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Zukunftskonzept Daseinsvorsorge Niebüll und Umland

Ergebnisbericht | 2020

Förderhinweis

Förderhinweis

Das Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland wurde durch Mittel des Bundes, des Landes Schleswig-Holstein und der Stadt Niebüll im Rahmen des Städtebauförderungsprogrammes „Kleinere Städte und Ge- meinden- überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“ gefördert.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland I

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1 Hintergrund ...... 1

2 Ziel und Aufgabenstellung des Zukunftskonzeptes ...... 4

3 Methodik & Leistungsbild ...... 6

3.1 Leistungsbild ...... 6 3.2 Bürgerbeteiligung ...... 8

4 Rahmenbedingungen ...... 12

4.1 Räumliche Verflechtungen und Einzugsgebiete ...... 13 4.1.1 Beschäftigte und Pendler ...... 15 4.1.2 Arbeitssuchende ...... 17 4.1.3 Kaufkraft ...... 18 4.2 Demografische Entwicklung ...... 19 4.2.1 Bevölkerungsentwicklung ...... 19 4.2.2 Natürliche Bevölkerungsentwicklung ...... 20 4.2.3 Wanderungen ...... 21 4.2.4 Altersstruktur ...... 23 4.2.5 Bevölkerungsprognose ...... 24

5 Analyse von Querschnittsthemen ...... 27

5.1 Verkehr & Mobilität ...... 27 5.1.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge ...... 27 5.1.2 Bestehende Angebote...... 29 5.1.3 Handlungsbedarfe ...... 31 5.2 Vereine und ehrenamtliche Strukturen ...... 33 5.2.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge ...... 33 5.2.2 Bestehende Angebote...... 34 5.1.3 Handlungsbedarfe ...... 36 5.3 Digitalisierung ...... 37 5.3.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge ...... 37 5.3.2 Bestehende Angebote...... 38

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland II

Inhaltsverzeichnis

5.3.3 Handlungsbedarf ...... 38 5.4 Interkommunale Kooperationen und öffentliche Verwaltung ...... 39 5.4.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge ...... 39 5.4.2 Bestehende Angebote...... 40 5.4.3 Handlungsbedarfe ...... 40

6 Analyse von Fachthemen ...... 42

6.1 Kinderbetreuung ...... 42 6.1.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge ...... 42 6.1.2 Bestehende Angebote...... 42 6.1.3 Nachfrage ...... 48 6.1.4 Handlungsbedarfe ...... 50 6.2 Schule & Bildung ...... 52 6.2.1 Bestehende Angebote...... 52 6.2.2 Grundsätzliche Herausforderung und Wirkungszusammenhänge ...... 57 6.2.3 Nachfrage ...... 57 6.2.4 Handlungsbedarfe ...... 64 6.3 Jugendarbeit ...... 65 6.3.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge ...... 65 6.3.2 Bestehende Angebote...... 65 6.3.3 Nachfrage ...... 66 6.3.4 Handlungsbedarfe ...... 67 6.4 Sport- und Freizeitangebote ...... 68 6.4.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge ...... 68 6.4.2 Bestehende Angebote...... 68 6.4.3 Handlungsbedarfe ...... 71 6.5 Ärztliche Versorgung ...... 72 6.5.1 Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge ...... 72 6.5.2 Bestehendes Angebot ...... 74 6.5.3 Nachfrage ...... 76 6.5.4 Handlungsbedarfe ...... 77 6.6 Pflege und Menschen mit Behinderungen (stationäre und ambulante Pflege) .... 78 6.6.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge ...... 78

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland III

Inhaltsverzeichnis

6.6.2 Bestehende Angebote...... 80 6.6.3 Nachfrage ...... 82 6.6.4 Handlungsbedarfe ...... 84 6.7 Kultur und Gemeinschaft ...... 87 6.7.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge ...... 87 6.7.2 Bestehende Angebote...... 88 6.7.3 Handlungsbedarfe ...... 89 6.8 Brandschutz und Rettungswesen ...... 91 6.8.1 Grundsätzliche Herausforderung und Wirkungszusammenhänge ...... 91 6.8.2 Bestehende Angebote...... 91 6.8.3 Handlungsbedarf ...... 93

7 Leitbild ...... 94

8 Maßnahmenkonzept ...... 98

8.1 Leitprojekte ...... 98 8.2 Ergänzende Maßnahmen- und Entwicklungsziele ...... 106 8.3 Verortung der Projekte und Annäherung an eine mögliche Abgrenzung des Untersuchungsgebietes ...... 110

9 Verstetigung ...... 111

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland IV

Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes ...... 12 Abb. 2: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Untersuchungsgebiet ...... 16 Abb. 3.: Pendlerbilanz Niebüll (2017) ...... 17 Abb. 4: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen (SGBII/III) ...... 18 Abb. 5: Kaufkraft pro Haushalt (Index für 2017) ...... 19 Abb. 6: Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsgebiet ...... 20 Abb. 7: Natürliche Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsgebiet ...... 21 Abb. 8: Zu- und Fortzüge im Untersuchungsgebiet ...... 22 Abb. 9: Wanderungssaldo des Untersuchungsgebietes nach Altersgruppen ...... 23 Abb. 10: Veränderung der Altersstruktur im Untersuchungsgebiet ...... 24 Abb. 11 Altersgruppendifferenzierte Bevölkerungsprognose - Niebüll ...... 26 Abb. 12 Altersgruppendifferenzierte Bevölkerungsprognose - Umland ...... 26 Abb. 13: Kinderbetreuungseinrichtungen im Untersuchungsgebiet ...... 43 Abb. 14: Einzugsbereich der Kinderbetreuungseinrichtungen in der Stadt Niebüll ...... 47 Abb. 15: Nachfrageentwicklung Kita ...... 50 Abb. 16: Schuleinrichtungen im Untersuchungsgebiet ...... 53 Abb. 17: Erreichbarkeit der Grundschulen in Niebüll ...... 56 Abb. 18: Schülerzahlprognose für die Grundschule in Niebüll ...... 59 Abb. 19: Schülerzahlprognose für das Gymnasium in Niebüll ...... 60 Abb. 20: Schülerzahlprognose für die Gemeinschaftsschule in Niebüll...... 61 Abb. 21: Schülerzahlprognose für die Grundschule in Risum-Lindholm ...... 62 Abb. 22: Schülerzahlprognose für die Berufliche Schule Niebüll ...... 63 Abb. 23: Schülerzahlprognose für das Förderzentrum in Niebüll ...... 63 Abb. 24: Sportanlagen im Untersuchungsgebiet ...... 69 Abb. 25: Praxen der Allgemeinmedizin im Untersuchungsgebiet ...... 74 Abb. 26: Erreichbarkeit der Hausarztpraxen in Niebüll ...... 75 Abb. 27: Arztkontakte nach Altersgruppen und prognostizierte Anzahl der Arztkontakte ...... 77 Abb. 28: Pflegeeinrichtungen im Untersuchungsgebiet ...... 80 Abb. 29: Risiko der Pflegebedürftigkeit nach Alter (Anteil der Pflegebedürftigen an allen Personen einer Altersgruppe) ...... 83 Abb. 30: Erforderliche Maßnahmen für selbstbestimmtes Wohnen im Alter. Zielgruppe Seniorenhaushalte...... 87 Abb. 31: Maßnahmenübersicht ...... 110

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland V

Tabellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Rücklauf Haushaltsbefragung...... 8 Tab. 2: Übersicht Indikatoren ...... 11 Tab. 3: Nutzung der Infrastrukturen – Niebüller Haushalte ...... 14 Tab. 4: Nutzung der Infrastrukturen – Haushalte der Umlandgemeinden ...... 15 Tab. 5: Nutzung der Verkehrsmittel – Niebüller Haushalte ...... 28 Tab. 6: Nutzung der Verkehrsmittel - Umlandhaushalte ...... 29 Tab. 7: Betreuungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen im Untersuchungsgebiet ...... 44 Tab. 8: Struktur der Kinderbetreuungseinrichtungen im Untersuchungsgebiet ...... 46 Tab. 9: Einwohneranteile im fußläufigen Einzugsbereich der Kinderbetreuungseinrichtungen ...... 48 Tab. 10: Rechnerische Pflegebedarfsermittlung des Untersuchungsgebietes ...... 84 Tab. 11: Prioritäten der komunalen Entwicklung (geschlossen Frage) ...... 84

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland VI

Hintergrund

1 Hintergrund

Herausforderungen des demografischen Wandels Zunehmend werden die seit langem diskutierten Auswirkungen des demografi- schen Wandels spür- und sichtbar. Infolgedessen kommen auf Kleinstädte und Gemeinden in ländlich geprägten Räumen bereits heute und verstärkt in den nächsten Jahren erhebliche Herausforderungen zu. Die Sicherung der Infrastruk- turen zählt dabei zu den wichtigsten Aufgaben der Gemeinden. Der zentrale Ort und das Umland sind dabei in vielfältiger Weise untrennbar mit- einander verknüpft und voneinander abhängig. So nehmen die kleineren Städte und Gemeinden eine zentrale Funktion für die Stabilisierung und Entwicklung des ländlichen Raums ein. Sie stellen die Basisinfrastrukturen bereit und bieten ein differenziertes Angebot in den Bereichen Arbeiten, Wohnen und Kultur. Wenn sie diese Aufgaben nicht mehr oder nur noch zum Teil ausführen können, wirkt sich das auf die Lebensqualität und die Attraktivität der Gemeinden im Um- land aus. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass sich auch die ländlichen Zentralorte eng mit dem Umland abstimmen und bei den zentralen Aufgaben kooperieren. So erhöht die Bündelung von Kräften und Potenzialen die Chancen, sich als attraktiver Wohn- und Arbeitsstandort zu positionieren. Die Voraussetzung für ein kooperatives Vorgehen ist es, sich die veränderten Rahmenbedingungen und die eigenen Stärken und Entwicklungschancen be- wusst zu machen. Auf dieser Basis können Ziele, Strategien und konkrete Maß- nahmen für eine qualitätvolle Siedlungsentwicklung abgeleitet werden. Vor dem Hintergrund der begrenzten finanziellen Ressourcen wird es auch darum gehen, alle zur Verfügung stehenden Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten einzube- ziehen. ALP wird in diesem Zusammenhang die Nutzung weiterer Fördermittel prüfen, z. B. die Förderprogramme Städtebaulicher Denkmalschutz im Rahmen der Städtebauförderung oder das Landesprogramm Wirtschaft im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Auswirkungen auf die Daseinsvorsorge und das Leben im ländlichen Raum

Die potenziellen Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Versor- gung mit Gütern des täglichen Bedarfs, Infrastruktureinrichtungen und soziale Angebote sind vielfältig und betreffen alle Bereiche des menschlichen Lebens. Zu den größten Herausforderungen zählen beispielsweise: ○ Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung: Junge Ärzte*innen können nur selten für periphere Standorte gewonnen werden. Der Alters- durchschnitt der niedergelassenen Mediziner*innen ist in vielen ländli- chen Räumen hoch. Es droht eine erhebliche Ausdünnung der medizini- schen Versorgungsangebote in der Fläche. ○ Gewährleistung der Mobilität: Die Nutzerzahlen im ÖPNV sind niedrig und sinken. Ein wirtschaftlicher Betrieb – ohne öffentliche Zuschüsse – ist

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 1

Hintergrund

kaum möglich. Es kommt zu einer Ausdünnung der Takte. Eine Grund- versorgung wird häufig nur noch über die Schulverkehre sichergestellt. Gleichzeitig sind mehr ältere Menschen auf den ÖPNV oder andere Mo- bilitätsformen angewiesen. ○ Wachsende Zahl von Pflegebedürftigen: Mit der steigenden Zahl von Se- nioren*innen und Hochbetagten steigt in den kommenden Jahren der Bedarf an (ambulanten) Pflegeangeboten und anderen Unterstützungs- formen zur Bewältigung des Alltags in der angestammten Umgebung. ○ Bedarfsgerechtes Kinderbetreuungsangebot: Die Zahl der Kinder ist seit Jahren tendenziell rückläufig. Trotz dessen bestehen zum Teil Ausbaube- darfe, da Familien verstärkt Betreuungsangebote nachfragen. ○ Sicherung von Schulstandorten: Gleichzeitig geht auch die Zahl der Schü- ler*innen in den ländlichen Räumen zurück. Insbesondere kleine Schulen schließen aufgrund einer zu geringen Zahl von Neuanmeldungen. Es fin- det eine Standortkonzentration statt, mit entsprechend längeren Schul- wegen. ○ Stärkung des Ehrenamtes: Viele Vereine haben Nachwuchsprobleme. Wichtige soziale und kulturelle Grundstrukturen drohen wegzubrechen. ○ Sicherung der Freiwilligen Feuerwehr: Den Freiwilligen Feuerwehren in den ländlich geprägten Gebieten geht der Nachwuchs aus. Die Einsatz- kräfte sind tagsüber an den Feuerwehrstandorten kaum in ausreichender Zahl verfügbar. In der Folge kann der flächendeckende Brandschutz nicht oder nur noch mit Einschränkungen gewährleistet werden. Zukunftskonzept Daseinsvorsorge

Vor dem Hintergrund der aufgeführten Herausforderungen hat die Stadt Niebüll die Erstellung eines Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge beauftragt. Das vorlie- gende Zukunftskonzept betrachtet die einzelnen Bereiche der Daseinsvorsorge im Detail und erarbeitet Projektideen als Grundlage für die Anwendung der För- dermöglichkeiten der Städtebauförderung. Die Analyse umfasst die Quer- schnittsthemen: ○ Verkehr und Mobilität ○ Vereine und ehrenamtliche Strukturen ○ Digitalisierung Sowie die Fachthemen: ○ Kinderbetreuung ○ Schule ○ Jugendarbeit

○ Sport und Freizeitangebote

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 2

Hintergrund

○ Gesundheit und Ärzte ○ Pflege und Menschen mit Behinderungen ○ Kultur und Gemeinschaft ○ Brandschutz

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 3

Ziel und Aufgabenstellung des Zukunftskonzeptes

2 Ziel und Aufgabenstellung des Zukunftskonzeptes

Die Stadt Niebüll wurde 2017 in das Städtebauförderprogramm „Kleine Städte und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“ aufgenommen. Ziel des Programms ist es, „kleinere Städte und Gemeinden in vor allem dünn besiedel- ten, ländlich geprägten Räumen als Ankerpunkte der Daseinsvorsorge für die Zu- kunft handlungsfähig zu machen und ihre zentralörtliche Versorgungsfunktion dau- erhaft, bedarfsgerecht und auf hohem Niveau für die Bevölkerung der gesamten Region zu sichern und zu stärken. Die Bündelung der Kräfte und Ressourcen der Kommunen, die gemeinsame Festlegung von Entwicklungszielen sowie die weitge- hende Kooperation bei Infrastrukturangeboten und Zusammenarbeit in Netzwer- ken spielen hier eine entscheidende Rolle“.1 Für Niebüll besteht mit der Aufnahme in das Programm die Möglichkeit, Städte- baufördermittel für Maßnahmen im zentralen Siedlungsbereich zu erhalten. Voraus- setzung für die Förderung ist das vorliegende Zukunftskonzept Daseinsvorsorge. Das Konzept ist dabei mehr als nur die Grundlage für den Erhalt von Fördermitteln. Vielmehr ist es die Basis für eine langfristige Sicherung und Gestaltung der Daseins- vorsorge in der gesamten Region. Auch deshalb war es wichtig, dass bei den ent- wickelten Maßnahmen die Bedarfe der Gemeinden des Umlandes angemessen be- rücksichtigt wurden. Fragestellungen

Mit dem Zukunftskonzept Daseinsvorsorge wird ALP Antworten auf die folgenden zentralen Fragestellungen geben: ○ Wie entwickelt sich die Region und welche Funktion nimmt die Stadt Nie- büll im regionalen Kontext ein? ○ Welche Zielgruppen fragen gegenwärtig welche Angebote nach und wie können die vorhandenen Angebote und Strukturen an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst bzw. notwendige neue Angebote reali- siert werden? ○ Welche bisher nicht erkannten bzw. genutzten Potenziale können dazu beitragen, Niebüll zukunftsfähig zu entwickeln? ○ Wie kann die Stadt Niebüll und ihr Umland lebenswert bleiben? ○ Wie kann ein gemeinschaftlich entwickeltes Zukunftsbild aussehen und wie kann dies in Strategien und konkrete Maßnahmen übersetzt werden? ○ Wie können die Bürger*innen bei der Konzepterstellung und insbeson- dere bei der Projektumsetzung einbezogen werden?

1 BMVBS 2013: Programmstrategie zum Städtebauförderungsprogramm

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 4

Ziel und Aufgabenstellung des Zukunftskonzeptes

○ Welche Arbeitsschritte können/müssen kurz-, mittel- und langfristig um- gesetzt werden bzw. gibt es bereits Projekte, die kurzfristig umgesetzt werden können (Initialprojekte)? ○ Welche thematischen und räumlichen Prioritäten sind zu setzen? ○ Gibt es Zielkonflikte und wenn ja, wie ist damit umzugehen? ○ Welche Fördermöglichkeiten bestehen?

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 5

Methodik & Leistungsbild

3 Methodik & Leistungsbild

3.1 Leistungsbild

Der Erarbeitungsprozess für die Erstellung des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge kann grob in drei Arbeitsphasen eingeteilt werden: ○ Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse – Hier erfolgte eine Analyse der demografischen Entwicklung sowie der Nachfrage nach den einzelnen Inf- rastrukturbereichen. Zudem erfolgte eine Bestandsaufnahme in den einzel- nen Infrastrukturbereichen. Dem Angebot wurde in einem abschließenden Analyseschritt die heutige und zukünftige Nachfrage gegenübergestellt. Auf dieser Basis konnten nicht nur aktuelle Bedarfe und Defizite identifiziert wer- den, sondern es konnte auch aufgezeigt werden, in welchen Bereichen zu- künftig Engpässe bzw. Überkapazitäten auftreten. ○ Akteurs- und Bürgerbeteiligung – Von zentraler Bedeutung war die ge- meindeübergreifende Akteurs- und Bürgerbeteiligung. Unter anderem wurde eine Lenkungsgruppe mit Vertretern*innen der Stadt Niebüll und den Umlandgemeinden gegründet, die regelmäßig in Form eines Ausschusses getagt und den Bearbeitungsprozess begleitet und koordiniert hat. Die Len- kungsgruppe hat inhaltliche Prioritäten gesetzt und die wesentlichen The- menbereiche und Handlungsschwerpunkte definiert. Darüber hinaus wur- den weitere Beteiligungsformate für die Mitwirkung von Bürgern*innen an- geboten und durchgeführt. Dazu zählen eine Haushaltsbefragung, eine On- line-Bürgerbeteiligung, eine Bürgerwerkstatt, zwei thematische Workshops (Jugendworkshop und der Workshop „Vereine & Gemeinschaft & Treff- punkte“) sowie eine Auftakt- und eine Abschlusspräsentation. ○ Konzept: Ziele und Handlungsempfehlungen – Abschließend wurden auf Basis der Analyseergebnisse und der Ergebnisse der Akteurs- und Bürger- beteiligung Ziele definiert und konkrete Handlungsempfehlungen gegeben.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 6

Methodik & Leistungsbild Leistungsübersicht

01 Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse 02 Beteiligungsprozess

BürgerInnen: ExpertInnen: Analyse Analyse Online-Beteiligung Akteursbefragung Querschnittsthemen Fachthemen BürgerInnen (optional): ExpertInnen & BürgerInnen:  Lage, Raumordnung, regionale  Kinderbetreuung Haushaltsbefragung Thematische Workshops Einbindung  Schule & Jugendarbeit ExpertInnen:  Demografie & Sozialstruktur  Sport- & Freizeitangebote BürgerInnen: Vertiefungs-  Verkehr & Mobilität  Ärztliche Versorgung Bürgerwerkstatt  Vereine & ehrenamtliche  SeniorInnen & Pflege & interviews Strukturen Menschen mit Behinderung Auftakt- und  Interkommunale Kooperationen  Kultur  Feuerwehr & Brandschutz Abschlusspräsentation

Lenkungs- gruppe

Bilanzierung von Angebot Politik Verwaltung Land/Kreis und Nachfrage

03 Zukunftskonzept Daseinsvorsorge

Handlungsbedarfe Ziele

Handlungsempfehlungen & Projekte

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 7

Methodik & Leistungsbild

3.2 Bürgerbeteiligung

Lenkungsgruppensitzung Für die Prozessbegleitung und Projektsteuerung wurde eine Lenkungsgruppe ge- gründet, die im Rahmen von Ausschusssitzungen regelmäßig tagte. Die Sitzungen dienten neben der Diskussion von Analyseergebnissen und planerischen Inhalten des Konzeptes insbesondere der inhaltlichen Priorisierung und der Identifizierung von Handlungsschwerpunkten.

Haushaltsbefragung Einen wichtigen Baustein der Bürgerbeteiligung stellt die Haushaltsbefragung dar. Von 4.000 angeschriebenen Haushalten haben sich 1.129 Haushalte an der Umfrage beteiligt. Die Rücklaufquote lag demnach bei ca. 29 %. Erfreulicher Weise konnte auch in den Umlandgemeinden ein sehr guter Rücklauf erzielt werden. Die Bür- ger*innen konnten eine Bewertung der Daseinsvorsorgeinfrastrukturen vornehmen sowie Handlungsbedarfe und Ziele für die Zukunft aufzeigen. Durch die Abfrage von Strukturmerkmalen konnte eine zielgruppenspezifische Auswertung der Befra- gung erfolgen. Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung sind in die Analyse der Da- seinsvorsorgethemen eingeflossen. Tab. 1: Rücklauf Haushaltsbefragung

Quelle: Haushaltsbefragung

Bürgerwerkstatt Die Bürgerwerkstatt fand am 24.06.2019 in der Mensa des Schulzentrums in Niebüll statt. Die Bürger*innen aus Niebüll und den Umlandgemeinden konnten an den vier Thementischen über ‚Kinderbetreuung & Schule‘, ‚Gesundheit & Pflege‘, ‚Sport & Freizeit‘ sowie ‚Kultur & Gemeinschaft‘ diskutieren. Neben dem Zusammentragen von Stärken und Schwächen stand insbesondere die Erarbeitung von Zielen und Projektvorschlägen im Vordergrund.

Thematische Workshops Im Rahmen der Akteurs- und Bürgerbeteiligung wurde ein Jugendworkshop sowie ein Workshop zum Thema „Vereine & Gemeinschaft & Treffpunkte“ durchgeführt.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 8

Methodik & Leistungsbild

Ziel der Workshops war es die Projektideen aus der Bürgerwerkstatt und den Befra- gungen weiter zu konkretisieren und damit einen ersten Schritt hin zu einer Projek- trealisierung zu machen. Folgende Aspekte wurden geprüft: ○ Was soll konkret gemacht werden? ○ Wen brauchen wir dafür? ○ Mit welchen Angeboten / Einrichtungen sollte die Maßnahme verknüpft werden? ○ Wo kann das Projekt umgesetzt werden? ○ Was sind die nächsten Schritte?

Online-Bürgerbeteiligung Teil der Bürger- und Akteursbeteiligung war die Onlinebeteiligungsplattform, im Rahmen dessen Handlungsbedarfe, Chancen und Risiken sowie Handlungs-, Maß- nahmen- und Projektvorschläge von Seiten der Bürger*innen in den Prozess einge- bracht werden konnten. Insgesamt haben rund 110 Bürger*innen die Möglichkeit der Teilnahme genutzt.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 9

Methodik & Leistungsbild

Tab. 2: Übersicht Indikatoren

Untersuchungs- Schleswig-Holstein Kreis Niebüll Risum-Lindholm Dagebüll Galmsbüll gebiet

Bevölkerung (2018) 2.896.712 165.507 9.882 3.798 896 599 15.262

Bevölkerungsentwicklung 2011 bis 2018 3% 1% 5% 4% -4% -7% 5%

Beschäftigte (2018) 1.080.541 61.871 3.999 1.579 296 196 6.070

Entwicklung Beshäftigte 2011 bis 2018 16% 17% 25% 29% 32% 12% 26%

Arbeitslose (2018) 85.053 4.962 285 72 12 13 382

Entwicklung Arbeitslose 2011 bis 2018 -18% -18% -22% -19% -40% -13% -22%

Anteil Arbeitslose an Erwerbsfähige* 5% 5% 5% 3% 2% 3% 4%

Wohnungen (2018) 1.489.901 99.486 5.355 1.907 658 304 8.224

Kaufkraft pro Haushalt (2017) 45.003 € 44.157 € 44.746 € 44.244 € 47.291 € 54.267 € 44.889 €

Kaufkraft pro Haushalt Index (2017) 100 98 99 98 105 121 99

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Rahmenbedingungen

4 Rahmenbedingungen

Niebüll ist der wichtigste Dienstleistungsstandort im nördlichen Kreisgebiet Die Stadt Niebüll gehört zum Kreis Nordfriesland und befindet sich unweit der däni- schen Grenze. Niebüll übernimmt im Rahmen der regionalplanerischen Festsetzun- gen die Funktion eines Unterzentrums mit Teilfunktionen eines Mittelzentrums. Nie- büll ist der übergeordnete Dienstleistungsstandort im nördlichen Teil des Kreises Nordfriesland. Der erweiterte Verflechtungsbereich (Mittelbereich) umfasst die Un- terzentren Leck und Wyk (auf Föhr) sowie die ländlichen Zentralorte Neukirchen und Süderlügum. Insgesamt leben im Mittelbereich über 45.000 Menschen. Den Nahbe- reich bzw. das Untersuchungsgebiet bilden die Gemeinden Risum-Lindholm, Dage- büll und Galmsbüll. Der erweiterte Verflechtungsbereich Niebüll erstreckt sich jedoch auf dem gesamten nördlichen Bereich des Kreises Nordfriesland. Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes

Quelle: ALP Staatlich anerkannter Luftkurort Seit dem Jahr 2008 ist Niebüll amtsangehörig und Sitz des im Rahmen der Verwal- tungsstrukturreform neu entstandenen Amtes Südtondern. Nach den Zielen der Lan- desplanung ist es von entscheidender Bedeutung, dass Niebüll als Unterzentrum mit Teilfunktionen eines Mittelzentrums unter Einsatz aller verfügbaren Förderungsmit- tel zusätzlich für seine Aufgaben als Arbeitsplatzzentrum systematisch gestärkt und ausgebaut wird. Zudem ist die Stadt Niebüll seit 1985 staatlich anerkannter Luftkur- ort. Als Luftkurort ist die Stadt um den weiteren Ausbau der Fremdenverkehrsein- richtungen bemüht. Eine kontinuierliche Entwicklung der Naherholungsmöglichkei- ten für die Gäste der Stadt und des Umlandes sowie für die Einwohner*innen, aber

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 12

Rahmenbedingungen

auch die Sicherung der Gesundheits- und Freizeitangebote, ist daher im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel voranzutreiben.

Dynamische Stadt Entgegen dem allgemeinen Trend konnte Niebüll die Zahl der Einwohner*innen in den letzten Jahren deutlich steigern (vgl. Kap. 4.2). Die Entwicklung ist eng mit einer positiven Arbeitsmarktentwicklung in Niebüll verknüpft (vgl. Kap. 4.1.1). Die dynami- sche Entwicklung Niebülls wird dabei positiv von den engen Verflechtungen mit der Insel Sylt beeinflusst. Einerseits arbeiten viele Beschäftigte die in Niebüll wohnen auf der Insel andererseits ist Sylt für viele Niebüller Betriebe ein wichtiger Absatzmarkt. Das dynamische Wachstum der Stadt ist verbunden mit der Notwendigkeit eines Ausbaus bzw. einer Anpassung der kommunalen Infrastrukturen.

Stadtsanierung und-entwicklung Seit der Aufnahme Niebülls in das Städtebauförderungsprogramm im Jahre 1981 wurden für die Stadtsanierung rund 14.800.000 Euro aufgewendet. Durch den Ein- satz dieser Mittel konnten neue Akzente für die Entwicklung der Stadt Niebüll ge- setzt werden.

Im Sanierungsgebiet I (Stadtmitte) sind die Ordnungs- und Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen. Vieles von dem, was Niebüll heute an Wertschätzung von innen und außen erfährt, ist das Ergebnis der Stadtentwicklung über die letzten 35 Jahre. Im Jahr 2017 bewarb sich die Stadt Niebüll um Aufnahme in das Städtebauförderungs- programm „Kleinere Städte und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“. Mit Datum vom 04.12.2017 erhielt die Stadt Niebüll den Bescheid über die Aufnahme in dieses Programm.

4.1 Räumliche Verflechtungen und Einzugsgebiete

Die räumlichen Verflechtungen der Stadt Niebüll ergeben sich aus den Pendlerbe- ziehungen und insbesondere durch die Nutzung von bestehenden Infrastrukturan- geboten. Für Letzteres liegen in der Regel keine validen statistischen Daten vor, weshalb im Rahmen der Haushaltsbefragung der wichtigste Bezugsort für die Nut- zung der folgenden Infrastruktur- und Lebensbereiche abgefragt wurde: ○ Einkauf für täglichen Bedarf ○ Wocheneinkauf ○ Hausarzt ○ Facharzt ○ Apotheke ○ Sport ○ Jugendtreff ○ Ausgehen (Restaurant/Disco) ○ Arbeit

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 13

Rahmenbedingungen

○ Schule ○ Kita ○ Kultur Tab. 3: Nutzung der Infrastrukturen gibt einen Überblick über den jeweiligen Haupt- bezugsort bei der Nutzung der unterschiedlichen Infrastrukturen. Zusammenfas- send kann festgehalten werden, dass die Stadt Niebüll für ihre Bewohner*innen wie auch für die Bewohner*innen des Umlandes eine hohe Bedeutung einnimmt. Ausnahmslos werden von den Niebüller Haushalten der einzelnen Infrastrukturbe- reiche am häufigsten in der eigenen Gemeinde nachgefragt. Dies betrifft insbeson- dere den Lebensmitteleinkauf, den Besuch beim Hausarzt und der Apotheke sowie den Bereich Kita, Schule und Sport. Für den Facharzt, den Restaurant- und Disko- besuch, kulturelle Angebote ( und Dagebüll) sowie für die Arbeit (Sylt) werden vergleichsweise häufig auch andere Orte aufgesucht. Für die Umlandgemeinden ist Niebüll ein wichtiger Einkaufsstandort wie auch der wichtigste Bezugsort für die medizinische Versorgung (Haus- und Facharzt, Apo- theke). Zugleich Ist Niebüll der wichtigste Arbeitsstandort. Auch die schulische Ver- sorgung wird ganz überwiegend durch die Angebote in Niebüll abgedeckt. Der Kitabesuch sowie die Nutzung der Sport- und Jugendangebote erfolgt dagegen häufig in der jeweiligen Gemeinde des Umlandes (auf Galmsbüll trifft dies nur ein- geschränkt zu).

