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MIO c/o Matusch, Am Hasenküppel 18a, 35041 MIO, c/o Prof. Dr. Martin Kraft RP-Gießen, Abt. V, Dez. 53.1 ONB Bachweg 16 35037 Marburg z.H. Herrn Baier Tel.: 06421-21955 Mobil.: 0-17-16-95-63-26 Georg-Friedrich-Händel Str. 3 [email protected] 35578 Wetzlar 09.03.2019

Antrag auf Sicherstellung einer Fläche im Gebiet der Stadt Marburg, OT Marbach, Ockershausen, Wehrs- hausen nach § 12 V HessAG-BNatSchG mit dem Ziel der späteren Ausweisung als NSG nach § 23 BNatSchG „Feldflur mit Streuobstwiesen am Marburger Rücken“. Zugleich Antrag auf Ausweisung derselben Fläche als Vorranggebiet Natur und Landschaft im Regionalplan und Aufhebung zweier randständiger „Vorranggebiete Siedlung Planung“ à ca. 7 und 10 ha.

Sehr geehrter Herr Baier,

ihrer Anregung und ihrem freundlichen Hinweis folgend, beantragen wir die Sicherstellung einer Fläche wie im Betreff genannt und in Abb. 1-3, 6, 7 skizziert.

Gebietssteckbrief:

Derzeitiger Status: Lage im Außenbereich, § 35 BauGB, Flächen für die Landwirtschaft lt. FNP

Flächengröße: 355 ha; Lage: westlich der Ortslagen Marbach und Ockershausen

Die Buntsandsteintafel des Marburger Rückens erstreckt sich von Nord nach Süd mit den Erhebungen Blaue Pfütze, Engelsberg, Wehrshäuser Höhe, Ringmauer und Hasenkopf und den nach Osten abgehen- den Kerbtälern Ludwigsgrund, Wascheimer, Soldatengraben, Gemoll und Heiliger Grund. Zentrale Achse auf der Höhe ist die Alte Weinstraße. In ihrem mittleren 1,6 km-Abschnitt - vom Abzweig bis zum Naturdenkmal Drei Linden an der Hermannstraße - ist sie geschotterter Feldweg. Sie wird, wie auch die südliche Verlängerung bis zur ehemaligen Tannenbergkaserne nebst den Zubringerwegen durch die o.g. Täler, sehr häufig bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit von vielen Anwohnern zur Naherholung ge- nutzt und bietet hervorragendes Blickpanorama nach Osten auf Marburg und nach Westen ins Hinterland und zu Dünsberg und Rimberg.

Die Hanglagen nach Osten sind durch mittelalterliche Ackerterrassen gegliedert, auf denen sich heute kleinteilige, jeweils von Streuobst, Feldhecken und Lesesteinhalden umgebene und gelegentlich von Scha- fen beweidete Wiesen und Brachflächen befinden, vereinzelt von kleineren Steinbrüchen durchsetzt. In die- sen Streuobstbiotopen haben sich typische Lebensgemeinschaften aus charakteristischen Wiesenkräutern, Insekten wie Schmetterlingen und Ameisen, Würmern, Amphibien, Vögeln wie Gartenrotschwanz, Wende- hals, Grau-, Grün- und Mittelspecht, Wiedehopf, Pirol und Kleinsäugern etabliert. Auf der Kuppenlage be- finden sich mittelgroße Viehweiden und Äcker mit einzelnen landschaftsprägenden Eichen, Obstbaum-

