Schiffleutwanderweg Neubeuern
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SCHIFFLEUTWANDERWEG NEUBEUERN NEUBEUERN INHALT SCHIFFLEUTWANDERWEG Seite 4 Herzlich willkommen Seite 5 Lebensader Inn Seite 6 Neubeuern und die Innschifffahrt Seite 7 Warentransporte Seite 8 Der Schiffszug Seite 10 Streckenführung Seite 12 Station 1 – Marktplatz / Innschifffahrtsmuseum Seite 14 Station 2 – Pfarrkirche „Mariä Unbefleckte Empfängnis” Seite 16 Station 3 – Aussichtspunkt Haschlberg Seite 18 Station 4 – Plättenstadel / Alter Markt Seite 20 Station 5 – Schopperstatt / Gedenkstein Seite 22 Station 6 – Überfuhr / Brücke Seite 24 Station 7 – Ländhüter-Anwesen Seite 26 Station 8 – Wolfsschlucht Seite 28 Station 9 – Steinbruch im Eckbichl „Geiger Hölzl” Seite 30 Station 10 –Kirche Altenbeuern / Friedhof Seite 32 Station 11 –Mühlsteinbruch Hinterhör Seite 34 Die Vielfalt Neubeuerns / Impressum Titelbild: Der Inn bei Neubeuern mit Heuberg, Kranzhorn und Wilder Kaiser im Hintergrund Eine Schopperstatt in Altenmarkt (Friedrich Wilhelm Doppelmayr, 1810) 2 3 Herzlich willkommen Lebensader Inn Die Schifffahrt brachte jahrhundertelang den Ort- Neubeuern liegt an der Pforte des Inntals und er- schaften am Inn – wie Nußdorf, Neubeuern, Ro- lebte in der Epoche der Innschifffahrt eine Blüte- senheim und Wasserburg – wirtschaftliche und zeit. Die günstige geografische Lage am Ufer des kulturelle Blüte. Noch heute sind in diesen Orten damals wilden, reißenden Inns ermöglichte Neu- viele Spuren der Innschifffahrt zu finden. Der Schiff - beuern die Teilhabe am internationalen Handel. leut-Bruderschaft-Verein Neubeuern e.V. pflegt die Der mittlerweile begradigte Inn ist mit 517 km Tradition der Schiffleut bis in die heutige Zeit fort. einer der längsten und mächtigsten Alpenflüsse. Er entspringt beim Malojapass im Schweizer En- Als 1. Vorsitzender des Schiffleut-Bruderschaft- gadin und mündet in Passau in die Donau. Bis ins Verein Neubeuern e.V. lade ich Sie herzlich ein, 19. Jhdt. war er die wichtigste Verkehrsverbin- auf dem Schiffleutwanderweg die Geschichte der dung zwischen Süd und Nord, zwischen den Innschifffahrt sowie Leben und Alltag der Neu- Gebieten des Mittelmeers und des Donauraums. beurer Schiffleut kennen zu lernen. Transportiert wurde alles, was Gewinn versprach: Waren aus dem Vorderen Orient, aus Afrika, Ita- Dieser Rundweg führt Sie durch den historischen lien und dem östlichen Mittelmeer, aus Tirol und Ortskern Neubeuerns, an das Ufer des Inns, durch der heimischen Umgebung flussabwärts. Im Ge- frühere Steinbrüche und reizvolle, abwechslungs- genzug aufwärts, Waren aus dem Balkan, Öster- reiche Natur. Freuen Sie sich auf lebendige Inn- reich, Ungarn, Böhmen und Niederbayern. Mit schifffahrtsgeschichte und entdecken Sie die den Waren gelangten unterschiedliche kulturelle Spuren einer vergangenen Epoche! Einflüsse in Umlauf. Ihr Auf den Spuren der Schiffleut Der Begriff „Schiffleut“ umfasst alle diejenigen, die mit der Schifffahrt zu tun hatten: Den Schiff- Michael Konrad meister, Herr über die Transportmittel und Waren Enkel des letzten Schiffbaumeisters am Inn Michael Schmidl sowie Organisator und Finanzier, der über erheb- liche Geldmittel und Beziehungen verfügen musste. Den Sößstaller, der ihn auf der Fahrt ver- trat, die Schiffknechte, die Schiffreiter, die die Lastkähne flussaufwärts zogen und den Stangen- reiter, der den Weg mit einer langen Stange prüfte. Die