Tab. 3: Nutzung der Infrastrukturen – Niebüller Haushalte

Sonstiger Infrastruktur Niebüll Leck Sylt Flensburg Ort Einkauf für den täglichen 100% 2% 1% 1% 1% 1% Bedarf Wocheneinkauf 98% 1% 0% 0% 1% 2% Hausarzt 92% 3% 1% 0% 0% 5% Facharzt 59% 3% 12% 14% 37% 19% Apotheke 98% 1% 1% 0% 1% 2% Sport 89% 4% 1% 0% 2% 11% Jugendtreff 77% 4% 0% 0% 4% 19% Ausgehen 66% 14% 9% 10% 26% 40% (Restaurant/Disko) Arbeit 66% 4% 21% 1% 4% 18% Schule 91% 1% 1% 1% 3% 9% Kita 95% 0% 0% 0% 1% 5% Kultur (Museen/ 53% 5% 5% 10% 32% 52% Theater/Konzerte)

Quelle: Haushaltsbefragung

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 14

Rahmenbedingungen

Tab. 4: Nutzung der Infrastrukturen – Haushalte der Umlandgemeinden

Eigener Sonstiger Infrastruktur Niebüll Leck Sylt Husum Flensburg Gemeinde Ort Einkauf für den 67% 47% 6% 1% 1% 2% 6% täglichen Bedarf Wocheneinkauf 48% 63% 6% 0% 1% 1% 6% Hausarzt 25% 59% 11% 0% 1% 1% 8% Facharzt 0% 62% 5% 7% 17% 42% 18% Apotheke 0% 92% 10% 1% 0% 0% 5% Sport 61% 31% 8% 1% 0% 1% 13% Jugendtreff 60% 19% 6% 0% 2% 2% 15% Ausgehen 28% 50% 21% 3% 10% 19% 44% (Restaurant/Disko) Arbeit 24% 42% 10% 14% 4% 4% 23% Schule 29% 59% 4% 1% 1% 1% 15% Kita 77% 11% 3% 0% 0 0% 9% Kultur (Museen/ 16% 33% 6% 5% 17% 37% 59% Theater/Konzerte)

Quelle: Haushaltsbefragung 4.1.1 Beschäftigte und Pendler

Stadt Niebüll als wichtiger Arbeitsstandort fürs Umland Wichtige Verflechtungsstrukturen der Stadt Niebüll ergeben sich auch aus der Be- schäftigungs- und Pendlerstatistik. Im Untersuchungsgebiet gibt es im Jahr 2018 5.306 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, von denen sich 4.436 (85 %) in der Stadt Niebüll befinden. Die wirtschaftliche Bedeutung Niebülls wurzelt in den zahl- reichen Unternehmen (850) vor Ort. Zu den größten Arbeitgebern in Niebüll zählen das aus Dänemark stammende Biotechnologie-Unternehmen „DowDuPont“. Dar- über hinaus prägen Spezialfirmen wie „Starke und Sohn“ mit innovativen Produkten und anspruchsvollen Arbeitsplätzen den Arbeitsstandort Niebüll.

Dynamische Beschäftigungsentwicklung Die positive konjunkturelle Entwicklung in der Bundesrepublik seit Mitte der 2000er Jahre spiegelt sich auch im Untersuchungsgebiet wider (siehe Abb. 2). Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort stieg im Untersu- chungsgebiet zwischen 2011 und 2018 von 4.311 auf 5.306, was einem Zuwachs von 995 Arbeitsplätzen bzw. 23 % bedeutet. Damit verlief die Entwicklung dynamischer als im Durchschnitt des Kreises (+19 %) und des Landes (+19 %). Der größte Teil des Arbeitsplatzzuwachses entfiel auf die Stadt Niebüll (+680), die ihre wirtschaftliche Bedeutung weiter steigern konnte.

Ebenso stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort im Untersuchungsgebiet: Zwischen 2010 und 2018 vergrößerte sich diese Zahl um

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 15

Rahmenbedingungen

1.344 Personen (+28 %). Auch dieser Anstieg schlägt sich zum größten Teil in Nie- büll nieder (+877; +28 %). Nennenswert sind auch die Zuwächse der Beschäftigten am Wohnort in der Gemeinde Risum-Lindholm (+373; +31 %).

Abb. 2: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Untersuchungsgebiet

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Ein Viertel der in Niebüll wohnenden Beschäftigten pendelt nach Sylt Im Jahr 2017 wohnen in Niebüll 3.972 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Von diesen pendeln 2.743 (69 %) aus Niebüll zu ihrem Arbeitsort in eine andere Gemeinde. Ein Viertel aller in Niebüll wohnenden sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten pendelt nach Sylt (1.007 Personen). Weiterhin pendeln aus Niebüll 293 Personen nach Flensburg und 240 Personen nach Husum.

Stadt Niebüll als wichtiger Arbeitsstandort für das Umland Die meisten der in der Stadt Niebüll arbeitenden sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten sind Einpendler (3.182 Personen; 72 %). Die wichtigsten Gemeinden, aus denen die Einpendler stammen sind Risum-Lindholm (440 Personen) und Leck (390 Personen) (vgl. Abb. 3). Die restlichen Einpendler verteilen sich auf die umliegenden Gemeinden sowie Sylt, Flensburg und Husum. Die Stadt Niebüll nimmt damit eine wichtige Funktion als Arbeitsstandort für die umliegenden Gemeinden ein, da in diesen Gemeinden hauptsächlich gewohnt wird.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 16

Rahmenbedingungen

Pendlerbilanz Niebüll Karte Abb. 3.: Pendlerbilanz Niebüll (2017)

Quelle: ALP, Bundesagentur für Arbeit Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Gemeinde Niebüll und Umland | 1. Lenkungsgruppensitzung | 29. April 2019 7

Stadt Niebüll als wichtiger Verflechtungspunkt zwischen Umland und Sylt Die Bilanz der Pendlerbewegungen zeigt, dass Niebüll zwei Funktion für die Arbeits- marktregion einnimmt: Einerseits ist Niebüll für Beschäftigte mit einem Arbeitsplatz auf der Insel Sylt ein wichtiger (Ausweich-)Wohnstandort. Anderseits ist Niebüll für die Beschäftigten der umliegenden Gemeinden ein bedeutender Arbeitsstandort. . Der Pendlersaldo von Niebüll gegenüber Sylt ist deutlich negativ und beträgt -954 Personen. Zudem weist Niebüll eine negative Pendlerbilanz mit Flensburg und Husum auf. Dagegen verzeichnet Niebüll einen deutlich positiven Pendersaldo mit den übrigen Gemeinde des nördlichen Kreisgebietes auf.

4.1.2 Arbeitssuchende

Deutlicher Rückgang der Arbeitslosenzahlen Das Untersuchungsgebiet hat aufgrund seiner positiven wirtschaftlichen Entwick- lung neben einer Zunahme der Beschäftigung auch einen Rückgang der Arbeitslo- senzahlen (nach SGBII und SGB III) zu verzeichnen (siehe Abb. 4). In den Jahren zwi- schen 2008 und 2018 - von 2009 abgesehen, in dem sich die Finanz- und Wirt- schaftskrise niederschlug - sank die Zahl der Leistungsempfänger in Niebüll von 361 auf 285 Personen (-21 %). Insgesamt sank die Zahl der Arbeitslosen im Untersu- chungsgebiet zwischen 2010 und 2018 von 501 auf 382 (-24 %), was über dem Lan- desdurchschnitt liegt (-21 %).

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 17

Rahmenbedingungen

Abb. 4: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen (SGBII/III)

600

500

400

300

200

100

0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Niebüll Risum-Lindholm Dagebüll Galmsbüll

Quelle: ALP, Bundesagentur für Arbeit

4.1.3 Kaufkraft

Heterogenes Kaufkraftniveau Einen weiteren wichtigen soziostrukturellen Indikator stellt die Kaufkraft2 dar. Das Kaufkraftniveau wird als Indexwert im Vergleich zum nationalen Durchschnitt ange- geben. Der nationale Durchschnitt hat dabei den Normwert 100. Beträgt der Kauf- kraftindex einer Stadt beispielsweise 90, ist die Kaufkraft der Einwohner*innen bzw. der Haushalte um 10 % niedriger bzw. sie verfügen im Mittel nur über 90 % der durchschnittlichen Kaufkraft.

In Niebüll liegt der Kaufkraftindex pro Haushalt im Jahr 2017 bei 98 und damit auf dem Niveau des Kreises. In den Umlandgemeinden Risum-Lindolm und Galmsbüll besteht ein überdurchschnittliches Kaufkraftniveau. Dies korrespondiert mit dem ho- hen Anteil an Eigentümern*innen, die in der Regel über überdurchschnittliche Ein- kommen verfügen.

Zu berücksichtigen ist, dass es sich bei den angegebenen Werten um Durchschnitts- werte handelt. Im Rahmen der Expertengespräche wurde angeführt, dass eine starke Spreizung der Einkommen besteht. So gibt es wenige wohlhabende Haushalte und vergleichsweise viele Haushalte, die über geringe Einkommen verfügen. Dies trifft unter anderem auf die Beschäftigten im Tourismusgewerbe zu.

2 Die Kaufkraft stellt die Summe, der dem Haushalt zur Verfügung stehenden Nettoeinkünfte (Einkommen, Transferleistungen, Kapitalerträge, Renten etc.) dar, von denen sowohl die wiederkehrenden Zahlungsver- pflichtungen, wie z. B. die Miete, wie auch die variablen Kosten für den Konsum bedient werden.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 18

Rahmenbedingungen

Abb. 5: Kaufkraft pro Haushalt (Index für 2017)

125

120

115

110

105

100

95

Index Index (Deutschland=100) 90

85

80

Niebüll Risum-Lindholm Dagebüll Galmsbüll LK Nordfriesland Schleswig-Holstein

Quelle: GfK

4.2 Demografische Entwicklung

4.2.1 Bevölkerungsentwicklung

Positive Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsgebiet Im Jahr 2018 beträgt die Einwohnerzahl des Untersuchungsgebietes 15.175 Perso- nen, von denen zwei Drittel in der Stadt Niebüll wohnen. Mit 3.798 Einwohnern*in- nen ist Risum-Lindholm die zweitgrößte Gemeinde des Untersuchungsgebietes. Die Gemeinden Dagebüll und Galmsbsüll haben im Vergleich zu ihrer Fläche eine ge- ringe Einwohnerzahl. Die letzten Jahre zeigen einen stetigen Bevölkerungsanstieg im Untersuchungsgebiet (siehe Abb. 6). Im Vergleich zu 2011 lebten im Jahr 2018 755 Personen mehr im Untersuchungsgebiet, was einem Zuwachs von 5 % entspricht. Dieser Anstieg liegt damit über der Entwicklung des Kreises (+- 0 %) und des Landes (+2 %).

Am stärksten wuchs in diesem Zeitraum die Gemeinde Risum-Lindholm (+4%) ge- folgt von der Stadt Niebüll (+3%). Galmsbüll und Dagebüll haben im selben Zeitraum Einwohner*innen verloren.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 19

Rahmenbedingungen

Abb. 6: Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsgebiet 18.000 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Niebüll, Stadt Risum-Lindholm Dagebüll Galmsbüll

Quelle: Statistikamt Nord 4.2.2 Natürliche Bevölkerungsentwicklung Die demografische Entwicklung setzt sich aus der natürlichen Bevölkerungsentwick- lung, welche die Geburten und die Sterbefälle umfasst, sowie aus den Wanderungs- bewegungen zusammen.

Deutschlandweiter Trend Für die Bundesrepublik Deutschland ist – von wenigen wachstumsstarken Ballungs- räumen abgesehen, die aufgrund ihrer Attraktivität und wirtschaftlichen Prosperität eine hohe Anziehungskraft auf jüngere Bevölkerungsschichten ausüben – eine ne- gative natürliche Bevölkerungsentwicklung charakteristisch. Die Fertilitätsrate ist in den 1960er von ca. 2,50 Kindern auf ca. 1,40 Kinder pro Frau in den 1970er Jahren gesunken. Die Fertilitätsrate lag in den letzten vier Jahrzehnten auf einem niedrigen Niveau. In den letzten Jahren ist allerdings ein Anstieg zu beobachten (ca. 1,57 Kin- der pro Frau im Jahr 2018).

Konstant negative natürliche Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsgebiet Die natürliche Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsgebiet ist konstant nega- tiv und ähnelt damit dem allgemeinen deutschen Trend. Abb. 7 zeigt, dass die Ster- befälle die Geburtenzahlen im Zeitraum von 2008 bis 2018 immer übersteigen. Es wurden pro Jahr durchschnittlich 115 Geburten und 175 Sterbefälle verzeichnet. In der Bilanz hat das Untersuchungsgebiet aufgrund der natürlichen Bevölkerungsent- wicklung durchschnittlich 59 Personen pro Jahr verloren.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 20

Rahmenbedingungen

Abb. 7: Natürliche Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsgebiet 200 150 100 50 0 -50 -100 -150 -200 -250 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Geburten Sterbefälle Saldo

Quelle: Statistikamt Nord

4.2.3 Wanderungen

Die natürliche Bevölkerungsentwicklung als demografischer Faktor ist auch in der langfristigen Perspektive vergleichsweise stabil und weist eine relativ geringe Amplitude auf. Wanderungsbewegungen werden stark durch endogene und exo- gene Effekte beeinflusst, weshalb vielfach eine hohe Variabilität charakteristisch ist. Beispiele dafür sind der Flüchtlingszuzug, die arbeitsmarktbezogene Zuwanderung aus dem Ausland sowie die starke Ausweitung des Wohnungsangebotes auf Märk- ten mit einer hohen Nachfrage.

Untersuchungsgebiet verzeichnet Wanderungsgewinne Im Unterschied zur natürlichen Bevölkerungsentwicklung weist das Untersuchungs- gebiet im Zeitraum von 2010 bis 2018 einen positiven Wanderungssaldo auf. Abb. 8 zeigt, dass die Zuzüge die Fortzüge in jedem Jahr übersteigen. Sowohl Zuzüge als auch Fortzüge stiegen dabei kontinuierlich an, wobei das Jahr 2015, bedingt durch den Zuzug von Flüchtlingen, den größten Anstieg aufzeigt Aufgrund des positiven Wanderungssaldo von 153 Personen pro Jahr kann die negative natürliche Bevöl- kerungsentwicklung mehr als kompensiert werden. Das Bevölkerungswachstum im Untersuchungsgebiet ist damit ausschließlich auf Wanderungsgewinne zurückzu- führen. Ohne Wanderungsgewinne würde es aufgrund des negativen natürlichen Saldos im Untersuchungsbiet zu einem Bevölkerungsrückgang kommen.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 21

Rahmenbedingungen

Abb. 8: Zu- und Fortzüge im Untersuchungsgebiet 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 -500 -1.000 -1.500 -2.000 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Zuzüge Fortzüge Wanderungssaldo

Quelle: Statistikamt Nord

Niebüll verzeichnet deutliche Wanderungszugewinne Der Vergleich der Wanderungssalden zwischen den Gemeinden zeigt, dass sich der Wanderungsgewinn hauptsächlich in Niebüll niederschlägt. Durchschnittlich ge- winnt das Untersuchungsgebiet zwischen 2008 und 2018 117 Personen pro Jahr. Aufgrund des Flüchtlingszuzugs ist der positive Wanderungssaldo im Jahr 2015 (mit 249 Personen) besonders hoch.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 22

Rahmenbedingungen

Zugewinne bei Familien und Älteren; Fortzug junger Erwachsener Eine Differenzierung der Wanderungsbilanz nach Altersgruppen zeigt, dass insbe- sondere Familien ins Untersuchungsgebiet zuziehen. Zwischen 2010 und 2017 ver- zeichnete das Untersuchungsgebiet in jedem Jahr einen Wanderungsgewinn bei den unter 18-Jährigen (siehe Abb.9). Insgesamt zogen in diesem Zeitraum 340 Kin- der hinzu. Dagegen ist für die Gruppe der jungen Erwachsenen (im Alter zwischen 18 und 29 Jahren) ein negativer Wanderungssaldo zu erkennen. Hier wurde seit 2010 ein Wanderungsdefizit von insgesamt 195 Personen registriert. Dies hängt mit der Lebenssituation dieser Altersgruppe zusammen, die aufgrund von Studium, Ausbildung oder Arbeit oft fortziehen. Die Gruppe der 30 bis 64-Jährigen wuchs zwischen 2010 und 2017 am stärksten: Insgesamt zogen 659 Personen dieser Al- terskategorie ins Untersuchungsgebiet. Zudem ist das Untersuchungsgebiet auch für Ältere und Senioren*innen attraktiv. Der Wanderungsgewinn bei der Gruppe der über 64-Jährigen betrug zwischen 2010 und 2017 insgesamt 266 Personen.

Abb.9: Wanderungssaldo des Untersuchungsgebietes nach Altersgruppen

300

250

200

150

100

50

0

-50

-100 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

unter 18 Jahre 18 bis unter 30 Jahre 30 bis unter 65 Jahre 65 Jahre und mehr Saldo

Quelle: destatis

4.2.4 Altersstruktur

Verschiebung der Altersstruktur im Untersuchungsgebiet Die Wanderungsprozesse sowie die natürliche Bevölkerungsentwicklung führen zu einer Veränderung der Altersstruktur im Untersuchungsgebiet. Ein Vergleich der Strukturen zwischen den Jahren 2000 und 2018 verdeutlicht, dass insbesondere der Anteil der Älteren zugenommen und der Anteil der Kinder abgenommen hat (siehe Abb. 10). Insgesamt sank die Zahl der Kinder in diesem Zeitraum um 374, sodass der Anteil der unter 18-Jährigen von 20,2 % im Jahr 2008 auf 16,8 % im Jahr 2016

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 23

Rahmenbedingungen

(- 3,4 %-Punkte) fiel. Während im gleichen Zeitraum der Anteil der jungen Erwach- senen (18-29-Jährige) leicht stieg (+224 Personen; +0,8 %-Punkte), sank der Anteil der 30 bis 49-Jährigen von 28,1 % auf 24,2 % (-384 Personen; -3,9 %-Punkte).

Die größten absoluten sowie relativen Zuwächse betreffen die Gruppe der 50 bis 64- Jährige: Der Anteil dieser Personengruppe an der Gesamtbevölkerung stieg von 17,5 % auf 22,9 % (+942 Personen). Auch der Anteil der Senioren*innen wuchs von 20,8 % im Jahr 2008 auf 21,9 % im Jahr 2016 (+326 Personen). Der Prozess der de- mografischen Verschiebung ist somit bereits heute festzustellen. Knapp 45 % aller Bewohner*innen im Untersuchungsgebiet sind im Jahr 2016 mindestens 50 Jahre alt. Die Bedarfe der Älteren und Senioren*innen an die Infrastruktur und die Versor- gungsangebote sind bereits heute hoch und werden in den kommenden Jahren wei- ter steigen. Eine weitere demografische Verschiebung wird insbesondere durch den Renteneintritt der Geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er erfolgen.

Abb. 10: Veränderung der Altersstruktur im Untersuchungsgebiet

100% 90% 18% 21% 21% 23% 80% 19% 70% 17% 20% 24% 60% 50% 29% 29% 27% 40% 23% 30% 6% 5% 5% 8% 8% 6% 20% 8% 8% 10% 21% 21% 19% 16% 0% 2000 2006 2012 2018 0-17 Jahre 18-24 Jahre 25-29 Jahre 30-49 Jahre 50-64 Jahre 65 Jahre und älter

Quelle: ALP, Statistik Nord

4.2.5 Bevölkerungsprognose

Ergebnisse der aktuellen Prognose Grundlage für Bedarfsabschätzung Eine wesentliche Grundlage für die Auseinandersetzung mit und der Abschätzung von künftigen Bedarfen bildet die künftige Bevölkerungsentwicklung. Im Rahmen der Erarbeitung des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge wurden die vorliegende kleinräumige Bevölkerungsprognose für den Kreis Nordfriesland, die Aussagen für einen Prognosezeitraum bis 2030 für alle kreisangehörigen Städte und Gemeinden treffen, aufbereitet und für die Abschätzungen im Rahmen des Projektes nutzbar gemacht.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 24

Rahmenbedingungen

Stabile Bevölkerungsentwicklung bis 2030 Bei Betrachtung der Prognoseergebnisse zeigt sich für die Stadt Niebüll für den Zeitraum 2017 bis 2030 eine stabile Bevölkerungsentwicklung (-0,2% bzw. -21 Per- sonen). Im Umland zeigt sich ein ähnliches Bild. Wobei der Bevölkerungsrückgang mit -1,8 % leicht höher ist. Diese prognostizierte Entwicklung in Niebüll und den Umlandgemeinden setzt auch zukünftig deutliche Wanderungsgewinne voraus. So wird die natürliche Bevölkerungsentwicklung weiterhin negativ bleiben.

Deutliche altersstrukturelle Verschiebungen Wichtiger als die Entwicklung der absoluten Bevölkerungszahl ist für Fragen der bedarfsgerechten Sicherung der Daseinsvorsorge jedoch die zu erwartende Ver- schiebung der altersstrukturellen Zusammensetzung der Bevölkerung.

Rückläufig wird im Prognosezeitraum die Anzahl der Kinder unter 6 Jahren (- 5 %), die Anzahl der Kinder und Jugendlichen im Alter von 6 bis unter 18 Jahren (- 4 %) sowie der Anzahl der „Jungerwachsenen“ (Altersklasse 18 bis unter 25 Jahre) (- 16 %) sein. Ebenso ist die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (Alters- klassen 25 bis unter 45 Jahre bzw. 45 bis unter 55 Jahre) rückläufig (- 6 % bzw. - 1 7 %). Wachsen wird hingegen die Bevölkerungszahl in der Altersklasse 55 bis un- ter 65 Jahre (+ 14 %) sowie die Anzahl der Personen im Alter von 65 Jahren oder älter.

In der Tendenz sind in den Umlandgemeinden ähnliche altersstrukturelle Verschie- bungen zu erwarten. Im Unterschied zu Niebüll fällt die Rückgang der Kinder- und Jugendlichen sowie der 26 bis 40-Jährigen weniger stark aus. Dagegen ist ein ver- gleichsweise hoher Anstieg der Hochbetagten (über 80-Jährige) festzustellen.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 25

Rahmenbedingungen

Bevölkerungsprognose Niebüll Abb. 11 Altersgruppendifferenzierte Bevölkerungsprognose - Niebüll Entwicklung 2017 bis 2030 12.000 Insgesamt 2017 bis 2030 = - 0,2 % absolut in %

über 80 135 23% 10.000 587 655 725 722 66 bis 80 468 31% 1.489 1.526 1.715 1.957 8.000 56 bis 65 191 14% 1.368 1.482 1.618 1.559 6.000 41 bis 55 -387 -17% 2.268 2.195 1.958 1.881 26 bis 40 -102 -6% 4.000 1.642 1.637 19 bis 25 -146 -17% 1.616 1.540

844 2.000 827 772 698 11 bis 18 -141 -16% 888 844 757 746 438 421 435 422 7 bis 10 -16 -4% 0 474 483 473 452 2017 2020 2025 2030 bis 6 -22 -5% Quelle: Eigene Darstellung, Daten: GGR Kleinräumige Bevölkerungsprognose Nordfriesland

Zukunftskonzept DaseinsvorsorgeQuelle: ALP; für die Daten Gemeinde GGR Niebüll Kleinräumihe und Umland | 1. Lenkungsgruppensitzung Bevölkerungsprognose | 29. April 2019 Nordfriesland5

Bevölkerungsprognose Umlandgemeinden Abb. 12 Altersgruppendifferenzierte Bevölkerungsprognose - Umland 6.000 Insgesamt 2017 bis 2030 = - 1,8 % Entwicklung 2017 bis 2030 absolut in %

249 336 376 5.000 381 über 80 132 53%

857 830 882 1.026 66 bis 80 169 20% 4.000 769 868 947 56 bis 65 52 7% 820

3.000 41 bis 55 -259 -21% 1.227 1.113 981 968 26 bis 40 -46 -5% 2.000 869 884 873 823 19 bis 25 -130 -29%

447 402 341 318 1.000 11 bis 18 -27 -6% 427 394 388 401 217 231 242 236 7 bis 10 19 9% 265 278 273 259 0 2017 2020 2025 2030 bis 6 -6 -2% Quelle: Eigene Darstellung, Daten: GGR - Kleinräumige Bevölkerungsprognose Nordfriesland Zukunftskonzept DaseinsvorsorgeQuelle: ALP; für die Daten Gemeinde GGR Niebüll Kleinräumihe und Umland | Workshop Bevölkerungsprognose | Datum Nordfriesland6

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Analyse von Querschnittsthemen

5 Analyse von Querschnittsthemen

5.1 Verkehr & Mobilität

5.1.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge

Mobilität im ländlichen Raum als eine zentrale Zukunftsaufgabe Das Thema Mobilität und Verkehr ist kein eigenständiger Daseinsvorsorgebereich, sondern Mittel zum Zweck, um die Erreichbarkeit von Daseinsvorsorgeeinrichtun- gen zu gewährleisten. Damit geht die Anforderung einer schnellen und direkten Erreichbarkeit bzw. Anbindung der Versorgungseinrichtungen – die sich überwie- gend im Zentralort Niebüll befinden – einher. Je größer die zeitliche Differenz zum PKW, desto geringer bzw. unwahrscheinlicher wird die Nutzung des ÖPNV-Ange- bots. Die Schwierigkeit besteht darin, möglichst viele Fahrtinteressen zu bündeln, um die Finanzierung von Angeboten zu gewährleisten. Diese Anforderungen sind im ländlich geprägten Untersuchungsgebiet mit dem klassischen (auf Linien ge- stützten) ÖPNV kaum zu realisieren. Flexible, bedarfsorientierte Bedienformen und Angebote sind daher zu bevorzugen.

Eigenständigkeit und Teilhabe Im Zuge des demografischen Wandels wird die Anzahl von Älteren und Hochbe- tagten deutlich zunehmen. Diese Personen werden – zumindest in der Tendenz – keinen PKW mehr fahren wollen oder können. Gerade in ländlich geprägten Gebie- ten, in denen die nächstgelegenen Infrastruktureinrichtungen vielfach nicht fußläu- fig erreicht werden können, kümmern sich oftmals Verwandte, Freunde oder Nachbarn*innen um die Versorgung der mobilitätseingeschränkten Personen. Im Untersuchungsgebiet kommen im Jahr 2018 noch knapp drei Personen im er- werbsfähigen Alter auf eine Person im Rentenalter, im Jahr 2030 werden es im Schnitt noch knapp zwei Personen sein. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass zu- künftig weniger Menschen die Versorgung Älterer übernehmen können. Ziel der zukünftigen Verkehrsplanungen sollte demnach die Bereitstellung einer Grundver- sorgung mit öffentlichen Mobilitätsangeboten sein, um die Infrastruktureinrichtun- gen – insbesondere im Zentralort – erreichen zu können.

Geringe Bedeutung des ÖPNV Die Erreichbarkeit – insbesondere der Daseinsvorsorgeeinrichtungen – ist ein zent- raler Baustein gesellschaftlicher Teilhabe. Ein Ziel der Daseinsvorsorge ist es daher, die Erreichbarkeit dieser Einrichtungen durch ausreichend Angebote im öffentlichen Personennahverkehr sicherzustellen. Der Ausdünnung des ÖPNV-Angebots aufgrund rückläufiger Auslastung (Individu- alisierung von Mobilität, Finanzierungsengpässe) steht gleichzeitig ein steigender Mobilitätsbedarf (Wegfall von Versorgungsstrukturen in der Fläche, Zunahme von Älteren ohne PKW) gegenüber.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 27

Analyse von Querschnittsthemen

Auch in Niebüll und den Umlandgemeinden liegt der Fokus der Fortbewegung auf dem motorisierten Individualverkehr (MIV). Im Kreis Nordfriesland stieg die Zahl der zugelassenen PKW von 88.358 Fahrzeugen im Jahr 2010 auf 93.787 im Jahr 20153. In Nordfriesland kamen im Jahr 2014 etwa 578 PKW auf 1.000 Menschen. Dies liegt über dem Landesdurchschnitt von 545 PKW auf 1.000 Menschen. Die hohe Bedeutung des MIV zeigt sich auch in der Haushaltsbefragung (wenn auch das Fahrrad vielfach eine Alternative darstellt). Die Mehrheit der Befragten gibt an, zur Erreichung von verschiedenen Infrastrukturen überwiegend den PKW oder das Motorrad zu benutzen.

Tab. 5: Nutzung der Verkehrsmittel – Niebüller Haushalte

Auto, Infrastruktur Fahrrad zu Fuß ÖPNV Sonstiges Motorrad

Einkauf für den täglichen Bedarf 51% 47% 31% 1% 1%

Wocheneinkauf 76% 21% 11% 1% 1%

Hausarzt 44% 43% 24% 1% 1%

Facharzt 67% 20% 12% 12% 2%

Apotheke 38% 47% 28% 0% 1%

Sport 48% 51% 17% 1% 1%

Jugendtreff 28% 46% 14% 4% 11%

Ausgehen (Restaurant/Disko) 74% 15% 21% 8% 5%

Arbeit 49% 42% 13% 20% 1%

Schule 29% 57% 17% 7% 4%

Kita 52% 41% 16% 2% 7% Kultur 71% 13% 19% 13% 6% (Museen/Theater/Konzerte) Quelle: Haushaltsbefragung

3 Vgl. Regionaler Nahverkehrsplan des Planungsraums I für den Zeitraum 2017-2021: Regionalteil für den Kreis Nordfriesland, Seite 22.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 28

Analyse von Querschnittsthemen

Tab. 6: Nutzung der Verkehrsmittel - Umlandhaushalte

Auto, Fahrrad zu Fuß ÖPNV Sonstiges Motorrad

Einkauf für den täglichen Bedarf 78% 31% 6% 0% 0%

Wocheneinkauf 96% 7% 0% 0% 1%

Hausarzt 84% 17% 6% 1% 0%

Facharzt 96% 5% 0% 3% 0%

Apotheke 90% 14% 0% 0% 1%

Sport 61% 45% 10% 1% 0%

Jugendtreff 54% 40% 10% 3% 2%

Ausgehen (Restaurant/Disko) 93% 8% 3% 2% 2%

Arbeit 84% 20% 5% 9% 1%

Schule 42% 21% 3% 46% 0%

Kita 64% 32% 12% 1% 0% Kultur 95% 8% 1% 6% 2% (Museen/Theater/Konzerte) Quelle: Haushaltsbefragung

Infrastrukturbereiche in Niebüll auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen Die Haushaltsbefragung zeigt nicht nur die geringe Bedeutung des ÖPNV, sondern auch, dass die Bewohner*innen der Gemeinden unterschiedlich stark verschiedene Mobilitätsmöglichkeiten zur Erreichung bestimmter Aktivitäten nutzen. Die Befrag- ten aus Niebüll nutzen im Vergleich zum gesamten Untersuchungsgebiet z.B. häu- figer das Fahrrad bzw. gehen zu Fuß, um bestimmte Aktivitäten zu erreichen. Dies ist insbesondere bei Angeboten der Fall, die vor Ort in Niebüll zur Verfügung stehen und somit auch mit anderen Verkehrsmitteln erreicht werden können (z.B. Einkauf für den täglichen Bedarf, Hausarzt, Apotheke, Schule). 5.1.2 Bestehende Angebote

Anbindung mit dem MIV zwischen den Gemeinden ist gewährleistet Die Umlandgemeinden sind über den MIV an die Stadt Niebüll angebunden. Aus Risum-Lindholm kann die Innenstadt Niebülls in 10 Minuten erreicht werden. Auch aus Galmsbülls dauert die Fahrt nach Niebüll keine 15 Minuten. Eine ähnliche Dis- tanz ist von Dagebüll nach Niebüll zurückzulegen. Die dänische Stadt Tondern ist aus Niebüll in rund 25 Minuten mit dem PKW zu erreichen. Die überregionale Anbindung erfolgt lediglich über Bundesstraßen. Zu den nächs- ten Autobahnanschlüssen in Flensburg und Heide sind Fahrtwege von 50 bis 100 km zurückzulegen. Zentrale Verkehrsader für das Untersuchungsgebiet ist die Bun- desstraße B5, die vom Ende der Autobahn A23 in Heide über Husum zum dänischen Tønder und weiter bis nach Esbjerg verläuft.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 29

Analyse von Querschnittsthemen

(Theoretisch) Gute Zuganbindung Der Eisenbahnverkehr wird geprägt von der sogenannten „Marschbahn“, die das Untersuchungsgebiet direkt mit Hamburg und der Insel Sylt verbindet. Die direkte Erreichbarkeit der Metropolregion bedeutet einen erheblichen Standortfaktor. Ge- nerell nachteilig ist zu werten, dass es nur wenige direkte Verbindungen zu weiteren deutschen Wirtschaftszentren wie Frankfurt oder Berlin gibt. Zusätzlich zur klassischen Personenbeförderung gibt es mit dem Sylt-Shuttle auch die Möglichkeit sich mit dem eigenen PKW, LKW, Reisebus oder Wohnwagen nach Sylt verladen zu lassen. Mit dem Zugverkehr geht allerdings auch die häufige Schlie- ßung der Bahnschranke an der Gather Landstraße einher, so dass der Verkehrsfluss in Niebüll behindert wird. Diese Situation wurde sowohl von den Teilnehmenden der Bürgerwerkstatt als auch in der Haushaltsbefragung und Online-Umfrage be- mängelt. Neben der Marschbahnstrecke ist die Strecke Niebüll – Dagebüll von Bedeutung, da diese den Fährhafen Dagebüll mit Niebüll / der Marschbahn verbindet. Die von der NEG übernommene eingleisige und nichtelektrifizierte Strecke befindet sich baulich zum Teil in einem kritischen Zustand, was die Gestaltungspotenziale bei der Betriebsführung deutlich einschränkt.

