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V Vorwort Clavier über einen Marsch in Mannheim eine Abschrift hergestellt wurde, die je- stechen lassen“ (Magazin der Musik, doch nicht überliefert ist. Von Gustav 2 Bde., Hamburg, 1783/84 und 1784/87; Nottebohm (Thematisches Verzeichnis Nachdruck, Hildesheim etc. 1971 – 74, der im Druck erschienenen Werke von Bd. 1, S. 394 f.). Die Originalausgabe Ludwig van Beethoven, Leipzig 21868, Die Beschäftigung mit Variationen für erschien 1782 bei Johann Michael Götz S. 157) noch als „revidirte Abschrift“ Klavier umspannt im Leben Ludwig in Mannheim mit dem Titel „Varia- bezeichnet, wurde die Handschrift auch van Beethovens (1770 – 1827) einen tions pour le clavecin sur une marche de im Katalog Nr. 59 von L. Liepmanns- Zeitraum von mehr als 40 Jahren und Mr Dressler“; der genannte Marsch von sohn, Berlin, für die Versteigerung am somit beinahe sein gesamtes Wirken als Ernst Christoph Dressler (1734 – 79) ist 20. und 21. Mai 1930 (unter Nr. 15) als Komponist. Sie beginnt bei ihm im Al- nicht überliefert. In den späteren Auf- „Musikmanuskript von Kopistenhand ter von etwa 12 Jahren mit seinem ers- lagen ist der Name Dressler nicht mehr mit eigenhändigem Titel“ und „eigen- ten veröffentlichten Werk überhaupt genannt (siehe die 2. Fassung in Bd. II händigen Korrekturen“ angeführt. Bei (WoO 63, 1782), reicht über Gelegen- der Variationen für Klavier, HN 1269). dieser Auktion erwarb Hans Conrad heitswerke seiner frühen Jahre und die Angezeigt wurde die Originalausgabe Bodmer das Manuskript, das sich bei in „ganz neuer Manier“ geschriebenen erst in Götz’ Verlagskatalog des Jahres einer früheren genaueren Untersuchung Variationen op. 34 und 35 bis zu den 1784 (vgl. Hans Schneider, Der Musik- durch Max Unger bereits als vollstän- „Diabelli-Variationen“ op. 120 aus dem verleger Johann Michael Götz (1740 – diges Autograph erwiesen hatte (vgl. Jahr 1823. Insgesamt sind 20 gesicher- 1810) und seine kurfürstlich privilegir- Neues Beethoven-Jahrbuch, V, 1928, te Variationenwerke für Klavier zu zwei te Notenfabrique, 2 Bde., Tutzing 1989; S. 40, Anm. 2). Händen bekannt, die wir hier in einer Bd. 1, S. 122, Abbildung Bd. 2, S. 162) Sowohl Beethovens Handschrift als zweibändigen Edition vorlegen (Bd. I sowie im 15. Supplement (1785) für die auch das verwendete Papier weisen auf HN 1267, Bd. II HN 1269). Jahre 1782 – 84 zu Breitkopfs Catalogo eine Entstehungszeit um 1790 bis 1792 Die Basis für unsere Edition bildet delle Sinfonie (vgl. Schneider, Musik- hin. Es handelt sich um eine sehr sorg- der Text der ebenfalls im G. Henle verleger Götz, Bd. 1, S. 122). Autogra- fältige Reinschrift in Tinte mit noch Verlag erschienenen Neuen Beethoven- phe Quellen sind, wie bei den meisten nicht verschliffenen, teilweise recht un- Gesamtausgabe (Beethoven Werke, anderen Werken der vorliegenden Editi- gelenken Zeichen (Taktvorzeichnun- Abteilung VII, Bd. 5: Variationen für on, nicht erhalten. gen, dynamische Bezeichnungen, Bö- Klavier, hrsg. von Joseph Schmidt- gen, Schlussstriche). Beethoven scheint Görg, München/Duisburg 1961), wobei Sechs Variationen WoO 64 sich um Schönschrift bemüht zu haben die Erkenntnisse des nachträglichen Über den