Willi-Bleicher-Preis 2018: Den Willi-Bleicher-Preis Die Preis- 2018 Erhalten: Träger/Innen KATEGORIE FERNSEHEN: Stefan Tiyavorabun ARD/SWR Vom 23
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WILLI BLEICHER PREIS 2018 JOURNALISMUSPREIS DER IG METALL BADEN-WÜRTTEMBERG BEITRÄGE DER PREISTRÄGERINNEN UND PREISTRÄGER Willi-Bleicher-Preis 2018: Den Willi-Bleicher-Preis Die Preis- 2018 erhalten: träger/innen KATEGORIE FERNSEHEN: Stefan Tiyavorabun ARD/SWR vom 23. Oktober 2017 für „Macht e mobil?“ Thema: Wie die Autoindustrie ihre Krise bewältigen will Seite 8 - 9 KATEGORIE PRINT/ONLINE Zwei Preisträger/innen: KATEGORIE HÖRFUNK: Caterina Lobenstein Die ZEIT vom 8. Dezember 2017 Thilo Schmidt für „Warum verdient Frau Noe nicht Deutschlandfunk Kultur mehr?“ vom 9. Januar 2018 für „Wem gehört Vati samstags?“ Thema: Der ungerechte Lohn in der Pflegebranche Thema: Veränderungen der Arbeitszeit in den letzten Jahrzehnten Seite 28 - 43 Seite 10 - 11 Markus Dettmer und Cornelia Schmergal Der SPIEGEL vom 5. August 2017 für „Halber Job, ganzer Kerl“ KATEGORIE NACHWUCHS: Thema: Wenn Männer Teilzeit arbeiten Laura Meschede wollen Süddeutsche Zeitung Magazin Seite 44 - 54 vom 23. März 2018 für „Die Mensch-Maschine“ Thema: Ein Selbstversuch als Crowd- workerin Seite 12 - 27 3 Willi-Bleicher-Preis 2018: Die Jury Ann-Kathrin Eckardt Redakteurin Süddeutsche Zeitung Prof. Dr. Frank Brettschneider Universität Hohenheim, Institut für Kommunikations- wissenschaft Barbara Roth Fürst-Fastré Bettina Redakteurin Foto © Foto Deutschlandfunk Wolfgang Schorlau Schiller Heike Schriftsteller © Foto 4 Vorwort Notstand in der Pflege, Unsicherhei- ten in der Autobranche, Ausbeutung auf Crowdworking-Plattformen. Und: Arbeitszeitmodelle, die in Tarifrunden hart erkämpft wurden und den Bedürf- nissen der Beschäftigten ihrer jeweili- gen Zeit entsprechen, dann aber doch wieder in der Praxis teilweise anti- quierte Rollenbilder zwischen den Geschlechtern zulassen. Das sind die Themen der Willi-Bleicher-Preis- träger . Ihre Autoren beweisen: Arbeitsthemen treffen den Nerv der Gesellschaft und beschreiben wichtige Trends unseres Lebens. Aber auch: Arbeiten in Deutschland und darüber hinaus ist vielerorts noch verbesse- rungsbedürftig. Für Gewerkschafter heißt das, dass wir uns noch mehr anstrengen müs- sen, um die Arbeitstage der Beschäf- tigten besser zu machen. Das beginnt bei viel zu niedriger Bezahlung zum Beispiel in der Pflegebranche und endet bei den Arbeitsbedingungen und Existenz ängsten von Beschäftig- 5 Vorwort ten in neuen Arbeitsformen wie reiche kürzere Stücke: Sie sind Crowdworking. Die prämierten für die tages aktuelle Information Beiträge machen diese und wei- unverzichtbar und erlauben Ein- tere Missstände öffentlich – damit blicke in Arbeitssituationen, die ist der erste Schritt getan, um die vielleicht kein allgemeiner Trend Un gerechtigkeiten zu bekämpfen werden, dafür aber umso überra- und die Arbeitswelt ein Stück weit schender sind. besser zu machen. Dafür sage ich Der Willi-Bleicher-Preis nicht nur den Preisträgern, son- gibt einen tiefen Einblick, wie dern allen Teilnehmern an der sehr der Wandel der Arbeitswelt diesjährigen siebten Ausschrei- und Trends wie Digitalisierung, bung herzlichen Dank! Automatisierung, Elektromobili- tät