Die Infrastruktur Der Straßen- Und Wegebau
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Anhang 15 zur „Siedlungsgeschichte im Bereich der Gemeinde Kreuzau Die Infrastruktur Der Straßen- und Wegebau Als die Franzosen 1794 das Rheinland besetzten, waren die Straßen in sehr schlechtem Zustand. Im heutigen Gemeindegebiet gab es keine großen Durchgangsstras- sen. Die Wege waren zer- fahren, aufge- weicht, unbefestigt und manchmal nicht passierbar. Die Franzosen haben sich sehr bemüht, den Zustand der Straßen zu verbessern, sie setzten in den einzelnen Bezirken eigens verantwortliche Beauftragte für das Straßenwesen ein. Die Gemeinden erhoben auf den Straßen Wegezölle, deren Höhe sich nach dem Gefährt, den Zugtieren und der Ladung richtete. Nach dem Übergang unseres Gebiets an Preußen hatte der Regierungsbezirk Aachen im Jahre 1816 nur 79 km Staatsstraßen, von denen aber keine unsere Ortschaften berührte. Erst ab 1821 wurde der Straßenbau in Preußen durch sog. Prämienstraßen, an denen sich die einzelnen Gemeinden durch Zuschüsse beteiligten, stärker gefördert. Daneben wurden auch von privaten Geldgebern und Aktiengesellschaften Aktienstraßen gebaut, die aber in unserem Raume nicht vorkamen. Bis 1846 hatte sich durch diese Maßnahme die Länge der Staatsstraßen im Regierungsbezirk Aachen auf 224 km erhöht. Die erste Straße unseres Gebietes, die durch behördliche Unterstützung gefördert wurde, war der enge, gefährliche Fahrweg zwischen Untermaubach und Winden an der Hochkoppel, der bereits 1820 durch eine teils durch Sumpfgelände verlegte Straße ersetzt wurde. Vorher war als Verbindung zwischen Maubach und Winden meist der alte Weg über Bilstein und Bergheim benutzt worden. Als erste Prämienstraße wurde bei uns in den Jahren 1841 bis 1843 die Verbindung Düren-Zülpich gebaut, die durch Stockheim und Soller führte. Die Gemeinden waren berechtigt, an eingerichteten Hebestellen (Barrieren) Wegegeld (Barrieregeld) von den Fahrzeugen zu erheben. Bis 1852 wurde von den beiden Hebestellen in Düren (am Muttergottes- häuschen) und Froitzheim anteilmäßig der Reingewinn an die Bürger- meistereien Stockheim für die Gemeinde Stockheim und Drove für Soller ausgezahlt, die damit die Wegewartungskosten bestreiten mussten. Ab 1852 übernahm der Kreis Düren die Unterhaltung der Straße und richtete in Stockheim und Soller je eine Hebestelle ein. Ab dem 1. Mai 1843 verkehrte auf dieser Straße täglich eine zweispännige Personenpost. Von 1852-1855 wurde der Bau der Prämienstraße Düren-Nideggen. durch die Orte Niederau, Kreuzau, Drove und Boich durchgeführt. In Drove wurde für die Bürgermeisterei Drove eine Hebestelle eingerichtet, die gegen 10 % der Bruttoeinnahmen und ein Ölgeld von 1 Taler für die Beleuchtung an Pächter vergeben wurde. Für die Bürgermeisterei Stockheim befand sich eine entsprechende Hebestelle in Kreuzau. Auch auf dieser Straße wurde am 1.4.1854 eine täglich verkehrende zweispännige Personenpost zwischen Düren und Nideggen eingerichtet. 1856 beklagte sich die Post beim Stockheimer Bürgermeister von Torck, dass diese Postkutsche wiederholt von Jugendlichen durch Steinwürfe belästigt würde. Die beiden genannten Prämienstraßen von Düren nach Zülpich bzw. Nideggen wurden in der Folgezeit von Preußen als Provinzialstraßen übernommen; das Wegegeld wurde erst im Jahre 1874 abgeschafft. 