JAHRBUCH DES OBERÖSTERREICHISCHEN MUSEALVEREINES

118. Band

II. Berichte

Linz 1973 INHALTSVERZEICHNIS

Dr. Karl Demelbauer — Ehrenmitglied des Oberösterreichischen Musealvereins 9 Oberösterreichischer Musealverein 11 Vereinsbericht für das Jahr 1972 Oberösterreichisches Landesmuseum Direktionsbericht 17 Abteilung Urgeschichte und Baiernzeit 18 Abteilung Römerzeit und Frühes Christentum 19 Archäologisch-anthropologisches Labor 23 Abteilung Kunst- und Kulturgeschichte 26 Graphische Sammlungen 31 Münzen-, Medaillen- und Siegelsammlung 35 Volkskunde-Abteilung 36 Abteilung Technikgeschichte 40 Abteilung Mineralogie und Geologie 41 Abteilung Biologie 43 Entomologische Arbeitsgemeinschaft 50 Mykologische Arbeitsgemeinschaft 53 Botanische Arbeitsgemeinschaft 58 Bibliothek 66 Heimathäuser und -museen 69 Bad Goisern Bad Ischi 70 Bad Wimsbach-Neydharting 70 Braunau am Inn 71 Eferding 72 74 Freistadt 83 Gmunden 84 Hallstatt 86 Haslach 88 Mondsee 90 Obernberg am Inn 93 Ried im Innkreis 94 Steyr 96 Vöcklabruck 96 Vorchdorf 99 Wels 101 Verband oberösterreichischer Freilichtmuseen 104 Jahresbericht 1972 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz Archiv der Stadt Linz 105 Museum der Stadt Linz 113 Stadtbibliothek 120 Naturkundliche Station der Stadt Linz 124 Institut für Kirdien- und Diözesangesdüdite an der Phüosophisdi- theologisdien Hodisdiule der Diözese Linz 129 Bibliothek des Linzer Priesterseminars 131 Stift St. Florian 133 Denkmalpflege 1972 135 Oberösterreidiisdies Landesardiiv, 76. Jahresberidit 145 Oberösterreidüsdier Zentralkatalog 153 Oberösterreidiisdies Heimatwerk 157 Privatinstitut für theoretisdie Geologie in Linz 159 Tedinisdies Büro für angewandte Geologie in Linz 163 Landwirtsdiaftlidi-diemisdie Bundesversudisanstalt 169 Natursdiutzbüro Dr. Stoiber 182 69

HEIMATHÄUSER UND -MUSEEN

Heimatverein und Heimatmuseum Bad Goisern Wie im Vorjahr sind auch im Berichtsjahr wieder an zwei alten Goiserer Häusern Gedenktafeln aus heimischem Marmor angebracht worden. Eine dieser Tafeln wurde beim Hause Bad Goisern Nr. 9 (Kapuzinerhaus), wel- ches bereits im Jahre 1594 erbaut worden war, montiert, sie trägt folgende Inschrift: „In diesem Hause war von 1822—1895 ein Färbereibetrieb untergebracht. Der kunstbegabte Färbermeister Josef Steinbredier schuf Goiserer Landschaftsbil- der von lokalhistorischer Bedeutung. 1972 Heimatverein Kurkommission" Die andere Tafel wurde in Lasern Nr. 18, beim „Himmler", mit folgen- der Inschrift angebracht: „Johann Georg Lichtenegger, vulgo „Himmler", brachte es in den Jahren zwi- schen 1840 und 1880 in der Armbrust-Erzeugung zu beachtlicher Meisterschaft. Der „Himmler-Aufleg-Stahel" war die begehrteste Sportwaffe der heimischen „Stahelschützen". 1972 Heimat ver ein Kurkommission" Es ergab sich die günstige Gelegenheit, einen Teil der großen Gesteins- sammlung des leider schon verstorbenen Oberbergmeisters G i b m s von den Nachfahren anzukaufen. Dadurch war es dem Heimatverein möglich, die von Herrn Kurarzt Dr. Maresch leihweise zur Verfügung gestellten Versteinerungen rückzuerstatten. Es ist nun die große, im Kursaal aufge- stellte Vitrine mit Gesteinen des Salzkammergutes und sehr interessanten Versteinerungen gefüllt, welche nun alle Eigentum des Heimatvereines sind. Die vom Heimatverein veranstaltete und vom Kustos Robert Zahler ge- staltete Gemäldeausstellung „Unser Goiserertal" fand allseits großen Bei- fall. Es freute uns besonders, daß wir bei der Eröffnung, zu der sich eine gro- ße Anzahl von Ehrengästen eingefunden hatte, Herrn W. Hofrat Dr. Otto Wutzel von der Kulturabteilung der oö. Landesregierung begrüßen durften. Diese Ausstellung war vom 19. bis 27. August 1972 täglich von 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr geöffnet. Die etwa annähernd 100 gezeigten Bilder stammten von den drei Malern Dr. mont. Winfried Aubell, Dr. med. Al- fred Bilowitzky und von der akad. Malerin Inge Depolo. Es würde zu weit führen, hier auf diese markanten Künstlerpersönlichkeiten näher ein- zugehen. Es mag genügen, daß Goisern um viele wertvolle Bilder und Zeichnungen reicher geworden ist. Es ist diesen Künstlern gelungen, manch verborgene Schönheit des Goiserer Tales bildhaft einzufangen und zu be- wahren. Aus diesem Auftrag des Heimatvereins sind Bilder entstanden, 70 Heimathäuser und -museen wie wir sie brauchen, sei es für unsere Wohnungen, Gästezimmer und Kur- betriebe, oder aber auch für Ausstellungen, um dem Einheimischen und dem Gast unsere schöne Heimat näherzubringen. Ein besonderer Erfolg war der vom Heimatverein veranstaltete Mundart- abend, welcher unter dem Motto stand „Von Lanzöng bis zon Winta" und „Wia da Goisara bracht". Der große Festsaal, der über 500 Personen zu fassen vermag, war am 23. September 1972 bis auf den letzten Platz gefüllt. Folgende Goiserer Mundartdichter lasen ihre eigenen Gedichte: Josef Atzmanstorfer, Hans Heiß, Willi Kefer, Leopold Krenn, Siegfried Pramesberger, Robert Zahler und die Schülerin Maria Scheuchl. Der „Goi- serer Viergesang", das „Hallstätter-Bergknappen-Doppelquartett", die weitum bekannte „Simon-Geigenmusi" und der Zitherspieler Werner Schil- cher umrahmten musikalisch in gewohnt meisterhafter Weise diesen gelun- genen Abend. Der große Erfolg ermunterte den Heimatverein zu dem Ent- schluß, jedes Jahr einen solchen Abend mit Goiserer Mundart zu veranstalten. Die zweibändige Goiserer Bilderchronik wird natürlich stets weiter- geführt und bildet ein wertvolles Zeitdokument. Erfreulicherweise nehmen die Besuchsziffern in unserem kleinen Heimat- museum stetig zu. Erwähnenswert ist ferner, daß der Heimatverein über 50 neue Mitglieder anwerben konnte. Robert Zahler Heimatmuseum Bad Ischi In der Vorsaison war der Besuch des Heimatmuseums sehr mäßig, schließlich kam aber doch die beachtliche Besucherzahl von 15.900 zustande. Die Krippenschau zu Weihnachten verzeichnete 1600 Besucher und ist durch ihre beweglichen Figurengruppen und durch 600 geschnitzte Figuren ein nicht zu unterschätzender Anziehungspunkt. Bis auf Kleinigkeiten erfolgten keine Neuerwerbungen, auch dadurch bedingt, daß Fremde und Händler Höchstpreise für Objekte bezahlen. So kommt es, daß dem Museum nichts mehr angeboten wird und somit viel Ortsgeschichtliches und Volkskundliches dem Museum verlorengeht. Das Schaufenster des Heimatvereines weist auf die Volkskunst und Alt- Ischl sowie auf das Thema des Natur- und Umweltschutzes hin. Franz Dusch

Heimatmuseum Bad Wimsbach-Neydharting Das Oberösterreichische Jungschützenmuseum ist im Jahre 1972 fertig eingerichtet worden. Man merkt von der Verlegung in das Paracelsus-Haus nichts mehr. Anders geht es uns leider mit unserer alten Hammerschmiede, die nun dem Verschönerungsverein allein gehört, da der Meister im Juni Heimathaus Bad Wimsbadi-Neydharting 71 des Jahres 1972 den Betrieb zur Gänze einstellte. Eine baupolizeiliche Besichtigung stellte viele Mängel fest, die behoben werden müssen, bevor die Schmiede wieder besucht werden kann. Vorläufig finden keine Führun- gen statt. Das Einholen von Kostenvoranschlägen dauert von einem Meister zum anderen so lange, daß bis zur Antwort des letzten die Preise vom ersten nicht mehr gelten. Erst nach den zusammengezählten Kosten- punkten kann mit einer Finanzierung begonnen werden. 996 Personen besuchten im Berichtsjahr unsere Museen; etwas weniger als im Vorjahr. Mag sein, daß die Umbauarbeiten etwas dazu beitrugen. Außer ein paar Büchern konnten keine Gegenstände für das Heimat- museum erworben werden. In der ersten Juliwoche 1972 wurde in Bad Wimsbach-Neydharting eine Heimatwoche abgehalten, die von allen Berufsgruppen und Vereinen durch Ausstellungen, Vorträge und Unterhaltungsabende unterstützt wurde. Thematisch stand die Vergangenheit im Vordergrund. Dank gebührt dem Schuldirektor-Ehepaar Hilde und Otto Körner, die geschicht- liche Vergangenheit mit Humor, Musik, Gesang und Tanz untermalen konnten und dadurch im besonderen zu einem gelungenen Heimatabend beitrugen. An drei Tagen wurden Führungen durch unsere Museen ab- gehalten, die von 250 Personen, meist Einheimischen, besucht waren. Zwei Farblichtbildervorträge über Bad Wimsbach-Neydharting und Umgebung waren gut besucht und vom Kirchenchor und Streichorchester durch Gesang und Musik verschönert. Zum Anlaß dieser Festwoche wurde eine bebilderte, 32seitige Broschüre herausgegeben, die guten Anklang fand und auch für unsere Badegäste brauchbar ist. Diese Broschüre trägt die Aufschrift: „Bad Wimsbach-Neydharting von der Steinzeit, der Bronzezeit und Hallstätterzeit über das Mittelalter zum heutigen Kurort/' Das Heft- chen wurde von der Gemeinde unter Bürgermeister Hugo Rosenauer und von der Kurkommission durch Kurdirektor Dr. Reinhold Schwarz je zur Hälfte finanziert. Zum Gelingen der Broschüre trugen weiter bei: Vize- bürgermeister Hubert Franzelin, Schuldirektor Otto Körner, Medizinalrat Dr. Wilhelm Rilling, Kurdirektor Dr. Reinhold Schwarz und Kustos Fer- dinand Schütz. Ferdinand Schütz

Heimathaus Braunau am Inn Der wesentlichste Einschnitt im Geschehen um das Heimathaus Braunau im Jahre 1972 ist der Beginn der Bauarbeiten in der „Herzogsburg". Das Gebäude wurde im vergangenen Jahr von den Mietern geräumt, und damit konnten die Sanierungsarbeiten beginnen. Es ist ein ungeheurer Eindruck, den die entstandenen riesigen Räume 72 Heimathäuser und -museen auf den Besucher machen. Vorläufig wurde alles Unnötige, später Hinein- gebaute, herausgerissen, der schadhafte Putz wurde von den Wänden geschlagen. Die Räume zeigen sich nun in ihrer ganzen Größe und Herb- heit. Es ist der Stadtgemeinde Braunau zu danken, daß ein derartig großes und auch kostspieliges Projekt in Angriff genommen wird. Von der inneren Arbeit ist zu berichten: Die Sammlung wurde 1973 fertig katalogisiert, es wird nun damit begonnen, alle wichtigen und wert- vollen Exponate zu photographieren, eine entsprechende Photoausrüstung wurde uns von der Stadt zur Verfügung gestellt. Als Vorbereitung für die Ausstellung in der neuen Herzogsburg wurden einige Figuren restauriert, außer einigen Kleingegenständen wurde 1972 nichts Neues erworben. Am 26. 6. 1972 fand die Jahreshauptversammlung des Heimatvereines statt, als Obmann wurde Herr HH1. Sepp Nöbauer, als Obmann-Stell- vertreter Herr Redakteur Dr. Fink gewählt. Die Besucherzahlen sind weiter stark angestiegen, 1972 konnten 1700 Kinder und 1550 Erwachsene durch die Schauräume des Heimathauses geführt werden. Für die Ausstellung „Vor- und Frühgeschichte im Inntal" in Innsbruck (16. Mai bis 30. Juli 1972) wurde vom Heimathaus Braunau eine Ring- Stangen-Gliederkasse aus Bronze beigestellt. Wilhelm S a 1 h o f e r

Stadtmuseum Eferding Im Jahre 1972 stand das Stadtmuseum Eferding im Rahmen der zahl- reichen Veranstaltungen, die anläßlich der 750-Jahr-Feier dieser alten Stadt in der Zeit vom 14.—18. Juni 1972 stattfanden, im Mittelpunkt dieses historischen Geschehens. Dieser Umstand trat auch durch die außer- gewöhnlich hohen Besucherzahlen im Museum in Erscheinung. Es konnten insgesamt in diesem Jahr an die 5000 Besucher gezählt werden. Unter den prominentesten Gästen befanden sich Bundeskanzler Dr. Kreisky, Landes- hauptmann Dr. Wenzl mit einer Reihe Landesräten, die Bürgermeister Hillinger von Linz, Dr. Zilk von Passau und verschiedene Bürgermeister befreundeter Städte und Märkte aus dem ganzen Lande. Auch bekannte Vertreter namhafter Kultureinrichtungen waren erschienen. Nur zu begreiflich war es, daß die Vitrine mit der Kopie des ersten Eferdinger Stadtrechtes, datiert vom 14. Juli 1222, als dem Kernstück der städtischen Dokumentensammlung, besonders beachtet und einer ein- gehenden Besichtigung unterzogen wurde. Die Aufgabe der Museumsleitung, vor den Festtagen und noch vor der am 1. Mai wieder beginnenden sommerlichen Besuchszeit Ausstattung und Bestände der einzelnen Schauräume zu überholen und zu ergänzen, wurde gewissenhaft wahrgenommen. Stadtmuseum Eferding 73

In letzter Stunde bekam die prähistorische Abteilung noch einen äußerst wertvollen, seltenen Zuwachs. In den ersten Maitagen 1972 wurde in der Kiesgrube der Firma Arthofer in Seebach bei Eferding unter Wasser, in einer Tiefe von 4 m, ein ansehnliches Stück eines Mammut-Stoßzahnes gefunden, wie es bisher in dieser Gegend unbekannt war. Nach sorgfältiger Präparierung im Landesmuseum fand dieser kostbare Fund seinen dauernden Platz neben ähnlichen Fundstücken aus der Zeit des Bahnbaues der Lokalbahn bei Gstocket/Prambachkirchen im Jahre 1912. Außerdem überließ die Missionsschule Dachsberg dem Eferdinger Stadtmuseum ein Bronzebeil als Leihgabe, das beim Kraftwerkbau in der Brandstatt zum Vorschein gekommen war. Die zufällige Aufdeckung eines zweigeteilten Töpferlagers beim Abbruch des Hauses Kirchenplatz Nr. 6 hat aufs neue bewiesen, daß der reiche Born der Heimatforschung und der Heimatkunde in Eferding nie versiegen kann. Als am 21. Oktober 1972 der Caterpillar das alte Gemäuer dieses Hauses, des einstigen Geburts- und Wohnhauses der zweiten Gemahlin Johannes Keplers, der starhembergischen Kammerzofe Susanna Reuttinger, zum Bersten brachte, wurde der Stadt in letzter Stunde ein seltenes Geschenk zuteil. Noch niemals hatte man im Umkreis der Stadt bei Umbauten, Niveau- regulierungen, Kanalisierungsarbeiten oder ähnlichen Bauvorgängen einen so reichhaltigen Fund gemacht. Diesesmal kam mittelalterliches Tonge- schirr bürgerlicher Herkunft in überraschend großer Menge zum Vorschein. Und es waren nicht nur angebrochene, sondern auch noch gut erhaltene Tongefäße ehemaliger Schwarz- und Weißhafnerei verschiedenster Art ans Tageslicht gekommen. In der Mehrzahl handelte es sich um gehenkelte Töpfe mit Rundwulst- rändern, die meist die gleiche Größe und die gleiche Form aufwiesen und durch ein und dasselbe Töpferzeichen gekennzeichnet waren. Dieser Um- stand läßt den berechtigten Schluß zu, daß sich in diesem altbürgerlichen Haus einmal eine Schwarzhafnerei befunden hat. Insgesamt waren es an die 20 Gefäße, die noch zeitgerecht geborgen werden konnten. In allen Fällen war größte Vorsicht geboten. Zur Frage der Herkunft dieser Tongeschirre sei darauf hingewiesen, daß es bekannt ist, daß in Eferding am Beginn des 17. Jahrhunderts etliche leistungsfähige Töpfereibetriebe bestanden. Es sind uns aus der Zeit um 1615 Eferdinger Töpfernamen, wie Hans und Zacharias Khößler, Balthasar Punkner und Elias Hueber, überliefert. Die lange Reihe findet schließlich mit dem Namen Guglmeier am Ausgang des 19. Jahrhunderts ihr Ende. Letzterer wurde besonders durch seine Schmelztiegelerzeugung berühmt. Bezüglich Restaurierung und Auswertung dieser Gefäße zeitigten schon 74 Heimathäuser und -museen

die ersten Kontaktgespräche mit dem Bundesdenkmalamt und dem Landes- museum erfreuliche Ergebnisse. Es wird daran gedacht, mit dieser Ton- geschirrserie im Schaunburgersaal des Stadtmuseums eine eigene Hafner- ecke aufzubauen. Es gilt, Erkenntnisse und Zusammenhänge über diesen noch wenig erschlossenen heimischen Handwerkszweig aufzuzeigen und der Nachwelt näherzubringen. Das Stadtjubiläum 1972 brachte es mit sich, daß nach fast 50jähriger Pause endlich auch wieder ein neuer Stadtführer aufgelegt werden konnte. Von der Herausgabe einer aus diesem Anlaß ansonsten verfaßten Fest- schrift wurde aus bestimmten Gründen vom Stadtrat Abstand genommen. Es sollte für längere Zeit ein brauchbares Handbuch, ein Stadtführer für Einheimische und Fremde, für jung und alt, an Stelle einer kurzlebigen Festschrift erscheinen. Und dieses Vorhaben wurde auch zeitgerecht ver- wirklicht. In einer reichbebilderten Broschüre, die den Titel „Eferding an der Nibelungenstraße" trägt, wurde neben einem ausführlichen geologischen, Stadt- und kunstgeschichtlichen sowie einem volkswirtschaftlichen Teil auch dem Stadtmuseum ein breiter Führungsanspruch eingeräumt. Seit Jahren war dies der Wunsch vieler Museumsbesucher. Zum Schluß bietet ein übersichtlicher, mehrfarbiger Stadtplan seine Dienste zur Orientierung im Stadtbereich und in der nächsten Umgebung an. Die Besucherzahl betrug im Berichtsjahr 6926, davon 2431 (1209 Er- wachsene und 1222 Jugendliche) mit normaler Eintrittsgebühr und 2500 nicht registrierte Besucher, die auf Grund des erworbenen Festabzeichens freien Eintritt zu allen Veranstaltungen beanspruchen konnten. 36 Besu- chen von Schulklassen standen sieben größere Exkursionen gegenüber. Ins- gesamt wurden offizielle Besuchstage an 27 Sonn- und Feiertagen abge- halten. Hans M i e d 1

MUSEALVEREIN „LAURIACUM" IN ENNS (81. Vereinsjahr)

Das Berichtsjahr stand im Zeichen des 80jährigen Vereinsjubiläums. Die Jahresversammlung am 25. 4. 1972, die durch das Entgegenkommen der Ennser Sparkasse in deren Festsaal abgehalten werden konnte, war sehr gut besucht und erhielt durch den Vortrag von Dr. phil. Hansjörg Ubi (Wien) zum Thema „Das römische Heer in der Romana" ihre besondere Note. Die jährlich erscheinenden Mitteilungen unseres Vereines brachten unter dem Titel „80 Jahre Museumverein" eine ausführliche Wür- digung aus der Feder unseres Schriftführers Dr. Manfred Wagner. Zur Musealverein „Lauriacum" in Enns 75

Festfeier gingen ehrende Glückwünsche und Anerkennungsschreiben von Seite der Behörden und Institutionen der Stadt, des Landes und des Bundes ein. Bei der Gründungsversammlung der österreichischen Gesellschaft für Archäologie am 25. 4. in Wien war der Verein durch den Obmann und den Schriftführer vertreten. Herr Dr. M. Wagner wurde als Schriftführer in den Ausschuß dieser neuen wissenschaftlichen Vereinigung gewählt. Unser Verein greift damit über seinen bisherigen Tätigkeitsbereich hinaus und unterstreicht die Bedeutung seiner Wirksamkeit auf wissenschaftlicher Ebene. Eine neue Initiative entfaltete die Museumsleitung damit, daß sie einem jungen Ennser Künstler Gelegenheit bot, Studienarbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Hier wurde eine Idee unseres stets rührigen Dipl.-Ing. Arch. Otmar Slatkovsky verwirklicht. Die unter dem Ehrenschutz des Kulturreferenten, Stadtrat Ludwig Kamptner, stehende „Ausstellung Wolf Kodada", die vom 22. 4. bis 2. 5. 1972 stattfand, wurde hinsichtlich ihrer Gestaltung im ersten Stock (Raum für Wechselausstellungen) und durch die große Besucherzahl ein voller Erfolg. Die Neugestaltung der römerzeitlichen Abteilung — Umbau, Adaptierun- gen, Neueinrichtung — bedarf sorgfältiger Vorarbeiten. Es war daher not- wendig, modern gestaltete Museen zu besichtigen. Mit Arch. Dipl.-Ing. O. Slatkovsky besuchten der Obmann, der Schriftführer und der Kustos- Stellvertreter westungarische Museen, die wegen ihrer Austattung als mustergültig gelten. Die Unkosten wurden von den beteiligten Herren selbst getragen. Diese Studienfahrt war äußerst lehrreich und für die Eigenplanung von großem Nutzen. Bei der im Mai stattgefundenen Kustodentagung in Mondsee war über Einladung der Abteilung Kultur der oö. Landesregierung der Verein durch die Herren Habermaier, Kneifel und Slatkovsky vertreten. Während der 5. Kultur- und Sportwochen in Enns vom 17. 6. bis 2. 7. 1972 waren die Schauräume des Museums täglich ganztägig geöffnet. Eine neue Grabungsära eröffnete der Verein im Herbst 1972 mit der Erforschung des Areals „Plochberger-Gründe" zwischen Stadigasse und Stadtwall. In einer mehrwöchentlichen Kampagne wurde unter wissen- schaftlicher Leitung des Bundesdenkmalamtes (Dr. Ubi) ein vielverspre- chendes Anfangsergebnis erzielt. Es wurde eine mehrschichtige, römerzeit- liche Verbauung vom 2. bis 5. Jahrhundert nachgewiesen. Es handelt sich um stattliche, großräumige Bauten mit heiztechnischen Anlagen und reich- haltiger Wandmalerei. Schließlich kamen auch Spuren frühbayrischer Be- siedlung zutage. Die bisherigen Ergebnisse fordern die Fortsetzung dieser Grabungen. Auf den Grabungsbericht von Dr. Ubi im Mitteilungsblatt wird verwiesen. 76 Heimathäuser und -museen

Die Bauarbeiten im Museumsgebäude gehen unter der Leitung des Arch. Dipl.-Ing. O. Slatkovsky planmäßig weiter. Seiner Umsicht und Erfahrung ist es zu danken, daß die Um- und Ausbauten trotz materieller, finanzieller und personeller Schwierigkeiten termingerecht fortschreiten. Der Obmann verzeichnet mit Freude Ernennungen und Würdigungen ein- zelner Vereinsmitglieder. Im Berichtsjahr wurde Doz. Dr. theol. et phil. Willibrord Neumüller (OSB Kremsmünster) der Titel Oberstudienrat ver- liehen. Kustos-Stellvertreter Karl Habermaier, VS-Direktor in Hargelsberg, erhielt den Titel Oberschulrat. In Anerkennung und Würdigung der lang- jährigen, mit wissenschaftlicher Genauigkeit und Sorgfalt durchgeführten Erforschung der jungsteinzeitlichen Siedlung im Räume Hargelsberg wurde Oberschulrat Karl Habermaier vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung zum ehrenamtlichen Korrespondenten für Bodendenkmalpflege bestellt. Die Vereinsleitung wiederholt an dieser Stelle die Glückwünsche für die genannten Herren. Zum Schluß sei allen amtlichen und privaten Stellen der Dank des Vereines ausgesprochen für die großzügige Unterstützung und Förderung, die sie dem Verein bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben gewährten. Im besonderen Maße gilt dieser Dank dem Bundesdenkmalamt (Frau Dr. Mossier, Wien, Dr. Norbert Wibiral, Linz), der Abteilung Kultur der oö. Landesregierung (Hofrat Dr. Wutzel), dem Stadtamt Enns (Bürger- meister Gatterbauer, Stadtrat Kampner) sowie den drei örtlichen Geld- instituten. Wertvolle Hilfe dankt der Verein u. a. der Ennser Zuckerfabrik, der Firma Büsscher & Hofmann, dem Lagerhaus, der Bezirksstraßenmei- sterei und dem Vermessungsbüro Dipl.-Ing. Alfred Ferge. Der Firma Her- mann Spatt, der Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft „Familie", Linz, und Franz Födermayer wird für die Grabungsgenehmigung ebenfalls der beste Dank ausgesprochen.