MIO e.V.: Bankverbindung: Vereinsregister Marburg VR5305 Vorstand (jeweils Einzelvertretung): Dr. Andreas Titze (Wiss. Berater, Sprecher) c/o Kraft Sparkasse Marburg- Gemeinnützig lt. Bescheid des Prof. Dr. Martin Kraft (1. Vorsitzender) Amelie Kraft (Pressesprecherin) Bachweg 16 DE31 5335 0000 0063 0203 11 Finanzamts Marburg vom 31.01.2018 Prof. Dr. Dr. Gerald Reiner (2. Vorsitzender) 35037 Marburg Steuernummer: 31 250 63012 Dr. med. Andreas Matusch (Geschäftsführer) 1/6 alleen und blühenden Saumstreifen. Es handelt sich aufgrund der offenen Kuppenlage quer zur Hauptzug- richtung um einen häufig genutzten und bedeutenden Rastraum für hohe Zahlen von Drosselvögeln, Brach- und Wiesenpieper sowie Heidelerchen und weitere ziehende Greif-, Wiesen- und Singvögel. Das hohe Angebot an Nahrung mit Streuobst, Würmern, Schnecken und Sämereien, wie auch an Deckung verleitet hier viele Vögel zum Rasten - ein sich selbst verstärkender Effekt: Sehen Zugvögel aus der Luft, dass einige Vögel am Boden Futter finden, gehen sie in Schwärmen an dieser Stelle herunter, wenn es ohnehin an der Zeit ist zu rasten. Bestimmte Schmetterlinge wie besonders der Schwalbenschwanz nutzen die Kuppenlage zur sogenannten Gipfelbalz oder „hill topping“ im Frühjahr.

Die Westhänge fallen gleichmäßiger und flacher ab und sind von einem Waldsaum bestanden. In die- sem befindet sich oberhalb Wehrshausen mit aktuell 20-30 Individuen eine der größten Graureiherkolonien des Landkreises und oberhalb der Neuhöfe seit Jahrzehnten ein Brutpaar des Rotmilans. Im Bereich der verschachtelten Feldhecken am Westhang des Hasenkopfes finden sich Rebhühner und gelegentlich ras- tende Bekassinen, in manchen Jahren brütete hier der Wachtelkönig. In strengen Wintern nutzten bis zu 20 Kornweihen das Gebiet als Schlafplatz. Im Gegensatz zum Marburger Rücken waren im westlich angren- zenden NSG „Kleine Lummersbach“ in den letzten Jahren keine Bekassinen und Wiesenpieper mehr zu beobachten, daher ist es wünschenswert, dass der Zuschnitt der Schutzgebiete der tatsächlichen mittel- fristigen Bestandssituation angepasst wird.

Als botanische Besonderheit finden sich im Norden die jahrzehntelang verwaisten Baumschulgelände der ehemaligen Gärtnereien Seibert und Philipps. Hier haben sich teils über 50 Jahre lang z.B. Rhododen- dren, Lebensbäume, Wacholder, Eiben zu einem immergrünen Wald ausgewachsen, welcher - ergänzt um den in der Mitte anschließenden Hauptfriedhof – im Winter zehntausenden von Finkenvögeln Nahrungsha- bitat und Schlafquartier bietet.

Feuchtbiotope sind zentral eine saisonale Wasserlache in Kuppenlage westlich der Gärtnerei Philipps, und am Rand das Quellgebiet der Marbach bzw. Nauwiesenborn und die Quelle im Heiligen Grund, sowie bereits außerhalb des Geltungsbereiches das Rückhaltebecken in der Brunnenstraße und die Fischteiche südlich Wehrshausen. Die Streuobstwiesen im Heiligen Grund sind teils im Eigentum von NABU und BUND und wurden von diesen bereits intensiv und sehr erfolgreich ökologisch entwickelt. Sie beherbergen heute beachtliche Feuersalamander-, Vogel- und Insektenpopulationen. Seltene bzw. gefährdete Gewöhnliche Akelei, Breitblättriges Knabenkraut, Bauernsenf, Hundsveilchen, Pflanzenarten (RLH, Hain-Augentrost, Gewöhnlicher Teufelsabbiss, Heide-Nelke, nicht Schwerpunkt über 100 verschiedene alte Apfelsorten, u.a. Edelborsdorfer, Goldrenette, eigener Studien) Freiherr von Berlepsch, Rheinische Schafsnase Sonstige Pflanzenarten Kornblume, Fuchs’sches Knabenkraut, Roggen-Trespe, große Auswahl größtenteils immergrüner über 50-jähriger Ziergehölze Seltene bzw. gefährdete Vögel: Tiere (RLH) EU-VSRL, Anhang I: Wespenbussard (ng), Rotmilan (B), Wanderfalke (ng), Wachtelkönig (B), Grauspecht (B), Neuntöter (B), Heidelerche (rv), Brachpieper (rv), Ortolan (rv) EU-VSRL, nicht Anhang I: Wachtel (B), Rebhuhn (B), Schleiereule (B), Steinkauz (B), Waldohreule (B), Wiedehopf (ng), Wendehals (B), Kleinspecht (B), Pirol (B), Feldlerche (B), Feldschwirl (B), Klappergrasmücke (B), Ringdrossel (rv), Gartenrotschwanz (B), Baumpieper (B), Wiesenpieper (rv), Stieglitz (B), Bluthänfling (B), Goldammer (B) Amphibien: Grasfrosch (FFH-IV) Reptilien: Ringelnatter, Schlingnatter (FFH-IV) Schmetterlinge: Heller und Dunkler Wiesenknopf Ameisenbläuling (FFH-II),

