Geol. Paläont. Mitt. Innsbruck, ISSN 0378-6870, Bd. 19, S. 1-28, 1993

NEUE SPICULA AUS DEM KARBON UND PERM: KONSEQUENZEN FÜR DIE EVOLUTIONSÖKOLOGIE DER HEXACTINELLIDA (PORIFERA), STRATEGIEN IHRER GERÜSTBILDUNG IM SPÄTPALÄOZOIKUM UND FRÜHEN MESOZOIKUM

Dorte Mehl & Helfried Mostler

Mit 11 Abbildungen und 6 Fototafeln

Zusammenfassung: Neue hexactinellide Spicula aus Sedimenten des Karbons und des Perms, sowie devonische und triassische Proben, aus Polen und den Nördlichen Kalkalpen stammend, werden untersucht. Sie werden mit Nadelgerü- sten mesozoischer und rezenter Hexactinellida verglichen. Im frühen Mesozoikum hat eine ökologische und damit einhergehende phylogenetische Reorganisation innerhalb der Hexactinellida stattgefunden. Sie offen- bart sich in der fossilen Überlieferung vor allem durch die Radiation der mit rigiden, diktyo- nalen Sklerengerüsten (Hexactinosa und später auch Lychniscosa). Entgegen einer verbreiteten Auffassung sind die diktyonalen Hexactinelliden nicht auf die Zeit ab der Obertrias beschränkt. Bereits in der frühen Mit- teltrias können sie in großer Formenvielfalt nachgewiesen werden. Paläozoische Hexactinosa sind bisher aus dem Oberdevon bekannt. Wie Untersuchungen an Spicula karbonischer und permischer Schlämmproben er- geben, finden sich im Jungpaläozoikum einige Strategien der Gerüstbildung, die später nicht mehr realisiert wurden: Bei den Stromatidiidae bestanden sie Skelette aus lagenweise angeordneten Pentastern mit netzartig verzweigten, miteinander verschmolzenen Paratangentialstrahlen. Irpaspongia permica n.gen. n.sp. ver- wirklichte als einzige Hexactinellide die ansonsten nur von den „Lithistida" bekannte Gerüstbildung durch Zygose. Unter Einbeziehung der durch Auflösen von Sedimenten gewonnenen isolierten Skleren kommt den Poriferen, außer ihrer Bedeutung als ökologische Anzeiger, auch als Leitfossilien ein gewisser Wert zu.

Abstract: New spicules from and sediments are studied together with and material from Poland and from the Northern Calcareous Alps. The findings are compared with spicular frameworks of Mesozoic and Recent Hexactinellida, which have been re-examined during the Early Mesozoic, a reorganization took place within the Hexactinellida. Within the fossil record, this implicated a ra- diation of Hexasterophora with rigid skeletal frameworks (Hexactinosa and Lychniscosa). Against current opinions, the dictyid hexactinellids are not restricted to the time since Late Triassic, but they are found in great diversity also in early Middle Triassic sediments. So far, Paleozoic hexactinosans are known from the Late Devonian only. Studies of spicula from Carboniferous and Permian sediments show that various methods of creating skeletal frameworks found in the Late Paleozoic were later abandoned. The Stromatidiidae possessed skeletons, which consisted of layers of oxypentasters fused by their branching, reticulated paratangential rays. Irpaspongia permica n.g. n.sp. is the only hexactinellid known to create skeletal frameworks by 'Zy- gosis', a strategy otherwise is known from the 'Lithistida' only. Under consideration of isolated spicules, which can be washed out of sediments, the Porifera may be of some stratigraphie value, beside their significan- ce as palecological indicators. 1. Einleitung und Problemstellung strahler (Triaxone). Im Idealfall entsteht aus die- sen verschmolzenen Triaxonen ein reguläres ku- In der Klassifikation und Systematik der re- bisches Gitter. In den ontogenetisch jüngsten Be- zenten und fossilen Schwämme spielen Form reichen des Diktyonalskeletts gelangen die neu- und Anordnung ihrer mineralisierten Stützele- gebildeten Triaxone (Hexactine bzw. Lychni- mente eine übergeordnete Rolle. Daran hat sich, ske) in eine regelmäßige kubische Anordnung. trotz des in jüngster Zeit verbesserten Kenntnis- Sie werden durch eine kontinuierliche Anlage- standes über die Weichkörperorganisation der rung von Skelettopal in konzentrischen Lagen Poriferen, kaum etwas geändert. (sogenannten „Siphonen", SCHULZE, 1904) Die Untergliederung innerhalb der hexacti- miteinander verlötet. Diese Anlagerung findet nelliden Schwämme kann nach unterschiedli- zu Lebzeiten der Schwämme kontinuierlich statt chen Kriterien erfolgen. Die heute noch ge- und kann als kieseliges Basalskelett bezeichnet bräuchliche Systematik der rezenten Hexactinel- werden, analog der Bildung sekundärer kalkiger lida geht auf SCHULZE (1887, 1887a) zurück. Basalskelette bei den „Sclerospongia". Sowohl Sie beruht im wesentlichen auf Form und Anord- bei der diktyonalen als auch lyssakinen Ske- nung der Mikro- und Dermal skleren. Demnach lettorganisation sind Synapticulae (= Material- zerfällt das Monophyllum Hexactinellida in die brücken) zusätzliche Bauelemente, die zu einer Schwestergruppen Amphidiscophora und He- Verstärkung der Skelette führen und gleichzeitig xasterophora. aufgrund deren unregelmäßigen Ausbildung den Die paläontologische Erforschung konzen- Skelettbau verkomplizieren. Moderne „Diktyo- triert sich traditionell vor allem auf solche He- nalskelette" (Mesozoikum bis Rezent) werden in xactinellida, welche ein rigides Sklerenskelett verschiedene Organisationstypen eingeteilt. (Diktyonalskelett) aufbauen. Diese sogenannten Dreieckige Maschen und polyactine Kreu- „Dictyonina" wurden von ZITTEL (1877) den zungsknoten (mit mehr als sechs Strahlen) sind „Lyssakina" gegenübergestellt. Bei letzteren häufig. Sie entstehen dadurch, daß sich die dista- sind die Prinzipalskleren ganz oder zuminde- len Strahlenenden benachbarter Hexactine mit stens teilweise reduziert (und zwar zu Diactinen den Kreuzungsknoten vereinigen. oder anderen Derivaten des Hexactins). Nach Die Hexactinosa, obwohl erst ab dem Me- heutigen Kenntnissen sind die beiden Taxa ZIT- sozoikum bedeutsam, lassen sich wahrschein- TELs nicht monophyletisch. Die Megaskleren lich bis in das ausgehende Altpaläozoikum zu- liegen häufig lose im Weichkörper oder sie kön- rückverfolgen (vgl. 3.2.1.). Über den Ursprung nen sekundär mit Kieselsäure zu rigiden Skelet- der Hexactinosa innerhalb der frühpaläozoi- ten verschweißt sein. Die Bezeichnungen dikty- schen Hexasterophora herrschen zur Zeit keine onal und lyssakin sind demnach lediglich im klaren Vorstellungen. Es dürfte jedoch als gesi- morphologischen Sinne zu verwenden. Es han- chert gelten, daß ihre Stammform nicht- wie frü- delt sich bei den diktyonalen Formen, dem re- her angenommen - innerhalb der Protospongii- zenten Befund zufolge, ausschließlich um Ver- dae zu suchen sei (vgl. MOSTLER, 1986; treter der Hexasterophora. Die Klassifikation MEHL, 1991). dieser Kieselspongien erfolgt weitgehend an- In der vorliegenden Studie wollen die Auto- hand der Form und Anordnung der Prinzipals- ren auf die während der Erdgeschichte verwirk- kleren (Hexactine und Lychniske) innerhalb der lichten Bauprinzipien der Sklerenskelette, ins- rigiden Skelette. Dementsprechend gelangte besondere der Diktyonalskelette, eingehen. Es SCHRAMMEN ( 1912) zur Untergliederung der soll versucht werden, die Frage ihrer phylogene- mesozoischen und rezenten Vertreter in Hexac- tischen Entstehung und stratigraphischen Entfal- tinosa und Lychniscosa. tung auszuleuchten. Des weiteren werden neue Die Prinzipalnadeln der Diktyonalskelette Skelettypen aus dem Jungpaläozoikum vorge- sensu IJIMA. (1927) sind ausnahmslos Sechs- stellt und diskutiert. 1.1. Material und Methoden zeichnungen sind als rein räumlich-morphologi- sche Angaben zu verstehen; über die Strömungs- Ein neuer, vollkörperlich erhaltener richtungen der Wasserbewegung innerhalb des Schwamm aus dem Oberdevon des Heiligen- Schwammes geben sie keine Auskunft (der Was- Kreuz-Gebirges (Polen) wurde in die Studie mit- serstrom hängt von der Lage und Orientierung einbezogen. Skelettbruchstücke und isolierte der Geißelkammern ab, diese sind jedoch nur Spicula aus Schlämmproben verschiedener Lo- von wenigen Hexactinellidenarten bekannt). kalitäten wurden wie folgt untersucht: Unterkar- Im einfachsten und häufigsten Fall findet bon von Irland und Vorural; Perm von Texas; eine Verdickung und Ausbreitung insbesondere Mitteltrias (Anis, Ladin) der Nördlichen Kalkal- der Paratangentialstrahlen der peripheren Dikty- pen und der Südalpen. Am American National onalhexactine statt. Diese kann so ausgeprägt Museum of National History, Smithsonian Insti- sein, daß die äußersten Hexactine bzw. Lychni- tution, hat einer der Autoren (D.M.) Typusmate- sken zur Unkenntlichkeit verändert werden rial neu untersucht. Einige dieser Ergebnisse (Fig. 1). Häufig sind die Distalstrahlen der letz- werden hier zu Vergleichszwecken herangezo- ten Hexactinenschicht bis hin zum völligen Feh- gen. len reduziert. Die äußeren Paratangentialstrah- Die Sedimentproben wurden mit chemisch len erscheinen dann im Extremfall als Kreuze in- reiner Essigsäure (60%), im Verhältnis 1:3 mit nerhalb einer dichten „Kieselhaut" (z.B. bei der Wasser verdünnt, aufgelöst. Skelettproben re- oberjurassische Cypellia). Solche äußere Lagen zenter Schwämme wurden getrocknet und in hei- wurden in der Literatur immer als „Stauractine" ßer H2O2-Lösung (ca. 10%) vom Weichkörper angesprochen. Da diese Spicula stets mit den befreit. Alle Proben wurden mit dem Rasterelek- Proximal strahlen fest im Diktyonalgerüst veran- tronenmikroskop untersucht. kert sind, handelt es sich in Wirklichkeit jedoch um Pentactine, die zum rigiden Prinzipalskelett gehören. Echte stauractine Dermalia, welche in 2. Verdickte periphere Lagen, Diktyonal- das kieselige Basalskelett mit einbezogen wur- kanäle und Skelettarchitektur den und somit nach dem Verwesen des Weich- körpers in situ erhalten blieben, sind den Auto- Diktyonalgerüste bei den Hexactinosa und ren nur im Falle der jurassischen Cribrospongia Lychniscosa zeigen in ihren äußeren und inneren bekannt (Fig. 2). Zusätzlich zur einfachen Dik- Randbereichen häufig abweichende Ausbildun- tyonalcortex kann eine äußere Kapsel aus mehr gen, insbesondere in Form von sekundären Ver- oder weniger dicht verwobenen Kieselsträngen dickungen und/oder stark unregelmäßigem Ma- ausgebildet sein (z.B. Neoaulocystis, Oberkrei- schenbau. Die charakteristischen Ausbildungen de - Rezent; Fieldingia, Rezent). einer solchen Diktyonalcortex (cf. REID, 1964) Hexactinellide Diktyonalskelette bestehen sind in der Regel gattungsspezifisch und lassen im Idealfall aus regelmäßigen Maschen von sich, insbesondere bei mesozoischen Hexacti- strenger kubischer Symmetrie (farreoider Typ nelliden (bei denen derartige Cortexbildungen cf. REID, 1964). Häufig jedoch verlaufen die besonders ausgeprägt waren), als Bestimmungs- Diktyonalstränge unregelmäßig zu den Körper- merkmale heranziehen. Cortexlagen nehmen in oberflächen hin abbiegend (euretoider Typ), den basalen Teilen des Schwammkörpers an und das Gerüst kann zusätzlich von Kanälen Dichte zu und gehören somit zum kieseligen Ba- durchsetzt sein (aulocalycoiderTyp). Durch sol- salskelett, das zeitlebens des Schwammes an che Kanalsysteme kann das Diktyonalgerüst zu Masse zulegt. Spezialisierte äußere Diktyonal- einem System einschichtiger Zwischenlagen aus bereiche werden Dermallagen und solche der in- abgewandelten Hexactinen, deren sechs Strah- neren, zum Paragaster des Schwammes zeigen- len alle in einer Ebene liegen, modifiziert sein de Oberfläche Gastrallagen genannt. Diese Be- (wie beim , Oberkreide - Rezent; Fig. 1: Camerospongui sp.; Campan; äußere Diktyonaleortex aus modifizierten Lychnisken bestehend.

