphon major), Großblütiges Heusenkraut (Lud - wigia grandiflora), Gelbe Scheincalla (Lysichiton americanus). Die Liste ist kritikwürdig, weil viel zu kurz. Auf sie gehört beispielsweise das Drüsige Springkraut, dessen Samen immer noch im Gartenhan - del verkauft werden. Würden die invasiven Goldruten-Arten und der Riesen-Bärenklau auf die Liste genommen, so würde deren Eindäm - mung zur Pflicht. Wirklich mutig wäre es gewesen, wenn - nach einer Übergangsfrist - die Verbote auch für von manchen Gärtnern geschätzte Zierpflanzen gelten würden, die zumal bei weiterer Klimaveränderung das Zeug zur Problemart haben. Dazu zählen etwa das Mexikanische Federgras (vgl. den Beitrag auf S. 8 in diesem Heft), die Kermesbeere, die Hanfpalme, der Eschen-Ahorn - und auch der all - gegenwärtige Kirschlorbeer, der immer häufiger siedlungsfern zu finden ist und in Gebieten mit milderen Wintern mancherorts schon den Unterwuchs von Wäldern dominiert. Red. Aus den Museen

Lebendige Urzeit – Der Fleischflossige Fische Seilen, erinnern. Bei den Strahlenflossern Quastenflosser oder wie Quastenflosser (Coelacanthiden) gehören (Actinopterygier), der zweiten großen die Fische laufen lernten - aufgrund ihres verknöcherten Innenskeletts Gruppe der Knochenfische, sind dagegen Nachtrag zur Sonderaus - zur Großgruppe der Knochenfische alle Flossen nur von hornigen Strahlen (Osteichthyes). Innerhalb dieser bilden sie gestützt, die häutig miteinander verbunden stellung 2016 im Urwelt - zusammen mit den Lungenfischen (Dipno - sind. Mit über 31.000 lebenden Arten museum GEOSKOP auf er) die Untergruppe der Fleischflosser (Sar - gehört die Mehrheit aller heutigen Fische zu Burg Lichtenberg (Pfalz) coptergyier). Den Fleischflossern ist gemein, den Strahlenflossern ( NELSON et al. 2016) , dass ihre muskulösen Flossen einen geglie - während fleischflossige Fische mit nur noch derten knöchernen Stiel als Innenskelett acht Arten (zwei Quastenflosser, sechs Lun - Vor mehr als 400 Millionen Jahren entstand besitzen, der zum Körper hin mit dem Schul - genfische) vertreten sind ( THONEY et al . eine Gruppe von Fischen, die mit ihren kräf - ter- oder Beckengürtel verbunden ist und 2003 ). Das war einst jedoch ganz anders. Im tigen Flossen in enger Verwandtschaft zu am gegenüberliegenden Ende in viele kurze Devon, vor 417 bis 360 Millionen Jahren, den vierfüßigen Wirbeltieren steht - die Knochenstrahlen ausläuft ( SCHULTZE 2010 ). gehörten die Fleischflosser zu den arten- Quastenflosser. Lange Zeit waren diese Ihren Namen verdanken die Quastenflosser und formenreichsten Fischen der Welt ( BEN - Fische nur durch Fossilien bekannt, weshalb sechs Ruderflossen, die an Quasten, also TON 2015 ). Es waren bis zu sieben Meter man annahm, dass die Tiere mit den Dino - gestielte Bündel von Fäden oder dünnen große Tiere, die als Lauerjäger im Flachwas - sauriern ausgestorben wären. Als kurz vor Weihnachten 1938 Fischern vor der Küste Südafrikas ein lebendiger Quastenflosser ins Netz ging, war das die größte zoologi - sche Entdeckung des vergangenen Jahr - hunderts-eine Weltsensation. Der Quasten - flosser wurde in der Folge zum bekanntes - ten Beispiel eines „lebenden Fossils“. Bis 1987 dauerte es, ehe der Mensch erstmals einen Quastenflosser in den Tiefen des Mee - res in seinem natürlichen Lebensraum zu Gesicht bekommen hat. Gerechnet auf die Erstentdeckung ist die „Jagd nach dem Quastenflosser“ seit nunmehr fast 80 Jah - ren auch eine unglaubliche Geschichte über menschliche Träume, Ausdauer und uner - müdlichen Ehrgeiz, um diesem ungewöhn - lichen Überbleibsel aus der Urzeit seine Geheimnisse zu entlocken. Dem heutigen Quastenflosser, seinen fossi - len Vorfahren und Verwandten aus den per - mischen Sedimenten der Pfalz und weltweit sowie der Evolution der Landwirbeltiere war eine Sonderausstellung im Urweltmuseum GEOSKOP auf Burg Lichtenberg bei Kusel (Pfalz) gewidmet, die vom 22. Mai bis zum 28. September 2016 gezeigt wurde. Die nachfolgende Übersicht basiert auf dieser Ausstellung. Abb. 1: Die Verwandtschaftsbeziehung der Fische und Landwirbeltiere. POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN MUSEEN 47

lionen Jahren zurück. Ihre ursprünglichsten Vertreter sind Zeugen des Landganges der Wirbeltiere. Lange wurden die Quastenflos - ser als nächste noch lebende Verwandte der Landwirbeltiere betrachtet ( GREENWOOD 1963, CARROLL 1993, T HENIUS 2000 ). Nach neuen molekulargenetischen Untersuchun - gen müssen die Quastenflosser diesen Platz jedoch an die Lungenfische abtreten ( AME - MIYA et al . 2013 ).

Fossile Quastenflosser Den ersten fossilen Quastenflosser ( Coela - canthus granulatus ) beschrieb der schwei - zerische Naturforscher Jean Louis Rodolphe Agassiz (1807−1873) im Jahre 1839 ( AGAS - SIZ 1833 - 1844 ). Die Erstbeschreibung basiert auf Fragmenten eines rund 265 Mil - lionen Jahre alten Fisches, der bei Straßenar - beiten in Durham, Nordengland, entdeckt worden ist (Abb. 3). Bei der Namensgebung Abb. 2: Vereinfachter Stammbaum zum Ursprung der Landwirbeltiere. bezog sich Agassiz auf die hohlen, stachel - artigen Stützelemente der Flossen (Coela - ser von Meeren, Flüssen und Seen gelebt beispielsweise die dorsale Abflachung des canthide = griechisch für „Hohlstachler“), haben. Schädels, das Zusammenrücken der Augen, da kein komplettes Tier vorlag und damit der die Ausbildung eines Nackens, den Umbau stielartige Flossenaufbau nicht ersichtlich Stammesgeschichtliche Bedeutung von Kieferelementen zu Gehörknöchel - war. Im Laufe des Devons haben sich aus fleisch - chen, die Herausbildung von Armen und An fossilen Quastenflossern sind etwa 90 flossigen Fischen vierfüßige Wirbeltiere ent - Beinen oder die Reduktion der Finger- und Arten in 30 Gattungen von allen Kontinen - wickelt (Abb. 1). Stammesgeschichtlich Zehenstrahlen (Abb. 2; CLACK 2012 ). Es wird ten der Erde mit Ausnahme der Antarktis betrachtet gehören alle modernen Landwir - offensichtlich, dass der Landgang der Wir - bekannt ( FOREY 1998 ). Die zurzeit ältesten beltiere, und damit auch der Mensch, zu den beltiere ein vielstufiger Prozess war, bei dem Belege stammen aus Australien und werden Fleischflossern. Die Entwicklung der Land - einzelne Veränderungen zu völlig unter - auf knapp 410 Millionen Jahre (Devon) wirbeltiere ging von Fischen mit fleischigen schiedlichen Zeiten und in völlig unter - datiert ( ZHU et al . 2012) . Die jüngsten fossi - Brust- und Beckenflossen aus und war ein schiedlichen Formen stattfanden. Daraus len Reste kommen aus Nordamerika und komplexer Prozess, der eine Umgestaltung resultieren sehr unscharfe Grenzen der Klas - sind etwa 75 Millionen Jahre (Kreidezeit) alt der Atmung, des Stützskelettes, der Sinnes - sifikation und Systematik ( SCHULTZE 2010 ). (FOREY 1998, SCHULTZE 2004). Aus jüngeren organe, des Reproduktionsmechanismus Die Entscheidung, ob eine fossile Form aus Gesteinen fehlt bisher jeglicher Fossilbeleg. sowie des Kieferapparates zur Folge hatte diesem evolutiven Kontext noch Fisch oder Die Artenvielfalt variierte im Verlauf der Erd - (CLACK 2006, 2012, B ENTON 2015 ). Dank bereits Vierfüßer war, hängt vor allem vom geschichte beträchtlich. Mit über 25 Arten paläontologischer Entdeckungen vor allem Standpunkt des Betrachters und dessen waren die Quastenflosser zu Beginn des Erd - in den letzten zwei Jahrzehnten haben wir individueller Gewichtung einzelner Merk - mittelalters am formenreichsten (Abb. 4) ein immer detaillierteres Bild über die mit male ab. und wohl auch am weitesten verbreitet. Fos - dem Landgang der Wirbeltiere verbunde - Quastenflosser reichen stammesgeschicht - sile Reste wurden überwiegend in Salz-, nen morphologischen Veränderungen wie lich bis in das frühe Devon vor über 400 Mil - aber auch in Brack- und Süßwasserablage - rungen entdeckt ( FOREY 1998). Die fossilen Vertreter waren hierbei in ganz unterschied - lichen Lebensräumen von Flachmeeren über Lagunen, Flüsse bis hin zu Inlandseen behei - matet ( SCHULTZE 2004). Alle bekannten For - men waren räuberische Tiere. Bemerkenswert ist, dass sich die äußere Gestalt der meisten Quastenflosser seit dem Karbon vor 320 Millionen Jahren nur unwe - sentlich verändert hat (Abb. 5; THOMSON 1993 ). Zu beobachten ist jedoch eine evolu - tive Zunahme der Körpergröße: Während ausgewachsene Quastenflosser im Erdalter - tum selten 50 Zentimeter Körperlänge erreichten, maßen einige Vertreter des spä - ten Erdmittelalters bis zu vier Meter ( SCHULT - ZE 2004). Abb. 3: Erste Darstellung fossiler Quastenflosser-Reste, Coelacanthus granulatus , aus dem Jahre 1839 ( AGASSIZ 1833–1844). 48 BERICHTE AUS DEN MUSEEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Abb. 4: Artenvielfalt der Quastenflosser im Laufe der Erdgeschichte.