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Großer Eisvogel (RLH-2), Schwalbenschwanz, Kaisermantel, Mauerfuchs, sowie Goldene Acht Säugetiere: Feldhase, FFH-IV: Haselmaus, Großer Abendsegler, FFH-II: Mopsfledermaus, Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr sonstige Tiere (nicht RLH) Vögel: EU-VSRL, Anhang I: Mittelspecht (bv), EU-VSRL, nicht Anh I: besonders charakteris- Graureiher (B), Türkentaube (B), Grünspecht (B), Dohle (ng), tisch für die lokale Wacholderdrossel (B), Girlitz (B), Birkenzeisig (B), (außer Grünspecht alle Lebensgemeinschaft der Ampelfarbe gelb) Terrassenhänge mit Säugetiere: Dachs, Siebenschläfer Streuobstwiesen Amphibien: Bergmolch, Erdkröte, Feuersalamander, Teichfrosch, Teichmolch Reptilien: Zauneidechse (FFH-IV), Waldeidechse, Blindschleiche Schmetterlinge: Großer und Kleiner Kohlweißling, Rapsweißling, Aurorafalter, Zitronenfalter, Kleiner Feuerfalter, Gemeiner Bläuling, Landkärt-chen, Admiral, Distelfalter, Kleiner Fuchs, C-Falter, Kleiner Perlmutterfalter, Schachbrett, Großes Ochsenauge, Brauner Waldvogel, Kleiner Heufalter, Waldbrettspiel, Schwarzkolbiger und Ockergelber Braundickkopffalter, Taubenschwänzchen Pflegemaßnahmen Entwicklung von Saumblühstreifen und bis zum Boden undurchdringlicher Feldhecken (Anreicherung in Bodennähe mit Astschnitt), Anbringen von Aufstiegssperren für Waschbären an Höhlen- und Nistbäume, Umzäunung bestimmter Brut- und Ruhezonen für Wiesenbrüter mit für Predatoren undurchdringlichen Gitterstabzäunen, Anbringen von Nisthilfen, Belassen von stehendem Totholz als Höhlenbäume, Erleichterung der Anfliegbarkeit des Baumschuldschungels durch behutsames Auslichten, Erprobung der Anlage von Teichen, von Greifvogelfütterungen auf Futterplattformen und ganzjährige Fütterung von Singvögeln. Auslichtung der Erdgrube oberhalb der Neuhöfe, Vervollständigung und Ertüchtigung der vorhandenen Absperrung, Ersatz abgängiger Obstbäume rv, Rastvogel; ng, Nahrungsgast und Rastvogel; B, Brutvogel und Nahrungsgast und Rastvogel

Zusammenfassend kann man das Gebiet als naturbelassenen Grüngürtel auffassen, welcher den lückenlosen Bebauungszusammenhang von Kernstadt und Innenstadtteilen (hier Marbach und Ockers- hausen) von den Außenstadtteilen (hier Wehrshausen, Neuhöfe, ) trennt. Hier überschneidet sich das Artenspektrum der Parks und Gärten, der mageren Feldflur und der Streuobstwiesen zu einer bemerkenswerten Biodiversität und wird die Vereinbarkeit von Naturschutz und Naherholung gelebt.

Weitere Erläuterung und Begründung

Als maßgebliche erhaltungszielbestimmende Vogelarten wurden ausschließlich Arten der Roten Liste Hessen (2014) bzw. mit Ampelbewertung Hessen (Werner et. al., 2014) gelb bzw. rot zuzüglich des ge- bietstypischen Grünspechts ausgewählt, darunter solche, welche in den 11 nächstgelegenen Schutzgebie- ten gänzlich unberücksichtigt oder unterrepräsentiert blieben.

