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"BUNDESPOLIZEI Kompakt"

"BUNDESPOLIZEI Kompakt"

Zeitschrift der Bundespolizei 39. Jahrgang ISSN 2190-6718 4-2012

Titelthema Themenheft Integriertes Grenzmanagement Ein solides Bauwerk mit vier Säulen Bundespolizei Seite 4 In- & Ausland Missionen für den Frieden im Ausland Seite 10 Personal & Haushalt Eignungsauswahlverfahren und Basisseminar Seite 23 Technik & Logistik Material für die Auslandsmissionen Seite 30 | 4-2012

Inhalt

Eine Frau steht ihren Damals Fit im Ausland Mann

Sandra Jones ist derzeit als Dienst- Hütten auf Stelzen, 40 Grad Außen- Nicht nur Krankheitserreger machen hundführerin in Afghanistan und bildet temperatur und 90 Prozent Luftfeuch- es den Auslandsverwendern schwer. dort afghanische Hundeführer aus. tigkeit. Kambodscha – das zweite Auch die große Entfernung zur Familie Land, in dem Beamte der heutigen kann belastend sein. Bundespolizei eingesetzt waren.

Seite 20 Seite 35 Seite 46

„„ Titelthema „„ Technik & Logistik „„ Sport & Gesundheit Integriertes Grenzmanagement .4 Das Material für die Fit im Ausland ...... 46 Auslandsmissionen . . . . .30 „„ In & Ausland Einheitliche Ausstattung? . . .33 „„ Leserbriefe Missionen für den Frieden . . 10 ...... 48 Geschichte mit offenem Ende .15 „„ Recht & Wissen SIK - ein gutes Team als Damals ...... 35 „„ Zu guter Letzt Lebensversicherung . . . . 16 Die Geschichte der Basisinfo Ausland . . . . . 50 Außenansicht ...... 19 Bundespolizei im Ausland . . .38 Eine Frau steht ihren Mann . . 20 Success at the Assessment Centre . . . . .42 „„ Personal & Haushalt Eignungsauswahlverfahren „„ Portrait und Basisseminar . . . . . 23 Ein Rosenheimer in 5 Fragen an ...... 27 Georgien ...... 44 Aus den Augen, aus dem Sinn? 28 | 4-2012

Impressum

Herausgeber Bundespolizeipräsidium 3

Redaktion Ivo Priebe (V.i.S.d.P.) Anja Voss, Alexander Geyer, Frank Borchert, Daniel Nedwed, Torsten Tiedemann, Thomas Borowik, Kati Frost, Sven Drese, Christian Altenhofen, Rudolf Höser, Kurt Lachnit, Ulrike Wulf, Nathalie Lumpé, Torsten Völlmecke, Ines Rabe, Daniela Scholz Liebe Leserinnen und Leser,

Anschrift Heinrich-Mann-Allee 103 als die ersten Angehörigen des In dieser Ausgabe beleuchten wir 14473 Potsdam Bundesgrenzschutzes Anfang der diese Fragen detaillierter. Wir stellen 1950er-Jahre ihren Dienst an der einzelne Auslandsverwendungen vor Telefon 0331/97 997-9404, -9407 innerdeutschen Grenze versahen, und lassen einige Auslandsverwender dachte wohl keiner von ihnen daran, zu Wort kommen, die über ihre Erfah- Telefax dass sie Jahrzehnte später als Bun- rungen berichten. 0331/97 997-9411 despolizisten den deutschen Misch- E-Mail wald gegen die karge Landschaft Wenn Sie diese Ausgabe der [email protected] Afghanistans eintauschen würden. kompakt in den Händen halten, wer- den Sie sicherlich bemerken, dass Layout & Satz Fachinformations- und Medienstelle Mittlerweile sind Bundespolizisten sich das Papier anders anfühlt. Um der Bundespolizei in mehr als 80 Ländern der Erde dem Maßnahmenprogramm „Nach­ eingesetzt zu finden. Sei es in Missi- haltigkeit der Bundesregierung“ ge- Druck onen, als Dokumenten- und Visabe- recht zu werden und weil wir es selbst Bonifatius GmbH Paderborn rater, in bilateralen Projekten oder im für eine gute Sache halten, haben wir Hausordnungs- und Objektschutz- uns entschieden, die Zeitschrift ab so- Auflage dienst an deutschen Botschaften. fort auf Recyclingpapier zu drucken. 11 600

Erscheinung: Ich schätze, dass jeder von uns Ich wünsche Ihnen viel Freude 6-mal jährlich mittlerweile jemanden in seinem beim Lesen. dienstlichen Umfeld kennt, der schon Wir danken allen Autoren für die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge einmal im Ausland tätig war. Ihr Ivo Priebe Für den Inhalt der Beiträge sind Redaktion Bundespolizei kompakt grundsätzlich die Autoren verantwortlich Doch was weiß man tatsächlich Die Redaktion behält sich das Recht der über eine solche Verwendung? Kürzung und Änderung von Beiträgen vor In den Artikeln der kompakt wird aus Welche Anforderungen werden an die Formulierungsgründen grundsätzlich nur Auslandsverwender gestellt? Welche die männliche Form verwendet, alle unterschiedlichen dienstlichen Auf- Ausführungen beziehen sich jedoch gaben im Ausland gibt es? Wie fühlen gleichermaßen auch auf Frauen sich die Mitarbeiter in der neuen Redaktionsschluss Umgebung, und welche Erfahrungen für die Ausgabe 5-2012 müssen sie mitbringen? Wie sieht 15. August 2012 die Betreuung nach einem solchen Titelbild: Einsatz aus, und was ist das für ein Frank Borchert Gefühl, seine Familie oder Freunde oftmals monatelang nicht zu sehen? Titelthema

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Integriertes Grenzmanagement Ein solides Bauwerk mit vier Säulen.

Seit dem Schengen-Beitritt der Schweiz im Dezember 2008 sind die Grenzen zu den Nachbarstaaten Deutschlands nur noch Binnengrenzen – bis auf die Flug- und Seehäfen, wo nach wie vor überwachter Außengrenzverkehr stattfindet.

als je zuvor gilt Erste Säule: Vor­ despolizei bei bestimmten Flugrouten Mehr deshalb heute: verlagerungsstrategie bereits vorab über die Reisenden Die Frage der Grenzsicherheit kann informiert ist, können Schleusungen nicht auf das Hoheitsgebiet der Der Begriff „Vorverlagerungsstra- vereitelt und gesuchte Straftäter auf- Bundesrepublik beschränkt betrachtet tegie“ mag sich zwar recht abstrakt gegriffen werden. werden. Entscheidend ist nun auch, anhören. Tatsächlich steht er aber für Das Ziel der Vorverlagerungsstra- über die Grenzen hinaus zu kooperie- keine hochtheoretischen Überlegun- tegie ist, der irregulären Migration ren. Um diesem Erfordernis gerecht gen, sondern beinhaltet Konkretes nach Deutschland und in die EU zu werden, ist auf europäischer Ebe- und Greifbares. Hierzu gehört etwa, möglichst bereits an dem Ort entge- ne das Vier-Säulen-Konzept „Integra- dass die Bundespolizei Grenzpoli- genzuwirken, wo sie entsteht oder ted Border Management“ entwickelt zeiliche Verbindungsbeamte (GVB) besonders begünstigt wird – also in und von der Bundespolizei national sowie Dokumenten- und Visumberater den Herkunftsländern der Migranten umgesetzt worden. (DVB) entsendet. Bundespolizisten und an bedeutsamen Knotenpunkten unterstützen Drittländer in bilateralen entsprechender Migrationsströme in Projekten. Dadurch, dass die Bun- Drittstaaten. | 4-2012

lungen, Passfälschungen oder auch Schleusungsrouten geht. Die vielen unterschiedlichen Einreisebestimmun- gen zu überblicken, ist nicht einfach – auch nach 19 Jahren Dienst auf dem zweitgrößten 5 Flughafen Deutschlands, die der Polizeihauptmeister vorzuweisen hat. Deshalb nutzt er jede Möglichkeit, sich fortzubilden – auch im Alltag. „Hilfreich für meine tägliche Arbeit sind unter anderem die gemeinsa- men Zentren oder auch die Frontex- Informationen ,The Border Post’ und ,Pulsar Weekly’“, sagt der 38-Jährige. „Ich sehe die EU-Außengrenzkontrolle als eine der wichtigsten Aufgaben. Ich bin mir bewusst, dass ich auch die Verantwortung für alle anderen Schengenstaaten mittrage. Denn was wir bei der Einreisekontrolle nicht fest- stellen, wird im Schengenbinnenraum schungen ebenso wie die systema- umso schwerer festzustellen sein.“ tische Auswertung der Berichte der Zweite Säule: GVB, GUA und DVB. Die Schengen-Außengrenze zu konse­quente dienst­ schützen, erfordert auch, sich an Kürzere Wartezeiten und eine Maßnahmen außerhalb Deutschlands leistungsorientierte vereinfachte Kontrolle für EU-Bürger zu beteiligen. Deutsche Bundespo- Sicherheitskontrolle an sind Beispiele für eine dienstleis- lizisten unterstützen deshalb andere der Schengen-Außen­ tungsorientierte Sicherheitskontrolle Mitgliedstaaten, etwa in Frontex- an den Schengen-Außengrenzen. Einsätzen oder durch die Entsendung grenze Andreas Stock von der Bundespo- von Grenzpolizeilichen Unterstüt- lizeiinspektion Flughafen München zungskräften Ausland (GUA). Während in Deutschland reguläre, weiß Bescheid, wenn es um Visarege- stationäre Grenzkontrollen zu Lande Andreas Stock begrüßt einen Fluggast an der Grenzkontrollbox. längst der Vergangenheit angehö- ren, kommt es heute umso mehr auf die Filterfunktion der Luft- und Seegrenzen an. Diese Herausfor- derung anzunehmen, bedeutet für die Bundespolizei in erster Linie, das in adäquater Stärke zu stellende Kontrollpersonal zu qualifizieren und mit der neuesten Technik auszustat- ten. Selbstverständlich gehört dazu, auf Grundlage aktueller Erkenntnisse möglichst gezielt vorzugehen. Dies er- lauben die etwa aus den vorliegenden Fahndungstreffern und aus Ermittlun- gen gewonnenen Informationen über Schleusungsrouten und Urkundenfäl- | 4-2012

Dritte Säule: Arbeitsgruppe der IATA zum Thema einfacher gemacht. Das ist auch gut grenzüberschreitende irreguläre Migration (IATA-CAWG) so – aber nur solange der Reisende und übernimmt ab November 2012 kein Krimineller ist. Deshalb ist es Zusammenarbeit mit die rotierende Präsidentschaft in der wichtig, das Endeckungsrisiko für Drittstaaten Control Authorities Working Group. In gesuchte Straftäter, Schleuser und diesem Forum, bei dem sich Einwan- irreguläre Migranten im gesamten 6 Ein effektiver Schutz der EU- derungs-/Sicherheitsbehörden und Bundesgebiet zu erhöhen. Aus die- Außengrenzen ist an eine enge Airlines im ständigen Dialog befinden, sem Grund ist die Bundespolizei an Zusammenarbeit mit den Grenz- und werden Bahnhöfen, Flug- und Seehä- Polizeibehörden der Drittstaaten fen sowie gekoppelt. Im Seebereich sind dies insbesondere die Baltic Sea Region

auf den Verkehrswegen an den Schengengrenzen präsent – konkrete Absprachen getroffen, um uniformiert und in Zivil. Cooperation (BSRB- die irreguläre Migration einzudäm- CC) und das North-Atlantic-Coast-Gu- men. Zudem bestehen sehr enge Grenzüberschreitende Kriminalität ard Forum, in dem unter anderem die Kontakte unserer Flughafendienststel- wirkt sich per definitionem auf beiden USA, Kanada und Russland mitwir- len mit Flughäfen in Drittstaaten. Seiten der EU-Binnengrenzen aus. ken. Das BSRBCC ist ein Gremium Es ist deshalb nur konsequent, sie der Ostseestaaten, das sich mit der gemeinschaftlich zu bekämpfen. Verbesserung der Grenzsicherheit Vierte Säule: Ein gutes Beispiel dafür, wie diese und Kontrolltechnik beschäftigt. Es konsequente Erhöhung Aufgabe angegangen werden kann, organisiert federführend gemeinsame sind die fünf Gemeinsamen Zentren Übungen, Konferenzen und Lehrgän- des Entdeckungsrisikos (GZ) für die polizeiliche Zusammen- ge. im Binnengebiet arbeit mit den Anrainerstaaten Polen, Tschechien, Frankreich, Luxemburg Im Bereich der Luftgrenzen ist Der Wegfall der Grenzkontrollen und Dänemark sowie das deutsch- die Bundespolizei Mitglied der im Schengener Raum hat das Reisen schweizerische Verbindungsbüro und die deutsch-niederländische „Kon- Bilder wie diese belegen taktdienststelle“. Rund 90 Bundespo- auf traurige wie drasti- lizisten tauschen dort täglich Infor- sche Weise sowohl die mationen mit den beteiligten in- und Wirksamkeit als auch die Erforderlichkeit von ausländischen Sicherheitsbehörden. Binnengrenzfahndung. In den GZ werden auch gemeinsame Skrupellose Schleuser Einsätze, Streifen und Kontrollen versuchen immer wieder aus der Not anderer abgestimmt. Menschen Kapital zu schlagen. Thomas Borowik, Stefanie Möller | 4-2012

Dokumenten- und Visumberater

Deutsche Visastellen bei der Prüfung von Anträgen im Hinblick auf die Echtheit von Urkunden unterstützen und deren Mitarbeiter über die aktuellen Sicherheitserkenntnisse zur irregulären Migration informieren – das tun derzeit 37 Bundespolizisten, die in 21 Ländern weltweit als Dokumenten- und Visum- berater eingesetzt sind. Sie beraten und schulen darüber hinaus Beschäftigte 7 von Luftfahrtunternehmen und örtlichen Grenzpolizeien, damit diese bereits bei der Abfertigung der Flüge nach Europa ge- und verfälschte Dokumente erkennen können.

Die DVB werden für bis zu vier Jahre entsandt – anlassbezogen, aber auch Rudolf Leichte (Bildmitte) bei der Einweisung einer Kontrollbeamtin auf dem Flughafen in Pristina 2003 kurzfristig, wenn dies die augenblickliche Lage erfordern sollte. Ihre Einsatzor- – noch in alter Uniform te liegen vornehmlich in Asien und Afrika – also dort, wo die Hauptquellen der irregulären Migration bzw. internationale Flughafendrehkreuze in Richtung EU zu suchen sind.

Als erfahrener Flughafen-Bundespolizist kennt sich Rudolf Leichte mit Passfälschungen und Visabestimmungen besonders gut aus. Sein Dienstort ist seit zwei Jahren Kiew – wieder, denn der Münchner war dort bereits als DVB eingesetzt. Zuvor übrigens auch in Moskau, Pristina, Lagos und Manila. „Als Dokumenten- und Visumbe- rater arbeite ich in einem internationalen Netzwerk. Durch die Schulungen des Check-in-Personals oder der Grenzbeamten im Gastland trage ich auch fern der Heimat zur Sicherheit unserer Grenzen bei: Unsere Arbeit im Ausland reduziert im Flugverkehr nach Deutschland die Zahl der unerlaubten Außengrenzübertritte“, erzählt der Oberkommissar. „Aber auch wenn es um die Einreise in andere Schengenländer geht, wird man um Rat gefragt. Da merkt man schon, dass man nicht nur punktuell wirkt, sondern Teil des ‚großen Ganzen’ ist.“

Grenzpolizeiliche Verbindungsbeamte

Insgesamt 23 Grenzpolizeiliche Verbindungsbeamte (GVB) sind derzeit in 22 Ländern eingesetzt. Acht von ihnen betreuen im Rahmen von Nebenakkreditierungen neun weitere Staaten. Die GVB genießen zumeist Diplo- matenstatus. Sie werden in der Regel für vier Jahre in den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes abgeordnet und einer Auslandsvertretung der Bundesrepublik Deutschland zugewiesen. Zu den Aufgaben eines Verbindungsbeamten Detlef W. Karioth (Fünfter von links, gelbe Krawatte) – in einer Besprechung bei gehört es, Informationen auszutauschen und auszuwerten dem italienischen Innenminister Roberto Maroni (Erster von rechts) und dem sowie grenzpolizeiliche Lagefelder zu analysieren. Ein deutschen Botschafter in Rom, Michael Gerdts (Zweiter von rechts) GVB berät und unterstützt sowohl die ausländischen als auch die deutschen Behörden. Er sorgt dafür, dass das internationale grenzpolizeiliche Netzwerk aufgebaut und ständig fortentwickelt wird.

Polizeidirektor Detlef W. Karioth, GVB in Italien, sieht einen der wesentlichen Punkte der Vorverlagerungsstra- tegie in der strategischen Berichterstattung: „Täglich steuere ich Informationen über illegale Migration und Kriminalitätsentwicklung, Gesetzgebung und Europapolitik an das Bundespolizeipräsidium in Potsdam“, erklärt er. „Die Erkenntnisse kommen aus den Polizeibehörden, den Ministerien, den NGOs sowie den internationalen Organisationen und der Presse. Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst – mir ist bewusst, dass das von mir erar- beitete Lagebild mitunter als Grundlage für strategische und politische Entscheidungen gebraucht wird.“ | 4-2012

Frontex-Einsätze

Das europäische grenzpolizeiliche Miteinander kommt an den Schengen-Au- ßengrenzen unter der Ägide von Frontex (aus dem Französischen für Frontières extérieures – Außengrenzen) besonders zum Ausdruck. Die Grenzschutzagen- tur organisiert und koordiniert gemeinsame Maßnahmen nicht nur aufgrund 8 von Trends, die sich in der irregulären Migration an bestimmten Brennpunkten (Focal Points) langfristig abzeichnen. Sie mobilisiert auch (bei sogenannten Joint Operations) kurzfristig einzusetzende Kräfte, wenn es eine momentane Lageentwicklung an einem Grenzabschnitt erfordert. Um schnell auf entspre- chende Situationen reagieren zu können, kann hierbei auf das Rapid Border Intervention Team (RABIT) zugegriffen werden, das eigens zur Bewältigung von europäischen grenzpolizeilichen Soforteinsätzen eingerichtet wurde. Frontex- Kräfte leisten auch Hilfe als Ausbilder dort, wo grenzpolizeiliche EU-Standards erst erreicht werden sollen.

