Neue Österreichische Prosa /N HAL T
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I Zeitschrift für den Deutschunterricht in Wissenschaft und Schule INFORMATIONEN ZUR DEUTSCHDIDAKTIK 17. Jahrgang, Heft 21L993 (neue Folge) Thema: Neue österreichische Prosa /N HAL T Flitorial 4 Magazin Veranstaltungen.... 7 Offener Brief an Minister Busek 9 ide-fuzar 1,r Neue Bücher L3 Tendenzen & Trcnds Wendetìn Schmìdt-Dengler.' Nach Bernhard. Notizen zur östeneichischen Literatur der Gegenwart 16 Evelyn Polt-Heinzl: Schriftstellerfiguren in östeneichischen Prcnatexten der achEiger Jahre 32 Gerda Elßabeth Moser: Postmoderne und österreichische Literatur . M Denis Ponil: Neue slowenische Ezähler . 51 Gerhard Ruiss.' Ohne Rücksicht auf Erfolg. Zur wirßchaftlichen und sozialen Lage östeneichischer Autoren 57 Porträts & Werke Arno RuPegger.' "Der, der ich sein könnte, winkt traurig dem, der ich bin ...". Ein Porträt des österreichischen Sch¡ifbtellers Werner Kofler 6L Clt¡ístine Pototschnìg: Der Erzähler Erich Hackl 72 Chrßta Gürtler: Unheimliche IIEIMAT. Zu neueren Texten von Elfriede Jelinek .. 79 Heimo Strempfl: "Gibt es nicht immerhin die Möglichkeit von Liebe oder gar Glück?" Die Romane der Waltraud Anna Mitgutsch 83 Johsnn Holner: I¿udatio für Janko Messner. Anläßlich der Verleihung des östeneichischen Eh¡enlaeuzes für Wissenschaft und Kunst . 92 Erich Perschon.' Phantastisch und doch lebensnah. Der Erzähler und Sprachzaube¡er Martin Auer 95 Umgangsformen mit Litemtur Karl Schmutzhard: Drei in Tirol lebende Autoren in einer Maturaklasse: Norbert Gstrein, Alois Hobchnig, Walter Groschup 1.13 Heidi Schrolr; Schule und Kulturbetrieb - Begegnungen zwischen zwei Institutionen. Bericht über einen Ve¡such der Annäherung t29 Johann Holzner: Vorschläge von Studierenden für Literaturunterrichts- Sequemen t31, Bücher äber Bächer 135 a ide2lI993 NIX GEHT OHNE IHN ... meint WgnOBLIN ScHMIDT-DENGLER über Thomas Bernhard. Das gilt für Bernhards Rolle am literarischen Markt - kein anderer behenschte wie er das Ritual der Selbstinszenierung - wie auch für seine Themenwahl und seinen Schreib- stil - Vorgaben, an denen die wenigsten anderen Autorlnnen vorbeikönnen. Seite L6 ''HOCHSAISON FUR ZAUBERER'' ... ... konstatiert ERIcH PER- ScHoN in bezug auf den Zau- berer und Schriftsteller Martin Auer, der mit seinen phantastischen und skurrilen, oft philosophischen Erzählungen und Kuzge- schichten nicht nur Kinder in seinen Bann zieht. Seite 95 NU LESEN, SCHREIBEN, ZUR RUTIE KOMMEN ... Selbstfindung durch Literaturunter- richt ist das Credo des AHS-Lehren Keru- ScguurzHARD, der in einem sehr persönlichen und berüh¡enden Bericht verschiedene Wege der Begegnung mit einem literarischen Text vorstellt. Seite 11.3 ide 2/1993 3 Editorial Neue österreichische Prosa, vornehmlich der 80er Jahre, ist das Thema dieses Heftes. Dieses Jahrzehnt ist weder eine gesellschaftlich noch literarhistorisch abgrenzbare Epoche. Höchstens kann man feststeller¡ daß sich die Literatur dieser T:-itviel schwerer einordnen und klassifizieren l?ißt als die der 60er und 70er Jahre - und das wohl nicht nur aufgrund der geringen zeitlichen Distanz, sondern auch aufgrund der vielfältigen Entwicklungslinien, in die sich das literarische