1. Mitgliederbewegung Der Verein verlor acht Mitglieder durch Tod (Rudolf Hofer, O.-Sch.-R. Direktor Johann Skopetz, Johann Fürst, Johann Geretslehner, Alois Frö- mel, Paula Freudenthaler, Karl Scheiblberger, Theresia Pfisterer) und vier durch Austritt. Zwölf Personen sind dem Verein beigetreten, sodaß am 31.12.1972 387 Mitglieder dem Verein angehörten. 2. Museumsbesuch Im Jahre 1972 besuchten insgesamt 2652 Personen die Sammlungen des Museums. Unter diesen waren 1043 Schüler. Zum Vergleich seien an- geführt 2414 Personen im Jahre 1971 und 2066 Besucher im Jahre 1970. Somit ist eine deutlich steigende Tendenz erkennbar. Musealverein „Lauriacum" in Enns 77

Von auswärts erschienen 16 Mittelschulklassen und 12 Pflichtschulklas- sen. Aus Enns wurden 12 Pflichtschulklassen geführt. Unter den größeren Besuchergruppen sind zu nennen das Reisebüro Tempo, Wien, Wander- vogel Steyr, Kath. Bildungswerk Linz-St. Peter, Kath. Lehrerschaft Wien, Schwimmsportvereinigung Bad Gaudersheim, BRD. Die ausländischen Be- sucher kamen überwiegend aus der BRD. Registriert wurden außerdem Besucher aus westeuropäischen Staaten, wie Italien, Schweiz, Luxemburg, Frankreich, Belgien, Holland, England, und aus Übersee (USA, Canada). Unter den prominenten Besuchern befanden sich u. a. der deutsche Konsul für Oberösterreich, Dr. Erich Sommer, Univ.-Prof. Dr. Betz und Frau Dr. Stiglitz vom archäologischen Institut der Universität Wien, der Landes- konservator für Oberösterreich, Dr. Norbert Wibiral, und Hofrat Doktor Wutzel von der Abteilung Kultur der oö. Landesregierung. Zur Aufsicht und für Führungen stellten sich wieder bereitwillig die Herren Plakolb, Frömel, Nikodem, Topitz und Herren des Vereinsaus- schusses zur Verfügung. Dafür sei ihnen an dieser Stelle der beste Dank ausgesprochen. 3. Werbung und Publikation Im Berichtsjahr erschienen wieder zahlreiche Hinweise auf das Museum in den Linzer Tageszeitungen, der „Linzer Woche" und in besonders ein- drucksvoller Form in Merians „Oberösterreich"-Heft aus der Feder Her- bert Eisenreichs. Über die Freilandgrabungen berichtete auch die Wiener Presse. Lokalhistorische Berichte erschienen wiederholt im Ennser Turm. B. Koch: Prof. Arnold Hartig f/ Mitteilungen der österr. numism. Gesellschaft 1972, S. 73. B. u. H. Galsterer: Zum Stadtrecht von Lauriacum, Bonner Jahrbücher, 171, (1971), 334 ff. L. Eckhart: Ein Töpferofen in Enns, PAR, 22/1972, Heft 1—3. derselbe: Rom. Töpferofen auf Parz. 1149/1, FBÖ 10/1971, 88 ff. derselbe: Römische Bildhauerschulen in Enns, Oberösterreich, 22. Jg., Heft 2, 34 ff. G. Dembski: Drei neue röm. Tonsparbüchsen aus Lauriacum, MMVE 1972, S. 1—11. derselbe: Münzfunde 4. Jh. auf dem Laurenzifeld, FBÖ, 10/1971, S. 174,175. R. Göbl: Röm. Münzfunde auf dem Laurenzifeld, FBÖ, 10/1971, S. 175. K. Habermaier: Neue Steinzeitfunde aus Enns und Hargelsberg, MMVE 1972, S. 11—18. derselbe: Die Ortsnamen von Enns, MMVE 1972, S. 26—28. O. Kastner: Der ehem. Rathaussaal im Stadtmuseum Enns, MMVE 1972, S. 30. derselbe: Aus dem Stadtmuseum Enns, Linzer Zeitung, S. 310. H. Kneifel: Tätigkeitsbericht des MVE, MMVE 1972, S. 34—43. derselbe: Raumordnungskonzept „Untere Enns" vor 130 Jahren, MMVE 1972, S. 43 und 44. derselbe : 20 Jahre Kath. Bildungswerk Enns, ET, 18. Jg., Folge 12. E. Marckhgott: Das Tor steht Dir offen — mehr noch das Herz (Kupfertreibarbeit des Fachlehrers Friedrich Mayer an seinem Haustor Eichbergstraße), ET, 18. Jg., Folge 1. derselbe: Enns, nach Merians Kupferstich 1649, ET, 18. Jg., Folge 1. derselbe: Ich bin heuer 500 Jahre alt (älteste Ennser Glocke), ET, 18. Jg., Folge 2. derselbe: Das Bischofgrab in der Basilika (Abb.), ET, 18. Jg., Folge 5. derselbe : 100 Jahre Bruckner-Harmonium, ET, 18. Jg., Folge 7. 78 Heimathäuser und -museen derselbe: Neue Ennser Gedenkmünze zu Ehren der Lorcher Märtyrer, ET, 18. Jg., Folge 9. derselbe : Stadtpfarrer Othmar Franz Sterr 50 Jahre, ET, 18. Jg., Folge 9. derselbe: Denkmal für die Auferstehung (Grabstein der Farn, offerì 1507, mit Abb.), ET, 18. Jg., Folge 11. F. Mayrhuber: Der Stadtturm von Enns, Der öffentl. Bedienstete, März 1972, Seite 17 F. Nothegger: Das ehemalige Minoritenkloster zu Enns, Manuskript Maschineschrift. O. Slatovsky : Umgestaltung des Museumsgebäudes, MMVE, S. 31—33. O. Sterr: Fresken in der ehemaligen Antoniuskapelle, ET, 18. Jg., Folge 8, m. Abb. H. Ubi : Der römische Soldat im Spiegel oö. Bodenfunde, Oberösterreich, 22. Jg., Heft 2, S. 48-53. derselbe: Archäologische Untersuchungen in Lauriacum 1971, MMVE, S. 19—21. derselbe : Zwei Notgrabungen in Enns-Lorch, PAR, Jg. 22/1972, S. 22—24. derselbe: 3 röm. Töpferöfen auf Parz. 1149/1, FBÖ, 10/1971, S. 89 und 90. derselbe : Spätantike Mauerreste am Nordhang des Georgenberges, FBÖ, Folge 10/1971, S. 89—90. M. Wagner : 80 Jahre Museumsverein, MMVE 1972, S. 1—11. G. Winkler: Ein Jugendverein im römischen Lauriacum, MMVE 1972, S. 25. derselbe: Römische Inschriften aus Oö., Oberösterreich, 22. Jg., Heft 2, S. 21—26. derselbe: Römerzeitliche Forschung in Oö., Oberösterreich, 22. Jg., Heft 2, S. 28—33. E. Zauner: Ein neuer Meister in unseren Reihen (Holzschnitzer W. Gönner, Enns), Der Krippenfreund, Nr. 217, Sept 1972, S. 50. derselbe: Das Ennser „Maria Pötsch"-Bild, ET, 18. Jg., Folge 8. R. Zinnhobler: Das „Collegium Laureacense" und seine Statuten. 68. Jahresbericht des Bischöfl. Gymnasiums Petrinum, Schuljahr 1971/72. derselbe: Das Archidiakonat Lorch, Passauer Bistumsmatrikeln, Band 2, S. 1—175. ungenannt: Ausflug in die römische Vergangenheit (Lordi und das Ennser Museum), Linzer Woche, Juni 1972, S. 20.

Verzeichnis der Abkürzungen: ET Ennser Turm FBÖ Fundberichte aus Österreich JOÖMV Jahrbuch des Oö. Musealvereines MMVE Mitteilungen des Museumsvereines Enns OÖN Oberösterreichische Nachrichten PAR Pro Austria Romana VB1. Linzer Volksblatt

4. Erwerbungen a) Paläontologie: Fund eines Knochenzapfens des linken Horns eines männlichen Ur. (Bos primigenius), gefunden auf Parz. 1149/1 KG Enns. b) Prähistorie: Der Sammlung Habermaier in Hargelsberg sind ins- gesamt 240 Steinartefakte aus der Jungsteinzeit zugewachsen. Davon sind 140 Stück auf dem Gemeindeboden in Hargelsberg und 100 Stück auf dem Ennser Boden, und zwar im Moos, gefunden worden. Die Publikation dieser Funde erfolgt laufend in den Mitteilungen des Museumsvereins Lau- riacum. c) Römerzeit: Stein: MAMA, Fragment aus Marmor, FO: Parz. 281/17 KG Enns. Ziegel: Bauziegelfragment mit Stempel: LIICIII T, 1 Tubulus. Bronze : Zierbeschlag aus Bronzeblech, 15 X 53 mm, Löffelchen aus Bronze, Musealverein „Lauriacum" in Enns 79

L = 60 mm, Bronzetafelfragment mit Buchstaben, annähernd dreieckig, 31X 28 X 36 mm, Dicke 4 mm, Parz. Nr , KG Enns. Keramik: T(erra) S(igillata) mit Stempel: ABBO, JUCUNDINUS, STABILIS und Ritzschrift RCELINES, 2 Stück T.-S.-Wandfragmente, ver- ziert, 1 T.-S.-Becher, H 63 mm. Heimische Ware: Reibschalenbodenstück, D 170, H 40 mm, Frauen- köpfchen aus rotem Ton, H 40, B 45, Dicke 17 mm, FO: Bahnhoffeld, Parz. 391/3, KG Enns, großer Topf, grauschwarz, Boden fehlt, D 215 mm, H 190 mm. Glas: Glasgefäßbodenstück, Bodenstück einer eckigen Glasflasche, L 62, H 35 mm, 1 Glasschale aus zahlreichen Fragmenten, H 60 mm. Münzen: Auf den diesbezüglichen Bericht von Dr. Dembski in diesem Jahresbericht wird verwiesen. Die aus den Freilandgrabungen (Notgrabungen) des Jahres 1972 zutage geförderten Kleinfunde werden in den Grabungsberichten aufgezählt. d) Volkskunde: Der größte Teil des volkskundlichen Sammelgutes ver- blieb weiterhin im Depot im Schlosse Ennsegg. Nur die Objekte des Zunft- wesens und Gegenstände der religiösen Volkskunde wurden in das Haupt- gebäude verlagert. Die Neuerwerbungen sind teils privaten Spendern — in Klammern vermerkt — zu danken, teils wurden sie angekauft. Trinkglas mit Zinndeckel (Anna Bründl), Sparkasse der Stadt Enns vor 1914 (Anna Bründl), gußeiserner Stiefelknecht (Frau Bründl), drei Mund- saumfragmente mit Stempel aus der Mauthausner Straße 11 (Dipl.-Ing. Slatkovsky). Diese Bruchstücke von Schwarzhafnerware zeigen bisher noch unbekannt gewesene Töpferstempel. Damit hat die bedeutende Sammlung an mittelalterlicher Schwarzhafnerware eine wichtige Ergänzung erfahren. Die Ennser Hafnerzunft hatte ihre Werkstätten nördlich des Schmidberges am Hang der sogenannten „Rauhripp", wie schon Dr. Schicker feststellte. Dort und in der Umgebung des ehemaligen Frauentores sind die Haupt- fundstätten für diese mittelalterliche Keramik. Aus der ehemaligen „Dop- pelmühle", Volkersdorf Nr. ..., stammen nachfolgend angeführte Gegen- stände, die nach Auflösung eines Haushaltes zum Verkauf angeboten wur- den: geschnitzter Cruzifixus aus Holz H = 162 mm, einhenkeliger Schna- belkrug, blau und grün gesprenkelt, Steckkamm für Frauen aus Schildpatt, Bügeleisen mit Einlegstahl, Haarbrennschere, Fliegenf angglas, Thermophor aus verzinktem Blech mit Schraubverschluß, Blattsäge, „Hoanzlbank", Branntweinf äßchen, Flachswinde. e) Münzen und Medaillen: Ein größeres Kontingent römischer Münzen aus den Fundjahren 1920—1939 wurde im Münzkabinett des Kunsthistori- schen Museums in Wien bestimmt und katalogisiert. Für diese wissen- schaftliche Arbeit, die dem Verein keine Unkosten verursacht, ist Herrn Dr. Dembski der beste Dank ausgesprochen. Die Neuzugänge an Fund- 80 Heimathäuser und -museen münzen aus dem Jahre 1972 werden von Dr. Dembski in einem eigenen Bericht ausgewiesen. Neuzeitliche Münzen, die erworben wurden, spendete Josef Maringer: Kreuzer (Kaiser Franz) 1816, Kupfer; Kreuzer (Kaiser Franz) 1800, Kupfer; Kreuzer (Maria Theresia) 1780, Kupfer; Franc 1923; Franc 1922; 1 un- garische Medaille (Ferencz Jozsef); 1 Medaille Altaun — Mein Talisman. f) Technikgeschichte: Die Bearbeitung und Neuinventarisierung der beleuchtungstechnischen Objekte wurden von Frau Dr. Eimer in vorzüg- licher Weise durchgeführt und zum Abschluß gebracht. Die ausstellungs- würdigen Exponate wurden sortiert. Die geplante Sonderausstellung wird 1973 eröffnet. An Zugängen sind zu verzeichnen: Eiserne Laufgewichtswaage, Federwaage Huches Patent Salter & Co., Petroleum-Sicherheitslaterne Marke Feuerhand, Reifmesser (Fa. Staller, Wien), sämtliche angekauft aus der Doppelmühle in Volkersdorf. Stirn- reflektor für Zahnärzte (Spender Dr. Eissl). g) Archiv, Bibliothek, Grafik: Durch Ankauf erwarb das Archiv Dank- gedichte (in Flugblattform) aus dem Jahre 1814 an Zar Alexander I. und die Zarin von Rußland, verfaßt von Gottfried Mayr, Pfleger zu Ennsegg. 4 amtliche Dokumente, Papier und eine Handschrift, die auf dem Dach- boden des ehemaligen Bürgerspitals aufgefunden wurden, übergab der Ver- walter des städtischen Altersheimes an das Stadtarchiv. Es handelt sich um: 1. Leibrentenvertrag der Eheleute Josef und Anna Wurm vom 11. 4. 1905. 2. Anbot des Scheldonschen Hauses (heute Hauptplatz 11) an das hochlöbliche AERAR für den Sitz des K. K. Kreisamtes durch die Ennser Bürgerschaft, datiert vom 7. 10. 1841. 3. Gesuch des Ennser Stadtmagistrates zwecks Transferierung des K. K. Traunkreis- amtes nach Enns an die K. K. Hofkanzlei, datiert 26.12.1842. 4. Ablehnender Bescheid der K. K. Vereinigten Hofkanzlei zu obigem Gesuch mit 4. 4. 1843. An Druckgrafik wurde der Zugang von 86 Totenbildchen und 65 Trauer- briefen verzeichnet sowie eine Anzahl von Einladungen und Werbeblättern verschiedener Ennser Veranstaltungen aus dem Berichtsjahr. Die Zeitungs- dokumentation über Ortsereignisse wurde fortgesetzt. 1 Tonband (270 m) über die Jahresversammlung des Museumvereines vom 25. 4. 1972 mit dem Vortrag von Dr. Ubi wurde von Herrn Kronberger gespendet. 2 Farb- dias aus dem St. Florianuszyklus von Altdorfer aus dem Nationalmuseum Nürnberg spendete Dipl.-Ing. Arch. O. Slatkovsky. 5 Schwarzweißfotos Dragonerregiment 4 (Spender Fr. Schöller), 1 Schwarzweißfoto Stadt- mauerturm Mauthausner Straße 7 (Spender Fehrer), 6 Schwarz weißf o tos Stuckdecke im Ratssaal (Spender Dipl.-Ing. Arch. O. Slatkovsky), 20 Post- kartenfotos über Ennser Ereignisse 1899—1908 (Spenderin H. Kocher), 3 Farbfotos, u. a. der alte Kalkofen im Reintal (Spender O. Frömel). Die Musealverein „Lauriacum" in Enns 81

Fotoserien von Herrn Eiersebner von den freigelegten Fresken des demo- lierten Bruderhauses wurden angekauft. Eine Reihe Schwarzweißfotos für wissenschaftliche Publikationen fertigte stets wunschgemäß Bruno Wertgarner an. 16 verschiedene Drucksorten der Post- und Telegrafenverwaltung mit Gültigkeit von 1923—1972 übergab als Spende Koppensteiner jun. Die Bibliothek übernahm 26 Zeitschriften und Jahrbücher und 31 Bücher, davon 12 aus dem Nachlaß von Prof. Arnold Hartig. Getreu seinem in den Statuten verankerten Auftrag, hat der Verein denkmalpflegerische Anliegen wahrgenommen. Der Vereinsausschuß, ins- besondere aber sein Experte, Dipl.-Ing. Arch. O. Slatkovsky, hatte wieder- holt in einschlägigen Fällen beratend und informierend Auskünfte erteilt.

5. Denkmalpflege Eine wertvolle Initiative entwickelte der Verein im Zusammenhang mit dem Abbruch des einstigen Bruderhauses, auch genannt das Stift zum Heiligen Geist, in der Dr.-Karl-Renner-Straße. Dieses Gebäude, dessen Gründung bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht, gehörte zu einer von mehreren sozial-caritativen Einrichtungen unserer Stadt, wurde 1561 im Renaissancestil umgestaltet und diente noch bis 1800 für die Be- treuung armer, kranker und siecher Bewohner von Enns und Umgebung. Zur Zeit der napoleonischen Kriege diente es militärischen Zwecken und kam schließlich in Privatbesitz. Als Cilarzmagazin blieb es bisher bekannt. In letzter Minute gelang es, die an der Ostfassade vorhandenen Wand- malereien aus der Barockzeit freizulegen und nach Abnahme dieser die darunter befindlichen Renaissancefresken ebenfalls darzustellen. Diese Ar- beiten wurden von dem akad. Restaurator Anton Teckert sachgemäß durch- geführt. Die Bilddokumentation hatte Herr Eiersebner vorgenommen. Be- kanntlich wurde vor Jahren die 1496 von dem Stadtbürger Prampeckh errichtete Severinussäule bei der Brücke über den Bleicherbach am Maria- Anger-Weg durch ein Kraftfahrzeug in Stücke geschlagen. Dem Verständ- nis des Stadtgemeindeamtes ist es zu danken, daß an diesem Platze nach dem alten Vorbild eine neue Steinsäule wieder aufgestellt werden konnte. Architektonisch interessante Bruchstücke der alten Säule wurden im Museum deponiert. Im ehemaligen Bürgerspital ist die vom Denkmalamt veranlaßte Freilegung und Konservierung von Wandmalereien aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts im Erdgeschoß des Turmes abgeschlossen. Die Ostfassade der alten landesfürstlichen Burg am Ennsberg zeigt sich in erneuerter Pracht. Hier ist dem akad. Restaurator Hollenbuchner eine Restaurierung gelungen, die dem Stadtbild sein altes Gepräge wiedergibt. Den intensiven Bemühungen des Bundesdenkmalamtes verdankt Enns die 82 Heimathäuser und -museen

Unterschutzstellung der gesamten Stadtmauer, wodurch die Erhaltung der in ihren wesentlichen Teilen vorhandenen mittelalterlichen Befestigungs- anlage gewährleistet wird.