Manfred Stengel mit seinem Diensthund Bodo.

Deutsche Bundespolizisten beteiligen sich auch an solcher Arbeit der Europäischen Grenzschutzagentur, die „hinter den Kulissen“ stattfindet. Manfred Stengel, Diensthundeführer aus München, reiste im Mai 2011 zusam- men mit seinem vierbeinigen „Kollegen“ als „Frontex Project Assistant“ nach Litauen, um dort an einem Frontex- Workshop teilzunehmen. Zusammen mit Kollegen aus 16 anderen Staaten hat er in Vilnius einen einheitlichen Grundstandard für Diensthunde im Frontex-Einsatz erarbeitet. „Dazu entwickelten wir ein Trainingstool, in das wir auch verschiedene Videosequenzen einbauten“, berichtet der Polizeihauptmeister. „Mich macht es unheim- lich stolz, Deutschland im Ausland zu vertreten. Die Arbeit, die wir als Bundespolizei leisten, wird europaweit geschätzt und anerkannt.“ | 4-2012

Grenzpolizeiliche Unterstützungsbeamte Ausland

Die Grenzpolizeilichen Unterstützungsbeamten (GUA) Ausland beraten und unterstützen – nomen est omen – ausländische Grenzpolizeidienststellen, hauptsächlich innerhalb der EU bzw. des Schengen-Verbundes. Im Vor- 9 dergrund steht das unmittelbare operative Zusammenwir- ken: Die GUA geben ihre Erfahrungen und ihr Wissen über Urkundenfälschungen und Modi Operandi bei illegalen Grenzübertritten weiter. Nehmen sie an einem Frontex-Ein- satz teil, so sind die deutschen Bundespolizisten gemäß einer EU-Verordnung auch im Ausland mit Exekutivbefug- nissen ausgestattet und können dort eigene Waffen tra- Nicht nur Pass und Visum müssen in Ordnung sein, bevor sich der Schlagbaum gen. Hoheitliches Tätigwerden ist aber an das Recht des an der EU-Außengrenze in Bulgarien hebt – Angelus Klein überprüft einen jeweiligen aufnehmenden Landes gekoppelt und von der Wagen. Anwesenheit eines örtlich zuständigen Beamten abhängig.

Im Jahr 2012 sind deutsche GUA in 16 europäischen Ländern aktiv. Ihre Entsendung erfolgt sowohl im Rahmen von Frontex-Einsätzen als auch im Zuge bilateraler Vereinbarungen. Die Dauer des Auslandsaufenthaltes eines GUA hängt von der Einsatzform ab und kann zwischen zwei Wochen und einem Jahr variieren.

2011 war Angelus Klein für fast vier Monate am Grenzübergang Kapitan Andreevo an der bulgarisch-türkischen Grenze – neben Kipi (Griechenland) einer der am meisten frequentierten Grenzübergänge zur Türkei – ein- gesetzt. Der Polizeioberkommissar vom Münchner Flughafen unterstützte als „Frontex Focal-Point Officer“ die bulgarischen Grenzbehörden dabei, die EU-Außengrenze zu schützen. „Als GUA sehe ich mich am Anfang der Informationskette. Ich sorge dafür, dass wichtige Erkenntnisse, die ich hier gewinnen kann, Deutschland und über Frontex auch andere EU-Länder erreichen. Aber auch in anderer Richtung – aus Deutschland bzw. dem übrigem Europa – fließen Informationen nach Bulgarien, sodass die hiesigen Behörden bei der Absicherung der EU-Außengrenze bestmöglich beraten werden können.“ Besonders freut es Klein, dass er dank der guten Zusammenarbeit mit der bulgarischen Polizei Kollegen in Deutschland bei ihrer täglichen Arbeit, etwa bei der Überprüfung bulgarischer Dokumente, unterstützen kann.

Übermittlung von Passagierdaten

Auf Grundlage einer im § 31 a Bundespolizeigesetz umgesetzten EU- Richtlinie verpflichtet die Bundespolizei Airlines, die bestimmte, grenzpolizeilich besonders relevante Flughäfen bedienen, ihr Informationen über die nach Deutschland zu befördernden Fluggäste und deren Dokumente bekanntzuge- ben. Diese werden mit dem Bestand der polizeilichen Auskunftssysteme IN- POL und SIS verglichen, sodass erforderliche Maßnahmen – etwa Festnahmen gesuchter Straftäter, Sicherstellungen gefälschter oder gestohlener Pässe und Visa – bereits vor der Landung geplant und vorbereitet werden können. Die übermittelten Daten helfen auch dabei, die aktuelle grenzpolizeiliche Lage zu Ein Blick von außen reicht nicht immer aus. Dank der vorab übermittelten Passagierdaten können bewerten. Sie können die entscheidenden, aber noch fehlenden Puzzleteile in notwendige polizeiliche Maßnahmen schon vor laufenden Schleusungsermittlungen beinhalten oder auch neue Ermittlungsan- der Landung des jeweiligen Flugzeugs vorbereitet sätze liefern. Haben sie ihren Zweck erfüllt, so werden sie binnen 24 Stunden werden. gelöscht. Zurzeit betreffen die von der Bundespolizei verfügten Übermittlungen 54 Luftfahrtunternehmen und 46 Flughäfen in 23 Ländern der Welt. Die auf ein Jahr beschränkte Auswahl erfolgt im Zuge einer sorgfältigen Lage- und Gefähr- dungsbewertung. | 4-2012

In- & Ausland

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Missionen für den Frieden Die internationale Friedenssicherung gehört zu den wichtigsten Aufgaben überhaupt – und Deutschland kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Derzeit ist die Bundespolizei gemeinsam mit den Polizeien der Länder an insge- samt zehn polizeilichen Auslandsmissionen und einem bilateralen Projekt in Afghanistan beteiligt. Vier Missionen unterstehen dem Mandat der Verein- ten Nationen, sechs dem Mandat der Europäischen Union. Aber was genau macht die Bundespolizei in diesen Missionen? Um Ihnen wenigstens eine kleine Vorstellung davon zu vermitteln, haben wir einige Beispiele für Sie zusammengestellt. Darunter auch drei im Aufbau befindliche Missionen.

Liberia

UNMIL – United Nations Mission in Liberia

Die westafrikanische Republik Liberia ist nach Äthiopien der zweitälteste unabhängige Staat Afrikas. Nach Ende des Bürgerkrieges erhält die Mission UNMIL den Frieden im Land aufrecht. Deutschland beteiligt sich an dieser Mission seit 2004.

Die Aufgaben der nicht bewaffneten Polizisten sind die Ausbildung, Überwachung, Beratung und Unterstützung der liberianischen Polizei. Diese Maßnahmen helfen beim Aufbau einer funktionierenden Polizei nach internationalen demokratischen Standards. | 4-2012

Sudan

UNAMID – African Union/United Na- tions Hybrid Operation in Darfur

Darfur liegt im Westen der Republik Sudan und grenzt u.a. an den Tschad. Seit 11 2003 kämpfen in der Region Rebellengrup- pen gegen die sudanesische Regierung. Auch nach dem Waffenstillstandsabkommen im Jahr 2004 kam es immer wieder zu Auseinanderset- zungen.

Die Mission ist die erste gemeinsame Mission der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen. Deutschland unterstützt u.a. die zivile Komponente mit Polizeiexperten. Für den Schutz der unbewaffneten zivilen Kräfte ist die militärische Komponente der UNAMID zuständig. Die internationalen Polizisten beobachten die Lage in den Flüchtlingslagern und der übrigen Region. Sie unterstützen ebenso in Ausbildungsfragen.

Südsudan

UNMISS – United Nations Mission in the Republic of Mission ist die Unterstützung der südsudanesischen Be- South Sudan hörden bei der Verbesserung der Luftsicherheit am inter- nationalen Flughafen in Dschuba. Durch die Ausbildung, Die Republik Südsudan ist der jüngste afrikanische die Überwachung von Sicherheitsverfahren, die Beratung Staat und liegt im Osten des Kontinents. Am 9. Juli 2011 und Unterstützung bei der Erstellung von Sicherheitskon- löste er sich aus der Republik Sudan und wurde unabhän- zepten sollen internationale Standards gesetzt werden. gig. Die Mission soll den neuen südsudanesischen Staat beim Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen in den Berei- chen Polizei und Justiz durch Beratung, Beobachtung und Ausbildung unterstützen.

Mit dem Einsatz von deutschen Polizeiexperten in UN- MISS schloss Deutschland nahtlos an seine Beteiligung an der Vorgänger-Mission UNMIS (United Nations Mission in Sudan) an. Die Experten unterstützen beim Aufbau der südsudanesischen Polizei. Ziel ist es, internationale Stan- dards zu erreichen. Die bei der UNMISS eingesetzten internationalen Polizisten sind unbewaffnet und verfügen über keine Exekutivbefugnisse.

EUAVSEC Südsudan – European Union Aviation Se- curity Mission in South Sudan

Die Mission ist derzeit noch in der Planungsphase und soll im August starten. Deutschland beabsichtigt, sich mit bis zu fünf Polizisten an der Mission zu beteiligen. Ziel der | 4-2012

Kosovo

EULEX – European Union Rule of Law Mission in Kosovo

Seit der Unabhängigkeit des Kosovo im Jahr 2008 12 beteiligt sich Deutschland mit zivilen Experten an der EU- Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX im Kosovo. Gemein- sam mit anderen zivilen Experten (Justiz, Zoll) beraten und unterstützen deutsche Polizisten die kosovarischen Beamten und nehmen in begrenztem Umfang exekutive Polizeiaufgaben wahr.

UNMIK – United Nations Interim Administration Mission in Kosovo

Die zweite Mission im Kosovo ist die UNMIK. Seit 1999 waren hier deutsche Polizisten eingesetzt. Heute ist nur noch ein Beamter im Einsatz, der das Interpol-Büro im Kosovo betreut.

Georgien

EUMM – European Union Monitoring Mission Stabilisierung der Lage bei. Sie besteht aus Polizisten und in Georgia zivilen Experten. Die Missionsangehörigen beobachten die Lageentwicklung in Georgien. Schwerpunkte sind hier die Im Jahr 2008 richtete die EU die Beobachtermissi- Verwaltungsgrenzen zu Abchasien und Südossetien sowie on EUMM Georgien ein. Diese Mission unterstützt die die Flüchtlingslager im Land. Pflege und Förderung der Einhaltung des „6-Punkte-Abkommens“1 durch Analysen Kontakte zwischen den Parteien und weitere vertrauensbil- und Berichte zur Entwicklung vor Ort und trägt durch dende Maßnahmen helfen, Spannungen für die Bevölke- eigene Präsenz und vertrauensbildende Maßnahmen zur rung zu reduzieren und die Sicherheitslage zu verbessern.

1 Das „6-Punkte-Abkommen“ ist ein Waffenstillstandsplan für Georgien, Südossetien und Abchasien, das die Entschärfung des Kaukasus-Konflikts unterstützen soll. | 4-2012

Moldau/Ukraine

EUBAM MD/ UA – European Union Border Assistance Mission to Moldava and Ukraine

Um die Zusammenarbeit in Grenz-, Zoll- und Steuerange- legenheiten zwischen den Republiken Moldau und Ukra- 13 ine zu verstärken, richtete die Europäische Kommission die Grenzunterstützungsmission 2005 ein. Deutschland ordnet Bundespolizei- und Zollbeamte in die Mission ab und ist durch weitere vertraglich gebundene Experten ver- treten. Die Beamten beraten bei der Zoll- und Grenzkon- trolle und unterstützen die Aus-/Fortbildung der Kontroll- kräfte. Sie haben keine exekutiven Befugnisse.

Palästinensische Autonomiegebiete

EUPOL COPPS – European Union Police Coordinati- EUBAM Rafah – European Union Border Assistance on Office for Palestinian Police Support Mission in Rafah

Seit 2005 beteiligt sich Deutschland in den palästi- Das Abkommen zur Bewegungsfreiheit der Einwohner nensischen Autonomiegebieten mit Polizisten und zivilen des Gazastreifens ermöglichte die Öffnung des Grenz- Experten aus den Bereichen Justiz und Rechtsstaat- überganges Rafah nach Ägypten. Zur Überwachung der lichkeit an der Mission EUPOL COPPS. Kontrollabläufe wurde die Mission EUBAM Rafah einge- Schwerpunkt der Mission ist die Iden- richtet. Aufgrund der Schließung des Überganges im Juni tifizierung und Umsetzung von Projek- 2007 kann die Mission ihre Aufgaben allerdings nur ein- ten zum Aufbau der palästinensischen geschränkt wahrnehmen. Aktuell entsendet Deutschland Zivilpolizei sowie die Koordinierung keinen Beamten in diese Mission. bilateraler Fördermittel und Projekte von Geberstaaten. Hierzu zählt auch die Bundesrepublik Deutschland.

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Afghanistan

EUPOL AFG – European Union Police Mission in Afghanistan

Diese Mission soll nach dem Sturz der Taliban primär 14 dazu beitragen, tragfähige und effektive Polizei- und Justizstrukturen aufzubauen. Deutschland beteiligt sich seit 2007 und stellt seitdem das stärkste Kontingent. Die Mission ist nicht nur in der Hauptstadt Kabul, son- dern landesweit in zwölf Provinzen tätig. Die bewaffneten deutschen Polizisten beobachten, beraten und betreuen die afghanische Polizei bei ihrer Arbeit. Das deutsche En- gagement konzentriert sich auf die Städte Mazar-e-Sharif und Kundus.

GPPT – German Police Project Team

Deutschland unterstützt mit dem bilateralen deutschen Polizeiprojekt seit 2002, anknüpfend an eine bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts zurückgehende enge Zusammenarbeit, den Polizeiaufbau in Afghanistan. Das GPPT konzentriert sich dabei, gestützt auf die Polizeitrai- ningszentren im Norden des Landes und in Kabul, auf die Aus- und Fortbildung der afghanischen Polizei. Dabei wird die Qualifizierung der Polizeiführungskräfte an den mithilfe Deutschlands aufgebauten Polizeiakademien in Kabul und in Mazar-e-Sharif in besonderem Maße berücksichtigt. Neben der Aus- und Fortbildung sind die Ausstattungs- und Ausrüstungshilfe sowie Infrastrukturprojekte weitere Standbeine des deutschen Engagements beim Polizeiauf- bau.

Horn von Afrika (Dschibuti, Somalia, Kenia, Tansania, Seychellen)

EUCAP Nestor European Union Mission for Capacity Building am Horn von Afrika

Die Mission EUCAP Nestor soll maritime Fähigkeiten in den Anrainerstaaten am Horn von Afrika aufbauen und dabei helfen, den Bereich der Küstenwache zu stärken. Unterstützt werden sollen dabei die Staaten Dschibuti, Seychellen, Kenia, Tansania und Somalia. Die Mission ist derzeit noch in der Planungsphase und soll im August starten. Deutschland will sich mit bis zu fünf Polizisten an der Mission beteiligen. Die Unterstützung erfolgt im Rah- men der Ausbildungs- und Ausstattungshilfe.

Alexander Geyer Fotos (Seiten 10,12 und 14 oben): Daniel Nedwed | 4-2012 Ohne Limits – Eine Geschichte mit offenem Ende Diesmal kein Kommentar. Dafür gibt es eine Geschichte: 15

„Blitzschnell – Günstig – Sicher“, ten Tönen die Professionalität der Helfer und dankten für ihre Mühen. Zeitungen lobten den unermüdlichen Einsatz war eine gute Autowerkstatt – die Leistung erste Klasse, der entsandten Experten. Doch in der Belegschaft breitete die Preise human. Wagenbesitzer aus der ganzen Stadt sich zunehmend Unmut aus. „Auf die Erfolge der Kollegen kamen regelmäßig zum Kundendienst, ließen kleine und fern der Heimat sind wir ja stolz“, murrten die Mechaniker große Reparaturen erledigen – das Ge- aus dem Mutterhaus, „aber sie fehlen schäft lief prächtig. Dies prägte auch das hier. Es gibt nun nicht genug von uns, Stadtbild: Auf den Straßen sah man nur um die vielen Aufträge zu Hause zu erle- bestens erhaltene Fahrzeuge. Für Pan- digen.“ Die Arbeit wurde nämlich wider nen- und Abschleppdienste gab es nur Erwarten insgesamt nicht weniger. Denn wenig zu tun. Und wenn, dann meistens die Bewohner der Stadt kauften immer wegen auswärtiger Fahrer, die Familie mehr Autos, die dank des technischen oder Freunde besuchten, Einkäufe Fortschritts zwar besser, aber auch erledigten oder auf Durchreise waren. Im immer pflegeaufwendiger wurden. Störfall ging es schnurstracks zur Firma „Blitzschnell – Günstig – Sicher“, wo Weil dort, wo früher zehn Mann an jeder Fehler im Nu behoben wurde. den Motoren und Karosserien gewerkt hatten, nur noch neun, acht oder gar Als immer mehr ortsfremde desolate Fahrzeuge die weniger – und zwar bei steigender Auftragslage – einge- Hebebühnen der beliebten Autowerkstatt blockierten, kam setzt waren, mussten nun die verbliebenen Mitarbeiter die in der Stadt allmählich Unruhe auf. Die Stimmung trübte Aufgaben der abwesenden Kollegen übernehmen; die sich mit jeder neuen Panne mehr. Die Meinungen, wie Stammkunden abzuweisen, war ja keine Option. Nicht alle damit umzugehen wäre, lagen aber weit auseinander. „Un- wurden mit dieser Herausforderung ohne Weiteres fertig, sere Stadt muss vor der Gefahr von auswärts geschützt nicht jeder schaffte es, die zusätzliche Last langfristig zu werden!“, sagten die einen. „Wir können unsere Mitmen- tragen, ohne mürbe zu werden. schen aus den anderen Städten nicht im Stich lassen!“, entgegneten die anderen. Der Kompromiss, auf den man Zugleich zeterten auch die Rückkehrer, weil ihre Leis- sich schließlich einigte, war von geradezu salomonischer tung in den fremden Städten wenig zählte, wenn sie nach Genialität: „Wir schützen uns, indem wir den anderen hel- Hause kämen. „Die Meister haben nur dies vor Augen, fen! Denn die Probleme der Nachbarn werden zu unseren was die Hiergebliebenen vollbringen“, klagten sie ihr Leid. eigenen, sobald ihre Autos auf unseren Straßen liegen „Während wir durch die Gegend ziehen und unter er- bleiben.“ Die Lösung schien perfekt. schwerten Bedingungen arbeiten, werden die besten Pos- ten im Mutterhaus oft ohne Rücksicht auf uns vergeben. Mechaniker zogen los in die weite Welt. Manchmal Wir haben eine besondere Herausforderung angenommen waren es nur kurze Aufenthalte für kleine Reparaturen, oft und gemeistert, bitter schmeckt der Lohn dafür …“ dauerte es aber Jahre, bis die begehrten Fachleute wieder nach Hause kamen. Einige nahmen sogar ihre Familien Wie geht die Geschichte weiter? Das Leben selbst wird mit auf die Mission. Die Firma bekam indes einen neuen, die Fortsetzung schreiben. wegweisenden Namen: „Beste Profis Ohne Limits“.

