Zum Handwerk der Vici in der Nord- und Ostschweiz : ein vorläufiger Überblick

Autor(en): Doswald, Cornel

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Jahresbericht / Gesellschaft Pro

Band (Jahr): - (1993)

PDF erstellt am: 05.10.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-280838

Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber.

Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind.

Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch

http://www.e-periodica.ch Zum Handwerk der Vici in der Nord- und Ostschweiz

(Ein vorläufiger Überblick)

Cornel Doswald

I. Der Untersuchungsraum IL Das Handwerk der Vici

In diesem Beitrag versuche ich, die Befunde, die ich zum Trotz der noch unzureichenden Materialgrundlage für die römischen Handwerk in Baden, Lenzburg und Zurzach Untersuchung des Handwerks, die nicht einmal dem untersucht habe, in einem weiteren, siedlungsgeographisch allgemeinen Kenntnisstand über die Entwicklung der Vici in gut umschriebenen Raum zu betrachten, in den die drei der Nordostschweiz entspricht, können wir dank einigen Siedlungen durch ihre Verkehrsverbindungen eingebunden relativ gut untersuchten Siedlungen versuchen, einen sind1. Dieser Raum erscheint in römischer Zeit — ersten Überblick zu entwerfen4. Befunde aus Orten mit zumindest in seinen tieferen Lagen - dicht besiedelt, ist aber ungenügendem Ausgrabungsstand werden auf diesem Hintergrund auf drei Seiten durch siedlungsarme, stark coupierte und das Ihre beitragen. Verallgemeinernde Schlüsse können bewaldete Hochzonen begrenzt, welche die Verkehrsachsen allerdings nur als Arbeitshypothesen für weitere, und die Siedlungstätigkeit deutlich kanalisierten vertiefende Arbeiten gewagt werden. (Abb. 1). Einen Überblick über unseren Kenntnisstand geben Tabelle Es handelt sich zunächst im Osten um das Gebiet des 1 und Abb. 1. Die Grundlagen zu ihrer Erstellung sind Arboner Forsts mit den stark zertalten Nagelfluh-Schuttfächern dem Anhang S.14ff. zu entnehmen. im Vorland des Alpsteinmassivs, das auch die Provinzgrenze bildete. Im Süden schliesst sich der Alpenrand Von den 14 Vici liegen aus zweien noch keine gewerblichen an, der im Südwesten in das voralpine Napfbergland übergeht. Befunde vor (Pfäffikon-Kempten und ), sie sind Das ihm nördlich vorgelagerte Hügelland schliesst daher aus der Betrachtung vorläufig auszuschliessen. In 7 unser Gebiet bis zum Aaredurchbruch von Aarburg ab. der restlichen 12 Vici wurden jeweils nur ein oder zwei Nach Nordwesten schliesslich trennen die Kämme des Gewerbe beobachtet (Stein am Rhein-Eschenz, Frick, Kettenjuras und die Höhen des Aargauer Tafeljuras als Obfelden-Lunnern, Rapperswil-, Schieitheim, relativ schmaler Streifen unseren mittelländischen Windisch, Zürich); mit einer Ausnahme handelt es sich dabei Untersuchungsraum von den dichtbesiedelten Tälern der Ergolz, um Schmieden (Schlacken) oder Töpfereien (Brennöfen)5, Sissle und kleinerer Zuflüsse des Hochrheins. Im Norden die leicht zu identifizieren sind. wähle ich den die des frühen 1. Rhein, Reichsgrenze 1 Für Auskünfte und Hinweise danke ich Peter Albertin, René Hänggi, Jahrhunderts, dem sich die des hinter siedlungsarme Erhebung Jürg Hanser, Bettina Hedinger, Heinz Herzig, Franz Maier, Stefanie Schwarzwaldes mit ihrer nach Osten abfallenden Martin-Kilcher, Christine Meyer-Freuler, Verena Schaltenbrand, Jurabedeckung erhebt. Marianne Senn und David Wälchli. 2 und Schieitheim ist meine Wahl selbstverständlich auch An drei Stellen greife ich, jeweils den Hauptstrassen Bei Chur durch den relativ guten Forschungsstand motiviert. Nach den neuesten folgend, über den so umschriebenen Raum hinaus, indem ich Befunden aus Frick, die mir David Wälchli freundlicherweise zugänglich Schieitheim, Chur und Frick in die Betrachtung einbeziehe. gemacht hat, wird man auch fur diese ausgedehnte Siedlung eine Alle drei besitzen enge Verbindungen zum Deutung als Strassenvicus ernsthaft in Erwägung ziehen müssen (vgl. 1989 noch einem nordostschweizerischen Mittelland, das erste durch seine Lage an Wälchli 1994). Hartmann/Wälchli gehen von Gutshofaus. der Militärstrasse Windisch oberen Donau wichtigen von zur 3 Ungenügend bekannt sind vor allem Obfelden-Lunnern, Pfäffikon- und ins Neckartal, die anderen durch ihre Lage an der Kempten und Pfyn. — Durch ausdrückliche Nennung der vicani Fernverbindung von den Bündner Pässen an den Hochrhein2. namentlich bezeugt sind im Untersuchungsraum die Vici von Aquae In diesem Raum liegen insgesamt 14 durch Befunde Helveticae (Baden), Tasgaetium (Stein am Rhein-Eschenz) und Vindonissa (Windisch). gesicherte oder wenigstens zu vermutende Vici (vgl. die 4 Ein ausführlicher Abschnitt über Quellenlage und Methodik musste 1 Tabelle Sie Karte Abb. und l)3. bilden innerhalb ihres aus Platzgründen leider entfallen. Wer Interesse hat, kann den Entwurf ländlichen Einzugsgebiets ein recht engmaschiges Netz von bei mir beziehen. 5 Bereich der Gruppensiedlungen mit Gewerbe- und Dienstleistungsfunktionen, Die Ausnahme bildet Zürich, wo im Ufersicherung am Hafen Lederabfälle werden konnten die wir nun zum Teil näher untersuchen geborgen (Guyan/Schneider/ Zürcher 1985, 151). Einen noch ungedeuteten gewerblichen Befund wollen. erwähnt J. Schneider a. a. O., 139f.; er wäre vielleicht mit Befunden aus Kaiseraugst-Schmidmatt in Verbindung zu bringen (Müller 1985, Raum 11). — In Windisch sind beide Gewerbe mehrfach belegt, wenn auch häufig noch kaum zu entscheiden ist, ob es sich um Einrichtungen ziviler oder militärischer Handwerker handelt; der noch ungenügende Stand der Kenntnisse über den Vicus von Vindonissa lässt in Zukunft weitere Aufschlüsse erwarten. Der grosse Markt Windisch hat zweifellos viele Zivilhandwerker angezogen. Es bleiben fünf Vici, die nicht nur verhältnismässig gut Nachgewiesene Gewerbe erforscht, sondern teilweise im Lauf des letzten Jahrzehnts auch Gegenstand ausführlicher Publikationen geworden in den Vici der Nordostschweiz sind (Baden, Chur, Lenzburg, Oberwinterthur, Zurzach)6. In ihnen ist stets eine grössere Zahl von 5 bis 8 Gewerben, Legende zur Karte teils mit mehreren Betrieben, nachzuweisen. Am häufigsten belegt sind Schmiedewerkstätten, die Eisen verarbeitet haben; sie werden in 10 der 12 Vici erwähnt. Flüsse und Seen Ihre besondere Häufigkeit wird noch dadurch betont, dass sie in Baden und Oberwinterthur bisher dreimal, in Chur, Strassenverbindungen im Zürich und vielleicht auch in Windisch (ausserhalb der La- Untersuchungsgebiet : gerumwehrung) zweimal identifiziert wurden. In neun Vici sind Töpfereien vertreten. Auch sie lassen sich — Hauptachsen mit unterschiedlicher Zeitstellung in Eschenz, Windisch und vielleicht Baden mindestens drei, in Oberwinterthur an Nebenrouten und Kempraten an zwei Stellen nachweisen. Mit abnehmender Häufigkeit folgen danach Nachweise für O im Text erwähnte Vici die Verarbeitung von Leder (6), Holz (5; dabei in Baden, Chur und möglicherweise auch Oberwinterthur mindestens 2 Betriebe) sowie Bronze (4). Weiter belegt sind die Gerberei (3 gesicherte Betriebe sowie in Baden ein etwas unsicherer Befund), ausserdem die Herstellung von Eisengewinnung Eisenverarbeitung Steingeräten (Mühlsteine, in Zurzach auch Wetzsteine), die Bronzegiesserei Steinbearbeitung Verarbeitung von Skelettmaterialien (Knochen, Horn, Geweih, Leimsiederei) und von Textilien7 (je 3 Nachweise). Daraus wird bereits deutlich, dass der Nachweis insgesamt Töpfereipferei /T\ Holzverarbeitung sehr der der Aufmerksamkeit von Quellenlage und selektiven Ge rberei \L/ |_.eder ver arbeitung für auffällige Befunde abhängig ist, die wir oben angesprochen haben. Aus der Häufigkeit der publizierten Belege lässt sich nicht ohne weiteres auf die tatsächliche Andere -j- der verschiedenen Gewerbe zweifellos Bedeutung schliessen; Abb.l Nachgewiesene Gewerbe in den Vici der Nordostschweiz. sind die seltener nachgewiesenen Handwerke mehr oder weniger stark unterrepräsentiert. Diese Aussage können wir vertiefen, wenn wir uns nun auf die fünf bestdokumentierten Vici - Baden, Chur, Lenzburg, Oberwinterthur und Zurzach - konzentrieren. In von Baukeramik, der Herstellung von Steingeräten und der allen sind sowohl die Schmiedewerkstätten als auch holz- Erzverhüttung um ein stark rohstoffabhängiges und daher und lederverarbeitendes Handwerk vertreten; dreimal sind räumlich auf die vorhandenen Lagerstätten orientiertes die Schmieden sogar mehrfach belegt, und in zwei Fällen Gewerbe. Töpfereien brauchten darum nicht unbedingt in ist auch die Holzverarbeitung doppelt vertreten. Viermal den Städten und Vici selbst ansässig zu sein, wenn in der lässt sich die Gerberei als Rohstofflieferantin des Nähe keine geeigneten Tonlager zur Verfügung standen9 — lederverarbeitenden Handwerks nachweisen und ebensooft die obwohl sie im Mittelland, wo Tonlager verbreitet sind, Bronzegiesserei8 und die Herstellung von Geschirrkeramik. sehr oft «stadtsässig» waren. Umgekehrt zeigen Töpferöfen Damit können wir bereits die begründete Vermutung im Bereich von Villen, dass geeignete Erden auch dort vertreten, dass diese sechs Gewerbe zum Grundbestand des ausgebeutet wurden, das Gewerbe also landsässig sein konnte10. Handwerks in den Vici gehörten und nur in Ausnahmefällen Entscheidender als die Niederlassung in einem Vicus, gefehlt haben werden. Die fünf Vici erbringen nicht nur für die Bronzegiesserei und die Gerberei, sondern auch für die seltener Die Publikationen der Eisenfunde von Oberwinterthur-Unteres Bühl sowie der Resultate der Grabungen an der Römerstrasse in Baden nachgewiesenen Gewerbe sämtliche bisher Die greifbaren Belege: (1977, 1987-88) sind in Vorbereitung. Steinbearbeitung, die Verarbeitung von Skelettmaterialien Zur Organisation der Textilverarbeitung erlauben die publizierten und die Herstellung von Geweben sind bisher nur hier zu Funde noch keinerlei schlüssige Aussage, obwohl es sich um ein sehr finden. Solche Handwerksbetriebe müssen in den Vici aber wichtiges Gewerbe gehandelt haben muss. Zu einzelnen Aspekten kurz Frézouls 1990, 457f. (mit Lit.). insgesamt häufiger tätig sein. gewesen Das Beispiel der Schmiedewerkstatt von Zurzach, in der wir auch Spuren dass auch Dies darf aber nicht zum Umkehrschluss führen, der Buntmetallverabeitung nachgewiesen haben, zeigt, dass es sich die seltener belegten Gewerbe unbedingt auch zum bei den Bronzegiessern nicht unbedingt um selbständige Spezialisten haben muss. Dieses Gewerbe kann auch im Rahmen einer Grundbestand gehört hätten. Das lässt sich zunächst sogar gehandelt eisenverarbeitenden Werkstatt als Nebenbetriebszweig ausgeübt worden an der Töpferei verdeutlichen, obwohl sie nach der sein. In Chur-Areal Dosch hat dagegen eine spezialisierte Bronzegiesserei Eisenschmiede am häufigsten nachgewiesen ist. eine Schmiede abgelöst. Bei der Töpferei handelt es sich wie bei der Produktion Im Vicus von Zurzach fehlen Hinweise auf eine lokale Töpferei. 1 H e ^