Lebensraumtypen nach Anh I FFH-RL sind 6510 Magere Flachland-Mähwiesen, 6520 Bergmähwiesen (Goldhaferwiesen), 8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas, 9110 Hainsimsen- Buchenwald (Luzulo-Fagetum), 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald Galio-Carpinetum.

Aktuelle Bedrohungen für Natur und Artenvielfalt / nachteilige schutzwertbeeinträchtigende Entwicklungen:

In den letzten Monaten werden in lokalen Medien und Politik nahezu täglich Begehrlichkeiten zur Nut- zung für Gewerbe, Wohnungs- und Straßenbau des Gebietes laut.

1) An prominenter Stelle finden sich Planungen zum Bau eines Teegutmarktes mit ca. 90 Parkplätzen und 1.500 km² Verkaufsfläche auf dem Gelände der Gärtnerei Philipps (derzeit Außenbereich) nach

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Betriebsaufgabe durch die Werner Gruppe Fulda, welche bereits Eigentum an einem 1001 m² Sperrgrundstück (Marbach, Flur 12, Flst. 1/3) erlangt hat, vgl. Beschlussvorlage VO/5624/2017 vom 06.06.2017. - online unter: https://www.marblog.de/wp-content/uploads/sites/3/2018/08/Bauausschuss- MR-19.04.2018-Aktenmappe-Teegut-und-Baugebiet.pdf. und ergänzt um 30-40 Wohneinheiten (WE) lt. Grundsatzbeschluss der StVV vom 23.11.2018 (TOP Ö8). Das größtenteils immergrüne Gehölz an den Rändern des Baumschulbereiches dort wurde im Januar 2019 zu erheblichen Teilen gemulcht, vgl. Oberhess. Presse vom 21.02.2019 „Rätselraten um Rotenberg-Rodung“.

2) Nach demselben Grundsatzbeschluss und vorangehender öffentlicher Erörterung des Projekts https://www.marburg.de/portal/seiten/wohnungsneubau-im-marburger-westen-900001927-23001.html möchte die Stadt offenbar erst ein großvolumiges Wohngebiet am Hasenkopf à 300-350 WE und hernach eines à 200 WE im Bereich der Pferdewiese am Engelsberg (Marbach, Flur 12, Flst. 33/44) entwickeln, siehe Abb. 3. Beide Gebiete sind als Relikt der 90er Jahre auch noch im Regionalplan Mittelhessen 2010 als „Vorranggebiet Siedlung Planung“ ausgewiesen, aufgrund neuerer Entwick- lungen aber naturschutzfachlich, rechtlich und tatsächlichen hierzu ungeeignet. Anfang Februar wurde bereits die Westzeile der Obstbaumallee am Hasenkopf (31 größere Obstbäume) gerodet, vorgeblich zum Schutz einer parallel verlaufenden Gasleitung der Stadtwerke (vgl. Oberhess. Presse 02.03.19).

3) Es gibt aktuelle Überlegungen und gab schon zuvor Pläne, das naturbelassene mittige 1,6 km-Teilstück der alten Weinstraße zur „Westtangente“ auszubauen, vgl. Oberhess. Presse vom 23. und 27.08.2018, VO/0707/2005 vom 28.11.2005, Verkehrsentwicklungsplan Marburger Nordstadt und Marburger Westen, Autor BSV Aachen 2001, Beschluss StVV vom 22.03.2002.

4) Durch die Streuobstwiesen des „Heiligen Grundes“ entlang des „Apfellehrpfades“ soll lt. Radverkehrs- plan Fahrradweg Nr. 41 gebaut werden.

5) Aus der pressebekannten Zahlungsunfähigkeit der Gärtnerei Seibert mit u.a. seit über 16 Jahren dau- erndem Zwangsversteigerungsverfahren (u.a. Az 85 K 8/15 beim AG Marburg) liegen Begehrlichkeiten der Hauptgläubigerin Sparkasse Marburg-Biedenkopf (u.a. Schreiben vom 06.09.2011 im öfftl. Ortsbei- ratsprotokoll vom 06.12.2011, auch in Vorlage der StVV von 2012) zur baulichen Nutzung auch der Baumschulgelände nahe.

