Endstation (24)

Kleine Nahverkehrsdrehscheibe Der Endstation Aschau (Chiemgau) fehlt nur ein höherer Bahnsteig

terte Wendeschleife, in deren Mitte eine kleine Grünanlage mit Springbrunnen angelegt wurde. Weniger idyllisch­ geht es seit einigen Jahren auf der Gleisseite des Empfangsgebäudes zu: Im Rahmen einer umfangreichen Modernisierung der Stichbahn im Jahr 2007 wurden in Aschau alle Nebengleise entfernt, sodass hier nur noch das Streckengleis liegt, das an einem einfachen Prellbock endet. Unter dem Vordach ist Platz für moder- ne Sitzgelegenheiten, Infovitrinen und einen Ticketautomaten. Bedauerlicher- weise ist der Bahnsteig nicht entspre- chend erhöht worden, sodass die hoch- flurigen Triebzüge der Baureihe 628, die hier seit 1996 verkehren, recht mühsam erklommen werden müssen. Abgerundet wird die kleine Nahverkehrsdrehscheibe Am 22. August 2014 wartet 628 612 der Bahntochter Südostbayernbahn (SOB) in Aschau durch eine überdachte Bike-and-ride- (Chiemgau) auf die Rückfahrt nach am . Eine Gedenktafel erinnert an Theodor Anlage, Pkw-Stellplätze und eine Bus- Freiherr von Cramer-Klett, Initiator und Finanzier der Nebenbahn Prien – Aschau. haltestelle an der Hauptstraße. Überregionale Bekanntheit erlangte die Nebenbahn 1987, als hier erstmals Seit rund 136 Jahren fahren Züge nach deutschen Kaufmann und Industriellen modernisierte Schienenbusse der Bau- : Am 18. August Theodor Freiherr von Cramer-Klett reihe 798 zum Einsatz kamen. Im 1878 wurde die 9,6 Kilometer lange (1817–1884), der 1875 die Herrschaft ­Rahmen eines Modellprojekts waren für Normalspurstrecke Prien am Chiemsee – Hohenaschau erworben hatte. Cramer- die stilllegungsgefährdete Strecke die Aschau (Chiemgau) eröffnet. Die ein- Klett, Eigentümer der Maschinenbau beiden Motorwagen 798 652 und gleisige Nebenbahn zweigt kurz nach Actiengesellschaft Nürnberg, gilt als 798 653 sowie ein Steuerwagen für den Verlassen des Bahnhofs Prien von der wichtiger Wegbereiter der Eisenbahn in Einmannbetrieb hergerichtet sowie Hauptstrecke München – – Bayern. Zudem war er unter anderem innen und außen mit großem Aufwand Prien – Salzburg in südlicher Richtung Mitbegründer der Münchener Rückver- modernisiert worden. Unter dem noch ab, wobei auf den ersten Metern das sicherungs-Gesellschaft. Als Maschinen- heute gebräuchlichen Markennamen Richtungsgleis München – Salzburg der fabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN) Chiemgaubahn pendelten sie fortan im doppelspurigen Hauptlinie mitbenutzt und Allianz Versicherungs-Aktiengesell- Stundentakt nach Aschau, abends wird. Auf der heute zirka 15 Minuten schaft gelangten beide Unternehmen ­wurde eine durchgehende Verbindung langen Fahrt werden exakt 75 Höhen- nach dem Tod Cramer-Kletts zu großer bis/ab Rosenheim angeboten. meter überwunden: Die Endstation Bekanntheit. Noch heute hat der Aufgabenträger, liegt auf 606 Meter Höhe. Aschau im Geehrt wird der Freiherr durch eine die Bayerische Eisenbahngesellschaft Chiemgau ist eine touristisch geprägte Gedenktafel am Empfangsgebäude. Der (BEG), einen Stundentakt bei der DB AG Gemeinde im oberbayerischen Landkreis zweieinhalb­geschossige Neurenaissance­ bestellt. Die Leistungen werden von der Rosenheim. Der 5541-Einwohner-Ort bau mit Flachwalmdach wurde 1884 Südostbayernbahn (SOB) erbracht, wird überragt von der 1669 Meter eingeweiht und präsentiert sich heute, einem Tochterunternehmen der Bahn. hohen Kampenwand und dem aus dem vorbildlich renoviert, wie am ersten Tag. Für die niedrigen Bahnsteige entlang 12. Jahrhundert stammenden Schloss Der Bahnhofsvorplatz, benannt nach der Strecke sind die 628er nicht nur Hohenaschau. dem 2005 verstorbenen Wahlaschauer unpraktisch, sondern – angesichts der Initiiert und finanziert wurde der Schau­spieler und Synchronsprecher wenigen Reisenden täglich – auch eher Eisenbahnbau nach Aschau durch den Hans Clarin, verfügt über eine gepflas- überdimensioniert. (red)

50 Regionalverkehr 1-2015