Stärken-Schwächen-Profil mit Entwicklungsperspektiven für die Stadt

HOCHHEIM am

Auftraggeber: Stadt Hochheim Projektleitung: Dr. Stefan Leuninger Projektmitarbeit: B.A. Kulturgeographie Rike Strohmeyer

München, Januar 2013 Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg I Dresden, Hamburg, Köln, München 80807 München, Leopoldstraße 252 Geschäftsführer: Dr. Manfred Bauer, Dr. Stefan Holl E-Mail: [email protected], http://www.gma.biz

Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Vorbemerkung

Im September 2012 erteilte die Stadt Hochheim am Main der GMA, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH, Büro München, den Auftrag zur Erstellung eines Stärken-Schwächen-Profils mit Entwicklungspotenzialen für die Stadt Hochheim am Main.

Für die Bearbeitung der Untersuchung standen der GMA neben Angaben der Auftraggeberin eigene Grundlagendaten sowie Informati- onen des Hessischen Statistischen Landesamtes und des Statistischen Bundesamtes zur Verfügung. Das der Untersuchung zu Grunde liegende Zahlenmaterial wurde einer eingehenden Prüfung unterzogen. Sämtliche Daten und Informationen wurden von den Mitarbei- tern der GMA nach bestem Wissen erhoben, mit der gebotenen Sorgfalt aufbereitet und unter Beachtung wissenschaftlicher Grundla- gen ausgewertet. Auf dieser Basis erfolgte ein intensiver Austausch mit den zuständigen Mitarbeitern der Verwaltung.

Dieser Bericht dient der weiteren Orientierung / Schwerpunktsetzung der Auftraggeberin und anderer Akteure im Stadtmarketing- Prozess. Die GMA verpflichtet sich, die ihr im Zusammenhang mit der Erarbeitung des Berichtes zugeleiteten Daten und Informationen ebenso vertraulich zu behandeln wie die Aussagen und Ergebnisse des Berichtes.

G M A

Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH München, im Januar 2013 LEU / VTJ / wym

Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

INHALTSVERZEICHNIS Seite

1. Einleitung 1

1.1 Einführung und Aufgabenstellung 2

1.2 Vorgehensweise 3

1.3 Projektziele 4

2. Rahmenbedingungen und Standortanalyse 5

2.1 Metropolregion und Regionalverband FrankfurtRheinMain 5

2.2 Landkreis Main-Taunus (MTK) 7

2.3 Mittelzentrum Hochheim am Main 8

2.4 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur 10

2.5 Wanderungsbewegungen 12

Exkurs Demografischer Wandel 14

2.6 Wohnfunktion der Stadt Hochheim 16

Exkurs: Bürgerumfrage 20

Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

2.7 Beschäftigung und Wirtschaftsstruktur 23

2.8 Einzelhandel 29

2.9 Tourismus (mit Kultur) 33

3. Zwischenfazit 40

4. Chancen-Risiken-Bewertung 41

4.1 Demografie und Wohnen 41

4.2 Wirtschaftsstruktur und Entwicklung 43

4.3 Tourismus 44

4.4 Einzelhandel 45

5. Zusammenfassung / Empfehlungen 48

5.1 Zusammenfassung 48

5.2 Empfehlungen 51

Karten- und Abbildungsverzeichnis 53

Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

1. Einleitung

In der Wein- und Sektstadt Hochheim am Main, Bestandteil der Metropolregion FrankfurtRheinMain, wer- den seit einiger Zeit Anstrengungen und Aktivitäten im Bereich Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung unternommen. Ausdruck hierfür ist u. a. die personelle Verstärkung in diesem Bereich in der Verwaltung. Zur Weiterführung dieser Aktivitäten ist geplant, ein Stärken-Schwächen-Profil der Stadt erarbeiten zu las- sen, welches im Weiteren einen Baustein für die Formulierung eines zukunfts- und umsetzungsorientierten

Entwicklungsleitbildes bilden könnte.

Klar ist, dass die Stadt Hochheim, ca. 17.000 Einwohner, allein wegen ihrer geografisch-strukturellen Lage

über eine Reihe von Ansatzpunkten verfügt, die Grundlagen für die Fokussierung von Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung – in Verbindung mit dem Ausbau des Themenbereiches Tourismus / Kultur – bilden könnten. Im Zusammenhang mit dem Stärken-Schwächen-Profil ist auch auf die Ergebnisse der Bürgerum-

frage Hochheim 2010/2011 zu verweisen, die in die Bewertung eingeflossen sind. Ergebnis dieser Befra-

gung war u. a., dass die Lebensqualität in Hochheim und die Zufriedenheit in der Stadt von den Bürgern grundsätzlich als sehr positiv eingeschätzt wird. Dennoch bringt auch diese Befragung zum Ausdruck, dass

in der Bürgerschaft noch nicht ein gleiches Selbstverständnis über wesentliche Stärken und Potenziale des Standortes besteht (u. a. Wirtschaftsförderung / Gewerbeflächenentwicklung / Arbeitsplatzentwicklung).

1 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

1.1 Einführung und Aufgabenstellung

Im Rahmen eines gesamtstädtischen Marketing-Ansatzes, der nicht nur langfristige Perspektiven formu- liert, sondern zugleich kurz- bis mittelfristige Managementthemen aufgreift, bildet eine transparente Stär-

ken-Schwächen-Analyse eine „übliche“ und notwendige Grundlage. Die definierten und bewerteten Stärken und Schwächen von Hochheim am Main beziehen sich auf die Stadt und Region mit ihren Ressourcen und

Potenzialen selbst. Globale bzw. kaum steuerbare Umfeldentwicklungen, z.B. die generelle demographi- sche Entwicklung, der ökonomische Kulturwandel oder aktuelle Trends im Tourismus, sind demgegenüber als Chancen und Risiken der Stadt- und Standortentwicklung zu definieren.

Im Sinne einer konzeptionellen Weiterführung des Stärken-Schwächen-Profils werden im Rahmen der vor- liegenden Untersuchung auch bereits mögliche Chancen und Risiken angesprochen und sinnvolle Entwick-

lungsleitlinien aufgegriffen. Damit bestehen für die Stadt Hochheim am Main Schnittstellen und Anknüp- fungspunkte, die hiermit dokumentierte Arbeit konsequent weiter zu führen.

Vor dem Hintergrund dieser einführenden Bemerkungen liegt somit die Hauptaufgabenstellung der GMA darin, transparent und „unabhängig“ die bedeutenden Stärken und Schwächen der Stadt – gegliedert in die wesentlichen Handlungsfelder der Stadtentwicklung – zu identifizieren und wesentliche Wechselwirkungen

darzustellen.

2 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

1.2 Vorgehensweise

Die Vorgehensweise und der GMA-Untersuchungsbericht gliedern sich in einzelne Teilbausteine. Zu nen- nen sind insbesondere:

a) Aufbereitung vorhandener Entscheidungs- und Planungsgrundlagen; Analyse wesentlicher statistischer Strukturdaten

b) Abstimmungsgespräche mit den zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung; Befahrung / Begehung der städtischen Strukturen

c) Definition von wesentlichen Handlungsfeldern (im Sinne einer ersten Priorisierung für das Stadt- und

Standortmarketing)

d) Stärken-Schwächen-Profile in den definierten Handlungsfeldern

e) Ergänzende Betrachtung von Chancen und Risken in den definierten Handlungsfeldern sowie Ableitung erster Entwicklungsleitlinien.

f) Fazit und Schlussfolgerungen

3 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

1.3 Projektziele

Zusammenfassend liegt das wesentliche Projektziel darin, der Stadt und den projektrelevanten Akteuren eine nachvollziehbare Grundlage für die konsequente Weiterarbeit an einer Stadt- und Standortmarketing-

Konzeption zu geben. Letztlich geht es im Sinne eines integrierten Marketing-Ansatzes darum, wesentliche Chancenfelder herauszuarbeiten, eine Grundlage für die weitere Zielgruppenfokussierung zu erarbeiten

sowie die Basis für die Erarbeitung eines mittelfristigen Umsetzungsprogramms „Stadtmarketing“ zu erhal- ten. Unabdingbar hierfür ist auch eine Einschätzung des Nutzens einzelner Handlungsbereiche für die Stadt- und Strukturentwicklung insgesamt (Stichwort: Priorisierung von Themen).

4 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

2. Rahmenbedingungen und Standortanalyse

2.1 Metropolregion und Regionalverband FrankfurtRheinMain

Die Stadt Hochheim am Main ist durch die Lage in der Metropolregion FrankfurtRheinMain funktional und verkehrlich in einem der wichtigsten Wirtschaftsräume im bundesdeutschen Raum (u. a. Infrastrukturaus-

stattung, Forschung und Entwicklung, Unternehmensbesatz und –netzwerke, Bevölkerungspotenzial) ver- flochten. Zweifelsohne bildet die Region Rhein-Main sowohl auf bundesdeutscher als auch auf europäi-

scher Ebene eine der wichtigsten „Kraftzentren“. Auch zukünftig! Hierdurch ergeben sich Vorteile in Stand- ortmarketing und -werbung, dem Tourismus- / Kulturmarketing und der Entwicklung des Wohnstandortes.

Konkrete Ansatzpunkte für das Stadt- und Standortmarketing in Hochheim am Main ergeben sich z.B. durch die regionale Initiative Regionalpark RheinMain und die initiierte Kulturregion FrankfurtRheinMain.

Die Region FrankfurtRheinMain gliedert sich politisch-administrativ in zwei Bereiche. Zum einen in die Met- ropolregion FrankfurtRheinMain, die Bereiche Hessens, Bayerns und Rheinland-Pfalz umfasst und insge- samt über 5,5 Millionen Einwohner aufweist. Zum anderen umfasst das Gebiet des Regionalverbandes

FrankfurtRheinMain neben den Städten Frankfurt am Main und Offenbach am Main die Landkreise Hoch- taunus, Main-Taunus, Offenbach sowie Teilgebiete der Landkreise Groß-Gerau, Main-Kinzig und Wetterau. Insgesamt gehören dem Regionalverband 75 Kommunen mit rund 2,2 Mio. Einwohnern an. Aufgrund der international bedeutenden Stellung als Verkehrsdrehscheibe, Messe- und Finanzplatz sowie Wissen-

schafts- und Dienstleistungsstandort ist die Region FrankfurtRheinMain mit rund 2,87 Millionen Erwerbstä- tigen und einem Bruttoinlandsprodukt von rund 205 Milliarden Euro eine der bedeutendsten europäischen Metropolregionen. Als Leitbranchen im Dienstleistungsbereich sind zu nennen Finanzwirtschaft, Logistik und Verkehr, Informations- und Kommunikationstechnologien. Im industriellen Sektor sind als Leitbranchen 5 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Automotive, Chemie und Pharma sowie Gesundheitswirtschaft aufzuführen.

