Regine Hildebrandt Herz Mit Schnauze
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Tel.: 01805 / 30 99 99 (0,14 €/Min., Mobil max. 0,42 €/Min.) www.buchredaktion.de Zum Buch Regine Hildebrandt, die Politikerin mit Herz und Verstand, nahm nie ein Blatt vor den Mund. Die »Mutter Theresa von Pots- dam«, wie man die brandenburgische Ministerin für Arbeit, So- ziales, Gesundheit und Frauen liebevoll nannte, engagierte sich für Gleichberechtigung und setzte sich besonders für die Rechte von Frauen in Ostdeutschland ein. Sie war in Sachen Arbeitsbe- schaffung unterwegs, kämpfte gegen soziale Ausgrenzung und Abschiebung, für bezahlbare Wohnungen und angemessene Le- bensverhältnisse im Osten. Das Erfrischende an ihr: Sie ist nie eine richtige Politikerin geworden. Weder war sie unangreifbar noch verlor sie schnell die Fassung. Und immer war sie für eine Überraschung gut. Eine Auswahl ihrer bekannt pointierten Formulierungen in In- terviews und Talk-Shows, Reden, Briefen und Artikeln haben zwei ihrer Töchter gemeinsam mit einer Freundin in dem vorlie- genden Buch zusammengestellt: kantige Anmerkungen zu poli- tischen Sachverhalten, komische Einwürfe zu Alltäglichem, em- pörte Kommentare zur sozialen Lage, treffende Auslassungen über sich selbst, Köstliches über die Familie – die eigene und an- dere – und prägnante Spitzen zur Frauenfrage. Das alles natür- lich im unverwechselbaren Hildebrandt-Ton. Zur Autorin Regine Hildebrandt (1941–2001), promovierte Biologin, enga- gierte sich 1989 in der Bürgerbewegung »Demokratie jetzt« und wurde Mitglied der SPD. Von 1990 bis 1999 war sie Ministerin für Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg, bis zu ihrem Tod saß sie im Bundesvorstand der Sozialdemokraten. Sie liegt in Woltersdorf begraben. Regine Hildebrandt Herz mit Schnauze Sprüche und Einsprüche Herausgegeben von Frauke und Elske Hildebrandt und Roswitha Köppel edition berolina ISBN 978-3-86789-820-1 1. Auflage dieser Sonderausgabe Alexanderstraße 1 10178 Berlin Tel. 01805/30 99 99 FAX 01805/35 35 42 (0,14 €/Min., Mobil max. 0,42 €/Min.) © 2014 by BEBUG mbH / edition berolina, Berlin © 1997 by ECON Verlag GmbH, Düsseldorf. Econ ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Umschlaggestaltung: Susanne Weiß, BEBUG Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck www.buchredaktion.de INHALT Politik 7 Politische Wirklichkeit ∙ Solidarität ∙ Ihr Politikstil Präsidentin? ∙ Politiker ∙ Bonn ∙ Brandenburg Parteien 27 Parteimüdigkeit ∙ Blockflöten ∙ CDU/FDP ∙ PDS ∙ SPD und Bürgerbewegungen Osten 34 Früher ∙ Konfrontation Ost–West ∙ Aussichten Arbeitslosigkeit 56 Misere ∙ Missbrauch ∙ Und trotzdem ∙ Visionen Frauen 66 Frauen in der DDR ∙ Frauen und Beruf ∙ Paragraph 218 ∙ Gleichberechtigung ∙ Zur Familienunterstützung Regine Hildebrandt über sich 79 Kindheit und Jugend ∙ Charakter ∙ Äußeres ∙ Stimme und Reden ∙ Engagement ∙ Motive für ihr Engagement ∙ Krebs ∙ Popularität ∙ Alltag ∙ Hobbys ∙ Hobbyalphabet Regine Hildebrandt und die Familie 129 Familie und Freunde über sie ∙ Zur eigenen Familie ∙ Ehe ∙ Kinder ∙ Feste und gemeinsame Freizeit ∙ Gewohnheiten ∙ Regine Hildebrandt über alles 159 Fragebögen ∙ Zu bekannten Personen ∙ Zum Brandenburger Kabinett ∙ Eigeninitiative ∙ Gemeinschaft ∙ Ehe und Beziehungen ∙ Fernsehen ∙ Rauchen und Trinken ∙ Singen ∙ Humorlosigkeit ∙ Wahrheit ∙ Hoffnung, Glauben Noch mehr Briefe 187 Schlagworte und Meinungen 191 »Meine Mutter hat immer Bismarck zitiert: Politik verdirbt den Charakter.