LANDESHAUPTSTADT

DIE ZUKUNFT DES MAGDEBURGER STADTZENTRUMS STRUKTUR KOMPOSITION GESTALT LANDESHAUPTSTADT MAGDEBURG

STRUKTUR KOMPOSITION G ESTALT

WERKSTATTWOCHE 25. - 30. NOVEMBER 1990 Gefördert mit einer Zuwendung der Norddeutschen Landesbank

© Magistrat der Stadt Magdeburg Alle Rechte vorbehalten Layout: Jürgen Sütterlin Gesamtherstellung: Druckerei Rasch, Bramsche/Osnabrück Printed in Germany Inhalt

Vorwort des Oberbürgermeisters der Stadt Magdeburg Eine Werkstattwoche markiert den Beginn einer neuen Etappe der Stadtplanung in Magdeburg Dipl. Ing. Thomas Kowallik, Leiter des Stadtplanungsamtes

Referate zur Eröffnung der Werkstattwoche Aspekte der städtebaulichen Entwicklung der Stadt Magdeburg und Teilergebnisse einerTagung des SRL 10 von Dipl. Ing. Klaus Schulz, Stadtplanungsamt Magdeburg Die Landeshauptstadt Magdeburg und ihre städtebaulichen Entwicklungsprobleme 12 von Günter Neum, Mitglied des Planungsausschusses der SW Magdeburg Städtebau und kulturelle Entwicklung in Magdeburg 15 von Rainer Löhr, Stadtrat für Kultur

Zu ausgewählten Fragen der Geschichte der Stadt und ihrer Baugeschichte _ 17 von Dipl. Ing. Friedrich Jakobs, Stadtplanungsamt Magdeburg Zu grundsätzlichen städtebaulichen Voraussetzungen der Freiraum- und Landschaftsentwicklung in Magdeburg 20 von Dipl. hort. Rolf Weinreich, Stadtplanungsamt Magdeburg Einiges über die Arbeit der Initiativgruppe Stadtentwicklung - Stadtgestaltung 22 von Reginald Richter, GlasgestalterVBK, dwb Magdeburg

Ergebnisse der Werkstattwoche Gruppe 1 26 Gruppe 5 60 Gruppe 2 34 Gruppe 6 65 Gruppe 3 44 Gruppe7 75 Gruppe 4 55 Gruppe 8 90 Gedanken zur Entwicklung der Innenstadt von Magdeburg 94 Dr. Ing. Ekkehard Lindemann, Braunschweig

Auswertung der Ergebnisse der Werkstattwoche Betrachtungen zu zukünftigen städtebaulichen Aufgaben 96 von Dipl. Ing. Günter Rapior, Osnabrück Ergebnisse der Werkstattwoche und Schlußfolgerungen für die Entwicklung der Verkehrssysteme 99 von Dipl. Ing. Klaus Eschke u. Dipl. Ing. Hans-Joachim Schulze, Stadtplanungsamt Magdeburg Auswirkung der Arbeiten zum Grünsystem 107 von Dipl. hort. Günter Schöne Tabelle der Nutzungsvorschläge 108 Ergebnisse der Werkstattwoche und Schlußfolgerungen für die Entwicklung einer Nutzungskonzeption 110 von Dr. Ing. Karin Kirsch, Stadtplanungsamt Magdeburg Resümee 113 von Heinz-Karl Prottengeier, Baudezernent Vorwort Vorwort des Oberbürgermeisters der Stadt Magdeburg

Magdeburg ist eine Stadt mit einer fast 1200jährigen Die vorliegende Dokumentation ist als ein Beitrag Geschichte. Trotz großer Zerstörungen im 2. Welt- gedacht, der interessierte Bürger informieren, aber krieg künden beeindruckende Bauwerke von der auch anregen soll, sich in den zuvor skizzierten Prozeß großartigen Vergangenheit. einzubinden. Der begonnene Wiederaufbau in den letzten 40 In diesem Sinne wünsche ich der Broschüre eine Jahren läßt sicher an vielen Stellen sehr zu wünschen geneigte Aufnahme. übrig. Aber heute, nach der politischen Wende, haben wir die Chance, bei der Gestaltung unserer Stadt nicht nur kurzfristige Lösungen zu suchen, sondern an der Schwelle zum 3. Jahrtausend muß auch für Jahrhun- derte Gültiges gebaut werden. Bauten sind ein Stück Heimat und müssen dem Bürger Identifikation ermöglichen. Alles muß dem Magistrat der Stadt Magdeburg Grundsatz gehorchen: »Allein dadurch, daß man das Der Oberbürgermeister Gegenwärtige aus dem Vergangenen entwickelt, kann man ihm eine Dauer für die Zukunft sichern.« Einer solchen überwölbenden geistigen Konzep- tion sollten die verschiedenen städtebaulichen Gestal- tungskomplexe in unserer Stadt, wie z. B. Bahnhofs- vorplatz, Zentraler Platz, Damaschkeplatz, Universi- tätsplatz, Eibufer, Breiter Weg, Rechnung tragen. Die politische Wende bedeutet auch den politi- schen Wendepunkt in der Kommunalgeschichte. Mit der Umsetzung der kommunalen Selbstverwaltung wächst den Städten große Verantwortung zu. Es ergeben sich aber auch völlig neue Möglichkeiten, so auch für die weitere städtebauliche Gestaltung unse- rer Stadt. Die Entwicklung der Innenstadt als urbaner Erleb- nisbereich gehört dabei zu den herausragenden Auf- gaben. Die Vitalisierung zunächst des Citybereiches muß verbunden werden mit unverwechselbaren mag- deburg-spezifischen, architektonischen, baukünstle- rischen und verkehrlichen Lösungen. Dabei ist den neuen Aufgaben der Landeshauptstadt als Oberzen- trum und Regierungs- und Parlamentssitz ganz besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Nur durch die Einbeziehung der Bürger der Stadt in den Planungsprozeß werden Baulösungen zu erwarten sein, die als Identifikationspunkte für die Bewohner der Stadt angenommen werden und den weitgehend verlorengegangenen Bürgersinn in unse- rer geschichtsträchtigen Stadt neu erwecken. Die aktuelle Spannung zwischen schneller Reali- sierung von Bauten im innerstädtischen Bereich und die Verantwortung vor der Geschichte hinsichtlich der Fortentwicklung und Neugestaltung herausragender Freiräume in unserer Stadt, muß ausgehalten werden, sollte aber Anlaß sein, für diese einzigartige kommu- nalpolitische Aufgabe sich der Ideen der Kühnsten und des Schweißes der Besten zu bedienen. Werkstattwoche markiert den Beginn einer neuen Etappe 7 Eine Werkstattwoche markiert den Beginn einer neuen Etappe der Stadtplanung in Magdeburg

Im Frühjahr 1990 vollzog sich auf dem Gebiet der ehe- sahen einen Straßendurchbruch Strombrücke - Köl- Thomas Kowallik maligen DDR ein grundlegender Wandel in der Gesell- ner Platz, eine zweite Unterquerung des Reichsbahn- Dipl. Ing. schaft. Mit der Wahl am 6. Mai wurde der Grundstein geländes und den Wiederaufbau des Bahnhofsvor- Leiter des für eine freiheitliche Entwicklung auf allen Gebieten platzes mit dem Stadttheater, aber auch eine mittige Stadtplanungsamtes des Lebens gelegt. Fußgängerzone vom Hauptbahnhof bis zum Eibufer Im Bereich des neuen Magistrats brachte dies vor. einen entscheidenden Einschnitt in die bestehende Ein weiterer Abschnitt waren die 50er Jahre mit Verwaltungsstruktur und damit auch in den Bereich der Herausbildung stalinistischer Strukturen im Städ- Stadtplanung und Stadtentwicklung. Vollkommen tebau und in der Architektur. Magdeburg, die »Stadt neue Aufgaben waren zu lösen. Mit der Bildung des des Nationalen Aufbauwerkes«, wird durch zen- Baudezernats erfolgte der Aufbau des Planungsamtes tral geprägt, was sich sehr deutlich im Bereich des aus dem ehemaligen Büro des Stadtarchitekten und Zentralen Platzes als großräumigen, unmaßstäblichen dem Büro für Verkehrsplanung. In diesen Zeitraum fal- Aufmarschplatz und in den neoklassizistischen riesi- len die ersten Kontaktaufnahmen auf persönlicher gen Häuserkomplexen widerspiegelt. Ebene mit den Kollegen aus dem Bauderzernat In den 60er Jahren fand der Übergang zur Groß- Braunschweig, die sich dann immer mehr auf den plattenbauweise statt. Beispielgebend dafür sind der Bereich der täglichen Arbeit konzentrieren. Nordabschnitt des Breiten Weges und die Jakob- In den 80er Jahren gab es Gespräche zwischen straße. In diesen Zeitraum fallen auch die Entwürfe für Architekten und Stadtplanern auf Grund der politi- den abschließenden Aufbau des Stadtzentrums, wie schen Situation in der damaligen DDR nur auf Anord- z. B. das Haus des Schwermaschinenbaus (Schrau- nung und auf ausgewählte Personenkreise be- be), Bauarbeiterhotel und die Leiterstraße. schränkt. Der letzte Wettbewerb, der in der Öffentlichkeit Nach der Wende kam es zu einem intensiven große Beachtung fand, war der Bahnhofsvorplatz im Austausch von Ideen und Meinungen zwischen Archi- Jahre 1988. Maßgebend für die Gestaltung waren die tekten und Stadtplanern. Gegenseitige Besuche in Plattenbauweise und der Wohnungsbau. Magdeburg und Braunschweig als Partnerstadt in Im Sommer 1990 stand das Planungsamt, ähn- Niedersachsen machten jedoch deutlich, daß ein Ler- lich wie nach der Zerstörung der Stadt und dem Wie- nen und Verstehen auf beiden »Seiten« notwendig deraufbau nach 1945, vor der Frage, wie es planerisch war. In den Diskussionen wurde zwar deutsch gespro- weitergehen soll. Im Stadtzentrum sind bis zum heuti- chen, aber die Interpretation der Begriffe und Inhalte gen Tage riesige Flächen unbebaut geblieben. Zentra- bereitete Schwierigkeiten. Lange Gespräche führten listische Vorgaben wurden nicht mehr gemacht und zum gegenseitigen Verstehen. eigene Wege mußten beschritten werden. Neue Maßstäbe wurden nach der Wahl im Mai auf In den Gesprächen und Diskussionen zwischen allen Gebieten der Gesellschaft gesucht und ange- den Planern aus West- und Ostdeutschland gab es setzt. Dieser Prozeß setzte auch im Bereich der Stadt- viele Vorschläge über die weitere Entwicklung der planung alles in Frage. Ähnliche Entwicklungen hatte Stadt und die möglichen Wege zur weiteren Planung. Magdeburg bereits in der Geschichte zu verzeichnen. Dabei kristallisierte sich der Gedanke heraus, eine In den 20er Jahren, unter Bruno Taut als Stadtbaurat Werkstattwoche durchzuführen. Der Inhalt sollte - frei von 1921-24 und später unter Johannes Göderitz, von Zwängen - neue Strukturen im gesamten Stadt- wurden neue stadtplanerische und städtebauliche gebiet schaffen. Als erster Termin wurde die letzte Wege beschritten. Die »Aufbruchstimmung« in dieser Semptemberwoche 1990 avisiert. Teilnehmer sollten Zeit übertrug sich auf die Ausarbeitung des Flächen- aus der BRD und der DDR kommen, um im Span- nutzungsplanes und des Generalsiedlungsplanes. nungsfeld der Ansichten und Vorstellungen, Gewach- Magdeburg wurde für eine Einwohnerzahl von senem und Neuem die besten Ergebnisse zu erzielen. 500000 Menschen geplant, was sich in einer großzü- Mit dem Beitritt der DDR zur BRD am 3. Oktober 1990 gigen Bebauung des östlichen Eibufers vom Stadt- wurde das geltende Baurecht der BRD wirksam. Auf marsch bis zum Ausstellungsgelände widerspiegelt. Grund dieser und anderer neuer Gesetzlichkeiten Nach der Zerstörung Magdeburgs im 2. Weltkrieg mußte der geplante Termin der Werkstattwoche in fand im November 1946 ein gesamtdeutscher Städte- den November verschoben werden. bauwettbewerb zum Wiederaufbau der Innenstadt Endgültig wurde nun am 25. November 1990 die bzw. des Zentrums statt. Herausragende Entwürfe Werkstattwoche mit einer Stadtrundfahrt eröffnet, um 8 Werkstattwoche markiert den Beginn einer neuen Etappe

die Teilnehmer mit der Problematik schwerpunktmä- ßig vertraut zu machen. Zusätzlich erhielten die Archi- tekten und Stadtplaner Unterlagen, die sie über die bisherige Entwicklung der Stadt informierten. Nach der Bildung von 7 Arbeitsgruppen mit gemischten Teilnehmern aus den neuen und alten Bundesländern begann die Planung und Entwurfsbe- arbeitung am 26. November im Kongreßzentrum Magdeburg. Trotz widriger Umstände mit der Raumsi- tuation entwickelten alle Teilnehmer eine große Kreati- vität, die sich in den unterschiedlichen Entwürfen aus- drückte. Die Präsentation der Ergebnisse fand vor Vertre- tern des Magistrats, vor Teilnehmern, Abgeordneten und interessierten Bürgern statt. Das große Interesse, welches die Werkstattwoche in der Öffentlichkeit fand, veranlaßte das Stadtplanungsamt, eine Ausstellung der Ergebnisse nicht nur an einem Tag, sondern vom 18. Februar bis 17. März 1991 durchzuführen. In die- ser Zeit besuchten ca. 6000 Bürger und Gäste der Stadt die Ausstellung. Viele Anregungen und Ideen wurden von ihnen schriftlich oder in Form von Skizzen abgegeben. Von den Teilnehmern selbst sind verschiedene Schwerpunkte gesetzt worden, wie zum Beispiel die Grünplanung mit einer Einbeziehung der noch vorhan- denen kleinen Flußläufe und der Elbe als einem ent- scheidenden Faktor zur Bildung eines guten Wohn- umfeldes. Die Verkehrsplaner machten Vorschläge, die von einer Tunnelquerung des Zentralen Bereiches von der Strombrücke bis zum Damaschkeplatz bis hin zur völ- ligen Negierung des Durchgangsverkehrs in diesem Bereich ausgehen. Desweiteren erfolgten konkrete Vorschläge zu Standorten des Parlamentsgebäudes für die Landesregierung, zur Oper, zum Theater und zu Verwaltungseinrichtungen. Konkret sind die einzelnen Vorstellungen und Vorschläge kaum umzusetzen. Im Komplex betrach- tet geben sie allerdings gute Anhaltspunkte für die wei- tere Stadtentwicklung. Die vorliegende Broschüre gibt einen kompletten Überblick über die Ergebnisse der Arbeitsgruppen. Vom Stadtplanungsamt sind diese Ergebnisse ausge- wertet worden. Sie sollen als Vorschläge und Vorga- ben für städtebauliche Rahmenpläne oder weitere Wettbewerbe dienen. Allen Teilnehmern ist für ihre Mitarbeit und Ein- satzbereitschaft während der Werkstattwoche und auch darüber hinaus zu danken. Durch den persönli- chen Kontakt ist eine weitere Grundlage für das Zusammenwachsen der alten und neuen Bundeslän- der geschaffen worden. Das gegenseitige Lernen und Verstehen war für alle Teilnehmer von Nutzen. Ein besonderer Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtplanungsamtes, die durch ihre gute Vorbereitung und Mitwirkung zum Gelingen der Werkstattwoche beigetragen haben. Referate zur Eröffnung der Werkstattwoche

Am Eröffnungstag der Werkstattwoche, am 26. November 1990, wurde eine Reihe von Referaten gehalten, durch deren Aussagen die Teilnehmer der Werkstattwoche mit wichtigen Kenntnissen ausgestattet werden sollten. Einige dieser Beiträge sind im folgenden Abschnitt - zum Teil in gekürzter Form - wiedergegeben 10 Klaus Schulz • Aspekte der städtebaulichen Entwicklung Aspekte der städtebaulichen Entwicklung der Stadt Magdeburg und Teilergebnisse einer Tagung des SRL

