Dr. Jost Hartmann-Preis 2010 Dr
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2010 Dr. Jost Hartmann- Preis 2010 Dr. Jost Hartmann-Preis 2010 Dr. Jost Hartmann- Preis Herausgeberin: Denkmalpflege der Stadt Bern Konzept: Jean-Daniel Gross, Martin Oberli Redaktion: Tanja Stenzl Texte: Jean-Daniel Gross, Roland Flückiger, Jürg Keller Gestaltung: Martin Oberli Graphic Design, Biel Druck: Ast & Fischer AG, Wabern © Denkmalpflege der Stadt Bern, 2010 Tu’ Gutes und sprich darüber Von Bauten und Menschen Wie heisst es doch: Tu’ Gutes und sprich Alle zwei Jahre trifft sich die städtische darüber! Die Verleihung des Dr. Jost Hartmann- Denkmalpflege-Kommission zu einem ganz- Preises ist eine wahrhaft gute Gelegenheit, tägigen Termin: die Prüfung der Eingaben vom Guten zu sprechen. Sie, liebe Preisträge- für den Dr. Jost Hartmann-Preis. Spannende rinnen und Preisträger, haben jedoch nicht Besichtigungen und intensive Diskussionen nur Gutes, sondern Hervorragendes geleistet, machen diesen Tag zum Höhepunkt in der denn nur «die am besten renovierten Agenda der Kommission. Dabei wird immer Häuser in der Berner Altstadt» sind gemäss aufs Neue klar, wie vielschichtig, wie unendlich den Fondsbestimmun gen überhaupt aus- reich an wertvoller Bausubstanz unsere Alt- zeichnungswürdig. Sie haben es für Bern getan, stadt ist. Denn um die Altstadt und ihre präch- für das gebaute Herz der Stadt, für unsere tigen oder auch unscheinbareren Bauten geht einmalige Altstadt. es schliesslich – oder vielleicht doch nicht? Wie wichtig diese Altstadt für unser Selbst- Nein, nicht um Bauten geht es, sondern um verständnis ist, zeigt die wachsende Be- Menschen. Um Bauherrschaften, Architek- kanntheit des Preises. Wie viel in dieser Altstadt tinnen, Handwerker oder Vertreter von Instituti - gebaut, renoviert und umgebaut wird, illus- on en, die mit ihrem umfassenden Einsatz trieren beispielhaft die in dieser kleinen Pub- viel mehr als eine gute Arbeit leisten, die aus likation vorgestellten Objekte. Unsere Altstadt persönlicher Begeisterung oder unter Auf- lebt und transformiert sich. Wie man sieht, bietung all ihres Könnens der wertvollen Bau- wird in ihr gewohnt, gearbeitet, auch geraucht substanz unserer UNESCO-klassierten und – last but not least – Politik gemacht. Altstadt auf ihrem Weg durch die Zeit entschei- Und dass sich Baukultur und Denkmalpflege dende Impulse geben und ihr damit zu neuem mit einer vitalen Stadt nicht nur vertragen, Leben verhelfen. Das Objekt ist der Gradmesser sondern das Leben der Stadt bereichern und der herausragenden Leistung. Im Mittelpunkt aufwerten, lässt sich ebenfalls an diesem stehen die Menschen, die diese Leistung in Preis und an den hier vorgestellten vier Objek- unterschiedlichsten Funktionen erbracht oder ten ermessen. erst möglich gemacht haben. Der hohe Qualitätsanspruch im Umgang Und so ist auch die vorliegende Publikation zu mit unserer Baukultur ist ein Beweis für den verstehen: Sie lässt den ganz grossen und den Respekt gegenüber dem baulichen Erbe. Er ist ganz kleinen Bauten viel Raum, gewidmet ist aber auch ein Gradmesser für die Identifika- sie aber den ausgezeichneten Personen tion der Menschen mit ihrer Stadt. In diesem und Institutionen. Sie sind die Partnerinnen und Sinne machen Sie, liebe Preisträgerinnen Partner der Denkmalpflege, sie stehen für und Preisträger, uns Mut und zeigen uns, dass die «excellence» der dargestellten Sanierungen sich nicht nur die Denkmalpflege für die und Umbauten. Der Dr. Jost Hartmann-Preis sorgfältige Entwicklung unserer Stadt einsetzt, soll eine Anerkennung für Geleistetes und eine sondern dass sie sich in ihrer Arbeit auf bril- Motivation für die Zukunft sein, ein postumer lante und hoch motivierte Eigentümerschaften, Dank des Stifters. Ein weiterer, nicht minder Pla ner innen, Architekten und Handwerkerin- herzlicher Dank, liebe Preisträgerinnen und nen verlassen kann. Im Namen der Stadt Bern Preis träger, gebührt Ihnen von Seiten der städ- daher meinen herzlichen Dank und meinen tischen Denkmalpflege. Glückwunsch an Sie. Dr. Jean-Daniel Gross Alexander Tschäppät Denkmalpfleger Stadtpräsident 2010 • Dr. Jost Hartmann-Preis Cigarren Flury AG wird verliehen an für den sorgfältigen, sachgerechten Umgang mit dem wertvollen Interieur des seit Generationen geführten traditionsreichen Tabakgeschäfts am Bahnhof- platz 3. Von modischen Trends unbeeindruckt, wurde immer an der originalen • Ladenausstattung von 1913 festgehalten; diese ungebrochene Wert- Herrn Dr. med. Severin Coninx & Frau Christine Gautschi schätzung des heute als stimmungsvoll und einzigartig wahrgenommenen für die Erneuerung ihrer Liegenschaft Junkerngasse 63. Das Bewusstsein Altstadtgeschäfts verdient hohe Anerkennung. um die ausserordentlichen Qualitäten des Altstadthauses und die beispielhafte • Wertschätzung der historischen Bausubstanz