1912); für die an der Außenseite des Schwamm- körpers mündende Poren ist z. Zt. leider die Be- zeichnung „Ostien" gebräuchlich. Die Verwen- dung des Wortes in diesem Sinne ist insofern ir- reführend, da sich in der zoologischen Literatur die Bezeichnung Ostien eindeutig auf die in der Dermalmembrane bzw. im Pinacoderm befindli- chen Einströmporen von ca. 10 bis maximal 50 um Größe bezieht (SIMPSON, 1984; u.a.). Ostien dürften in der fossilen Überlieferung kaum nachweisbar sein. Die funktionelle Bedeu- tung der etwa 0,5-10,0 mm großen äußeren Öff- nungen, welche an den Diktyonalskeletten vor Fig. 2: Cribrospongia retkulata (GOLDFUSS); äußere Deck- allem mesozoischer Hexactinellida häufig beob- schicht aus verlöteten stauractinen Dermalskleren. achtet werden, ist nicht gesichert. Möglicher- weise könnte es sich jedoch um das genaue Ge- Fig. 3). Diktyonalkanäle münden an den Ober- genteil von Ostien, nämlich sekundäre Oscula, flächen der Wandaußen- bzw. Innenseite in Po- also Ausströmöffnungen, handeln. Solange im ren, deren Form, Größe und Anordnung für ein- konkreten Fall über die Richtungen des Wasser- zelne Taxa charakteristisch sind. Kanäle und Po- stromes innerhalb des Schwammkörpers nichts ren des Diktyonalskeletts haben in der paläonto- Genaues bekannt ist, sollte für Kanalöffnungen logischen Literatur Namen erhalten: Zum Para- an der Aussenseite des Diktyonalskeletts nur die gaster hin sich öffnende Poren werden beispiels- funktionsneutrale Bezeichnung Außenporen weise Postiken genannt (SCHRAMMEN, verwendet werden. Fig. 3: Aphrocallistes sp.; Rezent; Diktyonalskelett mit durchgehenden Kanälen. Die Hexactine sind bis zur Unkenntlichkeit modifi- ziert (z.T. mit allen sechs Strahlen in einer Ebene).

Bei der rezenten Fieldingia besteht das (ur- plegma auftreten, Fig. 5). Dasselbe trifft für die sprünglich hexactinose) Prinzipalskelett aus ca. untertriassische lyssakine Art Cypellospongia 1 mm großen, anscheinend hohlen „Knospen", fimbriartis RIGBY & GOSNEY, 1983, sowie die völlig in unregelmäßiger Anordnung von für ähnliche Arten aus dem polnischen Mu- Diktyonalsträngen verbunden sind (Fig. 4). Daß schelkalk: Hexactinoderma trammeri und Si- es sich hierbei tatsächlich um ein modifiziertes lesiaspongia rimosa PISERA & BODZIOCH, Diktyonalskelett handelt, das ursprünglich aus 1991, zu. verschmolzenen Parenchymalhexactinen be- Bemerkenswert ist ferner die Tatsache, daß standen hat, läßt sich nur a posteriori aus der auch völlig nicht-rigide lyssakine Hexastero- Tatsache erkennen, daß Fieldingia im Besitz phora diktyonale Juvenilstadien aufweisen kön- von Scopulen ist und sich somit eindeutig als Teil nen. Solche diktyonale Brutknospen wurden des Monophylums Sceptrulophora (MEHL, erstmalig beim Rhabdocalyptus mirabilis beob- 1992) innerhalb der Hexactinosa ausweist. In achtet (SCHULZE, 1899); sie sind mittlerweile solchen Fällen ist es sehr schwierig, zwischen auch bei anderen rezenten Vertretern der Rossel- derart abgewandelten Diktyonalgerüsten und ri- lidae dokumentiert (Fig. 6), aber aus der fossilen giden lyssakinen Skeletten aus verschmolzenen Überlieferung wurden sie noch nicht überzeu- Diactinen zu unterscheiden (wie sie z.B. bei den gend nachgewiesen, auch ihre Funktion ist noch rezenten Lyssakinen Euplectella und Eury- gänzlich unbekannt. Ob es sich bei den etwa Fig. 4: Fieldingia lagettoides KENT (British Museum Nat. Hist.,Inv.-Nr.98:12:19:8); irreguläres Sklerengerüstmitdiktyo- nalem Knoten von noch unbekannter funktionaler Bedeutung.

300 (im großen sphärischen Kieselkörpern mit Gerüst-ähnlichem Internbau, die BENGTSON (1986) aus dem Oberkambrium dokumentierte, wirklich um rigide Jungknospen der Hexactinel- lida handelt, bleibt noch zu prüfen.

3. Diktyonalskelette: verschiedene Strategien

Während des Jungpaläozoikums versuch- ten eine Reihe von hexactinelliden Schwämmen, rigide Skelette aufzubauen. Hiezu wurden ver- schiedene Strategien angewandt. Zum einen wurde versucht, durch eine vielmalige Aufspal- tung der vier in einer Ebene liegenden Strahlen eines Pentactins breitflächige Gitterplatten zu Eine völlig andere Architektur verfolgt die bilden. Der fünfte Strahl als vertikales Element Gattung Irpaspongia, indem sie die Strahlenen- fungierte als Verbindungsstrahl zu den darunter- den der Hexactine zu Zygomen umbilden, ein liegenden Gitterplatten, wodurch die Schwäm- Bauprinzip, wie es bisher nur die Lithistida (De- me einen Lagenbau entwickelten, der durch ein- mospongiae) erfolgreich angewandt haben. zelne Stützpfeiler getragen wird. Schwämme Schließlich eine dritte Bauform, die regel- mit für Hexactinellida derartig ungewöhnlichem mäßig angeordnete Hexactine zu einem kubi- Bau werden zu den Stromatidiidae (FINKS, schen Gitter verschweißen. Dieser Bauplan, hat 1960) gestellt. sich, wie Untersuchungen an mesozoischen Experimentierfreudigkeit, in der verschiedene Baupläne zur Bildung eines rigiden Skeletts ver- wirklicht wurden, die sich aber für einen stabilen Bau eines rigiden Skeletts in den meisten Fällen nicht durchgesetzt haben.

