Gesetz zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz - ZSGÄndG)

Materialien zur Gesetzgebung

Bonn, 2009 Gesetzentwurf der Bundesregierung

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz – ZSGÄndG)

A. Problem und Ziel

Die verfassungsrechtliche Zivilschutzkompetenz erlegt dem Bund eine von tages- politischen Entwicklungen unabhängige Verpflichtung zur Gewährleistung der je- derzeitigen Einsatzmöglichkeit von Mitteln des Zivilschutzes auf. Aufbauend auf dieser Zuständigkeit für den Schutz der Bevölkerung im Verteidi- gungsfall hat der Bund den Ländern bei Großschadenslagen – unabhängig von ihrer Ursache – schon immer Hilfe bei deren Bewältigung geleistet. So, wie der Bund im Zivilschutzfall auf die Einrichtungen des Katastrophenschutzes der Länder zurückgreifen darf, greifen die Länder oftmals auf die Ausstattung des Bundes für den Zivilschutz zurück. Hierfür fehlt bisher eine einfachgesetzliche Grundlage. Mit dem Gesetz werden deshalb strukturelle Konsequenzen aus der vor diesem Hintergrund von Bund und Ländern gemeinsam verabredeten „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ (Beschluss der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder vom 5./6. Juni 2002) gezogen und eine einfachgesetzliche Grundlage für die Katastrophenhilfe des Bundes geschaffen.

B. Lösung

Ergänzung des Zivilschutzgesetzes vom 25. März 1997.

C. Alternativen

Keine.

D. Finanzielle Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte

I. des Bundes 1. Haushaltsaufgaben ohne Vollzugsaufwand Zusätzliche Belastungen für den Haushalt des Bundes sind nicht zu erwarten. - 2 -

2. Vollzugsaufwand Mit der Gesetzesänderung geht eine Verwaltungsvereinfachung einher, die den Vollzugsaufwand verringert.

II. der Länder

1. Haushaltsaufgaben ohne Vollzugsaufwand Mit diesem Gesetz einher geht die mit den Ländern vereinbarte Veränderung des Ausstattungskonzepts des ergänzenden Katastrophenschutzes. Die Änderung des Konzeptes führt dazu, dass die Länder ab dem Jahr 2010 Haushaltsmittel für die Weiterverwendung und Unterhaltung nicht mehr konzeptkonformer Ausstattung aufbringen müssen, da der Bund nach dem 31.12.2009 nur noch Ausstattung nach dem neuen Konzept finanzieren wird.

2. Vollzugsaufwand Mit der Gesetzesänderung geht eine Verwaltungsvereinfachung einher, die den Vollzugsaufwand verringert.

E. Sonstige Kosten

Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Wirtschaft. Auswirkungen auf die Einzelpreise können ausgeschlossen werden. Messbare Auswirkungen auf das Preisniveau, insbesondere auf das Verbraucherpreisniveau, sind nicht zu erwarten.

F. Bürokratiekosten

Es werden keine Informationspflichten für Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger eingeführt, geändert oder aufgehoben. Eine Informationspflicht für die Verwaltung wird vereinfacht. In bestimmten Bereichen der ergänzenden Ausstattung erfolgt die Kostenerstattung künftig in pauschalierter Form. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz – ZSGÄndG) Vom ….. Der hat das folgende Gesetz beschlossen:

Artikel 1 Änderung des Zivilschutzgesetzes

Das Zivilschutzgesetz vom 25. März 1997 (BGBl. I S. 726), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 27. April 2004 (BGBl. I S. 630), wird wie folgt geändert: 1. Die Bezeichnung des Gesetzes wird wie folgt gefasst: „Gesetz über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes (Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz – ZSKG)“ 2. § 5 wird wie folgt geändert: In Absatz 2 wird die Angabe „§ 20“ durch die Angabe „§ 26“ ersetzt. 3. Die Überschrift des Sechsten Abschnitts wird wie folgt geändert: Nach „Zivilschutz“ werden die Wörter „und Katastrophenhilfe des Bundes“ angefügt. 4. Nach § 11 wird folgender § 12 eingefügt: „§ 12 Grundsatz der Katastrophenhilfe Die Vorhaltungen und Einrichtungen des Bundes für den Zivilschutz stehen den Ländern auch für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung.“

5. Der bisherige § 12 wird § 13 und wie folgt geändert: a) Nach Absatz 2 wird folgender Absatz 3 angefügt: „(3) Die vom Bund den Ländern für den Zivilschutz zur Verfügung gestellte ergänzende Ausstattung steht den Ländern auch für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung.“ b) Der bisherige § 13 wird Absatz 4 und wie folgt geändert: Die Angabe „§ 12 Abs. 1“ wird ersetzt durch die Angabe „in Absatz 1“. 6. Nach § 13 wird folgender § 14 eingefügt: - 2 -

„§ 14 Aus- und Fortbildung Die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nach § 4 Abs. 1 Nr. 2 a) dienen zugleich den Ländern für die Vorbereitung ihrer Entscheidungsträger, Führungskräfte und sonstigen Fachkräfte auf die Bewältigung von Katastrophen und Unglücksfällen und umfassen insbesondere auch die Planung, Durchführung und Auswertung von ressort- und länderübergreifenden Krisenmanagementübungen. Die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des Bundes bauen auf der Ausbildung der Länder im Bereich des Katastrophenschutzes auf und ergänzen diese.“ 7. Der bisherige § 14 wird § 15. 8. Nach § 15 werden folgende §§ 16 bis 20 eingefügt:

„§ 16 Koordinierungsmaßnahmen; Ressourcenmanagement (1) Die Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, insbesondere im Bereich Lageerfassung und -bewertung sowie Nachweis und Vermittlung von Engpassressourcen, können auch im Rahmen der Amtshilfe nach Artikel 35 Abs. 1 des Grundgesetzes zur Unterstützung eines Landes verwendet werden. (2) Die Unterstützung nach Absatz 1 umfasst auch die Koordinierung von Hilfsmaßnahmen durch den Bund, wenn ein betroffenes Land oder mehrere betroffene Länder darum ersuchen. Die Festlegung, welche Maßnahmen vom Bund koordiniert werden, trifft der Bund im Einvernehmen mit dem betroffenen Land oder den betroffenen Ländern. (3) Die Zuständigkeit der Länder für das operative Krisenmanagement bleibt unberührt.

(4) Der Bund hält Koordinierungsinstrumente vor. Der Aufruf bundeseigener Krisenmanagementstrukturen für die Erfüllung seiner eigenen Aufgaben bleibt unberührt. - 3 -

§ 17 Datenerhebung und -verwendung (1) Soweit es zur Erfüllung seiner Aufgaben nach § 16 erforderlich ist, darf das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Angaben, einschließlich personenbezogener Daten, über Hilfeleistungspotenziale und über Objekte und infrastrukturelle Einrichtungen, die für den Zivil- und Katastrophenschutz relevant sind, erheben und verwenden. Hierzu zählen insbesondere Angaben über a) personelle, materielle und infrastrukturelle Potenziale der allgemeinen Gefahrenabwehr, b) Betriebe, Einrichtungen und Anlagen, von denen bei einer Schadenslage zusätzliche Gefahren ausgehen können (Risikopotenziale), c) Infrastrukturen, bei deren Ausfall die Versorgung der Bevölkerung erheblich beeinträchtigt wird (kritische Infrastrukturen), und d) Objekte, die aufgrund Ihrer Symbolkraft oder Dimension als mögliche Ziele von Angriffen in Betracht kommen (gefährdete Objekte). (2) Die nach Absatz 1 erhobenen personenbezogenen Daten dürfen nur an die im Zivil- und Katastrophenschutz mitwirkenden öffentlichen und nichtöffentlichen Stellen übermittelt werden und nur, soweit die Kenntnis der Daten aus Sicht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe für Zwecke der Lageerfassung oder -bewertung oder zum Nachweis oder zur Vermittlung von Engpassressourcen erforderlich ist. Eines Ersuchens dieser Stellen um Übermittlung bedarf es nicht. (3) Das Nähere regelt das Bundesministerium des Innern durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates. Dabei sind insbesondere die Datenarten, die erhoben und verwendet werden dürfen, sowie Fristen für die Löschung der Daten zu bestimmen.

§ 18 Zusammenarbeit von Bund und Ländern (1) Der Bund erstellt im Zusammenwirken mit den Ländern eine bundesweite Risikoanalyse für den Zivilschutz. (2) Der Bund berät und unterstützt die Länder im Rahmen seiner Zuständigkeiten beim Schutz Kritischer Infrastrukturen. (3) Im Benehmen mit den Ländern entwickelt der Bund Standards und Rahmenkonzepte für den Zivilschutz, die den Ländern zugleich als Empfehlungen für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes - 4 -

dienen, sofern diese für ein effektives gesamtstaatliches Zusammenwirken der für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden auch bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen erforderlich sind.

§ 19 Unterstützung des Ehrenamtes Der Bund unterstützt das Ehrenamt als Grundlage des Zivil- und Katastrophenschutzes.

§ 20 Schutzkommission (1) Beim Bundesministerium des Innern besteht eine Kommission zum Schutz der Zivilbevölkerung. (2) Sie berät die Bundesregierung ehrenamtlich in wissenschaftlichen und technischen Fragen des Zivilschutzes und der Katastrophenhilfe. (3) Die organisatorische Betreuung der Kommission obliegt dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.“

9. Die bisherigen §§ 15 und 16 werden §§ 21 und 22. 10. Der bisherige § 17 wird § 23 und wie folgt geändert: a) Dem bisherigen Wortlaut wird folgender Absatz 1 vorangestellt: „(1) Der Bund stellt den Ländern für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung im Verteidigungsfall ergänzend Sanitätsmaterial zur Verfügung. Dieses steht den Ländern auch für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung. Die Länder können das Sanitätsmaterial in ihre Katastrophenschutzvorsorge einplanen.“

b) Der bisherige Wortlaut wird Absatz 2 und wie folgt gefasst: „(2) Das Bundesministerium des Innern kann im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Gesundheit durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates anordnen, dass nach Maßgabe des Artikels 80a des Grundgesetzes ausreichend Sanitätsmaterial von Herstellungsbetrieben, Großhandlungen sowie öffentlichen und Krankenhausapotheken vorgehalten wird, um die Deckung von zusätzlichem Bedarf im Verteidigungsfall sicherzustellen. Die §§ 4, 8 - 5 -

und 13 bis 16 des Wirtschaftssicherstellungsgesetzes in der Fassung vom 31. 10. 2006 sind entsprechend anzuwenden.“ 11. Der bisherige § 18 wird § 24 und wie folgt geändert: Die Angabe „§ 20“ wird durch die Angabe „§ 26“ersetzt. 12. Der bisherige § 19 wird § 25. 13. Der bisherige § 20 wird § 26 und wie folgt geändert: In Absatz 3 wird die Angabe „§ 23“ durch die Angabe „§ 29“ ersetzt. 14. Der bisherige § 21 wird § 27. 15. Der bisherige § 22 wird § 28 und wie folgt geändert: In Absatz 2 wird die Angabe „§ 20“ durch die Angabe „§ 26“ ersetzt. 16. Der bisherige § 23 wird § 29 und wie folgt geändert: a) Absatz 3 wird wie folgt gefasst: „(3) Der Bund trägt die planmäßigen fahrzeug- und helferbezogenen Kosten nach § 13. Pauschal erstattet werden die Kosten für 1. die Unterbringung der Fahrzeuge und der persönlichen ABC- Schutzausrüstung, 2. die ärztliche Untersuchung und die Ausbildung der Helferinnen und Helfer und 3. die Gewährleistung der jederzeitigen Einsatzbereitschaft der Analytischen Task Forces zur Unterstützung der örtlichen Einsatzleitung mit Spezialtechnik bei komplexen ABC-Lagen. Die Kosten der Wartung und Instandsetzung der ergänzenden Ausstattung werden gegen Nachweis erstattet. Im Verhältnis zwischen den für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden und den privaten Organisationen richtet sich der Nachweis der Ausgaben und die Belegpflicht nach den Bestimmungen der Bundeshaushaltsordnung und

den dazu erlassenen Verwaltungsvorschriften über das Nachweisverfahren bei Zuwendungen.“ b) In Absatz 5 wird die Angabe „§ 16“ durch die Angabe „§ 22“ ersetzt. 17. Der bisherige § 24 wird § 30 und wie folgt geändert: a) In Absatz 1 werden die Angabe „§ 15“ durch die Angabe „§ 21“ und die Angabe „§ 16“ durch die Angabe „§ 22“ ersetzt. - 6 -

b) In Absatz 2 werden die Angabe „§ 16“ durch die Angabe „§ 22“, die Angabe „§ 21“ durch die Angabe „§ 27“ und die Angabe „§ 22“ durch die Angabe „§ 28“ ersetzt. 18. Der bisherige § 25 wird § 31. 19. Der bisherige § 26 wird § 32. 20. Der bisherige § 27 wird aufgehoben.

Artikel 2 Folgeänderungen 1. Das Gesetz über die Errichtung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe vom 27. April 2004 wird wie folgt geändert: In § 2 Abs. 1 wird das Wort „Zivilschutzgesetz“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz“ ersetzt. 2. Das Verkehrssicherstellungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 8. Oktober 1968 (BGBl. I S. 1082), zuletzt geändert durch Artikel 300 der Verordnung vom 31.Oktober 2006 (BGBl. I S. 2407), wird wie folgt geändert: a) In § 10a Abs. 1 Satz 1 wird das Wort „Zivilschutzgesetzes“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetzes“ ersetzt. b) In § 30 Abs. 4 Satz 1 wird das Wort „Zivilschutzgesetz“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz“ ersetzt. 3. Das Post- und Telekommunikationssicherstellungsgesetz vom 14. September 1994 (BGBl. I S. 2325, 2378), zuletzt geändert durch Artikel 271 der Verordnung vom 31. Oktober 2006 (BGBl. I S. 2407), wird wie folgt geändert: a) In § 9 Abs. 1 wird das Wort „Zivilschutzgesetzes“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetzes“ ersetzt. b) In § 11 werden die Wörter „Gesetzes über den Zivilschutz“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetzes“ ersetzt.

Artikel 3 Das Gesetz tritt am Tag nach der Verkündung in Kraft. Begründung A. Allgemeiner Teil I. Zielsetzung und Notwendigkeit der Änderung Der Schutz der Bevölkerung vor besonderen Gefahren, vor denen sie sich aus eigener Kraft nicht schützen kann, ist eine der vornehmsten Aufgaben des modernen Staates. Deutschland hat für diese nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr traditionell ein vertikal gegliedertes, subsidiäres und maßgeblich auf Ehrenamtlichkeit und Freiwilligkeit beruhendes Sicherheitssystem etabliert, das im Schadensfall je nach Größe und Bedeutung von unten nach oben aufwächst und das sich im Alltag und bei größeren Schadenslagen außerordentlich bewährt hat. Dabei erlegt die verfassungsrechtliche Zivilschutzkompetenz (Art. 73 Abs. 1 Nr. 1 GG) dem Bund eine von tagespolitischen Entwicklungen unabhängige Verpflichtung zur Gewährleistung der jederzeitigen Einsatzmöglichkeit von Mitteln des Zivilschutzes auf. Ferner trägt der Bund im Fall von Naturkatastrophen oder besonders schweren Unglücksfällen Verantwortung im Rahmen des Art. 35 GG. Bei der konkreten Ausgestaltung des Bundesengagements muss die aktuelle Bedrohungslage angemessen berücksichtigt werden, die sich nach dem Ende des so genannten „Kalten Krieges“ deutlich verändert hat. So treten neben die Vorsorge gegenüber einer klassischen militärischen Auseinandersetzung so genannte asymmetrische Bedrohungslagen mit kaum kalkulierbarem Gewaltpotenzial nichtstaatlicher Stellen einerseits sowie die Verletzlichkeit hoch technisierter und vernetzter, komplexer Gesellschaften als neue Gefahrenquellen andererseits. Daneben werden aber auch die Risiken, Gefahren und Schadenswirkungen durch extreme Naturereignisse seit Jahren größer und wohl auch künftig weiter wachsen. Das nationale Notfallvorsorgesystem muss sich an diesen aktuellen Bedrohungslagen ausrichten und orientieren. Entscheidend ist vor allem ein effektives Krisenmanagement, das die verschiedenen – nationalen und erforderlichenfalls auch internationalen – Ressourcen optimal zusammenführt. 1. Neue Strategie/ Auftrag der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder Bereits am 5./6. Juni 2002 haben sich Bund und Länder auf eine neue Rahmenkonzeption für den Zivil- und Katastrophenschutz („Für eine neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“) verständigt, die – im Sinne einer gemeinsamen Verantwortung für die Bewältigung von - 2 -

Großschadenslagen – die strenge Trennung der Verantwortungsebenen (hier: Zivilschutz/Bund, dort: Katastrophenschutz/Länder) ein Stück weit überwindet. Darin werden – vor dem Hintergrund der veränderten Bedrohungslage – ein verändertes strategisches Denken und vor allem eine verstärkte Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei großflächigen oder sonstigen national bedeutsamen Gefahrenlagen gefordert. Vor dem Horizont der Erfahrungen mit den Sommerhochwassern im August 2002 hat die IMK am 6. Dezember 2002 die Richtigkeit des Ansatzes der neuen Rahmenkonzeption bestätigt und bei dieser Gelegenheit den Bund ausdrücklich aufgefordert, auch für Fälle, die nicht eindeutig als Verteidigungsfall im herkömmlichen Sinne einzustufen sind, und für welche die Länder aufgrund der Verfassungslage nach wie vor die Hauptlasten zu bewältigen haben, vermehrt Verantwortung zu übernehmen, insbesondere Informations- und Koordinationsfunktionen zur Unterstützung des Krisenmanagements der Länder bei großflächigen Gefahrenlagen verstärkt vorzuhalten bzw. wahrzunehmen. In diesem Zusammenhang hielt es die IMK ausdrücklich für notwendig, die einschlägigen Vorschriften wie das Zivilschutzgesetz an die neuen Herausforderungen anzupassen. Das allein auf den Verteidigungsfall fokussierte Zivilschutzgesetz müsse um Regelungen ergänzt werden, welche die Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundes im Wege des Doppelnutzens auch für die Länder nutzbar machten und somit den Bund zur effektiven Hilfeleistung im Aufgabenbereich der Länder befähigte. 2. Politischer Auftrag Vor dem Hintergrund der neuen Bedrohungslage, die den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz vor neue Herausforderungen stellt, haben CDU, CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vom 11. November 2005 beschlossen, die Koordinierungskompetenz des Bundes bei der Bewältigung von Großkatastrophen und länderübergreifenden schweren Unglücksfällen zu stärken. Vor allem bei länderübergreifenden Großschadenslagen und bei solchen von nationaler Bedeutung bedarf es einer solchen übergreifenden Gesamtkoordination, die ein einzelnes Land für sich allein kaum bewerkstelligen kann. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat die Bundesregierung mit Beschluss vom 15. November 2007 aufgefordert, auch künftig eine enge Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei den Aufgaben des Zivil- und Katastrophenschutzes anzustreben. Die Bundesregierung solle möglichst exakt definieren, wie eine Abgrenzung der unterschiedlichen Aufgaben und der damit - 3 -

verbundenen Finanzierung zwischen Bund und Ländern vorgenommen werden könne, und diesbezüglich eine gesetzliche Grundlage mit den Ländern erarbeiten. 3. Bundesrechnungshof Das Gutachten des Bundesbeauftragten für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung aus Oktober 2007 zur Modernisierung der Verwaltungsbeziehungen von Bund und Ländern moniert, dass bei der gegenwärtigen Aufgabenverteilung im Bevölkerungsschutz die Kenntnis der Beteiligten über die jeweiligen Vorsorgebestände und Maßnahmen nicht hinreichend gesichert sei. Es sei nicht gewährleistet, dass die Länder und Verbände untereinander sowie gegenüber dem Bund alle Informationen über die jeweils vorhandenen oder fehlenden Ausrüstungen und Maßnahmen austauschen. Deshalb wird eine rechtliche Neuordnung der Zusammenarbeit von Bund und Ländern im Zivil- und Katastrophenschutz befürwortet. II. Konzeption des Gesetzentwurfs und wesentliche Änderungen gegenüber der geltenden Rechtslage Mit dem Gesetzentwurf werden die Forderungen der Politik und des Bundesrechnungshofes aufgenommen und umgesetzt. Der Gesetzentwurf basiert auf dem Zivilschutz-Doppelnutzen-Konzept, wonach die für originäre Bundeszwecke vorgehaltenen Einrichtungen auch von den Ländern in Friedenszeiten genutzt und beübt werden können und müssen, um im Verteidigungsfall einsatzfähig zu sein („Aufwuchsfähigkeit“). Im Einzelnen werden die Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundes den Ländern auch bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen zur Verfügung gestellt und die ergänzende Ausstattung des Bundes nach dem neuen, zwischen Bund und Ländern im Frühsommer 2007 (Beschluss der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder vom 27. Juli 2007) vereinbarten Ausstattungskonzept sowie ihre Verfügbarkeit für die Katastrophenschutzvorsorge der Länder auf eine einfachgesetzliche Grundlage gestellt. Der Gesetzentwurf stellt außerdem die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des Bundes (Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe – AKNZ) auf eine moderne Grundlage und sichert insbesondere auch die Länder übergreifende Krisenmanagement-Übungsserie LÜKEX ab. Eingeführt werden ferner die Möglichkeit zentraler Koordinierungsmaßnahmen des Bundes, allerdings nur auf Ersuchen und im Einvernehmen mit den Ländern, - 4 -

sowie eine beratende Funktion des Bundes beim Schutz Kritischer Infrastrukturen. III. Gesetzgebungskompetenz des Bundes 1. Allgemeines Der Gesetzentwurf basiert auf der geltenden Zuständigkeitsverteilung im Bevölkerungsschutz (Zivilschutz – Bund, Katastrophenschutz – Länder). Aufgrund dieser Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen zwischen Bund (Zivilschutzkompetenz, Art. 73 Abs. 1 Nr. 1 GG) und Ländern (Kompetenz für den Katastrophenschutz, Art. 30 GG, Art. 70 Abs. 1 GG) sind Regelungen des Bundes im Bereich des Bevölkerungsschutzes insoweit zulässig, wie sie dem Zivilschutzauftrag des Bundes dienen oder sich im Rahmen des Art. 35 GG bewegen. 2. Gesetzgebungskompetenz im Einzelnen Art. 73 Abs. 1 Nr. 1 GG als originärer Kompetenztitel räumt dem Bund die Befugnis ein, im Bereich des Schutzes der Zivilbevölkerung im Verteidigungsfall Gesetze zu erlassen. Von dieser Befugnis hat der Bund mit Erlass des Zivilschutzgesetzes (ZSG) Gebrauch gemacht und den Katastrophenschutz der Länder in die Aufgaben des Zivilschutzes einbezogen. Mit der Ergänzung des ZSG wird nunmehr der erforderliche zweite Schritt vollzogen: Die Einbeziehung der Vorhaltungen und Einrichtungen des Bundes für den Zivilschutz durch die Länder bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen sowie die bessere Verzahnung und Koordinierung des Krisenmanagements von Bund und Ländern vor allem bei großflächigen Gefahrenlagen und Lagen von nationaler Bedeutung. Das Recht des Bundes, Regelungen zu treffen, die das Nähere über den Hilfeeinsatz bei der Bekämpfung von Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen im Zusammenwirken mit den beteiligten Ländern bestimmen, ergibt sich unmittelbar aus Art. 35 Abs. 2 Satz 2 in Verbindung mit Abs. 3 Satz 1 GG (Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 15.02.2006 – 1 BvR 357/05). Solche Regelungen sind erforderlich, um die wirksame Erfüllung der Unterstützungspflichten und die Ausübung der Initiativbefugnisse des Bundes sicherzustellen, welche das Grundgesetz vorsieht. Dadurch wird der Bund einerseits zu einer effektiven Hilfeleistung zugunsten der Länder befähigt. Andererseits werden die Länder durch Hilfeleistungen des Bundes im Sinne des Art. 35 Abs. 2 S. 2 GG bei der wirksamen Erfüllung der ihnen obliegenden - 5 -

Aufgabe der Bewältigung von Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen unterstützt („Doppelfunktion“). Planung, Vorbereitung und Koordinierung von Maßnahmen im Rahmen der Bundespflichten sind ihrer Natur nach von vornherein eigene Angelegenheiten des Bundes, die er nur selbst regeln kann. Mit den im Gesetzentwurf getroffenen Regelungen greift der Bund nicht in die Regelungszuständigkeit der Länder ein. Er berücksichtigt die von den Ländern für ihren Katastrophenschutz geschaffenen Strukturen und beschränkt sich auf ihre zivilschutzrelevante Ergänzung durch Beschaffung spezieller Ausstattung und Finanzierung zivilschutzbezogener Ausbildungsinhalte im Rahmen einer integrierten Katastrophenschutzausbildung. Gleichzeitig erlaubt er es nunmehr den Ländern ausdrücklich, die für den Zivilschutzfall bereitgestellte Ausstattung bei Bedarf auch im Fall einer Naturkatastrophe oder eines besonders schweren Unglücksfalles zu verwenden (Doppelnutzen), und wird damit der gesamtstaatlichen Aufgabe des Bevölkerungsschutzes gerecht. Dadurch wird auch sichergestellt, dass die Vorhaltungen und Einrichtungen des Bundes in einem ihre jederzeitige Einsatzfähigkeit sicherstellenden Zustand erhalten werden. IV. Vereinbarkeit mit dem Recht der Europäischen Union Der Gesetzentwurf ist mit dem Recht der Europäischen Union vereinbar. Derzeit hat die Europäische Union keine ausdrückliche Kompetenz im Katastrophenschutz, welche dem Gesetzentwurf entgegenstehen könnte. Bisherige europäische Regelungen wie das Gemeinschaftsverfahren für Katastrophenschutz basieren auf der „Generalklausel“ des Art. 308 EGV und bilden keinen Widerspruch zu diesem Gesetzentwurf. V. Alternativen

Keine. VI. Finanzielle Auswirkungen des Gesetzentwurfs 1. Kosten für die öffentlichen Haushalte Durch den intelligenten Umbau des nationalen Notfallvorsorgesystems – keine Doppelstrukturen, „Doppelnutzen“ von Einrichtungen und Vorhaltungen, engere Verzahnung von Bundes- und Landesressourcen – entstehen keine zusätzlichen Belastungen für den Bundeshaushalt. - 6 -

Die mit den Ländern vereinbarte Veränderung des Ausstattungskonzepts für den ergänzenden Katastrophenschutz führt dazu, dass die Länder ab dem Jahr 2010 Haushaltsmittel für die Weiterverwendung und Unterhaltung nicht mehr konzeptkonformer Ausstattung aufbringen müssen, da der Bund nach dem 31. Dezember 2009 nur noch Ausstattung nach dem neuen Konzept finanzieren wird. 2. Kosten für die Wirtschaft und Preiswirkungen Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Wirtschaft. Auswirkungen auf die Einzelpreise können ausgeschlossen werden. Messbare Auswirkungen auf das Preisniveau, insbesondere auf das Verbraucherpreisniveau, sind nicht zu erwarten. VII. Bürokratiekosten Neue Informationspflichten für Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger werden nicht eingeführt. Im Bereich der ergänzenden Ausstattung des Katastrophenschutzes werden durch die Einführung von Pauschalen für die Kostenerstattung die für die Verwaltung und in diesem Bereich ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger bestehenden Informationspflichten vereinfacht. VIII. Rechts- und Verwaltungsvereinfachung Unter anderem durch die Einführung von Pauschalen bei der Kostenerstattung im Bereich der ergänzenden Ausstattung erfolgt eine erhebliche Verwaltungsvereinfachung. IX. Auswirkungen auf die Gleichstellung von Männern und Frauen Die gleichstellungspolitischen Auswirkungen wurden gem. §§ 1 und 2 des Bundesgleichstellungsgesetzes (BGleiG) und § 2 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien (GGO) anhand der Arbeitshilfe der Interministeriellen Arbeitsgruppe „Gender Mainstreaming bei der Vorbereitung von Rechtsvorschriften“ geprüft. Soweit durch den Gesetzentwurf Personen mittelbar oder unmittelbar betroffen werden, besteht kein Unterschied zwischen Frauen und Männern. Die Relevanzprüfung in Bezug auf Gleichstellungsfragen fällt somit negativ aus. Die Regelungen sind entsprechend § 1 Abs. 2 S. 1 BGleiG geschlechtergerecht formuliert worden. - 7 -

X. Zeitliche Geltung / Befristung Eine Befristung des Gesetzes kommt nicht in Betracht. Dies würde dem Ziel, den Bevölkerungsschutz auf eine moderne, zukunftsfähige Grundlage zu stellen, entgegenstehen. Zudem garantiert nur eine unbefristete Geltung ausreichende Planungssicherheit für die Länder und die im Zivil- und Katastrophenschutz mitwirkenden Organisationen bei Investitionen in Ausstattung und Ausbildung. Dementsprechend sind die Regelungen als Dauerregelungen angelegt. - 8 -

B. Zu den einzelnen Vorschriften I. Artikel 1 Zu 1 (Gesetzesbezeichnung): Mit der Neufassung der Gesetzesbezeichnung wird den inhaltlichen Neuerungen Rechnung getragen. In der neuen Bezeichnung kommt zum Ausdruck, dass Zivilschutz und Katastrophenhilfe in Deutschland auf eine moderne, zukunftsfähige rechtliche Basis gestellt werden. Zu 2 (§ 5): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung der Vorschriften. Zu 3 (Überschrift des sechsten Abschnitts): Die Überschrift wird an den neuen Inhalt angepasst.

Zu 4 (Einfügung neuer § 12 Grundsatz der Katastrophenhilfe): Die für den Bundesbedarf zentralen Vorhaltungen und Einrichtungen für den Zivilschutz werden den Ländern auch in Friedenszeiten für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung gestellt. Bei den Einrichtungen des Bundes handelt es sich gegenwärtig um das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW). Vorhaltungen sind unter anderem das im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eingerichtete Warnsystem des Bundes (SatWas) sowie die im Zuge der Umsetzung der neuen Strategie für die Bewältigung großflächiger Gefahrenlagen geschaffenen und ausgebauten Einrichtungen. Namentlich handelt es sich um das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) für das Lage- und Ressourcenmanagement, das deutsche Notfallvorsorge Informationssystem (deNIS) als IT-Verfahren zur elektronischen Führungsunterstützung der Krisenstäbe von Bund und Ländern und zur Information der Bevölkerung, sowie die Koordinierungsstelle Nachsorge, Opfer- und Angehörigenhilfe (NOAH) zur Koordinierung des psychosozialen Krisenmanagements in Deutschland für Deutsche, die von Unglücksfällen im Ausland betroffen sind, und deren Angehörige. Hinzu kommt die ergänzende Ausstattung des Katastrophenschutzes in den Aufgabenbereichen Brandschutz, ABC-Schutz, Sanitätswesen und Betreuung, die den Ländern gemäß § 13 (neu) und entsprechend dem neuen Ausstattungskonzept vom Bund zur Verfügung gestellt wird. - 9 -

Die Regelungen des THW-Helferrechtsgesetzes bleiben durch die Änderungen des ZSG unberührt. Einrichtungen, Verbände und Einheiten der Streitkräfte sind keine Vorhaltungen und Einrichtungen in diesem Sinne, weil sie ausschließlich zur Verteidigung aufgestellt sind. Zu 5 (§ 13 neu) Die Änderung der Nummerierung ergibt sich aus der Einfügung des neuen § 12. a) Absatz 3 stellt klar, dass die ergänzende Ausstattung nicht nur zum Schutz der Bevölkerung vor den besonderen Gefahren und Schäden, die im Verteidigungsfall drohen, verwendet werden darf, sondern auch im Bereich des Katastrophenschutzes der Länder. Dies entspricht dem Zivilschutz-Doppelnutzen- Konzept, wonach die für Bundeszwecke vorhandene Ausstattung der Länder auch in Friedenszeiten genutzt und beübt werden muss. b) Absatz 4 entspricht dem bisherigen § 13. Die Anbindung an die Vorschrift zur ergänzenden Ausstattung verdeutlicht, dass die Ausbildung auf den Umgang mit dieser Spezialausstattung ausgerichtet ist. Mit der Regelung wird gewährleistet, dass die Helferinnen und Helfer in den in Absatz 1 genannten Aufgabenbereichen (Brandschutz, ABC-Schutz, Sanitätswesen und Betreuung) weiterhin eine ergänzende Ausbildung erhalten. Diese ist erforderlich, da es für die Handhabung der ergänzenden Ausstattung, beispielsweise im ABC-Schutz, spezieller Kenntnisse und Fähigkeiten bedarf. Wie bisher wird diese ergänzende Ausbildung der Helferinnen und Helfer bei ihrer Ausbildung für den Katastrophenschutz vermittelt. Die ergänzende Ausbildung bleibt in die allgemeine Ausbildung, die zur Mitwirkung in der Katastrophenabwehr von den entsprechenden Einrichtungen der Länder und Organisationen vermittelt wird, integriert. Zu 6 (Einfügung eines neuen § 14 Aus- und Fortbildung): Nach § 11 ZSG baut der Zivilschutz des Bundes auf dem Katastrophenschutz der Länder auf. Dies gilt auch und insbesondere für die Aus- und Fortbildung. Ein Funktionieren der „Aufwuchsfähigkeit“ setzt voraus, dass die Länder im Verteidigungsfall auf ein bestehendes System aufbauen und ihre Einrichtungen sowie die Ausstattung im Bereich Katastrophenschutz nutzen. Deshalb müssen die Ausbildungsaktivitäten des Bundes auf denjenigen der Länder aufbauen und sie an geeigneter Stelle ergänzen. Nur so ist eine effiziente Zusammenarbeit aller Entscheidungsebenen im Verteidigungsfall möglich. Die Aus- und Fortbildung des Bundes muss im Sinne der Zivilschutz-Doppelnutzen-Strategie auch für friedenszeitliche Szenarien vorbereiten, um die Aufwuchsfähigkeit sicherzustellen - 10 - und um Aktualisierungsbedarf und Wirksamkeit der Ausbildung überprüfen zu können. Mit der Länder übergreifenden Krisenmanagement-Übungsserie LÜKEX erfährt die Ausbildung eine konkrete Umsetzung, indem auf der Grundlage unterschiedlicher Szenarien die Zusammenarbeit aller Beteiligten über die unterschiedlichen Entscheidungsebenen hinweg praktiziert und evaluiert wird. Die Aus- und Fortbildung im Zivilschutz sowie für den Katastrophenschutz wird jeweils von Bund und Ländern getragen. Deren Ziele und Inhalte müssen lückenlos aufeinander aufbauen. Sie basieren auf einem zwischen Bund und Ländern abgestimmten Ausbildungskonzept. Auf Bundesebene ist die Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) die einzige Einrichtung, die eine spezielle Zivilschutzausbildung vermittelt. Schwerpunkte hiervon sind insbesondere: - Aus-/Fortbildung von Führungskräften/Entscheidungsträgern des politisch- gesamtverantwortlichen Bereiches; Aus-/Fortbildung von Führungskräften/Entscheidungsträgern im operativ-taktischen Bereich, ausgerichtet auf überregionale bzw. komplexe Szenarien; - Aus-/Fortbildung/hochqualifizierte Spezialistenausbildung besonderer Funktionsträger für vom Bund bereitgestellte Spezialressourcen; - Durchführung/Fortentwicklung der Übungsserie LÜKEX, verbunden mit einer kontinuierlichen Aus- und Fortbildung insbesondere der Koordinierungsgruppen/Krisenstäbe auf Landes-/Bundesebene durch die AKNZ; - Fortentwicklung der Ausbildung der Bevölkerung in Selbsthilfemaßnahmen. Darüber hinaus nimmt der Bund mittels der Ausbildung an der AKNZ unmittelbar Einfluss auf die Ausbildung der Länder im Sinne einer gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge. Diese Einflussnahme unter alleiniger Bundesverantwortung bleibt auch künftig in vollem Umfang erhalten. Mit der Einfügung der Regelung zur Aus- und Fortbildung wird sie zudem auf eine umfassendere gesetzliche Grundlage gestellt. Zu 7 (§ 15 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. - 11 -

Zu 8 (Einfügung von §§ 16 bis 20): § 16 Koordinierungsmaßnahmen; Ressourcenmanagement Eine der wesentlichen Erfahrungen aus den verheerenden Terroranschlägen vom 11. September 2001 sowie den Hochwassern an Donau und Elbe im Jahre 2002 ist, dass das Krisenmanagement von Bund und Ländern verbessert werden muss. Bund und Länder haben sich deshalb in der „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ (Beschluss der IMK vom 5./6. Juni 2002) verständigt, die Koordinierung auch bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen zu verbessern. Mit Absatz 1 wird hierfür eine einfachgesetzliche Regelung geschaffen, mit der die Verpflichtung nach Art. 35 GG ausgestaltet wird. Damit werden den Ländern vor allem die vom Bund für den Zivilschutz und für die Erfüllung internationaler Aufgaben – wie beispielsweise der immer wichtiger werdenden Aufgaben des Bundes im Rahmen des Gemeinschaftsverfahrens für den Katastrophenschutz der Europäischen Union – vorgehaltenen Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe insbesondere in den Bereichen Lageerfassung und -bewertung sowie Vermittlung von Engpassressourcen zur Verfügung gestellt. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um das Gemeinsame Lage- und Meldezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) sowie das deutsche Notfallvorsorge-Informationssystem (deNIS). Engpassressourcen sind alle Mittel und Kräfte, die zur Hilfe bei der Bewältigung einer Naturkatastrophe oder eines besonders schweren Unglücksfalles notwendig sind und nicht unmittelbar zeitnah und ausreichend dort zur Verfügung stehen, wo sie benötigt werden. Die Nutzung der Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundes erfolgt im Rahmen von Artikel 35 GG. Sie ist somit nicht auf Dauer angelegt und darf nicht zur Vernachlässigung eigener Katastrophenschutz-Vorkehrungen durch die Länder führen. Absatz 2 konkretisiert dies dahingehend weiter, dass in diesem Rahmen auch eine Koordinierung von Hilfsmaßnahmen durch den Bund erfolgen kann. Dem Bund werden dadurch gleichwohl keine Aufgaben aus dem ausschließlich den Ländern obliegenden Katastrophenschutz übertragen, da die Koordinierung ausdrücklich nur auf Ersuchen eines oder mehrerer betroffener Länder und im Einvernehmen mit ihnen erfolgen kann. Die Regelung bezieht sich ausschließlich auf die koordinierende - 12 -

