ca. 7 000 Einwohner Landkreis Bad Wimpfen hat zwei Stadtteile. Der ältere Teil, Wimpfen im Tal, liegt in der Neckaraue, wo schon im 1. und 2. Jahrhundert ein römisches Kastell zur Sicherung des Obergermanischen Limes stand, der später weiter nach Osten verlegt wurde. Wimpfen im Tal war neben und einer der bedeutendsten römischen Siedlungsorte am , zumal hier eine Brücke über den Fluss führte. Der andere Stadtteil, Wimpfen am Berg, verdankt seinen Aufstieg einer 1182 erstmals erwähnten staufischen , die heute die größte noch erhaltene Pfalz nördlich der Alpen ist. Nach dem Ende der Stauferzeit wurde Wimpfen zur Reichsstadt. 1622 fand mit der Schlacht bei Wimpfen eine der blutigsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges statt, in deren Folge die Ent- wicklung der Stadt durch Zerstörungen und Plünderungen weit zurückgeworfen wurde. Ab 1803 war Wimpfen eine Exklave des Großherzogtums Hessen zwischen dem Großherzogtum Baden im Westen und Norden und dem Königreich Württemberg im Süden und Osten. Erst 1952 wurde Bad Wimpfen nach einer Volksabstimmung in den nordwürttembergischen Landkreis Heil- bronn eingegliedert, wobei der staatsrechtliche Status der Stadt bis heute noch nicht abschließend geklärt ist.

Die Wappen am Rathaus von Bad Wimpfen von links nach rechts: staufisch 12./13. Jh. - Reichsstadt 14. Jh. bis 1802 – Hessen 1803-1951- Baden-Württemberg seit 1952 Die Region zwischen Bad Friedrichshall, Bad Wimpfen, Bad Rappenau und Heilbronn ist reich an Salzvorkommen. 1817 wurde in Wimpfen erfolgreich nach Sole gebohrt, 1835 der Kurbetrieb auf- genommen, und (erst) seit 1930 führt Wimpfen den Ortsnamenszusatz „Bad“. Die 1866 eröffnete Elsenztalbahn von Heidelberg nach Heilbronn sorgte für Aufschwung in der Kurstadt und bescherte Wimpfen angesichts der illustren Kurgäste einen besonders schönen neugotischen Bahnhof. Auch heute noch ist Bad Wimpfen wegen seines mittelalterlichen Stadtbildes ein Magnet für Touris- ten aus aller Welt. Ein berühmter Wimpfen-Besucher war Mark Twain auf seiner Europareise im Jahre 1878. Nach eigenen Angaben brauchte er damals auf der Elsenztalbahn von Heidelberg nach Wimpfen etwa drei Stunden (heute im RE 42 Minuten). Sein Urteil über die Stadt in „A Tramp Abroad“: „Sie war sehr malerisch und baufällig, und schmutzig und interessant.“ Wie urteilen Sie?

Bad Wimpfen 2

Bahnverbindungen von / nach Bad Wimpfen 665.2 Elsenztalbahn | RE Mannheim - Heidelberg - Bad Wimpfen - Heilbronn (alle 2 Stunden) 710.41 S42 AVG | (Sinsheim -) Bad Rappenau - Bad Wimpfen - Heilbronn (etwa alle 30 Min.)

Verkehrsverbund HNV - Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehr Tipp: Tageskarten sind im HNV in der Regel günstiger als zwei Einzelfahrscheine. Bahncard-Rabatt auf Einzel- fahrscheine.

Touristeninformation im Alten Spital, Hauptstraße 45

Bad Wimpfen am Berg

© Open Street Map Mitwirkende

Der Bahnhof von Bad Wimpfen, eröffnet 1868, liegt auf etwa halber Höhe zwischen Neckar und Stadt. Vom Bahn- hofsvorplatz können Sie die Schokoladenseite des einzigen erhaltenen neugotischen Bahnhofs in Süddeutschland be- wundern. Zur Stadt gehen Sie über den Bahnhofsvorplatz und dann nach rechts. Nach wenigen Metern beginnt geradeaus die stark ansteigende Hauptstraße, der Sie folgen. Am Unteren Stadttor erreichen Sie die historische Altstadt. Bad Wimpfen 3

