Begegnungen in MÜNCHEN SCHWABING Inhaltsverzeichnis
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Qualität schafft Vertrauen BING SCHWA Bosseler & Abeking EN Immobilienberatung GmbH CH N Nymphenburger Straße 21 MÜ 80335 München Tel. +49 (0)89 / 17 95 39 - 0 Fax +49 (0)89 / 17 95 39 - 11 [email protected] www.bosselerabeking.com BEGEGNUNGEN IN BEGEGNUNGEN IN MÜNCHEN SCHWABING Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 30. Lena Christ und Fanny Reventlow östlich der Ungererstraße 38 1. Gleich hinterm Siegestor fängt Schwabing an 4 31. Erich Kästner im Haus Fuchsstraße 2 39 2. Schönste Tochter Münchens 5 32. Erste Stationen Schwabing-West: Senatorin Julia Mann und Sohn Heinrich 40 3. Urzelle des Orts: St. Sylvester 5 33. Lenin schreibt seine Revolutionsfibel im Haus Siegfriedstraße 14 42 4. Idyllen des Geistes zwischen Schack- und Ohmstraße 6 34. Nobelpreisträger Max von Laues Einfall in der Siegfriedstraße 43 5. Visitenkarte Wilhelm Hausensteins: Ohmstraße 20 7 35. Ruth Schaumanns gewaltiges Schaffen am Nordrand Schwabings 44 6. Leopoldstraße 4 – Geldadel und Schönheitsköniginnen 8 36. „Erfreuliche Gottnähe“ 45 7. Maler und Modell: Corinths wildes Atelier an der Giselastraße 10 37. Hohenzollernstraße 23 – Oskar Maria Grafs Flucht 1933 46 8. Obere Kaulbachstraße: Hamsun aus Norwegen und Holm aus Riga 12 38. Heisenbergs Zuhause 47 9. Jubilarin Ricarda Huch 12 39. Max Reger und Chirico im Anwesen Viktor-Scheffel-Straße 10 48 10. Polarisierung: Reichskanzler und Simpl-Verlag am Englischen Garten 14 40. Feodor Lynen – ein Schwabinger 49 11. Kaiserin und Kocherl am Chinesischen Turm 16 41. Weisgerber und Prévot nahe dem Hohenzollernplatz 50 12. Im Rumfordschlößl ißt der bayerische Adel die ersten Kartoffeln 18 42. Wahnmoching – Schwabylon 50 13. Der „König von Schwabing“ an der Martiusstraße 20 43. Wunderbares Paar: Charlott und Leonhard Frank 51 14. Loblieder auf Luise Halbe 21 44. Rilkes Liebesnest an der Schwabinger Dichtermeile 52 15. Der Dichter der DDR-Nationalhymne im Herzen Schwabings 22 45. Ainmillerstraße: Avenue der Dichter 53 16. Karl Valentin bei Papa Benz 23 46. Der „Zeus von Schwabing“ im Haus Römerstraße 16 54 17. Wunderbare Jahre der Ina Seidel im Haus Nikolaiplatz 1a 24 47. Die Franz-Joseph-Straße – Heimat der Simplicissimus-Stars 56 18. Die ersten Studentinnen 25 48. Wedekind und seine Lulu im Haus Franz-Joseph-Straaße 42 58 19. Ernst Tollers Verhaftung im Schlößl Suresnes an der Werneckstraße 26 49. Russische Revolutionäre 59 20. Bildhauerin Ludwigs II. 27 50. Der Blaue Reiter an der Friedrichstraße: Marc, Münter und Kandinsky 60 21. Schaurige Seestraße – Wahnsinnsarie in der Hochzeitsnacht 28 51. Der deutsche Montmartre 60 22. Wahre Märchen rund um das Standesamt an der Mandlstraße 30 52. Konradstraße 14: Domizil des Venezianers Wolf-Ferrari 62 23. Sündenfall zu Füßen der alten Dorfkirche St. Sylvester 32 53. „Eine Prinzessin von einer Frau“ 63 24. Schwabinger Abschaum 33 54. Die Georgenstraße, eine bekannte aber verkannte Meile 64 25. Die Seerose – Blüte seit über einem Jahrhundert 34 55. Russenabend bei der Herking 65 26. Die Buddenbrooks – ein Kind der Seerose 35 56. Wieder zurück am Siegestor – Brecht, Zoff und Zuckmayer 66 27. Farbige Momente kurz vor der