Dipl. Ing. Magdeburg mit ehemals 340000 Einwohnern vor den der Stadtentwicklung. Für die Altbaugebiete blieben Klaus Schulz schweren Zerstörungen am Ende des 2. Weltkrieges kaum Möglichkeiten zur Erhaltung und Sanierung. bietet gute Voraussetzungen, sich im mitteldeutschen Mehr als 100000 Menschen verließen die Altbau- Stadtplanungsamt Raum als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum zu gebiete, was zur Entvölkerung führte, da kein Einwoh- Magdeburg entwickeln. nerzuwachs zu erwarten war. Ein großer Teil der Neubaugebiete wurde im Norden der Stadt errichtet, Ansatzpunkte bieten weil hier günstigere Voraussetzungen zur Nutzung der - seine Lage an der vorhandenen Autobahn Hanno- letzten Reserven der technischen Infrastruktur ver - Berlin und der geplanten Autobahn - bestanden (Abwasser, Wärme). Halle - Magdeburg Dies alles führte zu städtebaulich-sozialen Miß- - seine Lage am Mittellandkanal mit Abstiegsmög- ständen und zu stadtstrukturellen Problemen. Ein gro- lichkeiten zur Elbe, der geplanten Kanalüberque- ßes Wohnstättenangebot im Norden und ein großes rung der Elbe (Verbindung nach Hamburg via Arbeitsplatzangebot im Süden erzeugten Verkehrs- Braunschweig, ) und mit vorhandenen ströme im Netz des ÖPNV und im Straßennetz, die zu ausbaufähigen Hafenanlagen Störungen und Staus führen. - seine Lage als Eisenbahnknotenpunkt mit einem Die Reserven der Ver- und Entsorgung im Bereich ausbaufähigen Güterbahnhof der technischen Infrastruktur der Stadt sind restlos - seine Flächenreserven im Industriegebiet aufgebraucht. Insbesondere das südliche und süd- - die Hoch- und Fachschulen östliche Stadtgebiet können erst nach Realisierung - die historischen Parkanlagen und Stadtwälder neuer Sammler und Ausbau der Vorfluter ordnungs- - sowie die ausbaufähigen Erholungsgebiete. gemäß entsorgt werden. Die die Stadt durchfließende Elbe ist immer wieder - Es gibt schätzungsweise über 10000 leerste- und jetzt besonders - eine Herausforderung an die hende Wohnungen in den Altbaugebieten, insbeson- Planer, Magdeburg wirklich zur »Stadt am Strom« dere in Hinterhäusern. werden zu lassen, sowohl wirtschaftlich als auch Starke Umweltbelastungen durch enge Verzah- stadtgestalterisch. nung störender Industriebetriebe mit Wohnungen sind Die historische Stadtsilhouette mit ihrer Vielzahl zu verzeichnen. doppeltürmiger Kirchen und anderer markanter Bau- Die bessere Ausstattung fast aller Wohngebiete ten bot aus der Situation am Elbbogen von Osten mit Einrichtungen des Handels, der Kultur, der Dienst- gesehen das auf vielen Stichen festgehaltene bekan- leistungen, der Freizeit, des Handwerks und Gewer- nte Bild. bes ist erforderlich. Der Verlust etlicher Kirchen, die großen Zerstö- Einige Vororte Magdeburgs - ehemalige Dorfla- rungen im Stadtzentrum, der Wiederaufbau in den gen - haben sich ihre Ursprünglichkeit bewahrt und 50er und 60er Jahren führten zur Vereinfachung und müßten vorsichtig überplant werden, Eine Zersiede- Vergröberung der Stadtstruktur im Zentrumsbereich. lung der Landschaft ist kaum erkennbar, einer Ausufe- Neu ist die großzügige Ost-West-Achse und die sehr rung sollte mit entsprechenden Planungen begegnet weiträumig angelegte Freiraumgestaltung am Elbufer, werden. eine ungestaltete Eingangszone am rechten Eibufer Nach der Wende setzte eine begrüßenswerte zum Stadtpark. Es besteht nur ein teilweise ausge- Dynamik in der Stadtentwicklung ein, die jedoch aus bautes Verkehrssystem, das tangierend das Stadt- der Sicht des Planers auch Gefahren in sich birgt. Die zentrum eingrenzt. Staus bis zum Stadtzentrum sind neuen marktwirtschaftlichen Bedingungen lassen die Folge, die Autobahnumgehung mit neuen Anbin- zahlreiche Investoren in die Stadt kommen, die großes dungen ist dringend erforderlich. All dies fordert nun Interesse zeigen, zuerst einmal im Dienstleistungsbe- die Phantasie der Planer heraus. reich, in Wohngebietseinrichtungen, im großflächigen Nach der Wiederaufbauphase vor allem im Stadt- Einzelhandel und auch in Einrichtungen im Zentrums- zentrum und in den Vorstädten in den 50er und 60er bereich und sicher auch noch in neuen Produktions- Jahren begann mit dem industriellen Wohnungsbau in stätten zu investieren. den 70er Jahren und mit dem Bau neuer großer Nur mit einer weitsichtigen Kommunalpolitik, Wohngebiete am Stadtrand, die fast alle Mittel (Investi- einer guten Städteplanung und einer erprobten Bau- tionen) und Kapazitäten (Baukraft sowohl im Hoch-, gesetzgebung kann jedoch eine geordnete Stadt- Freiflächen- und Tiefbau) forderten, ein neues Kapitel struktur aufgebaut werden. Zur Ideenfindung sollte Klaus Schulz • Aspekte der städtebaulichen Entwicklung 11 auch diese Veranstaltung beitragen, so wie fast 400 Umfang der Arbeit der Planer in den neuen Bundes- Stadt-, Regional- und Landesplaner sich mit den Pro- ländern verlangt andere Methoden und unkomplizier- blemen der Stadtentwicklung in den neuen Bundes- tere Verfahren. Teilflächennutzungspläne, Rahmen- ländern in 8 Arbeitsgruppen auseinandersetzten. pläne, § 246a, §§ 33 bzw. 34 werden die Planungs- In heißen Debatten wurde über das Für und Wider instrumente sein. von Leitbildern gestritten. Doch auf den Namen Differenzierte Formen der Planbearbeitung soll- kommt es nicht an, wichtig ist, daß landschaftliche und ten dazu dienen, den Investoren Bedingungen aufzu- ökologische Gegebenheiten im Vordergrund stehen erlegen. Eine pragmatische Krisenbewältigung wird müssen und dabei überregionale Zusammenhänge zu der langfristigen Planung vorangehen müssen. Die beachten sind. Durch technische Entwicklung ändern Kommunen sind schnellstens in die Lage zu verset- sich Leitbilder schneller. Beklagt wurde eine fehlende zen, qualifizierte Planer einzusetzen, um Planungsvor- Regionalplanung, so daß raumordnende Abstimmun- läufe zu schaffen. Zur Zeit bilden im Planungsamt gen kaum möglich sind. Wichtig ist, daß Vorstellungen Magdeburg ein erarbeiteter Baunutzungsplan, der und Planungen öffentlich bekanntgemacht werden bisherige Flächennutzungsplan mit durch den Magi- und die Bevölkerung ihre Gedanken mit in die Planung strat bestätigten Ergänzungen sowie informelle Plan- einbringen kann. Dies sollte auch mit den Ergebnissen ungen von Teilgebieten die Grundlage für die Stadt- dieser Werkstattwoche geschehen. entwicklung. Übereinstimmend gab es in vielen Arbeitsgrup- pen die Ansicht, daß der Verkehr aus den Zentren weitgehendst herausgehalten werden muß, Anlieger- verkehr auch in Fußgängerbereichen zulässig sein sollte, der ruhende Verkehr möglichst am Rande bleibt, ansonsten stark reglementiert und befristet wird und der ÖPNV, vertreten durch Straßenbahn, Busse und S-Bahn, sowie Radverkehr den Vorrang haben. In den neuen Wohngebieten ist das Wohnum- feld nachzurüsten, die Wärmedämmung zu verbes- sern durch geeignete Baumaßnahmen (z. B. Vergrö- ßerung der Wohnungen), der Abwanderung reicherer Bevölkerungsschichten vorzubeugen und eine soziale Entmischung zu verhindern. In den alten Wohngebieten darf es keinen Eingriff mehr in vorhandene Stadtgrundrisse geben. Es sollte großflächig eine Instandsetzung (Dach, Fassade) erfolgen, nicht so hohe Ansprüche an die Ausstattung gestellt werden, - eine neue Art von Förderprogram- men ist notwendig. Die Arbeitsgruppe Arbeitsstätten orientierte u. a. auf einen sparsamen Umgang mit Gewerbeflächen- ausweisungen und für eine Revitalisierung vorhande- ner Industrie- und Gewerbeflächen. Es sollte schnell- stens mit dem Aufbau eines Altlastenkatasters begon- nen werden. Die Arbeitsgruppe Stadtgestaltung wies noch- mals auf die Bedeutung von Rahmenwettbewerben bzw. Workshops für das Stadtzentrum hin, bevor konkrete Realisierungswettbewerbe ausgeschrieben werden. Dem östlichen und westlichen Eibufer sollte besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, hier dürfen keine vorschnellen Entscheidungen für eine Bebauung fallen. Zur fachlichen Unterstützung mußte vom Planungsamt ein Gestaltungsbeirat gebildet werden. Diese Werkstattwoche war alles in allem eine gelungene Veranstaltung, auf der beiden Seiten -Teil- nehmer aus den alten und neuen Bundesländern - viele neue Erfahrungen sammeln konnten. Der 12 Günter Neum • Städtebauliche Entwicklungsprobleme Die Landeshauptstadt Magdeburg und ihre städtebaulichen Entwicklungsprobleme

Günter Neum Nunmehr, da der Landtag durch seine Entscheidung Stadt sorgfältig zu überdenken und sind alte Struktu- Mitglied des Planungs- die vorangegangenen Abstimmungen für eine Lan- ren gegebenenfalls neu zu ordnen, aber nicht blind- ausschusses und deshauptstadt Magdeburg endgültig besiegelt hat, lings zu zerschlagen. Vorsitzender der können und müssen wir daran gehen, unserer Stadt Die Neuansiedlung von Gewerbe, Industrie, aber Arbeitsgemeinschaft hauptstädtisches Gepräge zu verleihen. Der unselige auch von großen Handels- und Freizeitzentren an der Landeshauptstadt der Streit der beiden Bewerberstädte hat in dieser Bezie- Peripherie sollte nur da erfolgen, wo der von auswärts Stadtverordnetenver- hung zu Rückständen geführt, insbesondere beim kommende Zielverkehr eine Ansiedlung sinnvoll sammlung Freizug und der Herrichtung der Regierungsgebäude, erscheinen läßt. Die im Kerngebiet der Stadt vorhan- was zu teilweise berechtigter aber teilweise auch pole- denen Bedingungen und Möglichkeiten müssen mischer Kritik seitens der Landesregierung geführt genutzt werden, um einmal den städtischen Charakter hat. Grundsätzliche Differenzen bezüglich der Ministe- zu erhalten und auszuprägen, und zum ändern die rien konnten aber ausgeräumt werden, wobei die der- Verkehrsströme möglichst zu begrenzen. Die infra- zeitige Lösung nach Ansicht des Ausschusses Lan- strukturellen Voraussetzungen (Gas, Wasser, Energie) deshauptstadt nur eine kurzfristige Übergangslösung der Innenstadt sollten die Kostenanalyse selbstver- sein kann. ständlich mitbestimmen. Das für die Innenstadt Was hat uns Magdeburger nun aber bewogen, Gesagte, sollte selbstverständlich auch für die großen trotz dieser absehbaren Anfangsschwierigkeiten die Wohnkomplexe gelten. Genannt seien hier Olven- übrigens alle fünf neuen Landeshauptstädte überwin- stedt, Neustädter See und Feld, Reform und das zu den müssen, den Anspruch auf die Landeshauptstadt erweiternde Gebiet Kroatenweg-Süd. Auch hier ist zu erheben? eine Überplanung im Hinblick auf Ansiedlung von Als Mitarbeiter der ersten AG Landeshauptstadt, Kleingewerbe, Handel, Dienstleistung und Freizeitge- ausgehend vom Runden Tisch der Stadt Magdeburg, staltung erforderlich. behaupte ich, daß es primär keine wirtschaftlichen War es in der Vergangenheit infolge des planba- Beweggründe waren, sondern in erster Linie traditio- ren Motorisierungszuwachses nicht erforderlich, den nell-historische Gründe verbunden mit dem Wunsch, Berufs- und Ausflugsverkehr von diesen Wohnkom- die vorhandenen zentralistischen Strukturen und plexen direkt an die wegführenden Fernstraßen anzu- Bestrebungen seitens unserer Favoritin durch demo- binden, so scheint das heute nötiger denn je. Der kratisch-föderative Strukturen zu ersetzen. Die Ent- sogenannte Magdeburger Ring, ursprünglich für den scheidung des Landtages ist letztlich eine Wiedergut- Durchgangsverkehr konzipiert, ist heute nicht mehr in machung an dem Magdeburg 1945 zugefügten der Lage, auch noch die Verkehrsströme von, zu und Unrecht, durch das die fast 1000jährige politische zwischen den Wohngebieten und zu den meist entge- Zentrumsfunktion dieser Stadt für das Territorium Mit- gengesetzt angestammt gelegenen Industriestandor- teldeutschlands durch einen Beschluß der kommuni- ten aufzunehmen. Primär ist hier die Konzipierung und stischen Funktionäre, insbesondere Ulbricht, Siewert Ausführung einer eigentlichen Westtangente. Diese und Koenen beendet wurde. müßte die B 81 über Ottersleben, Diesdorf, Olvenstedt Magdeburg wurde 805 erstmals urkundlich und Ebendorf mit der B 71 und B 189 im Norden und erwähnt und kann somit in einigen Jahren auf eine im Süden mit der B 71 sowie Salbke/Westerhüsen 1200jährige Geschichte als wirtschaftliches und gei- verbinden. Darüber erfolgt dann auch die Anbindung stig-kulturelles Zentrum in exponierter geografischer des ländlichen Zielverkehrs an die Gewerbegebiete, Lage zurückblicken. Bedingt durch die verkehrsgeo- während die innerstädtische Anbindung durch den grafisch günstige Lage Magdeburgs als Schnittpunkt öffentlichen Personen Nah-Verkehr (ÖPNV) gefördert dreier wichtiger Verkehrsträger in NS und OW-Rich- werden muß. Der Ausbau dieses Tangentensystems tung, der Eisenbahn, dem Fernstraßennetz und der sowie die Weiterführung des Westringes zu einem Binnenschiffahrt, nicht nur in innerdeutscher, sondern Nordring und Ausbau eines Südringes sowie des jetzi- auch in europäischer Relation, bietet die Stadt äußerst gen Magdeburger Ringes zur Radialen und der Achse günstige Entwicklungsmöglichkeiten für Handel, Indu- Berliner Chaussee - Rathenaustraße und dem neu zu strie und reise- und transportspezifische und bedingte bauenden westlichen Abschnitt zum Renneweg als Gewerbe und Dienstleistungen. Unter Beachtung die- Radiale mit allen heute an solchen Dominanten übli- ser Entwicklungsmöglichkeiten und der Analyse der chen Einrichtungen nebst kostenlosem park-and-ride- z.Z. noch dominierenden Schwerindustrie, ist die Verkehr bewahrt die Stadt künftig vor dem automobi- gesamte wirtschaftliche Entwicklungsrichtung der len Kollaps und den ÖPNV, der ja auf den Vergleichs- Günter Neum • Städtebauliche Entwicklungsprobleme 13

weise wenigen Magistralen fährt, vor dem Zusammen- chen Dominanten an Einzelstandorten, die Lücken- bruch. schließung und die Überplanung des Regierungsvier- Entgegen der bei vielen Menschen verbreiteten tels am Domplatz, letzteres besonders wichtig, wegen Ansicht - erst mal müssen Gewerbeflächen vergeben des Repräsentationscharakters dieses Platzes für das werden, damit es in der Stadt vorwärts geht - ist zu ganze Land. Diese Arbeiten stellen meines Erachtens fordern, daß zuerst die Verkehrsströme geplant wer- keinen argen Eingriff in das städtebauliche Gesamt- den und die Zufahrtswege gebaut werden für den Indi- konzept dar, bringen aber einen hohen Gewinn an vidual-, den Lieferverkehr und den ÖPNV. Attraktivität in der gegenwärtigen städtebaulichen Was leider viele Kommunalpolitiker und Planer zu Situation und eine Entlastung von Provisorien und wenig beachteten, sind die Umlandbeziehungen im zweckentfremdeten Wohnraum durch Banken, Versi- weiteren Sinne. Konkret sind das die historisch nach- cherungen, Repräsentanzen und Kanzleien. Bei allem weisbaren Beziehungen in den Großraum Braun- ist daran zu denken, daß es in Magdeburg noch ca. schweig und die sich in den letzten Jahren entwickelt 20000 Wohnungsprobleme zu lösen gilt. habenden Beziehungen zu den nördlichen Kreisen Magdeburg wird wie eingangs schon erwähnt im des ehemaligen Bezirkes Halle. Durch die Funktion der Jahre 2005, also in 15 Jahren, 1200 Jahre alt. Ein Landeshauptstadt werden sich verstärkt Verkehrs- beachtliches Alter, das einen Rückblick auf eine ströme nach und von Magdeburg bewegen, denn eine bewegte, traditionsreiche und impulsgebende Ver- verkehrsgünstige Lage sichert eine gute Administra- gangenheit gestattet. Das Magdeburger Recht, 1188 tion, und diese wiederum erfordert eine gute Erreich- durch Erzbischof Wichmann reformiert, bestimmte barkeit und Kommunikation. über Jahrhunderte die Rechtssprechung in den Städ- Mit dem Ausbau eines außerhalb der City liegen- ten des Ostens. Magdeburg war Vorort der Hanse im den Verteilernetzes für den Individualverkehr, sowie niedersächsischen Binnenland und bekannte sich als einen weiteren Ausbau des ÖPNV eines Vorortbahn- einzige Stadt Deutschlands zur Reformation. netzes und einer administrativen Bevorrechtung von Von Magdeburg aus bereicherten die epochema- Bus und Straßenbahn wird sich eine spürbare Ent- chenden Entdeckungen und Versuche Otto von Gue- krampfung des innerstädtischen Verkehrs vollziehen. rickes die Wissenschaft, gingen die Musik Telemanns Das Ziel einiger Illusionisten, die autofreie Stadt, wird und die revolutionären Gedanken Weitlings in die Welt. es aber nicht geben. Es sind daher hinreichend (nicht Hier wurde mit der Entwicklung von Dampfmaschinen ausreichend) Anlagen des ruhenden Verkehrs in die und Zuckerfabriken für Rübenzucker, Technikge- Stadtplanung mit einzubeziehen. Bei den Zentren der schichte geschrieben; hier gab es die fortschrittlich- komplexen Planung, wie: Zentraler Platz-Bärstraße, sten Bildungsstätten, und hier wirkten revolutionie- Bahnhofsvorplatz, Damaschkeplatz, oder jetzt abseh- rende Bauleute und Architekten wie Taut und Göde- bar möglich: Brückstraße-Charlottentor und Gabe- ritz. Zweimal wurde Magdeburg fast völlig zerstört; lung Halberstädter Str.-Leipziger Str.-Ackerstraße- 1631 durch Tillys Truppen und 1945 durch englische Buckauer Str. wie auch perspektivisch Markgrafenstr- und amerikanische Bombergeschwader. Vom ersten .-Werderspitze oder Kroatenweg-Bergstraße, sollte Mal erholte sich die Stadt wieder völlig. Vom zweiten aber auf Fußgängerbereiche orientiert werden. Die Mal dauert die Erholungsphase noch an. Das betrifft Warenanlieferung sollte möglichst unterirdisch oder insbesondere den kulturellen Teil. Hier bringt uns alle von außen erfolgen. In Ausnahmefällen muß admini- die bevorstehende 1200-Jahr-Feier in Zugzwang, und strativ die Warenanlieferung nachts festgelegt wer- ich möchte Sie bitten, sich auch dem hier bestehen- den. Dafür sind dann aber entsprechende Waren- den großen Nachholbedarf zuzuwenden und entspre- schleusen mit zu projektieren. chende Konzepte und evtl. auch schon Projekte mit zu Sie sind unserer Einladung gefolgt mit der erarbeiten. An was denken die Magdeburger da z. B.: Absicht, städtebauliche Konzepte für die Landes- - an ein Landessportzentrum mit Stadion, Schwimm- hauptstadt Sachsen-Anhalt mit zu entwerfen oder halle, Eishalle, Spielhalle, gestalteten Außenanlagen evtl. sogar auszuführen. Es ist eine leichte und mit Kleinsportanlagen; schwere Aufgabe zugleich. Leicht ist die Aufgabe - an ein weiteres neues Theater; insofern, daß nicht auf die gefühlvolle Einbindung in - an einen neuen richtigen Kristallpalast für Variete vorhandene historische Bausubstanz Rücksicht und Show; genommen werden muß, nur in wenigen Ausnahmen. Man kann also seiner Kreativität relativ freien Lauf las- - an ein modernsten Ansprüchen genügendes neues sen. Das aber macht die Aufgabe wieder schwer, da Kino; es gilt, einer nach westlichen Ansichten ziemlich uni- - an ein komplettiertes Ausstellungsgelände; formen »sozialistischen« Großstadt das eigene unver- - an ein technisches Museum; wechselbare magdeburgspezifische Gepräge zu ver- - an eine neue Musikschule; leihen. - an den Wiederaufbau zerstörter Anlagen im Herren- Worauf es uns jetzt mit der noch frischen Haupt- krug, im Stadtpark, im Vogelgesangpark, im Lui- stadtwürde ankommt, ist das Setzen von städtebauli- sengarten 14 Günter Neum • Städtebauliche Entwicklungsprobleme