Mechanismen der Schädigung der Fauna, insbesondere der Vögel, durch o.g. Vorhaben mit Wohnbebau- ung, Wohnnutzung, Straßen und Verkehr sind u.a.

- Direkter Lebensraumverlust

- Kollisionsopfer durch Anflug gegen Glasscheiben und Fahrzeuge

- Überfahren auf der Fahrbahn befindlicher Tiere durch zunehmenden Verkehr

- Vergrämungseffekte insbesondere auf scheue Tiere wie Rebhühner, Feldhasen u. v. a. m.

- Störung insbesondere durch Aufscheuchen von Rastvögeln zehrt deren kostbare Energiereserven für den weiten Flug auf und steigert so die Mortalität

- Ein gewisser Konflikt –insbesondere für Hecken und Wiesenbrüter - ergibt sich mit den sehr zahlreich hier ausgeführten Hunden. Dieser ist nicht durch schikanöse Verbote zu lösen, welche nur die Akzep- tanz des NSG bei der Anwohnerschaft gefährden würden, sondern dadurch, dass man Hecken und bestimmte eingezäunte Bereiche konsequent für Hunde undurchdringlich macht.

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Der Strukturreichtum des Geländes macht es auch unübersichtlich, so dass eine quantitative optische Erfassung ganzer Schwärme am Boden oder gar der Gesamtbestände an Rastvögeln nahezu unmöglich ist. Da unter derartigen Gegebenheiten das Aufkommen von Rastvögeln eng mit den Zahlen überfliegender Vögel korreliert, sind in Tabelle 1 einige aktuelle Daten gegeben. Des Weiteren ist die Größe Zugvogelauf- kommen hier planungsrelevant, da bei Bauten und Straßen in offener Kuppenlage quer zur Zugrichtung von einem signifikant erhöhten Tötungsrisiko durch Anflüge gegen Glasscheiben und Fahrzeuge ausge- gangen werden muss. Um ein 4-stöckiges Gebäude in analoger Kuppenlage fanden sich bei einem einzi- gen Rundgang 146 Kollisionsopfer (Kraft, 1990). Am 27.01.2019 jagte im Bereich Hasenkopf eine Sumpf- ohreule (Anhang I der EU-VSRL).

Tabelle 1. Ergebnisse systematischer Zugvogelzählungen am Marburger Hasenkopf Jahr 2017 2018 sonst Summe Datum VSRL RLH 26.08 03.10 05.10 08.10 12.10 14.10 16.10 20.10 21.10 27.10 31.10 03.11 04.11 sonst Dauer, min 45 120 90 90 135 120 120 120 120 120 150 120 90 65 25h Saatgans 7 7 Blässgans 19 19 Graugans (*) 4 4 Nilgans 1 1 Kormoran 104 35 39 10 13 20 43 77 18 155 6 520 Fischadler I 1 1 1 1 1 4 Wespenbussard I 3 43 43 Sperber * 5 6 3 1 1 2 1 1 20 Rotmilan I V 5 42 4 1 13 65 Schwarzmilan I * 1 1 Mäusebussard * 3 22 6 31 Baumfalke V 1 1 Turmfalke * 2 4 4 3 13 Merlin 1 1

Kranich I 190 71 527 75 863 Goldregenpfeifer I 9 10 19 Kiebitz 1 412 412 Hohltaube * 26 16 14 32 32 73 45 14 12 48 28 3 343 Ringeltaube * 112 101 966 1606 4787 5436 2524 2028 1574 10430 4102 251 17 33.934

