Schöner Ausblick Und Moderner Krieg. Diplomarbeit
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Schöner Ausblick und moderner Krieg. Zur Funktion des Alpinismus im Kontext des Ersten Weltkriegs in den Dolomiten, über Implementierung von Heldenbildern und im Spiegel einer romantisierenden kollektiven Erinnerung. Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Martin WASTLBAUER am Institut für Geschichte Begutachter: Em.o.Univ.-Prof. Dr.phil. Dr.h.c. Helmut Konrad unter Mitbetreuung von: Mag. Dr.phil. Georg Hoffmann Graz, 2017 Kurzfassung Der Alpinismus geriet im ausgehenden 19. Jahrhundert zu einem kulturellen Phänomen, welches, über gesellschaftliche Funktionen der Erholung und des Wettkampfes, in Verknüpfung mit politischen Dimensionen des Krieges und des Deutschnationalismus, im 20. Jahrhundert eine Neubewertung erhielt. Im bürgerlichen Deutschen und Österreichischen Alpenverein wurde eine umfassende Verbindung aus Krieg und Alpinismus ideologisch, wie auch institutionell suggeriert und damit erfahrbar. Die Affinität dieser Vorstellungswelten zueinander, verhalf einem „kriegerischen Alpinismus“, welcher weiterführend als kulturelles Konstrukt zu einem Leitbild von Kriegslegitimation wurde und Eingang in eine national geprägte Erzählung und Rezeption des Ersten Weltkriegs erhielt. Die daraus resultierende Mythisierung und Romantisierung des Alpenkriegs, wurde über propagierte Heldenbilder speziell in der Dolomitenfront verortet und gesellschaftliche Werte der Identität, Männlichkeit und des Nationalismus dadurch nachhaltig beeinflusst. Spuren dieser manifestierten Mythen sind heute noch, sowohl an Gedenkorten, wie auch im österreichischen kollektiven Gedächtnis zu finden. I Abstract At the end of the 19th century, alpinism turned into a cultural phenomenon characterized by the societal functions of recreation and competition. However, the movement experienced a revaluation by combining its original purpose with the political dimension of war and German nationalism in the course of the early 20th century. Within the civil German and Austrian Alpine Association, a comprehensive relation between war and alpinism developed, both on an ideological and institutional level. The mutual affinity between those conceptional worlds lead to the emergence of a “martial alpinism”, which became a prime model for the legitimization of war, and entered the nationally coined narration and reception of World War I. The resulting mythologization and romanticizing of the Alpine war was especially perceptible in propagandized heroic images of the front in the Dolomites, and had a lasting impact on the social norms of identity, masculinity and nationalism. Traces of these manifested myths can still be found to the present day at memorial sites, as well as in the Austrian collective memory. II Selbstständigkeitserklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version. Graz, am: ____________________ Unterschrift: ____________________ III Inhalt Kurzfassung ............................................................................................................................ I Abstract ................................................................................................................................. II Selbstständigkeitserklärung ................................................................................................. III Einleitung .............................................................................................................................. 1 1. Das Phänomen des kulturellen Alpinismus ..................................................................... 15 1.1 Entwicklung des Alpinismus bis 1914 ....................................................................... 15 1.2 Motive des Alpinismus .............................................................................................. 23 1.3 Manifestationen des Alpinismus ................................................................................ 28 1.4 Konstruktionen im Alpinismus .................................................................................. 35 2. Der Erste Weltkrieg in den Dolomiten ............................................................................ 40 2.1 Die Dolomitenfront .................................................................................................... 40 2.2 Topgraphische Singularität ........................................................................................ 46 2.3 Demographische Pluralität ......................................................................................... 