Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

Klaus Brag/Jürgen Janke 1 Unser Ortsname1

Yngellenbach – Ingelmisch – ist eine im Westerwald weitverbreitete Niederingelbach – Oberingelbach – Bezeichnung für einen feuchten Tal- grund und „Im “ kann durchaus eine Zusatzbezeichnung für das ver- Ingelbach ist als Ortsname einmalig nässte Quellgebiet des Ingelbachs sein. in Deutschland. Wir finden den ersten Der zweite Quellbach des Ingelbachs Teil des Namens in ähnlicher Form nur liegt „Im Närrchen“ und der dritte recht noch bei Ingelheim in der Pfalz und nah dran „In den Weiden“ (Gemarkung bei Ingeln-Oesselse als Ortsteil von Niederingelbach). An der Steinbrücke Laatzen bei Hannover. Von Ingelheim im Niederdorf mündet der Ingelbach ist bekannt, dass der erste Namensteil dann in die . – „Ingel“ – fränkischen Ursprungs und mit einem Personennamen in Die Gemarkungsbezeichnung „Ingel- Zusammenhang stehen könnte. bach“ in der Gemeinde Steinebach, Verbandsgemeinde ist Bei uns in der Mundart wird schon lange bekannt und z. B. in „Ingelmisch“ – „Engelmisch“ gesagt, Verbindung mit Urkunden der Grube wobei der Anfangsbuchstabe als Laut Bindweide erwähnt.2 In einer Gemar- zwischen „I“ und „E“ ausgesprochen kungskarte von 1830 wird die Flur- wird. Dass „Bach“ in Ortsnamen in bezeichnung „In der Engelswiese“ unserer Gegend häufig mit „-misch“ erwähnt. Das dürfte auf die gleiche Ge- bezeichnet wird, finden wir z. B. bei markung hinweisen. Danach wäre die Michelbach – „Mischelmisch“ und Herleitung „Ingel“ von „Engel“ möglich. Mudenbach – „Muodemisch“. Puder- Einen Beweis gibt es aber nicht. bach hingegen ist Puderbach! Mit dem englischen Wort „Ingle“ = Der Name Ingelbach, wie oben be- Kaminfeuer – ausgesprochen wie unser schrieben, besteht aus zwei Teilen, „Ingel“ und vermutlich hergeleitet von von denen sich „Bach“ selbst erklärt. einem irisch-gälischen Wort – hat Ingel- Nur welcher Bach ursprünglich genau bach bestimmt nichts zu tun. gemeint ist, ist nicht ganz klar. Ist es die Wied oder der Ingelbach mit Schreibweisen wie Ingellinbach, seinen drei Quellgräben? Heute ist Yngelnbach, Ingelenbach finden wir in mit „de Baach“ eindeutig die Wied Urkunden ab 1262. Später wurde die gemeint. Die Gemarkung „Oben in heutige Form Ingelbach gebräuchlich. der Ingelbach“ (Oberingelbach, Flur 5) Die verschiedenen Schreibweisen sind grenzt unmittelbar an das eigentliche jedoch leicht zu erklären. Jeder Schrei- Quellgebiet des Ingelbachs „Im Seifen“ ber buchstabierte und schrieb nach sei- (Gemarkung Oberingelbach). „Seifen“ nem Hören, Verstehen und .

1 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

1

Trennungsurkunde von 1745 – Vorderseite (Original im Besitz von Klaus Brag)

2 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

1

Trennungsurkunde von 1745 – Rückseite (Original im Besitz von Klaus Brag)

