DAS MAGAZIN DES KONZERTHAUS DORTMUND Januar 03 2012 13
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hörbar DAS MAGAZIN DES KONZERTHAUS DORTMUND JANUAR 03 2012 13 ANNA PROHASKA PARTNER DES KONZERTHAUS DORTMUND DER PARTNER DIE HAUPTSPONSOREN DIE SPONSOREN SINFONIE IN SCHWARZ-GELB DIE PARTNER-STIFTUNG Die Musikwelt ist voller Fußballfans. Einer davon, Stephen Maddock, seines Zeichens Chief Executive des City of Birmingham Symphony Orchestra, ist treuer Anhänger von Man City und mit seinem Orchester gern gesehener Gast im Konzerthaus. Wir haben ihn zum Champions-League-Spiel seines Vereins gegen den BVB nach Dortmund eingeladen. Er hat den Ausflug – trotz der erwarteten Niederlage – nicht bereut und bedankt sich auf diesem Wege bei uns und allen Dortmundern für die freundschaftliche Aufnahme. Es begann alles am Abend von Mah- Nachnamen der Fußballspieler zu rufen. Für ei- lers »Auferstehungs«-Sinfonie. Das City of Bir- nen Engländer war es schon etwas komisch, die DIE CO-SPONSOREN DIE FÖRDERER DIE FÖRDERER mingham Symphony Orchestra und der CBSO Menge »You’ll Never Walk Alone« singen zu hö- Chorus unter Andris Nelsons hatten gerade die ren – wir verbinden das mit dem FC Liverpool. erste Aufführung dieses wundervollen Werkes Die kleine Ansammlung von Fans in Blau war im Konzerthaus zum zehnjährigen Bestehen der mit der Titelmelodie von Richard Rodgers’ »Blue Philharmonie für Westfalen gegeben – eine be- Moon« weit weniger eindrucksvoll. Das Spiel hat- sondere Ehre für unser Orchester, den Geburts- te nicht mehr die Spannung der anderen Begeg- tag eines unserer liebsten Konzerthäuser feiern nungen in dieser Gruppe – Dortmund konnte be- zu dürfen. Nach den offiziellen Reden beim Emp- reits Ajax Amsterdam und Real Madrid bezwin- fang sprachen Benedikt Stampa und ich über gen, während Man City schon fast draußen war. Fußball. Wir wussten, dass dem BVB gerade Aber es hat wirklich Spaß gemacht, das großar- Manchester City, dessen Fan ich seit über drei tige Team von Jürgen Klopp hier live zu sehen, Jahrzehnten bin, als Gegner in der Champions das das Spiel knapp, aber verdient mit einem Tor League zugelost wurde. So war die Idee gebo- Vorsprung gewonnen hat. ren, gemeinsam das Spiel am 04. Dezember im G Signal Iduna Park zu besuchen. Auf unserem Weg zum Stadion erinnerte mich BIN I Benedikt Stampa daran, dass Dortmund für drei ALF R Karten für das Etihad-Stadion in Manchester Dinge bekannt ist: Bier, Musik und Fußball. Nach- sind sehr schwer zu bekommen (und auch un- dem ich die ersten beiden bei meinen sechs vor- glaublich teuer, wie bei allen großen englischen herigen Besuchen mit dem CBSO im Konzert- FOTOS: Clubs). Deshalb war es ein echtes Highlight, das haus erfahren durfte (wenn auch normalerweise Spiel als Gast von Benedikt und dem BVB in die- nicht in der Reihenfolge), war es mir eine große sem fantastischen Stadion zu sehen, wo man Freude, das Trio komplettieren zu können. Danke die enge Beziehung zwischen großen deutschen Benedikt, danke BVB! Jetzt habe ich eine weite- Mannschaften und ihren Fans erleben kann. re Mannschaft, die ich in der Champions League unterstützen kann – besonders, wenn es gegen PATRICK WALTER / DG DG / WALTER PATRICK Die Atmosphäre in einem Meer von Schwarz Manchester United geht... und Gelb war wirklich außergewöhnlich und am ELFOTO: Ende des Abends hatte ich einige neue Lieder Stephen Maddock T DANKE FÜR: So KLINGT NUR DORTMUND. TI gelernt und viel Übung darin bekommen, die Chief Executive, CBSO editorial 03 06 interview 03 editorial Going wild 04 einblick R ay Chen und der verheißungsvolle »Junge Wilde«-Titel 05 inhalt 10 titel 26 augenblick Süßer Sirenensang Zwischen Kiez und Klassik: die junge Sängerin Anna Prohaska 28 briefe 14 meisterpianisten 29 ausblick I rätsel I impressum Geläuterter Revoluzzer? 