Zum Handwerk Der Vici in Der Nord- Und Ostschweiz : Ein Vorläufiger Überblick

Zum Handwerk Der Vici in Der Nord- Und Ostschweiz : Ein Vorläufiger Überblick

Zum Handwerk der Vici in der Nord- und Ostschweiz : ein vorläufiger Überblick Autor(en): Doswald, Cornel Objekttyp: Article Zeitschrift: Jahresbericht / Gesellschaft Pro Vindonissa Band (Jahr): - (1993) PDF erstellt am: 05.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-280838 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Der Untersuchungsraum IL Das Handwerk der Vici In diesem Beitrag versuche ich, die Befunde, die ich zum Trotz der noch unzureichenden Materialgrundlage für die römischen Handwerk in Baden, Lenzburg und Zurzach Untersuchung des Handwerks, die nicht einmal dem untersucht habe, in einem weiteren, siedlungsgeographisch allgemeinen Kenntnisstand über die Entwicklung der Vici in gut umschriebenen Raum zu betrachten, in den die drei der Nordostschweiz entspricht, können wir dank einigen Siedlungen durch ihre Verkehrsverbindungen eingebunden relativ gut untersuchten Siedlungen versuchen, einen sind1. Dieser Raum erscheint in römischer Zeit — ersten Überblick zu entwerfen4. Befunde aus Orten mit zumindest in seinen tieferen Lagen - dicht besiedelt, ist aber ungenügendem Ausgrabungsstand werden auf diesem Hintergrund auf drei Seiten durch siedlungsarme, stark coupierte und das Ihre beitragen. Verallgemeinernde Schlüsse können bewaldete Hochzonen begrenzt, welche die Verkehrsachsen allerdings nur als Arbeitshypothesen für weitere, und die Siedlungstätigkeit deutlich kanalisierten vertiefende Arbeiten gewagt werden. (Abb. 1). Einen Überblick über unseren Kenntnisstand geben Tabelle Es handelt sich zunächst im Osten um das Gebiet des 1 und Abb. 1. Die Grundlagen zu ihrer Erstellung sind Arboner Forsts mit den stark zertalten Nagelfluh-Schuttfächern dem Anhang S.14ff. zu entnehmen. im Vorland des Alpsteinmassivs, das auch die Provinzgrenze bildete. Im Süden schliesst sich der Alpenrand Von den 14 Vici liegen aus zweien noch keine gewerblichen an, der im Südwesten in das voralpine Napfbergland übergeht. Befunde vor (Pfäffikon-Kempten und Pfyn), sie sind Das ihm nördlich vorgelagerte Hügelland schliesst daher aus der Betrachtung vorläufig auszuschliessen. In 7 unser Gebiet bis zum Aaredurchbruch von Aarburg ab. der restlichen 12 Vici wurden jeweils nur ein oder zwei Nach Nordwesten schliesslich trennen die Kämme des Gewerbe beobachtet (Stein am Rhein-Eschenz, Frick, Kettenjuras und die Höhen des Aargauer Tafeljuras als Obfelden-Lunnern, Rapperswil-Kempraten, Schieitheim, relativ schmaler Streifen unseren mittelländischen Windisch, Zürich); mit einer Ausnahme handelt es sich dabei Untersuchungsraum von den dichtbesiedelten Tälern der Ergolz, um Schmieden (Schlacken) oder Töpfereien (Brennöfen)5, Sissle und kleinerer Zuflüsse des Hochrheins. Im Norden die leicht zu identifizieren sind. wähle ich den die des frühen 1. Rhein, Reichsgrenze 1 Für Auskünfte und Hinweise danke ich Peter Albertin, René Hänggi, Jahrhunderts, dem sich die des hinter siedlungsarme Erhebung Jürg Hanser, Bettina Hedinger, Heinz Herzig, Franz Maier, Stefanie Schwarzwaldes mit ihrer nach Osten abfallenden Martin-Kilcher, Christine Meyer-Freuler, Verena Schaltenbrand, Jurabedeckung erhebt. Marianne Senn und David Wälchli. 2 und Schieitheim ist meine Wahl selbstverständlich auch An drei Stellen greife ich, jeweils den Hauptstrassen Bei Chur durch den relativ guten Forschungsstand motiviert. Nach den neuesten folgend, über den so umschriebenen Raum hinaus, indem ich Befunden aus Frick, die mir David Wälchli freundlicherweise zugänglich Schieitheim, Chur und Frick in die Betrachtung einbeziehe. gemacht hat, wird man auch fur diese ausgedehnte Siedlung eine Alle drei besitzen enge Verbindungen zum Deutung als Strassenvicus ernsthaft in Erwägung ziehen müssen (vgl. 1989 noch einem nordostschweizerischen Mittelland, das erste durch seine Lage an Wälchli 1994). Hartmann/Wälchli gehen von Gutshofaus. der Militärstrasse Windisch oberen Donau wichtigen von zur 3 Ungenügend bekannt sind vor allem Obfelden-Lunnern, Pfäffikon- und ins Neckartal, die anderen durch ihre Lage an der Kempten und Pfyn. — Durch ausdrückliche Nennung der vicani Fernverbindung von den Bündner Pässen an den Hochrhein2. namentlich bezeugt sind im Untersuchungsraum die Vici von Aquae In diesem Raum liegen insgesamt 14 durch Befunde Helveticae (Baden), Tasgaetium (Stein am Rhein-Eschenz) und Vindonissa (Windisch). gesicherte oder wenigstens zu vermutende Vici (vgl. die 4 Ein ausführlicher Abschnitt über Quellenlage und Methodik musste 1 Tabelle Sie Karte Abb. und l)3. bilden innerhalb ihres aus Platzgründen leider entfallen. Wer Interesse hat, kann den Entwurf ländlichen Einzugsgebiets ein recht engmaschiges Netz von bei mir beziehen. 