Sita Sings the Blues Von Nina Paley
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Visuelles Feuerwerk : Sita Sings the Blues von Nina Paley Autor(en): Iten, Oswald Objekttyp: Article Zeitschrift: Filmbulletin : Zeitschrift für Film und Kino Band (Jahr): 51 (2009) Heft 299 PDF erstellt am: 04.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-864031 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch FILMBULLETIN A.OB ANIMATIONSFILM AFilm by NINA PALEY starring ANNETTE HANSHAW as sita www.SITASINGSTHEBLUES.com a film by NINA PALEY starring ANNETTE HANSHAWassitawww.sitasingstheblues.com ^it§ firjgf tfe Wn rïïM dargestellt - versuchen, die Liebesgeschichte von Nina für einige Tage beruflich in New York weilt, Rama und Sita nachzuerzählen - unvorbereitet und beendet Dave per E-Mail ihre Ehe. In einer Spirale in zeitgenössischer Sprache. Aufgewachsen in von Selbstmitleid versinkend versucht Nina lange, verschiedenen Regionen Indiens, sind sie seit früher Dave mit allen Mitteln zurückzugewinnen. Endlich Kindheit mit dem hinduistischen Epos «Ramaya- wagt sie in New York City einen Neuanfang, indem na» vertraut - nur eben, wie bei primär mündlich sie ihren Trennungsschmerz in einem an das Rama- überlieferten Geschichten üblich, mit unterschiedlichen yana angelehnten Film verarbeitet. So weit, so w^&Éh^é3dksûâm^^pâ§mâ&0J Versionen. Immer wieder geraten die drei unspektakulär, hätte Nina nicht die Stimme von Nina deshalb ins Diskutieren, was dem Film viel Paley, der Autorin des Films, die hier in wackeligen Unmittelbarkeit und dank der gelungenen visuellen Strichzeichnungen skizzenhaft einen Abschnitt e0âîTssM>=<s0£aa^g^ilB^IË^âB®oe^SïRaffed^ Umsetzung auch den nötigen Humor verleiht. Antike ihrer Lebensgeschichte vor uns ausbreitet. Tragödie und moderne Komödie liegen hier ganz sMÉMm,<!sÉm^ék(^ÉMMzS^MhÉk> nahe beieinander. Die eigentliche Rahmengeschichte beginnt jedoch im San Francisco unserer Tage und handelt So diskutieren die drei Erzähler von sita vom Zeichner-Ehepaar Nina und Dave, das sich sings the blues über «Indien, vor langer Zeit», mit der Katze Lexi eine Wohnung teilt. Eines einem simplen Zwischentitel, einer zu vagen Ortsund Tages nimmt Dave eine Temporärstelle in Indien an. Zeitangabe. Was nach einstudiertem Chaos Nina bleibt vorerst zu Hause und vermisst Dave klingt, ist in Wirklichkeit eine quasi-dokumenta- sehr. Als dessen Vertrag in Indien verlängert wird, rische Tonaufnahme: Eine Frau und zwei Männer folgt sie ihm nach, allerdings nicht ohne vorher für - im Film als polynesische Schattenmarionetten Lexi ein geeignetes Plätzchen zu finden. Während Das Ramayana hat Paley in Indien kennengelernt, animiert sind. Ohne Anspruch, dass dies vom nieren, gerät sita sings the blues nicht zur blossen nachdem sie 2002 ihrem Ehemann dorthin westlichen Publikum verstanden wird, parodiert Paley Nummernrevue, wie das bei episodischen gefolgt war. Besonders Sita, eine menschliche mit diesen Szenen eine Realfilm-Fernsehserie von Filmen, denen der grosse Bogen fehlt, häufig der Fall Inkarnation der Lotusgöttin Lakshmi, hatte es ihr 1986, die so flächendeckenden Erfolg hatte, dass ist. An die fragmentierte Erzählstruktur gewöhnt angetan. Zum Beweis der Treue gegenüber ihrem deren Version des Ramayana seither den meisten man sich schnell, weil die im Grunde recht abweisenden Ehemann Rama - als Inkarnation des Indern als "Originalfassung" gilt. Mit starren einfache Geschichte auf allen Ebenen mehr oder Gottes Vishnu gerne mit blauer Haut dargestellt - Posen, viel Theaterschminke und gewöhnungsbedürftigen weniger chronologisch vorangetrieben wird. Einmal beging Sita Selbstmord. Ursprünglich wollte die Spezialeffekten wird über neununddreissig verschmelzen die vier Ebenen visuell gar zu einer angestammte Comic-Strip-Zeichnerin Paley der Stunden lang Ramas Leben in endlosen Dialogen einzigen rauschhaften Szene. In einem frenetischen Geschichte in einer post-feministischen Variante und Gesängen nacherzählt. Wie es sich für eine gute Ausdruckstanz überlagern sich Nina und Sita zu ein neues Ende verpassen. Doch als sie unmittelbar Parodie gehört, funktionieren die von einer von Feuer umgebenen Silhouette. nach der Trennung bei Freunden in New York indischamerikanischen