Buslinien des ÖPNV stellen keine adäquate Alternative zum MIV dar Im Untersuchungsgebiet ist für den Öffentlichen Personennahverkehr auf der Straße einerseits die „Norddeutsche Verkehrsbetriebe GmbH“ sowie die Firma „Au- tokraft GmbH, Betriebe Husum & Niebüll“ verantwortlich. Laut dem Fahrplanheft der Autokraft GmbH gibt es im Sommer 2019 insgesamt sieben Buslinien die Nie- büll mit den umliegenden Gemeinden verbinden. Diese Buslinien sind hauptsäch- lich auf die Schülerbeförderung ausgerichtet, sodass größere Lücken in der Taktung außerhalb der Stoßzeiten des Unterrichts bestehen. Von den verschiedenen Busli- nien im Untersuchungsgebiet sind die Buslinie 1001 (Niebüll Richtung Emmelsbüll), die Buslinie 1009 (Niebüll Richtung Süderlügum) und die Buslinie 1020 (Niebüll Richtung Husum) am besten getaktet. Alle anderen Buslinien bieten nur wenige Fahrten am Tag an und orientieren sich an den Unterrichtszeiten der Schulen. Mit dem Schnellbus 1013 besteht stündlich zwischen 4:00 Uhr und 21:00 Uhr die Mög- lichkeit nach Flensburg zu reisen (Fahrtdauer etwa eine Stunde).

Alternative Beförderungskonzepte Alternative Beförderungskonzepte sind in Planung. Mit dem Rufbus ist am 01.08.2019 ein neues Angebot gestartet. Der Landkreis Nordfriesland wurde dabei in 18 Rufbusgebiete eingeteilt. Ein Rufbus verkehrt zwischen festen Haltestellen in- nerhalb des Gebiets, jedoch nur, wenn er dorthin bestellt wird. Der Rufbus hat eine zweistündliche-Taktung und bietet Platz für acht Personen. Im Rufbusgebiet Nord (Niebüll und Umgebung) verkehrt der Rufbus werktags zwischen 7-19 Uhr und am Wochenende zwischen 8-19 Uhr. Bei der Bestellung des Rufbusses kann zudem an- gegeben werden, ob ein Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen befördert werden

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Analyse von Querschnittsthemen

soll. Somit ist der Rufbus auch auf den Transport von Senioren*innen und Familien angepasst. Jedem Rufbusgebiet wurde eine Tarifzone zugewiesen. Eine Fahrt kostet für einen Erwachsenen 2,35 Euro. Es bestehen zudem Vergünstigungen (z. B. Wert- marken für Schwerbehinderte sowie eine günstigere Vier-Fahrten-Karte). Der Erfolg des Rufbusses hängt davon ab, ob das Angebot von der Bevölkerung in den Alltag integriert werden kann und ob es auch die Anbindungslücken in den entlegeneren Ortschaften schließen kann.

Das Nordfriesland-Nacht-Taxi ist ein weiteres Mobilitätsangebot, was sich speziell an Jugendliche richtet und eine präventive Maßnahme gegen alkoholisierte Nacht- fahren darstellt. Diese zielgruppenorientierte Vergünstigung der Fahrkosten ist je- doch nur zwischen 22 Uhr und 6 Uhr möglich.

Zufriedenheit mit aktuellem Angebot eher gering Die Haushaltsbefragung im Untersuchungsgebiet hat neben der Nutzung der un- terschiedlichen Verkehrsmittel auch Aufschluss über die Zufriedenheit mit dem be- stehenden Verkehrsangebot geliefert. Die Zufriedenheit mit dem vorhandenen ÖPNV-Angebot ist in den Gemeinden eher gering. 62 % der Niebüller Haushalte sind mit dem Infrastrukturangebot zufrieden. Dies ist vor dem Hintergrund der vor- handenen Eisenbahnanbindung ein niedriger Wert und wohl zurückzuführen auf die häufigen Störungen/Verspätungen auf der Strecke Niebüll/ Sylt. Nochmals deutlich unzufriedener sind die Haushalte in den Umlandgemeinden. Mehr als zwei Drittel der Befragten gab an, mit dem ÖPNV-Angebot unzufrieden zu sein.

Radverkehr birgt Potenziale für die Mobilität der Zukunft Aufgrund fehlender ÖPNV-Angebote ist das Fahrrad sowohl inner- als auch über- gemeindlich eine wichtige Alternative zum PKW. Bereits heute werden viele Fahrten mit dem Fahrrad zurückgelegt. Dies gilt insbesondere für die Niebüller Haushalte. Zur Erreichung der folgenden Infrastrukturbereiche wird das Fahrrad häufiger oder in etwa gleich oft genutzt wie das Auto: Einkauf täglicher Bedarf, Hausarzt, Apo- theke, Sport, Jugendtreff, Schule, Arbeit und Kita. In den Umlandgemeinden hat das Auto eine größere Bedeutung. Das Fahrrad zur Erreichung der Infrastrukturen wird dagegen tendenziell weniger genutzt. 5.1.3 Handlungsbedarfe

Motorisierter Individualverkehr (MIV) Die Anforderungen an die Mobilität der Zukunft verändern sich zunehmend. Die Stadt Niebüll muss die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, um mo- derne Fortbewegung im motorisierten Individualverkehr (MIV) zu ermöglichen. Dazu gehört, die Region mittel- bis langfristig für moderne Antriebssysteme aus- zurüsten. Hierfür bedarf es einen Aufbau einer E-Ladeinfrastruktur im Untersu- chungsgebiet.

Bahnübergang

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Analyse von Querschnittsthemen

Der starkfrequentierte Bahnübergang an der Gather Landstraße wird sowohl von den Teilnehmenden der Haushaltsbefragung wie auch den Teilnehmenden der Bür- gerwerkstatt bemängelt. Die derzeitige Situation an der Bahnschranke wird häufig kritisiert, da verschiedene Bereiche des Alltags betroffen sind (Arbeitsweg, Schul- weg, Einkauf). Im Rahmen der Bürgerwerkstatt, der Online- und Haushaltsbefra- gung wurde eine neue Bahnquerung (als Tunnel oder Brücke) als eine Projektidee eingebracht. Weiterhin wurde der Wunsch nach einer besseren Anbindung an den Schienenverkehr geäußert.

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) Der liniengebundene ÖPNV-Verkehr wird die bestehenden Mobilitätsbedarfe in der Fläche aufgrund begrenzter Ressourcen (Kosten, Personalaufwand etc.) auch zu- künftig nicht adäquat befriedigen können. Es besteht ein Bedarf hinsichtlich alter- nativer Bedienformen als Ergänzung zum bestehenden ÖPNV-Angebot. Im Rahmen der Haushaltsbefragung und der Bürgerwerkstatt wurden verschiedene Ideen und Projektvorschläge für eine Verbesserung des ÖPNV genannt. Insgesamt lassen sich folgende Maßnahmen und Projektideen zusammenfassen: ○ Mehr Busverbindungen / bessere Taktung Richtung Niebüll ○ Erweiterung von ÖPNV-Routen (z.B. Anschluss des Gewerbegebietes im Os- ten Niebülls) ○ Optimierung der Haltestellenstandorte, insbesondere im Umland Im Rahmen der Bürgerwerkstatt, der Online-Befragung sowie der Haushaltsbefra- gung wurden darüber hinaus folgende alternative Beförderungssysteme vorge- schlagen: ○ Carsharing & und E-Bikes aufbauen ○ Mitfahrerbank ○ Bürgerbus ○ Sammeltaxi

○ Ruftaxi (seit August 2019 in Betrieb)

Verbesserung des Radwegenetzes Im Rahmen der Bürgerwerkstatt wurde das Thema der Radwege intensiv diskutiert. Folgende Ziele wurden dabei identifiziert: ○ Zustand der Fahrradwege verbessern: Sowohl inner- als auch außerorts sind die Fahrradwege vielfach in einem schlechten Zustand. Das Ausweichen der Fahrradfahrer auf die Straßen führt zu einem erhöhten Gefahrenpotenzial. Eine Verbesserung der Fahrradwege würde die Verkehrssicherheit erhöhen und gleichzeitig eine weitere Mobili- tätsalternative im Untersuchungsgebiet eröffnen.

○ Aufbau und Umsetzung eines Interkommunales Radwege-Konzeptes:

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Analyse von Querschnittsthemen

Eine Ausweitung des Fahrradwegenetzes soll die Umlandgemeinden unter- einander aber auch diese mit dem Zentralort verbinden. Insbesondere sollte das neue Radwegenetz auch zur Gastronomie führen. Mit einer guten Über- sichtskarte flankiert könnte dies auch den Tourismus fördern. Zudem sollen Ladestationen für E-Bikes an zentralen Stellen aufgebaut werden. Das Kon- zept wurde in der Bürgerwerkstatt mit einer hohen Priorität versehen. Zu- dem wurde dafür plädiert dieses Konzept möglichst auf Amtsebene zu ge- stalten.

5.2 Vereine und ehrenamtliche Strukturen

5.2.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge

Ehrenamtliches Engagement nimmt tendenziell ab Die ehrenamtlichen Tätigkeiten in den Vereinen und Verbänden stellen eine zent- rale Säule der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum dar. Das gesellschaftliche Leben wird vor dem Hintergrund der angespannten kommunalen Haushalte vielfach vom Ehrenamt getragen. Ohne dieses ehrenamtliche Engagement könnten viele Ange- bote nicht aufrechterhalten werden und zentrale Bereiche - wie beispielsweise der Katastrophen- und Brandschutz, das Sport- und Freizeitangebot, die Jugend- und Seniorenarbeit – könnten ohne die freiwillige und unentgeltliche Arbeit nicht auf- rechterhalten werden. Allerdings wird die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Enga- gement durch unterschiedliche äußere Einflüsse geschwächt. Dazu gehören bei- spielsweise: ○ Demographischer Wandel: In viele Vereinen ist es aufgrund des Anstiegs älterer Personen zunehmend schwierig, Nachwuchs für ehrenamtliche Tä- tigkeiten zu finden. ○ Änderungen der Arbeitswelt: Die zunehmenden Erfordernisse von Flexibili- tät und Mobilität in der Berufswelt macht es ehrenamtlich Tätigen zuneh- mend schwerer, sich zuverlässig und langfristig zu festen Zeiten für ein Eh- renamt zu engagieren. ○ Veränderte Lebensstile: Die Erwerbstätigkeit von Mann und Frau sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellen Hemmnisse dar, sich in der Frei- zeit ehrenamtlich zu engagieren. ○ Abnehmende Anerkennung: Neben den steigenden Anforderungen an das Ehrenamt nimmt tendenziell die Wertschätzung für entsprechende Tätigkei- ten ab. Aus den Ergebnissen der Expertengespräche mit den Vereinen im Rahmen der Er- stellung des Daseinsvorsorgekonzeptes, lassen sich folgende Herausforderungen für das Vereinsleben und die ehrenamtlichen Strukturen ableiten: ○ Rückläufige Mitgliederzahlen und Nachfolgeprobleme: Auch wenn die gro- ßen Sportvereine weiterhin viele Mitglieder aufweisen, verzeichnen viele

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Analyse von Querschnittsthemen

Vereine Im Untersuchungsgebiet rückläufige Mitglieder- bzw. Besucherzah- len. ○ Nachbesetzung von Posten: Die Nachbesetzung von ehrenamtlichen (Trai- ner*innen-) Posten gestaltet sich in den Vereinen vielfach schwierig. Es fehlt an Lösungsansätzen, die ein Ehrenamt mit den persönlichen Rahmenbedin- gungen vereinbar machen. So sucht der Verein SV Frisia 03 zum Zeitpunkt der Analyse noch Übungsleiter*innen für die Sparten Handball und Tisch- tennis. ○ Überbeanspruchung des Ehrenamtes: Ehrenamtliche Tätigkeiten werden vielfach von einzelnen Personen übernommen und sind nicht auf ‚breite Schultern‘ verteilt. Dadurch fühlen sich viele ehrenamtlich Tätige in ihrem Engagement überlastet. Zudem sind einige Ehrenamtliche – insbesondere im Bereich der Pflege – selbst im Seniorenalter und brauchen jetzt oder in Zukunft Unterstützung im Alltag. ○ Hinzu kommt, dass zentrale Treffpunkte mit adäquaten Räumlichkeiten für Vereine und Gruppen fehlen. So ist beispielsweise das Gebäude der AG Be- gegnungsstätte renovierungs- und sanierungsbedürftig und bietet zuneh- mend nicht genügend Platz für die Vereine. Auch fehlt es dem Landfrauen Verein sowie dem Sportverein in Galmsbüll an eigenen Räumlichkeiten. 5.2.2 Bestehende Angebote Im Untersuchungsgebiet gibt es eine Vielzahl an Vereinen, die unterschiedliche Be- reiche der Daseinsvorsorge abdecken.

Sportvereine als zentrale Ankerpunkte Die Sportvereine stellen einen festen Anker des Gemeindelebens und des Freizeit- angebotes im Untersuchungsgebiet dar. Insbesondere in Niebüll und Risum-Lind- holm ist das Sportangebot in den Vereinen vielfältig. Mit rund 2.100 Mitgliedern ist der größte Sportverein im Untersuchungsgebiet der TSV Rot-Weiß in Niebüll. Direkt dahinter, mit etwa 1.800 Mitgliedern, folgt der SV Frisia 03 Risum-Lindholm. In den Umlandgemeinden gibt es zudem den SV Dagebüll sowie die Galmsbüller Sportge- meinschaft 2016. Eine detaillierte Betrachtung der Sportvereine erfolgt in Abschnitt 6.4.

Akteure in der Wohlfahrtspflege Im Untersuchungsgebiet gibt es verschiedene Akteure und Vereine aus dem Bereich der Wohlfahrtpflege. Es gibt sowohl in Niebüll als auch in Risum-Lindholm jeweils einen Ortsverein der Arbeitnehmerwohlfahrt (AWO), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Landfrau- envereins und des Sozialverbandes Deutschland. Zudem gibt es auch jeweils Ange- bote der eigenen Kirchengemeinden. Ein wichtiger Akteur in der Wohlfahrtpflege ist die Arbeitsgemeinschaft Begegnungsstätte in Niebüll. Zudem gibt es verschie- dene Vereine in Niebüll, die sich um Menschen mit Behinderung kümmern, wie z.B.

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Analyse von Querschnittsthemen

der Verein Lebenshilfe oder der Verein KoMeT. Des Weiteren kann auch der Verein Niebüller helfen Niebüllern der Kategorie der Wohlfahrtspflege zugeordnet werden. Im Folgenden werden einige Vereine exemplarisch vorgestellt. Arbeitsgemeinschaft Begegnungsstätte e.V. Die Arbeitsgemeinschaft Begegnungsstätte wurde 1976 (damals noch als Altenta- gesstätte) in Niebüll von der Stadt, der Caritas, der evangelischen Kirche, der AWO und dem DRK gegründet. Heute bietet der Verein verschiedene Angebote und Pro- gramme für Senioren*innen an. Dazu zählen: Spielenachmittage, Ausflüge, Semi- nare oder Singkreise. Die AG Begegnungsstätte organisiert und führt das Angebot selbst durch. Insgesamt gibt es rund 40 ehrenamtliche Helfer*innen. Je nach Tag und Angebot nehmen ca. 50-60 Personen an einem Angebot teil. Die Begegnungs- stätte hat ihren Sitz im ehemaligen Mädchenheim der Friedrich-Paulsen-Schule an der Friedrich-Paulsen-Str. 6a. Die Räumlichkeiten werden aber auch vom Kneipver- ein oder dem Seniorenbeirat genutzt. Zudem gibt es verschiedene andere Ange- bote (wie Yoga, Bridge, Friesischer Singkreis, Qi Gong etc.) in den Räumlichkeiten. Das Gebäude der AG Begegnungsstätte ist sanierungsbedürftig. Zudem werden weitere Räumlichkeiten benötigt um einerseits mehr Angebote bereitstellen zu kön- nen und andererseits größere Veranstaltungen durchführen zu können.

Verein Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Südtondern e.V. Der Verein Lebenshilfe unterstützt Betroffene und Familien von Menschen mit geis- tiger Behinderung. Der Verein entstand aus einer Elterninitiative im Jahr 1965. Der Verein hält 50 % der Anteile an der Leni GmbH. Heute hat der Verein etwa 140 Mitglieder und besteht aus fünf ehrenamtlichen Vorständen sowie sechs ehrenamt- lichen Mitarbeitern*innen (die nur ihre Fahrkosten erstatten bekommen). Der be- treute Freizeitclub des Vereins bietet rund 60 Betroffenen ein vielfältiges Programm: Von Fußball und Handball über Ausflüge und Gesellschaftsspiele. Der Verein besitzt keine eigenen Räumlichkeiten und nutzt die Räume des Förderzentrums in der Carl- Ludwig-Jessen-Schule. Kirchengemeinde in Niebüll In der Wohlfahrtpflege spielen traditionell die Kirchengemeinden eine wichtige Rolle. Die ev.-luth. Kirchengemeinde Niebüll bietet neben der klassischen Kirchen- arbeit unter anderem auch Frauenhilfe und Jugendarbeit an. In der AG Begegnungs- stätte wird zudem eine Seniorenbetreuung angeboten. Zudem bietet die evangeli- sche Familienbildungsstätte in Niebüll Kurse zu den Themen Familie und Erziehung, Bildung und Gesundheit, Gesellschaft und Begegnung sowie Freizeit an. Des Wei- teren engagiert sich die Pastorin der Apostelkirche in drei evangelischen Kindergär- ten sowie den beiden Altenheimen in Niebüll. Insgesamt steht die Kirchengemeinde vor der Herausforderung neue ehrenamtliche Kräfte für die Angebote der Kirche zu gewinnen. Außerdem werde aufgrund des Personalmangels für die Zukunft eine noch stärkere Zusammenarbeit mit anderen Kirchengemeinden erwartet.

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Analyse von Querschnittsthemen

Landfrauenverein Niebüll und Umgebung e.V. Der Landfrauenverein in Niebüll wurde 1960 gegründet und spaltete sich 1986 in die Ortsvereine Niebüll und Risum-Lindholm. An den Landfrauenverein Niebüll sind auch die Gemeinden und Ortschaften Dagebüll, Fahretoft, Galmsbüll, Emmelsbüll- Horsbüll, Gotteskoog, Bosbüll und Klixbüll angeschlossen. Zum Verein gehört auch die Organisation „Junge Landfrauen Nordfriesland“. Der Landfrauenverein bietet unter anderem Weiterbildungsmöglichkeiten, Lehrgänge, Besichtigungsfahrten, berufliche Orientierungshilfe sowie Angebote für die Themen Freizeit, Geselligkeit, Ernährung, Gartenbau und Umweltschutz an. Der Verein besteht aus 200 Mitglie- dern und acht Vorstandsmitgliedern. Eine Herausforderung stellt die Gewinnung und Bindung neuer Mitglieder dar. Die Angebote des Vereins finden in der Gast- stätte oder dem Gemeindehaus statt. Es fehlt dem Verein an eigenen Räumlichkei- ten. Im Expertengespräch wurde der Bau einer neuen zentralen Begegnungsstätte oder eines Multifunktionshauses angedacht. Wünschenswert sei dabei auch, dass das Gebäude über einen großen Veranstaltungssaal verfügt, der auch für größere Veranstaltungen genutzt werden kann.

5.1.3 Handlungsbedarfe

Sicherung und Stärkung des Ehrenamtes Angebote der Daseinsvorsorge sind im ländlich geprägten Untersuchungsgebiet vielfach vom ehrenamtlichen Engagement der Bürger*innen abhängig. Oftmals werden ehrenamtliche Leistungen aber als Selbstverständlichkeit wahrgenommen, eine Anerkennung findet im Alltag viel zu selten statt. In der Bürgerwerkstatt wurde das Ziel formuliert, das Ehrenamt stärker zu würdigen. Als Beispielmaßnahme wurde eine Ehrenamtskarte auf regionaler Ebene genannt. Im Rahmen der Online-Bürger- beteiligung wurde eingebracht, dass das Thema Ehrenamt bereits in der Schule auf- gegriffen werden sollte. Zudem wurde genannt, dass sich die Vereine selbst mehr um aktive Anwerbung kümmern sollten. Hilfreich wäre eine Ehrenamtsmesse oder ein Tag des Sports, bei dem vermehrt Junge Leute fürs Ehrenamt begeistert werden sollten.

Treffpunkte und Orte der Begegnung schaffen In Niebüll fehlen zentral gelegene Räumlichkeiten, in denen ein Austausch stattfin- den und Gemeinschaft entstehen kann. Dies wurde in der Bürgerwerkstatt von den Teilnehmenden als ein zentraler Handlungsbedarf identifiziert. Insbesondere wurde in den Diskussionen der Bürgerwerkstatt darauf verwiesen, dass vorhandene Räum- lichkeiten entweder (wie im Fall der Begegnungsstätte) keine Kapazitäten mehr bie- ten oder (wie im Fall der Stadthalle) einfach zu groß sind. Neben fehlenden Treff- punkten weisen einige Vereine im Untersuchungsgebiet einen Bedarf nach neuen oder besseren Räumlichkeiten auf. Insbesondere sind die Räumlichkeiten der Be-

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Analyse von Querschnittsthemen

gegnungsstätte sowie einige Sportstätten (wie das Vereinsheim) sanierungsbedürf- tig. Darüber hinaus fehlt es den Vereinen zum Teil an eigenen Räumlichkeiten (wie dem Landfrauenverein Niebüll).

Bekanntheit von Vereinen erhöhen und Nachwuchsförderung betreiben Aufgrund sich verändernder Rahmenbedingungen (vgl. 5.2.1) fällt es einigen Verei- nen im Untersuchungsgebiet heute schon schwer Nachwuchskräfte zu gewinnen. Auch wenn die Sportvereine im Untersuchungsgebiet in dieser Hinsicht vergleichs- weise gut junge Mitglieder gewinnen können, fehlt es ihnen dennoch auch an jun- gen Trainer*innen. Insgesamt müssen neue Wege gefunden werden, wie junge Per- sonen für die Vereinsarbeit motoviert werden können. Die OGS-Kurse sind in dieser Hinsicht ein Schritt in die richtige Richtung, da sie für die Kinder und Jugendlichen einen ersten Berührungspunkt mit den Vereinen darstellen. Vereine mit einem Nachwuchsproblem sollten daher ein Engagement im Rahmen des offenen Ganz- tages in Erwägung ziehen. Hierfür bedarf es natürlich engagierte Ehrenamtliche, die zeitlich flexibel sind und zu Schulzeiten entsprechende Angebote anbieten können. Darüber hinaus könnten sich die Vereine auch über die Organisation bzw. das Mit- wirken bei Gemeindefesten stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung bringen.

5.3 Digitalisierung

5.3.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge

Größere Distanzen im ländlichen Raum erschweren Ausbau Die Informations- und Kommunikationstechnologie ist die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts und ein wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche „ländliche“ Entwicklung. So hat sich der Stellenwert dieser Infrastruktur im gewerblichen wie im privaten Bereich deutlich erhöht. Neue Kommunikationsformen, neue Informations- möglichkeiten und nicht zuletzt die Möglichkeit online einzukaufen, haben das per- sönliche Lebensumfeld von vielen Personen stark beeinflusst und zu einem starken Wandel der Arbeitsstrukturen geführt. Mit der Digitalisierung gehen für den ländlichen Raum viele Chancen einher. Ar- beitnehmer*innen müssen nicht mehr zwangsläufig in die Ballungszentren ziehen oder pendeln. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dezentral/zu Hause zu arbei- ten. Gleichzeitig bieten sich neue Möglichkeiten, digitale Angebote und Unterrichts- inhalte in den Schulen zu etablieren. Weitere Handlungsfelder können Themen wie E-Health4 sein. Insbesondere in ländlichen Gebieten können E-Health Angebote eine Ergänzung zu bestehenden Infrastrukturen darstellen. Bestenfalls gelingt es, eine leistungsstärkere und effizientere Versorgung und einen breiteren Zugang zu medizinischer Expertise zu ermöglichen. Anwendungsbereiche könnten beispiels- weise eine Online-Videosprechstunde oder die telekonsiliarische Befundbeurtei- lung von Röntgenaufnahmen sein.

4 Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen

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Analyse von Querschnittsthemen

Zukünftig gilt es, die Chancen des technologischen Fortschritts zur Verbesserung der Lebensqualität der Bürger*innen, der wirtschaftlichen Attraktivität und zur Stei- gerung der Effizienz der Verwaltung zu nutzen. Dies gilt grundsätzlich für alle Da- seinsvorsorgebereiche und insbesondere auch für die Verwaltung. Bürger*innen und Unternehmen nutzen vielfach die Vorteile schneller digitaler Kommunikation. Dies schafft eine Erwartungshaltung, der sich auch die öffentliche Verwaltung stellen muss. Die effektive und effiziente Abwicklung der Verfahrensab- läufe zählt – wie auch Online-Dienstleistungen und Informationsangebote – zu den potenziellen Handlungsfeldern. Gelingt es der Verwaltung nicht, entsprechende An- gebote aufzubauen, kann dies ggf. ein Standortnachteil gegenüber Städten und Gemeinden darstellen, die entsprechende Angebote bereitstellen. 5.3.2 Bestehende Angebote

Breitband-Zweckverband als zentraler Akteur Für das Untersuchungsgebiet ist nordischnet (GVG Glasfaser GmbH) der zentrale Anbieter. Ziel der nordischnet ist es, die rund 50 Gemeinden der Ämter Mittleres Nordfriesland und Südtondern sowie die Gemeinde Reußenköge flächendeckend an das Netz der Zukunft anzuschließen.

In Niebüll wird derzeit der Glasfaserausbau vorangetrieben. Rund 50 % der Haus- halte sind an das Glasfasernetz angeschlossen. In der Gemeinde Risum-Lindholm und Galmsbüll ist hingegen der Glasfaserausbau bereits abgeschlossen. In der Ge- meinde Dagebüll wurde der Ausbau in dem Ortsteil Hafen bereits beendet. In den restlichen Ortsteilen der Gemeinde soll der Ausbau bis Ende 2020 fertig gestellt werden. Dies gilt jedoch nicht für die jeweiligen Außenbereiche, die aus Gründen der Wirt- schaftlichkeit vielfach noch nicht an das Glasfasernetz angeschlossen sind. Dies soll sich jedoch kurzfristig ändern. So wurde der Breitband-Zweckverband Nordfries- land-Nord mit dem Ziel gegründet, die Außenbereiche an das Glasfasernetz anzu- schließen. Bis Ende 2020 soll der Ausbau weitestgehend abgeschlossen sein. 5.3.3 Handlungsbedarf

Flächendeckenden Glasfaserausbau als Chance der Region nutzen - Digitalisierung voranbringen Eine gute Breitbandversorgung ermöglicht dort, wo sonst keine Daseinsvorsorgein- frastrukturen vor Ort vorhanden sind bzw. ein persönlicher Kontakt aus Gesund- heitsgründen nicht stattfinden kann, einen wichtigen Zugang zu Informations- und Beratungsangeboten. Zukünftig sollten die Potenziale einer Leistungsfähigen Inter- netanbindung noch stärker genutzt werden. Unter anderem folgende Handlungs- felder bestehen:

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Analyse von Querschnittsthemen

Im Bereich … ○ … Mobilität kann die Etablierung und Organisation von Online-Portalen für Bring- und Mitfahrgelegenheiten (CarSharing) erleichtert werden. Auch der Einsatz von autonomen Fahrsystemen wird damit möglich. ○ … Gesundheit sind telemedizinische Anwendung wie das Nutzen von Ge- sundheitsApps, Video-Sprechstunden oder das Nutzen der digitalen Ge- sundheitsakte (auch für mobile Praxisassistenzen) möglich. ○ … Pflege sind digitale und intelligente Assistenzsysteme für zu Hause bei- spielsweise denkbar. ○ … Bildung könnten beispielsweise E-Learning-Angebote für Schulen und Volkshochschulen genutzt werden. ○ … Verwaltung (eGovernment) können durch Online-Anträge Behörden- gänge ersetzt werden. Auch eVoting ist in dem Zusammenhang eine mög- liche Nutzung. Bei jeglicher Digitalisierung sollten jedoch nicht diejenigen vergessen werden, die nicht an das Glasfasernetz angeschlossen werden können. Dies betrifft ggf. einzelne Gehöfte in Randlage. Informationen sollten daher neben digitalen Informations- quellen auch über analoge Wege weiterhin verbreitet werden.