Leopoldstraße 36 57. Die Akademie 67 28. Die Biene Maja 36 Anhang 68 29. Der Wedekindbrunnen 37 Referenzen / Bosseler & Abeking Profil 71/88 1 Sehr geehrte Leserinnen und Leser, kein anderer Stadtteil der bayerischen Hauptstadt hat so die Phantasie beflügelt, ist so zum Mythos geworden wie Schwabing. Schlendert man heute durch seine Straßen, spürt man noch immer den Hauch einstiger Größe. Da steht der neogotische neben dem klassizistischen Prachtbau, dort die Jugendstilvilla. Sie zeugen von der Zeit, in der hier Dichter, Künstler, Revolutionäre zusammentrafen, in der sie Vergängliches wie Unsterbliches schufen. Was, wenn diese Häuser sprechen könnten? Wenn sie erzählen könnten, was sich in ihren Wänden zugetragen hat? Sie könnten uns künden von weltoffenen Salons, geheimen Zirkeln, rauschenden Festen. Von künstlerischen Debatten, politischen Ränken, verschwiegenen Tête-à-Têtes. Von den einsamen Stunden, in denen neue Formen von Dichtung und Kunst entstanden, in denen die neueste Staats- oder gar Weltordnung ersonnen wurde. In unserem aktuellen Band wollen wir Ihnen einige dieser Schwabinger Häuser vorstellen, samt der Geschichten, die sie erzählen könnten – Geschichten, die oftmals Geschichte atmen. Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame Lektüre! Herzlichst, Ihr Adrian Bosseler 3 Gleich hinterm Siegestor fängt Schwabing an Das Siegestor, von vielen als Südgrenze Schwabings angesehen 4 Eine Schönheit reitet den Kentaur Ludwig Thoma in Berühmt sind aber nicht nur Akademie, Schwabing – dem weltbekannten Gemisch aus Kunst Urzelle des Orts: St. Sylvester und Boheme, Fasching und Verführung, Extravaganz Künstler- und Gelehrtenquartiere, sondern die und Revolution, Tummelplatz von Nobelpreisträgern und Faschingsbälle. Viele enden nach Darstellung Schwabing ist nicht nur der Himmel für bildhübschen Mädchen des Schriftstellers Uhde-Bernays oft „in zügel- Künstler und Gelehrte unserer Epoche, hier der Graf Rumford, Richard Nixon und Bankier losen Orgien“. Und der Budapester Arthur Ho- steht auch eine mittelalterliche Kirche, einst- James Loeb, die hübsche Marietta di Rigardo von litscher ergänzt: „Die Atelierorgien, in denen mals Sankt Ursula geweiht, jetzt St. Sylvester. den Philippinen, aus Thüringen Max Weber, Rosa kroatische Malschüler in römischen Togen ihre Urkundlich erwähnt wird Schwabing schon Luxemburg aus Polen, aus dem Rhein-Main-Ge- Verführungskünste an jenen Bremer und Basler 782, so spricht der Stadthistoriker Westen- biet die Nobelpreisträger Laue und Heisenberg, Patriziertöchtern erproben, die schreckhaft und rieder von einem „uralten Dorf“. Das Gottes- aus Ägypten die Dichterin Gabriele Reuter. Pi- doch abenteuerlüstern, als Nymphen des Wal- haus hat einen neuen Anbau, außen fallen casso schreibt 1897: „Hätte ich einen Sohn, der des verkleidet, Erfahrungen fürs Leben zu sam- die Epitaphien der Familie Gohren auf, alt- Ein Lied macht die legendäre Gisela besonders Maler werden will, so würde ich ihn nicht nach meln entschlossen sind.“ märkischer Adel (1287 erwähnt). Innen sehr bekannt: „Gleich hinterm Siegestor fängt Paris schicken, sondern nach München.“ Frau, die nicht zum Ziel ihrer Begierden schöne Verkündigung (vielleicht Schule Schwabing an.