N pi, 9 O H O TO » 25 km II« 3Q ^ n o

feld ^ W

B +

/lit,!

so scheint mir, war die Erreichbarkeit des Marktes für der Lagerstätten ausgeübt worden zu sein. Erst das Töpfereierzeugnisse, der in den Vici konzentriert war. So Rohprodukt, der Eisenschwamm («Luppe»), wurde in die erklärt sich auch die Zusammensetzung der Keramiklager Schmiedewerkstätten von Siedlungen geführt, dort von Eschenz und Oberwinterthur, in denen die einheimische raffiniert, verarbeitet und wahrscheinlich auch weiterverhandelt14. neben der importierten Ware vertreten war, ohne dass So jedenfalls sind die Funde verschleppter der Verkaufsladen unmittelbar mit der produzierenden Verhüttungsschlacken in den Schmieden von Chur-Markthallen- Werkstatt verbunden gewesen wäre11. platz, Schleitheim-Im Boden und Zurzach-Uf Rainen zu Auch die Herstellung von Steingeräten12 — mit der wir deuten; in der frühen Schmiede im Bereich des späteren immerhin drei Vici in Verbindung bringen dürfen — war im Praetoriums von Windisch wurde ein intakter Hinblick auf ihre Rohstoffe empfindlich und sicher Eisenschwamm, aber m. W. keinerlei Verhüttungsschlacken anspruchsvoller als die Beschaffung von Bausteinen, für die gefunden. Auch die ausgedehnten Schmiedeschlackendeponien man in der Regel lokale Vorkommen anging. Die von Frick dürften mit der Verarbeitung von Steinbrüche waren nicht siedlungs-, sondern lagerstättenorientiert, Luppeneisen in Verbindung stehen, das beim Doggererzlager und es scheint, dass die Werkstätten der Steinbrüche von Wölfhnswil verhüttet wurde15. neben Fertigfabrikaten auch Halbfabrikate lieferten; erst Möglicherweise war auch die Verwertung von Schlachttieren diese dürfen wir in den Siedlungen erwarten. Belege für stark an die landsässigen Erzeuger gebunden, die dann den Transport von Halbfabrikaten haben wir in Zurzach nicht durchwegs ihr Vieh, sondern Fleisch, Häute und an- und Lenzburg gefunden; die Verbindung von Baden mit dem Steinbruch Würenlos ist noch nicht durch von Etwa der Töpferofen von Seeb oder vermutlich auch die Töpferei in entsprechende Funde bewiesen, beansprucht aber auf diesem den Hermannsäckern bei Eschenz. Hintergrund doch eine gewisse Wahrscheinlichkeit für Ebnöther/Eschenlohr 1985; Urner-Astholz 1942, 24-93. sich13. Beim Ferntransport von Steinen müssen im übrigen Zu diesem Abschnitt Doswald 1994, Kap. 4.5.1 und ders. 1994a mit weiteren Nachweisen. die Wasserstrassen eine Rolle haben. grosse gespielt Doswald 1994a. römischer Ähnlich verhielt es sich mit der Eisenverhüttung: In Vgl. allgemein SAGEA 1991, insbesondere Kap. 1 und 4. Zeit scheint diese Arbeit ausschliesslich im Bereich Vgl. zu Frick auch Sonderegger 1989. dere Zwischenprodukte auf den Markt geführt hätten16. Nun sind Handwerker — und unter ihnen gerade die Immerhin fällt auf, dass in den Vici bisher noch keine einzige Grundhandwerker — in dieser Zeit auch immer wieder in Metzgerei nachzuweisen ist, während die Verarbeitung grösseren Gutshöfen nachzuweisen, wo sie unzweifelhaft von Häuten und Skeletteilen etwas häufiger Wesentliches zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur und vorzukommen scheint17. wohl auch zur Verarbeitung der Rohprodukte beitrugen20. besassen aber alle Das spärliche publizierte Material aus den Vici lässt in dieser Wahrscheinlich längst nicht Landwirtschaftsbetriebe Hinsicht noch keine zuverlässigen Schlüsse zu. Die eine Grösse, welche die ständige Präsenz verschiedener Nahrungsmittelverarbeitung ist im Befund aber so schlecht spezialisierter Handwerker notwendig machte diese vertreten, dass wir uns fragen dürfen, ob sie in Form von und es dem Betrieb auch erlaubte, zu spezialisierten Gewerbebetrieben in den Vici überhaupt unterhalten. Sie waren genötigt, sich an auswärtige Handwerker eine grössere Rolle spielte. Neben den Metzgereien fehlen zu wenden. bisher auch Bäckereien, die an ihren Backöfen zu erkennen Aber davon abgesehen, muss die Konzentration der Handwerker in nicht-landwirtschaftlichen ihre sein mussten. Zwei grosse Messer aus der Gaststätte von Siedlungen besonderen haben21. Baden-ABB 1988, Haus 2, und ein Einzelfund aus dem Gründe Diese Gründe sind nicht nur im selbst sondern auch den besonderen Nachbarhaus18 lassen vermuten, dass in grösseren Handwerk zu suchen, in der deren die Haushaltungen angekaufte Hälften oder Viertel zerlegt wurden, Standortbedingungen Vici, zu Gestaltung Handwerker wiederum das Ihre wenn man nicht sogar Hausschlachtung betrieb. beitrugen. Wahrscheinlich besass solche häusliche Nahrungsmittelverarbeitung Zunächst ergaben sich aus der Anwesenheit verschiedener weit grössere Bedeutung als das spezialisierte Handwerker am gleichen Standort günstige Synergie-Effekte. Gewerbe. So konnte man insbesondere auf den Schmied nicht verzichten, der die verschiedensten Werkzeuge und Geräte Trotz allen Unsicherheiten, die sich aus dem Forschungsstand herstellte und unterhielt, welche die anderen Handwerker und den Erhaltungsbedingungen ergeben, können benötigten. Für das Eisengerät mussten sodann Handgriffe wir uns doch bereits ein Bild des Handwerks machen, das aus Holz, Bein oder Geweih hergestellt werden. in den Vici der Nordostschweiz ansässig war. Die Verarbeitung Auch im Wagenbau dürfte die enge Zusammenarbeit von der Werkstoffe Eisen, Leder und Holz muss überall Wagner und Schmied die Regel gewesen sein22. Weiter gewährleistet gewesen sein. Eisenschmiede, lederverarbeitende brauchte die Herstellung von Pflügen, die möglicherweise (Schuster, Sattler usw.) und holzverarbeitende ebenfalls vom Wagner ausgeführt wurde, die Mitwirkung Handwerker (Zimmerleute, Schreiner usw.) können daher als des Schmiedes. Zum Zuggeschirr, im wesentlichen vom Grundhandwerker gelten, die überall gebraucht wurden. Sattler ausgeführt, gehörten neben Bestandteilen aus Eisen Ihnen schlössen sich bei Bedarf häufig Bronzegiesser, Gerber auch solche aus Holz. Ausserdem begleitete lederverarbeitendes und Bearbeiter verschiedener Skelettmaterialien (etwa Handwerk wahrscheinlich öfters eine Gerberei, in Beinschnitzer) an, ausserdem je nach Rohstofflage (und der das Rohmaterial hergestellt wurde; darauf weisen den Absatzmöglichkeiten auf dem lokalen Markt auch jedenfalls die Befunde von Zurzach-Uf Rainen und Ober- und Steinmetzen. Gewerbe, die für Töpfer vorwiegend -Unteres Bühl. den gehobenen Bedarfproduzierten (also etwa Glasmacher und Goldschmiede), sind bisher nicht nachzuweisen19' Die notwendigen Einschränkungen dieser Feststellungen seien nicht fast verschwiegen: Unser Bild entspricht "' So wurden etwa in der Villa von Seeb erstaunlich viele grosse, formal ausschliesslich einem Zustand, wie er sich seit dem Entstehen recht einheitliche Fleischmesser mit abgesetzter GrifFangel (Fellmann der Vici in der frühen Kaiserzeit herausbildete und 1991, Taf 36f) und ein Zwillingsräucherofen in Gebäude B gefunden während der mittleren Kaiserzeit stabilisierte. Die (Drack 1991, 267). Auch in der Villa von Dietikon wurden Räucheröfen betrieben (Ebnöther 1993, 38f); ein vergleichbares Messer Weiterexistenz des Handwerks im Rahmen der (reduzierten) Vici bei Senn 1992, Taf. 7/64. oder anderer Siedlungsformen nach der Mitte des 3. 17 Im osteologischen Befund sind Schlachtspuren regelmässig nachzuweisen; Jahrhunderts ist noch kaum abzuschätzen. Auch innerhalb der sie können aber für die Lokalisierung von gewerblichen Betrieben nicht dazu Morel 1991. gutdokumentierten Zeitspanne sind die konjunkturellen genügen; vgl. 18 Doswald Ms. das Schwankungen, die Siedlungsbild der Vici beeinflus- 19 Die Befunde für Glasmacherwerkstätten konzentrieren sich bisher in sten, für das Gewerbe noch nicht nachzuvollziehen - den Städten Augst, Avenches und sowie — wahrscheinlich jedenfalls nicht im Rahmen dieses Überblicks. aufgrund der guten Rohstofflage — im Vicus von Muralto. 20 Etwa in Seeb: Drack 1991, 272fr.; Fellmann 1991, 198ff. In Laufen- die Funde sich auch dass - Soweit datierbar sind, zeichnet ab, Müschhag: Martin-Kilcher 1980, 61fF.- In Dietikon: Senn 1992. wir nicht einmal die dauernde Präsenz der Grundhandwerker 21 Es wäre ja immerhin denkbar, dass die Handwerker eines grösseren in irgendeinem Vicus beweisen können. Unsere Gutshofs auch die Bewohner der benachbarten Siedlungen mitversorgt Kenntnisse sind zeitlich ebenso lückenhaft wie räumlich. hätten; vgl. aber unten S. 12. 22 Ein schriftlicher Beleg ist dem Preisedikt Diokletians zu entnehmen, Dies sich auch nicht ändern lassen, denn wird grundlegend das für die verschiedenen Wagenklassen den Verkaufspreis ausdrücklich die Entstehung der archäologischen Überlieferung selbst, «sine ferro» festlegt (Erim/Reynolds 1973, 101: «De Vehiculis» die mit beständigen Zerstörungen verbunden ist, die und 102: «De Carris»); die entsprechenden Eisenbeschläge, ohne welche die kaum dauerhaft notwendige Ausschnitthaftigkeit aller Grabungen und die Wagen fahrtüchtig gewesen wären, waren danach Schmied aufzuziehen. sind diese älterer und vom Archäologisch Beschläge Mangelhaftigkeit Grabungen Fundbergungen auch in geschlossenen Funden reichlich belegt und ermöglichen unter (gerade im Bereich des Handwerks) schliessen es aus, Umständen die Rekonstruktion der zerfallenen Holzkonstruktion (vgl. vollständige Informationen zu erhalten. etwa Kiss 1989; Venedikov 1960). n 0*>

Abb. 3 Feilenhauermeissel aus Baden. M 1:3 (Grabung ABB 1988, Inv. Nr. 88.4/84.60).