Mit letzteren sind speziell Objekte in Grünanlagen genannt. Und beim Stichwort Grünanlagen haben viele Magdeburger die Befürchtung, daß mit dem nun einsetzenden Bauboom die eigentlich recht beachtli- che Grünfläche im Stadtzentrum schrumpft. Ich bitte Sie hier besonders feinfühlig zu Werke zu gehen. Ein besonderer Diskussionspunkt in dieser Richtung ist auch die Bebauung des Eibufers. Hier geht auch die öffentliche Meinung nicht unbedingt konform mit den Vorstellungen der Stadtplaner. Bei der vorhandenen Größe der komplex gestaltbaren Flä- chen, insbesondere auch oberhalb des Eibufers, in der Jakobstraße und quer durch, bis zur Erzberger- straße, sollte das Eibufer mit der unverwechselbaren historisch geprägten Silhouette vorläufig aus der Pla- nung herausgehalten werden, nicht zuletzt auch aus infrastrukturellen Gründen. Wenn Sie jetzt an die Arbeit gehen, und hiermit wende ich mich insbesondere an die Experten aus den westlichen Ländern, dann denken Sie bitte daran, daß die Politiker den Leuten hier im Osten versprochen haben, daß Niveauunterschiede in etwa 5 Jahren aus- geglichen werden. Wenn aber hier im Osten jetzt auch die allgemein in Deutschland üblichen Planungs-, Prü- fungs- und Realisierungsmechanismen gelten, dann brauchen wir auch 40 Jahre, um an das westliche Niveau heranzukommen. Hier sind von vornherein alle Möglichkeiten der Verkürzung von Abläufen, die das Baugesetz zuläßt, mit in die Konzeptionen einzubezie- hen. Um diesem Umstand besser gerecht zu werden und dem Erwartungsdruck der hier lebenden Men- schen besser standzuhalten, hätten die Landespoliti- ker sicher besser daran getan, ein eigenes Ministerium für Bauwesen, Raumordnung und Verkehr zu bilden. Damit wäre der vordringlichsten Aufgabe in Sachsen- Anhalt, in Gleichberechtigung zu anderen wichtigen Ministerien, ein wünschenswerter Rahmen gegeben worden. Rainer Löhr • Städtebauliche und kulturelle Entwicklung 15 Städtebau und kulturelle Entwicklung in Magdeburg

Die einzigartige Chance der architektonischen Neuge- Die Skyline am westlichen Eibufer, in ihrer Art ein- Rainer Löhr staltung der Magdeburger Innenstadt, die sich seit zigartig, verlangt eine besonders sensible Gestaltung, Stadtrat für Kultur 1990 bietet, muß auch als eine kulturpolitische Auf- was solche markanten Bauten anbetrifft. Wenn zu den gabenstellung begriffen werden. Das Ziel, bessere historischen Dominanten neue Zeichen unserer Zeit kommunikative Lebensräume zu gestalten, bedarf hinzugefügt werden sollen, müssen sie verbinden statt eines Zusammenwirkens aller verantwortungtragen- zu übertrumpfen, müssen sie aber in sich selbst auch der Kräfte wie des Magistrats und der Landesregie- schlüssig sein, sowohl vom Baukörper her als auch rung, von Investoren, Architekten, Künstlern, Stadt- von der Silhouettenwirkung! Kultur ist keine schöne und Verkehrsplanern. Zutat, Kultur ist Lebensmittel, so lebensnotwendig wie Zur Überwindung der städtebaulichen und kultu- die Luft zum Atmen. Sie bereichert nicht nur den Men- rellen Umweltschäden, die Magdeburg in den letzten schen, sie macht ihn im humanistischen Sinne erst Jahrzehnten erlitten hat, sollten nach ideenreichen zum Menschen. Wenn die Stadt eine kulturelle Identi- Vorüberlegungen in ausgewogenen Teilschritten die tät haben will, müssen wir eine kulturelle Orientierung städtischen Freiräume bebaut werden. Nach der im industriellen Modernisierungsprozeß finden. Man »workstadt«-Woche einer Initiativgruppe Stadtgestal- soll in diese Stadt kommen, weil sie Anziehungs- tung hat nun die Werkstattwoche ihren Beitrag in die- punkte hat, von denen man draußen gehört hat, die sem Vorfeld zu leisten. empfohlen worden sind, und man muß bleiben wollen, In die Überlegungen zu einer ganzheitlichen Neu- weil es so vielseitige Möglichkeiten des Lebens und gestaltung Magdeburgs, in der verkehrsplanerische Erlebens gibt. Zielstellungen am Anfang stehen müssen, sind von Die Ausgangslage dafür ist gegeben, aber es wird vornherein auch die bestmöglichen Standorte von viel Kraft und Geld kosten, diese Stadt wirklich attrak- Kulturbauten einzubeziehen. So wie die Aufforderung tiv zu machen. Mit ihrer zusätzlichen Funktion als Lan- an die Städteplaner gehen muß, die fast 1200jährige deshauptstadt sind auch Erwartungen an kulturelle Geschichte, die Lage am Strom und im Landschafts- Erlebensräume geknüpft, wir stehen damit unter raum zu beachten und den daraus resultierenden Tra- einem gewissen Leistungsdruck, der uns aber nur gut ditionslinien und Gegebenheiten Rechnung zu tragen, tun kann. so muß ein weiterer Ausgangspunkt die Beachtung Wir stehen auch in der Verantwortung, neben der der Baudenkmale und kulturellen Einrichtungen sein. Pflege der Tradition neuen Ideen den Weg zu ebnen Erhaltene Baudenkmale als erhaltenswert anzusehen, und Chancen für sie zu bieten. Das ist ein dynamischer ist eine Kulturpflicht, vorhandene Kultureinrichtungen Prozeß. Wir brauchen neue Impulse. einzubeziehen, nicht minder. Das Streben nach der Von den 4 Theatern der Vorkriegszeit ist bedauer- Stadt als Gesamtkunstwerk im Sinne eines erweiter- licherweise nicht dem schönen, durchaus zum Wie- ten Kunstbegriffes sollte das Ziel sein, auch wenn die deraufbau geeigneten Stadttheater der Vorzug gege- gegenwärtige Ausgangssituation in Bezug auf Finan- ben worden, sondern dem Zentraltheater (ehemals zierbarkeit, Lösung von Eigentumsfragen, Beseitigung Operettentheater), heute Maxim-Gorki-Theater. Als von Altlasten, besonders auch einer maroden Infra- Dreispartentheater war es von 1951 bis zum 20. 5. struktur keine leichten Erfolgserlebnisse verheißen. 1990, als das Bühnenhaus einer Brandstiftung zum Die historisch gewachsene Altstadtstruktur ist Opfer fiel, spielfähig. Danach konnte nur auf der z.T. schneisenartig aufgebrochen worden, Zusam- Podiumbühne weitergespielt werden. Seit März 1991 menhänge wurden verständnislos geopfert. Baugrup- ist durch Veränderungen des Zuschauerraumes auf pen, Platzräume und platzartige Straßenräume sind einer provisorischen, aber durchaus akzeptablen Vor- einem Rigorismus zum Opfer gefallen. Die Gesamt- bühne wieder eine eingeschränkte Spielfähigkeit planung, die Schwerpunkte setzen wird, sollte hier in gegeben. Nachdem ein Theaterneubau wegen der Kenntnis der bis 1945 im wesentlichen erhaltenen Ungewissen zukünftigen Finanzierung vorerst nicht Situation arbeiten. Einen ehemaligen Hinterhof der realisierbar erscheint, wird 1991 mit dem Wiederauf- Stadt, das westliche Ufer der Stromelbe, finden wir bau des brandgeschädigten Hauses bei gleichzeitiger jetzt großräumig gestaltet vor, zwar mit einigen technischer Grundsanierung begonnen. Auch der Scheußlichkeiten durchsetzt, aber weitgehend frei zur Zuschauerraum, die Garderoben und das übrige Inte- Einbindung besonders in ein großzügiges Verkehrssy- rieur werden eine Neugestaltung erfahren. So wollen stem, das die beiden Eibufer im Zusammenwirken mit wir bei gleichzeitigem Erhalt des großen Ensembles, markanter Architektur verbinden kann. auch während der Bauarbeiten in den folgenden 2 16 Rainer Löhr • Städtebauliche und kulturelle Entwicklung

Jahren, ein der Landeshauptstadt angemessenes tigen Nutzungsmöglichkeiten für »Kiek in de Koken« Theaterprogramm bieten, wenn auch wiederum Gast- und die Magdalenenkapelle. Es wird angefragt, spiele auf Ausweichspielstätten unvermeidbar sind. gewünscht würden als Nebenprodukte Ihrer Überle- Den Neubau einer großen Oper können wir uns vorerst gungen auch hierfür Ideen. Die denkmalpflegerischen nur wünschen, ein guter Platz dafür wäre von weitsich- Zielsetzungen der 80er Jahre sind keine unveränder- tigen Stadtplanern vorzuhalten. Das künftige Staats- liche Größe. Neue Perspektiven eröffnen sich seit dem theater ist aber nicht das einzige Theater am Ort, die Herbst 1989, auch neue Quellen für die oft aufwendige Freien Kammerspiele wollen ein alternatives Stadt- Finanzierung. Das Landesdenkmalschutzgesetz vom theater sein und wirken über ihr Schauspielangebot für 9. 8. 90 für Sachsen-Anhalt wird die künftige Richtlinie Erwachsene, Kinder und Jugendliche hinaus multikul- geben. Denkmalpflege ist nicht nur Verpflichtung turell mit Ausstellungen, Jazz, Filmkunstangeboten, gegenüber dem Erbe und Pflichtübung aus der Ver- zeitgenössischer Musik, Tanztheater, Performances, antwortung heraus, sondern auch eine Investition in Kinderspielzeiten u. v. a. m. die Zukunft. Die stärkere Einbeziehung der preußi- Unverzichtbar ist den Magdeburgern das seit schen Festungsanlagen in Gestaltung und Nutzung ist 1958 bestehende Puppentheater mit einem großen daher eine Zielvorstellung, die bei Ihren Überlegungen Repertoire nicht nur für Kinder. Beliebt sind auch die auch Berücksichtigung finden sollte. Hier liegt eigent- Sommer-Hofspektakel, und gastspielend bewegen lich Potential brach, vergleichbare Festungsanlagen in sich die Gaukler in und außerhalb der Stadt auf ihr Wesel könnten Quelle neuer Darstellungsformen sein. kleines und großes Publikum zu. Das Kabarett Kugel- Der wirtschaftliche Aufstieg einer Stadt wie Mag- blitze ist aus der Magdeburger Theaterlandschaft deburg hängt in hohem Maße davon ab, ob sie ein nicht wegzudenken, man spielt im eigenen großzügi- kulturelles Attraktivitätspotential haben wird oder gen Haus auf Bühne und Brettl, eigene Gastspiele nicht. Ich kann hier kein umfassendes Bild aller kom- lasten das Ensemble aus, wenn auch nicht gleicher- munalen Kultureinrichtungen zeichnen, für ihre maßen das Haus. Eine Theater-GmbH ab Sommer Bedeutung im Erlebensfeld des Bürgers gilt ähnliches 1991 wird die Aktivitäten der 4 Theater koordinieren, wie für Theater und Museen gesagt: Der Zoo, die gemeinsame Werkstätten und Verwaltungseinheiten Städtischen Gruson-Gewächshäuser, die schönen, können größere Wirtschaftlichkeit mit besserer Publi- z. T. rekonstruktionsbedürftigen Parkanlagen wie Her- kumswirksamkeit und Auslastung der Häuser errei- renkrug, Kloster-Berge-Garten mit Gesellschafts- chen. haus, Rotehornpark, Geschw.-Scholl-Garten (früher Die Magdeburger Museen sind reich an Schät- Luisengarten), die Glacis-Anlagen u.a., die Stadt- zen. Einen Teil bekommt man davon zu sehen, das ist bibliothek, die Musikschule, der Freizeittreff Talente- überall so, aber hier hat nun ein großes Haus noch Impro, das Telemann-Zentrum für Bildung und For- seine spezifischen Probleme, und die liegen in hohem schung, die Telemann-Konzerthalle. Maße in der Baulichkeit an sich, hier sind enorme Inve- Stadthalle und Ausstellungshallen sind ein ent- stitionen nötig, aber auch die Neustruktuherung ist wicklungsfähiges Potential für große Kulturveranstal- damit verquickt. Die drei Bereiche Kunst, Geschichte tungen, Messen, Tagungen, Kongresse, Hotelkapazi- und Naturkunde bestimmen gegenwärtig das Profil, täten in der Nähe sind hier gefragt. Große Pläne haben ein Technikmuseum ist eine Zielvorstellung. Für das die kleinen Klubs. Die Initiativen der Macher sind viel- Naturkundemuseum läßt sich am leichtesten eine fältig, hier ist Ermunterung und Unterstützung wichtig. Lösung finden, Domplatz 5 ist im Ausbau und dafür Stadtteilkultur, sozio-kulturelle Zentren, multikulturelle vorbereitet worden. Aktivitäten unter Einbeziehung von Ausländern, kleine Gemälde, Grafik und Möbel, im Gegensatz zur Galerien, Arbeit mit bestimmten Gruppen: wir haben Plastik, für die im Kloster »Unser Lieben Frauen« gute das sozio-kulturelle Zentrum »abriß« am Hasselbach- Ausstellungsbedingungen geschaffen wurden, waren platz, den Klub »Ex libris« in der Stadtbibliothek, die nur in geringem Umfang bisher präsentiert (die »Kleine Galerie süd« und ähnliche Einrichtungen in Geschichte der Arbeiterbewegung wurde breit darge- unserer Obhut. stellt). Sie werden in diesem Kunstmuseum den Platz Zu diesen kommunalen Kultureinrichtungen, die bekommen, der ihnen gebührt; gezielte Ankaufspoli- vom Kulturdezernat verwaltet werden, kommen noch tik, Stiftungen und Leihgaben ergänzen und erweitern. etliche Jugendklubs, die vom Jugendamt geleitet wer- Auch für die Museen gilt, ähnlich wie für die Theater, den. Zukünftig werden sich Klubs und Vereine stärker daß sie ein wesentlicher Teil der Repräsentationskraft profilieren können und müssen. Die Kulturszene wird unserer Stadt sind. Unsere Magdeburger Spezialitä- noch reicher und vielfältiger werden und ihren Anteil an ten, wie Johanniskirche, Lukasklause und das Schiffs- der Prosperität der Landeshauptstadt haben. museum auf dem Raddampfer Württemberg geben lokales Kolorit. Die Erich-Weinert-Gedenkstätte profi- liert sich zu einem literarischem Museum mit vielfälti- gen Ausstellungs- und Veranstaltungsmöglichkeiten. Bis heute noch nicht so scharf umrissen sind die künf- Friedrich Jakobs • Geschichte der Stadt und ihrer Baugeschichte 17 Zu ausgewählten Fragen der Geschichte der Stadt und ihrer Baugeschichte