Biologie der Quastenflosser lebt der Quastenflosser einzeln oder in klei - Heutige Quastenflosser werden bis zu zwei nen Gruppen in untermeerischen Felshöhlen Meter lang und bis 90 Kilogramm schwer. in 100 - 300 Metern Wassertiefe, nachts Auffälligstes Merkmal sind die paarigen gehen die Tiere einzeln auf Beutejagd, indem Brust- und Bauchflossen, die zweite Rücken - sie an den Hängen der Komoren langsam bis flosse und die Analflosse, welche als kräftige in Tiefen von 700 Metern abdriften (Abb. 8). Fleischflossen ausgebildet sind (Abb. 6). Ein - Quastenflosser bilden ortstreue, offene zig die erste Rückenflosse ist eine reine Strah - Gemeinschaften mit jeweils 5 - 10 Kilometer lenflosse wie bei den Actinopterygiern. Die großen Streifgebieten. Sie sind nachtaktive große Schwanzflosse besitzt einen auffälli - Lauerjäger, die sich von anderen Fischen und gen mittleren Fortsatz, der bis zu 90° seitlich Tintenfischen ernähren. Der Schädel besitzt gebogen werden kann ( GREENWOOD 1963, ein besonderes Gelenk (Abb. 6), das beim SCHULTZE 2010). Beim Schwimmen werden Angriff blitzartig eine starke Vergrößerung Abb. 5: Der Quastenflosser als „leben - Brust- und Bauchflossen aus hydrodynami - des Mauls bewirkt und mittels Saug - des Fossil“: A - Hadronector donbaridi , schen Gründen über Kreuz bewegt, wie schnappbewegung den Beutefang unter - Bear Gulch, USA, Unterkarbon vor 318 beim Kreuzgang der Landwirbeltiere ( FRICKE stützt ( THOMSON 1993 ). Zusätzlich liegt vorne Millionen Jahren (Staatliches Museum & S CHAUER 1987, T HOMSON 1998 ). Jedoch am Kopf ein sogenanntes Rostralorgan, das für Naturkunde Karlsruhe); B - Coela - können die Fische mit ihren fleischigen Flos - auf Änderungen des elektromagnetischen canthide indet., Wapiti Lake Park, sen nicht über den Grund laufen, wie früher Feldes zu reagieren scheint und wohl zum Kanada, Untertrias vor 250 Millionen fälschlicherweise angenommen wurde. Viel - Orten von Beutetieren genutzt wird ( FRICKE Jahren (Staatliches Museum für Natur - mehr sind sie aufgrund ihrer zahlreichen, 2007, S CHULTZE 2010 ). kunde Karlsruhe); C - Holophagus peni - kräftigen und hochgradig beweglichen Flos - Quastenflosser vermehren sich über innere cillata , Solnhofen, Deutschland, Ober - sen virtuose Schwimmer, die Kopfstände Befruchtung. Ausgehend von apfelsinen - jura vor 150 Millionen Jahren (Staatli - ausführen und sich sogar auf dem Rücken großen Eiern wachsen gleichzeitig bis zu 30 ches Museum für Naturkunde Stutt - liegend fortbewegen können ( FRICKE & Embryonen im Leib der Mutter heran ( THONEY gart); D - Axelrodichthys araripensis , SCHAUER 1987, F RICKE 2007) . et al . 2003, F RICKE 2007, S CHULTZE 2010). Santana, Brasilien, Unterkreide vor 110 Der Körper der Tiere ist dachziegelartig mit Nach gut einem Jahr Tragezeit werden unge - Millionen Jahren (Museum für Natur - großen Rundschuppen bedeckt (Abb. 6, 7.). fähr 30 cm große, voll entwickelte Jungtiere kunde Magdeburg); E - Latimeria cha - Das freiliegende Feld zwischen den Überlap - geboren (Abb. 6). Die Lebenserwartung von lumnae , heutiger Komoren-Quasten - pungsbereichen der einzelnen Schuppen Quastenflossern wird auf bis zu 200 Jahre flosser. zeigt an der Oberfläche charakteristische geschätzt. Wülste und Knoten (Abb. 7), die, ähnlich den ten, kräftig beschuppten, bläulich schim - Hautzähnen der Haie und Rochen, den Rei - Entdeckungsgeschichte mernden Fisch mit weißen Flecken ( SMITH bungswiderstand beim Schwimmen redu - Fast 100 Jahre lang kannte man Quastenflos - 1957). Das Tier war 1,50 Meter lang und zieren ( FOREY 1998 , FRICKE 2007 ). Das Muster ser nur fossil. Die Entdeckung des rezenten knapp 60 Kilogramm schwer und im Mün - der weißen Körperflecken (Abb. 6) ist indivi - Quastenflossers ist Marjorie Courtenay-Lati - dungsgebiet des nahegelegenen Chalum - duell. Die Flecken sind im Dämmerlicht tiefer mer (1907 - 2004), Museumsleiterin des na-Flusses in 70 Metern Wassertiefe ins Netz Meere eine perfekte Tarnung vor Beute und Naturkundemuseums aus dem südafrikani - gegangen. Fressfeinden, da die Sprenkel in Form und schen Küstenstädtchen East London, zu ver - Frau Latimer brachte den merkwürdigen Größe Austern und Seepocken entsprechen, danken. Am 22. Dezember 1938 bemerkte Fang in ihr Museum und wandte sich für die die auf submarinem Basaltgestein vor den Latimer im Hafen von East London im Bei - Bestimmung des Tieres umgehend per Brief Komoren wachsen ( FRICKE 2007 ). Tagsüber fang eines Fischtrawlers einen ihr unbekann - und Skizze an James Leonard Brierley Smith POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN MUSEEN 49

wissenschaftlichen Namen Latimeria cha - lumnae . Dieser Fund eines „Reliktes aus der Zeit der Dinosaurier“ ging durch die damali - ge Weltpresse ( SMITH 1957 ) und über Nacht wurde der Quastenflosser zum Paradebei - spiel eines sogenannten „lebenden Fossils“ (THENIUS 2000). Das sind Organismen, deren Bauplan seit Jahrmillionen scheinbar unver - ändert ist und die somit ihren fossilen Vorfah - ren äußerlich (wenn auch nicht molekularge - netisch, BENTON 2015 ) verblüffend ähneln (Abb. 5). Der erste Fund ließ die Wissenschaft, auch wegen des Verlustes der Weichteile, mit einer Menge Fragen zurück. Mit einem drei - sprachigen Flugblatt und ausgelobtem Fin - derlohn wurde an den Küsten im gesamten westlichen Bereich des Indischen Ozeans nach einem zweiten Exemplar von Latimeria gefahndet. Es sollte jedoch ganze 14 Jahre dauern, bis die Suche von Erfolg gekrönt wurde. Am 20. Dezember 1952 telegrafierte der Schiffskapitän Eric Hunt, den Smith kurz zuvor kennen gelernt und dem er Flugblätter mitgegeben hatte, den Fang eines zweiten Abb. 6: Anatomie des heutigen Quastenflossers Latimeria chalumnae und der Grö - Latimeria -Exemplars ( SMITH 1957 ). Hunt war ßenvergleich mit einem voll entwickelten Jungtier. auf den Komoren, einer damals zu Frank - reich gehörenden Inselgruppe nordwestlich (1897 - 1968), den bedeutendsten Fisch - und der Fisch infolge der sommerlichen Tem - von Madagaskar, knapp 3000 Kilometer von kundler Südafrikas, der damals an der Rho - peraturen vor Ort bereits in Verwesung East London entfernt. des-Universität im 500 Kilometer entfernten begriffen war. Als Smith am 16. Februar Da es damals keine regulären Flüge von Süd - Grahamstown, Südafrika, lehrte. Wegen der 1939 schließlich den Fund erstmals persön - afrika auf die Komoren gab und sich aber - Weihnachtsfeiertage erreichte Smith die lich in Augenschein nehmen konnte, waren mals die Weihnachtsfeiertage als kommuni - Nachricht aber erst über eine Woche später. die Weichteile des Fisches schon unwieder - kativ-logistisches Hindernis erwiesen, wand - Anhand der Skizze ahnte er jedoch bereits, bringlich verloren. Anhand der erhaltenen te sich Smith hilfesuchend an den damaligen dass es sich um einen möglichen Vertreter Schuppen und Flossen konnte er das Tier Premierminister von Südafrika ( SMITH 1957 ). der Coelacanthiden handeln könnte. Lati - dennoch zweifelsfrei als den ersten Nach - Durch dessen Vermittlung konnte am 28. mer kämpfte derweilen gegen den Verlust weis eines rezenten Coelacanthiden identifi - Dezember 1952 das neue Latimeria -Exem - der Weichteile des bedeutenden Fanges, da zieren. Zu Ehren der Entdeckerin und des plar mit einem Flugzeug der südafrikani - es im Museum keine Kühleinrichtung gab Fundortes gab Smith (1939) dem Tier den schen Luftwaffe von den Komoren ausgeflo - gen. Die Überführung nach Südafrika hatte diplomatische Verstimmungen mit Frank - reich zur Folge ( WEINBERG 2001). Für über ein Jahrzehnt war es nachfolgend nur französi - schen Wissenschaftlern gestattet, auf den Komoren gefangene Quastenflosser zu untersuchen. Dass die Küsten der Komoren einer oder mehreren Quastenflosser-Popula - tionen eine Heimat bot, war schnell geklärt, denn den lokalen Fischern war das Tier unter dem Namen „Gombessa“ längst bekannt (SMITH 1957). Dem wenig schmackhaften Fisch war auf dem abgelegenen Archipel allerdings bis 1952 kaum Bedeutung geschenkt worden. Das änderte sich danach rasch, denn bis zum Ende des letzten Jahr - hunderts sind wahrscheinlich an die 400 Quastenflosser vor den Komoren gefangen worden ( THOMSON 1998). Es dauerte weitere 35 Jahre, ehe am 17. Januar 1987 einem Team um den deutschen Abb. 7: Die Oberfläche der freien Felder der sich überlappenden Körperschuppen Biologen Han s Fricke (*1941) bei Tauchfahr - mit ihren charakteristische Wülste und Knoten. Überlappungsrichtung ist in Rich - ten mit dem Forschungsunterseeboot tung des Kopfes des Tieres (im Bild rechts). „Geo“ in 198 Metern Wassertiefe vor den 50 BERICHTE AUS DEN MUSEEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