Der hier vorgeschlagene Weg führt zunächst über die Hauptstraße und auf dem Rückweg durch die Kaiser- pfalz. Bad Wimpfen hält aber so viele Überraschungen bereit, dass sich lohnt, gelegentlich rechts oder links vom Hauptweg abzuweichen. Am Anfang der Hauptstraße sollten Sie einen Blick nach rechts oben werfen. Vor dem Unteren Stadttor sehen Sie die Stadtbefestigung mit dem Nürnberger Türmchen, und wenige Meter weiter ein paar Häuser, die fest mit der Stadtmauer zusammengewachsen sind. Das nächste Tor ist rechts das Hohenstaufentor oder Schwib- bogentor, das um 1200 als direkter Zugang zur Stauferpfalz erbaut wurde. Wir bleiben jedoch zunächst auf der Hauptstraße und kommen nach etwa 100 m zu einem kleinen Platz mit dem Löwenbrunnen aus dem 16. Jahrhundert. Der Löwe trägt das Stadtwappen und den Reichsadler.

Oben links: Hauptstraße mit Stadttor Oben rechts: Schwibbogentor Mitte: Stadtmauer Unten: Löwenbrunnen Bad Wimpfen 4

Der große Fachwerkbau links im weiteren Verlauf der Hauptstraße ist das Alte Spital, heute Sitz der Touristeninformation, des Reichs- städtischen Museums zur Stadt- geschichte und der Städtischen Galerie. Machen Sie vor dem Alten Spital einen kleinen Abstecher durch das schmale Spitalgässchen links. Sie kommen auf einen kleinen Platz hinter dem Alten Spital, der von besonders schönen Fachwerk- häusern umgeben ist. Dazu gehört das Hotel Sonne mit seinen Nach- bargebäuden, aber auch die Rück- seite des Alten Spitals. Der stei- nerne Bauteil stammt aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, die Fachwerkanbauten aus dem 15. Jahrhundert.

Oben: Altes Spital (Hauptstraße) Mitte: Altes Spital (Rückfront) Unten: Hotel Sonne Bad Wimpfen 5

Zurück auf der Hauptstraße kommen Sie nach etwa 150 m zum Adlerbrunnen von 1576 mit dem reichsstädtischen Wappen der Stadt.

Oben: Hauptstraße Unten: Adlerbrunnen Bad Wimpfen 6

Schmuckkästchen Bügeleisenhaus In der Badgasse, die ein paar Schritte weiter rechts abzweigt, stehen die schmalsten Fachwerk- häuser von Bad Wimpfen. Das erste, Badgasse 8, ist das „Schmuckkästchen“, dahinter in der Bad- gasse 10 liegt das „Bügeleisenhaus“. Kehren Sie nun zurück zum Adlerbrunnen. Dort gehen Sie halb links die Salzgasse hinauf zum Marktplatz. Sie sehen im Hintergrund bereits das Rathaus und den Blauen Turm. Bad Wimpfen 7

An der Ostseite des baumbestandenen Marktplatzes liegt das klassizistische Rathaus von 1836 mit den oben erwähnten vier Wappen. Gegenüber, am höchsten Punkt der Altstadt, steht die Evangelische Stadtkirche mit dem gotischen Chor aus dem 13. Jahrhundert. Die Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut und erweitert, so dass sie ihre heutige Gestalt erst Ende des 16. Jahr- hunderts erhielt. Wenn Sie entgegen dem Uhrzeigersinn um die Kirche herum gehen, gelangen Sie zu- nächst zum Wormser Hof, wo die Reprä- sentanten des Bistums Worms residierten, das in Wimpfen große Besitztümer hatte. Die Neckarseite stammt aus dem 13. Jahr- hundert, die der Kirche zugewandte Seite aus dem 16. Jahrhundert. 2009/10 erfolgte eine grundlegende Renovierung des An- wesens. Neben dem Wormser Hof befin- det sich die auf der Straßenseite fast fensterlose Zehntscheuer des Bischofs von Worms. Bad Wimpfen 8

Wenn Sie ihren Rundgang um die Stadtkirche fort- setzen, gelangen Sie zu ihrer Westfassade aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Gegenüber steht eine Kreuzigungsgruppe aus dem frühen 16. Jahrhundert, die leider durch ein Netz vor Taubendreck geschützt werden musste.