22

(H-

® / "\> k*9rmr m G O OQ 3* VN %9H SfcS 24 Abb. 2 Werkzeuge eines Blechschmiedes aus Oberwinterthur: 18 Blechschere, 19 Amboss oder fc^î Amboss-Einsatz, 21 Rundfeile 22 Durchschlag, 24 Durchschlag 28 Punzkissen. M 1:3 > (nach Rychener 1988, Taf 25). fc

Abb. 4 Zwei Schindelmesser aus Chur-Welschdörfli. M 1:3 (nach Hochuli-Gysel et al. ft 1991, Taf. 62).

Abb. 5 Küfermesser aus Baden. M 1:3 (Grabung Du Parc 1981, Inv. Nr. B. 87.2/142.65). c^-

• *- i

Die Beispiele liessen sich vermehren, auch unter Einbezug (Spengler), wohl einen Kesselschmied, hin (Abb. 2). Der anderer Gewerbe; es sei nur daran erinnert, dass an der Fund eines Feilenhauermeissels in Baden-Römerstrasse Errichtung der Steinbauten, die sich im 1. Jahrhundert lässt darauf schliessen, dass ein hier ansässiger Schmied unter durchsetzten, die verschiedensten Handwerker und Zulieferer anderem die anspruchsvolle Tätigkeit eines Feilenhauers beteiligt waren. ausübte; damit stellte er Werkzeuge her, die ihrerseits Ausserdem können wir in den Vici in einigen günstigen wieder von anderen Handwerkern benützt wurden (Abb. 3). Fällen handwerkliche Spezialisierungen identifizieren, die im In Zurzach-Uf Rainen erlaubte die Untersuchung eines Handwerk der Villen bisher nicht nachzuweisen sind. So Altmetalldepots die Folgerung, dass der dort tätige deutet der Befund von Oberwinterthur-Römerstrasse 197 Schmied mit der Reparatur von Fahrzeugteilen und mit einer Blechschere, einem Punzkissen aus Blei und Pferdegeschirr beschäftigt war, was wohl wesentlich auf die weiteren Schmiedewerkzeugen auf einen Blechschmied Verkehrslage der Siedlung zurückzufuhren ist23. Unter den wenigen Bronzegiessern sticht dank der bot der lokalen verarbeitenden Gewerbe vorteilhaft. Für Beschriftung der Erzeugnisse die Werkstatt des Gemellianus lokale Händler ergab sich die Möglichkeit, einheimische aus Baden hervor, dessen Thekenbeschläge in der zweiten Erzeugnisse und Fernhandelsgüter zu vereinigen34, für Hälfte des 2. und in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts einheimische Produzenten unter Umständen die Gelegenheit, weite Verbreitung und auswärtige Nachahmer gefunden ihre Produkte zu exportieren33. Dass die Handwerker sehr haben24. oft ihre Erzeugnisse selbst verkauften, sei es direkt an einen Bei den holzverarbeitenden Handwerkern fällt in Chur- Auftraggeber, sei es anlässlich eines Marktes, ergibt sich Markthallenplatz ein Schindelmacher auf, der gleich zwei schon aus der bekannten Schwierigkeit, bei einer Spaltmesser hinterlassen hat (Abb. 4). Weiter führte uns ein Handwerksbezeichnung festzustellen, ob der Hersteller eines Küfermesser aus Baden-Römerstrasse (1987) zur Vermutung, Produktes bezeichnet ist oder der Händler, der es dass der dort tätige Handwerker wahrscheinlich vertrieb36. Gefässe geküfert hat (Abb. 5)25. Aus dem Dienstleistungscharakter der Vici und aus der Schliesslich scheint auch eine spezialisierte Keramikproduktion, Verbindung von Handwerk und Handel ergab sich die sich nicht auf «einheimische Gebrauchskeramik» wirtschaftlich und sozial ebensogut wie kulturell eine Verdichtung beschränkte, weitgehend in den Vici angesiedelt von Angebot, Austausch und Verkehr, die ihrerseits gewesen zu sein. Leitformen der Romanisierung, wie sie Ausdruck der grundlegenden Raumbeziehungen des Vicus Terra Sigillata und Reibschalen darstellen, wurden offenbar in einigen von ihnen nicht nur verhandelt, sondern auch So ist die Reibschalen in produziert. Herstellung von 23 Blechschmied: Rychener 1988, 64 und Taf 25. — Feilenhauer: Doswald Baden gesichert und darfauch für Lenzburg und Eschenz Ms. - Reparaturwerkstatt: Doswald 1994, Kap. 3.3.2.4, 3.3.4.3. angenommen werden26; Terra Sigillata wurde zeitweilig in 24 Berger 1983; Fischer 1993. Baden, Windisch und in einem bescheideneren Umfang 25 Schindelmacher: Schaltenbrand 1991, Taf. 62/6.7.- Küfermesser: Doswald auch in Kempraten erzeugt27. Ms. 26 Drack 1949; Niffeler 1988, 56f, 186; Roth-Rubi 1983; Urner-Astholz 1942,24-93, 119-121. 27 Drack a.a.O.; Ettlinger 1956, 72; Ettlinger 1975, 93; Meyer-Freuler 1989, 79; Roth-Rubi 1983. III. Das Handwerk und 28 Vgl. dazu die wertvolle Zusammenstellung von Fellmann 1981. 29 die Siedlungsform der Vici Bäder: Baden (Thermalbäder: Doppler 1976), Chur (Hochuli-Gysel et al. 1991, 28-42), Eschenz (Höneisen [Hrsg.] 1993, 42f.), Oberwinterthur (Rychener 1984), Obfelden-Lunnern (Drack 1970-74, 99), Die Ausnützung von Synergieeffekten und die gelegentlich Rapperswil-Kempraten (Drack/Fellmann 1988, 474f), Schieitheim feststellbare Tendenz zur Spezialisierung sind Reaktionen (Bürgi/Hoppe 1985), Windisch (Hartmann 1986, 104f), Zürich des Handwerks auf die besondere Standortgunst der Vici. (Wild/Krebs 1993), Zurzach (R. Hänggi in: Hänggi/Doswald/Roth 1994, Kap. 3.1.1). — Lagerhallen: Zuverlässige Nachweise fehlen in Obwohl im Rahmen unserer Untersuchung eine nur unserem Raum; vermutet werden sie in Lenzburg (Niffeler 1988, 80: D9, knappe Skizze möglich ist, müssen wir auf diese allgemeinen Westteil), Schieitheim (Guyan/Schneider/Zürcher 1985, 279), Zürich Züge eingehen, um die Standortgunst deutlich zu (ebda. 103, 130). — Etappenstationen: Auch dazu sind nicht immer machen. sichere Anhaltspunkte zu gewinnen; Mansiones werden angenommen in Baden (Doppler 1976, 14, 16: Herberge für Kurgäste?; Doswald Ganz allgemein besassen die Vici (ebenso wie die Städte) Ms.), Chur (Hochuli-Gysel et al. 1991, 52, 465), Lenzburg (Niffeler äussert einen ausgeprägten Dienstleistungscharakter28. Dieser a.a.O.; aus dem Luftbild lässt sich allerdings die zu erwartende sich nicht nur in ihren wirtschaftlichen Aktivitäten, Raumaufteilung nicht ersehen), Oberwinterthur (Guyan/Schneider/Zürcher sondern auch im Vorhandensein von Bädern, Lagerhallen a.a.O., 202), Windisch (Hartmann a.a.O.). 30 Zollposten: Zürich (Howald/Meyer Nr. 260 CIL XIII 5244). oder Etappenstationen für den Landverkehr29, denen sich - Militärposten werden vermutet in Baden (Unz 1972, 41f), Lenzburg gegebenenfalls auch Einrichtungen der Zollverwaltung (Niffeler a.a.O., 184) und Oberwinterthur (Martin-Kilcher 1991a, oder der militärischen Strassenwache anschlössen30. Auch 1 Of.). Die Interpretation stützt sich jeweils auf militärische Kleinfunde. 31 ihre Tempel und Tempelbezirke sind auf diesem Hintergrund Fellmann 1981, 2.1, 2.2. — Tempel bzw. Tempelbezirke sind nachgewiesen oder werden in Baden 1976, 20; zu sehen, mit denen sie als «religiöse Zentren im vermutet (Doppler Howald/Meyer Nrn. 257-259 CIL XIII 5236, 5233, 5235), Lenzburg oder in der Civitas» als Ager Coloniae und ganz allgemein (Niffeler a.a.O., 54f, 180, Anm. 728), Oberwinterthur (Rychener «Zentren für festliche Zusammenkünfte religiöser und 1984, 25ff), Obfelden-Lunnern (Drack 1970-74, 99), Rapperswil- anderer Art» dienten31. Kempraten (Drack/Fellmann 1988, 475), Schieitheim (Guyan/Schneider/Zürcher 1985, Windisch 1986, Zürich Zudem wird aus den lückenhaften Bodenfunden immerhin 264ff), (Hartmann 108f.), (Guyan/Schneider/Zürcher a.a.O., 125—130). die Anwesenheit Händlern auch 32 regelmässige von deutlich, Etwa die n]egotia[tores salsjan legu[minari ci]ves Ro[mani in Windisch wo diese nicht schriftlich bezeugt sind32 — was ja leider die (Howald/Meyer Nr. 267 CIL XIII 5221) oder der Tuchhändler von Regel ist. Erinnern wir uns nur an die Keramik, die nicht Oberwinterthur (Drack 1979). 33 nur als Tafelgeschirr, sondern auch als Verpackung für Öl, Zur Verbreitung von Mühlsteinen vgl. Doswald 1994a. 34 die oben erwähnte der und Fischsauce und verbreitet wurde. Vgl. Zusammensetzung Keramiklager von Wein eingeführt Eschenz und Oberwinterthur. Ihre Verbreitung zeichnet, wie etwa auch die der seltenen 35 Vgl. Berger 1983, 29f. Austern oder der Mühlsteine33, vielfach verzweigte und 36 Von Petrikovits 1981. 37 durchflochtene Netze von Handelswegen nach, in deren Ein Reflex dieser Verdichtung ökonomischer und kultureller Aktivitäten sich auch in dem Vorkommen Stili (Schreibgriffeln), Knoten Städte und Vici sitzen. zeigt häufigen von die wir als Zeichen für einen relativ intensiven Schriftgebrauch Die Anwesenheit von Händlern aus der engeren Region, und Schnftverkehr werten dürfen. Still sind auf den Landgütern aber auch aus weit entfernten Gebieten ergänzte das Ange¬ wesentlich seltener. % GSüa

3& II III I II MüllII ilMIpillMUmitiiTTWl ¦CA« :1 :. Abb. 6 Der Vicus von Lenzburg E

J ¦ ¦ ¦ ¦ B Vicusbauten Uyr M MIM111111T 11111111 1111111111 111 T f I (A Theater, 1-14, rrrrm ITHrViTIO'iïïmiTIlT'HTI'I m? IMI M11MI C Hofmauer, D Sodbrunnen, m rraiï-ï-^ IIIIIM 1111J11 lilllilil.miliffl^liimi.ffi I I Marktplatz gerastert). M 1:5000 (nach Drack/Fellmann 1988, Abb. 395).