Mauersegler * 31 31 Schwarzspecht I * 1 1 Buntspecht * 2 1 3 Eichelhäher * 7 6 2 2 17 Dohle * 10 36 24 53 54 48 36 17 278 Saatkrähe V 8 16 20 63 71 25 29 232 Blaumeise * 33 48 67 32 15 13 208 Kohlmeise * 25 21 76 96 29 131 35 72 485 Tannenmeise * 7 40 17 15 23 32 27 9 25 195 Heidelerche I 1 123 221 93 47 68 12 94 15 13 686 Feldlerche V 217 562 267 198 503 282 127 252 408 594 959 26 103 4498 Uferschwalbe 2 38 2 2 42 Rauchschwalbe 3 127 141 47 27 3 345 Mehlschwalbe 3 354 12 6 372 Bartmeise 3 3 Star * 506 125 527 210 236 121 380 235 1230 557 523 4650 Misteldrossel * 15 23 25 20 9 16 10 18 136 Ringdrossel 0 12 7 19 Amsel * 5 16 15 8 23 3 8 29 17 124 Wacholderdrossel * 123 26 15 22 3 33 93 187 908 1331 86 2827 Singdrossel * 35 90 183 108 43 103 38 107 52 28 10 22 819 Rotdrossel 27 124 19 55 16 97 627 579 706 195 1423 534 4402 Rotkehlchen * 2 7 3 12 Hausrotschwanz * 4 17 25 13 10 11 4 3 8 4 99 Heckenbraunelle * 3 3 3 5 16 7 6 4 7 5 2 61 Feldsperling V 18 18

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Tab. 1, Forts. Jahr 2017 2018 snst Datum VSRL RLH 26.08 03.10 05.10 08.10 12.10 14.10 16.10 20.10 21.10 27.10 31.10 03.11 04.11 snst Ges. Brachpieper I 1 4 11 15 Baumpieper 2 27 4 2 1 1 8 43 Wiesenpieper 1 234 111 107 39 19 131 21 22 24 9 2 35 754 Rotkehlpieper 1 1 2

Gebirgsstelze * 3 5 2 10 Schafstelze * 19 19 Bachstelze * 5 13 7 16 36 33 33 4 23 12 2 184

Buchfink * 4089 3677 966 3139 1014 1032 1203 1031 3134 2347 727 535 22.894 Bergfink 163 62 29 53 37 23 85 1509 737 226 258 3182 Kernbeißer * 35 37 74 67 41 144 99 137 122 73 11 840 Gimpel * 3 6 11 4 2 10 15 51 Girlitz * 3 4 2 2 1 12 Fichtenkreuz- * 6 17 2 17 21 47 110 schnabel Grünfink * 27 9 26 45 59 26 22 37 32 283 Stieglitz V 43 29 52 36 24 16 58 24 16 16 16 330 Erlenzeisig * 30 7 7 12 2 13 5 19 20 57 23 195 Bluthänfling 3 122 58 95 136 15 108 88 151 209 102 36 66 24 1210 Birkenzeisig * 8 4 8 5 17 8 50

Goldammer V 15 44 27 8 56 23 33 17 11 57 55 25 371 Rohrammer 3 18 21 5 22 9 15 17 12 119 Schneeammer 1 1

Anzahl Arten 20 33 36 32 31 38 27 29 31 34 33 29 21 11 66 Individuen 825 6154 5642 3121 6433 7414 7822 5501 5283 8524 17670 10412 2421 317 87.539 Ampelbewertung zum Erhaltungszustand in Hessen nach Werner et al., (2014): grün-günstig, gelb-unzureichend, rot-schlecht; Dauer, Dauer der Zugvogelerfassung; VSRL, EU-Vogelschutzrichtlinie: I, Anhang I; RLH, Rote Liste Hessen 2014: *, ungefähr- det; V, Vorwarnliste; 3, gefährdet; 2, stark gefährdet; 1, vom Aussterben bedroht; 0, ausgestorben; R, Rarität; kein Zeichen, kein Brutvogel in Hessen; sonst, Summe aus sonstigen Erfassungen: 10 min am 24.08.2017 +10 min am 16.02.2018 +25 min am 28.09.2018 +5 min am 02.01.2019 +15 min am 04.03.2019. Standort immer Hasenkopf, nur am 24. und 26.08.2017 Ringmauer.

