11884 Deutscher Bundestag – 16
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11884 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. September 2007 Dr. Hans-Peter Bartels (A) tauglich sind, dann weist das darauf hin, dass wir ein Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der Bun- (C) Problem haben. Man kann aber auch sagen, dass wir ei- desministerin der Justiz: nen Gestaltungsspielraum bekommen. Diesen Gestal- Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, liebe tungsspielraum wollen wir im Sinne derjenigen Männer Kollegen! Die GmbH ist ein Erfolgsmodell, auch wenn nutzen, die in jedem Jahrgang zum Wehrdienst anstehen. sie ein bisschen in die Jahre gekommen ist. Es gibt sie Darauf bezieht sich unsere Aussage, das Prinzip der seit 1892 – im Wesentlichen unverändert –, und sie ist Freiwilligkeit solle Vorrang haben. seit langem die beliebteste Rechtsform in Deutschland, vor allem für den Mittelstand. Damit dies so bleibt, wol- Unser Modell sieht wie folgt aus: Jeder wird erfasst len wir das GmbH-Recht modernisieren und verbessern. und gemustert. Jeder junge Mann eines Jahrgangs wird Mit unserem Entwurf eines Gesetzes, das kurz MoMiG sich mit der Frage beschäftigen müssen, wie er zum genannt wird, bringen wir die umfangreichste Reform Dienst in der Bundeswehr oder zu einem anderen Dienst des GmbH-Gesetzes seit dessen Inkrafttreten vor steht. Auch wird er gefragt, wie es mit seiner Motivation 115 Jahren auf den Weg. aussehe, zur Bundeswehr zu kommen: Würdest du wol- Dabei geht es uns um zwei Aspekte: len? – Wenn dann die Zahl aufgeht, haben wir kein Pro- blem. Dass sie aufgeht, dafür können wir einiges tun. Erstens wollen wir die GmbH gerade im internationa- Hier sind wir mit den Grünen sehr einig; eine Steigerung len Vergleich noch wettbewerbsfähiger machen. Es soll der Attraktivität der Bundeswehr ist auch heute in jedem einfacher, schneller und kostengünstiger werden, eine Fall eine sinnvolle Sache, in unserem Modell allemal. GmbH zu gründen. – Frau Dyckmans, Sie sitzen ja ganz Man kann einen Bonus geben, man kann Anreize dafür alleine da, Sie Ärmste! geben, dass es aufgeht. Wenn es aber nicht aufgeht, dann (Mechthild Dyckmans [FDP]: Ich schaffe das müssen wir nichts ändern. Dann haben wir eine Wehr- schon! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE pflicht, die so greift, wie sie es heute tut: Es wird nach GRÜNEN]: Die Wirtschaftspartei FDP!) Tauglichkeit und Bedarf eingezogen, und damit sind wir auf der sicheren Seite. Zweitens müssen wir die Gläubiger besser vor Miss- brauch schützen, und zwar insbesondere bei der Insol- Wir sind für mehr Freiwilligkeit, wollen dabei aber venz einer Gesellschaft. Wie erreichen wir dieses Ziel? kein Risiko eingehen. Die Bundeswehr ist für die Sicher- Wir setzen das Mindeststammkapital auf 10 000 Euro heit Deutschlands da, und wir haben ein Modell, das herab und stellen die GmbH damit künftig noch mehr diese Sicherheit auch in Zukunft garantieren kann. Unternehmern zur Verfügung. Gerade für Existenzgrün- der aus dem Dienstleistungsbereich dürften 10 000 Euro Vielen Dank. ein akzeptabler Betrag sein und gleichzeitig ein Mindest- (B) (D) maß an Solidität gewährleisten. Dies bestätigt ein Blick (Beifall bei der SPD) auf vergleichbare Auslandsgesellschaften. Davon abge- sehen hatten wir früher genau den gleichen Betrag, und Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: es ist gutgegangen. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Neu ist die haftungsbeschränkte Unternehmergesell- Überweisung der Vorlagen auf den Drucksachen 16/393 schaft, kurz UG. Die UG kann ohne Mindeststammkapi- und 16/6393 an die in der Tagesordnung aufgeführten tal gegründet werden, muss ihr Mindestkapital von Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstan- 10 000 Euro aber durch eine reduzierte Gewinnausschüt- den? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so tung nach und nach ansparen. Ist das geschafft, kann die beschlossen. UG ohne aufwendigen Umwandlungsvorgang einfach in eine normale GmbH umfirmieren. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 8 auf: Über das Für und Wider einer solchen Klein-GmbH Erste Beratung des von der Bundesregierung ein- mag man zwar streiten, vor allem nachdem wir gleich- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Moder- zeitig das Mindestkapital herabsetzen. Die Verbreitung nisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämp- der englischen Limited in Deutschland hat jedoch ge- fung von Missbräuchen (MoMiG) zeigt, dass es zumindest bei Existenzgründern und Kleinunternehmern einen Bedarf an einer Gesellschaft – Drucksache 16/6140 – mit beschränkter Haftung geben dürfte. Aus Sicht des deutschen Mittelstandes ist dabei vor allem wichtig, dass Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss (f) das Ansehen der GmbH nicht leidet. Ich denke, das ge- Ausschuss für Wirtschaft und Technologie währleistet dieses Modell, weil es klar zwischen GmbH und UG unterscheidet. Deshalb bin ich dem Kollegen Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Dr. Gehb dankbar, dass er diese Idee aufgegriffen und Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich gegen einige Widerstände mit der ihm eigenen Beharr- höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. lichkeit weiterverfolgt hat. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält der Parla- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – mentarische Staatssekretär Alfred Hartenbach. Daniela Raab [CDU/CSU]: Ein Held! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ge- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) gen die Minister!) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. September 2007 11885 Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach (A) Einfacher, schneller und kostengünstiger wird die den, und bei Insolvenzreife müssen die Gesellschafter (C) GmbH-Gründung vor allem durch das sogenannte Grün- selbst Insolvenzantrag stellen; anderenfalls machen sie dungsset. Für Standardgründungen stellt das Gesetz eine sich strafbar. Der Beerdigung insolvenzreifer GmbHs Mustersatzung und ein Muster für die Handelsregister- durch sogenannte Firmenbestatter wird damit die Grund- anmeldung zur Verfügung. Die vertraglichen Bestim- lage entzogen. mungen sind so einfach formuliert, dass eine zwingende Beratung und Belehrung durch den Notar verzichtbar er- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem scheint. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Ab- geordneten der FDP) (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das glauben Sie!) Der Entwurf macht aber nicht bei deutschen Gesell- schaften halt. Die Missbrauchsbekämpfung erstreckt Es genügt eine Beglaubigung der Unterschrift. Ich halte sich sogar auf Auslandsgesellschaften, die im Inland diese Lösung für gut und richtig, möchte aber, lieber agieren. Auch für diese Gesellschaften gilt künftig die Uwe Benneter, aus der Frage „Beglaubigung oder Beur- strafbewehrte Insolvenzantragspflicht. Insolvente Aus- kundung?“ keinen Glaubensstreit machen; wir hatten landsgesellschaften werden also ebenfalls aus dem Ver- hier heute schon genug Glaubensstreite. Wir sollten die kehr gezogen. Lösung wählen, die für die Unternehmen einfach und günstig ist und die Belange des Rechtsverkehrs wahrt. Ich habe Ihnen nun in aller Kürze die wesentlichen Punkte des vorliegenden Gesetzentwurfes vorgestellt. (Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD]) Ich hätte Jerzy Montag gern noch etwas über das Cash- Pooling erzählt. Der Entwurf findet das richtige Gleich- Die Sachverständigenanhörung wird uns dabei sicher gewicht zwischen Modernisierung und Deregulierung weiterhelfen. auf der einen Seite und der Bekämpfung von Missbräu- Zusammen mit der Umstellung des Handelsregisters chen auf der anderen Seite. Die deutsche GmbH braucht auf die elektronische Führung kann das Gründungsset ei- nun den Wettbewerb mit anderen Rechtsformen nicht nen deutlichen Zeitgewinn bringen. Damit sich am Ende mehr zu fürchten. nicht doch wieder alles verzögert, weil vielleicht noch Ich bedanke mich sehr herzlich für die freundliche eine Genehmigung des Gewerbeamtes fehlt, sollen das Aufmerksamkeit. Eintragungs- und das Genehmigungsverfahren entkop- pelt werden. Die Genehmigung kann dann nachgereicht (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) werden. (B) Auch für die Phase nach der Gründung bringt der Ent- Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: (D) wurf Erleichterungen und Verbesserungen. Wir ermögli- Ich gebe das Wort der Kollegin Mechthild Dyckmans, chen den gutgläubigen Erwerb von Gesellschafterantei- FDP-Fraktion. len, wir vereinfachen die äußerst komplizierten Regelungen über Kapitalaufbringung und Kapitalerhal- Mechthild Dyckmans (FDP): tung, und wir stellen das sogenannte Cash-Pooling auf Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol- eine gesetzliche Grundlage. – Ich habe gedacht, Jerzy legen! Noch in der letzten Legislaturperiode hat uns die stellt jetzt eine Zwischenfrage. rot-grüne Bundesregierung einen Gesetzentwurf vorge- (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- legt, der nur die Absenkung des Stammkapitals vorsah. NEN]: Genau: was das ist! Aber ich will dich Das war eindeutig zu kurz gesprungen. Denn Deregulie- nicht in Verlegenheit bringen! – Heiterkeit) rung, Vereinfachung von Gründungen, Bekämpfung von Missbräuchen und Stärkung der Gläubigerrechte sind die Das sind allesamt Punkte, die von der Wirtschaft erwar- wichtigen und zentralen Fragen. Diese müssen mit einer tet und begrüßt werden, die ich aber aus Zeitgründen nur umfassenden Reform beantwortet werden. Deshalb un- in Stichworten erwähnen kann. terstützen wir die grundlegenden Ziele des heute zu be- Ich komme zum zweiten Aspekt der Reform, zur Be- ratenden Entwurfs, die diese Bereiche betreffen, auch kämpfung von Missbräuchen. Ein Problem sind heute wenn man sicher noch über das eine