5.4 Interkommunale Kooperationen und öffentliche Verwaltung

5.4.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge

Erfüllung von Zukunftsaufgaben bedarf interkommunaler Kooperationen Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels nimmt die Bedeutung von in- terkommunaler Zusammenarbeit stetig zu. Gerade in ländlichen Gebieten, in denen nicht alle Kommunen selbst Infrastruktureinrichtungen für ihre Bevölkerung vorhal- ten können, ist ein abgestimmtes planen und handeln von benachbarten Kommu- nen sinnvoll und notwendig. Trotz der bestehenden Planungshoheit der einzelnen Gemeinden, ist eine Intensivierung von interkommunalen Kooperationen anzustre- ben. Ziel ist es ein möglichst breit gefächertes Infrastrukturangebot bereitstellen zu können. Voraussetzung hierfür sind moderne Verwaltungsstrukturen und das Ver- ständnis in der Verwaltung, als „Ermöglicher“ für die Bedürfnisse, Wünsche und Ideen der Bürger*innen zu fungieren. Ziel des Programms „Kleinere Städte und Gemeinden“ ist die überörtliche Zusam- menarbeit, insbesondere bei der Bereitstellung und Anpassung von Infrastruktur- einrichtungen der Daseinsvorsorge. Durch Abstimmung und Kooperation über die eigenen Gemeindegrenzen hinweg, können Angebote der Daseinsvorsorge kosten- effizient und dem Bedarf entsprechend gewährleistet und langfristig sichergestellt werden. Ohne ein gemeinsames und abgestimmtes Handeln zwischen den Kommunen wird die Aufrechterhaltung von Angeboten und die Initiierung neuer Projekte in Zukunft

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 39

Analyse von Querschnittsthemen

zunehmend schwerer. Insbesondere aufgrund der langfristigen Einwohnerentwick- lung und den begrenzten Ressourcen ist zukünftig noch stärker auf die Schaffung von Synergieeffekten hinzuarbeiten. 5.4.2 Bestehende Angebote

Amt Südtondern als gemeindeübergreifende Verwaltungsinstanz Gemeindeübergreifende Verwaltungsarbeit leistet das Amt Südtondern. Das Amt ist 2008 aus den Gemeinden der ehemaligen Ämter Bökingharde, Karrharde, Süder- lügum und Wiedingharde sowie der Gemeinde Leck und der Stadt Niebüll entstan- den. Insgesamt umfasst das Amt 30 Gemeinden und ist damit einer der größten Ämter in Schleswig-Holstein. Im Rahmen des Modellvorhabens „Region schafft Zu- kunft – Demografischer Wandel für Nordfriesland“ wurde im Jahr 2011 vom Kreis Nordfriesland der sogenannte „Masterplan Daseinsvorsorge“ erstellt. An diesem ha- ben sich nicht nur die Bürger*innen des Kreises, sondern auch die Vertreter aller Ämter des Kreises beteiligt. Das Zukunftskonzept Daseinsvorsorge schlägt inhaltlich in eine ähnliche Richtung, fokussiert sich jedoch auf die Stadt Niebüll und die Um- landgemeinden. 5.4.3 Handlungsbedarfe

Zentrale Steuerung der interkommunalen Kooperation Damit die interkommunale Kooperation auch über den aktuellen Austausch im Rah- men des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge Bestand hat, ist eine zentrale Koope- rationsstruktur entscheidend. Es bedarf eines regelmäßigen Austauschs zwischen den Vertreter*innen der unterschiedlichen Gemeinden. Im Rahmen der Bürgerwerkstatt wurde die Idee eines „Stadtmanagements“ mit ei- ner hohen Priorität bewertet. Die Stelle des Stadtmanagers soll sich um die Gestal- tung und Akquisition von Gastronomie kümmern. Denkbar wäre auch, dass diese Stelle als eine interkommunale Schnittstelle dienen könnte, um den Austausch zwi- schen den Gemeindevertretern*innen auch in Zukunft sicherzustellen und zu orga- nisieren. Ziel ist es, mit einer zentralen Ansprechperson, die Belange unterschiedli- cher Akteure bzw. unterschiedlicher Kommunen stärker zu bündeln und gemein- same Umsetzungsstrategien zu entwickeln. Weiterhin wurden von den Teilnehmenden der Bürgerwerkstatt die Idee eines in- terkommunalen Radwege-Konzeptes diskutiert und mit einer hohen Priorität be- wertet. Das Radwege-Konzept soll den Ausbau und die Verbesserung des Rad- wegenetzes zwischen den Gemeinden zum Ziel haben. In der Diskussion wurde deutlich, dass Planung, Organisation und Umsetzung eines solchen Konzeptes nur zum Erfolg führen, wenn es als interkommunales Projekt von den Gemeinden (mög- lichst sogar auf Amts- oder Kreisebene) getragen wird.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 40

Analyse von Querschnittsthemen

Modernisierung oder Neubau Rathaus Das Rathaus in Niebüll erreicht die Kapazitätsgrenze. Für die Fraktionsarbeit sowie für die Durchführungen von Ausschüssen und Stadtratssitzungen fehlen Räumlich- keiten bzw. die vorhandenen Räumlichkeiten bieten nicht genügend Platz für die politischen Vertreter*innen und interessierte Bürger*innen. Zudem ist das Rathaus nur eingeschränkt barrierefrei erreichbar. So gibt es keinen direkten barrierefreien Zugang zu den Sitzungsräumen. Vor diesem Hintergrund ist eine Modernisierung oder ein Neubau an anderer Stelle zu prüfen.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 41

Analyse von Fachthemen

6 Analyse von Fachthemen

6.1 Kinderbetreuung

6.1.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge

Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen notwendig Die sich ändernden Rahmenbedingungen wie z. B. ○ Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr ○ Zunahme der Erwerbstätigkeit beider Elternteile (auch ganztägig) ○ Zunahme von Alleinerziehenden und Anforderungen an die Betreuungsleistung wie z. B. ○ steigende Nachfrage nach Betreuungsangeboten in Zeitrandbereichen ○ steigender Bedarf an flexiblen Betreuungsmodellen (aufgrund von Schicht- dienst der Elternteile etc.) haben in der jüngsten Vergangenheit Umstrukturierungen sowie Anpassungen von bestehenden Angeboten notwendig gemacht. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Betreuung eines Kleinkindes in einer Kita in der Gesellschaft nicht mehr als „außergewöhnlich“, sondern als „selbstverständlich“ wahrgenommen wird. Von 2010 bis 2018 erhöhte sich die Betreuungsquote in Schleswig-Holstein (der unter 3-Jähri- gen) von 18 % auf 34 %. Es ist davon auszugehen, dass die aktuelle gute Wirtschafts- lage sowie die weitere Etablierung von qualitativ hochwertigen und differenzierten Betreuungsangeboten einen weiteren Anstieg des Bedarfs begünstigen wird.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Kinder immer jünger und über län- gere Zeitspannen in Kindertageseinrichtungen betreut werden und die Kommunen und die Träger der Einrichtungen vor eine große Herausforderung gestellt haben und weiter stellen werden.

6.1.2 Bestehende Angebote

Großes Kinderbetreuungsangebot in Niebüll Im Untersuchungsgebiet gibt es insgesamt 13 Kinderbetreuungseinrichtungen, von den sich neun in Niebüll, drei in Risum-Lindholm und eine in Dagebüll (Fahretoft) befinden (siehe Abb. 13). Die Gemeinde Galmsbüll verfügt somit als einzige Ge- meinde im Untersuchungsgebiet über keine Kinderbetreuungseinrichtung. Zusätz- lich gibt es in Niebüll mit der Kindernest GmbH ein ambulantes Kinderbetreuungs- angebot, welches sowohl die Kinderbetreuungseinrichtungen als auch Eltern in Ih- rem Zuhause unterstützt. Insgesamt bieten die Kinderbetreuungseinrichtungen im Untersuchungsgebiet im Sommer 2018 etwa 578 Plätze an. Von diesen stehen 126 Plätze für Kinder unter drei Jahren zur Verfügung. Mit 411 Plätzen befindet sich die Mehrheit der Betreuungsplätze in Niebüll (etwa 71 %).

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Analyse von Fachthemen

Die Betreuungszeiten sind je nach Kinderbetreuungseinrichtung unterschiedlich. Bis auf die Kindertagesstätte „Pusteblume“ (die um 7:30 Uhr öffnet) bieten alle Einrich- tungen einen Frühdienst ab 7:00 Uhr an (die „Rappelkiste“ sogar schon um 6:45 Uhr). Deutliche Unterschiede sind in der Nachmittagsbetreuung festzustellen (siehe Tab. 7). Sechs von dreizehn Einrichtungen bieten nur eine Betreuung bis 14 Uhr an. Bei vier Kinderbetreuungseinrichtungen werden die Kinder bis 17 Uhr betreut. Die drei Kindertagesstätten der Pusteblume bieten eine Betreuung bis 15:30 Uhr an.

Abb. 13: Kinderbetreuungseinrichtungen im Untersuchungsgebiet

Quelle: ALP

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 43

Analyse von Fachthemen

Tab. 7: Betreuungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen im Untersuchungsgebiet

Kinderbe-

07:00 07:30 08:00 12:00 12:30 13:00 13:30 14:00 15:00 16:00 17:00 17:15

treuungsein-

– – – – – – – – – – – – richtungen

06:45 07:00 07:30 08:00 12:00 12:30 13:00 13:30 14:00 15:00 16:00 17:00

Ev. Kindergar- ten Friesen- mäuse Fahre-

toft Ev. Montes- sori-Kinder- haus Wolken-

schieber Ev. Montes- sori-Kinder-

haus Nordlicht Ev. Kita Bunte

Welt Niebüll Kinderkrippe Pusteblume

Niebüll Kindertages- stätte Puste- blume Im

Kornkoog Kindertages- stätte Puste- blume Gather

Landstraße Rappelkiste -

Leni GmbH Dansk bør-

nehave Nibøl

VR Robbie Ev. Kindergar-

ten Lindholm Ev. Kindergar-

ten Risum Dänische KiTa Risum Bør-

nehave Quelle: ALP

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Analyse von Fachthemen

Heterogenes Kinderbetreuungsangebot Fast die Hälfte (sechs) der Kinderbetreuungseinrichtungen im Untersuchungsgebiet haben einen kirchlichen Träger. Zudem gibt es drei gemeinnützige und vier private Betreuungseinrichtungen. Die Angebote, Gruppengrößen und Konzepte unterschei- den sich zwischen den Einrichtungen. Die meisten Einrichtungen (9 von 13) haben Kindergartengruppen, mit Kindern im Alter von 3-6 Jahren. Fünf Einrichtungen bie- ten auch Betreuungsplätze für Krippenkinder (unter 3-Jährige) an. Zudem gibt es drei Kinderbetreuungseinrichtungen, in der die Kinder in einer altersgemischten Zu- sammensetzung betreut werden. Zudem sind auch die Einrichtungen unterschiedlich groß. Die Kapazitäten der Einrichtungen liegen zwischen 10 und 80 Betreuungsplät- zen (siehe Tab. 8). Zwei der Kindertagesstätten haben einen dänischen Hintergrund (Niebüll und Ri- sum-Lindholm). Hier werden die Kinder zweisprachig betreut. Die Kinder stammen meist aus der gleichen Gemeinde in der sich die Betreuungs- einrichtung befindet. Aufgrund der fehlenden Betreuungsmöglichkeiten in Galms- büll fragen Eltern aus dieser Gemeinde insbesondere Kinderbetreuungsplätze in Nie- büll nach.

Inklusionsangebot der Rappelkiste – Leni GmbH Die Rappelkiste ist eine integrative Kindertageseinrichtung und liegt in der Uhlebül- ler Straße 76. Sie gehört zur Lebenshilfeeinrichtung Niebüll GmbH (Leni GmbH) und bietet 15 Betreuungsplätze in einer altersgemischten Gruppe für Ein- bis Sechsjäh- rige an. Die Gruppengröße wird bewusst klein gehalten, um Überkapazitäten zu ver- hindern. Es besteht eine Kooperation mit dem Kindergarten des Ev. Montessori-Kin- derhaus Wolkenschieber.

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Tab. 8: Struktur der Kinderbetreuungseinrichtungen im Untersuchungsgebiet

Betreu- Krippe Kinder- Altersge- Kinderbetreuungseinrichtungen (0-3 Jahre) garten mischt ungsplätze (3-6 Jahre) (0-6 Jahre)

Ev. Kindergarten Friesenmäuse 19 Fahretoft Ev. Montessori-Kinderhaus Wolken- 80 schieber Ev. Montessori-Kinderhaus Nord- 80 licht Ev. Kita Bunte Welt Niebüll 60 Kinderkrippe Pusteblume Niebüll 15 Kindertagesstätte Pusteblume Im 40 Kornkoog Kindertagesstätte Pusteblume Ga- 20 ther Landstraße Rappelkiste - Leni GmbH 36 Dansk børnehave Nibøl 60 VR Robbie 10 Ev. Kindergarten Lindholm 78 Ev. Kindergarten Risum 40 Dänische KiTa Risum Børnehave 30 Quelle: ALP

Gute fußläufige Erreichbarkeit der Kinderbetreuungseinrichtungen Die Erreichbarkeit der Kinderbetreuungseinrichtungen kann – insbesondere im länd- lichen Raum – eine große Herausforderung darstellen. Die folgende Abb. 14 zeigt die Erreichbarkeit der bestehenden Kinderbetreuungseinrichtungen im Untersu- chungsgebiet zu Fuß. Es wird deutlich, dass eine Kita oder ein Kindergarten für die Bewohner*innen Niebülls meist in fußläufiger Distanz liegt. Hingegen sind Bewoh- ner*innen aus den Umlandgemeinden, insbesondere in Galmsbüll und Dagebüll, meist auf den eigenen PKW angewiesen, um ihre Kinder zur Betreuungseinrichtung zu bringen.

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Abb. 14: Einzugsbereich der Kinderbetreuungseinrichtungen in der Stadt Niebüll

Quelle: ALP Eine Verknüpfung des Einzugsbereichsbereichs der Kindertagesstätten (siehe Abb. 14) mit „Gitterzellenbasierten Einwohnerzahlen“ aus dem Zensus 2011 bietet die Möglichkeit, näherungsweise5 zu bestimmen, wie viele Einwohner*innen eine Kinder- tagesstätte fußläufig erreichen können.

Tab. 9 stellt die Anteile der Einwohner*innen differenziert nach der Distanz zu den Kindertagesstätten und den Gemeinden des Untersuchungsgebietes dar. Die Berech- nung zeigt, dass mit 62 % deutlich mehr als die Hälfte der Einwohner*innen Niebülls eine Kinderbetreuungseinrichtung in bis zu 500 Metern zu Fuß erreichen können. In der Gemeinde Risum-Lindholm beträgt der Anteil der Einwohner*innen, die eine Kin- dertagesstätte in 500 m erreichen können 25 %. Wird die Distanz auf 1.000 Meter erhöht, erreichen etwa 92 % der Einwohner*innen Niebülls eine Kinderbetreuungs- einrichtung. In Risum-Lindholm ist für rund die Hälfte der Einwohner*innen eine Kita in 1.000 Meter Entfernung zu erreichen.

5 Aufgrund der älteren Datengrundlage des Zensus 2011 werden Einwohnerentwicklungen der letz- ten Jahre (wie danach entstandene Neubaugebiete) nicht berücksichtigt.

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Tab. 9: Einwohneranteile im fußläufigen Einzugsbereich der Kinderbetreuungseinrichtungen

Erreichbarkeit Erreichbarkeit Erreichbarkeit Gemeinde zu Fuß in 500 zu Fuß in 1000 zu Fuß in 1500 Meter Meter Meter

Niebüll ≈62% ≈92% ≈95% Risum-Lindholm ≈25% ≈49% ≈72% Dagebüll ≈8% ≈18% ≈30% Galmsbüll ≈1% ≈8% ≈12% Quelle: ALP, Zensus 2011

6.1.3 Nachfrage

Hohen Zufriedenheit mit dem Betreuungsangebot Im Rahmen der Haushaltsbefragung wurde die Zufriedenheit mit dem Betreuungs- angebot abgefragt. Insgesamt ist die Mehrheit der Befragten zufrieden. Hervorzu- heben ist die hohe Zufriedenheit der Risum-Lindholmer Haushalte. 97 % der Befrag- ten gaben an, zufrieden zu sein. Etwas geringer ist die Zufriedenheit in Niebüll (86 % und in Galmsbüll (82 %). Einen vergleichsweise hohen Anteil unzufriedener Haus- halte weist die Gemeinde Dagebüll auf. So gab ein Drittel der Haushalte an, eher unzufrieden oder unzufrieden mit dem Betreuungsangebot zu sein.

Nachfrageentwicklung Kita Die Entwicklungen im Bereich der Kindertagesbetreuung unterliegen einer starken Dynamik. Die zukünftige Inanspruchnahme von Betreuungsangeboten durch die El- tern/Erziehungsberechtigten kann nur schwer prognostiziert werden, da die zukünf- tige Inanspruchnahme von Betreuungsangeboten von vielen Faktoren abhängig ist. Dazu zählen: ○ Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, ○ gesetzliche Grundlagen, ○ gesellschaftliche Veränderungen und Vorstellungen, ○ Angebotsqualität, ○ Erreichbarkeit der Angebote, ○ Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vor dem Hintergrund der bestehenden Unsicherheiten wurden auf Basis lokaler und bundesweit zu beobachtender Trends zwei Szenarien abgeleitet.

Zwei Szenarien: konstante und dynamische Betreuungsquote Die vorliegende Kitabedarfsanalyse behandelt den aktuellen und zukünftig zu erwar- tendem Bedarf an Plätzen für die Kinderbetreuung für das gesamte Untersuchungs- gebiet. Auf eine Darstellung auf kommunaler Ebene wurde aufgrund der statisti- schen Unsicherheit verzichtet. Im Gegensatz zur kommunalen Bedarfsplanung wird

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der Fokus auf die mittel- bis langfristige Nachfrageentwicklung gelegt. Dargestellt wird neben einem Szenario mit einer konstanten Betreuungsquote auch ein Szenario mit einer steigenden Betreuungsquote bei den unter 3-Jährigen. Um den zukünftigen Bedarf an Betreuungsplätzen zu ermitteln, wurden Wahrschein- lichkeiten für die Inanspruchnahme der Kinderbetreuung berechnet und mit der Be- völkerungsprognose des Kreises Nordfriesland verknüpft. Im U3-Bereich wurde in einem Szenario eine Dynamisierung der Inanspruchnahmequoten vorgenom- men. Konkret wurde davon ausgegangen, dass die derzeitige Versorgungsquote von 50 % (der 1 und 2-Jährigen) auf 75 % im Jahr 2030 ansteigt.

Szenario konstante Betreuungsquote: stabile Nachfrage bis 2030 Im Ergebnis zeigt sich im Szenario „konstante Quote“ – entsprechend der insgesamt rückläufigen Kinderzahlen – eine stabile bis leicht rückläufige Entwicklung der Nach- frage (vgl. Abb. 15, oben). Insgesamt wird ein leichter Rückgang der Nachfrage von 577 Kindern (1 bis 6,5 Jahre) im Jahr 2018 auf 563 Plätze im Jahr 2030 prognostiziert (-14 Plätze). Bis 2020 wird allerdings in dieser Prognosevariante noch ein leichter Anstieg erwartet (+ 20 Plätze).

Szenario steigende Betreuungsquote: steigende Nachfrage bis 2030 Sofern der Trend zu einer stärkeren Betreuung im U3-Bereich anhält, wird auch in den nächsten Jahren eine leicht steigende Nachfrage nach Betreuungsplätzen er- wartet. Bezogen auf die Gruppe der 1 bis 6,5-Jähriggen wird die Nachfrage bis 2025 ansteigen und dann bis 2030 auf einem nahezu stabilen Niveau bleiben. Wie zu erwarten, erhöht sich die Nachfrage im Szenario „steigende Betreuungs- quote“ bei den 1 bis unter 3-Jährigen deutlich. Der Anstieg beträgt rund 39 % bzw. 49 Plätze. Bei den 3- bis 6,5-Jährigen bleibt die Nachfrage in diesem Szenario auf einem konstanten Niveau (vgl. Abb. 15, unten). Zu beachten ist, dass der Bedarf an Erziehern*innen stärker ansteigen wird als die Zahl der Kinder. Hintergrund ist der 6 höhere Betreuungsschlüssel bei den unter 3-Jährigen.

6 Personalschlüssel nach Vollzeitäquivalenten Schleswig-Holstein 2017: Krippe = 3,7 Kinder pro Vollzeitstelle; Kindergarten = 8,4 Kinder pro Vollzeitstelle

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Abb. 15: Nachfrageentwicklung Kita

Quelle: ALP

Zusätzliche Nachfrage durch Neubaugebiete Ein weiterer Effekt, der im Rahmen der vorliegenden Abschätzung nicht berücksich- tigt wurde, könnte von der Neuausweisung von Bauflächen ausgehen. Derzeit wer- den die planerischen Voraussetzungen für den Bau weiterer Einfamilienhäusern mit dem Baugebiet 65 "an der Gather Landstr." und dem Baugebiet 70 "Klanxbüller Str./Tegelwanger Weg" geschaffen. Sofern die Vermarktung gelingt, ist von einem tendenziell höheren Bedarf nach Kitaplätzen auszugehen. Zu beachten ist, dass Ein- familienhausgebiete eine relativ homogene Käuferschicht anziehen. Insbesondere dann, wenn größere Baugebiete schnell realisiert werden, kommt es zu „lokalen“ Nachfragespitzen. Viele Kinder in einer Altersgruppe fragen dann gleichzeitig Be- treuungsangebote nach. Nur wenige Jahre später sinkt die „lokale“ Nachfrage dann spürbar.

6.1.4 Handlungsbedarfe

Erweiterung des Betreuungsangebots insbesondere im U3-Bereich Mit dem Anspruch auf einen Betreuungsplatz für unter 3-Jährige ist die Nachfrage in diesem Bereich in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Grund hierfür sind insbesondere die Betreuungsquoten. Liegen sie bei Kindern über drei Jahren seit Jahren konstant bei 96 %, ist für den U3-Bereich mit einer Zunahme der Quoten bis zum Jahr 2030 zu rechnen. Im Szenario mit steigenden Quoten (siehe Abb. 15, unten) ist trotz eines prognostizierten Rückgangs der Kinderzahlen ab 2020 mit einer wei- terhin steigenden Nachfrage zu rechnen. In einigen Einrichtungen sind bereits heute die Kapazitätsgrenzen erreicht. Hier ist eine Erweiterung des Betreuungsangebotes notwendig. Erschwerend kommt hinzu, dass für eine Erweiterung des Angebots auch

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neue Fachkräfte gewonnen werden müssen. Viele Betreuungseinrichtungen stehen jedoch bereits heute vor Problemen der Fachkräftesicherung und -gewinnung.

Ausweitung und Flexibilisierung der Betreuungszeiten Die Nachfrage nach längeren und flexibleren Betreuungszeiten nimmt vor dem Hin- tergrund der steigenden Zahl berufstätiger Elternteile stetig zu. Insbesondere wenn Elternteile aus dem Untersuchungsgebiet auf den Nordseeinseln wie Sylt arbeiten, sind flexible Betreuungszeiten in den Morgen- und Abendstunden für die Betroffe- nen von großer Bedeutung. Viele der Kindertageseinrichtungen bieten schon heute eine Nachmittagsbetreuung an. Die bisherigen Erfahrungen der Kitas im Untersu- chungsgebiet haben gezeigt, dass eine Etablierung oder Ausweitung der Nachmit- tagsbetreuung nicht von ausreichend vielen Eltern nachgefragt wird (z.B. Elternzu- friedenheitsbefragung bei den Ev. Montessori-Kinderhäusern in Niebüll). Eine Eruie- rung dieser Bedarfslage ist jedoch weiterhin anzuraten, um auf steigende Bedarfe rechtzeitig reagieren zu können. Aufgrund der in Abb. 15 prognostizierten Nachfra- geentwicklung wird eine Ausweitung der Nachmittagsbetreuung in zumindest ei- nem Teil der Kinderbetreuungseinrichtungen, die noch keine Nachmittagsbetreuung anbieten (siehe Tab. 7), als wahrscheinlich betrachtet.

Instandsetzungsmaßnahmen und Erweiterungen der Räumlichkeiten Einige Kindertageseinrichtungen haben eine hohe Auslastungsquote und würden von einem Ausbau profitieren (wie z.B. das stark nachgefragte Kita Ev. Montessori- Kinderhaus Nordlicht). Aufgrund neuer qualitativer Ansprüche an die Kinderbetreu- ung wünschen sich einige Einrichtungen auch eine Erweiterung ihrer Räumlichkeiten (Hauswirtschaftsräume, Essensräume, Ruheräume oder Bewegungshallen). Weiter- hin werden bei alten Bausubstanzen (wie dem Ev. Montessori-Kinderhaus Wolken- schieber) auch Instandsetzungsmaßnahmen benötigt.

Personalgewinnung und Arbeitsbedingungen stärken Höhere Ansprüche in der Kinderbetreuung stellen das Fach- und Hilfspersonal in den Einrichtungen vor Herausforderungen. Bereits heute wird die aktuelle Personal- situation teils als unzureichend bewertet, um eine hohe Qualität in der Kinderbetreu- ung aufrechtzuerhalten. Besonders der Betreuungsschlüssel im Elementarbereich wird von lokalen Akteuren als zu niedrig angesehen. Eine Verbesserung des Betreu- ungsschlüssels ist außerdem ein zentraler Aspekt für attraktivere Arbeitsbedingun- gen, da ein*e Erzieher*in weniger Kinder gleichzeitig betreuen muss. Das Stärken von Arbeitsbedingungen, um neues Personal für die Arbeit in der Kinderbetreuung zu gewinnen, ist ein Schlüsselaspekt, um dem prognostizierten Mehrbedarf an Be- treuungsplätzen zu begegnen. Abhilfe könnte die geplante Kita-Reform schaffen. Die Wirkung der Reform wird erst nach ihrer Einführung vollumfänglich abzuschät- zen sein (bspw. Auswirkungen des Wahlrechts). Klar ist jedoch, dass mit der Anhe- bung des Betreuungsschlüssels (im Elementarbereich) und der Begrenzung der Schließzeiten und Gruppengrößen der Personalbedarf (und ggf. auch Platzbedarf) steigt.

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Ferienangebote Im Rahmen der Bürgerwerkstatt wurde zudem das mangelnde Ferienangebot kriti- siert. Die Stadtranderholung war ein beliebtes Ferienangebot, musste aber nach über 55 Jahren eingestellt werden, da ehrenamtliche Kräfte nicht mehr ausreichend vor- handen waren. Da die Nachfrage nach Ferienangeboten nicht abgenommen hat, ist ein Aufbau eines neuen Angebots wünschenswert.

6.2 Schule & Bildung

6.2.1 Bestehende Angebote Im Untersuchungsgebiet gibt es insgesamt acht Schulen, wovon sich sechs in Nie- büll befinden (siehe Abb. 16). Die Alwin-Lensch-Schule in Niebüll ist die größte Grundschule im Untersuchungsgebiet. Weiterhin gibt es in Niebüll eine Gemein- schaftsschule und die „berufliche Schule des Kreises Nordfriesland“. Zudem hat Nie- büll mit der Friedrich-Paulsen-Schule ein Gymnasium. Mit der Carl-Ludwig-Jessen- Schule besteht ein Förderzentrum und mit der Nibøl Danske Skole besteht eine dä- nische Schule (bis zur 6. Klasse) in Niebüll. Risum-Lindholm hat mit der Nis-Albrecht-Johannsen-Schule eine Grundschule und mit der Dänisch-Friesischen Schule eine Grund- und Gemeinschaftsschule (bis zur 9. Klasse).

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Abb. 16: Schuleinrichtungen im Untersuchungsgebiet

Quelle: ALP

Grundschule Alwin-Lensch-Schule Die Alwin-Lensch-Schule liegt an der Marktstraße 14 und damit zentral in Niebüll. Zum Zeitpunkt der Analyse lag die Schülerzahl bei ca. 350 Kindern. Die Schüler*in- nen kommen aus Niebüll sowie auch aus dem Umland, wie Dagebüll, Galmsbüll, Risum-Lindholm, Klanxbüll, Aventoft, Uphusum und sogar auch aus Bredstedt. Da- mit weist die Grundschule einen großen Einzugsbereich auf. Dies liegt auch daran, dass die Schule ein DaZ-Zentrum (Deutsch als Zweitsprache) ist, d.h. sie auch Kinder mit einer sprachintensiven Förderung besuchen. Die Regelschulzeit („verlässliche Schulzeit“) verläuft zwischen 7:45 Uhr und 12:40 Uhr. Es wird jedoch auch ein Frühdienst zwischen 7:00 und 7:45 Uhr angeboten. Darüber hinaus bietet die Schule eine offene Ganztagsschule (OGS) werktags zwi- schen 11-17 Uhr an. Das OGS-Angebot wird laut Schulleitung von ca. 155 Kindern (rund 44 %) wahrgenommen. Vor einigen Jahren gab es eine große Warteliste dies- bezüglich. Diesem Bedarf wurde Abhilfe geschaffen, auch weil die Stadt als OGS- Träger eine weitere Erzieherstelle eingerichtet hat. Das OGS-Angebot wird von den Sozialarbeitern*innen organisiert und besteht aus vielfältigen Kooperationen: Wie z. B. mit dem TSV Rot Weiß, dem Allgemeinen Sozialen Dienst oder dem Haus der Jugend.

Gymnasium Friedrich-Paulsen-Schule Die Friedrich-Paulsen-Schule liegt in der gleichnamigen Straße unweit vom Markt- platz in zentraler Lage. Der historische Altbau der Schule wurde 1925 errichtet. Mit dem Neubau der Mensa wurde 2011 der neuste Gebäudeteil fertiggestellt. Zum

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Zeitpunkt der Analyse besuchen etwa 985 Schüler*innen die Schule. Der Einzugs- bereich des Gymnasiums ist traditionell sehr groß. So stammen die Schüler*innen nicht nur aus Niebüll und den Umlandgemeinden, sondern auch aus weiter entfern- ten Gemeinden wie Bredstedt oder Süderlügum. Schüler*innen haben daher teil- weise sehr lange und weite Anfahrtswege. Die Jahrgangsstufen des Gymnasiums reichen von der 5. Klasse bis zur Oberstufe (13. Klasse). Die Unterrichtszeiten der Schule unterscheiden sich zwischen den Klassenstufen: Der Regelunterricht der 5. Klassenstufe bis einschließlich der 8. Klassenstufe geht von 7:55 Uhr bis 13:05 Uhr, während die 9. Und 10. Klassenstufe bis 15:30 Uhr und die Oberstufe (ab 11. Klasse) bis 17 Uhr unterrichtet wird. Die Schule verfügt über keinen betreuten Frühdienst. Zwischen 12:15 und 13:45 Uhr können die Schüler*in- nen in der Mensa zu Mittag essen. Besonders hervorzuheben ist, dass das Gymna- sium verschiedene Kooperationen mit anderen Institutionen aufgebaut hat. So wer- den zum Beispiel Räumlichkeiten für die Kreismusikschule-Husum bereitgestellt. Weiterhin hält die Universitätsgesellschaft Niebüll/Südtondern Seminarvorträge für interessierte Schüler*innen.

Gemeinschaftsschule Niebüll Die Gemeinschaftsschule Niebüll liegt an der Uhlebüller Straße 15 und teilt sich den Gebäudekomplex mit der VHS sowie der Beruflichen Schule des Kreises Nordfries- land. Die Gemeinschaftsschule ist das Folgesystem der Regionalschule (die Regio- nalschule war selbst ein Folgesystem der Haupt- und Realschulen). In der Gemein- schaftsschule Niebüll können Schüler*innen sowohl einen ersten allgemeinbilden- den Schulabschluss (ESA) wie auch einen mittleren Schulabschluss erwerben (MSA). Nach dem Erwerb eines MSA können die Schüler*innen laut Kooperationsvertrag auf die Oberstufe des Friedrich-Paulchen-Gymnasiums gehen und eine allgemeine Hochschulreife erlangen. Der Schulunterricht der Gemeinschaftsschule beginnt um 7:50 Uhr und endet spä- testens nach der 8. Stunde um 15:15 Uhr. An der Schule gibt es seit 2014/2015 ein DaZ-Zentrum, das eine regelmäßige Sprachförderung anbietet.

Dänisch-Friesische-Schule in Risum-Lindholm Die Dänisch-Friesische-Schule wurde 1946 gegründet. Sie war eine Heimatschule, die als Resultat der dänisch-friesischen Zusammenarbeit nach dem 2. Weltkrieg in Nordfriesland entstanden ist. Heute ist sie eine Grund- und Gemeinschaftsschule (Jahrgangstufen von der 1.- bis zur 9.-Klasse) und gehört dem privatem Trägerver- ein „Danks Verein“. Zum Zeitpunkt der Analyse besuchen ca. 35 Schüler*innen. Die geringe Schülerzahl führt dazu, dass in einem jahrgangstufenübergreifenden Sys- tem unterrichtet wird. So werden Kinder der 1.-3. Klasse, die Kinder der 4.-6.Klasse und die Kinder der 7.-9. Klasse jeweils zusammen unterrichtet. Die Schüler*innen wohnen überwiegend in Risum-Lindholm - einige Kinder stammen aus Dagebüll und Stedesand. Kinder aus Niebüll sind eher seltener, da sich dort auch eine däni- sche Schule befindet. Es gibt eine Kooperation mit der dänischen Schule in Niebüll, insbesondere wird das Lehrpersonal für den dänischen Unterricht geteilt. Zudem gibt es eine Kooperation mit dem friesischen Jugendverein. Die Schulzeiten gehen

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von 8:00 Uhr bis 13:10 Uhr (wobei der Unterricht auch mal bis 14 Uhr gehen kann). Zudem stellt die Schule einen Frühdienst um 7:15 Uhr bereit. Die Schulleitung sieht einen Bedarf an Nachmittagsangeboten, die bis 16 oder 17 Uhr gehen sollten. Die Dänisch-Friesische-Schule organisiert weiterhin Schulfreizeitangebote, an denen sich meist alle Grundschüler beteiligen. Die Dänisch-Friesische-Schule steht in engem Kontakt zur dänischen Kita Risum Børnehave (gleicher Trägerverein). Dies erleichtert die Schulplanung fürs nächste Schuljahr. Zum Zeitpunkt der Analyse geht die Schulleitung von einem leichten An- stieg der Schülerzahlen aus, da sich relativ viele Kinder im Übergangsalter von der Kita zur Schule befinden.

