Unser Ortsname1
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
AUS DER INGELBACHER GESCHICHTE – UNSER ORTSNAME Klaus Brag/Jürgen Janke 1 Unser Ortsname1 Yngellenbach – Ingelmisch – ist eine im Westerwald weitverbreitete Niederingelbach – Oberingelbach – Bezeichnung für einen feuchten Tal- Ingelbach grund und „Im Seifen“ kann durchaus eine Zusatzbezeichnung für das ver- Ingelbach ist als Ortsname einmalig nässte Quellgebiet des Ingelbachs sein. in Deutschland. Wir finden den ersten Der zweite Quellbach des Ingelbachs Teil des Namens in ähnlicher Form nur liegt „Im Närrchen“ und der dritte recht noch bei Ingelheim in der Pfalz und nah dran „In den Weiden“ (Gemarkung bei Ingeln-Oesselse als Ortsteil von Niederingelbach). An der Steinbrücke Laatzen bei Hannover. Von Ingelheim im Niederdorf mündet der Ingelbach ist bekannt, dass der erste Namensteil dann in die Wied. – „Ingel“ – fränkischen Ursprungs und mit einem Personennamen in Die Gemarkungsbezeichnung „Ingel- Zusammenhang stehen könnte. bach“ in der Gemeinde Steinebach, Verbandsgemeinde Gebhardshain ist Bei uns in der Mundart wird schon lange bekannt und z. B. in „Ingelmisch“ – „Engelmisch“ gesagt, Verbindung mit Urkunden der Grube wobei der Anfangsbuchstabe als Laut Bindweide erwähnt.2 In einer Gemar- zwischen „I“ und „E“ ausgesprochen kungskarte von 1830 wird die Flur- wird. Dass „Bach“ in Ortsnamen in bezeichnung „In der Engelswiese“ unserer Gegend häufig mit „-misch“ erwähnt. Das dürfte auf die gleiche Ge- bezeichnet wird, finden wir z. B. bei markung hinweisen. Danach wäre die Michelbach – „Mischelmisch“ und Herleitung „Ingel“ von „Engel“ möglich. Mudenbach – „Muodemisch“. Puder- Einen Beweis gibt es aber nicht. bach hingegen ist Puderbach! Mit dem englischen Wort „Ingle“ = Der Name Ingelbach, wie oben be- Kaminfeuer – ausgesprochen wie unser schrieben, besteht aus zwei Teilen, „Ingel“ und vermutlich hergeleitet von von denen sich „Bach“ selbst erklärt. einem irisch-gälischen Wort – hat Ingel- Nur welcher Bach ursprünglich genau bach bestimmt nichts zu tun. gemeint ist, ist nicht ganz klar. Ist es die Wied oder der Ingelbach mit Schreibweisen wie Ingellinbach, seinen drei Quellgräben? Heute ist Yngelnbach, Ingelenbach finden wir in mit „de Baach“ eindeutig die Wied Urkunden ab 1262. Später wurde die gemeint. Die Gemarkung „Oben in heutige Form Ingelbach gebräuchlich. der Ingelbach“ (Oberingelbach, Flur 5) Die verschiedenen Schreibweisen sind grenzt unmittelbar an das eigentliche jedoch leicht zu erklären. Jeder Schrei- Quellgebiet des Ingelbachs „Im Seifen“ ber buchstabierte und schrieb nach sei- (Gemarkung Oberingelbach). „Seifen“ nem Hören, Verstehen und Wissen. 1 AUS DER INGELBACHER GESCHICHTE – UNSER ORTSNAME 1 Trennungsurkunde von 1745 – Vorderseite (Original im Besitz von Klaus Brag) 2 AUS DER INGELBACHER GESCHICHTE – UNSER ORTSNAME 1 Trennungsurkunde von 1745 – Rückseite (Original im Besitz von Klaus Brag) 3 AUS DER INGELBACHER GESCHICHTE – UNSER ORTSNAME Aus Oberingelbach wurden gewählt: Niederingelbach – Oberingelbach • Conrad Groß, der Zeit Sendschöffe 1 • Johann Peter Hülbüsch, Müller Seit wann es Nieder- und Oberingel- • Johann Adolf Schwabe bach als eigenständige Dörfer gibt, • Johannes