Die Stadt Hochheim ist Mitglied im Verein Wirtschaftsförderung Region FrankfurtRheinMain e.V.

Die Bevölkerungszahl ist in der Metropolregion FrankfurtRheinMain zwischen 1999 und 2009 um etwa 1,3 % gestiegen.

6 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

2.2 Landkreis Main-Taunus (MTK)

Der Main-Taunus-Kreis hat etwa 227.670 Einwohner i und erstreckt sich über eine Fläche von 222 km². Im Norden grenzt der Landkreis an den Hochtaunus-Kreis, im Westen an die kreisfreie Landes- hauptstadt , im Nordwesten an den -Taunus-Kreis, im Süden an den Kreis Groß- Gerau sowie im Osten an die kreisfreie Stadt Frankfurt an. Größte Stadt im Landkreis und gleichzeitig Kreisstadt ist Hofheim am Taunus mit etwa 38.440 Einwohnern ii . Der MTK ist nach seiner Fläche der

kleinste in Deutschland, verfügt aber aufgrund des Unternehmensbesatzes über eine hohe ökonomische

Bedeutung. So wird dem MTK im Rahmen der landesweiten Arbeitsnachfrageprognose - im Gegensatz zu anderen hessischen Regionen – ein Wachstum attestiert (vgl. regioPro 2011).

Wirtschaftliche Schwerpunkte im Landkreis liegen v. a. im Dienstleistungsbereich. Insbesondere die Ge- meinden, die im Osten an das Stadtgebiet von Frankfurt angrenzen, konnten in den letzten Jahren bedeu-

tende Unternehmen durch niedrigere Gewerbesteuersätze zur Umsiedlung ihres Firmensitzes bewegen.

Hochheim am Main und Flörsheim-Wicker gehören zu dem Weinanbaugebiet Rheingau. Der Großteil der Städte und Gemeinden im Landkreis Main-Taunus kann jedoch als Pendlerwohngemeinden bezeichnet

werden. Viele Arbeitnehmer pendeln täglich u. a. in die umliegenden Städte Frankfurt, Wiesbaden, und Rüsselsheim.

Die Bevölkerungszahl ist im Landkreis Main-Taunus zwischen 2001 und 2011 um etwa 3,1 % gestiegen iii .

Der MTK ist aufgrund der Lage zwischen den Mainauen und dem mittelgebirgigen Taunus als attraktiver Wohnstandort zu bezeichnen.

7 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

2.3 Mittelzentrum Hochheim am Main

Die Stadt Hochheim am Main ist Teil des Landkreises Main-Taunus und Teil der Metropolregion bzw. des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain. Sie liegt etwa 11 km südöstlich der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden landschaftlich attraktiv von Weinbergen umgeben am rechten Mainufer. Das Stadtzentrum der

rheinlandpfälzischen Landeshauptstadt Mainz liegt in westlicher Richtung ca. 6 km von Hochheim entfernt. Die Stadt Hochheim am Main setzt sich aus der Kernstadt Hochheim und der um dem S-Bahnhof angesie- delten Südstadt sowie dem nordöstlich von der Kernstadt liegenden Stadtteil Massenheim zusammen und hat insgesamt ca. 16.960 Einwohner iv . Laut Landesentwicklungsplan Hessen ist die Stadt Hochheim als

Mittelzentrum ausgewiesen und hat damit eine Versorgungsfunktion, die über die Stadtgrenzen hinaus- reicht.

Die Stadt Hochheim am Main ist durch eine verkehrsgünstige Lage gekennzeichnet und ist somit ein inte- ressanter Wohn- und Arbeitsstandort. Im Westen der Stadt befindet sich ein direkter Autobahnanschluss an die Autobahn A 671. Über die A 671 bestehen Anschlussmöglichkeiten an die Autobahnen A 66, A 60 und

A 3. Mit dem PKW ist der Flughafen Rhein-Main in Frankfurt in ca. 20 Minuten zu erreichen.

Durch den S-Bahnhof in der Südstadt ist die Stadt Hochheim in das S-Bahn-Netz des Rhein-Main-

Verkehrs-Verbundes eingebunden. Die S-Bahn nach Frankfurt verkehrt zur Rushhour (ca. 6:00 – 9:00 Uhr und 16:00 - 19:00 Uhr) im 15-Minuten-Takt. Ansonsten besteht eine ca. 30-minütige-Taktung. Der Haupt- bahnhof Wiesbaden ist ebenfalls im 30-Minuten-Takt von Hochheim am Main in ca. 15 Minuten zu errei-

chen.

Siedlungsstrukturell ist die Stadt in drei Bereiche gegliedert:

• Eine kompakte Kernstadt als Bevölkerungsschwerpunkt und Standort für Unternehmen. Die wesentliche 8 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Gewerbe- und Wohnortentwicklung wird sich hier vollziehen.

• Die im Umfeld des S-Bahnhofes entstandene Südstadt ist verkehrlich und funktional nicht direkt an die

Kernstadt angebunden. Durch die Konversion einer Gewerbebrache sind hier weitere Wohnhäuser ent-

standen.

• Der Ortsteil Massenheim stellt den zweiten Bevölkerungsschwerpunkt dar; weitere Funktionen, z.B. Ver- sorgung / Dienstleistungen, sind nur gering ausgeprägt.

9 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

2.4 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur

Die Stadt Hochheim am Main hat insgesamt ca. 16.960 Einwohner. Im Zeitraum von 2001 bis 2011 war die Bevölkerungsentwicklung mit ca. – 1,6 % leicht rückläufig. Dies entspricht einer zahlenmäßigen Abnahme der Bevölkerungszahl von – 275. Im Zeitraum 2001 bis 2010 stieg die Bevölkerung im Landkreis Main-

Taunus um 2,6 % auf insgesamt ca. 227.400 Einwohner an.

Die Stadt Hochheim liegt im Umfeld der kreisfreien Städte Frankfurt, Wiesbaden, Mainz und in dem einzigen Landkreis Hessens in dem bis 2030 ein Bevölkerungsanstieg prognostiziert wird (2008 - 2030: + 0,7 %).

Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung seit 2001 im Vergleich

104,0%

103,0% 102,6% 102,0%

101,0%

100,0%

99,0% 98,4%

98,0%

97,0%

96,0% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Hochheim am Main Landkreis Main-Taunus

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt 2012, Stand jeweils 31.12.

10 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Abbildung 2 zeigt die Bevölkerungsstruktur der Stadt Hochheim am Main 2010 im Vergleich mit den über- geordneten Gebietskategorien. Sowohl im Landkreis Main-Taunus als auch in Hessen und der Stadt Hoch-

heim überwiegen die Altersgruppen zwischen 45 und 65 Jahren sowie der Älteren.

Abbildung 2: Bevölkerungsstruktur im regionalen Vergleich 2010

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14%

unter 3

6 bis unter 10

15 bis unter 18

20 bis unter 25 30 bis unter 35

40 bis unter 45

50 bis unter 55

60 bis unter 65

75 Jahre und älter Hochheim am Main Landkreis Main-Taunus Hessen

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt 2012, Stand 31.12.2010

11 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

2.5 Wanderungsbewegungen

Die Stadt Hochheim am Main liegt in der Metropolregion FrankfurtRheinMain. Für die Arbeitnehmer aus der Region stellt die Stadt aufgrund der guten verkehrlichen Erreichbarkeit einen guten potenziellen Wohn- standort dar. Im Jahr 2010 wies die Stadt Hochheim am Main einen positiven Wanderungssaldo von + 42

Zuzügen auf. Der Wanderungssaldo ergibt sich aus der Differenz der 817 Zuzüge und der 775 Fortzüge über die Gemeindegrenze im Jahr 2010.

In Abbildung 3 sind die Zu- und Fortzüge für die Jahre 2008 bis 2010 gegenübergestellt.

Abbildung 3: Zu- und Fortzüge in der Stadt Hochheim am Main

840

820 819 817 800 807 803 780

760 775

740 746

720

700 2008 2009 2010

Zuzüge Fortzüge

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt 2012, Stand 31.12.2010

12 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

In der nachstehenden Abbildung ist der Anteil der Deutschen bzw. Nichtdeutschen an den Zu- bzw. Fort- zügen im Jahr 2010 in der Stadt Hochheim dargestellt. Sowohl bei den Zu- als auch den Fortzügen stellen

Personen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, ca. 25 %.

Abbildung 4: Zahlenmäßige Verteilung der Zu- und Fortzüge nach Herkunft

Fortgezogene 623 152

Zugezogene 651 166

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900

Deutsche Nichtdeutsche

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt 2012, Stand 31.12.2010

13 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Exkurs Demografischer Wandel

Im Auftrag des Hessischen Rechnungshofs wurde durch die arf Gesellschaft für Organisationsentwick- lung mbH für die Stadt Hochheim eine Vergleichende Prüfung zum Thema „Demografischer Wandel“ nach dem Gesetz zur Regelung der überörtlichen Prüfung kommunaler Körperschaften in Hessen

(ÜPKKG) durchgeführt. Der Schlussbericht wurde im Februar 2010 veröffentlicht. Im Vordergrund der Untersuchung der insgesamt 29 Städte und Gemeinden stand die Analyse, ob und inwieweit die Kom- munen vom demografischen Wandel betroffen sind, welche Folgen absehbar sind sowie ob und wie die Kommune auf die Entwicklungen angemessen reagiert.

In dem Schlussbericht sind die Ergebnisse der Untersuchung bezüglich der Bevölkerungsprognose für

die Stadt Hochheim am Main sowie der Ist-Zustand, die Wirkungen des demografischen Wandels und die künftigen Handlungsbedarfe in den Themenfeldern Wohnbebauung, Technische Infrastruktur, soziale und kulturelle Einrichtungen sowie kommunaler Haushalt zusammengefasst.