Tätigkeit des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe durch seine eigenen Vorhaltungen. Nach Absatz 3 bleibt zudem die Zuständigkeit der Länder für das operative Krisenmanagement ausdrücklich unberührt. Absatz 4 Satz 1 nimmt Bezug auf bereits bestehende Koordinierungsinstrumente des Bundes und lässt gleichzeitig die Möglichkeit zu, neue zu schaffen und vorzuhalten. In den Bundesressorts, die zu einer Bewältigung einer Gefahren- oder Schadenslage beitragen können, wurden Vorkehrungen getroffen, um kurzfristig spezifische Krisenstäbe aufrufen zu können. Der Krisenstab des federführenden Ressorts übernimmt die Koordinierung im Bund sowie die Abstimmung mit den von der Gefahren- oder Schadenslage betroffenen Ländern. So wurden beispielsweise für alle Gefahrenlagen im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums des Innern (BMI) der Aufruf des Koordinierungsstabes oder des Krisenstabes (Szenarien: Naturkatastrophen, besonders schwere Unglücksfälle, Terroranschläge, Entführungen, Geiselnahmen u. ä.) vorbereitet. Um in länderübergreifenden Lagen, von denen mehrere Bundesressorts besonders betroffen sind, eine bundeseinheitliche Vorgehensweise sicherstellen zu können, haben sich Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und BMI im Falle von gravierenden Gefahren- oder Schadenslagen durch Straftaten mit radioaktiven Stoffen sowie Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung (BMGS) und BMI im Falle einer Pandemie und von Bio-Terrorismus auf die Bildung gemeinsamer Krisenstäbe nach dem Modell des Krisenstabes BMI verständigt. Absatz 4 Satz 2 stellt klar, dass es dem Bund unbenommen ist, in seinem originären Zuständigkeitsbereich ggf. weitere Krisenmanagementstrukturen aufzurufen. § 17 Datenerhebung und -verwendung

Absatz 1 regelt die Bereitstellung von Angaben, die für die Funktionsfähigkeit des GMLZ und deNIS unentbehrlich sind. Zur Gewährleistung der effektiven Vorbereitung auf und der Bewältigung von Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen kann es im Einzelfall von erheblichem Interesse sein, auf die vorgehaltenen Angaben auch für friedenszeitliche Maßnahmen zugreifen zu können. Absatz 2 regelt abschließend, an welche Stellen und für welche Zwecke personenbezogene Daten übermittelt werden dürfen. Absatz 3 ermächtigt das Bundesministerium des Innern, die Einzelheiten der in den Absätzen 1 und 2 geregelten Erhebung und Verwendung von Angaben, insbesondere von personenbezogenen Daten, durch Rechtsverordnung mit - 13 -

Zustimmung des Bundesrates zu regeln. Dadurch soll gewährleistet werden, dass das Verfahren der Datenerhebung und -verwendung zwischen Bund und Ländern derart abgestimmt wird, dass die Informationsübermittlung als solche auf jeweils zweckdienliche Weise erfolgt, ohne gleichzeitig einen Zwang zur Benutzung eines bestimmten Systems zu begründen. Insbesondere sind in der Rechtsverordnung die Datenarten, die erhoben und verwendet werden dürfen, sowie Fristen für die Löschung personenbezogener Daten zu bestimmen. § 18 Zusammenarbeit von Bund und Ländern Risikoanalysen bilden in allen Sektoren der Gesellschaft auf allen staatlichen Ebenen (kommunal, regional, national) eine Informationsgrundlage, die Risiken lokalisiert und vergleichbar macht. Solche Informationen sind unabdingbar, um im Hinblick auf Extremsituationen Ressourcen gezielt und effizient vorbereiten und einsetzen zu können. Das Erstellen einer bundesweiten Analyse ist dementsprechend ein unverzichtbares Element einer wirksamen Vorsorge zum Schutz der Zivilbevölkerung im Verteidigungsfall. Mit der Regelung in Absatz 1 wird ermöglicht, die von den Ländern in ihrem Zuständigkeitsbereich erstellten Risikoanalysen für die Erstellung einer bundesweiten Risikoanalyse heranzuziehen. Damit werden eine gesonderte Erhebung und eine unterschiedliche, möglicherweise widersprüchliche Bewertung von Daten durch den Bund weitestgehend vermieden und gewährleistet, dass die Risikoanalysen auf den unterschiedlichen Ebenen übereinstimmen. Die Übermittlung von bei den Ländern vorhandenen Informationen an den Bund dient der Verbesserung des präventiven Risikomanagements für den Verteidigungsfall. Die bestehenden Analysen bilden die Grundlage für die Bewertung von Risiken für die Bevölkerung im Verteidigungsfall und können auch zur friedenszeitlichen Risikoanalyse herangezogen werden. Absatz 2 schafft eine Grundlage für eine konstruktive Zusammenarbeit von Bund und Ländern beim Schutz Kritischer Infrastrukturen. Kritische Infrastrukturen sind Organisationen und Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden. Für ein sinnvolles ganzheitliches Schutzkonzept ist eine solche Kooperation mit den Ländern unerlässlich. Die Beratung und Unterstützung der Länder ist dabei auf die für den Zivilschutz erforderlichen Aspekte begrenzt. Dies kann dazu beitragen, dass Planungen der Länder und Schutzkonzepte des Bundes ineinander greifen und aufeinander abgestimmt sind. Beratung und Unterstützung sind zudem als Angebote anzusehen, - 14 - die von den Ländern angenommen werden können, aber nicht angenommen werden müssen. Einseitige Rahmenbedingungen für das Zusammenwirken werden nicht vorgegeben. Mit Absatz 3 wird gewährleistet, dass es nicht zu Brüchen in dem verfassungsrechtlich vorgegebenen Gefahrenabwehrsystem kommt. Brüche in diesem System würden im Verteidigungsfall ein Funktionieren des Systems in Frage stellen. In Abstimmung mit den Ländern übernimmt es daher der Bund, bestimmte konzeptionelle Vorarbeiten zu leisten, die in einem Verteidigungsfall vorbereitet sein müssen. Es entspricht dem Zivilschutz-Doppelnutzen-Konzept, dass diese Arbeiten auch bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen von den Ländern genutzt werden können,

§ 19 Unterstützung des Ehrenamtes Zivil- und Katastrophenschutz sind in großem Umfang auf Leistungen angewiesen, die von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern erbracht werden. Beim THW leisten über 80.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in 668 Ortsverbänden technische Hilfe in den Bereichen Zivilschutz, humanitäre Hilfe im Ausland und Gefahrenabwehr. Hinzu kommt das große ehrenamtliche Potenzial der Freiwilligen Feuerwehren sowie der im Zivil- und Katastrophenschutz mitwirkenden öffentlichen und privaten Organisationen, insbesondere des Arbeiter-Samariter-Bundes, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, des Deutschen Roten Kreuzes, der Johanniter-Unfall- Hilfe und des Malteser-Hilfsdienstes. Das ehrenamtliche Engagement ist das Rückgrat des Zivil- und Katastrophenschutzes. Dieses Engagement ist nicht selbstverständlich und wird durch gesellschaftliche Veränderungen wie z.B. die demographische Entwicklung, die weitere Zukunft der Wehrpflicht und die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst. Der Bund muss im Verteidigungsfall auf den Katastrophenschutz der Länder zurückgreifen können und ist deshalb auf die flächendeckende Verfügbarkeit von ausgebildeten und aktiv engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern angewiesen. Darüber hinaus wird auch die bürgerschaftliche Selbsthilfe vom ehrenamtlichen Engagement in der Bevölkerung getragen. Die tiefe Verankerung der Organisationen in der Bevölkerung und die aktive Jugendarbeit sorgen dafür, dass Interesse und Fähigkeiten sowohl für den Einsatz als auch zur Selbsthilfe in allen gesellschaftlichen Gruppen breit gestreut und gut aktivierbar bleiben. - 15 -

Der Bund hat auf der Basis dieser sicherheitspolitischen Bedeutung des Ehrenamtes ein eigenes Interesse an einer Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Zivil- und Katastrophenschutz. Mit seiner Normierung als Grundlage des staatlichen Notfallvorsorgesystems schafft der Bund die Voraussetzungen für Maßnahmen, die dem besonderen Charakter des Ehrenamtes im Zivil- und Katastrophenschutz gerecht werden und den Beitrag der ehrenamtlichen Helfer zur staatlichen Notfallvorsorge würdigen. § 20 Schutzkommission Die „Kommission zum Schutz der Bevölkerung beim Bundesministerium des Innern“ berät die Bundesregierung sowie die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder ehrenamtlich in wissenschaftlichen und technischen Fragen des Schutzes der Zivilbevölkerung. Sie hat sich in ihrem über fünfzigjährigen Bestehen bewährt und stets in der Lage gezeigt, den wechselnden Bedrohungsszenarien unter veränderten gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen Rechnung zu tragen. Dies belegen beispielhaft die bisher von der Schutzkommission vorgelegten drei „Gefahrenberichte“. Mit der gesetzlichen Verankerung der Schutzkommission erfolgt eine Anerkennung ihrer von ehrenamtlichem Engagement und wissenschaftlicher Fundierung geprägten Arbeit sowie eine Absicherung der Fortsetzung ihrer erfolgreichen Arbeit für die Zukunft. Zu 9 (§§ 21 und 22 neu): Die Änderungen erfolgen zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 10 (§ 23 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung a) Durch diese Klarstellung sollen mögliche Zweifelsfragen, die im Rahmen der §§ 15 und 17 ZSG aufgetreten sind, ausgeräumt werden. Danach ist es Aufgabe der nach Landesrecht zuständigen Behörden, ergänzende Maßnahmen zur gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung im Verteidigungsfall zu planen. Unabhängig davon erhält der Bund nunmehr die Möglichkeit, den Ländern zusätzlich ausgewähltes Sanitätsmaterial schon in friedensmäßigen Zeiten zur Verfügung zu stellen. Der Bund übernimmt hierbei insbesondere die Erstbeschaffung von Sanitätsmaterial einschließlich der ABC-Vorsorge. Über den Ersatz von in friedensmäßigen Zeiten verbrauchtem Material werden vertragliche Vereinbarungen mit den Ländern und Krankenhäusern getroffen. - 16 - b) Mit der Änderung wird verdeutlicht, dass zusätzlicher Bedarf an Sanitätsmaterial im Verteidigungsfall durch friedenszeitliche Vorräte nicht gedeckt werden kann und auch in einer Krise noch zusätzliche Vorräte angelegt werden können. Zu 11 (§ 24 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 12 (§ 25 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 13 (§ 26 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 14 (§ 27 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung.

Zu 15 (§ 28 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung.

Zu 16 (§ 29 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. a) Ziel des 2007 mit den Ländern vereinbarten neuen Ausstattungskonzepts ist, dass die Leistungen des Bundes für den ergänzenden Katastrophenschutz noch stärker als bisher mit den Leistungen der Länder sachlich verzahnt, Redundanzen vermieden und die Einsatzeffizienz gesteigert werden. Den Ländern obliegt es, für sämtliche Bereiche des Katastrophenschutzes, der zugleich Grundlage für den Zivilschutz ist, die Grundlast der Vorkehrungen zu treffen, die seitens des Bundes durch Spezialressourcen mit Spezialfähigkeiten in den Bereichen Brandschutz, ABC-Schutz, Sanitätswesen und Betreuung ergänzt werden.

Mit der Änderung des Absatzes 3 wird die Regelung der Kostenerstattung an das neue Ausstattungskonzept angepasst. Satz 1 regelt die Erstattung von anfallenden notwendigen Kosten für die ergänzende Ausstattung. Er konkretisiert damit für diesen Bereich die Regelung des Absatzes 1, der die Verpflichtung des Bundes aus Art. 104a Abs. 2 GG, im Rahmen der Bundesauftragsverwaltung (§ 2) die materiellrechtlichen, aus der Erfüllung der Aufgaben erwachsenden Ausgaben zu tragen, einfachgesetzlich ausgestaltet. - 17 -

Satz 2 sieht in sachlich geeigneten Bereichen die Erstattung in pauschalierter Form vor. Damit wird für die Länder – aber auch für das Ehrenamt – eine deutliche Verwaltungsvereinfachung erreicht. Die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder hat auf ihrer Sitzung am 27. Juli 2007 den Bund ausdrücklich darin unterstützt, „eine Regelung vorzuschlagen, die den administrativen Aufwand für die Abrechnung künftig deutlich, z.B. durch eine Pauschalierung, verringert“. Derzeit müssen auf Standortebene von den ehrenamtlich Tätigen eine Vielzahl unterschiedlicher Kostenpositionen nach verschiedenen Verfahren konkret abgerechnet werden. Dies erfordert einen hohen Verwaltungsaufwand und belastet insbesondere die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die einen Großteil ihrer Zeit für Verwaltungsaufgaben aufbringen müssen. Aus diesem Grund erfolgt künftig für die Ausgaben am Standort eine pauschale Kostenerstattung ohne spitze Abrechnung. Die neue Regelung minimiert den bisher hohen Aufwand spürbar und entlastet die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer erheblich, so dass sie wieder mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben aufwenden können. Da die Kosten für Wartung und Instandsetzung der ergänzenden Ausstattung nicht pauschaliert werden können, stellt Satz 3 klar, dass diese Kosten wie bisher nur gegen Nachweis erstattet und damit spitz abgerechnet werden. Nach Satz 4 erhalten die privaten Organisationen wie bisher Mittel für ihre Mitwirkung bei der Aufgabe Zivilschutz über die Katastrophenschutzbehörden. Diese werden ebenso wie die Finanzmittel für die Mitwirkung der Feuerwehren oder anderer öffentlicher Einrichtungen als Zweckausgaben im Sinne des Art. 104a Abs. 2 GG im Rahmen der Bundesauftragsverwaltung vom Bund getragen. b) Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung.

Zu 17 (§ 30 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung.

Zu 18 (§ 31 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 19 (§ 32 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 20 (§ 27 alt): - 18 -

Der Anwendungszeitraum war bis zum 31. Dezember 1999 beschränkt. Eine Verlängerung der Anwendung der Vorschrift ist weder erfolgt noch beabsichtigt, so dass die Regelungswirkung entfällt. Auch im Hinblick auf die von der Bundesregierung angestrebte Rechtsbereinigung kann die Vorschrift aufgehoben werden.

II. Artikel 2 Die Änderungen erfolgen zur Anpassung an die Neufassung der Gesetzesbezeich- nung. Bundesrat Drucksache 756/08

17.10.08

In - Fz Gesetzentwurf der Bundesregierung

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz - ZSGÄndG)

A. Problem und Ziel Die verfassungsrechtliche Zivilschutzkompetenz erlegt dem Bund eine von tages- politischen Entwicklungen unabhängige Verpflichtung zur Gewährleistung der je- derzeitigen Einsatzmöglichkeit von Mitteln des Zivilschutzes auf. Aufbauend auf dieser Zuständigkeit für den Schutz der Bevölkerung im Verteidi- gungsfall hat der Bund den Ländern bei Großschadenslagen – unabhängig von ihrer Ursache – schon immer Hilfe bei deren Bewältigung geleistet. So, wie der Bund im Zivilschutzfall auf die Einrichtungen des Katastrophenschutzes der Länder zurückgreifen darf, greifen die Länder oftmals auf die Ausstattung des Bundes für den Zivilschutz zurück. Hierfür fehlt bisher eine einfachgesetzliche Grundlage. Mit dem Gesetz werden deshalb strukturelle Konsequenzen aus der vor diesem Hintergrund von Bund und Ländern gemeinsam verabredeten „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ (Beschluss der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder vom 5./6. Juni 2002) gezogen und eine einfachgesetzliche Grundlage für die Katastrophenhilfe des Bundes geschaffen.

B. Lösung Ergänzung des Zivilschutzgesetzes vom 25. März 1997.

Fristablauf: 28.11.08

Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln Telefon: (02 21) 97 66 83 40, Telefax: (02 21) 97 66 83 44 ISSN 0720-2946 Drucksache 756/08 - 2 -

C. Alternativen Keine.

D. Finanzielle Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte I. des Bundes 1. Haushaltsaufgaben ohne Vollzugsaufwand Zusätzliche Belastungen für den Haushalt des Bundes sind nicht zu erwarten. 2. Vollzugsaufwand Mit der Gesetzesänderung geht eine Verwaltungsvereinfachung einher, die den Vollzugsaufwand verringert.

II. der Länder

1. Haushaltsaufgaben ohne Vollzugsaufwand Mit diesem Gesetz einher geht die mit den Ländern vereinbarte Veränderung des Ausstattungskonzepts des ergänzenden Katastrophenschutzes. Die Änderung des Konzeptes führt dazu, dass die Länder ab dem Jahr 2010 Haushaltsmittel für die Weiterverwendung und Unterhaltung nicht mehr konzeptkonformer Ausstattung aufbringen müssen, da der Bund nach dem 31.12.2009 nur noch Ausstattung nach dem neuen Konzept finanzieren wird.

2. Vollzugsaufwand

Mit der Gesetzesänderung geht eine Verwaltungsvereinfachung einher, die den Vollzugsaufwand verringert.

E. Sonstige Kosten Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Wirtschaft. Auswirkungen auf die Einzelpreise können ausgeschlossen werden. Messbare Auswirkungen auf das Preisniveau, insbesondere auf das Verbraucherpreisniveau, sind nicht zu erwarten.

- 3 - Drucksache 756/08

F. Bürokratiekosten Es werden keine Informationspflichten für Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger eingeführt, geändert oder aufgehoben. Eine Informationspflicht für die Verwaltung wird vereinfacht. In bestimmten Bereichen der ergänzenden Ausstattung erfolgt die Kostenerstattung künftig in pauschalierter Form.

Bundesrat Drucksache 756/08

17.10.08

In - Fz Gesetzentwurf der Bundesregierung

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz - ZSGÄndG)

Bundesrepublik Deutschland Berlin, den 17. Oktober 2008 Die Bundeskanzlerin

An den Präsidenten des Bundesrates Herrn Ersten Bürgermeister Ole von Beust

Sehr geehrter Herr Präsident, hiermit übersende ich gemäß Artikel 76 Absatz 2 des Grundgesetzes den von der Bundesregierung beschlossenen

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz - ZSGÄndG) mit Begründung und Vorblatt.

Federführend ist das Bundesministerium des Innern.

Die Stellungnahme des Nationalen Normenkontrollrates gemäß § 6 Abs. 1 NKRG ist als Anlage beigefügt.

Mit freundlichen Grüßen Dr.

Fristablauf: 28.11.08

Drucksache 756/08

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz – ZSGÄndG) Vom … Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlossen:

Artikel 1 Änderung des Zivilschutzgesetzes

Das Zivilschutzgesetz vom 25. März 1997 (BGBl. I S. 726), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 27. April 2004 (BGBl. I S. 630), wird wie folgt geändert: 1. Die Bezeichnung des Gesetzes wird wie folgt gefasst: „Gesetz über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes (Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz – ZSKG)“ 2. § 5 wird wie folgt geändert: In Absatz 2 wird die Angabe „§ 20“ durch die Angabe „§ 26“ ersetzt. 3. Die Überschrift des Sechsten Abschnitts wird wie folgt geändert: Nach „Zivilschutz“ werden die Wörter „und Katastrophenhilfe des Bundes“ angefügt. 4. Nach § 11 wird folgender § 12 eingefügt: „§ 12 Grundsatz der Katastrophenhilfe Die Vorhaltungen und Einrichtungen des Bundes für den Zivilschutz stehen den Ländern auch für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung.“

5. Der bisherige § 12 wird § 13 und wie folgt geändert: a) Nach Absatz 2 wird folgender Absatz 3 angefügt: „(3) Die vom Bund den Ländern für den Zivilschutz zur Verfügung gestellte ergänzende Ausstattung steht den Ländern auch für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung.“ b) Der bisherige § 13 wird Absatz 4 und wie folgt geändert: Die Angabe „§ 12 Abs. 1“ wird ersetzt durch die Angabe „in Absatz 1“. 6. Nach § 13 wird folgender § 14 eingefügt: Drucksache 756/08 2

„§ 14 Aus- und Fortbildung Die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nach § 4 Abs. 1 Nr. 2 a) dienen zugleich den Ländern für die Vorbereitung ihrer Entscheidungsträger, Führungskräfte und sonstigen Fachkräfte auf die Bewältigung von Katastrophen und Unglücksfällen und umfassen insbesondere auch die Planung, Durchführung und Auswertung von ressort- und länderübergreifenden Krisenmanagementübungen. Die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des Bundes bauen auf der Ausbildung der Länder im Bereich des Katastrophenschutzes auf und ergänzen diese.“ 7. Der bisherige § 14 wird § 15. 8. Nach § 15 werden folgende §§ 16 bis 20 eingefügt:

„§ 16 Koordinierungsmaßnahmen; Ressourcenmanagement (1) Die Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, insbesondere im Bereich Lageerfassung und -bewertung sowie Nachweis und Vermittlung von Engpassressourcen, können auch im Rahmen der Amtshilfe nach Artikel 35 Abs. 1 des Grundgesetzes zur Unterstützung eines Landes verwendet werden. (2) Die Unterstützung nach Absatz 1 umfasst auch die Koordinierung von Hilfsmaßnahmen durch den Bund, wenn ein betroffenes Land oder mehrere betroffene Länder darum ersuchen. Die Festlegung, welche Maßnahmen vom Bund koordiniert werden, trifft der Bund im Einvernehmen mit dem betroffenen Land oder den betroffenen Ländern. (3) Die Zuständigkeit der Länder für das operative Krisenmanagement bleibt unberührt. (4) Der Bund hält Koordinierungsinstrumente vor. Der Aufruf bundeseigener Krisenmanagementstrukturen für die Erfüllung seiner eigenen Aufgaben bleibt unberührt. 3 Drucksache 756/08

§ 17 Datenerhebung und -verwendung (1) Soweit es zur Erfüllung seiner Aufgaben nach § 16 erforderlich ist, darf das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Angaben, einschließlich personenbezogener Daten, über Hilfeleistungspotenziale und über Objekte und infrastrukturelle Einrichtungen, die für den Zivil- und Katastrophenschutz relevant sind, erheben und verwenden. Hierzu zählen insbesondere Angaben über a) personelle, materielle und infrastrukturelle Potenziale der allgemeinen Gefahrenabwehr, b) Betriebe, Einrichtungen und Anlagen, von denen bei einer Schadenslage zusätzliche Gefahren ausgehen können (Risikopotenziale), c) Infrastrukturen, bei deren Ausfall die Versorgung der Bevölkerung erheblich beeinträchtigt wird (kritische Infrastrukturen), und d) Objekte, die aufgrund Ihrer Symbolkraft oder Dimension als mögliche Ziele von Angriffen in Betracht kommen (gefährdete Objekte). (2) Die nach Absatz 1 erhobenen personenbezogenen Daten dürfen nur an die im Zivil- und Katastrophenschutz mitwirkenden öffentlichen und nichtöffentlichen Stellen übermittelt werden und nur, soweit die Kenntnis der Daten aus Sicht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe für Zwecke der Lageerfassung oder -bewertung oder zum Nachweis oder zur Vermittlung von Engpassressourcen erforderlich ist. Eines Ersuchens dieser Stellen um Übermittlung bedarf es nicht. (3) Das Nähere regelt das Bundesministerium des Innern durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates. Dabei sind insbesondere die Datenarten, die erhoben und verwendet werden dürfen, sowie Fristen für die Löschung der Daten zu bestimmen.

§ 18 Zusammenarbeit von Bund und Ländern (1) Der Bund erstellt im Zusammenwirken mit den Ländern eine bundesweite Risikoanalyse für den Zivilschutz. (2) Der Bund berät und unterstützt die Länder im Rahmen seiner Zuständigkeiten beim Schutz Kritischer Infrastrukturen. (3) Im Benehmen mit den Ländern entwickelt der Bund Standards und Rahmenkonzepte für den Zivilschutz, die den Ländern zugleich als Empfehlungen für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes Drucksache 756/08 4

dienen, sofern diese für ein effektives gesamtstaatliches Zusammenwirken der für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden auch bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen erforderlich sind.

§ 19 Unterstützung des Ehrenamtes Der Bund unterstützt das Ehrenamt als Grundlage des Zivil- und Katastrophenschutzes.

§ 20 Schutzkommission (1) Beim Bundesministerium des Innern besteht eine Kommission zum Schutz der Zivilbevölkerung. (2) Sie berät die Bundesregierung ehrenamtlich in wissenschaftlichen und technischen Fragen des Zivilschutzes und der Katastrophenhilfe. (3) Die organisatorische Betreuung der Kommission obliegt dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.“

9. Die bisherigen §§ 15 und 16 werden §§ 21 und 22. 10. Der bisherige § 17 wird § 23 und wie folgt geändert: a) Dem bisherigen Wortlaut wird folgender Absatz 1 vorangestellt: „(1) Der Bund stellt den Ländern für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung im Verteidigungsfall ergänzend Sanitätsmaterial zur Verfügung. Dieses steht den Ländern auch für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung. Die Länder können das Sanitätsmaterial in ihre Katastrophenschutzvorsorge einplanen.“

b) Der bisherige Wortlaut wird Absatz 2 und wie folgt gefasst: „(2) Das Bundesministerium des Innern kann im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Gesundheit durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates anordnen, dass nach Maßgabe des Artikels 80a des Grundgesetzes ausreichend Sanitätsmaterial von Herstellungsbetrieben, Großhandlungen sowie öffentlichen und Krankenhausapotheken vorgehalten wird, um die Deckung von zusätzlichem Bedarf im Verteidigungsfall sicherzustellen. Die §§ 4, 8 5 Drucksache 756/08

und 13 bis 16 des Wirtschaftssicherstellungsgesetzes in der Fassung vom 31. 10. 2006 sind entsprechend anzuwenden.“ 11. Der bisherige § 18 wird § 24 und wie folgt geändert: Die Angabe „§ 20“ wird durch die Angabe „§ 26“ersetzt. 12. Der bisherige § 19 wird § 25. 13. Der bisherige § 20 wird § 26 und wie folgt geändert: In Absatz 3 wird die Angabe „§ 23“ durch die Angabe „§ 29“ ersetzt. 14. Der bisherige § 21 wird § 27. 15. Der bisherige § 22 wird § 28 und wie folgt geändert: In Absatz 2 wird die Angabe „§ 20“ durch die Angabe „§ 26“ ersetzt. 16. Der bisherige § 23 wird § 29 und wie folgt geändert: a) Absatz 3 wird wie folgt gefasst: „(3) Der Bund trägt die planmäßigen fahrzeug- und helferbezogenen Kosten nach § 13. Pauschal erstattet werden die Kosten für 1. die Unterbringung der Fahrzeuge und der persönlichen ABC- Schutzausrüstung, 2. die ärztliche Untersuchung und die Ausbildung der Helferinnen und Helfer und 3. die Gewährleistung der jederzeitigen Einsatzbereitschaft der Analytischen Task Forces zur Unterstützung der örtlichen Einsatzleitung mit Spezialtechnik bei komplexen ABC-Lagen. Die Kosten der Wartung und Instandsetzung der ergänzenden Ausstattung werden gegen Nachweis erstattet. Im Verhältnis zwischen den für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden und den privaten Organisationen richtet sich der Nachweis der Ausgaben und die Belegpflicht nach den Bestimmungen der Bundeshaushaltsordnung und

den dazu erlassenen Verwaltungsvorschriften über das Nachweisverfahren bei Zuwendungen.“ b) In Absatz 5 wird die Angabe „§ 16“ durch die Angabe „§ 22“ ersetzt. 17. Der bisherige § 24 wird § 30 und wie folgt geändert: a) In Absatz 1 werden die Angabe „§ 15“ durch die Angabe „§ 21“ und die Angabe „§ 16“ durch die Angabe „§ 22“ ersetzt. Drucksache 756/08 6

b) In Absatz 2 werden die Angabe „§ 16“ durch die Angabe „§ 22“, die Angabe „§ 21“ durch die Angabe „§ 27“ und die Angabe „§ 22“ durch die Angabe „§ 28“ ersetzt. 18. Der bisherige § 25 wird § 31. 19. Der bisherige § 26 wird § 32. 20. Der bisherige § 27 wird aufgehoben.

Artikel 2 Folgeänderungen 1. Das Gesetz über die Errichtung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe vom 27. April 2004 wird wie folgt geändert: In § 2 Abs. 1 wird das Wort „Zivilschutzgesetz“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz“ ersetzt. 2. Das Verkehrssicherstellungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 8. Oktober 1968 (BGBl. I S. 1082), zuletzt geändert durch Artikel 300 der Verordnung vom 31.Oktober 2006 (BGBl. I S. 2407), wird wie folgt geändert: a) In § 10a Abs. 1 Satz 1 wird das Wort „Zivilschutzgesetzes“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetzes“ ersetzt. b) In § 30 Abs. 4 Satz 1 wird das Wort „Zivilschutzgesetz“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz“ ersetzt. 3. Das Post- und Telekommunikationssicherstellungsgesetz vom 14. September 1994 (BGBl. I S. 2325, 2378), zuletzt geändert durch Artikel 271 der Verordnung vom 31. Oktober 2006 (BGBl. I S. 2407), wird wie folgt geändert: a) In § 9 Abs. 1 wird das Wort „Zivilschutzgesetzes“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetzes“ ersetzt. b) In § 11 werden die Wörter „Gesetzes über den Zivilschutz“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetzes“ ersetzt.

Artikel 3 Das Gesetz tritt am Tag nach der Verkündung in Kraft. 7 Drucksache 756/08

Begründung A. Allgemeiner Teil I. Zielsetzung und Notwendigkeit der Änderung Der Schutz der Bevölkerung vor besonderen Gefahren, vor denen sie sich aus eigener Kraft nicht schützen kann, ist eine der vornehmsten Aufgaben des modernen Staates. Deutschland hat für diese nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr traditionell ein vertikal gegliedertes, subsidiäres und maßgeblich auf Ehrenamtlichkeit und Freiwilligkeit beruhendes Sicherheitssystem etabliert, das im Schadensfall je nach Größe und Bedeutung von unten nach oben aufwächst und das sich im Alltag und bei größeren Schadenslagen außerordentlich bewährt hat. Dabei erlegt die verfassungsrechtliche Zivilschutzkompetenz (Art. 73 Abs. 1 Nr. 1 GG) dem Bund eine von tagespolitischen Entwicklungen unabhängige Verpflichtung zur Gewährleistung der jederzeitigen Einsatzmöglichkeit von Mitteln des Zivilschutzes auf. Ferner trägt der Bund im Fall von Naturkatastrophen oder besonders schweren Unglücksfällen Verantwortung im Rahmen des Art. 35 GG. Bei der konkreten Ausgestaltung des Bundesengagements muss die aktuelle Bedrohungslage angemessen berücksichtigt werden, die sich nach dem Ende des so genannten „Kalten Krieges“ deutlich verändert hat. So treten neben die Vorsorge gegenüber einer klassischen militärischen Auseinandersetzung so genannte asymmetrische Bedrohungslagen mit kaum kalkulierbarem Gewaltpotenzial nichtstaatlicher Stellen einerseits sowie die Verletzlichkeit hoch technisierter und vernetzter, komplexer Gesellschaften als neue Gefahrenquellen andererseits. Daneben werden aber auch die Risiken, Gefahren und Schadenswirkungen durch extreme Naturereignisse seit Jahren größer und wohl auch künftig weiter wachsen. Das nationale Notfallvorsorgesystem muss sich an diesen aktuellen Bedrohungslagen ausrichten und orientieren. Entscheidend ist vor allem ein effektives Krisenmanagement, das die verschiedenen – nationalen und erforderlichenfalls auch internationalen – Ressourcen optimal zusammenführt. 1. Neue Strategie/ Auftrag der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder Bereits am 5./6. Juni 2002 haben sich Bund und Länder auf eine neue Rahmenkonzeption für den Zivil- und Katastrophenschutz („Für eine neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“) verständigt, die – im Sinne einer gemeinsamen Verantwortung für die Bewältigung von

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Großschadenslagen – die strenge Trennung der Verantwortungsebenen (hier: Zivilschutz/Bund, dort: Katastrophenschutz/Länder) ein Stück weit überwindet. Darin werden – vor dem Hintergrund der veränderten Bedrohungslage – ein verändertes strategisches Denken und vor allem eine verstärkte Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei großflächigen oder sonstigen national bedeutsamen Gefahrenlagen gefordert. Vor dem Horizont der Erfahrungen mit den Sommerhochwassern im August 2002 hat die IMK am 6. Dezember 2002 die Richtigkeit des Ansatzes der neuen Rahmenkonzeption bestätigt und bei dieser Gelegenheit den Bund ausdrücklich aufgefordert, auch für Fälle, die nicht eindeutig als Verteidigungsfall im herkömmlichen Sinne einzustufen sind, und für welche die Länder aufgrund der Verfassungslage nach wie vor die Hauptlasten zu bewältigen haben, vermehrt Verantwortung zu übernehmen, insbesondere Informations- und Koordinationsfunktionen zur Unterstützung des Krisenmanagements der Länder bei großflächigen Gefahrenlagen verstärkt vorzuhalten bzw. wahrzunehmen. In diesem Zusammenhang hielt es die IMK ausdrücklich für notwendig, die einschlägigen Vorschriften wie das Zivilschutzgesetz an die neuen Herausforderungen anzupassen. Das allein auf den Verteidigungsfall fokussierte Zivilschutzgesetz müsse um Regelungen ergänzt werden, welche die Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundes im Wege des Doppelnutzens auch für die Länder nutzbar machten und somit den Bund zur effektiven Hilfeleistung im Aufgabenbereich der Länder befähigte. 2. Politischer Auftrag Vor dem Hintergrund der neuen Bedrohungslage, die den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz vor neue Herausforderungen stellt, haben CDU, CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vom 11. November 2005 beschlossen, die Koordinierungskompetenz des Bundes bei der Bewältigung von Großkatastrophen und länderübergreifenden schweren Unglücksfällen zu stärken. Vor allem bei länderübergreifenden Großschadenslagen und bei solchen von nationaler Bedeutung bedarf es einer solchen übergreifenden Gesamtkoordination, die ein einzelnes Land für sich allein kaum bewerkstelligen kann. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat die Bundesregierung mit Beschluss vom 15. November 2007 aufgefordert, auch künftig eine enge Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei den Aufgaben des Zivil- und Katastrophenschutzes anzustreben. Die Bundesregierung solle möglichst exakt definieren, wie eine Abgrenzung der unterschiedlichen Aufgaben und der damit 9 Drucksache 756/08

verbundenen Finanzierung zwischen Bund und Ländern vorgenommen werden könne, und diesbezüglich eine gesetzliche Grundlage mit den Ländern erarbeiten. 3. Bundesrechnungshof Das Gutachten des Bundesbeauftragten für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung aus Oktober 2007 zur Modernisierung der Verwaltungsbeziehungen von Bund und Ländern moniert, dass bei der gegenwärtigen Aufgabenverteilung im Bevölkerungsschutz die Kenntnis der Beteiligten über die jeweiligen Vorsorgebestände und Maßnahmen nicht hinreichend gesichert sei. Es sei nicht gewährleistet, dass die Länder und Verbände untereinander sowie gegenüber dem Bund alle Informationen über die jeweils vorhandenen oder fehlenden Ausrüstungen und Maßnahmen austauschen. Deshalb wird eine rechtliche Neuordnung der Zusammenarbeit von Bund und Ländern im Zivil- und Katastrophenschutz befürwortet. II. Konzeption des Gesetzentwurfs und wesentliche Änderungen gegenüber der geltenden Rechtslage Mit dem Gesetzentwurf werden die Forderungen der Politik und des Bundesrechnungshofes aufgenommen und umgesetzt. Der Gesetzentwurf basiert auf dem Zivilschutz-Doppelnutzen-Konzept, wonach die für originäre Bundeszwecke vorgehaltenen Einrichtungen auch von den Ländern in Friedenszeiten genutzt und beübt werden können und müssen, um im Verteidigungsfall einsatzfähig zu sein („Aufwuchsfähigkeit“). Im Einzelnen werden die Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundes den Ländern auch bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen zur Verfügung gestellt und die ergänzende Ausstattung des Bundes nach dem neuen, zwischen Bund und Ländern im Frühsommer 2007 (Beschluss der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder vom 27. Juli 2007) vereinbarten Ausstattungskonzept sowie ihre Verfügbarkeit für die Katastrophenschutzvorsorge der Länder auf eine einfachgesetzliche Grundlage gestellt. Der Gesetzentwurf stellt außerdem die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des Bundes (Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe – AKNZ) auf eine moderne Grundlage und sichert insbesondere auch die Länder übergreifende Krisenmanagement-Übungsserie LÜKEX ab. Eingeführt werden ferner die Möglichkeit zentraler Koordinierungsmaßnahmen des Bundes, allerdings nur auf Ersuchen und im Einvernehmen mit den Ländern,

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sowie eine beratende Funktion des Bundes beim Schutz Kritischer Infrastrukturen. III. Gesetzgebungskompetenz des Bundes 1. Allgemeines Der Gesetzentwurf basiert auf der geltenden Zuständigkeitsverteilung im Bevölkerungsschutz (Zivilschutz – Bund, Katastrophenschutz – Länder). Aufgrund dieser Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen zwischen Bund (Zivilschutzkompetenz, Art. 73 Abs. 1 Nr. 1 GG) und Ländern (Kompetenz für den Katastrophenschutz, Art. 30 GG, Art. 70 Abs. 1 GG) sind Regelungen des Bundes im Bereich des Bevölkerungsschutzes insoweit zulässig, wie sie dem Zivilschutzauftrag des Bundes dienen oder sich im Rahmen des Art. 35 GG bewegen. 2. Gesetzgebungskompetenz im Einzelnen Art. 73 Abs. 1 Nr. 1 GG als originärer Kompetenztitel räumt dem Bund die Befugnis ein, im Bereich des Schutzes der Zivilbevölkerung im Verteidigungsfall Gesetze zu erlassen. Von dieser Befugnis hat der Bund mit Erlass des Zivilschutzgesetzes (ZSG) Gebrauch gemacht und den Katastrophenschutz der Länder in die Aufgaben des Zivilschutzes einbezogen. Mit der Ergänzung des ZSG wird nunmehr der erforderliche zweite Schritt vollzogen: Die Einbeziehung der Vorhaltungen und Einrichtungen des Bundes für den Zivilschutz durch die Länder bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen sowie die bessere Verzahnung und Koordinierung des Krisenmanagements von Bund und Ländern vor allem bei großflächigen Gefahrenlagen und Lagen von nationaler Bedeutung. Das Recht des Bundes, Regelungen zu treffen, die das Nähere über den Hilfeeinsatz bei der Bekämpfung von Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen im Zusammenwirken mit den beteiligten Ländern bestimmen, ergibt sich unmittelbar aus Art. 35 Abs. 2 Satz 2 in Verbindung mit Abs. 3 Satz 1 GG (Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 15.02.2006 – 1 BvR 357/05). Solche Regelungen sind erforderlich, um die wirksame Erfüllung der Unterstützungspflichten und die Ausübung der Initiativbefugnisse des Bundes sicherzustellen, welche das Grundgesetz vorsieht. Dadurch wird der Bund einerseits zu einer effektiven Hilfeleistung zugunsten der Länder befähigt. Andererseits werden die Länder durch Hilfeleistungen des Bundes im Sinne des Art. 35 Abs. 2 S. 2 GG bei der wirksamen Erfüllung der ihnen obliegenden 11 Drucksache 756/08

Aufgabe der Bewältigung von Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen unterstützt („Doppelfunktion“). Planung, Vorbereitung und Koordinierung von Maßnahmen im Rahmen der Bundespflichten sind ihrer Natur nach von vornherein eigene Angelegenheiten des Bundes, die er nur selbst regeln kann. Mit den im Gesetzentwurf getroffenen Regelungen greift der Bund nicht in die Regelungszuständigkeit der Länder ein. Er berücksichtigt die von den Ländern für ihren Katastrophenschutz geschaffenen Strukturen und beschränkt sich auf ihre zivilschutzrelevante Ergänzung durch Beschaffung spezieller Ausstattung und Finanzierung zivilschutzbezogener Ausbildungsinhalte im Rahmen einer integrierten Katastrophenschutzausbildung. Gleichzeitig erlaubt er es nunmehr den Ländern ausdrücklich, die für den Zivilschutzfall bereitgestellte Ausstattung bei Bedarf auch im Fall einer Naturkatastrophe oder eines besonders schweren Unglücksfalles zu verwenden (Doppelnutzen), und wird damit der gesamtstaatlichen Aufgabe des Bevölkerungsschutzes gerecht. Dadurch wird auch sichergestellt, dass die Vorhaltungen und Einrichtungen des Bundes in einem ihre jederzeitige Einsatzfähigkeit sicherstellenden Zustand erhalten werden. IV. Vereinbarkeit mit dem Recht der Europäischen Union Der Gesetzentwurf ist mit dem Recht der Europäischen Union vereinbar. Derzeit hat die Europäische Union keine ausdrückliche Kompetenz im Katastrophenschutz, welche dem Gesetzentwurf entgegenstehen könnte. Bisherige europäische Regelungen wie das Gemeinschaftsverfahren für Katastrophenschutz basieren auf der „Generalklausel“ des Art. 308 EGV und bilden keinen Widerspruch zu diesem Gesetzentwurf. V. Alternativen

Keine. VI. Finanzielle Auswirkungen des Gesetzentwurfs 1. Kosten für die öffentlichen Haushalte Durch den intelligenten Umbau des nationalen Notfallvorsorgesystems – keine Doppelstrukturen, „Doppelnutzen“ von Einrichtungen und Vorhaltungen, engere Verzahnung von Bundes- und Landesressourcen – entstehen keine zusätzlichen Belastungen für den Bundeshaushalt.