3 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

Aus Oberingelbach wurden gewählt: Niederingelbach – Oberingelbach • Conrad Groß, der Zeit Sendschöffe 1 • Johann Peter Hülbüsch, Müller Seit wann es Nieder- und Oberingel- • Johann Adolf Schwabe bach als eigenständige Dörfer gibt, • Johannes Bergisch konnte bisher nicht eindeutig ermittelt • und Gerhard Ströder werden. In den Erwähnungen bis ins 18. Jahrhundert wird als Ortsbezeich- Aus Niederingelbach: nung meist nur Ingelbach genannt. • Jacob Freyn, der Zeit Sendschöffe In der Geschichte des Kreises Alten- • Peter Horn wird Ingelbach um 1600 als • Johann Peter Giesenhäuser größtes Dorf im Amt/Kirchspiel Alten- • Jacob Seelbach und kirchen aufgeführt.3 Benennungs- • Jacob Schumacher ausnahmen haben wir mit 1529 Oeber Ingelbach, 1607 Niederingelbach: Sie als Vertreter der Gemeinden muss- Gewerbe – ein Wirt (Würth) und 1614 ten „unter freyem Himmel Handge- Niederingelbach: Gewerbe – ein bend an Eydesstatt angeloben, bey Vogelfänger. Dass es eine Trennung dem ihnen aufgetragenen Geschäft der Gemeinden gegeben haben muss, nichts anderes zu tun, und sich so zu wird dann im 18. Jahrhundert deutlich. verhalten, alß wie sie es vor Gott, gnä- digster Herrschaft und ihren eigenen Hier spielt das Jahr 1745 in der Ingel- Nachkommen zu Verantwortten sich bacher Geschichte eine große Rolle. getraueten.“ Bis dahin bewirtschafteten Nieder- und Oberingelbach ihre Waldungen Anschließend begab man sich in die gemeinsam. In einer alten, im Origi- bis dato gemeinschaftlich benutzten nal vorliegenden Urkunde ist zu lesen, „Heken und andere Gemeindeplätze, dass „...beide Gemeinden bey bishe- informierte sich auch von deren Größe ro unter sich gehabten Gemeinschaft und Beschaffenheit so lang und viel, immerhin in solcher Uneinigkeit und biß endlich abends“..ein Vergleich ver- schädlichen Besorgung ihrer Waldun- abredet wurde. gen gestanden, daß sie endlich dessen ermüdet, bey Zeit angesuchet, sie, so Dieser wurde am nächsten Tag „voll- wie möglich, auseinander zu setzen.“ ends zu Stand gebracht.“ Es sollte ge- teilt und versteint werden. „Der Anfang Nach Vermittlung des bestellten Rent. zur Versteinung wurde gemacht obigt Verwalters Georg Ludwig Billings aus der Ingelbach 50 Schritt weit von der und unter Zuziehung des von Altenkirchen nach Hachenburg herrschaftlichen Forstbediensteten gehenden Leipziger Land Straße, wo- Dietrich Lommlers aus selbst man den ersten Stein, welcher trafen sich am 10. Mai 1745 Vertreter breit weißgräulicht, in den sogenann- beider Dörfer. Es wurde vereinbart, ten Heynich-Hähne gesetzt, und die- dass aus beiden Ge­meinden „zusam- sen mit 3 weißen Wakensteinen unter- men 10 Mann unter sich selbst erwäh- legt. let und erkläret würde, das, was diese Über den Ingelbach, den Aelsberg eingehen, vor genehm zu halten.“ (Elsbrich = Anhöhe oberhalb des Kin-