Die Stadtoberen und das Firmenmanagement waren Thomas Borowik zufrieden. Die anderen Bürgermeister würdigten in höchs- | 4-2012

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Ein gutes Team als Lebensversicherung Erfahrungen eines HOD-Leiters in Kabul. 228 Bundespolizisten schützen weltweit 71 deutsche Auslandsvertretungen. Neben dem klassischen Haus- ordnungs- und Objektschutzdienst (HOD) wurde für die Krisengebiete dieser Welt ein besonderer Personalpool gebildet. Tom Becker ist einer dieser „Krisen-HODs“ und berichtet für kompakt direkt aus Kabul.

mehr als siebzig deut- Meine ersten beiden Verwendun- An schen Botschaften welt- gen erfolgten aus dem sogenannten weit gewähren HOD-Beamte einen normalen HOD-Pool heraus, der für funktionierenden Objektschutz durch Standorte ohne erhöhte Gefährdung Bewachung, Einlass- und Besucher- vorgesehen ist. kontrolle, Kontrollgänge, Überwa- chung technischer Sicherheitseinrich- Nach einem tödlichen Anschlag tungen und Alarmverfolgung sowie am 19.08.2007 in Afghanistan auf Durchsetzung der Hausordnung. Ich BKA-Kollegen, die ich alle persönlich bin einer von diesen Beamten, und kannte, entschied sich das Auswär- es machte mir von Anfang an große tige Amt – auch aufgrund der stetig Freude, einen wichtigen Beitrag zur gestiegenen terroristischen Bedro- personellen Sicherheit an einer deut- hung und des vermehrten Auftretens schen Botschaft leisten zu können. Bereits vor seinem jetzigen HOD-Einsatz in Kabul akuter Krisensituationen – auf dem arbeitete Tom Becker als HOD in Tirana (Albanien) und Kairo (Ägypten). | 4-2012

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Schutzaufgaben im Ausland

Die Bundespolizei unterstützt das Auswärtige Amt durch die Entsendung von Bundespolizisten für den Hausordnungs- und Objektschutzdienst (HOD), den Personenschutz im Ausland (Botschafterschutz) sowie für die Sicherheitsberatung. Sie gewährleistet damit ein ganzheitliches Schutzkon- zept an deutschen Auslandsvertretungen.

Dazu beraten 18 Sicherheitsbeamte die deutschen Auslandsvertretungen Zu den Aufgaben der HOD gehört, neben der in personellen und materiellen Sicherheitsfragen. Im Hausordnungs- und Aufsicht über die lokalen Sicherheitskräfte der Botschaft, auch der Austausch mit afghanischen Objektschutzdienst gewährleistet die Bundespolizei den Schutz zurzeit mit Polizisten, die ebenfalls vor der Botschaft eingesetzt 228 Beamten in 71 Ländern. Im Personenschutz in Kabul, Bagdad, Tripo- sind. lis, Sanaa und Bogota setzt die Bundespolizei derzeit 28 Beamte ein.

Auf Entscheidung des Bundesministers des Innern, Dr. Hans-Peter Fried- bestehenden Gelände der deutschen rich, wird die Aufgabe „Personenschutz im Ausland“ an die GSG 9 der Botschaft ein Unterkunftsgebäude für Bundespolizei organisatorisch angebunden. Eine Arbeitsgruppe beschreibt die Sicherheitskräfte zu bauen. Ich bis Ende August dieses Jahres die Prozesse zur Übernahme. bewarb mich – nicht zuletzt wegen meiner Ortskenntnisse – im Oktober 2007 für den Afghanistan-HOD-Pool. HOD“-Pool zusammengeführt. Dieser werden. Anders als die Angehörigen wurde noch weiter spezialisiert, und des normalen HOD-Pools verfügen Zusammen mit drei Kollegen flog zwar durch eine Fortbildung und die die Beamten des „Krisen-HOD“-Pools ich im Anschluss an eine 14-tägige Bereitstellung neuer Ausstattungsge- nicht nur über eine Dienstpistole, son- Fortbildung im Januar 2008 nach genstände. Um heute in diesen „Kri- dern auch über das G 36 Compact. Kabul. Wegen meiner Ortskenntnisse sen-HOD“-Pool zu gelangen, muss und Vorverwendung wurde ich als ein Auswahlverfahren durchlaufen Teamleiter eingesetzt. Zunächst wa- ren wir noch außerhalb der Vertretung Die Bundespolizisten in Kabul versorgen sich selbst. Wenn das Wetter passt, wird auch schon mal der Grill angeheizt. in einem afghanischen „Hotel“ unter- gebracht, das seinem Namen „Dream­ land“ leider keine Ehre machte … (Mittlerweile wohnen alle Entsandten/ Sicherheitskräfte auf dem Botschafts- gelände oder dem der Visastelle.)

Während dieser Verwendung wurden der Kabul-Pool und der Ad- hoc-HOD-Pool, der für Einsätze von Bundespolizeibeamten bei besonde- ren Gefährdungslagen vorgesehen ist, in einen gemeinsamen „Krisen- | 4-2012

Mittlerweile nehmen wir „Krisen- Die Botschaft Kabul besteht aus der Lage erwartet, um auf jede noch HODs“ an Verwendungsfortbildun- insgesamt zwei getrennten Com- so komplexe sicherheitsrelevante gen in St. Augustin teil. Bestandteile pounds, da nach der Wiedervereini- Situation zu reagieren, die immer und dieser mehrtägigen Fortbildungsver- gung auch die ehemalige Botschaft zu jeder Tageszeit eintreffen kann; anstaltungen sind das Schießen mit der DDR übernommen wurde. In der zum Beispiel durch Anschläge in Pistole und Gewehr sowie ein spezi- Regel versehen hier 14 HOD-Beamte unmittelbarer Nähe – es sei an die 18 elles Fahr- und Sicherheitstraining, ihren Dienst. Dazu kommen noch eini- Feuergefechte vom 15.04.2012 im Erste-Hilfe-Übungen und taktische ge Personenschützer und der bereits Botschaftsnahbereich erinnert oder Unterweisungen. angesprochene Sicherheitsbeamte an den Sprengstoffanschlag vom der Bundespolizei. 19.01.2009 in unmittelbarer Nähe Mein aktuelles Tagesgeschäft als der Botschaftseinfahrt. Mir kommt zu- Leiter der HOD-Gruppe ist verschie- Die Unterkunftssituation an der Bot- dem die Aufgabe der Aufsicht über die dener Natur. Ich bin wie meine Kolle- schaft in Kabul hat sich über die Jahre an der Botschaft eingesetzten Guards gen in den Dienstplan eingebunden; deutlich verbessert; jeder hat heute einer privaten Sicherheitsfirma sowie unsere Einsatzzentrale ist 24 Stun- ein eigenes Zimmer mit Nasszelle, der Informationsaustausch mit den im den am Tag und 7 Tage die Woche Telefon und – so es denn funktioniert Außenbereich der Botschaft einge- mit mindestens 2 Beamten besetzt. – auch Internetzugang. setzten lokalen Polizeikräften zu, die Zudem nehme ich regelmäßig sowohl speziell bei Ausfahrten eine sehr wich- tige Rolle bei der Regelung des Straßenverkehrs spielen. Unsere Guards hingegen unterstützen uns bei dem Handling des Objektschut- zes auf dem Botschaftsge- lände, z.B. der Durchsuchung von Fahrzeugen und Personen. Kommuniziert wird in der Regel in Englisch.

Bei den Als Vertreter des Sicherheitsbeamten der Botschaft in Kabul berät Tom Becker auch bei materiellen Sicher- großen Umwelt- heitsfragen, wie etwa bei der Außenumfriedung durch Betonwände (sog. T-Walls). belastungen, der an Sicherheitsbesprechungen der Die fragile Sicherheitslage und die beschränkten Freizeit und den sehr Botschaft als auch mit internationalen extrem hohe Gefährdung durch zum eingeschränkten Möglichkeiten der Partnern vor Ort wie mit Amerikanern Teil komplex durchgeführte terroris- Freizeitgestaltung empfinde ich die oder Briten teil. tische Anschläge gegen internatio- Tätigkeit als HOD in einem Krisenge- nale Einrichtungen und Botschaften biet als überaus fordernd. Allerdings Für Kabul gilt zudem die Regelung, macht unsere Arbeit so anspruchsvoll habe ich selten eine interessantere dass der Leiter der HOD-Gruppe den und verlangt von jedem Einzelnen dienstliche Tätigkeit mit einer so vor Ort eingesetzten Sicherheitsbe- tagtäglich volle Aufmerksamkeit und hohen persönlichen Verantwortung amten, ebenfalls ein Bundespolizist, hohe Professionalität. Neben ausge- verrichtet und selten eine größere bei dessen Abwesenheit vertritt, um prägtem Eigensicherungsverhalten Teamleistung erleben dürfen. die „Sicherheitskommunikation“ zu wird von uns ein großes Maß an den verschiedenen Botschaften zu taktischem Verständnis sowie hun- Tom Becker gewährleisten. dertprozentige Ortskenntnis und eine Leiter HOD in Kabul durchweg zutreffende Beurteilung | 4-2012

Kolumne: Die Außenansicht an open sea patrol vessel and a heart beat detector are all valuable assets Frontex wouldn’t be that reinforce the agency’s operational capability.

Frontex without the Bundespolizei’s aerial compo- 19 nent too has always led by example, demonstrating the highest levels of Bundespolizei professionalism and commitment. In the area of returns, Bundespolizei and the German authorities have always been strong contributors to our joint operations.

But there is more to the Frontex mandate than operations. One of our most important tasks is to promote and develop the sense of a common European culture, and here again Bundespolizei has taken a leading role. From the creation of the International Conference to welcome and embrace the new democracies yielded by the events of 1989, to hosting Frontex before the ambitious one and one that continues events and making significant contri- Since agency’s incep- to benefit from the support of Bun- butions to training standards, not least tion, the task of managing the EU despolitzei. The agency has always through its Partnership Academy, external border has been intrinsically enjoyed, and continues to enjoy, the Germany has made valuable contribu- linked with German organisations, first participation of Seconded National tions. through the Federal Border Police Experts and other staff from German and later with the in institutions at its Warsaw HQ. But it is It only remains for me to express its current form. The fact that what is in the field of operations that Bundes- my hopes for the future. As Frontex now Frontex’s Land Border Section polizei is perhaps most visible. enters a new dawn of tasks and res- was essentially transplanted from its ponsibilities, with a change of em- original home in Berlin is testament to Frontex has no officers or tech- phasis and enhanced powers, it is my the fact that German institutions have nical equipment of its own and is sincere wish that our strong relations been, and remain, a driving force in dependent entirely on the resources with Bundespolizei continue to flou- European border control. Member States make available. A rish and yield practical results. Whe- planned 200 officers for the newly ther in the realm of joint operations, As the European border agency, established pool of European Border training, research and development Frontex has now been in existence Guard Teams is indeed a valuab- or maintaining the highest standards for more than seven years. But the le contribution. And coupled with in fundamental rights, I look forward agency now stands at the brink of the active involvement of 98 guest to working closely together to develop great change. Our revised mandate officers deployed during the 2010 our mutual goals as well as those of has ushered in a new strategy — one RABIT Operation, and as many as the rest of Europe. that focuses on building the capacity 685 expert deployments to joint ope- of Member States to achieve high rations over Frontex’s history, it can and uniform standards throughout the indeed be said that the German Police Union. Our mission to support, deve- continue to be an invaluable partner. Ilkka Laitinen lop and coordinate Member States’ In terms of technical equipment too, Frontex Executive Director border management authorities is an four helicopters, 10 thermal cameras, | 4-2012

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Sandra Jones und ihre Hündin Conny Eine Frau steht ihren Mann Warum ausgerechnet Afghanistan?

Sandra Jones (36) arbeitet normalerweise in der Bundespolizeiinspektion Magdeburg. Schon die Tatsache, dass sie zu den wenigen Diensthund­ führerinnen gehört, zeigt, dass eine Frau auch andere Wege gehen kann. In Kabul erzählt sie mir, warum sie sich für einen Einsatz in Afghanistan entschieden hat.

kompakt: Sandra, würdest du uns kompakt: Wann kam dir die Idee, ich mich über die Mission unterhalten kurz etwas zu deiner Person sagen? nach Afghanistan zu gehen? Und hatte, sagten mir: „Du wirst es lieben warum? oder hassen.“ Sandra: Ich habe 1991 beim im mittleren Sandra: Nach den beiden Missio- Außerdem kann ich das Verständ- Dienst angefangen. Nach Beendigung nen wurde mir bewusst, wie sehr mich nis für das Recht der Selbstständig- der Ausbildung war ich in der Ein- die internationale Zusammenarbeit keit der Frauen am besten wecken, satzhundertschaft und bin dann von reizt und fördert und mit welch kultu- indem ich durch eigene Arbeit und 2004 bis 2005 das erste Mal für eine rellem Background man sich zurück in Leistung überzeuge. UN-Mission in den Kosovo ausgereist. Deutschland auf der Heimatdienststel- Nach der Mission bekam ich einen le einbringen kann.Ich denke, es ist kompakt: Wie sahen deine per- Dienstposten als Diensthundführerin eine Mischung aus Fernweh, Heraus- sönlichen Vorbereitungen aus? in Magdeburg. Dort bin ich seitdem forderung und Selbstverwirklichung. als Sprengstoffspürhundführerin Und der i-Punkt war die Chance, im Sandra: Ich habe mich viel mit tätig. 2009/2010 ging ich mit meiner eigenen Fachbereich zu arbeiten. Ich Kollegen unterhalten und im Internet Hündin erneut auf die EULEX-Mission wollte mir einfach selbst ein Bild von recherchiert. Auch das Vorbereitungs- Kosovo im Diensthundewesen als der Bevölkerung und den Umständen seminar war sehr hilfreich. Sprengstoffspürhundführerin. machen. Viele Kollegen, mit denen | 4-2012

kompakt: Wie hat deine Familie den gewissen Reiz aus – einfach mal kompakt: Mit welchen Gefühlen darauf reagiert? Sachen auf sich zukommen zu lassen, bist du das erste Mal zur Ausbildungs- flexibel und erfinderisch sein zu kön- stätte gefahren? Sandra: Das war nicht so einfach, nen und dadurch Erfolge zu sehen. da Afghanistan zu Hause in den Medi- Sandra: Das waren gemischte Ge- en nicht wirklich in einem guten Licht kompakt: Aktuell bildest du afgha- fühle und Sorgen. Es kamen Fragen steht. Meine Familie konnte es nur nische Hundeführer aus, und man auf, wie zum Beispiel: „Was erwartet 21 schwer verstehen, wieso gerade ich kann dir die Freude daran ansehen. mich dort?“, „Akzeptieren mich die dorthin wollte. Die Sorgen, dass mir War das immer so? männlichen afghanischen Kollegen?“, etwas passieren könnte, waren sehr „Verhalte ich mich ihrer Kultur und groß und häufig Thema. Ich denke, Sandra: Nein. Es waren viele Tradition entsprechend richtig?“ es ist immer leichter für denjenigen, Jahre des Trainings notwendig, um der sich für eine Auslandsmission dort anzukommen, wo ich jetzt mit Ich war schlichtweg nervös und entscheidet, als für die Familie und meinem Hund bin. Ich habe viel Hilfe aufgeregt. Aber nachdem ich mich mit Freunde, die zu Hause warten und in der Ausbildung und anschließend in meiner Hündin vorgestellt hatte, habe sich nicht selbst vor Ort ein Bild ma- der Fortbildung erhalten. Mein Glück ich gleich angefangen zu arbeiten chen können. ist einfach, dass mein Hobby zugleich und dadurch wieder meine Ruhe und mein Beruf ist. Zuhause habe ich ein Sicherheit gefunden, die ich für mich kompakt: Hattest du konkrete tolles Team. Und ich bin sehr froh und brauchte. Über dieses Vertrauen Vorstellungen vom Land, von deiner dankbar, dass auch die afghanischen in den eigenen Job konnte ich die Tätigkeit? Hundeführer in ihrer Einstellung Afghanen schnell überzeugen, dass ähnlich denken wie wir in Deutsch- wir gemeinsam in der Lage sind, im Sandra: Nein, nicht direkt. Ich land; was mich schon verwundert Training etwas Großes zu bewegen. hatte zwar eine grobe Vorstellung hat, da die Bedeutung und Haltung aufgrund der gesammelten Informati- eines Hundes gravierend von unserer kompakt: Wie gehst du mit Ängs- onen, aber vielleicht macht genau das Einstellung abweicht. ten, Entbehrungen und den afghani- schen Verhältnissen um? Sandra Jones mit ihrem Team von afghanischen Diensthundführern | 4-2012

Sandra: Das ist unterschiedlich. Es gibt hier immer kompakt: Was möchtest du Kolleginnen mitteilen, noch vieles für mich zu entdecken. Das macht es immer welche sich überlegen, ebenfalls Teil einer Mission zu wieder spannend und aufregend. Ich lasse mich gern auf werden? etwas Neues ein. Einige Sachen sind einfach so anders, als wir es von zu Hause kennen und leben und deshalb Sandra: Lasst euch Zeit, bindet eure Liebsten mit in schwer nachzuvollziehen. Dann genieße ich Gespräche die Entscheidung ein. Redet mit Kollegen, welche euch 22 mit Kollegen, welche hier in Afghanistan ihre eigenen Er- ehrlich sagen, was sie erlebt haben. Wenn ihr einen Traum fahrungen gemacht haben. habt, haltet daran fest! Man ist nie allein, jeder ist auf eine eigene, fast unbe- „Kein Frieden ohne Frauen“ Findet den Mut zu sa- schreibliche Art mit dem gen: „Ich werde es schaf- Anderen verbunden. Die Vereinten Nationen haben sich zum Ziel gesetzt, fen!“ den Frauenanteil in Friedensmissionen bis zum Jahr In Momenten des Zwei- 2014 von derzeit 8,5 % auf 20 % zu erhöhen. Diese kompakt: Danke für dei- felns oder Alleinseins geben Kampagne wird von der Bundesregierung aktiv un- ne offenen Worte und viel mir meine Familie und terstützt. Für interessierte Bundespolizistinnen findet Erfolg hier in Afghanistan. meine Freunde die Kraft, am 1. und 2. Oktober dieses Jahres in der Bundes- weiterzumachen. Es ist polizeiakademie eine Informationsveranstaltung zum schon unglaublich, was die Thema „Frauen in internationalen Friedensmissionen“ Daheimgebliebenen leisten. statt. Weitere Details dazu entnehmen Sie bitte dem Ob Telefongespräch, ein Intranet. Päckchen aus der Heimat oder eine Salami auf die Faust – man gewinnt dadurch wieder unglaubliche Kraft, Das Interview führte für die eigene Sache weiter einzustehen. Antje Liesenfeld.

