Blick in Die Geschichte Der Gemeinde Schellenberg Diese Broschüre

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Blick in Die Geschichte Der Gemeinde Schellenberg Diese Broschüre Blick in die Geschichte der Gemeinde Schellenberg Diese Broschüre ... ... will in kurzer Form einen Überblick zur Geschichte und Gegenwart der Ge- meinde Schellenberg geben. Weiterfüh- rende Literatur ist in den Anmerkungen und am Schluss angeführt. Abbildungen Titelseite: Biedermannhaus Kapelle St. Georg Pfarrkirche Unbeflecktes Herz Mariä Mittelschellenberg Alle Fotos Gemeinde Schellenberg Diese Seite rechts: Die Herren von Schellenberg in der Zür- cher Wappenrolle von 1340 – Vorbild für das moderne Gemeindewappen. Quelle: http://ladyivanor.knownworldweb.com/zr oadt2v.htm Abbildungen im Text: Die Federzeichnungen stammen von Edmund Schwerzler (1912-2004), Feld- kirch. Übrige Abbildungen wie angege- Impressum ben. Alfred Goop Verwendete Abkürzungen Die Gemeinde Schellenberg Schellenberg 2005 GASb Gemeindearchiv Schellenberg Copyright 2005 Alfred Goop, Ge- Jh./Jhs. Jahrhundert/Jahrhunderts meinde Schellenberg. Alle Rechte vor- behalten. JBL Jahrbuch des Historischen Ver- eins für das Fürstentum Liechten- Herausgeber / Bezugsquelle stein 1(1901) bis 103 (2004). Gemeindeverwaltung LUB I Liechtensteiner Urkundenbuch. Dorf 49 Teil I: Von den Anfängen bis zum 9488 Schellenberg / Liechtenstein Tod von Bischof Hartmann von Tel. +423 / 399 20 30 Werdenberg-Sargans-Vaduz Fax +423 / 399 20 39 1416. 6 Bände. – Vaduz 1948 – E-Mail: [email protected] 1996. Web: www.schellenberg.li 2 Die Gemeinde Schellenberg Nach der letzten Eiszeit – sie ging erst vor rund 10'000 Jahren zu Ende – sie- delten sich an den Hängen und auf den Vielfältige Landschaft Höhen langsam wieder Laubmischwäl- der an. Aber die Humusdecke ist überall Die Gemeinde Schellenberg ist mit 355 nur dünn. Hektaren die flächenmässig kleinste Gemeinde im Fürstentum Liechtenstein. Die Höhenlage des Gemeindegebietes differiert zwischen 430 Metern über Meer im Schellenberger Riet und 698 Metern am höchsten Punkt am Ganten- stein. Die drei Ortsteile Vorder-, Mittel- und Hinterschellenberg liegen auf dem Hö- henrücken des Eschnerberges. Der Eschnerberg oder Schellenberg – wie er heute eher genannt wird – ist ein Höhenzug, der sich als Inselberg im Rheintal von Bendern am Rhein in nord- östlicher Richtung über ca. 8 km bis zur Findling am Gantenstein Jll bei Feldkirch-Nofels in Vorarlberg erstreckt. Auf dem Rücken des Gantensteins liegt ein mächtiger Findling zutage. Eiszeit- Das landschaftlich sehr reizvolle Gebiet gletscher haben das ortsfremde Gestein ist durch Wälder vielfältig gegliedert und in Jahrtausenden von den Bündner Ber- erlaubt abwechslungsreiche Ausblicke gen herabgetragen. auf die liechtensteinischen, österreichi- schen und schweizerischen Alpen und Erste menschliche Spuren in die Weiten des Rheintals bis hin zum Bodensee. Die sichere Höhenlage über dem Rhein- tal machte den Eschnerberg schon in Der Findling am Gantenstein vorgeschichtlicher Zeit zum bevorzugten Siedlungsplatz. Archäologische Grabun- Geologisch betrachtet gehört der Esch- gen konnten eine Siedlungskontinuität nerberg zur Säntisdecke.1 Diesseits des seit ca. 5000 vor Christus nachweisen.2 Rheins taucht sie noch einmal aus der Ebene auf, aber mehrere Eiszeiten ha- ben ihre Zähne abgeschliffen. Nur noch aus Richtung Feldkirch sieht man das schroffe Felsengesicht des Ganten- steins. 