3.1. Oxyhexaster-Derivate

3.1.1. Stromatidiidae FINKS 1960

Fig. 5: Euryplegma auriculare SCHULZE (Humboldt-Mu- Nach FINKS (1960) handelt es sich um seum Berlin, Inv.-Nr. 5585); lyssakines rigides Skelett aus zu Di- hexactinellide Schwämme, deren Skelett aus La- actinen reduzierten Triaxonen, durch Querelemente (Synapticu- gen von pentactinen, mit dichotom verzweigten lae) verbunden. Strahlen besteht, die innerhalb einer Lage zu ei- nem kontinuierlichen Netz verschweißt sind. Die Familie ist bisher nur durch eine Gattung Hexactinelliden ergaben, bis heute fortgesetzt. vertreten, und zwar durch Stromatidium GIR- Es handelt sich um die schon im Oberdevon ent- TY, ein Schwamm mit hemisphärischem Auf- standene, im Jungpaläozoikum jedoch noch bau, der durch die hochgewölbte Übereinander- nicht nachgewiesene Gruppe der Hexactinosa folge von Sklerenlagen, über vereinzelte Verti- (Kap. 3.2.1). kalelemente verbunden, verursacht wird. Das Jungpaläozoikum ist für eine Reihe Stromatidium typicale GIRTY (1909) von hexactinelliden Schwämmen eine Zeit der wurde folgendermaßen beschrieben: dichotom,

Fig. 6: Staurocalyptus glaber IJIMA (British Museum Nat. Hist., Inv.-Nr. 12.11.92); rigide Brutknospe an einigen Skleren des Mut- terschwammes festgewachsen. I f 1 Strahlen (Paratangentialstrahlen) sehr dicht. Die Unterseite ist mit Ausnahme weniger Skleren generell nicht oder nur schwach bedornt. Der fünfte, vertikale Strahl (Proximalstrahl) weist nur im Aufspaltungsbereich eine Bedornung auf. Durch weitere Aufspaltung (zweite Bifurca- tion) verschmelzen die vier Strahlen zu einer pri- mär vierporigen Platte, deren Poren eine sechs- seitige Begrenzung aufweisen. Sie entsprechen 7a völlig dem Bauplan von Holothurienskleriten vom Typus Priscopedatus (Primärkreuz mit Primärporen; vgl. Taf. 1, Fig. 2,6,7,10), mit de- nen sie zu verwechseln sind. Durch die weitere an diesem Bauplan festhaltende Aufspaltung entstehen sehr große Platten, deren Porenzahl 100 überschreiten kann (z.B. Taf. 1, Fig. 5). r Die Orientierung der Skleren ergibt sich aus der Lage dieser im Schwammkörper (siehe Fig. 8). Die Paratangentialstrahlen des Penta- sters sind Lagenbildner und weisen in der Regel an der Oberfläche eine dichte Bedornung auf Fig. 7: Stromatidium typicale GIRTY, 1909 (National Museum (Taf. 2, Fig. 2,6-9), während die Unterseite, von of Natural History (Smithsonian Inst.), USNM 118134) mit di- wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht oder nur chotom verzweigten, z.T. verschmolzenen Paratangentialstrah- len. schwach bedornt ist (Taf. 1, Fig. \-A, 6, 9, 10; 7a: Teilanschnitt vom Holotypus Taf. 2, Fig. 2,5). Ausnahmen bilden die Skleren 7b: Pentactin von oben, stark bedornt der Fig. 5 und 7 von Taf. 1, bzw. 4 von Taf. 3, die 7c: Pentactin von unten (glatt) Pfeile = abgebrochene Proximalstrahlen. viele Dornen sowohl auf der Unter- als auch auf der Oberseite aufweisen. Möglicherweise han- delt es sich hiebei um eine neue Art. Von der Auf- nicht rechtwinklige Verzweigung von tangenti- stellung einer neuen Art wurde jedoch abgese- alen Strahlen, die ein nicht quadratisches Gitter hen, da unseres Erachtens noch zu wenig Materi- bilden. Die distale Oberfläche jedes tangentialen al vorliegt. Strahls und der gesamte proximale Strahl weisen Auffallend ist, daß die vielporigen großen eine zarte Bedornung auf. Die Dornen selbst sind Skleren, die man Clatripentaster (Gitterpent- manchmal bifurcat entwickelt. aster) nennen sollte, eine Wölbung nach oben FINKS (1960: 137) bildet ein Skleren- aufweisen (Taf. 2, Fig. 2-3), was mit dem Ge- bruchstück von St. typicale GIRTY ab. Einer der samtbau des Schwammes in Zusammenhang Autoren (D.M.) hat am Smithsonian Institute in steht (vgl. Fig. 8). Washington den Holotypus von St. typicale stu- Die Verbindung zu den einzelnen Lagen diert und Ausschnitte davon gezeichnet (vgl. wird durch den fünften, vertikal stehenden Fig. 7a und b). Zweifelsohne ist das Grundbau- Strahl, der ebenfalls aufgespaltet ist, hergestellt. element ein Oxypentaster (Taf. 2, Fig. 1 und 3). Wie bereits erwähnt, ist dieser ab der Bifurcation Es sind alle fünf Strahlen des Pentactins bifurcat. meist bedornt. Die Bedornung des gespalteten Selbst isolierte junge Skleren zeigen schon die Strahls greift in die dichte Bedornung der darun- komplette Bauform eines Oxypentasters (Taf. 1, ter liegenden Gitterpentasteroberfläche ein, wo- Fig. 8; Taf. 3, Fig. 2). Die Bedornung ist an der durch eine innige Verbindung ermöglicht wird. Oberseite der vier in einer Ebene liegenden Offenbar stellt das hier verfolgte Bauprinzip eine sind. Die Strahlen der Hexactine sind im proxi- malen Abschnitt glatt, ab Strahlenmitte unregel- mäßig bestachelt, und schließen mit einem unre- gelmäßig lappig aufgeblähten, z.T. wurzelig ausgebildeten Strahlenende ab. Sie werden von uns zu einer neuen Gattung gestellt. Das Hauptcharakteristikum dieser Familie ist die rigide Dermalschicht, bestehend aus gros- sen Hexactinen mit aufgeblähten distalen und z.T. tangentialen Strahlen. Diese sind mit kleine- ren, unregelmäßig geformten Hexactinen zu ei- ner rigiden Lage verwoben (vgl. Taf. 5, Fig. 17, Fig. 8: Zeichnung des vergrößerten Schwammfragmentes von 19-21). Nach FINKS (1960) gehören dazu fol- Stromatidium typicale GIRTY, das FINKS 1960 auf Tafel 44, gende Gattungen: Stioderma FINKS, 1960; Fig. 7 abgebildet hat. Es zeigt die einzelnen Lagen der ver- schweißten Oxypentaster. Hyalostelia ZITTEL, 1878 (pars); Rhakistella WELLER, 1930. Aus dem Karbon von North Wales (Ydale Vergrößerung der Sklerenoberfläche zu ver- Series) hat HINDE ( 1887:167) ähnlich ausgebil- schweißten Lagen und eine Beschränkung der dete, miteinander verschmolzene Hexactine be- vertikalen Verbindung auf wenige Stützelemen- schrieben und auf seiner Taf. 8, Fig. 4, abgebil- te dar (Fig. 8). det; sie sind hier stärker vergrößert in Fig. 9 Abschließend sei noch kurz auf die Fein- wiedergegeben. HINDE (1887) hat für diese skulptur der Dornen eingegangen. Bei den Dor- Form die Gattung Acanthactinella aufgestellt, nen, die bis zu richtigen Stacheln anwachsen A. benniei (HINDE, 1887) = Holasterella ben- können, handelt es sich in den seltensten Fällen niei HINDE, 1883. um glatte, spitz zulaufende Gebilde, sondern um Nach den Abbildungen HINDEs zu urteilen komplex aufgebaute Außenskulpturelemente. (vgl. Fig. 9), gehört die Gattung Acanthactinella Einmal sind es stark elongierte, bis zu Stachel- wahrscheinlich ebenfalls zu den Stiodermatidae, größe angewachsene Formen, die rund um die wenngleich diese von FINKS (1960) selbst (aus- Längsachse kleine Dörnchen zweiter Ordnung schließlich aufgrund der Größen) abgelehnt aufweisen (Taf. 3, Fig. 3), zum anderen sind es wurde. Isolierte und z.T. miteinander verlötete aufgespaltete Dornen (Taf. 3, Fig. 1, 5), bzw. Hexactine, die wir den Stiodermatiden zuord- mit vielen Dörnchen bedeckte, pustelartige Ge- nen, wurden aus permischen Sedimenten (Ural, bilde (Taf. 2, Fig. 8). Das Ineinandergreifen mit Texas) herausgelöst. Die gesamte Variations- Hilfe solcher komplex strukturierten Dornen er- breite dieses Sklerentypus ist in Taf. 5 darge- innert an die Zygom-Strategie der „Lithistiden" stellt. Die kugelig aufgeblähten Exemplare bzw. Irpaspongia. (Taf. 5, Fig. 1-7) entsprechen weitestgehend Poriferen mit Clatripentastern vom Typus den Dermalskleren des Holotypus von Stioder- Stromatidium wurden bisher nur aus dem Perm ma coscinum (vgl. FINKS, 1960: Taf. 49, nachgewiesen. Fig. ?>-%). Unregelmäßige, lappig ausgebildete Spicula (Taf. 5, Fig. 13, 16-21), die innig mit- einander verwoben sind, bilden das andere Ex- 3.1.2. Stiodermatidae FINKS, 1960 trem dieser Formengruppe. Zwischen diesen und den erstgenannten sind sämtliche Übergän- Aus permischen Kalken von Texas konnten ge verwirklicht (Taf. 5, Fig. 10-12, 14-15). im unlöslichen Rückstand Hexactine nachge- wiesen werden, die noch miteinander verbunden lrpaspongia permica n. gen. n. sp. (Taf. 4, Fig. 1-15)