Ein wesentliches Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Stadt Hochheim die bisherige Veränderung der Alterstruktur hin zu einer älteren Gesellschaft aktiv aufgegriffen hat. Ferner ist feststellbar, dass die

Stadt in den letzten Jahren die natürliche Bevölkerungsentwicklung durch Wanderungsgewinne ausglei-

chen konnte. Trotz der zahlreichen Standortfaktoren die Hochheim als attraktiven Wohnstandort auswei- sen, besteht das Risiko aus Sicht von arf , dass bei einer Abnahme der Bevölkerung die Attraktivität des Wohnstandortes nachlässt sobald Wohnraum im „Überfluss“ zur Verfügung steht. v

Im Schlussbericht der Vergleichenden Prüfung wird außerdem auf die Notwendigkeit hingewiesen die

14 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Leistungen der Stadt Hochheim z.B. im Bereich der Kinderbetreuung vi dem zurückgehenden Bedarf an- zupassen. Dies ist v. a. vor dem Hintergrund der steigenden Belastung des kommunalen Haushalts

durch einen Einnahmerückgang im städtischen Haushalt und einem gleichzeitig wachsenden Bedarf an Unterstützungsleistungen von Seiten der älteren Menschen von hoher Bedeutung.

Im Schlussbericht „Demografischer Wandel“ sind Handlungsempfehlungen für die Stadt Hochheim for-

muliert. So wurde auch hier angeregt, zu prüfen ob das Leitbild der Stadt Hochheim fortgeschrieben werden kann bzw. ein anderes Instrument geeignet ist, „ein strategisches Zukunftsbild abzubilden, das

als Orientierung für Politik und Verwaltung geeignet ist“.

15 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

2.6 Wohnfunktion der Stadt Hochheim

Die Stadt Hochheim verfügt an drei Hauptstandorten über attraktive Wohnlagen. Der Großteil der Wohnge- biete der Stadt Hochheim liegt in der Kern- bzw. Altstadt. Darüber hinaus stellen die Südstadt sowie der

Stadtteil Massenheim zwei weitere attraktive Wohnstandorte dar.

Zur Zeit bestehen Planungen im Rahmen des Bebauungsplans Nr. XXXIII zwischen der Nordenstädter Straße und der Massenheimer Landstraße größere Siedlungsflächen als Allgemeines Wohngebiet mit über

200 Bauplätzen auszuweisen.

Im Jahr 2010 wurden in Hochheim 16 Wohngebäude – darunter 15 Ein- und Zweifamilienhäuser – fertig gestellt. Durch weitere Wohnungen in Nichtwohngebäuden entstanden somit insgesamt 24 Wohnungen im Jahr 2010. Damit wird ein wichtiger Akzent zur Stärkung der Wohnfunktion gesetzt.

Insgesamt gab es 2010 in Hochheim ca. 7.950 Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden. Im Jahr 2010 wurden außerdem 3 Wohngebäude (Einfamilienhäuser) genehmigt. In 4 weiteren Nichtwohngebäu-

den sind insgesamt 13 Wohnungen geplant. Am 31.12.2010 gab es in der Stadt Hochheim insgesamt ca.

3.430 Wohngebäude. Der Großteil dieser Wohngebäude (ca. 60 %) waren Einfamilienhäuser. Die restli- chen Wohngebäude waren Mehrfamilienhäuser mit zwei oder mehr Wohnungen (ca. 40 %). Nach unserer Einschätzung bestehen auch in den verdichteten Wohnbereich keine sozialen Brennpunkte.

Laut Immoscout – einem großen Online-Immobilienmarkt - liegen die Preise für eine durchschnittliche Kalt-

miete in der Stadt Hochheim am Main zwischen 6,60 und 8,00 € pro Quadratmeter. Die durchschnittlichen

Kaufpreise liegen in Hochheim zwischen 1.000,- und 1.500,- € pro Quadratmeter.

Die Stadt Hochheim verfügt über ein breites Spektrum verschiedener Bildungs- und sozialer Infrastruktur-

16 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

einrichtungen. In Hochheim gibt es insgesamt zwei Grundschulen, eine integrierte Gesamtschule mit Ganz- tagsangebot sowie eine Berufliche Schule und eine Schule für körperbehinderte Kinder und Jugendliche die an das Antoniushaus angegliedert ist. Für die Betreuung von Kindern stehen eine Vielzahl verschiede- ner Kindertagesstätten in kommunaler sowie privater und kirchlicher Trägerschaft zur Verfügung.

In ihrer Freizeit können die Kinder und Jugendlichen die insgesamt 15 öffentlichen Spielplätze in Hochheim und im Ortsteil Massenheim nutzen. Darüber hinaus gibt es einen Jugendraum in Massenheim, zwei Ju- gendhäuser in Hochheim und die Stadtbücherei in der Altstadt von Hochheim.

In der Stadt Hochheim am Main ist durch das vielfältige Angebot der ansässigen Vereine ein breites Spekt- rum an Sport- und Freizeitmöglichkeiten sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene ge-

geben.

Einen wichtigen Stellenwert nimmt das Antoniushaus in der Stadt Hochheim ein. Insgesamt sind in den Einrichtungen des Antoniushauses über 300 Mitarbeiter beschäftigt. Die Antoniushaus GmbH ist ein mo- dernes, karitatives sowie gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen. Die unterschiedlichen Einrichtun- gen des Antoniushauses haben sich auf die schulische, berufliche sowie soziale Rehabilitation körper- und

mehrfachbehinderter Menschen spezialisiert.

Das Angebot bzw. Leistungsspektrum des Antoniushauses verteilt sich auf die folgenden Einrichtungen:

• Peter-Josef-Briefs-Schule: Förderschule für Kinder und Jugendliche mit Körperbehinderung

• Beratungs- und Förderzentrum (BFZ)

• Edith-Stein-Schule: Berufliche Schule für Jugendliche und junge Erwachsene mit Körperbehinderung

Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung

17 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

• Internat der Förderschule (IFS)

• Internat der Beruflichen Schulen (IBS)

• Wohnen für Erwachsene

• ambulant betreutes Wohnen

Karte 1: Übersicht der Kindertagesstätten in der Stadt Hochheim

10

Legende: Kindertagesstätten

4 1 „Am Apfelbaum“ 2 2 „Pusteblume“ 6 3 „Farbenzauber“ 1 7 4 Schulkinderhaus 9 8 5 5 „Tausendfüßler“ 6 „Rappelkiste“ 7 St. Elisabeth 8 St. Joseph 3 9 Ev. Kindertagesstätte 10 „Spatzenscheune“ Quelle: RegioGraph Planung 2012, Kindertagesstätten: Stadt Hochheim, GMA-Bearbeitung 2013

18 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Das Team der Stadtverwaltung „Soziales und Senioren“ richtet sich gezielt an ältere Einwohner und Men- schen mit Behinderung. Auf der Homepage der Stadt Hochheim gibt es eine Reihe an Informationen und Hinweise z.B. zu mobilen sozialen Hilfen, Freizeitmöglichkeiten, Gesundheitsangeboten und Seniorentref- fen in Hochheim.

Die Stadt Hochheim hat sich in den letzten Jahren intensiv mit den Konsequenzen des demografischen Wandels auseinander gesetzt und in dem Abschlussbereicht „Planung für ältere Menschen“ zur Thematik „Älterwerden in Hochheim“ eine umfassende Analyse zur aktuellen Situation inklusive ausgearbeiteter Handlungsempfehlungen veröffentlicht.

In Hochheim besteht ein vielfältiges Ärzteangebot verschiedener Fachrichtungen.

19 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Exkurs: Bürgerumfrage

Im Winter 2010 / 2011 wurde in Hochheim am Main eine Bürgerbefragung durchgeführt. Ziel war es die Zufriedenheit mit dem Wohnstandort Hochheim sowie die persönlichen Einschätzungen zu charakteristi- schen Merkmalen der Stadt Hochheim zu erfassen. Darüber hinaus beinhaltete der Fragebogen Fragen zu Vereinsaktivitäten, sozialen Kontakten sowie zu demografischen Merkmalen. Durch einen Rücklauf

von 52 % ist von einer Repräsentativität der quantitativen Erhebung auszugehen.

Dreiviertel der befragten Bewohner sind zufrieden bis sehr zufrieden in der Stadt Hochheim am Main zu

leben. Hinsichtlich der Lebensbereiche „Feste und Märkte“, „Rad- und Wanderwege“ und dem Bereich „Einkaufsmöglichkeiten“ besteht die größte Zufriedenheit der Befragten. An erster Stelle der häufigsten Nennungen bezüglich positiver Aspekte von Hochheim lag die zentrale, geografische Lage gefolgt von

der Altstadt. Die Verkehrssituation sowie der Fluglärm bestimmten aus Sicht der befragten Bürger die

negativen Eigenschaften der Stadt Hochheim.

Die Ergebnisse der Bürgerumfrage zeigen, dass Hochheim am Main von den Bürgern eindeutig als Weinstadt wahrgenommen wird. An zweiter Stelle der häufigsten Eigenschaften von Hochheim wird das

Merkmal „Stadt zum Wohnen“ genannt. Dies spiegelt die positiven Ergebnisse hinsichtlich der Zufrie- denheit mit dem Wohnstandort und der Lebensqualität in Hochheim wider.

Auf die Frage, was einem als erstes einfällt wenn man an Hochheim denkt, verwies ein Großteil der Be-

fragten auf den jährlich stattfindenden „Hochheimer Markt“. An zweiter und dritter Stelle der häufigsten Nennungen stehen die Begriffe „Wein“ und „Weinberge“.

20 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Insgesamt zeichnen die Ergebnisse der Bürgerumfrage ein positives Bild der Stadt Hochheim am Main als beliebten Wohnstandort. Im Selbstbild werden der Wirtschaftsstandort und die touristischen Potenzia-

le durch die Bürger noch nicht wahrgenommen.

Einer anhaltend hohen Nachfrage nach Wohneinheiten versucht die Stadt Hochheim v. a. mit den aktuellen Planungen eines Wohngebietes (Bebauungsplan Nr. XXXIII) zu begegnen. Des Weiteren bestehen Pla- nungen zur Umwandlung eines derzeit bestehenden Industriegebietes in ein Wohngebiet (Bebauungsplan Nr. VII c – 5. Änderung) sowie die Neuausweisung eines Misch- und Gewerbegebietes (Bebauungsplan Nr.

XXXIX).

Im Folgenden werden die wesentlichen Stärken und Schwächen hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung sowie der Wohnstandortfaktoren dargestellt.