oder künstliche Intelligenz die Erwerbstätigen fordern. Und wie sich damit auch deren Ansprüche an Arbeit und Mitbestimmung – und damit auch an Gewerkschaf- ten – verändern. Unser Journalismuspreis ist nach dem verstorbenen ehemali- gen baden-württembergischen IG Metall-Bezirksleiter Willi Bleicher benannt, weil er sich Zeit sei- nes Lebens für soziale Gerech- tigkeit und Menschlichkeit in der Arbeitswelt eingesetzt hat. Beides brauchen wir in unserer heutigen Arbeitswelt mindestens so sehr wie früher: Prekäre Beschäftigung Qualität und Vielfalt der einge- in Leiharbeit und Werkverträ- reichten Beiträge waren wie in gen erreicht neue Höchststände, den Vorjahren hoch und es ist der die Tarifbindung bröckelt in vie- Jury nicht leicht gefallen, sich in len Branchen, Verlagerungen und den verschiedenen Kategorien Leistungsdruck sind Dauerthema Print/Online, Fernsehen, Hörfunk in den Betrieben. und Nachwuchs zu entscheiden. Leider wurde dabei der Preis in Gewerkschaften wie Journalis- der Kategorie Kurzbeiträge knapp ten geht die Arbeit also nicht aus verfehlt. Auch im nächsten Jahr – ich freue mich schon jetzt auf hoffen wir aber wieder auf zahl- viele hintergründige, kritische 6 Vorwort und natürlich auch hoffnungs- volle Berichte aus der Arbeitswelt . Den diesjährigen Preisträ- gern gratuliere ich zu Ihrem Erfolg und danke der Jury für Ihre Arbeit, namentlich Dr. Frank Brettschnei- der, Professor am Institut für Kom- munikationswissenschaft an der Universität Hohenheim, Ann-Ka- thrin Eckardt, Redakteurin Süd- deutsche Zeitung, Barbara Roth, Redakteurin Deutschlandfunk und dem Schriftsteller Wolfgang Schorlau. Roman Zitzelsberger, IG Metall-Bezirksleiter Baden-Württemberg 7 Preisträger Preisträgerin Kategorie Kategorie Fernsehen Fernsehen «Macht e mobil?» Wie die Autoindustrie ihre Krise bewältigen will ARD/SWR, 23. Oktober 2017 Stefan Tiyavorabun Begründung der Jury Reporter, Redakteur und Autor zahlreicher Filme für den SWR und Kodak war einst der bedeutendste Hersteller die ARD Themenschwerpunkte Wirtschaft und Politik von Filmmaterial. Dann kam die Digitalisie- rung. Und Kodak ging unter – auch in Stutt- Zuvor tätig als Radio-Reporter, Redakteur und Moderator beim gart-Wangen. Dabei hatten Mitarbeiter des Süddeutschen Rundfunk Unternehmens frühzeitig Alternativen zu her- kömmlichen Filmen entwickelt. Das Manage- Studium der Politikwissenschaft ment hat sie aber nicht genutzt. Stattdessen hat es sich gegen den Wandel gestellt – und gegen die Empfehlungen aus der Belegschaft. Auch die Automobilbranche steht vor tief- greifenden Veränderungen. Die Elektro-Mobi- lität ist auf dem Vormarsch. Und lange Zeit sah es so aus, als würden die Automobilma- nager die Zukunft genauso verschlafen wie Kodak die Digitalisierung. Dabei gab es auch hier schon frühzeitig Alternativen, etwa die Brennstoffzelle. Statt auf Innovationen zu setzen, hielten die Branchenriesen jedoch am Herkömmlichen fest. Jetzt fahren sie den Der Beitrag ist Herausforderern hinterher – Tesla oder auch hier zu sehen: kleinen Unternehmen, die intelligente Batte- rielösungen entwickeln. 