6. Arbeiten im Museum Im Zuge des Umbaues im Museumsgebäude mußten verschiedene Um- gruppierungen vorgenommen werden. Durch das Entgegenkommen der Bundesgebäudeverwaltung II, Linz, war es möglich, die im rückwärtigen Hof abgestellten Fahrzeuge in einer Halle der oberen Kavalleriekaserne unterzubringen. Eine große Erleichterung bedeutet die Einrichtung der Ad- ministration im östlichen Quertrakt, wo im ersten Stock ein geräumiges Arbeitszimmer mit mehreren Schreibtischen und mit einem ölofen heizbar eingerichtet werden konnte. Dort können nunmehr die Arbeitssitzungen und diverse Besprechungen abgehalten werden. Die aus dem Nachlaß Josef Amstlers übernommene gepolsterte Sitzmöbelgarnitur kommt hier zur Geltung. Der anschließende Raum ist für die Bibliothek vorgesehen. Die umfangreiche, technikgeschichtlich interessante Sammlung von Be- leuchtungskörpern hatte Frau Dr. Eimer in mühevoller Arbeit aufgenom- men. Der Gesamtbestand umfaßt 196 Nummern. Frau Dr. Eimer hat Stück für Stück gereinigt, repariert, konserviert und katalogisiert. Eine Auswahl von etwa 80 Exponaten wird als Sonderschau „Die Entwicklung der Be- leuchtung vom Kienspan bis zur Glühbirne" veranschaulichen. Gleichzeitig wird die Geschichte des städtischen Gaswerkes in Plänen, Bildern und Ur- kunden dargestellt. Diese Lehrschau ist in einem Zimmer neben dem Ratssaal eingerichtet und wird in Kürze zugänglich sein. In der Abteilung Wehrwesen setzte Herr Koppensteiner jun. die Bestandsaufnahme fort. Der größte Teil der Schußwaffen (Gewehre) wird in den Werkstätten des Kunsthistorischen Museums von Herrn Helmreich restauriert. Von den gleichfalls dort restaurierten Bihändern (Turnierschwerter) stammt eine Klinge aus einer Passauer Werkstatt um 1400, und 6 Klingen sind süd- deutscher Herkunft vom Ende des 15. Jahrhunderts. Ein besonders wert- volles Stück ist der mit ziseliertem Messingblech beschlagene Prunkdrischel (Dreschflegel), datiert um 1490. Der akad. Restaurator Theodor Bohdanowicz, Linz, restaurierte jene Ölgemälde, die für die Ausstellung „sakrale Kunst" ausgewählt wurden. Dem Restaurator am Oö. Landesmuseum, Leopold Raffetseder, Gallneu- kirchen, war die Instandsetzung jener Holzplastiken anvertraut, die als Exponate für die genannte Ausstellung vorgesehen sind. Gottfried Kettenhuber aus Steyr nahm die Reinigung und Konser- vierung einer Bauernstubenholzdecke, datiert 1769, mit ausgezeichneten Kerbschnittverzierungen vor. Zur Komplettierung der Einrichtung im alten Musealverein „Lauriacum" in Enns 83

Ratssaal sdmitzte Midiael Plakolb einen Barodduster nadi dem Muster des bereits vorhandenen. Diese Arbeit gelang ihm meisterhaft und ziert den Raum in illustrer Weise. Im Ardiiv hatte Dr. Kneifel die Zunftlade des bürgerlidien Bäckerhandwerks neu geordnet. Diese Lade ist neben der St.-Anna-Zedie der Schiffer und Salzer die am reichsten mit Archivmaterial ausgestattete. Ein eigener Bericht darüber liegt in diesen Mitteilungen vor. Zur Eröffnungsfeier der neuen Halle des Ennser Bierdepots hatte das Museum interessante Urkunden und Zunftordnungen zur Verfügung ge- stellt. Eingehend befaßte sich der Kunsthistoriker und Volkskundler Prof. O. Kastner, Linz, mit der wertvollen Sammlung gestickter Bauerngürtel, deren Publikation beabsichtigt ist. Die wissenschaftliche Korrespondenz wuchs im Vergleich zum Vorjahr an. Schickers Aufzeichnungen über den Dolichenus-Fund in Mauer-Öhling wurden Univ.-Prof. Dr. Noll für seine Publikation zur Verfügung gestellt. Wissenschaftlicher Oberrat Dr. Lothar Eckhart war im Museum mit den Rund- und Flachreliefs römerzeitlicher Steinplastiken aus Lauriacum be- faßt. Urtiv.-Ass. Dr. Jobst schloß die Aufnahme der Lauriacenser Fibeln ab, Dr. Dembski vom Kunsthistorischen Museum in Wien ist weiterhin mit der Bestandaufnahme der römerzeitlichen Münzfunde beschäftigt. Mehrere Dissertanten aus dem Ausland arbeiteten im Museum, u. a. Johann Giesler (Institut für Vor- und Frühgeschichte München) über die spätneolithi- schen und bronzezeitlichen Beile und Äxte und Dr. Edith Hofmann (Karl- Marx-Universität, DDR, Institut für Vor- und Frühgeschichte) über den Thallinger Fund. Kathrin Roth-Rubel, Universität Bern, bearbeitet die rö- merzeitlichen Bleispiegel. Eine spezielle Korrespondenz befaßte sich mit Aus- künften über familienkundliche Anfragen in- und ausländischer Familien. Zum Jahresende entsprach die Museumsleitung dem Wunsche der nö. Landesregierung, indem sie für die Großausstellung „Die Römer an der Donau" Fundgegenstände aus Enns leihweise zur Verfügung stellt. Die erbetene Auswahl, die mit Frau Dr. Stiglitz (Archäologisches Institut der Universität Wien) vereinbart wurde, stellt einen beachtenswerten Quer- schnitt des Bestandes der römerzeitlichen Abteilung des Museum Lauria- cum dar und wird im Sommer 1973 im Schloß in Petronell zu sehen sein. Dr. Herbert Kneifel

Mühlviertler Heimathaus in Freistadt Das Mühlviertler Heimathaus verzeichnete im Jahre 1972 mit 6.434 Per- sonen einen Besucherrekord, der seit dem Bestehen des Heimathauses noch nie erreicht wurde. Der Besuch ist umso höher zu bewerten, wenn man bedenkt, daß das Heimathaus während der Monate Jänner und Februar 84 Heimathäuser und -museen wegen Bauarbeiten geschlossen war (siehe Jahresbericht 1971). Der bisher stärkste Besuch im Jahre 1970 (6 393 Personen) wurde somit um 41 Perso- nen übertroffen. Insgesamt wurden 363 Führungen gehalten. Seit 1. 9.1972 ist der Besuch des Heimathauses kostenlos. Auch im abgelaufenen Jahre war es möglich, einige wesentliche Erwer- bungen durchzuführen. An der Spitze sei ein prachtvolles Hirschbacher Bett angeführt, daneben ein Krügel mit dem Handwerkszeichen der Zim- merleute sowie Binderwerkzeuge. Für die Bibliothek wurden teils antiqua- rische Bücher, teils Neuerscheinungen angekauft. Die im Jahre 1971 erworbenen bemalten Bauerntruhen aus Hirschbach, St. Oswald bei Freistadt und Altenberg wurden von Liselotte Pach (Sier- ning) restauriert. 1972 wurde das Restaurierungsprogramm auch auf die Ölgemälde des Heimathauses ausgedehnt. Akad. Restaurator Theodor Bohdanowicz (Linz) restaurierte ein männliches Porträt (vermutlich einen Freistädter Pfarrer darstellend) und 2 Gemälderahmen. Der Gefertigte hielt im abgelaufenen Jahre 13 Vorträge mit Farblicht- bildern unter dem Titel „Das Ennstal von Kleinreifling bis Steyr" (Volks- und Kath. Bildungswerk, Rotary- und Lions Club), 2 Führungen in den Pfarrkirchen von Kefermarkt und Garsten (Volks- und Kath. Bildungs- werk) und leitete 5 Studienfahrten (bayrische Seestifte, Ausstellung „Spät- gotik in Salzburg", Bezirk Braunau, Eisenwurzen) im Rahmen des Kath. Bildungswerkes. Am 22. 4. 1972 fand in Freistadt die Frühjahrstagung des Arbeitskrei- ses für Privatsammler im Oö. Volksbildungswerk statt. Im Rahmen die- ser Tagung hielt der Gefertigte 2 Führungen durch das Heimathaus, eine Stadtführung sowie Führungen in der Pfarrkirche von Waldburg und Filialkirche St. Peter bei Freistadt. Der Gefertigte nahm an der Jahrestagung des Oö. Volksbildungswerkes in Puchberg bei Wels und an der oö. Kustodentagung in Mondsee teil. Mit Wirkung vom 1. 1. 1972 wurde der Gefertigte zum Amtssekretär befördert. Am 31. 3. 1972 schied VB II Maria Salzbacher aus dem Landes- dienst (dauernder Ruhestand); an ihrer Stelle ist seit 13. 3. 1972 VB II Anna Strauß als Reinigungskraft tätig. Adolf Bodingbauer

Museum der Stadt Gmunden Die Bemühungen der Stadt Gmunden, ihren Freunden und Gästen mit dem Kammerhofmuseum ein interessantes Institut der Stadt- und Kul- turgeschichte anzubieten, werden vor allem von den auswärtigen Besuchern voll anerkannt. Sowohl die thematische als die gestalterische Darbietung wurde im vergangenen Jahr sehr günstig beurteilt. Erfreulich sind auch Museum der Stadt Gmunden 85 die Besucherzahlen: 9228 Personen, davon 2080 Kinder. (Die Besucherzah- len der Kammerhofgalerie sind in dieser Aufstellung nicht enthalten.) Außerhalb der bleibenden Museumsausstellung wurden 1972 drei Son- derthemen behandelt: 1. eine Ausstellung vom 1. 2. bis 11. 5. 1972: „Entwicklung der Stadt Gmunden von der bronzezeitl. Siedlung zur Landesfürstlichen Stadt"; 2. vom 25. 6. bis 15. 10. 1972: „Johannes Brahms — seine Beziehung zur Traunseestadt" ; 3. vom 3. 12. 1972 bis 15. 1. 1973: „Gmundner Krippen aus vier Jahr- hunderten". Die erste Sonderausstellung zeigte verschiedene Funde aus dem bronzezeitlichen Gräberfeld in Gmunden. Die ersten Grabungen wurden 1913 unter Prof. Dr. Wimmer gemacht, weitere Grabungen erfolgten nach 1945 unter Prof. Dr. Kloiber. Die Funde aus der Römerzeit, die in dieser Ausstellung gezeigt wur- den, entstammen zum Großteil einer Grabung in Gmunden-Schlagen, bei der sich der verstorbene Konsulent Rudolf Schwarzelmüller große Ver- dienste erwarb. Ein Modell des bei dieser Grabung entdeckten römischen Badehauses war ausgestellt. Neben verschiedenen Geräten (Schlüssel, Löf- fel, Messer, Gefäßscherben) sind vor allem die Ziegel mit Wildtritten in- teressant. Als eine besondere Erinnerung an die Landesfürstliche Stadt Gmunden, die viele Kaiserbesuche aufzuweisen hatte, können die sogenannten „Kai- serherolde" gelten, nämlich auf ausgeschnittenen Holztafeln gemalte Pfer- de mit Reitern aus dem frühen 18. Jahrhundert. Dem Gedächtnis des 75. Todestages von Johannes Brahms widmete die Stadt Gmunden eine Sonderausstellung, die als Ergänzung des Brahmsraumes im Museum verschiedene musikgeschichtlich interes- sante Zeugnisse und Bildmaterial, das sich auf die Beziehung des großen Musikers zur Gmundner Familie Dr. Miller von Aichholz bezog, zeigte. Vor allem innerhalb des musikalisch interessierten Publikums fand diese Ausstellung erfreuliche Zustimmung. Ab 3. Dezember lief dann die bereits als traditionell zu bezeichnende Gmundner Krippenausstellung, die neben dem umfangrei- chen Museumsbesitz an Krippen und Kleinplastiken auch interessante Gmundner Leihgaben enthielt. So konnten die wunderschönen Krippen- pferde von Johann G i n e r (ca. 1800) aus dem Besitz von Gustav Poll gezeigt werden. Eine sehr wesentliche Bereicherung der Ausstellung waren die verschiedenartigen Schülerarbeiten, teils plastisch, teils als Zeichnun- gen usw., die nicht nur die Fähigkeiten der Jugend unter Beweis stellten — es waren fast alle Gmundner Schulen und das Kinderdorf Altmünster an dieser Aktion beteiligt —, sondern auch die ungeminderte Aktualität des 86 Heimathäuser und -museen weihnachtlichen Brauch- und Gedankentums bekundeten. Sehr viel An- klang fanden auch die zeitgenössischen Krippen, so eine Schläffer-Krippe aus Saalfelden (zur Verfügung gestellt von Herrn Wilhelm Schwarzäugl) und drei Tonfiguren-Krippen von Michael Babuder. Eine Besonderheit innerhalb der Krippenausstellung war der erstmalige Versuch, an den Sonntagen kleine, besinnliche Adventfeiern in die Aus- stellung einzubauen. Schulkinder, eine Bläsergruppe, das Gmundner Dop- pelquartett und das Kinderdorf Altmünster stellten sich freundlicherweise für diese Feierstunden zur Verfügung und wurden durch zahlreiche und aufmerksame Zuhörer für ihre Bereitwilligkeit belohnt. Die Besuchszeit erstreckt sich vom 15. April bis zum 15. Oktober je- weils Dienstag bis Samstag von 10—12 und 14—17 Uhr, Sonntag 10—12 Uhr, während der übrigen Zeit nach Vereinbarung. Elfriede Prillinger

MUSEUM HALLSTATT Die Besucherzahl betrug 33.035 Personen (22.196 Erwachsene, 10.839 Kinder und Schüler). Am 13. Mai wurde nach einjähriger Umbauzeit das Heimatmuseum eröffnet. Der Kulturreferent der oö. Landesregierung, Hof- rat Dr. Otto Wutzel, nahm in Gegenwart einer großen Anzahl von Gästen die Eröffnung vor. Die Festrede hielt Hofrat Dr. F. C. Lipp, Vizedirektor des Oö. Landesmuseums. Der Bürgermeister von Hallstatt, Hans Putz, sprach im Namen der Gemeinde und des Musealvereins. Im Namen der ausführenden Firmen dankte Komm.-Rat Steinmetzmeister Benno Steller aus Linz. Die musikalische Umrahmung besorgte die Salinenmusikkapelle unter ihrem Kapellmeister Josef Höll. Erfreulicherweise waren auch die Teilnehmer der oö. Kustodentagung in Mondsee unter den Gästen.

Vorgeschichte : Der Musealverein Hallstatt besteht seit dem Jahre 1884. Für Ausstel- lungszwecke wurde zu dieser Zeit durch die Marktgemeinde Hallstatt das Haus Markt Nr. 27 gekauft und dem Musealverein zur Verfügung gestellt. Dieses Bauobjekt dürfte in Hallstatt-Markt das älteste profane Gebäude sein, es stammt vermutlich aus dem 14. oder 15. Jahrhundert und hat den verheerenden Ortsbrand von 1750 überdauert. Es ist in Natursteinen auf- gemauert und schmiegt sich malerisch an die steilen Felsen des Hallberges, unterhalb der „Müllerstiege". Welchen Zweck das Gebäude ursprünglich hatte, ist unbekannt, vor dem Ankauf und der Zweckwidmung war das „Stockerhaus" eine Wohnstätte. Die erste größere Adaptierung wurde im Jahre 1898 durch Eigenmittel des Museums und zahlreiche Spenden ermöglicht. Die Anfertigung der Museum Hallstatt 87

Vitrinen und Schaukästen erfolgte in der Bundesfachschule für Holzbear- beitung in Hallstatt. Zu dieser Zeit bot das Haus ausreichende Unterkunft für das Museum. Ausgestellt waren Funde aus dem Gräberfeld am Salz- berg, diese Objekte stammten aus Grabungen des Musealvereins. Zu dieser Zeit befanden sich nämlich die Funde der Hauptgrabungsperiode bereits in Wien und Linz, um in großen Museen einem breiten Publikum gezeigt zu werden. Ein kleinerer Teil ging durch genehmigte Privatgrabungen eben- falls für Hallstatt verloren. Ferner waren volks- und naturkundliche Objek- te ausgestellt, welche durch eine rege Sammeltätigkeit erworben und stetig vermehrt wurden. Bereits um die Jahrhundertwende besuchten annähernd 1000 Personen in der Saison das Museum. Unter den Kustoden der An- fangszeit ist der ehemalige Salinenbeamte Isidor E n g 1 (1832—1918) ob seiner verdienstvollen Tätigkeit zu nennen. Bleibenden Verdienst erwarb sich Engl aber durch die Anfertigung der meisterhaften Aquarelle von den unter Bergmeister Johann Ramsauer gemachten Funden aus dem Gräberfeld. Dr. Friedrich Morton (1890—1969) war von 1925 bis 1967 Kustos des Museums. Er konnte 1937 bis 1939 die Grabungen am erschöpft geglaubten Gräberfeld fortsetzen und eine Anzahl Gräber mit vorwiegend la-Tène-zeitlichen Funden entdecken. Ebenso waren seine Grabungen im römischen Siedlungsgebiet in der Ortschaft Hallstatt-Lahn erfolgreich. Da- zu kam die stete Erweiterung der volks- und naturkundlichen Sammlung, wobei ein Teilerwerb aus dem Nachlaß des Dachsteinforschers Dr. Fried- rich Simony erwähenswert ist. Es darf nicht wundernehmen, wenn nun die Platznot im Hause immer größer wurde. Ein kleiner, eingeschossiger Anbau im Jahre 1931 schuf nur kurzfristig Abhilfe. Der Erwerb eines günstig gelegenen Nebenobjektes scheiterte während des zweiten Welt- krieges aus finanziellen Gründen. An Projekten eines großen Anbaues (u. a. von Prof. Clemens Holzmeister) fehlte es zu dieser Zeit nicht. Ob es aus finanziellen oder denkmalpflegerischen Gründen zu keiner Verwirk- lichung kam, ist heute unbekannt. Der sprunghaft ansteigende Fremdenverkehr brachte nun in der Saison Besucherzahlen zwischen 20.000 und 25.000. Eine zeitgemäße Lösung drängte sich in mehrfacher Hinsicht auf. Als im Zuge der Tunnel-Umfah- rung Hallstatts die ehemalige Schule, Haus Markt Nr. 56, frei wurde, griff der Musealverein das Angebot der Marktgemeinde als Besitzer auf, und errichtete im 1. Stockwerk das „Prähistorische Museum", welches 1969 eröffnet werden konnte (siehe Bericht 1971). Das alte Haus Nr. 27 verblieb als „Heimat-Museum" und konnte nach gründlicher Bausanierung und in- nerer Umgestaltung am 13. Mai 1972 seiner Aufgabe wieder gerecht werden. Es sei nicht verschwiegen, daß nur durch die großzügige finanzielle Hilfe der oö. Landesregierung der Umbau beider Häuser möglich war. Den Dank Hallstatts hiefür brachte auch der Bürgermeister anläßlich der Eröffnung 88 Heimathäuser und -museen zum Ausdruck. Weitere Unterstützungen erfolgten durch das Bundesdenk- malamt in Wien und Linz. Einteilung des Heimatmuseums Erdgeschoß: Stiegenhaus — Kassenraum — Toiletten. 1. Stock: Dr.-Morton-Gedächtniszimmer. Geologischer Aufbau des Hallstätterseegebietes — Mineralogie — Höhlen- funde. Zwischengeschoß : Dr. Friedrich Simony, der Erschließer des Dachsteins. 2. Stock: Volkskunde — Trachten — Keramik — Zinn — Reli- giöse Kunst — Weihnachtskrippen — Totenkronen — Hinterglasbilder — schwarze Küche — Waffen — alte Musikinstrumente. Zwischengeschoß: Alt-Hallstatt, Diorama und Bilder. 3. Stock: Holzbearbeitungswerkzeuge (Flammleistenhobel), Bergbauabteilung: Bergmannsuniform — Entwicklung des Grubengeleuchtes — Lohnverrechnung vor 200 Jah- ren — Solemeßgeräte — Holzröhrenherstellung für die Soleleitung — 4 Dioramen über den Salztransport — Salzmineralien — bergmännische Vermessungsgeräte und Grubenkarten — Naturkundliche Abteilung: Tiere und Vögel — Großdiorama „Das Leben am See". In Vorbereitung: Wohnstube des Salzbergarbeiters. Das Prähistorische Museum ist vom 1. Mai bis 30. September täglich von 9—18 Uhr, vom 1. Oktober bis 31. Oktober täglich von 10 bis 16 Uhr, vom 1. November bis 30. April gegen Voranmeldung Tel. 223 (Mindestanzahl 5 Erwachsene) zu besichtigen. Das Heimatmuseum ist vom 1. Mai bis 30. September täglich von 9—18 Uhr geöffnet. Die Eintrittsgebühren (Karte gilt für beide Häuser) betragen für Erwachsene S 10.—, für Gruppen S 8.— (ab 10 Personen) und für Kinder (und Schulklassen) S 5.—. r „ , . v Franz Zahler

HEIMATVEREIN HASLACH

Heimathau s Trotz der Übernahme aller die Weberei betreffenden Exponate durch das Webereimuseum Haslach glich das Heimathaus im „Alten Turm" weiterhin eher einem Depot als einem Museum. Daher plante der Heimatverein schon seit längerem eine Neuordung der drei Schauräume im Heimathaus. Heimatverein Haslach 89

Den letzten Anlaß zur Neugruppierung der heimatkundlichen Sammlung gab die Übernahme der Sammlung des Heimatr und Volkskundlers Werner Lehner aus Bad Leonfelden durch den Heimatverein Haslach im Sommer 1971. Ein Teil dieser Sammlung fand Aufstellung im Webereimuseum; die Exponate zur Heimat- und Volkskunde des Mühlviertels gelangen nunmehr zur Ausstellung im Heimathaus. Als es im Frühjahr 1972 dem Heimatverein gelang, geeignete Räume zur vorübergehenden Deponierung seiner Sammlungen zu beschaffen, wurde mit den notwendigen Veränderungen im Heimathaus begonnen. Ab Mai 1972 war das Heimathaus für Besichtigungen nicht mehr geeignet und somit die Besucherzahl im Jahre 1972 gering. Voraussetzung für eine bessere, moderne Anforderungen befriedigende Ausleuchtung der drei Schauräume waren umfangreiche Elektroinstalla- tionsarbeiten, zu denen sich umfangreiche Tischlerarbeiten gesellten. Zur besseren Sicherung der Exponate wurden in jedem Raum entsprechende Vitrinen aufgestellt, die eine wirkungsvollere Darbietung des Ausstellungs- gutes ermöglichen. Die wesentlichen Schaustücke zur Heimat- und Volkskunde des Oberen Mühlviertels kommen in den drei Geschossen des Heimathauses nach fol- genden Gesichtspunkten zur Aufstellung : 1. Raum: Haushaltsgeräte, Geschirr, Gläser, Brauchtum, Waffen. 2. Raum: Geschichte des Marktes Haslach mit dem schönen Markt- modell im Mittelpunkt. 3. Raum: Handwerk, Gewerbe, Landwirtschaft. Ganz neu für das Heimathaus Haslach ist die Aufstellung einer komplet- ten Pfeifenmacherei. Außerdem ist eine Sonderschau eingeplant, durch die auf den Mühlviertler Künstler Wagner von der Mühl, einen gebürtigen Rohrbacher, hingewiesen wird. Voraussichtlich im Frühsommer 1973 wird sich das Heimathaus Haslach den Museumsfreunden neu präsentieren. Am 20. Juni 1972 starb nach kurzem, schwerem Leiden Frau Volksschul- direktor i. R. Adelheid Längle (Jahrgang 1889). Sie war durch zwei Jahr- zehnte nimmermüder Kustos des Heimathauses Haslach und hat durch ihr Wirken der Heimat in selbstloser Weise gedient. Die oö. Landesregierung verlieh ihr den Auszeichnungstitel „Ehrenkonsulent für Heimatpflege". Der Heimatverein Haslach wird der treuen Mitarbeiterin immer in Ver- ehrung und Dankbarkeit gedenken.

