FRAKTION DIREKT Arbeitsvermittlung Von Norbert Röttgen
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CDU/CSU FRAKTION IM DEUTSCHEN BUNDESTAG I AUSGABE 58 I 20.03.2009 KOMMENTAR Für eine bürgernahe FRAKTION DIREKT Arbeitsvermittlung Von Norbert Röttgen In dieser Woche hat es in der THEMA DER WOCHE Koalition viel Wirbel um die Umbau der Arbeitsverwaltung sogenannten Job- center gegeben. Worum ging es muss verfassungsgemäß sein dabei? Die Unionsfraktion hat Die Fraktion hat die richtige Entscheidung getroffen. einen Vorschlag Sie hat mit ihrem Nein zum Scholz-Vorschlag zum von Bundes- Umbau der Arbeitsverwaltung ein schlechtes und minister Scholz verfassungswidriges Gesetz verhindert. Neben den Norbert Röttgen zur Neu- gravierenden handwerklichen Schwächen des Vor- Erster Parlamentarischer organisation der schlags, ist es derzeit zudem der denkbar un- Arbeitsverwaltung Geschäftsführer günstigste Zeitpunkt zur Umsetzung: Inmitten der in unseren Städten größten Wirtschaftskrise ausgerechnet den Umbau und Kommunen der Arbeitsverwaltung in Angriff nehmen zu wollen, abgelehnt. Zu einem denkbar ungünstigen beweist nicht gerade Weitblick. Zeitpunkt, auf dem Höhepunkt der Ich kenne niemanden aus der Praxis der Arbeitsver- Wirtschafts- und Finanzkrise, sahen seine waltung, der diesen Vorschlag euphorisch begrüßt Pläne den Aufbau von 370 neuen Be- hätte. Im Gegenteil: Gerade von kommunaler Seite Volker Kauder hörden mit neuen Gremien und Personal- hagelt es massive Kritik und auch die Bundesagentur strukturen vor. Statt sich mit ganzer Kraft lehnt den Vorschlag ab. Denn nach den Vor- Vorsitzender der CDU/CSU- um die dringend notwenige Vermittlung stellungen den Sozialdemokraten soll ein neues Bundestagsfraktion und Betreuung von Arbeitslosen Bürokratiemonster mit 370 neuen Behörden und kümmern zu können, wären die Beamten einer neuen oberen Bundesbehörde entstehen - und vor Ort vor allem mit sich selbst be- auch bei den voraussichtlichen Kosten geht die SPD nicht gerade zimperlich schäftigt gewesen. Darüber hinaus hätten vor: 500 Millionen Euro sind dafür zu veranschlagen. Das gewichtigste Argu- sich erhebliche Mehrkosten ergeben – ment gegen diesen Vorschlag ist die Tatsache, dass er verfassungswidrig ist. Es nach unseren Schätzungen bis zu 500 wäre ein Unding, nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, nach dem Mio. Euro jährlich. Die Union steht schon eine Regelung verfassungswidrig ist, einfach den Schluss zu ziehen, nicht die immer für eine möglichst bürgernahe Praxis, sondern die Verfassung zu ändern. Dies wäre ein Umgang mit der Ver- Betreuung von Arbeitslosen, das heißt fassung, den wir nicht für akzeptabel halten. Es ist völlig abwegig, ein Spezial- durch die Kommunen vor Ort. Nur sie system von Mischverwaltung in den Status der Ewigkeit des Grundgesetzes zu kennen die lokalen Gegebenheiten und heben. Gleichzeitig wäre es aus unserer Sicht vermessen, die Mehrheit der können sich flexibel und effektiv um die Großen Koalition für Anstrengungen dieser Art zu missbrauchen. Das wäre das Betroffenen kümmern. Bei der Reform, Gegenteil von glaubwürdiger Politik. für die der Gesetzgeber bis 2010 Zeit hat, Der Vorwurf, der nun von einigen Genossen vorgetragen wird, die Ablehnung werden wir auf