Derivatio nominis: Nach dem aussschließli- chen Auftreten im Perm benannt. Diagnose: Da monospezifisch, entspricht sie je- ner der Gattung. Holotypus: Alle Skleren auf Taf. 4, Fig. 1,4, 8. Locus typicus: Bone Canyon, westl. Guadalupe Mts. (Bone Spring Formation). Stratum typicum: Mittlerer Abschnitt der basa- len Bone Spring Formation. Material: 65 Exemplare. Beschreibung: Die Hexactine sollen aufgrund Fig. 9: Acanthactinella benniei HINDE. Vergrößerte hexasteroi- ihrer Ausbildung von Zygomen Zygomhexacti- de Skleren, z.T. verwachsen mit primitiven Ansätzen von Zygo- men (siehe HINDE, 1887, Taf. 8, Fig. 4,4d, h und i. ne genannt werden. Die Zygome sind wahr- (Vergr. = 10 x) scheinlich durch Rückbildung von bi- bis tri-, bzw. polyfurcaten Hexactinen (Oxyhexaster) entstanden, indem sie, ähnlich wie bei den Skle- 3.1.3. Verlötung der Hexactine durch Zygose ren von Acanthactinella, den bifurcaten Innen- raum verbreiterten. Bei mehrmaliger Strahlen- Eine völlig andere Skelettarchitektur für aufspaltung konnte sich der Raum entsprechend den Aufbau eines mehr oder minder rigiden Ske- der Aufspaltung vergrößern. Auf diese Weise letts verfolgen jene hexactinelliden Poriferen, konnten Zygome entstehen, wie sie z.B. auf die wir der Familie Stiodermatidae zuordnen. Taf. 4, Fig. 3, oben abgebildet sind (wie breitflä- Damit wird im Grunde ein Bauprinzip verfolgt, chig und außerdem verwurzelt die Zygome sein wie wir es nur bei den „Lithistida" (Demospon- können, zeigt der Strahl links unten in Fig. 3 auf giae) kennen. Bei letzteren werden die Kontakt- Taf. 4). Die Art der Zygose (Verbindung der flächen Zygome genannt und die Verbindung als Armenden) ist auf Taf. 4, Fig. 8, abgebildet. Die Zygose bezeichnet. Begrenzungen am Rand der Zygome (Taf. 4, Fig. 1, oben, Fig. 4, unten links, Fig. 10, oben links) werden als Löcher, die Stachel umschlies- sen können, gedeutet. Die Hexactine sind nur lrpaspongia n. gen. z.T. strenggenommen Oxyhexactine, z.T. ist die Typusart lrpaspongia permica n. gen. n. sp. rechtwinklige Lage der einzelnen Strahlen zu- einander nicht realisiert. Abweichungen vom Derivatio nominis: Nach der nordischen Göttin rechten Winkel sind häufig (Taf. 4, Fig. 12; ver- Irpa. bogene Strahlen Taf. 4, Fig. 1,2) und das aus der Diagnose: Bisher sind nur die Skleren bekannt, Zygose entstandene Gerüst dürfte vom exakt ku- die durch eine „Zygose" an den Strahlenenden bischen Gitterbau weit entfernt gewesen sein miteinander verbunden sind. Es sind Hexactine, (Taf. 4, Fig. 8). deren sechs Strahlen ab der Strahlenmitte besta- chelt sind und besonders durch ihr lappenartig erweitertes Strahlenende, das intern noch zer- wurzelt sein kann, auffallen.

10 3.2.1. Hexactinosa Schrammen Es gibt jedoch Hinweise auf die Existenz der Hexactinosa bereits im Altpaläozoikum. Aus Prinzipalskieren dieser Gruppe sind aus- verschiedenen Lokalitäten des Devons wurden schließlich Hexactine, welche in einem kieseli- mehrfach Hexactinellidenskelette des diktyo- gen Basalskelett umhüllt sind und mehr oder we- nalen Types abgebildet (FRAIPONT, 1911; niger regelmäßige rigide Gerüste bilden. Im ein- RIGBY, 1981; TERMIERetal., 1981;HURCE- fachsten Fall entsteht ein hochsymmetrisch ku- WICZ, 1985; PISERA & BODZIOCH, 1991). bisches Gitter, wie das der hexactinosen Gattung Besonders gut erhaltene Exemplare wurden aus BOWERBANK (Oberkreide bis Re- dem Heiligen-Kreuz-Gebirge (Polen) von RIG- zent); ein solches Skelett wird demnach „farreo- BY et al. (1981: Taf. 4) gezeigt. Diese REM-Fo- id" genannt (REID, 1964). Seit dem Mesozoi- tos sind unseres Erachtens eine zweifelsfreie Do- kum sind die Hexactinosa weltweit verbreitet. kumentation eines hexactinelliden Diktyonal- Bereits in der Obertrias spielten sie eine wichtige skeletts, wenngleich PISERA & BODZIOCH Rolle. KEUPP et al. (1989) beschrieben aus (1991) der Ansicht sind, daß es sich hierbei eben- Dünnschliffen aus den Cipit-Kalke der Cassia- so um einen „Lithistiden" handeln könnte. Um ner Schichten (Kam, Südtirol) eindeutig diktyo- den eindeutig diktyonalen Charakter dieser nale Hexactinelliden. Trotz des mangelhaften Sklerenskelette zu bestätigen, zeigen wir auf Erhaltungszustandes ließen sich einige dieser Taf. 6, Fig. 10 u. 11, Bruchstücke eines neuen, Spongien grob zuordnen. So konnte aufgrund aus derselben Lokalität stammenden Schwam- der inneren Kammerung ICasearia sp. identifi- mes. Das von PISERA & BODZIOCH (1991: ziert werden. Durch andere Merkmale, wie den Fig. 4) aus einem ebenfalls vom Heiligen- Besitz einer basalen Wurzelknolle, ließ sich ein Kreuz-Gebirge stammenden Dünnschliff abge- Schwamm als eine fragliche ICribrospongia bildete Skelett ist ein Diktyonalgerüst von gros- d'ORBIGNY, 1849 (=„Tremadictyon" ZIT- ser Regelmäßigkeit. Es hat Ähnlichkeit mit den TEL, 1877), bestimmen. PISERA & BOD- netzartigen, farreoiden Hexactinosa-Skeletten, ZIOCH (1991) weisen daraufhin, daß es sich bei die seit der Untentrias anzutreffen sind (vgl. angeblich frühtriassischen Hexactinosen, z.B. REID, 1958-64; SCHRAMMEN, 1912; MEHL, „Tremadictyon" roemeri RAUFF, 1937, sowie 1992; u.a.). Aus dem Oberdevon von Belgien „Tremadictyon" cf. roemeri aus dem Anis (TI- (TERMIER et al., 1981) und jetzt auch von El- CHY, 1975) aller Wahrscheinlichkeit nach in bingerrode (Harz, BRD) (MEHL, in Vorb.) sind beiden Fällen um ly ssakine Hexactinelliden han- eindeutige Diktyonalskelette bekannt; die Exi- delt. Diktyonale Hexactinelliden, u.a. Casearia, stenz solcher Schwämme im Oberdevon muß so- wurden jedoch auch von WENDT et al. und von mit als gesichert gelten. Aufgrund des bisherigen WU XICHUN (1990; fälschlicherweise als Fehlens diktyonaler Hexactinelliden aus dem Lychniscosa bestimmt) aus der Obertrias von Si- Karbon und Perm nehmen PISERA & BOD- chuan (China) dokumentiert. Diese obertriassi- ZIOCH (1991) an, daß eventuelle Diktyonalske- schen Vergesellschaftungen erinnern an Hexac- lette aus dem Devon gegebenenfalls von den tinellidenfaunen des Juras. Hexactinosa werden Hexactinosa des Mesozoikums unabhängig ent- in dieser Studie erstmals aus der Mitteltrias (Pel- standen seien. Angesichts der sporadischen Do- son, Illyr, Fassan) nachgewiesen. Ihre Skelett- kumentation vollkörperlich erhaltener Hexacti- morphologie war schon zu dieser Zeit von hoher nellida aus dem Jungpaläozoikum überhaupt, Diversität. Das neue Material aus dem Anis der läßt sich unseres Erachtens derzeit noch nicht Alpen enthält Gerüstbruchstücke von kubisch, entscheiden, inwiefern es sich bei den paläozoi- netzähnlicher (farreoider) Symmetrie (Taf. 6, schen Diktyonalen tatsächlich um eine konver- Fig. 2,5) bis hin zu irregulär gebogenen Diktyo- gente Entwicklung handelt. Der fehlende Nach- nalsträngen des euretoiden Types (Taf. 6, weis jungpaläozoischer Vertreter der Hexacti- Fig. 6-8). nosa könnte ebenso gut auf mangelhafte Doku-