IL. k ««• ^

0 op LL kJ in E Sa m L c Si 0 Œ L k Abb. 7 Der Vicus von Chur o (1 Mansio 2 Wohnhäuser, 3-5, w-' ^-^.; 3 8 Wohn- und Gewerbebauten, 6,9, 10 r öffentliche Bauten, 7 Thermen, 11 römische Strasse nach dem Julier, Marktplatz gerastert). ^ M 1:5000 (nach Drack/Fellmann 1988, 100 ^fcn Abb. 357).

Zur geographischen Lage regionale Hauptstrassennetz eingebunden, das in unserem Betrachten wir die Karte Abb. 1, so erkennen wir, dass drei Raum durch die von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Faktoren für die Anlage von Vici von besonderer Bedeutung Achsen von der Westschweiz zum oberen Neckar sind: Vici liegen 1. an verkehrsgünstigen Punkten, 2. und dem vindelikischen Alpenvorland und durch die von in einem wirtschaftlich genügend tragfähigen Hinterland, Südosten nach Nordwesten orientierte Route von den wo sie sich 3. in Abhängigkeit von der Dichte der Besiedlung Bündner Pässen zum Oberrheingraben gebildet wird, die und des Verkehrsnetzes in mehr oder weniger sich in Windisch schneiden. regelmässigen Abständen voneinander halten. Verschiedene Autoren haben darauf aufmerksam gemacht, Vici liegen in der Regel an einer Verbindungsstrasse, die dass die römischen Strassen durchwegs nach ihrer mehr als nur lokalen Zwecken dient; sie sind damit in das administrativen, militärischen und ökonomischen Bedeutung zu differenzieren sind38. Nach Herzig kann funktional Solche besonderen Verkehrsverhältnisse waren aber offenbar zwischen den Haupttransversalen (den eigentlichen nicht für die Lage aller Vici wesentlich: Frick, Lunnern, Reichsstrassen) und den Achsen der Binnenerschliessung Pfäffikon-Kempten und Schieitheim liegen in erster Linie unterschieden werden; dabei können letztere eine durchaus an Durchgangsstrassen von recht unterschiedlicher Bedeutung. abgestufte interregionale, regionale oder auch nur lokale Bei ihnen, die nicht zu Warenumschlagplätzen Bedeutung haben. Der administrative, militärische oder prädestiniert sind, dürfte sich besonders deutlich zeigen, was ökonomische Stellenwert einer Strasse muss aber keineswegs für die Vici des Mittellandes allgemein gilt: Als Gewerbe- immer gleich bewertet werden. und Dienstleistungssiedlungen sind sie abhängig von einem Unser Untersuchungsgebiet wurde nach Herzig nur in tragfähigen Hinterland, dessen Urproduktion ihre Versorgung seinem westlichen Bereich von einer Haupttransversalen mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen sicherstellt und erschlossen. Bis zur Aufhebung des Legionslagers von Vindonissa aus dem die Kundschaft für die Handwerkserzeugnisse und dürfte die Strasse von Avenches nach Windisch, die Handelsgüter ihres Marktes stammt45. So ist vielleicht der durch Meilensteine bis Baden belegt ist, diese Bedeutung Sonderfall Lenzburg, ausgezeichnet durch sein Theater und besessen haben. Die Lücke zwischen Oensingen und den vermuteten kultischen Bezirk, erst durch die Weite des Windisch, die in den Routenbeschreibungen der Tabula Peu- aargauisch-luzernischen Mittellandes mit seinen zahllosen tingeriana und des Itinerarium Antonini erscheint, deutet Gutshöfen zu erklären, für die alle Wege zum nächsten aber an, dass danach der nördliche Ast dieser Haupttransversale, städtischen Zentrum nach Lenzburg führten. der über den Oberen Hauenstein nach Augst führte, Allerdings wirkt sich nicht nur die Weitläufigkeit und Be- aus administrativen und kommerziellen Gründen die siedlungsdichte des Hinterlandes auf die Häufigkeit, Grösse grössere Bedeutung erhielt. Dadurch mag auch die Böz- und Prosperität der Vici aus. In einigen Fällen haben bergroute von Augst nach Windisch aufgewertet worden besondere Faktoren die Wirtschaftskraft und den kulturellen sein, die in den Itinerarien aufgeführt wird und auch durch Reichtum der Vici gestärkt oder vielleicht sogar ihre einen Meilenstein belegt ist39. Entstehung veranlasst. Dazu zählten in den Anfängen militärische Die Itinerare beschreiben darüber hinaus auch einige Strassen Stützpunkte in Eschenz, Windisch (mit deutlicher der Binnenerschliessung mit «Transitfunktion»40. Zu Ausstrahlung auf Baden), Zurzach, Zürich und vielleicht nennen sind hier vor allem die Strecken von Windisch auch in Oberwinterthur46. In Baden trugen die Thermal- über Zurzach nach Rottweil, von Windisch über Bregenz 3B nach Augsburg und von Bregenz nach Chur, wo sich die Vgl. Herzig 1986; Tassaux 1982; Vion 1990, 44. 39 Howald/Meyer Nr. 397 CIL XIII 9077. Bündner Passrouten vereinigen. 40 Herzig 1986, 12. In dieses Netz eingebunden erscheint aber auch die 41 Vgl. die Zusammenstellung von A. Siegfried-Weiss in: Hochuli-Gysel Zürichsee—Walensee-Route mit den Anschlusspunkten et al. 1986, 130ff; zu ergänzen mit einem Neufund aus Zurzach: Doswald Baden und Maienfeld; da sie in Zürich mit einer Zollstelle 1994, Kap. 4.5.1.1. 42 Doswald 1994a. besetzt muss sie eine gewisse im Transit- 43 war, Bedeutung Zu letzterem Martin-Kilcher 1980a, 20f. Güterverkehr besessen haben. Das lässt sich auch aus den 44 Strassenkreuzungen und -gabelungen: Baden (Drack/Fellmann 1988, archäologischen Funden belegen: So finden sich im 348), Chur (Hochuli-Gysel et al. 1991, 458), Oberwinterthur (Rychener aargauischen Mittelland bereits im 1. und 2. Jahrhundert 1988, 10), Pfyn (Bürgi 1987, 22), Rapperswil-Kempraten (Drack/Fellmann 1988, 473), Stein am Rhein-Eschenz (Höneisen Lavezgefässe aus dem Südalpenraum, die wahrscheinlich [Hrsg.] 1993, 42, 59f.), Windisch (Hartmann/Weber 1985, 207); auch Pässe den Weg über die Bündner genommen haben41, und Lenzburg scheint eine nach Süden abgehende Gasse gehabt zu haben, umgekehrt wurden in Chur Mühlsteine aus Basalt gefunden, die vielleicht das dichtbesiedelte Seetal erschloss (Niffeler 1988, 14). - die aus der Eifel stammen dürften42. Umladestellen: Kempraten, Eschenz, Zürich und wahrscheinlich Zurzach; nach einem Vorschlag von Martin-Kilcher 1980a, 21 auch Baden, Lunnern oder Windisch. Obligatorische Passagen: Baden, 10 - Von den 14 Vici, die wir in Betracht ziehen, liegen an Chur, Eschenz, Windisch, Zürich, Zurzach. 45 den so umschriebenen Routen mit Transitfunktion: So auch in der Freigrafschaft: «... et il est normal de constater que les Baden, Chur, Frick, Oberwinterthur, Pfyn, Rapperswil- agglomérations se trouvent au centre ou en bordure immédiate de ces à forte densité de de al. Kempraten, Schieitheim, Windisch, Zürich und Zurzach. espaces vestiges toutes natures.» Mangin et 1986,221. restlichen sind über Nebenrouten das 46 Die regionale in Zu Oberwinterthur Rychener 1988, der sich sehr zurückhaltend äus¬ Netz eingebunden: Lenzburg liegt an einer Strecke, die aus sert, zuletzt auch Martin-Kilcher 1991a, 10f; für mündliche Auskünfte dem Aaretal unter Umgehung des Knotens von Windisch danke ich Peter Albertin. - Allgemein zu diesem Punkt Wierscho- direkt nach Baden führte und war nicht allzuweit entfernt wski 1984. Man wird die Bedeutung der Militärlager aber nicht überschätzen dürfen. Kein Kastell- oder Lagervicus in unserem Raum ist den aus dem Aaretal in das von wichtigsten Verbindungen nach der Aufhebung der hier angelegten Stützpunkte verödet, auch luzernische Mittelland; Pfäffikon-Kempten und Eschenz wenn jeweils eine gewisse Schrumpfung zu vermuten ist. Es dürfte liegen an einer Nebenverbindung, die von Kempraten deutlich geworden sein, dass sie alle über eine wirtschaftliche Existenzbasis über Oberwinterthur nach Norden führt, und Obfelden- verfügten, die unabhängig von der Konsumkraft der Truppe war, wenn auch nicht unabhängig von den grossen politischen und Lunnern vermutlich an einer die Windisch liegt Route, von wirtschaftlichen Konjunkturen. Für die besser bekannten Vici ergibt sich aus dem Heitersberg nach Süden folgte43. trotz gewissen gemeinsamen Zügen bis jetzt noch kein einheidiches In vielen Fällen besetzen die Vici ausserdem Strassenkreu- Bild. Der Einfluss der Erosion auf den Bestand der jüngeren Siedlungshorizonte verwischt in vielen Fällen das Bild. E. Ruoffin: zungen und -gabelungen oder Umladesteilen für den See-, Vgl. Hochuli-Gysel et al. 1991, 445ff; Martin-Kilcher a.a. O., 9f; Niffeler 1988, Fluss- und Landverkehr; oft handelt es sich auch um 179ff; Rychener a.a.O., 99ff. — In den wechselnden Aktivitäten der obligatorische Passagen wie Brücken, Klüsen, die genannten Vici kann sich auch die wechselnde Bedeutung ihrer Verkehrsverbindungen Umladestellen oder die Ausgangspunkte von Passrouten44. ausdrücken, vgl. Herzig 1986, llff.

10 Q D

CDD 7ö

% \L 3- JF $ CTii,

¦-.Hl.j.lfi ''^~ cn Izbrunne tE a

^Q ^B LZ] un

ren

Abb. 8 Der Vicus von Schieitheim 1 Thermen, 1 Palästra, 27 2 Haupttempel, 3 gallorömischer Umgangstempel, 4 Wohnbauten, 5 Wohn- und Gewerbebauten, 6 Töpferei, 7 Ökonomiebauten, 8 grösseres Gebäude mit Hypokaust, 9 Gutshof?, 10 römische Strasse, Marktplatz gerastert.