Von allen Prädikaten, die man der Stadt Magdeburg kurzer Zeit das Territorium der »Altstadt« abgesteckt, Friedrich Jakobs zuerkennen kann, ist sicher »Stadt am Strom« das das bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts manifest Dipl.-Ing. wichtigste. Von den Ursprüngen ihrer Entstehung her ist und sich noch heute deutlich im Stadtbild ab- Stadtplanungsamt über die wechselvollen Etappen ihrer Entwicklung ist zeichnet. Magdeburg es immer die Lage dieser Stadt am mittleren Elbelauf, Wesentlich für die Entwicklung Magdeburgs war die ihre Funktion und Gestalt wesentlich bestimmt hat. die Mitgliedschaft in der »Hanse«, die über die Elbe, in den Ostseeraum und bis nach Schlesien vielfältige • Historische Perioden bis zum 19, Jahrhundert Handelsbeziehungen ermöglichte und die Stadt wohl- habend machte (»Stapelrecht«). Vorgeschichte Bauten, Kunstwerke: Besiedlungsfreundliche Bedingungen an den Rändern Kloster Unser lieben Frauen, des Urstromtales - zahlreiche vorgeschichtliche Dom (1209-1520) mit Bildwerken (Kluge und Törichte Funde und Siedlungsspuren. Jungfrauen, Mauritius...), Frühgeschichte Rathaus (Ratskeller), Grenzhandelsplatz zwischen slawischen Völkern öst- Halle an der Buttergasse, lich und germanischen Stämmen westlich der Elbe- Magdeburger Reiter. Saale-Linie, fächerförmige Kreuzung von Handelswe- gen aus N, W, SW nach O und SO, die hier wegen der 16./17. Jahrhundert (Reformation/30jähriger Krieg) geographisch-geologischen Situation günstige Furt- Durch die frühe Durchsetzung der Reformation (Lu- übergänge fanden. thers Predigt in der Johanniskirche 1524) wurde Mag- Sicherung durch ein fränkisches Kastell auf dem deburg zu einem reformatorischen Zentrum für den westlichen Hochufer (vermutlich späterer Dombe- norddeutschen Raum. reich). Im 30jährigen Krieg geriet die Stadt folgerichtig Frühes Mittelalter zwischen die feindlichen Lager, 1631 totale Zerstö- rung durch Tilly. Nach der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 805 tritt im 10. Jh. Magdeburg ins Rampenlicht der Chancen des Wiederaufbaus: Geschichte durch Otto L, der hier den Mittelpunkt - Plan Otto von Guerickes: rationelles, barockes Stra- eines europäischen Großreiches sieht. Verlagerung ßenschema (nicht verwirklicht). des politischen Schwerpunktes vom Rhein an die - Barockstadt »aus einem Guß« - prächtige Giebel- Elbe. Magdeburg wird Ausgangspunkt von Ost- häuser am Breiten Weg, Alten Markt u.a., aber expansion und Christianisierung, Gründung des Erz- auch barocke Überformung von gotischen Hallen- bistums Magdeburg mit zugeordneten Bischofssitzen kirchen. in Havelberg, Brandenburg, Merseburg, Zeitz (Naum- - Ensemble »Domplatz«, Königliches Palais, Regie- burg), Meißen. rungsgebäude, Wohnpaläste, einschließlich der Otto l. »gründet« damit eigentlich die Stadt mit barocken Grüngestaltung (Alleen fassen den Platz). seinen entscheidenden Siedlungskernen »Domfrei- Festungsstadt 17./19. Jahrhundert heit« und »Bürgerstadt« um den Alten Markt. Erste Befestigung zwischen Eibufer und späterem Breiten Seit 1666 (de jure 1680) brandenburgisch-preußisch, Weg. führte zum Ausbau als stärkste preußische Festung - fortifikatorisch auf der Höhe der Zeit (»Stern«, »Zita- Bauten: delle«). Leopold von Dessau Gouverneur, Heranfüh- Moritzkloster, erster ottonischer Dom, Kaiserpfalz, rung der »Stromelbe« an die Stadt. Festungsbaumei- »Volkskirche«. ster (Ingenieuroffiziere) waren gleichzeitig die Architek- ten der Paläste und öffentlichen Gebäude (Ingenieur- 12./13. Jahrhundert hauptmann Schmutze baut das Rathaus und die Zita- Weiterer Höhepunkt der Stadtentwicklung, Ausdeh- delle, Walrave die Nordseite des Domplatzes und das nung in westlicher und nördlicher Richtung und mehr- Fort »Berge«). Prächtige Stadttore, aber totale Abrie- maliges Vorverlegen der umfassenden Stadtmauer gelung der Stadt durch mehrere hundert Meter tiefge- (Linienzug Danzstraße /Otto-von-Guericke-Straße/ staffelte Festungsbauwerke, Anteil der befestigten Erzbergerstraße/Tränsberg). Damit ist in historisch Flächen größer als Stadtfläche! 18 Friedrich Jakobs • Geschichte der Stadt und ihrer Baugeschichte

- 19. Jahrhundert nössischen Architektur (Stahlbeton, Klinker) in den 20er/30er Jahren unter Bruno Taut und Johannes - Zwischenspiel der napoleonischen Besetzung Göderitz; (»Königreich Westphalen«) hinterläßt wesentliche wesentliche Großsiedlungen (z. B. Beimssiedlung, städtebauliche Spuren. Die aus dem Mittelalter Bancksche Siedlung, Brückfeldsiedlung u.a.) auf stammenden selbstständigen Vorstädte Suden- genossenschaftlicher Basis. Vorschläge Tauts zur burg und Neustadt werden aus militärtechnischen Gestaltung des rechten Eibufers (Zitadellengelän- Gründen ca. 3 km vor der Stadt neu gegründet, das de) und Einfügung von neuen Dominanten ins Stadtfeld bleibt so gut wie unbebaut (Rayonbestim- Stadtbild (Hotels/Geschäftshochhäuser z. B. am mungen). Universitätsplatz und am Damaschkeplatz); - Beginn der Magdeburger Industrie (später Schwer- Besonders schwere Zerstörung 1944/45 (80% der maschinenbau) in Buckau aus dem Bedarf der Eib- Innenstadt), aber auch enormer Aufbauwille schiffahrt (Dampfschiffe) und der Bördelandwirt- - 1945: Ausstellung »Magdeburg lebt« schaft (Zuckerfabriken, Lokomobilen, Dampfpflüge) - 1946: 1. gesamtdeutscher Städtebauwettbewerb ab den 30er Jahren. mit über 90 Arbeiten, im Verhältnis zu Umbrüchen - Magdeburger Tradition der Volksgärten und Park- der Zeitgeschichte Ähnlichkeit zur Werkstattwoche. anlagen (Klosterbergegarten, Herrenkrug, Rote- 50er/60er Jahre: hornpark u. a.). Schaffung eines neuen Grundrisses der Innenstadt mit - Bau der Eisenbahnlinien (zuerst Magdeburg-Leip- starker räumlicher Auflockerung, aber auch mit stalini- zig), zunächst am Eibufer. stischen Eingriffen und Prägungen (Abbruch von 6 Kir- - Nach dem Krieg 1870/71 »Entfestigung« der Stadt. chen, Zentraler Platz als Riesenaufmarschplatz), typi- Freigabe großer bebaubarer Flächen im Süden, sche Architektur des »Nationalen Kulturerbes« (Neo- Westen und Norden der Altstadt, aber durch Finan- Klassizismus, inzwischen unter Denkmalschutz). zierungsdruck außerordentlich enge Überbauung - Positive Ergebnisse: (Hasselbachplatz). Realisierung des alten Planungsgedankens einer Ost- Verlegung der Eisenbahnlinien vom Eibufer an West-Magistrale, Freiräumung und Begrünung des den Westrand der Altstadt schafft bessere verkehrs- Eibufers, großzügige Ausstattung mit Werken der bil- technische Bedingungen (Bündelung aller Strecken denden Kunst im städtischen Freiraum, sachgerechte am neuen Hauptbahnhof), riegelt die Stadt aber auch Restaurierung von historischen Baudenkmalen. gegen Stadtfeld ab (Effekt durch Bau der Westtan- gente 1975 verstärkt). Durch Arrondierung der bebaubaren Flächen - Bewertung der aktuellen Situation. Empfehlungen (Stadtfeld) und Eingemeindung immer weiterer Vor- - Das historisch entstandene Kompositionsgerüst orte bildet sich Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert die der Stadt aufnehmen, d.h. die Längsausdehnung Großstadt Magdeburg heraus. Die Bevölkerungszahl der Stadt mit den großen N-S verlaufenden Achsen steigt infolge der Industrialisierung auf ca. 100000 (Eibraum, Breiter Weg, Otto-von-Guericke-Straße) (1880), ca. 200000 (1900) und 340000 (1940). mit querliegender O-W-Achse zu einem Achsen- - Die Innenstadt war durch außerordentlich intensive kreuz weiter gestalten. Besondere Bedeutung ha- bauliche Nutzung geprägt, niedrige aber dichte ben die »Brückenköpfe« (Damaschkeplatz und öst- Überbauung im mittelalterlichen Altstadtkern, hö- liches Eibufer), die zu definierenden Raumfolgen here Gründerzeitbebauung mit lichtschachtartigen Bahnhofsvorplatz - zentraler Platz/Westteil/Ostteil Höfen. Prächtige historisierende Fassaden an den und die abschließende Gestaltung der Plätze an der Hauptstraßen, Wohnungselend in den Hinterhöfen. N-S-Achse (Universitätsplatz, Hasselbachplatz). - Der Breite Weg verlor teilweise seinen geschlosse- - »Ausfachung« des vorhandenen Gerüstes durch nen Charakter (Barockgiebelhäuser) durch schritt- räumliche Verdichtung. weises Vordringen von Geschäfts- und Kaufhäu- Historische Erklärung des Wechsels von großer Be- sern, aber ungemein lebendige städtische Kommu- engtheit (Mittelalter, Festungszeit, Gründerzeit) zu nikation durch eine Fülle von Geschäften, Gaststät- übertriebener räumlicher Auflockerung nach der ten, Hotels usw. Zerstörung, die teilweise zur räumlichen Auflösung von Straße und Platz führte (wichtig für die Akzep- - 20. Jahrhundert tanz vorzuschlagender Baumaßnahmen durch die Bewohner dieser Stadt!) Bis 1945: Bauliche Konzentrationen z. B. am Bahnhofsvor- - wichtige Zeitzeugen 1900-1914 im Jugendstil; platz, Zentraler Platz (besonders östlicher Teil), Ja- - Beginn der Gartenstadtsiedlungen (Hopfengarten, kobstraße, Universitätsplatz, aber auch Breiter Weg Reform) vor dem 1. Weltkrieg; anstreben. - klassische Blüteperiode der städtebaulichen Ent- - Beide Eibufer durch Grün aber auch Gebäude als wicklung (Generalsiedlungsplan) und der zeitge- »Stadtachse« gestalten. Magdeburgs wichtigstes Friedrich Jakobs • Geschichte der Stadt und ihrer Baugeschichte 19

Charakteristikum (»Stadt am Strom«) darstellen. Dabei immer die kostbare Eibsilhouette beachten. »Blickpunkte« erhalten bzw. neue schaffen. Rolle des Domes als dominierendes Bauwerk be- wahren und Überschneidungen aus wesentlichen Richtungen vermeiden. Neue Blickpunkte (Hotels, Verwaltungshochhäu- ser) nicht ausschließen, besonders in der Mantelzo- ne des Zentrums und am Stadtrand möglich. Fußgängerfreundlichkeit der Innenstadt verbessern (Fußgängerachsen, Passagen, »Trampelpfade«) - Vernetzung unabhängig vom Autoverkehr an- streben. den Stadtteil Stadtfeld durch Bebauung und Erleb- barkeit näher an die Innenstadt >heranrücken<. Wege zum Eibufer anbieten. 20 Rolf Weinreich • Freiraum- und Landschaftsentwicklung Zu grundsätzlichen städtebaulichen Voraussetzungen der Freiraum- und Landschaftsentwicklung in Magdeburg

Rolf Wein reich, Sowohl die Topographie als auch die bisherige Ent- Lieb.-Frauen, Strombrücke und Johanniskirche bis Dipl.-hort., wicklung der Stadt bilden die Grundlage zur Bestim- zum Fischerufer die intensivste und härteste Prüfung mung von drei Hauptschwerpunkten als Ausgangspo- Magdeburger Baukultur seit Jahrhunderten. Wir hof- Stadtplanungsamt sition für die Gestaltung des städtebaulichen Grünsy- fen und fordern, daß dabei dieser städtischen Fluß- Magdeburg stems: landschaft keine architektonische Gewalt angetan, sondern ein Stadtbild von bleibendem Wert geschaf- fen wird - wenn möglich unter Rückbau der gravie- 1 Städtebauliche Prägung des Eibraumes rendsten Entwicklungsfehler der vergangenen dreißig Im zentralen Eibraum tritt die Elblandschaft als Träger Jahre und unter Reservierung von Bauaufgaben für der städtebaulichen und architektonischen Identität nachfolgende Generationen. Magdeburgs hervor, d.h. hier wird das Verhältnis von Die Tatsache, daß sich die städtebaulich-archi- Landschaft, Geschichtsraum und Architektur in einem tektonische Identität der Stadt hier wie in einem Bann- zusammenhängend überschaubaren Raumgefüge kreis zusammenzieht, wird dadurch untermauert, daß erlebbar. Die Entwicklung kann entweder zur Steige- die südlich und nordöstlich angrenzende Eibniede- rung oder zur Minderung der Gesamtqualität des rung noch weite Flächen eines relativ unberührt Gebietes führen. Um Fehlleistungen auszuschließen, erscheinenden Landschaftsraumes bildet. Die Kon- ist eine spezifische Prüfung alternativer Entwicklungs- trastwirkung zwischen bebauter und freier Elbland- varianten notwendig. schaft ist als eine der Ausgangspositionen im Gestal- Zum einen ist die Variante denkbar, durch inten- tungsprozeß zu beachten. In diesem Gesamtzusam- sive bauliche Nutzung die noch freien Bereiche beider- menhang ist die weitere Gestaltung und Fortsetzung seits des Eibufers im Stadtzentrum in mehr oder weni- der Eibuferpromenade nach Süden und Norden als ger großer Dichte als »gebaute Stadt am Fluß« auszu- wichtige Aufgabe zu benennen. Sie ist selbstverständ- bilden. Der räumlich bedeutende Umfang und Zusam- lich im Kontext umweltverträglicher Verkehrslösungen menhang des zentralen Eibraumes zwingt dabei sofort des Eibraumes zu sehen. zu strukturellen Überlegungen, aber auch zur Frage- Für den Raum der Alten Elbe und die Werderbe- stellung, wie mit dem Repertoire heutiger Architektur reiche sowie auch den Kleinen Cracauer Anger gelten eine solche Aufgabe bewältigt werden kann - ange- gleichfalls sehr hohe Anforderungen an die Verbin- sichts der dominierenden historischen Gebäude dung der baulichen Entwicklungen mit dem Land- sowie der rückbauwürdigen Bauten unserer Zeit. Fer- schaftsraum, wenngleich die architektonischen Maß- ner ergibt sich die Frage des Zeitraumes einer bauli- stäbe je nach Örtlichkeit zu differenzieren sind. chen Entwicklung im mittleren Eibraum und damit die Sowohl Stromelbe als auch Alte Elbe sind in ihrer Kernfrage, ob hier sozusagen aus einem Guß die Funktion als Längsachse der Stadt zu wesentlichen Bauetappen aufeinanderfolgend abgearbeitet werden Ansatzpunkten einer Vernetzung der Grünflächen- und dann voraussichtlich eine architektonische Mono- struktur zu nutzen. Selbstverständlich sind dabei die kultur bewirken könnten, oder ob nicht eher das Prin- Fuß- und Radwegbeziehungen zu berücksichtigen zip einer sich über längere Zeit akkumulierenden Sub- und neu aufzubauen. stanz vorzuziehen ist. Dies böte auch späteren Auf- traggebern und Architektengenerationen Raum, dem 2 Grün der Baunutzungsgebiete Geist ihrer Zeit baulich Ausdruck zu verleihen. Zum anderen besteht eine grundsätzliche Alter- Für die Erlebnisqualität von flächig bebauten Gebieten native darin, nur an der westlichen Eibfront eine bau- ist die Vernetzung des Grünsystems von wesentlicher lich zusammenhängende Entwicklung zu formen, Bedeutung. In Magdeburg spielte dieses Prinzip bis- dagegen auf dem Ostufer den historisch vorliegenden her nur in theoretisch-planerischen Ansätzen und nur Ansatz eines Zusammenklanges einzelner Gebäu- wenigen existierenden Anlagen eine Rolle. Vorbildlich deensembles mit dem grünen Umfeld auf der Rote- waren dabei die großzügigen Strukturen der geplan- horn-Insel weiter zu entwickeln, sowie auch am Ufer ten Stadterweiterungen aus den 20er Jahren, die in des südlichen Stadtzentrums, Bereich Elbbahnhof/ nationalsozialistischer Zeit und auch später nur spora- Klosterbergegarten, nach diesem Grundsatz zu ver- disch weiter verfolgt wurden. In der generellen Stadt- fahren. Natürlich sind auch weitere Varianten und ihre planung der letzten Jahrzehnte waren Restpositionen Mischformen denkbar, doch eines steht generell fest: zwar formuliert, indessen wurden bis auf die - städte- Beiderseits der Elbe erfolgt zwischen Dom, Kloster u.- baulich sehr bedeutsame - Eibuferpromenade und Rolf Weinreich • Freiraum- und Landschaftsentwicklung 21 die zentralen Achsen der Neubauwohngebiete ein- ßend muß jedoch eine exakte landschaftsplanerische schließlich eines geplanten Bördeparks an der Ler- Durcharbeitung erfolgen, wozu gezielt Fördermittel chenwuhne kaum etwas von derartigen Planungsan- des Umweltschutzes eingesetzt werden müssen. sätzen verwirklicht. So bleibt diese Aufgabe solange Es ist an der Zeit, der wirtschaftlichen Intensivnut- ungelöst, wie die gegebenen, verkrusteten Flächen- zung der Landschaft qualitative Parameter einzufü- nutzungsstrukturen in vielen Stadtteilen nicht zielge- gen, die langfristig zur Ausgewogenheit des Land- richtet aufgearbeitet werden. schaftshaushaltes und des Landschaftsbildes führen. Das Prinzip der vernetzten Grünflächenstruktur Vor allem die Frage des notwendigen Boden- und ist in zwei Teilaufgaben durchzusetzen. Grundstückserwerbs für die Stadt ist mit aller Konse- Zum einen in der Vorstrukturierung neuer Bauge- quenz aufzugreifen, um eine langfristig angelegte Poli- biete durch zeitlich vorgezogenen Aufbau naturräum- tik zur Entwicklung der Grünflächenstruktur zum Erfolg licher Elemente unterschiedlichster Art vor den Bau- führen zu können. maßnahmen oder zeitgleich. Zum anderen durch Nachstrukturierung derjeni- gen Stadtteile mittels Grünsubstanz, die während der letzten 120 Jahren (seit 1870/71) zu weitgehend form- losen Konglomeraten der Baunutzungen verdichtet wurden. Magdeburg steht in dieser Hinsicht als fast reine Industrie- und Garnisonstadt exemplarisch für viele zur Gestaltlosigkeit verurteilte Städte des mittel- deutschen Raumes. Die Schaffung neuen Stadtgrüns ist selbstver- ständlich mit den Objektplanungen von Investoren soweit irgend möglich zu verbinden, um den Erwerb von Grund und Boden für die Kommune gering zu halten. Eine bisherige ähnliche Verfahrensweise inner- halb des vergangenen Wohnungsbauprogrammes hinterließ dort eben auch nur entsprechende Ansätze, die teilweise den nachträglichen Verdichtungszwän- gen geopfert werden mußten. Ein weiteres Aufbrau- chen von Reserven für Grünsubstanz in Altbau- und Neubaugebieten sollte verhindert werden.