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Die mit den Ländern vereinbarte Veränderung des Ausstattungskonzepts für den ergänzenden Katastrophenschutz führt dazu, dass die Länder ab dem Jahr 2010 Haushaltsmittel für die Weiterverwendung und Unterhaltung nicht mehr konzeptkonformer Ausstattung aufbringen müssen, da der Bund nach dem 31. Dezember 2009 nur noch Ausstattung nach dem neuen Konzept finanzieren wird. 2. Kosten für die Wirtschaft und Preiswirkungen Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Wirtschaft. Auswirkungen auf die Einzelpreise können ausgeschlossen werden. Messbare Auswirkungen auf das Preisniveau, insbesondere auf das Verbraucherpreisniveau, sind nicht zu erwarten. VII. Bürokratiekosten Neue Informationspflichten für Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger werden nicht eingeführt. Im Bereich der ergänzenden Ausstattung des Katastrophenschutzes werden durch die Einführung von Pauschalen für die Kostenerstattung die für die Verwaltung und in diesem Bereich ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger bestehenden Informationspflichten vereinfacht. VIII. Rechts- und Verwaltungsvereinfachung Unter anderem durch die Einführung von Pauschalen bei der Kostenerstattung im Bereich der ergänzenden Ausstattung erfolgt eine erhebliche Verwaltungsvereinfachung. IX. Auswirkungen auf die Gleichstellung von Männern und Frauen Die gleichstellungspolitischen Auswirkungen wurden gem. §§ 1 und 2 des Bundesgleichstellungsgesetzes (BGleiG) und § 2 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien (GGO) anhand der Arbeitshilfe der Interministeriellen Arbeitsgruppe „Gender Mainstreaming bei der Vorbereitung von Rechtsvorschriften“ geprüft. Soweit durch den Gesetzentwurf Personen mittelbar oder unmittelbar betroffen werden, besteht kein Unterschied zwischen Frauen und Männern. Die Relevanzprüfung in Bezug auf Gleichstellungsfragen fällt somit negativ aus. Die Regelungen sind entsprechend § 1 Abs. 2 S. 1 BGleiG geschlechtergerecht formuliert worden. 13 Drucksache 756/08

X. Zeitliche Geltung / Befristung Eine Befristung des Gesetzes kommt nicht in Betracht. Dies würde dem Ziel, den Bevölkerungsschutz auf eine moderne, zukunftsfähige Grundlage zu stellen, entgegenstehen. Zudem garantiert nur eine unbefristete Geltung ausreichende Planungssicherheit für die Länder und die im Zivil- und Katastrophenschutz mitwirkenden Organisationen bei Investitionen in Ausstattung und Ausbildung. Dementsprechend sind die Regelungen als Dauerregelungen angelegt.

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B. Zu den einzelnen Vorschriften I. Artikel 1 Zu 1 (Gesetzesbezeichnung): Mit der Neufassung der Gesetzesbezeichnung wird den inhaltlichen Neuerungen Rechnung getragen. In der neuen Bezeichnung kommt zum Ausdruck, dass Zivilschutz und Katastrophenhilfe in Deutschland auf eine moderne, zukunftsfähige rechtliche Basis gestellt werden. Zu 2 (§ 5): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung der Vorschriften. Zu 3 (Überschrift des sechsten Abschnitts): Die Überschrift wird an den neuen Inhalt angepasst. Zu 4 (Einfügung neuer § 12 Grundsatz der Katastrophenhilfe): Die für den Bundesbedarf zentralen Vorhaltungen und Einrichtungen für den Zivilschutz werden den Ländern auch in Friedenszeiten für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung gestellt. Bei den Einrichtungen des Bundes handelt es sich gegenwärtig um das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW). Vorhaltungen sind unter anderem das im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eingerichtete Warnsystem des Bundes (SatWas) sowie die im Zuge der Umsetzung der neuen Strategie für die Bewältigung großflächiger Gefahrenlagen geschaffenen und ausgebauten Einrichtungen. Namentlich handelt es sich um das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) für das Lage- und Ressourcenmanagement, das deutsche Notfallvorsorge Informationssystem (deNIS) als IT-Verfahren zur elektronischen Führungsunterstützung der Krisenstäbe von Bund und Ländern und zur Information der Bevölkerung, sowie die Koordinierungsstelle Nachsorge, Opfer- und Angehörigenhilfe (NOAH) zur Koordinierung des psychosozialen Krisenmanagements in Deutschland für Deutsche, die von Unglücksfällen im Ausland betroffen sind, und deren Angehörige. Hinzu kommt die ergänzende Ausstattung des Katastrophenschutzes in den Aufgabenbereichen Brandschutz, ABC-Schutz, Sanitätswesen und Betreuung, die den Ländern gemäß § 13 (neu) und entsprechend dem neuen Ausstattungskonzept vom Bund zur Verfügung gestellt wird. 15 Drucksache 756/08

Die Regelungen des THW-Helferrechtsgesetzes bleiben durch die Änderungen des ZSG unberührt. Einrichtungen, Verbände und Einheiten der Streitkräfte sind keine Vorhaltungen und Einrichtungen in diesem Sinne, weil sie ausschließlich zur Verteidigung aufgestellt sind. Zu 5 (§ 13 neu) Die Änderung der Nummerierung ergibt sich aus der Einfügung des neuen § 12. a) Absatz 3 stellt klar, dass die ergänzende Ausstattung nicht nur zum Schutz der Bevölkerung vor den besonderen Gefahren und Schäden, die im Verteidigungsfall drohen, verwendet werden darf, sondern auch im Bereich des Katastrophenschutzes der Länder. Dies entspricht dem Zivilschutz-Doppelnutzen- Konzept, wonach die für Bundeszwecke vorhandene Ausstattung der Länder auch in Friedenszeiten genutzt und beübt werden muss. b) Absatz 4 entspricht dem bisherigen § 13. Die Anbindung an die Vorschrift zur ergänzenden Ausstattung verdeutlicht, dass die Ausbildung auf den Umgang mit dieser Spezialausstattung ausgerichtet ist. Mit der Regelung wird gewährleistet, dass die Helferinnen und Helfer in den in Absatz 1 genannten Aufgabenbereichen (Brandschutz, ABC-Schutz, Sanitätswesen und Betreuung) weiterhin eine ergänzende Ausbildung erhalten. Diese ist erforderlich, da es für die Handhabung der ergänzenden Ausstattung, beispielsweise im ABC-Schutz, spezieller Kenntnisse und Fähigkeiten bedarf. Wie bisher wird diese ergänzende Ausbildung der Helferinnen und Helfer bei ihrer Ausbildung für den Katastrophenschutz vermittelt. Die ergänzende Ausbildung bleibt in die allgemeine Ausbildung, die zur Mitwirkung in der Katastrophenabwehr von den entsprechenden Einrichtungen der Länder und Organisationen vermittelt wird, integriert. Zu 6 (Einfügung eines neuen § 14 Aus- und Fortbildung): Nach § 11 ZSG baut der Zivilschutz des Bundes auf dem Katastrophenschutz der Länder auf. Dies gilt auch und insbesondere für die Aus- und Fortbildung. Ein Funktionieren der „Aufwuchsfähigkeit“ setzt voraus, dass die Länder im Verteidigungsfall auf ein bestehendes System aufbauen und ihre Einrichtungen sowie die Ausstattung im Bereich Katastrophenschutz nutzen. Deshalb müssen die Ausbildungsaktivitäten des Bundes auf denjenigen der Länder aufbauen und sie an geeigneter Stelle ergänzen. Nur so ist eine effiziente Zusammenarbeit aller Entscheidungsebenen im Verteidigungsfall möglich. Die Aus- und Fortbildung des Bundes muss im Sinne der Zivilschutz-Doppelnutzen-Strategie auch für friedenszeitliche Szenarien vorbereiten, um die Aufwuchsfähigkeit sicherzustellen

Drucksache 756/08 16 und um Aktualisierungsbedarf und Wirksamkeit der Ausbildung überprüfen zu können. Mit der Länder übergreifenden Krisenmanagement-Übungsserie LÜKEX erfährt die Ausbildung eine konkrete Umsetzung, indem auf der Grundlage unterschiedlicher Szenarien die Zusammenarbeit aller Beteiligten über die unterschiedlichen Entscheidungsebenen hinweg praktiziert und evaluiert wird. Die Aus- und Fortbildung im Zivilschutz sowie für den Katastrophenschutz wird jeweils von Bund und Ländern getragen. Deren Ziele und Inhalte müssen lückenlos aufeinander aufbauen. Sie basieren auf einem zwischen Bund und Ländern abgestimmten Ausbildungskonzept. Auf Bundesebene ist die Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) die einzige Einrichtung, die eine spezielle Zivilschutzausbildung vermittelt. Schwerpunkte hiervon sind insbesondere: - Aus-/Fortbildung von Führungskräften/Entscheidungsträgern des politisch- gesamtverantwortlichen Bereiches; Aus-/Fortbildung von Führungskräften/Entscheidungsträgern im operativ-taktischen Bereich, ausgerichtet auf überregionale bzw. komplexe Szenarien; - Aus-/Fortbildung/hochqualifizierte Spezialistenausbildung besonderer Funktionsträger für vom Bund bereitgestellte Spezialressourcen; - Durchführung/Fortentwicklung der Übungsserie LÜKEX, verbunden mit einer kontinuierlichen Aus- und Fortbildung insbesondere der Koordinierungsgruppen/Krisenstäbe auf Landes-/Bundesebene durch die AKNZ; - Fortentwicklung der Ausbildung der Bevölkerung in Selbsthilfemaßnahmen. Darüber hinaus nimmt der Bund mittels der Ausbildung an der AKNZ unmittelbar Einfluss auf die Ausbildung der Länder im Sinne einer gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge. Diese Einflussnahme unter alleiniger Bundesverantwortung bleibt auch künftig in vollem Umfang erhalten. Mit der Einfügung der Regelung zur Aus- und Fortbildung wird sie zudem auf eine umfassendere gesetzliche Grundlage gestellt. Zu 7 (§ 15 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. 17 Drucksache 756/08

Zu 8 (Einfügung von §§ 16 bis 20): § 16 Koordinierungsmaßnahmen; Ressourcenmanagement Eine der wesentlichen Erfahrungen aus den verheerenden Terroranschlägen vom 11. September 2001 sowie den Hochwassern an Donau und Elbe im Jahre 2002 ist, dass das Krisenmanagement von Bund und Ländern verbessert werden muss. Bund und Länder haben sich deshalb in der „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ (Beschluss der IMK vom 5./6. Juni 2002) verständigt, die Koordinierung auch bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen zu verbessern. Mit Absatz 1 wird hierfür eine einfachgesetzliche Regelung geschaffen, mit der die Verpflichtung nach Art. 35 GG ausgestaltet wird. Damit werden den Ländern vor allem die vom Bund für den Zivilschutz und für die Erfüllung internationaler Aufgaben – wie beispielsweise der immer wichtiger werdenden Aufgaben des Bundes im Rahmen des Gemeinschaftsverfahrens für den Katastrophenschutz der Europäischen Union – vorgehaltenen Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe insbesondere in den Bereichen Lageerfassung und -bewertung sowie Vermittlung von Engpassressourcen zur Verfügung gestellt. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um das Gemeinsame Lage- und Meldezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) sowie das deutsche Notfallvorsorge-Informationssystem (deNIS). Engpassressourcen sind alle Mittel und Kräfte, die zur Hilfe bei der Bewältigung einer Naturkatastrophe oder eines besonders schweren Unglücksfalles notwendig sind und nicht unmittelbar zeitnah und ausreichend dort zur Verfügung stehen, wo sie benötigt werden. Die Nutzung der Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundes erfolgt im Rahmen von Artikel 35 GG. Sie ist somit nicht auf Dauer angelegt und darf nicht zur Vernachlässigung eigener Katastrophenschutz-Vorkehrungen durch die Länder führen. Absatz 2 konkretisiert dies dahingehend weiter, dass in diesem Rahmen auch eine Koordinierung von Hilfsmaßnahmen durch den Bund erfolgen kann. Dem Bund werden dadurch gleichwohl keine Aufgaben aus dem ausschließlich den Ländern obliegenden Katastrophenschutz übertragen, da die Koordinierung ausdrücklich nur auf Ersuchen eines oder mehrerer betroffener Länder und im Einvernehmen mit ihnen erfolgen kann. Die Regelung bezieht sich ausschließlich auf die koordinierende

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Tätigkeit des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe durch seine eigenen Vorhaltungen. Nach Absatz 3 bleibt zudem die Zuständigkeit der Länder für das operative Krisenmanagement ausdrücklich unberührt. Absatz 4 Satz 1 nimmt Bezug auf bereits bestehende Koordinierungsinstrumente des Bundes und lässt gleichzeitig die Möglichkeit zu, neue zu schaffen und vorzuhalten. In den Bundesressorts, die zu einer Bewältigung einer Gefahren- oder Schadenslage beitragen können, wurden Vorkehrungen getroffen, um kurzfristig spezifische Krisenstäbe aufrufen zu können. Der Krisenstab des federführenden Ressorts übernimmt die Koordinierung im Bund sowie die Abstimmung mit den von der Gefahren- oder Schadenslage betroffenen Ländern. So wurden beispielsweise für alle Gefahrenlagen im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums des Innern (BMI) der Aufruf des Koordinierungsstabes oder des Krisenstabes (Szenarien: Naturkatastrophen, besonders schwere Unglücksfälle, Terroranschläge, Entführungen, Geiselnahmen u. ä.) vorbereitet. Um in länderübergreifenden Lagen, von denen mehrere Bundesressorts besonders betroffen sind, eine bundeseinheitliche Vorgehensweise sicherstellen zu können, haben sich Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und BMI im Falle von gravierenden Gefahren- oder Schadenslagen durch Straftaten mit radioaktiven Stoffen sowie Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung (BMGS) und BMI im Falle einer Pandemie und von Bio-Terrorismus auf die Bildung gemeinsamer Krisenstäbe nach dem Modell des Krisenstabes BMI verständigt. Absatz 4 Satz 2 stellt klar, dass es dem Bund unbenommen ist, in seinem originären Zuständigkeitsbereich ggf. weitere Krisenmanagementstrukturen aufzurufen. § 17 Datenerhebung und -verwendung

Absatz 1 regelt die Bereitstellung von Angaben, die für die Funktionsfähigkeit des GMLZ und deNIS unentbehrlich sind. Zur Gewährleistung der effektiven Vorbereitung auf und der Bewältigung von Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen kann es im Einzelfall von erheblichem Interesse sein, auf die vorgehaltenen Angaben auch für friedenszeitliche Maßnahmen zugreifen zu können. Absatz 2 regelt abschließend, an welche Stellen und für welche Zwecke personenbezogene Daten übermittelt werden dürfen. Absatz 3 ermächtigt das Bundesministerium des Innern, die Einzelheiten der in den Absätzen 1 und 2 geregelten Erhebung und Verwendung von Angaben, insbesondere von personenbezogenen Daten, durch Rechtsverordnung mit 19 Drucksache 756/08

Zustimmung des Bundesrates zu regeln. Dadurch soll gewährleistet werden, dass das Verfahren der Datenerhebung und -verwendung zwischen Bund und Ländern derart abgestimmt wird, dass die Informationsübermittlung als solche auf jeweils zweckdienliche Weise erfolgt, ohne gleichzeitig einen Zwang zur Benutzung eines bestimmten Systems zu begründen. Insbesondere sind in der Rechtsverordnung die Datenarten, die erhoben und verwendet werden dürfen, sowie Fristen für die Löschung personenbezogener Daten zu bestimmen. § 18 Zusammenarbeit von Bund und Ländern Risikoanalysen bilden in allen Sektoren der Gesellschaft auf allen staatlichen Ebenen (kommunal, regional, national) eine Informationsgrundlage, die Risiken lokalisiert und vergleichbar macht. Solche Informationen sind unabdingbar, um im Hinblick auf Extremsituationen Ressourcen gezielt und effizient vorbereiten und einsetzen zu können. Das Erstellen einer bundesweiten Analyse ist dementsprechend ein unverzichtbares Element einer wirksamen Vorsorge zum Schutz der Zivilbevölkerung im Verteidigungsfall. Mit der Regelung in Absatz 1 wird ermöglicht, die von den Ländern in ihrem Zuständigkeitsbereich erstellten Risikoanalysen für die Erstellung einer bundesweiten Risikoanalyse heranzuziehen. Damit werden eine gesonderte Erhebung und eine unterschiedliche, möglicherweise widersprüchliche Bewertung von Daten durch den Bund weitestgehend vermieden und gewährleistet, dass die Risikoanalysen auf den unterschiedlichen Ebenen übereinstimmen. Die Übermittlung von bei den Ländern vorhandenen Informationen an den Bund dient der Verbesserung des präventiven Risikomanagements für den Verteidigungsfall. Die bestehenden Analysen bilden die Grundlage für die Bewertung von Risiken für die Bevölkerung im Verteidigungsfall und können auch zur friedenszeitlichen Risikoanalyse herangezogen werden. Absatz 2 schafft eine Grundlage für eine konstruktive Zusammenarbeit von Bund und Ländern beim Schutz Kritischer Infrastrukturen. Kritische Infrastrukturen sind Organisationen und Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden. Für ein sinnvolles ganzheitliches Schutzkonzept ist eine solche Kooperation mit den Ländern unerlässlich. Die Beratung und Unterstützung der Länder ist dabei auf die für den Zivilschutz erforderlichen Aspekte begrenzt. Dies kann dazu beitragen, dass Planungen der Länder und Schutzkonzepte des Bundes ineinander greifen und aufeinander abgestimmt sind. Beratung und Unterstützung sind zudem als Angebote anzusehen,

Drucksache 756/08 20 die von den Ländern angenommen werden können, aber nicht angenommen werden müssen. Einseitige Rahmenbedingungen für das Zusammenwirken werden nicht vorgegeben. Mit Absatz 3 wird gewährleistet, dass es nicht zu Brüchen in dem verfassungsrechtlich vorgegebenen Gefahrenabwehrsystem kommt. Brüche in diesem System würden im Verteidigungsfall ein Funktionieren des Systems in Frage stellen. In Abstimmung mit den Ländern übernimmt es daher der Bund, bestimmte konzeptionelle Vorarbeiten zu leisten, die in einem Verteidigungsfall vorbereitet sein müssen. Es entspricht dem Zivilschutz-Doppelnutzen-Konzept, dass diese Arbeiten auch bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen von den Ländern genutzt werden können,

§ 19 Unterstützung des Ehrenamtes Zivil- und Katastrophenschutz sind in großem Umfang auf Leistungen angewiesen, die von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern erbracht werden. Beim THW leisten über 80.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in 668 Ortsverbänden technische Hilfe in den Bereichen Zivilschutz, humanitäre Hilfe im Ausland und Gefahrenabwehr. Hinzu kommt das große ehrenamtliche Potenzial der Freiwilligen Feuerwehren sowie der im Zivil- und Katastrophenschutz mitwirkenden öffentlichen und privaten Organisationen, insbesondere des Arbeiter-Samariter-Bundes, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, des Deutschen Roten Kreuzes, der Johanniter-Unfall- Hilfe und des Malteser-Hilfsdienstes. Das ehrenamtliche Engagement ist das Rückgrat des Zivil- und Katastrophenschutzes. Dieses Engagement ist nicht selbstverständlich und wird durch gesellschaftliche Veränderungen wie z.B. die demographische Entwicklung, die weitere Zukunft der Wehrpflicht und die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst. Der Bund muss im Verteidigungsfall auf den Katastrophenschutz der Länder zurückgreifen können und ist deshalb auf die flächendeckende Verfügbarkeit von ausgebildeten und aktiv engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern angewiesen. Darüber hinaus wird auch die bürgerschaftliche Selbsthilfe vom ehrenamtlichen Engagement in der Bevölkerung getragen. Die tiefe Verankerung der Organisationen in der Bevölkerung und die aktive Jugendarbeit sorgen dafür, dass Interesse und Fähigkeiten sowohl für den Einsatz als auch zur Selbsthilfe in allen gesellschaftlichen Gruppen breit gestreut und gut aktivierbar bleiben. 21 Drucksache 756/08

Der Bund hat auf der Basis dieser sicherheitspolitischen Bedeutung des Ehrenamtes ein eigenes Interesse an einer Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Zivil- und Katastrophenschutz. Mit seiner Normierung als Grundlage des staatlichen Notfallvorsorgesystems schafft der Bund die Voraussetzungen für Maßnahmen, die dem besonderen Charakter des Ehrenamtes im Zivil- und Katastrophenschutz gerecht werden und den Beitrag der ehrenamtlichen Helfer zur staatlichen Notfallvorsorge würdigen. § 20 Schutzkommission Die „Kommission zum Schutz der Bevölkerung beim Bundesministerium des Innern“ berät die Bundesregierung sowie die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder ehrenamtlich in wissenschaftlichen und technischen Fragen des Schutzes der Zivilbevölkerung. Sie hat sich in ihrem über fünfzigjährigen Bestehen bewährt und stets in der Lage gezeigt, den wechselnden Bedrohungsszenarien unter veränderten gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen Rechnung zu tragen. Dies belegen beispielhaft die bisher von der Schutzkommission vorgelegten drei „Gefahrenberichte“. Mit der gesetzlichen Verankerung der Schutzkommission erfolgt eine Anerkennung ihrer von ehrenamtlichem Engagement und wissenschaftlicher Fundierung geprägten Arbeit sowie eine Absicherung der Fortsetzung ihrer erfolgreichen Arbeit für die Zukunft. Zu 9 (§§ 21 und 22 neu): Die Änderungen erfolgen zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 10 (§ 23 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung a) Durch diese Klarstellung sollen mögliche Zweifelsfragen, die im Rahmen der §§ 15 und 17 ZSG aufgetreten sind, ausgeräumt werden. Danach ist es Aufgabe der nach Landesrecht zuständigen Behörden, ergänzende Maßnahmen zur gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung im Verteidigungsfall zu planen. Unabhängig davon erhält der Bund nunmehr die Möglichkeit, den Ländern zusätzlich ausgewähltes Sanitätsmaterial schon in friedensmäßigen Zeiten zur Verfügung zu stellen. Der Bund übernimmt hierbei insbesondere die Erstbeschaffung von Sanitätsmaterial einschließlich der ABC-Vorsorge. Über den Ersatz von in friedensmäßigen Zeiten verbrauchtem Material werden vertragliche Vereinbarungen mit den Ländern und Krankenhäusern getroffen.

Drucksache 756/08 22 b) Mit der Änderung wird verdeutlicht, dass zusätzlicher Bedarf an Sanitätsmaterial im Verteidigungsfall durch friedenszeitliche Vorräte nicht gedeckt werden kann und auch in einer Krise noch zusätzliche Vorräte angelegt werden können. Zu 11 (§ 24 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 12 (§ 25 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 13 (§ 26 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 14 (§ 27 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 15 (§ 28 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung.

Zu 16 (§ 29 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. a) Ziel des 2007 mit den Ländern vereinbarten neuen Ausstattungskonzepts ist, dass die Leistungen des Bundes für den ergänzenden Katastrophenschutz noch stärker als bisher mit den Leistungen der Länder sachlich verzahnt, Redundanzen vermieden und die Einsatzeffizienz gesteigert werden. Den Ländern obliegt es, für sämtliche Bereiche des Katastrophenschutzes, der zugleich Grundlage für den Zivilschutz ist, die Grundlast der Vorkehrungen zu treffen, die seitens des Bundes durch Spezialressourcen mit Spezialfähigkeiten in den Bereichen Brandschutz, ABC-Schutz, Sanitätswesen und Betreuung ergänzt werden.

Mit der Änderung des Absatzes 3 wird die Regelung der Kostenerstattung an das neue Ausstattungskonzept angepasst. Satz 1 regelt die Erstattung von anfallenden notwendigen Kosten für die ergänzende Ausstattung. Er konkretisiert damit für diesen Bereich die Regelung des Absatzes 1, der die Verpflichtung des Bundes aus Art. 104a Abs. 2 GG, im Rahmen der Bundesauftragsverwaltung (§ 2) die materiellrechtlichen, aus der Erfüllung der Aufgaben erwachsenden Ausgaben zu tragen, einfachgesetzlich ausgestaltet. 23 Drucksache 756/08

Satz 2 sieht in sachlich geeigneten Bereichen die Erstattung in pauschalierter Form vor. Damit wird für die Länder – aber auch für das Ehrenamt – eine deutliche Verwaltungsvereinfachung erreicht. Die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder hat auf ihrer Sitzung am 27. Juli 2007 den Bund ausdrücklich darin unterstützt, „eine Regelung vorzuschlagen, die den administrativen Aufwand für die Abrechnung künftig deutlich, z.B. durch eine Pauschalierung, verringert“. Derzeit müssen auf Standortebene von den ehrenamtlich Tätigen eine Vielzahl unterschiedlicher Kostenpositionen nach verschiedenen Verfahren konkret abgerechnet werden. Dies erfordert einen hohen Verwaltungsaufwand und belastet insbesondere die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die einen Großteil ihrer Zeit für Verwaltungsaufgaben aufbringen müssen. Aus diesem Grund erfolgt künftig für die Ausgaben am Standort eine pauschale Kostenerstattung ohne spitze Abrechnung. Die neue Regelung minimiert den bisher hohen Aufwand spürbar und entlastet die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer erheblich, so dass sie wieder mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben aufwenden können. Da die Kosten für Wartung und Instandsetzung der ergänzenden Ausstattung nicht pauschaliert werden können, stellt Satz 3 klar, dass diese Kosten wie bisher nur gegen Nachweis erstattet und damit spitz abgerechnet werden. Nach Satz 4 erhalten die privaten Organisationen wie bisher Mittel für ihre Mitwirkung bei der Aufgabe Zivilschutz über die Katastrophenschutzbehörden. Diese werden ebenso wie die Finanzmittel für die Mitwirkung der Feuerwehren oder anderer öffentlicher Einrichtungen als Zweckausgaben im Sinne des Art. 104a Abs. 2 GG im Rahmen der Bundesauftragsverwaltung vom Bund getragen. b) Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung.

Zu 17 (§ 30 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 18 (§ 31 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 19 (§ 32 neu): Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerierung. Zu 20 (§ 27 alt):

Drucksache 756/08 24

Der Anwendungszeitraum war bis zum 31. Dezember 1999 beschränkt. Eine Verlängerung der Anwendung der Vorschrift ist weder erfolgt noch beabsichtigt, so dass die Regelungswirkung entfällt. Auch im Hinblick auf die von der Bundesregierung angestrebte Rechtsbereinigung kann die Vorschrift aufgehoben werden.

II. Artikel 2 Die Änderungen erfolgen zur Anpassung an die Neufassung der Gesetzesbezeich- nung. Drucksache 756/08

Anlage

Stellungnahme des Nationalen Normenkontrollrates gem. § 6 Abs. 1 NKR-Gesetz: NKR-Nr. 559: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetz-Änderungsgesetz – ZSGÄndG)

Der Nationale Normenkontrollrat hat den o.g. Gesetzentwurf auf Bürokratiekosten, die durch Informationspflichten begründet werden, geprüft.

Mit dem Gesetz werden keine Informationspflichten für die Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürger eingeführt, geändert oder aufgehoben. Eine Informationspflicht der Verwaltung wird vereinfacht.

Der Nationale Normenkontrollrat hat im Rahmen seines gesetzlichen Prüfauftrages keine Bedenken gegen das Regelungsvorhaben.

gez. gez.

Dr. Ludewig Bachmaier Vorsitzender Berichterstatter Bundesrat Drucksache 756/1/08

14.11.08

Empfehlungen In - Fz der Ausschüsse zu Punkt ... der 851. Sitzung des Bundesrates am 28. November 2008

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz - ZSGÄndG)

Der federführende Ausschuss für Innere Angelegenheiten empfiehlt dem Bundesrat, zu dem Gesetzentwurf gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes wie folgt Stellung zu nehmen:

A.

1. Zu Artikel 1 Nr. 8 (§ 16 Abs. 2 Satz 1 ZSKG) In Artikel 1 Nr. 8 sind in § 16 Abs. 2 Satz 1 die Wörter „ein betroffenes“ durch die Wörter „das betroffene“ und die Wörter „mehrere betroffene“ durch die Wörter „die betroffenen“ zu ersetzen.

Begründung: Die Änderungen dienen der Klarstellung. Damit wird zum einen gewährleistet, dass sich die Unterstützung des Bundes nicht auf irgendein betroffenes, sondern nur auf das betroffene Land bezieht. Zum anderen wird sichergestellt, dass beim Betroffensein mehrerer Länder diese einvernehmlich die Kompetenzen zu ihrer gemeinsamen Unterstützung auf den Bund übertragen müssen.

...

Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln Telefon: (02 21) 97 66 83 40, Telefax: (02 21) 97 66 83 44 ISSN 0720-2946 Empfehlungen, 756/1/08 - 2 -

2. Zu Artikel 1 Nr. 8 (§ 17 Abs. 2 Satz 1 ZSKG) In Artikel 1 Nr. 8 sind in § 17 Abs. 2 Satz 1 die Wörter „aus Sicht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“ zu streichen.

Begründung: Die Beibehaltung dieses Tatbestandsmerkmals hätte für die Länder nicht hinnehmbare Folgen. Es würde allein im Ermessen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe liegen, wann personenbezogene Daten übermittelt werden. Die Entscheidung dieser Behörde wäre zudem nicht gerichtlich überprüfbar, weil der einzige Maßstab für die Zulässigkeit der Übermittlung die Bewertung des Bundesamtes wäre. Durch die Streichung entsteht eine datenschutzgerechte Ermächtigung zur Übermittlung personenbezogener Daten, die einen objektiven Maßstab verwendet, der gegebenenfalls auch gerichtlich überprüfbar ist.

3. Zu Artikel 1 Nr. 8 (§ 18 Abs. 3 ZSKG) In Artikel 1 Nr. 8 ist in § 18 Abs. 3 das Wort „Benehmen“ durch das Wort „Einvernehmen“ zu ersetzen.

Begründung: Die Entwicklung von Rahmenkonzepten und vor allem von Standards zum Zweck eines effektiven gesamtstaatlichen Zusammenwirkens der Katastrophenschutzbehörden erfordert ein entscheidendes Mitspracherecht der für den Katastrophenschutz zuständigen Länder. Auch wenn es sich nur um Empfehlungen handelt, ist der Druck auf die Länder, eine Vereinheitlichung herzustellen, so groß, dass den Entwicklungsergebnissen faktisch ein verbindlicher Charakter zukommen dürfte. Dies bedeutet, dass die Herstellung des „Benehmens“, d.h. eines Anhörungsrechts, über das sich der Bund für den Fall einer erfolglosen Abstimmung mit seiner Entscheidung hinwegsetzen kann, den Interessen der Länder nicht in ausreichendem Maße Rechnung trägt. Deshalb ist es erforderlich, dass die Entwicklung an die Zustimmung der Länder gebunden ist, denen die Bewältigung von Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen letztlich obliegt. Auch das von der „Ständigen Konferenz der Innenminister und –senatoren der Länder“ mit Beschluss vom 17./18. April 2008 im Rahmen der „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ gebilligte „Gesetzgeberische Konzept zur Fortentwicklung der Rechtsgrundlagen im Zivil- und Katastrophenschutz“, auf das sich Bund und Länder verständigt hatten, ging von „Einvernehmen“ anstelle von „Benehmen“ aus.

... - 3 - Empfehlungen, 756/1/08

4. Zu Artikel 1 Nr. 16 Buchstabe a (§ 29 Abs. 3 Satz 2 ZSKG) Artikel 1 Nr. 16 Buchstabe a § 29 Abs. 3 Satz 2 ist wie folgt zu ändern: a) Nummer 1 ist wie folgt zu fassen: „1. die Unterbringung und den Betrieb der Fahrzeuge, die Unterbringung und die Pflege der persönlichen ABC-Schutzausrüstung sowie die Beschaffung und die Pflege der persönlichen Schutzausrüstung,“. b) In Nummer 2 sind nach dem Wort „Helfer“ die Wörter „einschließlich der für die Erweiterungen der Fahrerlaubnis notwendigen Maßnahmen“ einzufügen. c) Nummer 3 ist wie folgt zu fassen: „3. die Gewährleistung der jederzeitigen Einsatzbereitschaft der Medizinischen Task Forces und der Analytischen Task Forces für ihre jeweiligen Aufgabenbereiche.“

Begründung

Zu Buchstabe a: Die Kostenerstattung, die über die Unterbringung der Fahrzeuge und der persönlichen ABC-Schutzausrüstung hinausgeht, entspricht der mit dem Bund abgestimmten Beschlusslage der „Ständigen Konferenz der Innenminister und –senatoren der Länder“ (IMK). Danach hat sich der Bund bereit erklärt, bis zum 31. Dezember 2009 die Betriebskosten der Fahrzeuge für Bewegungsfahrten (600 Kilometer pro Jahr), Materialstufe I (Fahrzeugwäsche, Austausch von Kleinteilen usw.), die Mietnebenkosten der Garagen sowie die Kosten für die Beschaffung der persönlichen Schutzausrüstung und deren Pflege, zu der auch die Reinigung und der Erhalt gehören, zu erstatten. Für den ABC-Bereich bedarf es keiner Erstattung der Kosten für die Beschaffung, weil diese Ausrüstung vom Bund bereits zur Verfügung gestellt wird. Zu Buchstabe b: Bei der Bemessung der Höhe der Pauschalen für die Ausbildung müssen auch die Maßnahmen finanziert werden, die zu den Erweiterungen der Fahrerlaubnis erforderlich sind.

... Empfehlungen, 756/1/08 - 4 -

Zu Buchstabe c: Nach Nr. 2 des Umlaufbeschlusses der IMK betreffend die „Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung“ vom 27. Juli 2007 ist Grundlage der Kooperation zwischen Bund und Ländern das Konzept des Bundes – Stand: Mai 2007 – zur Ergänzung des Katastrophenschutzes. Dieses umfasst neben den 11 Analytischen Task Forces auch 61 Medizinische Task Forces. Daraus resultiert aus der Sicht der Länder nicht nur – wie bei den Analytischen Task Forces – eine Notwendigkeit zur Kostenerstattung für den Einsatz zur Unterstützung der örtlichen Einsatzleitung mit Spezialtechnik bei komplexen ABC-Lagen. Vielmehr muss durch eine Finanzierung des Bundes auch die jederzeitige Einsatzbereitschaft der Medizinischen Task Forces für die Aufgabenwahrnehmung im Bevölkerungs-, Zivil- und Katastrophenschutz sowie zur Unterstützung bei Großschadenslagen sichergestellt werden.

B.

5. Der Finanzausschuss empfiehlt dem Bundesrat, gegen den Gesetzentwurf gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes keine Einwendungen zu erheben.

Bundesrat Drucksache 756/08 (Beschluss)

28.11.08

Stellungnahme des Bundesrates

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz - ZSGÄndG)

Der Bundesrat hat in seiner 851. Sitzung am 28. November 2008 beschlossen, zu dem Gesetzentwurf gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes wie folgt Stellung zu nehmen:

1. Zu Artikel 1 Nr. 8 (§ 16 Abs. 2 Satz 1 ZSKG) In Artikel 1 Nr. 8 sind in § 16 Abs. 2 Satz 1 die Wörter „ein betroffenes“ durch die Wörter „das betroffene“ und die Wörter „mehrere betroffene“ durch die Wörter „die betroffenen“ zu ersetzen.

Begründung: Die Änderungen dienen der Klarstellung. Damit wird zum einen gewährleistet, dass sich die Unterstützung des Bundes nicht auf irgendein betroffenes, son- dern nur auf das betroffene Land bezieht. Zum anderen wird sichergestellt, dass beim Betroffensein mehrerer Länder diese einvernehmlich die Kompeten- zen zu ihrer gemeinsamen Unterstützung auf den Bund übertragen müssen.

2. Zu Artikel 1 Nr. 8 (§ 17 Abs. 2 Satz 1 ZSKG) In Artikel 1 Nr. 8 sind in § 17 Abs. 2 Satz 1 die Wörter „aus Sicht des Bundes- amtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“ zu streichen.

Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln Telefon: (02 21) 97 66 83 40, Telefax: (02 21) 97 66 83 44 ISSN 0720-2946 Drucksache 756/08 (Beschluss) - 2 -

Begründung: Die Beibehaltung dieses Tatbestandsmerkmals hätte für die Länder nicht hin- nehmbare Folgen. Es würde allein im Ermessen des Bundesamtes für Bevölke- rungsschutz und Katastrophenhilfe liegen, wann personenbezogene Daten übermittelt werden. Die Entscheidung dieser Behörde wäre zudem nicht ge- richtlich überprüfbar, weil der einzige Maßstab für die Zulässigkeit der Über- mittlung die Bewertung des Bundesamtes wäre. Durch die Streichung entsteht eine datenschutzgerechte Ermächtigung zur Übermittlung personenbezogener Daten, die einen objektiven Maßstab verwendet, der gegebenenfalls auch ge- richtlich überprüfbar ist.