1871 wurde der Bau der Prämienstraße Drove-Thum-Berg in die Wege geleitet. Es dauerte bis 1876, ehe sie in Berg an die Provinzialstraße Nideggen- Wollersheim angeschlossen werden konnte. Die Strecke Drove-Berg war im Gegensatz zu den bisher erwähnten Prämienstraßen, deren Decke mit Basaltkopfsteinen gepflastert war, nur mit Kies und Sand ausgeführt worden. Es dauerte bis zum 8. Juli1927, ehe auch diese Straße von Preußen übernommen wurde. Die übrigen Wege und Straßen mussten als Gemeinde- oder (wie man sie damals nannte) Vizinalstraßen zwischen den einzelnen Ortschaften unterhalten werden. Die Akten weisen aus, dass von 1850 an die jährlichen Wegepläne der Gemeinden von den Bürgermeistereien dem Kreisausschuss vorgelegt werden mussten. Bis zur Jahrhundertwende werden diese Wege meist nur mit Kies und Sand ausgebaut; erst die zum Ende des Jahrhunderts eingesetzten Dampfwalzen ermöglichten eine festere Einarbeitung der Packlage und der Oberschicht. Sehr oft wurden der Bau der Straßen und die häufigen Reparaturarbeiten von Dorfbewohnern im Hand- und Spanndienst ausgeführt, dafür wurden festgesetzte Tagegelder gezahlt. Die Straßen waren normalerweise 6 bis 8 m breit und hatten keine befestigten Bankette. Für Straßenbau erhielten die Gemeinden vom Landeshauptmann der Rheinprovinz Zuschüsse in Höhe von einem Drittel der Bau- und Unterhaltungskosten. Bei besonders wichtigen Straßenbauten wurde manchmal auch die Hälfte der Auslagen bezuschusst. Ein großes Problem stellten die Brücken über die Rur dar. Wie Rosa Schubert im Heimatjahrbuch 1962 zu berichten weiß, litten die ersten Brücken, die allesamt in Holzbauweise erstellt waren, sehr stark unter den Hochwässern und im Winter unter den mächtigen Eisschollen der Rur. Die bis spät ins 19. Jahrhundert bestehenden Holzbrücken waren keine Brücken mit einer Breite im heutigen Sinne, sie waren Not-Fußbrücken der meist armen Gemeinden zur Verbindung der Orte zu beiden Seiten der Rur, die allenfalls 1 bis 1 ½ Fuß breit waren; vielfach mussten auch Furten durch die Rur genutzt werden. 1835 wurde eine Holzbrücke zwischen Kreuzau und Winden errichtet, die ganze 2 Fuß breit war. Der Winter 1841/42 war so streng, dass die Brücken nach Winden und die in Schneidhausen von den Wasser- und Eismassen weggerissen wurden; es gab keine Verbindung mehr zur anderen Seite. 1887 wurde dann eine Brücke in Schneidhausen gebaut, auf der allenfalls 2 Mann notgedrungen aneinander vorbei kamen. 1881/82 wurde dann die erste Steinbrücke erbaut – und zwar zwischen Winden und Kreuzau anstelle der ursprüng- lichen Holzbrückenver- bindung. 1891 wurde bei Üdingen die erst 1875/76 erstellte Holz- brücke durch Hoch- wasser weggerissen, so dass man sich 1894/95 entschied ebenfalls eine massive Stein- brücke zu bauen; wegen ihrer eigentümlichen Form hieß diese Brücke auch „Kamel- oder Höckerbrücke“. Schon 1895 ereignete sich ein so schwerer Eisgang, dass Pioniere aus Koblenz die Eisschollen hier bei Üdingen wegsprengen mussten. Diese Brücke wurde dann 1944 in 2. Weltkrieg zerstört. Nach dem 1. Weltkrieg wurde ab ca. 1924 der Verkehr mit Personenkraftwagen, Lastwagen und Omnibussen