Geschichten Aus Der Region Des Nationalpark Kalkalpen
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1 Geschichten aus der Region des Nationalpark Kalkalpen Josef Weichenberger 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung 4 Abkürzungen 4 Wilderer 5 - 119 Maßnahmen der Herrschaft Steyr gegen die Wilderei 6 Strafen 22 Einzugsgebiet Ennstal 29 Einzugsgebiet Steyrtal 50 Wilderer im Mollner Tal 86 Bodinggraben 120 - 124 Die Rosalien- oder Annakapelle 120 Das eiserne Kreuz oder Pribyl Kreuz 124 Das Gebiet des Nationalpark Kalkalpen in der Literatur 125 - 128 Die Schriftstellerin Marlen Haushofer und das Effertsbachtal 125 Edith von Salburg 127 Trude Peyer 127 Gustav Giebl 127 Otto Harrant und Wolfgang Heitzmann 128 Daucher, Rettenegger, Schörkhuber 128 Neubauer & Neubauer 128 Hans Peter Graner 128 Bemerkenswerte Naturgebilde 129 - 147 Sagenumwobene Höhlen, Felsen, Quellen und Bäume 129 Höhlen 129 Die Teufelskirche bei St. Pankraz 129 Rettenbachhöhle im Hinteren Rettenbachtal 130 Wetterlucke am Ebenforst 131 Der Grestenbergschacht 131 Die Eiskapelle 131 Die Nixlucke 131 Felsen 132 Der alte Riepelsberger Steinbruch 132 Die Wunderlucke 133 Quellen 134 Das Goldloch in der Haselschlucht 134 Der Pießling Ursprung bei Roßleiten 136 Die Heilquelle bei der Rotkreuzkapelle 137 Farb-Variationen - das Meerauge 137 Bäume 138 Eine Wanderung im Feichtauer Urwald 138 Die Eibe 141 Holz aus dem Reichraminger Hintergebirge und Sengsengebirge Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann 148 - 155 Holzkohle - das Brot des Eisens 148 Die Mollner Köhler 149 Ein Kohlkrippenstreit 151 Unfälle 156 - 163 Elementarereignisse 164 - 174 Felssturz auf der Blumauerlam 164 Das Erdbeben am 29. Jänner 1967 in Molln 164 3 Hochwässer 166 Das Hochwasser von 1736 166 Weitere Unwetter und Hochwässer 170 Überschwemmungen in Reichraming 171 Lawinenabgänge 173 Lawine im Grübl 173 Die Steyrsteg-Lawine 174 Die Bartltal-Lawine im Vorderen Rettenbachtal 174 Die Borkenkäferkatastrophe im Reichraminger Hintergebirge Hexen und Zauberer 175 - 223 Die Kapergerbande 181-216 Strafen für ungebührliches Verhalten 224 - 251 Danksagung 258 Literatur 259 4 Einleitung Dieses Buch erzählt Geschichten aus dem Leben. Wir sind dem Alltag und zugleich dem Einzigartigen auf der Spur. Hintergründe und Zusammenhänge erschließen sich. Auch unscheinbare Kostbarkeiten am Wegrand finden Beachtung. Lebensfreude und Lebenslust, aber auch Schicksalsschläge und Unglück spiegeln sich in den Geschichten wieder. Die alten Geschichten sind voll Leben. Obwohl sie ein Stück der damaligen Lebensumstände aufzeigen, sind sie erstaunlich aktuell. In den Geschichten begegnet uns immer wieder Bekanntes in einer neuen Umgebung. Manchmal erkennen wir uns selbst wieder, ein anderes mal stehen wir staunend und bisweilen befremdet vor einem völlig anderen Denken und Empfinden. Das frühere Denken, Tun und Handeln der Menschen betrachten wir jetzt durch die Brille unserer Erfahrungen. Dennoch enthalten diese alten Geschichten immer auch Gedanken über uns selbst. Wir messen das Vergangene stets an den eigenen moralischen, sittlichen und politischen Maßstäben. „Ich sehe nur, was ich weiß“ sagte Goethe. Und dieses Wissen um die Wurzeln und Hintergründe, die Ursprünge