3. Zu Artikel 1 Nr. 8 (§ 18 Abs. 3 ZSKG) In Artikel 1 Nr. 8 ist in § 18 Abs. 3 das Wort „Benehmen“ durch das Wort „Einvernehmen“ zu ersetzen.

Begründung: Die Entwicklung von Rahmenkonzepten und vor allem von Standards zum Zweck eines effektiven gesamtstaatlichen Zusammenwirkens der Katastro- phenschutzbehörden erfordert ein entscheidendes Mitspracherecht der für den Katastrophenschutz zuständigen Länder. Auch wenn es sich nur um Empfeh- lungen handelt, ist der Druck auf die Länder, eine Vereinheitlichung herzustel- len, so groß, dass den Entwicklungsergebnissen faktisch ein verbindlicher Cha- rakter zukommen dürfte. Dies bedeutet, dass die Herstellung des „Benehmens“, d.h. eines Anhörungsrechts, über das sich der Bund für den Fall einer erfolglo- sen Abstimmung mit seiner Entscheidung hinwegsetzen kann, den Interessen der Länder nicht in ausreichendem Maße Rechnung trägt. Deshalb ist es erfor- derlich, dass die Entwicklung an die Zustimmung der Länder gebunden ist, de- nen die Bewältigung von Naturkatastrophen und besonders schweren Un- glücksfällen letztlich obliegt. Auch das von der „Ständigen Konferenz der Innenminister und –senatoren der Länder“ mit Beschluss vom 17./18. April 2008 im Rahmen der „Neuen Strate- gie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ gebilligte „Gesetzgeberische Konzept zur Fortentwicklung der Rechtsgrundlagen im Zivil- und Katastro- phenschutz“, auf das sich Bund und Länder verständigt hatten, ging von „Ein- vernehmen“ anstelle von „Benehmen“ aus.

- 3 - Drucksache 756/08 (Beschluss)

4. Zu Artikel 1 Nr. 16 Buchstabe a (§ 29 Abs. 3 Satz 2 ZSKG) Artikel 1 Nr. 16 Buchstabe a § 29 Abs. 3 Satz 2 ist wie folgt zu ändern: a) Nummer 1 ist wie folgt zu fassen: „1. die Unterbringung und den Betrieb der Fahrzeuge, die Unterbringung und die Pflege der persönlichen ABC-Schutzausrüstung sowie die Beschaf- fung und die Pflege der persönlichen Schutzausrüstung,“. b) In Nummer 2 sind nach dem Wort „Helfer“ die Wörter „einschließlich der für die Erweiterungen der Fahrerlaubnis notwendigen Maßnahmen“ einzu- fügen. c) Nummer 3 ist wie folgt zu fassen: „3. die Gewährleistung der jederzeitigen Einsatzbereitschaft der Medizini- schen Task Forces und der Analytischen Task Forces für ihre jeweiligen Aufgabenbereiche.“

Begründung

Zu Buchstabe a: Die Kostenerstattung, die über die Unterbringung der Fahrzeuge und der per- sönlichen ABC-Schutzausrüstung hinausgeht, entspricht der mit dem Bund ab- gestimmten Beschlusslage der „Ständigen Konferenz der Innenminister und – senatoren der Länder“ (IMK). Danach hat sich der Bund bereit erklärt, bis zum 31. Dezember 2009 die Betriebskosten der Fahrzeuge für Bewegungsfahrten (600 Kilometer pro Jahr), Materialstufe I (Fahrzeugwäsche, Austausch von Kleinteilen usw.), die Mietnebenkosten der Garagen sowie die Kosten für die Beschaffung der persönlichen Schutzausrüstung und deren Pflege, zu der auch die Reinigung und der Erhalt gehören, zu erstatten. Für den ABC-Bereich be- darf es keiner Erstattung der Kosten für die Beschaffung, weil diese Ausrüs- tung vom Bund bereits zur Verfügung gestellt wird. Zu Buchstabe b: Bei der Bemessung der Höhe der Pauschalen für die Ausbildung müssen auch die Maßnahmen finanziert werden, die zu den Erweiterungen der Fahrerlaubnis erforderlich sind.

Drucksache 756/08 (Beschluss) - 4 -

Zu Buchstabe c: Nach Nr. 2 des Umlaufbeschlusses der IMK betreffend die „Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung“ vom 27. Juli 2007 ist Grundlage der Kooperati- on zwischen Bund und Ländern das Konzept des Bundes – Stand: Mai 2007 – zur Ergänzung des Katastrophenschutzes. Dieses umfasst neben den 11 Analy- tischen Task Forces auch 61 Medizinische Task Forces. Daraus resultiert aus der Sicht der Länder nicht nur – wie bei den Analytischen Task Forces – eine Notwendigkeit zur Kostenerstattung für den Einsatz zur Unterstützung der ört- lichen Einsatzleitung mit Spezialtechnik bei komplexen ABC-Lagen. Vielmehr muss durch eine Finanzierung des Bundes auch die jederzeitige Einsatzbereit- schaft der Medizinischen Task Forces für die Aufgabenwahrnehmung im Be- völkerungs-, Zivil- und Katastrophenschutz sowie zur Unterstützung bei Groß- schadenslagen sichergestellt werden.

Deutscher Bundestag Drucksache 16/11338

16. Wahlperiode 10. 12. 2008

Gesetzentwurf der Bundesregierung

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz – ZSGÄndG)

A.Problem und Ziel Die verfassungsrechtliche Zivilschutzkompetenz erlegt dem Bund eine von tagespolitischen Entwicklungen unabhängige Verpflichtung zur Gewährleistung der jederzeitigen Einsatzmöglichkeit von Mitteln des Zivilschutzes auf. Aufbauend auf dieser Zuständigkeit für den Schutz der Bevölkerung im Vertei- digungsfall hat der Bund den Ländern bei Großschadenslagen – unabhängig von ihrer Ursache – schon immer Hilfe bei deren Bewältigung geleistet. So, wie der Bund im Zivilschutzfall auf die Einrichtungen des Katastrophenschutzes der Länder zurückgreifen darf, greifen die Länder oftmals auf die Ausstattung des Bundes für den Zivilschutz zurück. Hierfür fehlt bisher eine einfachgesetzliche Grundlage. Mit dem Gesetz werden deshalb strukturelle Konsequenzen aus der vor diesem Hintergrund von Bund und Ländern gemeinsam verabredeten „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ (Beschluss der Ständigen Konfe- renz derInnenminister und -senatoren der Länder vom 5./6. Juni 2002) gezogen und eine einfachgesetzliche Grundlage für die Katastrophenhilfe des Bundes ge- schaffen.

B.Lösung Ergänzung des Zivilschutzgesetzes vom 25. März 1997.

C.Alternativen Keine

D.Finanzielle Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte I. des Bundes 1. Haushaltsaufgaben ohne Vollzugsaufwand Zusätzliche Belastungen für den Haushalt des Bundes sind nicht zu erwarten.

2. Vollzugsaufwand Mit der Gesetzesänderung gehteine Verwaltungsvereinfachung einher, die den Vollzugsaufwand verringert. Drucksache 16/11338 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

II. der Länder 1. Haushaltsaufgaben ohne Vollzugsaufwand Mit diesem Gesetz einher geht die mit den Ländern vereinbarte Veränderung des Ausstattungskonzepts des ergänzenden Katastrophenschutzes. Die Änderung des Konzeptesführt dazu, dass die Länder abdem Jahr 2010 Haushaltsmittel für die Weiterverwendung und Unterhaltung nichtmehr konzeptkonformer Ausstat- tung aufbringen müssen, da der Bund nach dem 31. Dezember 2009 nur noch Ausstattung nach dem neuen Konzept finanzieren wird.

2. Vollzugsaufwand Mit der Gesetzesänderung gehteine Verwaltungsvereinfachung einher, die den Vollzugsaufwand verringert.

E.Sonstige Kosten Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Wirtschaft. Auswirkungen auf die Einzelpreise können ausgeschlossen werden. Messbare Auswirkungen auf das Preisniveau, insbesondere auf das Verbraucherpreisniveau, sind nicht zu er- warten.

F. Bürokratiekosten Es werdenkeine Informationspflichten für Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger eingeführt, geändert oder aufgehoben. Eine Informationspflicht für die Verwaltung wird vereinfacht. In bestimmten Bereichen der ergänzenden Ausstattung erfolgt die Kostenerstattung künftig in pauschalierter Form. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 3 – Drucksache 16/11338

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5 – Drucksache 16/11338

Anlage 1

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz – ZSGÄndG)

Vom …

Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlossen: sonstigen Fachkräfte auf die Bewältigung von Katastro- phen und Unglücksfällen und umfassen insbesondere auch die Planung, Durchführung und Auswertung von Artikel 1 ressort- und länderübergreifenden Krisenmanagement- übungen. Die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des Änderung des Zivilschutzgesetzes Bundes bauen auf der Ausbildung der Länder im Bereich Das Zivilschutzgesetz vom 25. März 1997 (BGBl. I des Katastrophenschutzes auf und ergänzen diese.“ S. 726), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 7. Der bisherige § 14 wird § 15. 27. April 2004 (BGBl. I S. 630), wird wie folgt geändert: 1. Die Bezeichnung des Gesetzes wird wie folgt gefasst: 8. Nach § 15 werden folgende §§ 16 bis 20 eingefügt: „Gesetz über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe „§ 16 des Bundes(Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz Koordinierungsmaßnahmen; – ZSKG)“. Ressourcenmanagement 2. § 5 wird wie folgt geändert: (1) Die Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundes- amtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, In Absatz 2 wird die Angabe „§ 20“ durch die Angabe insbesondere im Bereich Lageerfassung und -bewertung „§ 26“ ersetzt. sowie Nachweis und Vermittlung von Engpassressour- 3. Die Überschrift des Sechsten Abschnitts wird wie folgt cen, können auch im Rahmen der Amtshilfe nach Arti- geändert: kel 35 Abs. 1 des Grundgesetzes zur Unterstützung eines Landes verwendet werden. Nach „Zivilschutz“ werden die Wörter „und Katastro- phenhilfe des Bundes“ angefügt. (2) Die Unterstützung nach Absatz 1 umfasst auch die Koordinierung von Hilfsmaßnahmen durch den Bund, 4. Nach § 11 wird folgender § 12 eingefügt: wenn ein betroffenes Land oder mehrere betroffene Län- „§ 12 der darum ersuchen. Die Festlegung, welche Maßnahmen Grundsatz der Katastrophenhilfe vom Bund koordiniert werden, trifft der Bund im Einver- nehmen mit dem betroffenen Land oder den betroffenen Die Vorhaltungen und Einrichtungen des Bundes für Ländern. den Zivilschutz stehen den Ländern auch für ihre Aufga- ben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfü- (3) Die Zuständigkeit der Länder für das operative Kri- gung.“ senmanagement bleibt unberührt. 5. Der bisherige § 12 wird § 13 und wie folgt geändert: (4) Der Bund hält Koordinierungsinstrumente vor. Der a) Nach Absatz 2 wird folgender Absatz 3 angefügt: Aufruf bundeseigener Krisenmanagementstrukturen für die Erfüllung seiner eigenen Aufgaben bleibt unberührt. „(3) Die vom Bund den Ländern für den Zivil- schutz zur Verfügung gestellte ergänzende Ausstat- § 17 tung steht den Ländern auch für ihre Aufgaben im Datenerhebung und -verwendung Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung.“ (1) Soweit es zur Erfüllung seiner Aufgaben nach § 16 b) Der bisherige § 13 wird Absatz 4 und wie folgt geän- erforderlich ist, darf das Bundesamt für Bevölkerungs- dert: schutz und Katastrophenhilfe Angaben, einschließlich personenbezogener Daten, über Hilfeleistungspotenziale Die Angabe „§ 12 Abs. 1“ wird ersetzt durch die An- und über Objekte und infrastrukturelle Einrichtungen, die gabe „in Absatz 1“. für den Zivil- und Katastrophenschutz relevant sind, er- 6. Nach § 13 wird folgender § 14 eingefügt: heben und verwenden. Hierzu zählen insbesondere An- gaben über „§ 14 Aus- und Fortbildung a) personelle, materielle und infrastrukturelle Potenziale der allgemeinen Gefahrenabwehr, Die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des Bundesam- tes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nach b) Betriebe, Einrichtungen und Anlagen, von denen bei § 4 Abs. 1 Nr. 2a dienen zugleich den Ländern für die Vor- einer Schadenslage zusätzliche Gefahren ausgehen bereitung ihrer Entscheidungsträger, Führungskräfte und können (Risikopotenziale), Drucksache 16/11338 – 6 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

c) Infrastrukturen, bei deren Ausfall die Versorgung „(1) Der Bund stellt den Ländern für die gesund- der Bevölkerung erheblich beeinträchtigt wird (Kri- heitliche Versorgung der Bevölkerung im Verteidi- tische Infrastrukturen), und gungsfall ergänzend Sanitätsmaterial zur Verfü- gung. Dieses steht den Ländern auch für ihre d) Objekte, die auf Grund Ihrer Symbolkraft oder Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Dimension als mögliche Ziele von Angriffen in Verfügung. Die Länder können das Sanitätsmaterial Betracht kommen (gefährdete Objekte). in ihre Katastrophenschutzvorsorge einplanen.“ (2) Die nach Absatz 1 erhobenen personenbezogenen b) Der bisherige Wortlaut wird Absatz 2 und wie folgt Daten dürfen nur an die im Zivil- und Katastrophen- gefasst: schutz mitwirkenden öffentlichen und nichtöffentlichen Stellen übermittelt werden und nur, soweit die Kenntnis „(2) Das Bundesministerium des Innern kann im der Daten aus Sicht des Bundesamtes für Bevölke- Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Ge- rungsschutz und Katastrophenhilfe für Zwecke der sundheit durch Rechtsverordnung mit Zustimmung Lageerfassung oder -bewertung oder zum Nachweis des Bundesrates anordnen, dass nach Maßgabe des oder zurVermittlung von Engpassressourcen erforder- Artikels 80a des Grundgesetzes ausreichend Sani- lich ist. Eines Ersuchens dieser Stellen um Übermitt- tätsmaterial von Herstellungsbetrieben, Großhand- lung bedarf es nicht. lungen sowie öffentlichen und Krankenhausapothe- (3) Das Nähere regelt das Bundesministerium des ken vorgehalten wird, um die Deckung von Innern durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des zusätzlichem Bedarf im Verteidigungsfall sicherzu- Bundesrates. Dabei sind insbesondere die Datenarten, stellen. Die §§ 4, 8 und 13 bis 16 des Wirtschaftssi- die erhoben und verwendet werden dürfen, sowie Fris- cherstellungsgesetzes in der Fassung vom 31. Okto- ten für die Löschung der Daten zu bestimmen. ber 2006 sind entsprechend anzuwenden.“ § 18 11. Der bisherige § 18 wird § 24 und wie folgt geändert: Zusammenarbeit von Bund und Ländern Die Angabe „§ 20“ wird durch die Angabe „§ 26“ (1) Der Bunderstellt im Zusammenwirken mit den ersetzt. Ländern eine bundesweite Risikoanalyse für den Zivil- 12. Der bisherige § 19 wird § 25. schutz. 13. Der bisherige § 20 wird § 26 und wie folgt geändert: (2) Der Bund berät und unterstützt die Länder im Rahmen seiner Zuständigkeiten beim Schutz Kritischer In Absatz 3 wird die Angabe „§ 23“ durch die Angabe Infrastrukturen. „§ 29“ ersetzt. (3) Im Benehmen mit den Ländern entwickelt der 14. Der bisherige § 21 wird § 27. Bund Standards und Rahmenkonzepte für den Zivil- 15. Der bisherige § 22 wird § 28 und wie folgt geändert: schutz, die den Ländern zugleich als Empfehlungen für ihre Aufgabenim Bereich des Katastrophenschutzes In Absatz 2 wird die Angabe „§ 20“ durch die Angabe dienen, sofern diese für ein effektives gesamtstaatliches „§ 26“ ersetzt. Zusammenwirken der für den Katastrophenschutz zu- 16. Der bisherige § 23 wird § 29 und wie folgt geändert: ständigen Behörden auch bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen erforderlich sind. a) Absatz 3 wird wie folgt gefasst: § 19 „(3) Der Bund trägt die planmäßigen fahrzeug- Unterstützung des Ehrenamtes und helferbezogenen Kosten nach § 13. Pauschal er- stattet werden die Kosten für Der Bundunterstützt das Ehrenamt als Grundlage des Zivil- und Katastrophenschutzes. 1. die Unterbringung der Fahrzeuge und der per- sönlichen ABC-Schutzausrüstung, § 20 Schutzkommission 2. die ärztliche Untersuchung und die Ausbildung der Helferinnen und Helfer und (1) Beim Bundesministerium des Innern besteht eine Kommission zum Schutz der Zivilbevölkerung. 3. die Gewährleistung der jederzeitigen Einsatz- bereitschaft der Analytischen Task Forces zur (2) Sie berät die Bundesregierung ehrenamtlich in Unterstützung der örtlichen Einsatzleitung mit wissenschaftlichen und technischen Fragen des Zivil- Spezialtechnik bei komplexen ABC-Lagen. schutzes und der Katastrophenhilfe. Die Kosten der Wartung und Instandsetzung der (3) Dieorganisatorische Betreuung der Kommission ergänzenden Ausstattung werden gegen Nachweis obliegt dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und erstattet. Im Verhältnis zwischen den für den Kata- Katastrophenhilfe.“ strophenschutz zuständigen Behörden und den pri- 9. Die bisherigen §§ 15 und 16 werden die §§ 21 und 22. vaten Organisationen richtet sich der Nachweis der Ausgaben und die Belegpflicht nach den Bestim- 10. Der bisherige § 17 wird § 23 und wie folgt geändert: mungen der Bundeshaushaltsordnung und den dazu a) Dembisherigen Wortlaut wird folgender Absatz 1 erlassenen Verwaltungsvorschriften über das Nach- vorangestellt: weisverfahren bei Zuwendungen.“ Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 7 – Drucksache 16/11338

b) In Absatz 5 wird die Angabe „§ 16“ durch die An- 2. Das Verkehrssicherstellungsgesetz in der Fassung der gabe „§ 22“ ersetzt. Bekanntmachung vom 8. Oktober 1968 (BGBl. I S. 1082), zuletzt geändert durch Artikel 300 der Verord- 17. Der bisherige § 24 wird § 30 und wie folgt geändert: nung vom 31.Oktober 2006 (BGBl. I S. 2407), wird wie a) In Absatz 1 werden die Angabe „§ 15“ durch die folgt geändert: Angabe „§21“ und die Angabe „§ 16“ durch die a) In § 10a Abs. 1 Satz 1 wird das Wort „Zivilschutzge- Angabe „§22“ ersetzt. setzes“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastro- b) In Absatz 2 werden die Angabe „§ 16“ durch die phenhilfegesetzes“ ersetzt. Angabe „§ 22“, die Angabe „§ 21“ durch die Anga- b) In § 30 Abs. 4 Satz 1 wird das Wort „Zivilschutzge- be „§ 27“ und die Angabe „§ 22“ durch die Angabe setz“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastro- „§ 28“ ersetzt. phenhilfegesetz“ ersetzt. 18. Der bisherige § 25 wird § 31. 3. Das Post- und Telekommunikationssicherstellungsgesetz 19. Der bisherige § 26 wird § 32. vom 14. September 1994 (BGBl. I S. 2325, 2378), zuletzt geändert durch Artikel 271 der Verordnung vom 31. Ok- 20. Der bisherige § 27 wird aufgehoben. tober 2006 (BGBl. I S. 2407), wird wie folgt geändert: a) In § 9 Abs. 1 wird das Wort „Zivilschutzgesetzes“ Artikel 2 durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastrophenhil- fegesetzes“ ersetzt. Folgeänderungen b) In § 11 werden die Wörter „Gesetzes über den Zivil- 1. Das Gesetz über die Errichtung des Bundesamtes für Be- schutz“ durch die Wörter „Zivilschutz- und Katastro- völkerungsschutz und Katastrophenhilfe vom 27. April phenhilfegesetzes“ ersetzt. 2004 wird wie folgt geändert:

In § 2 Abs. 1 wird das Wort „Zivilschutzgesetz“ durch Artikel 3 die Wörter„Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz“ ersetzt. Das Gesetz tritt am Tag nach der Verkündung in Kraft. Drucksache 16/11338 – 8 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Begründung

A. Allgemeiner Teil den Bund ausdrücklich aufgefordert, auch für Fälle, die nicht eindeutig als Verteidigungsfall im herkömmlichen Sinne ein- I. Zielsetzung und Notwendigkeit der Änderung zustufen sind, und für welche die Länder aufgrund der Ver- Der Schutzder Bevölkerung vor besonderen Gefahren, vor fassungslage nach wie vor die Hauptlasten zu bewältigen ha- denen sie sich aus eigener Kraft nicht schützen kann, ist eine ben, vermehrt Verantwortung zu übernehmen, insbesondere der vornehmsten Aufgaben des modernen Staates. Deutsch- Informations- und Koordinationsfunktionen zur Unterstüt- land hat für diese nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr tradi- zung des Krisenmanagements der Länder bei großflächigen tionell ein vertikal gegliedertes, subsidiäres und maßgeblich Gefahrenlagen verstärkt vorzuhalten bzw. wahrzunehmen. auf Ehrenamtlichkeit und Freiwilligkeit beruhendes Sicher- In diesem Zusammenhang hielt es die IMK ausdrücklich für heitssystem etabliert, das im Schadensfall je nach Größe und notwendig, die einschlägigen Vorschriften wie das Zivil- Bedeutung von unten nach oben aufwächst und das sich im schutzgesetz an die neuen Herausforderungen anzupassen. Alltag und bei größeren Schadenslagen außerordentlich be- währt hat. Das allein auf den Verteidigungsfall fokussierte Zivilschutz- gesetz müsse um Regelungen ergänzt werden, welche die Dabei erlegt die verfassungsrechtliche Zivilschutzkompe- Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundes im Wege des tenz (Artikel 73 Abs. 1 Nr. 1 des Grundgesetzes – GG) dem Doppelnutzens auch für die Länder nutzbar machten und Bund eine von tagespolitischen Entwicklungen unabhängige somit denBund zur effektiven Hilfeleistung im Aufgaben- Verpflichtung zur Gewährleistung der jederzeitigen Einsatz- bereich der Länder befähigte. möglichkeit von Mitteln des Zivilschutzes auf. Ferner trägt der Bund im Fall von Naturkatastrophen oder besonders schwerenUnglücksfällen Verantwortung im Rahmen des 2. Politischer Auftrag Artikels 35 GG. Vor dem Hintergrund der neuen Bedrohungslage, die den Bei der konkreten Ausgestaltung des Bundesengagements Bevölkerungs- und Katastrophenschutz vor neue Herausfor- muss die aktuelle Bedrohungslage angemessen berücksich- derungen stellt, haben CDU, CSU und SPD in ihrem Koali- tigt werden, die sich nach dem Ende des „Kalten Krieges“ tionsvertrag vom 11. November 2005 beschlossen, die Koor- deutlich verändert hat. So treten neben die Vorsorge gegen- dinierungskompetenz des Bundes bei der Bewältigung von über einer klassischen militärischen Auseinandersetzung so Großkatastrophen und länderübergreifenden schweren Un- genannte asymmetrische Bedrohungslagen mit kaum kalku- glücksfällen zu stärken. Vor allem bei länderübergreifenden lierbarem Gewaltpotenzial nichtstaatlicher Stellen einerseits Großschadenslagen und bei solchen von nationaler Bedeu- sowie die Verletzlichkeit hoch technisierter und vernetzter, tung bedarf es einer solchen übergreifenden Gesamtkoordi- komplexer Gesellschaften als neue Gefahrenquellen ande- nation, dieein einzelnes Land für sich allein kaum bewerk- rerseits. Daneben werden aber auch die Risiken, Gefahren stelligen kann. und Schadenswirkungen durch extreme Naturereignisse seit Jahren größer und wohl auch künftig weiter wachsen. Das Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat die nationale Notfallvorsorgesystemmuss sich an diesen aktuel- Bundesregierung mit Beschluss vom 15. November 2007 len Bedrohungslagen ausrichten und orientieren. Entschei- aufgefordert, auch künftig eine enge Zusammenarbeit von dend ist vor allem ein effektives Krisenmanagement, das die Bund und Ländern bei den Aufgaben des Zivil- und Kata- verschiedenen – nationalen und erforderlichenfalls auch in- strophenschutzes anzustreben. Die Bundesregierung solle ternationalen – Ressourcen optimal zusammenführt. möglichst exakt definieren, wie eine Abgrenzung der unter- schiedlichen Aufgaben und der damit verbundenen Finan- 1. Neue Strategie/Auftrag der Ständigen Konferenz der zierung zwischen Bund und Ländern vorgenommen werden Innenminister und -senatoren der Länder (IMK) könne, und diesbezüglich eine gesetzliche Grundlage mit den Ländern erarbeiten. Bereits am 5./6. Juni 2002 haben sich Bund und Länder auf eine neue Rahmenkonzeption für den Zivil- und Katastro- phenschutz („Für eine neue Strategie zum Schutz der Bevöl- 3. Bundesrechnungshof kerung in Deutschland“) verständigt, die – im Sinne einer Das Gutachten des Bundesbeauftragten für Wirtschaftlich- gemeinsamen Verantwortung für die Bewältigung von Groß- keit in der Verwaltung aus Oktober 2007 zur Modernisierung schadenslagen – die strenge Trennung der Verantwortungs- der Verwaltungsbeziehungen von Bund und Ländern mo- ebenen (hier: Zivilschutz/Bund, dort: Katastrophenschutz/ niert, dass bei der gegenwärtigen Aufgabenverteilung im Länder) ein Stück weit überwindet. Bevölkerungsschutz die Kenntnis der Beteiligten über die Darin werden – vor dem Hintergrund der veränderten Bedro- jeweiligen Vorsorgebestände und Maßnahmen nicht hinrei- hungslage – ein verändertes strategisches Denken und vor al- chend gesichert sei. Es sei nicht gewährleistet, dass die Län- lem eine verstärkte Zusammenarbeit von Bund und Ländern der und Verbände untereinander sowie gegenüber dem Bund bei großflächigen oder sonstigen national bedeutsamen Ge- alle Informationen über die jeweils vorhandenen oder feh- fahrenlagen gefordert. Vor dem Horizont der Erfahrungen lenden Ausrüstungen und Maßnahmen austauschen. Deshalb mit den Sommerhochwassern im August 2002 hat die IMK wird eine rechtliche Neuordnung der Zusammenarbeit von am 6. Dezember 2002 die Richtigkeit des Ansatzes der neu- Bund und Ländern im Zivil- und Katastrophenschutz befür- en Rahmenkonzeption bestätigt und bei dieser Gelegenheit wortet. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9 – Drucksache 16/11338

II. Konzeption des Gesetzentwurfs und wesentliche die Länder bei Naturkatastrophen und besonders schweren Änderungen gegenüber der geltenden Rechtslage Unglücksfällen sowie die bessere Verzahnung und Koordi- Mit dem Gesetzentwurf werden die Forderungen der Politik nierung des Krisenmanagements von Bund und Ländern vor und des Bundesrechnungshofes aufgenommen und umge- allem bei großflächigen Gefahrenlagen und Lagen von na- setzt. tionaler Bedeutung. Der Gesetzentwurf basiert auf dem Zivilschutz-Doppelnut- Das Recht des Bundes, Regelungen zu treffen, die das Nähe- zen-Konzept, wonach die für originäre Bundeszwecke vor- re über den Hilfeeinsatz bei der Bekämpfung von Natur- gehaltenenEinrichtungen auch von den Ländern in Frie- katastrophen und besonders schweren Unglücksfällen im denszeiten genutzt und beübt werden können und müssen, Zusammenwirken mit den beteiligten Ländern bestimmen, um im Verteidigungsfall einsatzfähig zu sein („Aufwuchsfä- ergibt sich unmittelbar aus Artikel 35 Abs. 2 Satz 2 in Ver- higkeit“). bindung mit Abs. 3 Satz 1 GG (Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 15. Februar 2006 – 1 BvR 357/05). Solche Rege- Im Einzelnen werden die Einrichtungen und Vorhaltungen lungen sind erforderlich, um die wirksame Erfüllung der Un- des Bundes den Ländern auch bei Naturkatastrophen und be- terstützungspflichten und die Ausübung der Initiativbefug- sonders schweren Unglücksfällen zur Verfügung gestellt und nisse des Bundes sicherzustellen, welche das Grundgesetz die ergänzende Ausstattung des Bundes nach dem neuen, vorsieht. Dadurch wird der Bund einerseits zu einer effek- zwischen Bund und Ländern im Frühsommer 2007 tiven Hilfeleistung zugunsten der Länder befähigt. Anderer- (Beschlussder Ständigen Konferenz der Innenminister und seits werden die Länder durch Hilfeleistungen des Bundes -senatoren derLänder vom 27. Juli 2007) vereinbarten Aus- im Sinne des Artikels 35 Abs. 2 Satz 2 GG bei der wirk- stattungskonzept sowie ihre Verfügbarkeit für die Katastro- samen Erfüllung der ihnen obliegenden Aufgabe der Bewäl- phenschutzvorsorge der Länder auf eine einfachgesetzliche tigung von Naturkatastrophen und besonders schweren Un- Grundlage gestellt. glücksfällen unterstützt („Doppelfunktion“). Der Gesetzentwurf stellt außerdem die Aus- und Fortbil- dungsmaßnahmen des Bundes (Akademie für Krisenma- Planung, Vorbereitung und Koordinierung von Maßnahmen nagement, Notfallplanung und Zivilschutz des Bundesamtes im Rahmen der Bundespflichten sind ihrer Natur nach von für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe – AKNZ) auf vornherein eigene Angelegenheiten des Bundes, die er nur eine moderne Grundlage und sichert insbesondere auch selbst regeln kann. die Länder übergreifende Krisenmanagement-Übungsserie Mit den im Gesetzentwurf getroffenen Regelungen greift der LÜKEX ab. Bund nicht in die Regelungszuständigkeit der Länder ein. Er Eingeführtwerden ferner die Möglichkeit zentraler Koordi- berücksichtigt die von den Ländern für ihren Katastrophen- nierungsmaßnahmen des Bundes, allerdings nur auf Er- schutz geschaffenen Strukturen und beschränkt sich auf ihre suchen und im Einvernehmen mit den Ländern, sowie eine zivilschutzrelevante Ergänzung durch Beschaffung speziel- beratende Funktion des Bundes beim Schutz Kritischer In- ler Ausstattung und Finanzierung zivilschutzbezogener Aus- frastrukturen. bildungsinhalte im Rahmen einer integrierten Katastrophen- schutzausbildung. Gleichzeitig erlaubt er es nunmehr den Ländernausdrücklich, die für den Zivilschutzfall bereitge- III. Gesetzgebungskompetenz des Bundes stellte Ausstattung bei Bedarf auch im Fall einer Naturkatas- 1. Allgemeines trophe oder eines besonders schweren Unglücksfalles zu verwenden (Doppelnutzen), und wird damit der gesamtstaat- Der Gesetzentwurf basiert auf der geltenden Zuständigkeits- lichen Aufgabe des Bevölkerungsschutzes gerecht. verteilung imBevölkerungsschutz (Zivilschutz – Bund, Katastrophenschutz – Länder). Dadurch wird auch sichergestellt, dass die Vorhaltungen und Aufgrund dieser Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen Einrichtungen des Bundes in einem ihre jederzeitige Ein- zwischen Bund(Zivilschutzkompetenz, Artikel 73 Abs. 1 satzfähigkeit sicherstellenden Zustand erhalten werden. Nr. 1 GG) und Ländern (Kompetenz für den Katastrophen- schutz, Artikel 30 GG, Artikel 70 Abs. 1 GG) sind Regelun- IV. Vereinbarkeit mit dem Recht der Europäischen gen des Bundes im Bereich des Bevölkerungsschutzes inso- Union weit zulässig, wie sie dem Zivilschutzauftrag des Bundes dienen oder sich im Rahmen des Artikels 35 GG bewegen. Der Gesetzentwurf ist mit dem Recht der Europäischen Union vereinbar. 2. Gesetzgebungskompetenz im Einzelnen Derzeit hat die Europäische Union keine ausdrückliche Artikel 73 Abs. 1 Nr. 1 GG als originärer Kompetenztitel Kompetenz im Katastrophenschutz, welche dem Gesetzent- räumt dem Bund die Befugnis ein, im Bereich des Schutzes wurf entgegenstehen könnte. Bisherige europäische Rege- der Zivilbevölkerung im Verteidigungsfall Gesetze zu erlas- lungen wie das Gemeinschaftsverfahren für Katastrophen- sen. Vondieser Befugnis hat der Bund mit Erlass des Zivil- schutz basieren auf der „Generalklausel“ des Artikels 308 schutzgesetzes (ZSG) Gebrauch gemacht und den Katastro- EGV und bilden keinen Widerspruch zu diesem Gesetzent- phenschutz der Länder in die Aufgaben des Zivilschutzes wurf. einbezogen.

Mit der Ergänzung des ZSG wird nunmehr der erforderliche V. Alternativen zweite Schritt vollzogen: Die Einbeziehung der Vorhaltun- gen und Einrichtungen des Bundes für den Zivilschutz durch Keine Drucksache 16/11338 – 10 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

VI. Finanzielle Auswirkungen des Gesetzentwurfs Zudem garantiert nur eine unbefristete Geltung ausreichende 1. Kosten für die öffentlichen Haushalte Planungssicherheit für die Länder und die im Zivil- und Ka- tastrophenschutz mitwirkenden Organisationen bei Investi- Durch den intelligenten Umbau des nationalen Notfallvor- tionen in Ausstattung und Ausbildung. sorgesystems – keine Doppelstrukturen, „Doppelnutzen“ Dementsprechend sind die Regelungen als Dauerregelungen von Einrichtungen und Vorhaltungen, engere Verzahnung angelegt. von Bundes- und Landesressourcen – entstehen keine zu- sätzlichen Belastungen für den Bundeshaushalt. Die mit den Ländern vereinbarte Veränderung des Ausstat- B. Zu den einzelnen Vorschriften tungskonzepts für den ergänzenden Katastrophenschutz Zu Artikel 1 führt dazu, dass die Länder ab dem Jahr 2010 Haushaltsmit- tel für die Weiterverwendung und Unterhaltung nicht mehr Zu Nummer 1 (Gesetzesbezeichnung) konzeptkonformer Ausstattung aufbringen müssen, da der Mit der Neufassung der Gesetzesbezeichnung wird den in- Bund nach dem 31. Dezember 2009 nur noch Ausstattung haltlichen Neuerungen Rechnung getragen. In der neuen nach dem neuen Konzept finanzieren wird. Bezeichnung kommt zum Ausdruck, dass Zivilschutz und Katastrophenhilfe in Deutschland auf eine moderne, zu- 2. Kosten für die Wirtschaft und Preiswirkungen kunftsfähige rechtliche Basis gestellt werden. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Wirtschaft. Zu Nummer 2 (§ 5) Auswirkungen auf die Einzelpreise können ausgeschlossen werden. Messbare Auswirkungen auf das Preisniveau, insbe- Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- sondereauf das Verbraucherpreisniveau, sind nicht zu erwar- rung der Vorschriften. ten. Zu Nummer 3 (Überschrift des Sechsten Abschnitts) Die Überschrift wird an den neuen Inhalt angepasst. VII. Bürokratiekosten Neue Informationspflichten für Unternehmen, Bürgerinnen Zu Nummer 4 (§ 12 Grundsatz der Katastrophenhilfe) und Bürger werden nicht eingeführt. Die für den Bundesbedarf zentralen Vorhaltungen und Ein- Im Bereich der ergänzenden Ausstattung des Katastrophen- richtungen für den Zivilschutz werden den Ländern auch in schutzes werden durch die Einführung von Pauschalen für Friedenszeiten für ihre Aufgaben im Bereich des Katastro- die Kostenerstattung die für die Verwaltung und in diesem phenschutzes zur Verfügung gestellt. Bereich ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger beste- Bei den Einrichtungen des Bundes handelt es sich gegenwär- henden Informationspflichten vereinfacht. tig um das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastro- phenhilfe(BBK) und die Bundesanstalt Technisches Hilfs- VIII. Rechts- und Verwaltungsvereinfachung werk (THW). Vorhaltungen sind unter anderem das im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Unter anderem durch die Einführung von Pauschalen bei der eingerichtete Warnsystem des Bundes (SatWas) sowie die im Kostenerstattung im Bereich der ergänzenden Ausstattung Zuge der Umsetzung der neuen Strategie für die Bewälti- erfolgt eine erhebliche Verwaltungsvereinfachung. gung großflächiger Gefahrenlagen geschaffenen und ausge- bauten Einrichtungen. Namentlich handelt es sich um das IX. Auswirkungen auf die Gleichstellung von Män- Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Län- nern und Frauen dern (GMLZ) für das Lage- und Ressourcenmanagement, das deutsche Notfallvorsorge Informationssystem (deNIS) Die gleichstellungspolitischen Auswirkungen wurden gemäß als IT-Verfahren zur elektronischen Führungsunterstützung der §§ 1 und 2des Bundesgleichstellungsgesetzes (BGleiG) der Krisenstäbe von Bund und Ländern und zur Information und § 2 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundes- der Bevölkerung sowie die Koordinierungsstelle Nachsorge, ministerien(GGO) anhand der Arbeitshilfe der Interministe- Opfer- und Angehörigenhilfe (NOAH) zur Koordinierung riellen Arbeitsgruppe „Gender Mainstreaming bei der Vorbe- des psychosozialen Krisenmanagements in Deutschland für reitung von Rechtsvorschriften“ geprüft. Soweit durch den Deutsche, die von Unglücksfällen im Ausland betroffen Gesetzentwurf Personen mittelbar oder unmittelbar betroffen sind, und deren Angehörige. werden, besteht kein Unterschied zwischen Frauen und Männern. Die Relevanzprüfung in Bezug auf Gleichstel- Hinzu kommt die ergänzende Ausstattung des Katastrophen- lungsfragen fällt somit negativ aus. schutzes in den Aufgabenbereichen Brandschutz, ABC- Schutz, Sanitätswesen und Betreuung, die den Ländern Die Regelungen sind entsprechend § 1 Abs. 2 Satz 1 BGleiG gemäß § 13 (neu) und entsprechend dem neuen Ausstat- geschlechtergerecht formuliert worden. tungskonzept vom Bund zur Verfügung gestellt wird. Die Regelungen des THW-Helferrechtsgesetzes bleiben X. Zeitliche Geltung/Befristung durch die Änderungen des ZSG unberührt. Eine Befristung des Gesetzes kommt nicht in Betracht. Dies Einrichtungen, Verbände und Einheiten der Streitkräfte sind würde dem Ziel, den Bevölkerungsschutz auf eine moderne, keine Vorhaltungen und Einrichtungen in diesem Sinne, weil zukunftsfähige Grundlage zu stellen, entgegenstehen. sie ausschließlich zur Verteidigung aufgestellt sind. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 11 – Drucksache 16/11338