8 www.willi-bleicher-preis.de Stefan Tiyavorabun Diese Entwicklungen zeichnet Stefan Tiya- Konsequenzen die E-Mobilität nicht nur für vorabun in seinem hervorragenden Beitrag Daimler hat, sondern auch für die zahlrei- facettenreich nach. Vor allem aber geht er chen Zulieferer, die dort Beschäftigten, ihre auf die Konsequenzen ein, die der Wan- Familien und die Kommunen in der Region. del – oder das krampfhafte Festhalten an Das ist kein Schwarz-Weiß-Bericht über alten Technologien – für die Beschäftigten E-Mobilität, sondern ein gründlich recher- hat. Und er zeigt, dass auch hier nicht die chierter, informativer und vielschichti- Belegschaft großer Automobilkonzerne auf ger Beitrag, der den Zuschauerinnen und der Bremse steht. Im Gegenteil: Der Daim- Zuschauern ein sehr komplexes Thema ler-Betriebsrat fordert schon lange, neue erschließt. Nicht zuletzt die Automo- Technologien nicht zu verschlafen und Pro- bil-Manager sollten sich den Beitrag gleich duktionsstätten in Deutschland zu sichern. mehrmals anschauen. Oft sind die Beschäftigten und die Gewerk- schaften Impulsgeber. Aus eigenem Interes- se – und aus einem Verantwortungsgefühl für die gesamte Region. Am Beispiel des Großraums Stuttgart beschreibt er, welche Filmszenen 9 Preisträger Preisträgerin Kategorie Kategorie Hörfunk Fernsehen «Wem gehört Vati samstags?» Deutschlandfunk Kultur, 9. Januar 2018 Thilo Schmidt Begründung der Jury Jahrgang 1976 1996-2002 Studium der Politik- Bisher dachte man, der Fortschritt sei mög- wissenschaft in Berlin licherweise eine Schnecke, viel zu langsam, 2003-2004 Volontariat an der aber, und das war entscheidend, trotz alledem Evangelischen Journalistenschule unaufhaltsam. Die sozialen und demokrati- in Berlin schen Standards, so dachte man, würden sich Seit 2004 freier Autor und Hörfunk- unaufhaltsam verbessern und ausdehnen. Al- journalist beim Deutschlandradio les sei letztlich nur eine Frage des Wann, eine (DLF, DLF Kultur) und anderen Frage der Zeit. Es war unvorstellbar, dass man hinter das Erreichte zurückfallen könnte. Im Bereich der politischen Kultur erleben wir in diesen Zeiten, dass das Zurückfallen hinter sicher geglaubte Bürgerrechte nicht nur mög- lich ist, sondern tatsächlich geschieht. Wir Der Beitrag ist hier zu hören: brauchen dazu nicht einmal ins Ausland zu schauen. Es ist ausreichend sich hin und wie- der auf die Besuchertribüne des baden-würt- tembergischen Landtags zu setzen und den www.thiloschmidt.de Hetzreden der AfD zuzuhören. Der Beitrag ist Thilo Schmidt macht in seinem Beitrag nach- hier nachzulesen: drücklich darauf aufmerksam, dass auch heu- te noch als selbstverständlich angesehene soziale Rechte keineswegs sicher sind. 10 www.willi-bleicher-preis.de Thilo Schmidt Die Kampagne zur Durchsetzung der Dem gegenüber erfahren wir Wesentli- 5-Tage-Woche unter dem ikonalen Slogan ches über eine andere Konzeption, eine „Samstags gehört Vati mir“ war eine der andere Form der Arbeitszeitreglung, eine erfolgreichsten und wirksamsten Errungen- Konzeption, die von den Bedürfnissen der schaften der Beschäftigten und ihrer Ge- Beschäftigten ausgeht. Arbeitszeitsouve- werkschaften nach dem Krieg. Er verfestig- ränität, bessere Teilhabe an der Erziehung te die Überzeugung, dass auch die Arbeiter, der Kinder, bessere Möglichkeiten zur fa- die Angestellten und die Beamten teilhaben miliären Pflege, Recht auf Reduzierung der sollten und könnten an den großen