Der Weg zur Stauferpfalz führt am Rathaus vorbei zum Blauen Turm, dem weithin sicht- baren Wahrzeichen von Bad Wimpfen. Der 58 m hohe Turm war einst der westliche Bergfried der Stauferpfalz. Er stammt aus der Zeit nach 1217 und bekam auf Grund seines fortgeschrittenen Alters 2014 ein Korsett. 1848 und wieder 1984 brannte der Turm nach Blitzschlägen vollkommen aus, wurde aber jeweils wiederhergestellt. Zur Türmer- wohnung muss man 134 Stufen erklimmen. Sie ist seit dem späten Mittelalter bewohnt. Zurzeit (Frühjahr 2019) ist der Blaue Turm eingerüstet und wegen einer grundlegenden Sanierung vorübergehend geschlossen. Bad Wimpfen 9

Das Steinhaus , nach 1217 errichtet, war das größte Wohngebäude der Kaiserpfalz. Heute beherbergt das Steinhaus ein histo- risches Museum zu Wimpfen, zur Staufer- zeit und zur Kaiserpfalz.

Links neben dem Gebäude steht seit 2009 eine oktogonale Stauferstele, wie sie heute in vielen Orten mit Bezug zu den Staufern aufgestellt wurden, z.B. auch in Heilbronn. Am Ende des kleinen Platzes, der leider normalerweise zugeparkt ist, befindet sich ein Zugang zu einem Fußweg, der außen an der Kaiserpfalz vorbei führt. Von dort aus hat man einen schönen Blick auf das Neckartal. Vom Steinhaus zum Palas, dem repräsentativen Saalbau der Pfalz, sind es nur ein paar Schritte, vorbei an ein paar Häusern aus späterer Zeit. Vom Palas sind nur die ver- schieden gestalteten Arkaden des Obergeschosses erhalten, zu denen man aufsteigen kann. Die Tür in der Mitte des kleinen Hofes führt zum schon erwähnten Fußweg um die Pfalz, die Tür rechts ist der Zugang zur Pfalzkapelle. Auch sie stammt aus der Zeit um 1200. Heute befindet sich dort ein kirchenhistorisches Museum. Bad Wimpfen 10

Der östliche Bergfried der Kaiser- pfalz ist der Rote Turm. In der Nähe der Pfalzkapelle führt eine Straße halb links dort hin. Der 23 m hohe Turm ist quadratisch mit einer Seitenlänge von 10 m. Er wurde ab dem späten 12. Jahrhundert in mehreren Abschnitten gebaut, die auch äußerlich zu erkennen sind. Auf dem Platz beim roten Turm ist auch das Nürnberger Türmchen zu sehen, das wir vom Beginn unseres Rundganges schon kennen.

Links: Pfalzkapelle Unten: Roter Turm / Nürnberger Türmchen

Vom Roten Turm gelangen Sie durch einen Durchlass zum Fußweg auf der Neckarseite der Kaiser- pfalz. Ein steiler Weg führt mit ein paar Spitzkehren hinunter zum Bahnhof. Hier können Sie den Rundgang beenden, wenn Sie nicht noch das Neckarufer und Bad Wimpfen im Tal besuchen wollen.

Bad Wimpfen 11

Bad Wimpfen im Tal

Überqueren Sie die Bahnlinie und folgen Sie der Alten Steige abwärts zum Neckar. Unten angekom- men wählen Sie den Weg durch die Unterführung der Neckarbrücke. Rechts liegt eine große Fluor- Chemiefabrik, die 1817 zunächst als Saline gegründet wurde. Auf der anderen Seite des Neckars sehen sie bald die Bohrhäuser der ehemaligen Saline Clemenshall aus dem Jahre 1827. Bad Wimpfen 12