M 1:5000 100 200m (nach Drack/Fellmann 1988, Abb. 468).

bäder das Ihre bei, in Orten wie Lenzburg oder Schleit- rung der Gutshöfe, von denen viele schon nach ihrer heim wahrscheinlich auch die grossen Kultbezirke. geographischen Lage und Betriebsgrösse nicht imstande gewesen Durch diese Verbindung von günstiger Verkehrslage und wären, die verschiedenen Funktionen eines Zentrums produktivem Hinterland, gegebenenfalls gestärkt durch die zu erfüllen48. Damit ist aber noch nicht das Wesentliche zusätzliche Kaufkraft von Soldaten, Badegästen oder getroffen: Pilgern, werden die Vici attraktive Zielpunkte und Umschlagplätze eines Handels, der über das Einzugsgebiet des Etwa Alpnach, Zillis, Riom, Bondo. - Fälle, in denen ein Vicus einzelnen Vicus hinausreicht und dessen Güter bis in die unabhängig von einem dichtbesiedelten Hinterland entsteht, sind im entlegensten Landwirtschaftbetriebe gelangen. In Untersuchungsraum nicht zu identifizieren; sie scheinen ohnehin selten dünnbesiedelten Gebieten bestehen daher an ihrer Stelle nur gewesen zu sein (vgl. Mangin et al. 1986, 217). In einzelnen Fällen und günstig gelegene Villen einzelne kleine Strassenstationen, wie dies immer wieder im Alpenraum mögen grosse solche Funktionen (Strassenstation, lokaler Markt, kultisches Zentrum) beobachtet werden kann47. an sich gezogen haben, wie das etwa Ebnöther 1991, 252 aufgrund der Durch die lokale Verdichtung von Angebot, Austausch Münzfunde in einem Tempel für die Villa von Dietikon ZH und Verkehr antworten die Vici auch auf die Dezentralisie¬ vorschlägt.

11 Es darf nicht übersehen werden, dass die Gutshöfe in erster eine «Tendenz zur Bildung von Zonen» identifiziert; Linie Landwirtschaftsbetriebe waren, in denen handwerkliche danach sind «Kleinhausbauten, die man wohl als private Tätigkeiten nur am Rande für den Absatz ausserhalb Wohn-, Kleinhandels- und Handwerkshäuser bezeichnen des eigenen Betriebs ausgeführt wurden. Entsprechend lässt darf», in einer geschlossenen Gruppe angelegt worden sich bisher im Untersuchungsgebiet kaum nachweisen, dass und vom öffentlichen Bezirk getrennt; ausserdem sind sie in einen Gutsbetrieb hauptsächlich Holz oder mineralische mehrheitlich auch nicht mit Bauten durchmischt, die Rohstoffe verarbeitet worden wären — so dass man annehmen durch besondere Lage, Grösse oder aufwendige Bauweise musste, die landwirtschaftliche Tätigkeit hätte hier hervorgehoben werden können52. vorwiegend dem Unterhalt der Handwerker gedient. Handwerker aufVillen besorgten wahrscheinlich vor allem Öffentliche Bauten und Häuser, die mit besonderem den Unterhalt der Arbeitsmittel und unter Umständen Aufwand errichtet wurden, scheinen vielerorts Gruppen zu auch die erste Verarbeitung der erzeugten organischen bilden und das Ortszentrum zu markieren. Dabei lässt sich Rohstoffe. Angegliederte Werkstätten konnten in diesem in einigen Vici nachweisen, dass sie sich um einen offenen, Rahmen ausserdem die absatzorientierte Produktion von meist gekiesten oder gar mit Mörtel überzogenen Platz Geschirrkeramik, Ziegeln und vielleicht auch Eisen über gruppieren oder an ihn anschliessen. Wir werden nicht den Bedarf des Hofes hinaus durchführen, wenn die fehlgehen, wenn wir diesen Platz als Marktplatz entsprechenden Lagerstätten vorhanden waren. bezeichnen53. Umgekehrt wird es mit dem Fortschreiten der Forschung So liegt der Platz in Lenzburg ungefähr in der Mitte der immer wahrscheinlicher, dass in den Vici zwar in einem Siedlung; er ist dem ummauerten, wohl kultischen Bezirk gewissen Mass Gartenbau, Viehzucht und vielleicht auch südlich vorgelagert und wird durch die nach Norden Getreidebau betrieben wurden49 dass aber die primären versetzte Flucht von Haus 14 zusätzlich hervorgehoben (Abb. Beschäftigungen ihrer Bewohner in Handwerk, Handel 6). An seine Ostseite grenzt Haus 13, das durch seine und Dienstleistungen bestanden. Landwirtschaftliche Geräte «aufwendige Bauweise herausgehoben» ist; gegenüber geht treten gegenüber gewerblichen Werkzeugen oder Teilen eine Gasse nach Süden ab54. von Fahrzeugen und Zuggeschirr deutlich zurück; es fehlen In Chur grenzt der Marktplatz unmittelbar an die Thermen, meist auch kombinierte Wohn-/Wirtschaftsbauten, die die bisher als einziges öffentliches Gebäude identifiziert den Raumansprüchen von Bauernbetrieben genügen wurden; für den grossen, westlich anschliessenden würden50. Der Austausch zwischen Villen und Vici funktionierte Baukomplex wird eine Deutung als Mansio in Erwägung daher wohl nicht nur über die Vermittlung von gezogen53 (Abb. 7). Handelsgütern und Handwerkserzeugnissen, sondern Für Schieitheim schlägt Guyan vor, dass «die grössere freie wahrscheinlich auch dadurch, dass die umliegenden Villen Fläche zwischen dem Geschäftsviertel im Norden und der einen Teil ihrer Überschüsse an die Bewohner der Vici gewerblichen Zone im Süden... für den Marktplatz in absetzten. Anspruch genommen worden sein» könnte; die südlich und Aber ebenso wie die erwähnte Verdichtung von Produktion, nördlich anschliessenden Bauten werden als «Magazin» und Handel und Dienstleistungen charakterisiert auch ihre «Lagerhaus» gedeutet, heben sich jedenfalls von den bisher verhältnismässig engmaschige Verteilung das Verhältnis der bekannten Wohn-/Gewerbebauten ab56. Die Thermen Vici zu ihrem Umland. Damit war gewährleistet, dass ihre hätten dann dem Marktplatz gegenübergelegen, wobei spezifischen Dienste für möglichst viele Villen in erreichbarer auch hier an der Peripherie des Marktplatzes eine Seitengasse Distanz lagen31. So erklärt sich wohl, dass wir neben abging, die an der Südseite der Thermen entlanglief. wohlausgebauten Kleinstädten wie etwa Baden auch sehr bescheidene Siedlungskerne in dünner besiedelten Regionen antreffen. 49 Dazu Ch. Jacquat in: Rychener/Albertin/Jacquat 1986, 241ff. 511 Das Haus Oberwinterthur-Römerstrasse 186 darf dagegen Zur inneren Struktur wahrscheinlich als Bauernhof angesprochen werden. Neben der Expertise (a. a. O. dafür auch der Aber auch die innere Struktur der Vici erscheint von der von Jacquat 249) sprechen ungewöhnlich grosse Bau (Phasen B-D), dessen hallenartiger Zentralraum unter anderem charakteristischen Verdichtung ihrer Funktionen und von ihren auch die Funktion einer Tenne (Dreschabfälle!) gehabt haben könnte, Raumbeziehungen geprägt. Typisch ist die vorherrschende und das Geräteinventar, in dem landwirtschaftliche Geräte nicht fehlen lineare Anordnung ihrer Häuser in Strassenzeilen, (Karstzinken 102.213, Flachhacke 201.309, zweizinkige Gabel aber auch den 406.480, Sichel Streufund 1033). die vor allem der wichtigsten Ausfallstrasse, 51 Vgl. Niffeler 1988, 184f. Gassen sind auch die 52 von ihr abgehenden folgen. Typisch Niffeler a.a.O., 181. Der Befund wurde vorsichtigerweise nur häufigen Streifenhäuser, die ihre Schmalseite zur Strasse aufgrund der ausgegrabenen Bauten erhoben, lässt sich aber wahrscheinlich hin orientieren, wo wir auch immer wieder Läden und anhand der Luftaufnahmen auf die gesamte Siedlung ausdehnen, soweit sie bekannt ist. Werkstätten ausmachen können. Anders als die geschlossenen 53 So auch Hochuli-Gysel et al. 1991, 52, 466 für Chur-Welschdörfli; V. Höfe der sind die offene die Villen Vici Siedlungen, Schaltenbrand hat (ebda. 168) darauf aufmerksam gemacht, dass sich sich längs ihrer Verkehrsadern ausdehnen und für deren auf dem Marktplatz auch eine auffällige Häufung von Schreibgriffeln Bewohner ein möglichst gleichberechtigter Zugang zu den abzeichnet, was mit der vorgeschlagenen Deutung gut zu vereinbaren Strassen wünschenswert war. ist. 54 Niffeler 1988, 14f. und Beilage 1; das Zitat S. 181. Dieser Tendenz in ihrer Siedlungsstruktur 55 «zentripetalen» Hochuli-Gysel et al. 1991, 50ff, 465, Abb. 1. steht nun ein immer deutlicher fassbarer Impuls zur 5(1 W. U. Guyan in: Guyan/Schneider/Zürcher 1985, 275f, 279, Abb. Schwerpunktbildung entgegen. Niffeler hat für Lenzburg 4.11; zur «gewerblichen Zone» vgl. auch ders. 1946, 39.

12 Limmat

¦o C3 CL? =1 Graber VP.QÇn d u u U h ±^jk*^= men ...^..^ =0 3 a C=3 Wa O ?ilen Ö ^^ Çk CD 0 Brücke ^ ¦==a D rass Teil der spatrom C3 Festungsmauer kT n® s> ro?te

c O 200 O m D» G O

Abb. 9 Der Vicus von Baden (Strasse und Marktplatz gerastert). M 1:5000 (nach Koller 1989, Abb. 1).