Literatur, (sämtlich bei der Stadt Marburg), u.a. mit biologischen Voruntersuchungen im (Teil-)Gebiet:

Bernhard Geiger / Matthias Strobl, Landschaftsarchitekten Stuttgart (1999), „Stadt Marburg Landschaftsplan, südwestlicher Teil“, (Planungseinheiten I „Hasenkopf“ und XVII „Alte Weinstraße“). Bernhard Geiger, Landschaftsarchitekt, Oberriexingen (2007) „Stadt Marburg Landschaftsplan Mitte“ (Marbach und ein Streifen von Ockershausen nördlich der „Hohen Leuchte“). Umweltprüfung zum Bebauungsplan Wehrshausen/ Auf’m Gebrande II, Offenlage 16.10.2008 – 17.11.2008 Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Marburg – Stadtwald/Hasenkopf: Bericht über die vorbereitenden Untersuchungen, September 2000. Planungsgruppe Johannes Kleinhans, Christoph und Michael Paulitschek, Stuttgart, UVS- Konversionsflächen ehem. Tannenbergkaserne und ehem. Truppenübungsplatz. Michelsen, Nützel, Storm-Bölle, Marburg (2008) Städtebauliche Rahmenplanung Ockershausen.

Gerne können für die Grunddatenerhebung zum NSG nach Absprache eingehendere Untersuchungen geliefert werden, untermauert durch longitudinale Auswertungen aus dem eigenen (Martin Kraft) größten- teils noch unveröffentlichten Datenpool fortlaufender Beobachtungen seit 1975.

Mit Dank für Ihr Engagement im Naturschutz und besten Grüßen

Martin Kraft, Andreas Matusch, Vanessa Kersten

Anlage: Lageskizze in Themenkarten und Fotodokumentation

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Anhang zum Antrag Sicherstellung NSG „Feldflur mit Streuobstwiesen am Marburger Rücken“

Abb. 1 Räumliche Abgrenzung des NSG, und des zugrunde liegenden ökologischen Wirkraums. Geltungsbereiche von Bebauungsplänen (§ 30 BauGB) und unbeplanter Innenbereich (§ 34 BauGB nach FNP und tatsächlicher Situation) sowie Wohnbauten im Außenbereich wurden herausgenommen.

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Abb. 2 Bauprojekte, welche den Naturraum Marburger Abb. 3 Landschaftselemente, wie Hügel (schwarz), Täler Rücken aktuell bedrohen. Im Januar/Februar 2019 gerodet (blau), Straßennamen (lila), und Fotopunkte, ggf. mit bzw. gemulcht wurden bereits die Apfelbaumalleezeile (A) Blickwinkel (fein rot). und das artenreiche Koniferengehölz (B). Vorkommen eines Revierpaares des Rotmilans, (RM, 3 alternative Horste); von Pi, Pirol und Wh, Wendehals als Brutvogel, sowie des Widehopfes, Wi, als Nahrungsgast. Die Graureiherkolonie (vgl. Foto 11) beherbergt aktuell 20-30 Individuen.

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Abb. 4 Fällung von 31 Apfelbäumen am Hasenkopf aus einer Alleezeile 02/2019 durch die Stadt Marburg als Eigentümerin. Lage bei Markierung „A“ in Abb. 2.

Abb. 5 Zerstörung eines artenreichen Gehölzes und von Heckenstrukturen (Jan. u Feb. 2019), vorwiegend aus unterschiedlichen Koniferen und immergrünen Edelsträuchern auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei. Hier rasteten und schliefen unzählige Singvögel wie Meisen, Finken und Dohlen auf dem Zug. Die 1001 m² große Eckparzelle hat sich bereits der Projektierer als Sperrgrund- stück überschreiben lassen, welcher in dieser zentrumsfernen Ortsrandlage einen Teegutmarkt mit 1500 m² Verkaufsfläche nebst kleineren Ladenlokalen sowie Büro- und ggf. Praxenräumen sowie ca. 90 Parkplätzen entwickeln möchte. 3/11