« POLITIK Politische Wirklichkeit »Gerade nach zwei Tagen Landtagssitzung zweifelt man manchmal am Sinn der Politik!« (Brief an Frau L. vom 23.5.1996) »Ich habe mich gefreut, von euch zu hören! Bloß zum Ant- worten bin ich nicht gekommen. Aber heute sitze ich im Landtag – da kann ich nebenbei schreiben.« (Brief an Frau B. vom 22.5.1996) »Es gibt ’ne Menge Bürokraten. Und Sie wissen ja: Ein Mensch bekommt Schuldgefühle, wenn er Menschen ver- letzt – aber ein Bürokrat kriegt nur Schuldgefühle, wenn er Vorschriften verletzt.« (H.-D. Schütt: Regine Hildebrandt: Bloß nicht aufgeben, Berlin 1992) »Die Bürokratie ist es, die die investitionswilligen Leute zur Weißglut treibt.« (Vortrag und Diskussion bei der Urania Berlin, 20.3.1996) 7 »Ich wünsche Ihnen, dass Sie nicht an den Lügen der CDU ersticken, sondern die Maßstäbe in sich haben, die Ihnen helfen können. Allerdings macht mir die aktive Politikge- staltung auch immer wieder die objektiven Grenzen der Gestaltungsmöglichkeiten deutlich.« (Brief an Frau M. vom 24.1.1996) »Wenn sie eine Koalition haben, müssen sie Kompromisse eingehen. Und je mehr Gruppierungen jetzt zusammen- kommen, die dann eine Politik machen, umso mehr hab ich den Eindruck, wird es dann ein allgemeiner Eintopf, wo sich zum Schluss keiner mehr wiederfindet.« (Deutschlandfunk, Zwischentöne, 6.2.1994) »Alle sagen, es muss gespart werden, aber jeder sagt dann: Bei mir nicht. Wer die stärksten Nerven hat, bleibt ver- schont«, erzählt sie über ihre Erfahrungen aus den Ver- handlungen über das Gesundheitskostenstrukturgesetz mit Bundesminister Norbert Blüm. (Wochenschau, Leck, 21.2.1996) »Die Sparpolitik des Bundes wird in erster Linie auf dem Rücken der sozial Benachteiligten und Schwachen vollzo- gen. (…) Die Folgen heißen nicht Einigung, nicht Samm- lung für gemeinsame Ziele, sondern soziale Spaltung und Zersetzung, Verunsicherung und Lähmung auf der einen Seite, wachsende Selbstsucht und Rücksichtslosigkeit auf der anderen. (…) Schnell mit dem Rücken an die Wand, wer auch immer dabei auf der Strecke bleibt.« (Rat und Tat, Zeitung des Berliner Roten Kreuzes, April 1994) 8 »Ich kann Ihnen eine Unmenge von Briefen zeigen, in de- nen mir alte Leute ihr Lebensschicksal schildern – das gan- ze Leben gearbeitet und immer angeschmiert, und jetzt zum Schluss noch einmal. Es ist unzumutbar, dass man eine Million Menschen mit Ach und Krach oberhalb des Sozialhilfeniveaus hält.« (Der Spiegel, Mai 1990) »Die Verantwortlichen in Bonn mögen Demonstrationen, an denen Hunderttausende von Menschen teilnehmen, mit einer zynischen Geste beiseite wischen. Es gibt aber einen Punkt, der ihnen ungeheuer wichtig ist: Sie möchten gern wieder gewählt werden.« (Junge Kirche, Oktober 1996) »Ich bin ja diejenige, die immer wieder Finanzierungshil- fen fordert. Deshalb bin ich ja schon als Pleitegeier ver- schrien, der immer nur schwarze Wolken malt. Wir müs- sen endlich zur Kenntnis nehmen, wie es wirklich ist. Entweder, die Finanziers kommen jetzt in der Bundesre- publik aus dem Knick, oder die Nachfolgekosten sind hö- her als das, was sie jetzt rüberreichen müssen.