Komoren erstmals die Beobachtung eines Quastenflossers in seinem natürlichen Lebensraum gelang (Abb. 9, FRICKE & S CHAU - ER 1987 ). Nachfolgende Tauchfahrten, ab 1989 mit dem U-Boot „Jago“, erweiterten unser Wissen über Verhalten und Ökologie von Latimeria signifikant ( THOMSON 1998, FRI - CKE 2007). Dank kollektiver Anstrengungen zählen Quastenflosser zu den am besten untersuchten Fischen der Welt ( THONEY et al . 2003) . Viele Aspekte ihrer Lebensweise sind dennoch bis heute ungeklärt. Weitere Nachweise des Komoren-Quastenflossers gelangen im Laufe der Jahre in Küstenge - Abb. 8: Lebensraum und Verbreitung heutiger Quastenflossers in küstennahen wässern von Kenia, Madagaskar, Mosam - Gewässern der Komoren. bik, Südafrika und Tansania (Abb. 10), bei denen es sich allerdings ganz überwiegend um verdriftete Einzeltiere handelt ( FRICKE 2007). Am 18. September 1997 entdeckten der amerikanische Biologe Mark Erdmann und seine Frau auf einem Fischmarkt an der Nordspitze Sulawesis, Indonesien (Abb. 10), gut 10.000 Kilometer östlich der Komoren, einen Quastenflosser ( FOREY 1998, THENIUS 2000, W EINBERG 2001, FRICKE 2007). Ein zweites Exemplar wurde ein knappes Jahr später, am 30. Juli 1998, gefangen und bewies, dass es in Indonesien eine eigen - ständige Quastenflosser-Population gibt (ERDMANN et al. 1998). Auch hier stellte sich heraus, dass das „Raja laut“ genannte Tier den lokalen Fischern schon lange bekannt war. Der indonesische Quastenflosser ist braun mit weißen Flecken, bis zu 1,40 Meter lang und wird aufgrund genetischer Unter - Abb. 9: Das erste Foto eines frei schwimmenden Quastenflossers in seinem natürli - schiede als eigenständige Art Latimeria chen Lebensraum vor den Komoren, aufgenommen am 17. Januar 1987 in 198 menadoensis geführt ( POUYAUD et al. 1999). Meter Tiefe (mit freundlicher Genehmigung von JÜRGEN SCHAUER , HANS FRICKE & KAREN Die Art ist nach Manado, der Provinzhaupt - HISSMANN ). stadt von Nordsulawesi, benannt. Der hohe wissenschaftliche und kulturhis - torische Wert des Quastenflossers weckt lei - der vielerlei Begehrlichkeiten, welche die wenigen bekannten Populationen dieses se ltenen Fisches stark gefährden ( WEINBERG 2000 , FRICKE 2007 ).

Pfälzer Fleischflosser Die meisten Gesteine, die das Saar-Nahe- Bergland (= ein rund 30 x 100 Kilometer gro - ßes Gebiet zwischen Saarbrücken und Mainz) aufbauen, werden den erdge - schichtlichen Systemen Karbon und Perm zugeordnet. In einigen dieser Gesteine fin - den sich bemerkenswerte Fossilien, die dem Ursprung der Landwirbeltiere nahe stehen: Quastenflosser, Lungenfische und Stamm- Landwirbeltiere (Abb. 11). Eindeutige Bele - ge von Quastenflossern sind bisher auf Funde isolierter Schuppen beschränkt. Sie werden mit Schuppen der nur aus dem Erdaltertum bekannten Gattung Rhabdo - Abb. 10: Geographische Verbreitung heutiger Quastenflosser mit dem Jahr des derma verglichen ( SCHINDLER 2007). Deutlich jeweiligen Erstnachweises. häufiger sind Reste fossiler Lungenfische aus POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 BERICHTE AUS DEN MUSEEN 51

evolutiven Herausbildung von Armen und Beinen „experimentiert“ haben.

Literatur AGASSIZ , J. L. R. (1833 - 1844): Recherches sur les Poissons Fossilies. Vol. 2, Teil II: S. 170 - 180 + Atlas 2: Tafel 62. - Neuchâtel. AMEMIYA , C. T. et al. (2013): The African coela - canth genome provides insights into tetra - pod evolution. - Nature 496: 311 - 316. BENTON , M. J. (2015): Vertebrate Palaeontol - ogy. Fourth edition. - Wiley Blackwell: 480 S. CARROLL , R. L. (1993): Paläontologie und Evo - lution der Wirbeltiere. - Georg Thieme Ver - lag: 684 S. CLACK , J. A. (2006): Was Fischen Beine mach - te. - Spektrum der Wissenschaft Nr. 10/2006: 24 - 32. CLACK , J. A . (2012): Gaining Ground - The ori - gin and evolution of tetrapods. Second edi - tion. - Indiana University Press: 523 S. ERDMANN , M. V, C ALDWELL , R. L. & M OOSA , M. K. Abb. 11: Fundpunkte mit Fossilien fleischflossiger Fische im Saar-Nahe-Bergland. (1998): Indonesian „King of the Sea“ discov - ered. - Nature 395: 335. dem Saar-Nahe-Bergland. Die Erhaltung hanbuchi SCHULTZE & H EIDTKE , 1986 (Abb. FOREY , P. L . (1998): History of the coelacanth reicht von isolierten Zahnplatten bis zu voll - 12 C) aus der Familie der Rhizodontidae fishes. - Chapman & Hall: 419 S. ständigen Skeletten. Es lassen sich mindes - (Abb. 2). Rhizodopsis und Palatinichthys sind FRICKE , H. & S CHAUER , J . (1987): Im Reich der tens zwei Gattungen ( Conchopoma , Sage - kleine bis mittelgroße Raubfische mit kräfti - lebenden Fossilien. - GEO 10: 14 - 34. nodus ) unterscheiden ( SCHINDLER 2007 ). Zu gen Fleischflossen und großen Schuppen FRICKE , H. (2007): Die Jagd nach dem Quas - den wertvollsten und interessantesten Fossi - gewesen (Abb. 12B), die wohl im Uferbe - tenflosser: Der Fisch, der aus der Urzeit kam. lien aus der Region zählen Reste von Stamm- reich von Seen oder in der Nähe von Fluss - - C. H. Beck: 302 S. Landwirbeltieren. Zwei Formen sind mit mündungen gelebt haben. Stammesge - GREENWOOD , P. H. (1963): A history of fishes. mehr oder weniger vollständigen Exempla - schichtlich gehören sie zu den letzten Nach - Second edition. - Ernest Benn Limited: 398 S. ren belegt: Palatinichthys laticeps WITZMANN fahren der einst so formenreichen vierfußar - NELSON , J. S., G RANDE , T. C. & W ILSON , M. V. H . & S CHOCH , 2012 (Abb. 12A) aus der Familie tigen Fleischflosser, die vor mehr als 360 Mil - (2016): Fishes of the World. - Fifth edition, Megalichthyidae (Abb. 2) und Rhizodopsis lionen Jahren als erste Wirbeltiere mit der John Wiley & Sons: 752 S.

Abb. 12: Fossile Nachweise von Stammwirbeltieren aus dem Unterperm des Saar-Nahe-Bergland: A - Palatinichthys laticeps , Jeckenbach, Pfalz (Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz, Mainz); B - Lebendrekonstruktion von Palatinichthys (mit freundlicher Genehmigung von DAGMAR HERR -H EIDTKE ); C - Rhizodopsis hanbuchi , Hoferhof, Pfalz (Sammlung U. H. J. HEIDT - KE ). 52 BERICHTE AUS DEN MUSEEN 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

POUYAUDA , L., W IRJOATMODJO , S., R ACH - THONEY , D. A., L OISELLE , P. V. & S CHLAGER , N. MATIKAC , I., T JAKRAWIDJAJAC , A., H ADIATYC , R. & (2003): Grzimek’s Animal Life Encyclopedia. HADIE , W. (1999): Une nouvelle espèce de Volume 4: Fishes I. Second edition. - Gale coelacanthe. Preuves génétiques et mor - Group: 455 S. phologiques. - Comptes Rendus de l‘Acade - WEINBERG , S. (2001): Der Quastenflosser. Die mie des Sciences, 1999, 322 (4): 261 - 267. abenteuerliche Geschichte der Entdeckung. SCHINDLER , T. (2007): Knochenfische - Fischer Taschenbuch: 251 S. (Osteichthyes). Die häufigsten Wirbeltiere WITZMANN , F. & S CHOCH , R. R. (2012): A mega - permokarbonischer Seen. - In: SCHINDLER , T. & lichthyid sarcopterygian fish from the Lower HEIDTKE , U. H. J. (Hrsg.): Kohlesümpfe, Seen Permian (Autunian) of the Saar-Nahe Basin, und Halbwüsten. Dokumente einer rund . - Geobios 45: 241 - 248. 300 Millionen Jahre alten Lebewelt zwi - ZHU , M., Y U, X., L U, J., Q IAO , T., Z HAO , W. & J IA , schen Saarbrücken und Mainz. POLLICHIA- L. (2012): Earliest known coelacanth skull Sonderveröffentlichung Nr. 10: 240 - 256. extends the range of anatomically modern SCHULTZE , H.-P. & H EIDTKE , U. H. J. (1986): Rhi - coelacanths to the Early Devonian. - Nature zodopside Rhipidistia (Pisces) aus dem Perm Communications 3: 772. der Pfalz (W-Deutschland). - Neues Jahr - buch für Geologie und Paläontologie - Jan Fischer & Sebastian Voigt, Urweltmu - Monatshefte 1986 (3): 165 - 170. seum GEOSKOP/ Burg Lichtenberg (Pfalz) SCHULTZE , H.-P. (2004): Mesozoic sarcoptery - gians. - In: ARRATIA , G. & T INTORI , A . (Hrsg.): Mesozoic Fishes 3 - Systematics, Paleoenvi - ronments and Biodiversity. Verlag Dr. Fried - Neue Präparatorin am Abb. 1: Manuela Rachni. (Foto: Pfalz - rich Pfeil: 463 - 492. Pfalzmuseum museum für Naturkunde) SCHULTZE , H.-P. (2010): Sarcopterygii, Fleisch - flosser. - In: WESTHEIDE , W. & R IEGER , R . (Hrsg.): Das Präparationsteam am Pfalzmuseum für In Anbetracht der anstehenden Erneuerung Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schä - Naturkunde ist wieder komplett. Am 15. der Dauerausstellung im ersten Oberge - deltiere. Spektrum Verlag: 307 - 321. August 2016 hat Manuela Rachni hat ihre schoss des Museums stehen vor allem in der SMITH , J. L. B. (1939): A living fish of Mesozoic Stelle als Präparatorin angetreten. Präparationsabteilung umfangreiche Arbei - type. -Nature 143: 455 - 456. Die 1989 geborene Bochumerin hat von ten an. Das Team des Pfalzmuseums - nicht SMITH , J. L. B. (1957): Vergangenheit steigt 2009 bis 2012 ihre Ausbildung zur Präpara - zuletzt die Präparatorin Silke John - freut sich aus dem Meer. Die Geschichte vom Coela - tionstechnischen Assistentin an der Präpa - über die tatkräftige Unterstützung durch canthus. - Günter Verlag: 253 S. ratorenschule in Bochum absolviert. Von Manuela Rachni, die ihre Stelle mit Elan, THENIUS , E. (2000): Lebende Fossilien. Oldti - 2012 bis 2014 war sie als Volontärin am Kreativität und vielen Ideen angetreten hat. mer der Tier- und Pflanzenwelt - Zeugen der Überseemuseum in Bremen tätig. Anschlie - Vorzeit. - Verlag Dr. Friedrich Pfeil: 228 S. ßend war sie bis zum Antritt ihrer Stelle am Dr. Frank Wieland, THOMSON , K. S. (1993): Der Quastenflosser. PMN bei den Gubener Plastinaten beschäf - Pfalzmuseum für Naturkunde Ein lebendes Fossil und seine Entdeckung. - tigt, wo sie vorwiegend mit der Herstellung Birkhäuser Verlag: 250 S. von Lehrpräparaten befasst war. Muss des soi?