Der Hund ist in der Regel für die Diensthundführer und Besitzer Familienmitglied, Freund und treuer Wegbegleiter. Dies ist trotz der kulturellen Unterschiede auch bei den afghanischen Kollegen so. | 4-2012

Personal & Haushalt

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Fachwissen und ein kommunikationssicheres Englisch sind gute Grundlagen, um die Anforderungen beim Eignungs- und Auswahlverfahren meistern zu können. Eignungsauswahlverfahren und Basisseminar

wann nach Die persönliche dies den Umgang mit der englischen Irgend Eingang der Vorbereitung Sprache und ist allein deshalb schon Bewerbung für eine Auslandstätigkeit eine gute Vorbereitung, zum anderen und der Prüfung der Voraussetzun- Grundsätzlich bewirbt man sich ist man präpariert für mögliche Fragen gen sowie dem medizinischen Check für eine bestimmte Mission in einem auf Englisch. erfolgt – sofern alles erfüllt ist – die bestimmten Land – sei es eine UN- Einladung zum Eignungsauswahl- Mission, eine EU-Mission oder ein Ein weiterer Baustein ist die Frage verfahren (EAV). Das ist dann in bilaterales Projekt. nach dem Entsender. Geht man der Regel der Zeitraum, in dem die beispielsweise in eine UN-Mission, Nächte etwas unruhiger und schlaf- Wenn man seine Länderauswahl sollte man zu den Vereinten Nationen loser werden. Man grübelt und fragt getroffen hat, sollte man sich über das auch etwas sagen können. Hier nun sich in jeder freien Minute, was einen Land, in das man entsendet werden mögliche Themen aufzulisten und eigentlich erwartet und ob man für die möchte, noch eingehender als bisher inhaltlich anzureißen, sprengt den Fragen, die einem gestellt werden, informieren. Geschichte, Kultur, Rahmen dieses Beitrages. Hier ver- auch gut gewappnet ist. Alle Welt Religion, Geografie oder aktuelle poli- weise ich auf die vielen Kolleginnen spricht schließlich ständig von einem tische Ereignisse sind einige der The- und Kollegen, die das EAV erfolgreich perfekten Englisch, das dem Prüfling men, auf die man sich gut vorbereiten durchlaufen und bereits Erfahrungen angeblich abverlangt wird. Wie gut bin kann. Insbesondere im Zeitalter des im Ausland gesammelt haben. Sie ich? Halte ich dem Druck stand? Internets ist es kein Problem mehr, sind bestimmt gerne bereit, Auskunft Was ist, wenn ich eine Frage nicht umfangreiche Informationen zusam- zu geben. Auch der Fachbereich Aus- beantworten kann? Wie reagiere ich, menzutragen. Wenn man sich dann landsverwendungen bei der Bundes- wenn …? Und schon stehen einem ein Gerüst zusammengebaut hat, polizeiakademie ist eine Adresse, bei die ersten Schweißperlen auf der bietet es sich an, das Ganze ins Engli- der man um Rat fragen kann. Ja, und Stirn! sche zu übersetzen. Zum einen schult zu guter Letzt wäre auch hier wieder | 4-2012

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einmal das Internet zu nennen – unser paar Schweißperlen von der Stirn tation der persönlichen Daten kann ständiger Begleiter, wenn es um abwischen. man zwei Bereiche beleuchten: den Informationsbeschaffung geht. Wenn dienstlichen und den privaten. Wäh- die vorbereiteten Inhalte dann noch in Ein letzter Baustein, der sich gut rend beim dienstlichen Bereich allein englischer Sprache vorbereitet sind, vorbereiten lässt, ist die persönliche der bisherige Werdegang dargestellt kann man sich guten Gewissens ein Vorstellung. Neben der reinen Präsen- werden kann, kann man den privaten | 4-2012

Bereich sicherlich schon einmal in Der Ablauf des EAV ist dem ande- ist man für diesen Teil der Prüfung gut die Unterpunkte Familie und Hobbys rer Auswahlverfahren sehr ähnlich, aufgestellt. unterteilen. Diese Auflistung einmal wenn nicht sogar gleich: das Grup- mehr ins Englische übersetzt, ist man pengespräch mit persönlicher Vorstel- Der Vortrag beginnt mit der Aus- sicherlich hervorragend für mögliche lung, der Vortrag und abschließend wahl eines Themas, das man sich aus Fragen im EAV vorbereitet. das persönliche Gespräch. (Ein solch drei möglichen Themen aussuchen umfassendes Personalauswahlverfah- darf. Dann folgt die dreißigminütige 25 ren wird auch als Assessment-Center Vorbereitungszeit, in der die Medien Der Tag der Prüfung bezeichnet.) vorbereitet werden müssen und in der der Vortrag inhaltlich mit Leben gefüllt Am Vorabend des EAV, sprich am Beim Gruppengespräch stehen werden muss. Als Medien stehen Flip- Tag der Anreise in Lübeck-Falkenfeld, der Prüfgruppe, die in der Regel aus chart, Whiteboard und eine Pinnwand bekommt man einen mehrseitigen fünf Prüflingen besteht, zwei Dis- zur Verfügung. Dann geht es los: Fragebogen ausgehändigt, in dem kussionsthemen zur Auswahl. Die mit genügend Adrenalin im Blut und Dinge aus dem dienstlichen und priva- Gruppe einigt sich auf ein Thema, das einem gut strukturierten Vortrag in ten Bereich abgefragt werden. Diesen anschließend diskutiert wird. Die Zeit englischer Sprache sind die nächsten muss man ausfüllen und am nächsten wird vorgegeben; eine Einleitung, ein zehn Minuten zu meistern – und egal, Morgen vor Beginn des EAV abgeben. Hauptteil und ein Fazit eignen sich als ob man sich hinterher gut oder eher Die Fragen und insbesondere die Struktur der Gesprächsrunde, wobei durchwachsen fühlt, man ist froh, Antworten sollte man sich gut merken, im Hauptteil grundsätzlich Vor- und dass man diese Aufgabe hinter sich da sie häufig – zumindest teilweise – Nachteile gegeneinander abzuwägen gebracht hat. Bestandteil des persönlichen Gesprä- sind. Bereitet man die persönliche ches werden. Vorstellung auf Englisch vor und ist Wenn man beim Prüfungsaus- abschließend in der Lage, auch das schuss im Gruppengespräch und Fazit in englischer Sprache zu ziehen, beim Vortrag den Eindruck erwecken

Während des Basisseminars werden auch Fertigkeiten im Bereich der Navigation abverlangt.

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konnte, fachlich auf der Höhe und im dass man zunächst für sich selbst be- zu verbessern – sei es im Wortschatz Englischen relativ kommunikationssi- haupten kann, körperlich und persön- oder auch in der Grammatik. cher zu sein, kommt nach einem tie- lich fit sowie mit einem ordentlichen fen Aufatmen der dritte und letzte Teil Englisch ausgestattet bereit für ein Zu Beginn des Seminars werden des EAV, das persönliche Gespräch. sicheres Auftreten im Ausland zu sein vorab ein englischer Sprach- (soge- In diesem Gespräch ist die gesamte und die Bundespolizei für die Bundes- nannter UN-Test) sowie der Cooper- 26 Prüfungskommission wissbegierig – republik Deutschland würdig vertreten Test durchgeführt. Beide müssen vom Vorsitzenden über Fachprüfer zu können – und damit wäre dann bestanden werden. Man hat zwar die und Psychologen bis hin zu Eng- auch die letzte Schweißperle von der Möglichkeit der jeweils einmaligen lischlehrern. Oftmals wird zwischen Stirn gewischt. Wiederholung, aber ohne ein Be- der deutschen und der englischen stehen ist das Basisseminar bereits Sprache hin und her gesprungen. beendet, bevor es eigentlich begon- Wird also eine Frage auf Englisch Das Basisseminar nen hat. Während die körperliche gestellt, muss sie auch auf Englisch Leistungsfähigkeit ohnehin jedes beantwortet werden. Nun kommt Nach erfolgreichem EAV folgt ein Jahr einmal zu beweisen ist, sollten auch der Fragebogen vom Vorabend zweiwöchiges Basisseminar. Ziel zudem auch die englischen Schreib- wieder zum Zuge, auf den das eine dieses Seminars ist es, die Bewerber und Sprachübungen im Zeitfenster oder andere Mal Bezug genommen fachlich so vorzubereiten, dass sie in zwischen dem EAV und dem Basisse- wird. Aber keine Angst, die Kommis- eine Friedensmission gehen können. minar nicht vernachlässigt werden. sion möchte nicht wissen, was man Es handelt sich um eine allgemeine selbst nicht weiß! Das bedeutet, dass Auslandsvorbereitung, die besondere Die erste Woche des Seminars ist inhaltlich geprägt von Fachvorträgen, eigenen Vorträgen und Diskussions- runden rund um das Thema Auslands- missionen.

Die zweite Woche zeichnet sich in erster Linie durch praktische Übun- gen aus. Hier schlüpfen die Lehr- gangsteilnehmer beispielsweise in die Rolle eines Stationsleiters, eines Dienstgruppenleiters oder eines Strei- fenbeamten. Auch Tätigkeiten eines Sprachmittlers oder polizeilichen Gegenübers sind interessante Funk- Beim Basisseminar durchlaufen die Teilnehmer in zahlreichen tionen, die das gespielte Leben in Situationstrainings die verschiedensten Einsatzlagen. einer Mission abrunden. Diese Woche bedeutet Stress, weil alles unbekannt eine gestellte Frage ruhig hinterfragt folgt noch zu einem späteren Zeit- und neu ist – aber es macht Spaß, oder auch nicht beantwortet werden punkt in einem Vorbereitungssemi- weil Texte nicht vorgegeben werden kann – nur erklären muss man sich, nar (VBS). Das VBS ist dann jeweils und jeder sich selbst darstellen kann. damit die Kommission die Möglichkeit zugeschnitten auf das Land, in das die Zudem bringt sie jeden – insbeson- hat, auf ein anderes Thema näher ein- Kollegen sich beworben haben oder dere im Hinblick auf den spontanen Situationstraining zugehen. Nach maximal 30 Minuten noch bewerben werden. Gebrauch der englischen Sprache –

ist auch der letzte Teil der Prüfung richtig nach vorne.

beendet, und man wartet gespannt Das Basisseminar findet grundsätz- auf das Ergebnis. lich und überwiegend in englischer Abschließend betrachtet sind es Sprache statt. Es ist daher eine gute zwei interessante Wochen, die die Abschließend sei für den eigenen und geeignete Möglichkeit, das für Lust auf eine Auslandsmission weiter Kopf und die eigene Vorbereitung das EAV erlernte Englisch zu festigen steigern. noch eines gesagt: „Nobody is per- und weiterzuentwickeln. Rollenspiele fect“ und niemand kann alles wissen, und Diskussionsrunden bieten hier Thorsten Völlmecke aber man sollte so vorbereitet sein, jedem die Chance, sich sprachlich | 4-2012

Fragen5 an ... 27

Erik Feuring ... arbeitet seit 21 Jahren bei der Bundespolizei. 1994 wurde der heute 37-Jährige aus Burgsolms bei Wetzlar zur Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt/Main versetzt, wo er seit 2002 als Urkundenprüfer tätig ist. Im Jahr 2000 entschloss sich Erik Feuring für eine zusätzliche Verwendung als Dokumenten- und Visaberater, die ihn nach Eritrea, in die Türkei, nach Marokko, Zypern, Dubai sowie Afghanistan und Nigeria führte. Für die europäische Grenzschutzagentur Frontex war er in Mailand, Gaeta und Rom. Im Oktober 2011 erhielt er für seinen 17-monatigen Dienst beim German Police Project Team (GPPT) die „Afghanistan- Spange“ in Gold. 2. Was schätzen Sie bei der Bundespolizei am wenigsten? 1. Was schätzen Sie bei der Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass eine kritische Selbstre- Bundespolizei am meisten? flexion sowohl für Menschen als auch Organisationen wichtig ist. Fehler muss man analysieren, um sie für die Zukunft auszuschlie- An der Bundespolizei schätze ich vor allem die Vielfalt der ßen. Allerdings glaube ich, dass die Bundespolizei zu selbstkri- Aufgaben. Neben den klassischen grenz- und bahnpolizei- tisch ist und Prozessoptimierungen auch dann durchführt, wenn lichen Aufgaben, die man nicht nur an unterschiedlichen Verfahrensabläufe schon sehr gut funktionieren. Man muss nicht Orten und Örtlichkeiten im gesamten Bundesgebiet wahr- immer etwas ändern. nehmen kann, bestehen auch zahlreiche Möglichkeiten, sich im Ausland zu verwirklichen. Gerade dies habe ich in den letzten Jahren sehr genossen. 3. Was war Ihr bisher schönstes Erlebnis im Dienst? 5. Was wäre Ihre erste Amtshandlung, Im Verlauf meiner 21-jährigen Dienstzeit hatte ich schon wenn Sie heute zum Präsidenten der zahlreiche schöne Erlebnisse. Vor allem meine Zeit im Bundespolizei ernannt würden? Ausland möchte ich nicht missen. Als besonders schön empfand ich aber die Auszeichnung mit der goldenen Wenn ich heute zum Präsidenten der Bundespolizei ernannt „Afghanistan-Spange“ durch Bundesinnenminister Dr. Fried- werden würde, würde ich meinem Vorgänger für die ausge- rich. Das war schon etwas Besonderes für mich. zeichnete Leistung und Repräsentation der Bundespolizei im In- und Ausland danken. 4. Was war das Schlimmste, was Sie im Dienst erlebt haben? Das Interview führte Schlimme Erfahrungen sind mir im Dienst bisher Christian Altenhofen. erspart geblieben. Ich hoffe, dass dies auch zu- künftig so bleibt. | 4-2012 Aus den Augen, aus dem Sinn? Erfahrungen, Gedanken und 28 Anmerkungen eines Betreuers

Mario Schulz kann auf seine Erfahrungen aus zahlreichen internationalen Polizeimissionen und -einsätzen bauen, wenn er Auslandsverwender vor, während und nach ihrem Einsatz begleitet.