Schiffleut waren eine eingeschworene Gemeinschaft. Im Lauf der Zeit bildeten sich daraus Bruderschaften auf religiöser Basis. Sie gelten als erste soziale Netze, da sie Invalide und Hinterbliebene unterstützten. Die Neubeurer Schiffleutbruderschaft wurde 1622 gegründet und erhielt 1719 den päpstli- chen Ablass. Heute zählt der Verein über 400 Vorstandschaft des Schiffleut-Bruderschaft-Verein Neubeuern e.V.: (von links) Michael Konrad (1. Vor- Mitglieder und widmet sich der Geschichte der Modell eines Schiffszugs (auch „Gegenzug“ oder „Hohenauzug“ sitzender), Sebastian Paul (2. Vorsitzender), Georg Spatzier (Schriftführer), Georg Wachinger (Kassier) Innschifffahrt. genannt) im Innschifffahrtsmuseum Neubeuern 4 5 Neubeuern und die Ideale Lage Warentransporte Vor allem die günstigen geografischen Bedin- Innschifffahrt gungen förderten die Entwicklung Neubeu- erns: Wie ein natürlicher Sperrriegel liegt der Schon Kelten und Römer nutzten den Inn zur Ort am nördlichen Ende des Inntals. Ein ständig Schifffahrt. Für Neubeuern und die Innschiff- befahrbarer Seitenarm des Inns floss dicht un- fahrt war die spätere innertirolische Wirtschafts - terhalb des Marktplatzes entlang und bot eine entwicklung bedeutsam. Mit dem begin nen- sichere Lände. Eine ältere Anlegestelle gab es den Erzabbau in Tirol um 1400 blühte die in Altenmarkt, einer früheren Fischer- und Schifffahrt weiter auf. Kupfer, Silber, Blei und Schiffersiedlung. Eisen wurden flussabwärts transportiert. Lebensmittel für die stark anwachsende Bevöl- Die Schifffahrt und die Marktrechtsverleihung kerung – in Schwaz lebten tausende Bergmän- (1393) mit zwei Jahrmärkten, Wochenmärkten ner – wurden im „Gegenzug“ nach Tirol und dem Handel mit dem Umland sorgten für gebracht. Von diesem lebhaften Handel profi- Wohlstand und Wachstum. Der Markt Neu- tierten alle Handelsorte am Fluss – ganz beson- beuern wurde zum wichtigsten Handelszen- ders Neubeuern. trum zwischen Kufstein und Rosenheim. Die Ausfuhr von Beurer Mühl- und Schleifsteinen erreichte bisweilen beachtliche Dimensionen. Erst im 19. Jahrhundert, mit dem Bau der Eisenbahn, ging es allmählich mit der Innschiff- fahrt zu Ende. Modell einer Rosenheimer Salzplätte (Fred Hehenleitner) „Verführt“ wurden Salz, Wetz-, Schleif- und Die Schiffe, flache Plätten, trugen durchschnitt- Mühlsteine, Flachs, Honig, Tuche, Netze, Felle, lich 100 Tonnen und fuhren flussabwärts einzeln. Getreide, Welsch- und Osterweine (1702 gingen Flussaufwärts zogen Pferde mehrere Plätten im von Hall aus etwa 100 000 Liter Südtiroler Wein Seilverbund (s. nächste Seite). flussabwärts), Schlachtvieh, Leder, Kolonial - waren, Südfrüchte, Gewürze, Öle, edle Stoffe, Schmuck, Glas… Neubeuern Übrigens: Handelsrechte – Wichtig für einen • Stapelrecht für Getreide Handelsplatz waren die verschiedenen Rechte, • Getreide-Anschütt: Das angelandete Getreide, die ihm zugesprochen waren, wie z. B.: das noch nicht fest verkauft war, musste aus- • Marktrecht: Das allgemeine Recht, geladen und zum Kauf angeboten werden. im eigenen und weiteren Gebieten Das dauerte oft einige Tage und brachte den Handel treiben zu dürfen. Wirten, Händlern und Handwerkern im Ort • Niederlagerecht für Salz, hier Haller Salz gute Umsätze. 