Gemeinsames OGS-Angebot der FPS, Gemeinschaftsschule und VHS Im Untersuchungsgebiet gibt es neben dem OGS-Angebot der Alwin-Lensch- Schule ein weiteres OGS-Angebot, das im Kooperationsverbund zwischen der Fried- rich-Paulsen-Schule, der Gemeinschaftsschule und der Volkshochschule angeboten wird. Zudem bieten Oberstufenkinder eine Hausaufgabenhilfe zwischen 13:10 und 14:00 Uhr für 5.- bis 8.-Klässler an. Die OGS-Kurse finden zur 7. und 8. Stunde (14:00- 15:30 Uhr) statt. Organisiert wird das Angebot von der VHS. Die Kurse richten sich hauptsächlich an Kinder der 5.-8. Klassenstufe und bieten Lerninhalte zu ver- schiedensten Themen wie Kreativarbeit, Programmieren, Koch- und Sportangebote. Die Kursleiter wurden aus unterschiedlichen Vereinen und Institutionen gewonnen (wie dem Sportverein Rot Weiß, dem Schützenverein, dem Haus der Jugend etc.). Die Befürchtung, dass die OGS-Angebote mit den Vereinsangeboten konkurrieren, hat sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: Die OGS-Angebote gelten als gute Möglich- keit neue Mitglieder für die Vereine zu gewinnen. Insgesamt wird das OGS-Angebot gut angenommen. Wobei Schüler*innen aus den Umlandgemeinden aufgrund des langen Anfahrtswegs deutlich seltener an der Nachmittagsbetreuung teilnehmen.

Erreichbarkeit der Grundschulen in Niebüll Ebenso wie die Erreichbarkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen, spielt auch die Erreichbarkeit von Grundschulen für Familien eine wichtige Rolle. In der Abb. 17 wird die fußläufige Erreichbarkeit der beiden Grundschulen in Niebüll aufgezeigt. Die Grundschulen sind lediglich aus den südlich gelegenen Wohngebieten fußläufig gut zu erreichen.

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Abb. 17: Erreichbarkeit der Grundschulen in Niebüll

Quelle: ALP

VHS und Musikschule Das aktuelle Programm der Volkshochschule Niebüll umfasst Kurse und Angebote zu den Themen Gesellschaft, Kultur, Gesundheit, Sprachen, Beruf/EDV, und Grundbildung. Daneben bietet die VHS regelmäßig interessante Reisen an. Die VHS organisiert zudem für die Gemeinschaftsschule und das Gymnasium die Offene Ganztagsschule.

Seit 20 Jahren widmet sich die Musikschule der musikalischen Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in der Region Nordfriesland. Das (kostenpflichtige) Angebot reicht von Gruppenkursen für Kleinkinder bis zu Einzelstunden für Erwachsene.

Bücherei Stadtbücherei bietet ein großes Angebot an Büchern, aber auch zeitgemäßen Medien, wie Video, CD, EDV, Onleihe-Büchern und Internet-Zugang bis hin zum Gemäldeverleih einschließlich Leseecke mit aktuellen Zeitungen und Zeit-schriften sowie einem Bücherei-Cafè. Die Stadtbücherei hat heute 3.347 aktive Leser*innen aller Altersklassen. Knapp 45 % kommen aus dem Stadtgebiet Niebüll. Rund 38.000 Bücher, CDs, Konsolenspiele, DVDs, Kassetten, Zeitschriften und CD-ROMs stehen für die Nutzer*innen bereit.

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Regelmäßig finden in den Räumen der Stadtbücherei Ausstellungen und Lesungen statt. Darüber hinaus findet ein regelmäßiger Austausch mit den Kindergärten, Schulen sowie der VHS statt. Handlungsbedarf besteht hinsichtlich der WLAN Ausstattung. So besteht derzeit kein stabiles WLAN-Netz.

6.2.2 Grundsätzliche Herausforderung und Wirkungszusammenhänge

Umstrukturierungen in der Schullandschaft Der Landkreis Nordfriesland ist von qualitativen und quantitativen Veränderungen in der Schullandschaft betroffen. So ändert sich die Schulstruktur mit der Schulre- form des Landes: Bis zum Schuljahr 2018/2019 wird in Schleswig-Holstein die Schul- form der Regionalschule auslaufen, sodass es nur noch Gemeinschaftsschulen und Gymnasien als weiterführende Schulen geben wird. Weiterhin ist der Landkreis stark von den Auswirkungen des demografischen Wandels betroffen. Im Rahmen der Schulentwicklungsplanung für den Landkreis Nordfriesland wurde im Jahr 2017 eine Prognose für die Entwicklung der Schülerzahlen bis zum Schuljahr 2040/2041 er- stellt. Die Prognose geht je nach Schule von einem leichten bis spürbaren Rückgang der Schülerzahlen aus. Diese demografische Entwicklung hat in den vergangenen Jahren bereits zu einigen Umstrukturierungen in der Schullandschaft im Kreis Nord- friesland geführt. Im Untersuchungsgebiet sind bereits Schulen fusioniert, um Standorte vor dem Hin- tergrund der geforderten Mindestanzahl von Schülern*innen langfristig zu sichern. So wurde die Grundschule Risum zum Schuljahrsende 2017 geschlossen und seit- dem gibt es mit der Nis-Albrecht-Johannsen-Schule nur noch eine Grundschule in Risum-Lindholm. Die bestehenden Schulstandorte im Untersuchungsgebiet sind auf Basis der Prognose 2017 derzeit allerdings nicht gefährdet. Die Mindestgrö- ßenverordnung sieht vor, dass Grundschulen mindestens 80 Schüler*innen (abwei- chende Regelungen bei Schulstandorten mit Außenstelle) und Gemeinschaftsschu- len mindestens 300 Schüler*innen in der Sekundarstufe 1 aufweisen müssen. Die Kennzahlen 100 Schüler*innen bei Grundschulen und 350 Schüler*innen bei Ge- meinschaftsschulen in der Sekundarstufe 1 indizieren einen Handlungsbedarf zur Vorbereitung von Kooperationen oder anderen organisatorischen Verbindungen. 6.2.3 Nachfrage

Hohe Zufriedenheit mit dem schulischen Angebot Im Rahmen der Haushaltsbefragung wurde auch die Zufriedenheit mit dem schulischen Angebot abgefragt. Insgesamt ist der weit überwiegende Anteil der Haushalte zufrieden mit dem schulischen Angebot. Insbesondere die Niebüller und Risum-Lindholmer sind zufrieden (jeweils 89 %). Niedriger ist der Anteil der zufriedenen Haushalte in Dagebüll (71 %) und Galsmbüll (57 %). Dieses Ergebnis überrascht nicht, da sowohl Dagebüll als auch Galmsbüll kein eigenes Schulangebot vorhalten.

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Prognoseberechnung des Kreises Nordfriesland Die Modellrechnung zur Schulentwicklungsplanung des Kreises Nordfriesland ba- siert auf folgenden Grundlagen: ○ den Ist-Schülerzahlen ○ der Geburten- und Bevölkerungszahlen ○ der weiblichen Bevölkerung (15 bis 45 Jahre) ○ der Bruttoproduktionsrate ○ der Einschulungsquote ○ den Schwankungen bei Wiederholern, Schulwechslern etc. ○ den Vorjahreszahlen Die Prognose des Kreises wurde in drei Schritten berechnet: ○ Ist-Schülerzahlen werden eingepflegt, die bereits eingeschulten Kinder wer- den unter Berücksichtigen von Zu- und Abgängern dazugerechnet. ○ Voraussichtliche Bevölkerungszahlen werden ermittelt, die Entwicklung der Kinder wird prognostiziert. ○ Rückmeldungen der Einwohnermeldeämter bezüglich weiblicher Bevölke- rung werden für die Berechnung von Geburtenprognosen anhand der Brut- toproduktionsrate herangezogen. Im Folgenden werden die Prognosen des Landkreises bezüglich der Schulen im Un- tersuchungsgebiet dargestellt. Es ist darauf hinzuweisen, dass Prognosen je weiter die Zeiträume in die Zukunft ragen, umso unsicherer werden. Die dänischen Schulen werden in der Prognose des Schulentwicklungsplans nicht berücksichtigt, da sie nicht der Steuerung der kommunalen Ebene unterliegen.

Prognose Alwin-Lensch-Schule Die Schülerzahlen der Alwin-Lensch-Schule sind von rund 400 Personen im Jahr 2006/2007 auf etwa 364 im Jahr 2016/2017 gesunken. Laut Prognose des Schulent- wicklungsplans wird die Schülerzahl der Grundschule bis zum Jahr 2024/2025 wie- der auf rund 400 Schüller steigen und bis 2040 auf rund 330 Schüler absinken. Ins- gesamt wird die Prognose von der Schulleitung als realistisch bewertet.

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Abb. 18: Schülerzahlprognose für die Grundschule in Niebüll

Quelle: Schulentwicklungsplan 2016/2017 für das Amt Südtondern

Prognose Friedrich-Paulsen-Schule Im Schuljahr 2009/2010 besuchten etwa 1.270 Schüler*innen das Gymnasium. Seit- dem ist die Schülerzahl rückläufig. Zum Zeitpunkt der Untersuchung im Jahr 2019 besuchten 992 Schüler*innen das Gymnasium. Laut Prognose des Schulentwick- lungsplans wird die Schülerzahl bis 2023/2024 auf rund 700 fallen und dann bis 2040/2041 stabil bis leicht abnehmend verlaufen. Somit geht die Prognose fürs Gymnasium von dem stärksten Rückgang im Untersuchungsgebiet aus. Die Schule geht von einer deutlich optimistischeren Entwicklung aus, da der Einzugsbereich des Gymnasiums recht groß sei und Niebüll weiter wachsen würde.

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Abb. 19: Schülerzahlprognose für das Gymnasium in Niebüll

Quelle: Schulentwicklungsplan 2016/2017 für das Amt Südtondern

Prognose Gemeinschaftsschule Aufgrund der Schulreform ersetzt die Gemeinschaftsschule die Regionalschule. Diese gesetzliche Regelung ist der Grund dafür, dass die Schülerzahlen der Gemein- schaftsschule Niebüll zwischen 2008 und 2015 stark angestiegen ist (von 124 auf rund 800 Personen). Seit dem Schuljahr 2014/2015 ist ein leichter Rückgang der Schülerzahlen zu beobachten: So sank die Schülerzahl von rund 800 im Jahr 2014/2015 auf etwa 726 im Jahr 2016/2017. Die Prognose geht von einem weiteren leichten Rückgang aus, sodass im Schuljahr 2023/2024 noch rund 620 Schüler*in- nen die Gemeinschaftsschule besuchen werden. Anschließend wird ein leichter An- stieg bis 2029/2030 erwartet, gefolgt von einem stabilen bis leicht abnehmenden Verlauf bis zum Jahr 2040/2041.

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Abb. 20: Schülerzahlprognose für die Gemeinschaftsschule in Niebüll

Quelle: Schulentwicklungsplan 2016/2017 für das Amt Südtondern

Prognose Nis-Albrecht-Johannsen-Schule Im Schuljahr 2006/2007 besuchten rund 177 Schüler die Nis-Albrecht-Johannsen Schule. Bis zum Jahr 2014/2015 verringerte sich die Schülerzahl auf etwa 96 Kinder. Seit 2017 gibt es in Risum-Lindholm mit der Schließung der Grundschule Risum nur noch eine Grundschule: Die Nis-Albrecht-Johannsen-Schule. Entsprechend ist die Schülerzahl zwischen 2015 bis 2017 angestiegen (von 96 auf 114 Kinder). Die Prog- nose des Landkreises geht von einem weiteren Anstieg der Schülerzahlen bis zum Jahr 2023/2024 aus (auf rund 145 Kinder). Danach werde laut Prognose die Anzahl der Kinder bis zum Schuljahr 2040/2041 auf etwa 112 absinken.

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Abb. 21: Schülerzahlprognose für die Grundschule in Risum-Lindholm

Quelle: Schulentwicklungsplan 2016/2017 für das Amt Südtondern

Prognose Berufsschule und Förderzentrum Berufliche Schule Niebüll 2.717 Schüler*innen besuchten die Berufliche Schule in Niebüll im Jahr 2005/2006. Bis zum Jahr 2014/2015 sank die Schülerzahl auf 2.443 Personen. Die Prognose geht von einem deutlichen Rückgang der Schülerzahlen bis zum Jahr 2031/2032 aus (auf rund 1.483 Personen). Danach errechnet die Prognose einen stabilen Verlauf bis zum Jahr 2040/2041.

Carl-Ludwig-Jessen-Schule Das Förderzentrum in Niebüll wurde im Jahr 2006/2007 von 56 Schülern*innen be- sucht. Bis zum Jahr 2015/2016 stieg die Anzahl auf 69 Personen. Die Prognose des Landkreises geht davon aus, dass die Schülerzahl der Carl-Ludwig-Jessen-Schule bis zum Jahr 2018/2019 auf 87 steigen wird. Danach wird ein stabiler bis leichter Rück- gang bis zum Jahr 2039/2040 erwartet.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 62

Analyse von Fachthemen

Abb. 22: Schülerzahlprognose für die Berufliche Schule Niebüll

Quelle: Schulentwicklungsplan 2016/2017 für den Kreis Nordfriesland Abb. 23: Schülerzahlprognose für das Förderzentrum in Niebüll

Quelle: Schulentwicklungsplan 2016/2017 für den Kreis Nordfriesland

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Analyse von Fachthemen

6.2.4 Handlungsbedarfe

Mittelfristig stabile Schülerzahlen Gemäß den Zahlen der Schulen und der Prognose des Schulentwicklungsplans ist kurz- bis mittelfristig keine Schule im Untersuchungsgebiet von einer Schließung gefährdet. Insgesamt wird die Schülerzahl der meisten Schulen in den kommenden Jahren laut Prognose des Kreises stabil verlaufen. Nichtsdestotrotz gibt es verschie- dene Handlungsbedarfe, welche die Schulen langfristig vor Herausforderungen stellen.

Erhalt und Ausbau des Nachmittagsangebots Insgesamt bieten die Schulen des Untersuchungsgebietes gute Betreuungsange- bote am Nachmittag an. Insbesondere die OGS-Angebote werden von den Schü- lern*innen nachgefragt. Dieses Angebot gilt es sicherzustellen und je nach Bedarf auszubauen, da die Nachfrage nach Nachmittagsbetreuung tendenziell weiter stei- gen wird. Das schleswig-holsteinische Bildungsministerium hat im Jahr 2012 erlas- sen, dass Lehrkräfte in Ausbildung, ebenso wie hauptamtliche Lehrkräfte, keine zu- sätzliche Vergütung für Tätigkeiten im Ganztags- und Betreuungsbetrieb erhalten dürfen. Im Expertengespräch mit der VHS wurde dies als einer der Hauptgründe angeführt, weshalb sich das OGS-Angebot in den letzten Jahren verringert hat. Ein Wunsch besteht folglich darin, die Lehrkräfte verstärkt in das OGS-Angebot zu in- tegrieren. Diesbezüglich ist eine Verzahnung zwischen den Schulen anzustreben. Die OGS-Angebote könnten so auch als eine Vertiefung der Unterrichtinhalte fun- gieren. Als weiteres Problem wurden Stundenausfälle identifiziert. Neben dem Unterrichts- ausfall führen Stundenausfälle dazu, dass die Angebote des offenen Ganztages von einem Teil der Schüler*innen nicht mehr genutzt wird. Die Niebüller Schüler*innen können in diesen Fällen nach Hause gehen und kommen dann zum OGS-Angebot wieder zurück. Die Kinder aus dem Umland fahren nach Hause und kehren in der Regel nicht mehr zurück. Da die Stundenausfälle kurzfristig geschehen, kann das OGS-Angebot darauf nicht flexible reagieren. Eine mögliche Lösung wäre, die Schaffung einer dauerhaften Zusatzbetreuung für Unterrichtsausfälle. Weiterhin ist abzusehen, dass während der Sanierungsphase der Sporthallen Räumlichkeiten für Sportangebote der OGS fehlen werden.

Fachkräftemangel und Digitalisierung Insbesondere im ländlichen Raum wird der Fachkräftemangel zunehmend spürbar. Im Untersuchungsgebiet stehen die Schulen vor der Herausforderung, die offenen Personalstellen neu zu besetzen. Zudem wird es zukünftig stärker darum gehen, sowohl die neuen Lehrkräfte als auch die bestehenden Lehrkräfte für das Zukunfts- thema Digitalisierung zu sensibilisieren.

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6.3 Jugendarbeit

6.3.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge

Verändertes Freizeitverhalten Die Jugendarbeit wird im Untersuchungsgebiet überwiegend durch die (Sport-) Vereine, die Feuerwehren und die Kirche geleistet. Darüber hinaus gibt es in Niebüll das Haus der Jugend, das eine zentrale Einrichtung im Bereich der Jugendarbeit darstellt. Weitere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche werden in der offenen Ganztagsschule im Kooperationsverbund zwischen VHS, Gemein- schaftsschule und Gymnasium angeboten. Die Rahmenbedingungen für Kinder- und Jugendarbeit haben sich in den letzten Jahren verändert. Ganztagsschulangebote sowie die fortschreitende Entwicklung der digitalen Medien, gerade im Bereich des Internets und insbesondere des mobi- len Internets, eröffnen den Nutzern*innen neue Möglichkeiten und beeinflussen die Kommunikation. Die jeweiligen Zielgruppen mit Angeboten zu erreichen, wird zu- künftig eine neue Aufgabe für die Kinder- und Jugendarbeit sein. Hierfür ist ein entsprechend geschultes Personal nötig, um die veränderte Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen nachvollziehen zu können. Mehr denn je wird eine erfolgreiche Jugendarbeit vom Zusammenspiel der Akteure wie Schule, Kommune (VHS, Haus der Jugend), Vereinen und kirchlichen Angeboten abhängen. Das Zusammenwirken der einzelnen Akteure der Jugendarbeit und eine stabile Vernetzung sind Voraussetzung für eine bestmögliche Nutzung der vorhan- denen Ressourcen. 6.3.2 Bestehende Angebote

Haus der Jugend Niebüll Das Haus der Jugend Niebüll ist eine Einrichtung der Stadt und bietet verschiedene Angebote und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche. Die Räumlichkeiten des Hauses liegen in der Hans-Momsen-Straße und damit in direk- ter Nähe zur Alwin-Lensch-Schule und dem Gymnasium. Zum Inventar gehören Ki- cker, Billard, Kochmöglichkeiten und sogar ein Musikraum mit Instrumenten. Neben unterschiedlichen Projekten können die Kinder und Jugendlichen auch an Events, Tagesfahrten oder Ausflügen teilnehmen. Geöffnet ist das Haus der Jugend von Montag bis Freitag zwischen 15 Uhr und 20 Uhr. Am Mittwoch richtet sich das An- gebot zwischen 15-18 Uhr an Kinder von 8-12 Jahren und zwischen 18-20 Uhr an Jugendliche.

Jugendarbeit der evangelischen Kirchengemeinde Auch die Kirchengemeinden im Untersuchungsgebiet bieten Angebote für Kinder- und Jugendliche an. Die Gemeindepfadfinder der „Niebüller Schwalben“ bieten Be- treuungsangebote und Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche an. Zudem hat das evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland einen Standort in Niebüll an der Uhlebüller Straße. Das Kinder- und Jugendbüro bietet vielfältige

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Angebote für die Freizeitgestaltung, von Seminaren und Bildungsmöglichkeiten über kulturellen Austausch bis hin zu Ausflügen und Aktionen auch außerhalb Nie- bülls.

Kinder- und Jugendbeirat der Stadt Niebüll Der Niebüller Kinder- und Jugendbeirat (NKJB) wurde am 19. September 2013 von der Stadt Niebüll gegründet. Der NKJB ist parteipolitisch und konfessionell unab- hängig und soll Kindern- und Jugendlichen als Interessenvertretung dienen. Kinder und Jugendliche sollen so nicht nur politische Entscheidungsprozesse besser nach- vollziehen können, sondern auch durch den NKJB eine Stimme im demokratischen Prozess erhalten. Ebenso wie der Seniorenbeirat und der Beirat für Menschen mit Behinderungen ist der NKBJ ein beratendes Gremium und somit berechtigt an allen Sitzungen der Stadtvertretung und der städtischen Ausschüsse teilzunehmen. Er- freulicherweise sind auch Kinder aus dem Umlandgemeinden im Kinder- und Ju- gendbeirat tätig.

Sportvereine als weitere Ankerpunkte der Jugendarbeit Neben den beschriebenen „klassischen“ Institutionen der Jugendarbeit leisten die Sportvereine einen Beitrag. Meist wird die Jugendarbeit durch die Arbeit der Ju- gendwarte oder Jugendversammlungen organisiert und koordiniert. Hervorzuheben ist der Jugendausschuss vom SV Frisia 03. So ermöglicht der Ju- gendausschuss den Kindern- und Jugendlichen eine Partizipation bei der Gestal- tung des Vereins. Der Ausschuss trifft sich einmal im Monat und bietet einen Orga- nisationsrahmen für die Kinder und Jugendarbeit des Vereins. In dem Jugendaus- schuss werden Aktionen und Ausflüge diskutiert und geplant (wie z.B. Osterbasteln, Laternenlauf, Inliner-Rallye). Zum Zeitpunkt der Analyse besteht der Jugendaus- schuss aus 13 Mitgliedern (2 Jugendwarte, 5 Vertreter aus den Sparten und 6 freie Mitglieder). Einmal im Jahr findet zudem eine Jugendvollversammlung statt. In die- sem Rahmen wird der Jugendausschuss gewählt und es werden Anträge hinsichtlich der Ausgestaltung der Angebote gestellt.

Wenig Angebote in den Umlandgemeinden In den Gemeinden Dagebüll und Galmsbüll ist das Angebot für Jugendliche deutlich geringer als in Niebüll oder Risum-Lindholm, die unter anderem durch ihre breit- aufgestellten Sportvereine attraktive Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bieten. In den Umlandgemeinden wird das Sportangebot meist von Erwachsenen oder Älte- ren genutzt. Ebenso fehlt es den Umlandgemeinden an Angeboten in der Jugend- arbeit. Zwar gibt es im Ortsteil Fahretoft der Gemeinde Dagebüll im Gemeindehaus einen Jugendraum, in dem Jugendliche auch am Computer spielen können, jedoch wird dieses Angebot nur von wenigen Jugendlichen regelmäßig genutzt. 6.3.3 Nachfrage

Derzeitige Nachfrage - Haus der Jugend Das Jugendzentrum ist niedrigschwellig aufgebaut und die Jugendlichen können unverbindlich kommen und gehen. Dementsprechend schwankt die Nutzerzahl. Im

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Mittel besuchen das Haus der Jugend etwa 25 Jugendliche pro Tag. Zu Spitzenzei- ten besuchen bis zu 50 Jugendliche das Jugendzentrum. Auch wenn es verschie- dene andere Nachmittagsbetreuungsmöglichkeiten für Jugendliche gibt (wie OGS oder Sportvereine) gibt es trotzdem eine Zielgruppe die gezielt das Jugendzentrum aufsucht und ihre Freizeit dort gestaltet.

Nachfrageentwicklung Die Zahl der Kinder und Jugendlichen wird gemäß der Bevölkerungsprognose des Kreises (vgl. Kap. 4.2.5) im Untersuchungsgebiete tendenziell sinken. Die Zahl der Jugendlichen in den Vereinen wird, sofern nicht mehr Jugendliche für ein Vereins- engagement gewonnen werden können, dementsprechend zukünftig eher abneh- men. Für den Bereich der offenen Jugendarbeit (Haus der Jugend) muss dies aber nicht gelten. Die Angebote der offenen Jugendarbeit werden von einzelnen Grup- pierungen stärker in Anspruch genommen. Die zukünftige Nachfrage wird dement- sprechend weniger von der Entwicklung der Zahl der Jugendlichen insgesamt ab- hängen, sondern vielmehr davon, in welchem Umfang es gelingt, einzelnen Grup- pen für die Angebote der offenen Jugendarbeit zu begeistern. 6.3.4 Handlungsbedarfe

Angebote und Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche ausbauen Sowohl im Rahmen der Bürgerwerkstatt, des Jugendworkshops als auch in der Haushaltsbefragung wurde von den Jugendlichen bemängelt, dass es an Freizeit- angeboten mangelt. Insbesondere gebe es kaum Möglichkeiten für die Jugendli- chen etwas am Wochenende oder in den Ferien zu unternehmen. Ein (selbstverwal- teter) Jugendtreff wäre eine Maßnahme, um das bestehende Angebot zu erweitern. Ebenso wurde im Rahmen der Bürgerwerkstatt die Idee einer Diskothek diskutiert.

Ferienangebote / Stadtranderholung reaktivieren 55 Jahre lang wurde von Arbeiterwohlfahrt (Awo) ein Stadtranderholungspro- gramm angeboten. Traditionell wurde das Programm in den ersten beiden Wochen der Sommerferien für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren angeboten. Insbe- sondere Kinder von arbeitenden Eltern (Tourismusgewerbe) haben das Angebot an- genommen. Täglich betreuten die Ehrenamtler etwa 80 bis 90 Kinder, auf dem Ge- lände des TSV Rot-Weiß Niebüll. Das aufwendige Ehrenamt konnte nicht mehr fort- geführt werden. Die dadurch entstandene Lücke in der Ferienbetreuung konnte bis heute nicht geschlossen werden. Vor diesem Hintergrund ist zu prüfen, ob und mit welchen Mitteln ein Alternativprogramm realisiert werden könnte. Rückkehr zur mobilen Jugendarbeit bzw. aktive („aufsuchende“) Jugendarbeit etab- lieren Zum Teil leben viele Kinder und Jugendliche unter schwierigen Lebensbedingungen und können weder auf ein stützendes Elternhaus zurückgreifen, noch haben sie Ver- trauen in „traditionelle“ Institutionen der Jugendhilfe. Diese jungen Menschen sind auf eine individuelle Unterstützung und Hilfe angewiesen. Zur Bewältigung der Ri- siken der Jugendphase benötigen zunehmend auch jüngere Jugendliche und junge

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 67

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Erwachsene die Unterstützung durch verlässliche erwachsene Vertrauenspersonen. Hier könnte eine mobile (aufsuchende) Jugendarbeit ein wichtiges (Hilfe-)Angebot darstellen. Da dieses Themenfeld im Rahmen des vorliegenden Konzeptes nicht ver- tiefend betrachtet werden konnte gilt es zunächst mit den Akteuren vor Ort den Bedarf für ein solches Angebot zu bestimmen. Anschließend können die Umset- zungsmöglichkeiten eines solchen Angebotes ausgelotet werden.

6.4 Sport- und Freizeitangebote

6.4.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge

Nachwuchsprobleme Außerhalb von Kinderbetreuung und Schule nehmen Sportvereine und Freizeitan- gebote eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen und gemeinschaftlichen Leben ein. Sie fördern die Bewegung und vermitteln Normen und Werte. Viele Sportvereine haben Nachwuchsprobleme auf Seiten der Trainer*innen. Ursächlich sind unter an- derem die rückläufige Zahl von Kindern und Jugendlichen, die zunehmende Einbin- dung in Ganztagsschulen, was die Möglichkeiten Sport zu treiben einschränkt, so- wie Interessensverschiebungen bei den entsprechenden Zielgruppen. Weiterhin sinkt das Interesse, sich ehrenamtlich zu engagieren. 6.4.2 Bestehende Angebote Vor dem Hintergrund der Förderkulisse des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge ist neben der Verzahnung der Vereine im Gemeindeleben sowie den strukturellen Her- ausforderungen der Vereine, insbesondere auch der bauliche Zustand der Sport- stätten von Bedeutung. Es gibt zahlreiche Sportstätten und Sporthallen im Untersuchungsgebiet. Wie bei den anderen Infrastrukturbereichen auch, konzentrieren sich die meisten Sportan- lagen in der Stadt Niebüll (siehe Abb. 24).

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Abb. 24: Sportanlagen im Untersuchungsgebiet

Quelle: ALP

TSV Rot-Weiß Niebüll Der TSV Rot-Weiß ist ein im Zentralort gelegener Traditionsverein mit einer 125- jährigen Geschichte. Der Verein bietet mit 21 Sparten ein großes Sportangebot an: Unter anderem werden neben Fußball, Handball, Basketball, Tennis auch Kampf- sportarten, Tanzen, Schwimmen sowie Gesundheitssport, Rehabilitationstraining o- der Koronarsport angeboten. Das breite Angebot ist dem Willen geschuldet, auch neue Sportangebote auszuprobieren, die sich an den Bedürfnissen der Mitglieder orientieren. Insgesamt hatte der Verein zum Zeitpunkt der Analyse rund 2.100 Mit- glieder und etwa 80 Übungs- und Kursleiter*innen. Die Sportstätten des Vereins sind ebenso vielfältig und verteilen sich auf das Stadtgebiet Niebülls. Zu den 16 Sportstätten zählen Sporthallen, Bewegungsräume, verschiedenen Outdooranlagen (wie dem Sportplatz am Schulzentrum), das Hallenbad an der Tondernstraße sowie das Walter-Rau-Stadion. Insgesamt gibt es (mit Ausnahme der Südtondernhalle und des Vereinsheim) keinen Sanierungsbedarf bei den Sportstätten. Das große An- gebot des Vereins wird hauptsächlich von ehrenamtlichen Übungsleitern*innen und Mitgliedern getragen. Die größte Herausforderung besteht laut Expertengespräch in der Nachwuchsgewinnung von ehrenamtlichen Übungsleitern*innen.

SV Frisia 03 Risum-Lindholm Im Jahr 2003 sind die Sportvereine „MTV Frisia Lindholm“ und „TSV Viktoria Risum- Maasbüll“ zum Sportverein SV Frisia 03 fusioniert. Eine Vereinsfusion ist im ländli- chen Raum nicht immer einfach umzusetzen, da die Aufgabe traditioneller Vereine auch zu einem gefühlten Verlust von Identität führen kann. Oft sind Vereinsfusionen

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im ländlichen Raum jedoch nötig, da aufgrund von Personalmangel das Sportange- bot nur noch zusammen geleistet werden kann. Der SV Frisia 03 bietet mit 19 verschiedenen Sparten ein breites Sportangebot für die Bürger*innen Risum-Lindholms. Neben klassischen Sportarten wie Fußball, Handball, Turnen bietet der Verein unter anderem auch Tischtennis, Volleyball, Sportschießen sowie Schwimmen, Tanzen oder American Football & Cheerleading an. Insgesamt sind zum Zeitpunkt der Analyse rund 1.800 Mitglieder im Sportverein registriert. Als besonders positiv herauszustellen ist das große Engagement und die Loyalität der Bevölkerung zum Verein, denn auch wenn Risum-Lindholm mit knapp 3.800 Einwohnern*innen eine deutlich kleinere Gemeinde darstellt als Niebüll ist der Mitgliedsanteil im Verein SV Frisia 03 nur etwas kleiner als im Niebüller TSV Rot- Weiß. Der SV Frisia schafft es besonders viele Bürger*innen für den Verein zu be- geistern. Erwähnenswert ist z. B. das Familien-Sportel, was ein generationsübergrei- fendes Sportangebot des Vereins darstellt. Da der Verein eine rein ehrenamtliche Struktur aufweist, liegt die Herausforderung des Vereins auf der Gewinnung von Nachwuchstrainern*innen und Übungsleitern. Die Kursleiter bekommen je nach Qualifikationsgrad lediglich eine Aufwandsentschädigung. Zum Zeitpunkt der Ana- lyse sucht der Verein Übungsleiter*innen für die Sparten Handball und Tischtennis.