4 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname dergartens), durch Wald und „Felder auf der Niederdörfer Seite auf herunter biß an die da heraufgehende der sogenannten­ Leimkaule Hachenburgische Straße, und setz- liegt, beeden Gemeinden zum 1 te zwischen beiden Dörfern über der gemeinschaftlichen Nutzen bleiben Straße (heute Einmündung der Berg- solle.“ straße in die Hauptstraße) den zwölf- ten Stein.“ Am 12. Mai einigte man sich „handge- bend“. Man war „durchgehends einig Beim „sogenannten Klöß-Waasen“ und zufrieden.“ (Sportplatz  heute „Auf dem Klee- „So geschehen, Altenkirchen den wasen“) ging es über die Wied, den 12. Tag May deß Ein Tausend Sieben „Steinkämmel“ hinauf bis zum Völ- Hundert, Fünf und Vierzigsten Jahr kenserfeld (?) (heutiger Widdersteiner nach der Geburt unseres Herrn und Gemarkungsteil Völkens Löhfeld) „bis Heylandes Jesu Christi.“ an den zwischen beeden Gemeinden und dem Hauß Widerstein .... stehen- Es folgen alle Unterschriften der Ver­ den „Gränzstein“. Hier setzte man den treter und des Vermittlers. Das ur- „achtzehenden“ Stein. „Was nun .... vom sprünglich aufgedrückte Siegel fehlt. ersten Stein an biß an den Widerstei- Auf der Rückseite der Urkunde ist zu ner Gränzstein zur linken Hand liegt, lesen, dass „Innen beschriebener Ver- das benutzt die Gemeinde Oberingel- gleich und Abtheilung wird zu des- bach. Alles was rechter Hand liegt, to mehrerer Festhaltung alles seines die Gemeinde Niederingelbach. Buchstäblichen Inhalts Kraft dieses gerichtlich confirmiert. Signe. Alten- Zum sogenannten Herzberger Feld kirchenden 14ten Oktober 1745.“ erhielten die Niederingelbacher noch eine Durchtrift abgesteint. Dies war Die Siegelmarke ist noch teilweise vor- zwischen dem ­siebzehnten Grenz- handen.4 stein, dem „heraufgehenden Steim- meler Markt Weeg“, dem „Gielerother Beide Gemeinden entwickelten sich und Herbterother Mühlenweg“ und der gemeinsam, nur „politisch“ war man „Schiferkaule“. getrennt. Diese Trennung dokumentiert sich in der Konstituierung von zwei Nachdem der Streit beigelegt war, wur- Gemeinderäten mit der Einführung de auch noch verabredet und ausge- der preußischen Gemeindeordnung macht, dass im 19. Jahrhundert. Ober- und Nieder- a) die Unterhaltung der Landstraße ingelbach haben je einen Gemeinderat fernerhin überall gemeinschaft­­ lich­ mit einem Vorsteher, später Bürger- bleiben und meister und ab 1846 wird bei den b) das Bottengehen zu Kriegszeiten, Sitzungen Protokoll geführt. Beide wie vorhin observiert, auch Protokollbücher, Oberingelbach 1846– c) der Niederingelbacher Gemeind 1938 und Niederingelbach 1846–1953, der bißherige Mühlen Weg un­ge­ sind erhalten und eine wichtige Quelle hindert bleiben für die Geschichte unserer Gemeinde. dagegen aber auch Der Ortsteil Bahnhof Ingelbach an d) der Schind-Waaßen, welcher der heutigen Bundesstrasse 414 ent-

5 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

1

Karte der beiden Orte Ober- und Niederingelbach aus dem 19. Jahrhundert (Kopie aus dem Archiv von Klaus Brag)

6 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname wickelte sich im Zuge des Ausbaus tokollbüchern beider Gemeinden ab- der Eisenbahn ab 1882 und gehörte zu lehnende Beschlüsse zu einem mög- Oberingelbach. Niederingelbach hatte lichen „Zusammenschluss von „Amts- 1 seinen Haltepunkt/Bahnhof an der heu- gemeinden im Amt Altenkirchen“. In tigen Kreisstrasse 36 am Abzweig nach Anwesenheit des Amtsbürgermeisters Widderstein. Blank aus Altenkirchen lehnen beide Gemeinderäte in vermutlich ge- Nach dem Vergleich von 1745 ist wenig trennten Sitzungen am 26. Mai eine über die Entwicklung der „Ortsteile“ Zusammenlegung mit Michelbach und dokumentiert. Widderstein ab. Beide Gemeinderäte betonen außerdem, dass auch „andere Im Jahre 1850 scheint es einen Ver- Möglichkeiten der Zusammenlegung“ such der Regierung in Koblenz zu ge- von ihnen abgelehnt werden. „Selbst ben, kleinere Gemeinden zusammen- dann, wenn dem Antrag auf zuschließen. Doch erklären die Gemein- Selbständigbleiben nicht entsprochen deräte beider Dörfer fast gleichlautend werden könnte, wir haben keine zu dem Vorschlag der Regierung „ob anderen Vorschläge zu machen“ nach S. 151 desselben Gesetzes (Ein- (Gemeinderat Oberingelbach). So führung der Gemeindeordnung vom ähnlich auch in Niederingelbach. „Wir 15. März 1850, § 9 Nr. 154 Tit. II oder lehnen es ab, einen Vorschlag zu Tit. III) die Gemeinde Niederingelbach machen, da wir unter allen Umständen sich mit einer benachbarten Gemein- selbständig bleiben wollen.“ Diese de vereinigen wolle ... daß es sehr anderen Möglichkeiten, d.h. ein Zu- zweckmäßig sein würde, wenn sich sammenschluss von Nieder- und Ober- mehrere kleine Gemeinden zusammen- ingelbach, sind bestimmt vom Amts- begäben, namentlich solche, die be- bürgermeister vorgeschlagen und von reits einen Schulverband bilden“, aber den Räten diskutiert worden. Beide „wir begehren mit keiner anderen Gemeinden wollten auf gar keinen Gemeinde in einen Verbund zu treten, Fall zusammengehen. Darin bestand wollen vielmehr für uns selbst bleiben, Einigkeit. Einstimmig!6 indem in unserer Gemeinde eine aus- reichende Zahl Gemeindewähler vor- Die Trennung in zwei selbständige handen sein wird um einen nach dem Gemeinden Ober- und Niederingelbach Gesetz erforderlichen Gemeinderath besteht weiter. zu bilden.“ Der Oberingelbacher Beschluss ist identisch.5 Niederingelbach