Stärken Schwächen + Die Stadt Hochheim verfügt über attraktive − In den letzten zehn Jahren war die Bevölke- Wohnlagen (auch die Innenstadt). Ein weiteres rungsentwicklung rückläufig. größeres Wohngebiet ist geplant. − Durch die Nähe zum Frankfurter Flughafen sind + Seit 2009 weist Hochheim wieder ein positives die Wohngebiete von Hochheim zum Teil vom

Bevölkerungswachstum auf. Fluglärm betroffen. + Durch die naturräumliche Attraktivität, die hohe − Die Stadt Hochheim verfügt derzeit über gerin- innerstädtische Aufenthaltsqualität sowie die ge Flächen für aktuell bebaubare Wohnbauge- Flusslage verfügt Hochheim über eine Reihe biete (Flächenentwicklung ist aber in „Bearbei- von positiven sogenannten „weichen“ Standort- tung“). faktoren. − Es sind Tendenzen der „Überalterung“ der + Charakteristisch für Hochheim ist die attraktive, Stadtgesellschaft festzustellen. gut erreichbare Lage im Umland des dynami- − Fehlende Barrierefreiheit und „optischer“ Zu- 21 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

schen Oberzentrums Frankfurt und in der Met- stand des S-Bahnhofes. ropolregion FrankfurtRheinMain. − Fehlende Versorgungsangebote in Massen- + Durch den S-Bahnhof ist die Stadt Hochheim heim. am Main in das öffentliche Nahverkehrsnetz der Region Frankfurt / Wiesbaden eingebunden. + Die Stadt Hochheim verfügt über ein differen- ziertes soziales Infrastrukturangebot (u. a. „Netz“ an Kinderbetreuungseinrichtungen) + Das Antoniushaus bietet ein vielfältiges Betreu- ungs- und Bildungsangebot für körper- und mehrfachbehinderte Menschen.

Daraus ergeben sich drei Schwerpunktsetzungen:

• Mit der Ausweisung neuer Wohngebiete bestehen aufgrund der guten Rahmenbedingungen gute Mög-

lichkeiten, gerade Familien und Arbeitskräften ein attraktives Umfeld anzubieten. Der „Zuzug“ von Be- völkerung ist realistisch und bietet den wichtigsten „Hebel“ zur Stabilisierung der Bevölkerungszahl.

• Wohnort- und Standortmarketing ergänzen sich. Dort wo attraktive Arbeitsplätze entstehen, gibt es ei-

nen Bevölkerungszuzug und umgekehrt. Integriertes Stadtmarketing greift diese Zusammenhänge und Chancen auf. Eine „Top-Kinderbetreuung“ könnte ein Profilierungsfeld darstellen.

• Es ist weiterhin anzustreben, die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung sowohl im Einzelhandel als

auch bei Dienstleistungen zu stärken. D.h. integrierte Versorgungslagen sind eindeutig zu präferieren. Darüber hinaus stellt die Entwicklung von Versorgungsmöglichkeiten bzw. mit Dienstleistungsangeboten

in Massenheim eine besondere Herausforderung dar.

22 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

2.7 Beschäftigung und Wirtschaftsstruktur

In Hochheim waren zum 31.12.2010 ca. 3.570 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort ge- meldet. Etwa 31 % der Beschäftigten sind dem Produzierenden Gewerbe zuzuordnen. Im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr sind ca. 25 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten tätig. Der überwie-

gende Anteil der Beschäftigten in Hochheim am Main ist im Dienstleistungssektor beschäftigt (ca. 43 %). Nur ein sehr geringer Teil (ca. 0,5 %) der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind im primären Sek- tor (Land- und Forstwirtschaft) beschäftigt.

Im Zeitraum 2000 bis 2010 war die Beschäftigtenentwicklung in der Stadt Hochheim am Main mit insge- samt ca. – 3,4 % rückläufig. Wie in Abbildung 5 dargestellt verzeichnete Hochheim bis 2002 einen Anstieg

der Beschäftigten, von 2002 bis 2007 nahm die Beschäftigtenzahl jedoch um insgesamt ca. 17 % ab. Seit 2007 ist wieder ein leichter Anstieg der Beschäftigtenzahl zu vermerken.

Im Jahr 2011 lag die Arbeitslosenquote vii im Landkreis Main-Taunus bei 5,1 %.

Mit dem neuen Gewerbegebiet „Östliche Frankfurter Straße“ ergeben sich erwartbare positive Impulse für Betriebe und Beschäftigtenentwicklung. Auf rund 16,4 ha Netto-Baulandfläche (Mischgebiet, Gewerbege- biet, Industriegebiet) ergeben sich An- und Umsiedlungspotenziale für kleinere und größere Betriebe, wo-

bei die Planung richtigerweise eine flexible Grundordnung zu Grunde legt (u. a. nachfrageorientierte Er-

schließung). Nach GMA-Erfahrungen kann insgesamt mit einer Größenordnung von rund 800 Arbeits- und Ausbildungsplätzen in dem Gebiet kalkuliert werden.

23 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Abbildung 5: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 2000

112,0%

108,0%

104,0%

100,0% 98,2%

96,0% 96,6%

92,0%

88,0% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Hochheim am Main Landkreis Main-Taunus

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt 2012, Stand jeweils 30.06.

Im Folgenden werden die wesentlichen Stärken und Schwächen hinsichtlich der Beschäftigtenentwicklung sowie der Wirtschaftsstruktur dargestellt:

Stärken Schwächen + Anstieg der Beschäftigtenzahl seit 2008 (erst- − Unterdurchschnittliche Beschäftigtenentwick- mals seit 2001), wobei dennoch eine recht ge- lung in den letzten zehn Jahren im regionalen ringe Ausstattung an Arbeitsplätzen feststellbar Vergleich; unterdurchschnittliche Arbeitsplatz- ist. ausstattung.

24 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

+ Durch die funktionale Lage im bedeutenden − Insgesamt negative Beschäftigtenentwicklung Wirtschaftsraum Metropolregion Frank- seit 2000, die v. a. durch größere Betriebs- furtRheinMain ergeben sich positive Wirkungen schließungen geprägt ist. auf Bestandsentwicklung und Neuansiedlung; − Das Übernachtungsangebot für Geschäftsrei- grundsätzlich ist auch zukünftig eine hohe regi- sende ist ausbaufähig (inkl. Tagungsbereich). onale Dynamik zu erwarten. − Der Dialog ist mit den Unternehmen zu intensi- + Nähe zu den Oberzentren Mainz und Wiesba- vieren. den und damit verbundene Synergien und An- siedlungspotenziale. + Hohes Arbeitskräftepotenzial als attraktiver Wohnstandort sowie durch die Lage im Bal- lungsraum. + Sehr gute verkehrliche Erreichbarkeit der Stadt

über die Straße (Direktanbindung Autobahn) und gute S-Bahn-Anbindung an die Oberzent-

ren Frankfurt und Wiesbaden. + Nähe zum Flughafen Frankfurt Rhein-Main. + Geplantes Gewerbe- / Industriegebiet mit einer ausreichenden Dimension (Bestandentwick- lung, Ansiedlung) für einen mittelfristigen Zeit- horizont. + „Kurze“ Wege im Rathaus, inklusive persönliche Betreuung von Investoren und Bestandsunter- nehmen. + Überzeugende Entwicklung des Gewerbegebie- tes durch die gewählte Konzeption mit der HLG (Mischgebiet, Gewerbegebiet, Industriegebiet). + Niedriger Gewerbesteuersatz.

+ Vorhandene personelle Ressourcen in Verwal- 25 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

tung durch Neueinstellung eines Wirtschaftsför- derers. + Positives Image als Wein- und Sektstadt; attrak- tives Stadtbild.

Daraus ergeben sich fünf Schwerpunktsetzungen:

• Die Flächen des neuen Gewerbe- / Industriegebietes sind auch für eine aktive und zielgerichtete Ansied- lung von neuen Unternehmen zu nutzen. Im Mittelpunkt stehen sicherlich Standortbewegungen im 10 bis 30-km Radius, die es aktiv durch die Wirtschaftsförderung „zu beobachten“ gilt. Das Gewerbege- biet muss aber auch die Bestandsentwicklung, d.h. die ansässigen Unternehmen, berücksichtigen. Ge-

werbeflächen sind auch perspektivisch ein knappes Gut und sollten entsprechend zielgerichtet vermark- tet werden.

• Hinsichtlich der günstigen Lage im Ballungsraum FrankfurtRheinMain ist das Übernachtungs- / Touris- mus-Angebot für Geschäftsreisende weiter auszubauen. Dies kann sowohl durch die Bestandsentwick- lung als auch die Neuansiedlung eines Hotels an einem geeigneten Standort erfolgen.

• Durch die neuen Flächen des Gewerbe- und Industriegebietes ist das Image der Stadt Hochheim als Wirtschaftsstandort stärker auszubauen. Das neue Gewerbegebiet ist auch unter Einnahmegesichts-

punkten, Stichwort Gewerbesteuer, zu werten.

• Aktive Mitarbeit der Wirtschaftsförderung in regionalen Netzwerken (z.B. Branchen- und Technologieini- tiativen), um Bestandsentwicklung und Neuansiedlung zu fördern. Eine weitere und notwendige Per-

spektive liegt sicherlich in einer engen Projektzusammenarbeit mit lokalen Unternehmen (z.B. in Form eines Unternehmerbeirates). 26 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

• Weitere Ansiedlung von Gewerbe-, Dienstleistungs- und Einzelhandelsbetrieben in der Innenstadt, um somit einen Beitrag zur Angebotsvielfalt zu leisten. D.h. im Gegenzug den eingeschlagenen Weg, Ein-

zelhandelsentwicklungen in der neuen Gewerbegebietslage auszuschließen, konsequent beizubehalten.

27 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Karte 2: Bebauungsplan "Gewerbegebiet östliche Frankfurter Straße“

Quelle: Stadt Hochheim, GMA-Bearbeitung 2012

28 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

2.8 Einzelhandel

Im Leitbild für den Regionalen Flächennutzungsplan (RegFNP) sowie den Regionalplan wird das Ziel einer „Region der starken Zentren“ verfolgt. Um eine wohnortnahe Nahversorgung der Bevölkerung und eine

Stärkung der Innenstädte, Stadt- und Ortsteilzentren sicherzustellen wurde im Jahr 2004 von der Ver- bandskammer des Planungsverbandes FrankfurtRheinMain der Beschluss verabschiedet ein Regionales

Einzelhandelskonzept (REHK) erstellen zu lassen. Dieses wurde in den Regionalen Flächennutzungsplan 2010 integriert.