Schwimmangebote im Untersuchungsgebiet Es gibt verschiedene Orte im Untersuchungsgebiet an denen die Bürger*innen die Möglichkeit haben Schwimmen zu gehen. Das Hallenbad in Niebüll liegt zentral am Marktplatz und bietet den Bürgern*innen verschiedenste Wassersportarten an: von verschiedenen Schwimmgruppen über Aquajogging, Rehasport, Wassergymnastik bis hin zu Turmspringen. Das „klassische“ Hallenbad mit einem 10 mal 25 m Becken übernimmt eine wichtige Funktion im Rahmen des Schulsports bzw. des Schwimm- unterrichts ein. Zudem trainieren hier die Rettungsschwimmer des DLRG. 90.000 Besucher benutzen das Bad pro Jahr - etwa je zur Hälfte von zahlenden Badegästen und Schülern*innen/Sportlern*innen. Betrieben wird das Bad vom TSV Niebüll. Durch den Einsatz von vielen ehrenamtlichen Kräften ist es gelungen, das wirt- schaftliche Defizit vergleichsweise klein (250.000 €) zu halten und das Bad täglich für die Besucher zu öffnen.

Eine weitere Bademöglichkeit bietet das Niebüller Naturbad „Wehle“. Dieses Frei- bad liegt am westlichen Ostrand der Stadt zwischen Deichstraße und Mühlenstraße. Zum Zeitpunkt der Analyse fehlte dem Naturbad eine Badeaufsicht. Im Rahmen der Bürgerwerkstatt wurde dies als Hauptargument eingebracht, wieso das Freibad we- nig frequentiert wird. Weitere Schwimm- und Bademöglichkeiten gibt es mit dem beheizten Freibad in Risum-Lindholm, sowie dem Badestrand in Dagebüll. Seit ei- nigen Jahren ist das Dagebüller Freibad in Fahretoft aus Sicherheitsbedenken ge- schlossen.

Weitere Vereine im Untersuchungsgebiet Insgesamt ist das Sportangebot in den Umlandgemeinden Dagebüll und Galmsbüll weniger stark ausgebaut. In Dagebüll bietet der SV Dagebüll e.V. insgesamt sieben

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Sparten für die Bürger*innen der Gemeinde. Dazu zählen Sportarten wie Tennis, Gymnastik oder Bogenschießen. Aufgrund der ländlichen Lage und der Nähe zum Meer gehören auch Outdoorsportarten wie Reiten, Radfahren, Kitesurfen und Nor- dic Walking zum Angebot. In Galmsbüll ist die „Galmsbüller Sportgemeinschaft 2016 e.V.“ als eine Initiative des Gemeinderats entstanden und damit der jüngste Sportverein im Untersuchungsge- biet. Ziel ist es ein Sportangebot für die Bewohner*innen in Laufdistanz bereitzu- stellen. Mit Etwa 116 Mitgliedern und 50 bis 60 Nutzern*innen steht der Verein noch am Anfang seiner Entwicklung. Dementsprechend hat der Verein keine eigenen Räumlichkeiten. Das Sportangebot findet hauptsächlich im Gemeindehaus sowie im Landjugendheim Neugalmsbüll statt. Der Sportverein bietet Taekwondo, einen Fit- ness-Mix, ein Mutter-Kindtreff, eine Walkinggruppe sowie Geocaching an. Neben den Sportvereinen gibt es im Untersuchungsgebiet eine Vielzahl weiterer Freizeitvereine. Unter Anderem gibt es verschiedene Reitvereine, mehrere Angler- vereine, Tanzsportvereine, Hundesportvereine, Seglervereine, einen Yacht-club, ei- nen Golfclub, einen Motorsportclub, einen Sportkeglerverein, einen Schützenverein, den freien Fanfarenzug Niebüll sowie den Freundeskreis Notfallrettung Südtondern.

6.4.3 Handlungsbedarfe

Instandhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen an den Sportanlagen Im Rahmen der Städtebauförderung wurde der Neubau der Südtondernhalle als vorgezogene Maßnahme bewilligt. Die zentralgelegene Sporthalle liegt an der Ton- dernstraße neben dem Hallenbad. Der Neubau soll im Jahr 2020 erfolgen. Die neue Sporthalle wird eine Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten bieten. Ein stark sanierungsbedürftiges Objekt ist das Vereinsheim an der Jahnstraße. Die Mängelliste des Sportheims umfasst die Energetik, Wasserschäden sowie eine nicht mehr zeitgemäße Ausstattung. Der Input aus der Bürgerwerkstatt, der Haushaltsbe- fragung und den Expertengesprächen ist hierzu eindeutig: Ein Neubau wird als ein- zige Option betrachtet. Auch in den Umlandgemeinden bestehen Sanierungsbedarfe bei den Sportanlagen. So ist die Friesenhalle in Risum-Lindholm aufgrund ihrer teils undichten Decke sa- nierungsbedürftig. Weiterhin ist die Schwimmanlage in Fahretoft veraltet und muss modernisiert werden. Weitere Maßnahmen müssen kurz- bis mittelfristig an der kleinen Sporthalle und dem Helmut-Hennig-Stadion in Risum-Lindholm umgesetzt werden, um die Funk- tionalität zu verbessern.

Schwimmhalle Niebüll Die Schwimmhalle in Niebüll erfüllt derzeit ihre Funktion als Sport- und Lehr- schwimmbad. Allerdings bestehen Modernisierungsbedarfe an dem 1972 errichtet

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Bad. Neben einer zeitgemäßen Ausstattung/Gestaltung entspricht die energetische Qualität nicht dem heutigen Standard.

Fehlende Indoor-Hallen in den Umlandgemeinden Von den Teilnehmenden der Bürgerwerkstatt wurde darauf hingewiesen, dass die Umlandgemeinden Dagebüll und Galmsbüll über keine eigenen Indoor-Sporthallen verfügen. Dies würde die Auswahl des Sportangebots auf Sparten begrenzen, die draußen betrieben werden können bzw. ohne besonderes Sportgerät auskommen.

Attraktive Sportmöglichkeiten im öffentlichen Raum schaffen Im Bürgerbeteiligungsprozess (Bürgerwerkstatt, Haushaltsbefragung) haben die Bewohner*innen des Untersuchungsgebietes ihren Wunsch nach attraktiven Sport- möglichkeiten geäußert. Insbesondere wird großes Potential im Freibad an der Wehle gesehen. Dieses ist aufgrund der fehlenden Badeaufsicht nicht mehr so gut besucht wie vor einigen Jahren. Die Bürger*innen haben verschiedene Ideen einge- bracht, um das Freibad wieder attraktiver zu gestalten. Neben der Schaffung einer Badeaufsicht wurden folgende Punkte eingebracht: ○ Outdoor Fitnessgeräte aufstellen ○ Minigolf-Anlage angliedern ○ Dusch- und Umkleidemöglichkeiten bereitstellen ○ Kiosk im Container etablieren

Kostenlose Fitness- / Sportgeräte in den Parks und Grünanlagen anbieten Im Rahmen der Beteiligungsverfahren wurde seitens der Bürger*innen auch die Schaffung eines Sport- und Bewegungsparcours gewünscht. Hierdurch werden mit Blick auf das allgemein zunehmende Sport- und Bewegungsbewusstsein attraktive Outdoorfitnessgeräte geschaffen.

6.5 Ärztliche Versorgung

6.5.1 Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge

Demografischer Wandel Auch wenn das Untersuchungsgebiet an Einwohnern*innen dazugewonnen hat, bleibt der demografische Alterungsprozesses dennoch nicht aus. Zu berücksichtigen ist, dass mit zunehmendem Alter die Nachfrage nach ambulanter medizinischer Ver- sorgung steigt.7 Die zunehmende Anzahl älterer Menschen, die überdurchschnittlich häufig zum Arzt gehen, macht die Aufrechterhaltung bzw. den Ausbau einer flächen- deckenden ambulanten medizinischen Versorgung unabdingbar.

7 Barmer Arztreport, 2017, S.56

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Nach- bzw. Neubesetzungen bleibt eine Herausforderung Die Nachbesetzung von freiwerdenden Arztpraxen im ländlichen Raum stellt eine große Herausforderung dar. Das hängt auch mit einem sich verändernden Anforde- rungsprofil junger Ärzte*innen zusammen. Gesucht werden vom Ärzte*innen-Nach- wuchs familienfreundliche Arbeitsbedingungen (bspw. Teilzeitstellen). Die Über- nahme bestehender Praxen wird durch eine geringere Bereitschaft (insbesondere von jungen Ärzten*innen) zur Übernahme des Risikos der Selbstständigkeit bzw. ho- her Investitionskosten erschwert. Bevorzugt wird teils ein Anstellungsverhältnis.

Veränderte Anforderungen an Arztpraxen Bei den Anforderungen an einen Praxisstandort werden vom Ärzte*innennachwuchs zunehmend gemeinschaftliche Modelle gewünscht. In Frage kommen beispielsweise Praxisgemeinschaften oder Gemeinschaftspraxen. Eine Praxisgemeinschaft ist eine Kooperationsform von Vertragsärzten*innen, bei der die teilnehmenden Ärzte*innen ihre Tätigkeit in gemeinsamen Praxisräumen ausüben. Sie bilden gegenüber der Kas- senärztlichen Vereinigung keine wirtschaftliche Einheit im Sinne einer Abrechnungs- gemeinschaft. Dadurch unterscheidet sich die Praxisgemeinschaft von der Gemein- schaftspraxis, die durch einen wirtschaftlichen und organisatorischen Zusammen- schluss von zwei oder mehr Ärzten*innen zum Zweck der gemeinsamen Ausübung ihrer Berufstätigkeit charakterisiert ist. Bei einer Gemeinschaftspraxis schließen sich mehrere Ärzte*innen in einem Haus zusammen. Die medizinische und wirtschaftliche Eigenständigkeit bleibt erhalten, es können jedoch Ressourcen wie Räumlichkeiten, Geräte oder Personal gemeinsam genutzt werden. Beide Modelle haben den Vorteil, dass die Ärzte*innen sich ergänzen und unterstützen können, womit eine höhere Flexibilität in der Ausübung des Berufes der Ärzte*innen einhergeht. So können Ur- laubsvertretungen oder Sprechzeiten gemeinsam koordiniert werden, was auch für Patienten*innen zu größeren ärztlichen Kontaktzeiten führen kann.

Ärztliche Versorgung als Schlüsselinfrastruktur Die ärztliche Versorgung stellt eine Schlüsselinfrastruktur dar. Für die Lebensqualität, insbesondere im Alter, ist ein bedarfsgerechtes Vorhalten von Beratungs-, Behand- lungs- und Therapiemöglichkeiten ein zentraler Baustein. Muss eine Arztstelle aus Altersgründen aufgeben werden und kann keine Nachfolge gefunden werden, hat das Folgewirkungen für die verbleibenden Infrastrukturen. Überlastungen der ver- bleibenden Praxen sind zu erwarten. Außerdem können längere Wartezeiten und der Wegfall langjähriger Vertrauensverhältnisse die Folge sein. Auch Pflegeinfrastruktu- ren profitieren von der Nähe zu medizinischen Dienstleistungen. Die Synergien stär- ken die Gesundheitsinfrastruktur. Aber: Fällt ein Baustein der gesundheitlichen Ver- sorgung weg, sind negative Folgewirkungen für alle Einrichtungen zu erwarten.

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6.5.2 Bestehendes Angebot

Fünf Gemeinschaftspraxen in Niebüll Im Untersuchungsgebiet gibt es aktuell sechs Hausarztpraxen (siehe Abb. 25). Wäh- rend in Niebüll sich zwölf Ärzte*innen in fünf Gemeinschaftspraxen organisieren, gibt es in Risum-Lindholm die von Frau Gonnsen kürzlich übernommen Einzelpraxis. Für die Gemeinschaftspraxen in Niebüll stellt sich kurz- bis mittelfristig die Frage nach einer Nachbesetzung der kassenärztlichen Sitze. Da die Praxen bereits gemein- schaftlich betrieben werden, sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nach- besetzung grundsätzlich gut.

Abb. 25: Praxen der Allgemeinmedizin im Untersuchungsgebiet

Quelle: ALP

Arztpraxen überwiegend im Zentrum Die Arztpraxen befinden sich überwiegend in zentraler Lage und können von vielen Bewohnern*innen auch fußläufig erreicht werden (siehe Abb. 26). Hingegen sind (ältere) Patienten*innen aus den Umlandgemeinden auf Fahrdienste oder eine ent- sprechende ÖPNV-Anbindung angewiesen.

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Abb. 26: Erreichbarkeit der Hausarztpraxen in Niebüll

Quelle: ALP

Klinik Niebüll als regionaler fachärztlicher Versorgungspunkt Hervorzuheben ist, dass Niebüll ein sehr großes Versorgungsangebot an Fachärz- ten*innen bietet, auch weil sich hier der Standort der Klinik Niebüll befindet. Die Niebüller Klinik, verortet an der Gather Landstraße 75, ist das zweitgrößte Akutkran- kenhaus des Klinikums Nordfriesland gGmbH. Es bietet neben der Inneren Medizin auch Leistungen in den Bereichen Chirurgie, Orthopädie, Geriatrie, Intensivmedizin, Radiologie, Dialyse und HNO. Schwerpunkte der Klinik sind Herz-/ Kreislauferkran- kungen, Arbeits-/ Wege-/ Schulunfälle sowie Gelenkchirurgie und Krebserkrankun- gen. Darüber hinaus gibt es in Niebüll zwei Medizinische Versorgungszentren (MVZ), die zusätzliche fachärztliche Leistungen anbieten. Das MVZ an der Klinik verfügt über Fachärzte*innen aus den Bereichen der Chirurgie, Orthopädie, Onkologie und Hä- matologie sowie Radiologie. Das DIAKO Medizinisches Versorgungszentrum GmbH, gelegen an der Bahnhofstraße 24, bietet ambulante medizinische Diagnostik und Therapie in den Fachbereichen Kinder- und Jugendmedizin, Neurologie, Neurochi- rurgie sowie Orthopädie, Unfallchirurgie und Handchirurgie. Des Weiteren gibt es in Niebüll, neben einem Kieferorthopäden, fünf Zahnarztpra- xen. Auch in Risum-Lindholm sind zwei Zahnärzte*innen ansässig. Weitere Fach- ärzte*innen in Niebüll decken folgende Disziplinen ab: Gynäkologie, Urologie, Der- matologie und Pädiatrie. Zudem gibt es in Niebüll am Westersteig zwei HNO- Ärzte*innen.

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Apotheken nur in Niebüll Ebenso wie die fachärztliche Versorgung sind Apotheken nur in Niebüll vorhanden. Die drei Niebüller Apotheken befinden sich in zentraler Lage an der Hauptstraße oder Marktstraße, womit die Angebotsstruktur für die Stadt gut aufgestellt ist. Wäh- rend zwei der drei Apotheken mittelfristig die Nachfolge regeln müssen, ist dieser Prozess in der Godske Hansens Apotheke bereits abgeschlossen.

Fehlende medizinische Versorgung im Umland Neben einem Allgemeinmediziner in Risum-Lindholm gibt es keine hausärztliche Niederlassung in den Umlandgemeinden. Die medizinische Versorgung des Unter- suchungsgebietes konzentriert sich damit vor Allem in Niebüll. Einwohner*innen der Gemeinden Dagebüll und Galmsbüll müssen für einen Hausarzt- oder Facharzt- termin immer in eine andere Gemeinde fahren. Ein geplantes Projekt zur Telemedizin wird ggf. das fehlende Angebot etwas kom- pensieren können. 6.5.3 Nachfrage

Stabile bis leicht steigende Anzahl der Arztkontakte zu erwarten Die Modellrechnung von ALP auf Basis von durchschnittlichen Arztkontakten diffe- renziert nach Alter und der kleinräumigen Bevölkerungsprognose zeigt, dass trotz einer prognostizierten Bevölkerungsstagnation im Untersuchungsgebiet die Anzahl der Arztkontakte leicht ansteigen wird (siehe Abb. 27, links). Die Verschiebung der Altersstruktur sowie der Fakt, dass ältere Personen häufiger zum Arzt gehen als jün- gere, begründen diese Entwicklung.

Unter Berücksichtigung statistischer Arztbesuche in einzelnen Altersgruppen und der Bevölkerungsprognose steigt die Anzahl der Arztbesuche im Untersuchungsge- biet von rund 152.000 im Jahr 2018 auf rund 154.000 im Jahr 2030 (siehe Abb. 27, rechts). Das entspricht einem leichten Anstieg um etwa 1 %.

Dies verdeutlicht, dass die medizinische Versorgung mindestens auf dem heutigen Niveau aufrechterhalten werden sollte. Wenn ein Praxissitz im Untersuchungsgebiet wegfallen bzw. eine Praxisnachfolge nicht gelingen sollte, würde dies die Angebots- situation nachhaltig negativ beeinflussen.

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Analyse von Fachthemen

Abb. 27: Arztkontakte nach Altersgruppen und prognostizierte Anzahl der Arztkontakte

16 150.000 14 12 100.000 10 8 6 50.000 4 2 0 0 2018 2020 2025 2030

Niebüll Umland

Männer Frauen Quelle: ALP, Barmer-Ärztereport 6.5.4 Handlungsbedarfe

Bestand sichern – Fokus Hausärzte*innen Die ärztliche Versorgung ist im Untersuchungsgebiet als positiv zu bewerten. Es gibt in Niebüll ein umfassendes Angebot an medizinischen Versorgungsangeboten. Die Gemeinschaftspraxen sind zentral gelegen, es gibt ein großes fachärztliches Leis- tungsangebot und die Klinik Niebüll bietet ein großes Fachpersonal in verschiede- nen Bereichen. Weiterhin runden die beiden Medizinischen Versorgungszentren, zahlreiche Physio-, Ergo-, und Psychotherapeuten sowie Logopäden und die Apo- theken die gesundheitliche Versorgung ab. Trotz der relativ guten Versorgungsinfrastruktur gibt es im Untersuchungsgebiet mehrere Handlungsbedarfe in der medizinischen Versorgung. Die Hausärzte*innen im Untersuchungsgebiet sind stark ausgelastet, wodurch es zu langen Wartezeiten kommt. Weiterhin werden einige Hausärzte*innen in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen, was das Thema der Nachbesetzung kurz- bis mittelfristig in den Fokus rückt. Langfristig könnten zunehmende Arztkontakte eine Überlastung der medizinischen Versorgung hervorrufen. Diese Handlungsbedarfe machen deut- lich, dass der Hausarztbestand mindestens gesichert, im besten Fall aber ausgebaut werden muss. Darüber hinaus gibt es, wie im gesamten Kreisgebiet, ein Defizit bei den niederge- lassenen Psychotherapeuten.

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Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung Neben einer Sicherung der Arztpraxen in Niebüll, muss auch die medizinische Ver- sorgung der Umlandgemeinden langfristig gewährleistet werden. Die schwierige Nachbesetzung der Hausarztpraxis hat verdeutlicht, dass dies keinesfalls selbstver- ständlich ist. Insgesamt ist das Arztangebot in den Umlandgemeinden nicht be- darfsdeckend. Eine Etablierung weiterer allgemeinmedizinischen Praxen im Umland ist jedoch derzeit kein realistisches Szenario. Eine befriedigende Versorgung der Patienten*innen kann somit nur über eine gute Mobilitätsanbindung erfolgen.

Langfristige Sicherung des Klinikums Die Klinik Niebüll dient als regionaler fachärztlicher Versorgungspunkt. Als Akut- krankenhaus mit einem Luftrettungszentrum ist es für die medizinische Notfallver- sorgung für die Bevölkerung des Untersuchungsgebietes aber auch für die Bevöl- kerung auf den Nordseeinseln ein zentraler Baustein der medizinischen Versor- gung. Die Schließung der Geburtenstation führte zu Unverständnis in der Bevölke- rung und schürte die Angst vor einer Schließung des Krankenhauses.

Aufgrund der ländlichen Struktur des Untersuchungsgebietes würde der Wegfall des Krankenhauses erhebliche Auswirkungen auf die medizinische Versorgung ha- ben. Die langfristige Sicherung des Klinikstandortes hat für die Bevölkerung deshalb eine hohe Priorität. Dies wurde sowohl im Rahmen der Bürgerwerkstatt als auch in der Haushaltsbefragung deutlich.

6.6 Pflege und Menschen mit Behinderungen (stationäre und ambulante Pflege)

6.6.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge

Steigender Pflegebedarf Die Zahl der über 65-Jährigen und insbesondere die Zahl der sogenannten „Hoch- betagten“ (80 Jahre und älter) wird in den nächsten Jahren deutlich ansteigen. Dem- entsprechend wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen weiter zunehmen. Die große Herausforderung wird sein, eine an den Bedürfnissen der Betroffenen orientierte pflegerische Versorgung in Zukunft sicherzustellen. Ziel ist es, Strukturen aufzu- bauen, die es Pflegebedürftigen ermöglichen, möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in ihrem gewohnten Umfeld führen zu können. Gleichzeit müssen für all jene, die in der eigenen Häuslichkeit kein adäquates Umfeld mehr wiederfinden, alterna- tive ambulante und stationäre Wohnangebote bereitgestellt werden.

Trend geht hin zu ambulanten Angeboten Im stationären Bereich verändert sich zunehmend der Charakter der Einrichtungen. Die Verweildauer in den Einrichtungen verkürzt sich bei gleichzeitig erhöhtem Pflege- und Betreuungsaufwand (bereits heute sind rund zwei Drittel demenziell er- krankt). Die Pflegereformen der jüngeren Vergangenheit haben besonders die am-

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bulante Pflege gestärkt. Dadurch hat eine Verschiebung der Nachfrage – insbeson- dere bei niedrigen Pflegegraden (1 bis 3) – von der vollstationären in Richtung am- bulante und teilstationäre Pflege stattgefunden. Es ist zu erwarten, dass bei einer Ausweitung von ambulanten Pflegediensten der Trend zu ambulanten Pflegediens- ten weiter anhält.

Fachkräftemangel in der Pflege Der steigenden Nachfrage nach Pflegeleistungen steht ein unzureichendes Angebot von ausgebildetem Pflegepersonal gegenüber. Um eine angemessene Pflege zu ge- währleisten, ist eine ausgewogene Personalstruktur nötig, die sich aus Hilfskräften, Pflegefachkräften und spezialisierten Pflegekräften zusammensetzt. Insbesondere die Gewinnung von Fachkräften wie auch Hilfskräften gestaltet sich aber zunehmend als schwierig. Die Arbeit in der Pflege muss attraktiver werden, um auch junge Men- schen für dieses Berufsfeld zu erreichen. Neben einer angemessenen Bezahlung sind auch die Arbeitsbedingungen ein wichtiger Faktor.

Informelles Pflegepersonal zur Stärkung der häuslichen Pflege In Anbetracht der schwierigen Personalsituation im Pflegebereich gewinnt das infor- melle Pflegepersonal bzw. die pflegenden Angehörigen an Bedeutung. Eine Auswei- tung der informellen Pflege zur Kompensation der fehlenden professionellen Pfle- gekräfte scheint derzeit jedoch kein realistisches Szenario zu sein. Diesbezüglich sind folgende Aspekte anzuführen:

○ Mehr Pflegebedürftige, weniger Pflegende - Zukünftig stehen deutlich weni- ger Angehörige (informelles Pflegepotenzial) einer steigenden Zahl von Pfle- gebedürftigen gegenüber. Das heißt, um das heutige Niveau der informellen Pflege auch zukünftig aufrechtzuerhalten, wäre ein deutlich höherer Einsatz aus dem Personenkreis der Angehörigen erforderlich.

○ Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit - Die Erwerbstätigenquote der Frau- en in Deutschland hat in den letzten zwölf Jahren deutlich zugenommen. 2005 lag sie noch bei 59,5 %, 2017 waren bereits 71,5 % der Frauen berufstä- tig (im Alter von 15 bis 65 Jahren)8. Die zunehmende Berufstätigkeit der Frauen schränkt tendenziell die Möglichkeit der Pflege von Angehörigen ein. Allerdings geht mit dieser Entwicklung nicht zwangsläufig eine Abnahme der informellen Pflege einher. Vielmehr ist zu beobachten, dass zunehmend ver- sucht wird, die Pflege und den Beruf gleichzeitig auszuüben. Knapp zwei Drit- tel der privaten Hauptpflegepersonen müssen im Alltag Pflege und Beruf ver- einbaren, rund 30 % arbeiten in Vollzeit, rund 33 % in Teilzeit oder auf Stun- denbasis9. Zukünftig wird die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf eine grö-

8 Destatis - Ergebnisse des Mikrozensus. 9 AOK Pflege-Report 2016

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ßere Bedeutung einnehmen. Zumindest dann, wenn auch jüngere Angehö- rige in die häusliche Pflege integriert werden sollen. Die Einführung der Pfle- gezeit (und deren Akzeptanz) kann hierfür ein wesentlicher Baustein sein.

○ Mobilere Gesellschaft – Zugleich leben Eltern und Kinder heute deutlich sel- tener am gleichen Ort, was die Pflege durch Angehörige erschwert. So bele- gen Studien, dass Eltern weniger Unterstützung von den Kindern erhalten, die weiter entfernt wohnen10. Eine immer mobiler werdende Gesellschaft birgt somit das Risiko, dass zukünftig die Kinder von Pflegebedürftigen in geringem Umfang zur Pflege beitragen werden.

6.6.2 Bestehende Angebote

Zur Pflegeinfrastruktur im Untersuchungsgebiet gehören vier stationäre Pflege- heime, fünf ambulante Pflegedienste sowie andere verschiedene Pflegeangebote, wie die Tagespflege, das betreute Wohnen oder eine Pflegeberatung (siehe Abb. 28). Zudem gibt es in der Stadt Niebüll auch ein Hospiz. Die meisten Pflegeangebote befinden sich ebenso in Niebüll.

Abb. 28: Pflegeeinrichtungen im Untersuchungsgebiet

Quelle: ALP

10 Haberkern, Klaus (2009): Pflege in Europa.

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Vier stationäre Pflegeheime im Untersuchungsgebiet Im Untersuchungsgebiet gibt es insgesamt vier vollstationäre Pflegeheime, wobei die zwei größten Pflegeeinrichtungen sich in Niebüll befinden. Mit 121 Plätzen ist der „Friesische Wohnpark“ der Stiftung Uhlebüll die größte Einrichtung. Zweitgröß- tes Pflegeheim, mit 95 Plätzen, ist die Seniorenwohnanlage „Niebüll-Gath“ des Be- treibers Alloheim. In der Gemeinde Dagebüll bietet das „Alten und Pflegeheim Hein- richshof“ Platz für 36 Personen. In Risum-Lindholm gibt es im Pflegeheim „Bi uns to Hus“ 15 Pflegeplätze. Galmsbüll ist die einzige Gemeinde im Untersuchungsgebiet ohne eine stationäre Pflegeeinrichtung. In fast jeder Pflegeeinrichtung des Untersu- chungsgebietes beträgt die Auslastungsquote 100 %.

Die Heimbewohner*innen kommen meistens aus Niebüll aber auch aus Sylt oder dem Umland. Das Einzugsgebiet reicht von dänischer Grenze bis Stedesand. Insbe- sondere Sylter*innen fragen verstärkt Pflegeangebote auf dem Festland nach. Auf Sylt gibt es zu wenig (kostengünstige) Pflegeangebote, weshalb den Betroffenen empfohlen wird, ein Pflegeheim auf dem Festland zu suchen.

Jede Pflegeeinrichtung im Untersuchungsgebiet bietet Kurzzeitpflege an, wobei „Niebüll-Gath“ mit 12 Kurzzeitpflegeplätzen die größte Kapazität hat. Der Bedarf an Kurzzeitpflegeplätzen ist hoch. Aufgrund der hohen Auslastung der Heime sowie der mit Kurzzeitpflege verbundenen Planungsunsicherheit können diese Plätze nicht in einem ausreichenden Umfang angeboten werden.

Die Stiftung Uhlebüll bietet neben dem Seniorenheim auch 22 Wohnungen im Be- reich des betreuten Wohnens an. Im Jahr 2019 hat sich das Angebot der Stiftung vergrößert, da 30 weitere barrierefreie Wohneinheiten in der Hoyerstraße gebaut wurden.

Ambulante Pflegedienste stark ausgelastet Die ambulante Pflege wird im Untersuchungsgebiet von fünf Akteuren bewerkstel- ligt: Dem DRK-Pflegedienst Nordfriesland Niebüll-Bökingharde gGmbH, dem ambu- lanten Pflegedienst Südtondern (der auch Tagespflege betreibt), der Pflegediakonie Nordfriesland gGmbH, dem privaten Pflegedienst “Pflegen und Betreuen Tobias Bleil“ sowie die Mürwiker Ambulante Pflege GmbH – die Pflegeleistungen in Wohneinrichtungen und Werkstätten der Mürwiker unterstützt. Trotz der Vielzahl ambulanter Pflegedienste reichen die Kapazitäten der ambulanten Pflegedienste, laut Experteneinschätzung, zunehmend nicht mehr aus. Ebenso fehlt es an weiteren Angeboten in der Tagespflege.

Mürwiker Werkstätten für Menschen mit Behinderungen Neben den pflegerischen Angeboten gibt es im Untersuchungsgebiet verschiedene Einrichtungen die Eingliederungshilfe leisten. Einer der wichtigsten Akteure ist die Mürwirker GmbH. Sie betreibt Eingliederungshilfe für Menschen mit geistiger Behin- derung in den Bereichen Bildung, Arbeit und Wohnen. Weitere wichtige Akteure vor

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Ort sind: Der Verein Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Südton- dern e.V., Lebenshilfeeinrichtung Niebüll GmbH, Desperados-ABBBA, Haus KoMeT gGmbH und der Sozialverband Niebüll.

Pflegestützpunkt Im Pflegestützpunkt erhalten die Pflegebedürftigen sowie die Angehörigen indivi- duelle, unabhängige und kostenfreie. Der Pflegestützpunkt informiert umfassend zu Themen wie Leben und Wohnen im Alter, Pflege und Betreuung. Die Mitarbeiter*in- nen des Pflegestützpunktes vermitteln Kontakte zu Ehrenamtlichen oder Angehöri- gengruppen und haben ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme der Pflegebe- dürftigen und Angehörigen. Bei Bedarf erfolgt die Beratung auch zu Hause bei den Pflegebedürftigen.

6.6.3 Nachfrage

Überdurchschnittlich Ausstattung an stationären Pflegeplätzen In Niebüll und den Umlandgemeinden besteht im Vergleich eine überdurchschnitt- lich gute Ausstattung an Pflegeplätzen. Während kreisweit rund 46 Pflegeplätze pro 1.000 über 65-Jährige vorhanden sind, kommen im Untersuchungsgebiet über 78 Pflegeplätze auf 1.000 über 65-Jährige. Dies verdeutlicht, dass die Pflegeeinrichtun- gen zu einem Teil eine Nachfrage aus einem erweiterten Verflechtungsbereich be- dienen.

Nähe zu Sylt erhöht den Nachfrageüberhang Die Pflegeeinrichtungen des Untersuchungsgebietes (insbesondere der Niebüller Heime) werden auch von der pflegebedürftigen Bevölkerung der Inseln (insbeson- dere Sylt) nachgefragt. Neben Angebotsdefiziten auf den Inseln ist die Nähe zu An- gehörigen ein wichtiger Faktor für die Nachfrage nach stationären Pflegeangeboten auf dem Festland. So wohnen viele Familien nicht mehr gemeinsam auf der Insel. Aufgrund des knappen und hochpreisigen Wohnungsmarktes sind in den letzten Jahren viele Haushalte auf das Festland gezogen. In der Konsequenz verlagert sich die Nachfrage auf das Untersuchungsgebiet. Dies führt zu einer weiteren Anspan- nung der Versorgungssituation.