und Zusammenhänge, ermöglichen es, die Region des Nationalpark Kalkalpen besser kennen zu lernen. Dieses umfassende Wahrnehmen schafft neue Zugänge. Die Geschichten möchten neugierig machen auf die Region des Nationalpark Kalkalpen. Sie möchten anregen und verführen, sich mit diesem Stück Erde vertraut zu machen, es zu schätzen und zu lieben. Die Region des Nationalpark Kalkalpen kann mit allen Sinnen wahrgenommen werden. Das Buch möchte zum bewussten und achtsamen Sehen, Riechen, Schmecken, Lauschen und Fühlen anregen. Es motiviert zum sinnlichen Begreifen und Aufnehmen von Land und Leuten, von Natur und Kultur. Es bedarf nicht unbedingt neuer Sensationen, denn die Region des Nationalpark Kalkalpen ist voll innerer Schönheit, Lebendigkeit, Tradition, Bodenständigkeit und Innovation. Wir sind eingeladen, in die vorhandene Fülle einzutauchen. Die Region des Nationalpark Kalkalpen wird vom Menschen seit Jahrhunderten vielfältig genutzt. Trotzdem hat sich hier sehr viel Wildheit und Ursprünglichkeit bewahrt. Die Geschichten schildern das Leben direkt und unmittelbar. Auch deshalb, weil sich die Textwiedergabe weitgehend an das Original hält. Die meisten alten Schriftstücke weisen ein schwer verständliches Deutsch auf. Im Interesse einer guten Lesbarkeit wurden die Texte weitgehend in unsere heutigen Ausdrücke übertragen. Jene Wörter und Sätze, die durch Modernisierung ihren eigentümlichen Zeitcharakter verloren hätten, sind urschriftlich übernommen und durch Kursivschrift kenntlich gemacht. Abkürzungen BH Bezirkshauptmannschaft fol. Folio, Seite HA Herrschaftsarchiv HS Handschrift OÖLA Oberösterreichisches Landesarchiv r recto, Vorderseite v verso, Rückseite 5 Wilderer Das waldreiche Reichraminger Hintergebirge und das Sengsengebirge beherbergten stets allerlei Wild. Dies zog sowohl die Jäger als auch die Wilderer an. Die Motive, warum jemand wildert, sind vielfältig. In früherer Zeit war die erste Antriebskraft fürs Wildern oft die bittere Not, der quälende Hunger. Wenn der Wilddiebstahl das eine mal glückte, so war man versucht, es noch ein weiteres mal und immer wieder zu versuchen. Daraus konnte sich leicht ein leidenschaftliches Wildern entwickeln. Für einige junge Burschen war Wildern geradezu ein Mannbarkeitsritual. Sie wollten damit Unerschrockenheit, Verwegenheit, Kraft und Mut zur Auflehnung gegen die Obrigkeit beweisen. Der Wilderer ist sich bewusst, eine strafbare Handlung begeht. Dieses Spiel mit dem Feuer übt offensichtlich einen Reiz aus. Es herrscht bei Wilderen aber auch die Einstellung, dass der Herrgott das Wild für alle erschaffen hat. Diese Haltung bedingt ein Ignorieren der gesetzlichen Gegebenheiten. Mancher Wilderer dünkt sich als Held, der es wagt, der Obrigkeit und den Gesetzen zu trotzen. Deshalb haften am Wilderer(un)wesen viele Emotionen. So kommt es zu schweren Verbrechen, die auf Rachsucht, Angst, Habgier und Machtdemonstration beruhen und vor Mord und Totschlag nicht zurückschrecken. In den dokumentierten Wilderergeschichten gehen Begegnungen zwischen Wilderern und Jägern bzw. Förstern unterschiedlich aus. Manchmal ergibt sich ein Wilderer widerstandslos, oft flüchtet er. Andere beginnen einen Raufhandel oder setzen ihre Waffen ein. Auch von Jägern ist zu