Der Markenverband Winterberg
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Der Markenverband Winterberg Ein Beitrag zur Geschichte der westfälischen Mark Von K lau s Ha m per Zur Geschichte der Markendörfer und der Stadt Züschen im Nuhnetal ist 12 80 als Tuschena urkundlich belegt'. Zwei km aufwärts liegt der Denzer Hammer (zu Winterberg) und weitere zwei km die Günninghauser Mühle. Zwischen beiden lag der ausgegangene Ort Günning• hausen (zum Personennamen Gunno), der von 1338 bis 1363 dreimal erwähnt wird'. Im Orketal lag Wernsdor/ (zum Personennamen Warin). Johann Wigands Sohn und Frau Y da zu Medebach geloben 1281 dem Kloster KüsteI• berg eine Rente von einern Gut in »Wernestorp«3. Um 1460 war der Ort noch bewohnt. Bei der Anlage eines Abfuhrweges durch die Marken wurden 1928 die Restmauern einer Kirche freigelegt. Im Lichten 12,60 m lang und 6 m breit, das Chor im Osten und ein Türmchen im Westen, bot sie Raum für etwa 90 Personen. Um 1560 stand die »Kapelle« noch'. Merleheim lag in der Büre (= bei den Häusern) zwischen Silbach und Winterberg. Dort wurden Werkzeuge für Töpferei gefunden, Spuren von Gehöften waren noch zu Seibertz' Zeiten zu sehen. Der Dorfplatz von Haar/eid ist die Flur »In der Hausstätte« in dem Tal, das sich von der Strei in das Ruhrtal hinabzieht. Gerlach von Diedenshausen verkauft dem Ritter v. Viermünden 1395 den Zehnten in »Harfelden« für 12 rhein. Gulden". Unter dem Kurfürsten Engelbert H. (1261-74) wurde die Stadt Winter berg zwischen 1261 und 1266 in bis dahin unbebautem Gelände angelegt, d. h. sie wurde mit Mauern umgeben und erhielt Markt- und Zollrecht sowie die Anerkennung als politische Körperschaft. Sie sollte neben Medebach und Hallenberg als Bollwerk gegen Wald eck und Wittgenstein dienen. Köln besaß um 1307 in der Stadt die Gerichtsbarkeit, die 20 Solidi einbrachte'. Die Hälfte der Hausstättenabgabe (Wartpfennige) warf ebenfalls 20 Solidi ab, die andere Hälfte stand dem Kloster Glindfeld zu. Von der Weide bezog das Kloster Grafschaft jährlich fünf bis zehn Zentner Butter' . Der Zehnte, genannt» Waldtende«, belief sich jährlich auf 13 Malter H afer. Auf diesen Namen geht wohl die heutige Straßenbezeichnung »Am Waltenberg« zurück. , Führer, G., S. 14. - 2 Ebd. S. 139, 159, 160. - 3 Ebd. S. 14. , Ebd. S. 243. - " Ebd. S. 76. - , Seibertz, VB Nr. 484 S.609. - 1 Rüther, S. 149. Quelle: Westfälische Zeitschrift 114, 1964 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org 144 Klaus Hamper Winterberg lag im Schnittpunkte zweier wichtiger Verkehrswege. Die unter dem Namen »Heidenstraße« bekannte Verbindung Köln-Kassel-Leipzig, die schon Kaiser Otto III. auf seiner Reise von Gnesen nach Köln i. J. 1000 benutzt hatte, führte durch das Bergische Land über den Kahlen Asten und die Wasserscheide zwischen Ruhr und Orke (Rhein-Weser). Am Nordhang der höchsten Kuppe des Asten stand der Grenzstein »Uff dem Sonneborn«, der in der Mitte des 15. Jahrhunderts als Freistuhl galt und der »Königs• straße« als Schutz diente". Die zweite Straße führte von Frankfurt-Marburg tiber Winterberg nach Soest. Da die Zentralgewalt des Mittelalters nicht imstande war, für die öffent• liche Sicherheit zu