Bau Und Bild Der Vegetation Und Flora in Der Oststeiermark Und Im Südlichen Burgenland (Stiriacum Und Praenoricum)
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Jahr/Year: 1961 Band/Volume: 029 Autor(en)/Author(s): Guglia Otto Artikel/Article: Bau und Bild der Vegetation und Flora in der Oststeiermark und im südlichen Burgenland (Stiriacum und Praenoricum). 14-29 © Landesmuseum für Burgenland, Austria, download unter www.biologiezentrum.at BAU UND BILD DER VEGETATION UND FLORA IN DER OSTSTEIERMARK UND IM SÜDLICHEN BURGENLAND (STIRIACUM UND PRAENORICUM )1 Von Otto G u g 1 i a, Wien Wenn vom Burgenland die Rede ist, so wird dieses Bundesland im mer wieder — sei es etwa in politischer oder in ethnischer Beziehung — als eine Zone des Überganges angesprochen; in vollstem Maße hat dies seine Parallele in Stil und Atmosphäre seiner physischen Geographie in weitestem Sinne. Der Norden des Landes zeigt zwar ausgeprägt pannoni- sche Aspekte, die bis zur Thermenlinie der niederösterreichischen Alpen heranreichen, aber doch getönt durch karpatische und alpine Lichter, die ihm pflanzengeographisch eine Sonderstellung sichern. Der mittlere Teil weist in seiner Geomorphologie wie in seinen pflanzengeographischen Verhältnissen neben rein alpinen Zügen (Ödenburger und Landseer Ge birge, Bergwelt am Zöbernbach und nördliche Abdachung des Rechnitzer Schiefergebirges) mosaikartige Übergänge zum Pannonicum auf, deren Zugehörigkeit zu dessen Bezirk Transdanubicum aber z. B. durch das we nigstens randliche Vorkommen (Deutschkreutz, Nikitsch) klassischer Li- thospermo-Querceta außer Zweifel stehen dürfte. Alpine Züge beherr schen auch die Landschaften westlich und nördlich des Flußfächers der Pinka, worunter ich die weitere Umgebung von Pinkafeld, das Bernstei ner Gebirge und das Gebiet südlich des Geschriebensteins, der höchsten Erhebung des Landes, verstehe; als inselartiger südlicher Vorposten des Rechnitzer Schiefergebirges gehört auch der Eisenberg dazu. Damit haben wir das südliche Burgenland betreten. Die südlich von den eben genann ten Landschaften und westlich der Staatsgrenze gelegenen Teile der po litischen Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf gehören einer pflan zengeographischen Einheit an, deren Ostgrenze — nicht in Österreich ver laufend — lange Zeit ein Gegenstand angeregter Diskussionen ungari scher Botaniker war, Diskussionen, welche heute zu einem Abschluß ge langt sind; diese Ostgrenze zieht in einem ziemlichen östlichen Abstand 1 Vorliegende Arbeit ist ein etwas erweiterter und vertiefter Abdruck eines Vor trages, den ich am 29. Jänner 1962 in Graz am Botanischen Institut der Universität im Rahmen des Naturwiss. Vereines f. Steiermark (Fachgruppe f. Botanik) ge halten habe und der von mir anfangs Juli anläßlich der von der Schulabteilung der Bgld. Landesregierung in Rust veranstalteten biologischen Fortbildungswoche wiederholt wurde. 14 © Landesmuseum für Burgenland, Austria, download unter www.biologiezentrum.at /on der Raab zunächst parallel zu ihr, kreuzt sie in der Höhe von Güns and erreicht die Umgebung Ödenburgs in Form einer weitausladenden /erkehrten S-Schlinge ( 3 ). Die in Rede stehende Einheit ist der Distrikt ies Castriferreicums, der wegen seiner Größe bei pflanzengeographischen Betrachtungen des südlichen Burgenlandes zunächst in der Regel im Vor- iergrund stehen wird. Das Lafnitztal ist die Grenze gegen das Stiriacum, iamit zugleich gegen die norische Florenprovinz, die hier über den Ta felberg bei Jennersdorf und die südlich des Raabtales sich erhebende Hü- ?elwelt — das jugoslawische Gebiet gerade noch streifend — bis nach Ungarn zur Bahnlinie Körmend—Zalalövö hinüberreicht; PÖCS, ein Schüler SOÖS und ZÖLYOMIS, hat vor nicht langer Zeit (1958) in einer prachtvollen Monographie „Vegetationsstudien im Örseg“ die pflanzen- ?eographische Stellung dieses kleinen ungarischen Ostalpenvorlandes ein- ieutig fixiert. — Und so bliebe schließlich nur noch, wenn man die Karte ^on Burgenland betrachtet, die kleine Landschaft des Neuhauser Hügel landes zu erwähnen, d. i. das burgenländische Murgebiet, welches — kaum 30 km 2 groß — trotzdem von einer Eigenständigkeit ist, die geographisch and pflanzengeographisch verblüffen könnte. Schon die geomorphologi- sche Gliederung zeigt Eigentümlichkeiten, so eine ansprechende, aber anübersichtliche und verwirrende Kleinräumigkeit, die selbst naive und anbefangene Besucher als neu und andersartig empfinden. Der Pflanzen- ^eograph und Florist konstatiert, daß mit der stärkeren Reliefenergie ein stärkeres Hervortreten der Buche Hand in Hand geht; sie und ihre Be gleiter, wie Castanea2, Primula vulgaris, Cyclamen, Vicia oroboid.es, Ery- thronium, charakterisieren das Heuhauser Hügelland eindeutig als einen verarmten Vorposten von