Der Fürsorgliche Bischof Ulrich
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10./11. Juli 2021 / Nr. 27 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 2,70 Euro, 6070 Große Sorgen um den Sich vom (Zu-)Hören Neupriester Schutz von Embryonen beschenken lassen feierten Primizen Dass der Schutzstatus des Embryos ge- Das Hören hat für Benedikt von Nur- Die Freude in den Heimatge- lockert werden soll, macht Gebhard sia große Bedeutung. Nur wer weiß, meinden war groß: Vier junge Fürst Sorgen. Der Bioethik-Bischof was Menschen bewegt, und bei Wort Männer haben am vergange- schildert, wie die Kirche die Men- und Schrift genau aufmerkt, kann nen Wochenende mit zahlreichen schenwürde gegen mächtige Inte- sich voll auf Gemeinschaft und Gläubigen ihre erste Heilige Messe, ressen verteidigt. Seite 5 Glauben einlassen. Seite 39 die Primiz, gefeiert. Seite 16/17 Vor allem … Liebe Leserin, Der fürsorgliche lieber Leser Bischof Ulrich s kommt nicht oft vor, dass Eman von einem Mann, der ischof Bertram zeigte in seiner Predigt weltberühmt geworden ist, er- zählt, an welch seidenem Faden Bzum Hochfest des Bistumspatrons, dass sein Leben als Säugling hing. der heilige Ulrich auch eine zweite Seite Doch vom heiligen Ulrich wird hatte. Neben dem durchsetzungs fähigen genau dies berichtet: Seine Eltern „Streiter in der Not“ war er auch ein für- waren ratlos, ja sie schämten sich sorglicher, liebevoller Mann. Seite 14 für dieses unterentwickelte Kind. Erst als ein Fremder – ein Kle- riker! – riet, ihm keine Mutter- milch mehr zu geben, kam der Knabe zu Kräften und wurde zu dem kraftvollen Bischof, als den wir ihn kennen und anlässlich seines Gedenktages am 4. Juli in diesen Tagen als Patron unserer Diözese feiern und um seinen weiteren Beistand bitten. Wie Ulrich, der seine Entwick- lung mehr als einer Mutter und einem Vater zu verdanken hat- te, geht es den meisten von uns. Daher habe ich die diesjährige Ulrichswoche unter das Leitwort gestellt, das Papst Franziskus für das Josefsjahr wählte: „Mit dem Herzen eines Vaters“ und lade Sie ein, sich einmal zu fragen: Wer war mir geistliche/r Vater oder Mutter? Wer hat mich ge- fördert, ermutigt, beschützt? Sicher haben auch Sie Grund zu danken für aufmerksame Menschen an Ihrem Lebens- weg – dann entdecken wir selbst das Herz eines Vaters oder einer Mutter in uns! Ihr + Bertram, Bischof von Augsburg Foto: Zoepf Fotos: KNA, Fotos: gem, Diebolder 2 THEMA DER WOCHE 10./11. Juli 2021 / Nr. 27 SÜDSUDAN ZEHN JAHRE NACH DER UNABHÄNGIGKEIT Keine Ernte am Nil Pater Gregor Schmidt arbeitet als Missionar im korruptesten Land der Welt BERLIN – Der Südsudan gilt heu- Die internationale Gemeinschaft kommen. Das ist zwar wenig, aber te als „gescheiterter Staat“. Nach pumpt Hunderte Millionen von es wäre gar nicht so schlecht. Doch der vor zehn Jahren, im Juli 2011, Dollars in den Südsudan. Das ist die Geldgeber dürfen das nicht in erlangten Unabhängigkeit vom is- aber wie ein „Betäubungsmittel“ für Dollar auszahlen. Sondern sie müs- lamistischen Norden führten die die politische Elite. Sie ist korrupt sen das Geld bei der Zentralbank Volksstämme (siehe Kasten Seite und wird praktisch mit internati- umtauschen. Der Lehrer bekommt 3) fünf Jahre lang Bürgerkrieg. onalen Geldern „gefüttert“, die sie dann, wenn für ihn überhaupt et- Auch nach dem Friedensschluss für sich abzweigt. Sichtbar wird das was bleibt, umgerechnet etwa zwölf kommt das Land nicht zur Ruhe, in