Zu Nummer 5 (§ 13 – neu) tung, die eine spezielle Zivilschutzausbildung vermittelt. Die Änderung der Nummerierung ergibt sich aus der Einfü- Schwerpunkte hiervon sind insbesondere: gung des neuen § 12. – Aus-/Fortbildung von Führungskräften/Entscheidungs- trägern des politisch-gesamtverantwortlichen Bereiches; Zu Buchstabe a Aus-/Fortbildung von Führungskräften/Entscheidungs- trägern im operativ-taktischen Bereich, ausgerichtet auf Absatz 3 stelltklar, dass die ergänzende Ausstattung nicht nur überregionale bzw. komplexe Szenarien; zum Schutz der Bevölkerung vor den besonderen Gefahren und Schäden, die im Verteidigungsfall drohen, verwendet – Aus-/Fortbildung/hochqualifizierte Spezialistenausbil- werden darf, sondern auch im Bereich des Katastrophen- dung besonderer Funktionsträger für vom Bund bereitge- schutzes derLänder. Dies entspricht dem Zivilschutz-Dop- stellte Spezialressourcen; pelnutzen-Konzept, wonach die für Bundeszwecke vorhan- – Durchführung/Fortentwicklung der Übungsserie LÜKEX, dene Ausstattung der Länder auch in Friedenszeiten genutzt verbunden mit einer kontinuierlichen Aus- und Fortbildung und beübt werden muss. insbesondere der Koordinierungsgruppen/Krisenstäbe auf Landes-/Bundesebene durch die AKNZ; Zu Buchstabe b – Fortentwicklung der Ausbildung der Bevölkerung in Absatz 4 entspricht dem bisherigen § 13. Die Anbindung an Selbsthilfemaßnahmen. die Vorschrift zur ergänzenden Ausstattung verdeutlicht, dass die Ausbildung auf den Umgang mit dieser Spezialaus- Darüber hinausnimmt der Bund mittels der Ausbildung an stattung ausgerichtet ist. Mit der Regelung wird gewährleis- der AKNZ unmittelbar Einfluss auf die Ausbildung der Län- tet, dass die Helferinnen und Helfer in den in Absatz 1 ge- der im Sinne einer gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge. nannten Aufgabenbereichen (Brandschutz, ABC-Schutz, Diese Einflussnahme unter alleiniger Bundesverantwortung Sanitätswesenund Betreuung) weiterhin eine ergänzende bleibt auch künftig in vollem Umfang erhalten. Mit der Ein- Ausbildung erhalten. Diese ist erforderlich, da es für die fügung der Regelung zur Aus- und Fortbildung wird sie zu- Handhabung der ergänzenden Ausstattung, beispielsweise dem auf eine umfassendere gesetzliche Grundlage gestellt. im ABC-Schutz, spezieller Kenntnisse und Fähigkeiten be- darf. Wiebisher wird diese ergänzende Ausbildung der Hel- Zu Nummer 7 (§ 15 – neu) ferinnenund Helfer bei ihrer Ausbildung für den Katastro- Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- phenschutz vermittelt. Die ergänzende Ausbildung bleibt in rung. die allgemeine Ausbildung, die zur Mitwirkung in der Kata- strophenabwehr von den entsprechenden Einrichtungen der Länder und Organisationen vermittelt wird, integriert. Zu Nummer 8 (§§ 16 bis 20) Zu § 16 (Koordinierungsmaßnahmen; Zu Nummer 6 (§ 14 Aus- und Fortbildung) Ressourcenmanagement) Nach § 11 ZSG baut der Zivilschutz des Bundes auf dem Ka- Eine der wesentlichen Erfahrungen aus den verheerenden tastrophenschutz der Länder auf. Dies gilt auch und insbe- Terroranschlägen vom 11. September 2001 sowie den Hoch- sondere für die Aus- und Fortbildung. Ein Funktionieren der wassern an Donau und Elbe im Jahre 2002 ist, dass das Kri- „Aufwuchsfähigkeit“ setzt voraus, dass die Länder im Ver- senmanagement von Bund und Ländern verbessert werden teidigungsfallauf ein bestehendes System aufbauen und ihre muss. Bund und Länder haben sich deshalb in der „Neuen Einrichtungensowie die Ausstattung im Bereich Katastro- Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ (Be- phenschutz nutzen. Deshalb müssen die Ausbildungsaktivi- schluss der IMK vom 5./6. Juni 2002) verständigt, die Koor- täten des Bundes auf denjenigen der Länder aufbauen und sie dinierung auch bei Naturkatastrophen und besonders schwe- an geeigneter Stelle ergänzen. Nur so ist eine effiziente Zu- ren Unglücksfällen zu verbessern. sammenarbeit aller Entscheidungsebenen im Verteidigungs- Mit Absatz 1 wird hierfür eine einfachgesetzliche Regelung fall möglich. Die Aus- und Fortbildung des Bundes muss im geschaffen, mit der die Verpflichtung nach Artikel 35 GG Sinne der Zivilschutz-Doppelnutzen-Strategie auch für frie- ausgestaltet wird. denszeitliche Szenarien vorbereiten, um die Aufwuchsfähig- keit sicherzustellen und um Aktualisierungsbedarf und Damit werden den Ländern vor allem die vom Bund für Wirksamkeit der Ausbildung überprüfen zu können. Mit den Zivilschutz und für die Erfüllung internationaler Aufga- der Länder übergreifenden Krisenmanagement-Übungsserie ben – wie beispielsweise der immer wichtiger werdenden LÜKEX erfährt die Ausbildung eine konkrete Umsetzung, Aufgaben des Bundes im Rahmen des Gemeinschaftsverfah- indem aufder Grundlage unterschiedlicher Szenarien die rens für den Katastrophenschutz der Europäischen Union – Zusammenarbeit aller Beteiligten über die unterschiedlichen vorgehaltenen Einrichtungen und Vorhaltungen des Bundes- Entscheidungsebenen hinweg praktiziert und evaluiert wird. amtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe insbe- sondere in den Bereichen Lageerfassung und -bewertung so- Die Aus- und Fortbildung im Zivilschutz sowie für den Ka- wie Vermittlung von Engpassressourcen zur Verfügung tastrophenschutz wird jeweils von Bund und Ländern getra- gestellt. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um das gen. Deren Ziele und Inhalte müssen lückenlos aufeinander Gemeinsame Lage- und Meldezentrum von Bund und Län- aufbauen. Siebasieren auf einem zwischen Bund und Län- dern (GMLZ) sowie das deutsche Notfallvorsorge-Informa- dern abgestimmten Ausbildungskonzept. tionssystem (deNIS). Engpassressourcen sind alle Mittel und Auf Bundesebene ist die Akademie für Krisenmanagement, Kräfte, die zur Hilfe bei der Bewältigung einer Naturkatas- Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) die einzige Einrich- trophe oder eines besonders schweren Unglücksfalles not- Drucksache 16/11338 – 12 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode wendig sind und nicht unmittelbar zeitnah und ausreichend Absatz 2 regelt abschließend, an welche Stellen und für wel- dort zur Verfügung stehen, wo sie benötigt werden. che Zwecke personenbezogene Daten übermittelt werden dürfen. Die Nutzung der Einrichtungen und Vorhaltungen des Bun- des erfolgtim Rahmen von Artikel 35 GG. Sie ist somit nicht Absatz 3 ermächtigt das BMI, die Einzelheiten der in den auf Dauer angelegt und darf nicht zur Vernachlässigung Absätzen 1 und 2 geregelten Erhebung und Verwendung von eigener Katastrophenschutzvorkehrungen durch die Länder Angaben, insbesondere von personenbezogenen Daten, führen. durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates zu regeln. Dadurch soll gewährleistet werden, dass das Ver- Absatz 2 konkretisiert dies dahingehend weiter, dass in die- fahren der Datenerhebung und -verwendung zwischen Bund sem Rahmen auch eine Koordinierung von Hilfsmaßnahmen und Ländern derart abgestimmt wird, dass die Informations- durch denBund erfolgen kann. Dem Bund werden dadurch übermittlung als solche auf jeweils zweckdienliche Weise er- gleichwohl keine Aufgaben aus dem ausschließlich den Län- folgt, ohne gleichzeitig einen Zwang zur Benutzung eines dern obliegenden Katastrophenschutz übertragen, da die Ko- bestimmten Systems zu begründen. Insbesondere sind in der ordinierung ausdrücklich nur auf Ersuchen eines oder meh- Rechtsverordnung die Datenarten, die erhoben und verwen- rerer betroffener Länder und im Einvernehmen mit ihnen det werden dürfen, sowie Fristen für die Löschung personen- erfolgen kann. Die Regelung bezieht sich ausschließlich auf bezogener Daten zu bestimmen. die koordinierende Tätigkeit des Bundesamtes für Bevölke- rungsschutzund Katastrophenhilfe durch seine eigenen Vor- haltungen. Zu § 18 (Zusammenarbeit von Bund und Ländern) Nach Absatz 3bleibt zudem die Zuständigkeit der Länder für Risikoanalysen bilden in allen Sektoren der Gesellschaft auf das operative Krisenmanagement ausdrücklich unberührt. allen staatlichen Ebenen (kommunal, regional, national) eine Informationsgrundlage, die Risiken lokalisiert und ver- Absatz 4 Satz 1 nimmt Bezug auf bereits bestehende Koor- gleichbar macht. Solche Informationen sind unabdingbar, dinierungsinstrumente des Bundes und lässt gleichzeitig die um im Hinblick auf Extremsituationen Ressourcen gezielt Möglichkeit zu, neue zu schaffen und vorzuhalten. In den und effizient vorbereiten und einsetzen zu können. Das Er- Bundesressorts, die zu einer Bewältigung einer Gefahren- stellen einer bundesweiten Analyse ist dementsprechend ein oder Schadenslage beitragen können, wurden Vorkehrungen unverzichtbares Element einer wirksamen Vorsorge zum getroffen, umkurzfristig spezifische Krisenstäbe aufrufen zu Schutz der Zivilbevölkerung im Verteidigungsfall. können. Der Krisenstab des federführenden Ressorts über- nimmt die Koordinierung im Bund sowie die Abstimmung Mit der Regelung in Absatz 1 wird ermöglicht, die von den mit den von der Gefahren- oder Schadenslage betroffenen Ländern in ihrem Zuständigkeitsbereich erstellten Risiko- Ländern. analysen für die Erstellung einer bundesweiten Risikoanaly- se heranzuziehen. Damit werden eine gesonderte Erhebung So wurden beispielsweise für alle Gefahrenlagen im Zustän- und eine unterschiedliche, möglicherweise widersprüchliche digkeitsbereich des Bundesministeriums des Innern (BMI) Bewertung von Daten durch den Bund weitestgehend ver- der Aufruf des Koordinierungsstabes oder des Krisenstabes mieden und gewährleistet, dass die Risikoanalysen auf den (Szenarien:Naturkatastrophen, besonders schwere Un- unterschiedlichen Ebenen übereinstimmen. Die Übermitt- glücksfälle, Terroranschläge, Entführungen, Geiselnahmen lung von bei den Ländern vorhandenen Informationen an u. Ä.) vorbereitet. Um in länderübergreifenden Lagen, von den Bund dient der Verbesserung des präventiven Risiko- denen mehrere Bundesressorts besonders betroffen sind, managements für den Verteidigungsfall. Die bestehenden eine bundeseinheitliche Vorgehensweise sicherstellen zu Analysenbilden die Grundlage für die Bewertung von Risi- können, haben sich das Bundesministerium für Umwelt, Na- ken für die Bevölkerung im Verteidigungsfall und können turschutz undReaktorsicherheit (BMU) und das BMI im auch zur friedenszeitlichen Risikoanalyse herangezogen Falle vongravierenden Gefahren- oder Schadenslagen durch werden. Straftaten mit radioaktiven Stoffen sowie das Bundesminis- terium fürGesundheit (BMG) und das BMI im Falle einer Absatz 2 schafft eine Grundlage für eine konstruktive Zu- Pandemie und von Bio-Terrorismus auf die Bildung gemein- sammenarbeit von Bund und Ländern beim Schutz Kriti- samer Krisenstäbe nach dem Modell des Krisenstabes des scher Infrastrukturen. Kritische Infrastrukturen sind Organi- BMI verständigt. sationen und Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträch- Absatz 4 Satz 2 stellt klar, dass es dem Bund unbenommen tigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erheb- ist, in seinem originären Zuständigkeitsbereich ggf. weitere liche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere Krisenmanagementstrukturen aufzurufen. dramatische Folgen eintreten würden. Für ein sinnvolles ganzheitliches Schutzkonzept ist eine solche Kooperation Zu § 17 (Datenerhebung und -verwendung) mit den Ländern unerlässlich. Die Beratung und Unterstüt- zung der Länder ist dabei auf die für den Zivilschutz erfor- Absatz 1 regeltdie Bereitstellung von Angaben, die für die derlichen Aspekte begrenzt. Dies kann dazu beitragen, dass Funktionsfähigkeit des GMLZ und deNIS unentbehrlich Planungen der Länder und Schutzkonzepte des Bundes in- sind. Zur Gewährleistung der effektiven Vorbereitung auf einander greifen und aufeinander abgestimmt sind. Beratung und der Bewältigung von Naturkatastrophen und besonders und Unterstützung sind zudem als Angebote anzusehen, die schweren Unglücksfällen kann es im Einzelfall von erhebli- von den Ländern angenommen werden können, aber nicht chem Interesse sein, auf die vorgehaltenen Angaben auch für angenommen werden müssen. Einseitige Rahmenbedingun- friedenszeitliche Maßnahmen zugreifen zu können. gen für das Zusammenwirken werden nicht vorgegeben. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 13 – Drucksache 16/11338

Mit Absatz 3 wird gewährleistet, dass es nicht zu Brüchen in hat sich in ihrem über 50-jährigen Bestehen bewährt und dem verfassungsrechtlich vorgegebenen Gefahrenabwehr- stets in der Lage gezeigt, den wechselnden Bedrohungssze- system kommt. Brüche in diesem System würden im Vertei- narien unter veränderten gesellschaftlichen und politischen digungsfall ein Funktionieren des Systems in Frage stellen. Verhältnissen Rechnung zu tragen. Dies belegen beispielhaft In Abstimmung mit den Ländern übernimmt es daher der die bisher von der Schutzkommission vorgelegten drei „Ge- Bund, bestimmte konzeptionelle Vorarbeiten zu leisten, die fahrenberichte“. in einemVerteidigungsfall vorbereitet sein müssen. Es ent- Mit der gesetzlichen Verankerung der Schutzkommission er- spricht dem Zivilschutz-Doppelnutzen-Konzept, dass diese folgt eine Anerkennung ihrer von ehrenamtlichem Engage- Arbeiten auch bei Naturkatastrophen und besonders schwe- ment und wissenschaftlicher Fundierung geprägten Arbeit ren Unglücksfällen von den Ländern genutzt werden kön- sowie eine Absicherung der Fortsetzung ihrer erfolgreichen nen. Arbeit für die Zukunft. Zu § 19 (Unterstützung des Ehrenamtes) Zu Nummer 9 (§§ 21 und 22 – neu) Zivil- und Katastrophenschutz sind in großem Umfang auf Leistungen angewiesen, die von ehrenamtlichen Helferinnen Die Änderungen erfolgen zur Anpassung an die neue Num- und Helfern erbracht werden. merierung. Beim THW leisten über 80 000 ehrenamtliche Helferinnen Zu Nummer 10 (§ 23 – neu) und Helfer in 668 Ortsverbänden technische Hilfe in den Bereichen Zivilschutz, humanitäre Hilfe im Ausland und Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- Gefahrenabwehr. rung. Hinzu kommt das große ehrenamtliche Potenzial der Frei- willigen Feuerwehren sowie der im Zivil- und Katastrophen- Zu Buchstabe a schutz mitwirkenden öffentlichen und privaten Organisa- Durch diese Klarstellung sollen mögliche Zweifelsfragen, tionen, insbesondere des Arbeiter-Samariter-Bundes, der die im Rahmen der §§ 15 und 17 ZSG aufgetreten sind, aus- DeutschenLebensrettungsgesellschaft, des Deutschen Roten geräumt werden. Danach ist es Aufgabe der nach Landes- Kreuzes, der Johanniter-Unfall-Hilfe und des Malte- recht zuständigen Behörden, ergänzende Maßnahmen zur ser-Hilfsdienstes. Das ehrenamtliche Engagement ist das gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung im Verteidi- Rückgratdes Zivil- und Katastrophenschutzes. Dieses Enga- gungsfall zuplanen. Unabhängig davon erhält der Bund nun- gement ist nicht selbstverständlich und wird durch gesell- mehr die Möglichkeit, den Ländern zusätzlich ausgewähltes schaftliche Veränderungen wie z. B. die demographische Sanitätsmaterial schon in friedensmäßigen Zeiten zur Verfü- Entwicklung, die weitere Zukunft der Wehrpflicht und die gung zu stellen. Der Bund übernimmt hierbei insbesondere Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst. die Erstbeschaffung von Sanitätsmaterial einschließlich der Der Bund muss im Verteidigungsfall auf den Katastrophen- ABC-Vorsorge. Über den Ersatz von in friedensmäßigen schutz der Länder zurückgreifen können und ist deshalb auf Zeiten verbrauchtem Material werden vertragliche Vereinba- die flächendeckende Verfügbarkeit von ausgebildeten und rungen mit den Ländern und Krankenhäusern getroffen. aktiv engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern angewiesen. Darüber hinaus wird auch die bürgerschaftliche Zu Buchstabe b Selbsthilfe vom ehrenamtlichen Engagement in der Bevöl- Mit der Änderung wird verdeutlicht, dass zusätzlicher Be- kerung getragen. Die tiefe Verankerung der Organisationen darf an Sanitätsmaterial im Verteidigungsfall durch friedens- in der Bevölkerung und die aktive Jugendarbeit sorgen dafür, zeitliche Vorräte nicht gedeckt werden kann und auch in dass Interesse und Fähigkeiten sowohl für den Einsatz als einer Krise noch zusätzliche Vorräte angelegt werden kön- auch zur Selbsthilfe in allen gesellschaftlichen Gruppen breit nen. gestreut und gut aktivierbar bleiben. Der Bund hat auf der Basis dieser sicherheitspolitischen Be- Zu Nummer 11 (§ 24 – neu) deutung des Ehrenamtes ein eigenes Interesse an einer Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Zivil- und Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- Katastrophenschutz. rung. Mit seiner Normierung als Grundlage des staatlichen Not- fallvorsorgesystems schafft der Bund die Voraussetzungen Zu Nummer 12 (§ 25 – neu) für Maßnahmen, die dem besonderen Charakter des Ehren- Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- amtes im Zivil- und Katastrophenschutz gerecht werden und rung. den Beitrag der ehrenamtlichen Helfer zur staatlichen Not- fallvorsorge würdigen. Zu Nummer 13 (§ 26 – neu) Zu § 20 (Schutzkommission) Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- rung. Die „Kommission zum Schutz der Bevölkerung beim Bun- desministerium des Innern“ berät die Bundesregierung so- Zu Nummer 14 (§ 27 – neu) wie die Ständige Konferenz der Innenminister und -senato- ren der Länder ehrenamtlich in wissenschaftlichen und Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- technischen Fragen des Schutzes der Zivilbevölkerung. Sie rung. Drucksache 16/11338 – 14 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Zu Nummer 15 (§ 28 – neu) Aus diesem Grund erfolgt künftig für die Ausgaben am Standort eine pauschale Kostenerstattung ohne spitze Ab- Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- rechnung. Die neue Regelung minimiert den bisher hohen rung. Aufwand spürbar und entlastet die ehrenamtlichen Helferin- nen und Helfer erheblich, so dass sie wieder mehr Zeit für Zu Nummer 16 (§ 29 – neu) ihre eigentlichen Aufgaben aufwenden können. Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- Da die Kosten für Wartung und Instandsetzung der ergänzen- rung. den Ausstattung nicht pauschaliert werden können, stellt Satz 3 klar, dass diese Kosten wie bisher nur gegen Nach- Zu Buchstabe a weis erstattet und damit spitz abgerechnet werden. Nach Satz 4 erhalten die privaten Organisationen wie bisher Ziel des 2007 mit den Ländern vereinbarten neuen Ausstat- Mittel für ihre Mitwirkung bei der Aufgabe Zivilschutz über tungskonzepts ist, dass die Leistungen des Bundes für den die Katastrophenschutzbehörden. Diese werden ebenso wie ergänzenden Katastrophenschutz noch stärker als bisher mit die Finanzmittel für die Mitwirkung der Feuerwehren oder den Leistungen der Länder sachlich verzahnt, Redundanzen anderer öffentlicher Einrichtungen als Zweckausgaben im vermiedenund die Einsatzeffizienz gesteigert werden. Den Sinne des Artikels 104a Abs. 2 GG im Rahmen der Bundes- Ländern obliegt es, für sämtliche Bereiche des Katastro- auftragsverwaltung vom Bund getragen. phenschutzes, der zugleich Grundlage für den Zivilschutz ist, die Grundlast der Vorkehrungen zu treffen, die seitens des Bundes durch Spezialressourcen mit Spezialfähigkeiten Zu Buchstabe b in den Bereichen Brandschutz, ABC-Schutz, Sanitätswesen Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- und Betreuung ergänzt werden. rung. Mit der Änderung des Absatzes 3 wird die Regelung der Zu Nummer 17 (§ 30 – neu) Kostenerstattung an das neue Ausstattungskonzept ange- passt. Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- rung. Satz 1 regelt die Erstattung von anfallenden notwendigen Kosten für die ergänzende Ausstattung. Er konkretisiert da- Zu Nummer 18 (§ 31 – neu) mit für diesenBereich die Regelung des Absatzes 1, der die Verpflichtung des Bundes aus Artikel 104a Abs. 2 GG, im Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- Rahmen der Bundesauftragsverwaltung (§ 2) die materiell- rung. rechtlichen, aus der Erfüllung der Aufgaben erwachsenden Ausgaben zu tragen, einfachgesetzlich ausgestaltet. Zu Nummer 19 (§ 32 – neu) Satz 2 sieht in sachlich geeigneten Bereichen die Erstattung Die Änderung erfolgt zur Anpassung an die neue Nummerie- in pauschalierter Form vor. Damit wird für die Länder – aber rung. auch für das Ehrenamt – eine deutliche Verwaltungsverein- fachung erreicht. Die Ständige Konferenz der Innenminister Zu Nummer 20 (§ 27 – alt) und -senatoren der Länder hat auf ihrer Sitzung am 27. Juli Der Anwendungszeitraum war bis zum 31. Dezember 1999 2007 den Bund ausdrücklich darin unterstützt, „eine Rege- beschränkt. Eine Verlängerung der Anwendung der Vor- lung vorzuschlagen, die den administrativen Aufwand für schrift ist weder erfolgt noch beabsichtigt, so dass die Rege- die Abrechnung künftig deutlich, z. B. durch eine Pauscha- lungswirkung entfällt. Auch im Hinblick auf die von der lierung, verringert“. Derzeit müssen auf Standortebene von Bundesregierung angestrebte Rechtsbereinigung kann die den ehrenamtlich Tätigen eine Vielzahl unterschiedlicher Vorschrift aufgehoben werden. Kostenpositionen nach verschiedenen Verfahren konkret ab- gerechnet werden. Dies erfordert einen hohen Verwaltungs- aufwand und belastet insbesondere die ehrenamtlichen Hel- Zu Artikel 2 ferinnenund Helfer, die einen Großteil ihrer Zeit für Die Änderungen erfolgen zur Anpassung an die Neufassung Verwaltungsaufgaben aufbringen müssen. der Gesetzesbezeichnung. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 15 – Drucksache 16/11338

Anlage 2

Stellungnahme des Nationalen Normenkontrollrates

Der Nationale Normenkontrollrat hat den Gesetzentwurf auf Bürokratiekosten, die durch Informationspflichten begrün- det werden, geprüft. Mit dem Gesetz werden keine Informationspflichten für die Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürger eingeführt, geän- dert oder aufgehoben. Eine Informationspflicht der Verwal- tung wird vereinfacht. Der Nationale Normenkontrollrat hat im Rahmen seines ge- setzlichen Prüfauftrages keine Bedenken gegen das Rege- lungsvorhaben. Drucksache 16/11338 – 16 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Anlage 3

Stellungnahme des Bundesrates

Der Bundesrat hat in seiner 851. Sitzung am 28. November losen Abstimmung mit seiner Entscheidung hinwegsetzen 2008 beschlossen, zu dem Gesetzentwurf gemäß Artikel 76 kann, denInteressen der Länder nicht in ausreichendem Abs. 2 des Grundgesetzes wie folgt Stellung zu nehmen: Maße Rechnung trägt. Deshalb ist es erforderlich, dass die Entwicklung an die Zustimmung der Länder gebunden ist, 1. Zu Artikel 1 Nr. 8 (§ 16 Abs. 2 Satz 1 ZSKG) denen die Bewältigung von Naturkatastrophen und beson- ders schweren Unglücksfällen letztlich obliegt. In Artikel 1Nr. 8 sind in § 16 Abs. 2 Satz 1 die Wörter „ein betroffenes“ durch die Wörter „das betroffene“ und Auch das von der „Ständigen Konferenz der Innen- die Wörter„mehrere betroffene“ durch die Wörter „die minister und -senatoren der Länder“ mit Beschluss vom betroffenen“ zu ersetzen. 17./18. April 2008 im Rahmen der „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ gebilligte „Ge- Begründung setzgeberische Konzept zur Fortentwicklung der Rechts- Die Änderungen dienen der Klarstellung. Damit wird grundlagen im Zivil- und Katastrophenschutz“, auf das zum einen gewährleistet, dass sich die Unterstützung des sich Bund und Länder verständigt hatten, ging von „Ein- Bundes nicht auf irgendein betroffenes, sondern nur auf vernehmen“ anstelle von „Benehmen“ aus. das betroffene Land bezieht. Zum anderen wird sicherge- stellt, dass beim Betroffensein mehrerer Länder diese 4. Zu Artikel 1 Nr. 16 Buchstabe a (§ 29 Abs. 3 Satz 2 einvernehmlich die Kompetenzen zu ihrer gemeinsamen ZSKG) Unterstützung auf den Bund übertragen müssen. Artikel 1 Nr. 16 Buchstabe a § 29 Abs. 3 Satz 2 ist wie folgt zu ändern: 2. Zu Artikel 1 Nr. 8 (§ 17 Abs. 2 Satz 1 ZSKG) In Artikel 1Nr. 8 sind in § 17 Abs. 2 Satz 1 die Wörter a) Nummer 1 ist wie folgt zu fassen: „aus Sicht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und „1. die Unterbringung und den Betrieb der Fahr- Katastrophenhilfe“ zu streichen. zeuge, die Unterbringung und die Pflege der Begründung persönlichen ABC-Schutzausrüstung sowie die Beschaffung und die Pflege der persönlichen Die Beibehaltung dieses Tatbestandsmerkmals hätte für Schutzausrüstung,“. die Länder nicht hinnehmbare Folgen. Es würde allein im Ermessen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und b) In Nummer 2 sind nach dem Wort „Helfer“ die Wörter Katastrophenhilfe liegen, wann personenbezogene Daten „einschließlich der für die Erweiterungen der Fahrer- übermittelt werden. Die Entscheidung dieser Behörde laubnis notwendigen Maßnahmen“ einzufügen. wäre zudem nicht gerichtlich überprüfbar, weil der einzi- c) Nummer 3 ist wie folgt zu fassen: ge Maßstab für die Zulässigkeit der Übermittlung die Be- wertung des Bundesamtes wäre. Durch die Streichung „3. die Gewährleistung der jederzeitigen Einsatzbe- entsteht eine datenschutzgerechte Ermächtigung zur reitschaft der Medizinischen Task Forces und der Übermittlung personenbezogener Daten, die einen objek- Analytischen Task Forces für ihre jeweiligen tiven Maßstab verwendet, der gegebenenfalls auch ge- Aufgabenbereiche.“ richtlich überprüfbar ist. Begründung 3. Zu Artikel 1 Nr. 8 (§ 18 Abs. 3 ZSKG) Zu Buchstabe a In Artikel 1 Nr. 8 ist in § 18 Abs. 3 das Wort „Benehmen“ Die Kostenerstattung, die über die Unterbringung der durch das Wort „Einvernehmen“ zu ersetzen. Fahrzeuge und der persönlichen ABC-Schutzausrüstung hinausgeht, entspricht der mit dem Bund abgestimmten Begründung Beschlusslage der „Ständigen Konferenz der Innenminis- Die Entwicklung von Rahmenkonzepten und vor allem ter und -senatoren der Länder“ (IMK). Danach hat sich von Standards zum Zweck eines effektiven gesamtstaat- der Bund bereit erklärt, bis zum 31. Dezember 2009 die lichen Zusammenwirkens der Katastrophenschutzbehör- Betriebskosten der Fahrzeuge für Bewegungsfahrten den erfordert ein entscheidendes Mitspracherecht der für (600 Kilometer pro Jahr), Materialstufe I (Fahrzeug- den Katastrophenschutz zuständigen Länder. Auch wenn wäsche, Austausch von Kleinteilen usw.), die Mietneben- es sich nur um Empfehlungen handelt, ist der Druck auf kosten der Garagen sowie die Kosten für die Beschaffung die Länder, eine Vereinheitlichung herzustellen, so groß, der persönlichen Schutzausrüstung und deren Pflege, zu dass den Entwicklungsergebnissen faktisch ein verbind- der auch die Reinigung und der Erhalt gehören, zu erstat- licher Charakter zukommen dürfte. Dies bedeutet, dass die ten. Für den ABC-Bereich bedarf es keiner Erstattung der Herstellung des „Benehmens“, d. h. eines Anhörungs- Kosten für die Beschaffung, weil diese Ausrüstung vom rechts, überdas sich der Bund für den Fall einer erfolg- Bund bereits zur Verfügung gestellt wird. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 17 – Drucksache 16/11338

Zu Buchstabe b Bei der Bemessung der Höhe der Pauschalen für die Aus- bildung müssen auch die Maßnahmen finanziert werden, die zu den Erweiterungen der Fahrerlaubnis erforderlich sind. Zu Buchstabe c Nach Nummer 2 des Umlaufbeschlusses der IMK betref- fend die „Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung“ vom 27. Juli 2007 ist Grundlage der Kooperation zwischen Bund und Ländern das Konzept des Bundes – Stand: Mai 2007 – zur Ergänzung des Katastrophen- schutzes. Dieses umfasst neben den elf Analytischen Task Forces auch 61 Medizinische Task Forces. Daraus resul- tiert aus derSicht der Länder nicht nur – wie bei den Analytischen Task Forces – eine Notwendigkeit zur Kos- tenerstattung für den Einsatz zur Unterstützung der ört- lichen Einsatzleitung mit Spezialtechnik bei komplexen ABC-Lagen. Vielmehr muss durch eine Finanzierung des Bundes auch die jederzeitige Einsatzbereitschaft der Medizinischen Task Forces für die Aufgabenwahrneh- mung im Bevölkerungs-, Zivil- und Katastrophenschutz sowie zurUnterstützung bei Großschadenslagen sicher- gestellt werden. Drucksache 16/11338 – 18 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Anlage 4

Gegenäußerung der Bundesregierung

Die Bundesregierung äußert sich zur Stellungnahme des gen, in § 18 Abs. 3 den ersten Relativsatz durch das Wort Bundesrates wie folgt: „können“ zu ergänzen.

Zu Nummer 1 Zu Nummer 4 Zu Buchstabe a Dem Änderungsvorschlag wird zugestimmt. Dem Vorschlag kann nicht entsprochen werden. Die im Ge- Zu Nummer 2 setzentwurf vorgesehene Regelung soll ab 2010 gelten. Es besteht Einvernehmen zwischen Bund und Ländern, dass die Dem Änderungsvorschlag wird nicht zugestimmt. Die Wör- Kostenerstattung durch den Bund im Jahr 2009 noch nach ter „aus Sicht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und dem bisherigen Konzept erfolgt. Dem Anliegen der Länder Katastrophenhilfe“ dienen der tatbestandlichen Konkretisie- kann jedoch durch eine entsprechende Klarstellung im Ge- rung und damit auch der Eingrenzung der Befugnis zur setz entsprochen werden. Daher wird vorgeschlagen, Satz 1 Übermittlung der Daten. von § 29 Abs. 3 wie folgt zu fassen: „Der Bund trägt die planmäßigen fahrzeug- und helferbezogenen Kosten nach Zu Nummer 3 § 13 ab dem Jahr 2010 nach folgenden Maßgaben:“. Dem Änderungsvorschlag zu Artikel 1 Nr. 8 (§ 18 Abs. 3 Zu Buchstabe b ZSKG)kann nicht entsprochen werden. Die Entwicklung Dem Vorschlag kann nicht entsprochen werden. Die Erstat- von Rahmenkonzepten und von Standards des Zivilschutzes tung der Kosten der Fahrerlaubnis eignet sich nicht zur Pau- durch den Bund kann nicht „im Einvernehmen“ mit den schalierung. Die Kosten werden wie bisher im Rahmen der Ländern, sondern allenfalls – wie im Gesetzentwurf vorgese- planmäßigen fahrzeug- und helferbezogenen Kosten abge- hen – „im Benehmen“ mit den Ländern erfolgen. Es handelt rechnet. Anderes ist im Zuge der Bund-Länder-Vereinbarung sich umMaßnahmen des Bundes im Rahmen seiner originä- zum neuen Ausstattungskonzept auch nicht vereinbart wor- ren Zuständigkeit. In der Sache besteht allerdings Überein- den. stimmung zwischen Bund und Ländern, dass die Entwick- lung von Rahmenkonzepten und Standards – wie schon bisher – in enger Abstimmung erfolgen soll. Nach dem der- Zu Buchstabe c zeitigen Wortlaut des Entwurfs dienen die Rahmenempfeh- Dem Vorschlag kann nicht entsprochen werden. Die zur Un- lungen und Standards den Ländern zugleich als Empfehlun- terstützungder Analytischen Task Force vorgesehene Pau- gen für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes. schale ergibt sich daraus, dass zur Gewährleistung ihrer Zur Klarstellung des Gewollten kann die Formulierung des jederzeitigen Einsatzbereitschaft eine ständige Betreuung Entwurfs dahingehend modifiziert werden, dass die Rah- durch hauptamtliches Personal erforderlich ist. Den dadurch menempfehlungen und Standards den Ländern zugleich als entstehenden Mehrkosten soll durch die Pauschale begegnet Empfehlungen für ihre Aufgaben im Bereich des Katastro- werden. Solche Kosten fallen bei der Medizinischen Task phenschutzes „dienen können“. Es wird daher vorgeschla- Force nicht an.

