Münzstätten in Hof an Der Saale, Kulmbach, Erlangen Und Wunsiedel in Betrieb
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199 5.3 Fürstentum Bayreuth Markgraf Christian erhielt 1603 das obergebirgische Fürstentum Kulmbach, welches nach der Verlegung der Residenz nach Bayreuth 16041512 auch Fürstentum Bayreuth genannt werden konnte1513. Das Oberland bestand aus den Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach, Wunsiedel, den Oberämtern Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg (ab 1628), Thierbach, Lauenstein (ab 1622), Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz, Schnabelwaid, Osternohe, Neustadt am Kulm, Eschenau (ab 1752) sowie der Landeshauptmannschaft Hof an der Saale. Das Unterland umfasste die Amtshauptmannschaft Erlangen, die Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und Neuhof an der Zenn. Das Territorium konnte 1765 um das vormalige Rittergut Altenplos1514 erweitert werden. Die erste Prägeanstalt im Lande wurde 1620 in der Residenzstadt Bayreuth einge- richtet. 1621 gingen weitere Münzstätten in Hof an der Saale, Kulmbach, Erlangen und Wunsiedel in Betrieb. 1622 folgten Weißenstadt, Neustadt am Kulm, Creußen und Peg- nitz, im Unterland Neustadt an der Aisch1515, Baiersdorf und Dachsbach, schließlich noch Schauenstein und Rehau. Hingegen haben in Berneck1516, Lichtenberg1517, Lauenstein und Ludwigsstadt1518, Münchberg1519 oder Neustadt am Forst1520 keine Prägeanstalten bestanden. 1512Nach dem Bayreuther Stadtbrand vom Juni 1621 wechselte die Regierung nochmals kurzzeitig auf die Plassenburg. PEETZ (1859), p. 73; STICHT (1965), p. 52. In einem Bericht vom 26. August 1680 mutmaßte der Bürgermeister von Bayreuth, es werden wohl auch Nachrichten zum Münzwesen aus der städtischen Registratur in der grosen Feüersbrunst, im Monat Junio A(nno) 1621 geschehen, außer Zweiffel mit in Rauch auffgangen sein. StABa, Fsm. Bayreuth 341 (GAB 3 E, S. XXIII, Nr. 4), Pr. 50 (fol. 106–107). 1513Die Bezeichnung Fürstentum Kulmbach blieb daneben bis in die preußische Zeit gebräuchlich, wie sich auch aus den Münzinschriften ergibt, beispielsweise in der Zeit der Baiersdorfer Konvention, siehe oben, p. 127, aber auch noch auf Groschen von 1752 bis 1759, SCHRÖTTER (1935), p. 100, nr. 6, oder dem Sechsteltaler von 1758 mit dem Monogramm F(riedrich) M(arkgraf zu) B(randenburg)-C(ulmbach). 1514WINKLER (2000), pp. 36–37. 1515die Errichtung der bereits genehmigten Münzstätte in Neustadt an der Aisch ist allem Anschein nach unterblieben, siehe unten, p. 237. 1516dieser Ortsname ist in der Aufstellung der Schlagschatztermine in den einzelnen Münzstätten gestri- chen und durch Pegnitz ersetzt. WINTZ /DEUERLEIN (1936), p. 220. 1517Lichtenberg in Oberfranken konnte erst 1628 von Brandenburg-Bayreuth erworben werden. GEBERT (1901), p. 56. 