Neben der Festlegung der Versorgungskerne und der zentralen Versorgungsbereiche lag der Fokus v. a. bei der Ausweisung bzw. Festlegung von Sondergebietskategorien für den großflächigen Einzelhandel. Im REHK wird zwischen einem Sondergebiet Nahversorgung (SO Nahversorgung), einem Sondergebiet Ein-

kaufszentrum (SO Einkaufszentrum) sowie verschiedenen Fachmärkten (z.B. SO Möbel) unterschieden.

Laut dem REHK ist die „Ausweisung, Errichtung oder Erweiterung von großflächigem Einzelhandelsvorha- ben grundsätzlich nur in den Ober- und Mittelzentren zulässig“ (d.h. auch in Hochheim).

Im Regionalen FNP ist hinsichtlich der Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsvorhaben mit zentrenrele- vanten Sortimenten festgeschrieben, dass diese ausschließlich in den zentralen Versorgungsbereichen an-

zusiedeln sind.

In Karte 2 sind der für Hochheim ausgewiesene zentrale Versorgungsbereich sowie der Versorgungskern

dargestellt. Darüber hinaus sind sonstige Einzelhandelsstandorte und die Sondergebiete für den großflä- chigen Einzelhandel dargestellt.

29 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Karte 3: Zentraler Versorgungsbereich der Stadt Hochheim am Main

Legende:

SO Nahversorgung SO Möbel

Quelle: Regionalplan Südhessen / Regionaler Flächennutzungsplan 2010; GMA-Bearbeitung 2012

30 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Der Einzelhandel im Innenstadtbereich der Stadt Hochheim am Main ist vorwiegend kleinstrukturiert und umfasst vornehmlich Fachgeschäfte (inkl. Lebensmittelhandwerk) aus einer Vielzahl von Branchen. Größe- re Magnet- / Ankerbetriebe fehlen im Innenstadtbereich.

Im Lebensmittelbereich besteht in der Kernstadt ein ausreichendes Angebot. In der Stadt Hochheim gibt es

zwei Lebensmittelvollsortimenter sowie drei Lebensmittel-Discounter. Einer der beiden Lebensmittelvollsor- timenter (REWE) befindet sich im nordwestlichen Stadtgebiet und trägt zur wohnortnahen Nahversorgung der umliegenden Wohngebiete bei. Einer der drei Lebensmitteldiscounter (NETTO) liegt an der Bur- geffstraße und somit am Rande des zentralen Versorgungsbereichs der Stadt Hochheim am Main. Die

zwei weiteren Lebensmittel-Discounter (LIDL und ALDI) sowie ein zweiter REWE-Markt sind entlang der Frankfurter Straße im östlichen Bereich der Kernstadt Hochheim angesiedelt. Diese Anbieter aus dem Segment Lebensmittel werden an dem Standort Frankfurter Straße durch einen Getränkemarkt sowie ei- nen Drogeriemarkt ergänzt.

Hinsichtlich der einzelhandelrelevanten Kaufkraft weist die Stadt Hochheim am Main eine überdurchschnitt-

liche Kennziffer von 111,1 auf, d.h. die verfügbare Pro-Kopf-Kaufkraft liegt deutlich über dem Durchschnitt.

Insgesamt liegt das Kaufkraftpotenzial bei 100 Mio. Euro pro Jahr.

Im Folgenden werden die wesentlichen Stärken und Schwächen des Einzelhandelsstandortes Hochheim dargestellt:

Stärken Schwächen + Konzentration der Einzelhandelsbetriebe auf − Fehlen von größeren „Leitbetrieben“ mit Mag-

die Innenstadt; Fußläufigkeit der Einzelhandels- netfunktion im Innenstadtbereich. lagen. − Begrenztes Marktgebiet aufgrund der umlie- + Gut entwickelte Nahversorgungssituation (mit genden Mittel- und Oberzentren; große Fach-

31 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Ausnahme der „Südstadt“ und des Ortsteils marktangebote im direkten Stadtumfeld. Massenheim). − Kaum Versorgermöglichkeiten im Stadtteil Mas- + Vielfältiger (Fach-)Einzelhandelsbesatz im Zent- senheim (und der Südstadt). rum. − Wegfall des Drogeriewarenangebotes im In- + Positive Bevölkerungsentwicklung in den letzten nenstadtbereich durch die „Schlecker- Jahren, überdurchschnittliches Kaufkraftpoten- Insolvenz“. zial.

+ Städtebaulich attraktives Umfeld im Innenstadt- bereich mit ergänzenden Dienstleistungen (u. a. Ärzte) und Gastronomiebetrieben.

+ Zusätzliche Kaufkraftpotenziale durch Touris- mus und Naherholung.

Daraus ergeben sich folgende Handlungsansätze:

• Konsequentes Beibehalten der Grundorientierung, innenstadtrelevante Sortimente nur in integrierten

Lagen, insbesondere in der Innenstadt, zu zulassen. Konsequentes Festhalten am Ziel, Einzelhandel im Gewerbegebiet nicht zu zulassen.

• Intensive Prüfung der Möglichkeiten, den Einzelhandelsbestand in Innenstadt durch Magnetbetriebe (z.B. Drogeriewaren) zu ergänzen.

• Entwicklung von leistungsfähigen Nahversorgungsstrukturen im neuen Wohngebiet (Bebauungsplan NR. XXXIII).

• Nutzung der Tourismus- und Naherholungspotenziale für die Einzelhandelsentwicklung; stärkere „Prä-

senz“ des Themas Wein / Sekt im Innenstadtbereich. Konsequente Weiterentwicklung von Servicean-

32 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

geboten.

• Intensivierung der Zusammenarbeit aller Betriebe und Ausbau der Kooperation mit der Stadt.

2.9 Tourismus (mit Kultur)

Die Stadt Hochheim am Main verfügt durch die Lage am Main und die umliegenden Weinberge über ein hohes touristisches Potenzial für Wanderer, Radfahrer, Weininteressierte und sonstige Tages- und Aus-

flugsgäste. Ergänzend werden derzeit kulturelle Angebote entwickelt, die sowohl den Wohnstandort auf- werten als auch das touristische Angebot ergänzen.

Hinsichtlich des Angebots für Gäste und Besucher der Stadt Hochheim am Main standen im Jahr 2010 ins-

gesamt 11 geöffnete Beherbergungsbetriebe mit 332 Betten zur Verfügung. Die Beherbergungsbetriebe in Hochheim sind eher dem mittleren bis niedrigen Preisniveau zuzuordnen. Anstrengungen zur Ansiedlung

eines größeren Hotels waren bislang (noch) nicht erfolgreich, wobei aus GMA-Sicht der bislang präferierte Standort nicht zum spezifischen Stadtprofil passte. Die Standortwahl für ein Hotel viii müsste stärker die spe-

zifischen Potenziale Hochheims (z.B. ein Standort mit städtebaulichen und / oder landschaftlichen Qualitä- ten) aufgreifen.

33 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Abbildung 6: Durchschnittliches Bettenangebot vs. Aufenthaltsdauer in Hochheim am Main

350 3

300 2,5

250 2

200 1,5

150 Tagen

1 100 0,5 Bettenangebot durchschnittliches 50 durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Aufenthaltsdauer durchschnittliche

0 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

durchschnittliches Bettenangebot durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Tagen

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt 2012, Betriebe mit neun oder mehr Betten und Campingplätze, Stand jeweils 31.12.

In Hochheim gibt es eine Vielzahl gastronomischer Einrichtungen. Charakteristisch für ein Weinanbauge-

biet sind die Straußwirtschaften der Winzer. Auf der Homepage der Stadt Hochheim sind die gastronomi- schen Betriebe in verschiedenen Kategorien zusammengestellt. Außerdem gibt es einen Flyer für alle Straußwirtschaften in Hochheim. Des Weiteren intensiviert die Stadtverwaltung sinnvoller Weise die Zu-

sammenarbeit mit den Winzern.

Für Aktivurlauber gibt es in Hochheim ein vielfältiges Angebot. Im Juli 2012 wurde der Weinerlebnisweg

Oberer Rheingau eröffnet. Einen weiteren Wanderweg in Hochheim stellt der Weinbergswanderweg dar. 34 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Zudem liegt eine Route des Regionalparks der Metropolregion FrankfurtRheinMain auf der Gemarkung von Hochheim. Auch für Radfahrer bietet Hochheim am Main mit dem Main-Ufer-Radweg ein beliebtes Aus- flugsziel.

Das kulturelle Angebot in der Stadt Hochheim am Main umfasst zum einen das erste hessische Weinbau- museum, das Otto-Schwabe-Heimatmuseum sowie die Hochheimer Kunstsammlung. Besondere Sehens- würdigkeiten sind die historische Altstadt, der Königin-Victoria-Berg und v. a. das Wahrzeichen der Stadt, die Pfarrkirche St. Peter und Paul.

Die Stadt Hochheim ist außerdem bekannt für den im Herbst stattfindenden Hochheimer Markt, der zu den größten Jahrmärkten in Deutschland zählt. Im Sommer findet in der Stadt das Hochheimer Weinfest statt, das Livemusik und ein vielfältiges Rahmenprogramm bietet und zusammen mit einem verkaufsoffenen

Sonntag veranstaltet wird.

35 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Abbildung 7: Entwicklung der Übernachtungszahlen im Vergleich

122,0%

116,0% 117,7% 110,0% 104,0%

98,0%

92,0% 97,9%

86,0%

80,0% 74,0%

68,0%

62,0% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Hochheim am Main Landkreis Main-Taunus

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt 2012, Stand jeweils 31.12.

Hinsichtlich der touristischen Nachfrage weist die Stadt Hochheim am Main eine positive Entwicklung auf.

Die Übernachtungszahlen sind in den letzten zehn Jahren durch einzelbetriebliche Maßnahmen (z.B. Sa- nierung) stark gestiegen (vgl. Abbildung 7). Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag 2010 bei 1,9 Tagen.

Eine wichtige touristische Kennzahl stellt die Tourismusintensität dar (Übernachtungen pro Tausend Ein- wohner). Die Tourismusintensität in Hochheim lag 2010 bei 1.933 Übernachtungen pro Tausend Einwohner

(vgl. Landkreis Main-Taunus 2.766 pro 1.000 Einwohner). Die Entwicklungszahlen weisen daraufhin, dass in Hochheim durchaus Potenzial zur Steigerung der Übernachtungszahlen besteht, wenn das Übernach-

36 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

tungsangebot „stimmt“.