Zeit ist heute allgemein Mangelware und Insekten, Spinnen, Amphibien, Blind - wer hat da noch Zeit, dieselbe mit Mähen schleichen, kleine Säuger oder auch Igel zu verplempern?! Im Zeitalter der Hoch - unterwegs - und genau die fallen diesen technisierung kann man schließlich mähen fleißigen Gartenhelfern immer mehr zum lassen! Nein, nicht durch einen Gärtner mit Opfer, wie der Landesbund für Vogel - einer CO2-neutralen Sense oder durch schutz (LBV) in Bayern herausgefunden Schafe oder Ziegen... dafür gibt es doch hat. Parallel zu den steigenden Verkaufs - heute Mähroboter! Einige auch umwelt - zahlen der Mähroboter stiegen auch die freundlich solargetrieben oder mit Solarla - verletzten Igel, die an Tierauffangstatio - destationen. Die erledigen die Arbeit ganz nen oder zu Tierärzten gebracht wurden. von alleine. Dumm nur, dass man sie tags - Zusammengerollt ist ein kleiner Igel nicht über nicht unbeaufsichtigt laufen lasen größer als ein Apfel - und die schreddern soll, denn die können schnell auch mal Kin - die Mähroboter nach einem Test der Stif - Abb. 1: Mähroboter. (Foto: Nga Do) derfüßchen verletzen, wenn sie denen zu tung Warentest mühelos. Zudem natürlich nahe kommen. Also lässt sie der findige auch alle anderen Kleintiere. kann auch die Fahrt in die Muckibude Gartenbesitzer einfach nachts, wenn der Ganz klare Ansage an alle Hobbygärtner: gespart werden! Und die Biodiversität im Akku aufgeladen wurde, durch den Garten Mähroboter gehören nicht in den Garten, Garten wird gefördert... das wollten wir düsen und ihre Arbeit verrichten. schon gar nicht nachts, nehmt einen Sense doch, oder?! Aber nachts sind eben im Garten auch viele und mäht Euren Garten mit der Hand, dann Jürgen Ott, Trippstadt POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 REZENSIONEN 53 Rezensionen

Die 100 besten Vogelbeobachtungsplät - ze in Deutschland

Herausgeber: Falke Redaktion Autoren: Thomas Brandt, Cordula Jülich, Kilian Wasmer, Felix Weiß, Christopher König, Christoph Moning und Christian Wagner Erscheinungsjahr: 2016 Verlag: AULA-Verlag Umfang: 416 Seiten, ca. 600 Abbildungen, 114 Karten ISBN: 978-3-89104-803-0 Preis: 29,95 €

In Deutschland brüten regelmäßig 254 Vogelarten. Hinzu kommen noch weitere zahlreiche Vogelarten, die als Gäste und Durchzügler nach Deutschland kommen. Wo in Deutschland kann man diese Vogelarten am besten beobachten? Wie der Titel bereits verrät, wer - den in dem Buch die 100 besten Vogelbeobachtungsplätze in Deutschland von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen vorgestellt. Die einzelnen Gebiete sind nach Bundesländern geordnet. Je Bun - desland werden zwischen zwei und 16 Gebiete detailliert behandelt. Zunächst werden sehr informative Angaben zu Landschaftsge - schichte und zu den dort vorkommenden Lebensräumen gemacht. Auch für Gebietskenner finden sich hier noch interessante teils unbekannte Angaben zu den Gebieten. Nachdem die im Gebiet auf - tretenden besonderen Vogelarten präsentiert werden, werden die erfolgversprechendsten Beobachtungsmöglichkeiten in Text und Karte erläutert. Hier finden sich auch die sehr nützlichen GPS-Koor - dinaten, die direkt zu den Beobachtungspunkten führen. Zusätzlich werden weitere Freizeitmöglichkeiten in der Umgebung dargestellt und die Anreise mit Bus und Bahn sowie mit dem Auto skizziert. Für die Besitzer der dreiteiligen Bücherreihe „Vögel beobachten in Angaben zu weiterführender Literatur runden die Kapitel jeweils ab. Norddeutschland“, „Vögel beobachten in Süddeutschland“ und Die zahlreichen großformatigen Bilder machen große Lust, die „Vögel beobachten in Ostdeutschland“ von Christoph Moning und Gebiete selbst zu besuchen und die dortige Vogelfauna zu erleben. Christian Wagner kommen nur wenige neue Beobachtungsgebiete Verwirrend sind zum Teil die Übersichtskarten am Anfang der dazu. Die meisten der 100 Beobachtungsplätze Deutschlands wur - Gebietsbeschreibung. Hierbei wurden die Pins, die die großräumige den innerhalb der Bücherreihe bereits vorgestellt. Das Buch „Die 100 Lage veranschaulichen sollen, nicht immer korrekt platziert. So besten Vogelbeobachtungsplätze in Deutschland“ bietet jedoch befindet sich z. B. die Geltinger Birk an der Nordsee (S. 19) oder die wesentlich mehr Hintergrundinformationen über die Gebiete und Lewitz auf Rügen (S. 90). Erfreulicherweise sind die Pins in den Über - ist mit den zahlreichen Bildern über die dortigen Lebensräume sichtskarten am Anfang jedes Bundeslandes korrekt dargestellt. wesentlich anschaulicher. Auch die angegebenen Koordinaten stimmen stets überein. Ich hatte großes Glück, dass ich das Buch bereits vor meinem Som - Um gezielt einzelne Vogelarten finden zu können, ist am Ende des merurlaub in Norddeutschland studieren konnte. So war es mir mit Buches eine Liste mit sämtlichen Vogelarten und der jeweilige Ver - den Angaben aus dem Buch ein leichtes z. B. See- und Fischadler am weis auf die besten Beobachtungsplätze für die jeweilige Art aufge - Dümmer See (NI) in sicherem Abstand am Horst zu beobachten. führt. Positiv ist hier zu bewerten, dass zum Schutz besonders stö - Auch an diversen Beobachtungsplätzen an Nord- und Ostsee konn - rungsempfindlicher Vogelarten keine genauen Angaben zu deren te ich zahlreiche neue Vogelarten leicht beobachten. Bei künftigen Brutplätzen gemacht werden (z. B. Bienenfresser, Auerhuhn). Ausflügen in Deutschland werde ich stets einen Blick in das Buch Für Nordbaden, Rheinland-Pfalz und Südhessen werden fünf Beob - werfen, um nicht die besten Beobachtungsplätze zu verpassen. achtungsgebiete präsentiert. Darunter sind die überregional bedeu - tenden Brut- und Rastgebiete in der Wagbachniederung (zwischen Gunnar Hanebeck, Dossenheim Karlsruhe und Mannheim), am Roxheimer Althrein mit dem Silber - see und im Schutzgebiet „Kühlkopf Knoblauchsaue“ (westlich Darmstadt) hervorzuheben. 54 GEBURTSTAGE 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER Geburtstage 1. Halbjahr