5 Bereich der Gruppensiedlungen mit Gewerbe- und Dienstleistungsfunktionen, Die Ausnahme bildet Zürich, wo im Ufersicherung am Hafen Lederabfälle werden konnten die wir nun zum Teil näher untersuchen geborgen (Guyan/Schneider/ Zürcher 1985, 151). Einen noch ungedeuteten gewerblichen Befund wollen. erwähnt J. Schneider a. a. O., 139f.; er wäre vielleicht mit Befunden aus Kaiseraugst-Schmidmatt in Verbindung zu bringen (Müller 1985, Raum 11). — In Windisch sind beide Gewerbe mehrfach belegt, wenn auch häufig noch kaum zu entscheiden ist, ob es sich um Einrichtungen ziviler oder militärischer Handwerker handelt; der noch ungenügende Stand der Kenntnisse über den Vicus von Vindonissa lässt in Zukunft weitere Aufschlüsse erwarten. Der grosse Markt Windisch hat zweifellos viele Zivilhandwerker angezogen. Es bleiben fünf Vici, die nicht nur verhältnismässig gut Nachgewiesene Gewerbe erforscht, sondern teilweise im Lauf des letzten Jahrzehnts auch Gegenstand ausführlicher Publikationen geworden in den Vici der Nordostschweiz sind (Baden, Chur, Lenzburg, Oberwinterthur, Zurzach)6. In ihnen ist stets eine grössere Zahl von 5 bis 8 Gewerben, Legende zur Karte teils mit mehreren Betrieben, nachzuweisen. Am häufigsten belegt sind Schmiedewerkstätten, die Eisen verarbeitet haben; sie werden in 10 der 12 Vici erwähnt. Flüsse und Seen Ihre besondere Häufigkeit wird noch dadurch betont, dass sie in Baden und Oberwinterthur bisher dreimal, in Chur, Strassenverbindungen im Zürich und vielleicht auch in Windisch (ausserhalb der La- Untersuchungsgebiet : gerumwehrung) zweimal identifiziert wurden. In neun Vici sind Töpfereien vertreten. Auch sie lassen sich — Hauptachsen mit unterschiedlicher Zeitstellung in Eschenz, Windisch und vielleicht Baden mindestens drei, in Oberwinterthur an Nebenrouten und Kempraten an zwei Stellen nachweisen. Mit abnehmender Häufigkeit folgen danach Nachweise für O im Text erwähnte Vici die Verarbeitung von Leder (6), Holz (5; dabei in Baden, Chur und möglicherweise auch Oberwinterthur mindestens 2 Betriebe) sowie Bronze (4). Weiter belegt sind die Gerberei (3 gesicherte Betriebe sowie in Baden ein etwas unsicherer Befund), ausserdem die Herstellung von Eisengewinnung Eisenverarbeitung Steingeräten (Mühlsteine, in Zurzach auch Wetzsteine), die Bronzegiesserei Steinbearbeitung Verarbeitung von Skelettmaterialien (Knochen, Horn, Geweih, Leimsiederei) und von Textilien7 (je 3 Nachweise). Daraus wird bereits deutlich, dass der Nachweis insgesamt Töpfereipferei /T\ Holzverarbeitung sehr der der Aufmerksamkeit von Quellenlage und selektiven Ge rberei \L/ |_.eder ver arbeitung für auffällige Befunde abhängig ist, die wir oben angesprochen haben. Aus der Häufigkeit der publizierten Belege lässt sich nicht ohne weiteres auf die tatsächliche Andere -j- der verschiedenen Gewerbe zweifellos Bedeutung schliessen; Abb.l Nachgewiesene Gewerbe in den Vici der Nordostschweiz. sind die seltener nachgewiesenen Handwerke mehr oder weniger stark unterrepräsentiert. Diese Aussage können wir vertiefen, wenn wir uns nun auf die fünf bestdokumentierten Vici - Baden, Chur, Lenzburg, Oberwinterthur und Zurzach - konzentrieren. In von Baukeramik, der Herstellung von Steingeräten und der allen sind sowohl die Schmiedewerkstätten als auch holz- Erzverhüttung um ein stark rohstoffabhängiges und daher und lederverarbeitendes Handwerk vertreten; dreimal sind räumlich auf die vorhandenen Lagerstätten orientiertes die Schmieden sogar mehrfach belegt, und in zwei Fällen Gewerbe. Töpfereien brauchten darum nicht unbedingt in ist auch die Holzverarbeitung doppelt vertreten. Viermal

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