3 Grün der Stadtrandzone und des Umlandes Die Behandlung der Stadtrandzone hat als Entwick- lung eines wirtschaftlich-baulich und landwirtschaft- lich-forstlich sowie auch zu Erholungszwecken genutzten Landschaftsraumes zu erfolgen. Selbstver- ständlich sind umfangreiche Inanspruchnahmen von unbebauten Flächen im Außenraum erforderlich, um das Fundament für die Erneuerung der Wirtschaft mit- zulegen. Aber gerade hierin liegt eine Chance für den Aufbau des grünen Grundgerüstes der Stadtstruktur. Die Stadt Magdeburg besitzt noch kein fertiges Leitbild für die Entwicklung seines Umlandes und sei- ner Landschaften. Von den Generalbebauungsplan- ungen der Vergangenheit, in denen wenigstens formal der Gedanke landschaftlicher Grünzüge einen Platz hatte, sind mangels kommunaler Eigenständigkeit und zweckmäßiger Instrumentarien, bis auf die unum- gängliche Begrünung und Nutzung der Kiesbagger- seen des Stadtgebietes, keine weiteren derartigen Maßnahmen verwirklicht worden. Gegenwärtig wäre die Landschaftsplanung der Stadtrandzone und des Umlandes als informelle Planung aufgrund bisheriger Vorarbeiten durchaus durchführbar und mit den angrenzenden Landkreisen abzustimmen. Anschlie- 22 Reginald Richter • Initiativgruppe Stadtentwicklung-Stadtgestaltung Einiges über die Arbeit der Initiativgruppe Stadtentwicklung - Stadtgestaltung

Reginald Richter Es war im Februar 1990, ein Offenbarungseid folgte sordnung hatten, ein Vakuum, in das rigorose Einzel- Glasgestalter VBK, dem anderen, als sich eine Gruppe von Künstlern, bauinitiativen stießen, die, auch noch so gut verpackt, dwb Stadtplanern und Architekten mit einem offenen Brief den allergrößten Schaden hätten anrichten können. an den damaligen amtierenden Oberbürgermeister Es ist ein andauernd spannendes Erlebnis, fest- der Stadt Magdeburg wandte, doch ja keinen Ausver- stellen zu können, wie viel Tradition in dieser Stadt kauf des Stadtgebietes unter Aufgabe der kommuna- trotz Bombenhagel, Abriß, Neubauwillkür, doch noch len Amtshoheit zuzulassen noch zu begünstigen. Die vorhanden ist und darauf wartet, aus dem Dornrö- Initiativgruppe, bald am Runden Tisch mit einbezogen, schenschlaf erweckt zu werden. Die Ausstrahlungs- war geboren. Eigentlich wünschen wir uns, daß sie kraft der verbliebenen Kirchen ist ungebrochen, die bald nicht mehr notwendig sei, daß sie vielleicht reale Stadtstruktur ist eigenartig und tragfähig genug produktiv aufgehen könnte in einen allgemeinen für Sanierung und für behutsame bis kühne Neupla- Stadtinteressenverein, weil sich Normalität und neu- nung. Doch haben wir weder die Nachkriegssituation geübte Verantwortlichkeit gesetzlicher Arbeitsschritte von 1945 noch können wir direkte Vergleiche mit der schnellstens einstellt. Doch bisher können wir noch Wirtschaftswundereuphorie der 60er Jahre anstellen. nicht sagen, daß wir uns überflüssig gefühlt hätten Ohne hier das Menetekel einer globalen Umweltkata- oder fühlen. strophe heraufzubeschwören, bleibt ungeschminkt Stadtentwicklung und Stadtgestaltung verlangt die Tatsache, welche Verantwortung auf uns lastet als Ganzes natürlich Profis und ist keine Feierabend- inmitten einer hungernden 2/3-Menschheit, einer beschäftigung. Andererseits verlangt die innewoh- beginnenden Völkerwanderung ohnegleichen, inmit- nende Problematik allenthalben weit mehr Öffentlich- ten eines technologisch höchst untersetzten Konsum- keitsarbeit und -aufklärung sowie Transparenz, als überschusses, sich mit Baufragen zu beschäftigen, bisher geübt. Die Spezifik der Aufgabe durchwebt alle innerhalb der neuen Bundesländer, die, so frohlocken Bereiche einer Stadtverwaltung und natürlich in noch die Autoindustrien, noch für 5 Millionen neue Autos gut höherem Maße das Leben aller Bürger in einem ist. Das alles ist nun wahrlich keine Frage der Ästhetik Grade, der vielen, selbst den dafür Verantwortlichen mehr, ist nur in einem interdisziplinären Verbund anzu- noch nicht in der ganzen Tragweite bewußt ist. Auch gehen. Wobei wir die Chance nutzen sollten, unabläs- war bisher eine lebendige Teilhaberschaft der Stadt- sig den höchsten Wissensgrad aller Erkenntnisse als verordneten und der Bürgerschaft am Stadtplanungs- Maßstab für Urteile und Handlungen anzulegen. Das geschehen ausgeschlossen. Wir haben also mitver- heißt für uns in den fünf neuen Bundesländern, erst sucht, Besonnenheit dort zu wecken, wo »Schnelle- einmal den höchstbesten Wissensstand abzufordern, machefix-Aktionen« Gefahren für das Stadtgefüge zu multiplizieren und sich nicht mit Aufguß zufrieden bedeutet hätte. An erster Stelle wäre hier die Affäre Fa. stellen zu lassen. Ich kleide das deshalb in eine Forde- Willisch zu nennen, die, Gott sei Dank, im letzten rung und nicht in eine Bitte, weil das, was wir heute Moment abgewendet werden konnte. Vor allem tun, morgen alle betrifft! haben wir aber mitversucht daraufhinzuwirken daß Doch erst noch einmal zurück zu den Ergebnis- sich visionäre Vorstellungen für eine künftige Stadtge- sen der Ideenwerk-Stadt der Initiativgruppe vom 6.-9. staltung erst nach und nach verdichten können, mit- Sept. 1990. Es war eine ausgesprochen gute kolle- tels Ausspracherunden, einem Seminar: »Tradition giale Atmosphäre. Zu den Problemen des Durch- und Zukunftsgestaltung« und einer eigeninitiierten gangsverkehrs gab es unterschiedliche Vorschläge. Werkstattwoche. Das alles durchaus gedacht als Großes Interesse fand die Einbeziehung des Haupt- Geburtshilfe für offizielle kommunale Aktivitäten, um bahnhofes in das erweiterte Verkehrssystem. Viele schneller zu Grundhaltungen zu finden, die die Formu- Teilnehmer plädierten für die Unterführung über den lierung für Wettbewerbsziele und Ausschreibungen Bahnsteig 10 hinaus in Richtung Westen, bei gleich- erst ermöglichen, die einen Beurteilungsstandpunkt zeitiger Anbindung eines neuen Busbahnhofes May- förderlich mitentwickeln für die Bewertung von Ver- bachstraße. Fast alle sprachen sich für die Beseitigung kehrsplanungen. Investorenangeboten, Entwürfen, des Elb-Bahnhofs aus, vor allem um die Stadt besser Standortvorgaben sowie beim Dialog zwischen dem an den Fluß heranbringen zu können, mit teilweiser Stadtplanungsamt und dem Sonderdezernat Wirt- Überbauung der Uferstraße bzw. Absenkung des schaftsförderung. Auch bewirkte das Loslösen von Schleinufers. Weiterhin ging es um den Grad der Ein- Stadtplanungsideen, die ihre Wurzeln in der repräsen- beziehung der Rotehorn-Insel in den Zentrumsbe- tativen Selbstdarstellung einer dirigistischen Staat- reich, es gab unterschiedliche Auffassungen zum Reginald Richter • Initiativgruppe Stadtentwicklung - Stadtgestaltung 23

Nordabschnitt des Breiten Weges, aber im wesent- lichen Einigkeit in der Betonung des Grüns, dessen Erhalt und Konzentrierung. Es ging um das Maß der Bebauung des Zentralen Platzes, um Bauten der Lan- desregierung, um die Standorte städtischer Verwal- tungen. Die mitbeteiligten Künstler begannen mit einer Kulturtopografie. Das wollen sie in der jetzigen Werk- statt im Verein mit dem Kulturamt der Stadt, mit dem Ministerium Kultur der Landesregierung und dem Des- sauer Bauhaus weiterführen. Die Zeichnungen besag- ter Ideenwerkstatt sind auf ein einheitliches Maß kopiert worden und liegen als Mappe vor. Die Ergeb- nisse wurden dem Magistrat der Stadt vorgestellt, sie waren drei Wochen in der Galerie »Himmelreich« der Öffentlichkeit zugänglich und es gab abschließend eine Diskussion mit Bürgern der Stadt. Noch eins: Vor einigen Tagen besagte eine Pres- semeldung, daß unser Ministerpräsident und unser Oberbürgermeister in einem 11/2 Stundengespräch Meinungsverschiedenheiten, die die Stadt Magde- burg als Landeshauptstadt betreffen, ausräumen konnten. Das dürfte nicht die letzte Meinungsverschie- denheit gewesen sein, denn wie der Leiter der Präsi- dialkanzlei 2 Tage vorher noch mit Worten herumge- fuchtelt hat, bedarf es wohl auch hier der Beruhigung und einer Einstellung über die Frage der Schreibtisch- anordnung hinaus, will man sich mit Ernst und Bedacht einer über tausendjährigen Stadt, einer Kai- serstadt immerhin, als Nutzer auf Zeit, die wir alle sind, nähern. Diese Ehrfurcht vor Landschaft, Geschichte, Arbeitsmühen, Menschenleben, möge uns über diese Werkstattwoche hinaus, nicht vordergründig noch aufgesetzt, still begleiten. Ergebnisse der Werkstattwoche Nachfolgend sind die Ergebnisse viertägiger Diskussionen und die Entwurfsarbeiten vollstän- dig dokumentiert. Neben den zeichnerischen Ergebnissen - die naturgemäß im Vordergrund stehen bei einer Werkstatt von Architekten und Stadtp/anern - sind auch die Statements wiedergegeben, die von den meisten Arbeitsgruppen ihren Entwürfen zugrundegelegt wurden. 26 Gruppe 1 Gruppe 1 Prof. Dipl. Ing. Harald Deilmann, Münster baut sind, könnten sie z. T. entlang der Bachläufe wie- Dipl. Ing. Carl Schagemann, Münster der hergestellt oder langfristig freigemacht werden. Dipl. Ing. Friedrich Jakobs, Magdeburg Diese grünen Radialen, die Fuß- und Radwege auf- nehmen, können durch die ehemaligen Glacis-Anla- gen zur Elbe geführt und dort in beide Richtungen über Uferpromenaden den Kontakt des gesamten Stadt- bereiches zum Fluß herstellen. Diese Grünverbindun- gen sind gleichzeitig erwünschte, im wesentlichen Ost -West gerichtete Belüftungsschneisen. »Stadt am Strom« wird nicht nur als geografische Situation verstanden, sondern als besondere Chance zur Erlebnissteigerung für die Stadtbevölkerung. Neben der nur in begrenztem Maße gegebenen direk- ten Orientierung von Wohngebäuden und öffentlichen Bauten zum Fluß - die in Magdeburg fast ausgenutzt ist - werden weitere Möglichkeiten zur Intensivierung dieses wichtigen Bezuges gesucht. - Eine ist die absolute Befreiung der Uferzone vom störenden Ver- kehr. Dieser wichtige Kontaktbereich soll nur dem Erholung und Entspannung suchenden Stadtbewoh- ner vorbehalten bleiben. - Die offenbar auf dem West- ufer unvermeidliche, am Fluß entlang geführte und projektierte Osttangente müßte in Tieflage gebaut werden, um den freien Zugang zum Ufer zu gewährlei- sten. Zum Gesamtkonzept ist noch zu sagen, daß die Verkehrserschließung weitgehend den Vorgaben der Die Werkstattwoche steht unter der Zielformulierung: städtischen Verkehrsplanung folgt. Zusätzlich wird zur Landeshauptstadt Magdeburg Entlastung der Innenstadt vom Schwerverkehr eine - Struktur Süd-Nord-Trasse von Buckau zur Berliner Chaussee - Komposition auf der östlichen Eibseite ostwärts von Puppendorf - Gestalt. vorgeschlagen. - Im übrigen ist die Gruppe der Mei- Die Arbeitsgruppe geht deswegen zunächst von einer nung, daß die weitere Stadtentwicklung Magdeburgs kritischen Gesamtbetrachtung der vorhandenen nach innen erfolgen muß. Es dürfen in keinem Fall Stadtstruktur aus, um von dorther Fehlentwicklungen, neue Baugebiete oder Bauflächen außerhalb des jetzt Strukturdefizite, Zukunftschancen und Möglichkeiten bebauten Geländes ausgewiesen werden. Eine ver- zur Erfüllung von bereits benannten Forderungen fest- bindliche Baugrenze müßte jegliche weitere Über- zustellen. schreitung zur Landschaft hin verbieten. Durch Über- Der heutige Bestand läßt in der Planfigur die bauung bisher nicht bebauter Grundstücke und durch historische Gegebenheit der von Wall und Glacisanla- Rückverdichtung sollte die Bebauung endgültig gegen gen umgebenen Festungsstadt noch deutlich nach- den offenen Freiraum abgegrenzt werden. vollziehen - selbst die Schanzenanlage im östlich der Elbe gelegenen Brückenkopf ist noch zu ahnen. Zur Ausweisung von Standorten für besonderen Das weitere Wachstum hat sich - wenn man von zukünftigen Bedarf werden folgende Vorschläge ge- den zunächst erfolgten Erweiterungen zur Alten Neu- macht. stadt und später der Neuen Neustadt absieht - halb- kreisförmig um den historischen Stadtkörper ohne 1. Für kulturelle Nutzungen, d. h. für ein neues Opern- erkennbare geplante Zäsuren vollzogen. Offensicht- haus, Häuser für bildende Künste (Ausstellungs- lich ist diese Entwicklung von den bestehenden Vor- möglichkeiten für Maler und Bildhauer und für Ate- werken, Weilern oder Dorfkernen aus erfolgt, ohne liers) und für Architektur, Literatur und Musik wird daß sich diese in einer strukturellen Gliederung ausge- ein zusammenhängender Komplex im südlichen prägt und zu einem nachvollziehbaren radialen Bezug Bereich des Freiraums der Wilhelm Pieck Allee zur Kernstadt geführt hätten. - Das städtebauliche ausgewiesen, an dessen östlichem Endpunkt das Leitbild der »gegliederten und aufgelockerten Stadt«, Opernhaus, in den Elbauenraum vorspringend, bei der Grünverbindungen sowohl trennende Ele- vorgesehen ist. Durch eine überglaste Galerie soll- mente zwischen den Ortsteilen als auch Verbindungen ten gastronomische und kommerzielle Einrichtun- zwischen Innenstadt und umgebenden Freibereich gen mit den kulturellen Bereichen zu einem leben- herstellen, bietet sich als Gliederungsschema an. - digen Ensemble zusammengefaßt werden. Als Obgleich mögliche Grünzüge bereits stellenweise ver- »Opernhauspassage« würde diese Ost-West ent- Gruppe 1 27