Erfahrungen sondern auch wegen des Todes eines Vertrauens, um in besonderen Fällen Meine haben mir Bundespolizisten aus der Bundes- unverzüglich und unbürokratisch gezeigt, dass man bei einer Auslands- polizeidirektion Stuttgart in einem Aus- einen Kontakt herstellen zu können. verwendung nicht nur vor einsatzbe- landseinsatz im Jahr 2007, setzte die Dadurch wird dem Mitarbeiter die Si- zogenen Herausforderungen steht. Bundespolizeidirektion Stuttgart einen cherheit gegeben, dass ein regelmä- Insbesondere im privaten Umfeld Betreuer für Auslandsverwender ein. ßiger Kontakt zu seinen Angehörigen können vielfältige Probleme auftre- gewährleistet ist bzw. dass diese in ten. Deshalb ist es nur konsequent Dieser versorgt die Mitarbeiter im einem Notfall schnell informiert und – und wichtig, dass sich der Dienst- Ausland nicht nur mit relevanten Infor- ggf. – betreut werden können. herr um den Mitarbeiter und dessen mationen und spricht mit ihnen über Angehörige kümmert. Hinzu kommt, Qualifikationsmöglichkeiten, sondern dass der Mitarbeiter während seiner er bietet auch praktische Unterstüt- Wenn man in Verges­ Abwesenheit von seiner Heimatdienst- zung vor, während und nach einem senheit gerät … stelle weitestgehend integriert bleiben Auslandseinsatz. So informiert er u.a. und nicht mit den Worten „Schönen über die geforderten Fähigkeiten bzw. Dieses Gefühl kennen viele Aus- Urlaub! Verdienst ja dabei genug. die Voraussetzungen zum Bestehen landsverwender. Die Entfernung zur Und meld dich, wenn du zurück bist!“ des Auswahlverfahrens. Zudem gibt Heimat ist groß und der Kontakt zur verabschiedet werden möchte. er eine bedarfsorientierte Unterstüt- Dienststelle wird geringer oder reißt zung im Bewerbungsprozess und er irgendwann komplett ab. Eine angemessene Betreuung stellt eine Verbindung zu Direktions- sollte bereits lange vor der Abrei- kollegen her, damit man sich austau- Um dem entgegenzuwirken, erhal- se beginnen. Einem potenziellen schen kann. ten Mitarbeiter der Bundespolizeidi- Verwender und natürlich auch seinen rektion Stuttgart im Auslandseinsatz Angehörigen muss ausreichend Zeit Steht der Einsatz im Ausland monatlich einen dienststelleninternen und die Möglichkeit gegeben wer- unmittelbar bevor, wird der Mitarbeiter Newsletter. Zugleich werden sie über den, sich ausführlich über die Art durch die Dienststellenleitung und aktuelle Ausschreibungen, Erfah- und den Inhalt der inzwischen vielen den Betreuer in einem persönlichen rungsberichte und Beiträge anderer unterschiedlichen Auslandseinsätze Gespräch in den Einsatz verab- Auslandsverwender auf dem Laufen- zu informieren. Schlau machen kann schiedet. Dabei wird detailliert und den gehalten. man sich über das Internet, auf spezi- individuell geklärt, in welcher Form ellen Informationsveranstaltungen, in der Informationsaustausch und die Bei besonderen Anlässen wie Ge- Gesprächen mit erfahrenen Kollegen Betreuung während des gesamten burtstagen und Weihnachten oder bei oder bei einer individuellen Beratung Einsatzes stattfinden können und ob gravierenden Ereignissen im Einsatz- durch kompetente Mitarbeiter. eventuell besondere Informationswün- land (Krisen, Anschlägen, Naturkatas- sche bestehen. Der Auslandsverwen- trophen etc.) wendet sich die Inspek- Nicht nur wegen der Verantwor- der benennt weiterhin einen Angehö- tionsleitung direkt an die Mitarbeiter tung gegenüber den Mitarbeitern, rigen oder eine andere Person seines vor Ort. Für besondere Notfälle steht Beim "Ausreisegespräch" klären Joachim Schlegel (Bundespolizeiinspektion Stuttgart) und Mario Schulz mit Hagen Hron, der als Sicherheitsberater für die deutsche Botschaft in Bogota vorgesehen ist, und seiner Ehefrau letzte Details.

– neben dem Kriseninterventionsteam Erlebnissen und Eindrücken zu be- Angehörigen auch ihrer Fürsorge- (KIT) des Bundesinnenministeriums richten. Die Erfahrungen in der Bun- pflicht nachkommt und eine ganzheit- – auch das direktionseigene Betreu- despolizeidirektion Stuttgart zeigen, liche Betreuung gewährleistet, damit ungsteam bereit. dass es einen großen Betreuungsbe- es nicht mehr heißt: darf gibt und unsere Unterstützung Für mein Empfinden verging die von den Interessenten, Bewerbern „Aus den Augen, aus dem Sinn!“ Zeit durch die vielen Eindrücke im und Verwendern angenommen und Auslandseinsatz rasend schnell. geschätzt wird. Nähert sich das Einsatzende, stehen Mario Schulz wieder alltägliche Abläufe, wie Dienst- Es ist außerordentlich bedeutsam, planung, Abbau von Urlaubstagen, dass die Behörde bzw. Dienststelle Aus- und Fortbildung, auf der Tages- für alle Auslandsverwender und ihre ordnung.

Der Betreuung von im Ausland eingesetzten Polizeivollzugsbeamten und Nachsorge – nicht nur deren Familien kommt eine besondere Bedeutung zu. Insbesondere bei im medizinischen Be­ Einsätzen im Rahmen internationaler Friedensmissionen, die regelmäßig in Krisengebieten erfolgen, können Mitarbeiter der Bundespolizei mit schwer- reich wichtig wiegenden Belastungen konfrontiert werden. Aus diesem Grund wurde im Dezember 2011 erstmalig eine Fachtagung für dezentrale Betreuung Das Rückkehrergespräch dient mit den mit solchen Aufgaben betrauten Mitarbeitern in den Direktionen/ nicht nur dem Wiederkehrenden, in der Akademie durchgeführt. Die Fachtagung diente auch dem Erfah- sondern auch den Mitarbeitern und rungsaustausch, und die Ergebnisse sollen in eine ganzheitliche Regelung Vorgesetzten in der Heimatdienststel- einfließen, in der die Verantwortlichkeiten und Aufgabenfelder klar festge- le, denn der „neue“ Mitarbeiter soll schrieben sind. Eine weitere Betreuerfachtagung, bei der es insbesondere möglichst reibungslos wieder in den um Aspekte einer ganzheitlichen Betreuung für alle Auslandsverwender Dienstalltag integriert werden. gehen soll, ist für Oktober 2012 geplant. Seit 2009 wurde die Betreu- ung von Auslandsverwendern durch viele Neuerungen verbessert, u.a. Als Zeichen der Wertschätzung wurde ein Familientag ausgerichtet und eine zentrale Servicerufnummer werden alle Auslandsverwender nach (0331/97997-4444) eingerichtet. ihrem Einsatz zu einer Gesprächsrun- de bei der Direktionsleitung einge- Bundespolizeipräsidium, Referat 42 laden, um von ihren Erfahrungen, | 4-2012

Technik & Logistik

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Das Material für die Auslandsmissionen Der Zentrale Logistikstützpunkt Ausland (ZLSPA): Das Referat 63 des Bun- despolizeipräsidiums führt die zum Bundespolizeistandort Swisttal-Heimerz- heim ausgelagerte Zentralstelle. Hier wird das Material für die Auslandsein- sätze vorbereitet, gelagert, ausgegeben und zurückgenommen. Ein Blick hinter die Kulissen des Dienstleisters.

engagierten Menschen, die dahinter ist eine richtige stehen. Uns wurde ein Blick hinter die Das Zentrale. Im wahrsten Kulissen gewährt. Sinne des Wortes. Denn hier, auf dem Gelände des AFZ der Bundespolizei Die „Goldi“gen Zeiten sind vorbei. im rheinischen Swisttal-Heimerzheim, Goldi kennen alle und an Goldi kam findet zentral für die Bundespolizei keiner vorbei, der seine persönliche und die Polizeien der Länder die La- Ausstattung in Empfang nehmen gerung, die Ausgabe und die Rück- wollte. Aber, Hans-Jürgen Goldmann nahme der materiellen Ausstattungen ist im Ruhestand – seit Februar für deutsche Polizeibeamte des Bun- 2012. „Doch die fragen immer noch des und der Länder in Auslandsmissi- alle nach ihm“, sagt Jürgen Göbel, onen statt. Bis zu 700 Einkleidungen Frachtkoordinatorin Karin Pohlmann Polizeihauptkommissar und Leiter werden hier jährlich abgewickelt, etwa des ZLSPA in Swisttal. Ein Mann der die gleiche Anzahl an Auskleidungen. Quadratmetern lagert Material im Wert ersten Stunde. Er weiß auch, warum Fast täglich werden Frachtsendungen von rund vier Millionen Euro. Alles in die Zentralstelle genau hier angesie- in alle Welt auf den Weg gebracht. Im allem: eine für die Auslandsmissionen delt ist. „Als die Notwendigkeit einer Krisenfall könnten bis zu 200 Polizis- unabdingbar wichtige Aufgabe mit solchen Einrichtung erkannt wurde, ten ausgestattet werden. Auf 2 000 vielen interessanten Facetten und waren Bundesregierung und Bun- | 4-2012

desinnenministerium noch in Bonn, also vor unserer Haustür. Bei uns gab es Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung, und so wurde Swisttal ausgewählt“, weiß 31 Göbel. Seither zieht er hier die Fäden. Und das sind nicht wenige. Unter- stützt wird er dabei von drei Bearbeitern und vier Lager- arbeitern sowie in der Zuarbeit Im Kleiderlager zeigt Jürgen Göbel, Leiter der ZLSPA in Swisttal-Heimerzheim, eine für den internationalen von weiteren Referaten. Einsatz gekennzeichnete Uniformjacke, hier in Blau.

„Unsere wesentliche Aufgabe von anderen Behörden an, die mit Problem werden kann. Aus den Erfah- ist die Sicherstellung der auslands- hohem Aufwand umgesetzt werden rungen der Vergangenheit wurde die bedingten Mehrausstattung für alle müssen“, sagt Polizeihauptmeister neue Unterwäsche entwickelt: sehr Missionen bis zu 1 000 Polizeibeamte Reiner Lichte, der Jürgen Göbel ver- atmungsaktiv, absorbiert Schweiß des Bundes, der Länder, Beamte der tritt und als langjähriger Mitarbeiter die und Geruch besser als die bisherigen Bundeszollverwaltung und sekundier- Erfordernisse bestens kennt. Modelle. Ein echter Fortschritt. te Kräfte des Auswärtigen Amtes“, sagt Göbel und nennt eine lange Wesentlicher Bestandteil der Doch bis solche Erfahrungen in Reihe von Abkürzungen verschiede- Mehrausstattung sind Uniformteile, neue Uniformteile einfließen, kön- ner Missionen. Auch die GSG 9 der die internationale Anforderungen und nen bis zu zwei Jahre vergehen. Ein Bundespolizei und die Bundespo- spezielle klimatische Bedingungen aufwendiger Prozess, dessen Anstoß lizeifliegergruppe erhalten hier ihre erfüllen müssen. „Und dabei bewegen in der Regel aus dem Polizeialltag der zusätzliche Ausstattung. Außerdem wir uns in Extremen. Von eisiger Kälte Missionsteilnehmer erwächst. „Die stellen die Swisttaler die Vollzähligkeit bis zu tropischer Hitze reicht hier gewinnen die Erkenntnisse vor Ort der Poolausstattungen in den Einsatz- das Spektrum“, sagt Reiner Lichte im praktischen Einsatz, wissen, was gebieten sicher. Sie realisieren den und erzählt von der Einführung einer gut ist und was nicht“, sagt Göbel und Frachtversand und die Frachtrücknah- neuen Generation von Sommerun- merkt an, dass solche Rückmeldun- me mit internationalen Speditionen terwäsche. „Als wir die Unterhosen gen sehr wertvoll sind, auch wenn sie und organisieren den Postversand mit Eingriff ausgeben wollten, hat vielleicht dem Ratgeber selbst nicht in alle Missionen. Freundlich, aber man uns fast gelyncht. Nachdem mehr zugutekommen. So wurden bestimmt agiert hier die Frachtkoor- die ersten praktischen Erfahrungen etwa auch bei Teilen der Winterbe- dinatorin, Polizeihauptmeisterin Karin im Einsatz gemacht waren, haben kleidung die bis dahin verwendeten Pohlmann. die Leute uns die Bude eingerannt“, Reißverschlüsse am Kragen nicht erinnert sich Lichte. Und dabei wird mehr verwendet. Sie wurden durch „Es fallen auch Gefahrgut- und klar, dass bei bis zu 50 Grad Celsius Rollkragen ersetzt. Der Grund: Bei Waffentransporte der eigenen und im Schatten selbst die Unterhose zum einem eventuellen Beschuss würde | 4-2012

der Reißverschluss siebenmal stärkere Verletzungen verursachen. Ob ein Klettverschluss an dieser oder jener Stelle der Jacke oder Hose befestigt ist, scheint unwichtig, ist es aber nicht. Die Praktiker wissen, wo es klemmt. 32 Ebenso müssen die richtigen Schlaf- säcke mit Isoliermatten für tropische oder winterliche Bedingungen her.

Auch bei den Überziehschutzwes- ten wird aufgerüstet. Von Schutzklasse 1 auf 4+. 950 solcher Westen sind im Bestand. Dazu kommen ABC-Schutz- masken und ballistische Schutzhelme.

Die Informationstechnik wird so ausgelegt, dass ein autarkes Arbeiten Für die beste Besohlung der Einsatzkräfte sorgt Elisa Radünz. Sie verpasst den Probanden die richtigen möglich ist. Dazu sind insbesondere Schuhe. Hierbei gilt: der richtige Schuh für den jeweiligen Einsatz.

je nach Gefahrenlage in leicht, mittel und hoch. Die Inhalte sind in Zusam- menarbeit mit dem medizinischen Dienst und vor dem Hintergrund der konkreten Gesundheitsgefahren vor Ort zusammengestellt und können im Notfall das Überleben sichern.

Jetzt wartet das Team auf eine neue Software zur Verwaltung der Er ist der Techniker. Joachim Wagner sorgt für die Bereitstellung der technischen Komponenten. vielen tausend Artikel. „Das wird uns die Arbeit erleichtern. Eine Arbeit, die Satellitentelefone von heraus- hinzu. Dazu gehören Edelstahlkoch- die wir im gesamten Team nicht nur ragender Bedeutung. Viele dieser geschirr, Kochplatte, tragbare Wasser- mit Herzblut leisten, sondern auch Geräte sind auf Lager oder im Einsatz. aufbereitungsgeräte, Einmalverpflege- im Bewusstsein der enormen Verant- Ebenso müssen die verwendeten station und eine mobile Toilette. wortung, die wir hiermit wahrnehmen. Notebooks bedingungslose Anforde- Im Ausland kann sich niemand mal rungen erfüllen. Extreme Temperatu- Von enormer Bedeutung ist auch soeben Ersatz besorgen. Hier ist die ren, Sand und Feuchtigkeit sind hier die Gesundheitsvorsorge für die Zuverlässigkeit deshalb umso wichti- die größten Feinde, die abgewehrt Aufenthalte während der Missionen. ger“, erklärt Jürgen Göbel. werden müssen. Das Gleiche gilt für Eigens dafür werden bei der materi- die mobilen Drucker, Beamer, GPS- ellen Ausstattung drei verschiedene Rudolf Höser Geräte, Funkgeräte, Mikroskope und Risikovarianten an Erste-Hilfe-Sets Urkundenprüfgeräte. bereitgestellt. Die Ausstattung unter- scheidet sich Geht es zu einer Mission in das Einsatzgebiet Afrika kommt eine spezielle Aus- stattung | 4-2012 Einheitliche Ausstattung? 33

Fehlanzeige!

Die Bekleidung und Ausrüstung für Missionen der Vereinten Natio- nen, der Europäischen Union und des bilateralen Polizeiprojektes in Afghanistan sind vollkommen unterschiedlich. Die verschiedenen Klimazonen und der aufgabenbedingte Verschleiß stellen die Be- schaffer vor so manche Herausforderung.

sogenannte „Auslandsbedingte Mehraus- Bis auf die Aufdrucke „POLICE“ und die Hoheitsabzei- Die stattung“ für dienstliche Auslandsaufenthalte chen entspricht der Anorak der bekannten Überziehjacke. hat sich im Laufe der letzten Jahre erheblich verändert. Mittlerweile hat sich aber auch hier einiges getan, und die Zu Beginn der ersten Missionen trugen die Bundespoli- dritte Generation wartet auf ihre Auslieferung. Das neue zisten noch grüne Mehrzweckanzüge und Anoraks aus dem Bestand des ehemaligen Bundesgrenzschutzes. Mit Für Gebiete mit geringer Infrastruktur stehen den Missionsteilnehmern auch der Umstellung auf die blaue Bekleidung begann auch die Alltagsgegenstände zur Verfügung. Entwicklung neuer Farben und Stoffe speziell für Ausland- seinsätze. Angelehnt an die Uniformen anderer Militär- einheiten erhielt die neue Generation Einsatzbekleidung einen verbesserten Stoff und Schnitt.

Die neue Einsatzhose ist wie ihr Vorbild – die amerika- nische Militärhose „Five Eleven“ – geschnitten und verfügt – wie diese – über schräge Taschen.

Die Jacken tragen auf der Vorderseite rechts und auf dem Rücken den Aufdruck „POLICE“. Die Ärmel sind analog wie die Bekleidung bei der Bundeswehr mit dem Hoheitsabzeichen versehen. Lüftungsschlitze unter den Armen sorgen für ein angenehmes Klima unter der Jacke.