65.Geburtstag: 20.04. Michael Hahn, Kirchheimbolanden 12.01. Manfred Braun, Nassau/Lahn 21.04. Barbara Reiner, Wachenheim 20.01. Erwin Kiechle, Bad Dürkheim 29.04. Marianne Vollmar, Krähenberg 02.02. Regina Juppe, Kirchheimbolanden 14.05. Ludwig Deege, Haßloch 02.02. Klaus Linn, Pirmasens 25.05. Horst Brantl, Neustadt/W. 12.02. Günter Eymael, Bad Dürkheim 01.06. Uta Sofsky, Kaiserslautern 01.03. Rudi Sander, Rodenbach 15.06. Monika Eggert, Harthausen/Pf. 13.03. Christel Braun, Rinnthal 24.06. Hans-Peter Litzinger, Bad Dürkheim 19.03. Ursula Vana, Kaiserslautern 27.06. Hans-Jochen Kretzer, Neustadt/W., 29.03. Walter Wolf, Bad Dürkheim Ehrenmitglied der POLLICHIA 30.03. Helmut Speck, Jockgrim 03.04. Dr. Walter H. Schreiber, Landau/Pf. 80.Geburtstag: 10.04. Jutta Graf, Münsterappel 01.01. Annerose Jülicher, Ramsen 24.04. Jutta Grünenwald, Edenkoben 01.01. Dr. Hans Reichert, Trier, Inhaber der POLLICHIA-Plakette 02.05. Dr. Gerlinde Piepenhagen, Gau-Odernheim 03.01. Dr. Walter Lang, , 04.05. Dr. Roland Zimmermann, Böhl-Iggelheim Inhaber der POLLICHIA-Plakette 17.05. Dr. Wolfgang Hofmeister, Mainz 05.01. Rothild Franz, Kaiserslautern 18.05. Hermann-Josef Werle, Birkenfeld 18.01. Inge Richter, Bad Dürkheim 15.06. Helga Reinert, Wachenheim 25.01. Helmut Husenbeth, Hainfeld/Pf. 22.06. Maria Schneider, Pirmasens 31.01. Dr. Arnhild Gruenagel, Wachenheim 31.01. Hella Helfrich, Kaiserslautern 70.Geburtstag: 09.02. Dr. Irmfried Buchmann, Traisen 10.01. Gerd Büch, Grünstadt 09.02. Ursula Knöller, Bad Dürkheim 24.01. Anita Neuhart, Neustadt/W. 13.02. Werner Reisser, Albersweiler 26.01. Doris Schmid, Neustadt/W. 24.02. Renate Sommer, Bad Dürkheim 04.02. Ursula Leiner, Mutterstadt 27.02. Roland Beyer, Edenkoben 11.02. Bernhard Schmitt, Weitersweiler 04.03. Margarete Schäfer, Kaiserslautern 06.03. Mathias Korbel, Haßloch 20.03. Frieder Brönner, Bad Dürkheim 15.03. Günter Kögel, Römerberg 27.03. Ernst Rothhaar, Kirchheimbolanden 26.03. Dr. Hans-Martin Hutmacher, Ludwigshafen/Rh. 06.04. Marianne Berger, Worms 02.04. Loretta Lewicki, Ludwigshafen/Rh. 06.04. Leo Harenberg, Grünstadt 11.04. Bernd Kraft, Maxdorf 07.04. Hermann Kettering, Annweiler 15.04. Helmut Kohler, Limburgerhof 15.04. Dr. Irmtraud Niemeyer, Grünstadt 25.04. Dr. Thomas Geier, Bad Kreuznach 16.04. Karl-Friedrich Mannheim, Bann 02.05. Ulrike Vonderschmitt, Lemberg-Glashütte 19.04. Dr. Theo Burger, Bad Dürkheim 15.05. Fritz Thomas, Neustadt/W. 20.04. Richard Mosbacher, Forst 18.05. Lothar Schwander, Homburg/S. 06.05. Christa Mangold, Kaiserslautern 26.05. Marga Knacht, Ludwigshafen/Rh. 07.05. Elisabeth Köllisch, Neustadt/W. 01.06. Norbert Rapp, Kandel 10.05. Harry Ledig, Mutterstadt 05.06. Günther Heerwagen, Birgel 25.05. Prof. Dr. Rudolf Aldag, Dudenhofen/Pf. 05.06. Sigrid Thate, Neustadt/W. 25.05. Siegmar Ohliger, Herschweiler-Pettersheim 25.06. Prof. Dr. Peter Frankenberg, Bad Dürkheim 28.05. Elisabeth Scharding, Schallodenbach 06.06. Helmut Hermes, Kusel 75.Geburtstag: 21.06. Wolfgang Nägle, Kaiserslautern 03.01. Ulla Mitchell, Birkenheide 12.01. Dr. Walter Eder, Kirchheimbolanden 81.Geburtstag: 24.01. Edith Atwater, Knöringen/Pf. 04.01. Günter Laubscher, Kaiserslautern 24.01. Christoph Stark, Speyer 05.01. Klaus Voigt, Neustadt/W. 30.01. Karl-Dieter Moritz, Rodalben 11.01. Helge Kern, Kaiserslautern 01.02. Christa Weigel, Grünstadt 22.01. Heribert Sebastian, Landau/Pf. 07.02. Klaus Meyer, Maikammer 29.01. Dietrich Buchharz, Edenkoben 09.02. Dr. Michael Peters, Bad Dürkheim 04.02. Hans Dieter Bauer, Bad Dürkheim 13.02. Karl-Heinz Hunsicker, Rülzheim 07.02. Hans Kuhn, Zweibrücken 16.02. Karl-Peter Schletz, Speyer 09.02. Helmut Körner, Grünstadt 05.03. Albert Jäger, Rockenhausen 11.02. Ingeborg Johanni, Kaiserslautern 07.03. Irmgard Bärmann, Albisheim 13.02. Rosemarie Kaiser, Bischheim 13.03. Prof. Dr. Klaus Jung, Gleishorbach 18.02. Herbert Jäger, Jockgrim 13.03. Wolfgang Letulé, Weisenheim a.Berg 19.02. Elise Bickel, Speyer 26.03. Herwig Weiße, Edenkoben 23.02. Arno Tiator, Bad Dürkheim 29.03. Rainer Häge, 13.03. Fritz Bittmann, Meisenheim POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 GEBURTSTAGE 55

23.03. Dr. Gerhard Bauer, Edenkoben 84.Geburtstag: 23.03. Maria Blum, Hettenleidelheim 02.03. Prof. Dr. Hermann-Josef Wilbert, Landau/Pf. 30.03. Dr. Werner Grieshaber, Ludwigshafen/Rh. 05.03. Otmar Jotter, Grünstadt 02.04. Erich Bettag, Dudenhofen 19.03. Ute Falk, Kusel 14.04. Barbara Haug, Limburgerhof 20.03. Ute Haußmann, Frankenthal 07.05. Anna Maria Mayer, Kaiserslautern 29.03. Dr. Horand Rittersbacher, Birkenheide 12.05. Sigrid Sattler, Kirchheimbolanden 31.03. Eva Marie Schulze-Seidle, Hördt/Pf. 18.05. Katharina Blickensdörfer, Kaiserslautern 06.04. Gisela Lutz, Frankenthal 21.05. Marliese Zahn, Stetten/Pf. 15.04. Ernst Müller, Pirmasens 22.05. Prof. Dr. Erich Renner, Insheim 25.04. Edith Hohlreiter, Kaiserslautern 04.06. Sybil Denschlag, Worms 02.05. Dr. Bertold Moser, Landau/Pf. 10.06. Otto Kaiser, Rodenbach 12.06. Dr. Volker Christmann, Weidenthal 13.06. Sigrid Stepp, Speyer 17.06. Emma Streibert, Bad Dürkheim

82.Geburtstag: 85.Geburtstag: 04.01. Elisabeth Henrich, Kaiserslautern 17.01. Friedrich Beisel, Pirmasens 22.01. Prof. Dr. Heinz Helfrich, Kaiserslautern 10.02. Ernst Will, Kirchheimbolanden 23.01. Richard Gehring, Bruchweiler-Bärenbach 11.02. Prof. Dr. Wolfgang Leuckel, Bad Dürkheim 01.02. Gerhard Klaiß, Limburgerhof 03.03. Karl-Heinz Rößler, Mehlingen 02.02. Albert Pflüger, Frankfurt/M. 18.03. Hermann Winicker, Kaiserslautern 06.02. Gretel Neubauer, 20.03. Otto Schmid, Neustadt/W. 01.03. Prof. Dr. Heinrich Kauss, Kaiserslautern 22.03. Otmar Scherrer, Winnweiler 05.03. Hans-Joachim Wünstel, Kirchheimbolanden 26.04. Kurt Hugo Laininger, Heimbach 08.03. Dr. Helmut Bach, Bad Dürkheim 20.05. Klaus Elle, Bad Kreuznach 17.03. Johanna Berg, Kirchheimbolanden 30.05 Ingeborg Schäfer-Siebert, Speyer 22.03. Ursula Wollnik, Battenberg 12.06. Rudi Steiner, Billigheim 28.03. Werner Schimeczek, Landau/Pf. 30.03. Gerhard Birkenhauer, Bendorf-Sayn 86.Geburtstag: 08.04. Wolfgang Minor, Wachenheim 11.01. Dr. Walter Böhm, Grünstadt 26.04. Peter Lüdke, Frankenthal 14.01. Alois Baade, Ottersheim 29.04. Konrad Fitz, Bad Dürkheim 02.02. Dr. Wilfried Willer, Heidelberg 02.05. Gotlind Gom, Neustadt/W. 10.02. Ursula Steinle, Birkenfeld 04.05. Dr. Siegfried Weidlich, Waldfischbach-Burgalben 19.02. Richard Stöbener, Bad Bergzabern 14.05. Werner Wust, Kaiserslautern 20.02. Gerhard List, Ludwigshafen/Rh. 16.05. Ingrid Kühneweg, Bad Dürkheim 02.03. Dieter Franz, Kaiserslautern 17.05. Joachim Platz, Neustadt/W. 18.03. Dr. Günther Heinemann, Ingelheim 01.06. Dr. Helmut Romberg, Bad Dürkheim 30.03. Jutta Mankel, Neustadt/W. 07.06. Erika Goßlau, Bobenheim-Roxheim 14.04. Willibald Rasche, Kaiserslautern 10.06. Prof. Dr. Hans Schupp, Saarbrücken-Schafbrücke 09.05. Erika Diehlmann, Annweiler/Trifels 15.06. Dieter Motzenbäcker, Kaiserslautern 11.05. Franz Stalla, Ludwigshafen/Rh. 22.06. Dr. h.c. Dieter Korneck, Wachtberg 31.05. Hannegret Kramer, Bolanden 26.06. Jutta Körner, Grünstadt 18.06. Hans Seiter, Edesheim