Bergisch konnte bisher nicht eindeutig ermittelt • und Gerhard Ströder werden. In den Erwähnungen bis ins 18. Jahrhundert wird als Ortsbezeich- Aus Niederingelbach: nung meist nur Ingelbach genannt. • Jacob Freyn, der Zeit Sendschöffe In der Geschichte des Kreises Alten- • Peter Horn kirchen wird Ingelbach um 1600 als • Johann Peter Giesenhäuser größtes Dorf im Amt/Kirchspiel Alten- • Jacob Seelbach und kirchen aufgeführt.3 Benennungs- • Jacob Schumacher ausnahmen haben wir mit 1529 Oeber Ingelbach, 1607 Niederingelbach: Sie als Vertreter der Gemeinden muss- Gewerbe – ein Wirt (Würth) und 1614 ten „unter freyem Himmel Handge- Niederingelbach: Gewerbe – ein bend an Eydesstatt angeloben, bey Vogelfänger. Dass es eine Trennung dem ihnen aufgetragenen Geschäft der Gemeinden gegeben haben muss, nichts anderes zu tun, und sich so zu wird dann im 18. Jahrhundert deutlich. verhalten, alß wie sie es vor Gott, gnä- digster Herrschaft und ihren eigenen Hier spielt das Jahr 1745 in der Ingel- Nachkommen zu Verantwortten sich bacher Geschichte eine große Rolle. getraueten.“ Bis dahin bewirtschafteten Nieder- und Oberingelbach ihre Waldungen Anschließend begab man sich in die gemeinsam. In einer alten, im Origi- bis dato gemeinschaftlich benutzten nal vorliegenden Urkunde ist zu lesen, „Heken und andere Gemeindeplätze, dass „...beide Gemeinden bey bishe- informierte sich auch von deren Größe ro unter sich gehabten Gemeinschaft und Beschaffenheit so lang und viel, immerhin in solcher Uneinigkeit und biß endlich abends“..ein Vergleich ver- schädlichen Besorgung ihrer Waldun- abredet wurde. gen gestanden, daß sie endlich dessen ermüdet, bey Zeit angesuchet, sie, so Dieser wurde am nächsten Tag „voll- wie möglich, auseinander zu setzen.“ ends zu Stand gebracht.“ Es sollte ge- teilt und versteint werden. „Der Anfang Nach Vermittlung des bestellten Rent. zur Versteinung wurde gemacht obigt Verwalters Georg Ludwig Billings aus der Ingelbach 50 Schritt weit von der Altenkirchen und unter Zuziehung des von Altenkirchen nach Hachenburg herrschaftlichen Forstbediensteten gehenden Leipziger Land Straße, wo- Dietrich Lommlers aus Mammelzen selbst man den ersten Stein, welcher trafen sich am 10. Mai 1745 Vertreter breit weißgräulicht, in den sogenann- beider Dörfer. Es wurde vereinbart, ten Heynich-Hähne gesetzt, und die- dass aus beiden Ge meinden „zusam- sen mit 3 weißen Wakensteinen unter- men 10 Mann unter sich selbst erwäh- legt. let und erkläret würde, das, was diese Über den Ingelbach, den Aelsberg eingehen, vor genehm zu halten.“ (Elsbrich = Anhöhe oberhalb des Kin- 4 AUS DER INGELBACHER GESCHICHTE – UNSER ORTSNAME dergartens), durch Wald und „Felder auf der Niederdörfer Seite auf herunter biß an die da heraufgehende der so genannten Leimkaule Hachenburgische Straße, und setz- liegt, beeden Gemeinden zum 1 te zwischen beiden Dörfern über der gemeinschaftlichen Nutzen bleiben Straße (heute Einmündung der Berg- solle.“ straße in die Hauptstraße) den zwölf- ten Stein.“ Am 12. Mai einigte man sich „handge- bend“. Man war „durchgehends einig Beim „sogenannten Klöß-Waasen“ und zufrieden.