Zudem sind die sandfarbenen Einsatzanzüge mit einem Schutz gegen ultraviolette Strahlung überzogen. | 4-2012

Modell wurde verbessert und besitzt als Innenfutter Schublade verschwinden. „Die Berichte aus dem eine heraustrennbare Softshelljacke. Ausland sind unsere wichtigste Quelle. Sie geben uns einen Anhalt, wo es im wahrsten Sinne Wenn die Sonne brennt und die Temperaturen klemmt und kneift. Natürlich kann nicht jede neue steigen, dann sind die normalen Einsatzstie- Idee umgesetzt werden. Ein klimatisiertes fel völlig unbrauchbar. Die sandfarbenen Zelt werden wir auch in naher Zukunft nicht 34 Einsatzstiefel sind durch den hohen Stoff- bekommen. Alles andere versuchen wir zu anteil nicht nur wesentlich leichter als ermöglichen.“ die herkömmlichen Schuhe, sondern auch besonders atmungsaktiv. Reiseapotheke – nicht Die breite Krempe der Basecaps und nur für den Urlaub Hüte schützt das Gesicht und den Nacken des Trägers vor der brennenden Sonne. Je nach Gefahrenpotenzial der Einsatzgebiete gibt es drei unterschied- Im Missionsgebiet Afghanistan, speziell liche Erste-Hilfe-Pakete. Die „normale“ im bilateralen Projekt GPPT, gehören Reiseapotheke enthält Utensilien, die die Henkler & Koch MP5 und – auf man aus dem letzten Sommerurlaub kennt: Beschluss der Innenministerkonferenz – Pflaster, Mullbinden, Schere, Tabletten auch das Gewehr Heckler & Koch G36 gegen kleine Wehwehchen. Compact zur Ausstattung. Für das Missionsgebiet Afghanistan „Anfangs erhielten wir die Schutzaus- reicht das natürlich nicht aus. Aufgrund der stattung über die Bundeswehr. Um die erhöhten Gefährdungslage und der damit Mitarbeiter besser schützen zu können, verbundenen möglichen schweren Ver- wurden neue Überziehschutzwesten letzungen wurde das „Personal Medical gekauft, die mittlerweile bis Schutzklasse Trauma Kit“ angeschafft. 4+ aufrüstbar sind. Das bedeutet, dass die Weste einen Beschuss von Langwaffen mit Voll- und Hartmantelgeschossen aushält“, so Bernd Arnds vom Bundespolizeiliche Zentralen Logistikstützpunkt Auslandsverwendungen im Campingatmosphäre Bundespolizeipräsidium. Die Ausrüstung für Missionsgebiete mit gering entwi- In Afghanistan sind die Helmhüllen nicht nur durch ckelter Infrastruktur erinnert eher an den nächsten Cam- die dort herrschenden klimatischen Bedingungen einer pingurlaub: Vom Blechgeschirr über das Besteck, Zelt, starken Beanspruchung ausgesetzt, sondern vor allem Moskitonetze, Taschenlampen bis hin zur mobilen Toilette die tägliche Nutzung durch die und Werkzeug steht alles zur Verfügung. Sogar Fertig- Missionsteilnehmer führt zu gerichte gibt es, wenn die Versorgung vor Ort mal nicht einem starken Verschleiß. garantiert werden kann. Die Helmhüllen werden daher regelmäßig alle zwei Damit die Verbindung zwischen den Missionsteilneh- Jahre ersetzt. mern und dem Heimatland nicht abbricht, können sie auf Satellitentelefone zurückgreifen. Damit wird eine weltweite Ein Vorurteil Kommunikation garantiert. Das ist besonders wichtig für kann Bernd die Missionen, die in Gebieten ohne flächendeckende Arnds nicht Mobilfunkversorgung stattfinden. bestätigen: dass Erfahrungsbe- richte nie gele- Bernd Arnds sen werden und in irgendeiner

Erste-Hilfe-Paket Recht & Wissen

23. Mai 1992. 75 Beamte des Bundesgrenzschutzes reisen über den Flughafen Frankfurt am Main nach Kambodscha aus. Damals ... Im Mai 1992 empfingen Einheimische mit den freundlichen Worten „Sok sebai te?“1 Polizeibeamte aus aller Welt auf dem Flughafen der kambod- schanischen Hauptstadt Phnom Penh. Dies war für die fast 75 Kollegen aus Deutschland der Start in eine lange und erlebnisreiche Zeit im „Land der aufgehenden Sonne“.

Namibia war nalitätsbekämpfung am Flughafen bodscha (UNTAC)2 für geplante 12 Nach Kambodscha das Frankfurt/Main versieht und uns aus Monate unterstützen. Die übrigen zweite Land, in dem auch Beamte der erster Hand von dem Einsatz vor 20 Beamten waren als Reserve vorgese- heutigen Bundespolizei für die Verein- Jahren berichtete. Michael Grevy hen. Die Bewerber mussten seinerzeit ten Nationen zum Einsatz kamen. Mit war zwischenzeitlich in weiteren vier eine Mindestdienstzeit von 6 Jahren dabei war auch der damals 31-jährige Auslandseinsätzen. Er war dreimal in nach Laufbahnlehrgang, eine gültige Michael Grevy, der heute als Poli- Bosnien-Herzegowina eingesetzt und Fahrerlaubnis, zufriedenstellende zeioberkommissar seinen Dienst bei einmal im Sudan. dienstliche Leistungen, ausreichende der Bundespolizeiinspektion Krimi- Englisch- und Französischkennt- nisse sowie eine uneingeschränkte Trotz Pick-up musste zusätzlich ein kleiner Lkw Die Ausschreibung gesundheitliche Eignung vorweisen. angemietet werden, um das gesamte Gepäck und Im Hinblick auf die bevorstehende die Ausrüstung über schlechte Straßen und Wege kam per Fernschreiben Umstrukturierung des damaligen BGS ins Zielgebiet zu bringen. Begonnen hatte der damalige enthielt die Ausschreibung folgenden Friedenseinsatz mit einer Ausschrei- Hinweis: „Die Beamten sind ausdrück- bung, in der das Bundesinnenministe- lich darauf hinzuweisen, dass ihnen rium 12 Beamte des gehobenen und durch die Auslandsverwendung, bei 110 Beamte des mittleren Dienstes den anstehenden personalwirtschaft- suchte. Zunächst sollten 75 Beamte lichen Maßnahmen, in Verbindung mit der heutigen Bundespolizei die 3.600 der Umstrukturierung des BGS, keine Mann starke polizeiliche Komponente Nachteile entstehen.“ der UN-Friedensoperation für Kam- | 4-2012

Das Auswahlverfahren Das Königreich gern internierten Menschen aus der – im Vergleich zu heute Kambodscha Zeit des Pol-Pot-Regimes auch die Entwaffnung der Armee, die Regist- noch unstrukturiert ist ein Staat in Südostasien mit rierung der wahlberechtigten Bevöl- einer konstitutionellen Monar- kerung, der Schutz des Wahlablaufs Insgesamt wurden 110 Beamte chie, hat 14.138.255 Einwohner und die Ausbildung der kambodscha- 36 aus allen damaligen Grenzschutzkom- (Stand: 2010) und ist seit 1953 nischen Polizei. Die UN hatten sogar mandos zu einem Auswahlverfahren von Frankreich unabhängig. Das an eine gesonderte Fahrprüfung für nach Euskirchen eingeladen. Ein Land liegt am Golf von Thailand alle Einsatzkräfte gedacht. So wurden Polizeihauptkommissar prüfte die zwischen Thailand, Laos und aus Newcomern innerhalb kürzester Sprachkenntnisse, führte ein einge- Vietnam. Es hat eine Fläche von Zeit Insider, die in einzelnen Gruppen hendes Auswahlgespräch und wählte 181 040 km2. Die Hauptstadt in zugewiesenen Provinzen arbeiten 75 Beamte für die Mission aus. Alle Phnom Penh liegt im Süden des sollten. Bewerber hatten sich auf eigene Landes. Das Landschaftsbild wird Kosten bereits Ausrüstung zugelegt. durch eine Zentralebene geprägt, Einzelne gaben mehr als 1 000 DM die teilweise von Gebirgen um- Das Einsatzgebiet – Ei­ für Wasserbehälter, Duschsäcke und geben ist. In ihr liegt im Westen geninitiative und Orga­ ähnliche Gegenstände aus, die ihnen Kambodschas der See Tonle für ein solches Abenteuer sinnvoll Sap, durch den Osten fließt der nisationstalent waren erschienen. Mekong, einer der zehn längsten gefragt Flüsse der Welt. Die Amtssprache ist Khmer. Ausgestattet mit einem Jeep der Die dienstliche Ausstat­ Vereinten Nationen fuhren jeweils drei tung – eher unbrauch­ Die weitere Ausbildung erfolgte Mann in die zugewiesene Provinz. durch die UN in Kambodscha selbst. Dort hieß es zunächst einmal, eine bar Bei Temperaturen um die 40 Grad Unterkunft zu finden. „Wohnungen“, Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von zum Teil Hütten auf Stelzen, wurden Neben einer P1 mit 50 Schuss nahezu 90 % wurden die Newcomer angemietet. Generatoren, Verpfle- Munition erhielt jeder Beamte Din- schrittweise in das UNTAC-System gung und Ventilatoren wurden be- ge wie Fernglas und Kompass. Die integriert. Es begann mit einer einwö- schafft. Alles sehr bescheiden, aber khakifarbenen Uniformen stammten chigen Einweisung in die Aufgaben, zweckmäßig. So richteten die Polizis- von der Bundesmarine und waren mit Ziele, Gefahren und richtigen Ver- ten aus Deutschland quasi aus dem den Hoheits- und Dienstgradabzei- haltensweisen während der Mission. Nichts und innerhalb kürzester Zeit chen des damaligen BGS versehen. Zu den Aufgaben der damals einge- eine funktionsfähige Polizeidienststel- Die gelieferten Zeltkocher stammten setzten Beamten gehörte neben der le ein. Die Sprache war hierbei vom noch aus den Beständen der NVA und Rückführung und Integration der in Anfang bis zum Ende des Einsatzes erwiesen sich im Einsatz als eben- meist thailändischen Flüchtlingsla- die größte Hürde. Nur mit älteren so unbrauchbar wie die Feldbetten, deren Gestelle aufgrund der hohen Straßenverhältnisse in Kambodscha außerhalb der Regenzeit. Die Fahrt zum nächstgelegenen internationa- len Telefon dauerte rund 4 Stunden. Luftfeuchte sofort zu rosten begannen und deren Matratzen schon in der ers- ten Woche nicht mehr trockneten.

Die Vorbereitung – sie ist heute viel besser

Die Vorbereitung in Deutschland bestand im Wesentlichen aus dem Fach Landeskunde. Gelehrt wurde alles über Kambodscha, dessen Be- völkerung und die jüngste Geschichte aus der Zeit des Pol-Pot-Regimes. | 4-2012

waltung sowie an die örtliche Polizei zu vermitteln, über die Einwoh- war ebenfalls die Aufgabe der damals nerzahlen und eingesetzten Kollegen aus Deutsch- die allgemeinen land. Viele der Polizeischüler wurden Versorgungs- und zuvor noch nie zum Polizisten ausge- Gesundheits- bildet. Wohl gerade deshalb nahmen einrichtungen sie mit großem Interesse, Fleiß und 37 ein. Gleichzeitig Engagement am Unterricht teil, in setzten sie die dem vor allem Demokratieverständnis Autoritäten und und Rechtsempfinden gelehrt wurde. die Bevölkerung von der Anwe- senheit der UN Fazit – gefährlich und Das benötigte Bargeld für die Mission wurde durch in Kenntnis. schwierig, aber interes­ die Vereinten Nationen mit dem Hubschrauber transportiert. Hierbei sparten sie auch die von sant und erfolgreich Kambodschanern war es möglich, in den „Roten Khmer“3 kontrollierten Französisch zu kommunizieren; sie Gebiete nicht aus. Seine Aufträge Während der UNTAC-Friedensmis- wurden dann auch als Dolmetscher erledigte das Kontingent im Wechsel- sion verloren mehr als 50 UN-Poli- eingesetzt. Telefon- oder Funkverbin- dienst rund um die Uhr, unbewaffnet zisten durch Krankheiten (vor allem dungen zum UN-Hauptquartier gab es und oftmals in einer geringen Streifen- Malaria), Auto- und Minenunfälle, anfangs kaum und im Landesinneren stärke. Die einheimische Bevölkerung aber auch bei bewaffneten Überfällen überhaupt nicht. Ebenso standen interessierte sich für das, was die und Anschlägen der „Roten Khmer“ 1992 weder Computer, Internet noch Polizeibeamten aus Deutschland taten sowie anderer krimineller Gruppen Skype zur Verfügung. Nach einer und sie beobachtete diese sehr ge- ihr Leben. Die Zusammenarbeit von gewissen Zeit gewöhnten sich die nau. In den rund 20 Provinzen waren so vielen Polizisten verschiedener Einsatzkräfte an die extremen klima- durchschnittlich weit mehr als 100 Nationalitäten, Religionen, Sitten und tischen Bedingungen während der Polizisten aus nahezu 20 Ländern Sprachen war zwar nicht einfach, Regenzeit. Auch mit der Nahrungsum- eingesetzt. Nach der Entwaffnung aber interessant und letztlich auch stellung, den bescheidenen sanitären des Militärs, die in einigen Provinzen erfolgreich. Schon damals waren Verhältnissen, der Selbstversorgung, nur teilweise gelang, unterstützten die die Missionsteilnehmer der heutigen den schlechten Straßenverhältnissen, deutschen Polizisten die Eingliede- Bundespolizei der Meinung: „Wir sind der ständig ungeklärten Sicherheits- rung der Heimkehrer aus den vietna- wieder dabei, wenn weitere Missionen lage, den Gefahren durch verlegte mesischen Flüchtlingslagern. Eine notwendig werden!“ Minen sowie der Insektenplage und echte Herausforderung stellte die für einer insgesamt schlecht informierten die Wahl notwendige Registrierungs- Christian Altenhofen Bevölkerung arrangierte man sich. phase dar. Von morgens früh bis zum Einbruch der Dunkelheit wurden die 1 Wie geht’s dir? Personalien jedes Kambodschaners 2 UNTAC: United Nations Transitional Authority in Der Auftrag – interes­ erfasst und es wurde ein Lichtbild Cambodia (UN-Übergangsverwaltung in Kambodscha). sant und schwierig, angefertigt. Vereinzelt konnten die 3 Die Roten Khmer waren eine maoistisch-nationalis- Beamten die Registrierungspunkte tische Guerillabewegung, die 1975 in Kambodscha aber erfolgreich nur mit dem Boot und – aufgrund der an die Macht kam. Sie wollte die Gesellschaft mit Wasserstände – nur zu bestimmten Gewalt in einen Agrarkommunismus überführen und Eine der Aufgaben war es, zu- Zeiten erreichen. Ende April 1993 vertrieb die Bevölkerung aus den Städten auf das nächst einmal die Provinz in jeder fanden dann die Wahlen statt. Verein- Land, was in einem Massenmord an der kambod- Beziehung kennenzulernen. Anzumer- zelt kam es zu Störaktionen der „Ro- schanischen Bevölkerung endete. Bis zum Ende ihrer ken ist, dass es nur unvollständige ten Khmer“, was zu Verzögerungen, Herrschaft 1978 fielen ihnen nach Schätzungen etwa Landkarten gab. So holten die damals Schließungen oder Verlegungen von 1,7 bis 2,2 Millionen Kambodschaner zum Opfer. eingesetzten Beamten Informationen Wahllokalen führte. Schon vor den Nach ihrer Vertreibung durch vietnamesische über die Geländebeschaffenheit, Wahlen setzte die UNTAC ein neues Invasionstruppen lösten sich die Roten Khmer 1998 Stärke und Gliederung der örtlichen Polizeigesetz und eine neue Strafpro- endgültig auf. Polizei, den Aufbau der lokalen Ver- zessordnung in Kraft. Deren Inhalte | 4-2012 Die Geschichte der Bundespolizei im Ausland 38 Immer öfter werden Bundespolizisten auch für Verwendungen im Ausland eingesetzt. Aber seit wann ist die Bundespolizei eigentlich schon im Ausland aktiv? Und wie hat sich der Auslandseinsatz von damals bis heute entwickelt?

das war Schulungs- und Beratungsmaßnah- folgten ab Mitte 1989 in dann zuneh- Damals, nur fünf men anzuleiten und zu unterstützen. mender Zahl zunächst auf Dienstreise- Jahre nach Gründung des Bundes- Zu diesem Zweck wurden und werden basis. Seit der Unterzeichnung einer grenzschutzes (BGS): Im September diese Polizisten bereits in den Her- Vereinbarung zur Entsendung von 1956 entsandte der BGS erstmals kunfts- und Transitstaaten irregulärer Dokumentenberatern zwischen dem vier Beamte zur Unterstützung des Migration im Sinne der „Vorverlage- Bundesministerium des Innern und Auswärtigen Amtes für den Haus- rungsstrategie“ eingesetzt. dem Auswärtigen Amt im Jahr 1998 ordnungs- und Objektschutzdienst werden die Beamten bis zu einem (HOD) an die deutsche Botschaft in Erste kurzzeitige Einsatzmaßnah- halben Jahr abgeordnet. Aufgrund Moskau. – Heute sind ständig circa men der Dokumentenberater des ihrer zum Teil schwierigen Aufgaben 500 Bundespolizisten im Ausland damaligen Bundesgrenzschutzes er- genießen die Dokumentenberater eingesetzt. Doch bis dahin war es ein Peter Matt bei seinem Einsatz als Dokumenten- und Visumberater (DVB) am Flughafen Kairo langer Weg …

Nach der ersten Entsendung 1956 vergingen neun Jahre, bis sich die personelle Unterstützung 1967 für den HOD auf die deutschen Botschaf- ten in London mit zwei, Warschau mit drei und Bukarest mit vier Beamten erweiterte. Heute, 56 Jahre später, ist die Bundespolizei mit insgesamt 228 Bundespolizisten für den Haus- ordnungs- und Objektschutzdienst an insgesamt 71 Standorten welt- weit vertreten. Damit handelt es sich hierbei nicht nur um den ältesten, sondern auch um den personalinten- sivsten Auslandseinsatz.