Webereimuseum Seit seiner Eröffnung im Juni 1970 haben dieses Fachmuseum mehr als 20.000 Personen besucht, davon allein im Jahre 1972 die stattliche Zahl von 7500 Personen. Diesen Besucherstrom vermag der Heimatverein Has- 90 Heimathäuser und -museen lach, der allein auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen ist, gerade noch in entsprechendem Maße zu betreuen, daher wurde im Jahre 1972 auf besondere Werbung zur Erhöhung der Besucherzahl bewußt verzichtet. Immer mehr Schulen bauen den Besuch des Webereimuseums Haslach in ihr Besichtigungsprogramm ein; denn die gediegene Darbietung der Geschichte eines Wirtschaftszweiges mit seinen Aspekten sozialkundlicher Natur kommt dem Interesse der Schüler besonders entgegen. Insgesamt wurden im Jahre 1972 etwas mehr als 300 Führungen gemacht, wobei eine Führung in der Regel eineinhalb Stunden dauert. Zu diesen Normalführungen kamen noch 20 Sonderführungen für Besucher- gruppen, die spezielle Informationen wollten. Der Bekanntheitskreis des Webereimuseums vergrößert sich zusehends, erfreulicherweise auch im Ausland. So konnten neben vielen deutschen Besuchern auch elf englische und zwei amerikanische Reisegruppen begrüßt werden. Eine erfreuliche Novität gab es zum Abschluß der Saison. Etwas mehr als 150 Personen verknüpften am Nationalfeiertag (26. Oktober) ihre Wanderung im Mühlviertel (Fit-Marsch) mit dem Besuch des Weberei- museums. Die Besichtigung der Sammlungen des Heimatvereines Haslach ist vom April bis Oktober zu folgenden Zeiten möglich: Webereimuseum : Freitag und Samstag von 14 bis 16 Uhr; Sonn- und Feiertag von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Heimathaus : Mittwoch, Sonn- und Feiertag von 10 bis 12 Uhr. Außer diesen Zeiten ist eine Besichtigung nach Vereinbarung mit dem Kustos möglich; seine Anschrift lautet: Gend.-Bez.-Insp. Ludwig Prancl, 4170 Haslach, Kirchenplatz 3 (Tel. 0 72 89 593). Dem Heimatverein Haslach stehen vor: Franz Hummelbrunner (Ob- mann), Hauptschuldirektor, 4170 Haslach, Sternwaldstraße 44, Rüdiger E. Vonwiller (Obmannstellvertreter), Industrieller, 4170 Haslach, Lich- tenau 1. Franz Hummelbrunner

HEIMATBUND „MONDSEER RAUCHHAUS"

Heimatmuseum Mondsee Zur Ausgestaltung und Neuaufstellung in der ehemaligen Stiftsbiblio- thek wurden Planungsarbeiten durchgeführt. Architekt Dipl.-Ing. Gerhard Sedlak entwarf die Pläne für die Einrichtung. Der erste Teil (Vitrinen) wurde bereits in Auftrag gegeben und befindet sich derzeit in Arbeit. Der aus der Werkstätte Meinrad Guggenbichlers stammende Pestaltar wurde nach seiner Restaurierung in der Bibliothek aufgestellt. Die Sonder- Heimatbund „Mondseer Rauchhaus" 91 schau „Alte Bauernmöbel aus dem Mondseeland" (aus dem Besitz von Hans Mairhofer — Irrsee) wurde verlängert und war auch in diesem Jahr zugänglich. Für die Ausgestaltung des Heimatmuseums erhielt der Heimatbund Bei- hilfen vom Land Oberösterreich und vom Bundesministerium für Wissen- schaft und Forschung.

Freilichtmuseum „M ondseer Rauchhaus" Im Rauchhaus wurde die Tenne mit Konservierungsmitteln behandelt. Das 1971 angekaufte Zuhäusl wurde abgetragen, ins Rauchhausgelände transportiert und gelagert. Daran schloß sich eine eingehende Behandlung mit Konservierungsmitteln. Im Rauchhausgelände wurden Zäune und Wege gerichtet. Besucherzahlen : Heimatmuseum 22.504 Personen Freilichtmuseum: 24.395 Personen Summe: 46.899 Personen Neuerwerbungen: 39 Stücke

Pfahlbauuntersuchungen Die Untersuchungen über die Herkunft des Tones der Pfahlbaukeramik und die Art des Brennvorganges wurden abgeschlossen. Die Veröffent- lichung der Ergebnisse wird vorbereitet. Die Vermessung der Station See konnte dank dem Entgegenkommen der oö. Landesbaudirektion von Ing. Wladimir Obergottsberger abge- schlossen werden. Die bei den Grabungsarbeiten der Jahre 1960 bis 1963 zutage gekommenen Knochenfunde wurden zur Untersuchung an das Naturhistorische Museum Wien geleitet. Das Bundesdenkmalamt führte unter der Leitung von Hans Offenberger die Vermessung der Pfahlbau- siedlung Scharf ling durch. Er konnte feststellen, daß das als zerstört gelten- de Pfahlfeld im wesentlichen noch erhalten ist. Mit Hilfe einer neuen Me- thode wurden die einzelnen Pfähle genau eingemessen. Bei dieser Gelegen- heit kam auch eine Reihe von Funden zutage.

Denkmalpflege Die Arbeiten zur Wiedererrichtung der durch Schneedruck zerstörten Radstattkapelle auf der Höhe des Mondseeberges wurden mit Hilfe frei- williger Helfer aus den Gemeinden Mondsee, Oberwang und Tiefgraben und Geldmitteln des Heimatbundes abgeschlossen. Die Einrichtung wurde teilweise restauriert. Am 8. Oktober erfolgte die feierliche Einweihung. 92 Heimathäuser und -museen

Natur- und Landschaftsschutz Der Heimatbund wandte sich als federführender Verein im Rahmen der Aktionsgemeinschaft für Natur- und Landschaftsschutz Mondseeland in Resolutionen und Eingaben gegen die Verbauung Mondsees durch Appar- tementhaussiedlungen sowie gegen die fortschreitende Seeuferverbauung. In einer Stellungnahme wurde auf die verfehlte Situierung eines Müll- abladeplatzes in der Gemeinde Innerschwand hingewiesen. Zum geplanten Erholungszentrum Mondsee wurde Stellung genommen.

Vorträge und Veröffentlichungen 3 Heimatabende: „Holzbaukunst in Österreich" (Farbtonfilm); Dr. Wal- ter Kunze: Kapellen im Mondseeland (Farbdias); Herbert Riesner: Steine erzählen (Farbdias), Das Mondseer Jahr (Farbfilm). Vorführung des Farbtonfilmes „Vom Baumstamm zum Einbaum" an- läßlich der Kustodentagung in Mondsee; im Arbeitskreis für Heimatsamm- lungen in Salzburg; im Kath. Bildungswerk Obernberg am Inn. 3 „Mitteilungen" mit folgenden Beiträgen: Dr. Walter Kunze: Die Kolo- manskirche; Vor 100 Jahren entdeckte Dr. Matthäus Much die erste Pfahl- bausiedlung am Mondsee. Dir. Michael Lindenthaler: Sagen aus dem Mondseeland. Der Kustos des Heimatmuseums, Dr. Walter Kunze, hat außerdem noch folgende Ver- öffentlichungen aufzuweisen. Dr. Walter Kunze: Heimatmuseum Mondsee; Oö. Kulturbericht, XXVI. Jg. Folge 17, 18. August 1972; Pfahlbauten am Mondsee, in: Archäologie in Oberösterreich; Winterheft 1972/73 „Ober- österreich", 22. Jg. Führungen Das Heimatmuseum besuchten 87 geschlossene Gruppen; davon waren 75 aus Österreich, 9 aus Deutschland, 1 aus Belgien, 1 aus Dänemark, 1 aus Italien. Im Freilichtmuseum waren 249 geschlossene Gruppen; davon aus Öster- reich 195, aus Deutschland 39, aus England 8, aus Belgien 1, aus Frank- reich 3, aus Italien 1, aus der Schweiz 1, aus der Sowjetunion 1. Führungen durch Kirche, Heimatmuseum und Freilichtmuseum hielten außer dem Kustos die Herren KR Florian Schallauer, August Grabner und Franz Mayrhofer. Kustodentagung Vom 10. bis 14. Mai fand in Mondsee die von der Kulturabteilung des Amtes der oö. Landesregierung in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege veranstaltete Tagung der Kustoden oö. Heimathäuser statt. Dem Heimatbund oblag die örtliche Vorbereitung. Heimatbund „Mondseer Rauchhaus" 93

Fahrten Frühlingsfahrt : Mondsee — Schärding — Fürstenzeil (Besichti- gung) — Ortenburg — Vilshofen — Niederaltaich (Besichtigung) — Deg- gendorf — Bayrischer Wald — Regen — Schönberg — Passau — Simbach — Braunau — Mondsee. Herbstfahrt : Mondsee — Steinbach am Attersee — Großalmstraße — Gmunden — Micheldorf — Windischgarsten — Hengstpaß — Alten- markt — Hieflau — Gesäuse — Admont (Besichtigung) — Altaussee — Bad Ischi — Mondsee. Fahrt zur Gotikausstellung nach Salzburg. Dr. Walter Kunze

Heimatverein Obernberg am Inn

Bei der am 6. 3.1972 abgehaltenen Jahreshauptsversammlung wurde der gesamte, bereits langjährig tätige Vereinsvorstand mit Obmann Karl Ram- merstorfer, Obmann-Stellvertreter Karl Sinhuber, Kassier Anton Schwarz- gruber, Schriftführer und Reiseleiter Karl Böcklinger, Archiv und Film Günther Schott einstimmig wiedergewählt. Heimathaus : 1972 wurde unter der Leitung von Dipl.-Ing. Karl- Heinz Hattinger (Linz) eine völlige bauliche Innenumgestaltung durchge- führt. Ebenso erfolgte bereits eine teilweise Sichtung und Überholung der Exponate, insbesondere der Waffensammlung. Es wird getrachtet, die Adaptierung und Neugestaltung der Schauräume 1973 fertigzustellen und für die Eröffnung 1974 vorzubereiten. Neuzugänge: 50 Stück altes bäuerliches und handwerkliches Gerät wur- den angekauft. Am 20. 11. 1972 hielt Dr. Walter Kunze (Mondsee) einen Vortrag mit Farbtonfilm „Vom Baumstamm zum Einbaum". Die Heimatfahrt führte am 11. Juni 1972 ins steirische Salzkammergut, ins Quellgebiet der Traun; Altausseer See, Grundlsee, Wanderung zum Toplitzsee. Hallstatt: Besichtigung des adaptierten Dr.-Friedrich-Morton- Hauses. Rückfahrt über Wolf gangsee — Mondsee — Straß walchen — Obern- berg. Reiseleitung Dir. Böcklinger. In steter Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde, dem Verschönerungs- und Fremdenverkehrsverein Obernberg am Inn wurde das alte Wand- bründl aus Marmor aus dem Jahre 1570 auf der Nordwand des Heimat- hauses angebracht. Die auf der Steinsäule an der Köpfstätte früher angebrachte, schadhafte Holztafel wurde durch eine dauerhafte Steintafel, mit dem alten Spruch versehen, ersetzt. 94 Heimathäuser und -museen

Auf der vielbesuchten Rast- und Aussichtsstätte „Am Pflegerspitz" ge- genüber der alten Burg wurden 14 Ebereschen gepflanzt.

Karl Böcklinger Karl Rammerstorfer

Innviertler Volkskundehaus in Ried im Innkreis

1. Organisation: Das Jahr 1972 brachte dem Volkskundehaus einen entscheidenden Wendepunkt in seiner Entwicklung. Nachdem es nahezu vierzig Jahre Mietobjekt war, wurde es mit Gemeinderatsbeschluß vom 7. Dezember durch die Stadtgemeinde angekauft. Damit ist eine wesentliche Vorbedingung für großzügige Erweiterungsvorhaben erfüllt. Zum selben Zeitpunkt wurde auch die künftige Betreuung grundsätzlich geregelt. Es untersteht nun mit anderen kulturellen Agenden der neu geschaffenen Kulturabteilung der Stadtgemeinde. Der Dienstposten wurde nach erfolgter Ausschreibung mit dem bisherigen provisorischen Leiter des Volkskundehauses, Josef Mader, besetzt. 2. Bauten: Im Frühjahr 1972 konnten die Umbauarbeiten im Son- derausstellungsraum abgeschlossen werden. Die Gesamtkosten von zirka 125.000 Schilling wurden durch eine Landesbeihilfe von 25.000 Schilling gestützt. Im November wurde im großen Figurensaal mit Sanierungsarbei- ten begonnen. Mit der Neuanlage der Elektroinstallationen wird gleich- zeitig der Wandverputz des alten Mauerwerkes mit hygroskopischem Ma- terial erneuert. Die über die Jahreswende laufenden Arbeiten sind u. a. durch Stiftungen der örtlichen Bankinstitute möglich geworden. An der Hofseite des Volkskundehauses wurde das ruinöse Zaunmauer- werk entfernt und durch einen neuen Drahtzaun mit absperrbarer Einfahrt ersetzt. Weitergehende Sanierungsarbeiten an den rückwärtigen Fassaden usw. waren nicht zweckmäßig, weil in absehbarer Zeit an einen größeren Zubau gedacht wird. Dem^ Volkskundehaus wurde außerdem im benach- barten Hause Kirchenplatz 12 ein ehemaliges Photoatelier angemietet und adaptiert. Es dient als Depot und Arbeitsraum. 3. Erwerbungen: Die Fachbücherei des Hauses wurde mit 38 Publikationen erweitert. Die Galerie verzeichnet einen Zuwachs von 4 Bil- dern und einer Graphikmappe, die allgemeinen Sammlungen einen Neu- zugang von 65 Gegenständen (meist bäuerliches Gebrauchsgerät) und 144 Münzen. Das Volkskundehaus hat auch wesentlichen Anteil an der Be- schaffung der Kompositionen des 1709 in Ried geborenen Zisterziensers Albericus Hirschberger und ermöglichte damit auch die österreichische Erst- Innviertler Volkskundehaus in Ried im Innkreis 95 aufführung einer Meßkomposition, die am 6. Jänner 1973 auch vom ORF ausgestrahlt wurde. 4. Restaurierungen: Die im Vorjahr begonnene Restaurierung der Bauernmöbel durch den akad. Maler Reinhard Adlmannseder wurde vorläufig abgeschlossen, die Restaurierung der Warfen eingeleitet. Eine umfangreiche Vergasung von gefährdeten Holzkunstwerken und wertvol- len alten Möbeln wurde mit der Firma Slupetzky, Linz, durchgeführt. Eine Begehung des Hauses mit dem Landeskonservator Dr. Norbert Wibiral und Prof. Dipl.-Ing. Dr. Walther Beck, der u. a. ein ausführliches Gutachten ausgearbeitet hat, hat die Grundlagen für kommende Vorhaben gelegt. 5. Ausstellungen : Neben Ausstellungsbeteiligungen in Reichers- berg und Salzburg wurde im Jahre 1972 auch erstmalig eine Sonderaus- stellung aus den volkskundlichen Studiensammlungen des Hauses gestaltet. Die nach wissenschaftlicher Grundlagenarbeit des Konsulenten der oö. Lan- desregierung, Friedrich Knaipp, unter dem Titel „Volkstümliche Hinter- glasbilder im Innviertler Volkskundehaus" formierte Schau vom 10. Juni bis 26. Oktober d. J. hat lebhaftes Echo gefunden. Durchwegs positive Presseberichte und zwei Rundfunksendungen sowie eine Vielzahl von di- rekten Kontakten mit Fachleuten und verwandten Instituten haben dem Hause sehr genützt. Die Ausstellung ist ohne jede Beschädigung oder Ein- bußen an Ausstellungsgütern absolut klaglos verlaufen. 6. Besucher: Die vorgenannte Ausstellung hat die allgemeine Be- sucherzahl kräftig angehoben. Die Sammlungen wurden von 3080 Personen besucht, davon waren 1283 Schüler in Gruppen. Die Führungen wurden zum Großteil von der Wärterin des Hauses, Edeltraud Trapp, durchgeführt. Auswärtige Besuchergruppen wurden über Anmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten vom Kustos empfangen. Die eingangs angeführten Um- bauarbeiten haben eine Sperre des Volkskundehauses ab 13. November notwendig gemacht. 7. Vorträge: Konsulent Friedrich Knaipp eröffnete die Hinterglas- bilder-Ausstellung mit einer eingehenden Betrachtung über den Themen- kreis „Alte Hinterglasmalerei". Hinterglasbilder-Fachvorträge mit Sonder- führungen wurden mehreren großen Besuchergruppen geboten. Im Rah- men der Schlußveranstaltung, verbunden mit einem „Tag der offenen Tür" am Nationalfeiertag, zu dem auch die städt. Musikschule herangezogen wurde, kamen allgemein interesssierende Themen zur Sprache. Der Kustos hat außerdem über Einladung des Landesinstitutes für Volksbildung und Heimatpflege fünf praktiche Seminare zum Thema Schmuckelemente der Volkskunst (Kerbschnitzerei) im Bildungszentrum Reichersberg geleitet. Josef Mader 96 Heimathäuser und -museen

Heimathaus Steyr

Das Heimathaus Steyr wurde im Jahre 1972 von 5258 Personen, davon 3311 Schülern, besucht. Die besucherreichsten Monate waren Juni und Juli. Im Museum wurden 65 Führungen durchgeführt. Als Neuerwerbungen des Heimathauses konnten inventarisiert werden: Autographe und Bilder von Anton Bruckner aus dem Besitze des früheren Leiters der Musikschule der Stadt Steyr, Prof. Albert Weinschenk, eine Konversionsurkunde des Kapuzinerordens in Steyr, die beiden Führungs- räder aus Schmiedeeisen der ehemaligen Zugbrücke des Reichenschwall- tores, achtzig Modeln für Kripperlfiguren, eine mittelalterliche Lanzen- spitze, verschiedene Mühlviertler Blaudrucke und Leinen sowie Gebrauchs- gegenstände, ein Vorlagebesteck aus dem 19. Jahrhundert und eine Kastenkrippe; als Rechtsaltertümer ein Fußgewicht und eine Fußschelle mit Kette. Aus Unterlaussa im Ennstal wurde eine Bauernschmiede samt Zubehör angekauft, die als weitere Spezialsammlung das Heimathaus bereichern wird. Das Bildarchiv konnte Dokumentaraufnahmen aus Steyr nach 1945 erwerben, und die Studienbibliothek wurde durch Buchankäufe erweitert. Im Zuge der Vergrößerung des Heimathauses Steyr, die schon im Jahre 1971 durch die Eröffnung der Steinparz'schen Vogelsammlung initiiert wurde, wurden neue Schauräume im Neutorgebäude ausgebaut, die wahr- scheinlich 1973 ihrer Bestimmung übergeben werden können. In die vierte Phase der Fassadenaktion der Stadt Steyr wurden die Häuser Stadtplatz Nr. 28 und Nr. 35, Kirchengasse Nr. 4 und Ennskai Nr. 13, Engegasse Nr. 14 (Hof) und Brucknerplatz Nr. 2 einbezogen.

Dr. Volker Lutz

Heimathaus Vöcklabruck

Das Berichtsjahr ist das 44. seit der Gründung und das 35. seit der Eröff- nung des Heimathauses. Die museale Tätigkeit befaßte sich mit Neueinrichtungen, Neuerwerbungen und Restaurierungen. So wurden ein Plan und ein Vor- schlag ausgearbeitet, die den Einbau einer Krippennische im Kellerraum vorsehen. Als Neuerwerbungen kamen in die Kammerkommode altes Geschirr und alte Gläser (11 Stück), und die Fensternische erhielt einen großen Glassturz mit den Wachsfiguren der Hl. Familie. In die Geräte- kammer kam zu den Ackergeräten ein schwerer Waagbaum mit zwei Waagscheitern. Die urgeschichtliche Sammlung wurde um steinzeitliche Funde von Rutzenmoos (2 Stück) und Hinterbuch (8 Stück) vermehrt, Heimathaus Vöddabrudc 97 die von den VS-Direktoren Steininger und Arminger dem Heimathaus übergeben wurden. In die Waffensammlung kamen zwei Pulvermaßl von Herrn Mairinger. Die Bücherei erhielt neben Spenden der Kulturabteilung des Landes volkskundliche Bücher von Reg..-Rat A. Schreiner aus Seewal- chen a. A. Eine Großspende von 58 gebundenen Jahrgängen des in der Druckerei Till-Heitzendorfer gedruckten Oö. Gebirgsboten widmete Frau Friedl Hladovsky. Frau Ufflmann aus Litzlberg spendete einen seltenen Atterseestich des Biedermeiermalers Friedrich Amerling. Frau Frieda Kecht spendete eine alte Stangenkarnische, die es ermöglichte, zwei weitere Nach- bildungen samt den dazugehörigen Vorhängen für das Biedermeierzimmer anzuschaffen. Neben schwierigen Reparaturen, die Herr Dipl.-Ing. Hat- schek ermöglichte, wurden auch eine bemalte Kastltür und eine ebensolche Wiege sowie ein schwer beschädigtes hölzernes Stadtwappen in der Werk- stätte Otto und Othmar Lux in Vöcklabruck restauriert. Geldspenden erhielt der Verein aus freiwilligen Überzahlungen von einem Drittel der Mitglieder und aus Spenden bei den eintrittsfreien Heimathausabenden sowie einige größere Beträge bis zu S 500.—, darunter auch die Spende von Frau Dr. Lydia Doubrava und des amerikanischen Fabrikanten Mr. Wanibach, dessen Gattin einst als Lehrerin in Vöckla- bruck wirkte. Aus Anlaß der Vollendung seines 50. Lebensjahres wurde Herr Diplom- ingenieur Fritz Hatschek in Anerkennung der vielfachen Förderungen, die der Verein durch seine Familie und ihn selbst erfuhr, zum Ehrenmitglied ernannt. Die Überreichung der auf Pergament gemalten und mit dem Wap- pen des Benefiziatenhausstifters Hans Lichtensteger vom Jahre 1514 ge- schmückten Urkunde erfolgte am 23. 5. 1972 in der großen Barockdiele des Heimathauses anläßlich einer Festsitzung des erweiterten Ausschusses. Bei diesem Anlaß spendete Herr Hatschek neuerlich einen für das Barock- kabinett bestimmten, in seinen Farben prächtig zu den alten Barockmöbeln passenden, wertvollen Belutschistanteppich. Die volksbildnerische Tätigkeit umfaßte Führungen, Veranstaltungen und Heimatfahrten. Insgesamt gab es 138 Führungen mit Gruppen von einer Person bis zu 40 Personen. Sie teilen sich in 96 Gruppen von Erwachsenen und 42 Gruppen von Schülern. Von insgesamt 2077 Be- suchern waren zirka 50 Prozent Vöcklabrucker, 25 Prozent Österreicher und 25 Prozent Ausländer. Prominente Besucher waren: Univ.-Rektor Dr. Bach und Univ.-Prof. Dr. Burgstaller aus Linz, Univ.-Prof. Dr. Kunz aus Wien, Univ.-Prof. Dr. Ilg aus Innsbruck und Univ.-Prof. Dr. Lenzen- weger aus Bochum sowie Bürgermeister Hofrat Dr. Humer, Altbürger- meister Komm.-Rat Kunz und Dipl.-Ing. Fritz Hatschek. Ausländergruppen kamen von Augsburg, München, Nürnberg, Stuttgart, Frankfurt, Ham- burg, Hamborn, Bochum, Speier Darmstadt, Celle und Kiel sowie Bern, 98 Heimathäuser und -museen