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Vizepräsident Dr. (A) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre- Überweisungsvorschlag: (C) gierung Innenausschuss (f) Ausschuss für Gesundheit Bericht der Bundesregierung über die Ausfüh- Auch hier sollen die Reden zu Protokoll genommen rung der Leistungen des Persönlichen Budgets werden. Sind Sie einverstanden? – Das ist der Fall. Es nach § 17 des Neunten Buches Sozialgesetz- handelt sich um die Reden von Gerold Reichenbach, buch SPD, Hartfrid Wolff, FDP, , Die Linke, Silke – Drucksache 16/3983 – Stokar von Neuforn, Bündnis 90/Die Grünen, und für die Bundesregierung des Parlamentarischen Staatssekre- Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales (f) tärs Dr. . Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit Gerold Reichenbach (SPD): c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- Seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland ge- richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales nießen die Menschen unseres Landes den Schutz unseres (11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten zweigeteilten, vertikal gegliederten, auf Ehrenamtlichkeit Markus Kurth, Brigitte Pothmer, Irmingard und Freiwilligkeit beruhenden Notfallvorsorgesystems. Schewe-Gerigk, weiterer Abgeordneter und der Für Unglücksfälle in Friedenszeiten sind die Länder zu- Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ständig unter der Überschrift: Katastrophenschutz. Für Schadenslagen im Verteidigungsfall ist der Bund zustän- Persönliche Budgets für berufliche Teilhabe dig unter der Überschrift: Zivilschutz. Denn für die Müt- jetzt ermöglichen ter und Väter des Grundgesetzes war nur eine Situation – Drucksachen 16/9753, 16/11299 – vorstellbar, in der die Infrastruktur und die Aufrechter- haltung eines geregelten, öffentlichen Lebens bundesweit Berichterstattung: bedroht sind, nämlich der Kriegs- bzw. Verteidigungsfall. Abgeordneter Hubert Hüppe Alles andere war und ist Katastrophenschutz und damit Ländersache. Auch in diesem Fall wollen wir die Reden zu Proto- koll nehmen. Es handelt sich um die Reden der Kollegen Der subsidiäre Aufbau des Katastrophenschutzes in- Hubert Hüppe, CDU/CSU, Silvia Schmidt, SPD, nerhalb der Bundesländer sorgte und sorgt für orts- und Dr. Erwin Lotter, FDP, Dr. Ilja Seifert, Die Linke, bedarfsnahe Strukturen, die einen Aufwuchs bis auf Lan- Markus Kurth, Bündnis 90/Die Grünen, und des Parla- desebene erlauben. Ausgeprägte, ehrenamtliche Struktu- mentarischen Staatssekretärs Franz Thönnes für die ren sorgen für eine weitgehend flächendeckende Verfüg- (B) (D) Bundesregierung.1) barkeit der Hilfskräfte und Ressourcen, in die die umfangreichen Anstrengungen des Bundes für den Zivil- Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf schutz einflossen. Viele EU-Staaten beneiden uns um die- Drucksachen 16/11207 und 16/3983 an die in der Tages- ses erfolgreiche Schutzsystem. ordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind Nach dem Ende der Blockkonfrontation aber hat sich die Überweisungen so beschlossen. die Bedrohung eines umfassenden militärischen Angriffs auf die Bundesrepublik drastisch reduziert – und damit Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss- die Anforderung an den Zivilschutz des Bundes, der in empfehlung des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu den 90er-Jahren entsprechend abgebaut wurde. Gleich- dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit zeitig kommen jedoch völlig neue Herausforderungen auf dem Titel „Persönliches Budget für berufliche Teilhabe uns zu. Es ist überhaupt nicht zu leugnen, dass sich die jetzt ermöglichen“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Rahmenbedingungen für Risiken und Sicherheit stark ge- Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/11299, den ändert haben und weiter ändern werden. Klimawandel, Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck- Globalisierung und hohe nationale und internationale sache 16/9753 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be- Vernetztheit seien hier nur als Stichworte genannt. schlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Ko- Wir leben heute in einer hochgradig vernetzten Welt, alitionsfraktionen bei Gegenstimmen von der Linken von der wir hoch abhängig sind. Durch solche Netze und Bündnis 90/Die Grünen sowie bei Enthaltung der – überregionale, nationale und internationale Netze – FDP-Fraktion angenommen. „fließen“ permanent: Daten, Energie, Strom, Güter etc. Letztlich kann man auch Migration, Tourismus und Ge- Ich rufe den Tagesordnungspunkt 22 auf: schäftsreisen als Netze auffassen. Wenn diese Ströme auch nur an einem Punkt minimal gestört sind, kommt es Erste Beratung des von der Bundesregierung ein- über Dominoeffekte zu großen Schäden. Die Ursachen gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- oder Auslöser sind hierbei gar nicht entscheidend: Tech- rung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzge- nisches oder menschliches Versagen, eine Naturkatastro- setzänderungsgesetz – ZSGÄndG) phe oder ein Terroranschlag aber auch eine Pandemie – – Drucksache 16/11338 – all dies kann Auslöser für eine solche Katastrophe sein. Wir sprechen hier von einem Schadenspotenzial in 1) Anlage 13 Friedenszeiten mit ähnlichen Dimensionen, wie wir sie 21264 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 196. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Dezember 2008

Gerold Reichenbach (A) bisher nur im Verteidigungsfall im Blick hatten, nämlich Kanzlerin und der Bundesfinanzminister traten vor die (C) umfassende länderübergreifende Beeinträchtigung der Kamera und gaben eine Garantieerklärung ab. Würden Funktionsfähigkeit des öffentlichen und wirtschaftlichen wir die im jetzigen Zivilschutzänderungsgesetz fortge- Lebens. Infrastrukturausfälle etwa in der Stromversor- schriebene Systematik auf die Finanzkrise übertragen, gung oder der IT-Kommunikation, der Zusammenbruch dann hätte das bedeutet: 16 Landesbanken müssen sich von Lieferketten können zu Katastrophen mit bundesweit tagelang abstimmen oder alle einmütig die Bundesbank oder gar europaweit verheerenden Auswirkungen führen. bitten, die Koordinierung zu übernehmen – in den oben beschriebenen Szenarien schwer vorstellbar. Die Elbeflut 2002 hat uns hierauf nur einen Vorge- schmack gegeben: Naturkatastrophen können Dimensio- Nach den Erfahrungen mit den Hochwassern an Oder nen erreichen, die weit über die Grenzen eines Bundes- und Elbe verabschiedete die Innenministerkonferenz im landes hinausgreifen und deren Bewältigung die gesamte Jahre 2002 die „Neuen Strategien zum Schutz der Bevöl- Republik fordert. Dies sind nicht mehr nur seltene „Jahr- kerung“. Dies geschah aus der bestürzenden Erfahrung hundertereignisse“. Die Auswirkungen des Klimawan- heraus, dass der traditionelle Katastrophenschutz für dels werden zu einer Häufung und Verschärfung von Na- diese überregionalen Lagen nicht mehr ausreichend war. turkatastrophen auch bei uns führen. Die Länderinnenminister haben zusammen mit dem da- maligen Bundesinnenminister das Konzept Und der Terroranschlag in den USA 2001 zeigte: Auch eines einheitlichen Bevölkerungsschutzes entwickelt als privatisierte Gewalt kann unterhalb der Kriegesschwelle einer überregionalen und länderübergreifenden Gefah- verheerende Schäden verursachen. renabwehr auch in Friedenszeiten, bei dem sich die Auf- Aber selbst beim Elbehochwasser, das in mehreren gabenteilung von Bund und Ländern nicht am Anlass, Bundesländern Überschwemmungen verursacht hatte, sondern an der Gefährdungsstufe orientieren soll. Aller- waren insgesamt nur 1 bis 2 Prozent der deutschen Bevöl- dings waren die Länder anschließend nicht mehr bereit, kerung betroffen. Rettung, Bergung und Wiederherstel- dann auch die grundgesetzlich festgelegte Aufgabenzu- lung konnten aus den Ressourcen und einer völlig intak- schreibung des Zivil- und Katastrophenschutzes entspre- ten Infrastruktur des gesamten restlichen Landes heraus chend anzupassen. erfolgen. In den Verhandlungen zur Föderalismusreform I im Auch bei den großen Terroranschlägen lag der im- Jahre 2004 machte auf Initiative der SPD-Fraktion der mense landesweite „Schaden“ insbesondere im psycho- Bund den Vorstoß, für Bevölkerungsschutzaufgaben im logischen Bereich. Falle nationaler oder länderübergreifender Krisenlagen Verantwortung zu übernehmen. Dieser Vorstoß ist am Wi- Das Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit, das ich als derstand der Länder gescheitert. (B) überfraktionellen Zusammenschluss und Dialogplatt- (D) form für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Akteure der Dabei ging und geht es nicht darum, Kompetenzen vor Notfallvorsorge vor knapp zwei Jahren initiiert habe, hat Ort zu haben. Es ging und geht nicht darum, in die Ein- in einem Grünbuch neue Qualitäten von Bedrohung satzleitungen vor Ort einzugreifen, also eben nicht wie exemplarisch herausgearbeitet. manchmal kolportiert wird, den Feuerwehren vor Ort vorzuschreiben, mit welchen Autos sie ausrücken sollen. Beispielhaft haben wir in dem Grünbuch die Szenarien Es geht um Koordination von Gesamtressourcen. Denn „tagelanger, bundesweiter Stromausfall“ und „Ausbruch nicht nur Katastrophen, auch die Strukturen der Wirtschaft einer Infektionskrankheit“ durchgespielt. Wenn die kriti- halten sich schon lange nicht mehr an Ländergrenzen, zum schen Infrastrukturen wie die Stromversorgung ausfallen, Beispiel die größtenteils privatisierten kritischen Infra- dann stehen nicht nur Handy, Festnetz und Computer strukturen: Ob Krankenhausketten, Stromversorgung still, sondern es stocken die Bargeld- und Treibstoffver- oder Telekommunikation – die Strukturen sind überregio- sorgung bereits nach einigen Tagen, Hochhäuser sind nal, ja oft international. nicht mehr bewohnbar und die Regale in den Supermärk- ten sind leergefegt. 2005 haben CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag deshalb erneut als gemeinsame Absicht festgeschrieben, Oder nehmen wir neue Krankheiten: Sie kommen über „die Steuerungs- und Koordinierungskompetenz des importierte Güter, illegalen Menschen- und sogar Tier- Bundes bei der Bewältigung von Großkatastrophen und handel, über infizierte Touristen oder Geschäftsreisende. länderübergreifenden schweren Unglücksfällen [zu] Durch den Klimawandel können wir uns zunehmend nicht stärken“. mehr darauf verlassen, von sogenannten Tropenkrank- heiten grundsätzlich verschont zu bleiben. Der Bund hat in Vorleistung bereits von seiner Seite ei- niges an Anstrengungen unternommen, um sich darauf SARS, im Jahre 2002, war ein „Schuss vor den Bug“. auszurichten, übrigens – und das möchte ich hier durch- Denn das Virus ist zwar hundertmal tödlicher, aber weit aus auch mit Selbstbewusstsein und Stolz anmerken – im weniger ansteckend als ein Grippevirus, weshalb nur re- Wesentlichen bereits unter der Regierung Schröder: Ein lativ wenige Menschen daran erkrankten. Was geschieht Gemeinsames Melde- und Lagezentrum wurde eingerich- nach einer Mutation, wenn das Virus eine höhere Aggres- tet. Mit dem BBK wurde eine Einrichtung geschaffen, die sivität entwickelt hat? schon jetzt den Ländern Unterstützung beim Nachweis Als der Schock über die Bankenzusammenbrüche in und der Vermittlung von Engpassressourcen bietet – wie den USA und Großbritannien seinen Höhepunkt er- etwa bei der Schneekatastrophe in Bayern mit der bun- reichte, tat die Bundesregierung das einzig Richtige: Die desweiten Vermittlung von zusätzlichen Schneepflügen

Zu Protokoll gegebene Reden Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 196. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Dezember 2008 21265

Gerold Reichenbach (A) aus nicht betroffenen Gebieten. Der Bund bietet bereits sung in Konflikt, oder wir halten uns an diese, dann er- (C) jetzt durch das BBK Aus- und Fortbildung sowie ressort- halten wir wiederum keine eindeutige Rechtsgrundlage. und länderübergreifende Krisenmanagementübungen an. Es ist nach unserer Auffassung aber gerade auch im Die Bundesregierung hat ferner mit den Ländern zur Um- Interesse der ehrenamtlichen Helfer, der Feuerwehren setzung der neuen Strategien ein Programm vereinbart, und Hilfsorganisationen, eine klare interpretationsfreie mit dem der Bund in den Bereichen des Brandschutzes, Rechtsgrundlage zu erhalten. Das gilt übrigens nicht nur des ABC-Schutzes sowie des Betreuungs- und Sanitäts- für diese. Auch vernünftige Anstrengungen, die wir im dienstes zusätzliche Ausstattung beschafft und die Unter- Transportsicherstellungsbereich fortführen oder auf die haltung und Ausbildung übernimmt. neuen Bedrohungslagen ausrichten sollten, lassen sich Dies können jedoch nur erste Schritte sein, die sich nicht mehr alleine über den Zivilschutz begründen. schließlich auch in den einschlägigen Gesetzen abbilden Darum ist meine Fraktion nach wie vor der Auffas- müssen, will man die dauerhafte Umsetzung nicht immer sung, dass wir einen modernen Bevölkerungsschutz auf wieder infrage stellen lassen. Denn der Rechnungshof hat der Grundlage einer klaren, grundgesetzlich abgesicher- wohl zu Recht moniert, dass sich viele der vom Bund im ten Rechtsgrundlage brauchen. Wir sind der Auffassung, Rahmen der Umsetzung der neuen Strategien getätigten dass wir die Planungen des Bundes sowie seine Leistun- und den Ländern zur Verstärkung zur Verfügung gestell- gen gegenüber den Ländern nicht nur auf die reine Zivil- ten Anschaffungen – insbesondere nach der Veränderung verteidigung und den engen Rahmen der Amtshilfe redu- der militärischen Bedrohungslage – nicht mehr aus dem zieren dürfen, sondern sie generell an überregionalen Zivilschutz ableiten lassen. Sie richteten sich – in der Sa- Gefährdungen ausrichten müssen. Damit sind aus- che ja vernünftig und unter Fachleuten auch unbestritten – schließlich Gefährdungen gemeint, die die Vorhaltungen an besonderen Gefährdungslagen im Katastrophenschutz und Fähigkeiten der Länder im Rahmen ihrer Aufgaben aus. Dies sei aber mit der bestehenden Aufgabenzuwei- der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr und des Landes- sung zwischen Bund und Ländern nicht vereinbar und da- katastrophenschutzes übersteigen würden. mit rechtswidrig. Es geht nicht um Zentralismus oder um die Schaffung Die Einwände des Rechnungshofes haben naturgemäß von Doppelstrukturen, sondern darum, den subsidiären bei den betroffen Organisationen zu großer Verunsiche- Aufbau, der sich ja innerhalb der Länder bewährt hat, rung geführt. Gerade die in hohem Maße auch auf das eh- nach oben hin weiterzuentwickeln. Dies würde, nebenbei renamtliche Engagement angewiesenen Einheiten bei bemerkt, auch die Lücke zu den Katastrophenschutz- den Feuerwehren und Sanitätsdiensten brauchen auch Strukturen der Europäischen Union füllen, die ja eben- Rechtssicherheit bei der ihnen zur Verfügung oder in Aus- falls auf dem Subsidiaritätsprinzip basieren. Und – last sicht gestellten Ausstattung und Finanzierung. An diesem (B) but not least – indem man für die Wirtschaft einen einheit- (D) Punkt bringt uns der vorliegende Gesetzentwurf bedauer- lichen Ansprechpartner hätte, könnte man die Wirtschaft licherweise nicht wirklich weiter. stärken. Ich bin der festen Überzeugung, dass diesem gewich- Der Gesetzesentwurf versucht auf die aufgeworfenen tigen Einwand auch im Kern nicht mit interpretatorischer Fragestellungen eine Antwort zu finden, ist aber nach un- Ausweitung des Zivilschutzbegriffes begegnet werden serer Auffassung gemessen an den neuen Herausforde- kann. Wir brauchen am Ende eine Kompetenznorm zwi- rungen ein Minimalstschritt, der viel zu kurz greift. Er ist schen Bund und Ländern, die entsprechend den neuen zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber die Zweifel Strategien nicht mehr auf den Anlass Zivilschutz im Ver- bleiben, ob dieser Schritt für die entscheidenden Bedro- teidigungsfall oder Katastrophenschutz im Friedensfall hungen ausreicht und wie viel Rechtssicherheit die jetzige bezogen ist, sondern allein das Ausmaß der Krisenlage Fassung den Feuerwehren und den Hilfsorganisationen als Kriterium für die Aufgabenzuweisung hat. Nur so kön- überhaupt noch bieten kann. Wir werden im Gesetzge- nen wir wirklich Rechtssicherheit erlangen. bungsverfahren genau abwägen müssen, ob wir uns da- Leider war der Bundesminister nicht in der Lage, dies mit nicht die Chance auf eine langfristig tragfähige Lö- gegenüber den Ländern durchzusetzen. Die Tatsache, sung verbauen. Dabei müssen wir auch abwägen, ob der dass wir hier heute über ein Zivilschutzgesetz-Ände- Minister gegenüber den Ländern noch die politische rungsgesetz sprechen und nicht über ein Bevölkerungs- Kraft finden könnte, für eine Regelung zu werben, die eine schutzgesetz, zeigt, dass der Versuch, diese neuen Strate- wirkliche Antwort auf die im Grünbuch beschriebenen gien auch rechtlich umzusetzen und auf eine eindeutige Bedrohungen darstellt, oder ob es bei einem solchen Mi- grundgesetzliche Basis zu stellen, aufgegeben wurde. nimalschritt wirklich bleiben soll. So kommen wir wohl mit dem vorliegenden Entwurf Darüber hinaus müssen wir aber auch sicherstellen, gegenüber den Einwendungen des Rechnungshofes auch dass die Befürchtungen des Bundesrechnungshofes, die nicht substanziell weiter, weil wir aus einer grundsätzli- Länder erhielten bundesfinanzierte Ausstattungen für chen Zwickmühle einfachgesetzlich nicht herauskommen den Katastrophenschutzbedarf mit der Möglichkeit, im werden, wie ja auch die bisherige Genese des Gesetzent- gleichen Umfang eigene Aufwendungen einzusparen, wurfes gezeigt hat. Entweder das neue Gesetz gibt eine nicht eintreten. Sonst besteht die Gefahr, dass die Res- eindeutige Rechtsgrundlage für Anstrengungen des Bun- sourcen nicht zusammengeführt, sondern am Ende zur des außerhalb des sehr engen Rahmens des Zivilschutzes Erfüllung von Aufgaben der Länder Landeskomponenten und der pflichtgemäßen Vorbereitung auf Amtshilfe, dann und Landesausgaben durch Bundeskomponenten und geraten wir mit der grundgesetzlichen Aufgabenzuwei- Bundesausgaben ersetzt werden. Damit würden die Fä-

Zu Protokoll gegebene Reden 21266 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 196. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Dezember 2008

Gerold Reichenbach (A) higkeiten zur Vorsorge und Hilfe im Katastrophenschutz Die bestehende Zweiteilung in den Zivilschutz im Ver- (C) und Zivilschutz eben gerade nicht verbessert. teidigungsfall und den Katastrophenschutz im Frieden ist überholt und macht aus Sicht der meisten Experten so kei- Dies wäre weder im Interesse der betroffenen Organi- nen Sinn mehr. Die bislang praktizierte Zuweisung von sationen und der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer Zuständigkeiten nach der Schadensursache wird der noch im Interesse einer sinnvollen Ausrichtung der An- Lage nicht länger gerecht. Zum Zeitpunkt einer notwen- strengungen des Bundes und der Länder auf die neuen digen Gefahrenabwehr kann nicht die Ursachenfor- Herausforderungen im Bevölkerungs- und Katastrophen- schung höchste Priorität haben, um Zuständigkeitsfragen schutz. Die Bevölkerung und die Hilfsorganisationen ha- zu klären. ben einen Anspruch darauf, dass die Verantwortung, die der Bund in diesem Bereich in Zukunft wahrzunehmen be- Hier muss einfach und schnell anhand des Schadens- reit ist, nicht als Finanzverschieebahnhof in Richtung ausmaßes geholfen werden. Daher ist eine Aufgabenver- Länder missbraucht wird. teilung anzustreben, bei der die Zuständigkeit für lokale Schadensereignisse im Rahmen der allgemeinen Gefah- Lassen Sie mich zum Schluss die Gelegenheit ergrei- renabwehr bei den Kommunen bzw. beim Land; die Zu- fen, mich bei den freiwilligen und hauptamtlichen Helfe- ständigkeit für Großschadensereignisse innerhalb eines rinnen und Helfern in der Gefahrenabwehr für ihren un- Bundeslandes ohne weitere Auswirkungen auf das Bun- ermüdlichen Einsatz im Dienste unserer Sicherheit zu desgebiet bei den Ländern und die Zuständigkeit für au- bedanken. Mein besonderer Dank gilt all jenen, die ge- ßerordentliche bundesweite Schadenslagen sowie für län- rade während der Feiertage nicht bei ihren Familien sein derübergreifende Großschadenslagen beim Bund liegt. können, sondern sie in ihren Dienststellen, Bereitschaften Innerhalb dieses Rahmens ist die Ressourcenverantwor- oder gar im Einsatz verbringen müssen. Ihnen allen ein tung zu regeln, um effektiv und schnellstmöglich helfen zu frohes Weihnachten und vor allem Glück und Gesundheit können. im kommenden Jahr! Ein neues, zeitgemäßes Ausstattungskonzept ist dabei Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP): ohne einen schlagkräftigen und wirkungsvollen Beitrag Der bisherige Dualismus von Zivil- und Katastrophen- des Bundes nicht denkbar. Die Konzentration des Bundes schutz muss überwunden und die Zuständigkeit klar gere- auf die Bereitstellung von Spezialressourcen für „Sonder- gelt werden. Hierfür ist ein von Bund und Ländern lagen“ darf nicht zu einem schleichenden Rückzug des gemeinsam getragenes, einheitliches Bevölkerungsschutz- Bundes aus der Fläche führen. Die Verteilung der Res- system am besten geeignet – mit allein am Schadensaus- sourcen hat vielmehr dergestalt zu erfolgen, dass eine zeitnahe Reaktion auf Ereignisse an jedem Ort in (B) maß und an den schnellsten und besten Reaktionsmög- (D) lichkeiten ausgerichteten, klaren Zuständigkeiten und Deutschland sichergestellt ist. Dabei ist die Frage nach Verantwortlichkeiten. Ob der von der Bundesregierung der Rechtsgrundlage auch für die Bundesleistungen im vorgelegte Gesetzentwurf diesem Anspruch gerecht wird, Bereich Ausstattung, wie sie vom Deutschen Bundestag muss hinterfragt werden. und dem Bundesrechnungshof aufgeworfen worden ist, abschließend und eindeutig zu klären. In dieser Hinsicht Der Schutz der Bevölkerung vor Katastrophen und wirft der Gesetzentwurf der Bundesregierung eher Unglücksfällen ist eine der grundlegenden Aufgaben des Fragen auf, als dass er sie beantwortet. Deshalb scheint Staates. Naturkatastrophen und Großunfälle machen eine grundgesetzlich verankerte bundesweite Koordinie- nicht an Ländergrenzen halt. Überregionale Stromaus- rungskompetenz im Katastrophenschutz unverzichtbar zu fälle wie vor einigen Jahren im Münsterland oder verur- sein. sacht durch die Ems-Durchfahrt eines großen Schiffs- neubaus, Pandemien wie etwa die Vogelgrippe oder von Darüber hinaus sind die ehrenamtlichen Strukturen im bestimmten Gruppen ausgehende Gefahren, etwa durch Katastrophenschutz mindestens im bisherigen Umfange organisierte Kriminalität oder terroristische Aktivitä- unbedingt aufrechtzuerhalten. Das ehrenamtliche Enga- ten, erfordern ein länderübergreifendes Sicherheitskon- gement ist die bürgerschaftliche Grundlage für die Si- zept. cherheit aller Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und die tragende personelle Infrastrukturkomponente des Das neue Zivilschutzgesetz ist überfällig. Neue He- Bevölkerungsschutzes. Die FDP ist überzeugt: Die eh- rausforderungen an die öffentliche Sicherheit sind nicht renamtlichen und die professionellen Helferinnen und allein mit tagespolitischen Aktivitäten zu beantworten. Helfer von THW und Feuerwehren, von Rettungsdiens- Der Bund muss im Katastrophenschutz Verantwortung ten, DLRG und anderen Hilfsorganisationen leisten aus- übernehmen und darf sich nicht aus der Fläche zurück- gezeichnete Arbeit. Sie müssen deutlich mehr gewürdigt ziehen. Hier wirkt der Schäuble-IMK-Entwurf halb- und unterstützt werden, als es bisher der Fall war. herzig. Der Bundesrechnungshof hat wiederholt die Bun- desfinanzierung kritisiert. Katastrophenschutz ist laut Effiziente Strukturen, einfache Entscheidungswege, an Grundgesetz Ländersache. Eine Nachjustierung ist drin- Risiken ausgerichtete Reaktionsmöglichkeiten helfen gend erforderlich. Es ist befremdlich, dass Innenminister auch und gerade denjenigen, die selbst schnell helfen Schäuble dem Bundeswehreinsatz im Innern Tür und Tor wollen. Die Herausforderungen im Bevölkerungsschutz öffnen will, aber sich einer zeitgemäßen Neudefinition sind sehr groß. Viele inhaltliche Fragen harren der Be- der grundgesetzlichen Bevölkerungsschutzkompetenzen antwortung; den Rahmen hierfür muss ein ausgefeiltes verweigert. Es gilt aber, die zivilen Kräfte zu stärken. Gesetz schaffen.

Zu Protokoll gegebene Reden Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 196. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Dezember 2008 21267

Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (A) Im Kalten Krieg bestanden viele Kapazitäten, die nach Zweiteilung wird der realen Gefahrenlage nicht mehr ge- (C) 1990 vorschnell seitens des Bundes abgebaut wurden und recht. Stürme und Hochwasser durch Klimawandel, Pan- nicht in dem den aktuellen Herausforderungen entspre- demien, großflächige Stromausfälle und die Gefahr chenden Maße wieder in den Ländern aufgebaut wurden. schwerer terroristischer Anschläge sind die Bedrohungs- Das ist ein grobes Versäumnis und zeugt von bundespoli- lagen, auf die wir vorbereitet sein müssen. tischem Handlungsbedarf. Auch insofern ist diese Initia- tive der Bundesregierung zu betrachten. Die Große Koalition hat sich weder an eine Verfas- sungsänderung herangetraut, noch schafft Sie für den Im weiteren Beratungsgang muss unter Anhörung von Bund eine tragfähige Definition der heutigen Zivil- Experten ausgelotet werden, ob der vorgelegte Gesetzent- schutzaufgaben. Und auch ein THW-Gesetz, dass die Auf- wurf die rechtlichen Rahmenbedingungen für ein wirklich gaben und Zuständigkeiten klar beschreibt, fehlt. Es zukunftsorientiertes Bevölkerungsschutzsystem zu setzen bleibt dabei: Der Bund stellt erhebliche Haushaltsmittel vermag. zur Verfügung für eine militärische Schadenslage, den Verteidigungsfall, der mit hoher Wahrscheinlichkeit in Petra Pau (DIE LINKE): den kommenden Jahren nicht eintreten wird. Dies kann Die Linke prüft das Anliegen und die Zwischentöne. kein dauerhafter Zustand sein. Kein Gesetzentwurf verlässt den Bundestag so, wie er Auch wir sehen die Notwendigkeit einer Mischfinan- eingebracht wurde. Deshalb werde ich über den vorlie- zierung, wir wollen Länder und Kommunen nicht alleine genden Gesetzentwurf keinen Stab brechen. Ich werde ihn lassen. Aber bitte auf einer geklärten Verfassungslage auch nicht loben. Ich melde lediglich Bedenken an. und auf einer tragfähigen Rechtsgrundlage. Es kann Die Bedenken rühren daher, dass fast alle Gesetze aus nicht sein, dass die Zuständigkeiten in der Verfassung un- dem Bundesinnenministerium wohlfeil formuliert wer- angetastet bleiben und der Bund dennoch Haushaltsmit- den, während die eigentlichen Tücken hinterlistig zwi- tel für Aufgaben der Länder zur Verfügung stellt. schen den Zeilen lauern. Bundesinnenminister Schäuble Ich will hier mit aller Deutlichkeit sagen: Der nichtpo- strebt ein Supersicherheitsministerium nach USA-Vorbild lizeiliche Bevölkerungsschutz ist in Deutschland gerade an. Polizei, Bundeswehr, Geheimdienste, Zivilschutz, al- auch wegen des hohen Anteils des Ehrenamtes in der les soll unter einem allmächtigen Dach vereinigt werden. Feuerwehr, bei den Rettungs- und Hilfsdiensten und beim Das lehnt die Linke in Übereinstimmung mit dem Grund- THW im europäischen Vergleich hervorragend aufge- gesetz bekanntlich ab, während es die Bundesinnenminis- stellt. Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich bei ter der letzten fünf Wahlperioden im Kampf gegen das allen ehrenamtlich Tätigen bedanken und hier ein weite- Grundgesetz befürwortet haben. res Defizit benennen. Wir werden den Anteil der Ehren- (B) (D) Das sät natürlich Misstrauen, auch zu diesem Gesetz- amtlichen nur halten, wenn wir das Ehrenamt durch An- entwurf. Das Einzige, was hoffen lässt: Der Präsident des erkennung bei der Steuer, durch verlässliche Aus- und THW, Herr Broemme, ist ein erprobter Berliner. Das Fortbildung oder durch die Bereitschaft der Wirtschaft könnte für einen libertären Geist sprechen. zur Freistellung weiter stärken. Wir werden in den parlamentarischen Ausschüssen Auch ich will den Bund nicht aus der Verantwortung das Anliegen und die Zwischentöne gründlich prüfen, und für die Finanzierung der Feuerwehren, Rettungsdienste wir werden die Spreu vom Weizen trennen, wobei ich Ih- und Hilfsdienste entlassen. Die hohe Qualität und die mo- nen schon jetzt sage: Die Linke ist für den Weizen. derne Ausstattung des Bevölkerungsschutzes können wir nur durch eine Mischfinanzierung von Bund und Ländern aufrechterhalten. Wir stimmen dem gemeinsam getrage- (BÜNDNIS 90/DIE nen Ausstattungskonzept voll und ganz zu. Aber wir blei- GRÜNEN): ben bei unserer Forderung: Wir brauchen ein einheitli- Mehr Mut, mehr Entschlusskraft hätte ich mir bei der ches Bevölkerungsschutzgesetz, das die Aufgaben und seit Jahrzehnten überfälligen Reform des Bevölkerungs- Zuständigkeiten von Bund und Ländern neu definiert. schutzes gewünscht. Das Zivilschutzänderungsgesetz, das die Große Koalition hier heute vorlegt, bleibt Stück- Die Szenarien zukünftiger Bedrohungslagen hat die werk. Die real vorhandenen Defizite werden nicht beho- fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe in dem Grünbuch ben. Eine tatsächliche Reform des Bevölkerungsschutzes des Zukunftsforums öffentliche Sicherheit „Risiken und im Bereich der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr haben Herausforderungen für die öffentliche Sicherheit in Sie trotz satter Mehrheiten nicht in Angriff genommen. Deutschland“ beschrieben. Die Schlussfolgerungen, die Das Gesetz ist noch nicht einmal eine hinreichende ich aus den Szenarien ziehe: Wir brauchen im Grundge- Grundlage für die zukünftige Finanzierung des gemein- setz eine Neuregelung der Zuständigkeiten. Die Folgen samen Beschaffungskonzeptes von Bund und Ländern. von Pandemien, großflächigen Stromausfällen oder schweren terroristischen Anschlägen sind nicht mehr mit Wir behalten auf der Bundesebene ein Zivilschutzge- dem alten, militärischen Zivilschutzbegriff fassbar. setz, für das es nach der Auflösung des Warschauer Pak- tes und Beendigung des Kalten Krieges zum Glück keine Es kann in Deutschland zu länderübergreifenden Erforderlichkeit mehr gibt. Die Zuständigkeit des Bundes Schadensfällen kommen, die eine Bundeskompetenz in für die Bewältigung von militärischen Bedrohungslagen der Koordinierung und Führung auch im operativen Be- und Kriegsfolgen und die Zuständigkeit der Länder für reich erforderlich machen. Wir können nicht mögliche den Natur- und Katastrophenschutz ist überholt. Diese Szenarien wie terroristische Anschläge auf ein Atom-

Zu Protokoll gegebene Reden 21268 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 196. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Dezember 2008

Silke Stokar von Neuforn (A) kraftwerk beschreiben und dann eine gesetzliche Grund- Politischen Ausdruck fand dieses grundlegend verän- (C) lage vorhalten, die die Zuständigkeit der Schadensbewäl- derte Bewusstsein in der Vereinbarung der „Neuen Stra- tigung bei den Ländern belässt. Auch Pandemien halten tegie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ im sich nicht an Ländergrenzen; sie können ganz Europa be- Jahr 2002. In der Sache geht es um das Zusammenwirken treffen. Wir haben doch bereits erlebt: Wenn auf der Ems von Bund und Ländern im Sinne einer „gemeinsamen“ für die Durchfahrt eines Kreuzfahrtschiffes der Strom ab- Verantwortung von Bund und Ländern bei national be- gestellt wird, können infolge einer Kettenreaktion in Ita- deutsamen Ereignissen durch tatsächlich engere Zusam- lien die Lichter ausgehen. Welches Bundesland soll hier menarbeit, die auch ohne Verfassungsänderung – Bund die Verantwortung übernehmen, wenn es zu einem län- Zivilschutz, Länder Katastrophenschutz – möglich ist. gerfristigen Schadensfall mit weiteren Kettenreaktionen Zwischenzeitlich haben Bund und Länder in dieser kommt? Hinsicht viel erreicht: Im Jahr 2004 wurde das Bundes- Nein, meine Damen und Herren von der Großen Ko- amt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, BBK, alition, das, was Sie heute vorlegen, ist keine Reform, errichtet, das die Aufgaben des Bevölkerungsschutzes als sondern mühseliges Löcherstopfen. Europa arbeitet der- Dienstleister für alle im System mitwirkenden Akteure zeit an gemeinsamen Standards für den nichtpolizeilichen bündelt. Das gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bevölkerungsschutz, und Deutschland irrt weiter durch Bund und Ländern, GMLZ, wurde im BBK eingerichtet. den Föderalismusdschungel. Es verfügt über die neue Datenbank deNIS, deutsches Notfallvorsorge-Informationssystem. Die psychologische Es bleibt noch viel Arbeit, und wir sollten uns im In- Betreuungsstelle NOAH wurde in Betrieb genommen und nenausschuss ernsthaft Gedanken darüber machen, wie das Ausbildungsprogramm der Akademie für Krisen- wir die erforderliche Reform des Bevölkerungsschutzes in management, Notfallplanung und Zivilschutz, AKNZ, auf Deutschland voranbringen. Ich stehe hier für eine koope- neue Herausforderungen ausgerichtet. Eine neue rative Zusammenarbeit weiter zur Verfügung. Die richti- Übungsserie LÜKEX wurde von ihr kreiert und inzwi- gen Fragen sind im Grünbuch gestellt. Wir müssen jetzt schen zusammen mit allen Bundesländern durchgeführt. allerdings auch Antworten geben, die weit über dieses Zi- vilschutzänderungsgesetz hinausgehen. Dies umfasst so- Die neue politische Wertigkeit des Bevölkerungsschut- wohl die Vorbereitung der Bevölkerung auf mögliche zes hat auch zur Bildung der neuen Abteilung „Krisen- Schadensereignisse, die Stärkung der Selbsthilfe, die Klä- management und Bevölkerungsschutz“ im Bundesminis- rung der Verantwortlichkeiten für die Aufrechterhaltung terium des Innern geführt. der privatisierten kritischen Infrastrukturen als auch den Die Länder haben die Neuorientierung des Bundes erforderlichen Ausbau der Notfallmedizin. ausdrücklich begrüßt. Zugleich haben sie gefordert, dass (B) der Bund zusätzlich zu seiner Zuständigkeit für den Zivil- (D) Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär beim schutz nun auch die gesetzliche Befugnis erhalten solle, Bundesminister des Innern: sie beim Schutz der Bevölkerung in Fällen terroristischer Anschläge sowie bei Naturkatastrophen und Unglücks- Es ist inzwischen ein Gemeinplatz, dass die Ereignisse fällen, die das Gebiet mehr als eines Landes gefährden, der Jahre 2001 und 2002 ein neues Bewusstsein und eine zu unterstützen. Der Bund hat diese Bitte aufgegriffen. neue Wertigkeit für den Bevölkerungsschutz geschaffen Das Bundeskabinett hat am 15. Oktober 2008 den Ihnen haben. Ausdruck dieser neuen positiven Wahrnehmung vorliegenden Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des ist der Ihnen vorliegende Gesetzentwurf. Zivilschutzgesetzes beschlossen. Das Grundkonzept Nach dem Zerfall des Warschauer Paktes hat der Bund wurde mit den Ländern im Frühjahr 2008 abgestimmt. in den 90er-Jahren als sogenannte Friedensdividende Der Gesetzentwurf sichert eine wirksame materielle seine Einrichtungen und Vorhaltungen für den Zivilschutz wie konzeptionelle Unterstützung des Bundes zugunsten stark zurückgeführt. Dann kamen die Anschläge des der Länder bei Großschadenslagen. Die Ressourcen, die 11. September 2001. Sie haben verdeutlicht, dass es mit der Bund für den Zivilschutzfall vorhält, stehen den Län- dem Abbau von Kapazitäten so nicht weitergehen konnte. dern danach auch für ihre Aufgaben im Katastrophen- 2002 hatten wir das Hochwasser an der Elbe zu bewälti- schutz zur Verfügung. Dies gilt insbesondere für die gen. Trotz des größtmöglichen Einsatzes aller Kräfte kam Ausstattung, mit der der Bund die Katastrophenschutz- es zu dramatischen Schäden. Das Wort Flutkatastrophe strukturen der Länder „ergänzt“. Es gilt aber zum Bei- war nicht übertrieben. spiel auch für das Warnsystem des Bundes, SatWas, sowie die Bundesinstrumente für ein Informations-, Lage- und So unterschiedlich beide Ereignisse waren, so zeigten Ressourcenmanagement, wie sie das BBK mit dem GMLZ sie doch beide unmissverständlich den gesamtstaatlichen und der Datenbank deNIS vorhält. Handlungsbedarf auf. Sie waren so etwas wie eine dop- pelte Zäsur. Zwar drohte nicht mehr der Kalte Krieg. Die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des Bundes Aber auch mit der Selbstsicherheit der 90er-Jahre – un- werden auf eine moderne Grundlage gestellt. Insbeson- serem Lande drohten allenfalls begrenzte, überschaubare dere wird die erfolgreiche länderübergreifende Krisen- Gefahren – war es vorbei. Seitdem setzen sich Bund und managementübungsserie LÜKEX rechtlich abgesichert. Länder intensiv mit der Frage auseinander, welche Kapa- Der Gesetzentwurf eröffnet zudem erstmals die Möglich- zitäten wir in beiden Aufgabenbereichen brauchen und keit zentraler Koordinierungsmaßnahmen durch den wie wir die Ressourcen von Bund und Ländern am besten Bund auf Ersuchen und im Einvernehmen mit jedem be- miteinander verzahnen. troffenen Land. Das operative Krisenmanagement ver-

Zu Protokoll gegebene Reden Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 196. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Dezember 2008 21269

Parl. Staatssekretär Dr. Christoph Bergner (A) bleibt allerdings bei jedem Land. In diesem Zusammen- alles Ziele, die wir als Entwicklungspolitiker unterstüt- (C) hang sei erwähnt, dass es selbst in zentralstaatlich zen. verfassten Staaten wie Großbritannien und Frankreich ein Weisungsrecht der nationalen Behörden gegenüber Das Instrument der Budgethilfe ist nicht neu. Bereits in der örtlichen Einsatzebene nicht gibt. der Vergangenheit wurde es im Rahmen der Struktur- anpassungsprogramme eingesetzt. Die Erfahrungen da- Geregelt wird der Datenaustausch zwischen Bund und mit waren allerdings eher gemischt bis enttäuschend. Ländern bei der Vorbereitung auf und der Bewältigung Nahe liegend ist, dass die Überwindung der Mittel- von Großschadenslagen. Vorgesehen sind ferner eine abflussproblematik bei den eingangs genannten Gebern bundesweite Risikoanalyse, eine Beratungs- und Unter- auch eine wichtige Motivation gewesen sein könnte, den stützungsfunktion des Bundes beim Schutz kritischer In- Einsatz der Budgethilfe auszuweiten. Die Union hat da- frastrukturen sowie die Entwicklung von Standards und her die internationale Diskussion und den bekannterma- Rahmenkonzepten. Das Ehrenamt wird als unverzicht- ßen nicht durch Mittelabflussprobleme geleiteten Marsch bare Grundlage des Zivil- und Katastrophenschutzes ge- der rot-grünen Bundesregierung in die Budgethilfe kri- würdigt und gefördert. tisch begleitet. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird eine große Für einen Erfolg der Budgethilfe sind die besten Vo- Lücke im System des Bevölkerungsschutzes in Deutsch- raussetzungen gegeben, wenn das Partnerland eine land geschlossen. Wir verfügen damit endlich über eine starke, legitimierte und reformorientierte Regierung hat. moderne und klare Rechtsgrundlage. Dies ist dann der Fall, wenn gute Regierungsführung der Partnerregierung gegeben ist. Dies bedeutet, die Hand- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: lungsfähigkeit und Handlungswilligkeit der Regierung Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent- muss klar erkennbar und überprüfbar sein. Die Legitimi- wurfs auf Drucksache 16/11338 an die in der Tagesord- tät, das heißt eine hohe Zustimmung der Bevölkerung zum nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es Regierungshandeln muss gegeben sein, Eine wirksame anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann politische Kontrolle durch ein demokratisch legitimier- ist die Überweisung so beschlossen. tes, qualifiziertes und eigenständiges Parlament sowie eine aktive Zivilgesellschaft müssen sichergestellt sein, Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf: Es muss ein realisierbares und auf die wesentliche Ent- wicklungsaspekte abzielendes Reformprogramm, dem Beratung des Antrags der Abgeordneten Hellmut sich die Partnerregierung aktiv verpflichtet fühlt, vorlie- Königshaus, Dr. , , gen. Eine effiziente Verwaltung, niedriges Korruptions- weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP (B) niveau, transparentes und unabhängig kontrolliertes öf- (D) Ein Konzept für die Budgethilfepraxis vorle- fentliches Finanzmanagement sollen gegeben sein. Und gen und die Gewährung von Budgethilfe an last, but not least: Es müssen nachhaltige Anstrengungen strenge Kriterien knüpfen zur Verbesserung der Eigenfinanzierung erkennbar sein, damit klar ist, dass die Budgetfinanzierung von außen – Drucksache 16/5604 – zeitlich begrenzt ist und so bald wie möglich durch eigene Überweisungsvorschlag: Finanzmittel ersetzt wird. Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (f) Wir sind davon überzeugt, dass nur unter diesen Rah- Haushaltsausschuss menbedingungen die von den Befürwortern der Budget- Hier sollen die Reden ebenfalls zu Protokoll genom- hilfe erwarteten – bisher aber noch nicht empirisch men werden. Es handelt sich um die Reden der Kollegin- belegten – Vorteile gegenüber den bisher bewährten In- nen und Kollegen Dr. Christian Ruck, CDU/CSU, strumenten der Entwicklungszusammenarbeit möglich Dr. Bärbel Kofler, SPD, Hellmut Königshaus, FDP, sind. Die Union hat daher Wert darauf gelegt, diese Vo- Hüseyin-Kenan Aydin, Die Linke, und Thilo Hoppe, raussetzung im Koalitionsvertrag festzulegen. Wir sind Bündnis 90/Die Grünen. aber auch davon überzeugt, dass es in Ausnahmefällen notwendig sein kann, übergangsweise zur Stabilisierung staatlicher Strukturen, zum Beispiel für die Sicherstellung Dr. Christian Ruck (CDU/CSU): von Gehaltszahlungen in fragilen Staaten, budgethilfe- Seit Ende der 90er-Jahre setzt sich eine Gruppe ein- ähnliche Instrumente einzusetzen. In diesen Fällen muss flussreicher Geber – unter anderem Großbritannien, aber eine intensive Kontrolle sichergestellt werden. skandinavische Länder, Weltbank, EU-Kommission –, die über keine oder unzureichende Implementierungsstruktu- Wir müssen uns bewusst sein, dass mit der Budgethilfe ren verfügen, dafür ein, die Abwicklung der Entwick- Risiken verbunden sind. So weisen die meisten Länder, lungszusammenarbeit über direkte Transfers in den denen zurzeit Budgethilfe gewährt wird, in der einen oder Staatshaushalt des jeweiligen Partnerlandes zum bevor- anderen Hinsicht erhebliche Defizite auf. Wir müssen uns zugten Instrument der Entwicklungszusammenarbeit zu der Gefahr bewusst sein, dass die Budgethilfe diese Defi- machen. Damit sollen vor allem die Effizienz und Effekti- zite nicht vermindert, sondern möglicherweise sogar vität der Zusammenarbeit gesteigert, die Partnerstruktu- noch verstärkt. In vielen Ländern stagniert der Prozess ren gestärkt, die Transaktionskosten vermindert und die zur Stärkung von Kontrollmechanismen zur Verwendung Eigenverantwortlichkeit der Entwicklungsländer zur öffentlicher Mittel ebenso wie der Demokratisierungs- Umsetzung der Armutsbekämpfung gefördert werden – prozess und die Korruptionsbekämpfung. Deutscher Bundestag Drucksache 16/11780

16. Wahlperiode 28. 01. 2009

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses (4. Ausschuss)

1. zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 16/11338 –

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz – ZSGÄndG)

2. zu dem Antrag der Abgeordneten Hartfrid Wolff (Rems-Murr), Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 16/7520 –

Bevölkerungsschutzsystem reformieren – Zuständigkeiten klar regeln

A.Problem Die verfassungsrechtliche Zivilschutzkompetenz erlegt dem Bund eine von tagespolitischen Entwicklungen unabhängige Verpflichtung zur Gewährleistung der jederzeitigen Einsatzmöglichkeit von Mitteln des Zivilschutzes auf. Aufbauend auf dieser Zuständigkeit für den Schutz der Bevölkerung im Vertei- digungsfall hat der Bund den Ländern bei Großschadenslagen – unabhängig von ihrer Ursache – schon immer Hilfe bei deren Bewältigung geleistet. So, wie der Bund im Zivilschutzfall auf die Einrichtungen des Katastrophenschutzes der Länder zurückgreifen darf, greifen die Länder oftmals auf die Ausstattung des Bundes für den Zivilschutz zurück. Hierfür fehlt bisher eine einfachgesetzliche Grundlage. Mit dem Gesetz werden deshalb strukturelle Konsequenzen aus der vor diesem Hintergrund von Bund und Ländern gemeinsam verabredeten „Neue[n] Strate- gie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ (Beschluss der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder vom 5./6. Juni 2002) gezogenund eine einfachgesetzliche Grundlagefür die Katastrophenhilfe des Bundes geschaffen.