Dokumenten- und Visumberater

Der erste Einsatz sogenannter Dokumentenberater (DokB) erfolgte Ende der achtziger Jahre, und zwar zunächst mit dem Ziel, die Luftfahrt- unternehmen bei ihrer Verpflichtung zur Beförderung lediglich vorschrifts- mäßig ausgewiesener Reisender nach Deutschland durch entsprechende | 4-2012

als Teil der deutschen Auslandsver- mit Frankreich, andererseits aus der Beteiligung an tretung diplomatischen Schutz. Die Bedeutung des Pariser Flughafens internationalen Polizei­ ersten langfristigen Entsendungen für die Migration nach Deutschland bis zu drei und später sechs Monate und in die Europäische Union (EU). missionen erfolgten nach Accra/Ghana, Lagos/ 1995 trat mit dem Schengener Nigeria und Tirana/Albanien. 2005 Durchführungsübereinkommen ein Aber auch internationale Polizei- wurde die bestehende Ressortverein- Vertragswerk in Kraft, das in Artikel missionen und bilaterale Verträge 39 barung u.a. dahingehend modifiziert, 47 als eine Ausgleichsmaßnahme für führen Bundespolizisten immer wieder dass nunmehr auch Dokumentenbe- den Wegfall der Grenzkontrollen die ins Ausland. In erster Linie unterstüt- ratereinsätze von bis zu einem Jahr möglich wurden. Der erste einjährige Auslandseinsatz fand, in diesem Jahr beginnend, in Tirana/Albanien statt. Als Ergebnis des sogenannten „Visauntersuchungsausschusses“ wurde 2005 in den Koalitionsvertrag u.a. aufgenommen, die Sicherheits- behörden bei der Visumerteilung angemessen zu beteiligen, woraufhin der Einsatz sogenannter Dokumenten- und Visumberater (DVB) zur Unterstüt- zung in den Visastellen der deutschen Auslandsvertretungen beschlossen wurde. Im Juni 2009 wurde eine neue Ressortvereinbarung zwischen den Ministerien geschlossen, die u.a. eine Entsendedauer der DVB von bis zu Eine neue Aufgabe für den Bundesgrenzschutz: Die erste Auslandsmission war 1989 die UNTAG in Namibia. vier Jahren vorsah und die Mitnahme der Familie ins Ausland möglich mach- Entsendung von Verbindungsbeamten zen und überwachen sie dabei den te. Die größte Zahl durch die DVB in die Mitgliedsstaaten vorsah, sodass Aufbau lokaler Polizeiorganisationen. verhinderter unerlaubter Einreisen in den Jahren 1996 (Niederlande), Aber auch ein Exekutivmandat wie im wird auf dem afrikanischen Kontinent 1997 (Österreich) und 1998 (Italien) Kosovo bei der United Nation Interim und im arabischen Raum erzielt. GVB zu weiteren Schengenpartnern Administration Mission in Kosovo (UN- Gegenwärtig setzt die Bundespolizei entsandt werden konnten. MIK) oder der dortigen EU Mission 38 Beamte an 28 Standorten in 21 (EULEX) ist möglich. Ländern ein. Durch die politische Annäherung an die osteuropäischen Staaten ergab Die ersten Beamten des Bundes- sich für den Einsatz der GVB ab 1998 grenzschutzes wurden bei der Unter- Grenzpolizeiliche Ver­ ein neuer Schwerpunkt. In diesem stützungseinheit der Vereinten Natio- bindungsbeamte Jahr wurden neue Standorte in der nen für die Übergangszeit (UNTAG ) in Tschechischen Republik, Polen und Seit 1992 wurden neben den Bulgarien eingerichtet. Das Netzwerk HOD-Beamten und DVB auch der GVB der Bundespolizei umfasst Grenzpolizeiliche Verbindungsbeamte mittlerweile 24 Standorte in 23 (GVB) entsandt. Das erste Ziel war Staaten, wobei der regionale Schwer- das französische Innenministerium, punkt im Bereich der Hauptmigrati- zwei Jahre später – 1994 – wurde onsrouten in Osteuropa und auf dem ein weiterer GVB an den Flughafen Balkan liegt. Allerdings sind heute Charles de Gaulle in Paris geschickt. auch Standorte wie die Türkei, China Die ersten Entsendungen erfolgten und Tunesien mit GVB besetzt, da zunächst unsystematisch und re- auch diese Staaten bei der Migration sultierten einerseits aus einer lang- nach Deutschland und in die EU eine fristigen, erfolgreichen Kooperation entscheidende Rolle spielen. | 4-2012

ten und die zivile Prinzipien verpflichtete afghanische Missionen mit deutscher Beteiligung Ordnung wieder Polizei auf. Beim Modernisierungspro- herzustellen. gramm des saudi-arabischen Innen- unter dem Mandatgeber UN An der Mission ministeriums unterstützen Bundespo- „„ Kosovo, UNMIK, seit Juli 1999 der Vereinten lizisten die Fortbildung der Mitarbeiter „„ Liberia, UNMIL, seit November 2004 Nationen für das des saudischen Grenzschutzes. 40 „„ Südsudan, UNMISS, seit Juli 2011 Referendum in „„ Sudan, UNAMID, seit Januar 2008 der Westsahara, kurz MINURSO , Frontex und Grenzpoli­ unter dem Mandatgeber EU beteiligte sich die zeiliche Unterstützungs­ heutige Bundes- „„ Moldawien/Ukraine, EUBAM, seit November 2005 beamte Ausland „„ Palästina, EUPOL COPPS, seit Januar 2006 polizei seit 1993. „„ Afghanistan, EUPOL AFG, seit Juni 2007 Dieses Mandat „„ Kosovo, EULEX, seit Juni 2008 umfasste u.a. die Auch die Europäische Agentur für „„ Georgien, EUMM, seit Oktober 2008 Überwachung die operative Zusammenarbeit an den des Waffenstill- Außengrenzen (kurz Frontex, aus dem stands in der Französischen für Frontières extérieu- den Jahren 1989/1990 in Namibia/ Westsahara. Aktuell beteiligt sich die res) kommt nicht ohne die Beteiligung Afrika eingesetzt. Ziel des UN-Man- Bundespolizei an neun polizeilichen von Bundespolizisten aus. dats war die Umsetzung des Plans Auslandsmissionen und zwei weiteren für die Unabhängigkeit Namibias, Auslandseinsätzen im Rahmen bilate- Basierend auf dem vom EU-Rat im insbesondere zur Sicherstellung fairer raler Verträge. Juni 2000 verabschiedeten „Akti- und freier Wahlen im Land. 1992 onsplan für den Grenzschutz an den folgte der Einsatz bei der Übergangs- Das German Police Project Team EU-Außengrenzen“ hatten einzelne verwaltung der Vereinten Nationen in (GPPT) in Afghanistan baut seit April Mitgliedsstaaten zunächst sogenannte Kambodscha (UNTAC ). Auch hier war 2002 eine qualifizierte sowie multi- „Ad-hoc-Zentren“ eingerichtet, die in es das Ziel, freie Wahlen vorzuberei- ethnischen und rechtsstaatlichen den Bereichen Einsatz, Auswertung

Eine Grenzpolizeiliche Unterstützungskraft Ausland (GUA) im Einsatz im Focal Point Office (FPO) in Slowenien 2002 | 4-2012

und Fortbildung die praktische Ko- sonals und die Funktionsfähigkeit der raufhin gemeinsam mit vier Beamten operation der Grenzpolizeien Europas materiellen Sicherheitseinrichtungen/- des Bundeskriminalamtes als so- übernahmen. Insbesondere die sehr regelungen an den Botschaften. genanntes „Mischteam“ im August positiven Erfahrungen der Mitglieds- Zudem organisieren sie die Einlass- 2008 den Schutz des Botschafters in staaten mit den Einsätzen unter der und Besucherkontrolle in die Dienst- Kabul/Afghanistan. Nach 5 Monaten Ägide des im Bundesministerium des gebäude, planen den Einsatz der Übergabezeit schützte ausschließlich Innern angesiedelten „Centre for Land örtlichen Sicherheitskräfte und führen ein Team von zehn Bundespolizeibe- 41 Borders“ führten 2005 zur Einrich- Dienstaufsichten und Schulungen amten der Einheit SIK („Schutzauf- tung von Frontex; die Zentren gingen durch. Außerdem unterstützen sie den geben in Krisengebieten“) für jeweils in der Agentur auf. Die Bundespolizei Sicherheitsbeauftragten der Auslands- drei Monate den Botschafter in Kabul. ist seit den Anfängen der Zentren vertretung bei der Wahrnehmung Im Januar 2010 übernahm SIK 2002 bis heute wesentlicher Motor seiner internen Sicherheitsaufgaben auch den Schutz des Botschafters dieser grenzpolizeilichen Zusam- – und vieles andere mehr. Mittlerweile in Bagdad/Irak. Seit 2012 schützt menarbeit in Europa. 2012 zählen besetzt die Bundespolizei 18 Stand- diese Einheit auch die Botschafter in zu den mehr als 300 Mitarbeitern orte. Tripolis/Libyen, Sanaa/Jemen und von Frontex auch 11 Bundespolizis- Bogota/Kolumbien. Personenschutz ten. Allein 2012 werden über 230 im Ausland ist übrigens nicht nur reine Bundespolizisten als Grenzpolizeiliche Personenschutz in Männersache: Heute zählen bereits Unterstützungsbeamte Ausland (GUA) Krisengebieten drei Beamtinnen zum Personen- für Frontex an den EU-Außengrenzen schutzpool, die bei dieser schwieri- anderer Mitgliedstaaten mit mehr als Schließlich wäre da noch die gen Aufgabe ihren Mann stehen. 9 000 Manntagen im Einsatz gewesen Aufgabe des Botschafterschutzes, die sein. erst vor Kurzem hinzugekommen ist. Dirk Kattlun, Alexander Geyer Im Jahr 2001 hatte die GSG 9 Die GUA werden nicht nur in den vorübergehend Auslandseinsätzen von Frontex, für den Schutz wie zum Beispiel bei Focal-Point- der deutschen Einsätzen oder Joint operations Botschaft in verwendet. Die Einsätze der Unter- Kabul gesorgt; stützungsbeamten finden auch auf später wurde sie der Basis bilateraler Abkommen statt. vom Bundeskri- Der erste derartige Einsatz erfolgte minalamt heraus- im Jahr 2000 in Algeciras, Spanien. gelöst. Schon Die Beamten sollen die aufnehmen- 2003 übernahm den Grenzpolizeien mit spezifischem die GSG 9 als Fachwissen unterstützen – vor allem nächsten Auftrag bei der Anwendung des Schengener den Schutz der Regelwerks, der Bekämpfung illegaler deutschen Ver- Migration und Urkundendelikten. tretung im Irak. Im Juni 2008 übertrug das Sicherheitsbeamte Bundesministe- rium des Innern Bundespolizisten können mittler- die Aufgabe weile auch als Sicherheitsbeamte Botschafter- ins Ausland gehen. Im Mai und Juni schutz komplett 2005 entsandte die Bundespolizei vom Bundeskri- die ersten Sicherheitsbeamten an die minalamt auf die Botschaften Moskau, Peking, Kabul, Bundespolizei. Riad und Washington. Vier Beamte der GSG 9 der Diese Beamten überwachen den Bundespolizei Einsatz des lokalen Sicherheitsper- übernahmen da- Seit Januar 2009 schützen Bundespolizisten der Einheit SIK den Botschafter in Kabul. | 4-2012

Success at the 42 Assessment Centre

tour of duty in a foreign Mental A country offers many bene- preparati­ fits: the chance to travel to and learn about another culture; the opportunity on to increase your experience through working with other law enforcement The panel will agencies; and even the possibility to ask you questi- earn more money. All that is standing ons about your between you and your goal is the EAV motivation to or selection board. go on a foreign assignment. Why The purpose of the selection board are you applying? is to find out if you are the right police Why are you the Knowledge about officer to send to a foreign country as right person for the job? In addition, assignment a representative of the German Fede- you should be ready to respond to ral Police. Do not view this process as questions about what your family and Anyone interviewing for a position a test – it is more of an interview. How friends think about you being abroad. in the corporate world should be well much you prepare for this interview, Do they support you? How will you informed about the company, and from how you wear your uniform to deal with potential problems that might here it is no different. What do you how you respond to the questions the come up when you are away? know about the assignment or mission panel asks you, will determine your area? Have you searched out and success. talked to colleagues about what the Subject-matter job and political environment is like? expertise Whether it is a UN or EU mission, a Appearance bi-lateral project, a FRONTEX or any If you are applying for a FRONTEX other foreign assignment, you should Wear your dress uniform, and use assignment, for example, do you have know about the organisation that is common sense: Is your uniform clean specialised knowledge about entry leading the operation, the reason why and ironed? Are your shoes polished? regulations? Are you well informed the German police are there, and the Do you look like a diplomat in uni- about various travel documents? What country itself. If you don’t know infor- form? Take an extra shirt and tie just special training, experience and / mation about the assignment, it says in case! or knowledge do you need for the that you are not very interested and, assignment you are applying for? Can most certainly, not prepared you answer questions about this field? | 4-2012

Knowledge about key If you are applying for an interna- You can never “finish” learning a political topics tional police mission or the bilateral foreign language, so keep working project in Afghanistan, you will also at it. Watch movies in English with No one expects you to know have to do a presentation in English. English subtitles, watch news and vi- everything, but remember – you will Your topic will be given to you at the deo clips in the Internet, and practice be representing Germany in a foreign assessment centre. Not only will your grammar with books like the English country; you should know how the English use be evaluated but also your Grammar in Use series (available 43 German government works and who ability to stay within the given time online). the key players are. Expect to be quiz- limit. Not speaking long enough or zed on how and where you get your going over the time limit will cost you.

news. Further, what are the current One good piece of advice is to bring The bottom line is international issues? What effect do a watch with a stopwatch function and they have on Germany? on Europe? put it on the table in front of you while Do your homework. Be prepa- on the world? you are speaking so you can keep red. Sell yourself and your skills: Be track of your time. authentic.

English Skills Another good tip is to make sure Good luck! you focus on what the presentation For some, English is their Achilles topic is about. Some applicants stray heel. Do not let this be what prevents from the central topic or don’t answer Melissa Lindner you from passing the selection board. the question being asked. This, of You will not be “tested” to see if you course, indicates to the panel that you know all of the police vocabulary, but might not have understood the topic. you will have to prove that you can carry on a conversation in English. You should also use at least two This means that it is important for you different types of visual aides, choo- to have all-round good English spea- sing from flip chart, cards, and a white king and comprehension abilities. You board. It is always best to keep your should use the major tenses properly. visuals visual – meaning not too much In other words, if you are talking about text. past events, use past tense. | 4-2012

Portrait

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Ein Rosenheimer in Georgien Überwachungseinsatz auf dem „Balkon Europas“ Manfred Wieser ist zurzeit Dienstgruppenleiter in einer der aufgriffsstärksten Dienststellen der Bundespolizei. In der Rosenheimer Inspektion hat es der Hauptkommissar tagein, tagaus mit Schleusungen, Urkundenfälschungen und unerlaubten Einreisen zu tun. Außerdem ist der passionierte Kickboxer einer der Polizeitrainer der rund 400 Mitarbeiter umfassenden Dienststelle nahe dem Inntaldreieck.

besonderes Augen- Im Januar 2009 war es dann so Team Leader (Teamleiter) zum ABL- Sein merk gilt deshalb weit. Wieser zog es im Rahmen einer Team nach Gori zurück. dem Polizeihandwerk an sich. Dass EU Monitoring Mission (EUMM; dieses Handwerk für Sicherheit und Überwachungsmission) auf den soge- Hintergrund der Mission in Geor- Ordnung nicht an irgendwelchen nannten „Balkon Europas“, also nach gien ist Zeitgeschichte pur: Im Jahr Staatsgrenzen endet, war ihm natürlich Georgien. Auf eine Verwendung im 2008 standen sich im sogenann- schon lange bewusst. So wundert Field Office als Monitor (Beobachter) ten „Kaukasischen Fünftagekrieg“ es nicht, dass der in dem oberbay- und Patrol Leader (Truppführer) im Georgien und Russland mit Südos- erischen Voralpenraum verwurzelte westgeorgischen Zugdidi folgte bis setien sowie Abchasien gegenüber. Wieser ein gewisses Interesse an Februar 2010 der Einsatz als Patrol Gegenstand der militärischen Ausei- polizeilichen Auslandsverwendungen Leader in Gori an der Administrative nandersetzung war die Abspaltung entwickelt hat. Die Möglichkeit, sich mit Boundary Line (ABL; völkerrechtlich Südossetiens und Abchasiens von Polizeikräften anderer Nationen austau- nicht als Grenze anerkannte Trennli- Georgien. Nach Ende der Kampf- schen zu können, war folglich einer der nie) zu Südossetien. Nach einjähriger handlungen vereinbarten die EU und Beweggründe für einen angestrebten Verwendungspause kehrte Wieser im Russland im „Six Point Agreement“ Einsatz auf internationaler Ebene. Februar 2011 für ein weiteres Jahr als die Rahmenbedingungen für einen | 4-2012