Anstieg der Pflegebedürftigen um fast 60 % zu erwarten Die steigende Zahl der Pflegebedürftigen ist eng mit der demographischen Alterung der Bevölkerung verknüpft. Abb. 29 zeigt, dass der Anteil der Pflegebedürftigen mit zunehmendem Alter ansteigt. Während bei den 75- bis 80-Jährigen nur knapp 10 % pflegebedürftig sind, beträgt der Anteil bei der Gruppe der über 90-Jährigen 60 %. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung steigt die Zahl der Men- schen, die ein pflegerelevantes Alter erreichen, kontinuierlich an.

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Niebüll und Umland 82

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Abb. 29: Risiko der Pflegebedürftigkeit nach Alter (Anteil der Pflegebedürftigen an allen Personen einer Altersgruppe)

70%

60%

50%

40%

30%

20%

10%

0% 55 - 60 60 - 65 65 - 70 70 - 75 75 - 80 80 - 85 85 - 90 über 90

Ambulant Pflegegeld vollstationäre Pflege

Steigender Pflegebedarf Die rechnerische Pflegebedarfsermittlung (siehe Tab. 10) zeigt die Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen differenziert nach ambulanter und vollstationärer Pflege sowie Pflegegeld bis 2030. Die Berechnung unterstellt konstante geschlechterspezi- fische Pflegequoten in den einzelnen Altersklassen und einen ausschließlich im Un- tersuchungsgebiet gedeckten Bedarf. Im Jahr 2018 gibt es im Untersuchungsgebiet (rechnerisch) insgesamt 776 Pflegebe- dürftige. Von den insgesamt 776 Pflegebedürftigen im Jahr 2018 entfielen 179 auf die ambulante Pflege, 332 auf die vollstationäre Pflege und 265 beziehen (aus- schließlich) Pflegegeld. Im Vergleich zu 2018 werden für das Jahr 2030 949 Pflege- bedürftige für das Untersuchungsgebiet insgesamt prognostiziert. Das entspricht ei- nem Anstieg von 22 %. Am stärksten wird der Pflegebedarf in der vollstationären Pflege steigen (+87 Plätze bzw. +26 %).

Nachfrage nach Hilfen im Haushalt steigt Mit dem Pflegestärkungsgesetz wurde 2017 der sogenannte Entlastungsbetrag auf monatlich 125 € festgesetzt. Mit dem Entlastungsbetrag kann eine Haushaltshilfe, aber auch Dienstleistungen wie z. B. Besorgungen, Vorlesen oder Spazierengehen im Wert von 125 € im Monat finanziert werden. Auch hier bieten die örtlichen Pflege- dienste entsprechende Dienstleistungen an. Allerdings wird es auch in diesem Be- reich zunehmend schwieriger, geeignetes Personal zu finden.

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Tab. 10: Rechnerische Pflegebedarfsermittlung des Untersuchungsgebietes

Quelle: ALP 6.6.4 Handlungsbedarfe

Professionelle und ehrenamtliche Unterstützungsangebote erreichen Kapazitäts- grenzen Professionelle Unterstützungsangebote erreichen, wie dargestellt, vielfach ihre Ka- pazitätsgrenzen. Vor dem Hintergrund der im Abschnitt „Demografische Entwick- lung“ aufgezeigten altersstrukturellen Veränderungen kann davon ausgegangen werden, dass sich das Verhältnis zwischen Pflegebedürftigen und potenziellen Pfle- ger*innen (informell und professionell) in absehbarer Zeit weiter verschieben wird (mehr Pflegebedürftige pro Pflegende). Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung ver- deutlichen, dass die Bevölkerung im Ausbau von Unterstützungsangeboten für Se- nioren*innen eine zentrale städtische Entwicklungspriorität sieht. Neben allgemei- nen Unterstützungsangeboten wird auch der Ausbau von betreuten Wohnungsan- geboten sowie weiterer Tagespflegeeinrichtungen häufig als eine wichtige Aufgabe der kommunalen Entwicklung gesehen.

Tab. 11: Prioritäten der komunalen Entwicklung (geschlossen Frage)

Haushaltstyp Rang 1 Rang 2 Rang 3

Angebote für Jugendliche Unterstützungsangebote Paare mit Kindern Kulturelle Angebote (Institutionen/Vereine) für Senioren Alleinerziehende Angebote für Jugendliche Unterstützungsangebote Weiterbildungsangebote Elternteile (Institutionen/Vereine) für Senioren Singlehaushalte unter 65 Unterstützungsangebote Kulturelle Angebote Betreutes Wohnen Jahre für Senioren Singlehaushalte über 65 Unterstützungsangebote Betreutes Wohnen Tagespflege Angebote Jahre für Senioren Seniorenpaarhaushalte Unterstützungsangebote Betreutes Wohnen Tagespflege Angebote (ausschließlich ü. 65 J.) für Senioren Paare ohne Kinder Unterstützungsangebote Betreutes Wohnen Kulturelle Angebote unter 65-Jahre für Senioren Unterstützungsangebote Sonstige Haushalte Betreutes Wohnen Tagespflege Angebote für Senioren Unterstützungsangebote Gesamt Betreutes Wohnen Kulturelle Angebote für Senioren

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Bedarfsorientierte Pflegeinfrastruktur etablieren Vor dem Hintergrund der ermittelten steigenden Pflegebedarfe, sollte eine dem Be- darf entsprechende Pflegeinfrastruktur vorgehalten werden. Dazu gehören zum ei- nen der Erhalt der bestehenden Infrastrukturen. Zum anderen sind Leistungen der Pflegeberatung, niedrigschwellige Leistungen und Entlastungsleistungen, betreute Wohnungsangebote wie auch die Angebote von ambulanten Pflegediensten und ggf. stationären Pflegeheimen auszubauen. Fokus ambulante Pflege Der gezielte Ausbau – insbesondere ambulanter Pflegeinfrastrukturen – sollte vor dem Hintergrund der Zielsetzung „ambulant vor stationär“ im Vordergrund stehen. Dazu zählen die Tagespflege, ambulante Pflegedienste, altersgerechte Wohnformen und neue Wohn-Pflege-Formen (ambulante Pflegegemeinschaften). Die steigende Anzahl demenziell erkrankter Menschen erfordert, sofern auch für diese Gruppe am- bulante Pflegesettings angestrebt werden, Alternativen in der ambulanten Versor- gung. So können beispielsweise ambulant betreute Pflegegemeinschaften für De- menzkranke einem stationären Pflegeaufenthalt vorbeugen. Grundsätzlich ist die Umsetzung eines breiten Spektrums an alternative Wohnfor- men anzustreben. Unter anderem folgende Modelle kommen für das Untersu- chungsgebiet in Frage: Betreutes Wohnen Das Betreute Wohnen ist eine private Wohnform für ältere Menschen. In der Regel handelt es sich um barrierefreie Wohnungen, die entweder angemietet oder gekauft werden. Zusätzlich zum Abschluss eines Miet-/Kaufvertrages werden bestimmte Ser- vice-Angebote wie allgemeine Betreuungsleistungen, Dienstleistungen oder Notruf- dienste vertraglich festgelegt (Betreuungsvertrag). Die Dienst- und Pflegeleistungen selbst müssen dabei frei wählbar sein. Bei Bedarf können zusätzliche Leistungen und Services hinzu gebucht werden.

Seniorenhausgemeinschaft In Seniorenhausgemeinschaften leben Ältere selbstbestimmt und eigenverantwort- lich miteinander in einem Haus. Die Bewohner*innen leben in einer eigenen, abge- schlossenen Wohnung, sodass sowohl die Privatsphäre als auch der eigene Lebens- stil erhalten bleibt. Im Vordergrund steht die gegenseitige Unterstützung der Be- wohner*innen bei Alltagsaufgaben. Für weiterreichende Hilfen werden externe Dienstleistungsanbieter wie z.B. Pflegedienste hinzugezogen. Seniorenhausgemein- schaften verfügen über einen Gemeinschaftraum, der für Aktivitäten wie Feste, Tref- fen oder Veranstaltungen jeglicher Art genutzt werden kann.

Seniorenwohngemeinschaft Die Seniorenwohngemeinschaft funktioniert ähnlich wie eine Seniorenhausgemein- schaft. Dabei lebt die Seniorenwohngemeinschaft jedoch in einer Wohnung, in der gemeinsam gewohnt wird und jeder zusätzlich zu den gemeinschaftlich genutzten

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Räumen, wie der Küche, ein eigenes privates Zimmer hat. Seniorenwohngemein- schaften können auch als ambulant betreute Wohngemeinschaften im Sinne des Art. 2 Abs. 3 Pflege- und Wohnqualitätsgesetz (PfleWogG) betrachtet werden. In diesem Fall übernimmt ein ambulanter Pflegedienst Pflege- und Betreuungsleistungen für die Wohngemeinschaft. Eine Wohngemeinschaft kann auch speziell für Demenz- kranke ausgelegt sein.

Bezahlbares altersgerechtes Wohnungsangebot Unabhängig von der Wohnform ist darauf zu achten, dass die neu geschaffenen Wohnungsangebote auch für Haushalte mit geringen Einkommen bezahlbar sind. So wurde im Rahmen der durchgeführten Expertengespräche darauf hingewiesen, dass insbesondere kleine, altersgerechte und preisgünstige Wohnungen fehlen.

Besseres Versorgungsmanagement Pflegebedürftige Personen werden häufig von unterschiedlichen Einrichtungen bzw. Personen betreut und gepflegt. Insbesondere der Wechsel von Pflegesettings (am- bulant  (teil-)stationär; Krankenhaus  Pflege (stationär/ambulant) verläuft viel- fach nicht optimal. Hier könnte ein verbessertes Versorgungsmanagement Abhilfe schaffen. Die in der Regel nur auf den eigenen Bereich ausgerichtete Verantwor- tungsübernahme der Leistungserbringer (Krankenhäuser, Pflegeheime, etc.) führt zu Schnittstellenproblemen, die für viele Patienten*innen mit Versorgungsbrüchen ein- hergehen. Zu nennen sind beispielsweise Probleme nach Krankenhausaufenthalten – Organisation der ambulanten Versorgung (z. T. Entlassung ohne gesicherte Wei- terversorgung) und keine zeitnahen Termine bei Fachärzten*innen.

Pflege von Menschen mit geistiger Behinderung Die Betreuung und Versorgung älter werdender und damit tendenziell auch pflege- bedürftiger Menschen mit Behinderung stellen die Akteure im Untersuchungsgebiet vor neue Herausforderungen. Bedingt durch den medizinischen Fortschritt sowie die Euthanasiemorde in der Nazi-Diktatur erreichen erst jetzt und in der Folge in den nächsten Jahren mehr Menschen mit Behinderung das Seniorenalter. In der Konse- quenz muss ein Teil der Personen die sonst ambulant betreut/gepflegt wurden im hohen Alter stationär gepflegt werden. Die Versorgung dieser Zielgruppe ist in Nie- büll und Umland unzureichend. Zwar wurde für diese Zielgruppe bereits eine Tages- stätte (Mürwiker - Buchenweg) eingerichtet. Es fehlt jedoch an stationären Pflege- plätze für diese Zielgruppe. Zielführend wäre eine stärkere Kooperation zwischen den örtlichen Trägergesellschaften und den Pflegeheimen. So könnte der Bedarf be- stimmt und die Pflege gemeinsam organisiert werden. Erforderliche Maßnahmen für ein selbstbestimmtes Wohnen im Alter In der Haushaltsbefragung wurde unter anderem abgefragt, welche Maßnahmen an der Wohnung oder dem Haus erforderlich sind, um ein selbstbestimmtes Wohnen im Alter zu ermöglichen. 34 % der Seniorenhaushalte (die Haushalte, die von diesem Thema unmittelbar betroffen sind) gaben an, dass der Ausbau ambulanter und mo- biler Pflegeangebote eine erforderliche Maßnahme darstellt (siehe Abb. 30). Bei etwa

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33 % der Seniorenhaushalte kann schon mit kleinen Maßnahmen an der Wohnung oder dem Haus ein selbstbestimmtes Wohnen im Alter ermöglicht werden. Weiter- hin betrachten 29 % den Ausbau des ÖPNV-Angebotes als eine erforderliche Maß- nahme. Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung unterstreichen somit den Hand- lungsbedarf des Ausbaus ambulanter Pflegeangebot sowie dem Ausbau des ÖPNV- Angebots. Erwähnenswert ist, dass etwa 32 % der Seniorenhaushalte überhaupt kei- nen Bedarf an Maßnahmen sehen, um im Alter selbstbestimmt Wohnen zu können. In diesem Fällen wird jedoch meist nicht ein (hoher) Pflegebedarf antizipiert.

Abb. 30: Erforderliche Maßnahmen für selbstbestimmtes Wohnen im Alter. Zielgruppe Seni- orenhaushalte.

Quelle: Haushalsbefragung

6.7 Kultur und Gemeinschaft

6.7.1 Grundsätzliche Herausforderungen und Wirkungszusammenhänge

Kultur als Identifikationspunkt mit der Gemeinde Die kulturellen Rahmenbedingungen stellen einen wichtigen Aspekt zur Identifika- tion der Einwohner*innen mit ihren Heimatgemeinden dar. Die Veranstaltungen und Angebote sowie das dadurch entstehende Miteinander im Gemeindeleben sind eine zentrale Qualität des Lebens im ländlichen Raum und können langfristig zu einer stabilen Bevölkerungsentwicklung beitragen. So kann eine starke Identifikation mit der Heimatgemeinde beispielsweise unterstützen, dass junge Erwachsene nach der Ausbildung oder dem Studium wieder zurückziehen. Aufgrund der besonderen ge- ografischen Lage - einerseits als ländlich geprägter Luftkurort mit Mooren und Watt, andererseits auch durch die Nähe zu den Inseln - gilt das Untersuchungsgebiet als attraktiver Ausflugs- oder Durchgangsort für Touristen. Dieser Aspekt wurde in der

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Bürgerwerkstatt diskutiert, da es Befürchtungen gibt, dass die Kultur und Gemein- schaft sich aufgrund des Tourismus verändern würde.

6.7.2 Bestehende Angebote

Geschichte und Kultur des Untersuchungsgebietes Kulturell ist das Untersuchungsgebiet einerseits durch eine friesische und anderer- seits aufgrund der Nähe zu Dänemark auch durch eine dänische Geschichte geprägt. Aufgrund der Historie lebt im Untersuchungsgebiet auch eine dänische Minderheit. In Niebüll und Risum-Lindholm gibt es deshalb auch dänische Kindergärten sowie eine dänische Schule. Die besondere kulturelle Prägung des Untersuchungsgebietes findet sich in der Mehrsprachigkeit zwischen friesisch, plattdeutsch, dänisch und deutsch wieder. Einheimischen wie Besuchern*innen bietet die Stadt neben den großzügigen Grün-, Erholungs- und Sportanlagen, den vielen noch gut erhaltenen Friesenhäusern auch kulturelle Besonderheiten. Hier ist neben dem Naturkundemuseum und dem Frie- senmuseum insbesondere das anlässlich der 550-Jahr-Feier im Jahre 1986 im alten Rathaus eröffnete Richard Haizmann-Museum zu nennen. In diesem Museum wird der Nachlass des im Jahre 1963 in Niebüll verstorbenen Bildhauers und Malers Richard Haizmann präsentiert. Das Richard-Haizmann-Museum, das im Jahre 2016 sein 30-jähriges Bestehen feierte, widmet sich daneben in jährlichen Sonderausstel- lungen insbesondere der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts. Ein Einblick in die friesische Geschichte bietet das Friesische Museum in Niebüll- Deezbüll. Für den Erhalt der nordfriesischen Sprache setzt sich der Niebüller Friesen- rat ein. Zudem rekonstruiert und bewahrt der im Jahr 2000 gegründeter Verein für Niebüller Geschichte die Historie der Stadt. Eine besonderes Angebot der Kunst- und Kulturförderung ist die Kulturtafel in Nie- büll. Diese Maßnahme ermöglicht es Personen mit geringem Einkommen (wie Ge- ringverdienende, Personen in Rente mit Grundsicherung, Asylsuchende oder Studie- rende) vergünstigt an Kunst- und Kulturveranstaltungen teilzunehmen.

Veranstaltungen und Feste Im Untersuchungsgebiet gibt es einige Veranstaltungen und Feste, wobei die meis- ten davon in Niebüll stattfinden. So werden in der Niebüller Stadthalle Theatervor- stellungen, Musicals und Shows angeboten. Zudem werden die Räumlichkeiten im Rathaus für Veranstaltungen (wie Konzerte) genutzt. Gelegentlich gibt es auch ein Programm in der Jugendherberge Niebülls an der Mühlenstraße. Auch der Verein der Freunde des Richard Haizmann Museums fördert und organi- siert kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Vorträge.

Haus der Familie (Familienbildungsstätte) Ein zentraler Ort und Treffpunkt ist das Haus der Familie. Die Familienbildungsstätte bietet einen geschützten Raum, der neben präventiven Bildungsangeboten ein Ort

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für den persönlichen Austausch bietet. Referierende und ehrenamtliche Mitarbei- tende bieten Veranstaltungen und Kurse, Gesprächsgruppen und Freizeitaktivitäten für alle Zielgruppen an. Alljährlich wird ein Programm zu Themen wie Erziehung, Bildung, Gesundheit und Freizeit und Impulse zu einer erfüllenden Lebensgestaltung erstellt.

(Senioren*innen) Begegnungsstätte Die Begegnungsstätte bündelt zahlreiche Angebote für Senioren*innen unter einem Dach. Dazu zählen: Ausflüge, Fasching, Spielenachmittage, Seminare, Musiknachmit- tage. Das Programm wird von vier Institutionen (DRK, Caritas, AWO, evangelische Kirche) organisiert und durchgeführt. Es gibt 41 Ehrenamtliche, die das Angebot un- terstützen. Die zentralgelegenen Räumlichkeiten der Begegnungsstätte werden stark genutzt, da auch der Kneipverein und der Seniorenbeirat auf die Räumlichkei- ten zurückgreift. Zudem gibt es verschiedene andere Angebote in den Räumlichkei- ten, so dass durchgängig ein Programm angeboten wird (Yoga, Bridge, Friesischer Singkreis, Qi Gong etc.).

Musikhaus und Musikwinkel Eine wichtige kulturelle Einrichtung ist zum das „Musikhaus“ in Niebüll. Neben einem Musikgeschäft gibt es Am Standort Unterrichts- und Proberäume. Seit vielen Jahren ist das Musikhaus in Niebüll Treffpunkt für Musiker*innen, Unterrichtende, Schü- ler*innen und Eltern. Es bildet den Mittelpunkt des generationsübergreifenden Netz- werkes der Musikerszene in der Region. Aus diesem Netzwerk sind zahlreiche Im- pulse und Initiativen ausgegangen, die das kulturelle Leben in Niebüll und der Re- gion bereichern, wie z.B. „Ableger“ des Muwi in Leck, Neukirchen u.a.a.O., den Mu- sikerstammtisch und die Offene Bühne, die mittlerweile von einem neu gegründeten gemeinnützigen Verein getragen wird.

6.7.3 Handlungsbedarfe

Neubau der Begegnungsstätte Das Gebäude der Begegnungsstätte ist stark sanierungsbedürftig. Zudem ist das Ge- bäude nicht barrierefrei, was angesichts der Zielgruppe ein Problem darstellt. Ein weiteres Manko ist das unzureichende Platzangebot. So reichen die Räumlichkeiten nicht aus, um allen interessierten Gruppen und Vereinen ausreichend Zeit- und Raum in der Begegnungsstätte zur Verfügung zu stellen. Grundsätzlich wäre eine Sanierung des Gebäudes möglich. Angesichts der vorhan- denen Defizite sowie vor dem Hintergrund des benötigten Raumbedarfs ist ein Neu- bau der Sanierung vorzuziehen (ungeachtet der Kosten).

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Förderung von Identität und Gemeinschaft durch die Bereitstellung von Räumlich- keiten Im Rahmen der Bürgerwerkstatt wurde das Fehlen von Begegnungsmöglichkeiten und Treffpunkte intensiv diskutiert. Viele Vereine haben aktuell keine festen Räum- lichkeiten und müssen für jedes Treffen neue Raumoptionen ausloten. Zudem wer- den Vereinsmaterialen teils in privaten Räumlichkeiten gelagert. Um das Vereins- und Gemeinschaftsleben auch langfristig erhalten zu können, sind geeignete Räum- lichkeiten zu schaffen, in denen sich Gruppen, Vereine oder Organisationen regel- mäßig treffen können. Neben dem Neubau bzw. der Sanierung der Begegnungs- stätte wurde angeregt, ein Haus der Vereine (Stadtgemeinschaftshaus) zu realisieren. Sofern der (Neubau-)Standort es ermöglicht, können die Einrichtungen „Haus der Vereine“ und „Begegnungsstätte“ unter einem Dach zusammengefasst werden. Die räumliche Nähe bzw. Bündelung der Angebote und Funktionen an einem Standort kann den Austausch bzw. die Vernetzung zwischen den Akteuren befördern.

Sanierungsbedarf „Musikhaus – Alte Färberei“ Der Musikladen sowie die Unterrichts-und Musikübungsräume sind sanierungsbe- dürftig. Die vielfältigen musikalischen und kulturellen Angebote am Standort der Al- ten Färberei (Deezbüller Straße 2) sind aufgrund eines hohen Sanierungsbedarfes der Gebäude nicht gesichert. Damit besteht die Gefahr, dass eine wichtige kulturelle Institution in Niebüll wegbricht. Im Rahmen eines ersten Ideenworkshops (außerhalb des Zukunftskonzeptes) wurden erste Ideen für eine konzeptionelle Weiterentwick- lung des Musikhauses entwickelt (vgl. Kap. 8.1. Maßnahme 11).

Belebung der Innenstadt Mit den bestehenden Angeboten sind die Bürger*innen überwiegend zufrieden. Es wird jedoch angeführt, dass es insgesamt zu wenig Möglichkeiten für Treffpunkte gibt. Als ein Aspekt wird in diesem Zusammenhang häufig das fehlende bzw. unzu- reichende gastronomisches Angebot angeführt. Insbesondere im Stadtkern gibt es nach Ansicht vieler Bürger*innen ein zu geringes Angebot. Zu Aufwertung und zur Stärkung der vorhandenen Angebote wurden folgende Maßnahmenvorschläge ein- gebracht: ○ Erstellung eines Konzeptes zur Belebung der Innenstadt: Das Ziel der Erstel- lung eines Konzeptes zur Belebung der Innenstadt wurde hoch priorisiert. Insbesondere wurde in der Diskussion deutlich, dass die Innenstadt Niebülls am Abend sowie am Wochenende wenig frequentiert wird. Dies ist mit Maß- nahmen wie der Ansiedlung von Gastronomie sowie der Schaffung attrakti- ver Aufenthaltsmöglichkeiten in der Innenstadt zu begegnen. Eine weitere Möglichkeit böten Musikdarbietungen in den Lokalen der Innenstadt. ○ Anstellung eines „Stadtmanagers“ für die Akquisition von Gastronomie: Die Teilnehmenden der Bürgerwerkstatt haben die Projektidee eines*r Stadt- managers*in als besonders wichtig priorisiert. Die Schaffung einer solchen

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Stelle solle laut den Teilnehmenden durch die Stadt geschehen. Neben den Teilnehmenden der Bürgerwerkstatt, wurde auch bei der Haushaltsbefra- gung sowie vielen Experteninterviews deutlich, dass die Bürger*innen mit dem gastronomischen Angebot unzufrieden sind. ○ Angebote erweitern: Weiterhin formulierten die Teilnehmenden der Bürger- werkstatt den Wunsch, die bestehenden Angeboten zu erweitern. Insbeson- dere wurden fehlende Angebote am Abend angemerkt. Ein mögliches Potenziale für zusätzliche (kulturelle) Veranstaltungen stellt das Gebäude der alten Färberei in Deezbüll dar. Gemeinsam mit den Eigen- tümern*innen könnten mögliche Nutzungen diskutiert werden.

6.8 Brandschutz und Rettungswesen

6.8.1 Grundsätzliche Herausforderung und Wirkungszusammenhänge

Der abwehrende Brandschutz wird im ländlichen Raum als kommunale Pflicht- aufgabe vor allem durch die freiwillige, ehrenamtliche und unentgeltliche Tätig- keit von Bürgern*innen sichergestellt. Die kleinteilige Siedlungsstruktur im länd- lichen Raum führt zu teils größeren Distanzen, die zu einem Einsatzort zurückzu- legen sind. Eine dezentrale Struktur der Feuerwehren ist daher nötig, um recht- zeitige Eintreffzeiten zu ermöglichen. Das Aufrechterhalten einer funktionieren- den Feuerwehrinfrastruktur ist materialintensiv: Ausrüstung, Fahrzeuge und Ge- rätehäuser verursachen hohe Kosten, die insbesondere kleinere Kommunen vor finanzielle Herausforderungen stellen. Fragen der Versorgungsqualität für diesen Bereich stellen sich vor allem im Zusammenhang mit einem Nachwuchsmangel sowie beruflich bedingten Abwesenheiten von aktiven Feuerwehrangehörigen insbesondere zu Normalarbeitszeiten. Der demografische Wandel wirkt sich auch auf Mitgliederstrukturen der Freiwil- ligen Feuerwehren aus. So werden in den kommenden Jahren Kameraden*innen aus Altersgründen aus dem aktiven Dienst ausscheiden und in die Ehrenabtei- lungen wechseln. Das Gewinnen von neuen Mitgliedern ist vor diesem Hinter- grund eine zentrale Herausforderung und Daueraufgabe der gemeindlichen Wehren.

6.8.2 Bestehende Angebote

Zwölf FF im Untersuchungsgebiet Im Untersuchungsgebiet gibt es in jeder Gemeinde mindestens eine Freiwillige Feuerwehr (FF) mit eigenem Gerätehaus. Neben der Freiwilligen Feuerwehr in Niebüll mit Standorten in Deezbüll und Langstoft gibt es zwei Wehren in Risum- Lindholm mit Standorten in Risum und Lindolm sowie eine Gemeindewehr in Dagebüll mit drei Standorten in Dagebüll, Fahretoft und Waygaard sowie eine Wehr in Galmsbüll.

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Personalgesamtstärke Der Feuerwehreinsatz ist personalintensiv. Es müssen gemäß Erlass des Innenmi- nisteriums über die Gliederung und Ausrüstung der Feuerwehren pro Löschfahr- zeug 18 Personen aus der Einsatzabteilung vorhanden sein. Eine Verstärkung aus der Reserveabteilung mit 9 Einsatzkräften muss ebenfalls vorhanden sein. Wenn die Personalstärke um mehr als ein Drittel unterschritten wird, ist die personelle Leistungsfähigkeit akut gefährdet und die Gemeinde muss gegebenenfalls den Brandschutz durch eine Pflichtfeuerwehr sicherstellen. Die geforderte Personalstärke wird von keiner Gemeinde im Untersuchungsge- biet um mehr als ein Drittel unterschritten. Die größte und Leistungsfähigste Wehr ist die Ortswehr Niebüll-Deezbüll mit 79 aktiven Mitgliedern und neun Fahrzeugen. Die Ortswehr Langstoft kann auf 33 aktive Mitglieder und ein Fahr- zeug zurückgreifen. Darüber hinaus gibt es in Niebüll eine Jugendfeuerwehr mit 22 Mitgliedern und einem Fahrzeug.

Sonstige Rettungsinfrastruktur Neben den Wehren gibt es im Untersuchungsgebiet mit der Rettungswache, dem Notarzt, und dem Rettungstransporthubschrauber wichtige Infrastrukturen der Notfallrettung. Zudem ist das Technische Hilfswerk (THW) in Niebüll präsent. Bei unterschiedlichen Schadenslagen wie Hochwasser oder Stromausfall kom- men die ehrenamtlichen Helfer des THW zum Einsatz.

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Analyse von Fachthemen

6.8.3 Handlungsbedarf

Erhalt der derzeitigen Wehrstruktur Die Versorgungsqualität zur Gefahrenabwehr im Brandfall kann im Untersu- chungsgebiet als gut bewertet werden. Die Gemeinden unterhalten eine eigene Feuerwache. Grundsätzlich ist der Erhalt der derzeitigen Wehrstruktur anzustre- ben. Auch weil die Feuerwehren oftmals ein wesentlicher Kulturträger der Ge- meinden sind. Sie organisieren Veranstaltungen, führen Fest durch und können teils unbürokratische Hilfe leisten. Wenn eine Wehr schließt, besteht somit die Gefahr, dass ein Stück lokale Identität wegbricht.

Nachwuchsgewinnung von zentraler Bedeutung Mit spätestens 67 Jahren erfolgt in Schleswig-Holstein der Übertritt in die Ehren- abteilung der FF und die Einsatztätigkeit endet.11 Gelingt es nicht, junge Men- schen für eine ehrenamtliche Tätigkeit bei der FF zu begeistern, ist die langfris- tige Aufrechterhaltung, insbesondere der kleineren Wehren, gefährdet. Zur langfristigen Sicherstellung einer ausreichenden Tagesverfügbarkeit von Ein- satzkräften ist die Nachwuchsarbeit zu fördern. Zudem ist die Mitgliedergewin- nung als Daueraufgabe seitens der Gemeinden und Wehren zu etablieren/stär- ken. Wichtige Instrumente sind, neben der direkten Ansprache von Bürger*in- nen, Infoveranstaltungen sowie ein zeitgemäßer Internetauftritt. Darüber hinaus sollte durch eine aktive Jugendarbeit bereits im frühen Alter das Bewusstsein für Notfallsituationen gestärkt werden (beispielsweise durch Aktionen in Kindergär- ten und Schulen).

Erneuerung von Einsatzfahrzeugen und technischem Gerät Darüber hinaus sind die erforderlichen Anpassungen von Einsatzfahrzeugen und technischem Gerät an die ständigen Neuerungen und Bedürfnisse innerhalb der sich ändernden Einsatzherausforderungen durchzuführen. Ein akuter Bedarf hinsichtlich der Gerätehäuser konnte nicht festgestellt werden. Die Feuerwehrgerätehäuser im Untersuchungsgebiet sind jedoch perspektivisch an veränderte Bedarfslagen anzupassen. In diesem Zuge sind die neuen Vorga- ben der Unfallkasse (HFUK Nord) zu berücksichtigen.

11 §9 V BrSchG Schleswig-Holstein

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Leitbild

7 Leitbild

Aufbau des Zielsystems Ziel des Zukunftskonzeptes ist es, eine Strategie mit konkreten Maßnahmen zu entwickeln, um den im Rahmen der Analyse identifizierten Handlungsbedarfen in der Zukunft begegnen zu können. Hierfür wurde zunächst ein übergeordnetes Leitmotiv abgebildet, welches die Richtung und Zielsetzung der zukünftigen Entwicklung in Niebüll und den Um- landgemeinden umschreibt. Leitmotiv Die Stadt Niebüll stärkt ihre Position als regionales Zentrum und bietet allen Bür- gern*innen der Stadt und des Umlandes eine qualitativ hochwertige Daseinsvor- sorgeinfrastruktur. Niebüll geht die zukünftigen Herausforderungen unter enger Einbindung der Bevölkerung pro aktiv an. Das Leitmotiv wir durch thematische Leitziele konkretisiert. Maßnahmen und Projekte, die zukünftig in Niebüll und den Umlandgemeinden realisiert werden, sollten diese Ziele verfolgen. Auf Basis der differenzierten Ausgangslage und den unterschiedlichen Auswir- kungen, die die demografischen Veränderungen zukünftig ausüben werden, fällt der Handlungsdruck in den einzelnen Bereichen der Daseinsvorsorge sehr un- terschiedlich aus. In einigen Bereichen sind Maßnahmen notwendig, um die ak- tuelle Situation zu erhalten (z. B. Feuerwehr), in anderen Bereichen müssen An- passungen vorgenommen werden (z. B. Vereine) oder ein Ausbau (z. B. Pflege) angestrebt werden. Kita Bestmögliche Entwicklungschancen für Kinder und Eltern durch bedarfsgerechtes Angebot sicherstellen Die sich verändernden Rahmenbedingungen (u.a. Rechtsanspruch auf einen Be- treuungsplatz, Erwerbstätigkeit beider Elternteile etc.) führen zu einer dynami- schen Nachfragentwicklung im Bereich der Kinderbetreuung. Insbesondere im U3-Bereich wird ein Nachfrageanstieg prognostiziert. Um sowohl den Kindern als auch den Eltern bestmögliche Entwicklungschancen zu ermöglichen, ist eine kontinuierliche Evaluierung der Nachfrage sowie eine entsprechende Anpassung der Infrastruktureinrichtungen notwendig. Zudem soll die Qualität der Einrich- tungen verbessert werden. Neben der Anpassung der Räumlichkeiten ist der Per- sonalschlüssel (sofern wirtschaftlich darstellbar) zu verbessern. Eine Konkretisie- rung der Zielsetzungen sollte nach dem Eintritt der Kita-Reform erfolgen.

