Mahler Chamber Orchestra Prohaska
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MAHLER CHAMBER ORCHESTRA ANNA PROHASKA 9. SEPTEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL MODERNE KULTUR IN EINZIGARTIGER GESTALT. WELCHE VISION MÖCHTEN SIE VERWIRKLICHEN? PRINCIPAL SPONSOR Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie Hamburg. juliusbaer.com Elbphilharmonie_DE-ElbphilharmonieAbendprogramme-148x210-13072018.indd 1 12.07.18 14:47 Mittwoch, 9. September 2020 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal MODERNE KULTUR IN EINZIGARTIGER GESTALT. MAHLER CHAMBER ORCHESTRA WELCHE VISION ANNA PROHASKA SOPRAN MÖCHTEN SIE JÚLIA GÁLLEGO FLÖTE VERWIRKLICHEN? VICENTE ALBEROLA DIRIGENT (BOULEZ) PRINCIPAL SPONSOR MATTHEW TRUSCOTT VIOLINE UND LEITUNG Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie Hamburg. Johann Sebastian Bach (1685–1750) Weichet nur, betrübte Schatten BWV 202 »Hochzeitskantate« (1718–1723?) ca. 25 Min. juliusbaer.com George Benjamin (*1960) Fantasia 7 nach Henry Purcell (1995) ca. 5 Min. Pierre Boulez (1925–2016) Mémoriale / … explosante-fixe … Originel (1985) ca. 10 Min. Benjamin Britten (1913–1976) Les Illuminations op. 18 (1939) Fanfare Villes Phrase – Antique Royauté Marine Interlude Being Beauteous Parade Départ ca. 20 Min. Elbphilharmonie_DE-ElbphilharmonieAbendprogramme-148x210-13072018.indd 1 12.07.18 14:47 DAS ELBPHILHARMONIE MAGAZIN ∙ KONZERTGLÜCK Eine Liebeskummererklärung ∙ ANOUSHKA SHANKAR Am Puls der Gegenwart ∙ »WEIL ER GUT IST« Ian Bostridge über Thomas Adès und vieles mehr … Ab sofort für € 6,50 erhältlich im Elbphilharmonie Shop auf der Plaza, in der Konzertkasse der Elbphilharmonie sowie am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel. ANZ-A5_EP_Magazin_Live-Heft_032020_v1.indd 1 19.08.20 14:40 DAS WILLKOMMEN ELBPHILHARMONIE MAGAZIN »Weichet nur, betrübte Schatten« – nach über fünf Monaten Zwangspause in der Elbphilhar- monie würden sich kaum passendere Worte finden lassen, um diese neue, etwas andere Saison einzuläuten. Eigentlich als Hochzeits- kantate komponiert, nutzen das Mahler Cham- ber Orchestra und Anna Prohaska die von Bach vertonten Zeilen nun, um die Corona-bedingte Stille zu durchbrechen und endlich wieder Musik erklingen zu lassen. Es folgen Werke des Briten George Benjamin (der hier vor zwei Tagen noch selbst am Pult des »MCO« stand) und des Neue-Musik-Urgesteins Pierre Boulez. Und zum Abschluss tritt Anna Prohaska noch einmal auf die Bühne: im expressiven Zyklus »Les Illu- ∙ KONZERTGLÜCK Eine Liebeskummererklärung minations« von Benjamin Britten. ∙ ANOUSHKA SHANKAR Am Puls der Gegenwart ∙ »WEIL ER GUT IST« Ian Bostridge über Thomas Adès und vieles mehr … Ab sofort für € 6,50 erhältlich im Elbphilharmonie Shop auf der Plaza, in der Konzertkasse der Elbphilharmonie sowie am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel. ANZ-A5_EP_Magazin_Live-Heft_032020_v1.indd 1 19.08.20 14:40 DIE MUSIK ALLES GEDEIHT UND BLÜHT Johann Sebastian Bach: Weichet nur, betrübte Schatten Bisweilen sind es musikgeschichtliche Randfiguren, denen die Musik Großes zu verdanken hat – wie zum Beispiel ein gewis- ser Johannes Ringk. Von diesem Mitte des 18. Jahrhunderts vor allem in Berlin wirkenden Organisten und Komponisten liegen Abschriften