83.Geburtstag. 87.Geburtstag: 04.01. Helmut Becher, Kriegsfeld 15.02. Gabriele Dietrich, Kirchheimbolanden 16.01. Einald Sandreuther, Obrigheim 15.03. Friedrich Koch, Neunkirchen 16.01. Bernadette Schollmaier, Trippstadt 12.04. Adolf Borell, Hainfeld/Pf. 17.01. Dr. Friedrich Vogt, Ludwigshafen/Rh. 13.04. Alfred Welter, Zweibrücken 14.02. Karl Müller, Kaiserslautern 15.04. Karl Bäder, Grünstadt 13.02. Rudolf Heinz, Trippstadt 27.04. Prof. Dr. Heinrich Bär, Kaiserslautern 19.02. Christa Rössler, Mehlingen 25.05. Inge Lechner, Ludwigshafen/Rh. 04.03. Dr. Rudolf Zimmer, Pirmasens 31.05. Prof. Helmut Johanni, Kaiserslautern 12.03. Dr. Helmut Mutzbauer, Bad Dürkheim 23.03. Elisabeth Klein, Kirchheimbolanden 88.Geburtstag: 08.04. Karl Heinz Himmler, Lambrecht 28.01. Rosemarie Dirion, Bad Dürkheim 13.04. Herbert Eberle, Kaiserslautern 18.02. Dr. Gerhard Weiß, Kaiserslautern 14.04. Marianne Müller, Kusel 23.03. Dr. Stefan Jentsch, Neustadt/W. 21.04. Ruth Weil, Kaierslautern 26.03. Ulrich Heinze, Obersülzen 28.04. Adolf Grub, Idar-Oberstein 27.03. Hans Rödel, Kirchheimbolanden 29.04. Dieter Hünerfauth, Koblenz 28.04. Dr. Jürgen Haug, Limburgerhof 05.05. Norbert Sischka, Germersheim 03.05. Rolf Bäppler, Lambrecht 11.05. Hedwig Schwab, Kirchheimbolanden 13.05. Elli Schäfer, Rüdesheim/ Kreis Bad Kreuznach 03.06. Anneliese Blömeke, Neustadt/W. 56 GEBURTSTAGE 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

24.06. Fritz Stauch, Zweibrücken 92.Geburtstag: 12.02. Renate Schuster, 89.Geburtstag: 30.03. Maximilian Klein, Kirchheimbolanden 24.01. Robert Zill, Kaiserslautern 17.04. Prof. Dr. Heinrich Klein, Kaiserslautern 18.03. Hannelore Reh, Kaiserslautern 06.05. Werner Fischer, Alsfeld 17.04. Ingeborg Baldus, Montabaur 31.05. Edeltraud van Gyseghem, Gonbach 25.04. Dr. Ortwin Schivanovits, Dreisen 08.06. Dr. Manfred Lechner, Ludwigshafen/Rh. 29.04. Dr. med. Bernhard Orth, Bad Dürkheim 10.06. Albert Schmid, 27.05. Dr. Helmut Götz, Neustadt/W. 23.06. Elisabeth Kiekow, Neustadt/W.

90.Geburtstag: 93.Geburtstag: 03.02. Annelie Hömke, Kirchheimbolanden 17.01. Wolfgang Thienel, Ludwigshafen/Rh. 05.02. Dr. Walter Lahl, 26.04. Leo Dörr, Schweisweiler/Alsenz 21.02. Prof. Dr. Otto Roller, Speyer 21.02. Johanna Schuck, Zweibrücken 94.Geburtstag: 20.03. Ing. grad. Robert Schmidt, Daaden 05.01. Kurt Lubenau, Neustadt/W. 27.04. Dr. Fritz Dirion, Bad Dürkheim 21.03. Dr. Lore Reinhardt, Kaiserslautern 16.06. Prof. Dr. Hans-Joachim Kornadt, Forst 01.04. Lieselotte Weichbrodt, Simmertal 22.05. Alfred Stiefel, Norheim/Nahe 91.Geburtstag: 19.06. Liesel Bender, Brühl-Kierberg 13.02. Hartmut Bechtloff, Kaiserslautern 17.02. Rudolf Weichbrodt, Simmertal 95.Geburtstag: 27.02. Dr. Horst Hömke, Kirchheimbolanden 22.04. Ludwig Orth, Wachenheim 27.03. Hertha Wehr, Kaiserslautern 27.03. Dorothea Teichmann, Haßloch 96.Geburtstag: 09.04. Helmut Starck, Kirchheimbolanden 07.01. Lieselotte Böhl, Kaiserslautern 11.04. Dr. Adolf Müller, Saarbrücken 22.06. Peter Rieger, Edenkoben 21.05. Walter Edinger, Mörsfeld 02.06. Ursula Droll, Kirchheimbolanden 98.Geburtstag: 03.04. Herta Gillet, Edenkoben 29.04. Günther Wagner, Pirmasens

102.Geburtstag: 24.01. Heinrich Rohrbacher, Bonn

Verstorbene

Christa Bukowski, Südbrookmerland, am 10.8.2016 mit 93 Jahren, Dr. Günter Schmötzer, Grünstadt, am 13.8.2016 mit 88 Jahren, Ernst Schumacher, Lehrer i.R., Neustadt/W., am 26.5.2016 im 75.Lebensjahr, Walter Schuster, Weisenheim a.Sand, am 8.4.2016 im 73.Lebens - jahr. POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 57 Veranstaltungsprogramme

Verein Gestaltet wird der Abend von Karin und Alfred Kubitzsch 19.30 Uhr, Gemeindehaus Weierhof Samstag, 5. November 2016 Herbsttagung im Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim Themenschwerpunkte: Astronomie, Meteorologie Edenkoben

Freitag, 21. Oktober 2016 Bad Dürkheim Vortrag in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Edenkoben: Geologische Beobachtungen am Rand des Oberrheingrabens bei Donnerstag, 3. November 2016 Edenkoben Vortrag: Schutz von Wiesenvögeln 19.30 Uhr, Museum für Weinbau- und Stadtgeschichte Edenkoben 19.30 Uhr im Haus Catoir Dr. Michael Geiger bietet mit seine Vortag einen interessanten Ein - Bestandserhalt beim Großen Brachvogel sowie bei weiteren Wie - blick in die Entstehung unserer Landschaft. Dabei wird er auch sein senbrütern in den Donauauen südöstlich von Regensburg durch neues Buch „Haardt und Weinstraße - ein Geo- und Bild-Führer“ vor - Gelege- und Kükenschutz. Elektrozäune als eine Hilfe. stellen. Referent: Dr. Hans-Jörgen Kolbinger, Regensburg (ehemaliger 2. Vorsitzender der Ortsgruppe Grünstadt) Mittwoch 16. November 2016 Direkte Informationen zum Thema finden sich auf der web-site der Die Ortsgruppe pflegt zwischen Edenkoben und dem Haardtrand KG Regensburg im LBV unter http://regensburg.lbv.de/aktivitae - ca. 4 Hektar Streuobstwiesen. Der Erhalt alter Obstbäume und die ten/grosser-brachvogel.html Förderung der ökologischen Vielfalt stehen dabei im Vordergrund. Eine gemeinsame Veranstaltung von BUND, NABU und POLLICHIA Beim der Veranstaltung soll insbesondere der fachgerechte Schnitt von Hochstammbäumen vermittelt werden. POLLICHIA –Treffs 15.30 Uhr, Parkplatz Verbandsgemeinde Edenkoben Interessierte POLLICHIA ner treffen sich regelmäßig einmal im Monat, um aktuelle Erfahrungen auszutauschen, um zu Fragen des Samstag 10. Dezember 2016 Natur- und Umweltschutzes Stellung zu beziehen oder auch um Biotoppflege am Werderberg Arbeitseinsätze zu koordinieren. Diese Treffs finden in der Regel am Die Sukzessionsflächen am Haardtrand werden durch zahlreichen ersten Mittwoch eines Monats um 20.00 Uhr im Pfalzmuseum/ POL - Kiefernaufwuchs dominiert und damit ihrer Artenvielfalt beraubt. LICHIA -Museum statt. Über eine rege Teilnahme würden wir uns alle Bei dem Arbeitseinsatz werden daher die Kiefern beseitigt. Weih - freuen. Jeder ist gerne willkommen. An diesen Treffs werden auch nachtsgrün wird gegen Spende abgegeben. weitere Exkursionen kurzfristig geplant. 10 Uhr, Parkplatz Verbandsgemeinde Edenkoben Bitte noch die folgenden Mittwoch-Termine für das Jahr 2016 vor - merken: 2. November; 7. Dezember Germersheim

Bad Kreuznach Dienstag, 17. Januar 2017 Film „Die Unterwasserwelt des mittleren Oberrheingrabens“ und Samstag, 12. November 2016 anschließend Mitgliederversammlung der Kreisgruppe. Jahresabschlusstreffen der POLLICHIA-Gruppe Bad Kreuznach, Der Film von Herrn Weinmann zeigt Bilder von Tauchgängen in Kies - Gäste sind herzlich willkommen gruben bei Karlsruhe und Leimersheim. Haus der SeniorInnen in Bad Kreuznach, Mühlenstraße 25 19 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum am Marktplatz in Kan - Anfahrt: Mit Bahn (Fußweg ca. 10 min.) oder Bus (Fußweg ca. 2 del min.). Bei Anfahrt mit dem PKW Parkmöglichkeit im direkt gegen - überliegenden Parkhaus Innenstadt (gebührenpflichtig). Sonntag, 19. Februar 2017 Exkursion „Bäume und Sträucher im Winterzustand“ Vormittags ab 10 Uhr Auch im Winter kann man die Bäume und Sträucher anhand der Multimediashow „Unterwegs in Patagonien und Feuerland“ Knospen ansprechen. Referentin: Dorothea Didlaukies, Meisenheim Leitung: Dr. Peter Thomas 10 Uhr am Netto-Parkplatz in Hatzenbühl (Supermarkt am Ortsein - Nachmittags ab 14 Uhr gang aus Richtung Jockgrim) Jahresrückblick in Bildern der Exkursionen des Jahres 2016 Powerpoint-Präsentation Referent: Jörg Homann, Hargesheim Kaiserslautern