allmählich stärker. Omnibuslinien übernahmen den Verkehr für die Orte, die von Eisenbahn und Straßenbahnen nicht erreicht werden konnten. Dieser Belastung war das vorhandene Straßennetz kaum noch gewachsen. Verstärkt wurden nun für den überregionalen Straßenbau Zement und Asphalt verwendet und Dampfwalzen eingesetzt. Im Regierungsbezirk Aachen zählte man kurz vor dem 2. Weltkrieg 12.280 Personenwagen, 4.836 Lastkraftwagen und insgesamt 35.130 Kraftfahrzeuge. In den Industriezentren an Rhein und Ruhr war diese Zahl fast fünfmal so hoch. Der Bau des Staubeckens in Obermaubach 1933/34 brachte dem Maubacher Raum eine erhebliche Verbesserung des Straßennetzes. Der Ausbau des Westwalls von 1937 an erforderte auch, dass die Straßen jetzt an die stärkeren Belastungen durch den Kraftwagenverkehr angepasst werden mussten. Wenn auch zunächst die in unmittelbarer Nähe der Grenze gelegenen Gemeinden davon profitierten, wirkten sich diese Maßnahmen bis in unser Gemeindegebiet aus. Was Bomben und Granaten während der letzten Kriegsmonate noch nicht an Straßen und Wegen zerstört hatten, schafften die schweren Fahrzeuge der deutschen und alliierten Streitkräfte während und nach den Kampfhandlungen. Um ihre Instandsetzung bemühten sich schon 1945 die ersten Heimkehrer aus der Evakuierung. Zunächst versuchte jede Gemeinde mit einfachen Mitteln, die größten Schäden zu beseitigen. Bomben- und Granattrichter wurden mit Schutt, der ja reichlich vorhanden war, zugeschüttet. Erst nach der Währungsreform konnten die Straßenbaulastträger mit der gründlichen Renovierung beginnen. Das Straßennetz wurde in Bundes-, Land-, Kreis- und Gemeindestraßen eingeteilt, um eindeutige Zuständigkeiten für deren Bau und die Unterhaltspflicht festzulegen, und gleichzeitig neu nummeriert. Während das Prinzip der Zuständigkeit für Baulast und Unterhaltung erhalten blieb, waren bei einigen Straßen in der Nummerierung Änderungen erforderlich, weil durch Baumaßnahmen oder Wechsel des Baulastträgers neue Zuständigkeiten entstanden. Die Entwicklung das Straßenwesen und des Straßenbaus in der Gemeinde Kreuzau nach dem 2. Weltkrieg ist aus den folgenden Ausführungen ersichtlich. Als einzige Bundesstraße ist in unserem Gebiet die B 56 ausgewiesen, die von Düren kommend östlich an Stockheim vorbei in Richtung Zülpich führt. Vier in der Baulast des Landes stehende Straßen (L-Straßen) führen durch das Hoheitsgebiet der Gemeinde Kreuzau: 1. Die L 249, die von Niederau-Krauthausen nach Nideggen führt. Vor ihrem Ausbau durchschnitt(durchquerte) sie die Orte Kreuzau, Drove und Boich. In zwei Bauabschnitten wurde die Trasse so verändert, dass sie als Umgehungs- straße Boich und Drove nur mehr tangiert, nicht mehr durch den Ortskern Kreuzau verläuft und auch den südlichen Wohnbereich der Ortschaft Niederau nicht mehr durchschneidet. Ob auch der Wunsch, die L 249 für Niederau als Umgehungsstraße auszubauen, einmal realisiert werden kann, ist fraglich. Die erforderliche Trasse würde dann das Dürener Naherholungsgebiet Burgau durchschneiden, was auf heftigen Widerstand mehrerer Bürgerinitiativen stößt. Weiterhin ist das Projekt davon abhängig, ob die Stadt Düren sich beteiligt. 2. Die L 327 beginnt am südlichen Ortsausgang des Dürener