Man hatte sich mit der Eigenständig- 1938, acht Jahre später, werden die keit eingerichtet. Die Kriege des 19. Jahr- Gemeinden Ober- und Niederingelbach hunderts, der Erste Weltkrieg, die Revo- zusammengeschlossen – zu Nieder- lution 1918/19, die Weimarer Republik ingelbach. – in Nieder- und Oberingelbach ging gemeindepolitisch alles seinen alten Das Verfahren stellt sich in den gewohnten getrennten Gang. Protokollbüchern der Gemeinden wie folgt dar: Plötzlich – 1930 – gibt es in den Pro-

7 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

1. Protokollbuch der Gemeinde Oberingelbach 1846 – 1938 (S. 169) 1 Verhandelt unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Bender Anwesend : Die Gemeinderäte Heinrich Laumann Wilhelm Krämer Wilhelm Kehl

Heinrich Rütscher II. Beigeordneter Es fehlen: Saynisch Schmidt

Verhandelt, Altenkirchen, den 21.März 1938

Die Gemeinderäte von Oberingelbach haben gegen die Zusammenlegung der Gemeinden Ober- und Niederingelbach nichts einzuwenden. Sie wünschen aber protokollarisch festgelegt zu haben, dass die Gemeinde Oberingelbach beim Wegebau gegenüber der Gemeinde Niederingelbach vorerst be- rücksichtigt wird, da die Gemeinde Niederingelbach für Wegebauten eine Schuld von ungefähr 6500 RM aufweist und die Gemeinde Oberingelbach durch die Zusammenlegung der beiden Gemeinden einen Teil dieser Schulden mittragen helfen muss.

v. w. o. (richtig „u.“)

Bürgermeister Bender Unterschrift

Beschluß Der Bürgermeister faßt daraufhin folgenden Beschluß: Nach Anhörung der Gemeinderäte erkläre ich mich mit der Zusammenlegung der Gemeinde Oberingelbach mit der Gemeinde Niederingelbach ein- verstanden. Oberingelbach Altenkirchen, 21. März 1938 Der Bürgermeister: Bender Unterschrift und Siegel

8 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

2. Protokollbuch der OG Niederingelbach 1846 – 1953 (S. 197) 1 Verhandelt unter Vorsitz des Bürgermeisters Hackbeyl Niederingelbach. Anwesend die Gemeinderäte: Schuster, Wilhelm I. Bieler, Heinrich Wolf, Wilhelm Hachenberg, Heinrich, Beigeordneter unentschuldigt:

Verhandelt, Niederingelbach, den 14.Juli 1938

Nach ordnungsgemäßer Einladung versammelten sich die Gemeinderäte heute zur Erledigung der nachstehenden Tagesordnung.

Tagesordnung Anhörung der Gemeinderäte wegen Neubezeichnung der zusammengelegten Gemeinden Nachdem der Leiter der Gemeinde den Gemeinderäten die bei einer mündlichen Besprechung auf dem Landratsamt getroffene Regelung mitgeteilt hatte, empfahlen die Gemeinderäte, dass nach Durchführung der beabsichtigten Zusammenlegung der Gemeinden Ober-Ingelbach und Nieder-Ingelbach Die Gesamtgemeinde den Namen Nieder-Ingelbach führt. v. g. u.