« (Neue Zeit, August 1990) »Da liegt der große Fehler der Bundesregierung, die jetzt dran ist, dass sie die Lasten wirklich falsch verteilt. Die Frage ist immer, wie man, wenn man das Machbare macht, die Lasten verteilt, wie man die Ressourcen verteilt. Und ich glaube, wenn man auf diesem Gebiet, auch unter den jetzigen Verhältnissen, für das Machbare andere Priori- täten setzen würde, dann würden wir irgendwie besser klarkommen.« (Deutschlandfunk, Zwischentöne, 6.2.1994) 9 »Es ist doch nicht einzusehen, dass nach bundesdeutschem Recht zwar die Kosten für ein Dienstmädchen steuerlich absetzbar sind, nicht aber der Elternbeitrag für eine Kita.« (Neues Deutschland, März 1991) »Man hat den Eindruck, in diesem Sozialstaat ist nichts mehr heilig. Dinge, für die man jahrzehntelang gekämpft hat, fallen einfach weg – ohne dass jemand aufmuckt.« (Neue Rheinzeitung, 20.4.1995) Die resolute Politikerin schimpft laut über die Kohl-Regie- rung: »Haben Sie schon vergessen, was alles an Kürzun- gen, Einsparungen und Steuererhöhungen gekommen ist? Lassen Sie sich nicht einlullen von den blöden Allgemein- plätzen der Kohl-Regierung!« (dpa, 31.8.1994) »Ich bin kein Anhänger jener Lobby, die da meint, die Alt- bundesrepublik habe die Pflicht, uns in den Wohlstand zu führen. Das wäre eine Unverschämtheit. Es sind Hunder- te Millionen Mark für vielerlei Maßnahmen rübergekom- men, es gab sehr frühzeitig eine sehr partnerschaftliche Hil- fe zwischen den Ressorts. Doch man muss aus heutiger Sicht sagen, es war zu wenig. Die Kosten der Einheit auf jährlich 100 Milliarden Mark zu veranschlagen ist wohl re- alistischer, als weiter mit falschen Zahlen zur Beruhigung der Steuerzahler zu jonglieren. Dieses historische Ereig- nis für’n Appel und ’n Ei haben zu wollen ist genauso eine Unverschämtheit.« (Tribüne, September 1990) 10 Zum Einigungsvertrag: »All das, was wir wollten und was wir festgeschrieben haben und was nicht bloß die SPD wollte – sondern (das ist das Koalitionspapier!) die CDU und die SPD –, das ist weg, das haben wir nicht geschafft. Das ist systematisch den Bach runtergegangen.« (Plus 3, 25.6.1991) »Mit Ost und West werden wir in dieser Gesellschaft schon klarkommen. Schwieriger wird es mit ›oben‹ und ›unten‹. Wir reden über jeden Schnickschnack und verlieren dabei die großen Gemeinheiten aus dem Blick.« (Westdeutsche Zeitung, 20.4.1995) »Viele Westdeutsche wissen es nur noch nicht: Der Klotz am Bein der deutschen Wohlstandsgesellschaft sind nicht die bedürftigen Ostdeutschen, die ihren Brüdern und Schwestern angeblich die Haare vom Kopf zu fressen drohen, der Klotz am Bein sind geistige und politische Unbeweglichkeit.« (R. Hildebrandt: Wer sich nicht bewegt, hat schon verloren, Bonn 1996) »Man muss seinen Vorteil suchen, sonst ist man nicht pfif- fig in dieser Gesellschaft.« Der Kluge sei derjenige, der am Schluss überhaupt keine Steuern mehr zahle, dabei brau- che der Staat doch das Steuergeld, unter anderem für die so wichtigen Sozialleistungen. (Langenhagener Woche, 29.11.1995) »Je besser es den Menschen geht, desto stärker erleben wir eine Entsolidarisierung