diesen Aspekt deshalb der Grundgesetzänderung würde auf dem Rücken der Arbeitslosen ausgetragen, besonderen Wert legen. Außerdem ist absurd. Im Gegenteil: Wir haben verhindert, dass während der größten müssen die Verantwortlichkeiten gegen- Wirtschafts- und Finanzkrise Arbeitsagenturen mit sich selbst und dem Aufbau über dem Bürger transparenter werden – neuer Strukturen beschäftigt wären, statt sich um die Arbeitslosen zu kümmern. so fordert es das Bundesverfassungs- Für die betroffenen Menschen ändert sich nichts. Sie erhalten wie bisher ihre gericht. Die von der SPD im Zusammen- Leistungen von den Kommunen oder den Arbeitsagenturen. Gleichzeitig hang mit unserer Ablehnung der Scholz- können sich die Bürgerinnen und Bürger sicher sein, dass wir an vertretbaren Reform angezettelte Panikmache gegen- Lösungen arbeiten, die der kommunalen Perspektive Rechnung tragen. Mit über den Betroffenen war zu jeder Zeit einer Hauruck-Lösung ist in dieser Frage kein Staat zu machen. unverantwortlich: Kein Arbeitsloser muss aufgrund der Auseinandersetzung um Behördenstrukturen um seine Hilfe fürchten. >>> AKTUELLE STUNDE / AMOKLAUF Trauer und Entsetzen über den Amoklauf von Winnenden Ursula von der Leyen Ilse Falk Johannes Singhammer Reinhard Grindel Michaela Noll Bundesministerin für Stellvertretende Vorsitzender der Arbeits- Obmann im Mitglied der Familie, Senioren, Fraktionsvorsitzende gruppe Familie, Senioren, Innenausschuss Kinderkommission Frauen und Jugend Frauen und Jugend Der schreckliche Amoklauf in Winnenden in der ver- wie 110 im Netz“, sagte die CDU-Politikerin. Unions- gangenen Woche hat uns alle entsetzt. Unsere Gedanken fraktionsvize Ilse Falk mahnte in der Debatte, die sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Auch den Familien müssten sich stärker um das Wohl ihrer Kinder Freunden und Mitschülern der Getöteten gehört unser kümmern, ihnen aber auch Grenzen aufzeigen. „Kinder tiefes Mitgefühl. Unser tiefer Dank gilt den Lehrern, suchen Grenzen, aber tatsächlich wird ihre Welt immer Seelsorgern und Psychologen, die die Schüler betreuen, grenzenloser“, sagte Falk. sowie all denjenigen, die den Freunden und An- gehörigen der Opfer helfen, mit den unfassbaren Er- Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Familie, Senioren, fahrungen zurechtzukommen. Frauen und Jugend der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Singhammer, sagte, Eltern müssten unterstützt Wir werden sorgfältig prüfen, wie die Politik noch mehr werden, „wenn sie ihren Kindern Werte vermitteln“. dazu beitragen kann, derartige Katastrophen in Zukunft Wenn Gewaltspiele eine „hohe Gefahr von Abhängig- zu verhindern. Wir wissen aber auch: Absolute Sicher- keit“ erzeugen könnten, müsse „in der Tat die Alters- heit kann es nie geben. Auch die Möglichkeiten des grenze erhöht werden, und wir müssen auf Nummer Gesetzgebers sind hier begrenzt. Blinder Aktionismus sicher gehen“. Die CDU-Familienpolitikerin Michaela und der rasche Ruf nach schärferen Gesetzen sind ver- Noll richtete sich an alle Eltern: „Mein Appell an alle ständlich, können aber eine sorgfältige Analyse von Eltern ist: Bitte kehren Sie Ihren Kindern nie den Ursache und etwaigen Verbesserungsmöglichkeiten Rücken, geben Sie ihnen die Hand, auch wenn es in der nicht ersetzen. Wir müssen auch in einer so schweren Pubertät manchmal nicht einfach ist!