Schräg gegenüber, auf der anderen Seite des Baches, lag ein Als einziger Vicus in unserem Raum scheint Windisch ein ausgedehnter, bisher noch wenig erforschter Tempelbezirk, ausgebautes Forum besessen zu haben60. Diese Tatsache ist dessen erhöhter Haupttempel das Ortszentrum überragte zweifellos auf die besonderen Bedürfnisse und die hohe (Abb. 8). Kaufkraft der Lagerbesatzung zurückzuführen, der anderswo Auch in Baden, dessen Zentrum bisher trotz ausgedehnter nichts Vergleichbares gegenüberstand. Vielleicht hat älterer Grabungstätigkeit nur in Umrissen bekannt ist, kann auch die besondere Verkehrslage des Ortes eine zusätzliche mit einem gekiesten Marktplatz in der Ortsmitte gerechnet Rolle gespielt. Leider sind wir über die Umgebung dieser werden: Bei der Untersuchung des Gebäudes unter dem Anlage nicht orientiert, wie wir auch die Siedlungsstruktur heutigen Kurtheater, dessen Nordfassade in auffälliger des Vicus noch ungenügend kennen. Eine Schwerpunktbildung Weise um etwa 15—20 Meter aus der Flucht der römischen im Bereich des Forums lässt sich daher nicht Hauptstrasse zurückspringt, dokumentierten Ettlinger und nachweisen. Haberbosch an der Nordwestseite der Baugrube vermutlich den eines Platzes»37. «Kiesbelag Der Gesamtplan von Ettlinger/Haberbosch 1953, Grundrissplan und Profile. Baden macht deutlich, dass dieser Platz von komplex Insbesondere das westliche Nachbarhaus des sog. Militärspitals (Grabung gegliederten Steinbauten umgeben war. Diese unterscheiden 1894—97), die Bauten im Areal Du Parc (Grabung 1977 sowie 1987, Haus 2, 1. und die Gebäude im Areal ABB sich von den einfachen Wohn-/Gewerbebauten am Steinbauperiode) (Grabung 1988); Publikationen in Vorbereitung, vgl. vorläufig Koller westlichen Teil der Römerstrasse, deren Innenausbau oder ganz 1989, Abb. 1, 2. Die Feststellung gilt auch dann noch, wenn wir teilweise in Holz oder Fachwerk vorgenommen wurde annehmen, dass in den Häusern mit gemauerter Innenunterteilung nicht Auch hier geht wenig östlich des Platzes eine Seitenstrasse alle dargestellten Mauern gleichzeitig standen. R. in: 1994, 3.1.1. ab, bei der es sich wahrscheinlich um die linksufrige Lim- Vgl. Hänggi Hänggi/Doswald/Roth Kap. Hartmann 1986, 103f- Umgekehrt ist in Oberwinterthur, dessen mattalstrasse handelt (Abb. 9). Ortszentrum mit Tempelbezirk und Bad durch die Arbeiten von lässt ähnliche Selbst im kleinen Vicus von Zurzach sich eine Rychener gut bekannt ist, bisher kein Marktplatz nachgewiesen Komplexbildung nachweisen, befindet sich doch sein (Rychener 1984, 67). In ihrem Bericht über die Ausgrabungen in Bad inmitten eines gekiesten Platzes, der sich nach Osten Oberwinterthur geben Bloesch/Isler 1952, 29f allerdings an, dass auf dem Kirchhügel «mindestens in der Frühzeit der Besiedlung in der und Westen um 15 Meter und mehr ausdehnt. In seiner Mitte der ganzen Anlage ein ausgedehnter Platz» bestand, den sie als ausserdem Steinbau59. südlichen Ecke liegt ein zweiter grösserer «Marktplatz» bezeichnen. Dieser gekieste Platz scheint später vom Tempelbezirk eingenommen worden zu sein.

13 Tabelle 1 : Liste der Vici und der in ihnen nachgewiesenen Handwerksbetriebe

Vicus Eisen Bronze Stein Keramik Holz Gerberei Leder Bein Textil Horn

Baden • • 2) • • »3) • #3) Chur • • • • • • Frick • Lenzburg • • 2> • • • Oberwinterthur • • ' • • • • Obfelden-Lunnern Pfäffikon-Kempten Pfyn Rapperswil-Kempraten • Schieitheim • Stein am Rhein-Eschenz Windisch • 1> Zürich • Zurzach • • 3) gesicherte Nachweise total 10 (ohne Mehrfachausweise)

11 mehrfach nachgewiesen 2) in der unmittelbaren Nachbarschaft 3' in Spuren

Zusammenfassend schlage ich vor, die Vici im schweizerischen Anhang Mittelland als ländliche Gewerbesiedlungen und Dienstleistungszentren zu definieren, deren Gebäude um Lokalisierung der in Tabelle 1 erwähnten Handwerksbetriebe mit einen lokalen Markt gruppiert waren, der sie mit den Quellennachweis und ergänzenden Bemerkungen Haupthandelswegen der Region verband. Ihr städtischer Charakter ist zwar je nach ihrer Grösse architektonisch unterschiedlich deutlich ausgeprägt, aber doch — wie sich zeigen Eisen: Schmiedewerkstätten lässt — eindeutig, wodurch sie sich von den Gutshöfen als den hauptsächlichen landwirtschaftlichen Siedlungen Schmiedewerkstätten sind in erster Linie aufgrund von ebenso abheben wie alleinstehenden Strassenstationen von Schlackenkonzentrationen leicht zu erkennen. Ihre Lokalisierung und (Mutationes Mansiones)61. erfordert aber eine eingehende Untersuchung der Fundlage; die Nicht verallgemeinerbar sind Funktionen, durch die direkte Verbindung mit Verhüttungsplätzen lässt sich erst durch einzelne Vici eine besondere Stellung innerhalb dieser Gruppe eine typologisch abgestützte Untersuchung der Schlacken einnehmen, so etwa Zürich als Zollposten, Windisch als nachweisen. Ausstattung und Tätigkeitsbereich sind nur durch kombinierte Markt und Dienstleistungsbereich des Legionslagers, Lenzburg Analyse des Befundes sowie des gesamten begleitenden als ländliches Kultzentrum oder Baden als Heilbad. Es Fundmaterials zu beschreiben. lässt sich aber nachweisen, dass der vollständige oder teilweise Verlust dieser Funktionen (Windisch, Lenzburg) — Baden, Römerstrasse (Grabung Römerstrasse 1977) 1992, 35, 38. nicht zur Auflassung des Vicus geführt hat. Die Stabilität Schucany ihrer Grundstruktur war von solchen besonderen Einrichtungen Baden, Römerstrasse Du Parc unabhängig. - (Grabung 1987) Doswald Ms.

Baden, Römerstrasse (Grabung ABB 1988) Rechtlich gesehen waren die Vici, anders als die meisten Vororte der - Doswald Ms. der Römerstrasse mindestens drei Civitates, keine Städte, sondern scheinen eine Rechtsform ähnlich der (An insgesamt teilweise privatrechtlichen Korporationen besessen zu haben, die eine lokale u. U. gleichzeitig tätige Werkstätten). Selbstverwaltung mit Ausübung entsprechender öffentlicher Funktionen einschloss (vgl. die Zusammenfassung bei Niffeler 1988, 183f); - Chur, Areal Dosch Wolff 1989, 267-270 beschreibt sie analog zu den Pagi und kleineren Hochuli-Gysel et al. 1986, 54f, 170. lokalen Personenverbänden als gebietsbezogene Körperschaften, denen im Rahmen des dezentralen Aufbaus der Civitasverwaltung die Organisation lokaler Bedürfnisse und damit eine spürbare Endastung der - Chur, Markthallenplatz staatlichen Amtsträger und ihrer Verwaltungstätigkeit zufiel (vgl. auch Hochuli-Gysel et al. 1991, 67-84. (Werkstatt mit Verhüttungsspuren) ders. 1989a).

14 - Frick - Oberwinterthur, Unteres Bühl Wälchli 1994 und eigene Recherchen. Guyan/Schneider/Zürcher 1985, 193.

- Lenzburg, Lindfeld - Zurzach, UfRainen Doswald 1993. (Bisher nicht lokalisierte Werkstatt, anhand der Doswald 1994, Kap. 3.3.4.2. (Als Nebenbetriebszweig in der Schlacken identifiziert). Eisenschmiede betneben).

- Oberwinterthur, Römerstrasse 197 Rychener 1988, 64. S teinbearbeitung

- Oberwinterthur, Unteres Bühl Die Identifikation erfolgte jeweils durch Werkstücke. Guyan/Schneider/Zürcher 1985, 189, sowie Mitteilungen von V. Schaltenbrand und M. Senn. - Baden Doswald 1994a; Haberbosch 1938. (Unmittelbare Hinweise auf - Oberwinterthur, Römerweg 5 Steinbearbeitung in Baden fehlen bisher. Der Steinbruch von Mitteilung von P. Albertin. (Die Schmiedewerkstätten von Würenlos liegt jedoch nur etwa eine Wegstunde vom Vicus Oberwinterthur sind mit Ausnahme von Römerweg 5 [nur Schlacken] entfernt und kann durchaus von einem örtlichen Unternehmer durch Werkzeuge und Schlacken identifiziert). betrieben worden sein). - Rapperswil-Kempraten, Rütistrasse - Lenzburg, Lindfeld Drack/Fellmann 1988, 475. Doswald 1993.

- Schieitheim, Im Boden - Zurzach, Uf Rainen Guyan 1946, 39 und eigene Recherchen. (Werkstatt mit Doswald 1994, Kap. 4.5.1. Verhüttungsspuren).

- Windisch Herstellung von Geschirrkeramik Meyer-Freuler 1989, llff. (Schmiedewerkstätten sind hier durch Schlacken mehrfach nachgewiesen. Die Befunde vom Känzeli Die Identifikation von Töpfereien erfolgt in der Regel durch und unterhalb des späteren Praetoriums liegen ausserhalb des Brennöfen und Töpfereiabfälle; die Verbindung zu den Keramiklagern zeitgleichen Lagerbereiches, können aber trotzdem von einer kann über Materialvergleiche hergestellt werden. militärischen Werkstatt stammen. Ziviles Gewerbe ist aber keineswegs Die Herstellung von Baukeramik wurde bisher erst im Vicus von auszuschliessen. Ein vergleichbarer Befund im Bereich des Solothurn nachgewiesen; bei den Privatziegeleien scheint es sich Pfeilerbaus ist noch nicht zuverlässig stratifiziert [Mitteilung von weitgehend um ein landsässiges Gewerbe gehandelt zu haben, F. Maier]. Ein Befund beim Arzthaus liegt innerhalb des Lagerareals dessen Betriebsstruktur bei uns noch nicht systematisch erforscht [Mitteilung von Chr. Meyer-Freuler] und dürfte militärisch worden ist. Vgl. zuletzt für die Schweiz Drack/Fellmann 1988, sein). 201ff. (mit Lit.); ausserdem R. Frei-Stolba, Zur Ziegelinschrift von Erlach. AS 3, 1980, 103-105. - Zürich, Oetenbachgasse 3 Guyan/Schneider/Zürcher 1985, 82, 114. - Baden, Kurpark Drack 1949; Roth-Rubi 1983. - Zürich, Fortunagasse 28 Mitteilung von M. Senn. (In beiden Fällen bisher nur durch - Baden, Römerstrasse (Grabung Du Parc 1977)? Schlacken indentifiziert. - Auch F. Staehelin, Die Schweiz in Schucany 1992, 38. römischer Zeit, 3. Aufl. Basel 1948, 46 und Anm. 5, erwähnt eine Chur Schmiedewerkstatt in Zürich, ohne sich aber auf Grabungsbefunde - Hochuli-Gysel et al. 1986, 100-102. stützen zu können. Seine Belege weisen daraufhin, dass er seinen Befund Eisenbarrenfunden in der Limmat aus extrapoliert - Lenzburg, Lindfeld hat). Niffeler 1988, 56f. - Zurzach, UfRainen - Oberwinterthur, Unteres Bühl Doswald 1994, Kap. 3.3.4. (Werkstatt mit Verhüttungsspuren). Ebnöther/Eschenlohr 1985. (Das Keramiklager eines Händlers in Oberwinterthur enthielt neben Importware auch einheimische Gebrauchskeramik aus einer noch unbekannten Werkstatt. Ähnlich Bronzegiesserei wie in Eschenz könnte auch hier der Fall vorliegen, dass eine benachbarte Töpferei ihre Erzeugnisse über den Vicus vertrieb). Bronzegiessereien (wie überhaupt Werkstätten der Bunt- und Edelmetallverarbeitung) hinterlassen nur wenige metallische Abfälle - Oberwinterthur, Dorfstrasse 7 und Schlacken (Oldenstein 1977, 192) und nur in glücklichen Hedinger 1993. (Das Fundmaterial umfasst vor allem Keramik Fällen sicher identifizierbare Schmelzöfen; eine Untersuchung und weitere Funde des 1. und 2. Jh. n. Chr. Die dort produzierte muss sich daher auf das gesamte Material beziehen. Keramik unterscheidet sich aber deutlich von der Ware des Keramiklagers). - Baden Berger 1983. (Die Werkstatt des Gemellianus ist bisher nicht - Oberwinterthur, Bäumlistrasse 1A lokalisiert. Die neueren Grabungen an der Römerstrasse ergaben «Neue Zürcher Zeitung» Nr. 53, 4. März 1994, 54 und Mitteilung keinen Hinweis auf eine spezialisierte Bronzegiesserei). von B. Hedinger.