Secondos rezitierten ironischen Es mag vermessen klingen, den eigenen unterkam, entdeckte sie mehrere 78-Touren-Schel- Dialoge aber auch ohne dieses Hintergrundwissen. Trennungsschmerz mit demjenigen einer Gottheit zu lackplatten mit Aufnahmen der weissen Jazz-Sängerin Das emotionale Rückgrat von sita sings the vergleichen, doch Paley umschifft die Klippen der Annette Hanshaw aus den zwanziger Jahren. blues bilden zweifellos die Musikeinlagen, die den Sentimentalität mühelos mit Ironie und Selbstkritik. Film in die Nähe eines Bollywood-Musicals mit Sie sucht in der mythologischen Erzählung Ouvertüre und Pausenmusik rücken. In einer Welt aus nach Antworten auf die Frage, warum sie einem FTTH TiTi iTim ra klaren Formen und glatten Oberflächen singt Sita Mann nachtrauert, der sie scheinbar grundlos 5' mit der Stimme Annette Hanshaws, während um schlecht behandelt hat. Während die Beweggründe sie herum geliebt, getanzt, geraubt und gemordet für Ramas abweisende Haltung vom Erzählertrio wird, dass es eine wahre Freude ist. Die Gegenüberstellung diskutiert werden, bleibt Daves Motivation ungeklärt. von Jazzrhythmen, neuzeitlichen Texten Die Autorin erspart uns die tiefere und swingender Animation bildet einen Sog, dem Auseinandersetzung zugunsten einer visuellen tour de force. man sich nur schwer entziehen kann. Dazu kommt, Es verwundert nicht, dass Nina Paley in der dass Hanshaws in Vergessenheit geratene Interpretationen New Yorker Animationsszene Fuss gefasst hat. von Standards aus dem Great American Während in Südkalifornien seit jeher das solide Songbook noch immer unglaublich frisch klingen. Handwerk perfektioniert wird, sammelte sich im Sita erinnert in diesen Clips auf Anhieb an Urbanen New York schon immer die Avantgarde. Betty Boop, jene frühe Cartoon Heldin, die um Jenseits der Fernsehstudios aber war die Szene der 1930 wegen ihrer lasziven Bewegungen und For unabhängigen Animatorenjahrelang stark zersplittert. Diese Lieder über Frauen, die von ihren Liebhabern Erst als sich 2003 zwölfAnimatoren (darunter vernachlässigt oder verlassen worden sind, sprachen auch Nina Paley) zusammentaten, um die DVDs ihr aus der Seele. Sofort verbanden sich in AVOID EYE CONTACT VOLUME 1 und VOLUME 2 ihrer Vorstellung diese Aufnahmen mit der Geschichte herauszubringen, begannen sich viele New Yorker Sitas zu einem stimmigen Ganzen. Vorerst Autoren überhaupt erstmals als loses Kollektiv resultierte daraus der swingende Musikclip trial by wahrzunehmen. fire zu Hanshaws Aufnahme von «Mean To Me», Im gegenwärtigen sita sings the blues- jenem Song, der Paleys Seelenzustand am besten Fieber wird gerne übersehen, dass es in den letzten zum Ausdruck brachte. Jahren an der Ostküste immer wieder Erst im Alter von dreissig Jahren autodidaktisch abendfüllende Autorentrickfilme, vorwiegend von zur Animation gekommen, machte sich die Einzelkämpfern, gegeben hat. Bill Plympton etwa, die 1968 geborene Zeichnerin aufinternationalen men zum Inbegriff der Erwachsenenunterhaltung Ikone des Independent-Zeichentricks, hat bis heute Festivals schnell einen Namen mit kritisch-unter- wurde. Abgesehen davon, dass Sita aus ähnlichen haltsamen Kurzfilmen, fetch, ihr bislang längster Grundformen aufgebaut ist wie Betty, weist sie vor Film, war nur gerade viereinhalb Minuten lang, allem der Gesang als deren Erbin aus. Bevor Betty als sie sich 2004 entschied, trial by fire zu einem im Zuge der Selbstzensur der amerikanischen abendfüllenden Langfilm auszubauen. Filmindustrie 1934 zum züchtigen Dummchen Im Rückblick wirken die zehn vorher degenerierte, begründete sie den Ruf der New Yorker entstandenen Kurzfilme wie Versuchsfelder für die Fleischer-Studios als örtlicher wie inhaltlicher bei Sita sings the blues zum Einsatz kommenden Gegenpol zur damals von Walt Disney dominierten Techniken. Bevor Paley 2001 komplett digital zu Westküstenszene. Max und Dave Fleischer nutzten arbeiten begann, hatte sie von der Super8-Plastilin- ihre Cartoons gerne als Vehikel für Jazzgrössen wie Animation bis zum direkten Zeichnen und Kratzen Louis Armstrong und immer wieder Cab Calloway, auf 7omm-IMAX-Film sämtliche Techniken und dessen Version des «St. James Infirmary's Blues» Filmformate durchprobiert. Diese