“ Situation einen klaren Kopf bewahren und ver- antwortungsvoll nach Möglichkeiten zu echten Ver- Der CDU-Innenexperte Reinhard Grindel führte aus: besserungen suchen, statt Symbolpolitik zu betreiben. „Wir brauchen eine neue Kultur der Aufmerksamkeit - intensives Kümmern, Zuwendung und das Bemerken An diesem Mittwoch fand eine Aktuelle Stunde von Verzweiflung und Hass. Ich glaube, die schon „Kinder, Jugendliche, Familien stärken - Konsequenzen reflexartige Forderung nach einer Verschärfung des aus dem Amoklauf“ im Deutschen Bundestag statt. Waffenrechts allein greift da deutlich zu kurz. Wir sollten gemeinsam mit dem Deutschen Schützenbund Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen regte und dem Deutschen Jagdschutz-Verband in einen Hilfsangebote für Jugendliche im Internet an. Im welt- Dialog über mögliche Konsequenzen eintreten. Ich weiten Netz solle eine Anlaufstelle eingerichtet werden, wünsche mir eine Diskussion mit Schützen und Jägern an die sich Jugendliche wenden können, sagte von der und ihren Vertretern - und nicht gegen sie -, weil sie Leyen am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde des wertvolle Arbeit leisten und es nicht verdienen, unter Bundestages. Dies sei „im übertragenen Sinne so etwas Generalverdacht gestellt zu werden.“ Ausgabe 58 I 20.03.2009 I www.cducsu.de I 02 >>> JOBCENTER Ablehnung des Gesetzes war die richtige Entscheidung dass der Wähler seine Zustimmung oder Ablehnung konkreter staatlicher Entscheidungen auch auf seinem Wahlzettel mit der Wahl oder Abwahl von Parteien und Politikern dokumentieren kann. Die Mischver- waltung der Jobcenter lässt dies nicht zu. Und die vorgeschlagene Grundgesetzänderung würde diesen Demokratie-Verstoß nicht lösen, sondern ihn lediglich für unbeachtlich erklären und damit perpetuieren. Der Gesetzentwurf von Scholz sah den Aufbau von 370 neuen Behörden und zahlreicher Gremien für jede dieser Behörden vor. Die notwendigen Abstimmungen zwischen den einzelnen Organen hätten in der Konsequenz dazu geführt, dass die ARGEN sich nicht Ilse Falk Günter Krings um die Arbeitslosen gekümmert, sondern nur noch mit sich selbst beschäftigt gewesen wären. Darüber hinaus Stellvertretende Justiziar ergeben sich durch die notwendigen Personalver- Fraktionsvorsitzende stärkungen dauerhaft erhebliche Mehrkosten. Aus diesem Grunde wurde der Vorschlag auch von zahlreichen Verbänden abgelehnt. Aus Sicht von Verdi Die Unionsfraktion hat das Vorhaben zur Änderung würde das ZAG nach dem vorgelegten Gesetzentwurf des Grundgesetzes und die ZAG-Pläne zur Gründung „keinerlei Beitrag zur besseren Betreuung und Ver- von 370 neuen öffentlich-rechtlichen Anstalten ab- mittlung im Hartz IV Bereich leisten“. Damit macht gelehnt, weil hier nicht nur eine neue Behördenstruktur Verdi auf den entscheidenden Aspekt aufmerksam: entstehen würde, sondern sogar die Struktur unseres Das wichtigste Ziel bei der Neuregelung der Hartz-IV- Staatswesens massiv verändert worden wäre. Der Verwaltung muss es sein, eine Organisation zu heutige zweigliedrige Bundesstaat besteht aus Bund schaffen, die in der Lage ist, sich bestmöglich und und Ländern. Just zum 60. Jahrestag unseres