Vicio-Fagetum Horvät des Fagion illyricum- Verbandes. — Bevor wir uns nunmehr im einzelnen der näheren Besprechung der pflanzengeographischen Einheiten zuwenden, wird ein historischer Rück- slick auf die literarischen Beiträge zur geobotanischen Stellung des ost- steirisch-burgenländischen Grenzstreifens und des südlichen Burgenlan- ies manches von dem eben Gesagten mühelos erklären. KÄRPÄTI hat in einer für unsere Darstellung grundlegenden Studie 'I960, Acta Botanica, Budapest) herorgehoben, daß bei den Versuchen der pflanzengeographischen Gliederung Ungarns bei keinem Gebiet solche Schwierigkeiten, Probleme und Widersprüche aufgetaucht seien, wie bei jenem zwischen Donau, Drau und der westlichen Reichsgrenze, was sinn gemäß auch für das heutige Burgenland gilt. Einen Überblick über die älteren einschlägigen Arbeiten gibt SOÖ in seinen beiden hieher gehö renden Arbeiten aus dem Beginn der dreißiger Jahre: wir werden an die l Nomenklatur nach JANCHEN,. Catalogus I. 15 © Landesmuseum für Burgenland, Austria, download unter www.biologiezentrum.at Namen KERNER, BORBÄS, SIMONKAI, TUSZON, HAYEK, RAPAICS und GOMBOCZ erinnert. Einen wesentlichen Fortschritt unter ihnen brach te die Arbeit von BORBÄS aus dem Jahre 1900, wo er die planzengeogra phische Situation des Ungarischen Mittelgebirges durch die Urmätra-Theo- rie richtunggebend interpretierte. RAPAICS hat dann 1910 auf die Be ziehungen Südwestungarns zum Illyrikum hingewiesen, zugleich aber auch eine deutlichere Abgrenzung des Ostalpenvorlandes vornehmen können, die dann GOMBOCS 1922 übernimmt. Trotzdem blieb vieles unklar, namentlich die Abgrenzung dieses Ostalpenvorlandes zum Pannonicum. Es war GÄYER Vorbehalten, diesem leider so früh verstorbenen Forscher, dessen Beziehungen zur Botanik etwa der NEILREICHS gleichen, 1925 in seiner „Entwicklungsgeschichtlichen Pflanzengeographie des Komitates Vas“ — also Eisenburg — einen wesentlichen Schritt nach vorwärts zu tun, indem er das Hügelland der Komitate Ödenburg, Eisenburg und Zala grundsätz lich als Übergangsgebiet deklarierte und dieses unter dem Namen Prae- noricum zufriedenstellend begrenzte. Die Anregung hiezu verdankt GÄYER wohl der Lektüre der 1923 erschienenen pflanzengeographischen Schilderung Steiermarks von HAYEK, wofür er sich in den Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 1929 durch eine bis heute nicht überholte Darstellung der floristischen Verhältnisse des süd lichen Burgenlandes revanchierte, die pflanzengeographisch im Vergleich zur Arbeit von 1925 allerdings keinen Fortschritt darstellt. JÄVORKA hat dann noch 1925 in seiner Flora Hungarica die Gedankengänge GÄYERS aufgenommen, freilich nicht konsequent: er trennt auf seiner Karte und im Text des Buches das Praenoricum nicht vom Noricum, was vor GÄYER zwar nicht förmlich, doch sachlich schon BORBÄS und GOMBOCZ taten. Immerhin hat er in Zusammenhang damit einige wichtige Begriffe der pflanzengeographischen Einteilung Ungarn rechts der Donau schärfer ge faßt oder neu definiert wie das „Transdanubicum“. Ihm folgten RAPAICS 1927 und BOROS 1928, welcher in Analogie zum Praenoricum GÄYERS die Bezeichnung Praeillyricum prägte, das in der Hauptsache das Komitat Somogy umfaßt, uns hier zunächst also weniger interessiert. Ein Mark stein in der Entwicklung der pflanzengeographischen Zuordnung des Transdanubicums ist dann die schon zitierte Arbeit SOÖS aus dem Jahre 1930 („Über die Probleme, Richtungen und Literatur der modernen Geo botanik“), in welcher die bisherigen Studien — für unsere Betrachtungen also namentlich jene von GÄYER und RAPAICS — kritisch ausgewertet wurden und das ungarische Donaubecken erstmalig eine moderne pflan zengeographische Einteilung erfuhr, in der die Pannonische Florenprovinz rechts der Donau mit dem Bezirk Transdanubicum u. a. mit dem Floren distrikt Praenoricum figurierte. Später (1933) hat SOÖ diese Einteilung geändert, indem er Teile des Praenoricums der Florenprovinz Noricum 16 © Landesmuseum für Burgenland, Austria, download unter www.biologiezentrum.at einverleibte, was in der Folgezeit Verwirrung stiftete. Im übrigen erwies sich der Begriff des Florenbezirkes Transdanubicum als wohlbegründet und wurde von JÄVORKA 1940 floristisch untermauert. 1943 hat dann der Zisterzienser HORVÄT versucht, die Ostgrenze des Transdanubicums festzulegen und das damals noch teilweise zum Noricum gestellte Prae noricum vom Pannonicum im Eisenburger Komitat zu trennen, d. h. auch die Ostgrenze des Praenoricums zu fixieren. Im bekannten Werk von SOÖ- JÄVORKA „Die Pflanzenwelt Ungarns“ (1951) findet man dann die von ZÖLYOMI entworfene Kartenskizze der pflanzengeographischen Eintei lung Ungarns, auf welcher das nunmehr dem Transdanubicum (Pannoni cum) zugeteilte Praenoricum sich weiter in die zwei Unterdistrikte