bedeutender Bach-Werke vor, die ansonsten wohl für immer verschwunden wären. Einer solchen Rettungstat verdankt sich auch die für So pran komponierte Kantate Weichet nur, betrübte Schatten BWV 202, die auch als »Hochzeitskantate« bekannt ist. Komponiert hat Bach sie in seinen enorm produktiven Weimarer Jahren, zwi- schen 1708 und 1717, doch weder ihre Entstehungs umstände noch das Originalmanuskript sind überliefert. Glücklicherweise kam 1730 der damals 13-jährige Ringk an die (seitdem verschol- lene) Partitur und kopierte sie für die Nachwelt. Die Hochzeitskantate gehört zu den rund 30 Kantaten, die Bach für diverse weltliche Anlässe wie Geburtstage, Neu- jahrsfeiern und eben Eheschließungen geschrieben hat. Wei- chet nur, betrübte Schatten basiert auf dem Text eines unbe- kannten Dichters und feiert den Aufbruch in eine neue, schöne Zeit. Das Werk beginnt mit einer Arie, in der Sopran und Oboe in innigem Duett den Abschied vom frostigen Winter beschwö- Johann Sebastian Bach ren. Bald wehen mit herrlich pastoralen Klängen Frühlings- düfte um die Nase. Dies wiederum lässt den aus dem Winter- schlaf erwachten Amor nicht unberührt. Voll Tatendrang führt er zwei Seelen zusammen, die »sich üben in Lieben, in Scher- zen sich herzen«. Mit der abschließenden Gavotte-Arie Sehet in Zufriedenheit tausend helle Wohlfahrtstage wird sodann die Liebe des Brautpaars tänzerisch beschwingt besungen – auf dass sie schon bald »Blumen tragen« möge. GESANGSTEXT JOHANN SEBASTIAN BACH: WEICHET NUR, BETRÜBTE SCHATTEN Aria Recitativo Weichet nur, betrübte Schatten, Und dieses ist das Glücke, Frost und Winde, geht zur Ruh! Dass durch ein hohes Gunstgeschicke Florens Lust Zwei Seelen einen Schmuck erlanget, Will der Brust An dem viel Heil und Segen pranget. Nichts als frohes Glück verstatten, Denn sie träget Blumen zu. Aria Sich üben im Lieben, Recitativo In Scherzen sich herzen Die Welt wird wieder neu, Ist besser als Florens vergängliche Lust. Auf Bergen und in Gründen Hier quellen die Wellen, Will sich die Anmut doppelt schön verbinden, Hier lachen und wachen Der Tag ist von der Kälte frei. Die siegenden Palmen auf Lippen und Brust. Aria Phoebus eilt mit schnellen Pferden Durch die neugebor’ne Welt. Ja, weil sie ihm wohlgefällt, Will er selbst ein Buhler werden. Recitativo Drum sucht auch Amor sein Vergnügen, Wenn Purpur in den Wiesen lacht, Wenn Florens’ Pracht sich herrlich macht, Und wenn in seinem Reich, Den schönen Blumen gleich, Auch Herzen feurig siegen. Aria Wenn die Frühlingslüfte streichen Und durch bunte Felder weh’n, Pflegt auch Amor auszuschleichen, Um nach seinem Schmuck zu seh’n, Welcher, glaubt man, dieser ist, Dass ein Herz das and’re küsst. BLICK ZURÜCK IN DIE GEGENWART George Benjamin: Fantasia 7 nach Henry Purcell Wie einst Pierre Boulez, den wir gleich noch hören werden, ging auch George Benjamin in die legendäre Pariser Komposi- tionsklasse von Olivier Messiaen. Dort zählte er bald nicht nur zu Messiaens Lieblingsschülern; der große Franzose verglich seine Begabung sogar mit der des »jungen Mozarts«. Seit jener Zeit gehört der Brite zu den wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen Musik. Und längst ist er auch ein gefrag- ter Lehrer. 