li Fig. 10: Mattaspongia apaches RIGBY; paratype (Geological Survey of Canada, 24800.1). Mit freundlicher Erlaubnis von Prof. Dr. J.K. Rigby (Provo, Utah). mentation und/oder Überlieferung zurückzu- nicht als eindeutig aus Hexactinen (sondern viel- führen sein. Einziger Hinweis in der Literatur auf leicht durch Synapticulae verbundenen Diacti- die diktyonalen Hexactinelliden im Jungpaläo- nen?) bestehend. Ferner besteht der ganz über- zoikum ist die aus dem Unterkarbon beschriebe- wiegende Teil des Schwammes aus Diactinen, ne Gattung Titusvillia CASTER, 1939. Der Er- weshalb sich ein hexactinoses Diktyonalskelett haltungszustand der von CASTER abgebildeten von dieser Form nicht ableiten läßt. Deshalb Schwämme läßt unseres Erachtens über den scheidet Wareembaia (die von RIGBY & WEB- Charakter der Sklerenskelette keine endgültige BY, 1988, übrigens ohne nähere Begründung, zu Aussage zu. den Amphidiscosa gestellt wurde) als mögliche Die durch RIGBY & WEBBY (1988) be- Stammform der Hexactinosa aus. Ebenso als den schriebene Art Wareembaia concentrica aus Hexactinosa zugehörig entschieden ablehnen dem Ordovizium von Australien soll nach Anga- möchten wir die nur mit stauractinen Spicula ben dieser Autoren eine Dermallage von echter versehenen Protospongiidae (MEHL, 1991; diktyonaler Organisation besitzen. Aus mehre- MOSTLER, 1986). Als Stammlinienvertreter ren Gründen möchten wir von dieser Form als der Hexactinosa kommen dagegen solche For- möglichen Stammlinienvertreter der Hexacti- men in Frage, die als Prinzipalspicula (noch un- nosa absehen: Erstens erscheinen uns die in oben verlötete) Hexactine in regelmäßiger kubischer genannter Publikation abgebildeten Dermalla- Anordnung aufweisen. Als Beispiel einer sol- gen (PL 41, Fig. 4; PL 42, Fig. 6; PL 43, FigS. 1,2) chen Sklerenorganisation verdient vor allem die

12 durch RIGBY (1970) aus dem Oberdevon von Alberta beschriebene Art Mattaspongia apa- ches besondere Beachtung (Fig. 10).

3.2.2. Lychniscosa SCHRAMMEN

Als Lychnisk bezeichnete RAUFF (1893-94) ein Hexactin, dessen Kreuzungskno- ten von insgesamt 12 diagonal zu den Haupt- strahlen verlaufenden Querverstrebungen um- geben ist und dadurch in seinem oktaedrischen Umriß entfernt an eine kleine Laterne erinnert. Fig. 11: Calyptrella bertae SCHRAMMEN (British Museum Nat. Hist., Inv.-Nr. P. 7564); Diktyonalskelett aus nur einer Lage Die Lychniske tragenden Hexactinellida, von Lychnisken bestehend (analog der farreoiden Skelettarchi- die Lychniscosa, sind stets von diktyonaler Or- tektur bei den Hexactinosa). ganisation: Ihre Prinzipalspicula sind Triaxone, die vom Skelettopal in konzentrischen Lagen umschlossen sind. Im Idealfall bilden sie Diktyo- actinosa zur B ildung Lychniske-ähnlicher Kreu- nalgerüste in regelmäßiger kubischer Anord- zungsknoten kommen. Um Täuschungen durch nung, aber es gibt hier, wie bei den Hexactinosa, solche Pseudolychnisken zu vermeiden, möch- unregelmäßig modifizierte Formen. Beobach- ten die Autoren dafür plädieren, den Namen tungen am rezenten Neoaulocystis ZHURALE- Lychniscosa nur für solche Vertreter der Hex- VA scheinen zu bestätigen, daß die Lychniske asterophora zu verwenden, deren Prinzipalna- zunächst isoliert gebildet werden, um dann in ih- deln größtenteils Lychniske sind. Als Lychniske rer fertigen Ausführung dem Diktyonalgerüst wiederum sollten nur Triaxone mit 12 um den angeschweißt zu werden (MARSHALL & Kreuzungsknoten regelmäßig angeordneten MEYER, 1877; vgl. auch Diskussionen zu die- Querverstrebungen bezeichnet werden. Nach sem Thema durch REIF & ROBINSON, 1976; dieser Charakterisierung gehören Gruppen wie MOSTLER, 1990; MEHL, 1991 a, 1992). Vor al- die Dactylocalycidae, entgegen der Zuordnung lem aus diesem Grunde sind die Autoren der An- durch REID (1957), nicht zu den Lychniscosa. sicht, daß eine Entstehung der lychniscosen Dik- Heute sind die Lychniscosa fast ausgestor- tyonalskelette unabhängig von jenen der Hexac- ben. Als einzige rezente Vertreter sind (bisher) tinosa wahrscheinlich ist. Die Lychniscosa sind zwei Gattungen mit drei Arten bekannt: Neoau- erst ab dem mittleren Jura (Bathonium) eindeu- locystis grayi (BOWERBANK), Neoaulocy- tig nachgewiesen. Diese rezent fast erloschene stis zitteli (MARSHALL & MEYER) und Dia- Gruppe erlebte während des späteren Mesozoi- pleura maasi IJIMA. kums ihre Blüte. Innerhalb der hochdiversen lychniscosen Vergesellschaftung der norddeut- schen Oberkreide sind sämtliche, von den Hex- 4. Stratigraphische Entfaltung actinosa bakannten, diktyonalen Kanalsysteme analog entstanden. Sogar zu den einschichtigen Trotz der schon im tiefen Kambrium in hexactinosen Diktyonalskelette der großer Vielfalt vorhandenen Hexactine, unter findet sich aus der Oberkreide eine lychniscose denen einige aufgrund ihres breiten Wachstums Analogie: Calyptrella bertae SCHRAMMEN zur Skelettverstärkung beigetragen haben müs- (Fig. 11). Da Synapticulae innerhalb sämtlicher sen, hat eine Verschweißung dieser nach bishe- rigider Skeletttypen der Hexactinellida weit ver- rigen Kenntnissen erst im späten Devon stattge- breitet sind, kann es u.U. auch innerhalb der Hex- funden. Hexactinellida mit dieser neu ausgestat-

13 teten Skelettarchitektur sind nach dem bisheri- nellida reiche Demospongienfaunen. Ein starker gen Wissensstand erst wieder ab der Mitteltrias Formenzuwachs ist im Lias zu verzeichnen, der bekannt. Das Jungpaläozoikum ist eine Zeit der über den mittleren Jura anhält, vor allem ent- Experimentierfreudigkeit für die Hexactinelli- wickelten sich die dictyiden Schwämme sehr da, was die Verschmelzung von Oxyhexastern rasch und ihre Ausbreitung kulminierte erstmals und deren Derivaten anlangt. nach dem Einsetzen der Lychniscosa im hohen So werden in einem Fall Baumuster der Mitteljura. Ein überwiegender Teil der oberju- Verschweißung verwendet, wie sie bei den „Li- rassischen Kieselschwämme ist noch in der Un- thistiden" (Demospongiae) über den Weg der terkreide bis einschließlich Alb nachgewiesen Zygose erfolgreich eingesetzt wurden. Diese Art (LAGNEAU-HERENGER, 1962). Danach er- der Verbindung von Einzelskelettelementen zu löschen die meisten jurassischen Formen. Die kubischen Gerüsten zeigt, daß dieses Baumuster größte Formenfülle der Hexactinosa und Lych- mit Erfolg auch bei den Hexactinellida angewen- niscosa wird in der späten Oberkreide (Campan) det wurde. Warum dieser Bauplan später nicht erreicht. An der Kreide/Tertiär-Grenze scheint realisiert wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. eine Verarmung speziell der Lychniscosa bereits Eine völlig anders geartete Konstruktion stattgefunden zu haben. Auch die Hexactinosa wurde von Vertretern der Familie Stromatidii- erleiden einen Rückgang, jedoch scheint sich das dae gewählt, die den Versuch unternahmen, den Aussterben sukzessive über längere Zeit hinge- Verschweißungsbauplan in horizontaler Rich- zogen zu haben. Sämtliche rezenten Vertreter tung voranzutreiben, unter starker Vernachlässi- der Hexactinellida waren nach MEHL (1992) gung der vertikalen Komponente, die nur in wahrscheinlich bereits in der Oberkreide vor- Form einiger weniger am Ende verzweigten handen. Strahlen den Konnex zur nächst darunter liegen- Stratigraphisch eingrenzbar ist allein an- den Lateralplatte herstellten. Die „Lateralplat- hand der dictyiden Hexactinellida nur sehr grob ten" stellten ein Porennetz dar, welches sich aus die Penn/Trias-Grenze, zumal Vertreter der einem Oxyhexaster, dem der Distalstrahl fehlt, Stromatidiidae und Irpaspongidae im Laufe des entwickelten. Das Porennetz entstand durch Oberperms erlöschen und neue Formen allmäh- Verschmelzung der Strahlenenden, die mehr- lich erst in der Untertrias einsetzen. Als stratigra- fach aufgespalten sind. In oftmaliger Wiederho- phischer Marker kann das Erstauftreten von Sco- lung dieser Strategie wurden Porenplatten mit pulen im basalen Ladin herangezogen werden. bis zu über 100 Poren und damit großer Fläche Der basale Jura ist durch das Einsetzen der gebildet. Rossellidae sensu stricto und diverser neuer He- Erst mit dem Beginn der Mittel trias konn- xactinosa gekennzeichnet (MOSTLER, 1990), ten sich die Hexactinellida mit hexactinosem wodurch die Trias/Jura-Grenze mit Hilfe der Diktyonalskelett weit verbreiten und ihre For- Hexactinelliden gut faßbar wird. Noch etwas un- menfülle zur Obertrias hin rasch ausbauen. Über scharf ist das Erstauftreten der Lychniscosa. Ihr deren explosive Verbreitung können nur Vermu- bisher ältester Nachweis ist höheres Bathonian, tungen angestellt werden. Tethysweit wird die- das stratigraphische Datum wurde mit Hilfe von sen Formen, bedingt durch das Zerbrechen der Radiolarienzonen festgelegt. riesigen Karbonatplattformen, ein morpholo- Die Jura/Kreide-Grenze läßt sich mit He- gisch reich strukturiertes Siedlungsgebiet ange- xactinosen und Lychniscosen nicht fassen, weil boten, wie es zuvor nicht verfügbar war. Die He- beide Gruppen diese Grenze in breiter Formen- xactinellida zählen in der neu entstandenen fülle überschreiten. Eine stratigraphisch ver- Beckenrandfazies zu den Pioniersiedlern. Sie wertbare Zäsur ist am Ende der Unterkreide teilen diesen Siedlungsraum mit Brachiopoden durch das Erlöschen der oberjurassischen Fau- und Crinoiden. Mit der Herausgestaltung tiefe- nen gegeben. Die hohe Oberkreide, insbesonde- rer Beckenböden gesellten sich zu den Hexacti- re das Campan, ist durch das Vorkommen cha-