30 haus und verkauf Ivo Pogorelich provoziert auch nach seiner wilden Zeit mit genialischen Interpretationen 17 orchesterzyklus Musik weitertragen Die Geigerin Julia Fischer übernimmt Verantwortung für Instrumentalstudenten 20 pop-abo Seife trifft Haut Als Soap&Skin geht Anja Plaschg ihrem Publikum mit herzzerreißender Musik nah 22 kammermusik Doppelagent Jörg Widmann ist als Klarinettist und Komponist auf den Konzertbühnen präsent 24 cabaret + chanson Hojotoho! Die Blechbläser von Mnozil Brass gratulieren Wagner gut gelaunt zum 200. ER 25 mco residenz nrw V Hungriger Allesfresser Dirigent Pablo Heras-Casado nimmt Musik, wie sie kommt: heute im historisch- UEL PEÑAL G informierten Barockensemble, morgen romantisch mit großem Orchester MI , HG C S ELYN PLA ELYN EV 06 21 25 , OP DUNL S Fr 01.03.2013 · 20.00 Uhr RI CH MALEDIVA ECKER, Tetta Müller Gesang, Dialoge, Bühnenbild, Lo Malinke Gesang, R Dialoge, Liedtexte, Musik, Arrangements Florian Ludewig BERT RO Mit ihrem neuen Programm »Pyjama Party« gehen die Großmeister des gehobenen Ehekrachs in die nächste Runde. FOTOS: 04 einblick inhalt 05 GOING WILD Ray Chen, Sie haben schon sehr viel von der Welt gesehen... Ja, als ich vier Monate alt war, sind meine Eltern von Taiwan nach Australien gezogen. Dort bin ich aufgewachsen und für meine musikalische Ausbildung dann mit 16 in die USA gegangen. Am Curtis Institute habe ich im Mai 2010 den Abschluss gemacht. Philadelphia ist heute meine »Base«, mein Hauptwohnsitz. Nochmal schnell zurück: Wie haben Sie die Violine als Ihr Ins- trument gefunden? Ich fing mit vier Jahren an, Musik zu machen. Zunächst war es nur ein Hobby. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass es eine Spielzeuggitarre gab, auf der ich gerne spielte, und eines Tages klemmte ich sie unter mein Kinn und tat mit Essstäbchen so, als würde ich geigen. Ich wollte also unbedingt dieses Instru- ment lernen. Danach erhielt ich Unterricht, zunächst nach der Suzuki-Methode bei einer großartigen Familie von Lehrern: Die Mutter erteilte Geigenunterricht für Anfänger, die jüngere Tochter für Fortgeschrittene und der Vater übernahm die Flöten- und Kla- vierschüler. Jeden Samstag verwandelte sich das Haus in eine Seinen ersten, nicht-öffentlichen Dortmunder Auftritt hat Musikschule. Es gab nur Gruppenunterricht und deshalb waren überall Kinder. Ray Chen im letzten April bei der Jahrespressekonferenz des Konzerthauses bestritten. Als Repräsentant der inzwi- Schätzen Sie die Methode? schen dritten Generation der Erfolgsreihe gab er hierbei Als ich so jung war, fand ich das sehr faszinierend. Ich versuchte, jede Woche ein neues Stück vor meinen Mitschülern aufzuführen. einen kleinen Vorgeschmack davon, wie »Junge Wilde« ab So hatte ich immer ein Ziel vor Augen. Das Wichtigste, was ich der Konzertsaison 2012|13 klingen: natürlich wieder ein we- dort lernte, war Musik zu genießen. Es gibt andere Methoden, die nig wild. Etwas zahmer gibt sich der in Taiwan geborene, in wesentlicher strenger sind, bei denen man Übungen und Tonlei- tern spielen muss. Ich habe von alledem nichts gemacht, sondern Australien aufgewachsene