Wilhelm Schuster I Heinrich Bieler Wilhelm Wolf Heinr. Hachenberg

9 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

3. Protokollbuch der Gemeinde Oberingelbach 1846 – 1938 (S. 169) 1 Verhandelt unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Bender Anwesend : Die Gemeinderäte Gustav Saynisch

Unentschuldigt: Heinr. Rütscher WilhKehl Wilh. Krämer Otto Schmidt Heinr. Laumann III

Verhandelt Altenkirchen, den 15. Juli 1938

Nach ordnungsgemäßer Einladung versammelten sich die Gemeinderäte heute zur Erledigung der nachstehenden Tagesordnung.

Tagesordnung Anhörung der Gemeinderäte wegen Neubezeichnung der zusammengelegten Gemeinden Nachdem der Leiter der Gemeinde den Gemeinderäten die bei einer mündlichen Besprechung auf dem Landratsamtgetroffene Regelung mitgeteilt hatte, empfahlen die Gemeinderäte, dass nach Durchführung der beabsichtigten Zusammenlegung der Gemeinden Oberingelbach und Niederingelbach Die Gesamtgemeinde den Namen Niederingelbach führt.

v. g. u.

Der Bürgermeister Bender Unterschrift

Anmerkung: Diese Protokolle waren – das ist Ausnahme – mit Schreibmaschine vorformuliert und sind in das Protokollbuch eingeklebt; handschriftliche Eintragungen und Unterschriften sind unterstrichen; (v.)orgelesen – (g.)enehmigt – (u.)nterschrieben

10 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

4. Offizielle Bekanntmachung 1 Die offizielle Bestätigung erfolgte durch die Bekanntmachung im Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Koblenz Amtsblatt Nr.45, ausge­ ­geben Samstag, den 29. Oktober 1938

Verordnungen und Bekanntmachungen: c) – Anordnung des Oberpräsidenten: Auf Grund der §§ 10, 15, 117 Abs. 3 der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wird nach Anhörung der beteiligten Gemeinden folgendes angeordnet: – § 1. Die nachgenannten Gemeinden im Kreise Altenkirchen werden wie folgt eingegliedert: .... e) – die Gemeinde Oberingelbach in die Gemeinde Niederingelbach.7

Damit war die Zusammenlegung und beraten und der Bürgermeister be- Eingemeindung von Oberingelbach in schließt den Erlass der Friedhofsord- Niederingelbach offiziell beschlossen. nung. Die Gemeinderäte Schmidt, Krä- Sie wurde wirksam und vollzogen mer und Rütscher waren „gehört“ mit dem 1. April 1939. Damit bildeten worden. unsere beiden Dörfer nunmehr eine Gemeinde. In Zeiten der NS-Diktatur Das Bewusstsein in einem Dorf zu wurde befohlen! Typisch die Formu- wohnen war vorhanden – die gemeinsa- lierung in den Protokollbüchern: „Nach men Institutionen Friedhof und Schule Anhörung der Gemeinderäte fasst der könnten Beleg dafür sein – aber es Bürgermeister den Beschluß ...“ Dass sollte noch einige Zeit dauern, bis das jedoch auch in Zeiten der Diktatur Dorf zu einer Einheit zusammenwuchs. nicht alle einverstanden waren, lässt sich aus der Nichtanwesenheit der Von 1938 bis 1945 fanden insgesamt Oberingelbacher Gemeinderäte bei der sechs Sitzungen des Gemeinderats letzten Sitzung schließen (Ausnahme statt – immer in Nieder-Ingelbach. Die Gustav Saynisch. Er hatte keine Wahl, erste Sitzung nach dem Ende des Zwei- da er offizieller Vertreter des Bürger- ten Weltkriegs war am 8. März 1946 meisters war). Außerdem war die Ver- unter Vorsitz des Bürgermeisters Karl handlung für das Oberdorf in Alten- Räder. Dabei waren auch die „Komitee- kirchen. Der Name Niederingelbach Mitglieder“ August Grollius, Louis für beide Gemeinden wurde vermutlich Laumann, Heinrich Laumann III. Außer- bestimmt, weil das Niederdorf zu die- dem nahm teil Amtsbürgermeister i.A. sem Zeitpunkt mehr Einwohner hatte. Nolden.

Allerdings gibt es im Protokollbuch Bis Januar 1948 beriet man sich in von Oberingelbach auf der letzten Seite Nieder-Ingelbach. Dann ab 26. Januar (169) noch ein letztes Protokoll vom 1948 berät der Gemeinderat in Ober- 15. Oktober 1935. Es geht um die Be- Ingelbach in der Wohnung des neu ratung der Friedhofsordnung. Unter gewählten Bürgermeisters Wilhelm Vorsitz von Bürgermeister Bender wird Kehl.