14 rakteristischer, auf diese Zeit beschränkter sehr flachen Wasser (Schelfareal von Texas) Gruppen der Lychniscosa, wie z.B. Calyptrella, sind nach FINKS (1960) neben dominierenden Coeloptychium, Polyblastidium, die bereits im Kalkschwämmen reiche Demospongienfaunen Gelände gut erkennbar sind, gekennzeichnet. feststellbar, während die Hexactinelliden nur mit einer Gattung {Stioderma) vertreten sind. Analog sind die Verhältnisse im Perm, was den 5. Evolutionsökologie der Hexactinellida im geosynklinalen Sedimentationsraum betrifft. So Jungpaläozoikum und Mesozoikum ließ sich eine Dominanz der Hexactinelliden in- nerhalb der Tief wasserfazies von Sizilien und im Bisher in bezug auf Kieselschwämme inter- Ural nachweisen (vgl. KOZUR & MOSTLER, essante Faziesräume des Jungpaläozoikums be- 1989), in welchen auch Irpaspongia gefunden treffen solche der Tiefwasserentwicklung (Was- wurde. Die Demospongiae, obwohl reichlich sertiefen zwischen 200 und 300 m) einerseits vorhanden, sind artenarm und individuenreich. und solche des tieferen Litorals (Wassertiefen Die Hexactinelliden sind vor allem mit Hemidi- zwischen 30 und 100 m) andererseits. Ausge- scosa, Amphidiscosa, wie auch durch eine Viel- sprochene Flachwasserbildungen, von einer falt von Reticulosa, vertreten. Ausnahme im Perm abgesehen, und Ablagerun- Kieselschwämme aus dem Epikontinental- gen des Bathyals (Radiolarite) haben nach unse- meer sind zur selben Zeit in allen Flach was sera- ren bisherigen Untersuchungen keine Kiesel- realen der nordamerikanischen Mid-Continent- schwammskelette erbracht, ganz im Gegensatz Region (es handelt sich hier um riesige Schelf- zu den triassischen und jurassischen Radiolari- areale mit Intraplattformbecken) präsent. Cha- ten, die stets eine spärliche Spiculavergesell- rakteristisch für das Flachwasser sind sehr reiche schaftung, ausschließlich den Demospongien Kalkschwammfaunen, stets mit vielen Demo- angehörend, aufweisen. spongien vergesellschaftet. An Hexactinelliden Für palökologische Fragestellungen ist es ist meist nur eine Gattung (entweder Stioderma zunächst auch erforderlich, die Fazies der Epi- oder Stereodictyum) vertreten (FINKS, 1960). kontinentalentwicklung von jenen der geosyn- Die innerhalb der Schelfareale eingeschalteten klinalen Bildungen getrennt zu erfassen. Der zur Becken (als Beckensedimente treten vor allem Diskussion stehende Zeitraum reicht vom basa- Kieselkalke auf) weisen eine sehr reiche Kiesel- len Jungpaläozoikum (Unterkarbon) hinauf bis schwammfauna auf, die sehr deutlich von Hex- an das Ende des Mesozoikums. actinelliden dominiert wird. Nach FINKS ( 1960: 33) sind es vor allemJAicrostaura, Endopleg- Im Unterkarbon, beispielsweise von Af- ma, Polylophidium, Docoderma, Carphites ghanistan und Irland (Geosynklinalentwick- und Acanthocoryna, sowie Stromatidium (mit lung), sind in der Beckenfazies (Tief was serf a- ? Gerüsten aus Phyllopentactinen). Zusätzlich zies siehe oben) Demospongien eher zurücktre- treten noch Vertreter der Gattungen Stereodic- tend, während Hexactinelliden dominieren (cha- tyium und Stioderma auf, die hier getrennt auf- rakteristisch für diese Faunen sind Spiculaverge- geführt werden, weil sie als einzige Vertreter der sellschaftungen, aus Spirhexastern verschieden- Gruppe auch im Flachwasser überdauern, bzw. ster Art, deutlich differenzierten Echinhexastern sich auf das Flachwasser spezialisieren konnten. und kleinen, glatten Oxyhexastern bestehend). Aus den daran angrenzenden Flachwasserarea- Während der frühen Mitteltrias waren len sind keine Kieselschwämme überliefert. die riesigen Schelfgebiete für Kieselschwämme Die Ablagerungen des tieferen Litorals nicht besiedelbar (Werfener Schelf, unterani- im epikontinentalen Raum sind durch eine rei- sische Karbonatplattformen in den Nördlichen che „Lithistiden"-Assoziation gekennzeichnet; Kalkalpen und Südalpen, aber auch imEpi- Hexactinelliden treten nur untergeordnet auf. Im kontinentalbereich, wie z.B. im Germanischen

15 Becken). Erst mit dem Einsetzen verstärkter tek- zeichnet, die sich aus Demospongien und Hexac- togenetischer Prozesse, die eine starke Zerrung- tinelliden etwa zur gleichen Teilen zusammen- stektonik auslösten, hat sich z.B. im Ostabschnitt setzen; örtlich können Hexactinelliden vorherr- des Germanischen Beckens die Herausgestal- schen. tung des Polnischen Beckens (eine Grabenstruk- tur) entwickelt. Mit dieser Dehnungstektonik, Das Jura-Schelfmeer ist durch die riesige die einem initialen Rifting entspricht, wurde der Ausdehnung von Poriferenbiohermen, von Zugang zur Nordtethys (MOSTLER, 1993), d.h. Nordafrika über Spanien, Frankreich nach zum offenen Meer ermöglicht, wodurch die Kie- Deutschland, von dort über das Vorfeld der Al- selschwämme in das Germanische Triasbecken pen bis nach Polen reichend, charakterisiert, eine einwandern und die niedergebrochenen Karbo- Entwicklung von Poriferenriffen, wie sie zu kei- natplattformschollen besiedeln konnten. Dassel- ner anderen Zeit in der Erdgeschichte aufgetre- be Stadium durchlief in der Mitteltrias auch der ten ist. Die Kieselspongien (Hexactinellida und nordalpine (geoSynklinale) Raum, wobei eben- sogenannte „Lithistida") bilden z.T. rigideGerü - falls die Karbonatplattformen zerbrachen. Die ste, stellenweise sind sie sogar mit Korallen ver- kleinräumige Faziesaufsplitterung (Bruchschol- gesellschaftet (GAILLARD, 1983; TRAM- lenmuster) lieferte neue Siedlungsräume der MER, 1982,1989;LANG, 1989; WARME et al., Kieselschwämme, die zunächst ausschließlich 1988, etc.). Eine in mancherlei Hinsicht ähnli- von Hexactinelliden genutzt wurden. Es handelt che frühere Fazies stellen lediglich die Cipit- sich um Sedimentationsgebiete, deren Wasser- kalke des Cordevols dar. Hier kommen die Kie- tiefe zwischen 30 und 100 m schwankte. selschwämme jedoch nur vereinzelt vor, was möglicherweise überlieferungsbedingt ist (vgl. In der Alpinen Mitteltrias wird der Hinab- KEUPP et al., 1989), dafür sind die sogenannten bau zu Tiefwasserarealen rapide fortgesetzt, so- „Sclerospongiae" reichlich vertreten. An juras- daß bereits im Ladin Beckentiefen von sischen Schichten des tieferen Beckens (nur aus 250-1000 m (letztere sind aus den Buchenstei- Geosynklinalbereichen bekannt) wurden bisher ner Schichten der Südalpen nachgewiesen) er- vor allem der Kirchsteinkalk (basaler Lias) und reicht wurden. Der Beckenboden wurde von ei- die Oberalmer Schichten (vom mittleren Kim- nerreichen Kieselschwammfauna besiedelt, wo- meridge bis zum höchsten Tithon) untersucht bei in der fossilen Überlieferung Demospongiae (MOSTLER, 1989). Diese Faziesbereiche wei- und Hexactinellida sich ungefähr die Waage hal- sen während des Jura weiterhin eine eigene ten. hochdiverse Vergesellschaftung auf. Im Gegen- satz zur Flachwasserfazies sind hier die Amphi- Die nicht im Zerbrechungsprozeß einbezo- discophora, Rossellidae sowie ? Docodermati- genen Flachwasserräume, vor allem die Randbe- dae vertreten. Das Verhältnis Hexactinelli- reiche zu den Tiefwasserbecken, bzw. die im da: Demospongiae ist in diesen Sedimenten etwa Randbereich zu den Tiefwasserbecken gebilde- 1:1. Innerhalb der Spongien-Mounds lassen sich ten Riffe, boten den Kieselschwämmen zusätzli- über diese Relation, vom makroskopischen Be- che neue Einnischungsmöglichkeiten in der ba- fund allein ausgehend, schwierig Entscheidun- salen Obertrias (Cordevol), wie dies KEUPP et gen treffen, zumal mit Säure aufgelöste Sedi- al. (1989) aus den Südtiroler Dolomiten nachge- mente massenhaft lose Desmen enthalten, die wiesen haben. Es werden sowohl Hexactinellida das frühzeitige Auseinanderfallen vieler Demo- als auch Demospongiae beschrieben, wobei letz- spongiae, noch bevor eine Mumifizierung statt- tere wohl etwas vorherrschen. Aus der noch ver- finden konnte, implizieren. Dasselbe trifft für die bleibenden Obertrias (Jul bis Rhät) sind nur die nicht rigiden, lyssakinen Hexactinelliden zu. Tiefwasserablagerungen kieselschwammfüh- rend. Alle sind durch sehr reiche Faunen ausge-