B.Lösung Ergänzung des Zivilschutzgesetzes vom 25. März 1997. 1. Annahme des Gesetzentwurfs auf Drucksache 16/11338 in geänderter Fassung mit den Stimmender Fraktionen der CDU/CSU und SPD bei Drucksache 16/11780 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Stimmenthaltung der Fraktionen FDP, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 2. Ablehnung des Antrags auf Drucksache 16/7520 mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen der Fraktionen FDP undBÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Stimmenthaltung der Frak- tion DIE LINKE.

C.Alternativen Annahme des Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/7520.

D.Finanzielle Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte I. des Bundes 1. Haushaltsausgaben ohne Vollzugsaufwand Zusätzliche Belastungen für den Haushalt des Bundes sind nicht zu erwarten.

2. Vollzugsaufwand Mit der Gesetzesänderung gehteine Verwaltungsvereinfachung einher, die den Vollzugsaufwand verringert.

II.der Länder 1. Haushaltsausgaben ohne Vollzugsaufwand Mit diesem Gesetz einher geht die mit den Ländern vereinbarte Veränderung des Ausstattungskonzepts des ergänzenden Katastrophenschutzes. Die Änderung des Konzeptesführt dazu, dass die Länder abdem Jahr 2010 Haushaltsmittel für die Weiterverwendung und Unterhaltung nichtmehr konzeptkonformer Ausstat- tung aufbringen müssen, da der Bund nach dem 31. Dezember 2009 nur noch Ausstattung nach dem neuen Konzept finanzieren wird.

2. Vollzugsaufwand Mit der Gesetzesänderung gehteine Verwaltungsvereinfachung einher, die den Vollzugsaufwand verringert.

E.Sonstige Kosten Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Wirtschaft. Auswirkungen auf die Einzelpreise können ausgeschlossen werden. Messbare Auswirkungen auf das Preisniveau, insbesondere aufdas Verbraucherpreisniveau, sind nicht zu erwarten.

F. Bürokratiekosten Es werdenkeine Informationspflichten für Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger eingeführt, geändert oder aufgehoben. Eine Informationspflicht für die Verwaltung wird vereinfacht. In bestimmten Bereichen der ergänzenden Ausstattung erfolgt die Kostenerstattung künftig in pauschalierter Form. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 3 – Drucksache 16/11780

Beschlussempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen,

1. den Gesetzentwurf auf Drucksache 16/11338 mit folgenden Maßgaben, im Übrigen unverändert anzunehmen: Artikel 1 wird wie folgt geändert: 1. § 13 Absatz 3 wird wie folgt gefasst: „(3) Die vom Bund den Ländern für den Zivilschutz zur Verfügung ge- stellte ergänzende Ausstattung steht den Ländern zusätzlich für Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung.“ 2. In § 16 Absatz 2 Satz1 werden die Wörter „ein betroffenes Land“ durch die Wörter „das betroffene Land“ und die Wörter „mehrere betroffene Länder“ durch die Wörter „die betroffenen Länder“ ersetzt. 3. In § 18 Absatz 1 werden nach Satz 1 die folgenden Sätze 2 und 3 ein- gefügt: „Das Bundesministerium des Innern unterrichtet den Deutschen Bundes- tag über die Ergebnisse der Risikoanalyse nach Satz 1 ab 2010 jährlich. Im Jahr ihrer Fertigstellung unterrichtet es den Deutschen Bundestag darüber hinaus über die von der Schutzkommission erstellten Gefahrenberichte.“ 4. § 19 wird § 20. 5. § 20 wird § 19. 6. In § 23 Absatz 1 wird Satz 2 wie folgt gefasst: „Dieses steht den Ländern für ihre Aufgaben im Bereich des Katastro- phenschutzes zusätzlich zur Verfügung.“ 7. In § 29 Absatz 3 wird Satz 1 wie folgt gefasst: „Der Bund trägt die planmäßigen fahrzeug- und helferbezogenen Kosten nach § 13 ab dem Jahr 2010 nach folgenden Maßgaben:“;

2. den Antrag auf Drucksache 16/7520 abzulehnen.

Berlin, den 28. Januar 2009

Der Innenausschuss

Sebastian Edathy Gerold Reichenbach Hartfrid Wolff (Rems-Murr) Vorsitzender Berichterstatterin Berichterstatter Berichterstatter

Petra Pau Silke Stokar von Neuforn Berichterstatterin Berichterstatterin Drucksache 16/11780 – 4 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Bericht der Abgeordneten Beatrix Philipp, Gerold Reichenbach, Hartfrid Wolff (Rems-Murr), Petra Pau und Silke Stokar von Neuforn

I. Zum Verfahren Fraktion DIE LINKE. die Ablehnung des Antrags empfoh- 1. Überweisung len. Der Gesetzentwurf auf Drucksache 16/11338 wurde in der 3. Beratungen im federführenden Ausschuss 196. Sitzung des Deutschen Bundestages am 18. Dezember 2008 an den Innenausschuss federführend sowie an den Aus- Der Innenausschuss hat den Gesetzentwurf auf Druck- schuss für Gesundheit zur Mitberatung überwiesen. sache 16/11338 sowie den Antrag auf Drucksache 16/7520 in seiner 84. Sitzung am 28. Januar 2009 abschließend bera- Der Antrag derFraktion der FDP auf Drucksache 16/7520 ten. wurde in der 143. Sitzung des Deutschen Bundestages am 15. Februar2008 an den Innenausschuss federführend sowie Der Gesetzentwurf der Bundesregierung wurde in der Fas- an den Rechtsausschuss, den Verteidigungsausschuss, den sung des Änderungsantrags der Koalitionsfraktionen der Ausschussfür Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den CDU/CSU und SPD auf Ausschussdrucksache 16(4)541 Ausschuss für Gesundheit und den Ausschuss für Bildung, mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und SPD Forschung undTechnikfolgenabschätzung zur Mitberatung bei Stimmenthaltung der Fraktionen FDP, DIE LINKE. und überwiesen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN angenommen. Zuvor wurde der Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen 2. Voten der mitberatenden Ausschüsse auf Ausschussdrucksache 16(4)541 mit demselben Stimm- Zum Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache ergebnis angenommen. 16/11338 Den Antrag der Fraktion der FDP hat der Innenausschuss mit Der Ausschuss für Gesundheit hat in seiner 104. Sitzung den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und SPD gegen am 21. Januar 2009 mit den Stimmen der Fraktionen der die Stimmen der Fraktionen FDP und BÜNDNIS 90/DIE CDU/CSUund SPD gegen die Stimmen der Fraktion GRÜNEN bei Stimmenthaltung der Fraktion DIE LINKE. DIE LINKE. bei Stimmenthaltung der Fraktionen FDP und abgelehnt. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Annahme des Gesetz- entwurfs empfohlen. II. Zur Begründung Zum Antrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/7520 Die Fraktion der CDU/CSU begrüßt den vorgelegten Gesetzentwurf. Im Rahmen der vom Grundgesetz vorgege- Der Rechtsausschuss hat in seiner 123. Sitzung am 21. Ja- benen Kompetenzverteilung, der zufolge der Bund für den nuar 2009 mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU Zivilschutz und die Bundesländer für den Katastrophen- und SPD gegen die Stimmen der Fraktionen FDP und schutz zuständig seien, sei insgesamt ein gutes Ergebnis zwi- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Stimmenthaltung der schen Bund und Ländern erzielt worden. Nach dem Zusam- Fraktion DIE LINKE. die Ablehnung des Antrags empfoh- menbruch des Warschauer Paktes und dem Fall der Mauer len. einerseits sowie der Zunahme des Terrorismus andererseits Der Verteidigungsausschuss hat in seiner 98. Sitzung am habe sich die Bedrohungslage für die Bevölkerung stark 21. Januar 2009 mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/ geändert. Die Regelungen für den Zivilschutz müssten ent- CSU undSPD gegen die Stimmen der Fraktionen FDP und sprechend angepasst werden. Bund und Länder hätten sich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Stimmenthaltung der letztlich darauf verständigt, dass die grundgesetzliche Zu- Fraktion DIE LINKE. empfohlen, den Antrag abzulehnen. ständigkeitsregelung beibehalten werden solle, der Bund die Länder jedoch beispielsweise im Falle terroristischer An- Der Ausschussfür Familie, Senioren, Frauen und Jugend griffe unterstütze. Für diese Befugnisse des Bundes seien hat in seiner 75. Sitzung am 28. Januar 2009 mit den Stim- einfachgesetzliche Rechtsgrundlagen notwendig, die mit men derFraktionen der CDU/CSU und SPD gegen die Stim- dem vorliegenden Gesetzentwurf geschaffen würden. Der men der Fraktionen FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Antrag der Fraktion der FDP sei abzulehnen, da trotz not- bei Stimmenthaltung der Fraktion DIE LINKE. die Ableh- wendiger Zusammenarbeit in einzelnen Bereichen die nung des Antrags empfohlen. grundsätzliche Zuständigkeitsverteilung des Grundgesetzes Der Ausschuss für Gesundheit hat in seiner 104. Sitzung unterteilt nach Zivil- und Katastrophenschutz sinnvoll sei. am 21. Januar 2009 mit den Stimmen der Fraktionen der Die Fraktion der SPD weist darauf hin, dass zwar eine mili- CDU/CSU undSPD gegen die Stimmen der Fraktionen FDP tärische Bedrohung der Bevölkerung kaum mehr vorhanden und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Stimmenthaltung der sei, neue Gefährdungen jedoch hinzugetreten seien. Die Zu- Fraktion DIE LINKE. empfohlen, den Antrag abzulehnen. ständigkeiten müssten daher nicht anlassbezogen geregelt Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- werden, sondern sich an den aktuellen Gefahrenlagen orien- genabschätzung hat in seiner 74. Sitzung am 28. Januar tieren. Bedauerlicherweise seien die Bundesländer nicht zu 2009 mit den Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU einer Änderung des Grundgesetzes bereit. Folglich könne und SPD gegen die Stimmen der Fraktionen FDP und der Bund im Rahmen seiner Befugnisse nur Änderungen im BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Stimmenthaltung der Bereich des Zivilschutzes vornehmen. Mit der durch den Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5 – Drucksache 16/11780

Änderungsantrag eingeführten Berichtspflicht werde auch Die Fraktion DIE LINKE. betont ebenfalls, dass sich die den ehrenamtlich Tätigen signalisiert, dass sich der Deutsche Aufgaben des klassischen Zivilschutzes geändert hätten. Bundestag mit ihrem Engagement befasse und dieses auch Eine weitere Annäherung und Verflechtung der militärischen würdige. Das Wort „zusätzlich“ in § 13 Absatz 3 solle klar- Strukturen des Bundes und der zivilen Ressourcen der Bun- stellen, dassdie Einrichtungen des Bundes nicht die von desländer würden aber entschieden abgelehnt. Auch gestatte Ländern originär zu leistende Ausstattung ersetzten. Der An- § 17, umfangreiche personen- und objektbezogene Daten zu trag der Fraktion der FDP werde abgelehnt, da aufgrund des erheben. Die in dem Gesetzentwurf vorgesehenen Anfor- Widerstandesder Bundesländer eine Grundgesetzänderung derungen an die Voraussetzungen zur Datenerhebung und nicht durchsetzbar sei. Mit dem Gesetzentwurf sei zwar kei- -übermittlung seien jedoch unter datenschutzrechtlichen Ge- ne durchaus wünschenswerte große Lösung gelungen, son- sichtspunkten zu gering. Deshalb enthalte sich die Fraktion dern nur ein kleiner, allerdings wichtiger Schritt innerhalb DIE LINKE. der Stimme. des dem Bundverfassungsrechtlich zustehenden Spielrau- mes. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kritisiert, dass durch den vorgelegten Gesetzentwurf die bestehenden struk- Die Fraktion der FDP hebt die zunehmende Bedeutung des turellen Defizite im Bereich des Bevölkerungsschutzes fort- zivilen Bevölkerungsschutzes hervor. Um den heutigen geschrieben würden. Diese Defizite seien nur durch eine Herausforderungen angesichts von Klimawandel oder terro- Änderung der grundgesetzlichen Kompetenzverteilung zwi- ristischen Gefahren begegnen zu können, müsse mittels schen Bund und Ländern zu beheben. Eine Beteiligung des moderner Rechtsgrundlagen sichergestellt werden, dass im Bundes an der Ausgabenlast der Länder für den Katastro- Notfall schnell und unbürokratisch Hilfe geleistet werden phenschutz sei grundsätzlich wünschenswert. Es sei aber könne. Diesen Anforderungen würden weder die jetzige zweifelhaft, dass die vorgesehene Doppelnutzung der Zivil- Rechtslage noch der vorgelegte Gesetzentwurf gerecht. Die schutzressourcen des Bundes verfassungskonform sei. Trennung zwischen Zivil- und Katastrophenschutz sei über- Darüber hinaus sei es erforderlich, dass die Bundesregierung holt. Erforderlich sei, im Rahmen eines Paradigmenwechsels Konzepte zur Stärkung des Ehrenamtes und des Selbstschut- klare Strukturen zu schaffen, die ein schnelles unbürokra- zes der Bevölkerung erarbeite. Die Privatisierung zahlrei- tisches Handeln ermöglichten. Die dem Bund eingeräumte cher Unternehmen der Daseinsvorsorge habe zudem dazu Koordinierungskompetenz im Gesetzentwurf sei nicht aus- geführt, dass aufgrund von Defiziten der Privatwirtschaft die reichend, um Vorsorge für ein rasches Eingreifen zu schaf- Versorgungsleistungen in den Bereichen Gesundheit und fen. Infrastruktur in Notfällen nicht sichergestellt seien.

Berlin, den 28. Januar 2009

Beatrix Philipp Gerold Reichenbach Hartfrid Wolff (Rems-Murr) Berichterstatterin Berichterstatter Berichterstatter

Petra Pau Silke Stokar von Neuforn Berichterstatterin Berichterstatterin

Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Telefax (02 21) 97 66 83 44 ISSN 0722-8333 IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2009 b) Erste Beratung des von den Abgeordneten tion der SPD: Zehn Jahre anerkannte Gudrun Kopp, Jens Ackermann, Dr. Karl Regional- und Minderheitensprachen in Addicks, weiteren Abgeordneten und der Deutschland Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs Schutz – Förderung – Perspektiven eines … Gesetzes zur Änderung des (Drucksache 16/11773) ...... 21879 B Umsatzsteuergesetzes Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (Drucksache 16/11674) ...... 21864 C (CDU/CSU) ...... 21879 C Lydia Westrich (SPD) ...... 21864 D Hans-Michael Goldmann (FDP) ...... 21880 B Dr. Volker Wissing (FDP) ...... 21866 A Karin Evers-Meyer (SPD) ...... 21881 B Norbert Schindler (CDU/CSU) ...... 21867 B Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) ...... 21882 C Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) ...... 21869 B (CDU/CSU) ...... 21883 D (BÜNDNIS 90/ (SPD) ...... 21884 C DIE GRÜNEN) ...... 21870 A (FDP) (SPD) ...... 21871 B (Erklärung nach § 31 GO) ...... 21885 D

Tagesordnungspunkt 9: Tagesordnungspunkt 11: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- Antrag der Abgeordneten Dr. , schusses für Bildung, Forschung und Tech- , Kerstin Andreae, weiterer nikfolgenabschätzung zu dem Antrag der Ab- Abgeordneter und der Fraktion BÜND- geordneten Sevim Dağdelen, Cornelia Hirsch, NIS 90/DIE GRÜNEN: Bankenrettung neu , weiterer Abgeordneter und der ausrichten Fraktion DIE LINKE: Für eine erleichterte (Drucksache 16/11756) ...... 21886 A Anerkennung von im Ausland erworbenen Schul-, Bildungs- und Berufsabschlüssen Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ (Drucksachen 16/7109, 16/11732) ...... 21872 B DIE GRÜNEN) ...... 21886 A (CDU/CSU) ...... 21887 A in Verbindung mit (FDP) ...... 21887 D Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) ...... 21889 A Zusatztagesordnungspunkt 4: Dr. (DIE LINKE) ...... 21890 B Antrag der Abgeordneten , Leo Dautzenberg (CDU/CSU) ...... 21890 C Uwe Barth, , weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Lebens- Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) ...... 21891 C leistung von Migrantinnen und Migranten würdigen – Anerkennungsverfahren von Bildungsabschlüssen verbessern Tagesordnungspunkt 12: (Drucksache 16/11418) ...... 21872 C a) Zweite und dritte Beratung des von der (CDU/CSU) ...... 21872 C Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Zivil- Sibylle Laurischk (FDP) ...... 21874 D schutzgesetzes (Zivilschutzgesetzände- Gesine Multhaupt (SPD) ...... 21875 C rungsgesetz – ZSGÄndG) (Drucksachen 16/11338, 16/11780) . . . . . 21892 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) ...... 21877 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des In- Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ nenausschusses zu dem Antrag der Abge- DIE GRÜNEN) ...... 21878 B ordneten Hartfrid Wolff (Rems-Murr), Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der Tagesordnungspunkt 10: FDP: Bevölkerungsschutzsystem refor- mieren – Zuständigkeiten klar regeln Antrag der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Drucksachen 16/7520, 16/11780) ...... 21892 C (Bönstrup), Maria Michalk, Dr. Hans-Peter Uhl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Beatrix Philipp (CDU/CSU) ...... 21892 D der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) ...... 21894 B , Klaus Uwe Benneter, Clemens Bollen, weiterer Abgeordneter und der Frak- Gerold Reichenbach (SPD) ...... 21895 C 21892 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2009

Jochen-Konrad Fromme (A) Zum internationalen Bereich. Warum müssen alle an- Ich rufe die Tagesordnungspunkte 12 a und 12 b auf: (C) deren Länder ständig nachbessern? Hier ist ein kühler Kopf gefordert und kein hitziges Handeln. Wir sind mit a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre- unserem Instrumentarium deutlich sicherer aufgestellt gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes als die anderen Länder, die jeden Tag etwas Neues ma- zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivil- chen. schutzgesetzänderungsgesetz – ZSGÄndG) (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist das! – Drucksache 16/11338 – Richtig!) Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus- schusses (4. Ausschuss) Deswegen bleiben wir dabei: anschauen bzw. beobach- ten, und dann handeln bzw. nachsteuern, wenn es nötig – Drucksache 16/11780 – ist. Berichterstattung: Ich kann die Auffassung, dass das Instrumentarium Abgeordnete Beatrix Philipp gescheitert ist, überhaupt nicht teilen. Gerold Reichenbach Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist es!) Petra Pau Wir haben keine Panik bekommen. Wir haben ein immer Silke Stokar von Neuforn noch funktionierendes System – zwar nicht sehr gut; b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- aber es läuft noch. Es soll rund laufen; deswegen haben richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu wir Maßnahmen ergriffen. Ich sage es noch einmal: Wir dem Antrag der Abgeordneten Hartfrid Wolff haben ein klar abgestuftes Instrumentarium. Warum sind (Rems-Murr), Jens Ackermann, Dr. Karl wir gegen die Übernahme eines höheren Aktienanteils? Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Weil wir die operative Verantwortung des Bankers ge- der FDP rade nicht übernehmen wollen. Wir wollen vielmehr das jeweilige Institut unterstützen. Eine Beteiligung von Bevölkerungsschutzsystem reformieren – Zu- 25 Prozent ist richtig. ständigkeiten klar regeln (Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE – Drucksachen 16/7520, 16/11780 – GRÜNEN]: Geld hinüberschieben, aber keine Kontrolle! Das passt doch nicht!) Berichterstattung: Abgeordnete Beatrix Philipp So kann keiner dieses Institut für wenig Geld schlucken, (B) Gerold Reichenbach (D) nachdem wir sozusagen die Mittel für den Reparatur- Hartfrid Wolff (Rems-Murr) aufwand hineingesteckt haben. Dies ist der richtige Weg. Petra Pau Wir werden Ihnen auf Ihrem Weg auf keinen Fall folgen. Silke Stokar von Neuforn (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Gerhard Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre das machen Sie doch schon teilweise!) keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Sie sagen, die Gremien arbeiteten nicht richtig. Dazu Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle- kann ich nur sagen: Der SoFFin-Ausschuss ist ein Be- gin Beatrix Philipp, CDU/CSU-Fraktion. richtsgremium. In diesem Gremium werden Berichte entgegengenommen. Beatrix Philipp (CDU/CSU): (Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und GRÜNEN]: Das sollte ein Kontrollgremium Herren! Der Zivil- und Katastrophenschutz ist kein be- sein!) sonders attraktives Thema. Es ist ein Thema, das manche von uns über viele Jahre hinweg begleitet haben. Für Daraus werden Konsequenzen gezogen, wenn dies ange- mich und viele Kolleginnen und Kollegen hier im Hause bracht ist. Das werden wir in den zuständigen Ausschüs- trifft das zu. Sie haben, so wie ich, die unterschiedlichen sen tun. Entwicklungen und Schwerpunktsetzungen, also gewis- Danke für die Aufmerksamkeit. sermaßen die Konjunktur des heute anstehenden The- mas, begleitet. Nun erspare ich Ihnen, an dieser Reise (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) durch die Jahrzehnte teilzunehmen. Ich erinnere mich aber noch gut an die Konsequenzen, die der Deutsche Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Bundestag nach dem Fall der Mauer und nach dem Zer- Ich schließe die Aussprache. fall des Warschauer Paktes gezogen hat. Plötzlich war die jahrzehntelange Bedrohung durch ebendiesen War- Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf schauer Pakt weg. So wurden Einrichtungen und Vorhal- Drucksache 16/11756 an die in der Tagesordnung aufge- tungen für den Zivilschutz mit gutem Gewissen und re- führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein- gelrecht getragen von einer Sehnsucht nach greifbarem verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung Frieden drastisch zurückgefahren. Ich erinnere nur an so beschlossen. den Abbau von Sirenenanlagen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2009 21893

Beatrix Philipp (A) Umso fassungsloser waren wir – zum Teil verspürten So stehen wir heute vor dem Ergebnis eines Prozes- (C) wir regelrecht Hilflosigkeit –, als wir durch die An- ses, in dem deutlich wurde, dass Föderalismus auch be- schläge vom 11. September 2001 wieder auf den Boden deutet, mit unendlicher Geduld und Ausdauer dicke der Tatsachen zurückgeholt wurden. Neben dieser Kata- Bretter zu bohren, um am Ende zu einem Ergebnis zu strophe, die eine internationale Dimension hat und eine gelangen, das nur in einer Demokratie denkbar ist, das Erschütterung auslöste, die bis heute zu spüren ist, ereig- eben nicht von oben verordnet wird und mit dem dann nete sich bei uns eine nationale Katastrophe völlig ande- alle leben können. rer Art: Das Elbehochwasser machte deutlich, dass es er- heblichen Handlungsbedarf im Bereich des Zivil- und (Rüdiger Veit [SPD]: Schön gesagt!) Katastrophenschutzes gab. Bis zu diesem Zeitpunkt galt – Das ist wirklich wahr. Man betont es viel zu selten. Es zwischen den Beteiligten eine klare Kompetenzabgren- erscheint fast selbstverständlich, dass wir am Ende zu- zung bzw. Kompetenzbeschreibung: Der Bund war für sammenkommen, auch wenn wir an völlig verschiedenen den Zivilschutz im Verteidigungsfall und die Länder wa- Punkten gestartet sind. Wer die Verhandlungen in einer ren für den Katastrophenschutz in Friedenszeiten zustän- Großen Koalition erlebt hat, weiß, dass das schwierig ist. dig. Damals wurde aber, wie gesagt, klar, dass man den Wie gesagt, auch bei der Föderalismuskommission war neuen Anforderungen mit dieser Teilung nicht gerecht es schwierig. werden würde und diese Teilung auch nicht angemessen war. Im Ausschuss haben wir gestern von der Never- ending-Story gesprochen, aber sie hat ein Ende: der Ge- So wurde schon 2002, also relativ schnell, die „Neue setzentwurf, der Ihnen vorliegt. Wir entsprechen damit Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ nicht nur dem Willen der Beteiligten, sondern auch den vereinbart, die im Gegensatz zu der eben beschriebenen in diesem Fall berechtigten Forderungen des Bundes- Trennung eine grundsätzliche Zusammenarbeit zwi- rechnungshofes und den Beschlüssen der Innenminister- schen Bund und Ländern unter Beibehaltung der Zustän- konferenzen der beiden vergangenen Jahre. Wir schaffen digkeiten zum Inhalt hatte. Wir wissen natürlich alle: eine gesetzliche Grundlage für das ergänzende Tätigwer- Grundsätzliche Zusammenarbeit ist gut, aber der Teufel den des Bundes im Bereich des Katastrophenschutzes steckt im Detail. So ist es eigentlich gar nicht verwun- und stellen noch einmal die Kompetenzverteilung zwi- derlich, dass im Rahmen der Föderalismusreform deut- schen Bund und Ländern klar. lich wurde, dass es auch und gerade hinsichtlich des Zi- vil- und Katastrophenschutzes sehr unterschiedliche Es ist, denke ich, richtig, zu sagen, dass man mit un- Auffassungen gab. Dabei denke ich nicht nur an den fi- terschiedlichen Auffassungen an die Lösung dieses Pro- nanziellen Bereich, der für manche immer noch ein blems herangehen kann. Wir teilen den sicherlich gut (B) (D) Buch mit sieben Siegeln ist, sondern auch an die uralte gemeinten Vorschlag der FDP überhaupt nicht. Die An- Frage – das will ich noch einmal deutlich unterstrei- nahme des Antrages hätte nicht nur eine Änderung des chen – der Bedeutung und Einbindung der Ehrenamtli- Grundgesetzes erfordert, sondern auch die Aufhebung des dualen Systems, das sich im Prinzip bewährt hat; chen. Das ist etwas, was nicht nur von Bund und Län- dies würde nicht automatisch zu einer Verbesserung füh- dern, sondern auch von den Koalitionsfraktionen nicht ren. Deswegen wollen wir bewusst die bereits vorhande- immer einhellig bewertet wird. nen Strukturen ergänzen und stärken. Wie gesagt: Eine Jedoch sind Tausende von Menschen ehrenamtlich in völlige Neustrukturierung wäre mit dem Grundgesetz Hilfsorganisationen unterwegs: zum Beispiel bei den nicht vereinbar. Maltesern, den Johannitern, dem Lazarusorden, dem Ro- Dass sich die Herausforderungen verändert haben, ten Kreuz, den Arbeiter-Samaritern und dem Techni- dass wir uns den heutigen Herausforderungen anpassen schen Hilfswerk. Ich denke, es ist immer angebracht, müssen und dass dem Umfang und der Unterschiedlich- egal an welcher Stelle, diesen Ehrenamtlichen zu dan- keit der aktuellen Bedrohungslagen Rechnung getragen ken, weil sie freiwillig auf Freizeit verzichten. Außer- werden muss, liegt auf der Hand. Wenn wir uns heute dem ist es angebracht, den Arbeitgebern Dank zu sagen, auf Angriffe mit atomaren, biologischen oder chemi- die diese Ehrenamtlichen für manche Stunde freistellen. schen Waffen vorbereiten müssen, wenn wir an den Das wird oft vergessen. Man muss es aber immer wieder Schutz vor und das Handeln nach eventuellen Terroran- sagen. griffen denken müssen, dann hat das nicht nur eine an- dere Qualität, sondern zeigt auch die Notwendigkeit sehr (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) viel breiter angelegter Strategien, als sie früher erforder- Aus dem eben Gesagten haben wir – man höre und lich waren, als man militärischen Angriffen mit klassi- staune – Schlussfolgerungen gezogen und 2005 im Ko- schen Waffen der Verteidigung begegnen konnte. Wie alitionsvertrag vereinbart, dass die Steuerungs- und Ko- gesagt: Die Länder werden in Zukunft für die flächende- ordinierungskompetenz des Bundes bei der Bewältigung ckende Grundversorgung zuständig sein. von Großkatastrophen und länderübergreifenden schwe- Ich fasse zusammen: ren Unglücksfällen zu stärken sei. Nun muss man kein Prophet sein, um zu wissen, dass die Umsetzung dieses Erstens. Wir weiten den Grundsatz der Katastrophen- hehren Zieles spätestens dann zu erheblichen Diskussio- hilfe aus, indem wir die Einrichtungen des Bundes in nen führt, wenn es, wie ich eben schon angedeutet habe, Friedenszeiten auch für den Katastrophenschutz nutzbar um die Finanzierung geht. machen. 21894 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2009

Beatrix Philipp (A) Zweitens. Wir stellen ausdrücklich klar, dass die Aus- Es greift zu kurz. Wir brauchen keinen neuen Kompetenz- (C) und Fortbildungsmaßnahmen beim Bundesamt für Be- wirrwarr, sondern Klarheit und einfache Strukturen, die völkerungsschutz und Katastrophenhilfe auch der Vorbe- sich an den Anforderungen ausrichten. Kirchturmpolitik reitung von Entscheidungsträgern und Führungskräften ist der falsche Weg. auf Landesebene dienen sollen. Dass Landesinnenminister Schünemann Drittens. Die Durchführung ressort- und länderüber- ( [CDU/CSU]: Guter Mann!) greifender Ressortübungen, zum Beispiel zwischen THW, Bundesgrenzschutz, Feuerwehr und Polizei, be- in Niedersachsen auf der Feierstunde des BBK Ende züglich eines Terroranschlages garantiert uns die Auf- letzten Jahres auch noch schwadronierte, eigentlich hätte wuchsfähigkeit im Katastrophenfall. er sozusagen als Ziel der Verhandlungen gerne die Län- derzuständigkeit für das THW gehabt, grenzt an Zynis- Viertens. Wir stellen klar, wer im Katastrophenfall die mus. Ist Herr Schünemann dann auch bereit, zum Bei- jeweilige Koordinierungskompetenz hat. Grundsätzlich spiel die wichtigen Einsätze des THW in Myanmar oder bleibt das betroffene Land sowohl für die Festlegung der China zu finanzieren? Dieses niedersächsische Sandkas- zu treffenden Maßnahmen als auch für das operative Kri- tenspiel ist absurd. senmanagement zuständig. Nur wenn ein Land ausdrück- lich darum ersucht, kommt der Bund mit der Koordina- Es war ein irreparabler Fehler, den Bevölkerungs- tion der Hilfsmaßnahmen seiner ergänzenden Funktion schutz aus der Föderalismusreform I herauszunehmen. nach. Man kann sagen, es ist eine Art Servicefunktion auf Im Übrigen war die Begründung nicht wirklich tragbar. Abruf. Die Gründe waren das Luftsicherheitsgesetz und der Einsatz der Bundeswehr. Schließlich: Information und Kommunikation wollen wir weiter fördern und entsprechende Informationspro- Daran sieht man im Übrigen, woher beim Thema zivi- zesse ankurbeln. Hierzu geben wir dem Bundesamt die ler und eben nicht militärischer Bevölkerungsschutz der Befugnis, personenbezogene Daten zu verwenden, um Wind weht. den Ansprechpartner schnell herausfinden zu können. (Beifall bei der FDP) Die Menschen in unserem Land erwarten zu Recht, Wer von der Vogelgrippe nicht mehr überrascht werden dass wir uns ihrer berechtigten Sorgen annehmen. Die- will und wer eine Chaos-Landrätin wie damals auf Rü- sem Anspruch wird der Ihnen vorliegende Gesetzent- gen nicht mehr erleben will, muss umdenken. Manch wurf gerecht. Wir hoffen auf eine breite Zustimmung. eine Ignoranz der tatsächlichen Anforderungen gewinnt irreale Züge. (B) Vielen Dank. (D) Meine Damen und Herren, im Grundsatz will ich am (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- föderalen System nichts ändern, im Gegenteil. neten der SPD) (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Na ja! Na ja! – Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Dann sind wir ja beruhigt!) Das Wort hat der Kollege Hartfrid Wolff, FDP-Frak- tion. – Sie haben unseren Antrag doch wohl gelesen. – Es gilt, unbürokratisch und schnell zu reagieren. In der Regel ge- Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP): schieht das vor Ort. Nur für besondere Fälle muss der Bund eine klar umrissene, eindeutige Verantwortung Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die He- übernehmen. Der bisherige Dualismus von Zivil- und Ka- rausforderungen im Bevölkerungsschutz steigen. Unsere tastrophenschutz ist Vergangenheit, liebe Frau Philipp. Gesellschaft ist vielfältig vernetzt. Die Abhängigkeiten Auch wenn Sie sich dagegen stemmen, wird das nichts von kritischen Infrastrukturen, ob Stromversorgung oder nützen. IT-Sicherheit, wachsen. Der Klimawandel schafft neue biologisch-medizinische Anforderungen. Ich sage nur: (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Ich stemme Vogelgrippe oder Malaria. Jeder kennt diese Beispiele. mich überhaupt nicht!) Auf diese Herausforderungen will die Bundesregie- Wir brauchen ein einheitliches Bevölkerungsschutzsys- rung nun halbherzig antworten und übernimmt – zu ein- tem mit allein am Schadensausmaß ausgerichteten Ver- fach – die Vorgaben von der Innenministerkonferenz. antwortlichkeiten. (Beifall bei der FDP – Beatrix Philipp [CDU/ (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Gerold CSU]: Da ist aber auch Ihrer dabei, oder?) Reichenbach [SPD]) Moderne Technik und neue Herausforderungen brau- Die FDP-Bundestagsfraktion hat ein Konzept für eine chen, liebe Frau Kollegin Philipp, eine moderne Rechts- wirkliche Reform des Bevölkerungsschutzsystems vor- grundlage. Das Zivilschutzgesetzänderungsgesetz ist die- gelegt. Wir streben eine Aufgabenverteilung an, bei der ses nicht. die Zuständigkeit für lokale Schadensereignisse bei den Kommunen bzw. beim Land liegt – das betrifft nach wie (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Wollen Sie sa- vor die überwiegende Mehrheit der Fälle –, bei der die gen, dass Herr Wolf das nicht gewusst hat?) Zuständigkeit für Großschadensereignisse innerhalb ei- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2009 21895

Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (A) nes Bundeslandes bei den Ländern verbleibt und bei der (Beifall bei der SPD) (C) die Zuständigkeit für den hoffentlich extrem seltenen Fall länderübergreifender Schadenslagen beim Bund Gerold Reichenbach (SPD): liegt. Die Elbeflut macht nicht vor Ländergrenzen halt. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin- (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Ach was!) nen und Kollegen! Heute geht es um die Verabschiedung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Zivil- Großflächige Stromausfälle, wie wir sie zum Beispiel im schutzgesetzes. Es wird deutlich: Das ist der Ausdruck Falle der Emsfähre erlebt haben, hatten zur Überra- des politisch Möglichen. Sowohl unter Wissenschaftlern schung vieler, damals übrigens auch zu Herrn Bosbachs als auch unter Praktikern ist weitgehend unbestritten, Überraschung, sogar internationale Auswirkungen. dass sich die Risiken und Bedrohungen, denen die Be- Innerhalb dieses Rahmens sind die Ressourcenverant- völkerung ausgesetzt ist, im Laufe der letzten Jahre stark wortung und die Zusammenarbeit zu regeln, um schnellst- verändert haben und dass noch weitere Veränderungen möglich und effektiv helfen zu können. Ein neues, zeit- auf uns zukommen werden. Nicht nur der Terrorismus gemäßes Ausstattungskonzept ist dabei ohne einen stellt eine Bedrohung dar, sondern auch der Klimawan- schlagkräftigen und wirkungsvollen Beitrag des Bundes del, die Globalisierung und die hohe nationale und inter- nicht denkbar. Die Konzentration des Bundes auf die Be- nationale Vernetztheit können für Katastrophen großen reitstellung von Spezialressourcen für Sonderlagen darf Ausmaßes ausschlaggebend sein. nicht zu einem schleichenden Rückzug aus der Fläche Wir leben in einer stark vernetzten Welt, von der wir führen. Das ehrenamtliche Engagement ist die bürger- genauso stark abhängig sind. Wir müssen davon ausge- schaftliche Grundlage für die Sicherheit der Bürgerinnen hen, dass heute auch bei zivilen Katastrophen eine um- und Bürger in Deutschland. Dieses Ehrenamt ist die tra- fassende länderübergreifende Beeinträchtigung der gende Säule für unsere Sicherheit, für den Bevölke- Funktionsfähigkeit des öffentlichen und wirtschaftlichen rungsschutz. Lebens eintreten kann, etwa durch den Zusammenbruch (Beifall bei der FDP) kritischer Infrastrukturen oder durch Pandemien. Das sind Schadenspotenziale in Friedenszeiten, wie wir sie An dieser Stelle muss ich sagen: Das Zivilschutzge- bisher nur für den Verteidigungsfall im Blick hatten. setzänderungsgesetz, das Sie vorlegen, ist in gewisser Diese Risiken sind real, und sie nehmen zu. Das zeigt Weise tatsächlich ein Schritt in die richtige Richtung. auch das Grünbuch unserer überfraktionellen Initiative Wir brauchen eine größere Kultur der Anerkennung der „Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit“. Helfer; Lassen Sie mich diese Gelegenheit nutzen, mich noch (B) (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Sehr richtig!) einmal bei allen zu bedanken, die an dieser Initiative (D) ich glaube, hier sind wir uns einig. Wir brauchen eine mitgewirkt haben. Mein Dank gilt insbesondere meinen gezielte Öffentlichkeitsarbeit, auch zur Sensibilisierung Parlamentskollegen Frau Stokar von Neuforn, Herrn der Bevölkerung. Göbel und Herrn Wolff. Ich glaube, wir haben hier ein gutes Beispiel für an der Sache, am Schutz der Bevölke- (Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Sehr richtig!) rung orientierte fraktionsübergreifende Parlamentsarbeit Und wir brauchen eine zeitgemäße Ausstattung vor Ort geliefert. und finanzielle Anreize zur Übernahme ehrenamtlicher Die jüngsten Stürme in Frankreich haben uns deutlich Verantwortung. Dass der Finanzminister die Rettungsor- vor Augen geführt, dass aufgrund des Klimawandels die ganisationen, als es damals im Zusammenhang mit den Zahl großflächiger Katastrophen, die sich nicht an Län- Pauschalen um die Unterstützung des Ehrenamtes ging, der- oder Staatsgrenzen halten, zunehmen wird. leider vergessen hat, war aus meiner Sicht nicht hilf- reich. Was hilft, sind eine bessere und koordinierte Aus- Bereits im Rahmen der Föderalismusreform I hat die bildung, moderne Risikomanagementmethoden und vor SPD-Fraktion einen Vorstoß unternommen, die grundge- allem mehr Forschung. setzlich zugewiesene Aufteilung zwischen Bund und Ländern an die neuen Herausforderungen anzupassen. Die FDP wird auch in den Ländern weiter für ihr Unser Vorschlag war, die Aufgabenteilung nicht nach Konzept werben. Wir fordern auch die Bundesregierung Krieg und Frieden vorzunehmen, sondern sie an Größe auf, dies noch deutlicher, zielbewusster und intensiver und Umfang der Schadensereignisse auszurichten und zu tun als in der Vergangenheit. Wir wissen, dass Sie zu- ein effektives Koordinierungsinstrument zu schaffen. nächst ganz andere Vorstellungen hatten als jetzt in Ih- Unser Vorstoß scheiterte am Widerstand der Länder. rem Gesetzentwurf zum Vorschein kommt. Wir sollten Auch alle weiteren Vorstöße in dieser Richtung sind am an diesem Thema dranbleiben. Im Sinne der Sache rate Widerstand der Länder – ohne deren Zustimmung es ich Ihnen dringend: Machen Sie weiter! nicht gehen wird – gescheitert. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten Die FDP weist in ihrem Antrag, den wir heute mitbe- der SPD) raten, darauf hin, dass wir bei der Aufgabenzuweisung zu einer strukturellen Änderung kommen müssen. Da Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: sind wir uns einig, Herr Wolff. Aber, liebe Kolleginnen Für die SPD-Fraktion gebe ich dem Kollegen Gerold und Kollegen von der FDP, in fast allen Ländern, die Reichenbach das Wort. sich heftig gegen jede Änderung sperren, trägt die FDP 21896 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2009

Gerold Reichenbach (A) mit Regierungsverantwortung. Ihr Antrag ist somit fast können diese auch für ihre Aufgaben und für die Vor- (C) so etwas wie eine öffentliche Selbstgeißelung. sorge im Katastrophenschutz nutzen. Eines müssen wir jedoch eingestehen: Das Gesetz schafft nicht die Grund- (Lachen des Abg. Hartfrid Wolff [Rems-Murr] lage, die für eine notwendige breitere Ausrichtung erfor- [FDP]) derlich wäre. Der Bund kann weiterhin nur Ausstattung Wir wollen Ihnen helfen, diese zu beenden: Wir werden finanzieren, die sich aus dem Zivilschutz begründet. den Antrag ablehnen. Durchaus sachlich begründbare Ausstattungswünsche der Länder, die darüber hinausgehen, etwa bezogen auf Der Bundestag ist nicht der richtige Ort für diesen spezifische Gefahren wie Hochwasser, lassen sich im Antrag. Der richtige Ort wären die Länderparlamente. Rahmen des vorliegenden Gesetzes nicht legitimieren. Wenn Sie es schaffen würden, Ihren Antrag in den Parla- Einfachgesetzlich war dies nicht möglich. Dazu hätte es menten all der Länder, in denen Sie mit Regierungsver- eben jener Grundgesetzänderung bedurft, die gegenüber antwortung tragen, zur Abstimmung zu bringen, wären den Ländern nicht durchsetzbar war. wir einen entscheidenden Schritt weiter. Unsere Unter- stützung dabei hätten Sie. Doch solange dies nicht ge- Auf einfachgesetzlicher Ebene schaffen wir aber zu- lungen ist, muss sich unsere Gesetzgebung in den vorge- mindest für die aus eindeutigen Zivilschutzgründen an- gebenen Strukturen bewegen. zuschaffende Ausstattung die Rechtssicherheit, die wir gerade auch den Ehrenamtlichen schuldig sind. Dabei Trotzdem werden wir mit diesem Gesetz den Zivil- hat die SPD-Fraktion in der Gesetzesberatung darauf ge- schutz und die Katastrophenhilfe des Bundes hinsicht- achtet, dass die Nutzung und Verwendung nur zusätzlich lich des Schutzes unserer Bevölkerung besser auf die zu den Anstrengungen der Länder im Katastrophen- veränderten Rahmenbedingungen, Herausforderungen schutz erfolgen darf, damit diese ihre Anstrengungen und Gefahren ausrichten können. Dieses Gesetz ist ein nicht einfach im gleichen Umfang zurückfahren. Ich Schritt im Rahmen dessen, was politisch möglich ist. glaube, auch das liegt sehr im Interesse der Feuerwehren Wir versetzen den Bund mit diesem Gesetz in die Lage, und Hilfsorganisationen und dient dem Ausbau unseres auf Anforderung des betroffenen Landes oder der betrof- Schutzniveaus. fenen Länder Koordinierung und Ressourcenmanage- ment zu übernehmen. Wir geben dem Bund die Möglich- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der keit, die zur Vorbereitung notwendigen Daten zu FDP) erheben. Um dem Missverständnis vorzubeugen, hier Wir kommen bei der Vorbereitung auf mögliche Kata- werde Datenschutz abgebaut, sage ich: Es geht um Res- strophenlagen einen wichtigen Schritt weiter. Bereits un- sourcen wie Sandsäcke oder Gerät, um Daten für die ter Rot-Grün wurde eine gemeinsame Erstellung von Ri- (B) Alarmierung von Spezialisten und um Daten im Hin- sikoanalysen zwischen Bund und Ländern vereinbart. Im (D) blick auf das Risikopotenzial von Überschwemmungs- vorliegenden Gesetzentwurf verpflichtet sich der Bund, gebieten oder Anlagen. zusammen mit den Ländern die gemeinsame Risikoana- Wir gelangen mit diesem Gesetz zu einer Präzisierung lyse zu erstellen und fortzuschreiben. der Zusammenarbeit von Bund und Ländern auf der Auf das Drängen der SPD-Fraktion hin wurde zu- Grundlage der Amts- und Katastrophenhilfe. So wird gleich verankert, dass über diese jährlich dem Parlament noch einmal ausdrücklich festgehalten, dass die Einrich- berichtet wird. Daher werden wir uns in Zukunft regel- tungen und Vorhaltungen des Bundes für den Zivilschutz mäßig mit den zivilen Gefahren und Bedrohungen be- den Ländern auch bei Naturkatastrophen und besonders schäftigen. Dieser Bereich der Sicherheit hat in der Ver- schweren Unglücksfällen zur Verfügung stehen. gangenheit ja oft darunter gelitten, dass er zwar Die Katastrophe an der Elbe hat Schwächen in Füh- anlässlich aktueller Katastrophen, wie zum Beispiel an rung und Management offengelegt, die insbesondere der Oder oder Elbe, sehr im Fokus des Interesses stand, durch fehlende Einheitlichkeit sowie durch mangelnde aber mit dem sinkenden Pegel, um im Bild des Hoch- Übung und Ausbildung verursacht waren. Bereits unter wassers zu bleiben, auch sehr schnell der Aufmerksam- Rot-Grün sind wir diese Mängel angegangen, unter an- keitspegel sank. derem durch die Gründung des BBK, durch abgestimmte Dass sich der Deutsche Bundestag ab dem Jahre 2010 Aus- und Fortbildungsmaßnahmen sowie durch länder- jährlich mit diesen Themen beschäftigt, ist auch ein kla- übergreifende Krisenmanagementübungen wie LÜKEx. res Zeichen an die rund 2 Millionen haupt- und zum al- Letztere werden nun im Gesetz verankert. lergrößten Teil ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die sich täglich bei den Feuerwehren, dem DRK, der Die von Bund und Ländern unter Otto Schily verein- JUH, dem Malteser Hilfsdienst, dem ASB, der DLRG, barte neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung orien- dem THW, den Rettungsdiensten und in den Behörden tiert sich sinnvollerweise nicht mehr am Zivilschutz, für unser aller Sicherheit einsetzen. sondern an den Gefährdungslagen. Dem daraufhin zwi- schen Bund und Ländern im Sommer 2007 vereinbarten (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) neuen Ausstattungskonzept geben wir jetzt eine gesetzli- che Grundlage, soweit es sich an den Zivilschutzaufga- Wir als Parlament werden ihrem Gebiet in Zukunft ben des Bundes orientiert. kontinuierlich unsere Aufmerksamkeit widmen. Glei- ches gilt für die Ergebnisse der Schutzkommission. Weil Die ergänzende Ausstattung des Bundes für den Zivil- wir wissen, dass das ehrenamtliche Engagement das schutz, die den Ländern zur Verfügung gestellt wird, Rückgrat unseres Zivil- und Katastrophenschutzes ist, Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2009 21897

Gerold Reichenbach (A) haben wir dessen Förderung explizit in den Gesetzent- Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2 seiner Be- (C) wurf aufgenommen. Das halte ich vor allem vor dem schlussempfehlung auf Drucksache 16/11780, den An- Hintergrund der Herausforderungen, die durch den ge- trag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/7520 abzu- sellschaftlichen und demografischen Wandel an diese lehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – ehrenamtliche Basis gestellt werden, für besonders Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss- wichtig. empfehlung ist damit mit den Stimmen von SPD und CDU/CSU bei Gegenstimmen der FDP und Bündnis 90/ Der Gesetzentwurf ist ein Schritt in die richtige Rich- Die Grünen und Enthaltung der Fraktion Die Linke an- tung, und ich hoffe, dass wir weiterdenken und dass sich genommen. Bund und Länder zu weiteren Schritten durchringen, um den Gefahren und Bedrohungen der heutigen Zeit ge- Ich rufe den Tagesordnungspunkt 13 auf: recht zu werden. Die Planungen des Bundes und seine Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Leistungen gegenüber den Ländern dürfen nicht dauer- Sibylle Laurischk, Ina Lenke, Miriam Gruß, wei- haft auf den engen Rahmen der reinen Zivilverteidigung terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP und Amtshilfe beschränkt bleiben. Wir halten dies insbe- sondere im Interesse der Helfer der Feuerwehren und der Frauen und Migration – Die Integration von Hilfsorganisationen und der betroffenen Bevölkerung Frauen mit Migrationshintergrund in der für notwendig. Bundesrepublik Deutschland Ich kann Ihnen versichern, dass wir Sozialdemokraten – Drucksachen 16/4242, 16/7408 – auch in Zukunft in unserem Bemühen nicht nachlassen Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die werden, uns noch besser auf die geänderten Bedrohun- Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die gen und Gefahren einzustellen, um unsere Bürger in ei- Fraktion der FDP sechs Minuten erhalten soll. – Ich höre ner modernen, hoch vernetzten Gesellschaft bestmöglich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. zu schützen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle- Danke für Ihre Aufmerksamkeit. gin Sibylle Laurischk, FDP-Fraktion. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) (Beifall bei der FDP)

Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: Sibylle Laurischk (FDP): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Die Kollegin Petra Pau, Fraktion Die Linke, und die FDP hat die heute zu debattierende Große Anfrage auf (B) Kollegin Silke Stokar von Neuforn, Bündnis 90/Die (D) den Weg gebracht, da wir der Auffassung sind, dass die Grünen, haben ihre Reden zu Protokoll gegeben.1) Ich Bedeutung von Frauen in der Integrationspolitik unter- schließe deshalb die Aussprache. schätzt wird. Dabei haben sie im Integrationsprozess Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun- eine besondere Stellung: Ihr Zugang zur Aufnahmege- desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände- sellschaft entscheidet über den Spracherwerb der Kinder rung des Zivilschutzgesetzes. und deren Zugang zum deutschen Bildungssystem. Sie sind in einer Schlüsselposition für den Integrationserfolg Der Innenausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner von Familien und ganz besonders der Kinder. Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/11780, den Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache Die FDP begrüßt es ausdrücklich, dass die Integra- 16/11338 in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich tionspolitik im Bundestag und in der Bundesregierung bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Aus- an Bedeutung gewonnen hat. Richten wir aber unser Au- schussfassung zustimmen wollen, um ihr Handzeichen. genmerk auf Details der Antwort auf die Große Anfrage, – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist dann merken wir, wie weit Deutschland noch vom Inte- damit in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koali- grationserfolg entfernt ist und dass das Thema längst tion bei Enthaltung der Opposition angenommen. noch nicht alle Gesellschaftsstrukturen durchdrungen hat. Dritte Beratung Bei der Beantwortung der Frage 11, in der es um Zah- und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem lungen von Migrantinnen in ihre Herkunftsländer geht, Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – fügt die Bundesregierung eine Statistik der Bundesbank Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent- an, die noch im Jahr 2007 von „Heimatüberweisungen wurf ist damit in dritter Beratung mit den Stimmen der der Gastarbeiter“ schreibt. Die Sprache verrät den Nach- Koalition bei Enthaltung der Opposition angenommen. holbedarf staatlicher Institutionen zum Thema Integra- tion in Deutschland. Tagesordnungspunkt 12 b. Beschlussempfehlung des Von den 15,3 Millionen Bürgern und Bürgerinnen mit Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion der FDP Migrationshintergrund sind die Hälfte Frauen und Mäd- mit dem Titel „Bevölkerungsschutzsystem reformieren – chen. Sie für die Belange der Integration zu gewinnen, Zuständigkeiten klar regeln“. heißt, das Thema direkt in die Familienstrukturen zu tra- gen, da die Frauen in der Familie ein zentraler Bezugs- 1) Anlage 5 punkt sind. Der Schlüssel zur Integration ist Bildung. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2009 21939

(A) tigsten sünd. De gröttste Vördeel is ober, dat man sik in goht, dat jümmer weniger Lüüd de Minnerheitensproken (C) alle Fründschap Soken an’n Kopp smieten kann, de op snackt. Hochdüütsch de reinste Beleidigung weern. Dor is de De Medien kunnen dor veel bi moken, jüst, wenn dat fründliche Peter Harry ok mol en echten Nordstrander in´t Radio un Fernsehn nich jümmer blooß Programm för „Dickkopp“. Villicht is dat in de Politik mennigmol rich- ole Lüüd geef. In de Volkssproken kann man ok sülvst- tig, wenn man dor Plattdüütsch snacken deit. Villicht bewusst un frech en Programm för junge Lüüd moken. schullen wi de Swattbrotthemen wie Föderalismus- Wenn de Volkssproken en Tokunft hebben schüllt, denn reform un Huusholt mol op Platt besnacken. Ik glööv, mutt se för junge Lüüd wat bedüden. Wenn wi as Bundes- dor kunn en Masse klorer warrn. dag blooß alle poor Johr mol Platt snackt, bringt dat nich Bi en poor Kollegen vun dit Hooge Huus un bi en Deel veel. vun de Lüüd in´t Land is villicht en beten dörenanner Insofern is dat nootwennig, dat wi uns buten bedankt, komen, dat dat en grote Ünerscheed twüschen de Regio- nämlich bi dejenigen in de Kinnergoorns, in de Scholen, nalsprook Plattdüütsch un de Minnerheitensproken vun in de Hoochscholen un ok bi vele, vele, de sik ehrenamt- uns Land – Däänsch, Freesch, Sorbisch un Romanes – lich dormit beschäftigt. Ik will mi ok bi all de Minschen gifft. Plattdüütsch is keen Sprook vun en nationale Minner- bedanken, de helpt, de Minnerheitensproken to erholen. heit, dat is en in ganz Norddüütschland wiet verbreete Dissen Dank slütt sik mien Fraktion vull an. Velen Regionalsprook – un de Minschen, de Platt snackt, sünd Dank! Loot Se uns all tosomen dorför sorgen, dat de keen eegen Gruppe so as de Minnerheiten. Op de anner Minnerheitensproken ok tokünftig leevt. Siet gifft dat natürlich ok en Masse Soken, de bi Platt, Deensch, Freesch, Sorbisch un Romanes gliek sünd. Frö- Un dat mehr un nich weniger Lüüd seggt: „Ik snack her geef dat mol en Konkurrenz twüschen Platt, Däänsch, platt“, „Jeg taler dansk“, „Ik snaak frasch“, „Me rakrau Freesch, Sorbisch un Romanes. Obers dor sünd wi al lang romnes“ vun weg. Dörum dörf dat ok keen Gegeneenanner- Velen Dank för’t Tohören! Utspeelen vun de Sproken op de politische oder finan- zielle Ebene geben. Hüüt is de „Druck“ vun dat Hoochdüütsche so groot Anlage 5 worrn, dat alle annern Sproken vun uns Land dat swoor Zu Protokoll gegebene Reden hebbt. De Europäische Charta för de Regional- oder Minnerheitensproken, de siet den 1. Januar 1999 als zur Beratung: Bundesgesetz in Kraft is, is en ganz wichtigen Punkt. – des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung (B) Ik bedank mi bi de Grote Koalition för den geschmei- des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetz- (D) digen Andrag. De Kollegen und Kolleginnen hebbt al änderungsgesetz – ZSGÄndG) dorop henwiest, dat wi mit de Verpflichtungen vun de – der Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Charta noch nich ganz liekvör sünd. Dat seht wi von de Bevölkerungsschutzsystem reformieren – Grönen jüstso. Zuständigkeiten klar regeln All wedder en Bericht – goot meent is noch lang nich (Tagesordnungspunkt 12 a und b) goot mookt. Un wat wi in dissen Bericht höört: „Keen Minsch deit so veel för de Minnerheitensproken as düsse Bundesregierung“. Tominnst mit de Tung, kösten dörf Petra Pau (DIE LINKE): In dem Gesetz, das heute dat nämlich nix! verabschiedet werden soll, geht es um einen besseren Zi- vilschutz. Damit ist der Schutz ziviler Objekte und Af un an schullen wir uns överleggen, wat wi vun de Ressourcen im Verteidigungsfall gemeint. Beim Kata- Politik noch moken köönt, un af und an köönt wi ok en strophenschutz wiederum geht es um Unwetter, beten mehr doon. Ik glööv, dat is ganz wichtig, dormit Hochwasser, Erdbeben und dergleichen, also um nicht wi unse Identität un unse Kultur fastholen doot. Wi sünd militärische Bedrohungen. Diese Unterscheidung sei vo- uns all enig, dat de Minnerheitensproken en wichtigen rausgeschickt. Deel vun de Kultur un Identität in Düütschland sünd. Minnerheitensproken sünd nich blots Folklore, nich blot Nun soll beides, der Zivil- und der Katastrophen- wat Lustiges. Wer sik mol de Möhg mookt un to´n schutz, besser koordiniert werden. Auch das klingt ver- Bispill Klaus Groth op Platt lesen deit, siene olen platt- nünftig. Aber genau da lauern auch Konflikte, mindes- düütschen Gedichten un Geschichten, de weet, woveel tens zwei. Denn zum einen droht eine Vermengung Kultur und Tradition in Minnerheitensproken binnen is. ziviler und militärischer Komponenten. Und zweitens geht es um die Frage, welche Kompetenzen den Ländern Wo weer dat denn, wenn sik all Bundesländer mol mit und welche dem Bund zustehen. en poor vernünftige Lüüd an een Disch setten un endlich mol festlegen deen, wat denn nu würklich passieren Beide möglichen Konflikte sind wiederum aus dreier- schall. So wat nennt man auf Hochdüütsch „Konzept“. lei Sicht interessant. Erstens: Das Grundgesetz trennt scharf zwischen militärischen und zivilen Instrumenten. Een Spraak leevt nur, wenn se sproken warrt, wenn de Dafür gibt es historische, politische und sachliche Lüüd se dagdächlich bruukt. Un dat warrt, wenn man dat Gründe. Die Linke hält sie nach wie vor für richtig. Oder ehrlich bekieken deit, jümmer ringer. Wi mookt uns Sor- anders gesagt: Wir werden sofort hellhörig, wenn diese gen, dat de Minnerheitensproken jümmer wieder torüch Grenzen angetastet werden. 21940 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2009

(A) Zweitens: Der Bund maßt sich gern Kompetenzen an, verteidigt werden. Der Föderalismus ist die bewährte (C) die eigentlich in der Hoheit der Länder liegen. Das war Grundordnung unseres Staates, auch wir wollen grund- unter Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) so, und sätzlich daran festhalten. Die Föderalismusreformkom- das ist unter Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble mission I hat die Aufgabenverteilung zwischen Bund (CDU) nicht anders. Sie werden daher meine Skepsis und Ländern in einigen Bereichen neu justiert. Die verstehen, wenn nun CDU/CSU und SPD gemeinsam Zweidrittelmehrheit dieses Hauses und des Bundesrates ans Werk gehen. hat nach Auffassung der Grünen hier die falschen Wei- chen gestellt. Dem Bund jegliche Verantwortung für die Drittens: Bundesinnenminister Schäuble hat mehr- Bildung zu nehmen, war eine krasse Fehlentscheidung. fach erklärt, dass er eine neue Sicherheitsarchitektur an- Die gleichzeitige Handlungsunfähigkeit der Großen strebt. Sein Vorbild sind die USA, also ein zentralisti- Koalition beim Thema Bevölkerungsschutz bleibt für scher Sicherheitsapparat mit nahezu unbegrenzten und mich unverständlich. Hier gibt es in der Verfassung undurchschaubaren Befugnissen. Das will Die Linke realen Veränderungsbedarf, und ich unterstütze aus- ausdrücklich nicht – nicht in großen, aber auch nicht in drücklich die Forderungen des Bundesrechnungshofes, kleinen Schritten. die Finanzierung im Bereich des Bevölkerungsschutzes Nun hatten wir in den Fachausschüssen des Bundesta- auf eine verfassungsrechtlich tragende Grundlage zu ges sechs Wochen lang Zeit, den Gesetzestext auf seine stellen. Ich benutze hier bewusst den Begriff des Bevöl- guten und auf seine möglicherweise tückischen Seiten zu kerungsschutzes, weil es mein Ziel bleibt, ein einheitli- prüfen. Zuletzt taten wir es gestern im Innenausschuss. ches, modernes Bevölkerungsschutzgesetz zu schaffen. Die Fachkolleginnen und -kollegen werden sich an Die Trennung zwischen Katastrophenschutz und Zivil- meine sachlichen Fragen erinnern. Die Antworten der schutz ist nicht mehr sachgerecht und wird den Risiken, Vertreter des Bundesinnenministeriums konnten leider denen wir heute und in Zukunft ausgesetzt sind, nicht drei Bedenken der Linksfraktion nicht entkräften. Ers- mehr gerecht. tens hegen wir Zweifel, ob das neue Gesetz zum Zivil- Die geltende Verfassung geht davon aus, dass die schutz wirklich mit dem Grundgesetz übereinstimmt. Zuständigkeit der Länder bei der Gefahrenabwehr im Ähnliche Zweifel hegten Abgeordnete der FDP und von Katastrophenfall liegt und die Verteidigung und Kriegs- Bündnis 90/Die Grünen. Zweitens konnten unsere Be- folgenbeseitigung Aufgabe des Bundes ist. Die Wirk- fürchtungen nicht ausgeräumt werden, dass es sich hier- lichkeit heute sieht anders aus. Wir müssen uns heute auf bei auch um eine Einstiegsdroge für den Einsatz der Großschadenslagen wie Pandemien oder Stromausfall Bundeswehr im Inneren handelt. Ich räume ein: Der Ge- einstellen, die länderübergreifend sind, und gleichzeitig setzestext weist dies nicht vordergründig aus. Aber wir ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kriegsfolgen überwun- (B) alle kennen die Absicht des Bundesinnenministers, ge- den werden müssen, eher gering geworden. Nicht klar (D) nau dies zu tun, auf welchen Wegen auch immer. erfasst wird die Zuständigkeit bei einem Terroranschlag, Drittens hat Die Linke Bedenken zum Datenschutz. der weder Kriegsfolge noch Katastrophe im klassischen Sage bitte niemand, die seien übertrieben. Wir erleben Sinne ist. einen Datenskandal nach dem anderen, und der Staat Warum also kann sich die Politik nicht auf den ein- mischt kräftig mit. Auch dieses Gesetz ermächtigt dazu, heitlichen Begriff des Bevölkerungsschutzes verständi- neue Daten zu erheben. Das kann sinnvoll sein. Das gen und die Aufgabenwahrnehmung und Finanzierung kann aber auch gefährlich sein, zumal: Auch Daten- der Ressourcen klar regeln? schutz ist Zivilschutz. Was die Große Koalition hier heute als Gesetzentwurf Sie merken an meiner moderaten Abwägung, dass ich präsentiert, das ist ein wenig überzeugender Kompro- unentschlossen bin. Natur- und andere Katastrophen miss zwischen Bund und Ländern. Wir begrüßen durch- müssen so effektiv wie möglich gemeistert werden. Da- aus, dass zentrale Koordinierungsmaßnahmen auf den rauf haben alle Bürgerinnen und Bürger einen unbe- Bund übertragen wurden, dass gemeinsame Standards streitbaren Anspruch, zumal wir leider davon ausgehen für die Aus- und Fortbildung entwickelt werden sollen müssen, dass die aktuelle Nichtklimapolitik weitere Na- oder der Bund die beratende Funktion beim Schutz kriti- turkatastrophen befördert. Aber es wäre unredlich, die scher Infrastrukturen hat. Aber das reicht nicht. Es bleibt Sorge vor oder das Unglück nach solchen Katastrophen bei einem Wirrwarr an Zuständigkeiten und Verantwort- politisch zu missbrauchen. Ich habe ihnen eingangs die lichkeiten, es gibt weder eine einheitliche Struktur für Gründe für meine Skepsis erläutert. Weder die CDU/ Leitstellen noch für Führungsstrukturen, und bei länder- CSU noch die SPD, auch nicht das Innenministerium ha- übergreifenden Großschadensfällen muss der Bund zu- ben meine Zweifel ausgeräumt. schauen und geduldig auf Hilferufe aus den Ländern Die Linke wird sich daher bei der Abstimmung ent- warten. Das ist in meinen Augen gefährlicher Unsinn halten. und bedeutet im Ernstfall, dass wir für den Schutz der Bevölkerung nicht optimal aufgestellt sind. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE Die Länder sind schon heute nicht in der Lage, ihre GRÜNEN): 60 Jahre Grundgesetz ist in diesem Jahr An- Aufgaben, an denen sie kleben, auch zu finanzieren. Der lass für zahlreiche Feierlichkeiten. Vieles, was sich die Katastrophenschutz ist in allen Bereichen unterfinan- Väter und Mütter unseres Grundgesetzes 1949 ausge- ziert, das gilt für die Notfallmedizin genauso wie für die dacht haben, hat sich bewährt und sollte bewahrt und zivilen Rettungsdienste oder die Feuerwehren. Sie erfin- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. Januar 2009 21941

(A) den hier das Konstrukt des „Zivilschutz-Doppelnutzen- kam es zu Fällen, in denen V-Leute mit rechtsextremen (C) Konzepts“, dass kaschieren soll, dass der Bund zwar be- Kriminellen kollaborierten. Nazi-Aktivitäten wurden mit zahlt, aber nichts zu sagen hat. Das ist inhaltlich falsch Geld vom Nachrichtendienst finanziert. Informationen und es wird dem Grundsatz der Haushaltsklarheit und flossen nicht nur in die gewünschte Richtung. Vielmehr Haushaltswahrheit nicht gerecht. Ich bin ausdrücklich warnten V-Leute ihre rechtsextremen Kumpane auch vor dafür, dass sich der Bund an der Finanzierung von polizeilichen Fahndungen. Dies ist nicht Sinn der Sache. Feuerwehrautos beteiligt, aber bitte auf einer klaren Insofern teile ich die Kritik der Linksfraktion. Grundlage der Aufgabendefinition. Zivilschutz ist als Bundesaufgabe weitgehend weggefallen, es ist daher ab- Doch darf die Antwort des Staates auf derartige Miss- surd, hier in einem Gesetz eine „Zivilschutz-Doppelnut- stände lauten: Keine Überwachung mehr? Das wäre dop- zung“ einzuführen. Nein, wir brauchen ein einheitliches pelt fahrlässig: Zum einen müssen wir über NPD-interne Bevölkerungsschutzgesetz, und dafür müssen wir das Machenschaften und Vorhaben unterrichtet sein. Zum Grundgesetz ändern. anderen ist der Staat verpflichtet, aus Schutzgründen die Anonymität der V-Leute zu wahren. Nicht geregelt wird in dem Gesetzentwurf, wie die Bevölkerung auf mögliche Schadensereignisse ausrei- Bringt aber der Einsatz von V-Leuten in den Füh- chend vorbereitet werden soll und wie die Selbsthilfe ge- rungsetagen der NPD das gewünschte Ergebnis? Da tut stärkt werden kann. Nach der Privatisierung der kriti- sich einiger Änderungsbedarf auf. Der Verfassungs- schen Infrastrukturen muss auch die Verantwortung der schutz muss künftig seine Informanten professioneller Wirtschaft in diesem Bereich neu definiert werden; die auf ihre Eignung prüfen. Straftaten dürfen nicht durch alten Sicherstellungsgesetze reichen hier nicht aus. Aber an so schwierige Fragen traut sich die Große Koalition staatliche Behörden billigend in Kauf genommen wer- nicht heran, und es bleibt einmal mehr bei einem kleinen den. Die zuständigen Gremien auf Bund- und Länder- Reförmchen. ebene haben ihre Kontrollfunktionen gewissenhafter und konsequenter auszuüben. Auch die Kooperation bei der Lassen Sie mich zum Schluss ein paar Anmerkungen Verwertung gewonnener Informationen verläuft sehr un- zum Gesetzentwurf der FDP machen. Inhaltlich stimmen befriedigend. Die Innenministerkonferenz muss hierbei wir Ihrem Entwurf zu, es steht viel Richtiges drin. Genau ihre Bemühungen intensivieren. All diese Umsetzungs- wie wir fordern Sie die Aufhebung der Trennung von probleme zeigen: Nicht die V-Leute verhindern Erfolge Katastrophenschutz und Zivilschutz. Aber wie ehrlich ist im Kampf gegen Rechtsextremismus und NPD, son- hier Ihr Antrag? Die Länder, die am meisten auf der dern Uneinigkeiten und fehlende Kontinuität im demo- Bremse stehen, sind von der FDP mitregierte Länder. kratischen Spektrum. Wir brauchen eine abgestimmte, (B) Ein modernes Bevölkerungsschutzgesetz scheitert an nachhaltige Strategie, die vor allem auf Prävention setzt. (D) Niedersachsen, Bayern und Hessen, und mir ist keine Dazu gehört ganz maßgeblich die offensive Auseinan- Initiative der FDP bekannt, die Blockadehaltung der dersetzung mit rechtsextremen Ideologien. Denn diese Länder zu lockern. Sie stellen hier als FDP-Bundestags- bilden den Nährboden, auf dem schließlich Wahlerfolge fraktion richtige Forderungen auf, gleichzeitig verhin- der NPD oder rechte Gewalt gedeihen können. Wir wis- dert die FDP in den Ländern die Durchsetzung, das ist sen, dass ein NPD-Verbot – das ja das Ziel eines V-Leute- wenig glaubwürdig. Abzugs wäre – keinen positiven Einfluss hätte auf rassis- tisches Denken, Antisemitismus, Ängste vor angeblicher „Überfremdung“ oder Abneigungen gegen andere Kul- turen und Lebensweisen. Doch hier muss unser konzep- Anlage 6 tioneller Ansatz liegen. Zu Protokoll gegebene Rede Die Debatte um V-Leute und NPD-Verbotsverfahren zur Beratung der Beschlussempfehlung: V-Leute hingegen führt seit Jahren zu nichts. Wenn sie überhaupt in der NPD abschalten (Tagesordnungspunkt 15) Früchte bringt, dann unerwünschte: nämlich jedes Mal eine Bestätigung für das ultrarechte Lager, dass die de- (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): mokratischen Kräfte sich nicht einig werden. Schluss mit der demokratiefeindlichen NPD! Dieser Wunsch eint unser demokratisches Parlament. Für die Fragen wir uns stattdessen: Was braucht unsere Be- Linksfraktion heißt der Weg dorthin: Sofortiger Abzug völkerung, um sich in der Demokratie zu Hause zu füh- aller V-Leute und Einleitung eines NPD-Verbotsverfah- len? Wie können wir Vielfalt und Toleranz attraktiv rens! Aber kann das hochkomplexe, gesellschaftlich fest darstellen? Welche drängenden Probleme müssen die de- verankerte Problem Rechtsextremismus mit einer derart mokratischen Parteien lösen, damit die Nazis keine An- eindimensionalen Lösung behoben werden? Sicher satzpunkte für ihre Propaganda finden? Solche Debatten nicht. lohnen sich, ganz besonders im sogenannten Superwahl- jahr 2009. Die Arbeit der V-Leute gilt als umstritten. Jeder siebte NPD-Funktionär bezieht Geld vom Verfassungsschutz. Wenn wir alle uns derartigen Fragen erfolgreich stel- Offensichtlich ist, dass solche Mitarbeiter bzw. Infor- len, können wir die NPD gemeinsam schachmatt setzen manten nicht immer mit der nötigen Sorgfalt ausgewählt ohne Verbot – indem wir sie als unwählbar, inakzeptabel wurden. Da sind auch „braune Schafe“ dabei. Mehrfach und überflüssig entlarven. Bundesrat Drucksache 124/09

13.02.09

In Gesetzesbeschluss des Deutschen Bundestages

Gesetz zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetz- änderungsgesetz - ZSGÄndG)

Der Deutsche Bundestag hat in seiner 202. Sitzung am 29. Januar 2009 aufgrund der Beschlussempfehlung und des Berichts des Innenausschusses – Drucksache 16/11780 – den von der Bundesregierung eingebrachten

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetzänderungsgesetz – ZSGÄndG) – Drucksache 16/11338 – mit beigefügten Maßgaben, im Übrigen unverändert angenommen.

Fristablauf: 06.03.09 Erster Durchgang: Drs. 756/08

Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln Telefon: (02 21) 97 66 83 40, Telefax: (02 21) 97 66 83 44 ISSN 0720-2946 Drucksache 124/09 – 2 –

Artikel 1 wird wie folgt geändert: 1. In Nummer 5 wird § 13 Absatz 3 wie folgt gefasst: „(3) Die vom Bund den Ländern für den Zivilschutz zur Verfügung gestellte ergänzende Ausstattung steht den Ländern zusätzlich für Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zur Verfügung.“ 2. Nummer 8 wird wie folgt geändert: a) In § 16 Absatz 2 Satz 1 werden die Wörter „ein betroffenes Land“ durch die Wörter „das betroffene Land“ und die Wörter „mehrere betroffene Länder“ durch die Wörter „die betroffenen Länder“ ersetzt. b) Dem § 18 Absatz 1 werden folgende Sätze angefügt: „Das Bundesministerium des Innern unterrichtet den Deutschen Bundestag über die Ergebnisse der Risikoanalyse nach Satz 1 ab 2010 jährlich. Im Jahr ihrer Fertigstellung unterrichtet es den Deutschen Bundestag darüber hinaus über die von der Schutzkommission erstellten Gefahrenberichte.“ c) § 19 wird § 20. d) § 20 wird § 19. 3. In Nummer 10 Buchstabe a wird § 23 Absatz 1 Satz 2 wie folgt gefasst: „Dieses steht den Ländern für ihre Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes zusätzlich zur Verfügung.“ 4. In Nummer 16 Buchstabe a wird § 29 Absatz 3 erster Halbsatz wie folgt gefasst: „(3) Der Bund trägt die planmäßigen fahrzeug- und helferbezogenen Kosten nach § 13 ab dem Jahr 2010 nach folgenden Maßgaben:“. Bundesrat Drucksache 124/09 (Beschluss)

06.03.09

Beschluss des Bundesrates

Gesetz zur Änderung des Zivilschutzgesetzes (Zivilschutzgesetz- änderungsgesetz - ZSGÄndG)

Der Bundesrat hat in seiner 856. Sitzung am 6. März 2009 beschlossen, zu dem vom Deutschen Bundestag am 29. Januar 2009 verabschiedeten Gesetz einen Antrag auf Einberufung des Vermittlungsausschusses gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundge- setzes nicht zu stellen.

Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln Telefon: (02 21) 97 66 83 40, Telefax: (02 21) 97 66 83 44 ISSN 0720-2946