- Chur, Areal Dosch - Obfelden-Lunnern Hochuli-Gysel et al. 1986, 54f, 162-165. Drack 1974; Keller 1864, lOOff.

15 - Rapperswil-Kempraten, Kreuzstrasse - Chur, Markthallenplatz Bär-Brockmann 1944; Ettlinger 1956, 68ff. Schaltenbrand 1991, 156. (Die Identifikation des Gewerbes erfolgte durch Untersuchung der Eisenwerkzeuge. Eine Werkstatt - Rapperswil-Kempraten, Rütistrasse konnte nicht lokalisiert werden). Grüninger 1992. Oberwinterthur, Unteres Bühl Schieitheim - - Clerici 1983; Fellmann 1991, 32f; Fellmann-Brogli, 52. (Die Guyan/Schneider/Zürcher 1985, 291. Identifikation des Gewerbes erfolgte durch Untersuchung der Rückstandssedimente den Sie kann bisher Stein am Rhein-Eschenz, Mettlen in Gerberbottichen. - durch und Knochenabfalle nicht Höneisen (Hrsg.) 1993, 49f; Umer-Astholz 1942, 15-18. Werkzeuge typische bestätigt werden [Mitteilung von V. Schaltenbrand; Morel 1991, 125]. - - Stein am Rhein-Eschenz, Hermannsäcker Die Gerberei lag wahrscheinlich in der unmittelbaren Nachbarschaft Höneisen (Hrsg.) 1993, 50; Umer-Astholz 1942, 119-121. (Diese der lederverarbeitenden Werkstatt [Fellmann-Brogli Töpferei setzte ihre Erzeugnisse vermutlich über eine Keramikhandlung a.a.O.]). im Vicus ab, deren Lager auch importierte Ware enthielt; vgl. Höneisen [Hrsg.] 1993, 50-54; Umer-Astholz 1942, - Zurzach, UfRainen 24-93). Doswald 1994, Kap. 3.3.3. (Die Identifikation des Gewerbes erfolgte durch die Analyse des Flächenbefundes und der Stein Rhein-Eschenz, - am Hofwiesen Werkzeuge). Höneisen (Hrsg.) 1993, 50, 125f. - Windisch Laur 1935, 97£; Meyer-Freuler 1989, 79; Koller 1991. Lederverarbeitung

In Oberwinterthur und Zürich beruhen die Feststellungen auf der Holzverarbeitung Untersuchung der Lederabfälle, in den übrigen Fällen auf der Analyse der Werkzeuge, vor allem der Eisenwerkzeuge. Die Identifikation des Gewerbes erfolgte in allen Fällen durch die der in Oberwinterthur ausserdem durch Analyse Eisenwerkzeuge, Baden, Römerstrasse (Grabung ABB 1988) Abfälle. - typische Doswald Ms. - Baden, Römerstrasse (Grabung Du Parc 1987) Doswald Ms. - Chur, Markthallenplatz Schaltenbrand 1991, 158f. (Eine Werkstatt konnte hier nicht - Baden, Römerstrasse (Grabung ABB 1988) lokalisiert werden). Doswald Ms. - Lenzburg, Lindfeld - Chur, Areal Dosch Doswald 1993. Schaltcnbrand 1986, 170f. - Oberwinterthur, Unteres Bühl - Chur, Markthallenplatz Fellmann-Brogli 1991, 50-52, und Mitteilung von V. Schaltenbrand. Schaltenbrand 194. Werkstatt konnte hier 1991, 154ff, (Eine (Das Gewerbe ist durch Werkzeuge und Abfälle nicht lokalisiert werden). nachgewiesen).

Lenzburg, Lindfeld - Zürich, Weinplatz Doswald 1993. - Guyan/Schneider/Zürcher 1985, 151. (Die Identifikation des - Oberwinterthur, Unteres Bühl Gewerbes erfolgte durch Lederabfälle. Eine Werkstatt konnte Fellmann 1991a, 25-28 und Mitteilung von V. Schaltenbrand. nicht lokalisiert werden). (Eine Drechslerei konnte durch Abfälle nachgewiesen, aber nicht lokalisiert werden. Die Anwesenheit weiterer holzverarbeitender - Zurzach, Uf Rainen Handwerker [u.a. Schindelmachcr, Zimmerleute und/oder Doswald 1994, Kap. 3.3.2.1. Schreiner] ist durch häufig vorkommende Holzbearbeitungswerkzeuge nachgewiesen, lässt sich aber nicht durch Abfälle belegen).

Verarbeitung von Bein, Horn und Geweih - Zurzach, UfRainen Doswald 1994, Kap. 3.3.2.1. (Eine Werkstatt konnte hier nicht Die Identifikation des Gewerbes beruht auf der Untersuchung lokalisiert werden). von Werkstücken und Werkstattabfällen. Im Kastell von Zurzach konnten ihm wahrscheinlich auch einzelne Werkzeuge aus Eisen und Stein zugewiesen werden; vgl. Doswald 1994, Kap. 2.3.2.1. Gerberei Werkstätten konnten noch in keinem Vicus lokalisiert werden. - Die vielfältigen Möglichkeiten zur Identifikation von Gewerben, - Baden, Römerstrasse (Grabung ABB 1988) die tierische Rohstoffe verarbeiten, gehen z.B. aus Schmid 1972, Doswald Ms. (Die Identifikation des Gewerbes erfolgte durch Schibler/Furger 1988, Berke 1989 hervor. Untersuchung der Eisenwerkzeuge und eines Komplexes von Tierknochen, bei denen es sich um Gerbereiabfälle handeln muss. - Chur, Areal Dosch Eine Werkstatt konnte nicht lokalisiert werden). Hochuli-Gysel et al. 1986, 167.

16 - Oberwinterthur, Unteres Bühl Clerici 1983 Martin-Kilcher 1991b, 70f; Morel 1991, 126. (Die Hornschnit- R. Clerici, Römische Holzfässer aus Vitudurum. HA 14, 1983, zerei wurde nicht lokalisiert. Ausserdem weist Morel a.a.O. 53, 14-24. 126—128 eine Leimsiederei nach). Doppler 1976 - Zurzach, UfRainen H. W. Doppler, Der römische Vicus -Baden. Doswald 1994, Kap. 3.3.3; Morel 1994. Arch. Führer Schweiz 8 (Baden 1976).

Doswald 1993 Verarbeitung von Textilien C. Doswald, Römische Mühlsteine aus Lenzburg. Steinmetzen und andere Handwerker im römischen Vicus. Lenzburger Während Nähnadeln auch bei der Lederverarbeitung gebraucht Neujahrsbl. 64, 1993, 42-49. werden, bilden Spinnwirtel und Webgewichte, gelegentlich auch beinerne Spindeln, sichere Leitfunde. Doswald 1994 C. Doswald, Die Eisen- und Steinfunde aus dem Vicus und den - Baden, Römerstrasse (Grabung ABB 1988) Kastellen. In: Hänggi/Doswald/Roth 1994. Doswald Ms. Doswald 1994a - Oberwinterthur, Unteres Bühl C. Doswald, Herkunft und Verbreitung der römerzeitlichen Martin-Kilcher 1991b, 64. Mühlsteine im Kanton Aargau. Praktische Geologie in römischer Zeit. Minaria Helvetica 14a, 1994. - Zurzach, Uf Rainen Doswald 1994, Kap. 3.3.3. Doswald Ms. C. Doswald, Die Eisen- und Steinfunde von Baden, Römerstrasse (Grabungen 1987—88). In Vorbereitung.

Drack 1979 Literaturverzeichnis W. Drack, Winterthur/Oberwinterthur ZH. Fragment eines gallo-römischen Grabsteines von Vitudurum. AS 2, 1979, 191. Abkürzungen Drack 1962-63 AS Archäologie der Schweiz W. Drack, Kempten. Tösstalstrasse 20. Ruine eines römischen GPV Gesellschaft Pro Vindonissa Gebäudes. Ber. Zürcher Denkmalpflege 3, 1962—63, 102f. HA Helvetia Archaeologica Howald/Meyer E. Howald/E. Meyer, Die römische Schweiz Drack 1970-74 (Zürich o.J. [1940]) W. Drack, Obfelden (Bez. Affoltern). Unterlunnern. Römischer SAGEA Schweizerische Arbeitsgruppe fur Vicus: Sondierungen und Neufund einer Victoria-Statuette. Ber. Eisenarchäologie Zürcher Denkmalpflege 7, 1970-74, 99-101. UFAS Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz Drack 1991 W. Drack, Der römische Gutshof bei Seeb, Gem. Winkel. Ausgrabungen 1958-1969. Ber. Zürcher Denkmalpflege, Arch. Mo- Bär-Brockmann 1944 nogr. 8 (Zürich 1991). M. Bär-Brockmann, Kempraten 1944. Ur-Schweiz 8, 1944, 79-81. Drack 1949 W. Drack, Die römischen Töpfereifunde von Baden-Aquae Berger 1983 Helveticae. Sehr. Inst. Ur- und Frühgesch. Schweiz 6 (Basel 1949). L. Berger, Die Thekenbeschläge des Gemellianus von Aquae Helveticae und verwandte Beschläge. In: Handel und Handwerk im Drack/Fellmann 1988 römischen Baden (Baden 1983) 13-30. W. Drack/R. Fellmann, Die Römer in der Schweiz (Stuttgart 1988). Berke 1989 H. Berke, Funde aus einer römischen Leimsiederei in Köln. Kölner Ebnöther 1991 Jahrb. Vor- und Frühgesch. 22, 1989, 879-892. Ch. Ebnöther, Die Gartenanlage in der pars urbana des Gutshofes von Dietikon ZH. AS 14, 1991, 250-256. Bloesch/Isler 1952 Hj. Bloesch/H. Isler, Bericht über die Ausgrabungen in Ebnöther 1993 Oberwinterthur (Vitudurum) 1949-1951. Neujahrsbl. Hülfsgesell- Ch. Ebnöther, Römischer Gutshof in Dietikon. Neujahrsbl. schaft Winterthur 83, 1952. Dietikon 46, 1993, 1-72.

Bürgi 1987 Ebnöther/Eschenlohr 1985 J. Bürgi, Römische Brücken im Kanton Thurgau. AS 10, 1987, Ch. Ebnöther/L. Eschenlohr, Das römische Keramiklager von 16-22. Oberwinterthur-Vitudurum. AS 8, 1985, 251-258.

Bürgi/Hoppe 1985 Erim/Reynolds 1973 J. Bürgi/R. Hoppe, Schleitheim-Iuliomagus. Die römischen K. T. Erim/J. Reynolds, The Aphrodisias Copy of Diocletian's Thermen. Antiqua 13 (Basel 1985). Edict on Maximum Prices. Journal Rom. Stud. 63, 1973, 99ff.