1518Die von SPIESS, aufgrund des Münzzeichens Ls und daraus verlesenem L, siehe unten, p. 236, behauptete Existenz von Münzstätten in Lauenstein und Ludwigsstadt, danach auch SCHLICKEYSEN / PALLMANN (31896), p. 290, KULL (1913), p. 105, hatte bereits GEBERT (1901), p. 56, widerlegt. Der als Münzmeister in Anspruch genommene Georg Sittich von Thünau, dessen Familie ab 1506 die Burgherren von Lauenstein stellte, hatte bei Markgraf Christian mehrmals vergeblich um Bewilligung einer Münzstätte nachgesucht. Nur wenig später kaufte der Markgraf im Mai 1622 Lauenstein und Ludwigsstadt von der Familie Thünau für jeweils 40 000 Gulden zuzüglich 5% Leitkauf (Aufgeld), also insgesamt 84 000 Gulden. Der Kaufpreis für Lauenstein wurde im Juni 1622 aus dem Schlagschatz der Kippermünzstätten bestritten, wie dem Ausgabenteil des Schlagschatzbuches, StABa, A 233 I, Nr. 70, abgedruckt bei GEBERT (1901), p. 100, zu entnehmen ist. 1519Münchberg als Prägeort von Kippermünzen erscheint in der Erinnerung des Kammerrates Sebastian Roth vom 19. August 1680, allerdings wohnet jedoch unterschriebenen von dero Beschaffenheit sondere Wißenschafft nicht bey, Dahero derselbe billig davon abstrahirt, StABa, Fsm. Bayreuth 341 (GAB 3 E, S. XXIII, Nr. 4), Pr. 49 (fol. 103–105). Die Nennung von Münchberg als Kippermünzstätte in Karte und Text bei RUSS (2006), p. 119, wird wohl auf einem Versehen beruhen. 1520Die Angabe von Lauenstein und Neustädtlein am Forst als Münzstätten beruht auf dem Versehen eines Archivars, der einen Aktendeckel entsprechend beschriftete. Enthalten sind Differenzen des vormaligen Münzunternehmers Reitzenstein als nunmehrigem Amtmann von Lauenstein, sowie Akten zur Münzstätte Neustadt am Kulm. StABa, Fsm. Bayreuth 11949. 200 5.3.1 Schlagschatzbuch Das Kulmbacher Schlagschatzbuch1521 verzeichnet die Einnahmen aus dem Betrieb der Kippermünzstätten sowie die daraus entnommenen Ausgaben. Hierbei handelt es sich um die Reinschrift der Endabrechnung gegenüber Markgraf Christian, die der Hausvogt zu Kulmbach und Pfennigmeister auf der Plassenburg Hans Georg Hennigk im Jahre 1623 durchzuführen hatte, somit um kein fortlaufend geführtes Amtsbuch, ja nicht einmal eine unmittelbar zeitgenössische Quelle. Von säumigen Zahlungen einzelner Münzunterneh- mer, die bisweilen mehrfach angemahnt1522, manchmal auf Umwegen1523 und in einem Fall nur mit anwaltlicher Hilfe beigetrieben werden konnten1524, findet sich im Schlag- schatzbuch keinerlei Nachricht1525. Stattdessen wurden die letztendlich eingenommenen Gelder nachträglich mit ihren Sollbeträgen den jeweils mit einem Samstag beginnen- den Kalenderwochen zugeschrieben1526. Bei uneinbringlichen Außenständen, insbeson- dere Flucht oder Zahlungsunfähigkeit der Münzunternehmer, wurde die Zahl der Wochen entsprechend gekürzt. Die im Schlagschatzbuch genannten Zeiträume sind also nicht als taggenaue Angaben von Betriebsdauer oder Münzmeistertätigkeit aufzufassen1527.Der Schlagschatz war grundsätzlich in Dreibätznern oder Sechsbätznern zu entrichten. An- dere Sorten wurden zum aktuellen Inflationskurs angenommen, aber nur in Einzelfällen noch als solche vermerkt1528. Die gelegentlich unrichtige Wiedergabe der Personalien, bisweilen falsche Reihenfolge oder fehlende Erwähnung einzelner Münzmeister mag dem Erinnerungsvermögen des Pfennigmeisters geschuldet sein. Zur Gewinnermittlung müssen von diesen Einkünften freilich noch betriebsbedingte Aufwendungen abgezogen werden, insbesondere die durch den markgräflichen Verlag in Bayreuth1529 verursachte Ablösung der Münzstätte und die vorgestreckte Silberlieferung, sowie Abfindungen und Ausgleichszahlungen an Münzmeister nach Dienstende, die im Ausgabenteil1530 verzeichnet sind, welcher von Hennigk auf der Grundlage der beigege- benen Quittungen erstellt wurde1531. Die Einnahmen und Ausgaben wurden für jedes Jahr 1521Schlagschatzrechnung 1620–1622. StABa, A 233 I, Nr. 70 (Plassenburg D 48). 