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Leitbild

Schule Attraktives Lernumfeld für Kinder und Jugendliche schaffen Die Bildungsinfrastruktur beginnend mit frühkindlicher Betreuung, über die Grundschulen und weiterführenden Schulen ist wesentlicher Grundpfeiler des Angebots der Daseinsvorsorge. Zukünftig gilt es ausreichend Kapazitäten vorzu- halten, gleichzeitig neue (digitale) Angebote aufzubauen und eine zeitgemäße Ausstattung vorzuhalten. Eine Herausforderung ist die Schaffung eines bedarfs- gerechten Ganztagesangebotes in Kombination mit einer guten verkehrlichen Anbindung der Umlandgemeinden. Zur Stärkung des Arbeitsstandortes Niebüll wird ein umfassenderes Angebot der Beruflichen Schulen angestrebt.

Sport & Freizeit Generations- und sportartübergreifende Nutzung der Sportstätten ermöglichen

Niebüll und die Umlandgemeinden zeichnen eine gute Sport- und Freizeitinfra- struktur aus. Diese gilt es sukzessive weiterzuentwickeln und einen nachfragege- rechten, modernen Standard herzustellen. Neben der Modernisierung von Sportstätten und Freizeiteinrichtungen wird es darum gehen, ein zielgruppen- und sportartübergreifendes Angebot bereitzustellen. Eine wichtige Vorausset- zung dafür ist die Stärkung des Ehrenamtes und des bürgerlichen Engagements.

Kultur und Gemeinschaft Stärkung der Identifikation und Aufbau von Bindungen mit der Gemeinde durch ein lebendiges Kulturangebot und Orte der Begegnung Die Stadt Niebüll besitzt für eine Stadt dieser Größe eine vielfältige Kulturland- schaft, die langfristig durch tragfähige Strukturen erhalten werden soll. Zu gleich ist Niebüll eine Stadt mit einer ausgeprägten Vereinskultur und engagierten frei- willigen Helfern*innen. Das Kultur- und Vereinsleben fördert die Identität und Lebenszufriedenheit und unterstützet die Bildung von sozialen Netzwerken. Die Stadt will daher die kulturelle Vielfalt und das Engagement der Bürger*innen und Vereine stärken. Damit dies gelingt, sind Ort der Begegnung und der Zusam- menkunft zu erhalten und in Teilen neu aufzubauen.

Verwaltung & Interkommunale Kooperation Leistungsfähige Strukturen sicherstellen Vor dem Hintergrund der bestehenden und sich abzeichnenden Herausforde- rungen gewinnt die Zusammenarbeit von Kommunen über Gemeindegrenzen hinweg an Bedeutung. Die Kommunen des Untersuchungsgebietes setzen sich daher zum Ziel, auch zukünftig die kommunalen Planungen abzustimmen, um personelle und finanzielle Synergien zu erzielen und einen Mehraufwand zu ver- meiden.

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Jugend Attraktives Umfeld für Jugendliche schaffen – Aufbau und Stärkung von Bin- dungen mit der Gemeinde

Die Auseinandersetzung mit den Interessen und Problemen der Jugendlichen ist ein wichtiger Bestandteil der kommunalen Entwicklung. Eine gute Jugendarbeit fördert das Engagement der Jugendlichen und ihren Bezug zur Heimatstadt. Ge- eignet sind für diesen Zweck konkrete Beteiligungsprojekte und -angebote für Jugendliche. Wichtig ist, dass Jugendliche erkennen, dass sie auch selbst Verant- wortung für die Entwicklung in ihrer Stadt tragen, dass sie Einflussmöglichkeiten besitzen und ihre Belange und Ideen ernst genommen werden.

Ärzte & Gesundheit: Infrastrukturangebote sichern, wenn möglich erweitern und Zugang sicherstellen Das Zusammenleben der Generationen wird durch eine gute Versorgung mit medizinischen, therapeutischen und Pflegeangeboten erst möglich und ist damit von grundlegender Bedeutung für die Stadt Niebüll und das (erweiterte) Um- land. Die bestehenden Praxen und medizinischen Einrichtungen werden zukünf- tig noch stärker nachgefragt. So wird die Anzahl der Arztkontakte vor dem Hin- tergrund der demografischen Entwicklung stärker zunehmen als die Zahl der Ein- wohner*innen. Um dem Bedarf auch in Zukunft entsprechen zu können, ist der Erhalt bzw. ein punktueller Ausbau der Angebote notwendig.

Alter & Pflege: Pflegeangebote bedarfsgerecht ausbauen und Zugang sicherstellen Die durchgeführte Pflegebedarfsermittlung zeigt einen deutlichen Anstieg der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2030. Viele der bestehenden Angebote der Pfle- geinfrastruktur sind bereits heute vollständig ausgelastet. Ein Ausbau der Ange- bote ist demnach zwingend notwendig. Neben den klassischen Angeboten (am- bulante Pflege und stationäre Pflege) wird es zukünftig darum gehen alternative Modelle für unterschiedliche Zielgruppen zu entwickeln. Das Spektrum reicht von Wohnpflegegemeinschaften, über Wohngemeinschaften für Demenzkranke bis hin zu Angeboten für Menschen mit geistigen Behinderungen. Gleichfalls gilt es die (niederschwelligen) Serviceangebote im Bereich der Hausdienste und der Pflege zu stärken und Orte der Begegnung zu erhalten und auszubauen.

Verkehr & Mobilität Eigenständigkeit und Teilhabe für ALLE ermöglichen Die Nahverkehrsinfrastruktur ist ein entscheidender Aspekt der Daseinsvorsorge, da sie sicherstellt, dass Infrastruktureinrichtungen auch von Personen ohne ei- genen PKW erreicht werden können. Um die Eigenständigkeit aller Bewohner*in-

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nen des Untersuchungsgebietes zu stärken und ihnen die Möglichkeit einer Teil- habe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen wird ein Ausbau der Verkehrs- infrastruktur angestrebt. Zwar ist das Untersuchungsgebiet mit der Bahnhaltestelle in Niebüll vergleichs- weise gut an Husum (Hamburg) bzw. Sylt angebunden, die interkommunalen Verbindungen weisen im Untersuchungsgebiet jedoch Lücken auf. Da eine flä- chendeckendes ÖPNV-Angebot mit einer hohen Taktdichte im ländlichen Raum wirtschaftlich kaum darstellbar ist, sind alternative Verkehrskonzepte zu prüfen und umzusetzen. Die Chancen, die ein Ausbau des Fahrradwegenetzes bietet sind zu nutzen.

Feuerwehr: Erhalt der Strukturen, um auch zukünftig die Sicherheit im Untersuchungsge- biet zu gewährleisten Neben dem Erhalt der Infrastruktur (z. B. Feuerwehrgerätehäuser) ist insbeson- dere die Sicherung einer ausreichenden Anzahl von aktiven Kammeraden*innen eine ständige Herausforderung. Um die bestehenden Strukturen auch langfristig zu sichern, ist ein aktives Werben notwendig.

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Maßnahmenkonzept

8 Maßnahmenkonzept

Maßnahmen für die zukünftige Entwicklung in Niebüll und dem Umland Basierend auf der Analyse und den durchgeführten Beteiligungsformaten wur- den im Erstellungsprozess des Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge eine Reihe von Maßnahmen- und Projektvorschlägen erarbeitet Darunter befinden sich sogenannte „Leitprojekte“, die aufgrund ihrer hohen Pri- orität einen Schwerpunkt der zukünftigen Entwicklung darstellen und kurz- bis mittelfristig (innerhalb der nächsten fünf Jahre) umgesetzt werden sollen. Diese Projekte sind im Folgenden in Form von Steckbriefen dargestellt. Darüber hinaus wurden weitere Maßnahmen identifiziert, denen eine geringere Priorität beigemessen wird, deren Umsetzungshorizont eher langfristig ausge- richtet ist und bei deren Umsetzung maßgeblich andere Akteure (z. B. Land Schleswig-Holstein, Kreis Nordfriesland etc.) tätig werden müssen. Diese Maß- nahmen werden ergänzend in Tabellenform aufgelistet.

8.1 Leitprojekte

A1 - Neubau Südtondernhalle Priorität

Projektbeschreibung, Energetisch, brandschutztechnisch und baulich entspricht Zieldefinition die Südtondernhalle nicht einem zeitgemäßen Standard. Zudem bestehen funktionelle Defizite. So ist eine Hallen- teilung nicht möglich, die Geräteausstattung nicht optimal, die Basketballkörbe sind zu dicht an Wand und die Sani- täranlagen sind sanierungsbedürftig.

Mit dem geplanten Neubau würde die Nutzbarkeit der Halle zum einen quantitativ (intensivere Nutzung möglich) und zum anderen qualitativ (Zielgruppen und Sportarten) erhöht werden.

Projektträger/ Stadt Niebüll Verantwortlichkeit Finanzierungs- Städtebauförderung möglichkeit

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Maßnahmenkonzept

A2 - Neubau Vereinsheim Priorität

Projektbeschreibung, Das Vereinsheim des TSV Rot-Weiß Niebüll in der Jahn- Zieldefinition straße ist stark sanierungsbedürftig. Die Mängelliste des Sportheims umfasst ○ die Energetik (Aufgrund der schlechten Energetik verursacht das Vereinsheim hohe laufende Kosten. So werden jährlich rund 12 000 Euro für die Behei- zung des Heims ausgegeben. ○ Wasserschäden: Grundwasser, das in den Keller ein- dringt muss permanent abgepumpt werden. ○ Eine nicht mehr zeitgemäße Ausstattung. Der Input aus der Bürgerwerkstatt, der Haushaltsbefragung und den Expertengesprächen ist hierzu eindeutig: Ein Neu- bau wird als einzige Option betrachtet.

Projektträger/ Stadt Niebüll, TSV Rot-Weiß Niebüll Verantwortlichkeit Finanzierungs- Finanzierung über Bundesförderprogramm „Sanierung möglichkeit kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“

A3 - Neubau Begegnungsstätte Priorität

Projektbeschreibung, Das Gebäude der Begegnungsstätte ist stark sanierungsbe- Zieldefinition dürftig. Zudem ist das Gebäude nicht barrierefrei, was an- gesichts der Zielgruppe (überwiegend Senior*innen) ein Problem darstellt. Ein weiteres Manko ist das unzureichende Platzangebot. So reichen die Räumlichkeiten nicht aus, um allen interessierten Gruppen und Vereinen ausreichend Zeit- und Raum in der Begegnungsstätte zur Verfügung zu stellen. Grundsätzlich wäre eine Sanierung des Gebäudes möglich. Angesichts der vorhandenen Defizite sowie vor dem Hinter- grund des benötigten Raumbedarfs ist ein Neubau der Sa- nierung vorzuziehen (ungeachtet der Kosten).

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Maßnahmenkonzept

Im Rahmen der Neukonzeption sollte geprüft werden, ob der Neubau der Begegnungsstätte mit dem Projekt Haus der Vereine / Bürgertreff kombiniert werden könnte. Die räumliche Nähe bzw. Bündelung von Einrichtungen und Funktionen an einem Standort kann den Austausch bzw. die Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Akteuren ver- bessern. Zudem können ggf. Synergien hinsichtlich der Nutzung der Gebäudeinfrastruktur (Küchen, WC etc) erzielt werden.

Projektträger/ Stadt Niebüll, AG Begegnungsstätte Verantwortlichkeit Finanzierungs- Städtebauförderung möglichkeit

A4 - Ausbau Pflegeinfrastruktur Priorität

Projektbeschreibung, Im Vergleich zu 2014 wird die Zahl der Pflegebedürftigen Zieldefinition bis 2030 um ca. 50% ansteigen. Da bereits heute die beste- henden Strukturen ausgelastet sind, ergibt sich ein erhebli- cher Handlungsbedarf. So sind Leistungen der Pflegebera- tung, niedrigschwellige Leistungen und Entlastungsleistun- gen, betreute Wohnungsangebote wie auch die Angebote von ambulanten Pflegediensten und ggf. stationären Pfle- geheimen auszubauen. Die steigende Anzahl demenziell er- krankter Menschen erfordern auch für diese Gruppe ambu- lante Pflegesettings. So können beispielsweise ambulant betreute Pflegegemeinschaften für Demenzkranke einem stationären Pflegeaufenthalt vorbeugen. Als weitere Säule der Pflegeinfrastruktur ist der Ausbau von Pflegeangebote für Menschen mit Behinderungen zu prü- fen. Zielführend wäre eine stärkere Kooperation zwischen den örtlichen Trägergesellschaften und den Pflegeheimen. So könnte der Bedarf bestimmt und die Pflege gemeinsam organisiert werden.

Projektträger/ Pflegedienstleister, Pflegestützpunkt, Stadt und Gemein- Verantwortlichkeit den, private Investoren

Finanzierungs- Ggf. Städtebauförderung möglichkeit

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Maßnahmenkonzept

A5 – Altersgerechtes Wohnungsangebot Priorität

Projektbeschreibung, Grundsätzlich ist die Umsetzung eines breiten Spektrums an Zieldefinition altersgerechten Wohnformen anzustreben. Unter anderem folgende Modelle kommen für die zentralen, mit Basisinfra- strukturen ausgestatteten Standorte im Untersuchungsge- biet in Betracht: ○ Altersgerechte Wohnungen mit und ohne Service- angebote ○ Betreutes Wohnen ○ Seniorenhausgemeinschaft ○ Seniorenwohngemeinschaft

Da insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen vor der Herausforderung stehen ihre Wohnung altersgerecht anzupassen, ist ein Teil der des Angebots im geförder- ten/preisgünstigem Marktsegment anzubieten.

Der erste Schritt besteht in der Identifizierung geeigneter Grundstücke. Gleichzeitig sind potenzielle Investoren in den Prozess einzubinden.

Projektträger/ Stadt Niebüll, Investoren, ggf. Pflegedienstleister Verantwortlichkeit Finanzierungs- Ggf. Wohnraumförderung, Pflegeversicherung möglichkeit

A6 - Neubau Haus der Vereine / Bürgertreff Priorität

Projektbeschreibung, Im Rahmen der Bürgerwerkstatt wurde das Fehlen von Be- Zieldefinition gegnungsmöglichkeiten und Treffpunkte intensiv disku- tiert. Zudem haben viele Vereine aktuell keine festen Räum- lichkeiten und müssen für jedes Treffen neue Raumoptio- nen ausloten. Zudem werden Vereinsmaterialen teils in pri- vaten Räumlichkeiten gelagert. Um das Vereins- und Ge- meinschaftsleben auch langfristig erhalten zu können, sind geeignete Räumlichkeiten zu schaffen, in denen sich Grup- pen, Vereine oder Organisationen regelmäßig treffen kön- nen.

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Maßnahmenkonzept

Das Haus der Vereine bzw. der Bürgertreff sollen multifunk- tional ausgerichtet sein und unterschiedlichen Anforderun- gen gerecht werden. Neben Räumlichkeiten für Kurse (Sport, Musik, Handarbeit, EDV etc.) sollen auch kleine Bü- roräume für die Vereine. Darüber hinaus wäre ein Raum für Veranstaltungen der Raum für rund 100 Personen bietet wünschenswert. Neben der Abfrage des Platzbedarfs bei potenziellen Nut- zern und eine Vorprüfung geeigneter Standorte ist ein Be- treibermodell zu entwickeln. Neben der Kommunen und Vereinen sind auch genossenschaftliche bzw. privatwirt- schaftliche Lösungen (jeweils in Kombination mit einem gastronomischen Angebot) zu prüfen.

Projektträger/ Stadt Niebüll, Vereine Verantwortlichkeit Finanzierungs- Städtebauförderung möglichkeit

A7 - Barrierefreier Umbau oder Neubau des Rathauses Priorität

Projektbeschreibung, Das Rathaus in Niebüll erreicht die Kapazitätsgrenze. Für die Zieldefinition Fraktionsarbeit sowie für die Durchführungen von Aus- schüssen und Stadtratssitzungen fehlen Räumlichkeiten bzw. die vorhandenen Räumlichkeiten bieten nicht genü- gend Platz für die politischen Vertreter*innen und interes- sierte Bürger*innen. Zudem ist das Rathaus nur einge- schränkt barrierefrei erreichbar. So gibt es keinen direkten barrierefreien Zugang zu den Sitzungsräumen. Vor diesem Hintergrund ist eine Modernisierung der Räumlichkeiten oder ein Neubau durchzuführen. Ein potenzieller Standort für einen Neubau ist eine Fläche in unmittelbarer Bahnhofs- nähe.

Projektträger/ Stadt Niebüll Verantwortlichkeit

Finanzierungs- Städtebauförderung möglichkeit

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Maßnahmenkonzept

A8 - Jugendraum/Jugendtreff Priorität

Projektbeschreibung, In Niebüll gibt es mit dem Jugendzentrum bereits ein nied- Zieldefinition rigschwelliges Angebot. Zielgruppe sind jedoch eher Ju- gendliche aus sozial schwächeren Haushaltsstrukturen. Der überwiegende Teil der Jugendlichen fühlt sich nicht von dem Angebot nicht angesprochen. Im Rahmen des Jugendworkshops als auch im Rahmen der Haushaltsbefragung wurde der Wunsch nach Treffpunkten für Jugendlichen geäußert. Bevorzugt würde ein Jugendtreff in zentraler Lage. Zudem sollte der bestehende Skatepark- gelände erneuert bzw. ausgebaut werden.

Projektträger/ Stadt Niebüll Verantwortlichkeit Finanzierungs- Städtebauförderung möglichkeit

A9 - Kitaneubau oder Erweiterung Priorität

Projektbeschreibung, Viele Kitas im Untersuchungsgebiet stoßen an ihre räumli- Zieldefinition chen und personellen Kapazitätsgrenzen. In vielen Einrich- tungen ist der Bedarf – insbesondere an U3-Plätzen – grö- ßer als das aktuelle Angebot. Mittelfristig ist mit einem wei- ter steigenden Bedarf im U3-Bereich zu rechnen. Vor die- sem Hintergrund müssen Strategien entwickeln werden, wie mit diesem Handlungsdruck umzugehen ist.

Projektträger/ Stadt Niebüll und Umlandgemeinden Verantwortlichkeit Finanzierungs- Investitionskostenförderung des Bundes und des Landes möglichkeit  Kita-Reform, ggf. Städtebauförderung

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Maßnahmenkonzept

A10 - Sanierung Hallenbad Priorität

Projektbeschreibung, Die Schwimmhalle in Niebüll erfüllt derzeit ihre Funktion als Zieldefinition Sport- und Lehrschwimmbad. Allerdings bestehen Moder- nisierungsbedarfe an dem 1972 errichtet Bad. Neben einer zeitgemäßen Ausstattung/Gestaltung entspricht die ener- getische Qualität nicht dem heutigen Standard. Durch eine energetische Sanierung des Bades könnte die hohen Heizkosten reduziert werden. In einem ersten Schritt sollte mögliche Einsparungspotenziale ermittelt werden. Ggf. ergibt ist eine Sanierung (ungeachtet der Aufwertung des baulichen Zustandes) langfristig auch wirtschaftlich sinnvoll.

Projektträger/ Stadt Niebüll Verantwortlichkeit Finanzierungs- Städtebauförderung möglichkeit

A11 – Kulturhaus / soziokulturelles Zentrum Priorität

Projektbeschreibung, Ziel ist es, das vorhandene Kulturprogramm in Niebüll um Zieldefinition ein generationenübergreifendes und interkulturelles Ange- bot zu erweitern. Hierzu soll der Standort der Alten Färberei mit dem Musik- landen, Unterrichts- und Proberäumen weiterentwickelt und gestärkt werden. Dafür ist es erforderlich, dass der denkmalgeschützte Gebäudekomplex saniert wird. Im Ergebnis könnte ein Kulturhaus entstehen, in dem die Begegnungen zwischen Jung und Alt sowie Kunst und Kunsthandwerk gefördert wird. Es könnte ein Ort entste- hen, der verschiedenen Ebenen künstlerischen Schaffens Raum gibt, der die kreative Eigentätigkeit stärkt und die kul- turelle Kompetenz fördert und damit das Leben in der Re- gion bereichert. Mögliche Inhalte/Konzeptbausteine sind: ○ Konzerte und Veranstaltungen (ggf. Kino, Disko) ○ Offene Werkstätten, Malraum, Textiles Gestalten ○ Kunstausstellungen

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Maßnahmenkonzept

○ Kreativmarkt ○ Historische Ausstellung ○ Wohngemeinschaft für FSJler ○ Künstlerpension und Gästewohnung

Projektträger/ Stadt Niebüll, Kulturhaus Alte Färberei e. V Verantwortlichkeit

Finanzierungs- Städtebauförderung, Spenden und Sponsoring möglichkeit

A12 - Outdoor Fitnessgeräte Priorität

Projektbeschreibung, Gesundheitsprävention durch Sport und körperlich Aktivität Zieldefinition wird immer wichtiger. Ziel des gesundheitsorientierten Sportes ist es, durch sportliche Aktivität die körperliche Funktions- und Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu för- dern, das Wohlbefinden zu steigern sowie die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung zu verbes- sern, um dadurch die Gesundheit zu stabilisieren. Ein Baustein der Gesundheitsprävention können Outdoor Begegnungs- und Fitness-Parcours darstellen. Jung und Alt, Einsteiger und Sportler sowie Menschen mit physischen o- der psychischen Einschränkungen können an den Geräten trainieren. Durch regelmäßiges Fördern (Training) von Aus- dauer-, Kraft-, Beweglichkeits- und Koordinationsfähigkeit können physische und psychosoziale Gesundheitsressour- cen gestärkt werden. Gleichzeitig kann durch solche Anlage die Aufenthaltsqualität erhöht werden. Als nächsten ist eine Prüfung der Wirtschaftlichkeit (Kosten rund 20.000 €) sowie die Prüfung von potenziellen Standor- ten erforderlich.

Projektträger/ Stadt Niebüll Verantwortlichkeit

Finanzierungs- Städtebauförderung möglichkeit

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Maßnahmenkonzept

8.2 Ergänzende Maßnahmen- und Entwicklungsziele

Umset- Finanzierungsmöglich- Handlungsfeld Projekt/Maßnahme Verantwortlichkeit zungs-hori- Nächster Schritt keit zont

Stadt Niebüll, Umlandge- Kurz- bis Kita Verlängerung der Betreuungszeit Kommune, Bürger*innen Gewinnung eines Partners meinden mittelfristig

Bessere Ferienbetreuung von Kindern (Stadt- Stadt Niebüll, Umlandge- Kita / Schule Kurzfristig Kommune, Bürger*innen Konkretisierung des Bedarfs randerholung reaktivieren) meinden

Digitalisierung der Schule (ggf. mehr digitale Kurz- bis Schule Stadt Niebüll Unterrichtsinhalte) mittelfristig

Schule, Sport- Während der Sanierungsphase der Sporthal- Abstimmung mit Nutzern und Freizeitan- Stadt Niebüll Kurzfristig len: Konzept für den Übergang entwickeln der Sportanlagen gebote

Städtebauförderung, Bun- desförderprogramm „Sa- Schule, Sport- Neubau, Sanierung und Modernisierung der Stadt Niebüll, Umlandge- Kurz- bis nierung kommunaler Ein- und Freizeitan- Sportanlagen (Umland: Friesenhalle in Risum- meinden mittelfristig richtungen in den Berei- gebote Lindholm) chen Sport, Jugend und Kultur“, Aktiv-Region

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Maßnahmenkonzept

Mobile Jugendarbeit bzw. aktive, „aufsu- Stadt Niebüll, Umlandge- Kurz- bis Kommunen, Sponsoring Jugend Konkretisierung des Bedarfs chende“ Jugendarbeit etablieren meinden mittelfristig (Banken, Sparkassen etc.)

Städtebauförderung, Bun- desförderprogramm „Sa- Ggf. Jugendworkshop in Jugendtreffpunkte/-räume in den Umlandge- Kurz- bis nierung kommunaler Ein- den Gemeinden, Prüfung Jugend meinden (z.B. in der alten Risumer Grund- Umlandgemeinden mittelfristig richtungen in den Berei- von Umsetzungsmöglich- schule) schaffen chen Sport, Jugend und keiten, Kostenabschätzung Kultur“, Aktiv-Region

Kommunen, Vereine, Sport- und Frei- Anreize für Übungsleiter schaffen Stadt Niebüll, Umlandge- Kurz- bis Sponsoring (Banken, Spar- zeitangebote meinden; Vereine mittelfristig kassen etc.)

Mitglieder und Sportler durch neue Angebote, Aktionen oder Kooperationen gewinnen Sport- und Frei- Kurz- bis (siehe Beispiel Familien-Sporteln aus Risum- Vereine Vereine zeitangebote mittelfristig Lindholm)

Gesundheit & Mittel- bis Kreis Nordfriesland, Langfristige Sicherung des Klinikums Kreis Nordfriesland Ärzte langfristig Klinikum

Patientenbetreuung (Beratungs- / Behand- Gesundheit & lungszeit) verbessern und System für kürzere Kurz- bis Ärzte Ärzte Ärzte Wartezeiten etablieren mittelfristig

Gesundheit & Regelmäßiger Austausch mit Ärzten, um ggf. Stadt Niebüll Regelmäßige Überprüfung Ärzte bei der Praxisnachfolge unterstützen zu kön- Kurz- bis Ärzte Stadt Niebüll des Bedarfs bzw. Kontakt- nen mittelfristig aufnahme zu den Ärzten

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Gesundheit & Niederschwellige Beratungs- und Informati- Erfahrungsaustausch mit Kreis Nordfriesland, Stadt Kurz- bis Ärzte onsangebote schaffen (bspw. Telemedizin) Stadt Niebüll der Gemeinde Dagebüll (Pi- Niebüll, Ärzte mittelfristig lotprojekt Telemedizin)

Alter und Nachwuchsgewinnung von Pflegekräften Kreis Nordfriesland, Pfle- Kurz- bis Kreis Nordfriesland Pflege gedienstleister mittelfristig

Neues Pflegekonzept entwickeln (ggf. auch Kreis Nordfriesland, Pfle- Alter und Kurz- bis Kreis Nordfriesland, Pfle- trägerübergreifend) gedienstleister, Kommu- Zieldefinition Pflege mittelfristig gedienstleister nen

Erweiterung der Aufgaben des „Stadtmana- Freizeitange- gers“ um die Themen Gastronomiekonzepte Kurz- bis Prüfung der Umsetzungsop- Stadt Niebüll Stadt Niebüll bote und Gewinnung von Gastronomen mittelfristig tionen

Erstellung eines Konzeptes zur Belebung der Freizeitange- Stadt Niebüll Kurz- bis der Wehle Stadt Niebüll bote mittelfristig

Das bestehende ÖPNV-Angebot ist für viele Zielgruppen im Alltag kaum adäquat nutzbar, gleichzeitig steigt bei vielen Zielgruppen der Kreis Nordfriesland, Stadt Bedarf an öffentlichen Mobilitätsformen Kurz- bis Evaluation des 2019 einge- Mobilität Niebüll, Umlandgemein- Stadt Niebüll Vor diesem Hintergrund ist die Umsetzung al- mittelfristig führten Rufbus den ternativer Beförderungskonzepte durchzufüh- ren.

Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung bzw. zur Steigerung der Verkehrssicherheit (insb. von Stadt Niebüll, Umlandge- Kurz- bis Mobilität Kindern) sind sowohl für Niebüll als auch für Stadt Niebüll Verkehrskonzept erstellen meinden mittelfristig die Umlandgemeinden von großer Bedeu- tung. Zudem wurde vielfach der Zustand der

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Maßnahmenkonzept

Radwege oder der Fußwege insbesondere au- ßerhalb des Zentralortes bemängelt (Fokus auf Menschen mit Unterstützungsbedarf). Das Verkehrskonzept / Fahrradwegekonzept soll Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, Ver- kehrssicherheit, Reduzierung des Pkw-Ver- kehrs aufzeigen

Kreisfeuerwehrverband, Kurz- bis Brandschutz Mitgliedergewinnung Gemeindliche Wehren Erfahrungsaustausch Feuerwehren mittelfristig

Entlastung der Kamerad*innen in Leitungs- Kreisfeuerwehrverband, Kurz- bis Umsetzungskonzept Brandschutz KrisGemeindliche Wehren funktion Feuerwehren mittelfristig erstellen

Feuerwehren, Stadt Nie- Kurz- bis Stadt Niebüll, Gemeindli- Brandschutz Ausstattung büll, Umlandgemeinden mittelfristig che Wehren

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Maßnahmenkonzept

8.3 Verortung der Projekte und Annäherung an eine mögliche Abgrenzung des Untersuchungsgebietes

Annäherung an eine mögliche Abgrenzung des Untersuchungsgebiets Ziel der Städtebauförderung ist es, investive Projekte innerhalb eines abgegrenz- ten Untersuchungsgebietes im Stadtkern Niebülls zu fördern. Um einen räumli- chen Schwerpunkt der Handlungsbedarfe und Maßnahmenvorschläge abzulei- ten und sich somit einer Abgrenzung des Untersuchungsgebietes zu nähern, wurden die im Rahmen des Daseinsvorsorgekonzeptes abgeleiteten Projekte räumlich verortet. Eine abschließende Festlegung des Untersuchungsgebietes erfolgt in der noch ausstehenden Vorbereitenden Untersuchung.

Abb. 31: Maßnahmenübersicht

Südtondernhalle Hallenbad Begegnungsstätte Rathaus (Sanierung) Rathaus (Neubau) Vereinsheim Skatepark Wehle Kulturhaus

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Verstetigung

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Fortführung des interkommunalen Kooperationsprozesses Das vorliegende Zukunftskonzept Daseinsvorsorge wurde mithilfe der Stadt Nie- büll sowie den Kommunen des Nahbereichs erarbeitet. Im Rahmen des Erstel- lungsprozesses fand ein umfangreicher Austausch zwischen den Gemeindever- tretern statt. Gemeinsam wurden Handlungsbedarfe erarbeitet und mögliche Maßnahmen diskutiert. Ziel ist es, gemeindebezogene Vorhaben stärker mitei- nander zu verzahnen und durch gemeinsames Handeln Synergieeffekte zu erzie- len. Das Programm „Kleine Städte und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“ hat u.a. das Ziel, die interkommunale Zusammenarbeit zu stär- ken. Das Zukunftskonzept kann dabei aber lediglich der Anfang eines regelmä- ßigen Austausches über gemeinsame Handlungsansätze sein. Ziel ist es, den an- gestoßenen interkommunalen Prozess zu verstetigen. ALP empfiehlt, die einbe- rufene Lenkungsgruppe auch nach Fertigstellung des Konzeptes im Halbjahres- rhythmus tagen zu lassen, um ggf. sich ändernde Bedarfslagen zu identifizieren und die gemeinsame Planung und Umsetzung von Projekten voranzutreiben.

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