wickelte differenziert gegliederte Baumasse eine 6. Gewerbehöfe, Handwerkerhöfe, Kleingewerbe städtebaulich erwünschte Einengung des z.Zt. sollten dezentral in den einzelnen Ortslagen ausge- maßstabslos wirkenden Freiraums bewirken. Der wiesen werden. westlich des Breiten Weges verbleibende Freibe- 7. Ausstellungsgelände, Kongreßzentrum. reich sollte als intensiv gärtnerisch gestalteter Hierzu bietet sich zunächst der Weiterausbau der Stadtgarten angelegt werden. Der quergestellte an der Ostseite der Rotenhorn-Insel bereits vor- Riegelbau könnte ein Stadthotel aufnehmen. - Das handenen Einrichtungen an. Hierzu wäre allerdings durch Brand beschädigte Maxim Gorki Theater eine neue Eibbrücke in Verlängerung der Seume- könnte nach seiner Wiederherstellung als städti- straße notwendig. Ein Ausbau des Kongreß-Cen- sches Schauspielhaus dienen. ters an der Schmidtstraße, unter Inanspruchnah- 2. Gebäude für tertiäre Nutzungen. Hierfür bietet sich me des desolaten Umfeldes, ist ebenfalls zu prü- die Neuerrichtung von Baublocks auf dem Bahn- fen. hofsvorplatz an, in der Gliederung der ehemals hier 8. Die Anlage eines Technologietransfer-Zentrums vorhanden gewesenen Bebauung. Diese Gebäude sollte in unmittelbarer Nachbarschaft der Otto- bieten sich für ein zusätzliches Warenhaus, für Ver- von-Guericke-Technischen Universität geplant waltungen und Dienstleistungen, gastronomische werden. Eventuell könnte dieses auch im Zusam- Einrichtungen und ein Hotel an. Als Auftakt und menhang mit bereits vorhandenen Institutsbauten Signal, als Hinweis zum Bahnhof, wird ein bis zu 90 auch am Brückfeld angelegt werden. m hohes Hochhaus auf der Ecke Otto v. Guericke- 9. Die derzeitige Fußgängerzone des Breiten Weges Straße / Wilhelm Pieck-Allee vorgeschlagen. Die- erscheint in der zu großräumig angelegten Form zu ses diagonal gestellte Hochhaus weist zum Bahn- unattraktiv. Um den Raum einzuengen und damit hofseingang bzw. von dort aus in das Stadtzen- »wohnlicher« zu gestalten, wird eine mindestens trum. Der Bahnhofsvorplatz wird als terrassierter insgesamt 30 m breite Grünzone beiderseits der Tiefhof vorgeschlagen, der für Fußgänger eine ver- Gleiskörper mit hochstämmigen, breitkronigen kehrskreuzungsfreie Bahnhofserschließung er- Bäumen, z. B. Platanen oder Kastanien, vorge- möglicht. Rolltreppen führen von dort aus zum schlagen. Es ergäben sich dadurch etwa 10 m südlich des Bahnhofseingangs anzulegenden breite Fußgängerbereiche entlang der Geschäfts- Busbahnhof. hausfronten, die die Leere des Raumes nicht spü- 3. Für die öffentliche Verwaltung geht es vornehmlich ren lassen und als Einkaufspromenade aufgefaßt um die Ausweisung eines Regierungsviertels mit werden können. - Diese Maßnahme wird als Teil Landtagsgebäude, Staatskanzlei und Ministe- eines Innenstadtverdichtungsprogramms angese- riumsbauten. Es erschien den Verfassern richtig, hen, im Rahmen dessen, insbesondere in den dieses Quartier mit günstiger Verkehrserschlie- Neubaubereichen, systematisch die Leerräume ßung von Straße und Schiene, außerhalb der ei- durch Bepflanzung und ergänzende Bebauungen gentlichen City, in guter Erreichbarkeit für die Be- verdichtet werden sollten. Hier liegt, wie in den Plä- wohner des ganzen Landes Sachsen-Anhalt zu lo- nen dargestellt, eine sehr große Bebauungsreser- kalisieren. Die Bundesbahnbrache entlang der ve für den innerstädtischen Wohnungsbau. Die Maybachstraße zwischen Bahn und Magdeburger Durchsetzung der neu zu errichtenden kommer- Ring scheint hierfür idealer Standort zu sein. - ziellen Bebauungen mit attraktiven Stadtwohnun- Durch eine breite Untertunnelung des Hauptbahn- gen muß unbedingt weiterverfolgt werden. Dieses hofs mit entsprechender Ausstattung (Beispiel dient nicht nur zur »um die Uhr-Verlebendigung« Düsseldorf) könnte dieser Bereich ideal an die In- der Innenstadt, es vermindert auch den Individual- nenstadt angebunden werden, ohne mit dieser zu verkehr und trägt zur Entlastung der Außengebiete verwachsen (Bannmeile). bei. 4. Zusätzliche Einrichtungen für Freizeit, Erholung Es war unter anderem erwartet worden, daß durch die und Sport. Eine gute Standortmöglichkeit für die Werkstattwoche neben Vorschlägen und Anregungen benötigte Großsportanlage wird in Verbindung mit für Stadtentwicklung und Stadtgestaltung auch kon- dem Ernst-Grube-Stadion im Brückfeld gesehen. krete Hinweise auf mögliche Architektenwettbewerbe Ein Yachthafen bietet sich an der Zollelbe in Werder zur weiteren Abklärung zukünftiger Maßnahmen an. - Für die Naherholung gibt es als ideale Situa- gegeben würden. tion den Kulturpark Rotehorn, der von jeglicher an- Viele, fast sämtliche aufgeführte Maßnahmen eig- deren Nutzung freigehalten werden sollte. nen sich für Architektenwettbewerbe. Dabei sollte von 5. Als überörtliche Versorgungseinrichtungen er- den differenzierten Möglichkeiten, die die GRW scheint für das geplante Einkaufszentrum Nord die (Grundsätze und Richtlinien für Wettbewerbe) vor- Situation am Silberberg an der Bundesstraße 1 und sieht, sinngemäß Gebrauch gemacht werden. Dabei für das Einkaufszentrum Süd ein Standort am wird unterschieden nach anonymen Magdeburger Ring zwischen Lemsdorf und Ben- Ideenwettbewerben, Realisierungswettbewerben neckenbeck geeignet. und Gutachterverfahren, 28 Gruppe 1

jeweils in öffentlicher Form für zu bestimmende Auslo- ein (unterirdisches) Parkhaus besitzen sollte, heran- bungsgebiete, z. B. bundesoffen, Land Sachsen- geführt. Anhalt oder Stadt Magdeburg mit Zuladung auswärti- - Zwischen Bahnhofsvorplatz und Oper ist die Wil- ger Architekten oder helm-Pieck-Straße allein den Fußgängern sowie als beschränkte Wettbewerbe für einen ausgewählten den Systemen des ÖPNV vorbehalten. Kreis von Architekten. Hierbei könnten auch Investo- - Dem großstädtischen Gestus der an der Otto-von- ren in Zusammenarbeit mit und unter Federführung Guericke-Straße gelegenen Torbauten entspricht von Architekten zugelassen werden oder die großzügige, klare Figur des an der Ostseite an- Gutachterverfahren als anonymes oder kooperatives geordneten Passagenbaues, welcher den groß- Verfahren mit ausgesuchtem Teilnehmerkreis. städtischen Typus der »Galleria Vittorio Emanuele« Die Entscheidung darüber obliegt selbstver- (in Mailand) hier mit zeitadäquaten, modernen ar- ständlich dem Träger der Planungshoheit oder bei pri- chitektonischen Mitteln Gestalt gibt. vatwirtschaftlichen Vorhaben dem Träger der Bau- - Ihm östlich gegenüber ist ein zweiter zentraler Pas- maßnahme. Die Auslobung selbst muß nach den bun- sagenbau vorgesehen, der in unmittelbarer räum- deseinheitlichen Richtlinien, an die sämtliche Architek- lich-funktionaler Beziehung auf die Ost-West-Ach- ten nach Architektengesetz gebunden sind, mit der se des kreuzartigen Passagenblockes ausgerichtet Architektenkammer des Landes abgestimmt werden. ist. - Beide Blöcke, signifikant in ihrer Architektur und Breiter Weg (nördlicher Abschnitt - heute Karl-Marx- Gestalt herausgehoben, bilden gleichsam als über- Straße) deckte zentrale öffentliche Bereiche die bauliche Vermittlung der heute auseinanderfallenden Innen- - Dieser Straßenabschnitt verbleibt als reine Fußgän- stadtbereiche und damit die neue »Stadtkrone« gerzone. aus. - Der Verkehr wird in diesem Bereich vom Universi- - Strukturell binden sie die sie umgebenden Großfor- tätsplatz über Erzberger Straße, Julius-Bremer- men zusammen und leiten zu den differenzierten Straße, Jakobstraße und Gustav-Adolf-Straße in Blöcken der angrenzenden Bebauungen über. einem nördlichen Erschließungsring zusammenge- - Vom östlichen Passagenbau öffnet sich dann eine faßt. großzügige Fläche zur Elbe. - Vergleichbar dem südlichen Bereich wird das Profil - Sie findet in einem breitgelagerten Opernhaus- der Straßen vereinheitlicht und durch maßstabsbil- Komplex, welchem, zum Strom hin arkadenartige dende Elemente (Ladenpassagen), welche den Terrassen vorgelagert sind und so, der Topogra- Fluchten der Straße Kontur und Dimension geben, phie folgend, zur Elbe heranführt, schließlich ihre gefaßt. räumliche Orientierung. - An der Julius-Bremer-Straße ist zur räumlichen - Ein weiträumiger Opernhauskomplex, Endpunkt Queranbindung an den Marktplatz eine städtische der Gebäude- und Platzabfolge des Bereiches Wil- Markthalle vorgesehen. helm-Pieck-Straße / Zentraler Platz vermittelt zum - Das Warenhaus Zentrum, welches optisch massiv nördlich der Brücke gelegenen Eibuferbereich und in den Raum des Rathausplatzes hineinwirkt und schafft die räumliche Verklammerung. diesen damit entwertet, erhält eine differenzierte - Am Wallonerberg werden die Flächen, vergleichbar und maßstabsbildende Fassadenfront. dem Fürstenwall-Bereich, in differenzierter Kleintei- - Am Universitätsplatz, gleichsam das Entree zum ligkeit auf dem historischen Grundriß überbaut und Innenstadtbereich, ist eine klare geschlossene Um- bis an die Elbe herangeführt, wobei die Topogra- bauung vorgesehen, wobei der Bau des Maxim- phie der Hanglage bei der baulichen Ausformung Gorki-Theaters die Höhenentwicklung und den besondere Berücksichtigung erfährt. Maßstab vorgibt. - Als Nutzungen sind für die beiden Quartiere vor- - Zu klaren Raumfassung des Platzes ist zwischen nehmlich »Wohnen« vorgesehen, mit Einzelhandel Listemannstraße und Walter-Rathenau-Straße der und »kleiner« Dienstleistung sowie vielfältiger Ga- Bau der Städtischen Kunsthalle vorgesehen, der stronomie im EG- und 1. OG-Bereich. die Funktion des Platzes als Kulturform stärkt.

Wilhelm- Pieck-Allee /Zentraler Platz Breiter Weg (südlicher Abschnitt) - Der Durchgangsverkehr wird herausgenommen - Der Durchgangsverkehr wird herausgenommen; und damit das Nadelöhr Damaschkeplatz entlastet. das Straßenprofil, bei Beibehaltung der Vierspurig- - Vom Westen, vom Stadtteil »Stadtfeld«, reicht der keit, unter dem Gesichtspunkt der Verkehrsberuhi- Erschließungsverkehr bis zum unterirdischen Park- gung differenziert (z. B. Anhebung der mittig geführ- haus im Vorfeld des alten Bahnhofplatzes. ten Straßenbahntrasse) - Von Osten über die Elbe wird der Erschließungsver- - Die Baufluchten werden blockweise geschlossen, kehr bis zum Opernhaus-Komplex, der ebenfalls wobei die Überlagerung der historischen Fluchten Gruppe 1 29

und der jetzigen baulich vermittelt wird (z. B. durch Epilog Ausformungen kleiner Plätze sowie Schaffung von An die Gestaltung des verwalteten (architektonisch- zusätzlichen durchgängigen Flachbaufronten so- städtebaulichen) Mangels ohne Alternativen diskus- wie eck- und kantenausbildenden Solitären) sionslos gewöhnt, wird es nicht einfach sein, bei den - Die Scheiben im Block-Bereich des Domplatzes Magdeburger Bürgern sofortige Akzeptanz bzw. und rechts und links der Haeckelstraße sollen lang- Zustimmung für die Durchsetzung solcher folgen- fristig abgetragen und durch differenzierte Blockbe- schweren, auf lange Sicht angelegten Stadteingriffe zu bauungen ersetzt werden. Vor allem zum Domplatz erreichen. Wenn es aber tatsächlich um die Wiederge- muß eine den vorhandenen Qualitäten adäquate winnung der Stadt geht, um ihre Revitalisierung und zeitgemäße Front entwickelt werden. Reurbanisierung, müssen jetzt die dafür notwendigen - Der Domplatz sollte vornehmlich musisch-kulturel- Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Politi- ler Bereich sein und nicht der Regierung vorbehal- ker haben dazu -jenseits kurzsichtiger populistischer ten werden. Opportunität - die Entscheidungen zu treffen. Der gei- - Am Breiten Weg sollten zur Stützung und maßstäb- stige und soziale Entwurf von Stadt ist die politische lichen Fassung des Straßenraumes kurzfristig Vorgabe. Ihr folgt dann die konkrete architektonische Flachbauten integriert werden (Ladenzeilen, Pavil- Verräumlichung. Die Realisierung aber ist allein nur im lons) Prozeß demokratischer Willensbildung erreichbar. - Als Nutzungen für die Blockschließung sind »Wer an den Dingen seiner Stadt keinen Anteil Mischungen von Wohnen und Dienstleistungen so- nimmt, ist nicht ein stiller Bürger, sondern ein schlech- wie Einzelhandel in den EG-Bereichen vorgesehen. ter.« (Perikles, um 430 v. Chr.) Kleiner Stadtmarsch - Der Oper an der Ostseite steht auf der Westseite der Elbe das neue Parlamentsgebäude gegenüber. Über den Strom, der Lebensader der Stadt treten Politik und Kultur in einen räumlichen Dialog und postulieren einen neuen, aus dem demokratischen Selbstverständnis erwachsenden gesellschaftli- chen Anspruch. - Zwischen Parlament und Stadthalle sind mit dem Technik-Museum, einem Großhotel und einem Kongreßzentrum, drei Solitäre angeordnet, die dem Zentrumsbereich auf der Ostseite eine neue Silhou- ette gegenüberstellen. - Der Vorplatz der Stadthalle (Heinrich-Heine-Platz) wird von der Ostseite über eine neue Sternbrücke erschlossen, welche allein dem ÖPNV sowie den Fußgängern vorbehalten ist. - Die Ufer des Winterhafens und der Zoll-Elbe werden mit einer in aufgelockerter Bauweise entwickelten hochwertigen Wohnanlage umfangen, wobei die unmittelbaren Uferzonen öffentlich bleiben. - Wohn- und Freizeitangebote in parkartiger Umge- bung bestimmen die baulichen Strukturen der zun- genartigen nördlichen Inselspitze. - Der prächtige Rotehorn-Park um den Mittagsee bleibt in seinem einmaligen Landschaftscharakter als Erholungsfläche erhalten und wird von jeglicher zusätzlicher Bebauung freigehalten. 30 Gruppe 1

Strukturplan Bestand Gruppe 1 31

Strukturplan Soll 32 Gruppe 1

Komposition und Gestalt Gruppe 1 33

Komposition und Gestalt 34 Gruppe 2 Gruppe 2 Dipl. Ing. Nikolaus Dubiel, Hannover ländischen Zivilisationsgeschichte mit Architektur Prof. Dipl. Ing. Klaus Lattermann, Berlin bezeichnet wird. Sie war als ästhetischer Anspruch Dipl. Betriebsw. Dennis Rossing, Frankfurt vom Bauen suspendiert. An ihre Stelle trat die kreative Hilflosigkeit einer technisch unbeweglichen und formal Dipl. Ing. Reinhold Schadt, Braunschweig verkommenen Plattenästhetik. Dr. Wolfgang Schäche, Berlin Die strukturelle wie physiognomische Auflösung Mit Dipl. Ing. Achim Olbricht, Magdeburg der Innenstadt fand dabei in den gestaltlosen additi- und Dipl. Ing. H. -Joachim Schulze, ven Siedlungsmustern der peripheren Neubaugebiete ihre qualitative Entsprechung. Dazwischen blieben die Magdeburg nicht unwesentlichen Reste der Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts, welche lange Zeit ignoriert und sich selbst überlassen, dem Verfall ausgesetzt waren.

Anspruch und Ziel Anspruch des vorliegenden Konzeptes ist es, einge- denk der konstatierbaren Zerstörungen und Deforma- tionen, Struktur- und raumbildende Leitideen zu ent- wickeln, die der Stadt dazu verhelfen, wieder Zusam- menhang, Maßstab und Urbanität zu entfalten. Begreifen wir Stadt als verdichteten Kulturraum, des- sen grundrißliche Konfigurationen und Überbauungen Abbild und Ausdruck geschichtlicher Prozesse sind, müssen wir die beschädigte Stadt aus den Bereichen, wo ihre identitätsstiftenden historischen Schichtungen noch greifbar sind, herausarbeiten bzw. die noch vor- handenen Strukturen wieder spürbar machen und konsolidieren. In Magdeburg ist dieser Ort ohne Zweifel, trotz der enormen Zerstörungen, der Innenstadtbereich. Er war und ist der Nukleus der Stadt; ist maßstäblich Ist-Zustand Orientierung und räumlicher Bezug. In seinem Aufriß »Mit Planung kann man eine Stadt erschlagen.« wirkt, vermittelt durch die Brüche, Ungleichzeitigkeiten (A. Reidemeister, Berlin im Abriß, 1981) und Verwerfungen, die Dimension der Geschichte am nachhaltigsten. Sie allein kann durch ihre materialisier- Magdeburgs Geschichte kann auf beinahe 1200 ten Elemente das räumliche Kraftfeld bilden, das es in Jahre zurückblicken. Vergleichsweise wenig ist jedoch Grundriß und Überbauung zu übersetzen gilt. Von sei- von dieser reichen und stolzen Geschichte noch heute ner Struktur und Gestalt müssen dann die Impulse im Stadtbild spürbar. Die Bomben des Zweiten Welt- ausgehen, die zum desolaten aber existenten Erweite- kriegs legten große Teile der Stadt in Schutt und rungsgürtel übergreifen und im Dialog von Alt und Neu Asche. Den Kriegszerstörungen folgten die Gewalt- strukturelle Zusammenhänge herstellen. akte des Planens und Bauens der Nachkriegszeit, denen die Stadt bis zu Beginn des Jahres 1990 Wesentliche Schritte sind dabei: schutzlos ausgesetzt war. Zerstörten die Fliegerbom- - die Heraushaltung des Durchgangsverkehrs aus ben die städtische Physiognomie, wurden durch die dem Innenstadtbereich zugunsten der ÖPNV-Sy- sogenannten Wiederaufbau-Strategien des »soziali- steme sowie der fußläufigen Durchwegung und Er- stisch« propagierten Städtebaues die noch im Stadt- schließung grundriß gewahrte Struktur und Identität zerschlagen. - die bauliche Wiederheranführung der Stadt an die Bis auf wenige Relikte, wie der mächtige Dom mit dem Elbe Domplatz, das Kloster der Lieben Frauen mit der Marienkirche sowie der Rathausbereich mit der Jo- - die strukturelle Vernetzung der heute (z.T.) hanniskirche, ist der einstmals engmaschige städti- unzusammenhängenden städtischen Teilbereiche sche Raum der Innenstadt mit seiner dichten, differen- durch die an der historischen Kanten- und Raumbil- zierten Überbauung, durch maßstabsprengende dung orientierte bauliche Stärkung und Herausbil- Grob- und Großstrukturen in die Trivialformen von dung des Breiten Weges als nordsüdliches Rück- Punkt und Zeile reduziert worden. Der Verlust von grat der Stadt Dimension und Raum ging einher mit dem kulturellen - die Uminterpretation des heute als trennende Ost- Verlust dessen, was vor dem Hintergrund der abend- West-Schneise wirkenden Bereiches Wilhelm- Gruppe 2 35