Straßburg, Antwerpen, Rotterdam, Kopenhagen, London, Milwaukee und Horshan (USA) und Kove (Japan). Als wieder eingerichtetes Wohnhaus mit bäuerlichen und bürgerlichen Räumen ist das Heimathaus eine Art Freilichtmuseum, das aus Sicherheitsgründen nur in Führungen besichtigt werden kann. Den 73 offiziellen Besuchstagen an Samstagen und Mitt- wochen stehen 65 Besuchstage an den übrigen Wochentagen gegenüber, wovon jede Führung ein bis zwei Stunden in Anspruch nahm. Wie jedes Jahr gab es wieder vier eintrittsfreie Heimathausabende, die als Jahreszeitenfeiern gestaltet, an folgenden Tagen stattfanden: 29. 3., 23. 6., 13. 10. und 21. 12. Sie dienten der Pflege von Volksmusik, Volks- lied, Volksdichtung und heimatlichem Brauchtum und erfreuten sich stets eines guten Besuches. Sie dienten indirekt auch dem vereinsmäßigen Zu- sammenwirken. Weitere Veranstaltungen des Vereines waren wieder die zwei Heimat- fahrten. Die erste führte am 5. 1. 1972 als eintägige Krippenfahrt nach Gmunden (Dreikönigsaltar), Ebensee (Hauskrippe Heißl), Bad Ischi (Haus- krippe Neureuter), Irrsee (Heimsuchungsportal), Seekirchen (Wachskrippe) und Salzburg (Krippenausstellung im Dom-Oratorium). Die zweite Heimatfahrt fand in der Zeit vom 10. bis 15. Juli statt, und besuchte die einst zu Österreich gehörenden Herrschaftsgebiete in Süd- deutschland, im Elsaß und in der Schweiz. Die wissenschaftliche Tätigkeit umfaßte Erhebungen und Veröffentlichungen. Eigene Erhebungen betrafen die Pfahlbaufund- stellen Bäckerwinkel bei Gmunden und Scharfling am Mondsee, einen Keilpfostenfund von Unterbuchberg a. A., einen Tonbeilfund von Vöck- labruck, einen Tonperlenfund von Altmünster und einen mittelalterlichen Siedlungsfund von Bergheim. Fremde Erhebungen wurden durchgeführt von den Universitäten Bochum (Bild von Seeling), Graz (Volkstumzeitschriften), Köln (Riegsee- schwerter), von der Gendarmerieerhebungsabteilung Linz (Sandlbilder), vom Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege für OÖ. (Renais- sancebild von Zeil a. P. und Volkswehrbataillon Vöcklabruck), von UFO- Stellen aus Deutschland und Amerika (Eisenfund von Wolfsegg) und vom Fremdenverkehrsverband Attersee (Fotoaufnahmen). Der Heimathausleiter konnte an einem Sammlertreffen in Freistadt, an der Kustodentagung der Heimathäuser in Mondsee, an einem Pranger- schießen in Oberalm bei Salzburg und an einer Besichtigung des Schloß- parkes Toskana teilnehmen. Veröffentlichungen erfolgten in den Folgen des Heimathausboten 53—56: Über die 13. Krippenfahrt, die Fassadenaktion Vöcklabruck, die Kustoden- tagung Mondsee, den Nulltarif für Heimathäuser, den Steinsäulenfund von Schöndorf und den Keilpfostenfund von Unterbuchberg, die neue Pfahl- Heimathaus Vödklabruck 99 bauforschung 1972, die Wildschützenkapelle in Ebensee und die Lampl- musterung auf der Hütteneckalm. Der ORF Wien brachte eine Jugend- stundensendung auf Grund der Broschüre „Ein Tag in einem Pf ahlbaüdorf am Attersee", und der Rotary Club und Museumsverein Gmunden veran- staltete anläßlich der Entdeckung der Gmundner Pfahlbauten im Jahre 1971 einen Lichtbildervortrag des Heimathausleiters über das Thema „100 Jahre Pfahlbauforschung an unseren Seen". Mitarbeiter und Helfer waren die Ausschußmitglieder: Di- plomingenieur Martin Braun, HS-Dir. Franz Würzburger, Sparkassen-Di- rektor Alfred Hollik, Justizbeamter Anita Poppinger, Hauptschuloberlehrer Herbert Tiefenthaller, Gend.-Bez.-Insp. Georg Schreiner, Vizebürgermei- ster Max Kammerhuber, Amtsrat Hans Jakschi, Hauptschulhauptlehrer Hans Trautner, Oberschulrat Marianne Reisinger, Hauptschulhauptlehrer Maria Schmid, die Mitwirkenden: Musiklehrer Berta Höller, Oberstudien- rat Prof. Adolf Ruttner, Sekr. Franz Gruber, der Singchor des Mus.-päd. Gymnasiums und die Frauengruppe: Dorothea Flenkenthaller, Liselotte Klaffenböck, Gerda Voitl, Friedl Knobloch, Maria Bernhart und Frl. Doris Bernhart sowie die Nachbargruppe: Gärtnermeister Rud. Hueber, Glaser- meister Eduard Weber, Kaufmann Rudolf Witzisteiner und Hauptschul- hauptlehrer Oskar Armbruster. Robert Bernhart

Heimat verein Vorchdorf

Das Jahr 1972 war der intensiven Vorbereitung für die Einrichtung eines Heimathauses gewidmet. In Fortsetzung schon 1961 eingeleiteter Be- mühungen und in Erfüllung eines damals von der Gemeinde Vorchdorf gefaßten Beschlusses hatte der Heimatverein Vorchdorf dafür den noch erhalten gebliebenen Turm des ehemaligen Herrschaftssitzes Hochhaus ausgewählt. Nach den Vorstellungen des Heimatvereines soll dies ein Anfang sein, und der Verein ist bemüht, heute noch Wohnzwecken dienende Räume im obersten Geschoß des gut erhaltenen und in Gemeindebesitz befindlichen Schlosses Hochhaus für diese Absichten freizubekommen. Gegenwärtig stehen dem Verein im sogenannten „Fischerturm" (=Pflegerturm) zwei verhältnismäßig kleine Räume zur Verfügung. Sie wurden so weit nach den Plänen des Architekten Dipl.-Ing. Sedlak adaptiert und mit Vitrinen aus- gestattet, daß an eine Eröffnung im August des Jahres 1973 gedacht werden kann. Zunächst sollen in diesen Räumen Bodenfunde, historisch interessante und wertvoll erscheinende Exponate, die in einem unmittelbaren Zusam- 100 Heimathäuser und -museen menhang mit der geschichtlichen Vergangenheit Vorchdorfs stehen, zur Ausstellung gelangen, jedoch hält es der Verein für eine vornehme Pflicht, Persönlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart in ihren Werken prä- sent zu machen, soweit sie entweder hier geboren wurden, längere Zeit hier gelebt haben oder irgendwelche familiäre Bindungen bestehen. So bietet sich aus dem vorigen Jahrhundert die weitum zu Ansehen gelangte Uhrmacherfamilie Krumphuber an, deren Uhrenerzeugnisse heute begehrte Sammelobjekte darstellen. Der Heimatverein verfügt selbst über genügend Material, um die Besonderheiten der Krumphuber-Uhren darlegen zu können und bekommt wertvolle Leihgaben aus Privatbesitz. Außerordentlich viel verspricht sich die Vereinsleitung von der Einrich- tung einiger Schauräume mit Exponaten aus der Kunstwerkstätte Gertrude Stöhr, die sich einen ausgezeichneten Ruf als Emailkünstlerin zu schaffen wußte, Vorchdorferin ist, in Wien lebt und wirkt und von deren Arbeiten heute fast alles ins Ausland geht. In Oberösterreich kann man ihr Kunst- schaffen bewundern in Linz bei den Barmherzigen Brüdern (Tabernakel und Leuchter, Email Cloisonne), in Ebensee (Tabernakel, Email gemalt), in Scharnstein — Unterkirche (Tabernakelgarnitur, Taufgarnitur, Kelch und Monstranz), in Kremsmünster (Reliquiar, Email Cloisonne mit Edelstei- nen), in Vorchdorf selbst befindet sich im Friedhof eine Pietà in Kupfer getrieben. Gertrude Stöhr führte Arbeiten aus für eine Reihe von kirch- lichen Einrichtungen in Vorarlberg, in der Steiermark (Stift Admont), in Niederösterreich (Gießhübel, Wiener Neudorf, Würnitz bei Bisamberg) und Wien (St. Joseph, Notkirche in Hasenleiten, Schüttelkirche, Neu- margareten, Siebenbrunnenfeldgasse, Winkelmanngasse). Nach Amerika gingen in die Staaten Nevada und Oregon diverse Tabernakel, Taufbecken, Kelche, Monstranzen, Reisegarnituren, Ciborien, Bischofstab, Bischof- kreuze, Altarbilder, Ambonen usw. Es würde hier zu weit führen, auch die Arbeiten für Profanbauten anzuführen. Weit verstreut ist demnach das künstlerische Werk dieser Frau, und es dürfte in Österreich kaum ein Heimathaus geben, das die Möglichkeit hat, mit Schätzen solcher Art auf- warten zu können. Der Heimatverein hält es daher auch in Anbetracht des Nahverhältnisses Vorchdorfs zu Gertrude Stöhr für eine ehrende Ver- pflichtung, ihrem Kunstschaffen hier eine Heimstatt zu bieten und diese für alle Besucher offenzuhalten. Das dem Heimatverein bereits jetzt zur Verfügung gestellte Material ist von überzeugender Schönheit, es wird laufend ergänzt und rechtfertigt die größten Anstrengungen. Natürlich wird das Heimathaus allem offenstehen, was aus Vergangen- heit und Gegenwart genannt werden darf und soll in die Reihe jener Heimathäuser sich einfügen, die zu den Zierden des Landes zählen. Dr. med. W. Westreicher Sepp Hörtenhuber Museen und Archiv der Stadt Wels 101

MUSEEN UND ARCHIV DER STADT WELS

Museum und Galerie, der Stadt Wels

Das Stadtmuseum wurde von 5948, das Burgmuseum von 4357 Personen besucht, das ergibt eine Gesamtsumme von 10.305 Personen. Aufgeschlüs- selt waren es im Stadtmuseum 3064 Einzelbesucher und 72 Gruppen mit 2884 Teilnehmern, im Burgmuseum 2064 Einzelbesucher und 41 Gruppen mit 2293 Teilnehmern. In der Museumsbibliothek sind 746 Neuzugänge zu verzeichnen. 193 Zeitschriften und 111 Bücher wurden angekauft. Der Musealverein Wels übergab aus seinem Tauschverkehr 156 ausländische und 135 inländische Jahrbücher. Weitere 135 Bücher sind Spenden und Zuweisungen. Bezüg- lich der Sammlungsbestände liegt ein Zuwachs von insgesamt 57 Gegen- ständen vor. Im Jahr 1972 gelangten in der Galerie der Stadt Wels sieben Ausstellun- gen zur Durchführung : 5. 11. 1971—10. 2. 1972: Eröffnungsausstellung Welser Maler und Kollektion von Hans Hoffmann-Ybbs „Pan in Arkadien". 7. 3. 1972—20. 4. 1972: Familiengeschichte, Stadtgeschichtsforschung, Volkskunde „Die Ärztefamilie Rabl in Wels". 15. 5. 1972—11. 6. 1972: Eisenschmiedekunst — Wolf gang Pöttinger (Grieskirchen) „Handgeschmiedet". 22. 5. 1972—31. 5. 1972: Touristik und Völkerkunde „Rumänische Kulturwoche". 15. 9. 1972—13. 10. 1972: Volkskunde und Stadtgeschichte „Leobner Schützenscheiben", Schützenscheiben aus dem Stadtmuseum Leoben. 27. 10.1972—26. 11. 1972: Moderne Malerei, Graphik und Plastik, Künstlergruppe „Der Kreis" (Wien) mit ausgewählten Exponaten von 22 Vertretern. 2. 12. 1972—31. 12. 1972: „Malerei als Freizeitgestaltung", ausgewählte Exponate von Hans Enzendorfer, Wolfram Tuschner und Rudolf Gabat. Zur Galerie der Stadt Wels ist zu bemerken, daß sie eine Besuchersteige- rung der Museumsfrequenz um 29 Prozent mit sich brachte. Gesonderte Zahlen können nicht vorgelegt werden, da Stadtmuseum und Galerie gemeinsam verrechnet werden. Es ist anzunehmen, daß die durch die Galerie der Stadt Wels erzielte Frequenzsteigerung im Stadtmuseum rund 25 Prozent betragen dürfte. Bei der Gestaltung des Museums im vorliegenden Zustand dürfte kaum mehr eine Steigerung zu erwarten sein. Für das Jahr 1973 sind wiederum sieben Ausstellungen geplant. Restaurierungen: Im Hause Stadtplatz 67 (Elektrogeschäft Ka- gerer) wurde vom Welser Restaurator Eduard Wolf und von dem Magi- stratsbediensteten Peter Mayr ein Wandbild aus dem 16. Jahrhundert ab- 102 Heimathäuser und -museen genommen, es wird zur Zeit in der Werkstätte des Stadtmuseums zusam- mengestellt und restauriert. Bei der Johann-v.-Nepomuk-Kapelle wurden von der Bildhauerin Helga Födisch Beschädigungen an der Figurengruppe behoben. Die römischen Mauerreste in der Schubertstraße wurden vom Steinmetz- meister Siegfried Steller gereinigt. Der Boden innerhalb der Einfassung wurde mit Kies bestreut, so daß eine Rasenbildung rund um die Mauer- reste unterbunden werden konnte. Die Grabungsfunde aus der Grabung Gerngross (Marktgelände) und das der Grabung Handelskammer (Rablstraße) werden vom Magistratsbedien- steten Peter Mayr während einer sechswöchigen Ausbildungszeit in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes in Wien restauriert. Grabungen: Im Jahre 1972 wurden keine Grabungen durchgeführt. Die Ausarbeitung der Funde und Fundberichte über die Grabungen Gern- gross und Handelskammer erfolgt 1973 in Zusammenarbeit mit dem Bun- desdenkmalamt Wien. Dem Dienststellenleiter der Dienststelle Museums- und Archivverwal- tung wurde die Teilnahme an einer Grabung des Bundesdenkmalamtes in Enns (Lauriacum) in der Zeit vom 29. 9. bis 31.10.1972 ermöglicht. Ortsbildpflege: Im Jahre 1972 fielen an Subventionen für denk- malwürdige Bauten an: eine Subvention von S 5000.— für die Fassaden- restaurierung des Hauses Wels, Stadtplatz 2 (Eigentümer Fa. Auinger, Stadtplatz 2), S 20.000.— für die Fassadenrestaurierung der Häuser Wels, Stadtplatz 8—10 bzw. Traungasse 1 (Eigentümer Dkfm. Reichel, Stadt- platz 8—10), S 6000.— für die Fassadenrestaurierung des Hauses Wels, Stadtplatz 33 (Eigentümer A. Mayrhofer, Stadtplatz 33), S 23.000.— für die Fassadenrestaurierung des Hauses Wels, Stadtplatz 47 (Eigentümer Dr. L. Falkensammer, Stadtplatz 47), S 25.000.— für die Fassadenrestau- rierung des Hauses Wels, Stadtplatz 45 (Eigentümer F. Reichart OHG, Stadtplatz 45), S 37.000.— für die Fassadenrestaurierung des Hauses Wels, Kaiser-Josef-Platz 12 (Inhaber Komm.-Rat Doppier, Wels, Vogelweider- straße 8), S 3000.— für die Fassadenrestaurierung des Hauses Wels, Stadtplatz 42 (Eigentümer Dir. K. Schmidt, Peuerbach, Anton-Bruckner- Straße 7), S 10.000.— für die Fassadenrestaurierung des Hauses Wels, Pfarrgasse 28 (Hauseigentümer H. Wiesinger, Pfarrgasse 28), S 21.000.— für die Fassadenrestaurierung (mit Arkadenhof) des Hauses Wels, Stadt- platz 54 (Eigentümer J. Hofer, Stadtplatz 54), S 10.000.— für die Fassaden- und Arkadenhofrestaurierung des Hauses Wels, Stadtplatz 36 (Eigentümer R. Unterholzer, Stadtplatz 36), S 50.000.— für die Arkadenhofrestaurie- rung des Hauses Wels, Schmidtgasse 25 (Eigentümer Th. Schmatz, Schmidtgasse 25). Dies ergibt eine Gesamtsumme von S 203.000.— für insgesamt 11 subventionierte Objekte. Museen und Archiv der Stadt Wels 103

Archiv der Stadt Wels Bisher konnten noch keine Bestände aus der Registratur übernommen werden. Mit der Übernahme von Registraturbeständen im Jahre 1973 ist jedoch zu rechnen. In den Jahren 1974 und 1975 ist eine Archivverlagerung und eine Archivordnung vorgesehen. Durch das Freiwerden der alten Räume der Dienststelle Stadtbücherei wird ein geeignetes Archiv mit entsprechendem Arbeitsraum geschaffen. Hinsichtlich einer Archivordnung hat sich das oö. Landesarchiv bereit er- klärt, die Welser Bestände zu sichten und zu ordnen. Dies bedeutet eine erhebliche Einsparung von Arbeit, denn beim Personalstand der Dienst- stelle Museums- und Archivverwaltung würde eine Archivneuanlage Jahre beanspruchen. Nach Abschluß dieser Arbeiten wird die Stadt Wels in der Lage sein, über ein wohlgeordnetes Archiv zu verfügen, was wesentlich zur Erfor- schung der Stadtgeschichte und zur Vermehrung von Publikationen bei- tragen wird. In der Dienststelle der Museums- und Archivverwaltung waren Elisabeth Eder, Elisabeth Schögl, Monika Rettig, Annelies Gimpel, Ulrike Prammer, Werner Megler, Edith Lederhilger, Isabella Schlager und Elfriede Pehringer als Ferialpraktikanten tätig. Außer dem üblichen Leihverkehr mit anderen Archiven konnten für das Archiv der Stadt Wels zehn Benutzer festgestellt werden, die Welser Pro- bleme historischer, wirtschaftswissenschaftlicher und kunstgeschichtlicher Art behandelten und zum Teil schon veröffentlichten. Hinsichtlich der Archivbenützer ist festzustellen, daß keine wesentliche Vermehrung im Vergleich zu den Vorjahren vorliegt. Interessant ist jedoch eine Struktur- änderung bezüglich der Themen. Früher wurden fast ausschließlich Themen aus Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde behandelt. Nunmehr sind zu diesen auch Arbeiten aus den Wirtschaftswissenschaften und der Tech- nik dazugetreten. Dies mag darauf zurückzuführen sein, daß auch bei Dis- sertationen, Diplomarbeiten und Lehramtshausarbeiten aus den sogenann- ten „Realfächern" eine starke Kulturbezogenheit festzustellen ist. Der Leiter der Dienststelle Museums- und Archivverwaltung, Dr. Wil- helm Rieß, hat folgende Arbeiten zur Veröffentlichung gebracht: „Wels — Messestadt an der Traun", In: Festschrift zum 7. Burschentag der pennalen u. fachstudentischen Korporation Österreichs (1971); „Die Sigmarkapelle", In: Mitteilungsblatt d. Kameradschaft d. 9. Panzerdivision, Folge 62 (Juni 1972); „Zur Geschichte der Welser Minoriten", In: Oö. Heimatblätter 26 (1972); „Die ustrinà des westlichen Gräberfeldes von Ovilava", In: Römi- sches Österreich, Bd. I (in Druck). Dr. Wilhelm Rieß 104

VERBAND OBERÖSTERREICHISCHER FREILICHTMUSEEN Jahresbericht 1972 Freilichtmuseum Anzenaumühle Folgendes waren die Anliegen und Tätigkeiten im Berichtsjahr: Beschaf- fung der Baumaterialien für den Aufbau eines zum Objekt gehörenden Stall-Stadels. Verhandlungen in der Sache des Bauwerbers Johann Eben- lechner, der in etwa 60 m Entfernung von der Anzenaumühle, in unmittel- barer Sichtlinie von Süden her, ein Restaurant mit Parkplatz errichten will. Die im September 1972 abgehaltene Bauverhandlung mußte schließlich wegen Mangels an Verfahren abgebrochen werden. Die Gemeinde Bad Goisern erhebt trotz unseres Einspruches keinen Einwand gegen das Restaurant-Pro j ekt. Die Besucherzahl des Freilichtmuseums hielt sich mit 3099 im Rahmen der bisherigen Erfahrungen. Soweit sich die Besucher im Gästebuch ein- tragen, kann festgestellt werden, daß der Großteil davon aus Österreich und der Bundesrepublik Deutschland kommt, aber auch aus allen Ländern Westeuropas, aus den USA und Kanada sind Besucher verzeichnet. So wie im Vorjahr war auch 1972 wieder der topographische Bilder- zyklus „Alt-Lauffen" von Eduard Pichl zugänglich. Das Museum war vom 1. Mai bis 31. Oktober geöffnet. Freilichtmuseum Pelmberg Der bisher noch nicht in Angriff genommene Teil des Strohdaches wurde erneuert. Schweinestall und Pferdestall wurden fertiggestellt, die ehemalige „Burschenkammer" als Schauraum für bäuerliche Geräte (hauptsächlich der Flachs- und Wollbearbeitung) ausgestaltet. In der „Schwarzen Küche" wurde der ehemals offene Herd wieder aufgebaut. Die Fertigstellung des Kustodenhauses und die Errichtung der dafür erforderlichen neuen Wasser- leitung verursachte beträchtliche Kosten. Das Freilichtmuseum war im Jahre 1972 in der Zeit vom 25. Juni bis 31. Dezember geöffnet. Während dieser Zeit wurde es von 3848 erwach- senen Personen und 1889 Schülern besucht, Gesamtbesucherzahl: 5737. Für interessierte Gruppen veranstaltete der Berichterstatter mehrere Führungen. Der Berichterstatter vertrat auch den Verband Oö. Freilichtmuseen bei der Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Leiter Europäischer Freilicht- museen in Helsinki, die vom 4. Juli bis zum 7. Juli 1972 stattfand. Über das dem Verband Oö. Freilichtmuseen angeschlossene Freilicht- museum „Mondseer Rauchhaus" wird ein gesonderter Bericht vorgelegt (siehe „Heimathausbericht Mondsee"). Qr pranz L i p p 105

DIE WISSENSCHAFTLICHEN EINRICHTUNGEN DER STADT LINZ

Archiv der Stadt Linz

Archivdirektion Das Gespräch um ein neues Rathaus brachte zwangsläufig die Frage mit sich, in welcher Weise das Archiv der Stadt Linz untergebracht werden soll und welche Funktion dieses Archiv für den gesamten Magistrat einmal übernehmen wird. Die Archivleitung hat in mehreren Gesprächen darauf hingewiesen, daß für die Stadt Linz die Errichtung eines Zentralarchivs in Frage kommt, dessen Wirkungsgrad aber nur dann entsprechend sein kann, wenn moderne Überlegungen auch realisiert werden. Die Planung eines Zentralarchivs würde von allen Überlegungen, die auf eine Unter- bringung des Archivs außerhalb des Rathauses hinzielen, abhalten, da die Vorstellungen von der Tätigkeit dieses Zentralarchivs nur im Verein mit den magistratischen Dienststellen denkbar sind. Die Funktion des Verwal- tungsarchivs als zentraler Archivspeicher wurde hier besonders unterstri- chen. In einem Zentralarchiv (= zentrales Verwaltungsarchiv) wäre somit die leidige Frage der ausgelagerten Archivdeponien gelöst und die Zusam- menfassung aller beim Magistrat bestehenden „Nebenarchive" (Personal- amts abläge, Baurechtsamts archiv, Wohlfahrtsamts regist ratur, Bezirksverwaltungs registratur usw.) mit Ausnahme des Kranken- hausarchivs möglich, und dem Verwaltungsarchiv käme jene zentrale Posi- tion zu, die nach dem Plan der Archivleitung für den Magistrat Linz nötig wäre. Überlegungen dieser Art würden aber dazu zwingen, das Archiv im Zentrum des neuen Verwaltungsgebäudes unterzubringen und es auch technisch auf einen Stand zu bringen, der eine Bewältigung der Aufgaben möglich macht (Rohrpost, Televisionsübertragung für Lesegeräte, Mikro- verfilmung, Xeroxkopie). Daß die Archivleitung auch bei einem Neubau des Rathauses darauf bestehen muß, einen zentralen Speicherbau zu erhal- ten, der die Unterbringung der Aktenregale in vertikaler Richtung und nicht in einer Ebene — etwa in einem Kellergeschoß — gestattet, ist selbstverständlich. Der Raumbedarf des Archivs wurde den präsidialen Stellen bereits vor längerer Zeit mitgeteilt. Bis zu einer Lösung der oben angeschnittenen Frage hat das Archiv seine Provisorien weiterzuführen und darnach zu trachten, daß möglichst wenig archivwürdiges Material vernichtet wird. Eine spürbare, aber doch nur ge- ringe Erleichterung konnte durch die Zuteilung und Adaptierung der Räume des ehemaligen Rathaus-Büffets erreicht werden, denn die geschlossene Un- terbringung der Bestände des Referates „Dokumentation" wurde möglich. 106 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz

Die Arbeiten im Archiv sind in nicht geringem Maße von der Zuteilung der erforderlichen Mittel abhängig. Gerade sie aber ließen im Jahre 1972 zu wünschen übrig, da die sehr starke Steigerung der Ausgaben auf dem Personalsektor ein Verhältnis zum Sachaufwand herstellte, das eine große Bewegungsfreiheit ausschloß. Die erreichte Erhöhung der Ansätze langte nicht, um die Teuerung zu egalisieren, und somit ergibt sich für den Sach- aufwand eine Tendenz, die schon im Vorjahresbericht als für die Arbeit im Archiv außerordentlich kritisch bezeichnet wurde. Auf personellem Gebiet konnte durch das Verständnis der Präsidial- verwaltung erreicht werden, daß Dr. Fritz Mayrhofer eine Ausbildung am Institut für österreichische Geschichtsforschung erhalten wird; er wurde für drei Jahre mit einem Stipendium nach Wien abgeordnet. Dieser erfreu- lichen Wendung steht allerdings die wenig befriedigende Tatsache gegen- über, daß das Geschichtsarchiv nun nahezu drei Jahre nur provisorisch und zusätzlich vom Archivdirektor geleitet werden kann. Ersatzleistungen sind für derartige Fälle beim Magistrat nicht vorgesehen. In den Personal- verhandlungen für das Jahr 1973, die im August stattfanden, wurde zu- gesichert, daß der Dienstposten des Abteilungsleiters im Verwaltungsarchiv mit 1. Jänner 1973 nach „B VI" angehoben wird. Diese Zusage wurde durch Beschluß des Gemeinderates sanktioniert, was einen sehr wichtigen Schritt nach vorwärts bedeutet, denn für das Maturantenteam des Archivs ist es nunmehr möglich, daß jeweils der ranghöchste Beamte im Wege der Aktionsbeförderung in die höchste für „B" vorgesehene Dienstklasse (B VII) aufrücken kann. Die Archivleitung ist allen beteiligten Stellen für diese einsichtige Haltung zu Dank verpflichtet. Durch die Erfüllung dieses Antrages wird auch eine Stabilisierung im Bereiche des Maturantendienstes bewirkt. Verwaltungsoberkommissär Richard Bart wurde rückwirkend mit 1. Juli 1972 zum Amtsrat (Dienstklasse B VI) befördert. In der Zeit vom 1. Jänner bis 31. Dezember 1972 waren drei Verwaltungspraktikanten im Archiv tätig: Werner Remplbauer und Zäzilia Dickinger sowie Brigitte Wallnöfer. Wie schon im Vorjahr konnte auch für den Sommer des Jahres 1972 eine Ferialpraktikantin, die Maturantin Silvia Rotter, fünf Wochen hindurch im Archiv beschäftigt werden. Frau Annemarie Käser wurde am 15. November zum Archiv versetzt und löste die freiwillig aus dem Ar- chivdienst scheidende Elisabeth Lackinger mit 1. Jänner 1973 ab. Das Archiv der Stadt Linz war auch 1972 wieder bei mehreren Tagun- gen vertreten: So im März 1972 beim 3. Colloquium für vergleichende Städtegeschichte in Münster; in der Karwoche (auf eigene Kosten) bei der Tagung des Rheinischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung in Bonn; im Juni 1972 an einem Symposion über „Mikrofilm in der Ver- waltung" in Wien (gemeinsam mit Emil Puffer) und im Juli an der Tagung Archiv der Stadt Linz 107 der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Stadtarchivare in Kronach (Franken). Im Juli des Jahres 1972 wurde in Villach eine Vorbesprechung für das nächste Symposion (im Jahre 1973) des österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung abgehalten. Die Initiativen dieser Forschungs- gemeinschaft gehen wesentlich auf das vom Archiv der Stadt Linz 1961 durchgeführte Symposion zurück. In der Zeit vom 10. bis 12. Novem- ber 1972 nahm der Direktor an der in Göppingen stattfindenden Tagung des Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung teil und fuhr anschließend nach Mainz, um dort die Stadt beim Europäischen Mi- krofilm-Kongreß 1972 zu vertreten.

Geschichtsarchiv Durch die Abordnung des Abteilungsleiters an das Institut für öster- reichische Geschichtsforschung in Wien mußten einige begonnene Arbei- ten vorläufig unterbrochen werden. So konnte die Transkription der alten Urkundenreihe, die bis 1500 gediehen ist, im letzten Jahr nicht mehr fort- geführt werden. An Erwerbungen waren diverse Mandate und Zirkulare aus dem 18. Jahrhundert (Kauf von Brauner-Runge, 24. Februar 1972) und eine Feuerlöschrequisitentabelle aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts der Firma Rosenbauer (Geschenk von Ing. Heiserer, 2. Mai 1972) zu verzeich- nen sowie ein kleiner Teil des Nachlasses von Dr. Andreas Markus ( t 23. Dezember 1971). Die Ordnung der Nachlässe wurde von Direktor Ernst Hawlan weitergeführt. Um die Jahreswende 1971/72 übernahm das Archiv auch den Nachlaß des im Juni 1971 verstorbenen einstigen Kulturamtsleiters der Stadt, Obermagistratsrat i. R. Dr. August Zöhrer. In der Zeit von Februar bis Mai 1972 wurde das Material geordnet und aufgestellt. Im Juni 1972 konnte nun endlich der Nachlaß Klier in Angriff genommen werden. Über Vermittlung von Herrn Ing. Mag. Zamazal und Frau Prof. Schmutz wurde dem Archiv der Nachlaß des am 14. Juni 1971 verstorbenen Volksschuldirektors i. R. Max Hilpert übergeben (Über- nahme 5. September und 5. Oktober 1972), der u. a. den kompositori- schen Nachlaß seines früh verstorbenen genialen Sohnes Helmut birgt. Am 12. Dezember 1972 wurde das Archiv der Stadtpfarre Urfahr als Dauerleihgabe übernommen und vorerst einmal provisorisch aufgestellt. Das Archiv hatte im Berichtszeitraum 772 Benützertage verzeichnet. Da- neben waren eine Reihe von mitunter zeitraubenden schriftlichen und mündlichen Anfragen zu erledigen. Der Zuwachs der Archivbibliothek betrug 62 Werke in 148 Bänden so- wie 280 Zeitschriften, die größtenteils aus dem Schriftentausch stammen. 105 Bände wurden vom Buchbinder (Ammering, Ried) neu gebunden und 108 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz die Restaurierung von zwei schadhaften Handschriften vorgenommen. Bei der Fortführung der Neuinventarisierung und -katalogisierung des Bibliotheksbestandes konnten beträchtliche Fortschritte erzielt werden. Für diese Arbeit wurde zu Beginn des Jahres der Bibliothekar Josef Ipsmilier als Honorarkraft gewonnen. Damit ist nicht nur eine fachlich einwandfreie Aufnahme der Bücher gewährleistet, sondern auch die Aufnahme älterer Bestände, was andernfalls nicht möglich gewesen wäre. Die Raumzuteilung für die Dokumentation brachte Umschichtungen für das Historische Archiv mit sich. Der Arbeitsplatz eines Teiles der Honorar- kräfte konnte endlich aus dem Forscherraum verlegt und eine neue An- ordnung der Tische vorgenommen werden. Die Schränke mit der Regesten- kartei wurden von den Gängen, wo sie sehr stark der Witterung ausge- setzt waren, in das Zimmer des Chronisten verlagert. In den Depots wur- den ebenfalls einige Laufmeter gewonnen. Diese Lücken wurden allerdings mit Archivalien des Historischen Archivs, die aus Platzmangel in der Kompaktus-Anlage des Verwaltungsarchivs gelagert waren, bereits auf- gefüllt, so daß der akute Raummangel weiterhin bestehen bleibt. Für die Regestenkartei wurden im Berichtszeitraum 9 Bände verkar- tet. Der Gesamtbestand der bearbeiteten Regesten beträgt somit 102 Bän- de. Die Arbeiten an der Hilfskartei zur Stadtpfarrmatrik führte Frau Seitz planmäßig fort. Sie erfaßte die Jahre 1719 bis 1735 der Taufmatriken. Die alphabetische Einordnung besorgte vorübergehend Direktor Hawlan.

Stadtchronik

Die Tätigkeit der Stadtchronik galt in erster Linie der Forcierung der Dokumentation von Ereignissen, wobei besonders darauf Wert gelegt wurde, den Schwerpunkt der Arbeit vor allem auf die Erfassung solcher Vorkommnisse zu verlegen, für die im Verwaltungsarchiv mangels der Kompetenz der Stadtverwaltung kein Schriftgut aufliegt, z. B. das Vereins- wesen, Einrichtung unmittelbarer Bundesbehörden etc. Gerade in unserer Zeit, da die finanzielle Situation der Vereine in den meisten Fällen sich wesentlich günstiger gestaltet als früher und bei einer zweifelsohne grö- ßeren Aufgeschlossenheit ihrer Funktionäre für das einstige Schicksal die- ser Gesellschaften, die sehr häufig einmal der Auflösung verfielen oder der Chronikunterlagen verlustig gingen, wächst der Trend zur Veranstal- tung von Jubiläumsfesten und die Herausgabe von Publikationen aus die- sen Anlässen. Oft werden beim Archiv telephonische Anrufe getätigt, die den Zweck verfolgen, wenigstens das Gründungs jähr eines kleineren Ver- eines, der vor dem Jahre 1945 längere Zeit keinerlei Tätigkeit entfaltete, in Erfahrung zu bringen. Dies trifft besonders für die Vorläufer von Archiv der Stadt Linz 109

Sportvereinen in den Stadtteilen zu, die früher selbständige Gemeinden waren. Daher wurde besonderer Wert auf die sukzessive Erfassung von Gründungsdaten und anderen entscheidenden Ereignissen aller dieser Ver- eine gelegt, unter denen vor allem die der Leibeserziehung dienenden die größte Bedeutung haben. Diese Daten können nur aus der früheren Tagespresse ersehen werden, wobei in Paranthese bemerkt sei, daß es nicht genügt, zu diesem Zwecke sich einer Linzer Tageszeitung zu bedienen. Viele Sportvereine wurden in der Zeit der ersten Republik sehr häufig rein parteipolitisch oder wenig- stens streng „weltanschaulich" geführt und pflegten sich kaum mit anders- gearteten sportlichen Verbänden im Wettkampf zu messen. Diese Abkap- selung fand dann pressemäßig ihren Niederschlag dahingehend, daß man Vereinsgründungen des sportlichen Gegners nach Möglichkeit totschwieg. Daher ist eine genaue Durcharbeitung der vorhandenen Presseorgane aller politischen Richtungen unbedingt notwendig. Es erwies sich ferner als unumgänglich, den Schwerpunkt der Dokumen- tierungsarbeiten auch im steigenden Maße auf alle jene benachbarten Ge- meinden zu verlegen, deren Einbeziehung in das Gemeindegebiet der Stadt Linz in den kommenden Jahrzehnten folgen könnte. Die Erfassung dies- bezüglicher Daten aus gegenwärtiger und früherer Zeit wurde in diesem Berichtszeitraum erstmals systematisch durchgeführt, darüber hinaus auch der „Großraum Linz". Großer Wert wurde auch auf die systematische Erfassung von Gedenk- tafeln in Kirchen, öffentlichen Gebäuden und Privathäusern in Linz und dessen nächster Umgebung gelegt. Es erwies sich auch als notwendig, aus den Personalakten pensionierter bzw. verstorbener Magistratsbeamten, die sich einst in leitender Stellung befanden, Auszüge anzufertigen. In stei- gendem Maße werden ferner Memoirenwerke, Almanache etc. zur Daten- gewinnung herangezogen, so daß die Zahl der neu angelegten Karteikarten ständig wächst. Im Berichtszeitraum wurden folgende Verkehrsflächen neubenannt: Adolf-Schärf-Straße (Stadtsenatsbeschluß vom 6. 3. 1972); Billingerstraße (Stadtsenatsbeschluß vom 31. 1. 1972); Commendastraße (Stadtsenats- beschluß vom 15. 5. 1972); Galvanistraße (Stadtsenatsbeschluß vom 4. 12. 1972); Hirtstraße (Stadtsenatsbeschluß vom 5. 6. 1972); Karl-Ren- ner-Straße (Stadtsenatsbeschluß vom 6. 3. 1972); Michael-Hainisch-Stra- ße (Stadtsenatsbeschluß vom 6. 3. 1972); Sparkassenplatz (Stadtsenats- beschluß vom 18. 2. 1972); Weinheberstraße (Stadtsenatsbeschluß vom 23. 10. 1972); Zerzerstraße (Stadtsenatsbeschluß vom 31. 1. 1972) und Voltastraße durch Umbenennung des nörglichen Teiles der Dornacher Straße (Stadtsenatsbeschluß vom 4.12.1972). 110 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz

Verwaltungsarchiv Durch die Raumzuteilung für die Dokumentation trat auch beim Ver- waltungsarchiv eine fühlbare Erleichterung ein, denn sowohl der Sach- bearbeiter für Dokumentation als auch ein Teil der Sammlungen waren bis dahin in Räumen des Verwaltungsarchivs untergebracht. Nunmehr konnte ein seit langer Zeit dringend benötigter behelfsmäßiger Arbeits- platz für Benutzer der Matrikenkartei geschaffen werden. Der freigewor- dene Stellraum dient derzeit zur Unterbringung eines zeitgeschichtlich wertvollen Bestandes aus der ersten Nachkriegszeit. Der restliche Platz ist für das Schriftgut einiger Ämter vorgesehen, dessen Übernahme schon mehrere Jahre hinausgeschoben wurde. Die im Verwaltungsarchiv hinterlegten Bestände verzeichnen einen Zu- wachs von insgesamt 63 Laufmeter. Diesmal konnte eine größere Anzahl von Ämtern berücksichtigt werden, die jedoch zumeist nur kleinere Akten- mengen abgaben. Daneben wurden allerdings auch große Bestände über- nommen, wie z. B. 27 Laufmeter vom Wohlfahrtsamt und 9 Laufmeter vom Büro des Bürgermeisters. Nach sorgfältiger Prüfung konnten 61 Lauf meter Schriftgut ausgeschieden werden. (Wohlfahrtsamt und Steueramt). Außer- dem wurden 41 Laufmeter an Ort und Stelle begutachtet und im Ein- vernehmen mit dem jeweiligen Amtsleiter zur Vernichtung freigegeben. Von allen Zugängen wurden nach Ordnung provisorische Übersichten her- gestellt. Folgende Bestände, die bereits geordnet und genau verzeichnet oder bei denen die entsprechenden Ordnungsarbeiten nahezu beendet sind, verdienen besonders hervorgehoben zu werden : a) Akten des Bürgermeisters Theodor Grill: Sie dokumentieren auch seine Tätigkeit als Bürgermeisterstellvertreter und Finanzreferent seit 1955. b) Akten des Amtes für Wirtschaftssäuberung und Vermögenssicherung: Sie haben besonderen zeitgeschichtlichen Wert, da hier unter anderem die Ausschaltung der Nationalsozialisten aus dem Wirtschaftsleben nach 1945, die dabei festgesetzten Sühneleistungen und die Rückstel- lung unrechtmäßig erworbenen Eigentums ihren schriftlichen Nieder- schlag fanden. c) Konzessionsakten nicht mehr bestehender Gasthäuser: Dieser Bestand des Bezirksverwaltungsamtes hat beachtlichen wirtschaftsgeschichtli- chen Wert und wird sicherlich bald ausgewertet werden. Die Akten reichen in einzelnen Fällen bis zum Jahre 1786 zurück. Die hierüber angelegten Verzeichnisse erreichten einen Umfang von na- hezu 1000 Maschinschreibseiten; dazu kommen noch die laufenden Er- gänzungen der bestehenden Aktenverzeichnisse des Bezirksverwaltungs- amtes und des Präsidialamtes. Gebunden und dem Bestand der Findbehelfe angefügt wurden die Verzeichnisse „Ziviltrauungen 1874 — 1938", „To- Archiv der Stadt Linz 111 desfälle von Wehrmachtsangehörigen 1939—1949" sowie „Akten des Bür- germeisters Edmund Aigner". Der aus dem Archiv der Stadtpfarre Urfahr stammende Bestand der Totenbeschauscheine von Urfahr wurde vom Ver- waltungsarchiv übernommen. Er wird derzeit geordnet und verzeichnet. Dank einer im Frühsommer durchgeführten Urgenzaktion ist ein Teil der längere Zeit ausstehenden Akten dem Archiv zurückgestellt worden, so daß im Berichtszeitraum die Zahl der Rückstellungen (211) jene der Entlehnungen (207) geringfügig übersteigt. Die „Neue Urkundensammlung" ist im Berichtszeitraum um 257 Urkun- den und Verträge angewachsen, wobei festgestellt werden muß, daß mit B-Verfügung vom 20. 3. 1970 auch die Verträge der SBL im Archiv auf- gehoben werden. Der Generalindex für die Verträge des 19. Jahrhunderts ist vollendet, desgleichen auch jener der Urkunden und Verträge der im Jahre 1919 eingemeindeten Stadt Urfahr. Am Index für die Verträge von 1900 bis 1950 wird derzeit noch gearbeitet. An Sonderaufgaben fielen dem Abteilungsleiter unter anderem die Mit- arbeit an den Linzer Regesten zu, außerdem häufige Übersetzungen ins Tschechische, Lektorentätigkeit, sowie die Teilnahme bei der Durchführung von Tagungen.

Dokumentation

In diesem Berichtsjahr kann endlich die Zusammenlegung der Doku- mentation in den ehemaligen Räumen des Rathausbuffets vermerkt wer- den. Mit Jänner d. J. wurde mit den Adaptierungsarbeiten begonnen. An- fang Juli konnte in die Räume übersiedelt werden. Alle Planschränke, die in den Gängen des Rathauses aufgestellt waren und schon erste Korro- sionsschäden aufwiesen, sowie die Schränke für die übrigen Sammlungen, sind nunmehr im geschlossenen Verband untergebracht. Die Zusammen- legung der Dokumentationsbestände brachte die Möglichkeit der jeder- zeitigen Benutzung des Materials und der Neuordnung (z. B. der Plakat- sammlung), was früher wegen der dezentralen Unterbringung erschwert bzw. unterbunden war. Sechs im Block aufgestellte Planschränke und zwei große Auflagetische bieten eine Voraussetzung dazu. In den neuen Räumen finden außer dem Sachbearbeiter noch die Aus- hilfs- bzw. Honorarkräfte Seitz und Nothelfer Platz. Wieder war die Zu- teilung einer Ferialpraktikantin (Frl. Rotter) von großem Nutzen. Die Tonbandsammlung wuchs im Berichtszeitraum um 48 Ereignisse. Unter diesen verdienen die Aufzeichnungen der Vorträge der 16. Linzer Woche von Altbürgermeister Dr. Ernst Koref („Vom Lehrer zum Poli- tiker"), Univ.-Prof. Dr. Karl Fellinger („Als Arzt in drei Weltteilen"), Dipl-Ing. Walter Hitzinger („Erlebnisse in der Wirtschaft"), Heinz Fischer- 112 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz

Karwin („Die Rache des Theaters am Kino") und Kommerzialrat Fried- rich Jahn („Von Linz in die ganze Welt") besondere Erwähnung. Außer- dem wurde mit Beginn des heurigen Jahres eine neue Sendereihe unter dem Titel „Linzer Torte" ins Leben gerufen, in der bekannte Persönlich- keiten aus Oberösterreich (Landeshauptmann Dr. Erwin Wenzl, Bürger- meister Franz Hillinger, Polizeidirektor Hofrat Dr. Franz Reimer, Inten- dant Alfred Stögmüller, Weihbischof Dr. Alois Wagner u. a.) vorgestellt werden. Besonders müssen auch noch die Aufnahmen der diesjährigen Ehrenringverleihung und die Festsitzung des ESG-Aufsichtsrates zur 75-Jahr-Feier des Unternehmens hervorgehoben werden. Das topographische Filmprojekt wurde planmäßig fortgeführt. Im Be- richtsjahr wurden 51 Filme gedreht, die hauptsächlich die Gegend Marga- rethen-Zaubertal, Obere Donaulände und das Domviertel zum Inhalt haben. Außerdem wurden noch Filme über den Bau der 3. Donaubrücke, der Brucknerhalle, der Raiffeisenkasse am Südbahnhof, über die Hatschek- Villa sowie über die 75-Jahr-Feier der ESG und über die Olympische Feier in Linz angefertigt. Auch die Sicherheitsverfilmung konnte planmäßig fort- geführt werden. Durch vermehrten eigenen Einsatz und mit Hilfe der be- reits erwähnten Ferialpraktikantin war es möglich, 56.000 Aufnahmen zu machen. Sie enthalten die gesamte Sterbematrik der Linzer Stadtpfarre bis 1968 und die Taufmatrik bis 1940. Darüber hinaus wurden die Stadtratsprotokolle von 1963 bis 1968 verfilmt. Starken Zuwachs hatte die Plakatsammlung (357 Stück), die Totenbil- der und Partezettelsammlung (2788 Stück) und die Ansichtskartensamm- lung (aus dem Nachlaß Markus und Dr. Reiss) mit 1804 Stück. Zur Auf- bewahrung der Zeitungsdokumentation wurden fünf weitere Harvey- Schränke angekauft. Von besonderer Bedeutung für das Filmprojekt des Archivs sollte der aus Nachtragsmitteln genehmigte Ankauf einer Bolex- Kamera mit allem Zubehör werden. Das Jahr 1972 stellt für die Entwicklung des Archivs der Stadt Linz einen interessanten Abschnitt dar, es erlaubte die Klärung wesentlicher Fra- gen in personeller Hinsicht und eine klare Trennung der Dokumentations- arbeiten vom Verwaltungsarchiv. Die Archivleitung stellt diese Fakten mit großer Befriedigung fest. Dr. Wilhelm Rausch 113