Entstehungsanlass ist nichts wie in kaum einem anderen Manuskript. Kri tischen Berichts (hrsg. von Felix bekannt. Johann Friedrich Reichardt Da sich fast keine Korrekturen finden, Loy, München 2017) und der dort ent- teilt die Melodie des Themas in seinen ist anzunehmen, dass er von einer an- haltenen Addenda- und Corrigenda- Frohen Liedern für deutsche Männer deren Vorlage abgeschrieben hat. Einträge berücksichtigt wurden. (Berlin 1781, Vorrede) mit, identisch Die Originalausgabe im Verlag Sim- auch in seinem Musikalischen Kunstma- rock ist aufgrund der Plattennummer Neun Variationen WoO 63 gazin (Bd. 1, Berlin 1782, im 1. Stück, höchstwahrscheinlich auf das Jahr 1798 (1. Fassung) Nr. 1 „An junge Künstler“), dort als Bei- zu datieren. Im Katalog der Musikalien- Carl Friedrich Cramers Magazin der spiel für „wahre, ursprüngliche Volk- handlung Gayl & Hedler, Frankfurt am Musik berichtete am 30. März 1783 in liedermelodien“. Beethovens Thema Main, für das Jahr 1799 ist die Ausgabe einer „Nachricht von der churfürstlich- stimmt mit der bei Reichardt angegebe- als vorrätig angezeigt („6 Variations fa- cöllnischen Hofcapelle zu Bonn und nen Melodie genau überein. Der Text ciles d’un Air Suisse, Bonn Nr. 6“). Nach andern Tonkünstlern daselbst“ über lautet: „Es hätt’ e’ Buur e’ Töchterli, mit Nottebohms Thematischem Verzeichnis „Louis van Betthoven […], ein[en] Kna- Name heißt es Babeli, sie hätt’ e’ paar (S. 157) ist das Werk erschienen „um be[n] von 11 Jahren, und von vielverspre- Zöpfli, sie sind wie Gold, drum ist ihm 1798 bei N. Simrock in Bonn unter dem chendem Talent“. Er werde von Chris- auch der Dusle hold.“ Titel: ‚Six Variations faciles pour le Cla- tian Gottlob Neefe, dem Hoforganisten Der erste Aufbewahrungsort des Au- vecin, ou Harpe (Sur un air Suisse) par sowie Musikdirektor am kurfürstlichen tographs (Verlagsarchiv Simrock) und Louis van Beethoven. No. 6‘ u. s. w.“. Nationaltheater, unterrichtet, und eine auch der Vergleich mit den anderen Der zitierte Wortlaut entspricht aller- Komposition von ihm sei kürzlich ge- Quellen lassen vermuten, dass es als dings (bis auf die Nr. 6 statt 12) dem druckt worden: „Herr Neefe hat ihm Stichvorlage für die Originalausgabe Nachdruck von Cappi 1803, sodass es auch […] einige Anleitung zum Gene- diente. Da keine Stecher-Eintragungen möglich und sogar wahrscheinlich ist, ralbaß gegeben. Jetzt übt er ihn in der zu erkennen sind, handelt es sich ver- dass Nottebohm irrtümlich diesen Nach- Composition, und zu seiner Ermunte- mutlich um eine „indirekte“ Stichvor- druck – vielleicht mit handschriftlich rung hat er 9 Variationen von ihm fürs lage, von der für den Stich nochmals geänderter Nummer, was zuweilen vor- HN_1267_Vorwort_SRZ.indd 5 29.05.2017 12:16:00 VI kommt – für die Originalausgabe hielt. ander Wheelock Thayer, Ludwig van dass Traegs Nachdruck von dieser ab- Unwahrscheinlich, aber nicht völlig Beethoven’s Leben, bearbeitet von Her- hängig ist. Die meisten Abweichungen auszuschließen ist dagegen, dass es mann Deiters, neu bearb. u. erg. von sind offensichtlich durch Versehen oder sich bei Nottebohms Angabe um eine Hugo Riemann, Leipzig, Bd. 1, 31917, redaktionelle Änderungen entstanden, ältere Auflage der