2 Helvetia archaeologica 9, 1978. – Viele Aufsätze zur Ur- und Frühgeschichte und bis zur Römerzeit in Liechtenstein. Ergrabene Geschichte. Die archäologischen Ausgrabungen 1 Geologisch-tektonische Übersichtskarte von Vorarlberg. Mit im Fürstentum Liechtenstein 1977-1984. Herausgegeben von Erläuterungen von Rudolf Oberhauser. – Wien 1998. Jakob Bill. – Vaduz 1985. 3 Ein eindrückliches Zeugnis dieser frühen Sie bezeugen die Gegenwart der Römer Besiedlung gibt der Fundplatz Borscht in der Provinz Raetia Prima in den ers- auf einem der höchsten Punkte des ten vier Jahrhunderten nach Christus Eschnerberges, nahe der Oberen Burg.3 und den Fortbestand der Siedlungen seit Die Ausgrabung dieser ringförmigen dieser Zeit. Wohn- und Wehranlage förderte Kultur- schichten aus der Zeit von 4300 v. Chr. Nach der Völkerwanderung vermischten (Jungsteinzeit) bis 450 v. Chr. (Jüngere sich die zugewanderten Alemannen mit Eisenzeit) zutage. der alteingesessenen romanischen Be- völkerung. Das Rätoromanische bestand aber neben dem Alemannischen bis ins 11. Jh. weiter. Neben den Ortsnamen erzählen auch heute noch viele Flurna- men die romanische Vergangenheit der Gegend.5 In Schellenberg sind sie nicht sehr häufig, trotzdem weisen einige Flurnamen darauf hin, dass es auch hier in der rätoromanischen Sprachepoche Ansiedlungen gab. Keramikfragmente Borscht (Jungsteinzeit) Auch im Areal der Unteren Burg konnten jungsteinzeitliche und bronzezeitliche Siedlungen nachgewiesen werden.4 An- dere wichtige prähistorische Fundplätze am Eschnerberg – Lutzengüetle, Malan- Ausschnitt Flurnamenkarte ser und Schneller – liegen auf Gampri- Gemeinde Schellenberg6 ner und Eschner Gemeindegebiet. Ein schönes Beispiel ist der Name Was ein Flurname erzählen kann „Vermoler“7. So heisst eine kleine Par- zelle entlang der östlichen Burghalde bei Rund um den Eschnerberg liegt ein der Unteren Burg. Hier vorbei führt ein Kranz von Dörfern, die alle Namen aus alter Weg ins Schellenberger Riet, der vordeutscher Zeit tragen (Ruggell, noch vor 50 Jahren oft begangen war. Gamprin, Bendern, Eschen, Mauren und auf österreichischem Gebiet Tosters, Nofels und Fresch). 3 Magdalena Maczynska: Schellenberg–Borscht. Ein prähisto- rischer Siedlungsplatz im Fürstentum Liechtenstein. Band 1 (Text), Band 2 (Tafeln), Band 3 (Pläne). – Triesen 1999. [Abb. aus Band 2, Tafel LX] 5 Liechtensteiner Namenbuch. Die Orts- und Flurnamen des 4 David Beck: Der Burghügel Altschellenberg als prähistori- Fürstentums Liechtenstein. Herausgegeben von Hans Stri- scher Fundplatz. – In: JBL 53 (1953), S. 207-210; 54 (1954), cker, Toni Banzer und Herbert Hilbe. 6 Bände. – Vaduz, S. 101-105; 55 (1955), S. 111-115. Jakob Bill: Schellen- Triesen 1999. berg „Untere Burg“. Jungsteinzeitliche und bronzezeitliche 6 Roman Banzer, Alfred Goop: Flurnamenkarte der Gemeinde Siedlungsstelle, mittelalterliche Burg. – In: Ergrabene Ge- Schellenberg. – Triesen 1988. schichte, S. 22-31. 7 Liechtensteiner Namenbuch, Band 4, S. 281. 