16 In der Oberkreide hat sich die „Plattform- 6. Schlußfolgerungen Assoziation" größeren Wassertiefen (um 200 m) anpassen müssen. Gleichzeitig scheint eine ge- Innerhalb der Hexasterophora scheinen wisse Durchmischung der beiden Faunenverge- Sklerenskelette von dictyionaler Organisation sellschaftungen stattgefunden zu haben. Die dik- mindestens zweimal unabhängig entstanden zu tyonalen Hexactinosa und Lychniscosa zeigen sein. während der höheren Oberkreide ihre maximale 1) Aus Hexactinen Entfaltung. Außerdem sind von SCHRAMMEN Hexactinosa SCHRAMMEN (Oberdevon bis (1924),ORTMANN(1912),GRUBER&REIT- rezent) NER (1990) aus Sedimenten der Norddeutschen 2) Aus Lychnisken Oberkreide Discohexaster und verschiedene am- Lychniscosa SCHRAMMEN (Bathonian bis phidiscophoride Spicula gefunden worden. Die rezent) Rossellidae wurden aus kretazischen Sedimen- ten erst vor kurzem nachgewiesen; die Euplec- Irpaspongia n. gen. ist nach bisherigem tellidae sind nur durch vereinzelte Funde der Kenntnisstand nur aus der Beckenfazies be- Gattung Regadella dokumentiert (SCHRAM- kannt. Über die Entstehung der Hexactinosa im MEN, 1912; SALOMON, 1989). Das Fehlen späten Frühpaläozoikum kann derzeit nichts dieser Formen innerhalb der klassischen spon- Endgültiges ausgesagt werden. Aus dem Jung- gienführenden Kreideschichten Nordeuropas paläozoikum ist diese Gruppe nicht dokumen- dürfte zumindestens für die Euplectellidae ein tiert worden. Erst ab der Mitteltrias haben sich taphonomisches Phänomen sein. Bei den Ros- die Hexactinosa auf dem Schelf eingenischt und sellidae könnte es sich jedoch durchaus um eine erlangen zugleich erstmalig als wichtige Fau- primäre Abwesenheit aus palökologischen nenkomponente ökologische Bedeutung. Ihre Gründen handeln, zumal diese Gruppe bisher nur Radiation setzt sich während des Oberjura und aus der tiefen Beckenfazies des Kirchsteinkalkes insbesondere der Oberkreide fort. nachgewiesen wurde (MOSTLER, 1989). Erst in jüngster Zeit wurden körperlich erhaltene Die Lychniscosa sind erst während des Rossellidae aus dem Coniac (Arnager Kalk, mittleren Jura, scheinbar von den Hexactinosa Bornholm, Dänemark) gefunden (MEHL, unabhängig, entstanden. Sie haben sich auf dem 1992). Interessanterweise sind diese mit einer Schelf sehr rasch entwickelt und gelangen wäh- großen Zahl diverser lyssakiner Formen (darun- rend der höheren Oberkreide zu großer Formen- ter auch Vertreter der Amphidiscophora: Phe- vielfalt. Rezent sind die Lychniscosa (bis auf ronema, Hyalonemä) vergesellschaftet. Dikty- drei bekannte Arten) fast erloschen. onale Poriferen beschränken sich im Arnager Kalk auf wenige ökologische Durchläufer Während des Jungpaläozoikums sind die {Aphrocallistes, ,Jïurete") sowie einen einzi- Hexactinellida überwiegend auf die Beckenfa- gen unsicheren Lychniscosen, während die Eu- zies beschränkt. In der Zeit von der Mitteltrias plectellidae bisher ganz fehlen. Demospongiae bis Ende Unterkreide sind zwei Vergesellschaf- sind nur vereinzelt vertreten (wie z.B. Plintho- tungen deutlich erkennbar: sella). Aus noch unbekannten Gründen findet 1) eine Schelfgemeinschaft, die zum ganz über- sich in dieser sicher nicht allzu tiefen Fazies des wiegenden Teil aus diktyonalen Formen (He- Arnager Kalks eine Hexactinelliden-Assozia- xactinosa und ab dem Bathonian die Lychni- tion, die am ehesten mit rezenten Vergesell- scosa) besteht. schaftungen der Antarktis bzw. der jurassischen 2) eine Slope-Becken-Assoziation, die höhere Slope-Becken-Assoziation vergleichbar sein Diversität aufweist als die gleichzeitig im dürfte. Flachwasser vorhandene. Sie enthält Vertre- ter der Amphidiscophora sowie eine reiche

17 lyssakine Hexasterophora-Fauna. Diktyonale Literatur Formen sind in dieser Fazies eher zurücktre- BENGTSON, S. (1986): Siliceous microfossils from the tend. Upper of Queensland.-Alcheringa, 10,195- 216, Adelaide. Nach dem Faunenschnitt in der frühen BODZIOCH, A. (1991): Sponge bioherms from Upper Oberkreide scheinen die beiden Faunengemein- Silesia (Southern Poland).- In: REITNER, J. & KEUPP, H. (eds.), Fossil & Recent , (Proc. Int. Porifera schaften in gewissem Maße zu verschmelzen. Symp. Berlin 1988), 477^85, Berlin ect. (Springer). Auf den Tiefplattformbereichen der späten CASTER, K.E. (1939): Siliceous sponges from Mississip- Oberkreide Norddeutschlands erreichen die rigi- pian and Devonian strata of the Penn-York embayment. den Formen ihre maximale Diversität. Zugleich - Jour. Paleont., 13, 1-20, Tulsa, Oklahoma. sind hier die Amphidiscophora sowie diverse FINKS, R.M. (1960): Late Paleozoic sponge faunas of the Lyssakine ine. sedis durch isolierte Mikroskle- Texas Region. The siliceous sponges. - Bull. Amer. Mus. Nat. Hist., 120, 1, 1-160, New York. ren belegt. FRAIPONT, C. (1911): Une hexactinellide nouvelle du Devonien belge (calcaires frasnien) Pseudopemma- Für das gesamte Jungpaläozoikum ist die tites fourmarieri g. et sp. n. - Ann. (Mém.) Soc. Géol. auffallend konstante Vergesellschaftung der de Belgique, 38, 197-206, Bruxelles. Kieselspongien mit Crinoiden und verschiede- GAILLARD, C. (1983): Les biohermes spongaires et leur nen Brachiopoden charakteristisch. Diese Asso- environment dans l'Oxfordien du Jura Merédional. - Doc. Lab. Géol. Lyon, 90, 1-515, Lyon. ziation bleibt in der Flachwasserfazies der Alpi- GIRTY, G.H. (1909): The Guadalupian fauna.- Prof. nen Trias konstant. Während des späteren Meso- Paper U.S. Geol. Surv., 58, 1-651, Tulsa. zoikums hat sie sich weitgehend aufgelöst. GRUBER, G. & REITNER, J. (1990): Isolierte Mikro- und Megaskleren aus dem Untercampan von Höver (Nordwestdeutschland) und Bemerkungen zur Danksagung Phylogenie der Geodidae (Demospongiae). - Berliner Geowiss. Abh. (A), 137, 107-117, Berlin. HINDE, G.J. (1887): A monograph of the British fossil Die Autoren danken der DFG für die Förde- sponges. Part II Sponges of the Paleozoic group. - rung des Forschungsprojektes „Kieselschwäm- Palaeontographica, 1887, 93-188, London. me" (Dorte Mehl; Ke 322/5-3) und dem FWF für HURCEWICZ, H. (1985): Gabki z osadöw franu w die Gelände- und Materialkosten (Helfried Wietrzni i Kowali w Görach Swietokrzyskich.- Kwart. Mostler; P 9218-GEO). Geol., 29, 2, 271-300, Warszawa. IJIMA, I. (1927): Hexactinellida of the SibogaExpidition. Weiters sind wir Herrn Prof. Dr. J. Keith - In: WEBER, M. (ed.), Uitkomsten op zoologisch, Rigby (Brigham Young University, Provo, botanisch, oceanographisch et geologisch gebied Utah), Herrn Dr. sc. Heinz Kozur, Budapest, so- versameld in Nederlansk Oost-Indie 1899-1900, 6, wie Herrn Dr. Zoltan Balogh, Universität Inns- 1-372, Leiden (E.J. Brill). bruck, zu Dank verpflichtet. KEUPP, H., REITNER, J. & SALOMON, D. (1989): Kieselschwämme (Hexactinellida und „Lithistida") aus den Cipit-Kalken der Cassianer Schichten (Kam, Südtirol).-BerlinerGeowiss. Abh. (A), 106,221-241, Berlin. LAGNEAU-HÉRENGER, L. (1962): Contribution à l'étude des spongaires siliceux du Crétacé inférieur. - Mém. Soc. géol. France n. sér., 41, 1-252, Paris. LANG, B. (198): Die Schwamm-Biohermfazies der Nördlichen Frankenalb (Urspring, Oxford, Malm): Mikrofazies, Palökologie, Paläontologie. - Faciès, 20, 199-274, Erlangen. MARSHALL, W. & MEYER, A.B. (1877): Über einige neue und wenig bekannte phillippinische Hexactinel- liden. - Mitt. K. Zool. Mus. Dresden, 2, 263-278, Dresden.