17 Ettlinger 1956 Hedinger 1993 E. Ettlinger, Die römische Keramik aus dem Vicus und Gräberfeld B. Hedinger, Archäologische Ausgrabungen im römischen Vicus von Kempraten (Zürich 1956, masch).. in Oberwinterthur. Ein Vorbericht über die Untersuchungen an der Römerstrasse 169A und Dorfstrasse 7. Winterthurer Jahrb. Ettlinger 1975 1992 (1993) 1-15. E. Ettlinger, Handel, Handwerk und Gewerbe. In: UFAS V. Die römische Epoche (Basel 1975) 89-106. Herzig 1986 H. E. Herzig, Die Erschliessung der Schweiz durch die Römer. Ettlinger/Haberbosch 1953 In: K. Aerni/H.E. Herzig (Hrsg.), Historische und aktuelle E. Ettlinger/P. Haberbosch, Römische Baureste unter dem Verkehrsgeographie der Schweiz. Geographica Bernensia Gl8 (Bern Badener Kurtheater (1950/51). Badener Neujahrsbl. 28, 1953, V 5-15. Hochuli-Gysel et al. 1986 Fellmann 1981 A. Hochuli-Gysel/A. Siegfried-Weiss/E. Ruofl7V. Schaltenbrand, R. Fellmann, Die Vici. Struktur und Funktion eines römischen Chur in römischer Zeit I: Ausgrabungen Areal Dosch. Siedlungstypus. In: Siedlungsarchäologie in der Schweiz. [2.] Antiqua 12 (Basel 1986). Einführungskurs in die ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz (Basel 1981). Hochuli-Gysel et al. 1991 A. Hochuli-Gysel/A. Siegfried-Weiss/E. Ruoff/V. Schaltenbrand Fellmann 1991 Obrecht, Chur in römischer Zeit II: A. Ausgrabungen Überblick. 19 R. Fellmann, Kleinfunde aus Eisen, Bronze und Bein. In: Drack Areal Markthallenplatz, B. Historischer Antiqua 1991, 199-218. (Basel 1991).

Fischer 1993 Höneisen (Hrsg.) 1993 Höneisen der Stein Th. Fischer, Die Gussform eines Thekenbeschlags aus Pocking, M. (Hrsg.), Frühgeschichte Region am Ausfluss des Lkr. Passau. Germania 71, 1993, 539-543. Rhein. Archäologische Forschungen am Untersees. Antiqua 26 (Basel 1993). Frézouls 1990 Keller 1864 E. Frézouls, Gallien und römisches Germanien. In: F. Vittinghoff F. Keller, Die römischen Ansiedelungen in der Ostschweiz, 2. (Hrsg.), Handbuch der Europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte Abtheilung. Mitt. Antiquar. Ges. Zürich 15/2, 1864. 1: Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte in der römischen Kaiserzeit (Stuttgart 1990) 429-510. Kiss 1989 A. Kiss, Das römerzeitliche Wagengrab von Kozärmisleny Grüninger 1992 (Ungarn, Kom. Baranya) (Budapest 1989). I. Grüninger, Jona SG Kempraten — Ein römerzeitliches Gebäude. AS 15, 1992, 164. Koller 1989 H. Koller, Baden-Aquae Helveticae. Die Grabung an der Guyan 1946 Römerstrasse 1987 In: AS 12, 1989, 53-59. W. U. Guyan, Bild und Wesen einer mittelalterlichen Eisenindustrielandschaft im Kanton Schaffhausen. Sehr. und Frühgesch. Ur- Koller 1991 Schweiz 4 (Basel 1946). H. Koller, Ein Töpferofen aus augusteischer Zeit in Vindonissa. Jber. GPV 1990 (Brugg 1991) 3-42. Guyan/Schneider/Zürcher 1985 E. Schneider/A. W. U. Guyan/J. Zürcher, -Vitudurum- Laur 1935 Juliomagus. Drei Vici in der Ostschweiz (Zürich o. J. [1985]). R. Laur-Belart, Vindonissa. Lager und Vicus (Berlin, Leipzig 1935). Haberbosch 1938 P. Badener Haberbosch, Römischer Steinbruch bei Würenlos. Mangln et al. 1986 Neujahrsbl. 14, 1938, 57-59. M. Mangin/B. Jacquet/J.-P. Jacob (Hrsg.), Les agglomérations secondaires en Franche-Comté Romaine (Paris 1986). Hänggi/Doswald/Roth 1994 R. Hänggi/C. Doswald/K. Roth-Rubi, Die Kastelle und der Vicus Martin-Kilcher 1980 Zurzach 1. Chr. von im Jahrhundert n. [Arbeitstitel] S. Martm-Kilcher, Die Funde aus dem römischen Gutshof von (erscheint Brugg 1994). Laufen-Müschhag (Bern 1980).

Hartmann 1986 Martin-Kilcher 1980a M. Hartmann, Vindonissa. Oppidum-Legionslager-Castrum S. Martin-Kilcher, Ein römischer Bronzefund des 3. Jahrhunderts (Windisch 1986). aus Widen. AS 3, 1980, 17-22.

Hartmann/Wälchli 1989 Martin-Kilcher 1991a M. Hartmann/D. Wälchli, Die römische Besiedlung von Frick. S. Martin-Kilcher, Einleitung. In: Vitudurum 5, 9—13. AS 12, 1989, 71-77. Martin-Kilcher 1991b Hartmann /Weber 1985 S. Martin-Kilcher, Geräte und Geräteteile aus Knochen und M. Hartmann/H. Weber, Die Römer im Aargau (Aarau, Hirschhorn aus dem Vicus Vitudurum-Oberwinterthur. In: Frankfurt/Main 1985). Vitudurum 5, 61-78.

18 Meyer-Freuler 1989 Schucany 1992 Ch. Meyer-Freuler, Das Praetorium und die Basilika von Vindonissa. C. Schucany, Aquae Helveticae. Der Romanisierungsprozess am Veröff. GPV 9 (Bragg 1989). Beispiel des römischen Baden (Grabung 1977) (Unveröffentlichte Diss. 1992, masch.). Morel 1991 Ph. Morel, Untersuchung des osteologischen Fundgutes aus dem Senn 1992 Vicus Vitudurum-Oberwinterthur. In: Vitudurum 5, 79-178. M. Senn, Eisenfunde und Metallverarbeitungsabfälle aus dem römischen Gutshof von Dietikon (ZH) (Unveröffentlichte Liz.-Ar¬ Morel 1994 beit, Universität Zürich, Abteilung für Urgeschichte 1992, Ph. Morel, Die Tierknochenfunde aus dem Vicus und den masch.). Kastellen. In: Hänggi/Doswald/Roth 1994. Sonderegger 1989 Müller 1985 St. Sonderegger, Der Ortsname Frick. In: Frick — gestern und U. Müller, Die römischen Gebäude in Kaiseraugst-Schmidmatt. heute 3, 1989, 5-13. AS 8, 1985, 15-29. Tassaux 1982 Niffeler 1988 F. Tassaux, La hiérarchie des voies de communication. Histoire et U. Niffeler, Römisches Lenzburg: Vicus und Theater. Veröff. Archéologie, Les Dossiers 67, oct. 1982 (Les voies romaines). GPV 8 (Brugg 1988). Unz 1972 Oldenstein 1977 Ch. Unz, Römische Militärfunde aus Baden-Aquae Helveticae. J. Oldenstein. Zur Buntmetallverarbeitung in den Kastellen des Jber. GPV 1971 (Brugg 1972) 41-58. Obergermanischen und Rätischen Limes. Bull. Mus. Royaux Art Histoire 6. Ser. 46, 1974 (Bruxelles 1977). Umer-Astholz 1942 H. Urner-Astholz, Die römerzeitliche Keramik von Eschenz- Roth-Rubi 1983 Tasgetium. SA. Thurg. Beitr. zur vaterländischen Gesch. 78 K. Roth-Rubi, Römisches Töpferhandwerk in Baden. In: Handel ( 1942). und Handwerk im römischen Baden (Baden 1983) 43-50. Vion 1990 Rychener 1984 E. Vion, Routes romaines et Etraz: Mythes et réalités. Bull. IVS J. Rychener, Der Kirchhügel von Oberwinterthur. Ber. Zürcher 90/2, 35-50. Denkmalpflege. Monogr. 1. Beitr. zum römischen Vitudurum- Oberwinterthur 1 (Zürich 1984). Vitudurum 5 Beiträge zum römischen Oberwinterthur-Vitudurum 5. Teil A: Rychener 1988 Die Funde aus Holz, Leder, Bein, Gewebe, Teil B: Die osteologischen J. Rychener, Die Rettungsgrabungen 1983-1986. Ber. Zürcher und anthropologischen Untersuchungen. Ber. Zürcher Denkmalpflege. Monogr. 6. Beitr. zum römischen Oberwin- Denkmalpflege. Arch. Monogr. 10 (Zürich 1991). terthur-Vituduram 3 (Zürich 1988). von Petrikovits 1981 Rychener/Albertin /Jacquat 1986 H. von Petrikovits, Die Spezialisierung des römischen Handwerks. J. Rychener/P. Albertin, Ein Haus im Vicus Vitudurum. Die In: H. Jankuhn/W. Janssen/R. Schmidt-Wiegand/H. Ausgrabungen an der Römerstrasse 186. Ch. Jacquat, Römerzeitliche Tiefenbach (Hrsg.), Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher Pflanzenfunde aus Oberwinterthur. Ber. Zürcher Denkmalpflege. Zeit I. Abh. Akad. Wiss. Göttingen, Philol.-Hist. Kl., 3. Folge, Monogr. 2. Beitr. zum römischen Vitudurum-Oberwinterthur 122 (Göttingen 1981) 63-132. 2 (Zürich 1986). Wälchli 1994 SAGEA 1991 D. Wälchli, Neue römische Funde im Oberdorf Frick. In: Frick - Schweizerische Arbeitsgruppe für Eisenarchäologie (C. Dos- gestern und heute 5, 1994. wald/L. Eschenlohr/W. Fasnacht/M. Senn/V. Serneels), Erze, Schlacken, Eisen. Einfuhrungskurs zum Studium der frühen Wierschowski 1984 Eisenmetallurgie und zur Identifikation der Abfalle dieser Industrie. L. Wierschowski, Heer und Wirtschaft. Das römische Heer der Grabungstechnik, Sonderheft 1991. Prinzipatszeit als Wirtschaftsfaktor (Bonn 1984).

Schaltenbrand 1986 Wild/Krebs 1993 V. Schaltenbrand, Eisen. In: Hochuli-Gysel et al. 1986, 170-184. D. Wild/D. Krebs, Die römischen Bäder von Zürich. Zürcher Denkmalpflege. Arch. Monogr. 24 (Zürich 1993). Schaltenbrand 1991 V. Schaltenbrand Obrecht, Eisen. In: Hochuli-Gysel et al. 1991, Wolff 1989 154-195. H. Wolff, Die politisch-administrative Binnengliederung des gallisch-germanischen Raumes. In: H. E. Herzig/R. Frei-Stolba Schibier/Furger 1988 (Hrsg.), Labor omnibus unus. Festschr. G. Walser. Historia Ein- J. Schibler/A. R. Furger, Die Tierknochenfunde aus Augusta zelschr. (Wiesbaden, Stuttgart 1989) 257-273. Raurica (Grabungen 1955-1974). Forsch. Augst 9 (Augst 1988). Wolff 1989a Schmid 1972 H. Wolff, Die regionale Gliederung Galliens im Rahmen der E. Schmid, Atlas of Animal Bones-Tierknochenatlas (London römischen Reichspolitik. In: G. Gottlieb (Hrsg.), Raumordnung im 1972). Römischen Reich (München 1989) 1-35.

19