læben vezweigt hat. Literatur und Politik In österreich, so scheint es, kommt der Literatur über das Literarische hinaus eine wichtige Rolle zu. "Vielleicht ist das eine Besonderheit Österreichs: der Rollentausch von Literatur und Politik. Politiker produzieren Illusionen (...) für den Massenkonsum. Sch¡iftsteller vermitteln Realität." (Peter Gerlich) Das Engagement vieler Schriftstellerlnnen in der Waldheim-Affiir€ war dafür das deutlichste Znichen Diese Auseinandenetzung markiert auch eine Abkehr von der "Staatsfrömmigkeit" (Karl-Markus Gauß) vieler Autorlnnen, freilich nicht das Ende der ebenfalls von Gauß festgestellten "Verstaatlichung der Kultur". Es bleibt festzuhalten, daß diese hohe Bedeutung - und übrigens auch das hohe Ansehen, daß die Literaten in der öffentlichkeit genießen - keineswegs mit entsprechenden Ausdrucl¡smöglichkeiten (2.8. in der Presse) oder gar mit einer anständigen Bezahlung korrespondiert. Die gesellschaftliche Rolle der Schrift- steller wird aber gerade heute, in T.eitenzunehmender sozialer Gegensätze und der Aufschaukelung nationalistischer Emotionen, immer wichtiger. Dieses ide-Heft stellt nur am Rande literaturdidaliCische Methoden vor. Es geht zunächst einmal darum, auf Werke und Autorlnnen aufmerksam zu machen, sie einzuordnen, ästhetische und inhaltliche Tîends herauszuarbeiten, kurz: Hinter- grundinformationen für den Literaturuntenicht zu bieten. Handelt es sich doch um eine Literatur, die die meisten heutigen Deutschlehrerlnnen aus ihrem Studium noch nicht kennen können. Aus ähnlichen Gründen könnten diese Informationen auch für Lehrlaäfte und Didaktikerlnnen außerhalb östeneichs interessant sein. 4 ide2/1993 ì-- Im Rahmen einer didaktischen Zeitsch¡ift kann es nicht darum gehen, einen Überblick über alle literarische strömungen zu geben. Aber ein paar Richtun- gen und rendenzen wollen wir doch hervorheben. Diesem ziel dient der erste Abschnitt. Tendenzen & Trends WENDELIN ScHMIDT-DENGLER setzt sich in seinem Beitrag "Nach Bernhard" mit dem Phänomen auseinander, daß dieser Schriftsteller in entscheidender weise die Öffentlichkeit und alle Literatur in östeneich geprägt und ih¡ als Bezugspunkt gedient hat. Durch seine meisterhafte selbstinszenierung gelang es ihm, auch ein Publikum zu interessieren, das Literatur nur in Form von skandalen wahrnehmen wollte. Auch seine literarischen Gegner, vor allem Peter Handke, mußten sich an ihm reiben. EvELyN PoLT-HErNzL beleuchtet ein immer häufigeres Motiv neuer österreichischer Literatur: reale und fiktive Biographien von Künstlern. christoph Ransmayn Erfolgsroman "Die letzte Welt" ist nur ein Beispiel dafür. Sie sieht den Grund für die Beliebtheit dieses Motivs darin, daß es postmodernen Bedürfnissen nach Ztatmontage, Sprach- spiel und Einbeziehung einer Meta-Ebene entgegenkommt. Diesen Trend zur Postmoderne stellt GsRDe EUSABE'IH Mossn in den Mittelpunkt ihrer über- legungen: sie untersucht die spielerisch-kritische wende gegen die Moderne bei Handke, Hackl, Robert Schneider, Ransmayr und anderen. Einen oft übenehenen Teilbereich der Literatur in Östeneich hat DENrs po¡.rtZ im Blick. Er betrachtet die slowenische Literatur in Kärnten als Teil der gesamten slowenischen Literatur. Dieser Aspekt