Originalausgabe S. 266, Anm. 1). einzelne zeigen die Korrektur oder Kor- handelt. Dieser Bericht legt die Veröffentli- rekturabsicht von (vermeint lichen oder chung von WoO 65 durch den Mainzer eindeutigen) Stichfehlern der Original- 24 Variationen WoO 65 Verlag Schott vor August 1791 nahe. ausgabe. Für eine Einflussnahme Beet- Im Juli oder August 1788 brachte der Das Datum wird außerdem von ver- hovens auf den Druck gibt es keine Verlag Schott in Mainz die Ausgabe schiedenen Zeitungsanzeigen gestützt, Zeugnisse (siehe die Bemerk ungen am XII Ariette Italiane von Vincenzo Righi- die das Erscheinen des Werks – jedoch Ende der vorliegenden Edition). ni (1756 – 1812) heraus, in dem die Ariet- ohne Nennung des Verlags – ankündi- ta mit Klavierbegleitung „Venni Amore“ gen: Bereits am 9. Juli 1791 zeigt der 13 Variationen WoO 66 (mit fünf Vokalvariationen) als Nr. 12 „Stadt=Musikalien=Verleger“ Macarius Beethoven schrieb die Variationen offen- enthalten war. Ebenfalls im Sommer Falter im Anhang zur Münchner Zeitung bar bald nach den Bonner Aufführun- 1788 weilte Righini zu einem Besuch Nr. CVI (S. 579) eine Ausgabe des Werks gen von Carl Ditters von Dittersdorfs der Hofkapelle in Bonn. Möglicherweise als „zu haben“ an (mit Erwähnung der (1739 – 99) Singspiel Das rote Käpp- wurde Beethoven bereits in dieser Zeit Widmung), ebenso eine Annonce von chen, die im Winter 1791/92 stattge- zu seinem Werk angeregt, Belege dafür Leopold Kozeluchs Verlag „Musikali- funden hatten (ein Klavierauszug der existieren jedoch nicht. Die im „Kafka“- sches Magazin“ in der Wiener Zeitung Oper war im Mainzer Verlag Schott seit Skizzenbuch (Bl. 123v) enthaltenen vom 13. August (S. 2112, ohne Erwäh- März 1792 verfügbar). Vielleicht war er Einträge zu WoO 65 sind mit 1790/91 nung der Widmung); schließlich wird außerdem durch die Klaviervariationen zu datieren; Beethoven hat dabei die im Frankfurter Staats-Ristretto vom seines Lehrers Christian Gottlob Neefe Bezeichnung „Orgel Variationen“ no- 30. August das erstmalige Erscheinen angeregt worden, die dieser über das tiert, möglicherweise also zunächst an des Werks angezeigt. Der Preis ist je- Thema „Das Frühstück schmeckt viel ein Werk für Orgel gedacht. Die Varia- weils mit 1 fl. (= Florin) angegeben. In besser hier“ aus demselben Singspiel tionen dürften demnach zwischen 1790 allen Fällen handelt es sich wohl um die komponierte und wie Beethoven im neu und 1791 entstanden sein, vermutlich Ausgabe aus dem Verlag Schott (eine gegründeten Verlag Simrock veröffent- jedoch in zeitlicher Nähe zur Veröffent- eigene von Kozeluch ist bisher nicht be- lichen ließ. Dass die Variationen WoO 66 lichung der Originalausgabe im Früh- kannt). im Sommer 1792 fertig vorlagen, ist aus jahr/Sommer 1791. Frühere Spekulationen, es sei eine einem Brief Beethovens an seine Jugend- Der Verleger Nikolaus Simrock be- Ausgabe im Mannheimer Verlag von freundin und Klavierschülerin Eleonore richtet von einer frühen, privaten Auf- Johann Michael Götz erschienen, sind von Breuning zu erschließen: „Zu einer führung des Werks durch Beethoven: unzutreffend (vgl. Schneider, Musik- kleinen Wiedervergeltung für ihr gütiges Demnach besuchten Musiker der Bon- verleger Götz, Bd. 1, S. 191