sorgen, bemühten sich die Landesherren, ihr Gebiet gegen feindliche Einfälle zu schützen. Zu diesem Zwecke legten sie an günstigen Stellen der Hauptwege Gräben und bis zu zwei m hohe Erdwälle an und bepflanzten diese mit Strauchwerk. So befahl z. B. der Erzbischof Heinrich von Köln i. J. 1320 der Stadt Medebach, Gräben und Befestigungen, die im Volksmunde Landwehren heißen (fortalitia vulgariter dicta lantwere) anzu legen'. Im Astengebiete lagen fünf Landwehren, von denen noch drei erhalten sind. Die Doppelschanze bei Altastenberg schützte die Heidenstraße gegen Nordenau und steht seit 1943 unter Naturschutz. Der Wall um den Kahlen Asten wird 1484 »Die alte Landwerung« genannt". Der Flurname »Auf der " Homberg, S. 135/37. - , Führer, G., S. 30. - 10 Wrede, S. 49/50. Quelle: Westfälische Zeitschrift 114, 1964 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org Der Markenverband Winterberg 145 Lamfert« zeigt die dritte Landwehr an. Die vierte am Lippesköpfchen war vor 60 Jahren noch vorhanden. Die fünfte, gut erhaltene Landwehr zieht sich etwa 350 m über den Lagerstein und deckte das Weidegebiet des Katern kopfes gegen das Liese- und Nuhnetal. Man bringt den Namen "Katernkopf« mit den früheren Chatten in Verbindung. Vier Landwehren liegen zweifellos innerhalb der Gemarkung, ein Beweis dafür, daß sie keine Grenzen bildeten, sondern zur Sicherung der öffentlichen Straßen angelegt waren. Zur Entstehung der Marken Die sächsischen Marken sind die Reste des zwischen den einzelnen Sied lungen verbliebenen Volkslandes, das noch nicht unter Kultur genommen und also herrenlos war. Bei dem Waldreichtum unserer Heimat konnte bis ins 18. Jahrhundert jeder Siedler zur Benutzung der Mark in dem Maße berechtigt werden, wie es sein Betrieb nötig machte. Daß sich solche Genossen schaften bildeten, wurde zunächst durch das Wachstum der Bevölkerung im 10. und 11. Jahrhundert veranlaßt, das eine Regelung der Nutzung ver langte, zumal wenn Neusiedlungen und Markenteilungen stattfanden. Auch die Eingriffe der Grundherren in die alten sächsischen Volksrechte verlangten eine gemeinsame Abwehr und somit eine feste Ordnung". Die Winterberger Marken dürfen für die früheste Zeit als in sich geschlos sene Wirtschafts gebiete mit Ackerbau, Wiesen, Weiden und Wald angesehen werden. Als ältestes klar erkennbares Feldsystem des oberen Sauerlandes haben wir nämlich eine Verbindung von Einfeldwirtsdlaft und wilder Gras wirtschaft zu betrad1ten. Einfeldwirtschaft, dauernder Getreidebau ohne Brache, dürfte ursprünglich auf dem Binnenlande, wilde Graswirtschaft auf 12 den Außenländern geherrscht haben • Die Einfeldwirtschaft mag im 9. Jahr hundert voll zur Ausbildung gelangt sein, weil in dieser Zeit eine große An zahl von Ortsnamen auf -feld entstanden sind. Auch die Namen auf -heim 1 gelten als früh '. Ferner ist zu beachten, daß an der Heidenstraße das Kloster Küstelberg (600 m ü. NN) zwischen 1150 und 1177 gegründet wurde. Die Abtissin zu Meschede beleiht das Kloster 1177 mit einem wüsten Stammhof, der in den Haupthof Stockhausen gehörte". Schon die ältesten, im 10. und 11. Jahrhundert nachweisbaren Grundherr schaften bestanden in der Regel aus einzelnen Höfen und