Im Folgenden werden die wesentlichen Stärken und Schwächen hinsichtlich des touristischen Angebots sowie der touristischen Infrastruktur dargestellt:

Stärken Schwächen + Die Stadt Hochheim weist im regionalen Ver- − Für Besucher und Übernachtungsgäste gibt es gleich in den letzten Jahren eine positive und derzeit noch keine direkte Anlaufstelle in Form überdurchschnittliche Entwicklung der Ankunfts- einer Tourist-Info. und Übernachtungszahlen auf. − Ein durchgängiges Besucherleitsystem / Be- + Potenziell attraktiver „Übernachtungs-Standort“ schilderungskonzept fehlt noch. für Geschäftsreisende aufgrund der Über- − Die Tagungskapazitäten sowie die Übernach- schaubarkeit der Stadt, Lage in der Metropolre- tungskapazitäten für Geschäftsreisende in gion und der verkehrlichen Erreichbarkeit sowie Hochheim sind sehr eingeschränkt; z. T. „Inves- perspektivisch der Entwicklung des Gewerbe- titionsstaus“ in den Betrieben. gebietes. − Das Mainufer ist im Bereich der Südstadt sehr + Die Stadt verfügt über ein hohes naturräumli- schwierig touristisch bzw. freizeitmäßig zu er- ches Potenzial durch die direkte Flusslage und schließen. Derzeit noch nicht touristisch er- die Lage im Rheingau. schlossen. + Bedeutender Weinbaustandort mit einer vielfäl- − Baulicher Zustand des S-Bahnhofes (z.B. tigen Gastronomie (v. a. der stadttypischen Gleisunterführung); fehlende Barrierefreiheit der Straußwirtschaften). Bahngleise. + Die historische Altstadt und die Pfarrkirche St. Peter und Paul als markantes Wahrzeichen der Stadt stellen besondere Sehenswürdigkeiten dar.

+ Städtebaulich attraktive Entwicklung des Kai- serhofes und weiterer Gassen. + Die Stadt Hochheim am Main liegt im bekann-

37 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

ten Weinanbaugebiet Rheingau. + Durch die geographische Lage nördlich des Mains profitiert Hochheim von den regionalen Potenzialen in den Segmenten Radfahren und Wandern. + Durch die S-Bahn-Anbindung an die umliegen- den Städte in der Region ist Hochheim auch für Tagesgäste gut erreichbar. + In der Stadt Hochheim hat sich in den letzten Jahren eine positive Entwicklung des durch-

schnittlichen Bettenangebotes vollzogen. + Aufbau professioneller Ressourcen / Strukturen in der Verwaltung, um Tourismusentwicklung und –vermarktung (inkl. Kultur) gezielt zu stär- ken.

Daraus ergeben sich fünf Schwerpunktsetzungen:

• Ein qualitativer und quantitativer Ausbau der Beherbergungskapazitäten führt zu einer Attraktivitätsstei- gerung des Tourismusziels Hochheim. Hierbei ist gerade auch der Geschäftstourismus zu beachten (Stichwort: Entwicklung des Gewerbegebietes). Der Geschäftstourismus kann sicherlich noch forciert werden.

• Weiterer Angebotsausbau und Profilierung als attraktive Stadt im Weinanbaugebiet Rheingau, u. a. Ser-

viceangebot / Gästeführungen. Eine Schwerpunktsetzung auf den Wein- und Kulturtourismus – in Ver-

bindung mit dem Thema Naherholung / „Aktiv-Freizeit“ – scheint sinnvoll.

• Erarbeitung eines Konzeptes zum Aufbau einer Kultur-Tourist-Info (KTI) an zentraler, gut einsehbarer 38 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Stelle in der Stadtmitte (z.B. „Madonna“-, Kultur-, Weinumfeld) zur verbesserten Kundenbetreuung und – information (gerade an den Wochenenden bzw. in den „warmen“ Monaten). Auch die „Wein- / Sektstadt“ mit den Produkten der Winzer könnte hier zentral vermarktet werden (z.B. durch spezifische Gästefüh- rungen).

• Vermarktungs- / Werbekonzept als attraktives Naherholungsziel in der gesamten Metropolregion Fran- furtRheinMain erarbeiten (unter Einbeziehung von „authentischen“ Veranstaltungen).

• Verbesserung der Abstimmung der handelnden Akteure, insbesondere in Form von privat-öffentlichen

Projektkonzeptionen (Stichwort: einheitliches Beschilderungs- / Leitsystem).

39 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

3. Zwischenfazit

Die bisherigen Ergebnisse machen deutlich, dass die Stadt über eine Vielzahl an Potenzialen verfügt, die im Rahmen eines integrierten Stadtmarketings, unter enger Einbeziehung von Bürgern und Unternehmern, weiter zu entwickeln sind.

Sowohl durch die stadtspezifischen Stärken (u. a. Städtebau, Innenstadt, Wein- / Mainlagen) als auch die Lage in einer der dynamischsten Regionen Europas ergeben sich beste Perspektiven für die Beschäftigten-

und Bevölkerungsentwicklung. Mit zusätzlichen Akzenten im Kultur-, Naherholungs- und Tourismusbereich

könnten diese beiden Hauptzielrichtungen sinnvoll ergänzt werden.

Insgesamt dürfte deshalb eine Schwerpunktsetzung der Aktivitäten auf folgende Handlungsfelder sinnvoll sein:

• Wirtschaftsstandort : Imageausbau (nach „Innen“ und „Außen“), Kooperationsförderung (in der Region und in Hochheim), rechtzeitige und systematische Vertriebsaktivitäten für das Gewerbe- und Industrie-

gebiet;

• Wohnstandort : Laufende Weiterentwicklung des Wohnraum- und Immobilienangebotes zur Nutzung

der „Zuzugspotenziale“, Imageaufbau, Verbesserung des S-Bahnhofs-Umfelds, Versorgungsangebote in Massenheim;

• Tourismus mit Kultur : Prüfung einer zentralen Kultur- und Tourist-Info, konsequenter Ausbau des An-

gebots im Segment Wein- und Kulturtourismus, Entwicklung von Hotelkapazitäten (u. a. für Geschäfts- tourismus);

• Innenstadt mit Handel : Ergänzung des Angebots mit Fokus Innenstadt, verstärkte Kooperationen, Auf- 40 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

bau spezieller Serviceangebote.

4. Chancen-Risiken-Bewertung

4.1 Demografie und Wohnen

Im Hinblick auf die wichtigen kommunalen Themenbereiche Bevölkerung / Wohnen / Wohnungsmarkt gilt

es, folgende generelle Tendenzen und Perspektiven zu berücksichtigen:

• Der voraussichtliche Rückgang der Bevölkerung führt im Zusammenhang mit der Entwicklung der Haus-

haltszahlen langfristig zu einer rückläufigen Nachfrage nach Wohnraum . Kurzfristig ist zwar mit einem Anstieg der durch Single- und Paarhaushalte bedingten zunehmenden Wohnungsnachfrage zu rechnen,

auf längere Sicht wird die Zahl der Haushalte in Deutschland generell zurückgehen. Regional zeigt sich die Entwicklung der Bevölkerung jedoch stark unterschiedlich, so dass „Wachstumsräume“ und

„Schrumpfungsräume“ z. T. eng nebeneinander existieren (z.B. Region Rhein-Main.).

• Die Veränderung der Alterstrukturen in Folge der gestiegenen Lebenserwartung führt zu neuen Nach- fragemustern auf den Wohnungsmärkten und sonstigen kommunalen Angebotsbereichen. So ist zu er-

warten, dass der Anteil der über 65-Jährigen an den Ein-Personen-Haushalten im Zeitraum von 2015- 2050 auf 50% bis 60% anwachsen wird. Hieraus ergeben sich Anforderungen an Barrierefreiheit, wohn-

umfeldnahe Infrastruktur, wohnbegleitende und sonstige Dienstleistungsangebote.

• Mit dem demographischen Wandel einher geht u. a. eine Veränderung in der Art und Größe der Pri- vathaushalte. Die Diversifizierung der Lebensstile und Haushaltsformen führt zu einem Rückgang der Familienhaushalte und einer Zunahme von Ein- und Zwei-Personen-Haushalten. Damit verbunden sind die niedrigen Belegungsdichten in den Wohnungen. Hieraus ergeben sich gerade für die Kommunen 41 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Herausforderungen in Richtung einer frühzeitigen „Steuerung“ von Wohnungsmarktangeboten.

• Aus sozioökonomischer Sicht ist zu erwarten, dass im Zuge der stetigen Pluralisierung der Lebens- und

Haushaltsformen noch weiterhin unterschiedliche Handlungs- und Nachfragemuster der Bevölkerung

entstehen. Ein wichtiges Thema wird dabei auch die Verfügbarkeit von „bezahlbarem“ Wohnraum sein – unabhängig von den anders gelagerten Verhaltensmustern gut situierter älterer Bevölkerungsgruppen.

• Ein beobachtbarer höherer Grad an Mobilität führt folgerichtig auch zu einem Mehr an Wahlfreiheit bzgl. des Wohnstandortes. Neben sog. „harten“ Faktoren, wie der Bauland- bzw. Wohnraumverfügbarkeit so- wie den Preisen, beeinflussen die „weichen“ Faktoren, wie Betreuungseinrichtungen und Schulen, ärztli-

che Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten, kulturelle Angebote die Standortentscheidung.

Wie nicht anders zu erwarten ergeben sich für Hochheim am Main hieraus sowohl Chancen als auch Risi- ken. Zumindest ist auf die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit hinzuweisen, das Thema Marketing „integriert“ zu betrachten und damit das Wohnortmarketing mit dem Standortmarketing aufs engste zu verflechten. Planerisch wird der Innenentwicklung in Hochheim auch zukünftig eine wichtige Rolle zukommen. Hoch-

heim sollte jedoch nicht nur die älter werdende Bevölkerung berücksichtigen sondern gerade auch für Fa-

milien Angebote schaffen (Stichwort: „Top-Kinderbetreuung“ als Profilierungsfeld). Anders als von der arf Gesellschaft für Organisationsentwicklung mbH eingeschätzt, wird von der GMA das „Risiko“ einer negati- ven Bevölkerungsentwicklung unter Berücksichtigung der bereits begonnenen Maßnahmen (v. a. Auswei-

sung des Wohngebietes) aber eher gering eingeschätzt.