Pieck-Straße / Zentraler Platz zu einer baulich ver- - Im Bereich Steubenallee / Schleinufer werden die dichteten Abfolge von differenzierten Straßen- und vorhandenen Blöcke geschlossen; im Bereich des Platzräumen, welche einerseits zwischen dem Fürstenwalls bis zur neuen Oper entstehen wieder nördlichen und südlichen Zentrumsteil vermittelt, geschlossene Blockbildungen auf der noch (z.T.) andererseits über den Strom nach Westen zum Ro- vorhandenen historischen Grundrißfigur. tehorn-Park greift und nach Osten über die Gleisan- - Die maßstabs- und typologiebildenden Strukturele- lagen auf das Stadtfeld (Damaschke-Platz) auf- mente sind hier die historische Parzelle, der Block, schließt der Straßenraum, wobei zur Höhenbildung das zu die kreuzartige baulich-räumliche Verknotung des integrierende Gebäude des alten Eibbahnhofs die als Nord-Süd-Achse wirkenden Breiten Weges und Orientierung darstellt. des als Platzfolge angelegten Bereiches der Wil- helm-Pieck-Straße /Zentraler Platz zwischen Rote- Landesregierung am Damschke Platz horn-Park und Stadtfeld Bahnhof-Westseite - Baulich wird im Westen der Stadtgrundriß des Stadtfeldes aufgenommen und die Blöcke mit maß- stäblichen, aus der Parzelle entwickelten Baumas- Maßnahmen / Standorte sen geschlossen, wobei die großen gründerzeitli- chen Blöcke z.T. mit Durchwegungen, Durchgän- Verkehrskonzept gen, Passagen und Innenplatzbildungen differen- - Der Durchgangsverkehr wird aus dem Innenstadt- ziert werden. bereich herausgenommen und seine Umfahrung - Zwischen Goethe-Straße und Damaschke-Platz durch klare Tangentialsysteme, welche weitgehend sind die großen Blockbereiche der Landesadmini- auf bestehende Straßenführungen zurückgreifen, stration vorbehalten. Unter Einbeziehung der weni- ermöglicht. gen noch erhaltenswerten Gebäude an den Block- - Die Erschließung (Ziel- und Quellverkehr) der Innen- kanten, sind die Baumassenverteilungen und stadt- stadt erfolgt durch radial gerichtete Verkehrsfüh- grundrißlichen Konfigurationen aus den Blockfas- rungen, wobei im Innenstadtgebiet die ÖPNV-Sy- sungen zu entwickeln, wobei auch hier die Innenbe- steme sowie der Fußgängerverkehr klare Priorität reiche durch Platz- und Raumbildung differenziert haben. werden sollen. - An den Knoten der Tangentialstraßen ist ein Ring - Die Bebauung des »Regierungsviertels« soll bis an von Parkhäusern vorgesehen, die zur Entlastung die Maybachstraße geführt werden. der Innenstadt von ruhendem Verkehr dienen. - Hier ist ein zweites (westliches) Bahnhofgebäude - Zur Schließung des Tangentenstraßensystems ist mit Vorplatz vorgesehen, in dessen Umbauung der Bau einer neuen Brücke über die Elbe notwen- auch der Kopfbau der Kasematten einbezogen dig. Der Brückenschlag erfolgt etwa 150 Meter wird. nördlich der denkmalgeschützten Hubbrücke, wel- - Vom Vorplatz führt ein breiter, aus dem Straßen- che so in ihrer für Magdeburg charakteristischen niveau sich entwickelnder passagenartiger Quer- Lage nur unwesentliche Beeinträchtigung erfährt. bahnsteig mit diversen Funktionen des Einzelhan- Die neue Brücke soll darüber hinaus in ihrer Erschei- dels und der Gastronomie unterhalb des Gleiskör- nung unprätentiös sein, um der dominanten Hub- pers hinüber zum bestehenden Bahnhofsvorplatz brücke keine Konkurrenz zu machen. und bindet so das Stadtfeld stärker an die Innen- stadt an. Eibbereich (Ostseite) - Die Blöcke vor dem alten Bahnhofgebäude werden - Der Durchgangsverkehr der Ost-Tangente wird dicht überbaut, wobei der Bahnhof einen maßstäb- herausgenommen. Von Norden dient die Straße lichen Vorplatz erhält. der Erschließung des neuen Opernhaus-Komple- - In dem hier entstehenden Viertel sollten Banken xes am Fuß des Zentralen Platzes. und Versicherungen konzentriert werden sowie - Im Süden ist der Erschließungsverkehr der Innen- zwei Großhotels. stadt über Keplerstraße und Otto-von-Guericke- - Zur Belebung dieses Dienstleistungsviertels sind Straße abgelenkt, wobei das Interhotel den End- Passagensysteme mit differenzierten Einkaufsbe- punkt bildet. reichen für die EG- und 1. OG-Zonen vorzusehen. - Das Mittelstück der Ost-Tangente wird als Straße - Unter den Blöcken sind in mehreren Basement- aufgehoben. Geschossen Parkebenen geplant. - Der Elbbahnhof wird aufgehoben und der Kloster- - Die dimensionslose Schneise des Zentralen Platzes garten auf seinen Flächen erweitert. wird durch die Einfügung zweier die Fläche differen- 36 Gruppe 2

Strukturkonzept für den Innenstadtbereich

zierende Baukörper links und rechts vom »Breite Weg« räumlich untergliedert. - Der Breite Weg erhält so wieder einen eindeutigen räumlichen Zusammenhang mit seinem heute ab- gekoppelten Nordabschnitt. - Nach Westen wird unter Einbeziehung der koni- schen Grünfläche ein großzügiger Platzbereich ge- schaffen, der jedoch eine faßbare Kontur ausbildet und in seinem Maßstab in emanzipierte Beziehung zu der großmaßstäblichen Umbauung der frühen 50er Jahre tritt. Gruppe 2 37

Strukturkonzept für den Innenstadtbereich Verkehrskonzept 38 Gruppe 2

Strukturkonzept für den Innenstadtbereich Bahnhof-Westseite Landesregierung am Damaschkeplatz Gruppe 2 39

Strukturkonzept für den Innenstadtbereich Zentraler Bereich 40 Gruppe 2

Strukturkonzept für den Innenstadtbereich Kleiner Stadtmarsch Gruppe 2 41

Strukturkonzept für den Innenstadtbereich Breiter Weg - Nord- abschnitt

Strukturkonzept für den Innens tadtbereich Breiter Weg-Süd- abschnitt 42 Gruppe 2

Strukturkonzept für den Innenstadtbereich Gruppe 2 43

Strukturkonzept für den Innenstadtbereich Gesamtplan 44 Gruppe 3 Gruppe 3 Dipl. Ing. Hanna Aschenbach, wiederum oft innerhalb kurzer Zeit ähnliche Zustän- Dipl. Ing. Stefan-Andreas Becker, de vorprogrammiert werden. Um sowohl die langfristige Verfolgung des Zieles als Magdeburg auch die Berücksichtigung neuer Erkenntnisse und Dipl. Ing. Thomas Hadamczik, Hannover Entwicklungen auffangen zu können, ist eine flexi- Dipl. Ing. Andreas Kästner, Weimar ble Planung erforderlich, die aber das grundsätzli- Dipl. Ing. Peter Schube, Magdeburg che Konzept als Fernziel nicht aus den Augen ver- Dipl. Ing. Peter Stahrenberg, Braunschweig liert. - Auch langfristig getroffene Entscheidungen haben mit Dipl. Ing. Marlis Brinkhoff, Magdeburg oft historisch kurzen Atem. Gerade am Beispiel und Dipl. Ing. Ingrid Mende, Magdeburg Magdeburgs wird das - wie auch in vielen anderen Städten - sehr deutlich: - Die Entscheidung zur Verlegung der Eisenbahn- trasse vom Eibufer an die jetzige Stelle hält einer historischen Betrachtung nicht stand. Trennen- de Bahnkörper schneiden heute den größten Teil aller Magdeburger Wohnbezirke von der Innen- stadt ab, verhindern Verbindung und Durchläs- sigkeit. - Die viel später geplante Trasse des Magdeburger Ringes wiederholt und verstärkt durch ihre Paral- lelanordnung den einmal gemachten Fehler. Solche einmal herbeigeführten konzeptionellen Fehler können im allgemeinen nicht oder nur noch mit außer- ordentlichen, die Finanzkraft der Stadt übersteigen- den Kosten wieder geheilt werden. Meistens ist es nur noch möglich, Teilbereiche in Frage zu stellen, rückzu- bauen oder zu verbessern. Hier und in Verbindung mit dem vorher Gesagten haben wir visionär, mutig und weiträumig mit unserer Planung angesetzt, um auf einer entsprechenden großzügigen konzeptionellen Anlage genügend Freiraum für vorzuschlagende lang- fristige Entwicklungen der Innenstadt Magdeburgs zu Grundsätzlich erhalten und erarbeiten zu können. Die fast vollständige Kriegszerstörung Magdeburgs und der in den letzten 45 Jahren erfolgte, sehr weiträu- Erschließungskonzept mige Wiederaufbau, insbesondere der Innenstadt, beläßt Magdeburg noch heute die Chance - im Langfristig muß der Verkehr um, durch und aus Mag- Gegensatz zu fast allen anderen Städten Deutsch- deburg durch ein Autobahndreieck entlastet werden, lands - grundsätzlich über sich und seine Zukunftser- von dem zur Zeit nur die A2 im Norden vorhanden ist. wartungen intensiv nachzudenken und im Einklang mit An dieses Autobahndreieck bestehen allseitige den heutigen und zukünftigen Anforderungen Visio- Anbindungsmöglichkeiten: nen für den Ausbau zur Landeshauptstadt von Sach- - im Norden durch den vorhandenen Magdeburger sen-Anhalt im nächsten Jahrhundert, das zugleich ein Ring neues Jahrtausend sein wird, zu entwickeln. - im Osten und Westen durch die quer durch die Unsere Gruppe hat deshalb trotz der drängenden Stadt verlaufende B1 und verständlichen Wünsche und Erwartungen für - im Südwesten durch den Magdeburger Ring und eine kurz- bis mittelfristige realistische Entwicklungs- die Halberstädter Straße beurteilung versucht, ein visionäres Langfristszenario - im Südosten durch die Schönebecker-Str. (Straße zu entwickeln. Dabei haben wir uns von zwei wesentli- der D. S. F.) chen Gesichtspunkten leiten lassen: Diese Straßen führen jedoch durch ihre gewachsene - Auch kurz- und mittelfristige realistische Bauab- und gewollte zentrale Führung zu einer Belastung der sichten sollten immer nur auf der Grundlage eines Innenstadt. langfristig tragenden Konzeptes erfolgen. Ist dieser Deshalb schlagen wir eine Entlastung dieser »rote Faden« nicht vorhanden, kommt es zu den Straße durch ein weiträumiges Tangentenviereck vor: aus so vielen Städten bekannten kollabierenden - Im Norden im Zuge der Rathenaustraße mit neuer Zuständen, die die Stadtplanung dann zu politi- Trassierung im Westen (zugleich Anbindung Olven- schen Kurzfristentscheidungen zwingt, wodurch stadt) im Kleingarten- und Kleinindustriebereich Gruppe 3 45

und im Osten mit neuer Eibbrücke und Umgehung - Weiterführung der Querspange über den Werder der Friedrichstadt nach der Friedrichstadt mit einer Mittelzone für öf- - im Süden im Zuge der vorhandenen Ost-Westan- fentliche Gebäude. bindung an den Magdeburger Ring über Salbke mit Durch diese vorbereitende, aus dem Verkehrskonzept einer weiteren Brücke zum östlichen Eibufer hergeleitete Grundsatzentscheidung der Ebenentren- - im Westen westlich des Westfriedhofes nung von Ziel- und Quellverkehr von den übrigen Ver- - im Osten außerhalb der gewachsenen Bebauungen kehrsmitteln und -strömen ist es möglich - den Fußgängerbereich nach Süden zwischen Durch diese Maßnahmen wird Julius-Bremer-Straße im Norden und Danzstraße - eine Dezentralisierung des Verkehrs erreicht mit im Süden zu verlagern und - verringerter Verkehrsbelastung der zentralen Stadt- - die Traditionsinseln Dombereich und Kloster kernzufahrten »Unsere lieben Frauen« flußläufig mit der Traditions- - gute Erreichbarkeit der Innenstadt und insel »Alter Markt« / Rathaus zu verbinden - Entlastung des innerhalb des Tangentenvierecks - den Fußgängerbereich zwischen diesen Traditions- liegenden Straßenkreuzes der inseln als »Neue Altstadt« kleinteilig - aber bitte - Ost-Westachse - Querspange - B1 schön in moderner Architektur! - zu einem wirkli- - Nord-Südachse - Querspange - B 71, Magde- chen Zentrum Magdeburgs innerhalb der Innen- burger Ring herbeigeführt, so daß es nur noch stadt zu machen und historisch vorhandene, aber weitestgehend zur Erschließung der Innenstadt heute »verschüttete« Diagonalstruktur mit einzube- benötigt wird. ziehen Wir schlagen für den Bereich der Innenstadt die kon- - die nördlichen und südlichen, bisher getrennten sequente unterirdische Führung dieses Kreuzes vor Teile der Innenstadt wieder zusammenwachsen zu mit der Folge städtebaulichen Entwicklungsraumes lassen. für den Stadtkern: Die oberiridische Erschließung der Innenstadt wird aus - Absenkung der Längsspange im Bereich der Wall- diesem übergeordneten Konzept so entwickelt, daß anlagen die Nord- und Südhälfte getrennt durch Einhänge - Absenkung der Querspange doppelspurig entzerrt erschlossen werden. unter der bis heute offenen Mitte der Wilhelm- Die vorhandene Straßenbahntrassierung wird Pieck-Straße mit dazwischen möglichen zweige- beibehalten, auch im Zuge der Fußgängerbereiche - schossigen PKW-Stellplätzen (ca. 5000 Stck.) wie in anderen Städten bereits erprobt. bzw.- Lager-, Nebenraum- und Technikflächen der Der Breite Weg sollte innerhalb und außerhalb der darüberliegenden Neubebauung Fußgängerzonen als Boulevard mit mehrreihigen Stra- 46 Gruppe 3

ßenbäumen ausgebildet werden - außerhalb des Fuß- - Intensivierung und Schaffung von Begleitgrün bis gängerbereiches verkehrsberuhigt und durchaus mit zum Eibufer im Zuge der gesamten Rathenau- lebenden Parkbuchten ähnlich denen des Kurfürsten- straße dammes in Berlin. - die Bereinigung der teilweisen Verbauung im Im Zuge der Revitalisierung des Breiten Weges Bereich der Grünflächen südlich der Carl-Miller- durch Blocksanierungen im Süden und Norden der Straße Innenstadt könnten insgesamt weitere ca. 7500 Stell- - das Freilegen des Grüngürtels um den Kopf der plätze unterirdisch geschaffen und auch von der Quer- Friedrichstadt spange erschlossen werden, so daß Magdeburg als - die Nutzung und Erhaltung des »Nachkriegsgrüns« wohl einzige Großstadt zentral gelegene, nicht das entlang dem Westufer der Elbe Stadtbild belastende, sehr gut erschlossene ca. - die Umwandlung des Reichbahnsgeländes nörd- 12500 Stellplätze anbieten könnte und damit optimale lich des Linnéparks am Eibufer zur Grünzone Bedingungen für seine Besucher. - der Rückbau der Eisenbahntrasse westlich des Für den Hauptbahnhof wird ein zusätzlicher west- Hauptbahnhofes zugunsten einer verbreiterten licher Eingangsbau vorgeschlagen, der zugleich die Wallanlage beiden aus dem zentralen Bereich und dem Dom- - die Sichtbar- und Nutzbarmachung der noch vor- platzbereich kommenden Fußwegverbindungen bün- handenen, wertvollen Befestigungsanlage inner- delt und weiterführt in die Diesdorfer Straße und halb der Wallanlagen den Bereich Damaschkeplatz/Olvenstedter Straße/ Dazu gehört als bauliches Konzept die visuelle Wie- Goethe-Straße derherstellung des Stadtrandes Geschlossene, gleichmäßig hohe, traufständige Bebauung mit hohen, genutzten Dächern entlang Städtebauliches Konzept dem westlichen Rand der vorhandenen Uferstraße Die Untersuchungen zum Städtebau wurden auf der unter Einbeziehung des vorhandenen Eibbahnhofes Grundlage des Erschließungskonzeptes aus zeitlichen und der Blockrandbebauung östlich der Hegelstraße Gründen nur für die Innenstadt und die angrenzenden als Maßstab und unter Respektierung der Mauerba- Bereiche des Stadtteils Stadtfeld und der Friedrich- stionen der Traditionsinseln des Dombereiches und Stadt sowie den Eibraum durchgeführt und auch nur St. Magdalenas. für diesen Bereich, der im engeren Sinne für »Magde- - Öffnung dieses Randes mit schmalen, flußläufigen burg« steht, planerisch erarbeitet. Einschnitten und Markierung dieser Punkte durch Am wichtigsten ist uns zunächst einmal die Wie- das Eibufer begleitende Türme östlich der Uferstra- derherstellung der Kontur der Innenstadt. ße mit Fußgängerverbindungsbrücken über die Dazu gehört als Grünkonzept: Straße auf das hohe Ufer - Stadt am Strom. Im - das Freihalten der Elbinsel südlich der Querspange Norden der vorhandene Lukas-Turm, dann ein von fast jeder Bebauung, so daß der Naturraum der Guericke-Turm, ein Telemann-Turm, der vorhande- Eibniederung, von dem die Stadt mit ihrer histori- ne Turm »Kiek in de Koken« und die vier Parlament- schen Silhouette immer erlebbar war, nicht gestört stürme im Süden vor dem neuen Landtag. Die Tür- wird. Ausnahmen für niedrige Einzelgebäude inner- me könnten abends angeleuchtet sein wie die Kir- halb des Grüns für öffentliche Nutzungen am Zoll- chen und der Landtag, sie könnten bei besonderen hafen bzw. zurückliegend am Eibufer sind noch vor- Anlässen zur Stadtinszenierung untereinander und stellbar. mit dem Ausstellungsturm auf der Elbinsel mit farbi- - das Freilegen des historischen Wallringes als gen Laserstrahlen verbunden werden. umschließende Grünanlage durch - Besonderes Herausarbeiten des Querspangen- - die Absenkung des Verkehrskreuzes wie vorne kopfes als Stadtzentrumsmarkierung durch Her- beschrieben ausschieben des oberen Plateaus mit zwei Museen Gruppe 3 47