ist für uns neu und bereichernd. Freilich ist auch die Sichtweise dieser Werke als Bestandteil der österreichischen Literatur wichtig, nicht als Vereinnahmungsversuch, sondern im Sinne der "Polyphonie der Kulturen" (Johann strutz, vgl. auch ide Heft 4/rg9L "Mittel- europa".) GERD RUISS beschäftigl sich mit einer ungeheuerlichkeit: Der skan- dalös tristen sozialen I:ge der Autorlnnen. Porträts & \ilerke Die Auswahl derAutorlnnen in diesem Abschnitt bleibt in ihrer Beschränktheit natürlich beliebig. wir haben aber versucht, ein möglichst vielfältiges Bild der österreichischen Literaturlandschaft zu zeichnen. ARNo RußEccER nähert sich seh¡ persönlich dem "Kulissenbauer aus verbal- attrappen", Werner Kofler. Seit seinem ersten großen Erfolg "Guggile" in den 70er Jah¡en hat er seine sprachkritische Methode weiterentwickelt zur sprach- spielerischen Auflösung des Erzählens, die bei den Leserlnnen grundlegende Irritationen auslöst. Einen Gegensatz zu den "Geschichtenzerstörem" Thomas ide2/1993 5 Bernhard oder auch Werner Kofler bildet der Erzähler Erich Hackl, den CHnI- STINE PoTCITscHNIG vorstellt. Hackl hält im Einklang mit der von ihm über- seøten lateinamerikanischen Literatur an der Möglichkeit des Erzählens fest - und vermag damit ein breites Publikum zu begeistern. Das Unheimliche an der Heimat ist ein bevorzugtes Thema der Elfriede Jelinek. CHRISTA GÜRTLER analysiert ih¡ methodisches Iñventar bei der Kritik an der "Waldheimat": Satire undiprachkritische Demontage der gesellschaftlichen Mythen. Manchmal mit Elfriede Jelinek verglichen wird Waltraud Anna Migutsch, deren Porträt IIEIMo STREMPFL zeichnet. An ih¡em Schreibstil hebt er vor allem die "changierende Perspelfive" hervor und illustriert sie mit einem Textbeispiel. Mit JoHANN FIOrZ¡¡Bns entmals publizierter l¿udatio auf Janko Messner wollen wir einen wichtigen Vertretef der Kärntner Slowenen stärker ins allgemeine Bewußtsein rücken. ERICH PERSCHON pofträtiert den Wiener Autor Martin Auer, einen "Experimentator mit dem Wirklichkeitsbegriffl'. Der Trend in seinen als Ju- g"ndlit"tatur deklarierten Büchern geht mehr und meh¡ zu grotesken und skurrilen Kurzgeschichten, die Parabelcharalter haben. Umgangsformen mit Literatur In einem spannenden und berührenden Bericht fühft KARL SCHMUTZHARD verschiedene Beispiele für seinen Literaturunterricht vor. Er hat eine Matura- klasse angeleitet, sich auf venchiedenen Wegen Autoren und Werken zu nähern, die (nicht nur) durch den regionalen Bezug zu einer sehr persönlichen Auseinandersetzvng mit Literatur herausfordern. FIBIDI SCHRODT zeigl am Beispiel der literarischen Abende in der "Alten Schmiede" in Wien, welche Bereicherung der persönliche Kontalf mit Autorlnnen ftir læhrkräfte und Schülerlnnen sein kann. JOHA¡N HOTZNER stellt venchiedene Unterrichts- modelle zur österreichischen Gegenwartsliteratur vor, die im Rahmen von Diplomarbeiten entstanden sind. Bücher über Bücher Angesichts der Fülle des Materials haben wir diesmal auf eine Bibliografie verzichtet. Stattdessen stellen wir interessante Neuencheinungen und Standard- werke zur neuen österreichischen Literatur in Kurzrezensionen vor und geben einige Hinweise auf weitere Informationsquellen. Wir hoffen, daß lhnen nach der