11 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

Wichtig für die Namensgebung und Einheit unseres Dorfes war dann der Ingelbach 1 nächste Schritt.

5. Das Protokoll vom 30. August 1949 hat den folgenden Wortlaut (S. 173 Rückseite) Anwesend waren unter Vorsitz des Bürgermeisters Kehl die Mitglieder: , Arndt, Thiel, Schuster, Strüder, Krämer Verhandelt! Ober-Ingelbach den 30.8.1949

Tagesordnung: Einzigster Punkt: Umbenennung der Gemeinde

Beschluß: Der Beschluß des damaligen Bürgermeisters Hackbeyl vom 14.Juli 1938 wird hinsichtlich der Benennung der Gesamtgemeinde aufgehoben. Die jetzige Gemeinde Nieder-Ingelbach führt vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörde ab sofort den Namen „Gemeinde Ingelbach“.

w. g. u. geschlossen Bürgermeister Kehl Gust.Eichelhardt, Oswald Arndt, Strüder, Schuster, Krämer

In den nächsten fünf Sitzungen bis zum 10. Februar 1950 wird trotz dieses Beschlusses – laut Protokollbuch – im- mer noch in Oberingelbach verhandelt. Erst am 20. März 1950 erscheint der Name Ingelbach als Ortsangabe im Protokoll.

Jetzt galt der „alte, richtige“ Name auch offiziell. Es dauerte aber noch zwei Jahrzehnte – bis in die 1980er Jahre – bis auch das Bewusstsein in Schild nach Ingelbach!!! (Foto: Klaus Brag) einer Gemeinde, in einem Dorf zu wohnen sich bei allen – auch den „Eingeborenen“ – durchsetzte. den von Ortsbürgermeister Klaus Brag Ober- und Niederingelbach in den in Einzelgesprächen zu Ingelbach „kor- Telefonbüchern und bei Adressen wur- rigiert“. Der Friedhof in der Dorfmitte,

12 Aus der Ingelbacher Geschichte – Unser Ortsname

die gemeinsamen Vereine und Akti- len Arbeiten gemeinsam schaffen, die vitäten und nicht zuletzt die vielen katastermäßige Trennung in zwei Ge- Neubürger – auch aus anderen Ländern markungen und – als besondere Riva- 1 – haben ihren Beitrag dazu geleistet. lität bei Festen – ein Fußballspiel Ober- dorf gegen Niederdorf, bei dem es mit Trennendes zwischen den Ortsteilen viel Spaß zur Sache geht. Und wenn gibt es kaum. Was bleibt sind die ein Ortsteil zu wenig Spieler hat, dann Waldinteressenten Ober- und Nieder- hilft halt irgendjemand in der „falschen“ ingelbach, die immer besser bei vie- Mannschaft aus.

1 Vorbemerkung: Grundlage für diesen Artikel war ein Beitrag von Klaus Brag, „55 Jahre Ingelbach“, erschienen im Heimat- jahrbuch des Kreises Altenkirchen 2004, S. 57 ff. Der Schwerpunkt dieses Artikels beschäftigte sich mit der Teilung 1745. Die Originalurkunden aus dieser Zeit sind im Besitz von Klaus Brag. Ich habe den Artikel bearbeitet, erweitert und ergänzt (Jürgen Janke) 2 Auskunft des Verbandsgemeindebürgermeisters von Gebhardshain Konrad Schwan (Email vom 18. August 2010) 3 Vgl. Jakob Rausch: Geschichte des Kreises Altenkirchen. Reprint Schaan/ Liechtenstein, 1983. S. 35 4 Urkunden im Archiv Brag 5 Vgl. Protokollbuch von Oberingelbach (15. Mai 1850), S. 25 und Niederingelbach (6. Juni 1850), S. 20; (28. August 1850), S.21f ) 6 Vgl. Protokollbücher der Gemeinden (Oberingelbach, S. 134 a, Niederingelbach, S. 131 a (1930) 7 . 1408 – 2008, hrsgg. von der Ortsgemeinde Gieleroth 2008, S. 113 (Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Koblenz als Faksimile)

13