berichten, die gegen Wilderer mit Waffengewalt vorgehen. Bei einigen Konfrontationen zwischen Wilderern und Jägern geht es für den einzelnen ums nackte Überleben. Eine Reihe von Wilderergeschichten, die den Archivaufzeichnungen entnommen sind, haben den Nachteil, dass sie nicht vollständig erhalten sind. Oftmals ist nur ein Bericht oder Brief vorhanden und wir wissen nicht, wie die Sache ausgegangen ist. Dennoch sind diese unvollständigen Geschichten durchaus bemerkenswert. Sie spiegeln ein Stück Zeitgeschichte wieder. Die einzelnen Fälle sind chronologisch und gebietsweise gereiht, getrennt nach den Einzugsgebieten von Enns- und Steyrtal. Vorangestellt sind Maßnahmen der Herrschaft Steyr gegen die Wilderei und ein Überblick über die verhängten Strafen. Der behandelte Zeitraum erstreckt sich von 1600 bis 1946. Im Herrschaftsarchiv Steyr (im Oberösterreichischen Landesarchiv) haben sich viele Berichte über Wilderer erhalten. 6 Maßnahmen der Herrschaft Steyr gegen die Wilderei Instruktion für Förster 1580 instruiert die Herrschaft Steyr sehr genau ihre Förster. Sie müssen wöchentlich den Wald abgehen und verhüten, dass nicht Trick oder Fallen dem Wildbret gelegt oder gerichtet werde. Auch sind die heimlichen Wildbret-Schädiger zu stellen und zu bestrafen.1 Die Waldarbeiter haben sich dem Wildbretschießen und Fischen zu enthalten Waldordnung der Herrschaft Steyr von 1604 1604 erlässt Kaiser Rudolf II. eine Waldordnung für die Herrschaft Steyr. Ein Punkt darin behandelt auch die Wilderei: Die Aufsichtsorgane der Waldarbeiter haben darauf zu achten, dass die Arbeiter sich des Wildbret-Schießens und Fischens ... nicht unterstehen.2 Pflichten des Forstknechts Im Juni 1646 nimmt die Herrschaft Steyr einen neuen Forstknecht aufgenommen. Er wird mit Mund und Hand angelobt. Der Angelobungstext bezieht sich auch auf den Umgang mit Wilderern: Wenn ein Wildbretschädiger auf frischer Tat ertappt wird, so ist er mit Hilfe seiner Nachbarn gefangen zu nehmen. Die anderen aber, die man nicht auf frischer Tat erwischt, sind der Herrschaft anzuzeigen, welche sodann dieselben zur Gefängnus bringt. Auf jene Personen, die im Verdacht stehen, Wilderer zu sein, hat der Forstknecht besondere Achtung zu haben, damit er dieselben auf frischer Tat ertappen oder mit ausreichenden Zeugen überführen kann. Sie sind sodann der Herrschaft zur billigen Bestrafung gefänglich einzuliefern.3 Verordnung zur Ausrottung der heimlichen Wildbretschützen 1657 unterweist Johann Maximilian Graf Lamberg alle Förster, Amtsverwalter, Amtsleute, Forstknechte, Jäger und sämtliche Untertanen, besonders auch der Innerberger Hauptgewerkschaft, dann die Inhaber der Hütt- und Hammerwerke in Reichraming, im Wendbach und zu Molln, deren Holzmeister, Holzknecht und Köhler, sowie all jene, welche im Wald ihre Nahrung suchen und haben. Der Forstmeister berichtet, dass seit geraumer Zeit in den herrschaftlichen Forsten das Wildbret von den heimlichen Schützen häufig gepirscht und der ganze Wildbann deswegen nunmehr fast abgeödet sei. Die Wilderer lassen sich auch beim helllichten Tag ganz häufig und ungescheucht sehen. Sie sind ohne Furcht und tun so, als ob sie ein herrschaftlicher Forstknecht wären. Sie ziehen mit einer oder mehreren Büchsen herum, schießen