Frieden einschließlich des Rück- gisches Ereignis aus dem Jahr 2009. Auch ganz persönlich sei die zugs der russischen Streitkräfte. Auf Am 21. Juni wurde auf einen Konvoi Verwendung für ihn gewinnbringend der anderen Seite seines Teams aus dem Hinterhalt gewesen. Dies habe an den vielen regelte die EU mit ein Anschlag mit Antipersonenminen unverfälschten Eindrücken jenseits dem georgischen verübt. Einer seiner Kollegen starb, touristischer Schwellen gelegen. Innen- und Vertei- ein anderer wurde schwer verletzt. Land und Leute seien in keiner Weise digungsministerium Drei Fahrzeuge waren zerstört. „Das mit Deutschland und den Deutschen 45 im „Memorandum nimmt einen schon mit“, so Wieser. vergleichbar. Der Lebensstandard sei of Understanding“ vor Aber es sei nun nicht gerade so, in Georgien eben ein ganz anderer. allem die Eingrenzung dass er schlimme Ereignisse für sich „In der Fremde merkt man erst, was von Truppenbewegungen nicht auch habe abschließen können. man daheim alles hat“, sagt Wieser und das Verbot bestimmter Natürlich werde man nach einem und erinnert sich an scheinbar völlig Angriffswaffen entlang der ABL. Anschlag besonders sensibel, aber von der Welt abgeschnittene Dörfer er habe seine Auslandsverwendung im „Nirgendwo“ georgischer Berge. Die Einhaltung dieser Verein- auch im Nachgang nicht als dauerhaft Bei der Frage, ob ihn der Einsatz barungen ist Gegenstand der EU belastend empfunden. Das liege wohl verändert habe, hält er kurz inne und Monitoring Mission Georgia, kurz nicht zuletzt daran, dass er sich mit antwortet schließlich: „Verändert? Ja, EUMM GEO, deren Mitglied bis vor der Gefährlichkeit der Mission bereits in gewisser Weise schon. Ich bin in wenigen Monaten auch Manfred Wie- vorab realistisch auseinandergesetzt vielem gelassener geworden. Gelas- ser aus der Bundespolizeiinspektion und sich nichts vorgemacht habe. sener und vor allem zufriedener.“ Rosenheim war. Zu seinen Aufgaben gehörte unter anderem das Treffen Alles in allem steht Wieser seinem Rainer Scharf mit verschiedenen Parteien entlang mehrjährigen Einsatz aus verschie- der ABL zur tagesaktuellen Abklärung denen Gründen positiv gegenüber. der Sicherheitslage. Außerdem stand Zunächst einmal hält er das internati- „Confidence Building“ (Vertrauensbil- onale Engagement im Interesse der dung) zwischen den Konfliktparteien, Sicherheit der georgischen Bevöl- also Georgiern, Russen, Südosseti- kerung für sinnvoll. Erst die neutrale ern und Abchasen, auf der Tagesord- Beobachtung von Verstößen habe nung. Kernauftrag der Mission war die die Möglichkeit eröffnet, politischen Überwachung der Einhaltung der ge- Druck aufzubauen. Außerdem habe Teamleiter Wieser setzt eine Meldung ab. Die „EU- nannten Vereinbarungen mit der EU. sich die Zusammenarbeit von Polizei- Monitors“ überwachen den im Sechs-Punkte-Plan vereinbarten Waffenstillstand, exekutive Befugnisse Bei festgestellten Verstößen wurde an beamten, Soldaten oder zivilen Ent- haben sie nicht. das Headquarter (Missionszentrale) in sandten aus verschiedenen Ländern Tiflis und von dort aus direkt weiter an gerade aufgrund der Mischung von die EU in Brüssel berichtet. unterschiedlichem Wissen und viel- schichtigen Erfahrungen als gewinn- Echte Exekutivbefugnisse gab es bringend erwiesen. Der von Wieser allerdings nicht. Für die eigentliche erhoffte Austausch mit den Kollegin- polizeiliche Ermittlungsarbeit waren nen und Kollegen des international bei Vorkommnissen die georgischen besetzten Teams konnte im Übrigen in Behörden zuständig. Und solche großem Umfang erfolgen. Dies habe Vorkommnisse gab es durchaus. allerdings – eher unerwartet – dazu Wieser erinnert sich an Schießereien beigetragen, dass er die eigenen zwischen georgischen Zivilisten und Anspruchshaltungen, beispielsweise russischen Border Guards (Grenz- hinsichtlich dienstlicher Ausstattung schützern) sowie südossetischem oder sprachlicher und organisato- Sicherheitspersonal im Juni 2011 rischer Fähigkeiten, aufgrund des und diverse Sabotageakte, die gegen direkten Vergleichs mit den Kräften die georgische Infrastruktur, wie etwa anderer Nationen überdacht und für Eisenbahn und Stromversorgung, sich ganz neu bestimmt habe. gerichtet waren. Als besonders einschneidend bezeichnet er ein tra- | 4-2012

Sport & Gesundheit

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Malaria, Durchfall und manch- mal auch noch Depressionen

So vielfältig die Einsatzgebiete und Aufgaben der Bundespolizei im Ausland sind, so unterschiedlich sind auch die Risiken für die Gesundheit. Unge- wohnte, teils extreme Klimaverhältnisse belasten Körper und Seele.

Erkrankungen Kontakt kann diese jedoch nicht er- geregelt wird diese durch den soge- Viele breiten sich in wär- setzen. Die neue Umgebung, fremde nannten Berufsgenossenschaftlichen meren Ländern rasend schnell aus. Kulturen, neue Aufgaben, andere Grundsatz (G35). Dieser stellt sicher, Die Erreger haben durch das tropi- Mentalitäten, bittere Armut und Elend dass eine gute körperliche Grundfit- sche Klima, mangelnde Hygiene und – das sind Herausforderungen, die ness und keine Erkrankungen vorlie- schlechte Lebensbedingungen ideale sehr belastend sein können. gen, die sich unter den Bedingungen Verbreitungsbedingungen. Aber auch des Einsatzlandes verschlechtern kleinere Verletzungen sind ein häufig könnten. Zusätzliche Impf- und Ge- unterschätztes Gesundheitsrisiko, da Viele Belastungen las­ sundheitsberatungen für das jeweilige deren Versorgung insbesondere in sen sich durch sorgfäl­ Land bzw. die Region helfen, mögli- Ländern der Dritten Welt schnell prob- chen Erkrankungen vorzubeugen. lematisch werden kann. tige Personalauswahl und eine gezielte Vorbe­ Geben Sie sich und Ihrem privaten Hinzu kommt die Seelengesund- reitung verringern. Umfeld genug Zeit, um sich daran zu heit: Selbst mit den modernsten gewöhnen, dass Sie für längere Zeit Kommunikationsmitteln ist zwar eine ins Ausland gehen werden, und be- regelmäßige Kommunikation mit Vor und nach einem Auslandsauf- schäftigen Sie sich vor dem Abschied Familienangehörigen und Freunden enthalt in den Tropen ist eine medi- mit angenehmen Dingen, um Kraft zu möglich, den zwischenmenschlichen zinische Untersuchung notwendig – tanken. Kühlung und Verpackung? Fehlanzeige! Die Waren werden teil- weise kilometerweit über staubige Straßen transportiert, bevor | 4-2012 sie auf dem Markt ankommen.

Trotz intensiver Vorbereitung auf die ein wenig sorgloser. Die warnenden In der Regel kommt man von einem Lebensbedingungen im Einsatzland Hinweise zur Nahrungs- und Trink- längeren Auslandsaufenthalt gestärkt sieht die Wirklichkeit wasserhygiene werden zunehmend zurück. Mit dem Erfahrungsschatz dort häufig anders vergessen. einer „anderen Welt“ sieht man die aus, als sich dies Heimat mit anderen Augen. Auch hier vorab zu Hause Doch in vielen Ländern wird das ist es wieder wichtig, sich und seinem erahnen lässt. Jeder Leitungswasser nicht genügend auf- Umfeld Zeit zur Eingewöhnung zu 47 sollte sich die Zeit bereitet und kann damit viele Krank- geben. nehmen, um sich lang- heitserreger enthalten. sam an die Manche neuen Gege- Neue Erfahrungen, Bekanntschaften und Erlebnisse benheiten zu Aufgaben verändern den Horizont und auch können die gewöhnen und Bewältigungs- mit ihnen umgehen die Persönlichkeit. möglichkeiten zu lernen. Unter eines Einzelnen Umständen entdeckt man an sich Gleiches gilt für viele Nahrungs- übersteigen und die Psyche krankma- unbekannte Reaktions- und Verhal- mittel, die durch Unterbrechungen chen. Reizbarkeit, Schlafstörungen tensweisen, die man akzeptieren der Kühlkette oder Probleme in der und wiederkehrende Bilder im Kopf muss. Eine gesunde Lebensführung Zubereitung Durchfallerkrankungen können ein Anzeichen dafür sein. wie genug Schlaf, eine ausreichen- auslösen können. Die landestypische Wenn man Verhaltensänderungen an de, an die klimatischen Bedingungen Kost ist oft relativ unproblematisch. sich bemerkt oder von seiner Um- angepasste Flüssigkeitszufuhr und Doch eine Pizza mit Garnelen kann gebung darauf angesprochen wird, sportliche Betätigung erleichtern in Afrika ein hohes Durchfallrisiko mit sollte man die routinemäßige G35- die Umstellung. Wichtig ist es, sich sich bringen. Auch im Umgang mit Rückkehruntersuchung spätestens persönliche Rückzugsorte zu schaf- Sonnenschutz- und Antiinsektenmit- acht Wochen nach Beendigung des fen, wo man abschalten und zur Ruhe teln – Insekten übertragen Krank- Auslandsaufenthaltes nutzen, um dies kommen kann. heiten wie Malaria und das Dengue- anzusprechen und frühzeitig Hilfe zu fieber – werden viele mit längerer bekommen. Aufenthaltsdauer nachlässiger. Man Cook it, boil it, peel it or verdrängt zunehmend die oft schlech- Saskia Krüger-Kaus forget it! te medizinische Infrastruktur und geht Fotos: Daniel Nedwed so auch im Straßenverkehr oder der Mit zunehmender Gewöhnung Freizeit höhere Unfallrisiken ein. an das neue Umfeld wird man auch

So mancher „Supermarkt“ erfüllt nicht den europäischen Standard an Hygiene und Lagerung der Nahrungsmittel. Daher gilt besondere Vorsicht beim Verzehr. | 4-2012

Leserbriefe

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Zum Thema Betriebliches Zum Thema Spritsparen Gesundheitsmanagement gut [sind] die Hinwei- vielfachen Wunsch wurde bei der Bundes- Durchweg se zum Spritsparen Auf polizeidirektion Berlin der Präventionssport bei der Benutzung von Dienstfahrzeugen, jedoch möchte ins Leben gerufen. Einmal wöchentlich treffen sich sport- ich einen kleinen Hinweis zur Benutzung der Klimaanlage begeisterte Beamte und Angestellte zu verschiedenen geben. Aktivitäten. Wie wichtig Betriebliches Gesundheitsmanage- ment für die Gesunderhaltung, das Wohlbefinden der Mit- So ist es nicht nur sinnvoll, sondern auch auf längere arbeiter, deren Motivation, das Betriebsklima etc. sind, ist Sicht notwendig, die Klimaanlage der Dienstfahrzeuge wissenschaftlich belegt. Die Praxis sieht leider anders aus. mehrfach im Monat kurz einzuschalten. Dies ist erforder- Viele Verwaltungsbeamte und Angestellte nehmen die An- lich, da das verwendete Kühlmittel kurz im System zirku- gebote des Präventionssports gern an. Nur leider habe ich lieren muss. Wichtig ist dies, damit die Kunststoffe über das Gefühl, Beschäftigter zweiter Wahl zu sein. Die PVB einen längeren Zeitraum gesehen nicht porös werden, nehmen im Rahmen ihres Dienstsports teil. Wir müssen da dadurch nach wenigen Jahren bereits das Kühlmittel uns jedoch „auschecken“, d.h. wir machen es ausschließ- austreten kann. Hierdurch lässt die Kühlwirkung in den lich in unserer Freizeit. Ist das gerecht? Wir leisten ebenso Sommermonaten erheblich nach, was eine entsprechend unseren Beitrag in der Bundespolizei. Eine Entscheidung, frühzeitigere Wartung der Klimaanlage erforderlich macht, den Präventionssport für alle einheitlich abzurechnen, ist welche dann mit zusätzlichen Kosten einhergeht. Ebenso noch nicht klar geregelt. Bleibt das so, werden wir nie alle ist entweichendes Kühlmittel, auch das in der EU verwen- Mitarbeiter für die Ideen des BGM gewinnen. dete FCKW/FKW-freie, schädlich für die Umwelt.

Birgit Schäfer, Berlin Erik Schierack, Offenburg | 4-2012

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Zum Thema Fehlende Regenjacke

möchte ich Euch mittei- und (Woll-)Mütze bekleidet das Auto. [Wir begaben] uns in Zuallererst len, dass ich die „Bun- den Tunnel. Dieser endete nach einiger Zeit und führte auf despolizei kompakt“ sehr gerne lese […]. Macht weiter freie Strecke. Neben den Gleisen gab es keinen befahrba- so! Nachdem Ihr immer mal wieder etwas über das Thema ren Weg, sodass wir die Strecke zu Fuß ablaufen mussten. Bekleidung berichtet und ich jetzt einen Artikel – „Bereit- Während der rund 3 Kilometer, die wir unter freiem Himmel schaftspolizei erhält dritten Einsatzanzug“ – in der Infothek zurücklegten, regnete und windete es ununterbrochen, gelesen habe, würde mich auch interessieren, wie es um teilweise gab es Schneeregen, es blitzte und donnerte das Thema Regenjacke […] steht. Vielleicht könnte ein […]. Bereits nach einiger Zeit stand Wasser in den Ta- Artikel die Sache weiter voranbringen. schen meines Anoraks und auch insgesamt war die Jacke nach dem Einsatz klitschnass. Nachdem wir keine Person Seit Februar 2011 gehöre ich […] der BPOLI München im Gleis ausmachen konnten, beendeten wir die Absuche am Hauptbahnhof an und insbesondere seit dieser Zeit […]. Ich musste mich anschließend komplett umziehen, stößt mir das Problem bzgl. fehlender Regenjacke sauer da [ich] bis auf die Haut durchnässt [war]. Gut, in diesem auf. Mit diesem Zustand sind auch viele […] Kollegen sehr Moment – es war mitten in der Nacht und kaum Reisende unzufrieden. Hier ein Beispiel: haben uns zu Gesicht bekommen – hätte ich zwar auch die grüne Regenjacke anziehen können, aber die ist eben Eines Nachts hatte ich einen Einsatz im Nordosten GRÜN, [und man muss bedenken], dass man sich schnell Münchens, es war kalt und regnerisch. Es hieß, eine ein Disziplinarverfahren einhandelt, wenn man nicht ord- Person sei nach Abfahrt der S-Bahn in den Tunnel gelau- nungsgemäß gekleidet ist […]. fen […]. [Am Ziel] angekommen, verließen wir mit Anorak Vera Brümmer, München

Hinweis der zuständigen Fachabteilung des Bundespolizeipräsidiums:

Die Ausstattung mit dem blauen Regenschutzanzug erfolgt mit Ausgabe der blauen Einsatzbekleidung. Die Reihen- folge resultiert aus einsatztaktischen Aspekten und Einschätzungen. Die Geschwindigkeit der Umstellung ist unmittelbar an die verfügbaren Haushaltsmittel gekoppelt. Bis zur Umstellung der Einsatzbekleidung auf blaue Farbgebung kann der grüne Regenschutzanzug weiter getragen werden. Die alte Farbgebung macht die Dienstkleidung nicht unordentlich. Zu guter Letzt

50

256 Beamte im Hausordnungs- und Objektschutzdienst, bei Botschaften (HOD) und im Personenschutz

Russia

United Kingdom

Lithuania Moscow Belarus Poland Astana Germany Ukraine Austria Kazakhstan France Slovenien Romania Bosnien Serbien Azerbaijan Bishkek Italy Bulgaria Tbilisi Uzbekistan Spain Albanien Ankara Baku Tashkent Kyrgyzstan Beijing Washington, D.C. Armenia North Korea USA Greece Turkmenistan Dushanbe Pyongyang Turkey Yerevan Tajikistan Algiers Tunis Kabul Tokyo Syria Iraq Tehran 23 Grenzpolizeiliche Rabat Tunisia Lebanon Beirut Islamabad Damascus Baghdad Iran Afghanistan China Japan Morocco Tripoli Israel Jerusalem Amman Jordan Kuwait Verbindungsbeamte (GVB) Cairo Kuwait City Pakistan Algeria New Delhi Libya Egypt Manama Doha Riyadh Bangladesh Mexico Abu Dhabi Dhaka Saudi Hanoi Mexico City Cuba Mauritania India Nouakchott Burkina Faso Arabia Mali Khartoum Dakar United Arab Thailand Bamako Sudan Yemen Bangkok Vietnam Banjul Ouagadougou Caracas Emirates Ghana Nigeria 23 Grenzpolizeiliche Unterstüt- Abuja Sri Lanka Bogotá Accra Sri Jayawardenapura Liberia Yaoundé Somalia zungsbeamte Ausland (GUA) Kenya Mogadishu Côte d'Ivoire Congo Kinshasa Burundi Indonesia Jakarta Brazil

Brasília

Harare Zimbabwe Mozambique

Pretoria

South Africa | 4-2012

Foto: Daniel Nedwed

51 eingesetzte Bundespolizisten 477 im Ausland

120 Beamte in Missionen der Vereinten Nationen, anderer Mandatsträger und bilateralen Projekten

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Lithuania Moscow Belarus Poland Astana Germany Ukraine Austria Kazakhstan France Slovenien Romania Bosnien Serbien Azerbaijan Bishkek Italy Bulgaria Tbilisi Uzbekistan Spain Albanien Ankara Baku Tashkent Kyrgyzstan Beijing Washington, D.C. Armenia North Korea USA Greece Turkmenistan Dushanbe Pyongyang Turkey Yerevan Tajikistan Algiers Tunis Kabul Tokyo Syria Iraq Tehran Rabat Tunisia Lebanon Beirut Islamabad Damascus Baghdad Iran Afghanistan China Japan Morocco Tripoli Israel Jerusalem Amman Jordan Kuwait Cairo Kuwait City Pakistan Algeria New Delhi Libya Egypt Manama Doha Riyadh Bangladesh Mexico Abu Dhabi Dhaka Cuba Saudi India Hanoi Mexico City Mauritania Arabia Nouakchott Burkina Faso 37 Beamte als Dokumenten- Mali Khartoum Dakar United Arab Thailand Bamako Sudan Yemen Bangkok Vietnam Banjul Ouagadougou Caracas Emirates und Visumberater (DVB) Ghana Nigeria Abuja Sri Lanka

Bogotá Accra Sri Jayawardenapura Colombia Liberia Yaoundé Somalia Kenya Mogadishu Côte d'Ivoire Congo Kinshasa Burundi Indonesia Jakarta Brazil

Brasília

Harare Zimbabwe Mozambique

Pretoria

South Africa

18 Sicherheitsbeamte Stand: Juli 2012 Spenden für Helfer in Not:

Bundespolizei-Stiftung Sparda-Bank West eG Konto-Nr.: 683 680 BLZ: 370 605 90 Die Spenden werden aus- schließlich und unmittelbar zu mildtätigen Zwecken verwen- det. Die Geldzuwendungen können zweckgebunden erfolgen. Die Bundespolizei- Stiftung ist befugt, Spenden- quittungen auszustellen. Mehr erfahren Sie unter: www.bundespolizei.de