Abb. 6 Beziehungen zu benachbarten Schutzgebieten und Verteilung bereits registrierter Biotope. Unzählige Biotope, v.a. auch Streuobstwiesen in der Marbacher und Wehrshäuser Feldflur nördlich der K72=oberer Rotenberg und des Sellhofs sind noch nicht registriert. Maßgebliche Arten: FFH 5017- 305: Großes Mausohr, Mops- und Bechsteinfledermaus; FFH 5118-301: Hirschkäfer, Bechstein und andere Fledermäuse; FFH 5218-301: Wachtel, Rohrweihe, Baumfalke, Tüpfelsumpfhuhn, Bekassine, Raubwürger, Uferschwalbe, Rohrschwirl, Schilfrohrsänger, Braun- und Blaukehlchen, Gartenrot- schwanz, Steinschmätzer, Brachpieper, Wiesenpieper, Grauammer, nördlicher Kammmolch, Bech- steinfledermaus, Großes Mausohr, Hirschkäfer, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling ; NSG-Lum- mersbach: Rotmilan, Bekassine, Grünspecht, Neuntöter; NSG Teufelsgraben: Habicht, Schwarz- und Mittelspecht, Gebirgsstelze, Feuersalamander, Ringelnatter. 4/11

Abb. 7 Streuobst- und Gehölzkartierung durch automatisierte Luftbildauswertung des HLNUG. Bei sämtlichen schmalbandigen hier als Gehölz identifizierten Beständen, insbesondere in Marbach, handelt es sich in Wirklichkeit um Streuobst. Der südliche Teil des in Abb. 2 als „Baumschulgelände“ bezeichneten Bereichs an der K80 ist sogar eine verwilderte Obstplantage.

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Folgende Fotos 1-10 wurden von Frau Vanessa Kersten©, Marburg-Ockershausen, angefertigt, die Fotopunkte sind in Abb. 2 eingezeichnet.

Foto 1. Eiche am Gipfelpunkt der Ringmauer mit Panoramablick über das südliche Hinterland und zum Dünsberg.

Foto 2. Apfellehrpfad im Heiligen Grund mit etwa 100 verschiedenen Apfelsorten.

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Foto 3. Blick vom Südhang des Heiligen Grundes nach Südosten. Vereinzelt sind hier strukturreiche Kleingartenparzellen anzutreffen.

Foto 4. Blick von Höhe 320,2 m auf dem Hasenkopf nach Norden entlang des Hochplateaus, welche die Buntsandsteintafel des Marburger Rückens hier ausbildet. Mittelgroße Äcker gibt es nur in der Höhenlage, die Flanken sind als strukturreiches Mosaik aus schmalen mittelalterlichen Ackerter- rassen mit heute Streuobstwiesen, Feldhecken und Gehölzen gegliedert mit vereinzelt Lesestein- halden und Steinbrüchen. Zentrale Achse bildet die Alte Weinstraße, hier Mitte links im Bild.

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Foto 5. Zwei- bis fünfmal im Jahr werden die Streuobstwiesen des Marburger Rückens – hier Heiliger Grund - von einer Schafherde beweidet. Auf einigen hat sich eine für Magerwiesen typische Flora entwickelt, hier ist eine vergleichsweise fettere Wiese gezeigt.

Foto 6. Abzweig von der Alten Weinstraße Richtung Sellhof und Ortslage Marbach, links Schlehen, hinten rechts des Weges ein Apfelbaum, mittig vor dem Horizont der Dammelsberg (FFH-Gebiet).

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Foto 7. Weiterer Verlauf des Weges von Foto 6. Links Zwetschgenbüsche, rechts des Weges hinter der Eiche eine Streuobstwiese mit ca. 20 Apfelbäumen, in der HLNUG-Kartierung falsch als Gehölz zugeordnet. Im Hintergrund Abzweig Soldatengraben.

Foto 8. Blick von unterhalb des Sellhofs nach Norden auf die Marbacher Feldflur mit unzähligen Apfelbäumen. Im Hintergrund Vogelherd und Göbelsköpfchen mit der Exklave von FFH-5017-305.

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Foto 9. Blick vom westlichen Hochplateau des Hasenkopfes aus einer gerodeten Kirschplantage nach Osten auf die Apfelbaumallee der Alten Weinstraße = K68.

Foto 10. Blick analog Foto 4. Hochplateau des Marburger Rückens von Höhe 320,2 m auf dem Hasen- kopf.

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Foto 11. Graureiherkolonie an der Flanke des Marburger Rückens am südöstlichen Ortsrand Wehrshausen, gesehen aus nordwestlicher Richtung am 25.03.2018. ©Andreas Matusch

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