42 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

4.2 Wirtschaftsstruktur und Entwicklung

Die Chancen-Risiken-Betrachtung im ökonomischen Bereich bezieht sich insbesondere auf eine Verknüp- fung der Standortrahmenbedingungen der Region mit den (globalen) Umfeldbedingungen sowie den grundsätzlichen ökonomischen Entwicklungen. Aktuelle Studien lassen sich wie folgt zusammenfassen:

• Als gewerblich-industrielle Wachstumsfelder für Deutschland insgesamt werden von vielen For-

schungsinstituten Biotechnologie, Medizintechnik, Mikro- und Nanotechnik, Kunststoffe / Keramik, Au- tomotive, Elektrotechnik und Maschinenbau / Metallerzeugnisse, Mess- / Steuer- / Regeltechnik, Servi-

ce-Robotik, Optik / Optoelektronik, „Greentech“ mit umweltfreundlichen Energien und Energiespeiche- rung benannt. Im Dienstleistungsbereich bilden die Themen Bildung / Weiterbildung sowie das Gesund-

heitswesen zukünftige Wachstumsfelder.

• Für die Teilregion bestehen besondere standortspezifische Chancen in dem Ausbau und der Nutzung der Entwicklungspotenziale, die die Dienstleistungswirtschaft sowie der Sektor Automotive mit Maschi-

nenbau (inkl. Verpackungstechnik) bietet. Auch zukünftig ist davon auszugehen, dass in diesen Berei- chen Wachstums- und Technologieimpulse zu erwarten sind. Die integrierte Lage in der Metropolregion

und die weiterhin zu erwartende Dynamik bringt weitere positive Effekte für die Standortattraktivität.

• Die größte Herausforderung für Hochheim stellt die nachhaltige Entwicklung und Vermarktung des neu- en Gewerbegebietes dar. Aus gutachterlicher Sicht sollten bei Flächenverkäufen die gewünschten Struktur- und Arbeitsplatzeffekte und nicht der „Erlös“ im Vordergrund stehen. Insbesondere, da Gewer- beflächen in Hochheim in Zukunft nicht mehr beliebig „vermehrbar“ sind.

43 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

4.3 Tourismus

Die touristischen Entwicklungschancen auf Grundlage der allgemein beobachtbaren Trends lassen sich wie folgt zusammenfassen:

• Der Tourismus und die Freizeitwirtschaft stellen nach wie vor einen großen Wachstumsmarkt dar.

• Der Trend zu „Natursport“ und „Naturerholung“ nimmt weiter zu.

• Die Nachfrage nach Kurzurlauben, Zweiturlauben und neigungsorientierten Tourismusformen steigt.

• Die Bedeutung des „Binnentourismus“ in Deutschland steigt.

• Auf die Bedürfnisse der Gäste abgestimmte Angebote können die Nachfrage an Tourismusstandorten steigern. Der demografische Wandel prägt und verändert Nachfragesituationen.

• Die bessere Vernetzung mit den bestehenden touristischen Verbänden in der Metropolregion ermöglicht eine größere Nachfrage und eine klarere Struktur der touristischen Organisation vor Ort.

• Der Geschäftstourismus war in den vergangenen Jahren durch unternehmerisches „Sparen“ geprägt

(z.B. niedrigere Hotelklassifizierungen, Verzicht oder Kürzung von Übernachtungen); das Tagungsseg-

ment zeigt sich in Deutschland / Europa jedoch als recht stabil.

Die touristischen Entwicklungschancen sind somit für Hochheim vorhanden, der bislang eingeschlagene Weg sollte konsequent weiter verfolgt bzw. noch intensiviert werden. In Hochheim bestehen auch Entwick-

lungsrisiken . Einige deutsche Regionen, z.B. Allgäu, Donaugebiet, scheinen sich derzeit etwas konse- quenter als der Rheingau bzw. das Rhein-Main-Gebiet am Markt zu orientieren. Die Anforderungen des

demografischen Wandels müssen bei Angebot und Service berücksichtigt werden. Fehlende Investitions-

44 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

bereitschaft der tourismusorientierten Betriebe führt perspektivisch zu geringerer Nachfrage. Nur mit servi- ce- und kundenorientierten Betrieben lässt sich das in Hochheim zweifelsohne vorhandene Niveau auch er-

reichen.

4.4 Einzelhandel

Seit Anfang der 1970er Jahre vollzieht sich im deutschen Einzelhandel ein Strukturwandel , der v. a. zu

Lasten kleiner Anbieter geht. Zum verstärkten Ausscheiden von inhabergeführten Kleinbetrieben haben sowohl strukturbedingte Mängel als auch individuelle Probleme geführt, z. B. Mangel an Kapital, Know-how und Flexibilität, unternehmerische Fehlentscheidungen, Modernisierungsrückstau, ungünstige Zulieferbe- dingungen, schlechte Mietkonditionen oder ungeklärte Nachfolgeregelungen. Als Gewinner zeigen sich

hingegen filialisierte und discountorientierte Unternehmen sowie Franchisekonzepte, welche ihre größen- bedingten, beschaffungsseitigen und logistischen Vorteile nutzen können.

Nach wie vor ist im Einzelhandel ein dynamisches Wachstum der Verkaufsflächen zu beobachten. Das Verkaufsflächenwachstum des Einzelhandels vollzog sich in den vergangenen 10 Jahren ganz überwie- gend außerhalb traditioneller Geschäftslagen . In der Folge wuchsen die Verkaufsflächen an dezentra-

len und solitären Standorten stark an, während die Geschäftslagen der Innenstädte, der Stadtteilzentren

und der Nahversorgungslagen in relativer Hinsicht einen Bedeutungsverlust hinnehmen mussten. Steigen- de Ansprüche sowohl auf Seiten der Anbieter als auch auf Seiten der Kunden haben dazu geführt, dass die klassischen integrierten Lagen nur noch schwer aufrecht zu erhalten sind. Hier konnte sich Hochheim als

„Gegenentwurf“ positionieren.

Gleichzeitig mit dem wachsenden Flächenangebot haben sich die Kundenansprüche an den Einzelhan-

del stetig gesteigert. Bedingt durch das Internet und intensive Bewerbungsmaßnahmen der größeren An-

45 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

bieter können die Kunden Preise, Qualitäten und Servicevorteile vergleichen und haben so ein hohes An- spruchsniveau entwickelt, dem viele Kleinanbieter kaum noch standhalten können. Die eher zögerliche

Nachfrage der Verbraucher ist v. a. durch steigende Ausgabenanteile für Miete, Freizeit, sonstige Lebens- haltungskosten, Steuern und Sozialabgaben sowie durch Angst vor Arbeitslosigkeit und Rezession bedingt.

In der Folge konnten v. a. preisbetonte Angebotsformen (Discounter, Fachmärkte, Fabrikverkäufe) ihre Marktbedeutung ausbauen. Da diese Anbieter flächenextensive Konzepte verfolgen und bei ihren Stand-

ortkosten rigide sparen, siedelten sie sich zumeist (wie auch in der Region zu beobachten) außerhalb der Innenstädte an autokundenorientierten Standorten an.

Vor dem geschilderten Hintergrund wird sich die Entwicklung des Einzelhandels in der mittelfristigen Perspektive nach Einschätzung der GMA folgendermaßen darstellen:

• Verkaufsflächen wachsen weiter.

Der weitere Verkaufsflächenzuwachs wird sich auch zukünftig zu etwa zwei Dritteln außerhalb der Stadtzentren vollziehen. In der Folge verschärft sich der Verdrängungswettbewerb zu Lasten des City-

Handels und der städtebaulich integrierten Stadtteilzentren und Nahversorgungszentren.

• Konzentrationstendenz im Einzelhandel setzt sich fort.

Der Marktanteil von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 2,5 Mrd. € wird mittelfristig auf fast

85 % anwachsen. Andererseits werden v. a. kleinflächige und unrentable Betriebe in ungünstigen Stand- ortlagen aus dem Markt ausscheiden.

• Filialisierungswelle hält an.

Der Siegeszug der Filialisten, Franchiseunternehmen und Einkaufsgemeinschaften setzt sich in nahezu

46 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

allen Branchen fort. Damit wird eine gewisse Standardisierung des Angebots einher gehen.

• Fachmärkte und Discounter boomen, Shopping-Center expandieren.

Die Umgestaltung der Einzelhandelslandschaft wird auch in den kommenden Jahren v. a. durch Fach- märkte und Discounter bestimmt. Beide Betriebstypen werden ihre Marktanteile weiter ausbauen. Auch

bei Shopping-Centern ist mit einer weiteren Expansion zu rechnen.

• Fortschreitend starkes Wachstum des Internethandels.

Das starke Wachstum des Onlinehandels, der inzwischen praktisch alle Warengruppen erfasst hat, wird auch in den nächsten Jahren anhalten. Dabei werden die Übergänge zwischen Onlinehandel und statio- närem Einzelhandel immer mehr verwischen. Besonders für Kleinbetriebe oder Anbieter von speziellen Sortimenten bietet das Internet als zusätzlicher Vertriebskanal eine gute Chance, neue Kundengruppen

zu gewinnen und ihr Geschäft auf eine breitere Basis zu stellen.

Aus diesen mittelfristigen Entwicklungen im Einzelhandel ergeben sich auch für die Stadt Hochheim eine Reihe von Chancen und Risiken. Eine rein quantitative Entwicklung wird die städtischen Strukturen nicht weiterbringen. Aber auch im Innenstadtbereich gibt es Notwendigkeiten zur Angebotsentwicklung, um die Kunden an den Standort zu binden. U. a. ist das Thema der „Drogeriewaren“ aber auch der „regionalen

Spezialitäten“ aufzunehmen. Die touristischen Potenziale sind als wachsendes Nachfragesegment zu be-

rücksichtigen. Daneben gilt es, die Nahversorgungsstrukturen zu sichern und im Einzelfall weiter zu entwi- ckeln. Eine Orientierung an den (neuen) Wohnlagen ist sinnvoll.