4 Der Weg heisst heute „Henseleweg“, Es bestanden alte verwandtschaftliche sicherlich weil er bei den „Henseleme- Beziehungen mit den Herren von Neu- dern“ im Riet endet. Im oberen Teil ver- burg (mit Burgen bei Götzis/Vlbg. und läuft der Weg von der Burg abwärts bei Untervaz/GR).9 durch eine kleine talförmige Mulde, wei- ter unten geht es steil und abschüssig ins Riet hinunter. Vermutlich leitet sich „Vermoler“ von rätoromanisch val mala („böses Tobel“) ab. So hiess wohl ur- sprünglich der ganze Weg. Erst als das Wort nicht mehr verstanden wurde, reduzierte sich der Geltungsbereich des Namens allmählich auf das kleine Stück Wiesland am oberen Zugang des Weges. Die Herren von Schellenberg Der Name Schellenberg ist jüngerer Herkunft. Er rührt von den Burgen her, die auf dem Gemeindegebiet liegen. Eine intensivere Rodungs- und Sied- lungstätigkeit auf den Höhen des Esch- Ruine der Oberen Burg nerberges ergab sich wohl erst im Zu- sammenhang mit dem Bau dieser zwei Die Herren von Schellenberg werden in Burgen. Ihre Ruinen sind stolze Zeugen unserem Gebiet ab 1200 immer wieder des Mittelalters. urkundlich erwähnt, aber bereits um 1317/18 verkauften sie ihre Besitzanteile Man muss davon ausgehen, dass die am Eschnerberg an die Grafen von Burgen unter den Herren von Schellen- Werdenberg–Heiligenberg zu Bludenz. berg8 erbaut wurden, auch wenn sie nie Diese waren wie auch die Grafen von in direktem Zusammenhang damit ge- Montfort zu Feldkirch und die Grafen nannt werden. Dieses Adelsgeschlecht von Werdenberg–Sargans–Vaduz (ab war ursprünglich im Raum um Bad Tölz 1342 eigene Linie) seit alters ebenfalls in Oberbayern ansässig und kam ver- am Eschnerberg begütert. mutlich durch die Staufer ins Alpenrhein- tal. 8 Johann Baptist Büchel: Regesten zur Geschichte der Herren von Schellenberg. – In: JBL 1 (1901), 3 (1903), 4 (1904), 5 (1905), 6 (1906). Johann Baptist Büchel: Geschichte der Herren von Schellenberg, auf Grund der in den Jahrbüchern I, III, IV, V und VI veröffentlichten Regesten verfasst. – In: JBL 7 (1907), 8 (1908), 9 (1909). Eine kurze Darstellung 9 Eine Verbindung mit den seit dem frühen 13. Jh. nachweis- findet sich in: Andreas Ulmer: Die Burgen und Edelsitze baren staufischen Reichsministerialen von Schellenberg auf Vorarlbergs und Liechtensteins historisch und topographisch der Burg Schellenberg (heute Augustusburg) über dem Ort beschrieben. – Dornbirn 1925 (Unveränderter Nachdruck Schellenberg (heute Ortsteil Dorf Schellenberg von Leubs- Dornbirn 1978), S. 941-953. dorf) im Erzgebirge östlich von Chemnitz an der Flöha konnte bisher nicht nachgewiesen werden. 5 Verschiedene Linien der Schellenberger Auf diese folgten 1613 die Grafen von entwickelten sich nach ihrem Weggang Hohenems, die 1699 die Herrschaft aus unserer Gegend im südwestdeut- Schellenberg und 1712 die Grafschaft schen Raum weiter (Wasserburg bei Vaduz an die Fürsten von Liechtenstein Lindau, Kisslegg im Allgäu, Sulzberg bei verkauften. Kempten, Hüfingen in der Baar und Lautrach an der Iller).10 Neben dem Namen erinnert auch das moderne Wappen der Gemeinde Schellenberg an die ehemaligen Herren der Burgen. Es leitet sich aus dem ritterlichen Wappen- schild der Schellenberger ab (zwei schwarze Querbalken auf Goldgrund – Abbildung auf Seite 2). Herrschaft Schellenberg Um 1437 gelang es den Freiherren von Brandis zu Vaduz (den Erben
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