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20 Tafelerläuterungen

Tafel 1 (alle Skleren von Stromatidium typicale GIRTY 1909) (Oberperm von Texas)

Fig. 1 : Unteransicht von Clatripentaster mit zunächst streng bifurcater Aufspaltung; in der drit- ten Generation der Aufspaltung sind unregelmäßige Poren beobachtbar, die sich durch das Herausbiegen aus der Fläche bei der Aufspaltung der Strahlen ergeben. Örtlich ver- wachsen die nach oben abgewinkelten Strahlen, wiederum mit der Gitterplatte (40 x). Fig. 2: Clatripentaster mit z.T. unregelmäßiger Aufspaltung. Es handelt sich um die dornenfreie Unterseite; selbst die äußersten Strahlen sind unten nicht bedornt (70 x). Fig. 3 : Das Gitterpentaster weist am Ende der äußersten Strahlen auch auf der Unterseite Dor- nen auf (40 x). Fig. 4: Große Gitterplatte mit regelmäßiger Aufspaltung der Strahlen; Unterseite ist mäßig be- dornt (60 x). Fig. 5: Die Hälfte eines Clatripentasters mit ursprünglich über 100 Poren; Unterseite ebenfalls bedornt (40 x). Fig. 6: Unregelmäßige Aufspaltung, schon in der zweiten Generation; Unterseite ist glatt (70 x). Fig. 7: Bedornte Unterseite eines Pentasters (50 x). Fig. 8: Juveniles Exemplar eines Pentasters; Ansicht von unten (150 x). Fig. 9: Clatripentaster, von unten gesehen, mit starker Bedornung der Randstrahlen (60 x). Fig. 10: Unterseite einer Gitterplatte, unregelmäßig aufgespaltet (80 x).

Tafel 2 (alle Skleren von Stromatidium typicale GIRTY 1909) (Oberperm von Texas) Fig. 1,3: Oxypentaster, der Grundstein der Gitterplatten. Die Orientierung in Fig. 1 ist entspre- chend der Lage des Pentasters im gesamten Schwammkörper, d.h. die vier in einer Ebe- ne angeordneten Strahlen sind oben, der fünfte, vertikale, Strahl ist nach unten gerichtet. In Fig. 3 sieht man senkrecht auf den fünften Strahl (170 x). Fig. 2: Clatripentaster, von der Seite beobachtet. Man erkennt die starke Bedornung auf der Oberseite. Die Unterseite ist glatt, aber auch der fünfte Strahl ist im bifurcaten Abschnitt, im Gegensatz zu den Skleren von Fig. 1 und 3, nicht bedornt (170 x). Fig. 4: zeigt die starke Bedornung auf der Oberseite eines Clatripentasters (170 x). Fig. 5 : die glatte Unterseite und gleichzeitig auch die schwache Bedornung der Oberseite eines Pentasters zeigend (Seitenansicht; 80 x). Fig. 6, 7: Stark bedornte (Dornengruppen) Oberseite von Gitterplatten (70 x). Fig. 8: Bruchstück eines massiven Clatripentasters, mit bedornten Pusteln übersät (Ansicht von oben; 50 x). Fig. 9: Schwach bedornte Oberseite eines Gitterpentasters; in der Mitte ist ein massiver Dorn entwickelt (50 x).

Tafel 3 (alle Skleren von Stromatidium typicale GIRTY 1909) (Perm von Texas) Fig. 1 : Stark vergrößerte Oberseite eines Gitterpentasters, um die Art der Bedornung aufzuzei- gen (300 x). Fig. 2: Juveniles Oxypentaster (Oberseite; 170 x). Fig. 3: Stark vergrößerte Oberseite einer breiten Gitterplatte mit langgezogenenDornen, die von vielen kleinen Dornen umsäumt sind (200 x). Fig. 4: Bedornte Unterseite eines unregelmäßig aufgespalteten Clatripentasters (170 x). Fig. 5: Bedornung des äußersten Strahlenkreuzes (mehrspitzige Domen bis Dornengruppen; 300 x). Fig. 6: Sklere mit Ansatz zu zwei Bifurcationen (Ansicht von oben; 80 x).

21 Tafel 4 (alle Skleren von Irpaspongiapermica n. gen. n. sp. (Holotypus); alle Vergrößerungen 40 x) aus dem Perm von Texas (Geol. Inst. Ibk., Nr. ME/MO 730 Fig. 1: Zygomhexactin mit unregelmäßiger Bedornung bzw. Bestachelung ab der Strahlenmit- te und unterschiedlich breit ausgebildeten Zygomen; der Strahl links außen ist an der Zy- gomfläche intern noch stark zerwurzelt. Fig. 2, 3: Zeigen am Strahlenende oben besonders stark lappige Zygome. Fig. 4, 18: Hexaster mit breiten, intern zerwurzelten Zygomen, mit z.T. halbrunden Begrenzungen, die als Umschließungen von Stacheln gedeutet werden. Fig. 5-7, 11-15: Bruchstücke von Zy'gomhexactinen. Fig. 8: Noch über Zygose in Verbindung stehende Zygomhexactine. Fig. 9: Breites Zygom, am oberen Strahl eines Hexactins sichtbar. Fig. 12: Stark vom rechten Winkel abweichende Strahlen eines Zygomhexactins.

Tafel 5 Dermalskleren der Stiodermatidae FINKS (alle aus dem Perm von Texas) Fig. 1-7: Skleren mit kugelig aufgeblähtem Distalstrahl; z.T. sind Paratangentialstrahlen im mitt- leren Abschnitt ebenfalls geschwollen. Sie alle ähneln stark jenen Skleren, die FINKS vom Holotypus Stioderma coscinum FINKS 1960 abbildet (50 x, 40 x, 42 x, 30 x, 50 x, \ 45 x, 35 x). Fig. 8-9: Allseitig angeschwollene Skleren, die etwas kleiner sind und als vermittelnde Spicula zum Aufbau innig miteinander verbundener Sklerenlagen führen (90 x, 85 x). Fig. 10-12, 14-15: Weniger angeschwollene, z.T. lappig entwickelte Skleren (45 x, 50 x, 35 x, 55 x). Fig. 13, 16, 18: Stark unregelmäßig mit z.T. lagig angeordneten Lappen ausgestattete Skleren (55 x, 40 x, 60 x). Fig. 17, 19-21: Innig miteinander verwobene Hexactine unterschiedlicher Größe mit langgezogenen Strahlen, deren Lappen ± parallel zur Strahlenachse orientiert sind (40 x, 45 x, 38 x, 40 x).

Tafel 6 Diktyonale Skelette der Hexactinosa (Organisationstypen nach REID 1964) (alle aus dem Anis der Nördlichen Kalkalpen)

Fig. 1, 2, 5: Farreoider Typus (70 x, 70 x, 90 x). Fig. 3-4, 9: Vermittelnde Skelette möglicherweise zwischen den regelmäßig und unregelmäßig ver- schweißten Typen (70 x, 82 x, 40 x). Fig. 6-8: Unregelmäßig ausgebildete Gerüste (euretoid-aulocalycoidaler Typus) (95 x, 62 x, 72 x). Fig. 10-11: Diktyonales Skelett aus verlöteten Hexactinen von einem neuen Schwamm aus dem Oberdevon des Heiligen-Kreuz-Gebietes (86 x, 84 x).

22 Tafel 1 Tafel 2 Tafel 3 Tafel 4

26 Tafel 5 Tafel 6

28