Bei einer Schiffsanlegestelle zeigt ein Wegweiser nach rechts zur Stiftskirche. Folgen Sie dem Hin- weis und wenden Sie sich an der Hauptstraße (Corneliastraße) nach links. Vor Ihnen liegt dann der (leider meist zugeparkte) Lindenplatz, um den sich die wichtigsten Gebäude des Stifts Wimpfen scharen, dominiert von Stiftskirche St. Peter. Wimpfen im Tal steht heute innerhalb der fast voll- ständig erhaltenen Stadtmauern unter Denkmalschutz. Der Stiftsbezirk, der einst zum Bistum Worms gehörte, geht auf das 9. oder 10. Jahrhundert zurück. Er befindet sich vermutlich an der Stelle der einstigen römischen Siedlung. Das Stift hatte Bestand bis zum Reichsdeputationshauptschluss von 1803. Ab 1947 besiedelten aus Grüssau in Schlesien vertriebene Benediktinermönche das seit 1803 ver- lassene Stift Wimpfen wieder und gründeten dort die Abtei Grüssau. Zunächst wurden Wohn- gebäude angelegt, und in den 1960er-Jahren wurde das Kloster erweitert und modernisiert, die Kirche wurde renoviert. Die Zahl der Mönche ging aber im Lauf der Zeit so stark zurück, dass die Abtei 2004 der Abtei Neuburg bei Heidelberg angegliedert wurde. Die letzten Mönche verließen 2006 Bad Wimpfen. 2007 übernahmen die Malteser das Kloster (Lindenplatz 7) als Bildungs- und Begegnungshaus, der Malteser-Hilfsdienst kam in der Kustodie (Lindenplatz 4) unter.

Lindenplatz mit ehemaliger Dechanei (rechts) und ehemaliger Kustodie (Mitte), beide aus dem Jahre 1763 Die Stiftskirche St. Peter wurde erstmals 965 urkundlich erwähnt. Die romanischen Westtürme und das Westportal gehen auf das 10. oder 11. Jahrhundert zurück. Ab 1269 wurde die Kirche in gotischem Stil in mehreren Bauabschnitten erneuert. Im 14. Jahrhundert kam noch ein Kreuzgang nördlich der Kirche hinzu. Um 1480 waren die Um- und Erweiterungsarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen. Bad Wimpfen 13

Oben links: St. Peter – Westfront Oben rechts: Corneliastraße Unten: St. Peter - Südfront Bad Wimpfen 14

Folgen Sie nun dem Verlauf der Corneliastraße, in der sich noch weitere zum Stift gehörige Gebäu- de befinden. Nach etwa 600 m, kurz vor der Brücke der Elsenztalbahn, sehen Sie rechts die Cornelienkirche, um- geben von einem Friedhof. Man sagt, sie sei während der Schlacht bei Wimpfen im Dreißigjährigen Krieg das Hauptquartier Tillys gewesen. Vielleicht stand an gleicher Stelle bereits ein römischer Tempel. Auf einer Inschrift am Nordportal steht 1476 als mögliches Baujahr. Seit dem 18. Jahr- hundert verfiel die Cornelienkirche zusehends, wurde aber Beginn des 20. Jahrhunderts saniert und 1993 vollständig renoviert.

Unterqueren Sie nun die Bahnbrücke. Gleich links führt eine Treppe hinauf zur Haltestelle „Bad Wimpfen im Tal“ der Heilbronner Stadtbahn Nord. Die Züge in Richtung Sinsheim und in Richtung Heilbronn halten am gleichen Bahnsteig (alle 30 Minuten). Eine Alternative ist der Weg am Neckar entlang, allerdings ohne Besuch der Corneliakirche. Biegen Sie an der Corneliastraße nach etwa 200 m nach links in die Fischergasse ein und folgen Sie ihr bis zum Neckar. Wundern Sie sich nicht über die einsamen Schilder „Ausfahrt“ mitten in der Neckaraue. Die Wiesen werden als Ausweichparkplatz für den Wimpfener Talmarkt benutzt, einem jährlichen Volksfest, das auf die Zeit der Verleihung des Marktrechts im Jahre 965 zurückgeht. Auf dem asphaltierten Hauptweg oder einem Pfad direkt am Fluss gelangen Sie zur Neckarbrücke der Elsenztalbahn, auf der sich auch ein Fußgängersteg nach Jagstfeld befindet. Am Ende der Brücke gehen Sie geradeaus durch die Poststraße. Dort sehen Sie schon den Bahnhof Bad Fried- richshall Hbf (früher Jagstfeld), an dem auch RE-Züge halten. Entfernung ab St. Peter etwa 2 km. Bad Wimpfen 15

Blick auf Jagstfeld von der Neckarbrücke der Elsenztalbahn