der Hauptstadt Juba, wo es viele Dollar. erzählt Pater Gregor Schmidt. Der Auto händler gibt, die Luxusautos So verstärken Hilfsgeld-Aktionen Comboni- Missionar aus Deutsch- und SUVs an bestimmte Leute ver- nur die Passivität und die Korrupti- land betreut als Seelsorger den kaufen, die sich bereichert haben. on. Der Jahresbericht von Transpa- Stamm der Nuer im Schwemm- Für die internationale Gemein- rency International nennt für 2020 gebiet des Nils. Er berichtet über schaft, die diesen Friedensprozess den Südsudan das korrupteste Land Land, Leute und – Lieder, ein begleiten möchte, ist das ein totales der Welt – neben Somalia. Kern element seiner Seelsorge. Fiasko. Denn der Regierung wird nicht geholfen, selbstständig das Der Südsudan ist nicht von Co- Pater Gregor, nachdem der Bür- Land zu führen. Sie benimmt sich, rona verschont geblieben. Welche gerkrieg seit Herbst 2018 offi ziell als sei sie im Schla raff enland. Wenn Auswirkungen hatte die Pandemie zu Ende ist: Wie stabil ist derzeit Comboni-Pater Gregor Schmidt lebt dann mal die internationale Ge- bisher? der Frieden im Südsudan? seit 2009 im Südsudan. meinschaft den Geldhahn zudrehen Ich lebe sehr entlegen im Sumpf- Ich würde so sagen: Der Patient würde, könnte das wieder im Bür- gebiet des Nil, 600 Kilometer von hat immer ein bisschen Fieber. Mal gerkrieg enden. Weil die Leute mer- der Hauptstadt entfernt. Da wird ist es eine etwas höhere Temperatur, und Nuer, den beiden Hauptpartei- ken, dass es nichts mehr zu verteilen nicht getestet, da werden keine mal eine etwas niedrigere. Das Land en des Bürgerkriegs, relative Ruhe. gibt. Schutzmaßnahmen vorgegeben. ist nicht wirklich zum Frieden ge- Das liegt vor allem am enormen Wenn eine ausländische Organi- Wir leben so wie immer. Das Virus, kommen. Es ist nur eine Art Atem- Druck der internationalen Gemein- sation im Land tätig sein will, muss für die Menschen eine unsichtbare pause. Die Übergangsregierung schaft und der Nachbarländer. sie den Dollar bei der Zentralbank Krankheit, ist nicht aufgefallen, weil hätte stabile politische Verhältnisse Für das Jahr 2020 jedoch berich- gegen lokale Währung umtauschen. ein Großteil der Landbevölkerung herbeiführen können. Aber nach tet Yasmin Sooka, die Vorsitzende Sie bekommt diese für einen schlech- keinen Zugang zu medizinischer dem, was Beobachter sagen, waren der UN-Kommission für Menschen- ten Umtauschkurs von teilweise nur Versorgung hat. die vergangenen zweieinhalb Jahre rechte im Südsudan, dass die Gewalt einem Viertel des ursprünglichen Man muss sich das so vorstellen vertane Zeit. Die Machthaber haben im Land erheblich zugenommen Wertes. Bis zu drei Viertel von je- wie vor Einführung der modernen politisch zu wenig vorangebracht, hat. Ob das aber dem Bürgerkrieg dem Dollar, der ins Land kommt, Medizin in Europa im 19. Jahr- um dem Land durch die Administra- zugerechnet werden muss oder der schöpft die politische Elite ab, be- hundert. Da ist die hohe Sterberate tion Stabilität zu geben oder Wahlen durch Gesetzlosigkeit gewachsenen vor das Geld im Land überhaupt für unter anderem bedingt durch ganz vorzubereiten. Deswegen kann die Bandenkriminalität, ist nicht klar. Projekte verwendet werden kann. gewöhnlichen Krankheiten: Imp- momentane Pause auch wieder in Zum Beispiel hat die Europäische fungen, zum Beispiel für Tetanus einen off enen Bürgerkrieg münden. Tragen fi nanzielle Hilfen aus dem Union ein Programm gestartet, mit