“ In Ludwig Thomas Roman kommt, gilt als verfemt. Und so erfährt mancher Ignaz Günther) und Rosenkranzmadonna Münchnerinnen lesen wir: „Hinter’n Siegestor Klatsch ein promptes Echo. Als der Philosoph (von Wolfgang Leuthner). siecht ma koan Münchna mehr. Nix wie Schla- „Schönste Tochter Münchens“ Ludwig Klages seine Schwester Helene einmal winer.“ Und er fährt fort: „Da war vor kurzer Zeit unverblümt anspricht, nicht unversehrt aus dem Am 21. November 1890 wird die Stadt Schwa- noch ein Dorf mit kleinen Häusern.“ Praktisch Fasching hervorgegangen zu sein, gibt sie ganz bing zur Hauptstadt München geschlagen. In beginnt der Mythos Schwabing mit der Einge- einfach eine Annonce auf: „Statt besonderer seiner Abschiedsrede betont Bürgermeister meindung 1890. „Ein neues Eden“, konstatiert Anzeige: Vorgestern raubte mir einer meiner nä- Alois Ansprenger, man werde trotz der Einge- der Kurländer Graf Keyserling. heren Bekannten das köstlichste Gut.“ Natürlich meindung „immer stolz sein auf Schwabing, Hier findet sich bald die Welt ein - aus Norwe- kennen die jungen Damen die Kontrazeption. das nach wie vor der Vereinigung mit München gen Nobelpreisträger Hamsun und Karikaturist Inbegriff der Schwabinger Boheme ist die uns gehört und uns gleich lieb ist, weil seines- Gulbransson, aus Rußland die Revolutionäre Le- Münchnerin Marietta di Monaco. Sie kennt gleichen nirgends mehr existiert“. Zur selben nin, Trotzki, Parvus und die Krupskaja, der Dich- sich am Montmartre genauso aus wie im Ha- Zeit bezeichnet ein Münchner Bürgervertreter ter Stephun und die Maler Kandinsky, Jawlensky fenviertel von Marseilles, sie „mischt“ den bie- den neuen Stadtteil als „die schönste Tochter und Werefkin, aus Brasilien eine Kaiserin und deren Schweizern auf und betört als „Mietzerl“ Münchens“. Und der Bürgermeister der kö- Julia Mann, aus Italien Romano Guardini, die so manche Größe. „Ich bin ein Knäuel von niglichen Hauptstadt, Johannes Widenmayer, schöne Prunetti, Komponist Wolf-Ferrari und Sinnlichkeit“, sagt sie von sich selbst, und ihre erklärt im Neuen Rathaus, man habe alle Ver- Maler Chirico, Paul Klee aus der Schweiz, Rilke makellose Figur ziert noch lange die Plakate anlassung, sich des neuen Stadtteils zu freuen“. aus Prag, Matisse aus Frankreich, aus den USA der Studentenbälle. 5 Idyllen des Geistes zwischen Schack- und Ohmstraße Wer kennt es nicht das Haus mit der nackten mierte Karl Rahner sein Domizil. Er weiß sich kei- Victoria hoch oben am Runddach? Schackstra- nen Rat mehr, sieht er ja Tag für Tag auf dem Weg ße 2! Man munkelt von Heimlichkeiten, adeligen zur Universität die schlanken Studentinnen, die Eskapaden, wissenschaftlichen Größen, künstle- ihre Körperbräune schon mehr zeigen als bislang rischen Extravaganzen. Wir sind eben am Start schicklich. Was soll da eine Verdammnis, sagt er. nach Schwabing. Im Hof, der nach dem Süden Er kann nicht hin- aber auch nicht wegschauen! ausgerichtet ist, treffliche Sommerfeste, zu de- Ich sehe noch heute sein mißmutiges Gesicht. nen in den sechziger Jahren des letzten Jahr- Nach Schwabing zeigt die Kompaßnadel der hunderts die Starlets aus Film und Ateliers schon beiden Universitäten, deren Institute sich bis sehr offenherzig erscheinen. Hier wird über nach Garching erstrecken.