6 7 Der Schiffszug Bei der „Gegenfuhr“ zogen Pferde die Schiffe Der Nebenbeier war etwas kleiner als die Hohe- Der Rosszug Die Pferde des Aufstrickers mussten den Buesen stromaufwärts. Schiffe und Pferde wurden mit nau und so an ihr vertäut, dass er, zur Strommitte Den Schiffen voraus ging der Rosszug, der Motor bis zur ersten Furkelzille stets über dem Wasser Seilen verbunden. Insgesamt erreichte ein Schiffs- hin versetzt, mit dem Gransel (Bug) auf Höhe des des ganzen Unternehmens. halten und nötigenfalls den ganzen Schiffszug zug eine Länge von 400 bis 500 Meter. Hohenauruders schwamm. Er hatte eine Trag - mitziehen. fähigkeit von 50 bis 70 Tonnen. Auf dem Neben- Die Hohenau hing als einziges Schiff direkt an Die Transportschiffe beier residierte der Schiffschreiber, der auch die dem bis zu 300 Meter langen und armdicken Der Zwiesel war das stärkste, mit weiteren Seilen Das erste und größte Transportschiff im Zug Kasse führte. Zugseil, dem so genannten „Buesen“. Der Buesen und Ketten umwundene Seil oder eine starke nannte man „Hohenau“. Es war an die 30 Meter ging über die „Furkelzillen“, in die eine mäch- Kette. An Zwiesel und Aufstricker waren die lang, 6 bis 7 Meter breit und hatte eine Wand- Bis zu 2 Seillängen hinter der Hohenau lief der tige, mit Eisen beschlagene Eichenholzgabel (die „Beilseile“ eingebunden, die vorne ein Stück höhe von rund 1,20 Meter. Seine Ladefähigkeit Schwemmer, das zweitgrößte Schiff im Zug. Er „Furkel“) eingesetzt war, an Land. Die Furkel - Holz, das so genannte „Beil“, trugen. Daran wur- lag bei 80 bis 120 Tonnen. Auf der Hohenau fasste 60 bis 80 Tonnen. Gelegentlich folgte, zillen wurden bei Bedarf auch als „Rossplätten“ den die Rosse angeschlagen. waltete der Sößstaller, der Stellvertreter des ähnlich wie bei der Hohenau, dem Schwemmer verwendet. Musste das Ufer gewechselt oder ein Schiff meisters, seines Amtes. Er verantwortete ein viertes Transportschiff, der „Schwemmer- Seitenarm, den die Pferde nicht durchwaten Für einen solchen Schiffszug benötigte der Schiff- den gesamten Schiffszug. Nebenbeier“, mit einer Ladekapazität von rund konnten, überquert werden, wurden die Rosse meister bis zu 60 Männer: Sößstaller, Stangenrei- 65 Tonnen. auf diesen Schiffen überführt. ter, Seiltrager, Koch, Schiffschreiber, Schiff knechte, An der Hohenau hingen der „Seilmutzen“ sowie Schiffreiter und viele andere. zwei weitere Transportschiffe, der „Nebenbeier“ Als Hilfsschiff hing an der Hohenau ein „Seilmut- Vom Buesen gingen zwei Pferdeseile ab, der und der „Schwemmer“. zen“. Die anderen Transportschiffe hatten je eine „Aufstricker“ und der „Zwiesel“. „Waidzille“, die als Ausfahrzille diente. Schematische Darstellung eines Schiffszugs Aufstricker (12 Rosse) Hufschlag (Ziehweg bzw. gangbares Ufergelände) Zwiesel (19 Rosse) Furkelzillen bzw. Rossplätten Zugseil = Buesen Schwemmer Hohenau Waidzille Nebenbeier Schwemmer-Nebenbeier Seilmutzen Waidzille Stangenreiter Waidzille Strom 8 9 d a o r n t s fanger R r o a H Soin- H l ge eu b E r er gs e tra ße b g o g weg r e e G e ß W w a e r t r s ß g e e in M ß R l a ra dl r t d n s i t F a Fin o a n d b s r lin ri r Wendelsteinstr. gs A u u k traß K e t e w t t f i e R l Spiel- ö Gewerbegebiet M d e e s h t i ß r H s a r e a e ß platz s ft Heft r t e r r. t t s f tr. s r e s no n d a r l el teinb A e f S r ß e d n en ß a ße t ge n tr a r s e fs tr t D e e or a ns r r D n a s I G t ß r e a I ß 6 n n ße e e a e s tr t ß s g r a n id i e I a r ys gw n t . ß e tr re an s P L n rs e ß e 9 l n b ä a e r w ße n e t s a h d h S c rstr u e e t raße F t i r ü st e dhT Langweid a e r l L r ß e h .