Hofgruppen, die mit denen anderer Grundherrschaften im Gemenge lagen". In den Winter berger Marken liegen die Besitzungen der Grundherren und der Bauern, wie Hücker nachweist, ohne erkennbare Ordnung über die ganze Gemarkung zerstreut. Friedr. Trippe, der 1874 das Orketal untersucht, berichtet: »Am Fuße des Rods stehen wir vor einer Hausstätte. Einige Minuten weiter auf wärts finden wir am anderen Orkeufer ein kleines Hochplateau mit deut lichen Spuren einer wüsten Hofstätte. Diese Hofwiesen und Bauerngärten sind meist noch mit lebendigen Wallhecken umfriedigt und entwickeln bald nach der Schneeschmelze einen ungleich frischeren Graswuchs als die übrigen 11 Rüther S. 108. - 12 Hömberg S. 93. - l' Ebd. S. 15. - " Führer, G., S. 3. - 15 Vöpel. Quelle: Westfälische Zeitschrift 114, 1964 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org 146 Klaus Hamper Wiesenstücke«'6. Bis zur Ehrenscheider Mühle lassen sich die Hofstätten mit ihren Wallhecken verfolgen. Die natürliche Gestaltung des Nuhnetales, ein zelne Flurnamen wie die »Hausstätte« in Haarfeld und die zerstreut liegen den Wallhecken in Merlheim beweisen, daß auch die drei anderen Marken dörfer aus Einzelhöfen in Streulage bestanden haben. In den Markenbüchern ist nirgends von Gemeindewald oder sonstigem Gemeindegut die Rede. Daß hier niemals Gemeindevermögen in Betracht kommen kann, beweist die Tat sache, daß zu den Berechtigten auch Mitglieder der sauerländischen Ritter schaft gehörten, daß ferner Teile des Vermögens zu Lehen gegeben und noch Jahrhunderte später als solche angesehen wurden". Die Markenverfassung läßt sich im oberen Sauerland erst spät nachweisen. Adolf v. Waldeck überträgt 1237 dem Kloster Bredelar »einige Acker und einen Markenanteil (unam achtworth) auf dem Haus in Giershagel1«'8. Kon rad v. Brochhausen verkauft 1354 dem Grafen Otto v. Waldeck fünf achtworth »die ich hatte von Brochhusen wegen«". Wedekind v. Graf schaft verkauft 1284 dem dortigen Kloster drei Hufen in Grafschaft ... in nemore seu lignis, que vulgariter marka dicuntur'o. über die älteste Geschichte der Winterberger Marken besitzen wir keiner 21 lei Nachrichten. Sie erscheinen urkundlich zum erstenmal: Haarfeld 1485 , 22 Wernsdorf 1572 , Günninghausen 1652 und Merleheim 1663. Die wichtig sten Quellen sind die Markenbücher mit ihren Aufzeichnungen, die bei den Zusammenkünften und jährlichen Versammlungen entstanden. Nach Angabe in den Markenbüchern sind sie nach 1660 angelegt worden: Merleheim 1663, Günninghausen und Haarfeld 1676 und Wernsdorf 1683, dieses als »Manuale oder Markregister über die Mark Wernsdorf«, wo dann im Jahre 1702 ein Dokument aus dem Jahre 1612 erwähnt wird. Die Brände von 1759 und 1791 vernichteten viele Akten. In den folgenden Jahren wurden die erhal tenen Stücke unter der Aufsicht von Notaren gesammelt und die Marken bücher in Ordnung gebracht. Die Abgrenzung der Marken nach außen erfolgt entlang der Wasserläufe bis zu den entlegensten Quellen, den Siepen, d. h. den langgestreckten, von Wasseradern durchzogenen Gründen oder Höhenzügen. Diese Grenzziehung schließt auffallend unregelmäßige, zum Teil spitzwinklige Flächen ein und hat den Vorteil, daß die Grenzen