und heute in den USA lebende mehr oder weniger gespielt, worauf ich Lust hatte. Man benutzt 23-jährige Geiger und »ECHO Klassik«-Gewinner als bes- anfangs mehr das Gehör, um das Instrument zu lernen. Man fühlt ter Nachwuchskünstler 2011 glücklicherweise im Interview die Musik. Es gibt nicht so viele Regeln, man tut es einfach. im Hotel. Er erzählt uns von seinem Weg zur Musik, seiner Aber heute spielen Sie natürlich Stücke von Paganini und Ysaÿe Ausbildung mit der Suzuki-Methode, darüber, wie er den mit einem enormen technischen Anspruch... vielversprechenden Titel »young and wild« zunächst miss- Als ich 13 Jahre alt war, habe ich die »Australian National Youth Concerto Competition« gewonnen. Das bedeutete eine große verstanden hat, und seinen Wunsch, die eigene Liebe zur Motivation für mich, und zum ersten Mal dachte ich daran, dass Musik an noch Jüngere weiterzugeben. Außerdem spricht es mit einer Karriere tatsächlich funktionieren könnte. Ich wech- er über sein erstes »Junge Wilde«-Konzert: Ein roter Faden selte den Lehrer, der mir sofort sagte, dass meine technischen Grundlagen furchtbar seien. Also ging ich die Sache mit äußers- zieht sich durch sein Programm, wenn er am 19. Februar ter Disziplin an. Ich lebte damals in Brisbane und mein Geigen- 2013 Werke von Bach, Franck, Ysaÿe und Saint-Saëns spielt. lehrer in Sidney. Sidney ist eine Flugstunde von Brisbane entfernt. 06 interview 07 Di 19.02. 2013 · 19.00 Uhr RAY CHEN 1989 in Taiwan geboren, als Ray vier Monate alt ist, ziehen die Eltern nach Australien Beginn des Studiums am Curtis Institute of Music in Boston im Alter von 16 Jahren Gewinner des »Yehudi Menuhin Wett- bewerbs« (2008) und des »Concours Reine Elisabeth« (2009) Das Debüt-Album »Virtuoso« mit Werken von Tartini, Bach, Wieniawski und Franck erscheint im Januar 2011. Für die CD erhält Ray Chen den »ECHO Ich nahm jede zweite Woche Unterricht, und an diesem Punkt Klassik« als bester Nachwuchskünstler. muss ich meinen Eltern für ihre Unterstützung wirklich dankbar Künstler in der Reihe »Junge Wilde« am sein. Nachdem ich zwei Jahre dort studiert hatte, spielte ich am KONZERTHAUS DORTMUND von der Spielzeit 2012 |13 – 2014 |15 Curtis Institute vor und wurde aufgenommen. Ray Chen spielt die »Lord Newlands«, eine Violine von Antonio Stradivari aus Wie fühlen Sie sich, als ein Australier, der in den USA lebt? dem Jahr 1702 Ich fühle mich dort zu Hause, wo Menschen es zum Zuhause ma- chen. Dort, wo meine Eltern sind, wo meine Familie ist. Ich habe jetzt ein Zuhause in Philadelphia, das ich mir dort geschaffen ha- be. Es ist natürlich nicht so einfach, aber es gibt Dinge, die helfen: Internet, Social Media, E-Mail, Skype... Ich glaube, all das lässt die Welt näher zusammenrücken. Und Ihr Entschluss »Junger Wilder« am Konzerthaus zu werden? Ich erhielt eine E-Mail von meiner Managerin mit der Nachricht über das Angebot. Im Englischen benutzt man den Begriff »young and wild« nicht sehr oft, und das erste, woran ich dachte, war etwas wie: »Girls Gone Wild«, also etwas total Verrücktes. Als ich dann die Liste ehemaliger »Junger Wilder« sah, war mein Ein- druck einfach nur »Wow!« Schließlich las ich weiter, um die Philo- sophie hinter dem Konzept zu verstehen, und sie ist für mich die gleiche: Klassische Musik einer größeren Hörerschaft näher zu Bach’schen Thema und dem »Dies Irae« der Totenmesse durch- bringen und mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass diese Musik zogen ist.