Mittwoch, 9. Dezember 2016 Donnersberg Lichtbildervortrag: Arten- und Strukturvielfalt in von Douglasien geprägten Wäldern Dienstag, 8. November 2016 Referentin: Dr. Patricia Balcar „Naturpark in Botswana“ 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz Die Mennonitengemeinde Weierhof lädt die POLLICHIA ein. „Biopest oder Rettung im Klimawandel“. Kaum eine Baumart steht 58 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

so im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft wie Mittwoch, 1. März 2017 die Douglasie. Untersuchungen in älteren Douglasienwäldern zei - POLLICHIA-Treff gen, ob und gegebenenfalls wie sich die Baumart in unsere Ökosys - Bildvortrag: Libellen teme einfügt und welche heimische Arten sie begleiten können. Leitung: Dr. Jürgen Ott und Annalena Schotthöfer 17.00 Uhr Gemeindesaal der Matthäuskirchengemeinde Landau, Mittwoch, 14. Dezember 2016 Drachenfelsstraße 1a Lichtbildervortrag: Buberitze, Guckemucke, Wolfsrauch – Pilze der Pfalz in historischen Darstellungen Referent: Jörg Haedeke Mittelrhein / Westerwald 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz Ausgehend von einem Bericht aus dem 19. Jhd. werden Bilder ein - Mittwoch, 2. November 2016 heimischer Pilzarten anhand alter Abbildungen (Boudier, Gillet, Vortrag „Forschung im Hinterzimmer. Das unterschätzte Wissen der Krombholz, Sturm und anderen) gezeigt Laien - Citizen Science“ Referent: Dr. Hermann Josef Roth 17 Uhr, Zoologisches Forschungsmuseum Alexander König, Bonn Kusel Ob Darwin, Mendel oder Alexander Koenig heute noch eine Chance hätten? Schließlich waren sie auf ihren Gebieten „nur“ Amateure, Samstag, 12. November 2016 und keine Berufsforscher. Was sie antrieb, war Freude an der Natur Von Affen, Menschenaffen, Affenmenschen und Menschen – Ent - und der Wunsch, ihre Geheimnisse zu entschleiern. Auch heute pfle - wicklungsgeschichte des Menschen gen unzählige Laien leidenschaftlich ihre Hobbys und leisten in Kaum ein Thema hat uns Menschen mehr beschäftigt und in der Dis - ehrenamtlicher Forschung Unverzichtbares. kussion zu Kontroversen und Auseinandersetzungen geführt als die Dennoch gelten Wissenschaft und Forschung als Privileg der Profis, Frage nach unserer Herkunft. Selbst heute bietet das Thema das Wirken der Laien als zweitklassig. Dabei sind ihre Leistungen Menschwerdung noch Anlass zum Streit. Und obschon eine Vielzahl meist lebensnäher und bedeutsamer denn je. Wikipedia zum Bei - neuer Funde mehr Licht ins Dunkel geworfen hat, hat sich die Anzahl spiel wäre ohne Citizen Science undenkbar. offener Fragen nicht verringert. Die Entwicklung des Menschen ist Der Vortrag vermittelt eine Begegnung mit der Ideenwelt von Citizen noch immer eines der spannendsten Phänomene der Paläontologie. Science und schildert konkrete Beispiele. Er gilt als Impulsvortrag für Der Vortrag hat das Ziel, die stammesgeschichtliche und die archäo - eine praxisbezogene Veranstaltungsreihe. logisch fassbare kulturelle Entwicklung des Menschen von den Anfängen bis in die späte Altsteinzeit vorzustellen und die Schwie - rigkeiten der Rekonstruktion unserer Herkunft zu beleuchten. Pirmasens Referent: Dr. Christoph Bernd, Bexbach 19.00 Uhr, Hauswirtschaft Koch, Kusel Dienstag, 20. Dezember 2016 Gemütliches Beisammensein zum Jahresausklang Samstag, 3. Dezember 2016 Wir zeigen Naturaufnahmen (digital) unserer Mitglieder. Bitte mel - POLLICHIA-Stammtisch mit Besprechung des Programms für 2017 den, wer dazu beitragen möchte. Gemütliches vorweihnachtliches Beisammensein. 20 Uhr, Carolinensaal (Alter Friedhof) 19.00 Uhr, Hauswirtschaft Koch, Kusel Dienstag, 21. Februar 2017 Jahreshauptversammlung Landau 20 Uhr, Carolinensaal (Alter Friedhof)

Mittwoch, 2. November 2016 POLLICHIA-Treff: Speyer Bildvortrag: „Teneriffa - das andere Galapagos“ Leitung: Klaus Mittmann, Ludwigshafen Donnerstag, 24. November 2016 17.00 Uhr, Hotel Kurpfalz, Landau, Horstschanze 8 Themenabend „Fische und Fischerei in der Pfalz“ Anmeldung erwünscht bei Dr. Geiger: [email protected] oder Tel. Referent: Thomas Oswald (Dipl. Biol., Fischereireferent der SGD Süd) 06341 50690 18 Uhr, Deichmeisterei/Neubaugruppe, Industriestraße 70, 67346 Speyer. Mittwoch, 7. Dezember 2016 POLLICHIA-Treff (Ansprechpartner für Rückfragen: [email protected], „Landau, die Pfalz und die Welt“ Tel. 0177-4395865) Mitglieder berichten über Begegnungen mit der Natur 17.00 Uhr, Gemeindesaal der Matthäuskirchengemeinde Landau, Drachenfelsstraße 1 a Zweibrücken

Mittwoch, 22. Februar 2017 Dienstag, 15. November 2016 Mitgliederversammlung mit Wahlen Lichtbilder-Vortrag: „Naturerlebnisse in Madagaskar“ 18.30 Uhr Gemeindesaal der Matthäuskirchengemeinde Landau, Referent: Klaus Hasemann, Zweibrücken Drachenfelsstraße 1a 19.30 Uhr, Vereinsheim des SV-Zweibrücken-Niederauerbach am Hallenbad, Zweibrücken POLLICHIA- KURIER 32 (4) – 2016 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 59

Dienstag, 24. Januar 2017 Honigbienen am Pfalzmuseum Jahreshauptversammlung Seit dem Sommer 2015 sind Honigbienen zu Gast im Garten des 19.30 Uhr, Vereinsheim des SV-Zweibrücken-Niederauerbach am Pfalzmuseums. 2016 ist das Bienenjahr, für das viele Veranstaltun - Hallenbad Zweibrücken gen und Aktionen rund um das Thema Bienen geplant sind. Von den Experimenten am Sonntag über die offene Forschungswerkstatt bis zum Internationalen Museumstag und der „Summenden Nacht“ - AK Astronomie das Jahr 2016 lockt mit einem bunten und abwechslungsreichen Programm über die sozialen Hautflügler, Honig, Wachs und vieles 3. November 2016 mehr. Was ist eigentlich ein AMS? Referent: Dr. Boudier Neues Angebot für Schulen: Die Sparkassen-Bionik- Schatzkiste 1. Dezember 2016 Ein Projekt von Pfalzmuseum für Naturkunde - Was die Welt zusammenhält - Einblicke in das Kernforschungszen - POLLICHIA-Museum Bad Dürkheim und Sparkasse trum CERN Rhein-Haardt Referent: Dr. M. Rauls Zusammen mit der Sparkasse Rhein-Haardt startet das Pfalzmu - seum für Naturkunde ein neues dreijähriges Projekt für Schulen. 5. Januar 2017 Begleitet von ausgebildetem Fachpersonal kommt die Sparkassen- Sterngucken mit dem Fernglas Bionik-Schatzkiste in Schulen vor Ort und bietet als Unterrichtsein - Referent: Herbert Dressler heit eine anschauliche Einführung in das Thema „Bionik - Lernen von der Natur“. Mit über dreißig Gegenständen aus Natur und (Jeweils 19.30 Uhr, Pfalzmuseum für Naturkunde) Technik, mehreren Zuordnungskarten, Arbeitsblättern sowie Sach- und Schulbüchern wird vermittelt, wie aus einem genauen Sternbeobachtungen können zur Zeit nicht stattfinden, da der Beobachten und Analysieren der Natur Ideen entstehen können Wachenheimer Ballonfahrerplatz auf unbestimmte Zeit gesperrt ist. für natur-, umwelt- und menschengerechte Entwicklungen in der Technik. Zielgruppe sind alle Schularten ab der 3. Klasse bis zur Oberstufe. Einzelheiten zu Dauer, klassenspezifischer Durchfüh - rung und inhaltlichen Schwerpunkten werden in individuellen Vor - Pfalzmuseum für Naturkunde gesprächen mit interessierten Lehrkräften abgeklärt. Kosten für die Schule ab 2016: 50 € pro Einsatz für die Ausleihe der Sparkas - Öffentliche Führungen sen-Bionik-Schatzkiste. Jährlich sind 25 Einsätze in Schulen im Ein - Termine: Jeweils am ersten Sonntag des Monats um 11 Uhr und nach zugsgebiet der Sparkasse Rhein-Haardt und zwei Lehrerfortbil - Vereinbarung (auf Wunsch auch in englischer oder französischer dungen möglich. Unterrichtsmaterialien und Personalkosten wer - Sprache). Dieses Angebot richtet sich vor allem an Erwachsene, die den von der Sparkasse Rhein-Haardt übernommen. Interessantes rund um die Natur der Pfalz und zum Museum erfah - Information & Anmeldung: Ute Wiegel Tel. 07247/2072655 oder ren wollen. Dauer ca. 1 Stunde. Anschließend besteht die Gelegen - E-Mail: [email protected]. heit, das Museum auf eigene Faust zu erkunden oder bei Kaffee und Kuchen in gemütlicher Runde zu plaudern, bei entsprechender Wit - terung auch im schönen Freigelände. Kosten: 7 € einschl. Eintritt, Kuchen und Kaffee (ohne Kaffee und Kuchen 5 €). Anmeldung GEOSKOP auf Burg Lichtenberg bei Kusel erforderlich unter 06322/9413-21 (täglich außer montags). Busver - bindung Linie 485: Ab - Bad Dürkheim Bahnhof 10:50 Uhr, An - Her - Neues Erlebnisprogramm für die Klassenfahrt auf Burg zogweiher/Pfalzmuseum 10:57 Uhr, Rückfahrt: 15:25 Uhr. Lichtenberg Begeben Sie sich mit Ihren Schülern auf eine atemberaubende Reise NaturTreff in die Pfälzer Urzeit vor rund 290 Millionen Jahren! Das Urweltmu - Das Pfalzmuseum für Naturkunde - POLLICHIA Museum bietet diese seum GEOSKOP auf Burg Lichtenberg entführt Schüler und Erwach - Veranstaltungsreihe speziell für Seniorinnen und Senioren an. In der sene in die faszinierende Welt der Steine. Mit Spiel, Spaß und Span - gemütlichen Atmosphäre des Forums werden bei Kaffee und nung nähern sich die Teilnehmer der Erde und ihrer Geschichte aus Kuchen vielfältige Themen aus Natur und Umwelt vorgestellt. ungewohnter Perspektive. Das dreitägige Erlebnisprogramm wird in Anhand von ausgewählten, musealen Objekten werden die Natur - Kooperation mit der Musikantenland-Jugendherberge Burg Lich - schätze aus der Pfalz interessant und lebendig erklärt. Neben den tenberg angeboten. Es ist ganzjährig buchbar und auch für körper - Informationen soll diese Veranstaltung vor allem Austausch und lich behinderte Kinder geeignet. Kontakt für naturinteressierte Seniorinnen und Senioren bieten. Die Veranstaltungen finden jeweils mittwochs von 14.30 Uhr bis 16 Uhr Naturgeschichte zum Anfassen statt. Die Kosten betragen inklusive Kaffee und Kuchen 7 €. Die Kos - Im Urweltmuseum GEOSKOP geht es unter fachkundiger Beglei - ten beinhalten auch den Eintrittspreis in das Pfalzmuseum. Für diese tung auf Entdeckungstour durch Kohlesümpfe, Seen und Halbwüs - Veranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich, für Gruppen mög - ten — ein Besuch bei den Ahnen der Dinosaurier. Die Schüler erleben lichst 14 Tage vor dem Termin unter Tel. Nr. 06322/9413-21 (täglich Deutschland, als es am Äquator lag und Vulkane glutflüssige Lava außer montags). Busverbindung Linie 485: Ab - Bad Dürkheim Bahn - spuckten. Danach werden in einer abwechslungsreichen Spielshow hof 13:35 Uhr, An - Herzogweiher/Pfalzmuseum 13:42 Uhr, Rück - die Wissenskönige der Naturhistorie gesucht. Am nächsten Tag füh - fahrt: 17:07 Uhr. ren kleine Experimente spielerisch in die bunte Welt der Gesteine, Minerale und Fossilien ein. Die Erdkugel wird nachgebaut und ein Vulkan zum Ausbruch gebracht. Am Nachmittag geht es um die hohe Kunst des Tierspurenlesens. Nach Anleitung werden Abgüsse 60 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 32 (4) – 2016 POLLICHIA- KURIER