über die Straße und mit breiter Treppenanlage an Markthallen an den zentralen Bereich - Bil- den Strom zur neu vorgeschlagenen Anlegestelle dungsachse. der »weißen Flotte«. - Wiederherstellung der Blockränder im Norden und Süden am Breiten Weg und Ausbildung des Stra- - Vor diesen östlichen Stadtrand gestellt, neben den ßenzuges zu einem zentralen Boulevard. Türmen nur noch im beidseitigen Blickpunkt des - Langfristige Sanierung und Verdichtung des Gebie- Elbbogens der Landtag der neuen Landeshaupt- tes Jakobstraße. stadt, so daß sich die einheitlich geschlossene Sil- - Verdichtung und Sanierung des Bereiches zwi- houette von der Elbe zukünftig so darstellen könnte: schen Otto von Guericke-Straße und Bahnhofs- - Historie mit den Traditionsinseln, zugleich »Hö- straße einschließlich Verkleinerung des hepunkte« der Silhouette Bahnhofsvorplatzes mit gewerblicher Nutzung im - Kultur mit Museen im zentralen Bereich Erdgeschoß und Wohnen in den Obergeschossen - Landeshauptstadt mit dem Landtag vor der - dabei entlang der Bahn nur gewerbliche Nutzung. Stadtkulisse Die Innenstadt sollte an den Hauptzufahrten durch - Auch im Westen entlang der Bahn schlagen wir unverwechselbare »Stadttore« markiert werden: südlich des Bahnhofes eine gewerbliche Stadt- - Hoteltürme an der Nord- und Südzufahrt. randbebauung vor und im Norden eine durch die - Hotelturm und zentraler gewerblicher Bereich am Universität/Ingenieurschule. Damaschkeplatz als Kopfbau des zentralen Berei- - Entsprechend der Markierung des Stadtrandes im ches bzw. der Wilhelmstadt (Stadtfeld). Osten könnten wir uns die Aufnahme des Turmmo- - Hier auch der Standort der Oper außerhalb der tives für die Westseite in anderer Form, zum Beispiel Innenstadt, um den Bewohnern der westlichen als Hoteltürme gemäßigter Höhe an den Stadtein- Wohnvorstädte »entgegenzukommen« und trotz- fahrten im Norden, Süden und am Damaschkeplatz dem zentral mit Bahn, Bus, Auto erreichbar zu sein. als »Stadttore« vorstellen, die auch in die Laserillu- mination mit einbezogen werden könnten. Einzelbereiche Parallel zur Wiederherstellung der Kontur müßte eine Es wurden in verschiedenen Maßstäben die Einzelbe- Verdichtung des Stadtzentrums erfolgen: reiche - Durch die Absenkung der Ost-West-Spange - Landesregierung/südliche Innenstadt - kann eine intensive Bebauung und kommerzielle - Damaschkeplatz/westlicher Bahnhofsvorplatz Nutzung des bisher offenen zentralen Bereiches - zentraler Bereich erfolgen - Eibtürme - kann eine »Neue Altstadt« in Verbindung mit der untersucht und zeichnerisch auf der Grundlage der beschriebenen Verlegung des Fußgängerberei- erarbeiteten verkehrlichen, städtebaulichen und Grün- ches als Herz der Stadt-Magdeburg unter Einbe- raum-Konzepte dargestellt. Auf eine detaillierte ziehung derTraditionsinseln erfolgen Beschreibung wird hier verzichtet, da Einzelheiten - kann die »verschüttete« Diagonalstruktur wieder dem größeren Maßstab der Pläne zu entnehmen sind. hergestellt und nutzbar für das Stadtgefüge ge- macht werden: - Anbindung des Landtages über den Domplatz bis zum Breiten Weg - Politikachse - Anbindung des Bereiches »Unsere lieben Frauen« über den zentralen Bereich bis an den Breiten Weg - Kulturachse - Anbindung der Universität/Ingenieurschule über den Bereich der neu vorgeschlagenen 48 Gruppe 3

Erschließungskonzept Gruppe 3 49

Ges taltungskonzept 50 Gruppe 3

Stadtinszenierung Gruppe 3 51

Verkehrskonzept 52 Gruppe 3

Südliche Innenstadt

Damaschkeplatz Gruppe 3 53

Zentraler Bereich 54 Gruppe 3

Baustruktur Gruppe 4 55 Stadtzentrum Dipl. Ing. Uwe Graul, Halle Gruppe 4 - Ansatzpunkte für Neuordnung der städtebaulichen Dipl. Ing. Wolf-RüdigerThäder, Halle Struktur auf der gegebenen historischen Stadtan- Dipl. Ing. Peter Weeck, Halle lage. - Verbesserung der Raumbildungen (Straßen/Plätze) durch bauliche Verdichtung und Rückgewinnung eines menschlichen Maßstabs. - Bereinigung, Neugestaltung und Heranführung der Uferbebauung - als »Stadt am Strom« mit der stadteigenen Silhouette. - Herausarbeitung des Spannungsverhältnisses zwi- schen gebauter Zentrumskontur und Grün- und Landschaftsräumen (Festungsbereich und Eibaue). - Entwicklung eines städtischen Hauptzentrums in Ost-West-Richtung zwischen Damaschkeplatz, Hauptbahnhof, über die Eibbrücken zum östlichen Brückenkopf. - Polarität zwischen dichten Cityfunktionen wie Han- del, Gastronomie und Dienstleistung und repräsen- tativen Kultur- und Verwaltungskomplexen (Lan- desregierung, Museen, Freizeitzentrum) im offenen Landschaftsraum. - Die traditionelle Haupteinkaufsstraße »Breiter Weg« ist durch funktionelle und bauliche Ergänzungen neu zu fassen.

Stadtstruktur - Weiterentwicklung der Grundstruktur als »Band- stadt am Fluß«! - Qualifizierung des Stadtzentrums zum Ausgangs- punkt für die Vernetzung stadtorganisatorischer Die Standorte verkehrsintensiver Einrichtungen Zusammenhänge mit den umliegenden Stadtteilen. müssen in Verbindung mit leistungsfähigen Zu- - Die Grünbereiche (Aue-Grün/innerstädtisches fahrtsstraßen ausgewählt werden. Grün/Stadtrandgrün) wirken durch Ergänzung und Beseitigung der unausgeglichenen Beziehung zwi- Zusammenführung stadtgliedernd und bestim- schen »Wohnen im Norden« und »Arbeiten im Sü- mend und verbessern das Stadtklima. den« durch richtige Standortwahl der Investitionen. - Das Ungleichgewicht zwischen Wohnen und Arbei- Entlastung des öffentlichen Raumes vom Individu- ten wird durch Ansiedlung von Wohnstätten im Sü- alverkehr durch ein sinnvolles Rad- und Fußwegsy- den und den Aufbau von Gewerbeparks im Norden stem. ausgeglichen.

Verkehr - Wesentliche Entlastung des Stadtgebietes vom Durchgangsverkehr durch die Nord-Süd-Autobahn und den Ausbau der B1 in Ost-West-Richtung. - Durch klare Anbindung der Stadteinfahrten in Ver- bindung mit einer höheren Leistungsfähigkeit vor- handener und neu zu schaffender Knotenpunkte ist eine flüssigere Verkehrsgestaltung im Stadtgebiet zu erreichen. - Massenverkehrsmittel auf höherem Niveau (S- Bahn, Straßenbahn, Bus) führen in Verbindung mit einem umfangreichen Angebot an park-and-ride- Plätzen zu einer Verkehrsreduzierung. - Tiefgaragen und Parkhäuser sind unabdingbare Voraussetzungen für eine Verkehrsberuhigung. 56 Gruppe 4 Gruppe 4 57

Stadtzentrum 58 Gruppe 4

Stadtstruktur Gruppe 4 59

Verkehr 60 Gruppe 5 Gruppe 5 Prof. Dipl. Ing. Günter Nagel, Hannover - in der Einbindung dörflicher Ortslagen durch Dipl. Ing. Werner Schumann, Hannover Bepflanzung der Randzonen mit Gehölzen. - Aufbau eines Fuß- und Radwegenetzes innerhalb mit Dipl. Hort. Günter Schöne, Magdeburg der Grünflächenstruktur und radfahrerfreundliche und Dipl. Hort. Rolf Weinreich, Magdeburg Gestaltung des Straßennetzes. - Entwicklung der Erholungsgebiete im und am Elbtal, - insbesondere der Kiesbaggerseen, der histori- schen Parkanlagen und der Auen, - durch Nutzungsbeschränkungen in den Natur- schutz- und Landschaftsschutzgebieten, - durch Gestaltung von Aussichtspunkten auf höheren Randlagen sowie auf Kippen und Hal- den. - Ansiedlung von Grünflächensubstanz in den Indu- strie- und Gewerbegebieten sowie großzügige Grünflächen-Begleitplanungen im Verkehrsbau. - Vorstrukturierung von Bauerwartungsflächen durch den Aufbau von Grünsubstanz als Gliederungs- und Erholungsbereiche. - Nachstrukturierung der Umgestaltungs- und Alt- baugebiete durch Einbringung und Revitalisierung von Grünflächen. - Wohnumfeldverbesserungen in Neubaugebieten.

Vorschläge zur Innenstadt - Beibehaltung der großzügigen Eibauen-Landschaft im Kontrast zum dicht bebauten Stadtkörper und Weiterentwicklung der Eibuferpromenade nach Sü- Stadt - Landschaft Magdeburg den und Norden. Magdeburg eine Stadt mit kaum entwickeltem System - Einordnung öffentlicher Gebäude des Landes und stadtgestalterischer Werke, im Zustand der Gesichts- der Stadt auf dem Gelände des Eibbahnhofs sowie losigkeit und im Kreuzfeuer von Einzelinteressen, auf auf der nördlichen Rotehorninsel - unter Dominanz der Suche der Grünräume. - nach ihrer Identität, - Umgestaltung der Bebauung am Geländebruch - nach realistischen Entwicklungsgrundlagen des nördlichen Stadtzentrums sowie städtische - nach ihren Chancen im Wettbewerb der Städte, dichte Straßen- und Passagenbebauung am westli- bemüht sich um Erneuerung ihrer Traditionen und Klä- chen Strombrückenkopf, eventuell unter Einbezie- rung ihrer Zukunftsaussichten. hung von Uferbereichen. - Quartiersstruktur am Zentralen Platz in teilweise Vorschläge zur Gesamtkonzeption durchbrochener Bebauung und Gestaltung eines - Nutzung der topographischen Lage am Rand der Fußgängerbereiches vom Bahnhof bis zum Eibufer. Hohen Börde und am Geländebruch des Eibufers - Keine Bebauung der Freiräume am Kloster, aber durch Betonung der Reliefstruktur sowie durch ein- Umgestaltung des Bereiches Regierungsstraße fühlsame landschaftliche Gliederung, unter ande- (Wohnscheiben). rem in Bezug auf vorbeiführende Verkehrstrassen - Standort des Landtages (Parlamentsgebäude) an mit Ausblickmöglichkeiten auf die Stadt. der Westseite des Domplatzes. - Entwicklung des Kontrastes zwischen gestalteter - Erweiterung des Klosterbergegartens durch Einbe- Kulturlandschaft und gebauter Stadtlandschaft, ziehung der Magistratsstrecke (Kohlelagerplatz) bis - im Eibraum, als wichtigstem Strukturelement an die Elbe und Gestaltung des Buckauer Eibufers. (Auenlandschaft), durch Ausbau eines durchlässi- - Bebauung des östlichen Bahnhofsvorplatzes unter gen Nutzungsgefüges und Abbau von Barrieren, Wahrung der Wegebeziehungen zur Elbe und zur - durch Aufbau einer netzartig verknüpften Grün- Leiterstraße mit platzartigem Raum vor dem Bahn- flächenstruktur mit einem Zentrumsring (Elbe- hofsgebäude. Glacis-Elbe), Als eigentliches Identitätsziel der Stadt ist die Entwick- - in der Gestaltung und Verflechtung des Stadtran- lung im Kontrast von Landschaftsraum und städti- des mit der Landschaft durch waldartige Pflan- scher Dichte sowie zur kulturellen Erneuerung zu defi- zungen und Schutzstreifen, nieren. Gruppe 5 61

Entfernungen 62 Gruppe 5

Strukturkonzept Gruppe 5 63

Innenstadt 64 Gruppe 5

Stadtzentrum Gruppe 6 65 Magdeburg - Ein Entwurf Dipl. -Ing. Niels-Christian Fritsche, Weimar Gruppe 6 Magdeburg blickt auf eine fast 1200jährige Stadtge- Arch. u. Stadtpl. Thomas Getrost, Stuttgart schichte zurück und hat in der langen Entwicklungs- Dipl.-Ing. Karsten Krüger-Heyden, geschichte zwei schwere Stadtzerstörungen - 1631 Braunschweig und 1945 - erdulden müssen. 45 Jahre nach dem Dipl. -Arch. Alexander Michailjuk, Magdeburg 2. Weltkrieg und der Zerstörung Magdeburgs können die Stadtplaner und Architekten aus heutiger Sicht Dipl. -Ing. Wolfgang Robra, Magdeburg eine Bestandsaufnahme machen. Dipl. -Ing. Thomas Wittenberg, Weimar Prolog mit Dipl.-Ing. Klaus Eschke, Magdeburg Smaragdeburg oder Magdeburg ein Virus Die Matrizen der jahrhundertealten Stadtentfaltung aufgreifen, die 50jährigen Trümmerflächen im Zentrum zur neuen Thematisierung benutzen Stadt - Panik - Nachdenken Was macht sie aus - die Stadt in unserer Assoziation Extrapolieren - Übertragen Zentralfunktion kontra städtische Enge Geschichtlichkeit kontra neuen Verkehr Die Zerstörung, der Krieg und die Pest Gefahr ist zurück in der Stadt. Geld und Investoren und da maßen wir uns an, den Menschen, die hier leben, etwas zu entwerfen. Entwerfen heißt vorschreiben Architektenarroganz und das kleine Sensibelchen in uns, das will was heißen: Entwerfen

Das städtebauliche Guthaben von Magdeburg ist - einige wenige Traditionsinseln wie der Domplatz und die Stadtmauer, das Kloster »Unsere lieben Frauen«, die Kirchen am Ufer der Elbe - ausgedehnte Grünbereiche wie die Elbinsel »Rote- Entwerfen heißt ordnen horn«, die Wallanlagen »Glacis«, das Erholungs- Magdeburg - ein Entwurf gebiet »Herrenkrug«, die Eibauen, der Linnépark, Vorschlag für eine Ordnung Nordpark Ordnung des Verkehrssystems: - der Strom Elbe, der Höhensprung, die Dualität - weiträumige Umfahrung der Stadt und Ausbau Insel-Fluß eines Ringes durch im Osten um Cracau und - gewachsene Stadtteile, wie die erhaltene Stadt- Brückfeld - als Voraussetzung für die Aufhebung struktur am Hasselbachplatz, intakte Wohngebiete der alten Osttangente Eibuferstraße in den Außenbereichen - im Westen durch den Magdeburger Ring und die Autobahn Die städtebauliche Hypothek von Magdeburg - im Norden durch die Walter-Rathenau-Straße - Trennung, die Trennung des Stadtgebietes durch - im Süden durch den Kirschweg den Gleiskörper und die Verkehrstangente in Nord- - Erschließung des Stadtzentrums durch das Süd-Richtung Straßenkreuz Otto-von-Guericke-Straße/Wilhelm- - kein geschlossenes Verkehrskonzept für die Haupt- Pieck-Allee als städtebaulich integrierte Verkehrs- verkehrsströme straßen - eine Hauptverkehrsstraße an der Elbe und Tren- - Quartiererschließung durch Stichstraßen, Hassel- nung der Stadt vom Strom bachplatz wird wieder Verkehrsplatz - Leerräume, keine städtische Struktur, keine räum- - neue Erschließung des Bahnhofsbereiches, Ergän- liche Spannung in der Innenstadt, keine großstädti- zung durch einen westlich gelegenen Bahnhofsteil sche Ausbildung der Stadt mit Busbahnhof, Parkierung und Straßenbahn - Maßstab, wenig maßstäbliches Raumgefüge, kein - Gestaltung eines Fußwegsystems in den Haupt- Wechselspiel zwischen Offenheit und Geschlos- achsen des Stadtzentrums, Breiter Weg/Karl- senheit Marx-Straße, Wilhelm-Pieck-Allee, Damaschke- - Identitätsverlust platz/Leiterstraße/Domplatz/Kulturpark 66 Gruppe 6

- Aufnahme und Weiterentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs mit Straßenbahn - neue Hal- tepunkte-, Bus- und Taxispuren - Rückbau der westlichen Eibtrasse zum Anschluß der Stadt an den Fluß im Norden, mit Erholungsräu- men an der Elbe und Elbanlagen und nach Süden Heranführen der Stadt an das Wasser; Fortführung mit dem Museumsufer, Brückenschlag zum Rote- horn, Zone der technischen Struktur um die alte Sternbrücke mit Medienzentrum und Museen - Nachzeichnen der Glacisanlagen durch Grün- und Verwaltungsgürtel zwischen Bahnkörper und Tan- gente - Unterlaufen der Trennung - Tangente/Bahnkörper - durch Busbahnhof im Westen und Durchführung von Fußwegbeziehungen von Ost nach West - Konzentrierung der Dienstleistungen zwischen Breitem Weg/Karl-Marx-Straße und westlichem Rand des Bahnkörpers - Schließung der Baulücken und Freiräume durch Quartiersbebauung und Verengung des Straßen- raumes, Integration von Großbauwerken in die Blockstruktur - Verdichtung des Universitätsviertels und des Wohngebietes um die Jakobstraße, Hineinziehen der Universität mit studentischem Wohnen und Leben - Achsenverbindung mit Bau- und Nutzungseinhei- ten an der Wilhelm-Pieck-Allee, Bildung einer Ach- se mit öffentlicher Nutzung am Damaschkeplatz im Westen bis zum Landtag im Osten - Thematisierung des Elbbogens für die Stadt - Bebauung des nördlichen Bereiches der Elbinsel mit Repräsentationsbauten, z. B. Landtag, Kontrast zur Freizeit- und Erholungslandschaft Kulturpark »Rotehorn« und Jachthafen - Dualität zwischen offen und geschlossen bebauten Uferseiten - Schaffung von Identität durch Verstärkung und Fas- sung der Traditionsinsel, Aufnahme von unver- wechselbaren Archetypen im Stadtbild, wie die Torhäuser an den Zugängen zur Innenstadt, Aus- weisen von eindeutig definierten Platz- und Stadt- räumen Gruppe 6 67

Ufer Elbbogen 68 Gruppe 6

Struktur Wall Raumplan Anlagen Gruppe 6 69

Nord-Süd- Achse 70 Gruppe 6

Ost-West- Achse