47 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

5. Zusammenfassung / Empfehlungen

5.1 Zusammenfassung

Das hier vorgelegte Stärken-Schwächen-Profil mit Entwicklungsperspektiven für die Stadt Hochheim am Main verfolgt in erster Linie das Ziel, eine transparente Grundlage für die zukünftigen Aktivitäten im Bereich des Stadt- und Standortmarketing aufzuzeigen. Sinnvollerweise geht es in Stadt- und Standortmarketing- prozessen immer darum, Prioritäten zu erarbeiten, die sich an den speziellen Entwicklungschancen orien-

tieren. Konkret bedeutet dies, dass sich die Marketingaktivitäten und entsprechenden Projekte insbesonde- re an den spezifischen Stärken der Stadt Hochheim am Main ausrichten sollen.

Vor diesem Hintergrund hat die GMA als Ergebnis von intensiven Abstimmungsgesprächen mit der Verwal- tung, statistischen Analysen sowie der Auswertung vorhandener Pläne und Unterlagen eine Fokussierung auf vier Handlungsbereiche vorgenommen:

- Wirtschaft, insbesondere mit Bezug zu dem neuen Gewerbe- und Industriegebiet

- Wohnen mit dem Thema Demografie

- Tourismus mit Kultur

- Einzelhandel mit Innenstadt.

In der Gesamtbetrachtung wird deutlich, dass das Mittelzentrum Hochheim am Main aufgrund seiner Lage

in einer der dynamischsten Regionen Europas, der Verkehrsanbindung über verschiedene Verkehrsträger sowie der Lage am Main mit den Weingütern und dem sehr attraktiven städtebaulichen Kern über ein be- sonderes Profil in der Metropolregion verfügt. Vor dem Hintergrund dieser positiven Rahmenbedingungen

48 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

und der ganz spezifischen Standortqualität, die durch die Lage zu umliegenden Großstädten noch unter- stützt wird, lassen sich insbesondere in den Handlungsfeldern Wirtschaft / Gewerbeentwicklung, Touris- musentwicklung mit Kultur sowie Bevölkerungsentwicklung zukünftig weiterhin positive Akzente setzen. Die Stabilisierung der Bevölkerungszahlen sowie ein Ausbau der Arbeitsplatzangebote sind realistische Ziel- setzungen.

Insbesondere ist zu begrüßen, dass in der Verwaltung diese „Chancenfelder“ auch mit entsprechenden Strukturen und personellen Kapazitäten bearbeitet werden. Zu nennen sind hierbei die Bereiche Stadtmar- keting, Tourismusentwicklung und Wirtschaftsförderung. Nachfolgende Stärken gilt es hierbei nachfolgend

nochmals besonders herauszustellen:

- Mit dem geplanten Gewerbe- und Industriegebiet sind – aufgrund der Lagefaktoren, Verkehrsan- bindung des regionalen Unternehmensbesatzes sowie der regionalen Dynamik insgesamt über- aus positive – und notwendige – Effekte auf die Arbeitsplatzentwicklung zu erarbeiten. Durch das neue Gewerbe- und Industriegebiet haben sowohl bestehende als auch neue Unternehmen sehr

gute Ansiedlungsmöglichkeiten.

- Trotz des Problems des „Fluglärms“ verfügt Hochheim am Main über sehr gute Qualitäten als

Wohnstandort. Die zentrale Lage in der Region mit einem vielfältigen Arbeitsplatzangebot, die ÖPNV-Anbindung, die städtebauliche Qualität der Stadt Hochheim am Main sowie die Versor- gungsmöglichkeiten – in Verbindung mit der attraktiven Lage am Main / den Weinbaulagen – sind

hierbei prägend. Mit der Ausweisung von neuen Wohngebieten werden die entsprechenden Ak-

zente gesetzt, die im Rahmen eines „Wohnortmarketing“ genutzt werden können.

- Ausbaupotenziale, mit positiven Wirkungen auf die Wertschöpfung in der Stadt, sind aufgrund der

49 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Faktoren Städtebau / Architektur, Gastronomieangebot, Kultur, Weinbau sowie der Lage am Main auch in den Bereichen Naherholung, Kurzurlaub und Geschäftstourismus zu sehen. In diesem Bereich gilt es, die touristischen Produkte weiter zu entwickeln, eine zentrale Kultur- und Tou- ristinfo (KTI) zu etablieren und das Übernachtungsangebot weiter zu entwickeln.

- Der Einzelhandel zählt – in Verbindung mit den zahlreichen Dienstleistungen – zur wichtigsten Funktion der Stadtmitte. Aufgrund der „harten“ Konkurrenzsituation zu umliegenden Großstädten ist die Zentralität der Stadt zwar relativ gering, auf der positiven Seite sind jedoch die überdurch- schnittlichen Kaufkraftwerte der Bevölkerung, die Bündelung der Einzelhandelsbetriebe (mit Gast- ronomie und weiteren Dienstleistern) auf die Stadtmitte sowie die vorhandene mittelständische

Struktur anzuführen. Auch die Nahversorgungsstruktur, insbesondere abgebildet über Lebensmit-

telmärkte, ist als gut zu werten. Über eine gezielte Ansiedlungspolitik, die eher auf Qualität denn auf reine „Fläche“ setzt, sind die innerstädtischen Einzelhandelsstrukturen weiter zu entwickeln

(z.B. Drogeriewaren, Spezialitäten). Im Dialog mit der Wirtschaft – hierbei geht es um den gesam- ten Mix der Innenstadtakteure (Gastronomie, Dienstleistungen, Handel) – sind spezifische Servi-

ce-Angebote, die auch die touristischen Zielgruppen einbeziehen, Schritt für Schritt zu entwickeln.

- Als wesentliche (strukturelle) Schwäche ist neben dem Fluglärm insbesondere auf den Zustand des S-Bahnhofes (Unterführung, Bahnhofsgebäude) zu verweisen. Hierbei handelt es sich be-

kanntermaßen um eine „katastrophale“ Visitenkarte der Stadt, die zudem nicht barrierefrei gestal- tet ist. In diesem Zusammenhang ist ergänzend anzumerken, dass es relativ schwierig ist, die

Flusslagen am Main, die in vielen anderen Kommunen attraktive Freizeitangebote darstellen, ent- sprechend weiter zu entwickeln.

50 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

5.2 Empfehlungen

Ausgehend von dem oben zusammenfassend dargestellten Stärken-Profil mit den einzelnen Struktur- schwächen lassen sich aus unserer Sicht – insbesondere im Hinblick auf einen integrierten Standortmarke-

ting-Prozess – folgende Empfehlungen ableiten:

- Insbesondere in den Handlungsfeldern Wirtschaft / Gewerbeflächenentwicklung, Kultur / Touris- musentwicklung sowie Einzelhandelsentwicklung sind die Dialogstrukturen mit Bürgerschaft und

Unternehmen weiter auszubauen. Mit diesem Ansatz kann einerseits Know-how zusammenge- führt und andererseits die Umsetzung von Projekten intensiviert werden.

- Mit dem geplanten Gewerbe- und Industriegebiet verfügt die Stadt Hochheim am Main über ein hervorragendes Instrument der städtebaulichen Strukturentwicklung. Aufgrund der bestehenden Flächenknappheit ist die Ausweisung weiterer Flächen perspektivisch wohl kaum realistisch, so

dass ein „behutsamer“ Umgang mit Ansiedlungsprojekten zu empfehlen ist. Ansiedlungsprojekte

sind unseres Erachtens immer stark auf Struktur- und Arbeitsplatzeffekte zu prüfen, alleine eine Orientierung an den Verkaufserlösen dürfte keine zielorientierte Entwicklung darstellen.

- Nach unseren Erfahrungen stellt der Aufbau einer Kultur- und Tourismusinformation (KTI) an ei- ner zentralen Stelle im Stadtgebiet (d.h. direkt bei den Zielgruppen / Kunden) eine notwendige

Impulsmaßnahme dar, um insbesondere die Tourismusentwicklung auszubauen. Spezielle Servi-

ceangebote, z.B. Kartenverkauf, Präsentation von Weinen, Stadtführungen, „Stromtankstelle“ könnten das Angebot abrunden und die spezifischen Stärken der Stadt in den Mittelpunkt rücken.

- Mit dem erarbeiteten Stärken-Schwächen-Profil (inkl. der Entwicklungsperspektiven) ist nur ein

erster Schritt in Richtung eines integrierten Stadt- und Standortmarketing-Prozesses getan. Im 51 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Dialog mit Bürgern und Unternehmen geht es nun darum, die Impulsvorhaben / -projekte weiter zu konkretisieren, immer wieder eine Priorisierung vorzunehmen und letztlich auch für eine Um- setzung zu sorgen.

52 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Karten- und Abbildungsverzeichnis Seite

Kartenverzeichnis

Karte 1: Übersicht der Kindertagesstätten in der Stadt Hochheim...... 18

Karte 2: Bebauungsplan "Gewerbegebiet östliche Frankfurter Straße“ ...... 28

Karte 3: Zentraler Versorgungsbereich der Stadt Hochheim am Main ...... 30

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung seit 2001 im Vergleich ...... 10

Abbildung 2: Bevölkerungsstruktur im regionalen Vergleich 2010...... 11

Abbildung 3: Zu- und Fortzüge in der Stadt Hochheim am Main ...... 12

Abbildung 4: Zahlenmäßige Verteilung der Zu- und Fortzüge nach Herkunft ...... 13

Abbildung 5: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 2000 ...... 24

Abbildung 6: Durchschnittliches Bettenangebot vs. Aufenthaltsdauer in Hochheim am Main...... 34

Abbildung 7: Entwicklung der Übernachtungszahlen im Vergleich...... 36

53 Stärken-Schwächen-Profil Hochheim am Main

Endnoten

i Hessisches Statistisches Landesamt 2012, Stand 30.06.2011

ii Hessisches Statistisches Landesamt 2012, Stand 31.12.2011

iii Stand jeweils 30.06.

iv Hessisches Statistisches Landesamt 2012, Stand 31.12.2011

v Die GMA kann diese Aussage nicht teilen ( vgl. hierzu auch Kap. 4.1)

vi Die GMA sieht in einer überdurchschnittlich ausgeprägten Kinderbetreuung ein positives Element für das Wohnort- und Standortmarketing.

vii bezogen abhängig zivile Erwerbspersonen

viii Dimension und Qualitätsniveau für einen Hotelbetrieb wären ggf. durch eine Standortanalyse separat zu analysieren (ggf. Erstkontakte zu leis- tungsfähigen Betreibern und Prüfung von geeigneten Standorten durch Wirtschaftsförderung).

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