“ (Sportplatz heute „Auf dem Klee- „So geschehen, Altenkirchen den wasen“) ging es über die Wied, den 12. Tag May deß Ein Tausend Sieben „Steinkämmel“ hinauf bis zum Völ- Hundert, Fünf und Vierzigsten Jahr kenserfeld (?) (heutiger Widdersteiner nach der Geburt unseres Herrn und Gemarkungsteil Völkens Löhfeld) „bis Heylandes Jesu Christi.“ an den zwischen beeden Gemeinden und dem Hauß Widerstein .... stehen- Es folgen alle Unterschriften der Ver- den „Gränzstein“. Hier setzte man den treter und des Vermittlers. Das ur- „achtzehenden“ Stein. „Was nun .... vom sprünglich aufgedrückte Siegel fehlt. ersten Stein an biß an den Widerstei- Auf der Rückseite der Urkunde ist zu ner Gränzstein zur linken Hand liegt, lesen, dass „Innen beschriebener Ver- das benutzt die Gemeinde Oberingel- gleich und Abtheilung wird zu des- bach. Alles was rechter Hand liegt, to mehrerer Festhaltung alles seines die Gemeinde Niederingelbach. Buchstäblichen Inhalts Kraft dieses gerichtlich confirmiert. Signe. Alten- Zum sogenannten Herzberger Feld kirchenden 14ten Oktober 1745.“ erhielten die Niederingelbacher noch eine Durchtrift abgesteint. Dies war Die Siegelmarke ist noch teilweise vor- zwischen dem siebzehnten Grenz- handen.4 stein, dem „heraufgehenden Steim- meler Markt Weeg“, dem „Gielerother Beide Gemeinden entwickelten sich und Herbterother Mühlenweg“ und der gemeinsam, nur „politisch“ war man „Schiferkaule“. getrennt. Diese Trennung dokumentiert sich in der Konstituierung von zwei Nachdem der Streit beigelegt war, wur- Gemeinderäten mit der Einführung de auch noch verabredet und ausge- der preußischen Gemeindeordnung macht, dass im 19. Jahrhundert. Ober- und Nieder- a) die Unterhaltung der Landstraße ingelbach haben je einen Gemeinderat fernerhin überall gemein schaft lich mit einem Vorsteher, später Bürger- bleiben und meister und ab 1846 wird bei den b) das Bottengehen zu Kriegszeiten, Sitzungen Protokoll geführt. Beide wie vorhin observiert, auch Protokollbücher, Oberingelbach 1846– c) der Niederingelbacher Gemeind 1938 und Niederingelbach 1846–1953, der bißherige Mühlen Weg un ge- sind erhalten und eine wichtige Quelle hindert bleiben für die Geschichte unserer Gemeinde. dagegen aber auch Der Ortsteil Bahnhof Ingelbach an d) der Schind-Waaßen, welcher der heutigen Bundesstrasse 414 ent- 5 AUS DER INGELBACHER GESCHICHTE – UNSER ORTSNAME 1 Karte der beiden Orte Ober- und Niederingelbach aus dem 19. Jahrhundert (Kopie aus dem Archiv von Klaus Brag) 6 AUS DER INGELBACHER GESCHICHTE – UNSER ORTSNAME wickelte sich im Zuge des Ausbaus tokollbüchern beider Gemeinden ab- der Eisenbahn ab 1882 und gehörte zu lehnende Beschlüsse zu einem mög- Oberingelbach. Niederingelbach hatte lichen „Zusammenschluss von „Amts- 1 seinen Haltepunkt/Bahnhof an der heu- gemeinden im Amt Altenkirchen“. In tigen Kreisstrasse 36 am Abzweig nach Anwesenheit des Amtsbürgermeisters Widderstein. Blank aus Altenkirchen lehnen beide Gemeinderäte in vermutlich ge- Nach dem Vergleich von 1745 ist wenig trennten Sitzungen am 26. Mai eine über die Entwicklung der „Ortsteile“ Zusammenlegung mit Michelbach und dokumentiert. Widderstein ab. Beide Gemeinderäte betonen außerdem, dass auch „andere Im Jahre 1850 scheint es einen Ver- Möglichkeiten der Zusammenlegung“ such der Regierung in Koblenz zu ge- von ihnen abgelehnt werden. „Selbst