Die Monatsschrift Für Alle Eichsfelder · Heft 6 · Juni 2009 in Dieser
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53. Jahrgang H 11859 Die Monatsschrift für alle Eichsfelder · Heft 6 · Juni 2009 In dieser Ausgabe Das Eichsfeld im Jahr 1802 825 Jahre Dieterode Napoleons Kunstsammler Geografi e und Topo- Flüchtlinge in - Besitzer von Gerode? grafi e von Kirchworbis Duder stadt 1946 Wiesenfeld Einzelpreis 2,50 EUR incl. 7 % MWSt Eichsfelder Wurst- und Spezialitätenverkauf Gunkel 37359 Wachstedt/Eichsfeld · Bergstr. 7 · Tel. 036075-60014 · Fax 036075-52005 Email: [email protected] Wir bieten Ihnen Original Eichsfelder Wurstspezialitäten, warm verarbeitet, mit Naturgewürzen schmackhaft gewürzt, nach alter Tradition handwerklich hergestellt. – Stracke, Feldgieker, frische Runde, abgehangene Runde. 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Napoleon hatte nach der Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 das Eichsfeld in Besitz genommen und es dann 1807 dem neu gegründe- ten Königreich Westphalen, das von seinem Bruder Jérôme Bonaparte regiert wurde, zugeschlagen. In der Gründungsurkunde für das König- reich hatte Napoleon im 2. Artikel festschreiben lassen, dass er sich die Hälfte der Allodialdomänen zur eige- nen Verwendung vorbehalte, um sie an verdienstvolle Militärs und Privat- Abb. 1: Portal der ehemaligen Klosterkirche in Gerode. personen zu vergeben.2 Diese Domä- nen wurden meist weiter verpachtet, die Erträge an die in Frankreich lebenden Do- Obrist Tugnot (Greifenstein), Domänendirek- natare abgeführt. So werden als Verpächter tor Tornezy (Harburg).4 3 u. a. genannt: General Lepin (Bischofstein), Die „Domäne Geroda“ gehörte demnach zu den Domänen, die nach dem Teilungstraktat Eigentumswohnungen vom 22. April 1808 in das Los des Kaisers gefallen waren. Da es in der dazu angefertig- – kaufen statt mieten – ten Übersicht im Harzdepartement nur eine Heilbad Heiligenstadt · Kur- u. Kreisstadt im Eichsfeld/ Thüringen Mitte Deutschland · sichere Kapitalanlage ähnlich lautende Domäne gab, verbirgt sich (kl. ETW/E.) · 1A Lage und Qualität zu verkaufen: hinter der Aussage die Königlich Preußische Domäne Gerode, das frühere Benediktiner- 1 ½ Single-Wohnung / Zi.-App. / Studio sowie 2 ½ Zi.-Wohnung ideal für 2 Pers. (auch als kloster. FeWo / ZweitWo geeignet) Während z. B. die Domänen Reifenstein zentral, ruhig, Infrastruktur fußläufig und Scharfenstein relativ früh an Donatare Neubau, exklusives Liebhaberobjekt vergeben wurden, fehlen in den uns bis jetzt Zuschriften unter Chiffre 101 zugänglichen Quellen Hinweise für Gerode, 204 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 3 Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg 10 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: (LHASA, MD): Rep. B 37, C I, Nr. 2, Blatt 55 ff. V. HA., Rep. 12 I C, Nr. 3; Tableau alphabetique 4 Vgl. auch die Übersicht zur Vergabe von Dotations- contenant les objects en detail … domänen und Dotationshöhe (AF/IV/1040, docu- 11 LHASA, MD: Rep. B. 37, cI, Nr. 2, Bl. 67. ments relatifs à la Westfalia: Centra Historique des 12 Ebd. Archives Nationales, Paris) 13 Für die Unterstützung zur Klärung der Sachverhalte 5 Majorate sind Güter, die vom Kaiser als Schenkun- zum Wartheguth bei Rhumspringe und zu dessen gen vergeben wurden, nicht geteilt, verkauft oder Pächter danken wir den Herren Heinrich Diederich verpfändet werden durften. (Rhumspringe), Dr. Karl Heinz Vatterott (Gröben- 6 Vgl. Wescher, Paul: Kunstraub unter Napoleon. 2. zell), Dieter Wagner (Duderstadt) und Hilbert Wat- Auflage, Berlin 1978. terott (Hausen). 7 Denon war u. a. für den Transport der Quadriga 14 Duval, Carl: Das Eichsfeld. Sondershausen 1845. vom Brandenburger Tor nach Paris verantwortlich, 15 Iseke, Hermann (Bernardus Americanus): Aus hatte auch die Kunstsammlungen in Kassel geplün- Eichsfelds Vorzeit in Geschichte und Sage. Heili- dert. genstadt 1897. 8 Vgl. auch Wescher: Kunstraub (Anm. 6). 