54 2.4 Alpenverein und Krieg ............................................................................................... 61 3. Heldenbilder .................................................................................................................... 70 3.1 Männlichkeit .............................................................................................................. 70 3.2 Propaganda ................................................................................................................. 77 3.3 Heldenmythen im Gebirgskrieg ................................................................................. 85 4. Rezeption und Gedächtnis ............................................................................................... 94 4.1 Romantisierender Mythos .......................................................................................... 94 4.2 Ahistorische Kriegshistoriographie ........................................................................... 99 4.3 Gedenkorte, Denkmäler und manifestierte Mythen ................................................. 107 Resümee ............................................................................................................................ 113 Literatur ............................................................................................................................. 123 IV Einleitung Doch hinter einer aufstrebenden Felsrippe — wie eine hochgetürmte alte Festungsmauer ragt sie aus dem Geröllfelde — hat sich ein Häuflein österreichischer Soldaten zuerst einfach, dann immer besser und fester, eingenistet, weit vorgeschoben, auf sich allein angewiesen, nur durch den dünnen Draht mit den ihrigen verbunden, nur Eis und Stein und Himmel um sich her — ein Dorn im Auge des Feindes — ein Wunder des Gebirgskrieges, wird die Kriegsgeschichte einmal melden.1 […] Dort aber, wo einst der Kampf tobte, wird der lebensfrohe Gott Alpinismus zweierlei suchen: Kraft und geistige Gesundung aus der Tretmühle des täglichen Lebens und tiefe, dankbare Erinnerung an ein Heldentum, das auf jenen wilden Höhen mit unvergleichlicher Heimatsliebe seine Scholle verteidigte.2 Es sind Zeilen wie diese die in den Köpfen der Leser und Leserinnen gar abenteuerlich anmutende Bilder vom Gebirgskrieg in den Alpen entstehen ließen und lassen. Bilder von malerischen Höhenlandschaften in denen heldenhafte Männer, sich trotzig und entschlossen dem „Feind“ und gleichzeitig den sie umgebenden Naturgewalten entgegenstellen, um unter größten persönlichen Entbehrungen ihre „liebgewonnene Heimat“ zu verteidigen. Durch eine gezielte Implementierung und anschließende Tradierung dieses Bildes, über Generationen hinweg, hat sich diese Stilisierung teilweise bis heute als gültiges Verständnis vom Alpenkrieg im Ersten Weltkrieg festgesetzt. Der Mythos vom „heldenhaften Kampf der Bergführer“ lebt scheinbar nach wie vor fort. Wenn man nach den Gründen dafür sucht, ist man angehalten bei der Faszination, der Unwirklichkeit und der Unvorstellbarkeit der Bedingungen, die durch Bilder diesen Mythos betreffend ausgelöst werden, anzusetzen. Einerseits ist es der Krieg selbst, der bei Menschen ein gewisses Faszinosum auslösen kann, andererseits ist es die besondere Sphäre in der er sich abgespielt hat, der damit zusammenhängende breit verstandene Begriff des Alpinismus, ist jedoch wiederum selbst von Mythen und Legenden umrankt. Durch die einzigartige Vermengung dieser zwei affektierten Elemente, nämlich Krieg und Alpinismus, getragen von der Erzählung des heldenhaften einfachen Soldaten, in scheinbarer Erfüllung seiner selbstlosen Pflicht die 1 Leo Handl. Von der Marmolatafront. Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1916. Band 47. S. 212-219. Österreichische Nationalbibliothek, ANNO - AustriaN Newspapers Online, S. 212, [http://anno.onb.ac.at/], eingesehen 3.10.2016 2 Gustav Renker. Der Krieg in den Bergen. Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1916. Band 47. S. 219-236. ebd., S. 235 f. 1 Heimat zu verteidigen, hat demnach scheinbar zu einer beispiellosen Auffassung dieses Kriegserlebnisses geführt. Impetus der vorliegenden Arbeit ist es demnach, gegenseitige Bedingungen und Einflussnahmen dieser Aspekte, deren kulturelle sowie politische Verbreitung und Verwendung durch institutionelle Träger und deren gesellschaftliche Aus- und Nachwirkung, nachvollziehbar zu machen. Mit der Weltkriegsliteratur verhält es sich ähnlich wie mit Alpinismusliteratur, es gibt da wie dort eine schier unüberschaubare