Feuilleton 51
Feuilleton 51 "Marzahn mon amour", erschienen im Hanser-Verlag Berlin. Gleichzeitig ist dieses Buch auch als Befreiungsschlag zu le sen: aus der Literaturbranche, die oft gerade noch gefeierte Mitseinen Autoren schnell wieder fallenlässt Das alles kann Katja Oskamp nicht wissen, als sie an ih rem ersten Arbeitstag morgens vor dem Kosmetik-, Massage-, Nagel- und Fußpflegestudio ihrer Freundin Karina steht. Nach Füßenist etlichen Jahren als Dramaturgin am Theater und drei Romanen hat sie beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann. Die Toch ter geht nach England, der Mann ist ein Pflegefall, kein Verlag will ihre Novelle. Doch nicht nur das: Der ganze Literaturbe der Mensch trieb hängt Katja Oskamp zum Hals heraus; die Abhängigkeit vom Wohlgefallen weniger empfindet sie als entwürdigend, und der Stolz ist zu groß. "Da bin ich dann auch bockig: Wenn die mich nicht wollen, geh' ich. Aber ich bin diejenige, die verlässt, allein das war mir immer wichtig", erzählt sie in einem Cafe hinter dem Marzahner Studio "MP 20". "War früher mal in der Mar Die Schriftstellerin Katja Oskamp zahner Promenade 20, ist es nicht mehr, stört sich aber keiner daran", erklärt sie den Studionamen, als es um die im Buch be arbeitet als Fußpflegerin in Berlin. In ihrem schriebene Stelle geht, an der sich eine Frau vom Balkon gestürzt Roman ,,Marzahn mon amour" hat und die Autorinden Notdienst rief. Das entsprechende Kapi erzählt sie von Pediküre als Seelenpflege. tel heißt "Die Russin". "Die ist schon mal gesprungen", sagt dort die Kollegin Tiffy, "hat nicht geklappt. Wahrscheinlich nicht hoch genug. Davon hat sie das kaputte Bein behalten." Um Selbstverwirklichung geht es nicht In den restlichen Geschichten stürzt sich zwar keiner mehr vom Balkon, aber es bleibt tragisch, wenn auch auf komische Weise.
[Show full text]