oder Polio, gibt es kaum. Viele Leu- Zwar herrscht zwi- Ausland zu einer Verbesserung der dem Lehrergehälter bezahlt werden te sterben jung. schen Dinka Lage bei? sollen: Jeder Grundschullehrer im Die Altersgruppe der- Land soll von der EU pro Monat jenigen, von denen für seine Arbeit 40 Dollar be- anderswo viele an Coro- Das Pfarreigebiet der Comboni-Missio- nare liegt zum großen Teil entlang des Nils. 10./11. Juli 2021 / Nr. 27 THEMA DER WOCHE 3 na sterben, also die über 60- oder de gibt, sondern dass sich Katholiken 70-Jährigen, gibt es bei uns fast Pater Gregor (Zweiter von rechts) sonntags zum Gebet treff en, meistens nicht. Das Durchschnittsalter liegt wandert mit Helfern aus seiner unter einem Baum. Das sind die le- bei 15 Jahren, die durchschnittliche Pfarrei durch Sumpfgebiet. bendigen Zellen, kleine christliche Lebenserwartung bei 56 Jahren. Was Fotos: Comboni Gemeinschaften, die den Glauben man in Deutschland die Risiko- attraktiv machen, auch für die Um- gruppe nennt, existiert im Südsudan gebung und die Nichtchristen. – zumindest auf dem Land – nicht. Wir Missionare werden in die Von daher ist Corona in dieser Regi- Kapellen in der Region eingeladen on kein ema. und feiern dort Sakramente, Gottes- Ein bisschen anders ist es in der dienste. Außerdem bieten wir mehr- Hauptstadt, weil da die Adminis- mals im Jahr Fortbildungen für Ka- tration ja auch ein wenig Kontrolle techeten, für Jugendleiter oder für über das Stadtleben hat. Da wird Frauen an. Diese kommen dann zu geringfügig getestet. Seit Beginn der den Kursen zu uns ins Pfarrzentrum. Corona-Krise hat man im Südsudan Das ist unsere Hauptarbeit. etwa 10 000 Personen positiv getes- Nichtchristen haben in der Regel tet. Davon sind 117 gestorben, also einen Erstkontakt mit Familienmit- etwa ein Prozent der positiv Getes- gliedern, die katholisch geworden teten. Die tatsächlichen Infektions- sind. Dadurch interessieren sie sich und Todeszahlen werden höher sein. der Wasserstand nur wenig gesunken Vor wenigen Monaten wurde ein auch für den Glauben, weil sie mer- Es ist aber wenig Genaues über den ist. Dadurch haben wir das zweite Anschlag auf den designierten Bi- ken, dass das eine andere Form von Verlauf der Infektionen bekannt. Jahr in Folge einen Ernte ausfall. Von schof von Rumbek, eine südsuda- Gemeinschaft ist – im Vergleich zum Insgesamt gibt es für die Südsudane- daher ist es sehr ernst. nesische Diözese, verübt. Gibt es sonst eher gewalttätigen Lebensstil. sen Probleme, die weitaus belasten- Hoff nung, dass die Hintergründe Dann gibt es noch die Glaubens- der sind als die Pandemie. Das heißt, die Menschen sind auf aufgeklärt werden können? vorbereitung durch die Katecheten. Hilfslieferungen angewiesen? Ja, diese Hoff nung haben wir. Wir Missionare kommen dann, Berichte über die Not im Südsudan Naja, es kommen schon Hilfs- Wir müssen abwarten, bis die Unter- wenn die erwachsenen Taufkandi- gehen von 8,3 Millionen Menschen lieferungen. Die gab es auch schon suchung offi ziell abgeschlossen ist. daten vorbereitet sind, und taufen aus, die in diesem Jahr auf huma- vor dem Hochwasser, die ganzen Aber im Prinzip weiß man, dass das in den Dörfern. nitäre Hilfe angewiesen sind: rund Jahre des Bürgerkriegs. Aber das eine kircheninterne Sache ist. Es gibt Der Glaube wird außerdem viel zwei Drittel der Bevölkerung. Das Welt ernährungsprogramm WFP ist dort Priester, die nicht wollen, dass durch das Singen verbreitet.