1522Mahnungen sind für Hof, Weißenstadt, Neustadt am Kulm, Creußen und Pegnitz überliefert. SCHRÖT- TER (1938), Vol. I/1, p. 50, n. 1. 1523Markgraf Christian hatte im Dezember 1621 in der Neuenstatt an der Aisch, als er uff der Schweinhaz daselbsten geweßen, den offenbar rückständigen Betrag von 4000 Gulden vom Erlangischen Schlegschaz empfangen und behalten. GEBERT (1901), pp. 27, 93. Im April 1622 hatte auf markgräfliche Anweisung der Kastner zu Hof 2250 Gulden 30 Kreuzer vom dortigen Schlagschatz direkt entgegengenommen. GEBERT (1901), p. 98. Bis zum Fälligkeitstermin des 4. August 1621 wurden Schlagschatzbeträge für Heinrich Oppermann in Hof durch den Bayreuther Münzmeister David Kappel eingezahlt, siehe unten, p. 208. 1524Aus diesem Grund kann aus der Verbuchung der Rückstände des Hans Rentzsch im Schlagschatzbuch auch nicht der Prägebetrieb in Neustadt an der Aisch während dreier Wochen gefolgert werden. 1525Lediglich die Münzunternehmer von Pegnitz sind in dieser Hinsicht erwähnt, weil sie keinen einigen Schlegschatz entrichtet hatten. GEBERT (1901), p. 41. Ansonsten sieht SCHRÖTTER (1934), p. 29, das Schlagschatzbuch als Beleg dafür, dass die Unternehmer ihre Zahlungen mit wenig Ausnahmen immer pünktlich ablieferten. 1526SCHRÖTTER (1934), p. 29, leitet daraus den Sonnabend als Zahltag für alle Münzmeister ab. Die tatsächlichen Fälligkeitstermine aus den einzelnen Prägeorten im Lande waren hingegen gleichmäßig über die Wochentage verteilt, siehe die Aufstellung bei WINTZ /DEUERLEIN (1936), p. 220. 1527Der Termin, zu welchem die Zahlungen einzusetzen hatten, wurde vorab in zeitliche Nähe der zu erwartenden Produktionsbereitschaft der Münzstätte gelegt. In der Schlagschatzrechnung erscheint dann der vorausgehende Samstag. 1528nicht nur in Dachsbach wurde zum Teil in Goldmünzen bezahlt. 1529anstelle der wöchentlichen Zahlungen ist hier der kumulierte Reinerlös aus dem Münzbetrieb verbucht. 1530StABa, A 233 I, Nr. 70, fol. 16–48; GEBERT (1901), pp. 82–103. 1531Rechnungsbelege zum Schlagschatz. StABa, A 233 I, Nr. 71. 201 zwischensummiert und schließlich gegengerechnet1532. Das vielzitierte jährliche Schlag- schatzaufkommen für den Markgrafen in Höhe von 20 500 Gulden (1620), 163 900 Gul- den (1621) und 321 500 Gulden (1622), insgesamt also 505 900 Gulden1533, von welchem noch nicht einmal die Aufwendungen abgezogen sind, setzt sich fast ausschließlich aus Kippermünzen der laufenden Produktion zusammen und ist demnach als Inflationsgeld mit stetig fallendem Realwert aufzufassen1534. Jede bei unverändertem Schlagschatzno- minalbetrag zugebilligte Verminderung von Schrot oder Korn hatte damit unmittelbar den Realwert der markgräflichen Einnahmen geschmälert1535. Die Rechnung des Hennigk mit den nach Wochen aufsummierten Nominalbeträgen lässt also die im Zeitverlauf immer weiter abnehmende Kaufkraft gänzlich unberücksichtigt, wie sie sich aus der Bewertung der bisweilen zum Schlagschatz gereichten groben Sorten ergibt1536