von echten Ursaurier-Fährten hergestellt. Programmpreis „Naturge - In August Beckers „Die Pfalz und die Pfälzer“ von 1857 ist die Rhein - schichte zum Anfassen“: 32,30 € p. P. Die Übernachtungspreise der niederung südlich von Speyer folgenermaßen beschrieben: Jugendherberge finden Sie unter www.DieJugendherbergen.de, Die Buchung erfolgt über die Jugendherberge: Musikantenland – „Der Strich am Rhein ist hier ziemlich menschenleer. Der Strom fließt Jugendherberge, Burgstraße 12, 66871 , thallich - durch niederes Land, von Waldung und Gebüsch umgeben. Nur hie [email protected]. und da sieht man eine Fischerhütte am flachen Ufer oder ein schmutziges Fischerdorf zwischen den Weiden und Erlen. Man Mittwoch, 2. November 2016 glaubt sich völlig in die Ebenen Norddeutschlands oder in Ungarns „TERRA MAGICA – das wissenschaftliche Forum am Urweltmuseum Steppen an der Theiß und Donau versetzt; so still, flach und wild ist GEOSKOP“ es ringsumher. Nur hie und da steigt ein Reiher oder eine Schnepfe „Quecksilberbergbau am Potzberg – ein historischer Überblick“ auf, wie diese „Rheinauen“ und Ufer außerordentlich reich an Referent: Jan Fickert, Kulturwissenschaftler, Neunkirchen a. P. Geflügelwild sind. Reizlos ist eine Nachenfahrt auf dem Rhein hier 19.30 Uhr Zehntscheune, Burg Lichtenberg (Pfalz). Altersgruppe: keineswegs und es weckt der breite, mächtige Strom der poeti - 10-99. schen Stimmungen gerade genug. Oft scheint er nur ein wallender See zwischen dem buschigen Ufer zu sein. Hie und da trifft man auf Sonntag, 20. November 2016 einige Fischer. Die mächtigen Rheinarme, Altrheine genannt, sind Fortbildungsveranstaltung „Einführung in die makroskopische belebt von einer Menge Fische aller Art, und die Auen zwischen Gesteinsbestimmung (Teil 1 – Grundlagen)“. Für Schüler und ihnen bergen die Nester brütender Wasservögel.“ Erwachsene ohne Vorkenntnisse. Leitung: Dr. Sebastian Voigt Ganz so natürlich, wie der Text Beckers glauben lässt, war die Rhein - 13 - 15 Uhr, Urweltmuseum GEOSKOP, Seminarraum. Kosten: 6 € niederung seinerzeit indessen nicht mehr. Die Durchstiche für die pro Person. Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder Rheinkorrektion zwischen Germersheim und Speyer wurden von [email protected]. den Jahren 1826, 1837 und 1842 vorgenommen. In der Folge sank das Grundwasser und die Landnutzungen wurden intensiver. Heute Sonntag, 20. November 2016 würde August Becker „den Strich am Rhein“ nicht wiedererkennen. Fortbildungsveranstaltung „Einführung in die makroskopische (Red.) Gesteinsbestimmung (Teil 3 – Sedimentite)“. Für Schüler und Erwachsene. Besuch der Veranstaltung „Einführung in die makro - skopische Gesteinsbestimmung (Teil 1 – Grundlagen)“ bzw. adä - quate Kenntnisse werden vorausgesetzt. Leitung: Dr. Sebastian Voigt 15 - 17 Uhr, Urweltmuseum GEOSKOP, Seminarraum. Kosten: 6 € pro Person. Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder [email protected].

Mittwoch, 7. Dezember 2016 „TERRA MAGICA – das wissenschaftliche Forum am Urweltmuseum GEOSKOP“ „Die Erde ist eine Kartoffel – vom Problem, Höhen zu messen“. Referent: Martin Bertges, Dr. Bertges Vermessungstechnik, Neunkir - chen a. P. 19.30 Uhr, Zehntscheune, Burg Lichtenberg (Pfalz). Altersgruppe: 10-99.

Mittwoch, 14. Dezember 2016 KUS | AK Astronomie am GEOSKOP - Quartalsveranstaltung. „Radioastronomie – Kein Buch mit sieben Siegeln“. Referent: Martin Bertges, Dr. Bertges Vermessungstechnik, Neunkir - chen a. P. 19 Uhr, Urweltmuseum GEOSKOP, Seminarraum. Altersgruppe: ab 10 Jahren.

Der Rhein auf Höhe von Römerberg bei der Insel Flotzgrün. Das Bild dokumentiert nicht etwa einen bislang vertuschten Reaktorunfall in Philippsburg, sondern entstand beim Brand einer Halle in Philippsburg-Rheinsheim, in der Dachpappe und Bitumen gelagert waren (4. Mai 2011). POLLICHIA- KURIER BUCH-SHOP

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Nicht nur Weihnachten steht vor der Tür, sondern auch die Umstellung auf Winterzeit und damit die langen Winterabende…

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Aufruf zur Erfassung der Ambrosie - die Suche geht weiter

Seit einigen Jahren ist die Beifußblättrige Ambrosie einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Fachleute weisen seither in allen Medien auf das hohe allergene Potenzial dieser ursprünglich aus Nord - amerika stammenden Pflanze hin, die bis in den Herbst hinein blühen kann. Inzwischen tritt die unscheinbare Pflanze mit dem wissenschaft - lichen Namen Ambrosia artemisiifolia nicht nur im südlichen Europa, sondern auch in Deutschland regelmäßig auf. Auch in Rheinland-Pfalz hat sie Fuß gefasst. Darüber wurde im POLLI - CHIA-Kurier schon mehrfach berichtet. Einige Bestände, vor allem an Straßenrändern in der Vorderpfalz, haben sich etabliert und sind schon bekannt. Wie aber sieht es insgesamt in der Pfalz und im gesamten Bun - desland aus? Diese Frage steht weiterhin im Mittelpunkt eines Woran kann ich die Ambrosie erkennen? Ambrosia-Erfassungsprojektes, das vom Umweltministerium fi - Die Wuchshöhe der Ambrosie schwankt sehr in Abhängigkeit nanziell unterstützt wird. vom Standort. Sie kann mit einer Reihe von ähnlichen Arten ver - „Mitmachen kann jeder“, so Johannes Mazomeit von der wechselt werden. Besonders charakteristisch für die Ambrosie Ambrosia-Koordinierungstelle der POLLICHIA. sind einerseits die tief fiederschnittigen Blätter und anderseits die traubenförmigen Blütenstände. Darüber hinaus ist der Stän - Wo wächst die Ambrosie? gel meist deutlich abstehend behaart. Als ungewollte Beimischung sind die Samen der Ambrosie häufig Ein Artenportrait mit Fotos von der Beifußblättrigen Ambrosie, in Vogelfuttermischungen enthalten. Dadurch wird sie immer der leicht mit ihr zu verwechselnden Ausdauernden Ambrosie wieder aufs Neue freigesetzt. Entsprechend kann die Pflanze fast wie auch anderer „Doppelgänger“ finden sich u. a. unter in jedem Garten, z.B. unter Vogelhäuschen auftreten. www.arten.info.net (Gefäßpflanzen, Artenportraits). Inzwischen breitet sich die Art aber auch unabhängig davon Allergiker sollten auf jeden Fall Abstand zu blühenden Pflanzen längs des Straßennetzes aus. halten! Im Rahmen des Erfassungsprojektes sind einerseits Vorkommen im Bereich des Siedlungsbereiches von Interesse, wie z. B. auf Wie kann ich die Ambrosie melden? Brachen in Wohn- und Gewerbegebieten, auf Grünflächen an Idealerweise erfolgt die Meldung mit einem Foto der Pflanze Bahnhöfen und Parkplätzen. Aber auch im Wald (auf Wildä - sowie mit Angaben zur Anzahl der gesichteten Exemplare. Mel - sungsflächen), z. B. im Pfälzerwald, Bienwald und bei Boppard, dungen können entweder über die Internet-Meldeseite und auf sandigen Äckern, z. B. bei Jockgrim und in der Umge - www.artenfinder.rlp.de übermittelt werden oder auch per bung von , tritt das Kraut inzwischen an E-mail an [email protected] einigen Stellen schon großflächig auf. Während der Kenntnisstand über die Verbreitung der Ambrosie in der Pfalz inzwischen immer dichter wird, fehlen bislang ak - Für Rückfragen und weitere Informationen: tuelle Meldungen aus den übrigen Landesteilen weitgehend. Johannes Mazomeit: 0621-5390690; Meldungen und Beobachtungen aus diesen Regionen wären email: [email protected] deshalb besonders interessant.