verdienen ebenso hohe Aner- kennung wie die Bereitschaft, diese durch sorgfältige Res taurierung, Ergänzung Bundesamt für Bauten und Logistik und Erneuerung auch für künftige Generationen zu erhalten. für die beispielhafte Gesamtrenovation des Parlamentsgebäudes. Das hohe Bewusstsein der Bauherrschaft um nationales Kulturgut und die bei • der Sanierung des Parlamentsgebäudes wahrgenommene Verantwortung sind Architekturbüro André Born vorbildlich und verdienen höchste Anerkennung. für die beispielhafte Planung und Realisierung der Gesamtsanierung Junkern- • gasse 63. Der Umbau ist über die bemerkenswerte restaurative Grundhaltung hinaus ein herausragendes Beispiel dafür, wie sich neuzeitliche Architekturbüro Aebi & Vincent Bauteile von hoher gestalterischer und konzeptueller Qualität in wertvollen für die mit grosser Sorgfalt durchgeführte Planung und Realisierung der historischen Bestand einfügen lassen. Gesamtrenovation des Parlamentsgebäudes. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Bestand und die subtilen Eingriffe bei der Modernisierung der • symbolträchtigen Räume zeugen von einem ausgeprägten Bewusstsein für Herrn Thomas Jost wertvolle historische Bau substanz. Die hohe Qualität der zeitgenössischen für den sorgfältigen und originalgetreuen Wiederaufbau der historischen Ergänzungen verbindet sich überzeugend mit dem historischen Altbau und Kachelöfen und Cheminées, die, trotz strenger Auflagen, wieder im führt zu einem stimmigen Gesamtbild dieses einzigartigen Baudenkmals. ursprünglichen Sinn mit Holz befeuert werden. • • Herrn Erwin Marthaler Herrn Erich Liechti für sein grosses persönliches Engagement um die Freilegung und für die handwerkliche Präzision und grosse Sorgfalt bei der Restaurierung Restaurierung der historischen Substanz der Wohnung im dritten Obergeschoss der wertvollen alten Fenster und den auf die wertvollen Interieurs abgestimmten an der Kramgasse 39. Es ist sein Verdienst, dass der historische Charme Nachbau neuer Fenster nach historischem Vorbild. und Charakter der Altstadtwohnung heute wieder zum Ausdruck kommen. Altstadthaus Junkerngasse 63 Bei diesem «klassischen» Altstadtgebäude bil- det ein Vorderhaus die Fassade zur Gasse, während das durch einen Hof mit Treppenturm und Hofgalerie geschiedene Hinterhaus zum Aaretal hin orientiert ist. Obwohl sich das Gebäude in den Kanon der Altstadtbebauung einordnet, kennt es eine komplizierte Bau- geschichte. Die frühsten Teile dürften mittel- alterlichen Ursprungs sein. Tief greifende Umgestaltungen im 17. und 18. Jahrhundert führten indessen zu einer Neukonzeption der Fassaden und grundlegenden inneren Ver- änderungen. Im Zuge der Nutzung durch die kantonale Verwaltung sollte die Liegenschaft 1970 ausgekernt werden; eine Volksab- stimmung verhinderte dies glücklicherweise. 2006 verkaufte der Kanton das Gebäude an eine private Eigentümerschaft, die bei der Sanierung keine Mühe scheute. Die wertvol- le Ausstattung wurde restauriert und – wo nötig – in mühevoller Kleinarbeit ergänzt. Die wichtigen Interieurs konnten durch historische Kachelöfen aus dem Depot der Denkmal- pflege vervollständigt werden. Heute präsen- tiert sich die Liegenschaft wieder weitgehend im Zustand des 17., 18. und 19. Jahrhunderts. Sorgfältig eingepasste Ergänzungen in neu- zeitlicher Sprache fügen sich dabei vorbildlich in die wertvolle Altbausubstanz ein. I. III. II. Cigarren Flury Bahnhofplatz 3 Das Gebäude am Bahnhofplatz 3 ist Teil der 1912–13 vom Büro Bracher & Widmer und Marcel Daxelhoffer erbauten Wohn- und Geschäftshauszeile, die als neubarocke Weiterführung der Spitalgasse am Bahnhof platz konzipiert ist. Im Zuge der Stadter- neuerung der Belle Epoque wurde, im Sinn der Berner Tradition und Überlieferung, die lau- benlose Häuserflucht der Erstbebauung durch eine Abfolge grosszügiger Arkaden ersetzt. Von den historischen Schaufensteranlagen ist einzig die Jugendstilfront am Bahn hofplatz 3 erhalten und mit dem Geschäft der Cigarren Flury AG sogar die Erstnutzung mit der zu- gehörigen wertvollen Originalausstattung. Für das einzigartige Interieur von 1913 wurden Gestaltungselemente aus dem Biedermeier ver- wendet. Sie widerspiegeln die würde volle Ausstattung eines Herren- oder Rauchzimmers, das in der grossbürgerlichen Wohnung zu- gleich Ort des Konsums der hier verkauften Tabakwaren war. IV. Parlamentsgebäude Bundesplatz 3 Das Parlamentsgebäude wurde am 1. April 1902 feierlich eingeweiht. Das Hauptwerk des Architekten Hans Wilhelm Auer (1847–1906) war ein Gebäude «von Schweizern für Schwei- zer». Möglichst alle Regionen und Traditionen des Landes sollten sich hier präsentieren können, sei es durch die am Bau beteiligten Unternehmer, den Querschnitt durch das zeitgenössische Kunstschaffen oder die aus dem ganzen Land zusammengeführten Baumaterialien. In keinem anderen Bauwerk ist die demokratische