16 Nach Schopohl (In: Eichsfelder Heimatstimmen 9 Eine Kopie des Adelsbriefes und eine lesbare Dar- 1957, S. 415-417) ist in Jützenbach beim Umbau stellung des Textes in französischer Sprache stellte eines Hauses im Jahre 1937 eine Feuersteinpistole uns freundli cherweise das Centre Historiques des spanischer Herkunft gefunden worden, die aus dem Archives Nationales in Paris zur Verfügung. Überfall am Heuberg stammen könnte. „Geographisch-statistische Beschreibung der im Jahre 1802 dem Preußischen Staate zugefallenen Entschädigungsprovinzen“ von Josef Keppler Im Jahr 1802 wurde der „Friede von Lunéville“ Noch im Jahr 1802 erschien in Berlin eine zwischen dem Deutschen Reich und Frank- umfangreiche Abhandlung mit einer aus- reich geschlossen. Darin wurden die Abtre- führlichen Beschreibung der zum Königreich tung der linksrheinischen deutschen Gebiete Preußen gelangten Gebiete, die als „Indem- an Frankreich festgelegt und die Übertragung nitätsprovinzen“ (Entschädigungprovinzen) der rechtsrheinischen geistlichen Kurfürsten- bezeichnet wurden. tümer sowie Reichsstädte an die betroffenen Während der Name des Verfassers leider deutschen Fürsten vereinbart. Noch vor dem unerwähnt bleibt, wird als Herausgeber der Reichsdeputationshauptschluss am 25. Feb- Buchhändler und Berliner Stadtrat Friedrich ruar 1803, der endgültige Festlegungen be- Maurer († 1825) genannt. inhaltete, wurden die Preußen zugesagten Territorien von diesen besetzt.1 In seiner Vorrede beruft sich der Verfasser auf Fragen, die dem „Patrioten“ bleiben und Am 3. August 1802, dem Geburtstag des preu- entscheidender Anlass für Herausgabe des ßischen Königs Friedrich Wilhelm III., zogen Buches gewesen sein könnten: „Hat dein Va- 200 Jäger und 100 Reiter des Leib-Kürassier- terland durch den Krieg … welcher Europa in regiments unter dem Kommando des Majors allen seinen Theilen erschütterte …gewonnen Leonhardi in die eichsfeldische Hauptstadt oder verloren? Welches sind die abgetretenen Heiligenstadt ein. Ihnen folgte eine vierköpfige und wie ist die Beschaffenheit der neuerwor- Zivilkommission, bestehend aus dem Kammer- benen Länder?“ gerichtsrat von Ludendorff, den Kriegs- und Domänenräten von Rohr und von Bassewitz Nach knapper Information über die Verluste und dem Kammergerichtsreferenten von Rau- durch den linksrheinischen Teil des Herzog- mer, die im Heiligenstädter Schloss, bis dahin tums Kleve, das Herzogtum Geldern und kurfürstliche Statthalterei, die preußischen Be- das Fürstentum Mörs, listet er die hinzuge- hörden zu etablieren begannen.2 kommenen Gebiete auf und kommt zu der Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 209 Zwei adliche Gerichte. Industrie im Lande ist durch einen ausge- Das Gericht der von Westerhagen über die dienten Dragoner, Namens Valentin Degen- Dörfer Brehne, Ferne, Hundeshagen und ein hardt, welcher 1680 zu Großbartlof mit 120 Drittel über Rheinolderoda; ferner über die Rthlr. nach und nach mehrere Weberstühle Pfarrdörfer Berbingeroda, Eilingeroda und errichtete, in Gang gebracht. Mit diesem klei- Teistungen. nen Kapital hatte er, da es damals überall in Deutschland an Manufakturen fehlte, die Das Gericht der von Winzingeroda über die Wolle wohlfeil war, und deren Produkte hoch Dörfer Kalthanfeld, Tastungen, Wehnda, Win- im Preise standen, so viel geschafft, daß er zingeroda und ein Drittel von Rheinolderoda ein Vermögen von 5600 Rthlr. hinterließ. Sei- Die herrschende Religion im Eichsfelde ist ne Kinder haben diese Arbeiten immer mehr die katholische, ungeachtet auch viele Ein- erweitert, und Nacheiferer gefunden, so daß wohner protestantisch sind. Die Einwohner sich nun an gedachtem Orte die nöthigen welche sich den Wissenschaften widmen, Walken, Färbereien, Pressen etc. befinden. ließen sich zu Heiligenstadt oder Duderstadt Ueberhaupt ist die Zahl der Weberstühle von von den Geistlichen bei dem Kommissariat 1680 bis 1775 auf 3000 angewachsen, wel- unterrichten, und besuchten dann eine aus- che mit der Feldarbeit abwechselnd 30.000 wärtige hohe Schule. Menschen beschäftigen. In diesem Ländchen werden Rasche, Eta- Anmerkungen mine, Kamelotte, Plüsche, ordinaire Tücher, 1 Ausführlich dazu Golland, Elmar: Die preußische Inbesitznahme des Eichsfeldes. In: Eichsfeld-Jahr- Flanelle, Leinwand c. verfertigt, welche auf buch 10 (2002), S. 195-204. den deutschen Messen guten Abgang fin- 2 Vgl. Keppler, Josef: Das Heiligenstädter Schloss. den. Die meisten dieser Zeuge aber werden Interessantes und Wissenswertes über den bedeu- in den Thüringischen Städten Langensalza, tendsten profanen Barockbau des Eichsfeldes. 4., Mühlhausen etc. gefärbt und appretirt. Diese bearb. Auflage, Heiligenstadt 2007, S. 16 f. Zur Geografie und Topografie von Kirchworbis Ein Beitrag zum 800-jährigen Ortsjubiläum von Werner Fischer Im Nordwesten des Freistaates Thüringen im unser Ort im Lauf der Geschichte