Museum der Stadt Linz

Der Ausbau des Nordico ging im Berichtsjahr sehr schleppend vor sich. Es gelang der Kulturverwaltung/ mit Unterstützung der Allgemeinen Sparkasse die Bereitstellung weiterer erforderlicher Mittel für den End- ausbau zu erwirken. Die Voraussetzung dafür sollte eine genaue Detail- planung und Kostenschätzung sein. Gemäß der Haushaltsordnung wurde erstmals über ein städtisches Vorhaben, das einen Gesamtaufwand über eine Million Schilling erfordert, eine Besprechung abgehalten (16. Juni 1972), an der Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen, der Fi- nanz- und Vermögensverwaltung und der Bauverwaltung teilnahmen. Die Architekten legten im Juli 1972 einen Katalog der Exponate, Einrichtungs- gegenstände und nötigen Maßnahmen als Ergänzung zu den Einrichtungs- plänen vor. Dieser bot die Grundlage für eine Besprechung auf Beam- tenebene und für die Einholung der Anbote zu allen vorgesehenen Punk- ten durch das Hochbauamt. Am 17. November fand eine abschließende Besprechung des Investitionsausschusses statt, vom Hochbauamt wurde am 24. November dem Gemeinderat ein Antrag vorgelegt, wonach sich die Gesamtsumme des Ausbaues auf I5V2 Millionen Schilling erhöhen wird. Im Anschluß an die Gemeinderatssitzung vom 14. Dezember besich- tigten die Mitglieder des Gemeinderates unter Führung von Bürgermeister- Stellvertreter Samhaber den derzeitigen Stand der Bauarbeiten im Nordico. Den geschilderten Umständen entsprechend waren die Veränderungen im Gebäude Bethlehemstraße Nr. 7 nur geringfügiger Art. Wesentlich ver- bessert wurde der Gesamteindruck des Erdgeschoßgewölbes (später Schau- raum Archäologie), die Fußböden wurden überall gelegt, die Stiegen über- arbeitet. Im Verwaltungsgeschoß sind die Bauarbeiten abgeschlossen, die technische Einrichtung für Dunkelkammer und Restaurierwerkstätte wur- de bereits montiert, die Depotkästen und zum Jahresabschluß noch die Kastenverbauung auf dem Gang wurden geliefert. Auch der erste Einbruch ist bereits zu verzeichnen: in der Nacht vom 22. auf den 23. Mai wurde das Schloß der Eingangstür aufgesprengt und (wie die spätere Selbstanzeige ergab) übernachtete ein Mann im Stiegen- haus; die Türschlösser zu den meist leerstehenden Sälen widerstanden den Öffnungsversuchen. Ein arger Hemmschuh für den Ausbau war das im Erdgeschoß liegende Leistenmagazin der Glaserei Prat, da in diesem Raum die Zentralen für Strom, Sicherungsanlagen, für Wasserversorgung usw. installiert werden sollen. Dieser Raum wurde am Jahresanfang 1973 ge- mäß Vertragsabschluß vom 15. November 1972 geräumt, bis zum 17. Mai 1973 wird noch ein Ersatzraum als Leistenmagazin der Firma Prat zur Verfügung gestellt werden. In der Personalfrage ist nach langer Verzögerung die Entscheidung in 114 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz der Nachfolge des städtischen Archäologen gefallen. Aus familiären Grün- den konnte Frau Dr. Kux-Jülg nur stundenweise zur Einarbeitung in den Monaten Mai und Juni die Arbeiten beginnen, ab 1. August trat sie die Stelle an. Die Hilfskraft in der Restaurierwerkstätte, Fräulein Gerlinde Grothe, wird erst ab Jänner 1973 die neugeschaffene Stelle übernehmen können, sie war 1972 als Aushilfskraft (auch im Lichtbildarchiv) tätig. Im Jahre 1972 wurde die Gastausstellung des Stadtmuseums in der Neuen Galerie am 31. August durch den geschäftsführenden Bürgermei- ster-Stellvertreter Franz Samhaber eröffnet. Sie war dem Architekten Mauriz Balzarek (1862—1945) gewidmet und gab anhand seines Lebens- werkes einen Überblick über Jugendstil und Sachlichkeit in Linz. Es er- schien dazu ein Katalog im Umfang von 84 Seiten mit 22 Tafeln (davon eine und der Umschlag farbig). Die Finanzierung des Kataloges, der durch Abdruck des Nachlaßinventars Balzarek einer Künstlermonographie gleich- kommt, war nur durch freundliche Unterstützung von Industrie, Banken, Firmen und Institutionen möglich. Die gezeigten Bücher, hauptsächlich über die Wagnerschule, stellten die Bibliotheken des österreichischen Mu- seums für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste in Wien zur Verfügung. Mit dieser Ausstellung war der Öffentlichkeit ein Querschnitt durch die wichtigste Neuerwerbung des Stadtmuseums gezeigt worden. Durch Initiative von Herrn Dr. Alexander Wied (Bear- beiter der Kunsttopographie) erhielt das Stadtmuseum zuerst als Leihgabe, dann als Schenkung den aus 8622 Plänen und Skizzen, 26 Zeichnungen, 84 großformatigen Entwürfen (hauptsächlich für Konkurrenzen) sowie aus Modellen bestehenden Nachlaß Mauriz Balzareks. Nach den Schäden des zweiten Weltkrieges ist es der einzige in derartiger Vollständigkeit er- haltene künstlerische Nachlaß eines bedeutenden Linzer Architekten. Stell- vertretend für alle Mitglieder der Familie sei hier Frau Hilde Glossauer für die großzügige Widmung der Dank ausgesprochen. Die Auswahl der 54 Katalognummern traf Dr. Alexander Wied, der auch die Einleitung des Kataloges verfaßte. Die Stadtbibliothek Linz hat die Bibliothek Balzarek angekauft, sie stellte eine Auswahl von Büchern für die Ausstellung zur Verfügung, es waren darin überdies einige Dokumente und Bildnisse (u. a. ein Porträt Balzareks, gemalt von Paul Ikrath, 1924) zu sehen. Die Ausstellung „Mauriz Balzarek" fand das Interesse der Assistenten der Technischen Hochschule in Graz. Auf deren Initiative hin (den Herren Dipl. Ing. Uitz und Wallmüller sei an dieser Stelle gedankt) übernahm das Forum Stadtpark in Graz diese Ausstellung in der Zeit vom 28. No- vember bis 8. Dezember 1972. Bei der Eröffnung durch Direktor Dr. Wacha am 27. November waren zahlreiche Mitglieder des Lehrkörpers der Tech- nischen Hochschule in Graz anwesend. Das österreichische Fernsehen brachte einen Bildbericht über das Schaf- Museum der Stadt Linz 115 fen Balzareks, in dem sowohl die Objekte der Ausstellung als auch die Bauten in Bad Hall und Steyr-Durchbruch gezeigt wurden. In der Berichtszeit erschien das Naturkundliche Jahrbuch der Stadt Linz 1972 mit einem Umfang von 187 Seiten. Zum ersten Mal ist darin eine Naturkundliche Chronik für das Jahr 1971 enthalten, zusammenge- stellt von Günther Theischinger, dem zuständigen Sachbearbeiter. Das Kunstjahrbuch der Stadt Linz 1971 wurde in neuem Gewand im Herbst 1972 ausgeliefert. Die Gestaltung lag in Händen von Prof. Erich Bucheg- ger. Es umfaßt 72 Seiten und enthält 58 Abbildungen. In der Reihe der Linzer Archäologischen Forschungen erschien Sonderheft IV/2, womit die Publikation des Manuskriptes von Paul Karnitsch, Die römischen Kastelle von Lentia (Linz), mit dem Tafelband abgeschlossen werden konnte. Die Herstellung des Bandes war insofern schwierig, weil die Texte von Frau Martha Schweiger geschrieben und in der Magistratsdruckerei gedruckt, die Klischees von der Druckerei J. Wimmer hinzugefügt wurden. Die Veröffentlichung der anthropologischen Funde von Linz-Zizlau wird mit dem Erscheinen des Bildbandes erst 1973 abgeschlossen.

Kunst- und kulturgeschichtliche Sammlungen mit Restaurierwerkstätte

Vom künstlerischen Nachlaß des Linzer Malers Eduard Polesny über- nahm das Stadtmuseum beim Abbruch des Hauses Bethlehemstraße Nr. 19 rund zwei Dutzend Ölbilder, dazu auch ein Porträt Polesnys, gemalt von Max Hirschenauer. Aus dem Nachlaß von Herrn Dr. Andreas Markus ka- men die Ansichtskarten, zahlreiche Abzeichen und Erinnerungsmedaillen sowie eine Samtschatulle in das Stadtmuseum. Frau Maria Elisabeth Ha- ger überließ Uniformstücke ihres Gatten und ihres Sohnes (erster und zweiter Weltkrieg). Frau Prof. Lucie Hampel von den Modesammlungen der Stadt Wien widmete eine Seidenjacke vom Schneidersalon Ramet- scheiner in Linz. Als Legat nach Karoline Nowak übergab Frau Doris Bie- berhofer ein Damenporträt aus der Sensenschmiedfamilie Zeitlinger, das Franz Xaver Bobleter zugeschrieben wird. Laut Mitteilung von Notar Lauf in Ottensheim hat Johanna Wilhelmine Brosch, geborene Springer (ge- storben am 1. Jänner 1972 in Wels), die Witwe nach Klemens Brosch, in ihrem Testament dem Stadtmuseum einige Radierungen und zwei kleine Bilder ihres Mannes vermacht, doch waren diese bei Inventierung und Schätzung des Nachlaßvermögens nicht aufzufinden. Im Herbst des Berichtsjahres übernahm das Museum aus den Bestän- den des Musikarchivs anläßlich der Pensionierung von Kanzleirat Fro- schauer einen Teil der alten Linzer Musikinstrumente. Bemerkenswert darunter ist eine Schalmei in D, deren Lederhülle die alte Aufschrift 116 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz

„Stadtschlüssel" trägt, eine Klarinette, eine Trompete, eine Posaune und ein Piston, Tenorhörner, Gitarren und Zithern von den Instrumenten- machern Ignaz Lorenz, Joseph Winter, Laussmann u. a. Ein Teil dieser Instrumente wurde der Musikinstrumentenerzeugung Ankerl in Wien zur Restaurierung übergeben. Im Gedächtnisjahr für den heiligen Wolfgang konnte das Stadtmuseum eine Gußform für ein Wallfahrtszeichen nach St. Wolfgang erwerben. Eine größere Anzahl von Klosterarbeiten, gefaßten Reliquien, eine Glasvitrine mit Darstellung des heiligen Franz Xaver konn- ten angekauft werden. Die im Stadtmuseum verwahrten Arbeiten von Johann Rint wurden um zwei Holzreliefs (Der pfiffige Sepp, Der lustige Handwerksbursch) erweitert. Unter den Ankäufen verdient das Spätwerk Johann Baptist Reiters, >,Mädchen mit Weinlaub im Haar" (angekauft mit Stadtsenatsbeschluß vom 24. April 1972), Erwähnung. Im Wiener Dorotheum konnte ferner mit Stadtsenatsbeschluß vom 13. November 1972 ein repräsentatives Bildnis eines österreichischen Aristokraten ersteigert werden, das eine wesentliche Bereicherung der Proben vom Schaffen dieses Linzer Malers darstellt. Da es um die Beispiele für den Künstlerkreis Rudolfs II. sehr schlecht in Linz bestellt ist, erwarb das Stadtmuseum auf einer Münchner Versteigerung ein Bild „Venus mit Satyren" aus dem Kreis von Joseph Heintz d. Ä. (Stadtsenatsbeschluß vom 18. Dezember). Ferner wurde in München ein Herrenporträt von Daniel Sutter ersteigert, ein Werk des Sohnes des Lin- zer Nazareners. Familie Müller und Berger in Urfahr überließ eine hölzer- ne Wäscherolle. Von der Stadtpfarre Urfahr übernahm das Stadtmuseum Pläne über Umbau und Erweiterung der Kirche. Das Stadtmuseum erwarb ferner eine umfangreiche Sammlung von Proklamationen, Anschlägen und Landkarten aus dem ersten Weltkrieg. Die weiteren Erwerbungen werden nach den Künstlernamen hier alphabetisch angeführt: Helma Aschauer, Rolf Aschenbrenner, Franz Xaver Bobleter, Dietmar Brehm, Wilhelm Bru- schek, Roxane Cuvay, Helmut Danner, Ghilain, Theo Geyer, Max Hir- schenauer, Egon Hoffmann, Peter Huemer, J. M. Kaiser, Hans Keplinger, Peter Kraml, Auguste Kronheim, Peter Kubovsky, Rudolf Madlmayr, Hel- ga Mücke, Alfred öttl, Ernst Pader, Karl Pflanz, Ernst Reischenböck, Erich Ruprecht, Bernhard Schwarz, Franz Sedlacek, Lutz Stadibauer, Heinz Staffelmayr, Rudolf Wernicke, Wolfgang Zöhrer. Die vom Hause Ottensheimer Straße Nr. 23 stammende Franzosenkugel vom Jahre 1809 wurde der Stadtpfarrkirche Urfahr überlassen und dort auf Initiative von Konsulent Gruber an der donauseitigen Mauer in die Wand eingelassen. Die ursprüngliche Grabtafel des Soldatenfriedhofes auf dem Pöstlingberg wurde dem Stadtmuseum übergeben. Bei der Aus- stellung Fanny Newald im Schloßmuseum war die Stadt Linz mit zwei Öl- bildern, 15 Graphiken und vier Bühnenbildern der Linzer Puppenspiele Museum der Stadt Linz 117 beteiligt. Für den Jahreskalender der ÖBB von 1973 wurden Aufnahmen von Linzer Uhren gemacht und eine davon in Farben ausgearbeitet. Für Theateraufführungen in der Neuen Galerie stellte das Museum verschie- dene Möbel zur Verfügung. In Fortführung der „Eisentopographie" zeichnete Sigrid Reisser ver- schiedene Gitter aus dem Stadtgebiet von Linz. Gut voran ging die Bear- beitung der Kunsttopographie (Profanbauten). Dr. Alexander Wied hat die Ausarbeitung einiger Straßenzüge abgeschlossen, das Bundesdenkmal- amt (Institut für österreichische Kunstforschung) hat die vorgelegte Probe vollinhaltlich gutgeheißen. In der eigenen Werkstatt wurden folgende Arbeiten durchgeführt: An neun Ölbildern, einer Reproduktion sowie an 84 graphischen Blät- tern wurde eine Restaurierung vorgenommen. Die Balzarek-Ausstellung hat neben der größeren Anzahl zu bearbeitender Blätter auch einige schwie- rige und komplizierte Wiederherstellungen (Planpapiere) notwendig ge- macht. Im Arbeitsbereich Bodenfunde wurde an 16 Keramiken eine Re- staurierung in Form von Ergänzen bzw. Konservieren vorgenommen. Maskeneinschneiden für Graphiken, photographische Restaurierungspro- tokolle sowie technische Bilduntersuchungen zählen zu den ständigen Ar- beiten der Restaurierwerkstätte. Dr. Georg W a c h a Archäologie

Von besonderer Wichtigkeit und Bedeutung ist die Planung der archäolo- gischen Schausammlung im neuen Museumsgebäude „Nordico". Obzwar diese Tätigkeit besonderen Reiz in sich birgt, verlangt gerade sie in er- höhtem Ausmaße Fachwissen mit ästhetischem Raumwissen gekoppelt, da sich die Schausammlung auf Jahre hindurch unverändert zeigen wird. Gleichzeitig mit dieser Planungsarbeit soll auch die Übersiedlung der Aus- stellungsobjekte aus den Depoträumen ins Nordico vor sich gehen. Es müssen alle Exponate fachgerecht eingepackt werden, damit die Übersied- lung einigermaßen reibungslos vor sich gehen wird. Im ersten Schauraum werden zwei Vitrinen der Paläontologie (Funde von der Pleschinger Austernbank) gewidmet werden: das bedeutet zu- sätzliche Vorarbeiten, Besprechungen mit Fachleuten und Geologen, um auch die richtigen Exponate für die Schausammlung auszuwählen und zu arrangieren. Im Dezember 1972 und im Jänner 1973 hatte die Unterzeich- nete die Möglichkeit, einen numismatischen Kurzlehrgang über antike Münzen in Wien bei Univ.-Prof. Dr. Robert Göbl zu absolvieren. Diese Einführung in die Münzkunde ist insofern nutzbringend, da das Linzer Stadtmuseum über eine Anzahl von Münzen verfügt, die teilweise noch 118 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz geordnet und bestimmt werden müssen; außerdem sollen einige reprä- sentative Stücke als Schauobjekte in die Ausstellung kommen. Für ein historisches Sachbuch konnten dem Tyrolia Verlag zehn Bilder aus dem jedenfalls für Österreich einzigartigen Gräberfeld Linz-Zizlau zur Verfügung gestellt werden. Auf dem Modell des Kürnberges, das sich im Besitz des Linzer Stadtmuseums befindet, wurden nun genau die in den verschiedenen Kulrurepochen errichteten Wälle eingezeichnet, was zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Problem dieses durch Jahr- hunderte hindurch besiedelten Berges führte. Die Vorarbeiten Dr. Podzeits für eine Plangrabung am Kürnberg werden wieder aufgenommen. Das noch nicht aufgearbeitete Material des Gräberfeldes Linz-Zizlau, das sich teilweise noch in der Restaurierwerkstätte befindet, wird bearbeitet; die Vorarbeiten für eine Grabung im Werksgelände der VÖEST wurden bereits aufgenommen. Bei einem Informationsbesuch von Seiten der Unterzeichneten in der Bautechnik der VÖEST wurde dem Linzer Stadtmuseum von Dipl.-Ing. Gollner wiederum jegliche Unterstützung zu- gesichert und der Kontakt, der seit langem durch die Grabungen Linz- Zizlau und Linz-St. Peter besteht, wiederaufgenommen. Auch die Vor- sprache bei Generaldirektor Dr. Koller war positiv und endete mit weite- ren Zusicherungen für die bevorstehende Grabung. Die Feldarbeit, die notgedrungen durch das Fehlen eines Archäologen ruhte, kann dennoch einige erfreuliche Ergebnisse verzeichnen. So wurde ein römischer Grabstein, dessen nähere Fundumstände jedoch noch ge- klärt werden müssen, aus Linz geborgen und an das Museum gebracht. Die römischen Mauern, die in den Jahren 1966/67/68 von Dr. Podzeit ergraben wurden und die sich im Garten der Druckerei J. Wimmer befin- den, wurden — nachdem sie über zwei Jahre nicht betreut worden waren — vom Gartenamt gesäubert. Vor der Entscheidung über eine weitere Restau- rierung oder das Zuschütten der Ausgrabung wird noch ein Gutachten vom Direktor des österreichischen Archäologischen Institutes, Univ.-Doz. Dr. Hermann Vetters, eingeholt werden. Eine mühsame und zeitraubende Arbeit war, den gesamten in- und aus- ländischen Schriftentausch wieder auf den neuen Stand zu bringen. Natur- gemäß sind durch die lange Vakanz der archäologischen Stelle eine Menge Zeitschriften und Bücher liegengeblieben, die inventarisiert, geordnet und nach verschiedenen Sachgebieten eingereiht werden mußten. Ein neuer, dem jetzigen Stand der Tauschpartner des In- und Auslandes entsprechen- der Zeitschriftenkatalog wurde angelegt und zählt derzeit 252 Schriften- reihen (32 inländische und 220 ausländische Periódica). Die Schriftenrei- hen, Kongreßberichte, Festschriften, Museumsführer und Ausstellungska- taloge wurden separat geordnet. Die Handbibliothek wurde bereits nach einer mechanischen Wortfolge neu aufgestellt, wobei Frau Dr. Sigrid Jal- Museum der Stadt Linz 119 kotzy wertvolle Mithilfe leistete. Daß diese Handbibliothek für die wis- senschaftliche Forschungsarbeit wesentlich ist, steht außer Frage, ebenso aber muß diese immer dem neuesten Stand der Forschung angeglichen sein. Daher wurde ein Verzeichnis jener Werke erstellt, die zur Ergänzung der Bibliothek erforderlich sind. Dr. Renate Kux-Jülg

Lichtbildreferat Um die umfangreiche Tätigkeit des Museumsphotographen zu erfassen, müßte man die Eintragungen eines ganzen Jahres aufzeigen oder die Sei- ten des Auftragsbuches vollständig wiedergeben. Da dies sicherlich nicht der Sinn dieses Berichtes sein kann, werden hier immer nur größere, ge- schlossene Aufträge herausgegriffen und aufscheinen. Anhand des Ma- terialverbrauchs läßt sich ein Tagespensum von ca. 10 Aufnahmen und 20 bis 30 Vergrößerungen als Durchschnittswert errechnen. Wenn man bedenkt, daß für diverse Außenaufnahmen der Anmarschweg sowie für komplizierte Sachaufnahmen ein längerer Zeitaufwand erforderlich ist und noch Zeiten für Ausarbeitung und Archivierung der Photos, Materialein- kauf, Wartung der Dunkelkammer und Geräte miteingerechnet werden, so kann sich auch ein Laie ein ungefähres Bild dieses Einrichtungszweiges machen. Dem somit unter Zeit- und ständigem Termindruck stehenden Photographen wenigstens moderne Aufnahmeapparate in die Hand zu geben, konnte in diesem Jahr endlich erreicht werden: die Anschaffung einer Hasselblad 6x6 Kamera wurde genehmigt. Für die eigene Dienststelle wurden heuer die Arbeiten an der Kunst- topographie (Linzer Profanbauten), zur Jugendstil-Ausstellung (Balza- rek), an der Photokartei (Hauspläne und Ansichten) und den Inventarauf- nahmen (Nachlaß Newald) fortgeführt. Photobeistellungen erfolgten für die Kunstschul-Festschrift, über das Modell des neuen Künstlerhauses. Sämtliche Möbel des Museums (Renaissance, Barock, Biedermeier) sowie die Linzer Biedermeierfassaden wurden aufgenommen. Für den Brucknerhaus-Dokumentarfilm wurden drei Super-8-Filme aufgenommen, ferner 350 Colordias und 150 Schwarzweißdias ange- fertigt. 50 Colorvergrößerungen, 13 x 18 cm, gingen an Hof rat Dr. Wutzel (Linzer Donaubrücke) und Dipl.-Ing. Doblhamer (Stadtpläne). Planungs- amt, Hochbauamt, Straßenneubauamt, Gartenamt, die Friedhöfe, das Amt für Presse und Fremdenverkehr und das Archiv nahmen den Photographen wiederholt in Anspruch. Festgehalten sei der Ankauf eines Pradovit-Color-Diaprojektors zur Verwendung in der Informationssäule (war in der Balzarek-Ausstellung in Linz und Graz im Einsatz) und der Hasselblad 6x6 Kamera. Franz Michalek 120 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz

Stadtbibliothek

Über die Frage der Wiedereingliederung der seit 1949 dem Präsidialamt unterstellten Verwaltungsliteratur in die Stadtbibliothek und der im Zu- sammenhang damit geplanten Zentralisierung des städtischen Bibliotheks- wesens (ausgenommen die Volksbüchereien) gibt es seit dem letzten Be- richt nichts Neues anzuführen. Eine Stellungnahme des Bürgermeisters, der als Kulturreferent mit der Angelegenheit befaßt wurde, steht noch aus. Es ist zu hoffen, daß mit der wegen der bevorstehenden Errichtung der Kunstakademie notwendigen Übersiedlung in das Gebäude Museumstra- ße 15 sich auch bezüglich der Organisation und des künftigen Status der Stadtbibliothek die seit langem verfolgten Ziele verwirklichen lassen. In personeller Hinsicht ist zu berichten, daß Herr Johann Erler in das Jugendamt versetzt wurde. Damit hat die Stadtbibliothek neuerlich eine Kraft verloren, die sich eben erst eingearbeitet hatte. An seiner Stelle hat Herr Helmut Grosse am 2. Oktober 1972 den Dienst angetreten. Das Budget für Bücherankauf und -erhaltung reicht leider noch immer nicht aus, um alle wichtigen einschlägigen Neuerscheinungen ankaufen zu können. Antiquarische Erwerbungen sind nur in bescheidenstem Rahmen möglich, und bei Auktionen sich bietende Gelegenheiten für die Vervollständigung der Linzensia-Sammlung können nur ganz selten wahrgenommen werden. Mit den Katalogisierungsarbeiten ist die Stadtbibliothek auf dem laufen- den. Auch die Altbestände sind nun zur Gänze aufgearbeitet. Der künst- lerische Nachlaß des Komponisten August Pepöck wurde geordnet und steht nun jedem Interessenten zur Verfügung. Die für eine Ergänzung des seit dem Beginn der sechziger Jahre vernachlässigten Sachkataloges not- wendigen Karteikarten sollen durch Kopieren eines Teiles des Nominal- kataloges hergestellt werden. Bis diese Kopierarbeiten durchgeführt sind, ist es zweckmäßig, die neuen Karteikarten für den Nominalkatalog ge- trennt einzuordnen und ebenso getrennt einen behelfsmäßigen Sachkata- log zu führen, so daß zur Zeit jeweils zwei Kataloge zu benützen sind. Erst wenn die Lücke im Sachkatalog geschlossen ist, können die Karteikar- ten für die Neuzugänge der letzten Jahre in den eigentlichen Nominal- bzw. Sachkatalog eingeordnet werden. Die Arbeiten an der „Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte 1966—70" sollen demnächst intensiviert und so bald als möglich abge- schlossen werden. Das Zuwachsverzeichnis für die Neuerwerbungen 1971 erschien im April 1972 und wurde wieder den Dienststellen der Stadt- verwaltung und sonstigen Interessenten zur Verfügung gestellt. Eine Bi- bliographie des Linzer periodischen Schrifttums soll im Jahre 1973 veröf- fentlicht werden. Die Fortführung der biobibliographischen Kartei und die Ergänzung der Stadtbibliothek 121 biographischen Dokumentation war leider nur in geringem Ausmaß mög- lich. Mit dem Adalbert-Stifter-Institut, das die Unterlagen für die Bearbei- tung des „Biographischen Lexikons von Oberösterreich" vom aufgelas- senen Institut für Landeskunde übernommen hat, wurde vereinbart, dem- nächst Überlegungen anzustellen, ob und in welcher Form dieses Nach- schlagewerk weitergeführt werden kann. Der im Vorjahr begonnene Por- trät-Index, der angibt, in welchen Zeitschriften sich Bildnisse von für Linz und Oberösterreich bedeutsamen Persönlichkeiten befinden, konnte weiter ausgebaut werden. Er bildet einen wertvollen Fundbehelf, der viele zeitraubende Sucharbeiten vermeiden hilft. Größter Wert wurde auch im vergangenen Berichtszeitraum auf eine möglichst vollständige Erwerbung der in Linz erscheinenden Druckerzeug- nisse gelegt, wobei auf die oft nur in kleinen Auflagen erscheinenden Mitteilungen und Berichte von Vereinen etc. besonders geachtet wurde. Der Aufbau der Exlibris-Sammlung wurde konsequent weitergeführt, frei- lich mußte aus Mangel an finanziellen Mitteln der Ankauf einiger von pri- vater Seite angebotenen Sammlungen zurückgestellt werden. Die im Jahre 1950 beschlossene Errichtung eines Zentralkataloges der wissenschaftlichen Bibliotheken Oberösterreichs beschränkte sich zunächst auf die Bibliotheken des Landesmuseums und des Landesarchivs sowie der Studienbibliothek und der Stadtbibliothek. In allen vier war auch ein Exemplar des Zentralkataloges aufgestellt. Wie schon bei der Gründung be- tont wurde, sollte der Zentralkatalog auf alle wissenschaftlichen Bibliothe- ken des Landes ausgedehnt werden. Vor allem durch die Aufnahme der Hochschulbibliothek wuchs die Zahl der Karteikarten so stark an, daß deren Einordnung auch in der Stadtbibliothek bald nicht mehr bewältigt werden konnte. Zu Beginn des Jahres 1972 übersiedelte die zentrale Bü- chernachweisstelle des Zentralkataloges in die Studienbibliothek am Schil- lerplatz, wo u. a. auch ein gut funktionierender telefonischer Auskunfts- dienst eingerichtet wurde. Da außerdem die inzwischen in der Stadtbiblio- thek gestapelten Karteikarten ohne Personalvermehrung nicht mehr aufzu- arbeiten gewesen wären, wurde bei einer Besprechung aller beteiligten Bibliotheken am 13. April 1972 beschlossen, auch das städtische Exemplar des Zentralkataloges nicht mehr weiterzuführen. Wie sich zeigte, vermö- gen der Hauptkatalog in der Studienbibliothek und der in der Hoch- schulbibliothek geführte „Subkatalog" den Anforderungen der Bibliothe- ken und der Benutzer gerecht zu werden. Auf Ersuchen des British Council in Wien hat die Stadtbibliothek im Linzer Bauzentrum eine Buchausstellung „Town and Country Planning" organisiert, die vom 10. bis 24. Juni 1972 zu sehen war. Innerhalb der 25. österreichischen Buchwoche sorgte sie wieder für die Präsentation der städtischen und von der Stadt Linz subventionierten Publikationen. 122 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz

Über Bücherzuwachs, Bücherpflege und Bibliotheksbenützung gibt fol- gende Übersicht Auskunft: Der Zuwachs allein an Büchern — das periodi- sche Schrifttum wird etwas weiter unten berücksichtigt — betrug im ge- genwärtigen Berichtszeitraum 1090 Werke in 1289 Bänden. Davon sind 392 Bände als Geschenk oder Beleg eingegangen. In dieser Zahl sind jene 235 Werke (310 Bände) inbegriffen, die die Stadtbibliothek nach Beendi- gung der Buchausstellung „Buch und Kunst" vom 3.—17. November im Rahmen der Belgischen Buchwoche von den beiden belgischen Kulturmi- nisterien erhielt. Dieses großzügige Jubiläumsgeschenk anläßlich des seit nunmehr 20 Jahren bestehenden Kulturabkommens zwischen Belgien und Österreich bildet eine außerordentliche Bereicherung der Bestände. An dieser Stelle ist auch die Erwerbung der Bibliothek des Linzer Architekten Mauriz Balzarek zu erwähnen, die 160 Bände umfaßt. Nach Sichtung des Nachlasses wurden davon 104 Werke in 117 Bänden inventarisiert und katalogisiert. Der Rest betrifft Zeitschriftendubletten und nicht in die Sammlung passende Werke. Die Aufgliederung ergibt folgendes Bild:

Allgemeines 217 Werke 278 Bände Bibliographie, Buchwesen 7 Werke 7 Bände Geschichte 42 Werke 44 Bände Kirche, Religion 6 Werke 6 Bände Kulturgeschichte 197 Werke 212 Bände Kunstgeschichte 166 Werke 202 Bände Lexika 36 Werke 49 Bände Linzensia 43 Werke 48 Bände Musik 169 Werke 214 Bände Obderennsia 165 Werke 184 Bände Philosophie 18 Werke 19 Bände Wirtschaft, Statistik 24 Werke 26 Bände Zusammen 1090 Werke 1289 Bände

Auf folgende Buchankäufe sei besonders hingewiesen: ödön von Hor- vath: Gesammelte Werke (4 Bände); Knaurs Großer Weltatlas; Univer- sum der Kunst (14 Bände) ; Handbuch der Weltgeschichte (4 Bände) ; Mun- zinger Archiv (9 Bände); Enzyclopaedia Judaica (16 Bände); Lexikon der christlichen Ikonographie (3 Bände); Lexikon 2000 (12 Bände); Lexikon für Theologie und Kirche (14 Bände). Das periodische Schrifttum erfuhr einen Zuwachs von 827 bibliographi- schen Einheiten. 42 Periódica wurden neu eingestellt. Dabei handelt es sich meist um Schriften von Vereinen, Firmen, Schulen Institutionen etc., die der Bibliothek kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Stadtbibliothek 123

Wie in den vergangenen Jahren wurden von der Stadtbibliothek auch in der gegenwärtigen Berichtszeit die Buchbestände einer Reihe von Dienst- stellen der Kulturverwaltung mitbetreut. Folgende Neuerwerbungen wur- den in diesem Zusammenhang inventarisiert und katalogmäßig erfaßt:

Jugendreferat 12 Werke in 24 Bänden Kunstschule 26 Werke in 32 Bänden Musikarchiv 5 Werke in 9 Bänden Musikschule 1 Werk in 1 Band Neue Galerie 2 Werke in 6 Bänden Zusammen 46 Werke in 72 Bänden

Dem gesamten Bücherzuwachs der Stadtbibliothek und der von ihr betreuten Dienststellen entspricht in vollem Umfang die Erweiterung des Nominalkataloges. Kopien der Karteikarten wurden auch diesmal in er- forderlicher Anzahl für den „Zentralkatalog der wissenschaftlichen Bi- bliotheken in Linz'' zur Verfügung gestellt. 237 Bände konnten in dieser Berichtszeit gebunden werden. Viele not- wendige Bindearbeiten mußten wieder zurückgestellt werden, was sich — wie schon des öfteren erwähnt — besonders bei den Zeitungen und Zeit- schriften nachteilig auswirkt. Im Wege des internationalen Leihverkehrs konnten 84 Bände von an- deren Bibliotheken beschafft werden, die Stadtbibliothek hat dagegen 30 eigene zur Benützung an auswärtige Bibliotheken entlehnt. Neben vielen privaten Spendern ist es diesmal eine besonders stattliche Reihe von Institutionen, Vereinen und Schulen, denen für ihre Mithilfe an der Bereicherung der Bestände zu danken ist. Aber auch allen sonstigen Freunden und Förderern der Stadtbibliothek sei an dieser Stelle wieder der gebührende Dank ausgesprochen. Dr. Rudolf A11 m ü 11 e r 124 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz

Naturkundliche Station der Stadt Linz

Das entscheidende Ereignis des Jahres war der Beschluß des Magistrats- präsidiums vom 23. 5. 1972, der hier dem Wortlaut entsprechend wieder- gegeben wird: „Die Naturkundliche Station wird als federführende Dienststelle beauftragt, in Zu- sammenarbeit mit den mitbeteiligten Dienststellen das Konzept für einen Tierpark am Pöstlingberg (gemeint sind die von der Versicherungsgesellschaft Merkur dem Magi- strat Linz übereigneten Gründe zur Errichtung gemeinnütziger Anlagen; die Urfahr- wände und die Windflach, ein Gebiet von ca. 11 ha Größe. Anmerkung des Verfas- sers) unter Berücksichtigung aller Erfordernisse, wie Umzäunung, Zufahrt, Pkw-Ab- stellflächen, Verwaltungsgebäude, Buffet, Sanitäreinrichtungen, Stallungen, Futter- räume usw. einschließlich eines Kostenplanes zum etappenweisen Aufbau zu erstellen und nach deren Fertigstellung darüber neuerlich im MP zu berichten." In dieser Richtung hin wurde anschließend intensivst geplant und gear- beitet. Die Zoo-Idee hat nun durch die ständigen Hinweise und durch die Schaustellung des im Keller der Naturkundlichen Station (= NaSt) befind- lichen Klein-Exotariums und Aquariums am Tag der offenen Tür dazu geführt, daß sowohl Tageszeitungen als auch das Amtsblatt der Landes- hauptstadt Linz an bevorzugter Stelle Bilder und Kurzberichte bringen. Auch die Besucher der NaSt würden die Errichtung einer größeren Anlage dieser Art für Linz sehr begrüßen. In den Urfahrwänden, die eigentlich ein Naturschutzgebiet sein sollten, wird ein Lehrpfad, vorläufig dem Königsweg entlang, gestaltet werden, der dem interessierten Laien und auch dem Wissenschafter gerecht werden soll. Nach den notwendigen umfangreichen Messungen und photographischen Aufnahmen wurde in der NaSt ein Modell des Areals im Maßstab 1 :1000 angefertigt, um ein übersichtliches Bild zu erhalten und demgemäß richtig planen zu können. Die Arbeiten der Stationsgraphikerin, Frau Ruzic- ka, für den Lehrpfad sind in vollem Gange und sollen wegen ihrer Einma- ligkeit und Qualität noch nicht genannt oder genauer beschrieben werden. Die floristischen und faunistischen Untersuchungen dieses Areals sind größtenteils abgeschlossen oder bedürfen, was die Insekten betrifft, noch einer Ergänzung. Die laufenden Beobachtungen werden von bekannten Linzer Spezialisten — Biologen, Botanikern, Geologen, Mykologen, Orni- thologen, Entomologen und Zoologen — durchgeführt (Erlach, Grohs, Ha- mann, Kai, Kohl, Schüßler, Theischinger, Wagner) und in entsprechender Aufmachung nach ästhetischem und fachmännischem Entwurf dargestellt. Konkrete Pläne liegen bereits vor oder sind zum Teil schon verwirklicht. Außer dem vorhandenen Königsweg werden von den Wegewarten des österreichischen Alpenvereines, des Touristenclubs und des Touristen- vereines „Naturfreunde" neue Wege gebaut und somit das felsige Gebiet — Höhe etwa 100 m — aufgeschlossen. Die Unterlagen für diese Arbeiten Naturkundliche Station der Stadt Linz 125 sind Schichtenpläne vom Planungsamt des Magistrates und geologische Karten, aufgenommen von Doz. Dr. Häusler und Dr. Kohl. Die dazu- gehörigen Legenden liegen bereits auf. Kostenvoranschläge für die entsprechenden Bauten, für die Umzäunung und die Errichtung von Parkplätzen wurden eingeholt, um finanzielle Grundlagen zu eruieren. Außerdem ist es notwendig, verschiedene tech- nische Daten über den Verbrauch von Wasser, Strom und Wärmeenergien auf Grund der Erfordernisse ähnlicher Einrichtungen für unsere Verhält- nisse zu errechnen. Diese Vorarbeiten werden vermutlich im Sommer 1973 abgeschlossen sein. Die Arbeitsgemeinschaft zur Schaffung naturkundlicher Einrichtungen in Linz leistet fallweise wertvolle Beiträge dazu. Die übrigen in der NaSt etablierten Arbeitsgemeinschaften, die Linzer Astronomische Arbeitsgemeinschaft (OAR Schöffer, Plasser) mit der Jugendgruppe WEGA, die Arbeitsgemeinschaft der Mineralogen (Dipl.-Ing. Götzendorfer, Planit- zer) und die Mikroskopische Arbeitsgemeinschaft (Dipl.-Ing. Schluder- mann) sind ebenso rege tätig wie die Jahre vorher, mit dem Unterschied, daß manche Berichtsabschnitte eine historisch oder arbeitsmäßig bedingte Schwerpunktverlagerung aufwiesen, die jeweils bekanntgegeben wurde. Die österreichische Naturschutzjugend, Gruppe Linz, hielt unter dem Vorsitz des Leiters der NaSt und Prof. Rochowanski monatliche Sitzungen ab. Durch die große Mitgliederzahl bedingt, war es unvermeidlich, daß sich ein Teil zu einer eigenen Gruppe zusammenschloß, die sich nun Stadtgruppe Linz nennt. Durch eine großzügige Spende der Landesleitung, des österreichischen Naturschutzbundes, der oö. Landesre- gierung und des Magistrates der Stadt Linz konnte sie sich selbständig ma- chen und in der Südtiroler Straße ein eigenes Heim einrichten. Die Bohr- und Aufschlußkartei, bearbeitet von Dr. Her- mann Kohl, konnte wieder erweitert werden. Es kamen hinzu: Bohrungen aus dem Gelände Harbach (aus 1941), solche, die anläßlich der Buwog- bauten in der Freistädter Straße, in Steg und Dornach abgeteuft wurden, einige von der Postverwaltung (Errichtung der Funkstation ), weitere von der Dükerleitung unter dem Donau-Sammelkanal Urfahr, etliche vom Autobahn-Zubringer Linz-Mitte, von der Kremstalbrücke und schließlich Bohrungen von der Unteren Donaulände anläßlich des Baues der Wiener Städtischen Versicherungsanstalt und des Jahn-Hotels. Auf- schlüsse wurden aufgenommen am Freinberg-Osthang, im Katzgraben und an der Altenberger Straße. Auf dem Gelände der Windflach wurden Son- dierungen mit dem 1-m-Schlagbohrstab vorgenommen, um die oberfläch- liche geologische Zusammensetzung dieses Wiesengeländes kennenzuler- nen, wobei auch interessante geologische Feststellungen gemacht wurden. 126 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz

Die Bohr- und Aufschlußkartei leistete dieses Jahr gute Dienste für die Erhebungen zum Wasserkraftkataster, der im Auftrag des Bundesmini- steriums für Land- und Forstwirtschaft bearbeitet wird. Weitere Arbeiten Dr. Kohls waren die Bergung fossiler Kleinschnecken aus der Baugrube der Pädagogischen Akademie auf dem Freinberg und die geologischen Unter- suchungen entlang des Urfahrer Königsweges, ebenso vorbereitende Ar- beiten für den geologischen Lehrpfad in den Urfahrwänden. Dr. Kohl nahm an der 16. Tagung der Deutschen Quartärvereinigung in Stuttgart teil, wo er einen Vortrag über den Aufbau der Donauebene in Ober- österreich hielt, außerdem an einer Exkursion der Paläontologischen Ge- sellschaft ins Salzkammergut und an einer Tagung o. a. Gesellschaft in Graz. Die im Berichtsjahr 1971 begonnenen, umfangreichen Karteiarbeiten sind schon weit fortgeschritten. Die Aufstellung eines Gesamtkataloges naturwissenschaftlicher Arbeiten über Ober- österreich umfaßt bereits mehr als 3000 Literaturzitate, die Stich- wörterkartei bereits über 2300.

Kurse, Vorträge, Fahrten

Das naturkundliche Programm für die VHS Linz wurde wie immer vom Leiter der NaSt erstellt und umfaßte 10 Kurse, 1 Vortrag, 2 Führungen, 4 Naturfahrten; davon wurden von ihm selbst 2 Kurse und 2 Naturfahr- ten bestritten; außerdem 1 Vortrag beim Amt für Tagesheimstätten und 6 Vorträge für das Wohlfahrtsamt Altenbetreuung. Die diesjährigen Sommerwochen (Auslandslager) fanden vom I. bis 14. August statt. Die Autobusroute führte durch Italien und Sizilien mit Campinglager in Catania. Von dort Aufstieg auf den Ätna, Rundfahrt durch Sizilien zur Besichtigung verschiedener Mineralvorkommen. Auf der Rückreise Besichtigung von Pompeji und Besteigung des Vesuvs mit Rund- gang um den Krater und Aufsammeln verschiedener Lava-Belegstücke, wie auf dem Ätna, um Vergleichsstücke für die NaSt zu erhalten. Der Verfasser nahm an folgenden Tagungen, Sitzungen, Be- sprechungen teil: 20. 1. Jahreshauptversammlung der Arbeitsge- meinschaft zur Schaffung naturkundlicher Einrichtungen in Linz; 15. 4. Jahreshauptversammlung des österr. Naturschutzbundes; 2.-5. 5. Dienst- reise Tiergarten Hellbrunn; 5. 5. Tagung der Hochschule Linz; 10.—14. 5. Malakologen-Tagung Braunau; 19. 9. 25 Jahre VHS Linz — Festakt in VHS; 10. 10. Eröffnung der Vogelschau des Vereins der Vogelfreunde Linz; II. und 12. 10. Entomologen-Tagung in Linz; 21. 10. Tagung des österr. Naturschutzbundes in Altmünster; 15. 11. 25 Jahre Oö. Volksbildungs- Naturkundliche Station der Stadt Linz 127 werk— Festakt Handelskammer Linz; 4. 12. Fahrt nach Altenfelden — Besichtigung des Tierparks und Besprechung mit Prinz Reuss. Dazu kamen noch 2 Ausschußsitzungen der Arbeitsgemeinschaft zur Schaffung natur- kundlicher Einrichtungen in Linz und 4 Besprechungen mit der Geschäfts- führerin der Grünen Front, Frau von Braun. Die übrige Zeit war ausgefüllt mit vorbereitenden Arbeiten zur Ausgestaltung des künftigen Zoos und des Lehrpfades. Herr OAR Schöffer nahm an zwei Beiratssitzungen der Linzer Astronomischen Gemeinschaft teil. Im Berichtsjahr wurden in der Station insgesamt 694 Kursteilnahmen, 731 Besuche (inkl. Tage der offenen Tür), 756 Beratungen und 280 An- wesenheitstage ehrenamtlicher Mitarbeiter sowie Auskünfte telephoni- scher Art über diverse Fragen naturkundlicher Art verzeichnet; ebenso Be- ratungen des Leiters der NaSt bei naturwissenschaftlichen Hausarbei- ten Studierender an Pädagogischen Akademien bzw. Bearbeitung von Themen für die Hauptschullehrerprüfung. Die NaSt ist nun soweit einge- richtet und durch die umfangreichen Karteien, Sammlungen, Literatur, Belegstücke und guten Kontakte zu anderen Institutionen in der Lage, die meisten an sie gerichteten Anfragen positiv zu beantworten oder die Fra- genden an die zuständigen Stellen zu verweisen.

Veröffentlichungen

Dr. Hans Grohs : Redaktion „Apollo". Mit den vier im Berichtsjahr herausgebrachten Folgen liegen bereits 30 Hefte der Zeitschrift „Apollo" vor. Autoren der letzten Hefte waren: Aumüller, Erlach, Grohs, Hamann, Kohl, Liepolt, Linhart, Mandi, Merwald, Moser, Padua, Ricek, Rohrhofer, Schöffer, Stoiber, Theischinger, Weiss, Zerlik.

Heft 27/1972: Der Freinberg und seine Vorhöhen einmal erdgeschichtlich betrachtet. Ein Neufund des echten Höhlenkäfers in Oberösterreich. Zum Welt-Naturschutzjahr 1972. Jugend und Naturschutz. Ein zentraleuropäisches Naturschutzgebiet. Schicksal des burgenländischen Apollofalters. P. Dr. Bruno Troll-Obergfell S. J.

Heft 28/1972: Ein Zoo in Linz. Urfahrwänd und Windflach aus geologischer Sicht. Der Fransen-Wulstling. Der Kiebitz in den höheren Lagen des Mühlviertels (2. Teil). P. Rudolf Michael Handmann. 128 Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt Linz

Heft 29/1972: Gedanken zum Welttierschutztag am 1. Oktober. Im Urlaub wird der Hund unbequem. Blutschwitzerkäfer in den Urfahrwänden. Über das Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte in Ober- österreich. Begehung des Stollens unter der Wasserstiege am Römerberg. Der Juni 1972 dauerte um eine Sekunde länger. Zum 100. Todestag von P. Johann Nepomuk Hinteröcker S. J., dem Begründer des ersten botanischen Gartens in Linz. Naturkundliche Wanderziele in Oberösterreich. Der Edelkastanienwald bei Unterach. Konzeption erst ein halbes Jahr nach Paarung bei Fledermäusen.

Heft 30/1972 : Das Flyschphänomen des Pinsdorfberges. Apollofalter in Oberösterreich. Unsere Erdkröte. Polarhunde in Oberösterreich. Sternvorschau für das erste Vierteljahr 1973. Die Fischerei in Österreich. P. Joseph Walcher S. J. Naturkundliche Wanderziele in Oberösterreich. Das Wildmoos oder Neuhäusler-Moor bei Mondsee.

Außer den angeführten Themen waren in jedem Heft jahreszeitliche Aufzeichnungen über die Klimaschwankungen von Linz enthalten, Kurz- berichte naturkundlichen Inhaltes aus aller Welt und eine Übersicht über naturkundliche Linzer Kurse, Vorträge usw. für das folgende Jahresviertel. OAR Emmerich Schöffer: Monatliche „Sternvorschau" in den Oberöster- reichischen Nachrichten. Wilhelm Foissner: „The cytopyge of Ciliata", Actabiol. Acad. Sei. hung., 23 (2), 161-174 (1972). Dr. Hans G r o h s