2001 übernahm er am renommierten Londoner King’s College die Kompositionsprofessur auf dem prestige- trächtigen »Henry Purcell«-Lehrstuhl. Mit dessen Namens- geber, dem englischen Barockkomponisten und »Orpheus Britannicus«, hatte sich Benjamin bereits wenige Jahre zuvor beschäftigt. Anlässlich des 300. Todestages von Purcell lud George Benjamin das Aldeburgh Festival Komponisten dazu ein, diesen Vater der englischen Musik mit einem Werk zu würdigen. Benjamin wählte dafür eine von Purcells neun Fantasien für vier Gam- ben aus und bearbeitete sie. Henry Purcell war erst 21 Jahre alt, aber bereits Trendsetter im englischen Musikleben, als er die kontrapunktischen Kunst- werke schrieb. »Seine c-Moll-Fantasie ist in mehrfacher Hin- sicht außergewöhnlich: durch ihre eindringliche, bewegende Tritonusmelodik, kreisende Tonartwechsel in einem nahtlosen Stimmengeflecht und schmerzlich-bittere Dissonanzen«, so Benjamin. Die noch heute ungemein modern wirkende Fantasie bear- beitete er schließlich für ein besonderes Quartett an Instru- menten: Eigentlich hatten die Festivalmacher ein Werk für die Besetzung von Olivier Messiaens berühmtem Quatuor pour la fin du temps bestellt – also für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier. Doch Benjamin hielt sich lediglich zu drei Vierteln Henry Purcell an die Vorgabe – und tauschte das Klavier gegen den ätheri- schen Zauber einer Celesta ein. DIE MUSIK HOMMAGE Pierre Boulez: Mémoriale Als Pierre Boulez 2015 seinen 90. Geburtstag feierte, wurde er – als kompro- missloser Anwalt und Wegbereiter der Neuen Musik – von alten und neuen Weg- gefährten mit Glückwünschen und Lobeshymnen nur so überhäuft. Unter den Komponistenkollegen fand sich neben Wolfgang Rihm auch Philippe Manoury, der seinen alten Lehrer Boulez mit Claude Debussy verglich. Und Stargeigerin Carolin Widmann beneidete den Jubilar nicht nur um seine fantastischen Ohren: »Ich bewundere auch, dass er so wenige Werke an die Öffentlichkeit gelassen hat – nur die, die seinen hohen Ansprüchen genügten.« Tatsächlich ging der 2016 verstorbene Franzose mit seinen Stücken immer wieder kritisch ins Gericht und überarbeitete sie oftmals über viele Jahre hinweg. Einen solchen Prozess der Revisionen und Häutungen hat auch das umfangreiche, fast 40 Minuten dauernde Werk … explosante-fixe … durchge- macht, aus dem heute der Teil Mémoriale erklingt. Boulez begann 1972 mit der Arbeit an dem Werk für Instrumental ensemble und Live-Elektronik. Im Vorjahr hatte ihn das Magazin Tempo mit anderen Kom- ponisten dazu eingeladen, Werke im Gedenken an Igor Strawinsky zu verfas- sen. »Das Material war zunächst ziemlich primi- tiv«, äußerte sich Boulez zu seinen anfäng lichen Igor Strawinsky (links) und Pierre Boulez Versuchen. Im Zuge mehrerer Anläufe arbeitete er die Grund sequenz, die er Originel bezeich- nete, zu Mémoriale aus und widmete sie dem 1985 verstorbenen Musiker und Freund Law- rence Beauregard, der Erster Flötist in dem von Boulez gegründeten Ensemble Intercontempo- rain gewesen war. 1993 entstand schließlich die endgültige Fassung für Flöte und acht Instrumente. Der geheimnisvolle Zauber, mit dem Mémoriale beginnt, erinnert dagegen nicht an Strawinsky, sondern an einen Wegbereiter der französischen Moderne: an Claude Debussy, dem Boulez sich zeitlebens musikalisch eng verbunden